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Lehrvideos Zentrum für Hochschuldidaktik Sarah Aldrian, MA [email protected]

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Lehrvideos

Zentrum für Hochschuldidaktik

Sarah Aldrian, MA [email protected]

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INHALTSVERZEICHNIS

1 Kurzbeschreibung / Definition _________________________________________________3

2 Didaktische Grundlagen ______________________________________________________3

3 Lehrvideformate ___________________________________________________________4 3.1 Screencasts _________________________________________________________ 4 3.2 Vorträge und Interviews _______________________________________________ 4 3.3 Legetechnik _________________________________________________________ 4 3.4 Animationen ________________________________________________________ 4 3.5 Interaktive Videos ____________________________________________________ 5

4 Einsatzmöglichkeiten in der Lehre ______________________________________________5 4.1 Präsenzunterricht ____________________________________________________ 5 4.2 Blended-Learning-Settings______________________________________________ 5 4.3 Online-Kurse ________________________________________________________ 5 4.4 Erstellung durch Lernende ______________________________________________ 6

5 Vor- und Nachteile von Lehrvideos _____________________________________________6

6 Umsetzungsmöglichkeiten/ Tools ______________________________________________7 6.1 Lehrvideos als Screencasts _____________________________________________ 7 6.2 Interactive Videos ____________________________________________________ 7 6.3 Legetechnik und Animation _____________________________________________ 8 6.4 Vorträge und Interviews _______________________________________________ 8

7 Phasen eines typischen Produktionsprozesses ____________________________________9 7.1 Konzeption, Planung und Drehbuch ______________________________________ 9 7.2 Aufnahme und Produktion _____________________________________________ 9 7.3 Nachbearbeitung und Publikation ________________________________________ 9

8 Grundausstattung für die Produktion von Lehrvideos ____________________________ 10

9 Literaturverzeichnis/ Weiterführende Quellen __________________________________ 11

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Einführung neuer Beschäftigter

1 KURZBESCHREIBUNG / DEFINITION

Lehrvideos werden seit Jahren für den Unterricht bzw. die Lehre eingesetzt. Mit der Entwicklung neuer Technologien haben sich aber natürlich auch die Gestaltungs- und Einsatzmöglichkeiten erweitert, für viele SchülerInnen, Studierende, LehrerInnen und Lehrende gehört das Lernen und Lehren mit Lehrvideos mittlerweile zum Alltag. Als Lehrvideo werden grundsätzlich „asynchrone audiovisuelle Formate bezeichnet, die das Ziel verfolgen, einen Lehr- und Lerninhalt zu transportieren, der in didaktisch geeigneter Weise aufbereitet oder in einem didaktisch aufbereiteten Kontext eingebettet ist bzw. zur Anwendung kommen kann“ (Ebner und Schön, 2017, S. 2). Es gibt verschiedene Typen von Lehrvideos, die sich je nach Aufnahmemethode, Art der Inhaltsvermittlung, Dauer und Ort unterscheiden lassen. (Handke, 2017, S. 114) Lehrvideos können mittels Kameraaufzeichnung, als Screencasts oder als Animation erstellt werden. Zudem unterscheiden sich Lehrvideos danach, ob sie im „Classroom-Setting“, im „Studio-Setting“ oder im Office-Setting“ erstellt werden. (Handke, 2017, S. 116) Zu den wichtigsten Formen von Lehrvideos zählen demnach Reportagen, Dokumentationen und Info-Clips, Interviews, Legetechnik, Animationen, Studioaufzeichnungen, Aufzeichnungen von Live-Vorträgen und Web-Konferenzen, Fallbesprechungen und Guided Tours. (Ebner und Schön, 2017, S. 3ff., Sperl, 2019, o. S.) Persike (2019) unterscheidet in seinem Artikel grundsätzlich zwischen Erklär- und Demonstrationsvideos. Digitale Erklärvideos bzw. Digital Lectures haben einen „bewusst instruktional angelegten Charakter“ (S. 3), d.h. sie werden erstellt, um explizit fachliche Inhalte zu vermitteln. Digital Lecture wird laut ihm als Oberbegriff verstanden, dem mehrere unterschiedliche Lernvideoformen wie Live Digitale Lectures (z.B. eine aufgezeichnete Vorlesung), E-Lectures (z.B. in einem Studio aufgezeichnete Lehrveranstaltungseinheit ohne Publikum), Videopodcasts, Lege- und Zeichentechnik, Screencasts, Slidecasts und Demonstrationsvideos, untergeordnet werden. (Persike 2019, S. 4f.) Letztere ist vom Erklärvideo abzugrenzen, da diese Art von Videos ursprünglich nicht für die Lehre erstellt werden, sondern erst durch die „Kontextualisierung in einer Lehr/Lernsituation zu einem Lernmedium mit instruktionalem“ (ebd., S. 5) Charakter werden.

