leichstest variabel oder fest? - josephinum.at · für den vergleichstest standen uns zwei...

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Für den Vergleichstest standen uns zwei Rundballenpressen der Marke Welger zur Verfügung. Die Festkam- merpresse RP 235 Profi und die varia- ble Rundballenpresse RP 435 Master waren bis auf die Presskammer bau- gleich. Die Presskammerbreite betrug bei beiden Systemen 1,23 m. Beide Pres- sen hatten laut DIN 11220 eine Pick- up Rechbreite von 1,86 m (Breite zwi- schen den äußeren Zinken). Welger bie- tet auch eine um etwa 25 cm schmäle- re Pick-up an, die bevorzugt im alpi- nen Gelände eingesetzt wird. Für die- se Vergleichsuntersuchung wurde be- wusst die breitere Pick-up gewählt. 48 DER FORTSCHRITTLICHE LANDWIRT • www.landwirt.com Heft 6 / 2009 Variabel oder Fest? DI Franz HANDLER, Dipl.-HLFL-Ing. Manfred NADLINGER, Dipl.-HLFL-Ing. Emil BLUMAUER (FJ-BLT Wieselburg) und Ing. Johannes PAAR (Bad Blumau) ƒ Beide Maschi- nen lassen sich mit dem übersichtli- chen Bedien- terminal E- Link bedie- nen. Technische Daten der Testkandidaten Welger RP 435 Master Welger RP 235 Profi Ballenkammer variabel konstant Ballendurchmesser 0,9 bis 1,6 m 1,25 m Presskammerbreite 1,23 m 1,23 m Presssystem 4 Endlosriemen 18 Walzen Pick-up Arbeitsbreite nach DIN 11220 2,06 m 2,06 m Rechbreite nach DIN 11220 1,86 m 1,86 m Bauart der Pick-up Kurvenbahnsteuerung mit 4 Zinkenreihen Schopperbeseitigung Hydraulischer Schwenkboden Schneidwerk 25 Messer 25 Messer Messersicherung (Auslösedruck Hydraulische Hydraulische laut Betriebsanleitung) Balkensicherung (40 bar) Balkensicherung (35 bar) Mögliche Messeranzahl 25 – 13 - 12 – 0 25 – 13 - 12 – 0 Messer Hydraulisch einschwenkbar Schneidwerksboden Federnd und hydraulisch ausschwenkbar Netzbindung im Frontbereich im Frontbereich Eigengewicht inkl. 1 Netzrolle 1) 3.890 kg 3.630 kg Zulässige Stützlast 700 kg 600 kg Zulässige Achslast 3.400 kg 3.200 kg Listenpreis inkl. MwSt. 19 Zoll Bereifung, breite Pick up, 56.214,– 52.740,– Druckluftbremse, Rollenniederhalter 1) Eigene Wiegung Hohe Grundfutterqualitä- ten werden für den Er- folg im Stall immer wichtiger. Bei den Rund- ballenpressen stehen dazu zwei – neuerdings sogar drei – Presssysteme zur Wahl, eine variable oder eine feste Presskammer. Welche Ballendichten mit wie viel Energieeinsatz und mit welchem System die höhere Durchsatzleis- tung möglich ist, und welchen Einfluss die Fah- rer auf die Ballenqualität haben zeigt Ihnen diese Vergleichsuntersuchung. Vergleichstest RP 435 Master RP 235 Profi

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Für den Vergleichstest standen unszwei Rundballenpressen der MarkeWelger zur Verfügung. Die Festkam-merpresse RP 235 Profi und die varia-ble Rundballenpresse RP 435 Masterwaren bis auf die Presskammer bau-gleich.

Die Presskammerbreite betrug beibeiden Systemen 1,23 m. Beide Pres-sen hatten laut DIN 11220 eine Pick-up Rechbreite von 1,86 m (Breite zwi-schen den äußeren Zinken). Welger bie-tet auch eine um etwa 25 cm schmäle-re Pick-up an, die bevorzugt im alpi-nen Gelände eingesetzt wird. Für die-se Vergleichsuntersuchung wurde be-wusst die breitere Pick-up gewählt.

48 DER FORTSCHRITTLICHE LANDWIRT • www.landwirt.com Heft 6 / 2009

Variabel oder Fest?DI Franz HANDLER, Dipl.-HLFL-Ing. Manfred NADLINGER,

Dipl.-HLFL-Ing. Emil BLUMAUER (FJ-BLT Wieselburg) und Ing. Johannes PAAR (Bad Blumau)

ƒ

Beide Maschi-nen lassensich mit demübersichtli-chen Bedien-terminal E-Link bedie-nen.

