lernen initiieren und begleiten

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Lernen initiieren und begleiten Pädagogische Hochschule Zentralschweiz Kathrin Futter

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Page 1: Lernen initiieren und begleiten

Lernen initiieren und

begleiten

Pädagogische Hochschule Zentralschweiz

Kathrin Futter

Page 2: Lernen initiieren und begleiten

Lernen ist...

§  ... ein konstruktiver,

§  ... kumulativer,

§  ... selbstgesteuerter,

§  ... zielorientierter,

§  ... situierter,

§  ... kollaborativer und

§  ... individueller Prozess.

27.09.11 PHZ | Kathrin Futter

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De Corte (1995, S. 40)

Page 3: Lernen initiieren und begleiten

Angebots-Nutzungs-Modell

27.09.11 PHZ | Kathrin Futter

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Individuelle Lernvoraussetzungen und Lernbedingungen (vgl. verschiedene Systeme; Bronfenbrenner, 1981)

Inst

itutio

nelle

Rah

men

-be

ding

unge

n (v

gl. f

orm

elle

s Le

rnen

)

Angebot Nutzung Wirkung

Passung

Hochschuldidaktik UZH (2009)

Page 4: Lernen initiieren und begleiten

Lernen initiieren und begleiten Übung

§  Als Lehrpersonen können wir nicht für die Kinder lernen...

§  ... was können wir trotzdem tun?

Bilden Sie vier Gruppen und tauschen Sie sich zu einer der vier Fragen aus.

27.09.11 PHZ | Kathrin Futter

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Page 5: Lernen initiieren und begleiten

Lernumgebungen gestalten

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Instruktion Unterrichten im Sinne von Anregen, Unterstützen, Beraten,

Anleiten, Darbieten und Erklären

Gestaltung problemorientierter Lernumgebungen (vgl. PADUA)

Konstruktion Lernen als aktiver, selbstgesteuerter, konstruktiver,

situativer und sozialer Prozess

Reinmann & Mandl (2001)

Page 6: Lernen initiieren und begleiten

Lehr-Lernqualität im didaktischen Dreieck

27.09.11 PHZ | Kathrin Futter

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Lehrperson Lernende

Gegenstand

Reflexion von Bildungs- zielen und -inhalten

Lernformen und Lerntätigkeiten

Pädagogische Interaktion und Lernsteuerung

Signifikanz der Inhalte, Aufgabenqualität,

Lehrstofforganisation

Verarbeitungsqualität, Verstehen, Kompetenzaufbau,

Kognitive Konstruktion

Klima, Beziehungsqualität, Lehr-Lernkommunikation, Lernen

initiieren und begleiten Reusser (1999)

Lernberater/-in

Page 7: Lernen initiieren und begleiten

PADUA – ein Lernzyklus

27.09.11 PHZ | Kathrin Futter

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P • Problemstellung

A • Aufbau

D • Durcharbeiten und durchdenken

U • Üben

A • Anwenden

Aebli (1987)

Page 8: Lernen initiieren und begleiten

KAFKA Lernprozess zwischen Lernenden und Sache

§  Kontakt suchen §  Sich eingeben, eine

Lernbegebenheit suchen

§  Aufbauen §  Strukturbildung, verstehen,

verknüpfen

§  Flexibilisieren §  Vernetzung, Integration ins

Vorwissen

§  Konsolidieren §  Einüben, festigen, wiederholen

§  Anwenden §  Transfer, Lernübertragung

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8

K A

F K

A

Reusser (1999)

Page 9: Lernen initiieren und begleiten

SAMBA Was tut die Lehrperson

§  Situieren §  Lehr-Lernumgebung gestalten,

Ziele

§  Anstossen §  Anknüpfen an Vorwissen,

Aufmerksamkeit wecken

§ Modellieren §  Strukturbildung initiieren

§  Begleiten / Beraten §  Coaching, scaffolding

§  Auswerten §  Lernziele erreicht, Erfolge

auswerten, Arbeitsrückschau

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S A

M B

A

Reusser (1999)

Page 10: Lernen initiieren und begleiten

KAFKA x SAMBA als Modell des Lehr-Lerngeschehens

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LP

G

L

Bildungsinhalt und Lernziele

Klima und Pädagogischer Bezug

Lern- und Bildungs- prozesse

KAFKA

SAMBA

Vermittlung

Reusser (1999)

Page 11: Lernen initiieren und begleiten

Individuelle Lernwege

27.09.11 PHZ | Kathrin Futter

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Schule

Kind A

Lernen in der Primarstufe

Kind B

Kind C

PHZ Mentoratsreader (2011, S. 11)

Page 12: Lernen initiieren und begleiten

Zwei Perspektiven (vgl. KAFKA und SAMBA)

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?

