kunststoffe in der diskussion - chemiereport.at · reich des lichts stehe das reich des bösen und...

56
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 2009 8. Verlagspostamt: 2763 Pernitz / P.b.b./ 03Z035165 M CHEMIE REPORT CHEMIE • LABOR • BIOTECH • PHARMA DAS BRANCHENMAGAZIN .at Kunststoffe in der Diskussion Kunststoffe in der Diskussion Zurzeit polarisiert der Film „Plastic Planet“ in den Kinos. Wir haben einige Expertenstimmen dazu eingeholt. © WillSelarep – iStockphoto.com

Upload: doanthien

Post on 18-Sep-2018

216 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Page 1: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

1.2.3.4. 5 .6 .7. 20098.

Verlagspostamt: 2763 Pernitz / P.b.b. / 03Z035165 M

CHEMIEREPORTC H E M I E • L A B O R • B I O T E C H • P H A R M A

DAS BRANCHENMAGAZIN.at

Kunststoffe in der DiskussionKunststoffe in der Diskussion

Zurzeit polarisiert der Film „Plastic Planet“ in den Kinos. Wir haben einige Expertenstimmendazu eingeholt.

© W

illSe

lare

p –

iSto

ckph

oto.

com

Page 2: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

Um Anmeldung unter [email protected] wird gebeten.

09

PROGRAMM:18.30 Uhr: Welcome Drink

19.00 Uhr: Begrüßung durch Wissenschaftsminister Dr. Johannes Hahn (t.b.c.), Dr. Franz Wohlfahrt, Generaldirektor Novomatic AG, und Josef Brodacz, Chemiereport.at

Vorstellung der Nominierten zum ALSA 2009 und Bekanntgabe des Hauptpreisträgers durch die Jurysprecherin DI Dr. Sabine Herlitschka, Bereichsleiterin Europäische und Internationale Programme FFG

19.30 Uhr: Kartenpyramide „Von Platon bis Einstein“

19.45 Uhr: Kurzvorstellung der prämierten Arbeit durch den Preisträger

ab 20.15 Uhr: Kulinarischer Ausklang

Durch den Abend führt Regina Preloznik.

Dienstag, 24. November 2009 WIENER BÖRSE, FESTSAAL

Eingang: Wipplingerstraße 34, 1010 Wien

EINLADUNG zur feierlichen Preisverleihung

S p o n s o r e d b y

DER ALSA WIRD UNTERSTÜTZT VON

www.alsa.at / ALSA Koordinationsbüro: Tel. : 01/897 53 49, Fax: 01/595 51 58

Page 3: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

Aus dem Inhalt WIRTSCHAFT

Engagement von Shell Chemicals im Nahen Osten | Agrana mit Geschäftsverlauf zufrieden |Denios gewinnt Unternehmenswettbewerb in Salzburg | Gedämpfte Industriegeschäfte bei Siemens | Baxter eröffnet neue Plasmafraktionierung in Wien | Wirtschaftsverband für Industrieservices blickt auf einjähriges Bestehen zurück | Roche präsentiert Umsatz-steigerungen und neue Konzernleitung | Boehringer Ingelheim übernimmt Teil des WyethTiergesundheitsgeschäfts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

EIN PIONIER NIMMT DEN HUT

Hermann Katinger, langjähriger Vorstand des Instituts für angewandte Mikrobiologie an der Wiener Universität für Bodenkultur, ist mit Anfang Oktober emeritiert. Wir sprachen mit ihm über Werdegang und Zukunftsperspektiven und haben auch einige Stimmen von Wegbegleitern eingeholt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

AGRARCHEMIE

Der Bayer-Teilkonzern Crop Science präsentierte auf seiner Jahrespressekonferenz seine Perspektiven für den Agrarmarkt der Zukunft. Das Unternehmen plant die engeVerzahnung von chemischer und biotechnologischer Entwicklung. . . . . . . . . . . . . . . . 18

KUNSTSTOFFE IN DER DISKUSSION

Zurzeit läuft der Film „Plastic Planet“ in den Kinos, der überaus polarisierend Probleme des Umgangs mit Kunststoffen thematisiert. Der Chemiereport hat einige österreichische Stimmen eingeholt, durch die die Aussagen des Films stark relativiert werden. . . . . . . . . 20

MYKOTOXINE

Mykotoxine, Giftstoffe aus Pilzen in Nahrungsmitteln, stellen weltweit ein ernstzunehmendes Problem dar. Um die Entwicklung von Präventionsmaßnahmen voranzutreiben, haben sich nun erstmals Wissenschaftler zu einem internationalen Treffen in Tulln zusammengefunden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

RECHT

Der Parallelimport von Arzneimitteln ist in Europa zulässig, steht jedoch oft vor praktischenHürden. Eine davon ist, dass die ausländische Arzneimittelverpackung regelmäßig nicht den inländischen Erfordernissen genügt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

INTERVIEW

Karl Zojer sprach mit Alfred Vendl, Leiter des Instituts für Kunst und Technologie der Universitätfür Angewandte Kunst. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

LIFE SCIENCES

Unternehmensporträt 55 Pharma | Vienna Biocenter Researchers’ Night | Sigmund-Freud-Uni baut Pharmakovigilanz-Ausbildung auf | Fünf Jahre Human Technology Styria | Abbot Medical Circle beleuchtete Ökonomie diagnostischer Maßnahmen |Grundsteinlegungen in Wiener Neustadt und Tulln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

VERFAHREN UND ANWENDUNGEN

Das Zetapotenzial als Maß für Oberflächeneigenschaften | Antriebstechnik nach den Kriterien des Hygienic Design | Neue Richtlinie zu filternden Abscheidern | Virtual Reality im Anlagenbau | Höhere Patientensicherheit durch 2D-Codes | Gusskernherstellung mit anorganischem Bindemittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40

Serie Science2Business . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42Für Sie gelesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50Neue Produkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51Termine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54

Page 4: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten
Page 5: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

Der Manichäismus, eine von Persien ausge-gangene religiöse Strömung mit beacht-licher Verbreitung in der Spätantike, lehrteeinen strengen Dualismus: Dem göttlichenReich des Lichts stehe das Reich des Bösenund der Finsternis gegenüber. Licht undFinsternis seien in der Welt in einen stetenKampf verwickelt, es bedürfe „Auserwähl-ter“, um das solchermaßen gefangene Lichtwieder zu befreien und zum göttlichenReich zurückzuführen.Die Lehre der Manichäer ist, wie man un-schwer erkennen kann, nicht ohne Einflussauf die geistige Verfassung des Abendlan-des geblieben, wenn auch die Gruppierungselbst in Europa durch massive Verfolgungim fünften Jahrhundert ausgerottet wurde.Das Gute und das Böse als unvermischtund einer Trennung bedürfend vorzustellen,blieb in vielen Verästelungen gegenwärtig.Auch die jüngste politische Geschichtespricht wieder gerne von „Achsen des Bö-sen“, aber auch von unvermischt bösenoder guten US-Präsidenten.Konnte man darauf hoffen, dass gebildeteSchichten hierzulande ein strengesSchwarz-Weiß-Malen im politischen undkulturellen Diskurs allmählich überwinden,so ist man in der Beurteilung naturwissen-schaftlicher Vorstöße und daraus erwach-sender Technologien der Dichotomie nochauf weiten Strecken verhaftet.Jüngstes Beispiel ist der Film „Plastic Pla-net“ des österreichischen Regisseurs Wer-ner Boote. Hier gibt es nur bösen Kunststoffund böse Industrie, vor denen die Welt nurdurch das Wirken Auserwählter (Wissen-schaftler, Aktivisten, Regisseure) gerettetwerden kann. Konsequent verweigert Bootedie Erkenntnis, „Plastik“ könnte vielleichtnicht einfach ein bestimmtes (und danneben höchst gefährliches) Material sein,sondern ein Überbegriff für eine Vielzahlunterschiedlicher Substanzen. Dasschmerzt zwar den Chemiker, passt aber ineine Weltsicht, die streng zwischen Gut und

Böse unterscheidet. Differenzierungen ha-ben da keinen Platz.Ähnliches begegnet dem wachen Zeitge-nossen nicht selten, wenn der Begriff „Na-notechnologie“ im Spiel ist. Eben noch alsCutting-Edge-Technologie apostrophiert unddaher eindeutig der guten Seite der Welt zu-gehörig, droht die öffentliche Stimmungsla-ge zu kippen und angesichts drohender Ge-fahren die Nanowelt bald dem Reich desBösen anheimzufallen. In einschlägigenDiskussionen wird dabei kaum verstanden,dass es sich beim Begriff „nano“ einfachum Phänomene mit bestimmten Längenab-messungen handelt und die Frage (ich höresie immer öfter), ob Nanotechnologie ge-fährlich ist, ungefähr so viel Sinn hat wiedie, ob Moleküle gefährlich sind. Ja – man-che schon, es kommt eben darauf an, abereine solche Antwort wird nicht akzeptiert,wenn es nur schwarz oder weiß geben darf.Ist sie nun gefährlich oder nicht, die Nano-technologie; ist sie nun böse oder nicht, dieGentechnik; was muss man tun, um dasReich des Lichts von der Gefangenschaft imReich des Bösen zu befreien?Dieser Text versteht sich als Plädoyer fürgenaueres Hinsehen, für ein Abwägen vonsachlich gestützten Argumenten, für diffe-renzierte Betrachtungsweisen, für die Freu-de an der Auseinandersetzung. Das wärenWerte, die für den gesellschaftlichen Dis-kurs im Allgemeinen und den über neueTechnologien im Besonderen zu fordernsind – die aber auch in diesem Sinne „ge-bildete“ Teilnehmer an diesem Diskurs er-fordern. Ich gebe die Hoffnung nicht auf,dass solches die Frucht einer guten Allge-meinbildung sein könnte, mag das auchhoffnungslos altmodisch aufklärerisch sein.

Eine anregende Lektüre der vorliegendenAusgabe des Chemiereport wünscht Ihnen

Georg Sachs

Chemiereport.at – Chemiereport.at – Das Magazin für Chemie, Labor und Biotechnologie. Internet: www.chemiereport.at / Medienin-haber, Verleger, Herausgeber, Anzeigen-Gesamtleitung: Josef Brodacz, Kitzberg 6, 2761 Waidmannsfeld, Tel.: 06991/967 36 31, E-Mail: [email protected] / Chefredaktion: Mag. Georg Sachs / Redaktion: Dipl. Chem. Carola Hanisch, Harald Jung, Inge Kracht, Dr. Horst Pichlmüller, Dipl. Ing. Wolfgang Schweiger, Dr. Karl Zojer / Lektorat: Mag. Gabriele Fernbach / Layout, DTP: creativedirector.cc lachmair gmbh / Druck: Jork Printmanagement GmbH, 1150 Wien / Erscheinungsweise 8 x jährlich, Druckauflage8.800 / Anzeigenpreisliste gültig ab 1. 1. 2006

EditorialWider die Dichotomie

„Das Leben ist mehr alsnur schwarz oder weiß - es gibt so viele Farben“

Karel Gott

Page 6: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

Engagement von Shell Chemicals im Nahen Osten

6 | chemiereport.at 7/09

In den Ländern des Nahen Ostens ist verstärkt die Entwick-lung zu beobachten, die Wertschöpfung der nachgelagerten Indus-trie in der Region zu halten, anstatt das Erdölgeschäft vor-nehmlich exportorientiert zu sehen. Diese Thematik griff AslamMoola, Business Development Manager bei Shell Chemicals, inseinem Vortrag auf der Konferenz Petchem Arabia 09 am 14. Ok-tober in Abu Dhabi auf. Er hob die Vorteile besserer Kosteneffi-zienz und höherer Rohstoffflexibilität hervor, die Investitionen inintegrierte Standorte aufweisen, an denen Förderung, Raffinationund petrochemische Verarbeitung von Öl und Gas gemeinsamstattfinden.

Shell tätigt Investitionen dieses Typs nicht nur selbst (etwa imRahmen des Eastern Petrochemicals Complex in Singapur), son-dern bietet auch vom Unternehmen entwickelte Technologien fürden Aufbau einer petrochemischen Industrie im Nahen Osten an.Jüngstes Beispiel ist die Inbetriebnahme der weltweit zweiten An-lage, die Shells neuen Prozess „Omega“ zur Herstellung von Mo-noethylenglykol benutzt. Das Verfahren erlaubt die katalytischeHerstellung von Glykol aus Ethylenoxid im Unterschied zur her-kömmlichen thermischen Umwandlung. Die neue Anlage stehtim Eigentum von Petro Rabigh in der Stadt Rabigh am RotenMeer und wird jährlich 600.000 Tonnen Monotehylenglykolproduzieren.

Agrana, der international tätige Zucker-, Stärke- und Fruchtzu-bereitungshersteller mit Sitz in Österreich, hat seine Geschäftszah-len für die erste Hälfte des Geschäftsjahrs 2009/2010 veröffent-licht. Demnach lag der Konzernumsatz mit 1,034 Mrd. Euro nurminimal unter dem Vorjahreswert von 1,046 Mrd. Euro. Vor-standsvorsitzender Johann Marihart spricht von einem „erfreuli-chen Ergebnis unter diesen realwirtschaftlichen Rahmenbedingun-gen“. Das Unternehmen führt den zufriedenstellenden Geschäfts-verlauf auf gesunkene Rohstoff- und Energiepreise, aber auch aufdie Umsetzung von Maßnahmen zur Effizienzsteigerung und Kos-tensenkung zurück.

Leichte Umsatzrückgänge gab es im Segment Zucker, inden Segmenten Stärke und Frucht ist der Umsatz gegenüberdem Vorjahr nahezu unverändert. Das operative Konzerner-gebnis liegt mit 43,9 Mio. Euro sogar deutlich über demVergleichswert des Vorjahres von minus 7,8 Mio. Euro. DieErgebnisverbesserung war vor allem auf das Segment Stärkezurückzuführen, in dem sich die niedrigeren Rohstoffpreiseentsprechend positiv auf die Margen niederschlugen. ImSegment Frucht konnte nach den hohen Lagerabwertungenbei Apfelsaftkonzentrat des Vorjahres insgesamt eine Stabili-sierung der Ertragslage erzielt werden.

Im Segment Zucker plant Agrana im weiteren Verlaufdes Geschäftsjahrs, die Energiekosten weiter zu optimieren,im Stärkegeschäft wird trotz ausgelasteter Bioethanolkapa-zitäten in Österreich und Ungarn aufgrund der niedrigenGetreidepreise mit einem preisbedingten Umsatzrückganggerechnet.

Mit dem Omega-Prozess ist Shell die katalytische Herstellung von Mono-

ethylenglykol aus Ethylenoxid gelungen.

© A

gran

a B

etei

ligun

gs-A

G

Im Segment Zucker ist Agrana in sieben europäischen Ländern tätig.

© R

oyal

Dut

ch S

hell

Agrana mit Geschäftsverlauf zufrieden

Über Shell ChemicalsDie Herstellung und Vermarktung petrochemischer Produkte istTeil des Downstream-Geschäfts der Royal Dutch Shell. Das Unter-nehmen erzielte im Jahr 2008 einen Umsatz von 43.494 Mio.US-Dollar mit Chemikalien. Hauptprodukte sind Alpha-Olefine,Aromaten, Ethylenoxid und Glykole, Niedrige Olefine, Propylenoxidund Derivate, Lösungsmittel sowie Styrol.

Über die Agrana-GruppeDie Agrana hat seit ihrer Gründung als Dachgesellschaft der öster-reichischen Zucker- und Stärkeindustrie im Jahr 1988 eine starkeinternationale Expansion hinter sich und ist heute mit 53 Produk-tionsstandorten auf fünf Kontinenten vertreten. Neben der Herstel-lung von Zucker und Stärkeprodukten für die weiterverarbeitendeIndustrie ist man vor allem mit den Geschäftsfeldern Fruchtzube-reitung und Fruchtsaftkonzentrate auf dem globalen Markt vertre-ten. Österreichische Genossenschaften und die deutsche Südzu-cker AG halten jeweils 37, 5 % der Anteile an der Gruppe, derRest ist Streubesitz.

Page 7: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

chemiereport.at 7/09 | 7

Denios hat beim Wirtschaftwettbewerb„Austria’s Leading Companies“ in der Kategorie„Solide Kleinbetriebe Salzburg“ den erstenPlatz erzielt. Die österreichische Vertriebsnie-derlassung des im deutschen Bad Oeynhausenansässigen Anbieters von Lösungen für Gefahr-stofflagerung, Brandschutz, Luft- und Thermo-technik hat sich nach einer schwierigen Situati-on vor etwa fünf Jahren überdurchschnittlichgut entwickelt. Erzielte dass Unternehmen2005 in Österreich noch einen Umsatz von1,78 Millionen Euro, erreichte man 2008 be-reits die 4-Millionen-Marke. Für den Neustartnach der Übersiedlung nach Hallwang bei Salz-burg verantwortlich ist Geschäftsführer Erich

Humenberger, der die „Steigerung des Bekanntheitsgrads der Marke Denios“ als Hauptziel dervergangenen Jahre nennt. Denios vertreibt seine Produkte über 14 Vertriebsniederlassungen inEuropa und den USA und produziert an fünf Standorten. Im Gesamtkonzern sind 650 Mitar-beiter beschäftigt, davon derzeit sieben in Österreich.

Der Wettbewerb „Austria’s Leading Companies“ wird vom Wirtschaftsblatt gemeinsam mitdem Kreditschutzverband und Pricewaterhouse Coopers in drei Umsatzkategorien und – nebeneiner Österreich-Gesamtwertung – für jedes Bundesland vergeben. In die Bewertung fließen be-triebswirtschaftliche Kriterien und Kennzahlen nachhaltigen Wirtschaftens ein. Die Kategorie„Solide Kleinbetriebe“ umfasst Unternehmen mit einem Umsatz bis 10 Mio. Euro.

Denios Österreich-GF Erich Humenberger (links)

freut sich gemeinsam mit Landeshauptfrau Gabriele

Burgstaller und Denios-Vorstandsvorsitzendem

Helmut Dennig über die Auszeichnung.

Denios gewinntUnternehmenswettbewerb in Salzburg

Im Rahmen der traditionellen Herbstpresse-konferenz der Siemens-Divisionen IndustryAutomation und Drive Technologies sprachKurt Hofstädter, Mitglied des Vorstands derSiemens Österreich AG, über die aktuelle Ge-schäftsentwicklung im Industriesektor. Wäh-rend sich der Umsatz im Bereich Gebäude-technik relativ kontinuierlich entwickelte,spürten die Divisionen, die in Richtung pro-duzierender Betriebe verkaufen, die Auswir-kungen der aktuellen Konjunkturlage stärker.Gerade im Geschäft mit Ländern wie der Ukraine (für das die österreichische Siemens-Toch-ter verantwortlich ist) und mit Branchen wie Metall-, Zement- oder Grundstoffindustriefindet man heuer einen wesentlich kleineren Markt vor als noch im Vorjahr. Auch wennAnalysten schon wieder Licht am Ende des Tunnels sehen, bleibt Hofstädter in seiner Ein-schätzung vorsichtig. Nach wie vor stünden viele Maschinen ungenutzt herum, auch bei ei-nem Anziehen der Konjunktur werde man noch Jahre brauchen, um wieder auf das Niveauder Erfolgsphasen der letzten Zeit zu kommen. Mittelständische Betriebe hätten noch immermehr Umsatz als Auftragseingang, was kein gutes Zeichen sei.

Aufgrund eines schon in Hochkonjunkturzeiten begonnenen Sparprogramms sei SiemensÖsterreich laut Hofstädter gut vorbereitet in die Krise geraten, die dadurch erhofften Produk-tivitätsvorteile seien aber weitgehend verpufft. Im derzeitigen Szenario möchte man bei Siemensmit Lösungen für die Energieeinsparung und Kostensenkung im industriellen Umfeld punk-ten. Wörtlich hieß es, man wolle „Nr. 1 im grünen Portfolio“ werden. Durch Einsparungen inder Antriebstechnik alleine würden sich etwa 70 % der Stromkosten sparen lassen.

Siemens: Gedämpfte Geschäfte im Industriesektor

© D

enio

s

Christian Zwickl-Bernhard, Leiter der Divisionen

Industry Automation und Drive Technologies (links),

und Siemens Österreich-Vorstand Kurt Hofstädter sehen

Cancen in der Erhöhung der Energieeffizienz.

© S

iem

ens

AG Ö

ster

reic

h

Page 8: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

8 | chemiereport.at 7/09

Es war ein harter unternehmensinterner Wettbewerb, aber derösterreichische Standort konnte ihn für sich entscheiden: Baxter hatseine neue Plasmafraktionierungsanlage in Wien eröffnet. Vorange-gangen war dem eine Investition von mehr als 70 Millionen US-Dollar, die in die Modernisierung der bestehenden Gebäude undAnlagen bei laufendem Betrieb floss. Während der rund zweijähri-gen Projektrealisierungsphase kam es zu insgesamt nur 24 WochenProduktionsstillstand, aufgrund entsprechender Vorproduktion je-doch zu keinerlei Lieferausfällen.

Am Produktionsstandort von Baxter in Wien 22 werden derzeit22 Produkte produziert, 18 davon aus Humanplasma. „Mit der neu-en Anlage können wir alles ausschöpfen, was humanes Plasma in sichbirgt: bis zum letzten Protein, nichts geht verloren“, zeigt sich die Lei-terin der Produktionsbetriebe von Baxter in Österreich, ChristineSchmatz, von den Möglichkeiten angetan. Zu den Produkten ausHumanplasma zählen Gerinnungsfaktoren, Immunglobuline, Hu-manalbumin, plasmatische Gewebskleber und Alpha-1-Antitrypsin.

1,7 Mio. Liter des wertvollen Rohstoffs werden jährlich am WienerStandort verarbeitet.

Ausbildungsniveau führt zu Arbeitsplätzen. Ein klares Bekennt-nis zum Engagement des Unternehmens in Österreich gab im Rahmeneiner Pressekonferenz auch Markus Reinhard, Vorstand der Baxter AG,ab. Seit der Übernahme der damaligen Immuno im Jahr 1996 habe dasUnternehmen 1.650 Arbeitsplätze geschaffen und mehr als 500 Mio.US-Dollar investiert. Neben der Produktion in Wien ist in Orth an derDonau das globale Forschungs- und Entwicklungszentrum des Baxter-Bereichs „Bio Science“ angesiedelt. Nimmt man beide zusammen, stelltÖsterreich den weltweit größten zusammenhängenden Baxter-Stand-ort mit mehr als 3.600 Mitarbeitern dar. Reinhard, der bei Baxter un-ter anderem für Human Resources verantwortlich ist, schätzt besondersdas hohe Ausbildungsniveau, das hierzulande auf den Gebieten Verfah-renstechnik, Biotechnologie und Technische Biochemie zu finden ist:„Das ist der Grund, warum wir hier tätig sind“.

In der neuen Anlage werden 18 Produkteaus humanem Plasma hergestellt.

© B

axte

r/Fr

anz

Hel

mre

ich

Ludger Kramer, Vorstandsvorsitzender des Anlagenbau- undServiceunternehmens MCE EG, hat den Vorsitz im Wirtschafts-verband für Industrieservice (WVIS) von Thomas Töpfer, Vorstandbei der Bilfinger Berger AG, übernommen. Der Verband wurde voreinem Jahr mit dem Ziel gegründet, die wirtschaftspolitischenInteressen der vergleichsweise jungen Branche zu artikulieren undihr öffentliches Bild zu festigen. Die Arbeit des Verbands kann nunbereits auf mehrere Initiativen zurückblicken.

Qualitäts- und Ausbildungsinitiative. So soll die Einführung desRAL-Gütezeichens Industrieanlagenservice die Vergleichbarkeit undTransparenz der angebotenen Dienstleistungen auf dem Industrie-servicemarkt unterstützen. Es wurde mit dem Ziel gearbeitet, Standardszu setzen und einheitliche Definitionen zu schaffen. Zu diesem Zweckformierte sich eine eigene Gütegemeinschaft Industrieanlagenservicee.V., deren Vorsitzender Martin Hennerici von Voith Industrial Servicesist. Daneben hat der WVIS eine Aus- und Weiterbildungsoffensive ge-startet, um die Managementfähigkeiten von professionellen Instandhal-

tungsmanagern zu steigern. Zuden gesetzten Maßnahmen ge-hört die Gründung einer WVISAcademy, die Unternehmen imIndustrieservice dabei unterstüt-zen soll, die berufliche Qualifika-tion der Beschäftigten zu sichern.

Ludger Kramer sprach auf ei-ner Pressekonferenz anlässlichder Instandhaltungs-FachmesseMaintain von der Bedeutung vonOutsourcing-Modellen im Indus-trieservice, die dem Trend derKonzentration der Unternehmenauf die eigenen Kernkompetenzen entsprächen. Die Service-Brancheist aber auch selbst in Bewegung: Jüngstes Beispiel ist die geplanteÜbernahme von MCE durch Bilfinger Berger. In dieser Sache sindnun einmal die Wettbewerbsbehörden am Zug.