Technische Daten der TestkandidatenWelger RP 435 Master Welger RP 235 Profi

Ballenkammer variabel konstantBallendurchmesser 0,9 bis 1,6 m 1,25 mPresskammerbreite 1,23 m 1,23 mPresssystem 4 Endlosriemen 18 WalzenPick-up Arbeitsbreite nach DIN 11220 2,06 m 2,06 mRechbreite nach DIN 11220 1,86 m 1,86 mBauart der Pick-up Kurvenbahnsteuerung mit 4 ZinkenreihenSchopperbeseitigung Hydraulischer SchwenkbodenSchneidwerk 25 Messer 25 MesserMessersicherung (Auslösedruck Hydraulische Hydraulischelaut Betriebsanleitung) Balkensicherung (40 bar) Balkensicherung (35 bar)Mögliche Messeranzahl 25 – 13 - 12 – 0 25 – 13 - 12 – 0Messer Hydraulisch einschwenkbarSchneidwerksboden Federnd und hydraulisch ausschwenkbarNetzbindung im Frontbereich im FrontbereichEigengewicht inkl. 1 Netzrolle1) 3.890 kg 3.630 kgZulässige Stützlast 700 kg 600 kgZulässige Achslast 3.400 kg 3.200 kgListenpreis inkl. MwSt.19 Zoll Bereifung, breite Pick up, 56.214,– 52.740,–Druckluftbremse, Rollenniederhalter1) Eigene Wiegung

Hohe Grundfutterqualitä-ten werden für den Er-folg im Stall immerwichtiger. Bei den Rund-ballenpressen stehen dazuzwei – neuerdings sogardrei – Presssysteme zurWahl, eine variable odereine feste Presskammer.Welche Ballendichten mitwie viel Energieeinsatzund mit welchem Systemdie höhere Durchsatzleis -tung möglich ist, undwelchen Einfluss die Fah-rer auf die Ballenqualitäthaben zeigt Ihnen dieseVergleichsuntersuchung.

Vergleichstest

RP 435 MasterRP 235 Profi

Heft 6 / 2009 DER FORTSCHRITTLICHE LANDWIRT • www.landwirt.com 49

TECHNIK

Grundsätzlich sollte eine möglichst brei-te Pick-up eingesetzt werden, da beidieser die seitliche Zuführung des Ern-tegutes dem Fahrer leichter möglichist und dadurch leichter sicher zu stel-len ist, dass die Kanten des Ballens sau-ber geformt und gepresst werden kön-nen.

Welger bietet für diese beiden Rund-ballenpressen drei verschiedeneSchneidwerke mit entweder 13, 17 oder25 Messer an. Unsere Testmaschinenwaren mit dem 25-Messer-Schneidwerkund dem Sternzinkenrotor ausgestat-tet. Der gesamte Messerbalken ist hy-draulisch gegen Fremdkörper gesichert.Das 25-Messer-Schneidwerk bietet ne-ben dem Vorteil eines kürzeren Schnit-tes auch eine Gruppenschaltung mit

0, 12, 13 oder 25 Messern. Milchvieh-betriebe mit Futtermischwagen setzenwegen der besseren Mischbarkeit be-vorzugt 25 Messer ein.

Welger RP 435 Master

Unser Testkandidat RP 435 Masterkann Ballen von 0,9 bis 1,6 m Durch-messer produzieren. Die Ballenkammerwird von vier breiten Endlosriemen ge-

bildet. Spezielle Synthetikeinlagen beiden Endlosriemen sollen hohe Zugkräf-te und eine lange Lebensdauer garan-tieren. Nach etwa 2.500 Ballen konn-ten wir keine Verschleißerscheinungenbeobachten.

Im Gegensatz zu Mitbewerbern ver-fügt die RB 435 Master über keine„Links/Rechts-Fahrhilfe“. Die gleich-mäßige Befüllung der Presskammer

kann dennoch über die Sichtkontrolleim Riemenfenster sicher gestellt wer-den. Die Ballenform war unter allen Be-dingungen in Ordnung.

Um einen luftigen Ballenkern beiHeu zu erzeugen, muss bei Heu dieBallendichte reduziert werden. Bei derMaster-Presse konnte der Ballendurch-messer (0,9 bis 1,6 m) in cm-Schrittenvorgegeben und die Ballendichte in ei-

nem Bereich von 1 bis 10 (1er-Schritte)vom Traktor aus über das Bediengerät(E-Link) eingestellt werden. Ebensokonnte der Weichkernmodus ein- bzw.ausgeschaltet werden, wobei der Durch-messer des Weichkerns abhängig vomeingestellten Pressdruck ist. Ebenfallsvon der Traktorkabine aus kann die ge-wünschte Anzahl von Netzlagen (1,5bis 5,0 Netzlagen) vorgewählt werden.