Lernvoraussetzungen abklären

Lernprozesse anstossen, begleiten, überprüfen

Lernverlauf beobachten und festhalten

Kreislauf blau Schüler/-in

Kreislauf rot Lehrperson

Page 13: Lernen initiieren und begleiten

Orientierung am Förderkreislauf

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ZielZiel

Beobachten

Fördern

BeurteilenLernen

LernenBeobachten

Fördern

Beurteilen

(schon /noch nicht-) Können

(schon /noch nicht-) Können

PHZ Mentoratsreader (2011, S. 10)

Page 14: Lernen initiieren und begleiten

Oberflächen- und Tiefenstruktur des Unterrichts

§ Oberflächenstruktur: sichtbare Handlungsstrukturen, die im Unterricht über Beobachtung erfasst werden können (z.B. Methoden, Inszenierungs-formen, Lehr-Lernkommunikation)

§  Tiefenstruktur: Mehrdimensionale Qualität der Lern- und Verstehensprozesse der Schüler/-innen und des darauf bezogenen instruktionalen und lernunterstützenden Handelns der Lehrpersonen.

27.09.11 PHZ | Kathrin Futter

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Reusser (1999)

Page 15: Lernen initiieren und begleiten

Unterricht aus der Tiefen-struktur heraus gestalten

§  Die Grundformen von PADUA, KAFKA und SAMBA beziehen sich auf die Tiefenstruktur des Unterrichts- und Lernhandelns.

§  Lern- und Unterrichtsqualität (gemessen an Merkmalen wie kognitive Aktivierung, Schüler-orientierung, Klarheit etc.) entscheidet sich primär an der Tiefenstruktur und erst sekundär an bestimmten oberflächenstrukturellen Merkmalen (Methoden, Inszenierungsformen) des Unterrichts.

§  Didaktische Inszenierungen (an der Oberfläche) sind immer nur so gut wie die tiefenstrukturellen Merkmale des Lernens und der Unterrichtsqualität, welche durch sie realisiert wird.

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Reusser (1999)

Page 16: Lernen initiieren und begleiten

Oberflächenstruktur (OS) und Tiefenstruktur (TS) des Lernens

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SAMBA KAFKA

OS

TS Reusser (1999)

Page 17: Lernen initiieren und begleiten

Prinzip der minimalen Lernhilfe

Das Prinzip der minimalen Lernhilfe bedeutet, den Kindern punktuell immer genau so viele Lösungshilfen und -hinweise zu geben, dass ihre Motivation aufrecht erhalten wird und sie in der Problemlösung fortschreiten können, ohne bereits die ganze Lösung präsentiert zu erhalten (Aebli, 1987).

§  Bezüge zu Vygotsky? §  Zone der nächsten

Entwicklung

§  Bezüge zu Piaget? §  Aufbau von eigenen

Schemata dank Eigenaktivität

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Page 18: Lernen initiieren und begleiten

Scaffolding

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Page 19: Lernen initiieren und begleiten

Cognitive Apprenticeship (Collins, Brown & Newman, 1989)

27.09.11 PHZ | Kathrin Futter

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Methode Beschreibung Modeling •  Modellieren des Expertenverhaltens

•  Vorzeigen der Anwendung von Lösungsstrategien •  Begleitet durch lautes Denken

Coaching •  Die Lernenden beobachten und unterstützen •  Hoch interaktive und situierte Rückmeldungen •  Annäherung des Problemlöseverhaltens des

Lernenden an das Expertenverhalten

Scaffolding & Fading

•  Unterstützung der Lernenden in Form kooperativen Problemlösens: z.B. übernimmt die Lehrperson einzelne Lösungsschritte, welche die Lernenden noch nicht selber bewältigen können. Ziel ist die graduelle Abnahme (Fading) bis die Lernenden die Aufgabe selber lösen können.