Lehrvideos werden auch in Hinblick auf ihre Spieldauer voneinander unterschieden. Bezüglich der angemessenen Länge eines Lehrvideos gibt es jedoch unterschiedliche Auffassungen. So gibt es sehr kurze Lehrvideos mit einer Maximaldauer von zwei Minuten, aber auch Lehrvideos, in denen ganze Vorlesungen bis zu zwei Stunden aufgezeichnet werden. (Handke, 2017, S. 117, Ebner und Schön, 2017, S. 2) Die Einsatzmöglichkeiten von Lehrvideos sind dementsprechend vielfältig. Damit jedoch Lehrvideos als zielführendes und unterstützendes Medium im Unterricht bzw. in der Lehre eingesetzt und zu Lernerfolgen beitragen können, sollte im Vorhinein der Einsatz der Videos didaktisch geplant und mit den Lehr- und Lernzielen der Lehrveranstaltung abgestimmt werden. Zudem hängt die Entscheidung für das geeignete Lehrvideoformat ab von der Zielgruppe und den Rahmenbedingungen der Lehrveranstaltung, den zu vermittelten Inhalten sowie dem Vorwissen der Lernenden, dem verfügbaren Know-How, der Technik und finanziellen Ressourcen (Zander u.a., 2018, S. 11)

2 DIDAKTISCHE GRUNDLAGEN

Im Rahmen von Hochschullehre sind Lehrvideos grundsätzlich Teil eines Lehrkonzepts und stehen selten für sich allein. Trotzdem ist ein Lehrvideo kein „Nebenprodukt, sondern bildet in vielen Szenarien der digitalen Lehre deren Rückgrat“ (Handke, 2017, S. 142.) weshalb die Produktion eines solchen Mediums sowohl technisch als auch inhaltlich gut vorbereitet und durchgeführt werden sollte. Eine auf didaktischen Überlegungen basierende Integration von Videos in den Lehrkontext ermöglichen die Unterstützung der Studierenden in ihrem Lernprozess auf ganz unterschiedliche Art und Weise. (Sailer und Figas, 2015, S. 79)

Reinmann (2015) beschreibt ein grundlegendes didaktisches Szenario, welches aus den zusammenhängenden Kernelementen Vermittlung, Aktivierung und Betreuung besteht. (S. 26) Lehrangebote zu gestalten bedeutet demnach sich darüber Gedanken zu machen, wie man

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Einführung neuer Beschäftigter Lehrmaterialen gestaltet und einsetzt, um bestimmte Inhalte zu vermitteln, welche Lernaktivitäten geplant sind, und wie Lernende bei der Auseinandersetzung mit den Lerninhalten betreut werden. Videos sind dem Bereich Vermittlung zu geordnet, können unter bestimmten Umständen aber auch als Aktivierungsmöglichkeit genutzt werden. Für die Bereiche Aktivierung und Betreuung ist jedoch die Interaktion zwischen den AkteurInnen einer Lehrveranstaltung (Lehrende, Studierende) Voraussetzung, weshalb Videos dafür wenige gut geeignet sind.

Videos, als Teil eines Gesamtkonzeptes, eignen sich für die Vermittlung bestimmter Inhalte, wenn auf eine „gezielte Steuerung der Aufmerksamkeit“ und auf eine begrenzte „Anzahl gleichzeitig vermittelter Elemente“ geachtet wird und die Inhalte der Videos an „bereits vorhandenes Wissen anknüpfen“. (Sperl 2019, o.S.)

3 LEHRVIDEFORMATE

Wie einleitend erwähnt gibt es verschiedene Formate von Lehrvideos. Sie unterscheiden sich in der Produktionsart, aber auch in den didaktischen Einsatzmöglichkeiten voneinander.