Welger RP 235 Profi

Mit dieser Festkammerpresse lassensich Ballen mit einem Durchmesser von1,25 m formen. Das Herzstück dieserRundballenpresse ist die Presskammer,die von 18 Stahlwalzen gebildet wird.Die Stahlwalzen werden aus dickwan-digen Rohren zu 10-teiligen nahtlosenFörderprofilen gepresst. Auf Schweiß-nähte, die potentielle Bruchstellen dar-stellen könnten, kann bei diesem Sys -tem verzichtet werden.

Die Ballenform war ebenfalls unterallen Bedingungen in Ordnung. Um ei-nen luftigen Ballenkern bei Heu zu er-zeugen, muss die Ballendichte reduziert

f

Beide Maschinen waren mit einer automatischen Kettenschmie-

rung ausgestattet.Ï

ƒ

Zusammen-gefassteSchmier -leisten re-duzierenden War-tungauf-wand.

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Beide Maschinen wa-ren mit dem Sternzin-kenrotor und 25-Mes-ser-Schneidwerk aus-

gestattet.F

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18 Walzen formen den Ballen bei derFestkammerpresse, …

Ï

... vier Endlosriemen bei der variablenRP 435 Master.

Die Presskammer wird bei beiden Modellen mechanisch verriegelt.

50 DER FORTSCHRITTLICHE LANDWIRT • www.landwirt.com Heft 6 / 2009

TECHNIK

werden. Das ist wie bei der variablenPresse vom Traktor aus über das Be-diengerät einstellbar. Ebenso konntenvom Bediengerät die Netzlagen in ei-nem Bereich von 1,5 bis 5,0 eingestelltwerden.

Dichteverlauf

Die Rundballen der beiden Pressen-typen unterscheiden sich wesentlich inder Dichteverteilung im Ballen. DieRundballen der Festkammerpresse sinddurch eine hoch verdichtete Außen-schicht und einen lockereren sternför-migen Kern gekennzeichnet (sieheBild 1). Der sternförmige Kern ist eineFolge der mangelnden Verdichtung zuBeginn der Erntegutaufnahme. Mit zu-nehmender Füllung der Presskammernimmt die Verdichtung zu. Dies spie-gelt sich auch im Eindringwiderstandeines Penetrometers wider (siehe Dia-gramm 1 strichlierte Linien), der vonAußen nach Innen deutlich abnimmt.Bei der variablen Master-Presse beginntauf Grund der variablen Presskammerdie Verdichtung wesentlich früher. DerVerlauf des Eindringwiderstandes desPenetrometers und die Ballendichte

sind wesentlich homogener (siehe Dia-gramm 1 durchgehende Linien). Dieszeigt sich auch am spiralförmigen Auf-bau des Rundballens (siehe Bild 2). Wei-ters ist durch die variable Presskam-mer sicher gestellt, dass sich auch Rest-

mengen am Feld, die keinen ganzenBallen ergeben, ordnungsgemäß ver-dichten lassen.

Der unterschiedliche Verlauf in derBallendichte spiegelt sich auch im Leis -tungsbedarf an der Zapfwelle wider.Bei der variablen RP 435 Master steigtder Leistungsbedarf nach dem Beginndes Pressens rasch an und erreicht dannein relativ konstantes, auf Grund deszunehmenden Ballengewichtes leichtansteigendes Niveau ehe er am Endedes Pressvorganges wieder abfällt (sie-he Diagramm 2 rote Linie). Bei der Fest-kammerpresse RP 235 Profi steigt derLeistungsbedarf mit zunehmender Fül-lung der Presskammer bis zum Endedes Pressvorganges kontinuierlich an.Bedingt wird dieser Anstieg durch densteigenden Rollwiderstand des Ballensauf den umgebenden Walzen. Der Roll-widerstand steigt auf Grund der zu-nehmenden Masse und Verdichtung desBallens. Bei beiden Pressen ist deshalbder mittlere Leistungsbedarf über dengesamten Ballen für die Wahl des er-forderlichen Traktors wenig aussage-kräftig. Aus diesem Grund wurde beibeiden Pressen der während des ge-samten Pressvorganges maximale Leis -tungsbedarf über 10 Sekunden vergli-chen, der im Folgenden als Spitzenleis -tung bezeichnet wird. Für die Fortbe-wegung von Traktor und Presse müs-sen je nach Einsatzbedingungen zusätz-lich 20 bis 40 kW gerechnet werden.

Messergebnisse

Vergleichsmessungen wurden beiAnwelksilage 1. Schnitt, Belüftungsheuund Stroh durchgeführt.