Wirtschaftsverband für Industrieservice blickt auf einjähriges Bestehen zurück

Ludger Kramer, Vorstandsvorsitzender

von MCE, hat den Vorsitz im Wirt-

schaftsverband für Industrieservice

übernommen.

© M

CE

AG

Baxter eröffnet neue Plasmafraktionierung in Wien

Page 9: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten
Page 10: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

10 | chemiereport.at 7/09

Roche präsentiert Umsatzsteigerungen und neue Konzernleitung

Das Wachstum des Pharma- und Medizintechnik-Riesen Roche hält unvermindert an. Der Umsatz ist in den ersten neunMonaten 2009 um 3,1 Milliarden auf 36,4 Milliarden Frankengestiegen, was einen Anstieg von 11 % in lokalen Währungen be-deutet.

Wachstumstreiber der Pharma Division war dabei vor allem dasGrippemittel Tamiflu, das das Wachstum der Division von markt-üblichen 6 % auf 12 % in lokalen Währungen anschwellen ließ.Die umsatzstärksten Arzneimittel aus dem Hause Roche sind Avas-tin (4,684 Mio. Schweizer Franken zwischen Jänner und September2009), Mab Thera/Rituxan und Herceptin. Mit 30. September um-fasste die Forschungs- und Entwicklungspipeline der Division Phar-ma (Phase I bis III/Registrierung) 63 neue pharmazeutische Wirk-stoffe und 61 zusätzliche Indikationen. Vier Projekte wurden imdritten Quartal 2009 in die Phase II der Entwicklung überführt.Die Verkäufe der Division Diagnostics sind um 8 % in lokalenWährungen gewachsen und damit nach Einschätzung des Unter-nehmens mehr als doppelt so schnell wie der weltweite In-vitro-Diagnostika-Markt.

Personalkarussell in der Konzernleitung. Bis Ende des Jahressoll die Integration von Genentech in den Roche-Konzern umge-setzt sein, mit deren Fortschritten sich CEO Severin Schwan zufrie-den zeigt. In diesem Zusammenhang kommt auch eine Neustruk-turierung der Konzernleitung zum Tragen, wenn mit Ende 2009William M. Burns (62), CEO Pharma Division, Juergen Schwiezer(65), CEO Diagnostics Division, und Jonathan Knowles (62), derLeiter der Konzernforschung, ihre Funktionen zurücklegen. Pascal

Soriot (50), der als CEO von Genentech bereits der Konzernleitungangehört, wird mit Jahreswechsel Chief Operating Officer der Phar-ma Division, Jean-Jacques Garaud (54), derzeit Leiter der Pharma-Entwicklung, zieht in das erweiterte Executive Committee ein, woer die Verantwortung für Forschung und frühe Entwicklung imPharmabereich übernimmt. Auch Dan Zabrowski (50), der dasPharma-Partnering leitet, zieht in die erweiterte Konzernleitungein. Daniel O’Day (45) wird Chief Operating Officer der Diagnos-tics Division, Ian Clark (49) folgt Pascal Soriot als CEO von Ge-nentech und wird an Letzteren berichten.

Pfizer übernimmt Wyeth, trennt sich aber von einigen Teilen. Sohat Boehringer Ingelheim Vetmedica, Inc., die US-Tiergesundheits-sparte von Boehringer Ingelheim, eine Vereinbarung mit Pfizer ge-troffen, bestimmte Teile des bislang zu Wyeth Pharmaceuticals gehö-renden Tiergesundheitsgeschäfts von Fort Dodge zu übernehmen.Die Transaktion, die noch der endgültigen Zustimmung der Kartell-behörden bedarf, würde eine Ausweitung des Produktportfolios vonBoehringer Ingelheim im Segment Kleintiere und Rinder bedeuten.

Mehrere Impf-stofflinien im Port-folio. Nach der Zu-stimmung durch dieBehörden wird dieVereinbarung Boeh-ringer Ingelheim dieMöglichkeit eröff-nen, einen substan-ziellen Anteil des FortDodge-Produktport-

folios in mehreren Ländern sowie Fertigungsbetriebe und Forschungs-und Entwicklungseinrichtungen in Fort Dodge im US-BundesstaatIowa zu erwerben. Der Vertrag sieht vor, dass Boehringer Ingelheim inden USA und Kanada die Impfstofflinien für Kleintiere und Rindersowie eine breite Palette an Pharmazeutika für Kleintiere, Rinder undandere Spezies übernimmt und vermarktet. In Kanada sind auch meh-rere Impfstoffe für Schweine im Paket enthalten. In Australien würdeBoehringer Ingelheim die Impfstoffe für Kleintiere von Fort Dodge er-werben und vermarkten, in einigen europäischen Ländern und in Süd-afrika bestimmte Impfstoffe für Rinder.

„Fort Dodge Animal Health ist ein international für seine erst-klassige Forschung und Entwicklung anerkanntes Tiergesundheits-unternehmen und verfügt über ein Produktportfolio, das strategischsehr gut zu unseren bestehenden Produkten passt“, kommentierteHubertus von Baumbach, Mitglied der Unternehmensleitung vonBoehringer Ingelheim und verantwortlich für Finanzen und Tierge-sundheit. „Dieser Zukauf bietet die Gelegenheit, unsere Entwick-lung innovativer Produkte für die Tiergesundheit durch eigene For-schung und externe Kooperationen weiter zu stärken und dadurchden Nutzen für Tierärzte und Tierhalter zu erhöhen.“

Das Tumorpräparat Avastin, das den Antikörper Bevacizumab enthält, ist

Roches umsatzstärkstes Arzneimittel.

© Boehringer Ingelheim

Geht der Deal durch, würde Boehrin-ger Ingelheim künftig seine Produktpa-lette in der Tiergesundheit wesentlich

verbreitern.

© R

oche

Boehringer Ingelheim übernimmt Teil des Wyeth Tiergesundheitsgeschäfts

Page 11: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten
Page 12: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

12 | chemiereport.at 7/09

Die hochkarätige Jury, beste-hend aus DI Dr. Sabine Herlitsch-ka von der FFG, Dr. Kurt Kono-pitzky, Vizepräsident der österrei-chischen Gesellschaft fürBiotechnologie, Vizerektor Univ.-Prof. Dr. Peter Swetly von der Vete-rinärmedizinischen UniversitätWien und Prof. Dr. Nikolaus Za-cherl, Obmann der Austrian Bio-tech Industries, hat über die Preis-würdigkeit der Bewerber entschie-den, wobei die Grundlagen derBewertung ausschließlich wissen-schaftliche Exzellenz, Anwendungs-orientierung und Originalität dereingereichten Arbeiten bilden. Ein-mal mehr ist die Jury über die Ex-zellenz der Arbeiten begeistert. „Ei-ne Sache erleben wir jedes Jahr –nun bereits zum vierten Mal – wie-der: Am liebsten würden wir eineganze Reihe junger Forscher mitPreisen auszeichnen, denn die Qua-lität der Arbeiten ist beeindru-ckend“, freut sich Konopitzky undHerlitschka ergänzt: „Außerdemhaben wir heuer einen Frauenanteilvon 48 % und das ist besonders er-freulich.“

Drei statt einem PreisträgerÄhnlich sieht die Sachlage Dr.

Franz Wohlfahrt, Generaldirektordes Hauptsponsors Novomatic.„Wir haben uns dazu entschlos-sen, dieses Jahr auch den beidenZweitplatzierten einen Anerken-nungspreis zukommen zu lassen“,ist Wohlfahrt angetan, „denn beieiner Vielzahl an herausragendenArbeiten ist es schon schwer ge-nug, drei zu prämieren.“ Wer diePreise und vor allem den Haupt-preis in Höhe von Euro 10.000,-

mit nach Hause nehmen darf, wird noch nicht verraten. Erst am24. November bei der feierlichen Preisverleihung im Festsaal derWiener Börse wird das Geheimnis gelüftet.

Wirtschaft und junge ForschungDI Claus Zeppelzauer, Bereichsleiter Unternehmen & Techno-

logie bei der niederösterreichischen Wirtschaftsagentur ecoplus,zur Akzeptanz des Preises: „Österreich braucht junge Forscher.

Mithilfe des ALSA können wir den Forschungsstandort Österreichweiter stärken und sein Renommee untermauern. Wir freuen unsüber die durchwegs ambitionierten Bewerbungen und die Aner-kennung seitens der etablierten Wissenschaftler.“ Novomatic, eco-plus, VWR und Bayer – vier wichtige Größen in Österreichs Wis-senschaftslandschaft – ziehen am gleichen Strang und unterstützendie Förderung junger Forscher gerne. DI Brigitte Niebler-Földi,Field Marketing Specialist Life Science bei VWR in Wien, bestä-tigt: „Wir erachten es als besonders wichtig, junge Wissenschaftlerzu fördern und ihnen die Chance zu geben, ihre Arbeiten in derÖffentlichkeit zu präsentieren.“ Drei herausragende Arbeiten darfdas Publikum bei der Preisverleihung am 24. November näher ken-nenlernen.

Neuer Ort, neue IdeenFür ein wenig Abwechslung sorgt dieses Jahr eine neue Event-

Location. Statt wie bisher im Museumsquartier wurde der Festsaalder Wiener Börse als Ort der feierlichen Preisverleihung gewählt.Neue und „routinierte“ Besucher sind herzlich willkommen – umAnmeldung wird gebeten. Lassen Sie sich überzeugen: ÖsterreichsJungforscher von Vorarlberg bis ins Burgenland beeindruckendurch überraschende Erkenntnisse, solide Recherchen und Exzel-lenz. Eine neue Wissenschaftselite klopft an!

ALSA 09: Die Spannung steigt Die Jury hat den Hauptpreisträger für den Austrian Life Science Award 2009 sowie zwei weitere Preisträger gekürt.Am 24. November erfährt die Öffentlichkeit, wer dieses Jahr die begehrte Auszeichnung für junge Wissenschaftler erhält.

Franz Wohlfahrt, Novomatic

Brigitte Niebler-Földi, VWR

Claus Zeppelzauer, ecoplus

Austrian Life Science AwardDer ALSA wird heuer bereits zum vierten Mal für herausragendewissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Biowissenschaftenund Biotechnologien einschließlich Medizin und Medizintechnikvergeben. Für die Jury gelten als Grundlage der Bewertung wis-senschaftliche Exzellenz, Anwendungsorientiertheit und Origina-lität der eingereichten Arbeiten. Der Hauptsponsor Novomatic so-wie die weiteren Sponsoren ecoplus, VWR und Bayer ermöglichengemeinsam mit Initiator und Veranstalter Chemiereport einenHauptpreis in Höhe von Euro 10.000,-, zwei Anerkennungspreisezu je Euro 1.000,- sowie einen bemerkenswerten Event ausAnlass der Preisverleihung am 24. November 2009.

Infos & Kontakt:ALSA – Austrian Life Science Award

c/o Publish Factory GmbH

www.alsa.at oder www.chemiereport.at

Anmeldungen für die Preisverlei-hung am 24. November 2009 imFestsaal der Wiener Börse werdengerne entgegengenommen:

[email protected],

Tel.: 01-897 53 49,

Fax: 01-595 51 58

09

Page 13: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten
Page 14: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

14 | chemiereport.at 7/09

„Unsere Arbeit hat traditionell einen starken Technologie-Fo-kus. Hier hat auch das erfinderische Element noch seinen Platz“,meint Hermann Katinger und fasst damit die Vorstoßrichtung ei-nes ganzen Forscherlebens zusammen: Stets war Katinger damitbeschäftigt, neue und neueste Ansätze der Wissenschaft in dasUmfeld der industriellen Produktion zu übersetzen. Dass das fürseine Wissenschaft, die Biotechnologie, in Österreich immer wie-der besonders gut funktioniert hat, ist zu einem nicht unbe-trächtlichen Teil seinem Wirken zu verdanken.

Für die Folgen dieses Wirkens rührt er auch gerne die Werbe-trommel: „Ich glaube, dass Österreich immer noch ein unter-schätzter Biotechnologie-Standort ist. Es ist nicht genug bekannt,dass zwei Weltmarktführer hier zu Hause sind.“ Die größte Fer-mentationsanlage der Welt werde von Jungbunzlauer im nördli-chen Weinviertel zur Herstellung von Citronensäure betrieben.Und der Sandoz-Standort in Kundl sei noch immer einer dergrößten westlichen Betriebe, die Antiinfektiva erzeugen.

Katingers eigener Weg begann bei der weißen, industriellenBiotechnologie. „Ich habe in der Fermentationstechnologie mit

Hermann Katinger, langjähriger Vorstand des Instituts fürangewandte Mikrobiologie an der Wiener Universität fürBodenkultur, ist mit Anfang Oktober emeritiert. Wie kaumein anderer hat er das Biotechnologie-Gesicht Österreichsgeprägt. Wir sprachen mit ihm über Werdegang undZukunftsperspektiven und haben auch einige Stimmen von Wegbegleitern eingeholt.

Ein Pionier nimmt den Hut.Zur Emeritierung von Hermann Katinger

„Ich glaube, dass Österreich immer noch ein unterschätzter Biotechnologie-

Standort ist.“ Hermann Katinger

© a

nnar

auch

enbe

rger

.com

/A

nna

Rau

chen

berg

er -

Wie

n

Page 15: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

Verhefung zum Zwecke der Futtermittelherstellung begonnen“,erzählt Katinger von seinen Anfängen. Was das Ausgangsmateri-al betrifft, denkt man damals, in den 1960er-Jahren, an paraffin-reiche Erdölvorkommen. Schon bei dieser ersten Industriekoope-ration ist das Interesse auch auf politischer Seite hoch, es ergebensich Kontakte nach China und Russland, während man im Wes-ten der Idee gegenüber skeptisch ist, den Energiegehalt des Erd-öls für die Erzeugung von Tiernahrung zu nutzen. Und wenn-gleich die ökonomische Entwicklung (die Erdölpreise gingenrauf, die Sojapreise runter) die Technologie unrentabel gemachthaben, leben zahlreiche spätere industrielle Anwendungen derBiotechnologie von Engineering-Know-how, das Katinger beidiesen ersten Versuchen gesammelt hat, nicht zuletzt die Citro-nensäureherstellung von Jungbunzlauer. (Katinger: „Es ist keinZufall, dass die Anfänge der Technologie in einer Diplomarbeitam Institut für Angewandte Mikrobiologie liegen.“)

Pionierleistungen in der roten Biotechnologie. Auch in frü-he Versuche der Gewinnung von Methan aus der Tierkörperver-wertung und von Biotreibstoff aus Zuckerrohr (in Zusammenar-beit mit der Firma Vogelbusch wurden einige große Projekte inSüdamarika abgewickelt) ist Katinger involviert. Ein neue Richtungbekommt seine Forschung Mitte der 1970er-Jahre durch das Zu-sammentreffen mit Gerhard Bodo, damals Forschungsleiter derWiener Boehringer Ingelheim-Tochter Bender. Für dieses Unter-nehmen, das an der biotechnologischen Produktion von Alpha-Interferon arbeitet, kann Katinger die erste geschlossene Indus-trieanlage auf der Grundlage tierischer Zellkultur realisieren –und ist damit mit einem Schlag an der vordersten Front einerEntwicklung, die die Struktur der pharmazeutischen Industrie ra-dikal zu verändern beginnt. Durch die Bekanntschaft mit demspäteren Medizin-Nobelpreisträger George Köhler ergeben sichArbeiten auf dem damals völlig neuen Gebiet der monoklonalenAntikörper. Der erste Vertreter dieser neuen Kategorie von Arz-neimitteln, der ein klinisches Entwicklungsstadium erreicht, istMuromonab CD-3. Als der Hersteller Johnson & Johnson dieProduktion auf Katingers tierische Zellkulturtechnologie um-stellt, ist dieser auch in den USA ein bekannter Mann. Er wirdvon den Pionieren der zukünftigen Biotechnologie-Branche wieGenentech oder Amgen zu Seminaren eingeladen– als diese nochnicht das sind, wofür sie heute stehen. Auf diese Weise ergibt sichfür Katinger auch Kontakt mit der amerikanischen Form unter-nehmerischen Denkens – der es viel näher liegt, an die Finanzie-rung einer Firmengründung zu denken, als es einem Universitäts-wissenschaftler in Europa einfallen würde.

„Heute werden 70 % alle Biopharmaka mithilfe von Säuge-tierzellen erzeugt“, erzählt Katinger, „darunter eine lange Reihean Blockbustern.“ Bei diesem Siegeszug als Pionier selbst dabeigewesen zu sein, hat Katinger ermöglicht, auch in Österreich et-was aufzubauen. Und obwohl lukrative Konkurrenzangebote vor-lagen, entschied sich Katinger 1981, den Ruf als Leiter des Insti-tus für angewandte Mikrobiologie, das ja auch seine wissenschaft-liche Heimat gewesen ist, anzunehmen. Seit damals hat sich derPersonalstand des Instituts vervierfacht, mehr als 20 Personen ha-ben sich am Institut habilitiert (von denen immerhin 16 auchhier gehalten werden konnten). Oftmals verstand es Katinger, sei-ne Ideen auch gegen Widerstände durchzusetzen und machte sichdabei nicht nur Freunde, wie er selbst erzählt: „Ich bin schon da-für bekannt, dass ich auch ruppig sein kann. Aber ein Sektions-chef, mit dem ich viel gestritten habe, hat nach Jahren zu mir ge-sagt: Angelogen haben Sie mich nie.“

Unternehmerischer Geist. Katinger ermutigte – das hat er inden USA gelernt – an seinem Institut auch immer wieder dazu,den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen, auch wenn das einRisiko bedeutet: Sieben Spin-off-Unternehmen sind so im Laufeder Zeit entstanden, nicht alle existieren noch.

Unternehmerisches Geschick bewies Katinger aber auch beimAufbau seines eigenen Unternehmens Polymun, dessen Grün-dung sich zunächst durch die Abfertigung aus einem aufgekün-digten Kooperationsvertrag mit einem Industrieunternehmen er-gab. Heute ist die Polymun spezialisiert auf die Beherrschung ver-schiedener Technologie-Plattformen (rekombinante Technologien,Formulierung in Liposomen etc.), die man als Dienstleistung zurVerfügung stellt. Dem weiteren Ausbau des Unternehmens zu ei-nem „gediegenen, nicht-spekulativen Mittelstandsunternehmen“wird er auch in Zukunft seine Energie widmen. Nicht alleine,sondern mit einem Team von derzeit ca. 40 Leuten, auf das ergroße Stücke hält.

Die Zukunft des Standorts. Seine Liebe gehört aber auchdem weiteren Ausbau des Standorts Muthgasse, dessen jüngsterErweiterungsschritt gerade bezogen wurde. Aus der Ansammlungvon hochkarätigen Instituten und Unternehmen mehr zu machen

chemiereport.at 7/09 | 15

Hermann Katinger gilt als einer der Pioniere der medizinischen Biotechnologie.

Page 16: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

16 | chemiereport.at 7/09

als die sprichwörtliche Summe ihrer Einzelteile, dafür legt sichKatinger auch nach seiner Emeritierung ins Zeug. Gemeinsam mitBoku-Standortmananger Rudolf Pollak hat er zunächst das VIBT(Vienna Institute of Biotechnology) als Plattform ins Leben geru-fen, um vor allem den fachlichen Austausch zwischen Disziplinenzu ermöglichen, die einander etwas zu sagen haben. Noch hat dasVIBT keine eigene Rechtspersönlichkeit, Katingers Vorstellungengehen aber weiter: Denkbar wäre die Gründung einer Gesell-schaft, die den Ausbau von instrumenteller Infrastruktur trägt,die für Uni-Institute oder interessierte Start-up-Unternehmen al-leine nicht leistbar sind. Auch an eine verstärkte Kooperation mitder Medizin-Uni Wien auf dem Gebiet der medizinischen Bio-technologie ist gedacht.

„Die Zukunft liegt hier mit Sicherheit bei den cell-based the-rapies mit Immunzellen oder Stammzellen“ gibt Katinger einePerspektive, in welche Richtung die weitere Entwicklung zu den-ken ist. Aber auch auf dem Gebiet der industriellen Anwendung,beispielsweise in der Herstellung biologisch abbaubarer Kunst-stoffe oder in der verstärkten Nutzung von Enzymen, sieht ernoch viele Möglichkeiten.

2011 organisiert Katinger in Wien einen Kongress für die Euro-pean Society for Animal Cell Technology (ESACT), an deren Grün-dung er selbst 1976 beteiligt war. Der Kreis schließt sich.

„Wien ist heute ein weltweit angesehener und anerkannterStandort für Biotechnologie. Hier wird Biotechnologie erprobtund werden Biopharmaka entwickelt, die rund um den Globuszum Einsatz kommen. Untrennbar mit dieser Wiener Erfolgs-story verbunden ist der Name von Prof. Hermann Katinger. Sei-nem Engagement ist es auch mit zu verdanken, dass mit demneuen Technologiezentrum Muthgasse der Universität für Bo-denkultur Wien als Standort für Biotechnologie weiter Weltklas-se bleibt. Mit Professor Katinger emeritiert nun d e r Pionier aufdem Gebiet der Mikrobiologie und tierischen Zelltechnologie.Den Standort Wien wird er jedoch auch als emeritierter Profes-sor weiter mitgestalten.“

Bürgermeister Michael Häupl

„Mir erscheint es wichtig, festzuhalten, dass Prof. Katingernicht nur in der Grundlagenforschung an seiner Universität tä-tig war, sondern auch besonderes Augenmerk auf die ange-wandte Forschung richtete. Dadurch kam es zu richtungswei-senden Aufgabenstellungen, die für interessierte Industrien zupraktischen Lösungen führten. Es ist zu erhoffen, dass seinebeispielgebende Tätigkeit nicht nur an seiner Universität auf-recht erhalten werden kann, sondern auch richtungsweisendfür andere universitäre Einrichtungen sein wird.“

Johann Eibl, Gründer und langjähriger Leiter der Immuno AG

Hermann Katinger hat das von ihm geleitete „Institut für Ange-wandte Mikrobiologie“ – auch wenn er diese überkommene Be-zeichnung nostalgisch aufrechtzuerhalten sucht – in den letz-ten Jahrzehnten zu einer weit gefächerten Institution für Bio-technologische Forschung und Entwicklung ausgebaut und ihr

zu hohem internationalen Ansehen verholfen. Hermann Katin-ger – an der Spitze einer sehr flachen Hierarchie – schenkt sei-nen Mitarbeitern viel Vertrauen und gibt ihnen viel Freiheit. Sokommt es auch, dass aus dem Schüler- und MitarbeiterkreisKatingers, der selbst ein Muster an Kreativität und Entrepre-neurship ist, viele sehr selbständige, ideenreiche und erfolgrei-che „Köpfe“ hervorgegangen sind.

Die Aufbringung der erforderlichen finanziellen Mittel ist fürHermann Katinger eine unablässige Herausforderung. Da sparter nicht an Kritik, vor allem an der unzureichenden staatlichenDotierung der Universitäten, und natürlich „seines“ Instituts,und an der übermäßigen Bürokratie. Er selbst lässt sich aller-dings nicht so gerne kritisieren und ist ziemlich kontrollresis-tent. Was Hermann Katinger, trotz der von ihm beklagten Hin-dernisse, aufgebaut hat, ist ein eindrucksvolles und sehr pro-duktives wissenschaftlich-wirtschaftliches Netzwerk.

Hans Tuppy, ehemaliger Wissenschaftsminister und langjähriger Ordinarius fürBiochemie an der Universität Wien

Ich durfte Hermann Katinger, kurz bevor er zum Institutsleiter be-rufen wurde, als meinen akademischen Vater kennenlernen, erhat meinen persönlichen Weg entscheidend beeinflusst. Katingerhat aus einem kleinen Institut eines mit Weltgeltung gemacht –und das in mehreren Disziplinen. Er war auf seinem Weg oft un-bequem und kompromisslos und hat dadurch polarisiert. Aber,wie ich glaube, konnte er sich jeden Tag guten Gewissens in denSpiegel schauen. Ich hoffe, es wird ein Nachfolger gefunden, derdiese Schuhe tragen kann – ich beneide ihn nicht.

Kurt Konopitzky, Biotech-Branchenkenner und langjähriger leitender Mitarbeiterbei Boehringer Ingelheim Austria

Stimmen über Hermann Katinger

Wissenschaft und Unternehmergeist wurden am Institut für angewandte

Mikrobiologie gut miteinander verbunden.

Page 17: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten
Page 18: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

18 | chemiereport.at 7/09

Friedrich Berschauer, Vorstandsvorsitzender der Bayer CropScience AG (BCS), kann den wissenschaftlichen Grundgedanken desvon ihm geleiteten Unternehmens in einem Satz zusammenfassen:„Wenn Sie die Physiologie der Pflanzen verstehen“, sagt er, „könnenSie entweder ein Enzym finden, das zentral für einen bestimmten Pro-zess ist, oder Sie finden ein Gen, das dasselbe tut.“ Ob man also einen

chemischen Wirkstoff entwickelt, der in das enzymatisch organisierteStoffwechselgeschehen eingreift, oder sich mit dem Erbgut der Pflan-zen beschäftigt, um deren Eigenschaften von der genetischen Grund-lage her in den Griff zu bekommen, sei einerlei. Biotechnologie undPflanzenschutz seien dementsprechend in Hinkunft gar nicht mehr zutrennen, will man – wie Bayer sich das auf die Fahnen schreibt – zum„integrierten Anbieter im Agrargeschäft“ werden.