3.1 Screencasts

Screencasts oder auch Bildschirmaufzeichnungen sind eine häufig eingesetzte Methode zur Erstellung von kurzen Lehrvideos. Diese werden eingesetzt, wenn Lehrinhalte besonders dafür geeignet sind anschaulich erklärt zu werden, wie beispielsweise Funktionen einer Software (auch Tutorial bzw. Anleitungsvideo genannt) oder die Erläuterung von Formeln. Weitere typische Anwendungsfälle sind zudem Slidecasts, dabei wird eine Bildschirmpräsentation aufgezeichnet, die Aufzeichnung von Web-Konferenzen und elektronischer Tafelbilder (Interactive Whiteboard, Electronic Whiteboard, Whiteboard-Videos). (Wipper, 2016 S. 2ff.)

3.2 Vorträge und Interviews

Die Aufzeichnung abgehaltener Vorträge, Konferenzbeiträgen, Gesprächen und Interviews eignet sich als Dokumentation gut für Wiederholungen von Themen, Nachbereitungen oder als Möglichkeit vorgetragene Inhalte auch Personen zur Verfügung zu stellen, die nicht anwesend sein konnten. Bei dieser Form des Lehrvideos werden ganze Vorträge und Interviews mittels Videokamera aufgezeichnet und meist ohne große Nachbearbeitung einem bestimmten Publikum zur Verfügung gestellt. (Ebner und Schön, 2017, S. 7ff.)

3.3 Legetechnik

Für nicht zu komplexe Inhalte ist die Legetechnik eine einfach und relativ schnelle Möglichkeit Lehrvideos zu produzieren. Dabei werden erstellte Figuren, Abbildungen und/oder 2-D-Graphiken mit Händen positioniert dabei abgefilmt. Bei der Legetechnik unterscheidet man Lehrvideos, die mit „realen Händen“ und solche, die mit „Musterhänden“ erstellt werden. (Rieger, 2019, o.S., Zander u.a., 2018, S.4) Für letztere stehen verschiedene kostenfreie und kostenpflichte Software-Programme zur Verfügung. (Zander u.a., 2018, S. 8)

3.4 Animationen

Eine weiterführende Form der Legetechnik stellt die 2D-Animation dar, die viele weitere Gestaltungsmöglichkeiten bietet. Da die graphischen Inhalte jedoch von einer Software bereitgestellt werden, entfällt das Aufnehmen mit einer Kamera. Die 3D-Animation bietet weitere

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Einführung neuer Beschäftigter Gestaltungsmöglichkeiten. Beispielsweis können damit komplexe Zusammenhänge detailgetreu dargestellt, dynamische Prozesse und räumliche Informationen realitätsnah präsentiert werden. (Zander u.a., 2018, S. 10). Reinmann (2015) unterscheidet hingegen Animationen von Videos insofern, dass letztere einen höheren Realitätsgehalt aufweisen (S. 53).

3.5 Interaktive Videos

Aufnahmen bzw. Videos werden mit Hilfe einer speziellen Software bzw. diversen Online-Tools mit interaktiven Elementen ergänzt. Interaktive Videos können in drei Formen unterschieden werden: „Videos mit verzweigenden Handlungssträngen (so genannten multiplen Videoknoten)“, „Videos mit bereitgestellten Zusatzinformationen“ und „Videos mit integrierten Zusatzfunktionen (z.B. Test in einer Lernanwendung, Kommunikation, kontextsensitive Bestellfunktion)“ (Lehner und Siegel, o.J., S. 44). Mittels Videoannotationen können zu „unbekannten Objekten im Video“ zusätzliche oder weiterführende Informationen bereitgestellt werden. Interaktive Videos bieten Studierenden die Möglichkeit die Rolle des/der passiven BetrachterIn zu verlassen und sich aktiv zu beteiligen. (Lehner und Siegel, o.J., S. 45)

4 EINSATZMÖGLICHKEITEN IN DER LEHRE

Lehrvideos können in unterschiedlichen Lehrszenarien und Lehrveranstaltungsformaten eingesetzt werden:

4.1 Präsenzunterricht

Im Präsenzunterricht dienen Lehrvideos häufig als ergänzendes Tool zur Vermittlung und Veranschaulichung von Lehrinhalten. Mit der visuellen Aufbereitung von Sachverhalten, können Inhalte oft besser als beispielsweise in mündlichen Vorträgen Studierenden vermittelt werden. Zudem können Lehrvideos in theoretischen Lehrveranstaltung eine Abwechslung sein. Außerdem können Lehrvideos auch zur Aktivierung am Beginn einer Lehrveranstaltung oder auch während länger andauernder Blockveranstaltungen genutzt werden. Am Ende von Lehrveranstaltungseinheiten eigenen sich Lehrvideos gut, um vorgetragene und erarbeitete Inhalte noch einmal zusammenzufassen. Im Präsenzkontext dienen Lehrvideos aber nicht nur der Wissensvermittlung, sondern in erster Linie der „Festigung und Vertiefung dieses Wissens“ (Sailer und Figas 2015, S. 78).

4.2 Blended-Learning-Settings

Lehrvideos sind des Weiteren häufig Bestandteile in Blended-Learning-Settings (Ebner und Schön, 2017, S.4). Im Gegensatz zum Einsatz von Lehrvideos in Präsenzveranstaltung werden diese in Flipped- oder Inverted Classrooms beispielsweise zur selbstständigen Vorbereitung auf Präsenzveranstaltungen verwendet. Studierende sollen sich demnach mit Hilfe von Lehrvideos so vorbereiten, dass die im Video gelehrten Inhalte in der Präsenzphase geübt oder vertieft werden können. Umgekehrt können Videos natürlich auch zur Nachbereitung eingesetzt werden, um beispielsweise Lehrveranstaltungsinhalte zu wiederholen.

4.3 Online-Kurse

Während Lehrvideos in den oben beschriebenen Einsatzszenarien hauptsächlich eine ergänzende Rolle spielen, ersetzen sie in Online-Kursen oftmals den/die Vortragenden bei der

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Einführung neuer Beschäftigter Wissensvermittlung. Sie stellen damit „das zentrale Lehr- und Lernmittel“ (Ebner und Schön, 2017, S. 4) dar. In diesem Setting ist die Unterscheidung von linearen und nichtlinearen Lehrvideos von Bedeutung. Erstere sind so gestaltet, dass sie keine interaktiven Elemente enthalten, während letztere interaktive Sequenzen im Video beinhalten. (Sailer und Figas, 2015, S. 79) Interaktive Komponenten können die Motivation von Lernenden erhöhen. Natürlich können beide Formen auch in Präsenzveranstaltungen oder Blended-Learning-Settings zum Einsatz kommen.

4.4 Erstellung durch Lernende

Dem Prinzip „Lernen durch Lehren“ (Ebner und Schön, 2017, S. 4) folgend, können Lehrvideos auch von Studierenden erstellt werden (Erstellung durch Lernende). Ziel dabei ist es, dass sich Studierende intensiver mit dem Gegenstand und den Inhalten der Lehrveranstaltung auseinandersetzen, indem sie selbst ein Lehrvideo konzipieren und produzieren.

5 VOR- UND NACHTEILE VON LEHRVIDEOS

Die Produktion von Lehrvideos ist in den letzten Jahren für Lehrende einfacher geworden. Lehrvideos bieten didaktisch richtig eingesetzt viele Vorteile für Studierende und Lehrende an Hochschulen. Schwan (2014) berichtet in seinem Beitrag über Vor- und Nachteile von Lehrvideos. Ein Vorteil für Studierende bei beispielsweise Vorlesungsaufzeichnungen ist, dass sie sich die Inhalte mehrmals ansehen/anhören können und durch die Möglichkeit des Stoppens, des Vor- und Zurückspulens ihr eigenes Lerntempo wählen können. (Rosenbaum, 2018, o.S.) Zudem können Vorlesungseinheiten damit leichter zur Vor- und Nachbereitung genutzt werden. Laut Schwan (2014) ersetzen Lehrvideos zwar keine „traditionelle Formen, textbasierte Eigeninformationsvermittlung“, sondern ergänzen diese Formen des Lernens. Darüber hinaus stellen Lehrvideos für Lehrende eine „sehr ökonomische Form der Speicherung von Lerninhalten“ (Schwan 2014, o.S.) dar.