Bild 1: Ballen der RP 235 Profi mitsternförmigen Kern

Bild 2: Ballen der RP 435 Master mitspiralförmigen Aufbau

Diagramm 1: Homogenität der Dichte eines Ballens aus Anwelkgut und Roggenstroh

Diagramm 2: Typischer Verlauf des Leistungsbedarfes an der Zapfwelle einer Presse mit variabler Presskammer (rote Linie) und fester Presskammer (blaue Linie)

Heft 6 / 2009 DER FORTSCHRITTLICHE LANDWIRT • www.landwirt.com 51

TECHNIK

Anwelksilage

Bei beiden Pressen war der maxima-le Pressdruck eingestellt. Es wurden so-wohl Messungen ohne als auch mit 13bzw. 25 Messern durchgeführt. DasPressgut war der 1. Schnitt einer Dau-erwiese.

Mit der variablen Presse wurde miteiner mittleren Fahrgeschwindigkeitvon 5,9 km/h gearbeitet. Bei der Fest-kammerpresse nimmt die Verdichtungmit zunehmender Füllung der Press-kammer zu. Um möglichst rasch einenhohen Füllgrad der Presskammer zu

erreichen, wurden die ers -ten 60 % der Schwadlängemit einer höheren Fahrge-

schwindigkeit aufgenommen. Danachwurde die Fahrgeschwindigkeit redu-ziert, um eine intensive Verdichtung zuerreichen. Die mittlere Fahrgeschwin-digkeit lag mit 4,9 km/h um rund 17 %niedriger als bei der variablen Presse.Entsprechend der geringeren Fahrge-schwindigkeit war auch der mittlereMassenstrom in die Presse und damitdie Flächenleis tung geringer als bei derRP 435 Master.

Ballendichte und LeistungsbedarfDie Ergebnisse sind in den Diagram-

men 3a und 3b zusammengefasst.

Der Ballendurchmesser betrug beider variablen Presse 133 und bei derFestkammerpresse 131 cm.

Trotz des höheren Massenstromeswar die Ballendichte bei der variablenMaster-Presse signifikant höher alsbeim Festkammertyp. Sie nahm mit zu-nehmender Messeranzahl bei beidenPressen zu, wobei der Anstieg bei derVario-Presse von 0 auf 25 Messer mitrund 7 % mehr als doppelt so hoch warals bei der Festkammerpresse.

Auf Grund der geringeren Ballen-dichte und des geringeren Massenstro-mes in die Presse war der Spitzenleis -tungsbedarf der Festkammerpresse si-gnifikant geringer. Der relative Anstiegdes Spitzenleistungsbedarfes an derZapfwelle mit zunehmender Messeran-zahl war bei beiden Pressen ähnlich.

Um die Vergleichbarkeit der Ergeb-nisse zu gewährleisten, wurde bei sämt-lichen Pressversuchen ein Steyr CVT130 und derselbe geübte Testfahrer ein-gesetzt. Während des Pressvorgangeswurden die erforderliche Zapfwellenlei-stung und die mittlere Fahrgeschwin-digkeit gemessen. Bei Heu- und Silage-ballen wurden zusätzlich noch die Brö -ckelverluste nach jedem gepressten Rund-

ballen aufgesammelt und verwogen.Dazu wurden die Rundballenpressen miteiner Auffangplane, die von der Pick-up bis zur Heckklappe reichte, ausgerüs -tet. Unmittelbar nach dem Pressvorgangwurde jeder einzelne Rundballen ver-messen, gewogen und die Ballendichteberechnet. Die Homogenität der Rund-ballen wurde über den Eindringwider-stand des Penetrometers an drei definier-ten Messpunkten überprüft. Nach Ab-schluss dieser Messungen wurde bei je-dem Rundballen eine Kernbohrung vor-genommen, um den mittleren TM-Ge-halt des Rundballens bestimmen zu kön-nen. Die statistische Auswertung derMessergebnisse erfolgte mit univariatenlinearen Modellen in SPSS 17.0.

Wie wurde gemessen

Leistungsmessung durch Prüf -ingenieure der BLT Wieselburg.

ƒ

Noch wichtiger als dasPresssystem ist für einehohe Durchsatzleistung eingleichmäßig geformterSchwad.

Diagramm 3a: Mittlere Ballendichte beim Pressen von Anwelksilage und Roggenstroh

Diagramm 3b: Mittlerer Spitzenleistungsbedarf an der Zapfwelle beim Pressen von Anwelksilage und Roggenstroh

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TECHNIK

Zwischen 0 und 25 Messer betrug derUnterschied bei der variablen Presserund 20 % und bei der Festkammer-presse rund 18 %. Bei beiden Pressenwar der Unterschied zwischen 0 und13 Messer deutlich größer als zwischen13 und 25 Messer.

