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Ländliche Entwicklung in Bayern Materialien Heft 35/1996 Langzeitverhalten und Einsatzkriterien von ungebundenen Standard- bauweisen in der Ländlichen Entwicklung

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Ländliche Entwicklung in Bayern

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Hef

t 35/

1996

Langzeitverhalten undEinsatzkriterien vonungebundenen Standard-bauweisen in derLändlichen Entwicklung

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Herausgeber: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten © 1996ISSN 0943-7630

Autor: em. Univ.-Prof. Dr.-Ing. Alfred Schmuck

Gestaltung, Satz und Druck: Bereich Zentrale Aufgaben der Bayerischen Verwaltung für Ländliche Entwicklung

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort 5

1 Einleitung 7

2 Merkmale ländlicher Wege mit ungebundener Befestigung 9

3 Erkenntnisse aus dem Langzeitverhalten von ungebundenenBefestigungen 15

3.1 Nutzergruppenspezifischer Gebrauchszustand 15

3.2 Gebrauchszustand in Abhängigkeit von Bestands- und Erhaltungsmerkmalen 15

3.2.1 Einfluß von Alter der Befestigung und Längsneigung 153.2.2 Einfluß von Erhaltungsmaßnahmen 183.2.3 Einfluß der Lage des Weges im Gelände 193.2.4 Einfluß von Entwässerungseinrichtungen 203.2.5 Einfluß der Frostempfindlichkeit des Untergrundes 233.2.6 Einfluß der Klimaverhältnisse 233.2.7 Einfluß des Befestigungstyps 23

3.3 Mängelarten und Mängelursachen 25

3.3.1 Zusammenhänge zwischen Gebrauchswert und Zustandswerten bei den vier Nutzergruppen 253.3.2 Mängel in Abhängigkeit vom Alter und von der Längsneigung 263.3.3 Mängel in Abhängigkeit von Verkehrsbeanspruchung und Klima sowie von Bearbeitung

und Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen 28

3.4 Maßnahmen zur Minderung von Mängeln und Schäden 30

3.4.1 Entwässerung von Oberfläche und Oberbau 303.4.2 Erhaltung der ungebundenen Befestigungen 32

3.5 Nutzungsdauern (Erhaltungs-Folgezeiträume) 33

4 Einsatzkriterien für ungebundene Befestigungen 34

4.1 Einsatzkriterien aus technischer Sicht 34

4.2 Einsatzkriterien aus wirtschaftlicher Sicht 34

4.2.1 Einsatzkriterien bei »betriebswirtschaftlich orientierter« Betrachtungsweise 354.2.2 Einsatzkriterien bei »gesamtwirtschaftlich orientierter« Betrachtungsweise 36

5 Abschließende Bemerkungen 38

Anlage 1 39

Anlage 2 39

Materialien zur Ländlichen Entwicklung 35/1996 3

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Ländliche Wege sind nicht nur ein wesentlicherBestandteil der Kulturlandschaft. Sie sind darüberhinaus unverzichtbare Voraussetzung für die Kultur-landschaft als Ganzes, denn die Nutzung und Pflegeder Landschaft — und damit die Erhaltung der Kul-turlandschaft — setzen eine Erschließung der Land-schaft durch Wege voraus.

Jede Erschließungsaufgabe ist für sich gesehen»einmalig« und verlangt daher eine individuelleLösung. Diese Lösung hat sich an den Interessen derNutzer, aber auch an denen der Natur zu orientieren,sie hat kostengünstig, bedarfsgerecht und land-schaftsverträglich zu sein.

Ungebunden befestigte Feld- und Waldwege spie-len dabei nach wie vor eine wichtige Rolle, sind siedoch gebundenen Wegen in ökologischer und land-schaftsästhetischer Hinsicht oftmals überlegen. Obdiese Überlegenheit mit ökonomischen Nachteilen»erkauft« werden muß, ist jedoch nach wie vorumstritten.

Die Bayerische Verwaltung für Ländliche Entwick-lung — als Fachbehörde und Ansprechpartner derGemeinden und Bürger für alle Fragen im Zusam-menhang mit Planung, Bau und Unterhalt von länd-lichen Wegen — hat daher die Untersuchung »Lang-zeitverhalten von ungebundenen Standardbauweisender Ländlichen Entwicklung in Bayern« in Auftraggegeben.

Der dabei von den Auftragnehmern gewählteUntersuchungsansatz kann zurecht als ganzheitlichbezeichnet werden, fließen doch neben den Anfor-derungen der Nutzergruppe »landwirtschaftlicheFahrzeuge« auch die Interessen der Nutzergruppen»Fußgänger«, »Fahrradfahrer« und »Straßenfahrzeuge«gleichberechtigt in die Untersuchung mit ein.

Die mit diesem Heft vorgelegte Kurzfassung derUntersuchungsergebnisse stellt die Einsatzmöglich-keiten und Einsatzgrenzen von ungebundenenWegen einer breiten Öffentlichkeit vor. Das von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Schmuck erstellte Heft soll dazudienen, die Diskussion über die Art der Befestigung zu versachlichen sowie ökonomische Bedenkengegenüber dem Einsatz von Kies- und Schotter-wegen zu entkräften.

München, im November 1996

Prof. Dr.-Ing. Holger MagelLeiter der Bayerischen Verwaltungfür Ländliche Entwicklung

Materialien zur Ländlichen Entwicklung 35/1996 5

Vorwort

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Ländliche Wege dienen vorrangig der Erschließungvon Äckern, Wiesen und Wäldern sowie von Einzel-gehöften und Weilern. Daneben ist das ländlicheWegenetz in Teilen aber auch für Freizeit undErholung und für den Fahrrad- und Fußgängerver-kehr von Bedeutung. Der Gebrauchszustand länd-licher Wege muß deshalb primär den Anforderungendes Verkehrs mit landwirtschaftlichen Fahrzeugenentsprechen, unter bestimmten Nutzungsansprüchenjedoch auch die Anforderungen des allgemeinenKraftfahrzeug-, Rad- und Fußgängerverkehrserfüllen.

Wegen ihrer engen Beziehung zur umgebendenLandschaft sind beim Bau und bei der Erhaltungländlicher Wege, neben funktionalen Aspekten,ökologische und landschaftsästhetische Belangebesonders zu berücksichtigen. Das gelingt am bestendurch eine bescheiden dimensionierte, den Land-schaftsformen angepaßte Wegegestaltung unddurch die Verwendung naturnaher Baustoffe. Wege-befestigungen ohne Bindemittel (»ungebundeneBauweisen«) mit Kies- und Schottertrag- und -deck-schichten aus sortiertem oder unsortiertem Gesteinfügen sich harmonisch in die umgebende Landschaft

Materialien zur Ländlichen Entwicklung 35/1996 7

Abb. 1:Landschaftsgebundener

ländlicher Weg mitungebundener Befesti-

gung und begrüntemMittelstreifen

Abb. 2:Älterer ländlicher Weg

mit Betondecke

1 Einleitung

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ein. Sie entsprechen am besten ökologischen undlandschaftsästhetischen Bedingungen und lassen dieÜbergänge zur angrenzenden Landschaft weichererscheinen als versiegelte Wege mit Befestigungenaus Asphalt, Beton oder Pflaster.

Unter Verkehrs- und Witterungsbeanspruchungenist ein hinreichender Gebrauchszustand der unge-bundenen Befestigungen auf Dauer allerdings nurmit konsequent und fortlaufend durchgeführtenErhaltungsmaßnahmen sicherzustellen. In welcherWeise sich der Gebrauchszustand entwickelt, d. h.mit der Zeit verschlechtert, hängt von zahlreichenEinflußfaktoren ab. Neben der Art und Intensität der verkehrlichen Beanspruchungen zählen dazu vor allem

• die Bauart und die Bemessung des Oberbaues,

• die Eigenschaften von Unterbau und Untergrund,

• die Lage des Weges im Gelände und die Neigungs-verhältnisse,

• die Art und Qualität von Oberflächen- und Tiefen-entwässerung und schließlich auch

• die Qualität der Ursprungs-Bauausführung sowie

• die Qualität der zwischenzeitlich durchgeführtenErhaltungsmaßnahmen.

Der Aufwand für die Erhaltung ungebundenerBauweisen kann bei bestimmten Gegebenheiten,beispielsweise bei höheren Verkehrsaufkommen mit

schnellem Verkehr, bei größeren Längsneigungenoder bei einer ungünstigen Lage des Weges imGelände, unter Umständen hoch und unwirtschaft-lich werden. So stellt sich vielfach die Frage nachden technisch und wirtschaftlich vertretbarenAnwendungsbereichen.

Wie das Langzeitverhalten ungebundener Bau-weisen einzuschätzen ist und wo die Einsatzgrenzenim Hinblick auf die erwähnten Einflußfaktorenliegen, wurde im Rahmen eines Forschungsauftragesdes Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung,Landwirtschaft und Forsten in den Jahren 1992 und1993 untersucht. Forschungsbeauftragter war diePM-Consult, Beratungsgesellschaft für Straßen-betrieb und Straßenerhaltung, München-Aachen-Berlin, in Arbeitsgemeinschaft mit dem Verfasserdieses Beitrages. In die groß angelegte empirischeUntersuchung zum Langzeitverhalten und zur Wirt-schaftlichkeit ungebundener Bauweisen wurden2100 Wegeabschnitte mit mehr als 660 km Längeund mit einer Gesamtfläche von ca. 2 Mill. m2 in denverschiedensten Naturräumen Bayerns mit unter-schiedlichen klimatischen, geologischen und topo-graphischen Verhältnissen einbezogen.

Im folgenden werden die wichtigsten Erkenntnisseaus dieser Untersuchung auszugsweise wieder-gegeben. Dabei wird auf die Beschreibung vonmethodischen und auswertungstechnischen Einzel-heiten weitgehend verzichtet.*)

*) Verwiesen wird auf die Veröffentlichung des vollständigenSchlußberichtes zum Forschungsauftrag: A. Schmuck, G. Krause: Langzeitverhalten von ungebundenenStandardbauweisen der ländlichen Neuordnung in Bayern.Informationen — Verkehrsplanung und Straßenwesen,Heft 39, 1994; Hrsg.: A. Schmuck, Universität der BundeswehrMünchen, Institut für Verkehrswesen und Raumplanung.