Besonders gut eignen sich Lehrvideos für Lerninhalte die einer zeitlichen Entwicklung unterliegen und somit gut dargestellt werden können. Bei Erläuterungen und Erklärungen können Argumentationen, Prozesse oder der Aufbau einer Formel schrittweise gezeigt werden, was für Lernende bei der Nachvollziehbarkeit dieser sehr hilfreich ist. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Lerninhalte in von Lehrenden selbst erstellte Erklär- oder Lernvideos personalisiert sind im Vergleich zu sehr sachlich formulierten, textbasierten Lernunterlagen. Digitale Lehrvideos können Lehrende zudem sehr interaktiv um Unterricht bzw. der Lehre einsetzen. (Schwan 2014, o.S.)

Damit Lehrvideos zum Lernerfolg von Studierenden beitragen können ist auf die Bild- und Tonqualität zu achten. Des Weiteren müssen die bildlich dargestellten Inhalte mit Text und Ton zusammenpassen, damit Studierende die Erklärungen und Erläuterungen gut nachvollziehen können. Zu viele, irrelevante Bilder beeinflussen den Lernerfolg ebenfalls negativ. In Erklärvideos ist es wichtig darauf zu achten ein geeignetes Sprachtempo zu wählen, vor allem wenn es um komplexere Lerninhalte geht. (Schwan 2014, o.S.)

Gut gestaltete und produzierte Lehrvideos können sich positiv auf bestimmte Schlüsselfaktoren für erfolgreiches Lernen wie Emotionen, Relevanz, Selbstverantwortung, Eigenaktivität, Motivation usw. auswirken. Enthalten Lernvideos beispielsweise Elemente, die Emotionen von Lernenden ansprechen, sind diese wirkungsvoller und Lerninhalte werden im Langzeitgedächtnis gespeichert. Das Zeigen von Praxisbeispielen anstelle von reinen Erzählungen oder Erläuterungen werden von den Lernenden glaubwürdiger eingestuft. Interaktive Komponenten in Lehrvideos regen die Eigenaktivität von Lernenden an. Durch technische Möglichkeiten wie Verzweigungen, Geschwindigkeitsanpassungen der Sprechertexte, Slow-Motion-Modi oder Wiederholungen kann „situatives, persönliches Lernen“ ermöglicht werden. (Innohunt 2015, o.S.)

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Einführung neuer Beschäftigter 6 UMSETZUNGSMÖGLICHKEITEN/ TOOLS

Für die Erstellung von Lehrvideos stehen verschiedene kostenfreie und kostenpflichtige Programme zur Verfügung. Eine Auswahl davon wird im Folgenden kurz vorgestellt.

6.1 Lehrvideos als Screencasts

Mit der Software Camtasia können Tutorials, Lehr- und Lernvieos erstellt und gestaltet werden. Damit können sozusagen Aktivitäten, die auf dem Bildschirm sichtbar sind, abgefilmt und später weiterbearbeitet werden. Für die Erstellung eines Screencasts mit Camtasia wird neben der Software ein Mikrofon und eventuell eine Webcam benötigt. Vor der Aufnahme in Camtasia sollten die Inhalte und Szenen des Lehrvideos in einem Konzept ausgearbeitet werden. Darauf aufbauend werden die Inhalte und Materialien auf beispielsweise Präsentationsfolien erstellt, die schließlich abgefilmt werden. Ist die Software auf dem Rechner installiert und sind Mikrofon und Webcam angeschlossen, kann mit der Aufnahme begonnen werden. Ein Einführungshandbuch, indem die wichtigsten Funktionen erläutert werden, ist vorhanden.

Screencasts können auch mit PowerPoint in Office 365 aufgezeichnet und/oder eingebettet werden. Mit der Aufnahmefunktion können sowohl PowerPoint-Folien als auch andere Bildschirminhalte aufgezeichnet werden. Ähnlich wie bei anderen Software kann hier der Aufnahmebereich des Bildschirms beliebig gewählt werden. Für die Erstellung eines Screencasts mittels der PowerPoint-Aufnahmefunktion werden eine Soundkarte, ein Mikrofon und ein Lautsprecher benötigt. Zudem sollte genug Speicherplatz auf dem lokalen Laufwerk vorhanden sein. Vor der Aufnahme sollte bereits ein Videokonzept verfügbar sein, an dem man sich bei der Aufnahme orientieren kann. Handelt es sich um eine PowerPoint-Präsentation, die abgefilmt werden sollte, ist darauf zu achten, dass diese ebenfalls nach didaktischen Kriterien erstellt worden ist. Anschließend kann mit der Aufnahme begonnen werden.