EnergiebedarfDie intensivere Verdichtung bewirk-

te bei der variabeln Masterpresse einensignifikant höheren spezifischen Ener-giebedarf. Dieser bewegte sich zwischen2,2 kWh/t TM (ohne Messer) und2,9 kWh/t TM (25 Messer). Jener derFestkammerpresse lag zwischen1,8 kWh/t TM (ohne Messer) und2,5 kWh/t TM (25 Messer). Dass das

Schneiden Energie benötigt, zeigte derdeutliche Anstieg des spezifischen Ener-giebedarfes mit zunehmender Messer-anzahl. Er betrug bei beiden Pressenüber 30 %.

BröckelverlusteJe kürzer geschnitten wird, umso hö-

her sind auch die Bröckelverluste, dadie kürzeren Futterteile leichter zwi-schen den Pressbändern (RP 435 Ma-ster) bzw. den Presswalzen durchfallen.Im Vergleich von ungeschnitten zu mit13 Messern geschnitten kommt es zueiner Verdoppelung der Verluste von0,4 auf 0,9 % TM. Die Unterschiede zwi-schen den Pressen sind nicht signifi-kant. Der Anstieg der Verluste durch

Erhöhung der Messeranzahl von 13 auf27 ist bei der Festkammerpresse höherals bei der variablen. Ursache dürftendie Presswalzen der RP 235 Profi sein.Im Vergleich zu anderen Verlustquel-len bei der Futterernte (z.B. Zetten,Schwaden) ist der Verlust auch beimPressen mit 25 Messer mit 1,1 % (Fest-kammer) bzw. 1,4 % (variable Kammer)immer noch relativ gering.

Roggenstroh

Auch beim Roggenstroh waren bei-de Pressen auf maximalem Pressdruckeingestellt. Es wurden Messungen so-wohl mit 12 bzw. 25 Messern, als auchohne Messer durchgeführt.

Mit der variablen Presse wurde miteiner mittleren Fahrgeschwindigkeitvon 10,0 km/h gearbeitet. Bei der Fest-kammerpresse wurden die ersten 60 %der Schwadlänge mit einer höherenFahrgeschwindigkeit aufgenommen,danach wurde die Fahrgeschwindigkeitreduziert. Die mittlere Fahrgeschwin-digkeit lag mit 9,6 km/h im gleichen

HubertSCHERR, Edelschrott

Ich setze dieRundballenpressein meinem eige-

nen Betrieb und bei meinem Bruder ein.Für mich ist die Zeiteinteilung einfacher,ich habe nicht den Druck wie z.B. Ma-schinenringfahrer oder Lohnunternehmer.Daher komme ich auch mit einer Fest-kammerpresse gut zu Recht. Die Festkam-merpresse ist kompakter und etwas leich-ter. Das kommt mir im Steilhang entge-gen. Die Ballenablage am Hang ist mitder Festkammerpresse etwas sicherer. DieFestkammerpresse ist unempfindlicher ge-gen Fremdkörper wie z.B. Schwader- oderHeuerzinken. Wenn bei der variablenRundballenpresse ein Riemen beschädigtist, gibt es nur zwei Möglichkeiten: ent-weder mit Riemenverbinder Stückeln oderden sehr aufwändigen Ausbau des Rie-mens.

Wenn man bei der Festkammerpresseden tatsächlichen Pressdruck jährlich kon-trolliert und die Fahrgeschwindigkeit ge-gen Ende des Ballen so wählt, dass diePresse genügend Zeit für die Ballenver-dichtung hat, lassen sich auch mit einerFestkammerpresse dichte Silageballen er-zeugen.

Wenn ich die Vorteile der variablenPresse nicht nutzen kann, wäre es un-wirtschaftlich den höheren Kaufpreis vonetwa 3.500 Euro zu bezahlen.

Anton REINPRECHT,St. Stefan

Ich fahre bereits 15Jahre in unserem Ma-schinenringgebiet undpresse Silage, Heu undauch Stroh. Bisher hat-te ich alle meine Kun-

den mit einer Festkammerpresse bedient.Als ich im Zuge eines „Landwirt“-Testsmit einer variablen Presse auf den einenoder anderen Betrieb auftauchte, verlang-ten meine Kunden mehr und mehr dievariable Technik. So musste ich quasi einevariable Rundballenpresse kaufen, ummeine Kunden bei der Stange zu halten.Die Kundenwünsche sind heute sehr un-terschiedlich. Es vergeht kein Tag, an demich nicht mehrmals die Ballengröße än-dern muss.