8 Materialien zur Ländlichen Entwicklung 35/1996

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Für die Beschreibung und Bewertung des Zustan-des und für das Langzeitverhalten ländlicher Wegemit ungebundenen Bauweisen sind zum Teil anderebzw. zusätzliche Merkmale relevant als bei gebunde-nen Bauweisen. So spielen beispielsweise die Längs-neigung, die Lage des Weges im Gelände und die Artund die Wirksamkeit der Entwässerungseinrichtun-gen für das Langzeitverhalten ungebundener Be-festigungen eine ungleich größere Rolle. Eine Über-sicht zur Systematik der Merkmale zeigt Abbildung 3.

Mit Angaben über die Grundmerkmale (Grund-daten) wird die örtliche Lage des Weges im Wege-netz definiert (»Ortsangaben«), ferner werden die fürdas Langzeitverhalten maßgebenden allgemeinenBedingungen global charakterisiert (»Altersklasse«,»Nutzungsart«, »Klimagebiet«, »Allgemeine Topo-graphie«).

Bei den Bestandsmerkmalen (mit den Bestands-daten) ist nach »geometrischen Merkmalen« undnach »Merkmalen des Befestigungsaufbaues« (Bauartund Bemessung) zu unterscheiden.

Der Zustand der Befestigung wird durchZustandsdaten charakterisiert. In Anlehnung an dieim Management der Straßenerhaltung üblicheBewertungsmethodik sollte der »Gebrauchswert«getrennt vom »Substanzwert« ermittelt werden.

Mit dem Gebrauchswert wird die von den Merk-malen der Befestigungsoberfläche ausgehende

Brauchbarkeit für die verschiedenen Nutzergruppengekennzeichnet. Die Bewertung erfolgt durch dieVergabe von Zustandsnoten mit den Brauchbar-keitsstufen:

• 1 = sehr gut befahrbar bzw. begehbar,

• 2 = gut befahrbar bzw. begehbar,

• 3 = noch hinreichend befahrbar bzw. begehbar,

• 4 = nur noch bedingt befahrbar bzw. begehbar,

• 5 = unbrauchbar.

Die für die vier Nutzergruppen

• Landwirtschaftliche Fahrzeuge,

• Straßenfahrzeuge,

• Radfahrer und

• Fußgänger

maßgebenden Gebrauchszustandsnoten für dieZustandsmerkmale

• Ebenheit längs,

• Ebenheit quer (Spurrinnen),

• Bankett- und Mittelstreifenlage,

• Oberflächenstruktur und

• Verschmutzung (durch z. B. Mutterboden, bindigeErdstoffe u. ä.)

sind in der Tabelle 1 dargestellt.

Materialien zur Ländlichen Entwicklung 35/1996 9

Abb. 3: Systematik der Merkmale ungebundener ländlicher Wege

2 Merkmale ländlicher Wege mit ungebundener Befestigung

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10 Materialien zur Ländlichen Entwicklung 35/1996

Tab. 1: Gebrauchszustandsnoten für die Nutzergruppen »Landwirtschaftliche Fahrzeuge«, »Straßenfahrzeuge«,»Radfahrer« und »Fußgänger«

Mit dem Substanzwert wird die strukturelleBeschaffenheit der Wegebefestigung und Neben-anlagen (z. B. der Entwässerungseinrichtungen)beschrieben. Die Bewertung kennzeichnet, inwie-weit die Anlagenteile ihren ursprünglichen Material-

und Konstruktionseigenschaften noch entsprechen.Die für die Substanzbewertung von Wegebefesti-gung, Entwässerungseinrichtungen und Bankettenbzw. Mittelstreifen maßgebenden Substanzzustands-kriterien und -noten sind in Tabelle 2 aufgeführt.

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Charakteristika und Erfassungsmöglichkeitender maßgebenden Schadensmerkmale gehen ausTabelle 3 hervor. Die Abbildungen 4 bis 11 zeigenBeispiele für Merkmalsausprägungen des Gebrauchs-und des Substanzwertes.

Die in Abbildung 3 aufgeführte Gruppe der Datenzur Erhaltung dienen sowohl der Berücksichtigungvon in der Vergangenheit durchgeführten Erhal-tungsmaßnahmen bei der Interpretation des Lang-zeitverhaltens wie auch als Anhaltspunkt für diePlanung künftiger Maßnahmen.

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Tab. 2:Zustandsnoten

für die Substanz-bewertung

Tab. 3: Schadensarten (»Schadenskatalog«)

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12 Materialien zur Ländlichen Entwicklung 35/1996

Abb. 4:Ungebundene Befesti-gung mit Spurrinnen von10 bis 15 cm Tiefe

Abb. 5:Ungebundene Befesti-gung mit muldenförmi-gen Unebenheiten undWasserrückhalt in denMulden

Abb 6:Ungebundene Befesti-gung mit loser Ober-flächenstruktur, fehlen-dem Feinkorn und zugrober Körnung

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Materialien zur Ländlichen Entwicklung 35/1996 13

Abb. 7:Ländlicher Weg mit

stark hochgewachsenenBanketten und Mittel-

streifen (gegenüber denFahrstreifen um mehr

als 15 cm überhöht)

Abb. 8:Ländlicher Weg mit

starker Verschmutzungder gesamten Oberfläche

durch bindiges Materialund Schmierschicht-

bildung bei Nässe

Abb. 9:Ländlicher Weg mit

zerstörter Substanz beiausgeprägten Spur-rinnen, Mulden und

Verdrückungen

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14 Materialien zur Ländlichen Entwicklung 35/1996

Abb. 10:Ländlicher Weg mitausgeprägten Bankett-schäden durch Anpflügender Bankett- und Befesti-gungssubstanz

Abb. 11:Ungebundene Befesti-gung mit erodierter Ober-fläche und freiliegendemTragschichtmaterial

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Aus der Vielzahl an Untersuchungsergebnissenkönnen im folgenden nur die wichtigsten Einzel-beispiele vorgestellt werden. Sie zeigen, daß aus denUntersuchungen wertvolle Folgerungen für die Anwendung ungebundener Befestigungen zu ziehensind. Die vollständigen Ergebnisse enthält derSchlußbericht zum Forschungsauftrag — vgl. Fuß-note im Abschnitt 1.

3.1 NutzergruppenspezifischerGebrauchszustand

Ländliche Wege werden vorzugsweise für eineNutzung durch landwirtschaftliche Fahrzeuge konzi-piert. Sie müssen aber auch für eine Nutzung durchStraßenfahrzeuge (z. B. für die Anrainer) geeignetsein. Daneben werden die ländlichen Wege auch vonRadfahrern und Fußgängern im Erholungs- und Frei-zeitverkehr genutzt.

Zwangsläufig sind ungebundene Befestigungenfür den Verkehr mit Straßenfahrzeugen sowie fürRadfahrer weniger geeignet als für den Verkehr mitlandwirtschaftlichen Fahrzeugen und Fußgängern.Das läßt sich aus Tabelle 4 gut ablesen. Hier sinddiejenigen mittleren Gebrauchswerte für die Nutzer-gruppen »Straßenfahrzeuge (Pkw)«, »Radfahrer« und»Fußgänger« angegeben, die sich ergeben, wenn derGebrauchswert für die Nutzergruppe »Landwirt-

schaftliche Fahrzeuge« bei dem in Spalte 1 angege-benen Wert liegt. Aus dem Vergleich der Indexwerteläßt sich erkennen, daß der Gebrauchswert unge-bundener Befestigungen für Fußgänger um im Mittel15 %, der für Straßenfahrzeuge um i. M. 30 % undder für Radfahrer um i. M. 45 % schlechter ausfälltals für landwirtschaftliche Fahrzeuge.

3.2 Gebrauchszustand in Abhängigkeitvon Bestands- und Erhaltungsmerk-malen

3.2.1 Einfluß von Alter der Befestigung undLängsneigung

Alter der Befestigung und Längsneigung desWeges sind neben der verkehrlichen Beanspruchungdie wichtigsten Einflußgrößen für das Langzeitver-halten ungebundener Befestigungen. Eine Prognosedes Gebrauchszustandes und die damit verbundeneEinschätzung der Nutzungsdauer ist nur unterBerücksichtigung dieser Einflußgrößen möglich.

Abbildung 12 zeigt die Entwicklung der gewichte-ten Mittelwerte der Befahrbarkeit bzw. der Begeh-barkeit (= Gebrauchswert) für die vier Nutzergrup-pen bei unterschiedlichen »Längsneigungsklassen(LN)« *) in verschiedenen »Altersklassen (AKL)« **)für Strecken ohne Erhaltungsmaßnahmen.

Materialien zur Ländlichen Entwicklung 35/1996 15

Tab. 4:Vergleich der Gebrauchs-

werte der vier Nutzergruppen

3 Erkenntnisse aus dem Langzeitverhalten von ungebundenenBefestigungen

*) Längsneigungsklassen:LN 1 Längsneigung 0 % bis unter 0,5 %LN 2 “ 0,5 % bis unter 2,0 %LN 3 “ 2,0 % bis unter 5,0 %LN 4 “ 5,0 % bis unter 8,0 %LN 5 “ 8,0 % und mehr

**) Altersklassen:AKL 1 Alter der Befestigung unter 5 JahreAKL 2 “ 5 bis unter 10 JahreAKL 3 “ 10 bis unter 15 JahreAKL 4 “ 15 bis unter 20 JahreAKL 5 “ 20 und mehr Jahre

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16 Materialien zur Ländlichen Entwicklung 35/1996

. . . für Straßenfahrzeuge . . .

Abb. 12:Gewichtete Mittelwerte derGebrauchswerte für landwirtschaft-liche Fahrzeuge auf Strecken ohneErhaltungsmaßnahmen in Abhän-gigkeit von Längsneigungs- undAltersklasse

. . . für Radfahrer . . .