Noch macht der Bayer-Teilkonzern mit Hauptsitz in Monheimnahe Leverkusen sein Hauptgeschäft mit chemischen Wirkstoffen. 3,3 von insgesamt knapp 4 Mrd. Euro Umsatz kamen im ersten Halb-jahr 2009 aus dem Segment „Crop Protection“, in dem das Geschäftmit Herbiziden, Fungiziden, Insektiziden und Saatgutbehandlungs-mitteln zusammengefasst ist. 336 Mio. trugen die mit „EnvironmentalScience“ umschriebenen Produkte für Garten- und Landschaftspflegeein, 362 Mio. der Bereich „Bio Science“, in dem es um Saatgut undPflanzeneigenschaften geht. Allerdings zeigte dieses Geschäft bereitsein Umsatzwachstum von 19 % (im Vergleich zu einem Gesamtwachs-tum des Unternehmens von 5 % im gleichen Zeitraum).

Eine Pipeline voller Wirkstoffe. Der größte Blockbuster des Un-ternehmens waren 2008 Insektizide auf der Grundlage des WirkstoffsImidacloprid aus der Gruppe der Neonicotinoide. Aus der gefülltenEntwicklungspipeline drängen aber immer neue Produkte auf denMarkt. Die unter dem Namen „Movento“ vermarktete VerbindungSpirotetramat verlässt in Kürze die für das Upscaling neuer Verfah-ren verantwortliche Vielzweck-Anlage am Produktionsstandort

Noch macht Bayer CropScience den Großteil seinesUmsatzes mit „Chemie“.

In der BCS-Zentrale in Monheim präsentierte das Unternehmen Journalisten aus aller

Welt den Ausbau des Biotechnologie-Geschäfts.

Der Bayer-Teilkonzern Crop Science präsentierte auf seiner Jahrespressekonferenz seine Perspektiven für den Agrar-markt der Zukunft. Das Unternehmen plant die enge Verzahnung von chemischer und biotechnologischer Entwicklung.

Von Georg Sachs

Chemische Wirkstoffe und biologische Merkmale

©Al

le B

ilder

: Bay

er C

rop

Scie

nce

AG

Page 19: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

chemiereport.at 7/09 | 19

Dormagen. Ebenfalls an die-sem weltweit größten BCS-Standort wird das HerbizidPyrasulfotol aus der Klasse derBenzoylpyrazole hergestellt,das ein Enzym der Carotinoid-Biosynthese hemmt. BeideWirkstoffe traten 2008 in denMarkt ein, heuer sind bereitsdas Herbizid Thiencarbazon-Methyl und der Safener Cy-prosulfamid (eine Substanz,die einem Pestizid beigefügtwird, um die Nutzpflanzeselbst vor dessen Wirkung zuschützen) dazugekommen.

Unter den weiteren Hoff-nungsträgern in der Entwick-lungspipeline ist vor allem das

Pyrazol-Fungizid Bixafen, ein Inhibitor der Succinat-Dehydrogenase,zu nennen. Von dem Wirkstoff erwartet sich BCS die erfolgreiche Be-kämpfung der bedeutendsten Getreidekrankheiten, auch solcher, diegegen die häufig angewendete Fungizid-Klasse der Strobilurine schonResistenzen zeigen. Bayer rechnet mit einem weltweiten Spitzenum-satzpotenzial von 300 Mio. Euro für diesen Wirkstoff. Zu nennensind weiters Fluopyram, das ebenfalls zu den Succinase-Dehydroge-nase-Inhibitoren gehört, sowie das Basisherbizid Indaziflam aus derGruppe der Alkylazine.

Die Wichtigkeit dieser Innovationen auf der Ebene der Wirkstof-fe und Wirkmechanismen betont auch Friedrich Berschauer imGespräch mit dem Chemiereport. Wolle man dem Problem der Re-sistenzentwicklung der Schädlingsorganismen beikommen, müsseman kontinuierlich neue Moleküle entwickeln, die die Angreifernoch nicht kennen. Da nütze auch der gentechnische Einbau vonPestizid-Resistenzen in das Saatgut der Nutzpflanzen nichts: Wennder Schädling gegen den Wirkstoff resistent wird, ist das Pestizid wir-kungslos. Eine prinzipielle Grenze der Möglichkeiten der „Chemieder kleinen Moleküle“ sieht Berschauer dabei nicht: „Es sind in denletzten 100 Jahren unzählige neue Moleküle gefunden worden, daswird auch weiterhin so sein.“

Nutzpflanzen mit maßgeschneiderten Eigenschaften. Den-noch: Entsprechend dem einleitend zitierten Statement Berschauerswandelt sich Bayer Crop Science Schritt für Schritt vom Agroche-mieunternehmen zum integrierten Anbieter. 3,5 Mrd. Euro willman bis 2018 in den Ausbau des Biotechnologie-Geschäfts investie-ren. Rund 1.000 Wissenschaftler sind weltweit damit beschäftigt,mithilfe klassischer Züchtungsmethoden, mit sogenanntem SmartBreeding (dabei werden Kreuzungspartner aufgrund detaillierter ge-netischer Untersuchung des Erbguts ausgewählt) und mithilfe derGrünen Gentechnik Pflanzenmerkmale und neues Saatgut zu ent-wickeln. Auch wenn dem Einsatz gentechnischer Methoden in derLandwirtschaft in Europa ein scharfer öffentlicher Wind entgegen-bläst, scheint sich die Technologie global immer stärker durchzuset-zen: Ca. ein Zehntel der weltweiten Anbaufläche ist bereits mit gen-technisch veränderten Pflanzen bebaut, beim Anbau von Soja kannman bereits von einem Standard sprechen. Dennoch seien nicht alleHoffnungen und Erwartungen in die Grüne Gentechnik, die manvor 20 Jahren hegte, in Erfüllung gegangen, wie Joachim Sauer, derLeiter des Bereichs Bio Science, vor Journalisten aus aller Welt zu be-denken gab: Ziele wie trockenresistente Pflanzen oder solche, die

Düngemittel besser verwerten können, waren bislang schwer zu er-reichen. Erfolgreicher ist man beim Einbau von Herbizidresistenzen– dieser Anwendung wird in der öffentlichen Diskussion häufig ent-gegengehalten, dass Saatgut und Herbizid dann beim gleichenAnbieter bezogen werden müssten – und bei der pflanzeneigenenAbwehr von Schadinsekten.

Für Friedrich Berschauer wäre die gentechnische Verankerungvon Schädlingsresistenzen in der Nutzpflanze ein vielversprechenderWeg. Im Sinne einer sanften Landwirtschaft könnten – wenn dieserWeg funktionierte – große Mengen an Insektiziden eingespart wer-den. Bislang sei allerdings nur ein einziger Wirkmechanismus erfolg-reich angewendet worden, die Übertragung von Genen von Bacillusthuringiensis auf landwirtschaftliche Nutzpflanzen, die die insektizi-den Toxine des Bakteriums dann selbst erzeugen können. Insofernrechnet Berschauer damit, dass es auch in 20 bis 30 Jahren nochInsektizide geben wird.

Raps, Baumwolle, Reis, Gemüse. Bayer ist bislang in vier Kern-kulturen im Saatgutgeschäft tätig: Raps trägt dabei mit der Hocher-trags-Sorte „In Vigor“, die vor allem in Nordamerika sehr erfolgreichist, am stärksten zum Umsatz bei, bei Baumwollsaatgut ist Bayer welt-weit Marktführer. Am stärksten wachsend (Sauer spricht von einemjährlichen Plus von durchschnittlich 38 %) ist das Geschäft mithybridem Reissaatgut, auch bei Gemüse gibt es Zuwächse.

Umsatz soll in Zukunft aber nicht nur der Verkauf von Saatgut, son-dern auch das Auslizenzieren von bei BCS entwickelten Pflanzenmerk-malen an Saatgut-Anbieter bringen, die in anderen als Bayers Kernkul-turen tätig sind. Vier langfristige Lizenzvereinbarungen konnten aufdiesem Gebiet bereits geschlossen werden, jüngst etwa mit Monsantound Dupont. Insgesamt rechnet Bayer mit einem jährlichen Umsatz-potenzial von 500 Mio. Euro durch derartige Abkommen.

Weiter voran schreitet aber auch der Kompetenzaufbau in der Bio-technologie durch Kooperationen und Akquisitionen. Mit dem Be-ginn einer Zusammenarbeit mit der australischen CommonwealthScientific and Industrial Research Organisation wurde die strate-gische Entscheidung getroffen, die vier Kernkulturen durch ein En-gagement bei Weizen zu ergänzen. Weizen wird weltweit auf einergrößeren Fläche angebaut als jede andere Kultur, darüber hinaus istBayer Crop Science seit Jahren mit seinen Schädlingsbe-kämpfungsmitteln in dieser Kultur stark vertreten.

Aktuelles Beispiel einer Akquisition ist die geplante Übernahmedes US-Unternehmens Athenix, das zahlreiche entwickelte Pflanzen-eigenschaften für Mais und Sojabohnen und eine umfangreicheGen-Bibliothek zu seinem geistigen Eigentum zählt.

Friedrich Berschauer, Vorstandsvorsitzen-

der von Bayer Crop Science, sprach mit

dem Chemiereport über die Zukunft des

Pflanzenschutzes.

Zu den vier Kernkulturen in der Saatgutentwicklung

stößt nun der Weizen als fünfte dazu.

Page 20: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

20 | chemiereport.at 7/09

Kunststoffe in der Diskussion

Zurzeit läuft der Film „Plastic Planet“ in den Kinos, der überaus polarisierend Probleme des Umgangs mit Kunststoffenthematisiert. Der Chemiereport hat einige österreichische Stimmen eingeholt, durch die die Aussagen des Films starkrelativiert werden.

Von Georg Sachs

Werner Boote hat mit „Plastic Planet“ einen Film gedreht, derdie Mittel dieses Mediums gekonnt einsetzt, um eine Geschichte zuerzählen. Boote gibt selbst den Protagonisten, der von Kindesbei-nen an von Kunststoffgegenständen umgeben ist und auf den – ge-nährt durch Erinnerungen an den in der Kunststoffindustrie tätigenGroßvater – „Plastik“ eine sonderbare Faszination ausübt. Er ziehtnun aus, um die Wahrheit über „dieses Material“ zu erfahren.

Diese Wahrheit scheint dabei aber von vornherein festzustehen:Boote, der sich mit der scheinbaren Naivität des Normalver-brauchers auf Entdeckungsreise begibt, deckt nach und nach dieubiquitäre Verbreitung von Kunststoffabfall unddie Gefährlichkeit von Inhaltsstoffen auf. Bis zu-letzt weigert er sich aber, differenzieren zu lernen,bis zuletzt verweigert er sich dem Umstand, dass esnicht „das Material Kunststoff“ gibt, sondern eineungeheure Vielfalt an derartigen Materialien mitunterschiedlicher Zusammensetzung und unter-schiedlichen Eigenschaften. Er ignoriert auch dieAntwort eines amerikanischen Wissenschaftlersauf die mit Chuzpe gestellte Frage: „Ist Plastik ge-fährlich?“, der ihm erklärt, das könne er nicht be-antworten, da er sich in seinen Forschungen mitganz speziellen Substanzen beschäftige, die in ganzbestimmten Kunststoffen enthalten seien.

Manche Bilder des Films bestechen. Bilder wiedas folgende: Der Regisseur sitzt mit dem Umwelt-analytiker Kurt Scheidl auf dem Gipfel des Dach-stein. Während Scheidl über die Zusammenset-zung einer von Boote erworbenen Plastik-Weltku-gel spricht, werden herrliche Naturaufnahmen

gezeigt. Scheidls Worte über „den Planeten“ aus qualitativ minder-wertigem Kunststoff, der nach dem Ausdampfen von Weichma-chern spröde werden wird, dem die Luft auszugehen droht, werdendurch die gezeigten Bilder assoziativ auf die Erde selbst übertragen.Im Gedächtnis bleibt auch die Szene, die ein alljährlich stattfinden-des Aufräumen in einer japanischen Bucht zeigt, in die das Meermassenweise Kunststoffabfälle schwemmt.

Was geschieht mit Kunststoffabfällen? Harald Bleier, Leiter desEcoplus Kunststoff-Cluster-Büros St. Pölten, bewertet die Aussagen

Von Kindesbeinen an mit Kunststoffen vertraut – das war auch Werner Boote.

Die Diskussion um Inhaltsstoffe muss für jede Art

von Kunststoff im Speziellen geführt werden.

© P

last

ics

Euro

pe©

Pla

stic

s Eu

rope

Page 21: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

von „Plastic Planet“ differenziert: „Der Film zeigt wichtige Dinge auf,er rüttelt wach“, meint er im Gespräch mit dem Chemiereport. Den-noch müsse man einiges ins richtige Licht stellen. Auch Heinz G.Schratt vom österreichischen Zweig von Plastics Europe – der Verbandder europäischen Kunststoffhersteller kommt im Film nicht gerade gutweg – meint: „Boote stellt die Ansicht einer sehr kleinen aber lautstar-ken Gruppe von Wissenschaftlern dar und verschweigt alle anderenErgebnisse.“

Tatsächlich ist das Problem der sogenannten „Vermüllung derMeere“ ein gravierendes. In den vergangenen Jahren hat sich bei-spielsweise herausgestellt, dass große Mengen treibenden Abfalls inden strömungsarmen Augen der spiralförmigen Ozeanwirbel ver-dichtet werden, wie z. B. im nordpazifischen „Gyre“ nördlich von

Hawaii. Man schätzt, dassheute in solchen Gegendenetwa 18.000 Kunststoffteilepro km2 treiben. Auch PlasticsEurope spricht davon, dassdie „Kunststoffindustrieernsthaft besorgt ist über dieAbfalleinleitungen in dieWeltmeere“. Es sei nicht hin-nehmbar, dass unerwünschteKunststoffabfälle in Flüsseund Meere entsorgt werden.

Das Problem unkontrol-lierter Abfallströme ist aberländerspezifisch sehr unter-schiedlich zu bewerten. Aktu-ellen Zahlen zufolge werdenin Österreich mehr als 90 %der Kunststoffabfälle entwe-

der stofflich oder thermisch verwertet. Unser Land liegt mit dieserQuote gemeinsam mit der Schweiz, Dänemark, Deutschland,Schweden und Belgien unter den sechs Spitzenreitern in Europa.Gerade die Hersteller von Kunststoffverpackungen waren im deut-schen Sprachraum Pioniere im Aufbau flächendeckender Verwer-tungssysteme, wie Bleier zu bedenken gibt.

Engagement von kleinen und großen Unternehmen. Einigeösterreichische Unternehmen sind auf dem Gebiet der stofflichenVerwertung von Kunststoffabfällen sehr erfolgreich. Die Firma Rest-stofftechnik GmbH in Henndorf am Wallersee beispielsweise über-nimmt gebrauchte Kunststoffe (Altfenster, Getränkekisten, verschie-denste Rohre und Folien) und verarbeitet sie in eigenen Anlagen wie-der zu hochwertigem Rohstoff. So ist das Unternehmen beispielsweisein der Lage, mit seiner PVC-Aufbereitungsanlage Rohmaterial für dieFensterherstellung in hoher Sortenreinheit zu liefern.

Auch die Borealis AG, der größte Kunststoffhersteller mit Sitz inÖsterreich, ist in Sachen Umweltschutz engagiert. Unternehmens-sprecherin Kerstin Meckler meint im Gespräch mit dem Chemiere-port: „Wir begrüßen es grundsätzlich dass die Diskussion geführtwird.“ Schließlich seien Kunststoffe zu wertvoll, um weggeworfenzu werden, wo man sie doch wiederverwerten könne. Das Unter-nehmen selbst versucht in seiner Umweltstrategie und der von ihmunterzeichneten Responsible Care Global Charter zur Minimierungder Umweltauswirkungen seiner Produkte über die gesamte Wert-schöpfungskette hinweg beizutragen. Es konnte in den vergangenen

fünf Jahren seine direktenCO2-Emissionen um ein Drit-tel und seinen Energiever-brauch um 18 % reduzieren.Seit 2002 sind auch die wäh-rend der Produktion anfallen-den Abfälle um ein Drittel zu-rückgegangen. Der vom Filmsuggerierten Intransparenz derBeschaffungskette in derKunststoffindustrie wider-spricht Meckler, was Borealisbetrifft. Jeder könne sich „Pro-duct Safety Sheets“ von derWebsite des Konzerns herun-terladen, auf denen man allewichtigen Informationen zuden Inhaltsstoffen und mögli-chen Gefahren finde.

Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen. Dem Problemder Abfallberge könnte aber auch der menschliche Erfindungsgeistin Form von neuartigen Materialien ein Schnippchen schlagen. Ha-rald Bleier vom Kunststoffcluster erzählt von den Bemühungen umsogenannte „Biologische Kunststoffe“ aus nachwachsenden Rohstof-fen, die durch ihre biologische Abbaubarkeit dem Zurückbleibenvon Kunststoffabfällen in den Meeren oder in der Landschaft entge-genwirken können. Am weitesten fortgeschritten ist man bei Mate-rialien auf der Basis von modifizierter Stärke, Cellulose, Polymilch-säure und Polyhydroxybuttersäure, die beispielsweise für Anwendun-gen im Verpackungsbereich herangezogen werden.

Der Kunststoff-Cluster koordiniert ein Projekt zum Wissensaufbau auf dem Gebiet der

Biokunststoffe.

© N

AKU

chemiereport.at 7/09 | 21

Kerstin Meckler, Borealis: „Kunststoffe sind

zu wertvoll, um weggeworfen anstatt

wiederverwertet zu werden.“

Manfred Tacker, OFI, startet ein Projekt

zu umfassenden Materialvergleichen an

Lebensmittelkontaktmaterialien.

© O

FI

© B

orea

lis

Page 22: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

22 | chemiereport.at 7/09

Der Anteil biologischer Kunststoffe am Gesamtarkt ist allerdingsnoch verschwindend klein. Damit diese neuartigen Materialien her-kömmliche Kunststofftypen auf breiterer Front ersetzen können,muss noch vieles an Wissen aufgebaut werden. Der Kunststoffclus-ter koordiniert von Niederösterreich aus derzeit die österreichischen

Teilnehmer am Cornet-Projekt „Bio-Packing“ zu Verpackungen ausbiologisch abbaubaren Kunststoffen. Institutionen aus sechs euro-päischen Ländern arbeiten dabei am Aufbau von Wissen und an derEtablierung von Standards, die zukünftige Produkte vergleichbarermachen sollen – von der Rohstoffqualifizierung über die Verarbei-tung bis hin zur Wiederaufbereitung bzw. energetischen Verwer-tung. Von österreichischer Seite sind 21 Projektteilnehmer beteiligt.

Die Diskussion um Bisphenol-A. Den stärksten Nachgeschmackhinterlässt Werner Bootes „Plastic Planet“ durch seine Aussagen übergefährliche Inhaltsstoffe von Kunststoffen. Der Zuseher bekommtaber auch hier wenig Information darüber, welche Kunststoffe davonüberhaupt betroffen sind und welche nicht. Tatsächlich sind besondersAdditive und Restmonomere mit hormonellen Wirkungen seit gerau-mer Zeit Gegenstand von Diskussionen. Gerade jüngst ist beispiels-weise Bisphenol-A ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Denn Polycarbo-nate und Epoxidharze, zu deren Herstellung Bisphenol-A als Mono-

mer eingesetzt wird, findet etwa in Babyflaschen oder Innenbeschich-tungen von Metalldosen Verwendung. Manfred Tacker, Geschäftsfüh-rer des Österreichischen Forschungsinstituts für Chemie und Technik(OFI), schildert den aktuellen Stand der Diskussion: „VerschiedeneStudien belegen, dass geringe Mengen von Bisphenol-A in Lebensmit-telverpackungen vorkommen. Obwohl die EFSA (Europäische Le-bensmittelsicherheitsbehörde, Anm.) und die FDA (US-Food andDrug Administration, Anm.) die gesundheitliche Unbedenklichkeitderart geringer Mengen wiederholt festgestellt haben, wurde in Kana-da und in einigen Bundesstaaten der USA der Einsatz von Bisphenol-A-haltigen Artikeln in Babyflaschen verboten. Alle großen Babyfla-schenhersteller in den USA haben bereits auf diese Entwicklung rea-giert und polycarbonathaltige Babyflaschen aus dem Sortimentgenommen. Die FDA wurde beauftragt, eine Neubewertung vorzu-nehmen.“

Manfred Tacker weist im Gespräch mit dem Chemiereport aberauch darauf hin, dass die Problematik hormonell wirksamer Sub-stanzen in einem breiteren Zusammenhang gesehen werden muss.Tacker: „Eine kürzlich publi-zierte deutsche Studie hatfestgestellt, dass abgepackteMineralwässer eine erhebli-che Belastung mit östrogen-wirksamen Substanzen auf-weisen, und zwar unabhängigdavon, ob diese in PET, inVerbundkarton oder in Glasabgefüllt sind.“ Nähere Un-tersuchungen seien also drin-gend vonnöten. Im Rahmendes vom OFI koordiniertenProjekts „Xeno“ sollen erst-mals umfassende Materialver-gleiche an Lebensmittelkon-taktmaterialien durchgeführtwerden, mit denen die Kon-zentration an östrogenaktivenSubstanzen festgestellt wird.Um den Anteil von Kunststoffen an der Xenohormonbelastungbesser einschätzen zu können, sollen auch die Lebensmittel selbst –vor Abfüllung und nach Lagerung in Verpackungen – untersuchtwerden.

Harald Bleier und Alexander Komenda vom Kunststoff-Cluster bemühen sich um

die gesamte Wertschöpfungskette von Kunststoffen.

Heinz G. Schratt, Plastics Europe: „Ich ver-

traue auf Fachmeinungen mehr als auf die

des Herrn Boote.“

© P

last

ics

Euro

pe A

ustr

ia/P

flueg

l

© C

hem

iere

port

© P

hoto

tom

– F

otol

ia.c

om

In Österreich werden mehr als 90 % der Kunststoffabfälle stofflich oder thermisch verwertet.

Page 23: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

chemiereport.at 7/09 | 23

Der Geist weht, wo er willDie Wirtschaftskammer Österreich lud am 9. Oktober zum Treffen mit denChemienobelpreisträgern Roger Y. Tsien und Ahmed Zewail. Die Fragen nachKanalisierung des Wissens in Richtung wirtschaftlich verwertbarer Produkteantworteten sie auf unkonventionelle Weise.

Der eine stammt – alsSohn einer chinesischenIngenieursfamilie – vonder Ostküste der USA,der andere aus Ägypten.Tätig sind sie heute beidein Kalifornien und beidehaben zum Thema Über-setzung wissenschaftlicherErgebnisse in neue Tech-nologien etwas zu sagen –für Nikolaus Zacherl einZeichen, dass dieser US-Bundesstaat ein besondersguter Boden für das seinkönnte, was man gemein-hin Technologie-Transfernennt.

Zacherl, Obmann derAustrian Biotech Industry im Fachverband Chemische Industrie, moderierte ein Zu-sammentreffen mit den beiden Chemie-Nobelpreisträgern Roger Y. Tsien und AhmedZewail in der Sky Lobby der Wirtschaftskammer Österreich. Und die prächtige Aus-sicht dieses Veranstaltungsorts korrelierte hervorragend mit dem weiten Horizont derbeiden Laureaten.

Der in die Zellen hineinschaute. Roger Tsien erhielt den Chemie-Nobelperis 2008für die Entdeckung und Nutzung des sogenannten „Grün Fluoreszierenden Proteins“, ei-nem Meilenstein in der bildgebenden Zellbiologie, der die Sichtbarmachung von Vorgän-gen im Inneren von lebenden Zellen ermöglichte. Er verstand es aber auch, sein Fachge-biet (er selbst nennt es „Molecular Engineering“) in wirtschaftliche Zusammenhänge zuübersetzen. So war er beispielsweise Mitgründer des Unternehmens Aurora Biosciences,das Fluoreszenzassays zu einer Plattform für die Entdeckung neuer Arzneimittel ausbau-te. Über die Prioritätensetzung großer Unternehmen musste er sich dennoch bisweilenwundern und freute sich als Wissenschaftler mehr, wenn er zur Therapie einer „OrphanDisease“ beitragen konnte, als über Umsatzsteigerung von Pharmariesen.