Mit dem variablen System hab ich denVorteil, dass ich auch kleine Ballen ab ei-nem Durchmesser von 90 cm abbindenkann. Bei der Festkammerpresse war derletzte Ballen oft zu locker oder ich muss-te so lange über das Piepssignal hinaus-fahren, dass die Maschinenbelastung starkanstieg. Besser gefallen hat mir bei mei-ner alten Festkammerpresse die kompak-te Bauweise. Vor allem bei Streuobst-wiesen und am Hang hatte sie Vorteile.

Aufgefallen ist mir auch, dass die War-tungs- und Reinigungsarbeiten bei dervariablen Maschine tendenziell höhersind.

Das sagen die Praktiker über die beiden Presssysteme

Alfred PAPST, Hainersdorf bei IlzAls Lohnunternehmerschätze ich vor allem dieVielseitigkeit der variablenRundballenpresse. JederStrohkunde hat andereWünsche bezüglich desBallenmaßes. Strohkun-

den verlangen maximale Dichte um Trans-portkosten zu sparen. Dabei muss manaber aufpassen, dass das Stroh beim Pres-sen wirklich trocken ist, sonst wird derBallenkern so hart, dass es beim AuflösenProbleme gibt. Bei der Silage hängt dasAuflöseverhalten der Ballen in erster Li-nie von der Schnittqualität und der An-zahl der Messer ab.

Kleinbetriebe, die weniger Futter brau-chen, schätzen bei der variablen Technikden härteren Kern, da er sich in der wär-meren Jahreszeit nicht so schnell erwärmt.

In Stoßzeiten schaffe ich mit der varia-blen Presse eine höhere Durchsatzleistung.Die Ballenablage am Hang ist mit einerFestkammerpresse in der Regel einfacher.

Im Herbst bei kurzem, nassem Futterkann es bei den Riemenpressen zu Proble-men kommen. Für schwierigste Einsatz-bedingungen habe ich daher auch eine Fest-kammerpresse in meinem Lohnunterneh-men laufen.

Um alle Kundenwünsche erfüllen zukönnen, ist man als Lohnunternehmer qua-si gezwungen, den Mehrpreis für die va-riable Technik in Kauf zu nehmen.

Tabelle 1: Versuchsbedingungen zu den Diagrammen 3a und 3bAnwelksilage Roggenstroh

1. Schnitt Dauerwiese RP 435 Master RP 235 Profi RP 435 Master RP 235 Profi

Mittlerer TM-Gehalt [%] 39,8 88,0Mittlere Schwadstärke [kg TM/m] 3,0 1,9Mittlere Fahrgeschwindigkeit [km/h] 5,9 4,9 10,0 9,6Mittlerer Massenstrom [t TM/h] 17,7 14,7 19,0 18,2Netzbindung [Lagen] 2,5 2,5 3,5 3,5

Heft 6 / 2009 DER FORTSCHRITTLICHE LANDWIRT • www.landwirt.com 53

TECHNIK

Bereich wie bei der variablen Master-Presse. Entsprechend der Fahrgeschwin-digkeit waren der mittlere Massenstromin die Presse und damit die Flächen-leistung annähernd gleich. Die Ergeb-nisse sind in den Diagrammen 3a und3b zusammengefasst.

Obwohl der gleiche Ballendurchmes-ser wie bei der Anwelksilage eingestelltwar, betrug er bei der variablen Pres-se 140 cm und bei der Festkammerpres-se 141 cm. Dies deutet auf ein stärke-res Aufgehen der Ballen unmittelbarnach dem Pressen hin.

Ballendichte und LeistungsbedarfDie Ballendichte war bei der varia-

blen Presse signifikant höher als bei derFestkammerpresse. Sie nahm mit zu-nehmender Messeranzahl bei beidenPressen zu. Allerdings war der Anstiegbei der variablen von 0 auf 25 Messermit rund 12 % doppelt so hoch als beider Festkammerpresse. Der Dichteun-terschied stieg dadurch von 13 auf 20% an.

Obwohl die Ballendichte bei der Fest-kammerpresse geringer als bei der va-riablen Presse war, wies sie im Gegen-satz zur Anwelksilage einen signifikanthöheren Spitzenleistungsbedarf auf.Dies dürfte auf den annähernd gleichenMassenstrom der beiden Pressen zu-rückzuführen sein. Der relative Anstiegdes Spitzenleistungsbedarfes an derZapfwelle zwischen 0 und 25 Messerbetrug rund 30 %. Bei beiden Pressen

war der Unterschied zwi-schen 0 und 12 Messerdeutlich größer als zwi-schen 12 und 25 Messer.