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Abbildung 12 läßt erkennen, daß der Gebrauchs-wert der ungebundenen Befestigungen währendder ersten 10 Nutzungsjahre stärker abfällt undmit zunehmendem Alter in einen leicht geneigten,näherungsweise linearen Verlauf übergeht. Dar-über hinaus ist die in Abschnitt 3.1 erwähnte Ten-denz erkennbar, wonach die Gebrauchswertent-wicklung ungebundener Befestigungen fürFußgänger, Straßenfahrzeuge und vor allem fürRadfahrer schlechter ausfällt als für landwirt-schaftliche Fahrzeuge.

In Abbildung 13 sind die gewichteten Mittelwerteder Befahrbarkeit beispielhaft für die Nutzergruppe»Landwirtschaftliche Fahrzeuge« in Abhängigkeit vonder »Längsneigungsklasse« und der »Altersklasse«

aufgetragen. Der Gebrauchszustand weist für dieLängsneigungsklasse 2 (0,5 bis unter 2 %) denbesten Wert auf, während sich bei niedrigeren undinsbesondere bei höheren Längsneigungen schlech-tere Werte einstellen.

Das heißt:

Ungebundene Befestigungen eignen sich ambesten für Strecken mit Längsneigungen zwischen 0,5 % und 2 %; Längsneigungen bis zu 5 % ermög-lichen noch eine relativ gute und dauerhafte Nut-zung. Dagegen sind ungebundene Befestigungenfür Strecken mit Längsneigungen über 5 % nurbedingt geeignet und bei Längsneigungen über 8 % als ungeeignet einzustufen.

Materialien zur Ländlichen Entwicklung 35/1996 17

. . . für Fußgänger . . .

Abb.13:Gewichtete Mittelwerte der

»Befahrbarkeit für Landwirt-schaftliche Fahrzeuge«

in Abhängigkeit von Längs-neigungs- und Altersklasse

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3.2.2 Einfluß von Erhaltungsmaßnahmen

Abbildung 14 zeigt den Einfluß von Erhaltungs-maßnahmen auf die Befahrbarkeit (= Gebrauchs-wert) beispielhaft für die Nutzergruppe »Landwirt-schaftliche Fahrzeuge« auf Strecken der Längsnei-gungsklassen 1 bis 5. Für die Nutzergruppen»Straßenfahrzeuge«, »Radfahrer« und »Fußgänger«sind die Einflußrelationen tendenziell ähnlich. Ein-getragen sind die Mittelwerte der Befahrbarkeit fürunterschiedliche Erhaltungsgegebenheiten. Dabeisteht die Kennzeichnung

»E« für in der Vergangenheit durchgeführteErneuerungs- oder Instandsetzungsmaßnah-men *) mit Bezeichnung des zurückliegendenZeitraumes,

»U« für in den vergangenen 3 bis 4 Jahren durch-geführte Unterhaltungsmaßnahmen **),

»O« für Strecken ohne jegliche Erhaltungsmaßnah-men mit Bezeichnung der Altersklasse (AKL)der Befestigung.

Im einzelnen bedeutet:

E1 Erhaltung vor 1 bis 2 Jahren,E3 Erhaltung vor 3 bis 4 Jahren,

E5 Erhaltung vor 5 bis 7 Jahren,E8 Erhaltung vor 8 und mehr Jahren,O1 ohne Erhaltung während der letzten 5 Jahre,O2 ohne Erhaltung seit 5 bis 10 Jahren (AKL 2),O3 ohne Erhaltung seit 10 bis 15 Jahren (AKL 3),O4 ohne Erhaltung seit 15 bis 20 Jahren (AKL 4),O5 ohne Erhaltung seit über 20 Jahren (AKL 5).

Aus Abbildung 14 läßt sich folgendes ableiten:

Erhaltungsmaßnahmen (»E«) ermöglichen fürLängsneigungen bis zu 5 % (LN 1, 2 und 3) eineWiederherstellung der Befahrbarkeit während derersten 2 Jahre nach Durchführung der Erhaltungs-maßnahme auf einem ähnlich hohen Niveau wiebeim Neubau.

Nach Erhaltungsmaßnahmen verschlechtert sichdie Befahrbarkeit rascher als nach dem Neubau, d. h. der Substanzwert wird durch eine Erhaltungs-maßnahme im allgemeinen nicht in gleicher Weisewiederhergestellt wie durch einen Neubau.

Unterhaltungsmaßnahmen (»U«) bewirken nurteilweise und zeitlich begrenzt eine Verbesserungder Befahrbarkeit.

Die Befahrbarkeit von Strecken der Längsnei-gungsklasse 2 (0,5 bis 2 %) verschlechtert sich in

18 Materialien zur Ländlichen Entwicklung 35/1996

Abb.14:Einfluß von Erhaltungsmaßnahmenauf die Befahrbarkeit für die Nut-zergruppe »LandwirtschaftlicheFahrzeuge« bei den Längsneigungs-klassen 1 bis 5

**) Unterhaltungsmaßnahmen:

Maßnahmen kleineren Umfanges und bauliche Sofortmaßnah-men in kleineren Flächen (z. B. Auffüllen von einzelnen Löchernund Mulden, Spurrinnenauffüllungen in Teilabschnitten, Abtra-gen von hochgewachsenen Banketten und Mittelstreifen).

*) Erhaltungsmaßnahmen:

Erneuerung = Vollständige Wiederherstellung einer Wege-befestigung oder von Teilen davon, sofern mehr als die Deck-schicht betroffen ist, durch Verstärkung oder nach Beseitigungentsprechender Teile (z. B. Ausbau des vorhandenen Oberbaues).Instandsetzung = Maßnahmen zur Wiederherstellung der Ober-flächeneigenschaften, die deutlich über das Ausmaß von Unter-haltungsmaßnahmen hinausgehen (z.B. Hocheinbau von Mine-ralstoffen oder Aufreißen, Planieren und Verdichten mit oderohne Materialzugabe).

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den ersten 5 Jahren nach einer Erhaltungsmaß-nahme nur wenig.

Die Befahrbarkeit von Strecken der Längs-neigungsklassen 4 und 5 verschlechtert sich bereits 5 bzw. 3 Jahre nach einer Erhaltungsmaßnahmeauf Grenzniveauhöhe (= »Schwellenwert« — sieheAbschnitt 3.5).

3.2.3 Einfluß der Lage des Weges im Gelände

Der Gebrauchswert ungebundener Befestigungenwird in besonderer Weise von der Lage des Weges imGelände beeinflußt. In Abbildung 15 sind die»Indexwerte« der Gebrauchswerte für unterschied-liche Arten der örtlichen Wegelage aufgetragen.

Die in der Abbildung verwendeten Abkürzungenhaben folgende Bedeutung:

Als »Bezugswert« mit dem Index 1,0 dient die Wege-lage »im Auftrag (Damm) und quer zum Hang (AQ)«.

(Für Wegelagen im Einschnitt konnten »Indexwerte«wegen einer zu geringen Anzahl von untersuchtenAbschnitten nicht repräsentativ ermittelt werden.)

Aus Abbildung 15 läßt sich folgendes ableiten:

Streckenabschnitte auf Kuppen (GK und AK) wei-sen innerhalb der Gruppen »geländeebene Lage«und »Lage im Auftrag (Damm)« jeweils die bestenBefahrbarkeiten auf.

Gegenüber dem Bezugswert AQ weisen Strecken-abschnitte in »geländeebener Lage in Senken (GS)«um 40 bis 50 % schlechtere Befahrbarkeiten auf; inSenken sollten daher ungebundene Befestigungennicht oder nur in Verbindung mit einer »Lage imAuftrag (AS)« angewendet werden.

Gegenüber dem Bezugswert AQ weisen Strecken-abschnitte »in geländeebener Lage quer zum Hang(GQ)« und »in ebenem Gelände (GE)« um 15 bis 25 % schlechtere Befahrbarkeiten auf; bei Wege-führungen »quer zum Hang« ist daher eine Lage»im Auftrag (AQ)« vorzuziehen.

»Geländeebene Streckenabschnitte« mit ungebun-denen Befestigungen weisen

• bei Lage in einer Senke um bis zu 30 %,• bei Lage quer zum Hang um bis zu 22 %,• bei Lage in ebenem Gelände um bis zu 14 %,• bei Lage längs zum Hang um bis zu 5 %,• bei Lage auf einer Kuppe um bis zu 17 %

schlechtere Befahrbarkeiten auf als vergleichbareStrecken »im Auftrag (Damm)«.

Materialien zur Ländlichen Entwicklung 35/1996 19

Abb. 15:Einfluß der Lage des

Weges im Geländeauf die Befahrbar-

keit (Indexwerte derBefahrbarkeit =

Gebrauchswert mitBezugsindex 1,0 für

eine Wegelage »imAuftrag und querzum Hang (AQ)«)

Senkequer zum Hangebenes Geländelängs zum HangKuppe

gelände-ebeneLage

GSGQGEGLGK

Lageim Auftrag

(Damm)

ASAQAEALAK

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3.2.4 Einfluß von Entwässerungseinrichtungen

Zwischen dem »Substanzwert der Entwässe-rungseinrichtungen« (hier: Einrichtungen der Ober-flächenlängsentwässerung = Gräben und Mulden)und dem »Substanzwert der Fahrbahn« mitungebundener Befestigung wie auch zwischen dem »Substanzwert der Entwässerungseinrichtun-gen« und der »Befahrbarkeit« konnte ein statistischgesicherter Zusammenhang nachgewiesen werden.Sowohl der Substanzwert der Fahrbahn wie auch

die Nutzbarkeit der Wege verringert sich mit abneh-mendem Substanzwert der Entwässerungseinrich-tungen.

Für den Vergleich von Strecken »mit« und»ohne« Entwässerungseinrichtungen (Gräben undMulden) sind die Indexwerte des Gebrauchswertesfür die vier Nutzergruppen in Abbildung 16 unab-hängig von der örtlichen Lage des Weges und inAbbildung 17 für eine Lage des Weges »quer zumHang« (mit seitlich zutretendem Hangwasser)dargestellt.