PHZ Mentoratsreader (2011, S. 13)

Page 20: Lernen initiieren und begleiten

Fragen zum Reader

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1.  Was verstehen Sie unter dem Begriff „Individuelle Unterstützung eines Kindes“ in Bezug auf das schulische Lernen?

2.  Was muss eine Lehrperson alles wissen und können (Voraussetzungen), damit sie das Lernen eines Kindes adäquat unterstützen kann?

3.  Wo vermuten Sie, dass der Förderkreislauf im Unterricht am häufigsten unterbrochen wird? Wo sehen Sie die Gründe dafür?

4.  Was halten Sie vom Scaffolding – Modell (Cognitive Apprenticeship) in Bezug auf den Nutzen im Unterricht? Welche Chancen und/oder Risiken sehen Sie?

5.  Erklären Sie das Prinzip der minimalen Lernhilfe an einem eigenen Praxisbeispiel.

PHZ Mentoratsreader (2011)

Page 21: Lernen initiieren und begleiten

Exkurs: Lernziele

§  Ich werde mir über meine inneren Bilder vom Lernen bewusst und kann dies auch begründen. §  Taxonomiestufe(n)?

§  Ich kann das Prinzip des Förderkreislaufes und den Scaffolding- Ansatz anhand eigener Beispiele erklären. §  Taxonomiestufe(n)?

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PHZ Mentoratsreader (2011)

Page 22: Lernen initiieren und begleiten

Unterrichtsplanung

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•  Was sollen die Schüler/-innen können?

•  INHALT

Was

•  Wie sollen sie es lernen?

•  METHODE

Wie

•  Warum sollen sie es lernen?

•  ZIELE

Warum

Page 23: Lernen initiieren und begleiten

WARUM-Frage: Lernziele setzen

27.09.11 PHZ | Kathrin Futter

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Welche Kompetenzen sollen die Schüler/-innen aus welchen Gründen erwerben?

Lernziele beschreiben die Kompetenzen, welche Schüler/-innen am Ende eines

Schuljahrs, eines Quartals, einer Unterrichtseinheit oder einer Lektion

erreichen sollen.

Page 24: Lernen initiieren und begleiten

Kompetenz Zwei Definitionen

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Bei Studierenden verfügbare oder durch sie erlernbare Fähig- und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen und sozialen Bereitschaften, die Problemlösungen erfolgreich und verantwortungsvoll zu nutzen. (Weinert, 2001) Kompetenzen sind Dispositionen, die im Verlauf von Bildungs- und Erziehungsprozessen erworben (erlernt) werden und die Bewältigung von unterschiedlichen Aufgaben bzw. Lebenssituationen ermöglichen. Sie umfassen Wissen und kognitive Fähigkeiten, Komponenten der Selbstregulation und sozial-kommunikative Fähigkeiten wie auch motivationale Orientierungen. (Klieme & Hartig, 2007)

Page 25: Lernen initiieren und begleiten

Facetten von Kompetenz

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Klieme (2003)

Page 26: Lernen initiieren und begleiten

Kompetenz und Performanz (Chomsky, 1969)

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Allgemeines Sprachvermögen

Aktuelle Sprachverwendung

Kompetenz Performanz

Einzig im Falle des/der idealen Specher/-in ergibt sich in der Performanz eine direkte Wiederspiegelung der sprachlichen Kompetenz.

„Fehler“ in der Performanz (z.B. falsche Ansätze, Abweichungen von Regeln) werden auf sozio-kulturelle, sozial- und individualpsychologische

sowie auf situative Faktoren zurückgeführt. Maag-Merki (2006)

Page 27: Lernen initiieren und begleiten

Kompetenz und Performanz

§  Kompetenzen sind funktional in Bezug auf bestimmte Anforderungen bestimmt.

§  Kompetenzen entsprechen somit dem Potenzial, komplexe Anforderungen erfolgreich zu bewältigen. Neben kognitiven Aspekten schliesst das Konzept explizit auch motivationale, volitionale und soziale Komponenten mit ein.

§  Unterschied zum Begriffsverständnis im Alltag, bei dem unter Kompetenzen einzig das konkrete Handeln in spezifischen Situationen (Performanz), nicht aber die zugrundeliegenden Motivationen und Emotionen verstanden werden.