Alternativ können einfache Screencasts auch mit der freien Software Screencast-O-Matic erstellt werden. Die Bearbeitungsmöglichkeiten sind hier aber begrenzt.

Mit der App Explain Everything für iOS, Android und Windows können ebenfalls Sreencasts, aber auch interaktive Whiteboardvideos erstellt werden, indem alles aufgezeichnet wird, was auf dem Bildschirm zu sehen ist. Eine interessante Möglichkeit für Lehrende ist, dass Folien vorbereitet werden können, die während der Lehrveranstaltung vervollständigt werden. Jede Folie wird als eigenes Video abgespeichert, die Reihenfolge kann damit im Nachhinein nochmal verändert werden. (Universität Ulm 2015, o.S.) Für diese App ist auch eine Bedienungsanleitung vorhanden.

6.2 Interactive Videos

Interaktive Videos sind eine Möglichkeit Studierende in ihrem Lernprozess zu unterstützen, indem Lehrvideos mit zusätzlichen Elementen wie Quiz-Aufgaben, Links usw. angereichert werden. Eine freie Software zum Erstellen von interaktiven Lerninhalten ist H5P. Mit dieser Funktion können verschieden Arten von Quizfragen (Multiple choice questions with one or more correct answers, Free text questions, Fill in the blank questions, Drag and drop questions, Interactive summaries, Single choice question sets) und zusätzliche Informationen und Aktivitäten (Mark the word activities, Drag and drop text, Images, Tables, Labels, Texts, Links) in Videos hinzugefügt werden. (H5P, o.J.) H5P Funktionen können auch in Moodle mit dem H5P plugin erstellt und genutzt werden.

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Einführung neuer Beschäftigter 6.3 Legetechnik und Animation

mysimpleshow ist eine webbasierte Software, mit der mit relativ einfachen Mitteln Videos in Lege- bzw. Zeichentechnik erstellt werden können. Voraussetzung dafür ist eine schriftliche Version eines Sprechertextes. Nach Eingabe werden automatisch Bilder zum Text vorgeschlagen, es können aber auch eigene Bilder verwendet werden. Zudem kann man zwischen einer Voice-over-Stimme oder der eigenen Stimme wählen. Für den Bildungssektor gibt es eine kostenlose Version (Classroom), mit der mehrere Videos erstellt werden können.

Powtoon ist eine webbasierte Software, die NutzerInnen die Erstellung animierter Präsentationen oder (Erklär-) Videos erlaubt. Es gibt eine kostenfreie Version, die sich bereits sehr gut dafür eignet um einfache Animationsvideos zu erstellen. Es stehen dafür bereits viele Vorlagen etc. zur Verfügung. Für die Erstellung von Animationen ist das Verfassen eines Drehbuchs vorab von Vorteil.

Auch mit dem Software-Tool VideoScribe können animierte Videos erstellt werden. BenutzerInnen stehen kostenfrei über 4000 Bilder und 190 Musiktitel für die Gestaltung von Lehrvideos zur Verfügung. Nachteil dieser Software ist, dass die kostenlose Version nur für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung steht und Videos nur mit Wasserzeichen abgespielt werden können. Für dieses Tool steht ein Handbuch in englischer Sprache zur Verfügung. Vor der Erstellung eines animierten Videos ist das Verfassen eines Drehbuchs von Vorteil.

Moovly ist ein Tool mit dem ebenfalls professionelle Lehrvideos erstellt werden können. Ähnlich wie bei den vorhergehenden Tools können Vorlagen für die Erstellung von Videos herangezogen werden. Basisfunktionen sind für Lehrende und Studierende kostenlos nutzbar. Ein umfassendes Handbuch steht auch für dieses Tool zur Verfügung.