20 Materialien zur Ländlichen Entwicklung 35/1996

Abb. 16:Indexwerte derGebrauchswerte fürStrecken »ohne Entwäs-serungseinrichtungen«gegenüber Strecken »mit Entwässerungsein-richtungen (Index 1,0)«,unabhängig von derLage des Weges imGelände

Abb. 17:Indexwerte derGebrauchswerte fürStrecken »ohne Entwäs-serungseinrichtungen«gegenüber Strecken »mit Entwässerungsein-richtungen (Index 1,0)«für eine Lage des Weges»quer zum Hang«

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Entwässerungseinrichtungen mit einem Substanz-wert von 3,5 und schlechter (z. B. mit weitgehendzugewachsenen Gräben, hochgewachsenen Banket-ten, verstopften Durchlässen u. ä.) ergeben für dieungebundenen Befestigungen die gleichenGebrauchswerte, die auch Strecken »ohne Entwässe-rungseinrichtungen« aufweisen. Das heißt: Entwäs-serungseinrichtungen mit einem Substanzwert unter3,5 haben ihre Funktionsfähigkeit verloren.

Aus den Untersuchungen über den Einfluß der Entwässerungseinrichtungen können die nach-stehenden Folgerungen gezogen werden:

Funktionsfähige Entwässerungseinrichtungenverlangsamen die Gebrauchswertabnahme derungebundenen Befestigungen bzw. erhöhen derenNutzungsdauer.

Qualitätsverluste der Entwässerungseinrichtungenmit Substanzwerten unter 3,5 müssen durch eineregelmäßige Unterhaltung verhindert werden.

Strecken »ohne Entwässerungseinrichtungen«weisen insbesondere bei geringen Längsneigungendeutlich schlechtere Gebrauchswerte auf alsStrecken »mit (funktionsfähigen) Entwässerungs-einrichtungen«.

Strecken in Lagen »quer zum Hang« sollten,abgesehen von den für ungebundene Befestigun-gen ohnehin wenig geeigneten Strecken mitLängsneigungen von 8 % und mehr, grundsätzlichmit Längsentwässerungseinrichtungen ausge-stattet werden.

Mit zunehmender Längsneigung fließt das Ober-flächenwasser vermehrt entlang der Längsachsedes Weges ab. Gebrauchswertminderungen tretenhier unabhängig vom Vorhandensein von Entwäs-serungseinrichtungen durch Oberflächenerosionauf; die Gebrauchswerte »ohne« und »mit« Entwäs-serungseinrichtungen gleichen sich mit zuneh-menden Längsneigungen einander an.

Materialien zur Ländlichen Entwicklung 35/1996 21

Abb. 18:Fast vollständig zuge-wachsener Entwässe-

rungsgraben mit einemSubstanzwert von ≈ 3,5

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22 Materialien zur Ländlichen Entwicklung 35/1996

Abb. 20:Ländlicher Weg ohneEntwässerungseinrich-tungen in schlechtemGebrauchszustand

Abb. 21:Oberflächenerosion aufeinem ländlichen Wegmit mehr als 8 % Längs-neigung

Abb. 19:Versandeter Durchlaß

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3.2.5 Einfluß der Frostempfindlichkeit des Unter-grundes

Zusammenhänge zwischen der Befahrbarkeitungebundener Befestigungen und der Frostempfind-lichkeit des anstehenden Untergrundes sind für dieverschiedenen Längsneigungsklassen in Abbildung 22als Beispiel für die Nutzergruppe »Landwirtschaft-liche Fahrzeuge« dargestellt. Der Untergrund wurdenach Frostempfindlichkeitsklassen charakterisiert:

FE 1 nicht frostempfindlich (z. B. Sande, Kiese,Sand-Kiesgemische),

FE 2 gering bis mittel frostempfindlich (z. B. aus-geprägt bis mittelplastische Tone, Tone mitorganischen Beimengungen, Böden mit humo-sen und kalkigen Beimengungen, bindige Kies-Sand-Gemische mit weniger als 15 Gewichts-prozent Ton- oder Schluffanteil),

FE 3 sehr frostempfindlich (z. B. leicht plastischeTone, wie Geschiebemergel, Bänderton; fernerSchluffe, wie Löß, Lehm, vulkanische Böden,und Schluffe mit organischen Beimengungen).

Aus Abbildung 22 läßt sich folgendes erkennen:

Mit steigender Frostempfindlichkeit des Unter-grundes ist eine deutlich raschere Abnahme desGebrauchswertes der ungebundenen Befestigung zu verzeichnen.

Durch frostempfindlichen Untergrund beson-ders gefährdet sind — neben Strecken der Längs-neigungsklasse 4 — vor allem Strecken mit sehrgeringen Längsneigungen (Längsneigungs-klasse 1). Auf sehr frostempfindlichem Untergrundsollten deshalb stets Längsneigungen von mehr als0,5 % (Längsneigungsklasse 2) gewählt werden.

3.2.6 Einfluß der Klimaverhältnisse

Zwischen der Befahrbarkeit ungebundener Befe-stigungen und den Klimaverhältnissen (Nieder-schlagshöhen, Schneefallhäufigkeiten, Anzahl anFrost- und Eistagen) konnten für die Verhältnisse inBayern keine signifikanten Zusammenhänge ermit-telt werden.

Materialien zur Ländlichen Entwicklung 35/1996 23

Abb. 22:Einfluß der Frostempfindlichkeit

des Untergrundes auf die Befahr-barkeit für die Nutzergruppe

»Landwirtschaftliche Fahrzeuge«in Abhängigkeit von der Längs-

neigungsklasse

Page 24: Ländliche Entwicklung in Bayern - StMELF · 3.3 Mängelarten und Mängelursachen 25 3.3.1 Zusammenhänge zwischen Gebrauchswert und Zustandswerten bei den vier Nutzergruppen 25

3.2.7 Einfluß des Befestigungstyps

Wie sich der Befestigungstyp*) auf die Befahrbar-keit auswirkt, zeigt (nach Eliminierung der unter-schiedlichen Altersklassen) Abbildung 23:

Der Befestigungstyp S7 mit einer Tragschicht ausSchotter oder Kies und mit einer Deckschicht ausSplitt/Sand eignet sich am besten als ungebundeneBefestigung.

Befestigungen der Altbauweise G1 weisen wegender etwas geringeren Dicke im Schichtaufbau

geringfügig schlechtere Gebrauchswerte (Befahr-barkeitswerte) auf als der Befestigungstyp S7.Zwischen den Gebrauchswerten für die beidenEinfachbauweisen S8 und G2 mit einer Tragschichtaus unsortiertem Gestein ist kein signifikanterUnterschied erkennbar.

Der Gebrauchswert von Strecken mit den Einfach-bauweisen S8 und G2 ist trotz der in der Regel ge-ringeren Verkehrsbeanspruchungen um etwa 20 %schlechter als bei Strecken mit Befestigungen desBautyps S7. Das Langzeitverhalten der Einfach-bauweisen ist entsprechend kritisch zu bewerten.

24 Materialien zur Ländlichen Entwicklung 35/1996

*) Befestigungstypen nach den »Arbeitshilfen und Vorschriften für die Ländliche Entwicklung in Bayern (AVLE)«, Heft VI »Gemeinschaftliche und öffent-liche Anlagen«:Bautyp S7: mit Deck- und Tragschicht (Tabelle 5) Bautyp G1 (Altbauweise): mit Deck- und TragschichtBautyp S8: mit Tragschicht (unsortiertes Gestein) (Tabelle 5) Bautyp G2 (Altbauweise): mit Tragschicht (unsortiertes Gestein)

Abb. 23:Einfluß des Befestigungstypsauf den Gebrauchswert, unabhängig vom Alter der Befestigung

Tab. 5:Befestigungstypen für land-wirtschaftliche Wege nachAVLE VI

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Materialien zur Ländlichen Entwicklung 35/1996 25

3.3 Mängelarten und Mängelursachen

3.3.1 Zusammenhänge zwischen Gebrauchswertund Zustandswerten bei den vier Nutzer-gruppen

Der Gebrauchswert (Befahrbarkeit, Begehbarkeit)ungebundener Befestigungen wird für die einzelnenNutzergruppen durch Merkmale des Befestigungszu-standes, im Einzelfall durch die

• Ebenheit in Längsrichtung (Längsunebenheiten,Schlaglöcher, Wellen, Mulden u. ä.),

• Ebenheit in Querrichtung (Spurrinnen u. ä.),

• Oberflächenstruktur (lose Oberflächenbestandteile,herausgelöstes bzw. fehlendes Feinkorn u. ä.),

• Lage der Bankette und Mittelstreifen (z. B. hoch-gewachsen) und durch

• Verunreinigungen (z. B. durch Mutterboden,bindige Stoffe u. ä.)

in unterschiedlicher Weise beeinflußt.

Abbildung 24 zeigt die ermittelten Korrelationsko-effizienten für den Zusammenhang zwischen demGebrauchswert ungebundener Befestigungen undden Zustandswerten von Merkmalen der Befesti-gungsoberfläche für die vier Nutzergruppen »Land-wirtschaftliche Fahrzeuge«, »Straßenfahrzeuge«,»Radfahrer« und »Fußgänger«. Die Korrelationskoeffi-

zienten geben Auskunft über die Stärke des Zusam-menhanges zwischen dem Gebrauchswert (Befahr-barkeit, Begehbarkeit) und den Zustandswerten derverschiedenen Zustandsmerkmale. Merkmale miteinem auf 1,0 tendierenden Korrelationskoeffizientenüben einen größeren Einfluß auf den Gebrauchswertaus als Merkmale mit einem kleineren Korrelations-koeffizienten.