EnergiebedarfBezüglich des spezifischen Energie-

bedarfes traten zwischen den beidenPressen keine signifikanten Unterschie-de auf, obwohl die variable Presse einesignifikant höhere Verdichtung aufwies.Die Werte bewegten sich zwischen 1,8kWh/t TM (ohne Messer) und 2,6kWh/t TM (25 Messer). Der Anstiegdes spezifischen Energiebedarfes mitzunehmender Messeranzahl war erheb-lich. Er betrug von 0 auf 25 Messer 62% (variable Presse) bzw. 49 % (Festkam-merpresse).

Belüftungsheu

Das Belüftungsheu wurde unge-schnitten gepresst. Die mittlere Schwad-

stärke lag zwischen 1,4 kg TM/m beieinem mittleren Trockenmassegehaltvon 81,4 %. Die mittlere Fahrgeschwin-digkeit betrug 9,1 km/h. Der Massen-strom in die Pressen bewegte sich bei12,3 t TM/h.

Um die Luftdurchströmung auf derTrocknungsanlage sicherzustellen soll-te die Ballendichte unter 120 kg TM/m³liegen. Dieser Grenzwert wurde vonbeiden Pressen mit 107 kg TM/m³ (va-riable Presse) bzw. 97 kg (Festkammer-presse) unterschritten. Der Ballendurch-messer betrug bei der variablen Presse131 cm und bei der Festkammerpresse133 cm. Der Spitzenleistungsbedarf warmit 18,3 kW bei der Festkammerpres-se tendenziell höher als bei der varia-blen mit 14,3 kW. Der spezifische Ener-gieeinsatz betrug bei beiden Pressen 0,6kWh/t TM. Die Bröckelverluste warenbeim Festkammertyp (3,4 % TM) si-gnifikant höher als bei der variablenPresse (2,2 % TM).

Auf die Fahrweise kommt es an

Um zu zeigen, welchen Einfluss dieFahrweise auf die Arbeit der Festkam-merpresse hat, wurden beim 1. Schnitteiner Dauerwiese entsprechende Mes-

sungen mit 13Messern durchge-führt. Die Ergeb-nisse sind in denDiagrammen 4a –4c zusammenge-fasst. Mit der va-riablen Pressewurde mit einerkonstanten mittle-ren Fahrge-schwindigkeit von5,8 km/h gefah-ren. Bei der Fest-kammer-Variante„4,9 km/h“ wur-den die ersten

ƒ

Je kürzer geschnitten wird,desto höher sind dir Brö -ckelverluste. Es gibt aller-dings keinen signifikantenUnterschied zwischen denPresssystemen.

Diagramm 4a: Mittlere Ballendichte beim Pressen von Anwelksilage mit unterschiedlicher Fahrgeschwindigkeit

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sens

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: 18

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TM

/h

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: 12

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TM

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Mas

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TM

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: 24

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TM

/h

Diagramm 4b: Mittlerer Spitzenleistungsbedarf an der Zapfwelle beimPressen von Anwelksilage mit unterschiedlicher Fahrgeschwindigkeit

Diagramm 4c: Mittlerer spezifischer Energiebedarf beim Pressen vonAnwelksilage mit unterschiedlicher Fahrgeschwindigkeit

Mas

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: 18

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: 18

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: 24

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60 % der Schwadlänge mit einer höhe-ren Fahrgeschwindigkeit aufgenommen.Danach wurde die Fahrgeschwindig-keit reduziert, um eine intensive Ver-dichtung zu erreichen. Die mittlereFahrgeschwindigkeit lag bei 4,9 km/h.Bei der Festkammer-Variante„3,8 km/h“ wurden die ersten 30 % derSchwadlänge mit einer höheren Fahr-geschwindigkeit aufgenommen, danachwurde die Fahrgeschwindigkeit redu-ziert. Die mittlere Fahrgeschwindigkeitlag bei 3,8 km/h. Im Gegensatz dazuwurde bei der Festkammer-Variante„7,7 km/h“ mit einer konstan-ten mittleren Fahrgeschwin-digkeit von 7,7 km/h gefah-ren. Entsprechend der Fahrge-

schwindigkeit unterschieden sich dieVarianten im Massenstrom in die Pres-sen und in der Flächenleistung. Bezüg-lich der Ballendichte zeigte sich, dassmit einer um rund einem Drittel gerin-geren Fahrgeschwindigkeit (3,8 km/h)die Festkammerpresse die selbe Ballen-dichte erreichen konnte wie die varia-ble Presse (5,8 km/h). Der im Dia-gramm dargestellte Unterschied istnicht signifikant. Die hohe Fahrge-schwindigkeit von 7,7 km/h bewirkteeine deutliche Reduktion der Ballen-dichte.