Abbildung 1: Legetechnik (Kameraaufnahme und Software)

6.4 Vorträge und Interviews

Vorträge und Interviews werden mit einer Kamera gefilmt und anschließend weiterbearbeitet, um sie in weiterer Folge als Lehrvideos einsetzen zu können. Eine kostenfreie Möglichkeit Videos zu bearbeiten bietet die Software DaVinci Resolve. Damit können Videos professionell geschnitten, visuelle Effekte und Bewegtgrafiken eingefügt werden. Zudem sind Farbkorrekturen und die Bearbeitung von Audiofiles möglich. Die Software kann auf der Homepage kostenlos herunter geladen werden, zusätzlich werden verschiedene ausführliche Leitfäden, Handbücher und Tutorials zur Verfügung gestellt, um sich mit dem Programm vertraut zu machen. Eine Einführung in das Programm bietet der folgende Leitfaden DaVinci Resolve 15.

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Einführung neuer Beschäftigter 7 PHASEN EINES TYPISCHEN PRODUKTIONSPROZESSES

Wenn feststeht für welche Lehrveranstaltung ein Video produziert und welche Lehrveranstaltungsinhalte digital aufbereitet werden sollen kann grundsätzlich mit dem Produktionsprozess eines Videos gestartet werden. (Handke 2017, s. 180ff.)

7.1 Konzeption, Planung und Drehbuch

Vor der Aufnahme eines Lehrvideos wird häufig ein Konzept angefertigt. Dieses Konzept enthält die wichtigsten Inhalte, die benötigten Materialien und die zeitliche Abfolge des Lehrvideos. Dabei empfiehlt es sich, die einzelnen Szenen, Videoabschnitte und Folien auf Länge, wesentliche Bestandteile und Sinnhaftigkeit zu überprüfen. Für komplexere Inhalte wird optional ein Sprecherskript oder Drehbuch erstellt. Dabei handelt es sich um eine detaillierte Beschreibung der Inhalte, des Ablaufs und der Darstellung einzelner Szenen und Videoabschnitte. Zudem kann auch der ausformulierte Sprechertext Bestandteil des Drehbuchs sein. Für die Erstellung eines Drehbuchs bzw. Konzeptualisierung können auch digitale Tools verwendet werden. (Persike, 2019, S. 12ff.)

7.2 Aufnahme und Produktion

Die Aufnahme eines Lehrvideos kann je nach Videoformat in unterschiedlichen Settings stattfinden. Typische „Drehorte“ sind Hörsäle oder Aufnahmestudios und im Fall von Sreencasts oder Animationen das eigene Büro. Neben Webcams, Studiokameras, Stativ, Mikrofonen etc. wird abhängig von der Art des Videos auch bestimmte Software beispielsweise für das Abfilmen eines Bildschirms (Screencasts) notwendig. (Persike 2019, S. 14f.)

7.3 Nachbearbeitung und Publikation

Nach der Aufnahme von Videoinhalten ist es häufig notwendig, dass das produzierte Filmmaterial nachbearbeitet wird. Das kann von Video- und Audioschnitt, über die Integration interaktiver Elemente, bis hin zum Authoring reichen. Grundlegende Kriterien für ein Lehrvideo sind dabei, dass Tonaufnahmen sauber und verständlich sind und Bildelemente problemlos erkennbar sind. Für die Nachbearbeitung stehen unterschiedliche Programme und digitale Hilfsmittel zur Verfügung. (Persike 2019, S. 15)

Für die Publikation von Lehrvideos stehen zwei grundlegende Möglichkeiten zur Auswahl. Produzierte Videos können entweder auf Videoserver-Systemen gehostet (Hosting) oder auf diversen Lernplattformen etc. eingebettet (Embedding) werden. Bekannte Anbieter für das Hosting sind beispielsweise YouTube oder iTunes U. Videos können aber auch als Medienelemente in Lernmanagementsysteme beispielsweise Moodle eingebunden werden. (Persike 2019, S. 17f.)

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Einführung neuer Beschäftigter 8 GRUNDAUSSTATTUNG FÜR DIE PRODUKTION VON LEHRVIDEOS

Je nach Lehrvideotyp werden verschiedene Hardware und Software benötigt. Basisausstattung ist meist ein PC oder Laptop, ein Mikrofon, eine Webcam, eine Kamera, ein Stativ und Software zur Bearbeitung der Videos wie beispielsweise Camtasia oder Audacity. Für Lehrvideos werden zudem Geräte wie digitale Whiteboards, Greenscreen, Teleprompter etc. benötigt. (Handke, 2017, S. 142f.) Für Lehrende der FH Campus02 stehen verschiedene Softwareprogramme und Geräte für die Produktion von Videos zur Verfügung. Siehe dazu die vorhandene Infrastruktur für Lehrende der FH Campus02.