Der Vergleich der Korrelationskoeffizienten läßtfolgende Aussagen zu:

Mängel bei der Ebenheit in Längsrichtung bewirkenfür alle Nutzergruppen eine Minderung des Ge-brauchswertes; in besonderer Weise gilt dies für dieNutzergruppen »Straßenfahrzeuge« und »Landwirt-schaftliche Fahrzeuge«.Der Gebrauchswert für die Nutzergruppe »Land-wirtschaftliche Fahrzeuge« wird primär von derLängsebenheit, in geringerer Weise aber auch durchdie Querebenheit und die Oberflächenstrukturbeeinflußt.Der Gebrauchswert für »Straßenfahrzeuge« wirdebenfalls primär von der Längsebenheit, in geringe-rer Weise aber auch von der Querebenheit, derOberflächenstruktur und der Lage der Bankette undMittelstreifen beeinflußt.Bei den Gebrauchswerten für »Radfahrer« und»Fußgänger« spielt neben der Längsebenheit vorallem die Oberflächenstruktur eine wesentlicheRolle.

Abb. 24:Korrelations-koeffizienten

für den Zusam-menhang

zwischen demGebrauchswertungebundenerBefestigungen

und denZustandswertenvon Merkmalen

der Befesti-gungsoberfläche

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26 Materialien zur Ländlichen Entwicklung 35/1996

Abb. 25:Häufigkeitsverteilungendes Zustandswertes »Längsebenheit«(Beispiel fürLängsneigungsklasse 3 undAltersklassen 1, 3 und 5)

. . . des Zustandswertes»Substanzwert der Fahrbahn« . . .

3.3.2 Mängel in Abhängigkeit vom Alter undvon der Längsneigung

Aus den Häufigkeitsverteilungen der Zustands-werte für die einzelnen Zustandsmerkmale könnenverschiedene Schlußfolgerungen in Bezug auf Art,Häufigkeit und Intensität auftretender Mängelgezogen werden (Beispiele für Strecken der Längs-neigungsklasse 3 und Altersklassen 1, 3 und 5 findensich in Abbildung 25):

Häufigkeit und Intensität von Mängeln (d. s. Min-derungen des Zustandswertes) steigen bei allenZustandsmerkmalen mit zunehmendem Alter derBefestigung an. Besonders ausgeprägt ist dieseTendenz bei der Ebenheit in Längs- und Querrich-tung und beim Substanzwert der Befestigung.

Das Hochwachsen der Bankette und Mittelstreifenhängt fast ausschließlich vom Alter der Anlage ab.

Auf Strecken mit Längsneigungen zwischen 0 und0,5 % (LN 1) ist die Oberflächenentwässerung nurselten ausreichend gewährleistet. Davon wird ins-besondere die Ebenheit und der Substanzwert derBefestigung beeinflußt; bereits nach einer Nut-zungszeit von 10 Jahren ergibt sich eine breite»Fächerung« der Zustandswerte mit einem erheb-lichen Anteil an unzureichenden Zustandswerten.Auf Strecken mit Längsneigungen von 2 % undmehr ergeben sich mit zunehmender Längsneigungvermehrt Ebenheits- und Substanzmängel. Beson-ders ausgeprägt ist die Verschlechterung der Ober-flächenstruktur mit zunehmender Längsneigung;für die Längsneigungsklassen LN 4 und 5 mitLängsneigungen über 5 % wird die Oberflächen-struktur zum dominierenden Mangel.

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Materialien zur Ländlichen Entwicklung 35/1996 27

. . . des Zustandswertes»Lage der Bankette« . . .

. . . des Zustandswertes»Oberflächenent-

wässerung« . . .

. . . des Zustandswertes»Oberflächenstruktur« . . .

Page 28: Ländliche Entwicklung in Bayern - StMELF · 3.3 Mängelarten und Mängelursachen 25 3.3.1 Zusammenhänge zwischen Gebrauchswert und Zustandswerten bei den vier Nutzergruppen 25

28 Materialien zur Ländlichen Entwicklung 35/1996

3.3.3 Mängel in Abhängigkeit von Verkehrs-beanspruchung und Klima sowie vonBearbeitung und Nutzung der landwirt-schaftlichen Flächen

Weitere Mängel ergeben sich als Folge von Ver-kehrsbeanspruchungen, aus Klimaeinflüssen, aus derArt der Bearbeitung und Nutzung der landwirtschaft-lichen Flächen, aus Fehlern bei Planung, Bau und Er-haltung der ländlichen Wege und anderen Einflüssen.

Neben den bereits genannten Erkenntnissen undFolgerungen aus den statistischen Auswertungenlassen sich aus den die Untersuchungen begleiten-den Beobachtungen weitere Feststellungen treffen:

Auf Wegen mit stärkerem und vor allem schnellemStraßenfahrzeugverkehr entwickeln sich vielfachSchlaglöcher, weil durch die Sogkräfte der ReifenFeinteile aus der ungebundenen Oberfläche gelöst werden können (vgl. Abbildung 6); Wege mit schwerem landwirtschaftlichem Verkehrneigen dagegen eher zur Spurrinnenbildung(Abbildung 26).

In schattigen Bereichen und in Waldlagen trocknet die Oberfläche der ungebundenen Befesti-gungen nur selten vollständig aus, die Feinteilebleiben gebunden und die Oberflächenstruktur und -ebenheit verbleibt länger in einem guten bisbrauchbaren Zustand.

Abhängig von Nutzungsart und -häufigkeitkönnen sich im Laufe der Zeit Spurwege (Abbil-dung 26) oder Schotter- bzw. Kiessand-Rasenwege(Abbildung 27) entwickeln. Sie sind im allgemeinenauch bei ungünstigen Witterungsbedingungennoch gut befahrbar und begehbar; sie fügen sich

zudem durch ihr naturnahes Erscheinungsbildharmonisch in die Landschaft ein. Die Rasennarbeverhindert die Erosion, bei geringen Verkehrs-belastungen durch landwirtschaftlichen Verkehrkönnen solche Wege relativ lange genutzt werden.Im fortgeschrittenen Alter, bei hochwachsendenBanketten und Mittelstreifen, sind solche Wege für Radfahrer und Fußgänger allerdings nur nochbedingt brauchbar.Fahrspurmulden treten häufig in Senken, beiungenügenden Längsneigungen oder ungünstigenUntergrundverhältnissen und auf Strecken ohneoder mit ungenügenden Entwässerungseinrichtun-gen auf (Abbildung 28).In Gebieten mit schweren bindigen Böden sindungebundene Befestigungen gelegentlich schonnach wenigen Jahren erhaltungsbedürftig. Diesresultiert nicht immer nur aus der Frostempfind-lichkeit dieser Böden (vgl. Abschnitt 3.2.5), sondernauch aus der dort häufiger anzutreffenden inten-siven ackerbaulichen Nutzung (z. B. Zuckerrüben-Anbaugebiete).Schäden an den Banketten werden vielfach durchdas Anpflügen und durch Wendemanöver währendder Feldbearbeitung verursacht.

Abb. 26:Spurrinnenbildung aufeinem ländlichen Weg derAltersklasse 5 mit über-wiegend landwirtschaft-lichem Verkehr

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Materialien zur Ländlichen Entwicklung 35/1996 29

Abb. 28:Geländeebener Weg mitgeringer Längsneigung

und ohne Entwässerungs-einrichtungen

Abb. 27:Wenig befahrener länd-

licher Weg der Alters-klasse 4 mit vollständigem

Rasenbewuchs

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30 Materialien zur Ländlichen Entwicklung 35/1996

3.4 Maßnahmen zur Minderung vonMängeln und Schäden

Durch geeignete planerische, bauliche und erhal-tungstechnische Maßnahmen lassen sich Mängel anungebundenen Befestigungen mindern und die Nut-zungsdauern vergrößern. Hinweise für solche Maß-nahmen enthält das »Merkblatt für die Erhaltungländlicher Wege« (Hrsg.: Forschungsgesellschaft fürStraßen- und Verkehrswesen e.V., Köln). In Ergän-zung und zur Betonung der dort gegebenen Emp-fehlungen werden im folgenden noch einige der beiden Langzeituntersuchungen gewonnenen Erkennt-nisse zusammenfassend dargestellt.

3.4.1 Entwässerung von Oberfläche und Oberbau

Ein Großteil vorzeitig auftretender Mängel ist aufeine ungenügende Entwässerung der Oberfläche unddes Oberbaues zurückzuführen. Dem kann durchbauliche und erhaltungstechnische Maßnahmenbegegnet werden.

(1) Bauliche Maßnahmen

Wo möglich, sollten Wege mit ungebundenenBefestigungen im Auftrag (Dammlage) ausgebildetwerden und Wegseitengräben erhalten (sieheAbschnitt 3.2.4).

Wege der Längsneigungsklasse 1 (0 bis 0,5 %)sollten vermieden werden oder, wo dies nicht ver-meidbar ist, sollte anstelle einer Einseitneigung imQuerschnitt ein Dachprofil ausgebildet werden (mit einer Ausrundung im Grat durch eine kubischeParabel).

Bei größeren Längsneigungen sind Querentwässe-rungsrinnen (aus Stahl, Beton oder Holz) vorzu-sehen. Außerdem ist hier besonders auf eine mög-lichst erosionssichere Zusammensetzung der Mine-ralstoffe zu achten. Dazu bedarf es einer gutenKornabstufung; das Mineralgemisch sollte einengeringen Anteil an bindigem Material aufweisen.

In Übergangsbereichen zwischen gebundenen undungebundenen Befestigungen kommt es gelegent-lich zu Ausspülungen und zur Schlaglochbildung(Abbildung 29). Zur Ableitung des anströmendenWassers sollte hier stets eine Querentwässerungvorgesehen werden.

(2) Erhaltungstechnische Maßnahmen

Zur Sicherung der Oberflächenentwässerung mußdas Aufwachsen der Bankette schon im Anfangs-stadium verhindert werden. Bankettfräsen erlau-ben eine relativ präzise Wahl von Frästiefe undNeigung; dabei bleiben die tieferliegenden Wurzelndes Grases erhalten, so daß die Wiederbegrünungnach kurzer Zeit wieder einsetzt. Bei der Bankett-bearbeitung mit Grader ist eine exakte Einstellungauf die Bankettgeometrie nicht in gleichem Maßemöglich; die Bankettsubstanz wird während derBearbeitung eher angegriffen und Steine und Wur-zeln können herausgerissen werden.