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Maag-Merki (2006)

Page 28: Lernen initiieren und begleiten

Arten von Lernzielen

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Richtziel §  Studierende erwerben Medienkompetenz §  Sehr allgemeine Beschreibung: Ebene Studiengang / -fach

Grobziel §  Sie kennen unterschiedliche Medienformen und können

Informationen je nach Medienform kritisch beurteilen §  Allgemeine Eigenschaft: Ebene Modul / Lehrveranstaltung

Feinziel §  Sie können die Unterschiede zwischen Tageszeitungen und

Weblogs im Umgang mit Informationen anhand von selbst gewählten Beispielen erläutern.

§  Konkrete beobachtbare Handlung: Ebene Lektion

Hochschuldidaktik UZH (2009)

Page 29: Lernen initiieren und begleiten

Stufung von Lernzielen

27.09.11 PHZ | Kathrin Futter

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3. Stufe: Informationen erzeugen

Analyse | Synthese Beurteilung

2. Stufe: Informationen verarbeiten

Sinn erfassen anwenden

1. Stufe: Informationen erinnern

wiedererkennen wiedergeben

Zune

hmen

de K

ompl

exitä

t

Vereinfachte Darstellung der Taxonomiestufen von Bloom (1956) nach Metzger und Nüesch (2004)

Page 30: Lernen initiieren und begleiten

Taxonomiestufen (Bloom, 1956)

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K6: Beurteilung

K5: Synthese

K4: Analyse

K3: Anwendung

K2: Verständnis

K1: Wissen

Prin

zip

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Kom

plex

ität

Page 31: Lernen initiieren und begleiten

Literatur

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Aebli, H. (1987). Grundlagen des Lehrens. Stuttgart: Klett-Cotta. Bloom, B. S. (1956). Taxonomy of educational objectives; the classification of educational goals. New York: D. McKay

Co., Inc. Chomsky, N. (1969). Aspekte der Syntax-Theorie. Frankfurt: Suhrkamp. Collins, A., Brown, J. S. & Newman, S. (1989). Cognitive Apprenticeship: Teaching the Crafts of Reading, Writing, and

Mathematics. In L. B. Resnick (Ed.), Cognition and Instruction: Issues and Agendas (pp. 453-494). Hillsdale, N.J.: Lawrence Earlbaum.

De Corte, E. (1995). Fostering cognitive growth: A perspective from research on mathematics learning and isntruction. Educational Psychologist, 30(1), 37-46.

Hochschuldidaktik (2009). Internes Arbeitspapier. Zürich: Bereich Lehre, Universität Zürich. Klieme, E., Avenarius, H., Blum, W., Döbrich, P., Gruber, H., Prenzel, M., et al. (2003). Zur Entwicklung nationaler

Bildungsstandards. Klieme, E. & Hartig, J. (2007). Kompetenzkonzepte in den Sozialwissenschaften und im erziehungswissenschaftlichen

Diskurs. In M. Prenzel, I. Gogolin & H.-H. Krüger (Eds.), Kompetenzdiagnostik. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft (Vol. Sonderheft 8, pp. 11-29). Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.

Maag-Merki, K. (2006). Referat gehalten an der Hochschuldidaktik der Universität Zürich. [4.12.2006] Metzger, C. & Nüesch, C. (2004). Fair prüfen: Ein Qualitätsleitfaden für Prüfende an Hochschulen. St. Gallen: Universität

St. Gallen, Institut für Wirtschaftspädagogik. PHZ (2011). Reader Mentorat Primarstufe. Studierende PR10, 3. Semester. Luzern: Pädagogische Hochschule. Reinmann-Rothmeier, G. & Mandl, H. (2001). Unterrichten und Lernumgebungen gestalten. In A. Krapp & B.

Weidenmann (Eds.), Pädagogische Psychologie (4. ed., pp. 601-646). München: Urban & Schwarzenberg. Reusser, K. (1999). KAFKA und SAMBA als Grundfiguren der Arikulation des Lehr-Lerngeschehens. Skript zur Vorlesung

Allgemeine Didaktik. Universität Zürich: Erziehungswissenschaftliches Institut. Weinert, F. (2001). Concept of Competence: A Conceptual Clarification. In D. S. Rychen & L. H. Salganik (Eds.), Defining

and selecting key competencies (pp. 45-66). Seattle, Toronto, Bern, Göttingen: Hogrefe & Huber Publishers.