Der seiner Neugierde folgte. Ahmed Zewail hielt überhaupt ein leidenschaftlichesPlädoyer für die Neugierde als Triebkraft der Wissenschaft. Ihn selbst führte dieserWissensdurst nicht nur über den großen Teich, sondern auch an die vorderste Front derLasertechnik, deren Früchte er auf die Chemie anzuwenden verstand. 1988 erhielt er denChemie-Nobelpreis für die Begründung der Femtochemie, also der Untersuchung ultra-schneller Prozesse mithilfe von Laserpulsen. Es funktioniere nicht, warnte Zewail, dieAusbildung in bestimmten Gebieten zu konzentrieren, um wirtschaftliches Wachstum zuermöglichen. Es komme darauf an, die Neugierde zu wecken. Das hätten ihm auch ame-rikanische Industrievertreter bestätigt: Sie forderten von den Unis, dass sie die bestenKöpfe hervorbringen und nicht die am besten einsetzbaren Pragmatiker.

Damit diese besten Köpfe aber auf dem „richtigen“ Gebiet landen, sei es nach ZewailsAnsicht aber notwendig, ausreichend viele junge Menschen für Mathematik, Natur-wissenschaften und Technik zu begeistern. Und Tsien hakte nach, er würde sich mehrlangfristiges Denken in der Industrie wünschen, denn die Pendelausschläge der gerade an-gesagten Management-Richtungen seien manchmal schwer nachvollziehbar.

Nikolaus Zacherl versuchte, den beiden Nobelpreis-Laureaten Aussagen

zum Transfer von Wissen zu entlocken.

© R

aine

r Fe

hrin

ger

Page 24: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

24 | chemiereport.at 7/09

Stichwort Lebensmittelsicherheit. Wen hätte vor 30 Jahren in-teressiert was – außer Saft, Schwarte und allem Schlechten für denCholesterinspiegel – im Schweinsbraten sonst noch drin ist? Oder imMüsli? Dann hat man damit begonnen, Pestizide, Hormone und vie-les andere zu messen und war mit dem Gefundenen gar nicht zufrie-den. Die allgemeine Wahrnehmung hat sich seit damals verbessert. Je-doch beschränken sich Konsumenten und Hersteller dabei meist aufdie einfache Unterscheidung zwischen „künstlich“ ist gleich schlechtund „natürlich“ ist gleich gut.

„Bio“-Toxine: die größere Bedrohung. Doch der Makel desNatürlichen birgt mehr Gefahren: Pflanzenpathogene Mikroorga-nismen haben sich im Laufe der Evolution ein ganzes Arsenal an to-xischen Substanzen zugelegt, um ihren Wirt erfolgreich besiedeln zukönnen. Und diese Toxine landen mit der Ernte letztlich auf demTeller – oder im Futtertrog. Aspergillus flavus etwa breitet sich be-vorzugt in abgeernteten Lagerbeständen in tropischen und warmenGebieten aus. Der Pilz produziert Aflatoxine, die vor allem in die-sen ärmeren Regionen, aber auch in Teilen der EU eine erheblichegesundheitliche Bedrohung darstellen. Zwischen Aflatoxin-Durch-seuchung und dem Auftreten von Leberkrebsfällen besteht eine ho-he Korrelation. Doch verwendet man oft durchseuchtes Materialtrotzdem, denn „wer Hunger leidet, isst um sein Überleben zu si-chern und denkt nicht über Langzeitfolgen nach“, wie es Lebens-mittelanalytiker John Gilbert ausdrückt, der sich seit Anfang der80er-Jahre als Experte auf dem Gebiet hervorgetan hat. In unserenBreiten dagegen, führt er aus, ist mit Fusarium graminearum ein

anderer Pilz weit verbreitet. Fusarium befällt Weizen noch in derBlüte und macht bis zur Ernte nicht nur einen erheblichen Teil da-von zunichte, sondern durchseucht den Rest mit Toxinen. Eines da-von, Zearalenon, hat eine so hohe östrogene Wirkung, dass es inden 50er-Jahren für die verfrühte Pubertät junger Mädchen einesganzen Landstrichs verantwortlich gemacht wurde. Seitdem hatman jedoch viel über diese Substanzen in Erfahrung gebracht, sagtGilbert, und die erst vor wenigen Jahren eingerichteten Grenzwerteder EU für bestimmte Verbindungen, zeigen, dass man sich des Pro-blems bewusst ist. Doch wirksame, wirtschaftliche Maßnahmen,um den Mykotoxingehalt in Lebens- und Futtermitteln so geringwie möglich zu halten, sind bis heute rar, bedauert er.

Hohes Interesse an Mykotoxin-Kongress. Deshalb haben Gil-bert und Kollegen nun ein erstes internationales Treffen organisiert,das sich die Entwicklung und Evaluierung solcher Maßnahmen zumZiel gesetzt hat. Getragen von der erst kürzlich aus der Taufe gehobe-nen International Society of Mycotoxicology (kurz ISM, siehe Inter-view), fand die ISM Conference 2009 Anfang September in Tullnstatt. Anstelle der erwarteten 150 Teilnehmer sind 430 aus 61 Staatengekommen. Für Mitorganisator und IFA-Hausherr Rudolf Krska eingroßer Erfolg: „Ohne der Einbettung in das Myco-Globe-Projekt derEU hätte das ISM schon auch stattgefunden, allerdings in kleineremRahmen.“ Das internationale Ansehen des IFA wird damit erheblichgesteigert, ergänzt Gilbert. Mit dem Analytikzentrum des IFA unddem Department für Pflanzenproduktion ist man in diesem Pro-gramm bereits sehr erfolgreich gewesen.

Statt der erwarteten 150 sind 430 Teilnehmer zur ISM Conferencenach Tulln gekommen.

Mykotoxine, Giftstoffe aus Pilzen in Nahrungsmitteln, stellen weltweit ein ernstzunehmendes Problem dar. Um dieEntwicklung von Präventionsmaßnahmen voranzutreiben, haben sich nun erstmals Wissenschaftler zu eineminternationalen Treffen zusammengefunden. Die ISM Conference 2009 fand in Tulln statt – für den Standort und die dort ansässige Interuniversitäre Forschungsanstalt (IFA) eine Auszeichnung. Von Wolfgang Schweiger

Das Biogift. Eindrücke von derMykotoxin-Konferenz in TullnDas Biogift. Eindrücke von derMykotoxin-Konferenz in Tulln

© R

omer

Lab

s

Page 25: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

chemiereport.at 7/09 | 25

Der Erfolg des ISM lässt sich auch anhand der Sponsoren ab-lesen. Das Geschäft um Mykotoxine hat sich zu einem florierendenWirtschaftszweig entwickelt. Österreichische Firmen sind dabei gutaufgestellt: Mit Biopure und Romer Labs haben sich zwei Spezialistenfür Referenzsubstanzen und Clean-up-Säulchen in der Mycotoxin-analytik etabliert. Der Futtermittelriese Biomin vertreibt die weltweiteinzigen Futter-Zusatzstoffe, die den Deoxynivalenol-Gehalt nach-weislich reduzieren. Bei einer solch dichten Präsenz in einem innova-tionsgesteuerten Markt ist klar, dass man die Nähe des Forschungs-felds sucht.

Pilzbekämpfung: eine multidisziplinäre Angelegenheit. Dieseshat mehr geleistet als man sich von ähnlichen Konferenzen erwartethätte. In vier Diskussionsrunden im Vortragsprogramm versuchtendie Teilnehmer Erkenntnisse aus jeweils einem „Mycotoxin-Schlacht-feld“ zusammenzuführen und daraus Handlungsableitungen zu zie-hen. Dabei ist vor allem eines aufgefallen: Eine spürbare Toxin-Redu-

zierung erfordert Anstrengungen auf allen Ebenen der Produktions-kette und in den unterschiedlichsten Disziplinen.

Die einzelnen Bereiche legten ihren Fokus auf Mycotoxinredukti-on „Post-“ und „Pre-Harvest“, Abbau mittels Biotransformation oderAbsorbtion sowie Detektion von Pilz wie Toxinen. Dem AnalytikerKrska ist das letzte Element „ein unverzichtbares Werkzeug, um dieErfolge der Gegenmaßnahmen messen zu können“. Aber auch umder Grundlagenforschung bei der Beschreibung der Interaktion zwi-schen Pflanze und Pilz mit Daten zur Seite zu stehen.

Die Herausforderungen, die sich der Wissenschaft stellen, hängenvon vielen Faktoren ab: von Klima, Region, Landwirtschaftsform und-größe etwa und natürlich vom Pathogen selbst. Und auch von derGesetzgebung: Bis vor Kurzem war es bei uns verboten, Mikroorga-nismen als Futtermittelzusatzstoff zu vermarkten. In Asien hingegensind Kulturen, die biologisch Toxine abbauen, seit ein paar Jahren imEinsatz, erzählt Krska.

Fusarium in Österreich. Ein wesentliches The-ma in Österreich ist die Reduzierung der Toxinlastnoch auf dem Feld. Die Fusarium-Belastung iststark von Wetter, landwirtschaftlicher Praxis undKulturfolgen abhängig. Mit den entsprechendenModellen ließen sich leichter Vorhersagen über diePathogenausbreitung treffen. Diese Modelle unddas Know-how zur natürlichen Reduzierung derPilzdurchseuchung müssen auf die regionalen Gege-benheiten heruntergebrochen und an die Landwirteweitergegeben werden. In diesem Konzept mussauch die Entwicklung neuer Fungizide eingebundensein, für die wiederum genaues Wissen über den Le-benszyklus des Pilzes erforderlich ist. Langfristig for-dert man neue pilzresistente Nutzpflanzen, die nichtnur gegen eines, sondern eine ganze Palette von Ar-ten resistent sind.

Dort sieht Rudolf Krksa auch die Zukunft. „Mo-lekulare Marker werden eine größere Rolle in derZüchtung haben als heute, ebenso werden gentech-nisch veränderte Pflanzen weiterentwickelt werden“– auch wenn deren Akzeptanz in Europa noch ge-ring ist. Je mehr jedoch über die Detoxifizierungs-mechanismen in Pflanzen bekannt ist, desto besserwird sich dieses Wissen auf die Entwicklung besse-rer Pflanzensorten umsetzen lassen.

„Gastgeber“ Rudolf Krska leitet das Analytikzentrum am IFA Tulln, das erfolgreich am

EU-Projekt „Myco-Globe“ teilnimmt.

Lebensmittelanalytiker John Gilbert: „Wirksamen Maßnahmen, um den Mykotoxinge-

halt von Lebensmitteln zu reduzieren, sind bis heute rar.“

�© E

rber

Gru

ppe

Page 26: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

26 | chemiereport.at 7/09

„Langfristig sparen wir Geld.“ ISM-Präsident Bhatnagar im GesprächDer Chemiereport sprach mit dem Präsidenten der International Society for Mycotoxicology, dem GenetikerDeepak Bhatnagar vom Agricultural Research Service in den USA, über die Herausforderung, die Anliegen einesheterogenen internationalen Forschungsfelds unter ein Dach zu bekommen.

Professor Bhatnagar, zum Thema Mykotoxine gibt es bereitsverschiedene regelmäßige Treffen. Wie kam es dazu, die nochsehr junge „International Society for Mycotoxicology“ zugründen?

Das stimmt. Es gibt Konferenzen überall auf der Welt, inZentralamerika, Afrika, Europa und den USA. Das Myco-Glo-be Project der EU hat den Anstoß gegeben, eine Gesellschaft zugründen um all diese regionalen Ansprüche zu vereinen und ih-nen mit dieser Gesellschaft ein Heim zu geben. Dabei geht esauch darum, verschiedene Wissenschaftsfelder zusammenzu-bringen. Die Arbeitsfelder passen zu den Mikrobiologen oderzu den Pflanzenpathologen, aber nirgends genau dazu. Deshalbwollte man das alles zusammenfassen. Das hier ist unser erstesTreffen. Der internationale Anspruch soll mehr Zusammenar-beit hervorbringen und dabei helfen, Doppelgleisigkeiten undKonfrontationen zu vermeiden. Außerdem betreffen regionaleMykotoxin-Belastungen auch andere. Die Europäer importie-ren Güter aus den USA und umgekehrt. Damit betrifft dasProblem des einen den anderen ebenso.

Kann man bald mit dem nächsten ISM-Treffen rechnen?Wir wollen diese Konferenz so oft wie möglich ausrichten,

um den ersten Schwung und die Dynamik am Leben zu erhal-ten. Wenn wir uns nur alle drei Jahre treffen, dann ist vieles

vom letzten Mal schon wieder aus dem Kopf verschwunden.Der ganze Arbeitsprozess wird damit langsamer.

Was unterscheidet das ISM von anderen Mykotoxin-Treffen?Unser Thema hier ist die Frage, wie sich Mykotoxine redu-

zieren lassen. Wir wissen bereits, dass sie gesundheitsschädlichsind, wir wissen auch viel über ihre Auswirkungen auf der gan-zen Welt. Die Konsequenz für uns daraus ist: Wir sammeln alldas akkumulierte Wissen und versuchen, daraus konkreteHandlungsableitungen zu gewinnen. Wie können wir frühzei-tig Risiken erkennen? Und wie lässt sich am besten für die spe-zielle Region dagegensteuern?

Sind sich Regierungen der Bedrohung durch Mykotoxinebewusst?

Ich glaube, dass die Regierungen sehr wohl wissen, dass hierein großes Problem besteht. Ich denke nur nicht, dass sie daszu sehr zum Ausdruck bringen wollen. Denn dann müssen siesich auch darum kümmern und das kostet Geld. Mit begrenz-ten Mitteln befassen sie sich mit Themen, denn sie verursachensich im Moment aufdrängen und im Zentrum des öffentlichenInteresses stehen. Mykotoxine sind ein weltweites Problem, dieüberall eine erhebliche Belastung für das Gesundheitssystem.Mit aktiven Maßnahmen gegen Mykotoxine werden nicht nur Le-ben gerettet, sondern langfristig wird auch Geld gespart.

Deepak Bhatnagar: „Die International Society for Mycotoxicology

möchte alle regionalen Ansprüche vereinen.“

© Z

iraf

ek –

iSt

ockp

hoto

.com

Page 27: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

Das Beratungsunternehmen Celerant Consulting hat im Rahmen ei-ner internationalen Studie Einstellungen und Umgang von Führungs-kräften mit Change Management im Jahr der Krise untersucht. Im Rah-men der diesjährigen Erhebung wurden auch 49 Manager der Chemie-und Pharmabranche in Europa und den USA befragt.

Die Studie zeigt, dass das Management als Reaktion auf die Krise„konventionelle“ Einsparmethoden bevorzugt. So haben 52 Prozentder befragten Führungskräfte ihre Budgets gekürzt, 34 Prozent habenmit Entlassungen auf die Krise reagiert; immerhin 28 Prozent habenbeim Verhalten der Mitarbeiter angesetzt. Auch für die Zukunft er-warten die Firmenlenker weiteren Veränderungsbedarf: Zu den drin-gendsten Themen zählen neben der Vorbereitung der Organisationauf zukünftige Herausforderungen (38 Prozent) vor allem Kostenre-duzierungen (58 Prozent) zu den Kandidaten für künftige Change-In-itiativen.

Die Krise als Chance für Change. Dabei zeigen die Aussagen derFührungskräfte, dass es sich um eine Nachfragekrise handelt, die eineStrukturkrise verdeutlicht. So sagen 56 Prozent der teilnehmendenUnternehmen, die Krise habe Schwächen in der eigenen Organisationaufgedeckt, die sie nun mit Change-Initiativen zu beseitigen suchen. Ru-dolf Jerrentrup, Senior Advisor bei Celerant und verantwortlich für denChemie-Teil der Studie: „Die Krise bietet den Unternehmen eine guteMöglichkeit, die wahren Wissensträger des Unternehmens zu identifizie-ren, auf diesen aufzubauen und die Flexibilität zu steigern.“

Einige Unternehmen nutzen die Krise für ihren eigenen unternehme-rischen Vorteil, etwa um Veränderungen durchzusetzen, die sie in einemanderen gesamtwirtschaftlichen Umfeld gar nicht durchsetzen könnten.Die Chemiebranche sieht demnach die derzeitige Krise als Chance fürFormen des betrieblichen Wandels, der sonst kaum zu verwirklichen wä-re. Beispiele für solche Change-Initiativen sind vor allem Reduzierungder Mitarbeiterzahlen, Verhaltensänderungen der Mitarbeiter oder Ko-steneinsparungen. Dabei gab es in der Chemie-Industrie seit Beginn derKrise weitaus weniger Personalabbauprojekte (34 Prozent) als im Durch-schnitt der befragten Unternehmen (54 Prozent).

Studie zu Change Manage-ment in der Chemiebranche

© d

iego

cer

vo –

Fot

olia

.com

chemiereport.at 7/09 | 27

Der Chemiebranche gelingt es nach der Studie besser als anderen Branchen,

ihre Mitarbeiter für „Change“ zu mobilisieren.

Change

Page 28: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

Im Chemiereport 5/2009 haben wir zuletzt über die Pläne derUSA berichtet, Parallelimporte von Arzneimitteln zuzulassen. Aberauch für den Parallelimport in der EU gelten strenge Vorschriften,insbesondere, was die Verpackung betrifft.

Abgesehen von sprachlichen Umständen, die mit einer Bekle-bung der Verpackung behoben werden können, sind in verschiede-nen Mitgliedsländern oft unterschiedliche Verpackungsgrößen ge-bräuchlich, die ein Umverpacken erforderlich machen. Dem stehtjedoch grundsätzlich das Markenrecht des Arzneimittelherstellersentgegen. In der Regel sind alle Änderungen an einer Verpackungoder einem Produkt eine Markenverletzung. Diese Regel ist vomGrundsatz des freien Warenverkehrs in der EU durchbrochen. Not-wendige und angemessene Veränderungen sind zulässig, wenn siezur Beseitigung eines Vertriebshindernisses erforderlich sind. Erstkürzlich hatte der Oberste Gerichtshof (OGH) Gelegenheit, zumRe-Packaging Stellung zu nehmen. Er konnte sich dabei auf dieAntworten des EuGH auf sein Vorabersuchen stützen.

Wann kann sich der Markeninhaber einer Umverpackungnicht widersetzen? Der EuGH sprach aus, dass sich ein Markenin-haber dem weiteren Vertrieb eines parallel importierten Arzneimittelsin seiner inneren und äußeren Originalverpackung, die vom Impor-

teur mit einem zusätzlichen äußeren Aufkleber versehen wurde,grundsätzlich widersetzen kann. Dies gilt aber dann nicht, wenn

• dies zu einer künstlichen Abschottung der Märkte beitragenwürde,

• die Neuetikettierung den Originalzustand der in der Verpackungenthaltenen Ware nicht beeinträchtigt,

• auf der Verpackung klar angegeben ist, wer der Importeur undwer der Hersteller ist,

• der Ruf des Markeninhabers durch eine schadhafte oder unor-dentliche Beklebung nicht geschädigt werden kann und

• der Importeur den Markeninhaber vom Inverkehrbringen desparallel zu importierenden Arzneimittels informiert und ihm einMuster der Ware zur Verfügung stellt.

Der Hersteller kann also eine Veränderung der Verpackung ver-bieten, es sei denn, das Umpacken ist erforderlich, um die Vermark-tung der parallel importierten Arznei zu ermöglichen. Wie genaubeklebte oder umverpackte Arzneimittel aussehen müssen oder

können, sagt der EuGH nicht, ob etwa das Anbringeneines eigenen Logos oder einer anderen Firmenauf-

machung den Ruf einer Marke schädigt.

Wann genau liegt eine Markenverletzungvor? Dazu hat sich nun aber der OGH(17Ob3/09 – Zovirax II) geäußert: So ist etwader Umstand, dass auf einer neuen Verpackungein Hinweis auf den Umverpacker in auffälligererSchrift und Platzierung angebracht ist als derHinweis auf den Hersteller, nicht geeignet, dieHerkunftsfunktion der Marke zu beeinträchtigen.Der Importeur kann also seinen Namen größerauf der Verpackung anbringen als jenen des Her-stellers, solange klar ist, wer Hersteller und werImporteur ist. Die Verbraucher dürfen nicht in dieIrre geführt werden.

Der Parallelimporteur hat aber dem Markenin-haber jene Angaben einschließlich eines Musters zu

übermitteln, die notwendig und ausreichend sind, da-mit dieser überprüfen kann, ob die Umverpackung der durch

Umverpacken von parallel importierten Arzneimitteln

Der Parallelimport von Arzneimitteln ist in Europa zulässig, steht jedoch oftvor praktischen Hürden. Eine davon ist, dass die ausländische Arzneimittel-verpackung regelmäßig nicht den inländischen Erfordernissen genügt.

Ein Bericht von Rainer Schultes

© F

inea

s –

Foto

lia.c

om

28 | chemiereport.at 7/09

Beim Parallelimport vonArzneimitteln in Europa darfnur dann umverpackt werden,wenn dabei die Marke desHerstellers nicht geschädigtwird.

© nehbitski – Fotolia.com

Page 29: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

die Marke geschützten Waren für derenVertrieb im Einfuhrstaat überhaupt erfor-derlich ist. Welche Angaben der Impor-teur dem Markeninhaber zu übermittelnhat, hängt dabei vom Einzelfall ab. DerParallelimporteur hat den Markeninhaberdie Gründe für das Umpacken bekannt zugeben (z. B. eine andere Packungsgröße).Es kann mitunter nötig sein, auch den Aus-fuhrmitgliedsstaat anzugeben, wenn derMarkeninhaber sonst daran gehindert wäre,die Erforderlichkeit des Umpackens zu beur-teilen. Der Importeur kann sich nicht daraufberufen, dass zu befürchten wäre, dass der Lie-ferant wettbewerbsbedenklichem Druck ausgesetzt wür-de. Übrigens: Eine Pflicht des Markeninhabers, die Kosten für dasübermittelte Muster zu ersetzen, ist nicht vorgesehen!

Ist eine neues Verpackungsdesign erlaubt?Darf der Parallelimporteur den von ihm importierten Produkten

auch sein eigenes Produkt-Design verpassen? Nach dem bisher Ge-sagten könnte man meinen, dass dies nicht erlaubt ist. Anders dieGerichte: Die Voraussetzung der Erforderlichkeit betrifft nur dasUmpacken als solches und die Wahl zwischen Neuverpackung undÜberkleben, nicht aber die Art und Weise, wie die Umpackungdurchgeführt wird. Der Importeur darf die parallel importierte Arz-nei unter der Marke des Herstellers in einer neuen Verpackung vertrei-

ben, deren Erscheinungsbild gegenüber dem Originalpro-dukt etwa durch den Aufdruck „Umverpackt und impor-tiert durch P“ auf der Vorderseite und den bloßen druck-

schriftlichen Hinweis auf den Hersteller seitlich undauf der Rückseite völlig verändert ist. Das An-bringen eines farbigen Streifendesigns auf einer

neuen Verpackung ist ebenfalls zulässig,vorausgesetzt, dass die Herkunfts- undQualitätsfunktion der Marke nichtbeeinträchtigt wird und die Verpak-kung keinen beschädigten, minder-wertigen oder unsauberen Eindruckerweckt.

Die Gestaltung der neuen Verpa-ckung ist also nicht am Grundsatzdes geringstmöglichen Eingriffes zumessen, sondern am Maßstab derAngemessenheit. Der Ruf der Mar-ke und ihres Inhabers darf nicht ge-schädigt werden.

Mag. Rainer Schultes istRechtsanwalt bei der Wienere|n|w|c Natlacen WalderdorffCancola Rechtsanwälte GmbHTel: +43 1 716 55-0 [email protected], www.enwc.com

chemiereport.at 7/09 | 29

© Alan Crawford – iStockphoto.com

Page 30: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

30 | chemiereport.at 7/09

Das Fachgebiet der Chemie ist eine tragende Säule auf ihrer Kunst-universität. Warum eigentlich?

Die Chemie ist die eigentliche Urzelle der „Angewandten“. Als im19. Jahrhundert in London das Victoria & Albert-Museum als Museum für angewandte Kunst gegründet wurde, wollte Österreichnicht nachstehen und richtete in Wien das Museum für angewandteKunst ein – mit einer wesentlichen Erweiterung: einem chemischenLaboratorium. In diesem Labor sollten Künstler unter Anleitung eines Chemikers sich selbst mit der Entwicklung neuer Materialienfür den Kunstbetrieb auseinandersetzen. Aus diesem Labor entwickeltesich dann die Kunstgewerbeschule und schließlich die Akademie fürangewandte Kunst.

Nach dem 2. Weltkrieg stand die Auseinandersetzung mit kera-mischen Materialien im Vordergrund. Heute ist die Chemie Bestand-teil des Instituts für Kunst und Technologie mit über 80 Mitarbeitern,die sich auf den verschiedensten Gebieten mit Materialien beschäftigen.

Sie leiten also ein sehr großes Institut. Welche Bereiche umfasst dieses?

Das Institut für Kunst und Technologie beheimatet zwölf Abtei-lungen, in denen Materialien für Architektur, Design, Restaurierungbis hin zu den diversen Sparten der bildenden Kunst erforscht undbearbeitet werden.

Wie findet sich ein habilitierter TU-Absolvent im Kreise der Künstler-Kollegenschaft zurecht?