Entwässerungsgräben und -mulden müssen vordem Zuwachsen bewahrt werden (Abbildung 30).Dazu muß der Bewuchs regelmäßig gemäht unddas Mähgut entfernt werden. InsbesondereGehölzbewuchs sollte bereits im Frühstadiumbeseitigt werden, da eine spätere Rodung größererPflanzen arbeitsintensiv ist und die Geometrie derEntwässerungseinrichtung beeinträchtigt.

Rohrdurchlässe sind durch Reinigung funktions-tüchtig zu halten, Verstopfungen sind unbedingtzu vermeiden (siehe Abbildung 19). Vorbeugendkann der Einbau eines Schotterbettes am Einlauf,hangseitig als Sandfang wirkend, oder eine Sohl-befestigung des Grabens zweckmäßig sein.

Querentwässerungsrinnen müssen zur Erhaltungihrer Funktionsfähigkeit regelmäßig gereinigt wer-den (Abbildung 31). Zur Erhaltung der Funktions-fähigkeit von Entwässerungseinrichtungen ist u. a.auch darauf zu achten,

• daß diese nicht nachträglich verfüllt werden,

• daß keine zusätzlichen Feldeinfahrten ohneDurchlaß (Verrohrung) angelegt werden,

• daß sie bei der Feldbearbeitung nicht zugeackertwerden,

• daß sie bei Weidebetrieb nicht innerhalb desWeidezaunes zu liegen kommen,

• daß sie nicht zur Materialablagerungmißbraucht werden (Abbildung 32).

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Materialien zur Ländlichen Entwicklung 35/1996 31

Abb. 31:Versandete und

funktionsunfähige Quer-entwässerungsrinne

Abb. 30:Zugewachsener

Entwässerungsgraben

Abb. 29:Ausspülungen und

Schlaglochbildung imÜbergangsbereich von

gebundener und unge-bundener Befestigung

Page 32: Ländliche Entwicklung in Bayern - StMELF · 3.3 Mängelarten und Mängelursachen 25 3.3.1 Zusammenhänge zwischen Gebrauchswert und Zustandswerten bei den vier Nutzergruppen 25

32 Materialien zur Ländlichen Entwicklung 35/1996

3.4.2 Erhaltung der ungebundenen Befestigungen

Fehlende oder mangelhafte Erhaltung der unge-bundenen Befestigungen ist häufig Ursache füreinen vorzeitigen Gebrauchswertverlust (s. Abschnitt3.2.2). Neben der regelmäßigen und fristgerechtenUnterhaltung, bevor der Zustands-»Schwellenwert«(s. Abschnitt 3.5) erreicht wird, ist besonders auffolgendes zu achten:

Für Unterhaltungs- und Instandsetzungsmaßnah-men (Auffüllen von Schlaglöchern und Spurrinnen,Hocheinbau von Mineralstoffen usw.) darf nurgeeignetes Material verwendet werden. Am besteneignet sich ein gut korngestuftes und leicht bindi-ges Korngemisch, das ausreichend verdichtet wer-den muß.

Einkornmaterialien ohne Feinanteile (z. B. ge-waschener Kies) sind wenig geeignet, wenn keineAbdeckung mit feinkörnigem Material vorgesehenwird. Landwirtschaftliche Fahrzeuge können solcheWege zwar noch befahren, für Straßenfahrzeugeund Fußgänger ergeben sich bei der Nutzung aberProbleme und für Radfahrer sind sie völlig unge-eignet. Bei einkörnigem und/oder unzureichendverdichtetem Material treten bereits nach wenigenBefahrungen Spurrinnen auf.

Bauschutt und sonstige Abfallstoffe sind imnichtaufbereiteten Zustand als Auffüllmaterialungeeignet (Abbildung 33).

Abb. 33:Wegauffüllungmit Bauschutt

Abb. 32:Holzlagerung in einemEntwässerungsgraben

Page 33: Ländliche Entwicklung in Bayern - StMELF · 3.3 Mängelarten und Mängelursachen 25 3.3.1 Zusammenhänge zwischen Gebrauchswert und Zustandswerten bei den vier Nutzergruppen 25

Materialien zur Ländlichen Entwicklung 35/1996 33

3.5 Nutzungsdauern(Erhaltungs-Folgezeiträume)

Ländliche Wege mit ungebundenen Befestigungenkönnen, ebenso wie Verkehrsstraßen, nur bis zubestimmten »Grenzgebrauchswerten« sicher, funk-tionskonform und wirtschaftlich genutzt werden.Auf der Grundlage der Definitionen für dieGebrauchszustandsnoten der Zustandsmerkmale(siehe Abschnitt 2, Tab.1 und Tab.2) ergibt sich als

»Schwellenwert«, d. i. der Grenzwert, bei demErhaltungsmaßnahmen spätestens vorgesehen wer-den sollten um einem weiteren Absinken desGebrauchswertes und einem Verfall des Substanz-wertes vorzubeugen, die Zustandsnote = 3,5und als

»Warnwert«, d. i. der im Hinblick auf eine guteNutzbarkeit und Substanzerhaltung anzustrebendeEingreifzeitpunkt für Erhaltungsmaßnahmen, dieZustandsnote = 2,5.

Der Zeitraum zwischen der Erstherstellung bzw.der letztmaligen Erneuerung der Befestigung unddem »Eingreifzeitpunkt« (je nach gewähltem Ein-greifkriterium der Zeitpunkt zu dem der »Warn-«oder der »Schwellenwert« erreicht wird) wird als»Nutzungsdauer der Befestigung« bezeichnet.

Die Nutzungsdauern der ungebundenen Befesti-gungen ergeben sich aus den Mittelwerten desGebrauchswertverlaufes. Als Beispiel zeigt Abbil-

dung 34 die Gebrauchswertentwicklung (und die 95 % Konfidenzintervalle) für die Nutzergruppe»Straßenfahrzeuge« bei Strecken der Längsneigungs-klasse 4 (5 bis 8 %), abhängig vom Alter der Befesti-gung.

Aus dem Verlauf der Gebrauchswerte für die vierNutzergruppen ergeben sich — unter Voraussetzungrechtzeitig durchgeführter Unterhaltungsmaßnah-men und in Abhängigkeit von der Längsneigungs-klasse — folgende

— Nutzungsdauern bis zum Erreichen des»Schwellenwertes«:

für LN 1 (0 — 0,5 %) zwischen 12 und 17 Jahren,

für LN 2 (0,5 — 2 %) von mehr als 25 Jahren,

für LN 3 (2 — 5 %) von mehr als 22 Jahren,

für LN 4 (5 — 8 %) zwischen 12 und 21 Jahren,

für LN 5 (> 8 %) zwischen 7 und 11 Jahren;

— Nutzungsdauern bis zum Erreichen des»Warnwertes«:

für LN 1 (0 — 0,5 %) von etwa 5 Jahren,

für LN 2 (0,5 — 2 %) zwischen 9 und 14 Jahren,

für LN 3 (2 — 5 %) zwischen 7 und 10 Jahren,

für LN 4 (5 — 8 %) zwischen 5 und 7 Jahren,

für LN 5 (> 8 %) zwischen 3 und 5 Jahren.

Abb. 34:Gebrauchswertentwick-

lung für Strecken derLängsneigungsklasse 4 in

Abhängigkeit vom Alterder Befestigung (Mittel-

werte und 95 % — Konfidenzintervalle)

Page 34: Ländliche Entwicklung in Bayern - StMELF · 3.3 Mängelarten und Mängelursachen 25 3.3.1 Zusammenhänge zwischen Gebrauchswert und Zustandswerten bei den vier Nutzergruppen 25

4.1 Einsatzkriterien aus technischer Sicht

Nach den durchgeführten Untersuchungen lassensich die Einsatzkriterien für ungebundene Befesti-gungen aus technischer Sicht wie folgt definieren:

Ungebundene Befestigungen sind sehr gut geeignetfür

• wenig befahrene Wegstrecken mit Längsneigungenzwischen 0,5 und etwa 5 %,

• Strecken auf frostsicherem oder gering frostemp-findlichem Untergrund, sofern sie nicht in Senkenliegen,

• Strecken »längs zum Hang« oder »quer zum Hang«mit Längsentwässerungseinrichtungen bei Längs-neigungen zwischen etwa 0,5 und 2 %.

Ungebundene Befestigungen sind bedingt geeignetfür

• Strecken mit Längsneigungen zwischen 5 und 8 %,

• Strecken mit Längsneigungen zwischen 0,5 und 5 %, die quer zum Hang liegen und keine Längs-entwässerungseinrichtungen auf der Hangseitebesitzen,

• Strecken in Senken mit Längsneigungen von mehrals 0,5 % ohne »Lage im Auftrag (Damm)«, jedochmit Längsentwässerungseinrichtungen.

Ungebundene Befestigungen sind weniger geeignetfür

• Strecken, die durch stärkeren und schnellen Pkw-Verkehr und/oder durch schweren landwirtschaft-lichen Verkehr beansprucht werden (Ortsverbin-dungswege),

• Strecken mit mehr als 8 % Längsneigung,

• Strecken mit Längsneigungen zwischen 5 und 8 %,die häufiger befahren werden,

• Strecken in Senken wenn keine ausreichende Ober-flächen- und Tiefenentwässerung gewährleistet ist,

• Strecken mit Längsneigungen von weniger als 0,5 %

— bei sehr frostempfindlichem Untergrund,

— mit einer Lage »quer zum Hang« ohne Längsent-wässerungseinrichtungen,

— in »ebenem Gelände« ohne Längsentwässe-rungseinrichtungen und ohne Lage »im Auftrag(Damm)«.

Werden trotz der genannten Ausschlußbedingungenungebundene Befestigungen gewählt, dann ist nachrelativ kurzen Zeitspannen mit einer Minderung desGebrauchswertes und mit höheren Erhaltungsauf-wendungen zu rechnen.