Abbildung 2: Videodreh in der Green Box (©Lukas Lang)

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9 LITERATURVERZEICHNIS/ WEITERFÜHRENDE QUELLEN

Arnold, Patricia, Kilian, Lars, Thillosen, Anne, Zimmer, Gerhard (2018): Handbuch E-Learning. 5. Auflage. W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG: Bielefeld.

Ebner, Martin und Sandra Schön (2017): Lern- und Lehrvideos: Gestaltung, Produktion und Einsatz. https://www.researchgate.net/profile/Martin_Ebner2/publication/320921379_Lern-_und_Lehrvideos_Gestaltung_Produktion_Einsatz/links/5a02aa780f7e9b68874d2062/Lern-und-Lehrvideos-Gestaltung-Produktion-Einsatz.pdf?origin=publication_detail (10.07.2019)

H5P (o.J.): Interactive Videos. https://h5p.org/interactive-video (17.07.2019)

Handke, Jürgen (2017): Handbuch Hochschullehre Digital – Leitfaden für eine moderne und mediengerechte Lehre. 2. Auflage. Tectum Verlag: Baden-Baden.

Innohunt (2015): Videos in der Lehre – wie können wir das Potenzial von Videos für die lehre nutzen? https://blogs.ethz.ch/innohunt/2015/09/videos-in-der-lehre-wie-konnen-wir-das-potenzial-von-videos-fur-die-lehre-nutzen/ (22.07.2019)

Kerres, Michael (2018): Mediendidaktik – Konzeption und Entwicklung digitaler Lernangebote. 5. Auflage. Walter de Gruyter GmbH: Basel.

Lehner, Franz und Beate Siegel (o.J.): E-Learning mit interaktiven Videos – Prototypisches Autorensystem und Bewertung von Anwendungsszenarien. https://pdfs.semanticscholar.org/847f/5fbfe24c61745c48ba1582f484ba8702eea1.pdf (11.07.2019)

Persike, Malt (2019): Videos in der Lehre: Wirkungen und Nebenwirkungen. In: Niegemann, H. und A. Weinberger (Hrsg.): Lernen mit Bildungstechnologien. Springer-Verlag GmbH: Deutschland.

Reinmann, Gabi (2015): Studientext Didaktisches Design. https://gabi-reinmann.de/wp-content/uploads/2013/05/Studientext_DD_Sept2015.pdf (11.07.2019)

Rieger, Nicolas (2019): Das Erklärvideo mit der Hand – Die Legetechnik. https://www.rielismedia.com/erklaervideo-mit-hand/ (11.07.2019)

Rosenbaum, Lisa (2018): Youtube – Lehrvideos zu einem interaktiven Lernerlebnis weiterentwickeln. https://blog.hwr-berlin.de/elerner/youtube-lernvideos-zu-einem-interaktiven-lernerlebnis-weiterentwickeln/ (22.07.2019)

Schwan, Stephan (2014): Lernen mit Videos – die Perspektive der Forschung. https://www.e-teaching.org/materialien/podcasts/podcast_2014/lernen-mit-videos (22.07.2019)

Sperl, Alexander (2019): Didaktische Qualitätskriterien für Lehrvideos. https://ekoo.fernuni-hagen.de/didaktische-qualitaetskriterien-fuer-lehrvideos/ (10.07.2019)

Universität Ulm (2015): App-Tipp: Explain Everything. https://www.uni-ulm.de/en/einrichtungen/e-learning/news/alles-weitere/detailansicht/article/app-tipp-explain-everything/ (18.07.2019)

Wipper, Anja (2016): Screencasts selbst erstellen. Ausstattung, Möglichkeiten und praktische Tipps. http://elearning.zewk.tu.berlin.de/publikationen/screencasts.pdf (11.07.2019)

Zander, Steffi, Behrens, Anne und Steven Mehlhorn (2018): Erklärvideos als Format des E-Learnings. In: Niegemann H., Weinberger A. (eds) Lernen mit Bildungstechnologien. Springer Reference Psychologie. Springer, Berlin, Heidelberg.

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