Bestens! Die besonders kreative Umgebung spornt an – ich habebis heute keinerlei Neidverhalten seitens der Künstler erlebt, sondernimmer wieder innovative Anregungen für ungewöhnliche Querge-danken.

Sie betreiben auch angewandte Forschung, wie man am satten Gründer Kuppel auf der frisch renovierten Kirche am Steinhof unschwererkennen kann.

Neben der Bewertung von Materialien, die sich bereits auf demMarkt befinden, aber noch nicht für Zwecke der Kunst eingesetztwerden, entwickeln wir auch selbst neue Materialien. Ein Beispiel, dasbereits sehr erfolgreich in die praktische Anwendung gegangen ist, istdie künstliche Patina für Kupferwerkstoffe, wie sie z. B. für Dächerverwendet werden. Diese grüne Patina wurde gemeinsam mit Profes-sor Bernhard Pichler entwickelt und ist bei lückenloser und festhaf-tender Bedeckung der bestmögliche Korrosionsschutz. Zusätzlich bie-tet diese Patina den angenehmen ästhetischen Eindruck eines sattenGrüns, das vor allem bei historischen Gebäuden den Denkmalein-druck erhöht.

Sie haben in der Patinaforschung aber auch ein internationales Projekt laufen.

Um zu garantieren, dass sich die entwickelte Patina unter verschie-denen Umweltsituationen bewährt, betreiben wir seit nunmehr 15Jahren verschiedene Materialexpositionen rund um den Globus – vonAmerika über Europa und Asien bis Australien. Dabei hat sich her-ausgestellt, dass unsere Patina unter extremsten Umweltbedingungenstabil ist, während Vergleichsproben, die mit herkömmlichen Kon-servierungs-und Antikorrosionsmitteln behandelt wurden, schlechte-re Ergebnisse lieferten.

Das Team um Alfred Vendl konnte für einen Film über Bionik zum ersten Mal den

US-Fernsehpreis Emmy nach Österreich holen.

Der Kunst ihre Wissenschaft, der Wissenschaft ihre KunstMenschen der Wissenschaft – oder sollte man sagen Menschen der Kunst? Alfred Vendl, Leiter des Instituts für Kunstund Technologie der Universität für Angewandte Kunst, ist gleich auf mehreren Gebieten international erfolgreich. Karl Zojer sprach mit ihm über künstliche Patina, die Visualisierung naturwissenschaftlicher Ergebnisse und diehistorischen Ursprünge der „Angewandten“.

© D

ie A

ngew

andt

e

Page 31: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

chemiereport.at 7/09 | 31

Spitzenforschung ist sehr aufwendig und teuer. Wie finanzierenSie Ihre instrumentelle Ausstattung?

Fast ausschließlich über Drittmittel – über internationale Projek-te, hier vor allem über EU-Projekte, aber auch über Beratungs- undAnalysentätigkeit, sowie Auftragsarbeiten vom freien Markt.

Welches ist das „Schlüsselgerät“ Ihrer instrumentellen Ausstattung?Dazu gehören alle Arten von Mikroskopen – von Lichtmikro-

skopen über ESEM (Environmental Scanning Electron Microscope,eine spezielle Variante des Rasterelektronenmikroskops, d. Verf.) bishin zu einem speziellen Atomkraftmikroskop, mit dem dynamischeKorrosionsvorgänge verfolgt werden können.

Sie bewegen sich neuerdings auch ein wenig abseits der Chemiemit einem neuen Master-Studiengang „Angewandte Mediengestal-tung – Art and Science Visualization“. Was hat es damit für eineBewandtnis?

Dazu hat im Endeffekt meine persönliche Geschichte geführt.Meine erste berufliche Ausbildung und auch Tätigkeit war Kame-ramann fürs Fernsehen. Mit den Einkünften konnte ich das Stu-dium der Technischen Chemie an der TU Wien finanzieren. Ichhabe die Tätigkeit fürs Fernsehen nie aufgegeben. Seit einigen Jah-ren haben wir eine Arbeitsgruppe für „Science Visualization“ anunserem Institut, die sich mit der Visualisierung von naturwissen-schaftlichen Vorgängen beschäftigt. Unsere Spezialität ist es, dyna-mische Vorgänge im Mikrometerbereich durch Kombination vonESEM mit Computer-Generated Imagery (3D-Animation in derFilmtechnik, d. Verf.) sichtbar zu machen – beispielsweise Ober-flächenveränderungen durch Korrosion in diesem Maßstab.Diese Kompetenz bringen wir nun in den neuen Master-Studien-gang ein.

Science Visualization ist als Fachgebiet neu in Österreich. Wieschaut das international aus?

Vor allem im angloamerikanischen Bereich weisen die meistennaturwissenschaftlichen Fakultäten der Universitäten eigene Zen-tren für Science Communication mit Science Visualization auf –und zwar um die komplizierten naturwissenschaftlichen For-schungsgebiete für Normalsterbliche verständlich zu machen. Dasist notwendig, um Sponsoren zu gewinnen, die aus den wissen-schaftlichen Publikationen alleine die jeweilige Relevanz der For-schungen nicht ablesen können. Sponsoring hat in diesen Länderneinen großen Stellenwert – bei uns kaum bis gar nicht. Daher gibtes in dieser Richtung keine professionelle Tradition bei uns. DieForschungsförderung spielt sich im Kreis der jeweiligen For-schungs-Community ab – und die versteht sowieso, worum es fach-lich geht.

Wir bieten Naturwissenschaftlern an, mit uns ihre Forschungenfür ein großes Publikum transparent und verständlich zu machen.Erste Kontakte zeigen, dass hier seitens der Wissenschaftler großesInteresse besteht.

Sie haben mit ihrem Team der Science Visualization auch interna-tional Furore gemacht und für Österreich erstmalig den US-Fern-sehpreis Emmy gewonnen. Wie war das möglich?

Da wir genötigt sind, Drittmittel für unsere Forschung zu ver-dienen, haben wir unsere Entwicklungen für die Visualisierung di-versen Fernsehsendern angeboten und waren erfolgreich. Einschlä-gige Fernsehdokumentationen wurden mit unserem Material we-sentlich aufgewertet. Diese Dokumentationen sind weltweit imEinsatz, so auch in den USA, wo wir für eine Serie über „Bionik“

für zwei Emmy-Awards nominiert wurden und einen Emmy-Awardfür unsere Visualisierungsentwicklungen erringen konnten.

Wie sind Sie aber überhaupt zu den Kontakten zu den internatio-nalen Sendern gekommen?

Ich arbeite seit über 20 Jahren für die ORF-Schiene „Univer-sum“. Gemeinsam mit dem heutigen Chef dieser Sendeschiene,Walter Köhler, habe ich Ende der 80-iger Jahre die erste österreichi-sche Eigenproduktion „Die Gärten des Poseidon“ mit Professor Ru-pert Riedl gemacht. Seither hat Köhler diese Sendeschiene auf inter-nationales Niveau gebracht – heute als gleichwertiger Partner vonSendern wie BBC, Discovery, National Geography, Disney Nature,Smithsonian, WNET-NY, ARD, ZDF, ARTE etc., sodass heute die„Universum“-Filme gemeinsam mit den weltweit wichtigsten Sen-dern auf diesem Gebiet produziert werden.

Ist die Emmy, die ja auch Fernseh-Oscar genannt wird, die einzigeinternationale Auszeichnung?

Der Emmy-Award ist die Spitze des Eisbergs. Im Laufe der letz-ten zehn Jahre konnten wir bei allen einschlägigen Festivals Sieger-Awards heimholen, zuletzt z. B. zum dritten Mal die GoldeneKamera beim internationalen US Film- und Videofestival in LosAngeles und zum zweiten Mal einen ersten Preis beim Festival inJackson Hole, USA, das als wichtigstes Festival für Natur-und Wis-senschaftsfilme gilt.

Sie haben in Ihrem Berufsleben schon sehr viel erreicht. Was ist Ihr nächstes großes Ziel?

Jetzt müssen wir einmal den Master-Studiengang „Art and Sci-ence Visualization“ ordentlich zum Laufen bringen. Unser nächs-tes Filmprojekt ist ein Film über Geschichten in der Mikrowelt –wie z. B. ein T4-Phage ein Coli-Bakterium angreift – und das mitoriginalen Rasterelektronenmikroskop-Bildern in Subnanometer-Auflösung, die uns die Firma FEI zur Verfügung stellt.

Zurzeit arbeitet Vendl am Aufbau eines Master-Studiengangs zur Visualisierung

wissenschaftlicher Ergebnisse.

Page 32: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

Biot

echi

mBi

ldw

ww

.life

scie

ncea

ustr

ia.a

t

Das Unternehmen 55 Pharma entwickelt neuartigeArzneimittel gegen Diabetes Typ 2 – und hat dabei einen Weg eingeschlagen, der sich deutlich von üblichen Routinenin der Pharmaforschung unterscheidet.

Nicht jedes Start-up-Unternehmen im Bereich der Life Sci-ences ist ein Biotechnologie-Unternehmen. 55 Pharma beispiels-weise ist das, was schon im Namen steht: eine kleine Pharma-Fir-ma, aber eine, die sich von den großen dieser Branche durch ih-re Vorgangsweise unterscheidet – und durch die Erfolgsquote, dieman sich davon verspricht. Auch diese Quote steckt schon imNamen drinnen: „Fifty – five“ – von 50 Verbindungen, die alsKandidaten für die Entwicklung eines neuen Arzneimittels infra-ge kommen, sollen fünf auf den Markt kommen. Das ist ein un-gewöhnliches Verhältnis, spricht man doch normalerweise vonrund 10.000 Molekülen, aus deren Pool nur eines ein erfolgrei-cher Wirkstoff wird.

Leonhardt Bauer, Gründer und CEO von 55 Pharma mitStandorten in Tulln und Wien, hatte vor fünf Jahren die Vision,die übliche Vorgehensweise bei der Entwicklung neuer Arznei-mittel über den Haufen zu werfen und eine gänzlich anders gear-tete Route einzuschlagen. Zunächst fokussierte er sich, soweitnoch nichts Besonderes, auf eine bestimmte medizinische Indika-tion, auf Diabetes Typ 2. Gerade gegenüber dieser Krankheit istaber seit Langem die Wirkung zahlreicher Arzneipflanzen be-

kannt, die Bauer ein guter Ausgangspunkt für die Suche nachneuen Wirkstoffen zu sein schien. Und Neues auf den Markt zubringen, dürfte bei dieser Erkrankung, an der Schätzungen zufol-ge weltweit über 200 Millionen Menschen erkrankt sind, ein Ge-bot der Stunde sein. Bauer: „Derzeit sind sieben orale Substanz-gruppen für die Behandlung von Diabetes Typ 2 auf dem Markt.Es gibt aber etwa 100 Ansatzpunkte, über die ein Arzneimittel ei-ne therapeutische Wirkung beim Typ 2-Diabetes ausüben könnte.“Demgegenüber steht Bauers Überlegung: Geht man bei der Ent-wicklung von bekannten Aktivitäten aus, wie sie die Heilpflanzenzeigen, und arbeitet sich von Anfang an in vivo an eine optimaleMolekülstruktur heran, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, einenWirkmechanismus zu finden, zu dem es noch kein Produkt aufdem Markt gibt.

High-Throughput ist nicht alles. Auf dem Weg zu neuen Arz-neimitteln arbeitet 55 Pharma von Anfang an am Tiermodell, an-statt, wie sonst üblich, eine Unzahl von Verbindungen im Laborauszutesten. Denn die heue in der Arzneimittelforschung üblicheMethode des Auffindens von Wirkstoffkandidaten ist das High-

Throughput-Screening. Dabei werden großeMolekülbibliotheken auf ihre Interaktion miteinem identifizierten biomolekularen Targethin untersucht, das mit der Pathophysiologieeiner Erkrankung in Verbindung gebrachtwird. Dabei macht man aber viele leere Kilo-meter, weil vieles, was in einem solchenScreening gut bindet, noch nicht die Krite-rien an einen erfolgreichen Wirkstoff erfüllt.Und man bleibt in jedem Fall im Bereich be-reits identifizierter Targets.

Bei 55 Pharma wird demgegenüber zu-nächst versucht, molekulare Leitstrukturenzu finden, die der pflanzlichen Wirkung ent-sprechen. Dabei geht man entweder vonFraktionen eines Pflanzenextrakts aus undidentifiziert die wirksame Substanz, oderman bedient sich der Methoden des DataMinings, die es gestatten, in der Vielfalt be-reits isolierter Verbindungen gemeinsamestrukturelle Muster auszumachen, die im-mer wieder vorkommen.

Im zweiten Schritt wird eine so gewonne-ne Leitstruktur chemisch variiert. Für diesenPart konnte Bauer einen Mann mit Erfah-rung gewinnen: Klaus Frobel, der wissen-Die Vision von Firmengründer Leonhardt Bauer ist aufgegangen.

Zuviel Zucker? An

Diebetes sind weltweit

über 200 Millionen

Menschen erkrankt.

Fünf aus Fünfzig©

Che

mie

repo

rt

© F

elix

Bra

ndl

– iS

tock

phot

o.co

m

Page 33: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

schaftliche Leiter von 55 Pharma, war zuvor weltweiter Leiter der Medi-zinalchemie bei der Bayer AG. Die chemisch hergestellten Varianten wer-den unter ständigem Bezug auf den Tierversuch auf die Kriterien hin op-timiert, auf die es bei einem Arzneimittel ankommt: Hauptwirkung, Ne-benwirkungen, Löslichkeit, Pharmakokinetik. Dazu Bauer: „All dieseFaktoren der Lead Optimization kann man in-vitro in vielen unterschiedli-chen Testsystemen nachstellen. Aber eine Maus kann das besser.“

Vielversprechendes Porfolio. Mittlerweile scheint das Konzept aufzu-gehen. Von einer Leitstruktur, mit der man in die Optimierungsstrategiehineingegangen ist, sind ca. 150 Varianten hergestellt und alle in vivo ge-testet worden. Bauer zufolge handelt es sich dabei um eine völlig neueSubstanzgruppe, die bisher nicht im Zusammenhang mit Diabetes unter-sucht wurde. Mehr wird verständlicherweise nicht verraten. Das junge Un-ternehmen hat seine Ressourcen nun in einem Programm gebündelt, indem man den vielversprechendsten Kandidaten nachgeht. Bauer zu den Er-folgschancen: „Die FDA hat im letzen Jahr 100 neue Arzneimittel zugelas-sen. Davon waren aber nur 16 New Chemical Entities“, also Molekülstruk-turen, die bisher nicht als Arzneimittel verwendet wurden. Und nur weni-ge von diesen seien in sogenannten Blockbuster-Indikationen wirksam.Bauer: „In unserem Programm gibt es das aber: völlig neue Verbindungen,die als Arzneimittel für den Massenmarkt Diabetes infrage kommen. Undbei denen neben der Potenz der Verbindungen auch die Pharmakokinetikbereits gut aussieht.“

Der nächste Schritt ist jetzt die Entwicklung eines Produktionsver-fahrens aus den Laborsynthesewegen der Verbindungen, um 2010 in diepräklinische Phase der Entwicklung eintreten zu können. Insgesamt willman bis zur Phase IIa selbst weitermachen und erste relevante „Proof-of-Concept“-Ergebnisse erzielen. Dann hätte man gute Voraussetzungen fürein Auslizenzieren der Rechte geschaffen.

Mit der österreichischen Förderlandschaft hat Leonhardt Bauer, der sichfür 55 Pharma gerade in einer Finanzierungsrunde befindet, durchwegs guteErfahrungen gemacht. Die ersten Hürden seien vielleicht nicht leicht zu neh-men, wenn man aber gezeigt habe, dass das Konzept fundiert sei, könne manmit substanzieller Unterstützung rechnen. Bauer wörtlich: „Es gäbe uns nichtohne die Förderung.“ Wichtig sei vor allem die Grundausstattung mit För-dermitteln in der Startphase. Diese seien auch ganz wesentlich, um Eigen-kapitalinvestitionen in relevanter Höhe an Board bringen zu können.

55 Pharma geht neue Wege beim Auffinden

neuer Arzneimittel für Diabetiker.

ww

w.li

fesc

ienc

eaus

tria

.at

Biot

echi

mBi

ld©

Vis

ionä

r –

Foto

lia.c

om

Page 34: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

Biot

echi

mBi

ldw

ww

.lisv

r.at

Am 25. September verwandelten sich die frisch revitalisiertenRinderhallen, einst Teil des hier ansässigen Schlachthofs, in eineüberdimensionale lebende Zelle. Denn das Hallenkonzept bei derVienna Biocenter Researchers’ Night war den Organellen eines Eu-karyonten nachempfunden: Mitmachstationen als Mitochondrium,ein Raum für Kunstwettbewerbe als endoplasmatisches Retikulum,ein Walk of Fame als Golgi-Apparat, ein VBC-Spiel zum Kennen-lernen des Forschungsstandorts als Zellkern.

Mit der Researchers’ Night präsentierte sich der mit 1.400Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen aus mehr als 40 Na-tionen größte österreichische Life Sciences-Standort einer breitenÖffentlichkeit. Dem Motto „Forschen ist Kunst“ gemäß stand ei-ne Reihe von Kunstwettbewerben im Mittelpunkt des Gesche-hens: In verschiedenen Kategorien waren Teilnehmer aufge-fordert, ihre Ideen zum Thema „Forschung und Innovation imtäglichen Leben“ zu fotografieren, zu zeichnen oder zu malen, dieGewinner wurden im Rahmen der Researchers’ Night ausge-zeichnet.

Von der Kunstaktion zur Kunstauktion. Beim von LISA VRunterstützten Award „Paint your PhD“ versuchten sich 15 Wis-senschaftler selbst als Maler, um mit Acrylfarben die Themen ih-rer Dissertationen auf Leinwand zu übersetzen. Die drei preisge-krönten Bilder von Ivana Primorac (IMP), Mark Palfreyman(IMP) und Joachim Seipelt (Max Perutz Labs) wurden unter demPublikum zugunsten der St. Anna Kinderkrebsforschung verstei-gert. Die anderen zwölf Kunstwerke können auf eBay erstandenwerden.

Einer der Höhepunkte der Veranstaltung war zweifelsohne dieEhrung einiger Gründerväter des Vienna Biocenters, darunter

Max Birnstiel, der erster Direktor des Forschungsinstitutsfür Molekulare Pathologie (IMP) war, und Alexander vonGabain, Professor für Mikrobiologie an der UniversitätWien und Mitgründer der Intercell AG.

Wissenschaft in Wirtschaft übersetzt. Dass sichrund um die wissenschaftlichen Wiener Hochburgenauch eine lebendige Unternehmenslandschaft gebildethat, zeigen aktuelle Zahlen, die im Rahmen eines Presse-gesprächs der LISA Vienna Region im Vorfeld der Bio-Europe präsentiert wurden: 250 Wiener Unternehmen,die rund 14.000 Mitarbeiter beschäftigen, sind demPharma- und Biotech-Bereich zuzuordnen. Seit der Jahr-tausendwende sind 135 Biotech- und Pharmaunterneh-men gegründet worden, einige der jüngeren Unterneh-men wie Affiris oder Nabriva kommen bereits auf 50Mitarbeiter. Interessant ist auch, das dahinterstehendeFörderungsvolumen zu betrachten: Zwischen 1998 und2008 wurden rund 450 Life Sciences-Projekte mit mehrals 100 Millionen Euro aus regionalen Mitteln unter-stützt.Beim Malwettbewerb „Paint your PhD“ schlüpften Wissenschaftler in die Rolle

von Malern, um das Thema ihrer Dissertation auf Leinwand zu bringen.

© w

ww

.dob

ias.

com

Life Science Circle zum Thema „Ageing Society“Am 26. November 2009 findet im Raiffeisen Forum Wien derdiesjährige Life Science Circle zum Thema „Biotechnologie undMedizintechnik für eine alternde Gesellschaft“ statt. 100 Jahre,nachdem der Begriff „Geriatrie“ durch Ignatius Leo Naschergeprägt wurde, ist das so bezeichnete Teilgebiet der Heilkundeaktueller denn je. Mit welchen Produkten und Dienstleistungen sich die Life Sciences-Branche den Herausforderungen durch diedemographische Entwicklung stellt, werden namhafte Expertendiskutieren.

Donnerstag, 26. November 2009, 18.00 Uhr

Raiffeisen Forum Wien, Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen, Platz 1, A-1020 Wien

Das Programm

18.00 Uhr Einlass

18.30 Uhr Begrüßung: Michaela Fritz, LISA Vienna Region

18.40 Uhr Einführungsvortrag: „Eckpunkte zum demographischenWandel“, Alexia Fürnkranz-Prskawetz, TU Wien

19.00 Uhr Podiumsdiskussion: „Produkte und Services für einealternde Gesellschaft“ mit Leonhardt Bauer (55pharma), Eva Czernohorszky (LISA Vienna Region), Natalie Lottersberger(Care Ring Pflegevermittlungs- und -dienstleistungs GmbH),Alexander Peschke (Peschke Design OEG), Walter Schmidt (Affiris AG); Moderation: Eveline Schütz, ORF

Anschließend Networking beim Buffet

Anmeldung bis 23. November 2009 unter www.lisavr.at. Die Teilnahme ist kostenlos.

Wissenschaft zum Angreifen Die Vienna Biocenter Researchers’ Night präsentierte der Öffentlichkeit einen vitalen Wissenschaftsstandort inmitteneiner Stadt, deren Life Sciences-Branche floriert.

Page 35: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

chemiereport.at 7/09 | 35

Die Sigmund Freud Privatuniversität (SFU), bisher vor allem imBereich der Psychotherapie tätig, hat ein Department für Gesundheits-recht und -wissenschaft gegründet. Vorerst sind die Curricula für zweiAusbildungsschwerpunkte erstellt worden, die sich mit Pharmakovigi-lanz (also der laufenden Überwachung eines Arzneimittels nach dessenMarktzulassung) sowie mit Recht und Qualitätsmanagement in derklinischen Forschung beschäftigen. In beiden Schienen ist eine Basis-ausbildung zum „diplomierten Experten“ vorgesehen, auf die man ei-nen Master-Lehrgang aufsetzen kann.

Die Leiterin des Departments Martina Gantschacher sieht sich inder Medizinrechts-Tradition stehend, die in Österreich von ChristianKopetzki an der Universität Wien begründet wurde. Ihr geht es um dieErweiterung bestehender gesundheitsrechtlicher Angebote durch spe-zielle Themen, die auch Expertise aus Qualitätsmanagement und Na-turwissenschaften erfordern.

Bessere Vigilanz-Ausbildung notwendig. Für ein solches fächer-übergreifendes Denken sind Vigilanz-Aufgaben eine Paradebeispiel.Wer auf diesem Gebiet tätig sei, müsse sowohl in juristischen alsauch in medizinischen Fragen Detailkenntnisse besitzen und über-dies etwas von Statistik und Qualitätsmanagement verstehen, meintGantschacher. Eine entsprechende Ausbildung existiere aber bislangnicht. Die Ausbildung an der SFU zielt auf die Vigilanz-Verantwort-lichen sowohl in Unternehmen der pharmazeutischen Industrie (de-ren laufende Weiterbildung auch gesetzlich verpflichtend ist) alsauch im Gesundheitswesen ab. Daneben sollen eigene Lehrgänge fürVigilanz-Experten im Bereich Medizinprodukte und für Blut, Ge-

webe und Advanced Therapies aufgebaut werden. Die Ausbildungerfolgt berufsbegleitend über einen Web-Campus. Die Curriculaentstehen in Zuammenarbeit mit dem TÜV und der European So-ciety for Quality in Healthcare (siehe Kasten)

Hinter der neuen Ausbildungsschiene der Sigmund Freud Privatuniversität steht das

Team des Wien-Büros der ESQH unter der Leitung von Roland Schlesinger (Mitte).