4.2 Einsatzkriterien aus wirtschaftlicherSicht

Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen erlauben einevergleichende Wertung von Entscheidungs- undHandlungsalternativen. Dabei sind zwei Unter-suchungsansätze möglich:

• Bei »betriebswirtschaftlich orientierten« Unter-suchungen werden nur die dem Baulastträgerentstehenden Kosten für Bau und Erhaltungberücksichtigt.

• Bei »gesamtwirtschaftlich orientierten« Unter-suchungen werden zusätzlich zu den Baulast-trägerkosten auch die bei den Nutzern auftreten-den Wirkungen berücksichtigt.

»Betriebswirtschaftlich orientierte« Unter-suchungen werden anhand von Kostenanalysenunter Verwendung monetärer Kenngrößen durchge-führt. Eingangsgrößen für die Berechnung sind dieArt und die Zeitpunkte der durchzuführenden Erhal-tungsmaßnahmen sowie die Bau- und Erhaltungs-kosten und der am Ende des Untersuchungszeitrau-mes zu erwartende Wertverlust der Anlage. Um dieunterschiedlichen Zeitpunkte des Entstehens derKosten zu berücksichtigen, müssen die Kosten»aktualisiert«, d. h. auf einen »Bezugszeitpunkt« (i. d. R. der Zeitpunkt der Inbetriebnahme der Anlage)ab- oder aufgezinst werden. Je niedriger die »aktuali-sierten Straßenbaulastträgerkosten« (Summe deraktualisierten Bau-, Erhaltungs- und Wertverlust-kosten) ausfallen, um so vorteilhafter im betriebs-wirtschaftlichen Sinne ist die untersuchte Alter-native.

Bei »gesamtwirtschaftlich orientierten«Untersuchungen können die vom Wegezustand(Gebrauchswert) ausgehenden Wirkungen auf derSeite der Nutzer nicht monetär bewertet werden.Daher werden diese Untersuchungen mit Hilfe von»Kosten-Wirksamkeitsanalysen« durchgeführt.

34 Materialien zur Ländlichen Entwicklung 35/1996

4 Einsatzkriterien für ungebundene Befestigungen

Page 35: Ländliche Entwicklung in Bayern - StMELF · 3.3 Mängelarten und Mängelursachen 25 3.3.1 Zusammenhänge zwischen Gebrauchswert und Zustandswerten bei den vier Nutzergruppen 25

Dabei werden die aktualisierten Straßenbaulast-trägerkosten Si in Relation zum erreichten »Ziel-erreichungsgrad ZEGges« gesetzt; der VerhältniswertKWi = Si / ZEGges wird als Kostenwirksamkeit bezeichnet. Je geringer der Kostenquotient KWifür eine Alternative i ist, um so größer ist der unterAnnahme der berechneten Kosten erzielbare Nutzen.

Die Berechnungsansätze finden sich

• in Anlage 1 für die betriebswirtschaftliche Kosten-analyse,

• in Anlage 2 für die Kosten-Wirksamkeitsanalyse.

4.2.1 Einsatzkriterien bei »betriebswirtschaftlichorientierter« Betrachtungsweise

Tabelle 6 enthält die für vier »Handlungsalternati-ven« HA 1 bis 4 *) und für zwei Kostenvarianten**)mit mittleren Kostenansätzen des Jahres 1992 ermit-telten

• aktualisierten Straßenbaulastträgerkosten fürungebundene Befestigungen des Bautyps 7a (gem.AVLE VI) mit 25 cm Schottertragschicht 0/45 und3 cm Deckschicht aus Kiessand 0/16 bzw. Splitt-Sand 0/11 auf Strecken der LängsneigungsklassenLN 1 bis 5 sowie zum Vergleich die

Materialien zur Ländlichen Entwicklung 35/1996 35

Tab. 6: Aktualisierte Straßenbaulastträgerkosten (in DM/m2) für bituminös gebundene Befestigungen undungebundene Befestigungen bei unterschiedlichen Handlungsalternativen (für die Wegeerhaltung) und für zwei Kostenvarianten

*) Handlungsalternativen:

HA 1: Instandsetzung bei Warnwert (2,5); nach drei Instandsetzungen folgt eine Erneuerung

HA 2: keine Instandsetzung; Erneuerung bei Schwellenwert (3,5)

HA 3: keine Instandsetzung; Erneuerung erst unterhalb Schwellenwert (3,5)

HA 4: praxisbezogener Zyklus mit Instandsetzung unterhalbSchwellenwert (3,5) und mit weiteren Instandsetzungenin kürzerer Folge (rasche Zustandsverschlechterung)

**) Kostenvarianten:

Variante »V«: Unterhaltungsarbeiten werden an Unternehmervergeben

Variante »E«: Unterhaltungsarbeiten werden im Eigenbetriebdurchgeführt; Kosten werden für Unterhaltungsar-beiten nicht angesetzt

Page 36: Ländliche Entwicklung in Bayern - StMELF · 3.3 Mängelarten und Mängelursachen 25 3.3.1 Zusammenhänge zwischen Gebrauchswert und Zustandswerten bei den vier Nutzergruppen 25

• aktualisierten Straßenbaulastträgerkosten für einebituminös gebundene Befestigung des Bautyps 2amit 20 cm Schottertragschicht und 8 cm Asphalt-Tragdeckschicht,

jeweils unter Voraussetzung einer Untergrundtrag-fähigkeit von Ev2 = 45 N/mm2. Als Erhaltungsinter-valle wurden für die ungebundenen Befestigungendie in Abschnitt 3.5 genannten mittleren Nutzungs-dauern (Zeitraum bis zum Erreichen des Schwellen-bzw. Warnwertes) zugrunde gelegt. Für die bituminösgebundene Bauweise wurden Zeiträume bis zumErreichen des Schwellenwertes von 35 Jahren bzw.bis zum Erreichen des Warnwertes von 15 Jahrenangesetzt. Tabelle 6 zeigt, daß die aktualisiertenStraßenbaulastträgerkosten (in DM/m2) in hohemMaße von der jeweils zugrunde gelegten Handlungs-alternative abhängen.

Aus dem Vergleich der Ergebnisse für verschiede-ne Handlungsalternativen wie auch der Ergebnissefür ungebundene und bituminös gebundene Be-festigungen (Tab. 6) läßt sich folgendes erkennen:

Die Mittelwerte der aktualisierten Straßenbaulast-trägerkosten liegen bei Strecken der Längsnei-gungsklassen 2 und 3 für ungebundene Befesti-gungen selbst bei der aufwendigsten Handlungs-alternative noch unter denen der bituminösenBefestigung. Die Werte für Strecken der Längs-neigungsklasse 1 liegen etwas höher, jedoch nochin einer der bituminösen Befestigung vergleich-baren Größenordnung.

Wird für die ungebundenen Befestigungen eineHandlungsalternative mit »Erneuerung bei Eintre-ten des Schwellenwertes« (HA 2) gewählt, dannergeben sich auch für Strecken der Längsneigungs-klassen 1 und 4 bei den ungebundenen Befestigun-gen etwas niedrigere aktualisierte Straßenbaulast-trägerkosten als bei den bituminös gebundenenBefestigungen. Für die Längsneigungsklassen 2 und 3 liegen die Werte der ungebundenen Be-festigungen dann etwa bei 65 bis 75 % der Wertevon bituminös gebundenen Befestigungen.

Die aktualisierten Straßenbaulastträgerkosten derungebundenen Befestigungen verringern sich wei-ter, wenn die Erneuerung erst »unterhalb desSchwellenwertes« (HA 3) durchgeführt wird oderwenn bei Erreichen des Schwellenwertes nur eineInstandsetzung vorgesehen wird (HA 4). Gleichesgilt, wenn die Kosten für Unterhaltungsmaßnah-men vernachlässigt werden.

Die Mittelwerte der aktualisierten Straßenbaulast-trägerkosten liegen bei Strecken der Längsnei-gungsklasse 5 für ungebundene Befestigungen

stets über den Werten für bituminös gebundeneBefestigungen.

Die Kostenvariante »E« erbringt grundsätzlich eineVerschiebung der Werte zugunsten der ungebun-denen Befestigungen.

Bei der »betriebswirtschaftlich orientierten«Betrachtungsweise finden die bei unterschiedlichenHandlungsalternativen unterschiedlichen Gebrauchs-zustände der Befestigungen keine Berücksichtigung.In welcher Weise sich beispielsweise Handlungsalter-nativen mit geringen Straßenbaulastträgerkosten (z. B. HA 3 und 4) negativ auf die Eignung des Wegesfür die einzelnen Nutzergruppen auswirken, kannnur anhand von Kosten-Wirksamkeitsanalysengeprüft werden (siehe 4.2.2).

4.2.2 Einsatzkriterien bei »gesamtwirtschaftlichorientierter« Betrachtungsweise

Tabelle 7 enthält die für die vier Handlungsalter-nativen (HA 1 bis 4) und für vier Funktionskategorien(gem. Tabelle 8) ermittelten

• Kostenwirksamkeiten (in der Dimension »DM/m2

* %ZEG«) für ungebundene Befestigungen desBautyps 7a (gem. AVLE VI) mit 25 cm Schotter-tragschicht 0/45 und 3 cm Deckschicht aus Kies-sand 0/16 bzw. Splitt-Sand 0/11 auf Strecken derLängsneigungsklassen 1 bis 5

sowie zum Vergleich

• die Kostenwirksamkeiten für bituminös gebundeneBefestigungen des Bautyps 2a mit 20 cm Schot-tertragschicht und 8 cm Asphalt-Tragdeckschicht,

jeweils unter Voraussetzung einer Untergrundtrag-fähigkeit von Ev2 = 45 N/mm2.

Durch Vergleich der Kostenwirksamkeiten inTabelle 7 läßt sich folgendes erkennen:

Bituminös gebundene Befestigungen ergebenaufgrund des gegenüber den ungebundenen Befe-stigungen stets höheren Gebrauchswertes für alleNutzergruppen eine relativ gute Kostenwirksam-keit. Sie sind ohne Einschränkungen für alle Funk-tionskategorien ländlicher Wege einsetzbar.