Hinsichtlich der Spitzenleistung be-wirkt die gleiche Pressdichte bei denVarianten Festkammer mit 3,8 km/hund variable Kammer mit 5,8 km/h,trotz eines höheren Massenstromes beider variablen Master-Presse (5,8 km/h),einen annähernd gleichen Spitzenlei-stungsbedarf. Bei der Festkammer-Va-riante mit 4,9 km/h war der Spitzen-leistungsbedarf wegen der geringerenVerdichtung geringer. Im Gegensatzdazu war der Spitzenleistungsbedarfbei der Festkammer-Variante mit 7,7km/h trotz der geringen Ballendichteauf Grund des hohen Massenstromesdeutlich höher.

Der spezifische Energiebedarf warbei der Festkammer-Variante mit 7,7km/h wegen der geringen Verdichtungund des höheren Massenstromes signi-fikant niedriger als bei den Varianten

Festkammer mit 3,8 km/hund variable Presse mit 5,8km/h. Der im Vergleich zurVariante Variable Presse 5,8km/h höhere spezifischeEnergiebedarf der VarianteFestkammer 3,8 km/h wurdedurch den geringeren Mas-senstrom bewirkt. Die Fest-kammer-Variante mit 7,7km/h war zwar die energie-effizienteste, verursachte siewegen der geringen Press-dichte einen höheren Folien-verbrauch, höhere Transport-

kosten und eine starke Verformung derBallen während der Lagerung. Die star-ke Verformung erhöht das Risiko, dasswährend der Lagerung Luft in den Si-lageballen eintritt.

Auflösen der Ballen

Beim händischen Auflösen der Bal-len mit einer Gabel konnten hinsicht-lich des erforderlichen Kraftaufwandeskeine Unterschiede zwischen den mitFestkammer gepressten Rundballenund den mit variabler Presskammer ge-

pressten Rundballen festgestellt wer-den. Entscheidend für die Erleichterungder Ballenauflösung ist das Schneid-werk, denn je kürzer die Silage bzw.das Stroh geschnitten war, umso leich-ter ließ sich der Rundballen auflösen.■

54 DER FORTSCHRITTLICHE LANDWIRT • www.landwirt.com Heft 6 / 2009

TECHNIK

Die Festkammerpresse Welger RP 235Profi ist kostengünstiger und etwas leich-ter als die variable RP 435 Master.

Mit beiden Pressen war es möglichformstabile Rundballen zu erzeugen. Beigleichem Massenstrom und damit glei-cher Flächenleistung war die Dichte derBallen der Festkammerpresse RP 235Profi geringer als jene der RP 435 Ma-ster. Zugleich war ihr Spitzenleistungs-bedarf an der Zapfwelle höher. Bezüg-lich des spezifischen Energiebedarfes un-terschieden sich die beiden Pressen da-bei nicht. Durch Reduktion der Fahrge-schwindigkeit und damit des Massen-stromes konnten mit der RP 235 Profivergleichbare Ballendichten mit einemähnlichen Spitzenleistungsbedarf wie mitder RP 435 Master erzielt werden.

Kürzere Schnittlängen führten zu ei-ner höheren Ballendichte, einem höhe-ren Spitzenleistungs- und spezifischenEnergiebedarf.

Beim Pressen von ungeschnittenemoder mit 13 Messern geschnittenem An-welkgut wiesen die beiden Pressen an-nähernd gleiche Bröckelverluste auf. BeiBelüftungsheu und bei mit 25 Messerngeschnittener Silage waren die Verlusteder RP 235 Profi höher. Im Vergleichzu anderen Verlustquellen bei der Fut-terkonservierung waren die aufgetrete-nen Bröckelverluste gering.

Mit beiden Rundballenpressen konn-ten durch Reduzierung des Pressdruckesfür Rundballen-Belüftungsanlagen ge-eignete Rundballen erzeugt werden.

Hinsichtlich der Ballenauflösungkonnten keine relevanten Unterschiedezwischen den Pressen festgestellt wer-den. Die Verringerung der Schnittlän-ge wirkte sich positiv aus.

Schichtweise Rundballenauflösung mitFuttergabel (1. Schnitt Anwelksilage, 13Messer, mit Festkammerpresse gepresst)

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Die Festkammerpresse ist kompakter und etwas leichter

gebaut.

Beim Pressen von Stroh kom-men die Vorteile des variablenPresssystems voll zum Tragen.

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-TIPP

Weitere Bilder zu diesem Vergleichs-test finden Sie im Internet unter:

www.landwirt.com/landtechnik

Schlussfolgerung