© E

SQH

/Ber

nd S

chm

id

Sigmund-Freud-Uni baut Pharmakovigilanz-Ausbildung auf

Das Wiener Büro der ESQH Die European Society for Quality in Healthcare (ESQH) ist eineNon-Profit-Organisation, die sich zum Ziel gesetzt hat, alle Aspekteder Qualität des Europäischen Gesundheitswesens zu verbessern.Das neu gegründete Wien-Büro versteht sich als neutrale Platt-form, die Vertreter von Industrie, Politik und Gesundheitswesenzusammenführen will, um den für die Qualitätssteigerung notwen-digen Wissenstransfer zu leisten.Weitere Informationen: www.esqh.at

DAS LEBEN IST HART. BINDER IST HÄRTER.

www.bartelt.atBARTELT GmbHTel.: +43 (0) 316/ 47 53 28-0Fax: +43 (0) 316/ 47 53 28-55e-mail: [email protected]

Wien: 20 °C. Transport: 2–8 °C. Maiduguri, Nigeria: 33 °C, 70 % Luftfeuchte, ungekühlte Lagerung …Aus dem Labor ins Leben: Die Realität stellt Medikamente auf eine harte Probe. Und nur wer lange wirksambleibt, erreicht die Marktreife. Wer aber garantiert Ihnen, dass Ihre Wirkstoffe dauerhaft zurGesundheit beitragen? Ein Test im BINDER Konstant-Klimaschrank KBF zeigt exakt, wie lange Impfstoffeund Medikamente stabil sind.Der neue BINDER KBF sorgt jetzt für noch mehr Arzneimittelsicherheit. Denn bei exakt konstantemKlima über Jahre (25 °C/60 % r. F., 30 °C/65 % r. F., 40 °C/75 % r. F.) übertrifft Ihre Prüfsicherheitsogar die ICH-Richtlinien! Mehr erfahren Sie im Internet unter www.binder-world.com

Page 36: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

Konkrete Zahlen sagen oft am meisten aus. Als Robert Gfrerer, Ge-schäftsführer des steirischen Humantechnologie-Clusters (HTS) be-richtete, was sich in den fünf Jahren seit Bestehen der Organisation imLand verändert hatte, ließ er die Fakten sprechen: Die Zahl derBeschäftigten in den bestehenden Unternehmen des vom Land defi-nierten „Stärkefelds Humantechnologie“ stieg in diesem Zeitraum um25 %, 22 Unternehmen sind neu entstanden. 65 % der bestehendenUnternehmen haben neue Geschäftsfelder erschlossen, 25 Mio. Eurowurden in Infrastruktur, 45 Mio. Euro in Anlagen investiert. Die Aka-demikerquote in diesem Stärkefeld liegt bei 21, 93 %, zieht man nurdie Mitgliedsunternehmen des Clusters heran sogar bei 29,31 %.Auch die F&E-Quote erreicht beachtliche Werte: 12, 59 % sind es imStärkefeld, 20,42 % bei den Cluster-Mitgliedern.

Für eine Cluster-Organisation stellt der HTS insoferne eine Beson-derheit dar, als einige Unternehmen und Institutionen nicht nur alsMitglieder, sondern auch als Gesellschafter der tragenden Projektent-wicklungsgesellschaft fungieren, namentlich die SFG, JoanneumResearch, die Medizin-Uni Graz, Roche Diagnostics, Neuroth, VTUEngineering und die Zeta Holding. Deren Vertreter zeigten sich auchsehr zufrieden mit der Entwicklung. So meinte VTU-GeschäftsführerRobert Schwarz: „So wie 65 Prozent der Mitgliedsbetriebe konntenauch wir neue Geschäftsfelder erschließen. Für uns besonders wichtigwar das Engagement des Clusters für das K1-Zentrum PharmaceuticalEngineering.“ Als weiteres Highlight bezeichnete Schwarz die öster-reichweit erstmals angebotenen GxP-Schulungsprogramme.

Weltweite Branchendynamik. Dass eine derartige Dynamik mög-lich gewesen ist, liegt auch an den Umbrüchen der Life Sciences-Bran-chen insgesamt und im internationalen Maßstab. „Neue Spielregeln“verortete Gfrerer vor allem in einem „Weggehen von der bisher vor-herrschenden Orientierung an Produkteigenschaften hin zum soforti-gen Check der Erstattungsfähigkeit eines Produkts in den Gesund-heitssystemen“.

Diesen Umbrüchen spürt der Humantechnologie-Cluster auch beiseinen Zukunftskonferenzen nach, deren letzte mit der Feier des Fünf-

Jahr-Jubiläums zusammenfiel. Die Clustermitglieder erhielten dabeibeispielsweise Einblick in die Strategien, mit denen ein Konzern wieSiemens versucht, zukünftige Entwicklungen zu antizipieren. Auf-schlussreich waren die Ausführungen von Sonja Zillner aus dem Be-reich Corporate Technology des Elektrotechnik-Riesen zur Methodikder Szenario-Techniken. Dabei wird ein Bild der Zukunft entworfen(wie wird etwa das Gesundheitssystem oder die Energiewirtschaft in25 Jahren aussehen?) und von dort auf die Gegenwart zurückgeblickt.Daraus ergeben sich Entwicklungsszenarien mit verschiedenen Hori-zonten der Langfristigkeit, die man bei Siemens mit den Begriffen„Management“, „Entrepreneurship“ und „Vision“ in Verbindungbringt.

Wissensbasierte Entscheidungsfindung. Bernhard Gibis von derKassenärztlichen Bundesvereinigung in Deutschland sprach dann di-rekt den von Robert Gfrerer thematisierten Haupttrend in den Ge-sundheitssystemen an: In Zeiten, in denen die Medizin sich mehr undmehr mit chronischen Erkrankungen beschäftigen müsse und in de-nen die Beherrschung verschiedenster Technologien für Diagnostikund Therapie immer bedeutender werde, komme auch der geeignetenAllokation der finanziellen Mittel eine immer wichtigere Rolle zu. Indiesem Zusammenhang finde ein Paradigmenwechsel statt, die Kran-kenkassen würden immer mehr Fragen stellen, eine Objektivierungder angewandten Bewertungsmethoden sei daher dringend geboten.

Gibis sprach davon, dass sich die bisher rein expertengetriebenenSysteme zu wissensbasierten Systemen wandeln müssten, wofür dieevidenzbasierte Medizin die Grundlage biete. Er sprach aber auch an,dass industrielles Lobbying zuweilen solche Verfahren zu umgehentrachte und eine Marktmacht zu schaffen bemüht sei, noch bevorüberhaupt eine Evaluation stattgefunden habe.

Fünf Jahre Vergangenheit, jede Menge Zukunft

Sonja Zillner vom Bereich Corporate Technology der Siemens AG stellte Methoden vor,

die den Blick in die Zukunft gestatten.

Bernhard Gibis von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung in Deutschland sprach

über die Bedeutung der Technologiebewertung für das Gesundheitssystem.

Das Publikum lauschte aufmerksam.

36 | chemiereport.at 7/09D

as K

unzt

foto

(3

)

Der Cluster „Human Technology Styria“ feiert und blickt indie Zukunft. Anlässlich des Fünf-Jahr-Jubiläums der Orga-nisation fand auch die diesjährige Zukunftskonferenz statt,die Schlaglichter auf die Veränderungen des Gesundheits-systems warf.

Page 37: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

chemiereport.at 7/09 | 37

Entscheidungen aufgrund solider gesundheitsökonomischer Ana-lysen zu treffen, ist eine immer häufiger anzutreffende Vorgehenswei-se, wenn es um die Bereitstellung von Geldern für verschiedene For-men der Therapie geht. Relativ neu ist es, ein derartiges Instrumenta-rium auch in der Diagnostik einzusetzen.

Im Rahmen des 17. Abbott Medical Circle am 25. September2009 präsentierte Evelyn Walter, Geschäftsführerin des Institutesfür pharmaökonomische Forschung Wien, eine aktuelle Studieüber gesellschaftliche Folgekosten und deren Auswirkungen auf dasGesundheitssystem, aufgezeigt an einem pränataldiagnostischenBeispiel.

Mutter überträgt Virus auf Fötus. Eine Infektion mit dem Zyto-megalie-Virus (CMV) kann während der Schwangerschaft von derMutter auf den Fötus übertragen werden und bei diesem zu Fehlbil-dungen führen. Wird die Infektion rechtzeitig erkannt, besteht dieMöglichkeit einer Therapie mit einem CMV-Hyperimmunglobulin.Dazu müsste aber während der Schwangerschaft regelmäßig ein Testauf CMV-Antikörper gemacht werden, da vor allem jene werdendenMütter die Infektion auf ihr Kind übertragen, die zu Beginn derSchwangerschaft seronegativ sind, also noch nie CMV-Infektionen er-litten haben. Ein solches Screening ist derzeit jedoch nicht Bestandteilder Routineuntersuchungen während der Schwangerschaft.

Die gesundheitsökonomische Analyse, die Evelyn Walter vorstellte,ergab nun, dass die Folgekosten für Babys mit Spätfolgen einer Infek-

tion bei 26, 5 Mio. Euro jährlich liegen – die präventivdiagnostischeMaßnahme diese Kosten aber auf 22 Mio. Euro senken könnte, eineErsparnis für das Gesundheitssystem von 4,5 Mio. Euro. Die flächen-deckende Untersuchung der Schwangeren würde nach Walters Be-rechnungen 5,5 Mio. Euro kosten, also etwas mehr als die Ersparnis.Zur ökonomischen Perspektive kommt dann aber noch eine weitereDimension für die Entscheidungsfindung: Durch die Präventionkönnten 70 Infektionen und fünf Todesfälle bei Kindern verhindertwerden, so Walter, und das mit einer Maßnahme, die unter dem Strichnur 1 Mio. Euro jährlich koste.

Gesundheitsökonomin Evelyn Walter mit Abbott-Geschäftsführer Josef Schabauer

beim 17. Abbott Medical Circle.

© A

bbot

t

Abbott Medical Circle beleuchtete Ökonomie diagnostischer Maßnahmen

Page 38: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

Prom

otio

n

Grundsteinlegung am Technopol Wiener Neustadt

Die TFZ GmbH investiert in die Erweiterung 16 Millionen Euro.„Schon im ersten Halbjahr 2010 soll der Zubau des Forschungs-zentrums am Technopol Wiener Neustadt fertig sein und Platz fürzusätzliche 150 Wissenschaftler bieten“, erklärt dazu ecoplus-Ge-schäftsführer Helmut Miernicki.

Mieter des Zubaus wird unter anderem das Österreichische Insti-tut für Chemie und Technik (OFI) sein, das seinen Fachbereich„Oberflächentechnik & Materialanalytik“ ins TFZ Wiener Neustadtverlagert und so die räumliche Voraussetzung für den weiteren Ausbaudieses Arbeitsgebiets schafft. Schwerpunkt der Forschungsarbeiten inden nächsten Jahren wird dabei die Entwicklung und Etablierunginnovativer Umweltsimulationsverfahren darstellen, die in weitererFolge zu einer deutlichen Verkürzung von Produktentwicklungszeitenin der Oberflächentechnik führen sollen.

Erweiterung der vorhandenen Kompetenz-Schwerpunkte. Einweiterer Mieter wird die Firma Oncolab sein, die sich mit diagnosti-schen Verfahren für die Krebserkennung beschäftigt. Daneben stehenden bereits am Standort ansässigen Unternehmen Erweiterungsflä-chen zur Verfügung.

Neben der baulichen Erweiterung ist die Etablierung von zweiWiener Neustädter Kompetenzzentren im Rahmen des Förderpro-gramms „Comet“ geplant. Als K2-Zentrum bewarb sich das Kompe-tenzzentrum AC2T, das sich mit neuartigen Werk- und Schmierstof-fen zur Optimierung des Reibungsniveaus beschäftigt. Das Kompe-tenzzentrum für Mikrosystemtechnik IMA ist als K1-Zentrumgeplant.

Dietmar Loidl, technischer Geschäftsführer des OFI, Wirtschaftslandesrätin Petra

Bohuslav und ecoplus-Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Schneeberger bei der

Grundsteinlegung zur TFZ-Erweiterung.

Grundsteinlegung am Technopol Tulln

Eine Hochburg von Wissenschaft und Technologie benötigtauch die entsprechende Infrastruktur. Neben dem IFA, der FH unddem Technologiezentrum Tulln mit ca. 2.600 m2 Büro- und Labor-fläche für forschungs- und technologieorientierte Unternehmen

wächst bereits die nächste Ausbaustufe des Technopols Tulln heran:Im September wurde der Grundstein für das Universitäts- und For-schungszentrum Tulln (UFT) gelegt, in dem ab 2011 weitere Insti-tute der Universität für Bodenkultur und des Austrian Institute ofTechnology untergebracht sein werden.

Die kritische Masse erreichen. Wissenschaftlich wird dabei derBereich Nachwachsende Rohstoffe weiter ausgebaut. Walter Schnei-der, Forschungskoordinator am IFA-Tulln über die Bedeutung die-ses Erweiterungsschritts für den Campus: „Tulln ist dann als For-schungsstandort auf dem Gebiet der Grünen Technologien und derNachwachsenden Rohstoffe noch deutlicher sichtbar. Besonders fürdie internationale Wahrnehmung auf einem bestimmten For-schungsgebiet ist eine kritische Masse wichtig.“

Die interdisziplinäre Ausrichtung des Campus, die ermöglicht,dass Arbeitsgruppen aus verschiedenen Instituten zusammenarbei-ten, erhält dadurch neue Möglichkeiten. Schneider gibt ein Bei-spiel, wie dies schon heute funktioniert: „Am Institut für Pflanzen-produktion beschäftigt man sich mit Resistenzen gegen Schimmel-pilze, am Analytikzentrum können wir die giftigen Stoffwechselproduktederselben Pilze nachweisen. Dieser Blick über den Tellerrand unter-scheidet uns von anderen.“Mit dem UFT wird der nächste Schritt für die Erweiterung des Technopols Tulln gelegt.

Am 9. Oktober wurde in Wiener Neustadt der Grundsteinfür die Erweiterung des Technologie- und Forschungszen-trums (TFZ) gelegt. Mit diesem Schritt werden zusätzliche4.000 m2 an Labor- und Bürofläche zur Verfügung gestellt.

Am 16. September wurde der Grundstein für den weiteren Ausbau des Technopols Tulln gelegt: Mit dem UFT entsteht ein neues Zentrum für die Erforschung natürlicher Materialien, in dem Gruppen der Universität für Bodenkultur und desAustrian Institute of Technology tätig sein werden.

© T

hule

G.

Jug

© T

hule

G.

Jug

Page 39: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

chemiereport.at 7/09 | 39

Tumorzellen haben raffinierte Tricks, um dem Zelltod durchChemotherapeutika zu entgehen. Einer dieser Tricks besteht darin,große Mengen des Zelltod-Hemmers XIAP zu produzieren. Wissen-schaftler an der Medizinischen Universität und der Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck entwickeln im Rahmen des Krebsforschungs-verbunds „Oncotyrol“ eine Gegenstrategie. Sie suchen gezielt nachNaturstoffen, die XIAP hemmen.

Michael Ausserlechner von der Pädiatrischen Abteilung der Medi-zinischen Universität Innsbruck und Hermann Stuppner vom Institutfür Pharmazie der Leopold-Franzens-Universität suchen in Zusam-menarbeit mit Petra Obexer (Department für Pädiatrie und TirolerKrebsforschungsinstitut) und Angelika Vollmar (LMU München)nach Substanzen, die die in Tumorzellen erhöhte Aktivität von XIAPwieder auf ein Normalmaß herunterfahren. Wenn sie erfolgreich sind,könnten Patienten, deren Tumore ein Übermaß an XIAP aufweisen,gezielt mit der neuen Substanz behandelt werden – genau wie es demZiel der „personalisierten Medizin“ entspricht.

Nutzen des Potenzials von Heilpflanzen. Stuppner hat an sei-nem Institut eine Daten- und Biobank von 140.000 Naturstoffenaufgebaut. Dabei handelt es sich vor allem um pflanzliche Inhaltstof-fe, aber auch Substanzen aus Pilzen, Bakterien und anderen bio-genen Quellen sind dabei. Die Datenbank wird mithilfe einesgemeinsam mit der Firma Inte:ligand entwickelten Pharmacophor-

Modells nach Substanzen durchsucht, die XIAP binden und somitinhibieren können.

Das Besondere an diesem Projekt ist die Konzentration auf Na-turstoffe, um XIAP zu neutralisieren. Dahinter steht die Hoffnung,das bekannte aber noch weitgehend ungenutzte Potenzial natürlicherHeilpflanzen und anderer Naturstoffe auszuschöpfen und für diepersonalisierte Krebsmedizin zu nutzen.

Hermann Stuppner (links) und Michael Ausserlechner (rechts) suchen nach Natur-

stoffen, die an ein von ihnen entwickeltes Pharmacophor-Modell binden.

© M

ediz

inis

che

Uni

vers

ität

Inns

bruc

k

Naturstoffe sollen Tumorzellen in den Tod schicken

Page 40: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

40 | chemiereport.at 7/09

Die Oberflächenchemie entscheidet häufig, ob sich ein neues Material für eine bestimmte technische oder medizinischeAnwendung eignet. Die Bestimmung des Zetapotenzials kann zu einer aussagekräftigen und raschen Analyse derFestkörperoberfläche beitragen. Von Thomas Luxbacher, Anton Paar GmbH

Das Zetapotenzial als Maß fürOberflächeneigenschaften

Die chemische Analyse einer Festkörperoberfläche erfolgt in vielenFällen durch physikalische Methoden. Diese erfordern allerdings häu-fig eine aufwendige Probenpräparation, oder sie sind für die äußereOberfläche wenig empfindlich. Eine beschreibende Größe der Ober-flächenchemie ist das Zetapotenzial, das sich an der Grenzfläche zwi-schen einem Festkörper und einer umgebenden Flüssigkeit ausbildet(siehe Kasten). Durch Variation des pH-Werts der wässrigen Phasewird das Gleichgewicht von Dissoziation und Adsorption an derOberfläche beeinflusst und eine Aussage über das chemische Verhal-ten der Oberfläche möglich.

Die Messung des Strömungspotenzials und des Strömungs-stroms. Das Zetapotenzial makroskopischer Festkörperoberflächenwird durch Messung des elektrischen Strömungspotenzials und deselektrischen Strömungsstroms bestimmt. Dabei wird der Festkörperunter definierten Druckbedingungen mit einer wässrigen Lösungüberströmt und das entstehende Potenzial mittels Elektroden abge-griffen. Ein System für diese Messung wird von Anton Paar unterdem Namen „Surpass“ angeboten.

Dieses System gestattet mit unterschiedlichen Messzellendie Bestimmung des Zetapotenzials an Festkörpern nahezujeder Form und Größe. In der Fasermesszelle werden faser-förmige Proben, Pulver oder Granulat in einer permeablenSchicht angeordnet und während der Messung mit der Flüs-sigkeit durchströmt. Der Differenzdruck beiderseits der Fa-ser- oder Pulverprobe wird hierbei durch ihre Packungsdich-te bestimmt. Diese kann durch das angezeigte Druckfluss-verhalten reproduzierbar eingestellt werden.

In den beiden Messzellen für Proben mit planaren Ober-flächen wird zwischen zwei gegenüberliegenden Probenflä-chen ein definierter Kanal eingestellt. Während der Messungströmt die Flüssigkeit durch diesen Kanal und erzeugt einDruckgefälle. Als elektrische Antwort auf die Ladungsver-schiebung an der Grenzfläche zwischen Feststoff und Flüs-sigkeit entsteht zudem das Strömungspotenzial bzw. derStrömungsstrom. Während die Kanalhöhe in der Klammer-messzelle durch eine Distanzfolie vorgegeben ist, kann derSpalt in der Stempelmesszelle kontinuierlich eingestellt wer-den. So können die Oberflächeneigenschaften an Probenmit rauer Oberfläche, starkem Quellverhalten oder deutli-cher Porosität untersucht werden. Unabhängig von der ein-gesetzten Messzelle wird in der eigentlichen Messung dieDruckdifferenz stetig erhöht und das auftretende Strö-mungspotenzial (alternativ der Strömungsstrom) gleichzei-tig gemessen. Die Abhängigkeit dieser beiden Messgrößenvom Differenzdruck ist linear und die Steigung der Geradeproportional dem Zetapotenzial.

Variationen der Lösung zur Charakterisierung der Oberfläche.Das Zetapotenzial seinerseits ist von der Elektrolytkonzentration derflüssigen Phase abhängig. Als Standardelektrolyt wird daher eine 1 mmol/L, Lösung eines einfachen Elektrolyten (KCl oder NaCl) ver-wendet. So kann einerseits die elektrische Leitfähigkeit reproduzier-bar eingestellt und andererseits durch die geringe Elektrolytkonzen-tration eine hohe Empfindlichkeit der Messmethode gewährleistetwerden. Zur Charakterisierung der Festkörperoberfläche wird bevor-zugt der pH-Wert der wässrigen Lösung variiert und so eine Titrati-on der Oberfläche durchgeführt. Die Dissoziation funktionellerOberflächengruppen führt zu einer Ausbildung von Ladungsträgernan der Oberfläche, deren Anzahl sich mit dem pH-Wert ändert. Ausdieser Abhängigkeit lassen sich qualitative Aussagen über die Chemiedieser funktionellen Gruppen treffen. Darüber hinaus lässt sich soauch der pKa-Wert einer Säuregruppe beziehungsweise der pKb-Werteiner basischen Oberflächeneinheit berechnen.

Durch Zugabe von Additiven (Salze aus mehrwertigen Ionen,anionische oder kationische Tenside, Polyelektrolyte, Proteine) indie wässrige Lösung lassen sich weitere anwendungsspezifische Aus-

Das Messsystem „Surpass“ von Anton Paar mit integrierter Titrationseinheit, Fasermesszelle (links) und

Klammermesszelle mit Siliziumwafer als Probe (rechts).

Page 41: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

chemiereport.at 7/09 | 41

sagen über die selektive Wechselwirkung dieser Komponenten mitder Festkörperoberfläche gewinnen. So können beispielsweise Ad-sorptionsvorgänge von oberflächenaktiven Substanzen an Textilfa-sern oder Kunststoffoberflächen untersucht werden. Ein anderesBeispiel ist die Änderung des Zetapotenzials einer Filtrationsmem-bran durch Komplexbildung eines zweiwertigen Kations an derenOberfläche. Die integrierte Titrationseinheit des Surpass stellt denpH-Wert oder eine beliebige Additivkonzentration vollständig au-tomatisch ein.

Anwendungen in der Entwicklung von Polymer- und Ver-bundwerkstoffen. Die Anwendungen der Strömungspotenzialme-thode sind ebenso zahlreich wie die unterschiedlichen Probengeome-trien, die mit dem System Surpass untersucht werden können. Eineweitverbreitete Verwendung findet die Methode in der Quantifizie-rung von Oberflächenbehandlungen. Polymeroberflächen zeigenprinzipiell eine geringe Benetzung und ein schlechtes Haftvermögenfür Lackpigmente oder Farbstoffe. Um diese Eigenschaften zu verbes-sern, werden die Teile einer Vorbehandlung unterworfen (Plasmabe-handlung, Beflammen). Deren Effizienz und Dauerhaftigkeit lässtsich durch Messen des Zetapotenzials nachweisen.

Einsatzmöglichkeiten bestehen aber auch in der Charakterisierungvon Verbundwerkstoffen. Als verstärkende Komponenten werdenhierbei Glasfasern oder Kohlefasern eingesetzt. Geeignete Modifika-tionen ihrer Oberflächen machen diese anorganischen Fasern mit derorganischen Kunststoffmatrix kompatibel. Wiederum ist das Zetapo-tenzial ein zuverlässiger Parameter, um beispielsweise die Beschich-tung einer Glasfaser mit einer Silanverbindung als Haftvermittler zucharakterisieren.

Neben diesen anorganischen Fasern lassen sich auch natürlicheund synthetische Textilfasern einfach und aussagekräftig charakteri-sieren. Die Bewertung von Reinigungsprozessen und Färbevorgängenan Textilgeweben durch das Zetapotenzial wurde in der Literatur be-reits eingehend beschrieben.

Anwendungen für medizinische und Halbleiter-Werkstoffe.Auch bei der Entwicklung von biokompatiblen Materialien aus her-kömmlichen Metall- und Kunststoffteilen ist die Kenntnis des Ze-tapotenzials von zunehmendem Interesse. Für humanmedizinischeAnwendungen muss die Oberfläche dieser Materialien so verändertwerden, dass Proteinadsorption und Zellwachstum beschleunigtund dadurch die Akzeptanz des Fremdkörpers im menschlichen Or-ganismus erhöht wird. Die Verbesserung der hydrophilen Material-eigenschaften ist ein wesentlicher Schritt hin zur biokompatiblenOberfläche. Die Bestimmung des Zetapotenzials lässt dabei nichtnur eine Aussage über den Erfolg einer entsprechenden Oberflä-chenbehandlung zu, sondern gibt auch über die funktionellenGruppen Auskunft, die zu einer Änderung in den hydrophilen Ei-genschaften führen.

Zuletzt sei noch die Strömungspotenzialmethode als nützliche An-wendung für die Charakterisierung von Halbleiteroberflächen er-wähnt. Insbesondere gilt es hier, die Effizienz von Reinigungsprozes-sen und deren Auswirkung auf die Chemie der Oberfläche zu quan-tifizieren. Im CMP-Prozess (Chemisch-Mechanisches Polieren) wirddie Wechselwirkung zwischen dem dispergierten Schleifmittel (meistFeinstpartikel aus Aluminium- oder Siliziumoxid) und der zu reini-genden Substratoberfläche wesentlich vom Zetapotenzial sowohl derTeilchen im CMP-Slurry als auch von der Halbleiterscheibe selbst be-stimmt. Durch Kenntnis dieser Messgröße lässt sich die Optimierungder Prozessbedingungen beschleunigen. Vor allem bei der Wahl einesgeeigneten pH-Werts oder bei der Einstellung einer minimalen Ten-sidkonzentration ist die Methode hilfreich.