Im Vergleich der Funktionskategorien zeigt sicherwartungsgemäß, daß die ungebundenen Befesti-gungen für überwiegend landwirtschaftlichen Ver-kehr relativ gut geeignet sind, daß mit zunehmen-dem Anteil an nichtlandwirtschaftlichem Verkehrjedoch aufgrund des weniger guten Gebrauchs-

36 Materialien zur Ländlichen Entwicklung 35/1996

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Materialien zur Ländlichen Entwicklung 35/1996 37

Tab. 7: Ergebnisse der Kosten-Wirksamkeitsanalyse — Kostenwirksamkeiten (in »DM/m2 * %ZEG«) für bituminösgebundene Befestigungen und ungebundene Befestigungen bei unterschiedlichen Handlungsalter-nativen (für die Wegeerhaltung) für verschiedene (Wege-)Funktionskategorien gem. Tabelle 8

Tab. 8: Funktionskategorien mit unterschiedlichen Anteilen der Nutzergruppen

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wertes für diese Nutzergruppen Einschränkungenhingenommen werden müssen. Eine Ausnahmebilden Strecken der Längsneigungsklasse 2 und mit geringen Abstrichen auch der Längsneigungs-klasse 3, die auch für den Straßenfahrzeug-, Rad- und Fußgängerverkehr in ungebundenerBauweise noch hinreichende Eigenschaften auf-weisen.

Für die ungebundenen Wegebefestigungen bildetdie Handlungsalternative HA 1 »Instandsetzungbei Warnwert« trotz ihrer relativ hohen Erhaltungs-kosten die gesamtwirtschaftlich beste Alternative,gefolgt vom »praxisbezogenen Instandhaltungs-zyklus« der HA 4. Die Alternative »Erneuerung beimSchwellenwert« HA 2 weist eine schlechtere unddie Alternative »Erneuerung unterhalb Schwellen-wert« HA 3 die ungünstigste Kostenwirksamkeitauf. Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht wären daherbei ungebundenen Befestigungen Instandset-zungsmaßnahmen bereits beim Erreichen desWarnwertes vorteilhaft.

Beachtenswert ist, daß Wege der Funktions-kategorie LV mit ungebundenen Befestigungen in den Längsneigungsklassen 2 und 3 und bei einerErhaltung gemäß Handlungsalternative 1 bessere

Kostenwirksamkeiten aufweisen als bituminösgebundene Befestigungen.

Für Wege der Funktionskategorien L+FV und L+SV liegt die Kostenwirksamkeit ungebundenerBefestigungen bei den Längsneigungsklassen 2und 3 etwa im Bereich der von bituminös gebunde-nen Befestigungen, wenn eine Erhaltung gemäßHandlungsalternative 1 vorgesehen wird.

Für Wege der Längsneigungsklassen 1 und 4 ist abzuwägen, inwieweit unter Berücksichtigungder positiven ökologischen und landschaftsästhe-tischen Wirkungen ungebundener BefestigungenEinschränkungen in der Nutzungsqualität bzw.höhere Erhaltungskosten in Kauf genommen wer-den können. Dabei sind Wege der Längsneigungs-klasse 1 noch eher für ungebundene Befestigungengeeignet als Wege der Längsneigungsklasse 4.

Art und Umfang der Erhaltungsmaßnahmenhaben einen wesentlichen Einfluß auf die Benutz-barkeit ungebundener Befestigungen. Im Vergleichder Kostenwirksamkeit zeigt sich, daß Handlungs-alternativen, bei denen eine Erhaltung erst beimErreichen des Schwellenwertes oder später vorge-sehen ist (HA 3 und 4) zwar kostensparend sind,gesamtwirtschaftlich aber ungünstiger ausfallen.

38 Materialien zur Ländlichen Entwicklung 35/1996

5 Abschließende Bemerkungen

Mit dem in umfangreichen Vor-Ort-Untersuchun-gen und durch statistische Auswertungen gewonne-nen Datenmaterial konnten wesentliche Erkenntnisseüber die Einsatzmöglichkeiten ungebundener Befe-stigungen bei ländlichen Wegen gewonnen werden.

Die hier nur stark gekürzt wiedergegebenenmethodischen Ansätze und Ergebnisse beruhen aufUntersuchungen im Bereich der sieben bayerischenDirektionen für Ländliche Entwicklung. Die erarbeite-

ten methodischen Grundlagen lassen durchaus aucheine Anwendung in anderen Regionen zu, die Ergeb-nisse der Untersuchungen werden zumindest inwesentlichen Teilen übertragbar sein.

Es bleibt festzustellen, daß die ungebundenenBefestigungen grundsätzlich für den Bau ländlicherWege geeignet sind. Dabei müssen jedoch die inAbschnitt 4 genannten Einsatzgrenzen und -bedingungen beachtet werden.

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Anlage 2

Formel für die erreichte Kostenwirksamkeit:

KWi =

mit KWi = Kostenwirksamkeit für die untersuchte Variante i

Formel zur Berechnung des Gesamtzielerreichungsgrades:

ZEGges = (ZEGNG • gNG )

ZEGges = Gesamtzielerreichungsgrad unter Berücksichtigung der GewichtunggNG = Gewichtungsfaktor der jeweiligen Nutzergruppe

Formel zur Berechnung des Zielerreichungsgrades für die Nutzergruppen:

ZEGNG =

mit n = Untersuchungszeitraum in Jahren

NG = Nutzergruppe: landwirtschaftliche Fahrzeuge, Straßenfahrzeuge, Radfahrer oder Fußgänger

ZEG = prozentualer Zielerreichungsgrad für die entsprechende Nutzergruppe

PWtNG= Punktewert für die jeweilige Nutzergruppe im Jahr t

PWmax = maximal erreichbarer Punktewert bei sehr gutem Gebrauchswert

n

Σt=1

Si

ZEGgesi

ΣNG

Σn

PWtNG

PWmax

Anlage 1

Formel für die Barwerte der Straßenbaulastträgerkosten:

S = (Bt + Ut + It + Et ) + Wn

mit n = Untersuchungszeitraum in JahrenBt = Kosten der Investitionsmaßnahmen (Neubaukosten) im Jahr tUt = Unterhaltungskosten im Jahr tIt = Instandsetzungskosten im Jahr t

Et = Erneuerungskosten im Jahr tWn = Wertverlust am Ende des Untersuchungszeitraumes

Formel für die aktualisierten Baulastträgerkosten:

S = Bt • q-(t - τ) + Ut • q-(t - τ) + It • q-(t - τ) + Et • q-(t - τ) + Wn • q-(n - τ)

mit τ = Bezugszeitpunktp = Diskontierungsrate (Kalkulationszins) in Dezimalenq = 1 + p

n

Σt=1

n

Σt=1

n

Σt=1

n

Σt=1

n

Σt=1

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BISHER ERSCHIENENE MATERIALIEN ZUR LÄNDLICHEN ENTWICKLUNG

* Heft 1 Flurbereinigung und Landwirtschaft

* Heft 2 Waldflurbereinigung

* Heft 3 Landwirtschaft und Naturschutz

* Heft 4 Flurbereinigung – heute noch aktuell?

* Heft 5 Dorferneuerung und Flurbereinigung

* Heft 6 Flurbereinigung im Dienste des neuen Verfassungsauftrags

* Heft 7 Modell »Dorfwerkstatt« Bürgerbeteiligung bei der Dorferneuerung

* Heft 8 Einfluß der Hangneigung auf den Wert landwirtschaftlicher Grundstücke

* Heft 9 Technischer Verfahrensablauf in der Flurbereinigung

* Heft 10 Die Ausstellung »100 Jahre Flurbereinigung in Bayern 1886 — 1986«

* Heft 11 Landschaftsästhetik in der Flurbereinigung

* Heft 12 Erhaltung ländlicher Wege — Modellversuch Herrieden

* Heft 13 Untersuchung über die Informationsbereitstellung in der Flurbereinigung

* Heft 14 Herstellung und Erhaltung dörflicher Infrastruktur — Straßen, Wege, Gewässer —

* Heft 15 Meinung der Landbevölkerung über die Flurbereinigung

* Heft 16 Der Einfluß der Flurbereinigung auf die Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Betriebe in Bayern

* Heft 17 Verfahren zur landschaftsästhetischen Vorbilanz

* Heft 18 Dörfliche Ruderalvegetation — Planungsindikator in der Dorferneuerung; Teil 1

* Heft 19 Dörfliche Ruderalvegetation — Planungsindikator in der Dorferneuerung; Teil 2

* Heft 20 Das Luftbild in der Ländlichen Neuordnung

* Heft 21 Flurbereinigung und extensive Landnutzung

* Heft 22 Verbesserung von Erscheinungsbild und Akzeptanz der Flurbereinigung

* Heft 23 Ökologische Bilanzierung in der Ländlichen Neuordnung

* Heft 24 Beschäftigungseffekte durch Flurbereinigung und Dorferneuerung in Bayern

* Heft 25 Flurplanung Höhenberg — Überlegungen zur Bodenordnung und Nutzungsextensivierung

* Heft 26 Leitbild Dorf

* Heft 27 Verprobung des Verfahrens zur landschaftsästhetischen Vorbilanz

* Heft 28 Mensch • Dorf • Landschaft; Heimat ein Ort irgendwo?

* Heft 29 Grundlagen zur Dorfökologie (20,— DM)

* Heft 30 Neuanlage von Trockenlebensräumen

* Heft 31 Planung von lokalen Biotopverbundsystemen, Band 1: Grundlagen und Methoden (20,– DM) 1)

* Heft 32 Planung von lokalen Biotopverbundsystemen, Band 2: Praktische Planungs- und Nutzungs-beispiele

* Heft 33 Naturnahe Hecken durch Verwendung autochthoner Gehölze

* Heft 34 Lebensraum Streuobstflächen (20,– DM) 1)

Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Abteilung ELudwigstraße 2, 80539 München, Telefon (0 89) 21 82 440, Telefax (0 89) 21 82 709

1) Zusendung nach Zuleitung eines Verrechnungsschecks

* vergriffen