Das ZetapotenzialAn der Grenzfläche zwischen einem Festkörper und einerElektrolytlösung entsteht eine elektrische Ladung (etwa weilfunktionelle Gruppen an der Oberfläche dissoziieren oder Ionenadsorbiert werden). Diese Ladung führt zur Ausbildung einerelektrochemischen Doppelschicht, die durch ein Modell vonStern beschrieben werden kann: Demnach wird eine relativunbewegliche Schicht fest adsorbierter Ionen (Helmholtz-Schicht) von einer diffusen Schicht beweglicher Gegenionen(Gouy-Chapman-Schicht) umgeben. Das elektrische Potenzialfällt in diesen Schichten vom Wert an der Grenzfläche bis zumWert der Flüssigkeit ab.

Wird die Festkörperoberfläche nun relativ zur Flüssigkeit bewegt,wird ein Teil der diffusen Grenzschicht abgeschert, das dadurchentstehende Potenzial heißt Zetapotenzial – eine wichtige Kenn-größe in der Oberflächen- und Kolloidchemie. Zur Bestimmungdes Zetapotenzials werden hauptsächlich zwei Methoden ange-wendet:

• Die Bestimmung der elektrophoretischen Beweglichkeit, die indirektem Zusammenhang mit dem Zetapotenzial steht, durchelektrophoretische Lichtstreuung: Diese Methode wird haupt-sächlich für die Untersuchung kolloidal suspendierter Festkör-perteilchen verwendet.

• Die Bestimmung des Strömungspotenzials, das entsteht, wenneine Flüssigkeit an einer ruhenden Festkörperoberfläche vor-beiströmt. Auch diese Größe hängt direkt mit dem Zetapoten-zial zusammen. Diese Methode findet vornehmlich bei derUntersuchung makroskopischer Festkörperoberflächen Ver-wendung und wird in diesem Artikel beschrieben.

Aus der Steigung der linearen Abhängigkeit des Strömungsstroms (bzw. –potenzials) vom

Differenzdruck wird das Zetapotenzial makroskopischer Festkörperoberflächen berechnet.

Schema der Fasermesszelle für faser- und pulverförmige Proben (a) und Klammermess-

zelle für planare Oberflächen (b): 1 Probe, 2 Elektrode, 3 Distanzscheibe bzw. -folie, 4

Glasrohr

© A

lle A

bbild

unge

n: A

nton

Paa

r G

mbH

Page 42: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

chemiereport.at 7/09

Serie Science2Business. Erfolgsfaktoren der Zusammenarbeit zwischenWissenschaft und Wirtschaft. Teil 1

Der Erfolg von Silicon Valley wird immer wieder der engen Ver-flechtung von Wirtschaft und Wissenschaft zugeschrieben. Die Stan-ford University gilt als Keimzelle für Innovation und Unternehmens-gründungen. Der Technologietransfer wird auch hierzulande seit Jah-ren als Motor einer prosperierenden Wirtschaftsentwicklung forciert.Zahlreiche Förderprogramme zielen darauf ab, die Kooperation vonWirtschaft und Wissenschaft zu stärken und zu intensivieren. Längstdiskutiert man nicht mehr darüber, ob eine Kooperation sinnvoll ist,vielmehr stellt sich die Frage, wie die Kooperationen funktionieren.

Der „Science2Business Award“ wurde bisher dreimal für die besteKooperation von Wirtschaft und Wissenschaft vergeben, wobei der

Fokus der Bewertung auf den Umsetzungsmethoden liegt. Mit dieserBerichtserie zeigen wir an erfolgreich funktionierenden Kooperationenauf, worauf es beim Technologietransfer in der Praxis ankommt undwelche Maßnahmen von den beteiligten Partnern gesetzt wurden.

Kulturen prallen aufeinander. Die erste Herausforderung an eineKooperation stellt das Aufeinandertreffen der unterschiedlichen Kul-turen dar. Erst wenn diese Verschiedenheit von allen beteiligten aner-kannt und als gegeben akzeptiert wird, kann eine konstruktive sachli-che Zusammenarbeit stattfinden. Unternehmen und Universitätenfunktionieren nach ihren eigenen Spielregeln. Entsprechend ihren un-terschiedlichen Zielsetzungen haben sich unterschiedliche Werthal-tungen, Organisationsformen, Arbeitsstile und Spielregeln entwickeltan die sich die Mitglieder der jeweiligen Organisationen halten undaufgrund derer sie sich dementsprechend verhalten.

In der Zusammenarbeit kann es dadurch zu Spannungen, aberauch zu einer wechselseitigen Bereicherung kommen. Im Idealfall sinddie beteiligten Kulturen nicht erstarrt, sondern sie können flexibel Be-stehendes und Bewährtes mit Neuem vereinen. Das Hinausschauenüber den eigenen Tellerrand, die Bereitschaft, sich mit fremden Kultu-ren auseinanderzusetzen und mit ihnen zu kooperieren, stärkt und be-reichert vielfach die eigene Kultur und erweitert den eigenen Hand-lungsspielraum.

Drei Kulturen in einem Projekt. Gleich drei völlig verschiedeneKulturausprägungen musste Thomas Felzmann unter einen Hut brin-gen, als er eine Kooperation zwischen der St. Anna Kinderkrebsfor-schung, dem Wilhelminenkrankenhaus und dem Unternehmen Tri-med Biotech GmbH koordinierte. Die kreative, freie und informelleNatur der Grundlagenforschung mit ihren flachen Hierarchien undeingeschränkten Berichterstattungspflichten unterscheidet sich deut-lich von der klinischen Organisation. Diese ist traditionell streng hier-archisch aufgebaut, besitzt strukturierte Arbeitsabläufe, wenig Spiel-raum für akademische Freiheiten und ist meist öffentlich organisiert.Das Unternehmen wiederum muss die wirtschaftlichen Aspekte in

den Vordergrund stellen.Als Erfolgsfaktor für eine konfliktfreie Zu-

sammenarbeit zwischen den unterschiedlich kul-turell geprägten Partnern nennt Felzmann Ver-trauen: „Nur eine ausgeprägte Vertrauensbasisschafft auch ein Klima, in dem die nötigen Ver-änderungen und Anpassungen aneinander aktivangestrebt und durchgeführt werden“, sagt er.Um Vertrauen aufbauen zu können ist vor allemeine konstante, offene Kommunikation notwen-dig. Sie hilft dabei, ein gegenseitiges Verständnisund Akzeptieren der jeweiligen Kulturen zu errei-chen, um aus den so gewonnenen Erkenntnissender jeweiligen Bedürfnisse für alle Partner lebhaf-te Strukturen schaffen zu können. Gleichberech-tigung ist dabei sehr wichtig – keine Kultur sollbenachteiligt werden.

Die Kulturfrage beginnt bei Felzmann be-reits bei der Integration der eigenen, neu auf-

Im ersten Teil einer Serie über die Faktoren erfolgreicherZusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaftbeleuchten wir den Umgang mit unterschiedlichen Kultu-ren, wie sie in Forschungsstätten, Krankenhäusern oderUnternehmen zu finden sind.

Von Gisela Zechner

Kulturen prallenaufeinander

Die erste Herausforderung an eine Kooperation stellt das Aufeinandertreffen der unterschiedlichen

Kulturen dar.

© K

ater

yna

Potro

khov

a –

iSto

ckph

oto.

com

© A

ndre

s R

odri

guez

– F

otol

ia.c

om

Page 43: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

genommenen Mitarbeiter. Für ihn stellen die Menschen den bedeutendsten Asset in derbiomedizinischen Forschung dar. Besonders wichtig ist daher auch ein Hineinwachsen derMitarbeiter in die eigene Organisationskultur. Sie müssen sich mit ihr vertraut machen, sichintegrieren und dabei dennoch ihre eigene Identität wahren. Hier besteht also eine Wech-selwirkung. Kultur darf kein starres Gebilde sein, sondern muss ihren Mitgliedern Freiräu-me lassen.

Langsam wachs’ ma z’samm. Ähnlich funktioniert es auch in der Kooperation der For-schungsgruppe von Fatima Ferreira von der Universität Salzburg mit dem Unternehmen Bio-may im Rahmen des Christian Doppler Labors für Allergiediagnostik und Therapie. Auch hierwar vor allem eine langsam anwachsende Kooperation charakteristisch. Erst nachdem die sozia-len Beziehungen geklärt, Respekt für die Individualität jedes einzelnen Kooperationspartnersgewachsen und Vertrauen aufgebaut waren, ging man an die sachlichen Fragestellungen und dieZielformulierung. Schließlich ging es darum, trotz unterschiedlicher Organisationskulturen aneinem Strang zu ziehen und gemeinsam Entscheidungen zu fällen.

Wesentlich war, dass die Industrie die wissenschaftlichen Denk- und Vorgehensweisen derWissenschaftler respektierte, im Gegensatz dazu sollten sich diese mit den Regeln der kommer-ziellen Verwertung vertraut machen, sie verstehen und akzeptieren.

Regeln aufstellen. Auch Maximilian Moser vom Institut für Nichtinvasive Diagnostik, Jo-anneum Research, der ein Projekt mit zehn beteiligten Organisationen leitete, betont den Platzfür Kreativität und individuelle Gestaltungen. Zugeständnisse und Vereinbarungen regeln dieZusammenarbeit, lassen den Kulturaspekt aber nicht verschwinden. Man muss den Partnerndaher auch die Möglichkeit geben, sich nach eigenen Zielen und Idealen kreativ und eigenstän-dig zu betätigen, sie aber auch durch eine genaue und gut geregelte Arbeitsaufteilung erfolgreichin den Gesamtprozess einbinden.

Diese drei Beispiele verdeutlichen, dass gegenseitiges Vertrauen und Respekt, eine offeneund regelmäßige Kommunikation, Gleichberechtigung und ein kreativer Spielraum für in-dividuelle Gestaltungen die Schlüsselfaktoren füreine erfolgreiche kulturübergreifende Kooperati-on sind. Schließlich kann nur so Offenheit, Ver-ständnis und Akzeptanz füreinander entstehen,um sich aufeinander einzustellen, die unter-schiedlichen Denk- und Verhaltensweisen opti-mal einfließen zu lassen und somit erfolgreichmiteinander zu arbeiten.

chemiereport.at 7/09 | 43

Kultur darf kein starres Gebilde sein, sondern muss ihren Mitgliedern Freiräume lassen.

© E

dyta

Paw

low

ska

– Fo

tolia

.com

Die Serie entsteht in Zusammenarbeit mit

Page 44: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

44 | chemiereport.at 7/09

Unter Hygiene verstanden die alten Griechen „derGesundheit zuträgliche Kunst“ – richtig verstan-den, ist sie eigentlich eine Vermeidungsstrate-gie. Die Vorgaben der European HygienicEngineering & Design Group (kurzEHEDG) fassen die diesbezüglichenAnforderungen unter dem Stich-wort „Hygienic Design“ zusam-men. Die „der Gesundheit zuträg-liche Kunst“ besteht nun darin,die Oberflächen der Geräte undAnlagen der Lebensmittel- und Ge-tränkeindustrie, aber auch der Pharma-zie und Kosmetik so zu gestalten, dass sichdort keine Schmutznester oder Bakterien, Pilze undHefen festsetzen können, die das Produkt kontaminieren. Darüberhinaus müssen alle Komponenten leicht zu säubern sein. Auch sollsich abfließenden Reinigungs- oder Desinfektionsmitteln nichts inden Weg stellen.

Materialauwahl. Grundsätzlich wird daher jeder Konstrukteurseine Materialauswahl nach dem späteren Lebensmittel-Produkti-onsprozess ausrichten. Kriterien sind die Beanspruchbarkeit sowiedie Korrosions-, Verschleiß- und Temperaturbeständigkeit. Darüberhinaus darf sich auch im Alterungsprozess die Oberfläche nichtdurch Korrosion, Abrasion oder Abblättern verändern, sei es in ih-rer Makro- oder in ihrer Mikrostruktur.

Zu den Anforderungen der EHEDG kommt die EU-Richtlinie1935/2004 vom 27. Oktober 2004. Sie bestimmt die Materialaus-wahl. Von den Werkstoffen dürfen selbstverständlich keine Gesund-heitsgefahren ausgehen. Tabu sind aber auch inakzeptable Verände-

rungen in der Zusammensetzungder Lebensmittel und Veränderun-gen der organoleptischen (die Sin-ne berührenden) Eigenschaften,was voraussetzt, dass sie wederStoffe aufnehmen, noch abgeben.Die ab 1. 1. 2010 gültige Richtlinie

2006/42/EG geht noch wesentlichweiter. Sie wird auch die empfohlenen

Reinigungs- und Desinfektionsverfahren regeln.Nun kann man zum Beispiel einen Getriebemotor

„einfach“ in ein Edelstahlgehäuse stecken. Rostfreier Stahlallerdings besticht wenig aufgrund seiner Energiegesamt-

bilanz. Auch kann der Werkstoff durch seine hydrophile, alsowasseranziehende Oberflächenstruktur, dem Mikrobenbefall Vor-schub leisten.

Spezielle Lacksysteme. Einen anderen Weg ist man beim Ge-triebemotoren-Hersteller Danfoss Bauer gegangen: Das Unterneh-men überzieht seine Getriebemotoren im Gussgehäuse serienmäßigmit einem mehrschichtigen Lacksystem, das sich im pH-Bereich 2bis 12 durch hohe Resistenz gegen Reinigungs- und Desinfektions-mittel auszeichnet. Produktspezifische Stoffe, wie Butter- undMilchsäure, Ammoniak und Seifenlösung, Laugen und Säuren so-wie Peressigsäure und Chlordioxid, schaden nicht. Ein weitererNutzen ist seine hydrophobe Oberfläche, die die Gefahr der Bil-dung eines Biofilms reduziert.

Die Entwickler des in Esslingen und München ansässigen Un-ternehmens führten unter der Bezeichnung „Antibac“ auch einenpatentierten Speziallack ein, der antibakteriell und antimikrobiellwirkt. Der Schutzüberzug setzt gezielt positiv geladene Silberionenfrei, wodurch eine strukturelle Veränderung von Biomolekülen er-reicht wird. Dies führt zu einer Hemmung oder Unterbrechung desWachstums von Bakterien, Pilzen und Hefen.

Lüfterlos und anschlussoptimiert. Hygienic Design hat aberauch Auswirkungen auf die Konstruktion selbst. Die Abwesenheiteines Lüfters in einem Getriebemotor kann etwa dafür sorgen, dasskeine schwebenden Keime und Schmutzpartikel angesaugt undwieder an die Umgebungsluft abgegeben werden. Zudem verrin-gert dies deutlich die Möglichkeit der Aerosolbildung und damitder Reinfektion von Produkten oder Komponenten innerhalb derAnlage.

In einem durchgängigen System dürfen auch die Motoranschlüs-se nicht vergessen werden. Bei Danfoss Bauer wurde ein spezieller,EMV- konformer Edelstahl-Rundstecker mit reinigungsfreundlicherund beständiger Oberfläche zur werkzeuglosen Montage in IP 67-und IP 69K-Ausführung entwickelt. Durch den hohen Anschlussbe-reich bis 25 Ampere ist das System auch für weitere Anwendungenan Maschinen- und Anlagenkomponenten geeignet.

Antriebstechnik nach den Kriterien des Hygienic DesignDie Hygiene-Anforderungen in der Lebensmittel- und Pharmaindustrie haben auch Auswirkungen auf die Konstruktion derdort eingesetzten Maschinen und Anlagen. Am Beispiel des Getriebemotorenherstellers Danfoss Bauer soll gezeigt werden,auf welche Details man dabei achten muss. Von Philip Crowe, Danfoss Bauer GmbH

Getriebemotor von DanfossBauer nach den Kriterien

des Hygienic Design

Die Lackierung „Antibac“ setzt gezielt positiv geladene Silberionen frei, was zu einer

Hemmung oder Unterbrechung des Wachstums von Bakterien, Pilzen und Hefen führt.

© Danfoss Bauer (2)

Page 45: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

chemiereport.at 7/09 | 45

Im November erscheint eine überar-beitete Fassung der Richtlinie VDI3677 Blatt 1. Sie beschreibt unter Be-rücksichtigung der neusten Entwick-lungen die Abtrennung fester Partikelaus Gasen mit filternden Abscheidern(Oberflächenfilter) zur Emissionsmin-derung, zur Prozessgasreinigung undzur Wertstoffgewinnung. Filtereinrich-tungen zur Reinigung der Zu- und Ab-luft von klima- und raumlufttechni-schen Anlagen (Tiefenfilter) werden imBlatt 2 beschrieben. Hinweise für Pla-nung, Bau und Betrieb von Heißgasfil-tern für Betriebstemperaturen bis zu1000 °C finden sich im Blatt 3.

Mit der neuen Richtlinie wurde aufdie steigenden Anforderungen an Anla-genbetreiber reagiert. Laut einer EU-Studie sterben allein in Deutschlandjährlich 65.000 Menschen an den Fol-

gen von Feinstaub. Ein weiteres Absinken der vom Gesetzgeber geforderten Emissionsgrenz-werte sowie die Diskussion über die Einführung eines Grenzwertes für lungengängigen Fein-staub (PM2,5) sind die Folge. Der Abscheidung von feinen (< 1 µm) und ultrafeinen (< 0,1 µm)Partikeln kommt daher eine immer größere Bedeutung zu. Auch ein möglicher Übergangvon massenbezogenen auf anzahlbasierte Werte ist im Gespräch.

Neue Richtlinie zu filternden Abscheidern

Querschnitt durch ein beladenes Nadelfilz

Das BASF-Kompetenzzentrum Enginee-ring & Maintenance hat die Anwendungsmög-lichkeiten von Virtual Reality im Anlagenbauin einem Pilotprojekt getestet. Dabei könnenalle für die Planung relevanten Daten in einem3D-Modell zusammengeführt werden. Ergeb-nis: Die Technologie, die beim Design Reviewbereits zum Standard gehört, soll künftig auchbei der Schulung von BASF-Betriebspersonalzum Einsatz kommen und Produktionsanla-gen während ihres gesamten Lebenszyklus inihrem Ist-Zustand abbilden.

Mit Hilfe von Virtual Reality werden diePlanungsdaten für ein Anlagenmodell so um-gewandelt, dass sie für das menschliche Augeals dreidimensionales Bild wahrnehmbar sind.Zwei Hochleistungs-Videoprojektoren werfen

diese Darstellung an eine 3 mal 2 Meter große Leinwand. Durch eine spezielle Brille, dieauch in 3D-Kinos genutzt wird, sieht der Betrachter die Anlage als dreidimensionales Bildvor sich. Mit dem Flystick, einer Art Funkmaus, kann er sich zudem in Echtzeit durch dieAnlage bewegen.

BASF setzt Virtual Realityim Anlagenbau ein

Virtual Reality soll Produktionsanlagen bei BASF

künftig während ihres gesamten Lebenszyklus in

ihrem Ist-Zustand abbilden.

© B

WF

Tec

Gm

bH &

Co.

KG

© B

ASF

SE

Page 46: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

46 | chemiereport.at 7/09

Über 500 Mitarbeiter entwickeln, produzieren und vermarktendie High-Tech-Hörimplantate des Tiroler Herstellers MED-EL unddes Tochterunternehmens Vibrant-Medel. Die medizinischen Pro-dukte unterliegen den strengen Vorschriften der FDA und EN13485, zu denen auch die lückenlose Produktdokumentation undRückverfolgbarkeit jedes einzelnen Teils gehören. Dies erfolgt jetztmit Unterstützung eines Systems von B&M Tricon, das auf derERP-Middleware „Datakey“ und intelligenten Honeywell-Daten-funkterminals basiert.

Warenfluss bei MED-EL. Vom Wareneingang kommen dieWaren in das Hauptlager, wo sie entweder direkt für die Produkti-on oder für externe Partner kommissioniert werden. Im Ausgangs-lager werden die Produkte dann für den Versand vorbereitet. Wer-ner Goth ist Leiter der Lagerlogistik bei MED-EL: „Im Unterschiedzu üblichen Warenlagern sind die Anforderungen an unsere Lager-mitarbeiter sehr hoch. Unsere Lagerarbeiter sind Spezialisten, die je-den Auftrag kundenspezifisch konfigurieren, assemblieren und elek-tronische Einstellungen vornehmen. Dabei werden sie jetzt durchdas B&M-Tricon-Datenfunksystem unterstützt.“

Der erste Kontakt zu dem Anbieter wurde auf einer Fachmessegeknüpft. IT-Manager Walter Fimml: „Wir suchten ein Datenfunk-system, das unsere hohen Sicherheitsanforderungen erfüllen konn-te. Schon beim ersten Kontakt überzeugte uns die Professionalitätder Auto-ID-Spezialisten. Wir erkannten, dass wir es mit einemkompetenten Partner zu tun hatten, der sowohl mit speziellemFachwissen als auch gutem logistischen Verständnis und Erfahrungaufwarten und die passende Hard- und Software anbieten konnte.“

B&M Tricon lieferte Honeywell-Datenfunkterminals vom TypDolphin 7850 und band diese über die Datakey-Middleware andas ERP-System Navision an. Über den Datakey-Leitstand kannder Lagerleiter jetzt die Kommissionieraufträge genau zuteilen,um etwa spezifische Aufträge nur für bestimmte Personen freizu-geben. Walter Fimml: „Bei der Umsetzung des Projekts gab es kei-ne nennenswerten Probleme, der Projektablauf war absolutzufriedenstellend.“

Seriennummerverfolgung. Verlässt das Implantat die Produkti-on, hat es also bereits eine Seriennummer (und eine dokumentierteFertigungsgeschichte). Die Seriennummer wird vor der Assemblie-rung eines Hörimplantat-Kundensets durch Scannen erfasst. Alleindas Scannen der Seriennummer trägt bereits erheblich zur Minimie-rung von Dokumentationsfehlern bei.

IT-Manager Fimml erklärt: „Das Medizinprodukte-Gesetzschreibt uns die Dokumentation jedes einzelnen implantierbarenTeiles vor, von der Produktion über den gesamten Lebenszyklus undletztendlich bis zum Tod des Patienten. Bei der Erfassung der Seri-ennummern passierten leider Tippfehler, schließlich sind z. T. mehrals 25 Ziffern einzugeben. Das haben wir durch das Scannen derCodes ausgeschaltet, es läuft jetzt sicherer und schneller.“ Logistik-leiter Goth ergänzt: „Jedes Jahr kommen Beamte der FDA mehrereTage zur Überprüfung. Dies bedeutet für uns viel Aufwand, vielDokumentation und zahlreiche Kontrollschritte, was letztendlichder Sicherheit der Patienten dient.“

Fimml: „Wir wollen natürlich ein System, das Bestand hat undinternational anerkannt wird. Bei allen Kleinteilen haben wir unsdaher derzeit für den DataMatrix-Code entschieden. Sollte er 2015nicht Standard werden, müssen wir eben umstellen, können aberauf die langjährige Erfahrung und ein funktionierendes System auf-bauen.“

Navision und Datenfunk. Ein weiterer Vorteil für das Unterneh-men besteht darin, dass nun die B&M-Tricon-Handterminals direktan Navision angebunden sind und sämtliche Tätigkeiten vor Ort amTerminal ausgeführt werden können. IT-Manager Fimml abschlie-ßend: „Durch die mobile Datenerfassung sollen vor allem folgendeZiele erreicht werden: Die Fehlerrate bei der Datenerfassung soll ge-gen Null gehen, ein Teil der Papierdokumentation soll eingespart unddie Sicherheit aller Logistikprozesse noch erhöht werden.“

Höhere Patientensicherheit durch 2D-CodesDie lückenlose Produktdokumentation und Rückverfolgbarkeit jedes einzelnen Teils beim Hörimplantat-Hersteller MED-ELerfolgt mit Unterstützung eines Systems von B&M Tricon, das auf der ERP-Middleware „Datakey“ basiert.

Scan des Auftrags vor der Kommissionierung mit dem Dolphin 7850

© B

&M

Tri

con

Das Projekt in Kürze• Kennzeichnung der Hörimplantate mit Data Matrix-Code er-

möglicht die lückenlose Rückverfolgung von Seriennummernnach FDA und EN 13485

• Geringerer Zeitaufwand und Verhinderung von Eingabefehlerndurch automatische Identifikation mit Barcode und Data Ma-trix-Code

• Wesentlich effizientere Prozesse durch mobile Datenerfassung• Genaue Zuteilung der Kommissionieraufträge und Erhöhung

der Prozesssicherheit in der Logistik durch Datakey-Leitstand• Nahtlose Anbindung an Microsoft Navision

www.bm-tricon.com; [email protected]

Page 47: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

chemiereport.at 7/09 | 47

Soll bei der Gießereitechnik ein Hohlraum in einem Gussteil erzeugt werden, bedientman sich sogenannter Gusskerne aus gebundenem Quarzsand. Dieser Kern stellt dasHohlraummodell des zu fertigenden Gussteils dar, in das das glutflüssige Metallgemisch(in der Regel auf Basis von Aluminium oder Eisen) eingefüllt wird. Nach dem Erkaltenund Aushärten der Schmelze bröckelt der nun nicht mehr benötigte Gießereikern ab undgibt das fertige Gussteil frei. Zur Fertigung von Gusskernen wird ein Bindemittelsystembenötigt, das die Aufgabe hat, den verwendeten Sand so stabil zu binden, dass er den ex-tremen Temperaturen von bis zu 900 Grad beim Aluminiumguss standhält. Damit wirddas präzise und fehlerfreie Gießen von komplexen Formteilen wie Zylinderköpfen oderWassermänteln ermöglicht.

Die Ashland-Südchemie-Kernfest GmbH, ein Joint Venture der Süd-Chemie mitAshland Inc., hat nun unter dem Markennamen „Inotec“ ein Verfahren entwickelt, denSand mit einem anorganischen Bindemittel auf Silikat-Basis und daher weitgehend emis-sionsfrei zu binden. Auf diese Weise kann in der Kernfertigung auf aufwendige Verfah-ren wie die Luftabsaugung und die Aminwäsche verzichtet werden.

Verfahren in Serienfertigung umgesetzt. Dieses Verfahren wurde in enger Zusam-menarbeit mit der Leichtmetallgießerei der BMW Group in Landshut für den automo-bilen Serienguss optimiert und ist nun Grundlage einer neu aufgebauten Serienferti-gung, die die Süd-Chemie-Tochter WD-Gießerei-Technik in Moosburg im Dreischicht-betrieb für die BMW Group betreibt.

Mithilfe der nach dem Inotec-Verfahren arbeitenden Anlage wird ein Kernpaket, be-stehend aus mehreren Kernen, zum Gießen des Zylinderblocks für den neuen Sechs-Zy-linder-Dieselmotor der BMW Group hergestellt. Insgesamt sollen in den nächsten zweiJahren in dieser Kernfertigung, in die die Süd-Chemie einen einstelligen Millionen-Euro-Betrag investiert hat, neue Arbeitsplätze „im deutlich zweistelligen Bereich“, amSüd-Chemie Standort in Moosburg entstehen, wie es in einer Aussendung hieß.

Die nach dem neuen Verfahren hergestellten Gusskerne dienen der Produktion von Motorenkomponenten.

Gusskernherstellung mit anorganischem Bindemittel

© S

üd-C

hem

ie A

G

Die Südchemie hat für BMW eine neue Serienfertigung für Gusskerne aufgebaut.Dabei kommt ein neu entwickeltes Verfahren zum Einsatz, dass den verwendetenQuarzsand mit einem emissionsfreien Bindemittel auf Silikat-Basis bindet.

Page 48: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

Die Sprühtrocknung im Labormaßstab gewinnt immer mehr anBedeutung, weil sie einfach zu steuern, kontinuierlich und für na-hezu alle Größen skalierbar ist. Eingesetzt wird dieses Verfahren invielen Bereichen, vor allem aber im frühen Stadium der Verfahrens-und Produktentwicklung im pharmazeutischen Umfeld, der Le-bensmittelindustrie und in allen Bereichen der Materialforschung.

Bisheriges Limit unterschritten. Mit den bisherigen Technolo-gien und Gerätedimensionen war die Sprühtrocknung im Labor aufeinen Partikelgrößen-Bereich zwischen 1 und 25 µm limitiert. Ausdiesem Grund hat die Büchi Labortechnik AG den Nano-Sprüh-trockner B-90 auf den Markt gebracht, mit dem auch Partikel imBereich zwischen 300 nm und 5 µm problemlos sprühgetrocknetwerden können.

Sprühkopf erzeugt Tröpfchen in enger Größenverteilung.Möglich wird das durch den piezoelektrischen Sprühkopf mit seinerdünnen, vibrierenden Membran. Diese Membran besitzt eine Rei-he mikrometerfeiner Löcher und schwingt mit Ultraschallfrequenz.In jeder Sekunde stößt der Sprühkopf Millionen von präzisenTröpfchen in enger Größenverteilung aus. Insgesamt stehen dreiverschiedene Sprühmembranen mit Lochdurchmessern von 4.0, 5.5und 7.0 µm zur Verfügung, was zu Tröpfchengrößen von 8 bis 21 µmführt. Die fein sprühgetrockneten Partikel werden im elektrostati-schen Partikelabscheider gesammelt, der Ausbeuten von 90 % er-möglicht.

Schnelle Trocknung im Kleinstmaßstab. Der modulare Glas-aufbau ermöglicht einen sichtbaren Sprühprozess und eine schnelleund schonende Trocknung im Kleinstmaßstab, was besonders fürMachbarkeitsstudien im Entwicklungslabor wichtig ist. Bedie-nungskomfort und einfache Prozesskontrolle verspricht die inte-grierte graphische LCD-Anzeige des Gerätes. Mit der optionalenPC-Software können nach Angaben des Herstellers alle Prozesspa-rameter online überwacht und die Daten komplett erfasst und an-schließend gespeichert oder exportiert werden.

Zu sehen ist der Nano Sprühtrockner B-90 auf dem Symposium„Nano Europe“, das vom 25. bis 26. November in Rapperswil statt-findet. Vorführungen des Geräts werden auch im Kundenlabor vonBüchi in Flawil angeboten.

Der modulare Glasaufbau des Geräts ermöglicht einen sichtbaren Sprühprozess und

eine schnelle Trocknung im Kleinstmaßstab, was besonders für Machbarkeitsstudien

im Entwicklungslabor wichtig ist.

Ein piezoelektrischer Sprühknopf mit in Ultraschallfrequenz schwingender Membran

erzeugt präzise Tröpfchen in enger Größenverteilung.

© B

üchi

Lab

orte

chni

k A

G (

2)

Eigenschaften des Nano Sprühtrockners B-90: • Sprühtrocknung von feinsten Partikeln zwischen 300 nm und

5 µm in sehr enger Größenverteilung• Minimaler Produktverlust durch Ausbeuten von bis zu 90 %• Trocknung von kleinsten Mengen im Milligramm- bzw. Millili-

ter-Bereich

Kontakt:

Büchi Labortechnik AGCH-9230 Flawil 1Freecall 0800 20 [email protected]

48 |

Mit dem Nano-Sprühtrockner B-90 ist der Labortechnik-Anbieter Büchi bis zu einer Partikelgröße von 300 nm hinunter vorgedrungen. Der Einsatzbereich dieser Methodein der pharmazeutischen - und Lebensmittelindustrie sowiein allen Bereichen der Materialforschung ist damit ausge-weitet worden.

Labor-Sprühtrocknungfür kleinste Partikelgrößen

Page 49: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten
Page 50: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

50 | chemiereport.at 7/09

Von Taschenbuch keine Rede mehr. „Der Nultsch“, vormals ein kompaktes Nachschlagewerk füralles Botanische, ist in seiner 11. Ausgabe zu einem 900-seitigen Kompendium angewachsen, dasvor allem eines will: ein Thema, das monatlich um weitere Kapitel wachsen könnte, zwischen zweiBuchdeckel bändigen und das Ganze Lesern und Studierenden einfach und vollständig vermitteln.Bei Thieme hat man darin schon jahrzehntelange Erfahrung, allerdings ist die molekulare Biolo-gie von Pflanzen didaktisch kaum ganz zu erfassen. Das zeigt sich an der Aufmachung diesesBandes: Neben den üblichen Textkästen, die thematische Nebenschauplätze beschreiben, bringt„Botanik“ noch „Plus-Boxen“, um allem Herr zu werden. Dazu noch etliche Zusammenfassun-gen und Grafiken, die ihresgleichen suchen.

Hervorragende Aufmachung – bleibt die Frage, ob auch der viele Inhalt auf Unilehrplänezutrifft. Hier zeigt sich, dass die Autoren nicht auf Basiswissen verzichten wollen, das aber hoffent-lich schon aus anderen Vorlesungen bekannt ist. Damit schleppt man viel Last mit, die hinten we-niger Platz für Neues lässt – ein universelles Lehrbuchproblem und das ist „Botanik“ nicht vorzu-werfen. Vielleicht wird aber schon die nächste Ausgabe Genomdatenbanken und Modellpflanzenviel mehr als eine Seite widmen. Unterm Strich gilt aber: „Der Nultsch“ ist eine ausgezeichneteBasis, bevor man in die Welt der Journals und Review-Bände eintaucht. Und das auch noch aufDeutsch.

Botanik: Nur in natura schöner.

Neu aufgelegt wurde „Organische Chemie“, ein weiterer Klassiker, der mittlerweile auf beeindru-ckende eineinhalb Kilo kommt – und (deshalb) auch alternativ als E-Book angeboten wird. Stellt sichdie Frage, wofür man die knapp 50 Euro ausgeben will: USB-Stick und Notebook sind zwar prak-tisch, aber auch nicht leichter als die Druckausgabe, im Bücherregal beweist der Band jedenfalls ein-drucksvoll, dass man was gelernt hat.

Was ist neu an „Organische Chemie“? Eigene Kapitel für Organosilicium-Ver-bindungen sowie für Steroide. Abbildungen, Formenschemata und Tabellen gibt’snach Erteilung eines Passwortes kostenlos im Web. Besonders hilfreich: Im An-hang findet sich noch ein gut sortiertes Reaktionsverzeichnis, welches Prüfungs-vorbereitungen um einiges erleichtern könnte.

FÜR SIE GELESEN Von Wolfgang Schweiger und Georg Sachs

Eberhard Breitmaier, Günther Jung (Hg.)Organische ChemieThieme 20091041 Seiten, Softcover

Das reizt doch immer: eine Vorstellung zu haben von der Welt im molekularen Maßstab, mitderen Hilfe wir uns so viele Dinge aus unserer stofflichen Alltagsumgebung erklären. Wie sehensie denn aus, die geometrischen Gebilde, die wir als reaktive Agenzien in unseren Labors, alsWirkstoffe der chemischen Industrie, als Funktionsträger in der lebenden Zelle ansehen?

Hier hilft ein Molekülkasten weiter, wie jener, den Wiley.VCH unter dem Namen „Orbit“herausgegeben hat. Hier wird Chemie im Medium des Spielzeugs geboten, das uns Atome alsbunte Bausteine und Bindungen als Steckverbindungen zwischen diesen in die Hand gibt. DerKasten berücksichtigt dabei gut, dass Elemente verschieden-bindig auftreten können und lie-fert etwa für den Schwefel vier verschiedene Varianten von einbindig bis sechsbindig-tetrago-nal-bipyramidisch mit. Kohlenstoff-Dreifachbindungen kann man entweder durch mitgelie-ferte flexible Bindungen am gewöhnlichen vierbindigen C-Atom oder an einem speziellen zwei-bindig-linearen Atommodell realisieren. Wahlweise gibt es ein Profiset mit 246 und ein Basis-Setmit 66 Atomen, das für die Acetylsalicylsäure wohl ausreicht, aber bei so manchem Steroidhor-mon an seine Grenzen kommt. Alles in allem eine launige und anschauliche Sache.

Moleküle zum Selberbasteln

Orbit MolekülbaukastenViley VCH, 2009Basis-Set mit 66 Atomenund 95 Bindungen

Elmar Weiler, Lutz Nover (Hg.)Allgemeine und molekulare

BotanikThieme 2008

900 Seiten, Softcover

Organische Chemie neu überarbeitet

Page 51: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

chemiereport.at 7/09 | 51

Es gibt Situationen in der Produktion, in denen es nicht erfor-derlich ist, einen gesamten Raum als Reinraum auszuführen, indenen aber dennoch in einem bestimmten Bereich, etwa in dernäheren Umgebung einer Maschine, unter Reinraumbedingun-gen gearbeitet werden soll. In solchen Fällen ist die Verwendungeines mobilen Umluftgeräts sinnvoll, das sterile Luft dorthinbringt, wo sie tatsächlich benötigt wird.

Ein solches Produkt bietet die Firma Cleanroom TechnologyAustria unter der Bezeichnung „Airboy“ an. Es handelt sich dabeium ein handliches Gerät, dessen Mobilität durch um 360 Gradlenkbare Rollen und ein flexibles Anschlusskabel gegeben ist.Über den integrierten Ventilator wird Luft von der Unterseiteüber einen Vorfilter nach oben durch den HEPA-Filter und da-nach über vier seitlich angeordnete Schlitzauslässe gedrückt.Durch die Verstellung der Lamellen kann sowohl die Anzahl derluftführenden Auslässe als auch die Wurfweite reguliert werden.Abgesehen vom Tausch der Filter fallen bei dem Gerät keine War-tungsarbeiten an.

Anwendungen im Umfeld der Pharmaindustrie. NebenAnwendungen im Produktionsbereich, etwa bei variablen Einsät-zen in der Pharma-, Lebensmittel-, Mikroelektronik- oder Halb-leiterindustrie, eignet sich das Umluftgerät „Airboy“ auch bei Gefahr von Infektionsübertragungen oder in Räumen, in denen höhere Luft-wechselzahlen gefordert sind, beispielsweise in Isolier- Steril- und Intensivzimmern von Krankenhäusern, in OP-Vorräumen oder Warteräu-men von Arztpraxen. Durch die Erhöhung des Luftwechsels kann das Gerät auch Aufgaben der Raumlufttechnik unterstützen.

Der Einsatz derartiger mobiler Geräte hat aber auch Grenzen: Die Räume, in denen eine Anwendung sinnvoll ist, müssen weitgehendabgeschlossen und frei von Querströmung sein. www.crta.at

Mobiles Umluftgerät mit Hepa-Filter

© C

lean

room

Tec

hnol

ogy

Aus

tria

Page 52: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

Me t t l e rToledo hateine Wäge-lösung aufden Marktg e b r a c h t ,die – auch inexplosionsge-fährdeten Be-reichen – in dieindustrielle Pro-zes sumgebungeingebunden werden kann. Das Wägeterminal IND560x istgemäß den Richtlinien und Normen der Europäischen Union bzw. Factory Mutual Approvals für den Einsatz im Ex-Bereich in den Zonen 1 (Gas) und 21 (Staub) zugelassen.Mithilfe des Kommunikationsmoduls ACM500 ist eine Inte-gration in die anwenderspezifische IT-Umgebung möglich.Mit seiner hohen Messwertverarbeitungsfrequenz ermöglichtdas System eine schnelle Steuerung von Abfüll- oder Dosier-anlagen im halbautomatischen oder automatischen Modus.Nach Erreichen des festgelegten Sollgewichts löst es in nur 20ms eine Prozesssteuerung aus. Präzise, wiederholbare Messun-gen sind laut Hersteller auch im Milligrammbereich realisier-bar.

www.mt.com

Explosionsgeschützte Wägelösung

Testo hat unter der Be-zeichnung „Testo 6682“ ei-nen neuen Messumformerfür explosive Bereiche. Er istspeziell auf die Anforderun-gen der Prozessüberwachungin der Pharma-, Chemie-und Verfahrenstechnik aus-gelegt. Der Feuchte-Mess-umformer ist für die Schutz-klasse ATEX II 2 (1) G Ex iaIIC T4 vorgesehen und istdaraufhin konzipiert, hoheProzesssicherheit und Anla-genverfügbarkeit zu gewähr-leisten. Durch den Testo-ei-genen und weltweit paten-tierten Feuchte-Sensor erreicht der Messumformer lautHerstellerangaben eine Genauigkeit und Langzeitstabilität von ± 1 % rF. Selbstüberwachung und Frühwarnsystem dienen derIdee der präventiven Instandhaltung, historische Rückführbarkeitist mithilfe des internen Logbuchs möglich. Außerdem verfügt derMessumformer vom Typ 6682 über ein flexibles Kalibrierkonzept,Display und ein übersichtliches Bedienmenü zur einfachen Bedie-nung bei Parametrierung, Abgleich und Analyse. www.testo.at

© T

esto

Feuchte-Messumformer für explosiveBereiche

Mit dem neuenDrucktransmit ter„Cerabar M“ geht einProdukt des Herstel-lers Endress & Hauserim mittleren Preisseg-ment in die nächsteGeneration. Zusätz-lich wird das Angebotum den Typ „DeltabarM“ für Differenz-druck und den Typ„Deltapilot M“ für

hydrostatische Anwendungen erweitert. Somit kann innerhalb einereinzigen Plattform – und somit mit demselben Ersatzteil-, Bedien-und Wartungskonzept – jede Druck-, Differenzdruck- oder Füll-standapplikation abgedeckt werden. Die robuste keramische Mess-zelle „Ceraphire“ eignet sich besonders für abrasive und korrosiveMedien. Der kapazitive Sensor ist auch für Hochvakuumanwen-dungen bis 150 °C konzipiert. Sind hohe Drücke, kleine frontbün-dige Prozessanschlüsse oder elastomerfreie Varianten erforderlich, z. B. bei Ammoniak, bietet Endress & Hauser eine piezoresistiveMesszelle an. Neigt eine Applikation zu starker Kondensatbildungoder wird der Sensor schnellen und starken Temperaturschwankun-gen ausgesetzt, z. B. bei der Sterilisation, wird die Messzelle „Con-tite“ des Produkts Deltapilot empfohlen. www.endress.com

Plattform für Druckanwendungen

© E

ndre

ss &

Hau

ser

52 | chemiereport.at 7/09

© M

ettle

r To

ledo

Page 53: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

Sartorius Stedim Biotech, ein international tätiger Anbie-ter für Labor- und Prozesstechnologie, bringt den erstenkommerziell erhältlichen Membranadsorber für hydrophobeInteraktionschromatographie (HIC) auf den Markt. DieSartobind Phenyl-Membranadsorber beschleunigen denProzessablauf durch erhöhte Flussraten und versprechenneue Möglichkeiten der Prozessoptimierung bei der Aufrei-nigung und beim Polishing therapeutischer Proteine. Sartobind Phenyl bietet die Vorzü-ge eines Adsorbers mit HIC-Ligand, während er in Spezifität und Verhalten einer kon-ventionellen HIC-Matrix entspricht. Der hydrophobe Phenyl-Ligand ist kovalent an die>3µm-Cellulosemembran gekoppelt. Die Bindung von Zielmolekülen an die Membranerfolgt mit vergleichbarer Bindekapazität und bei etwa gleichen Pufferbedingungen, wiesie für konventionelle HIC-Säulen angewendet werden. Die Flussrate kann jedoch min-destens zehnfach höher gewählt werden. Damit sind laut Angaben des Herstellers Auf-lösungen erzielbar, die im Bereich vergleichbarer Phenylsäulen liegen.

Mit einer Bindekapazität von 0,4 mg/cm2 (15 mg/ml) ist der Membran-AdsorberSartobind Phenyl für die Antikörpergewinnung im mittleren Maßstab einsetzbar.Wichtigstes Anwendungsgebiet ist die Beseitigung hydrophober Verunreinigungen,die das Risiko unerwünschter Immunreaktionen bei der Behandlung von Patientenmit therapeutischen Proteinen bergen. Weitere Einsatzmöglichkeiten der HIC-Mem-bran sind die Entfernung von Detergenzien und die Aufreinigung großer Moleküleund Biopartikel. Der Membranadsorber ist einfach in der Handhabung und sowohlfür den einmaligen Einsatz als auch für Anwendungen im Batch-Verfahren geeignet.Er ist skalierbar vom Sartobind nano (3 ml) bis zur Sartobind-Capsule mit 150 mlBettvolumen und wird in Kürze auch als Jumbo-Capsule mit einem Volumen von 5 lverfügbar sein. www.sartorius-stedim.com

Membranadsorber für die HIC

chemiereport.at 7/09 | 53

© S

arto

ris

Sted

im

Auf der diesjährigen Kunststoffverarbeitungs-Messe Fakuma, stellte Heraeus neue Infra-rot-Strahler vor, die scharfe Grate an Kunststoffteilen schnell und automatisierbar ab-schmelzen. Kunststoffteile in Handys, Radios oder im Autoinneren werden häufig ausSpritzguss hergestellt. Dabei können an den Trennebenen der Spritzgusswerkzeuge scharfeGrate entstehen, die nicht nur störend sind und unschön aussehen, sondern auch dieWeiterverarbeitung der Kunststoffteile beeinflussen. Nach dem Spritzguss werden Werk-stücke häufig laminiert, galvanisiert oder mit einer Lackierung in Holz- oder Metalloptikversehen. Grate stören dabei den Beschichtungsprozess oder lassen später den Lack wiederabblättern. Vor allem bei kompliziert geformten Teilen kann die Entfernung der Grate anden Körperkanten eine echte Herausforderung sein.

Bei derartigen Aufgabenstellungen können Kunststoffverarbeiter im Produktions-prozess einen neu entwickelten QRC® Nanoreflektor Infrarot-Strahler (QRC = quartz

reflective coating) von Heraeus einset-zen. Der Strahler kann an Konturenvon Werkstücken angepasst werden,speziell für Prozesse wie das Entgra-ten, das Verschweißen oder die Kle-beraktivierung. Durch einen Nanore-flektor aus Quarzmaterial wird dieInfrarot-Wärme gezielt auf das Werk-stück ausgerichtet. Im Gegensatz zukonventionellen Methoden, wie Mes-sern oder offenen Flammen, erwärmtdie Infrarot-Strahlung Kunststoffteilekontaktfrei und gezielt an der Ober-fläche. www.heraeus.com

Infrarot-Strahler für die Kunststoff-Bearbeitung

© H

erae

us

Page 54: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

Termin Veranstaltung/Ort Koordinaten

10–11. 10. 2009 European Bioplastics Conference, Berlin www.conference.european-bioplastics.org

12. 11. 2009 LISA VR Business Seminar: Medizinprodukte-Zulassung in denUSA, Wien www.lisavr.at

17. 11. 2009 AUVA-Infotage zur neuen Chemikalien-Kennzeichnung, Graz www.auva.at

17–19. 11. 2009 Food Ingredients Europe, Frankfurt http://fieurope.ingredientsnetwork.com

24. 11. 2009 Austrian Life Science Award, Wien www.alsa.at

26. 11. 2009 LISA VR Life Science Circle: „Biotech and Medtech for an AgingSociety“, Wien www.lisavr.at

26–27. 11. 2009 Intensiv-Schulung zum praxisnahen Umgang mit Schutzrechten, Linz www.clusterland.at

AUVA-Infotage zur neuen Chemi-kalien-Kennzeichnung (GHS)

Der Unfallverhütungsdienst der AUVA unterstützt die Wirt-schaft mit speziellen Infotagen. Um das Globale HarmonisierteChemikalien-System (GHS) und seine Auswirkungen geht es beiden Infotagen am 17. November in Graz sowie am 12. und 19.Jänner 2010 in Salzburg und Linz.

Das Globale Harmonisierte System (GHS) regelt die Einstu-fung und Kennzeichnung von Chemikalien neu. Die Verordnunghat weitreichende Auswirkungen auf die Arbeitsplatzevaluierung.Die AUVA-GHS-Seminare wenden sich an Chemikalienanwenderund an alle, die für den sicheren Umgang mit Chemikalien im Be-trieb verantwortlich sind: Sicherheitsfachkräfte, Arbeitsmediziner,Evaluierungsverantwortliche, Sicherheitsvertrauenspersonen undGefahrgutbeauftragte.

Wie in die Praxis umsetzen? Neben den grundlegenden Inhal-ten der seit 20. Jänner 2009 geltenden EU-Verordnung werden von9 bis 17 Uhr die neuen Gefahrensymbole, Gefahrenklassen, H(azard)- und P(recautionary)-Sätze und Einstufungsgrenzen, das neueSicherheitsdatenblatt, der Zusammenhang mit dem Gefahrgutrecht (ADR), korrekte Arbeitsplatzevaluierung und Praxisbeispiele prä-sentiert. Die nächsten Termine sind der 17. November 2009 in Graz sowie der 12. und der 19. Jänner 2010 in Salzburg und Linz.Kursbuchung ist über die AUVA-Homepage, www.auva.at, und den Button „Kursbuchung“ am Seitenende möglich. Die Seminarge-bühr beträgt 120 Euro.

© K

anus

omm

er -

Fot

olia

.com

© S

tefa

n H

aber

sack

– F

otol

ia.c

om

Das Globale Harmonisierte System regelt die Einstufung und Kennzeichnung von

Chemikalien neu.

Page 55: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten

Werte schaffen durch Innovation

12 Millionen Menschen weltweit erkranken jedes Jahr an Krebs.

Wir versuchen, diese Krankheit an ihrer Wurzel zu bekämpfen.

Das Boehringer Ingelheim Regional Center Vienna

entwickelt und produziert mit großem Erfolg inno-

vative Medikamente. Wir haben uns auf

Krebsforschung spezialisiert. Unser Ziel ist es,

noch wirksamere und besser verträgliche

Arzneimittel zur Krebsbehandlung zu finden.

Forschung ist unsere treibende Kraft.

Therapeutischer Fortschritt unsere Verpflichtung.

www.boehringer-ingelheim.at

Boehringer Ingelheim RCV GmbH & Co KG, Dr. Boehringer-Gasse 5-11, 1121 Wien, Tel. 01/801 05-0*, Fax 804 08 23

Page 56: Kunststoffe in der Diskussion - chemiereport.at · Reich des Lichts stehe das Reich des Bösen und der Finsternis gegenüber. Licht und Finsternis seien in der Welt in einen steten