leseprobe - jörn peters - zwischen koks und grünem tee

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Entertainment & Humor


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http://romanverlag.com/peters-ebook In diesem ROMAN erzählt der Autor die Geschichte eines Spitzenkoches, der es vom jungen Träumer zum international renommierten Gastronom geschafft hat. Unzensiert werden Einblicke hinter die Kulissen der exklusiven Nobelrestaurants gewährt. Der Leser erfährt aus erster Hand die spannenden und witzigen Erlebnisse eines jungen talentierten Kochs. Dabei wird man hautnah auf eine Reise in die Abgründe des "Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll" Lebensstils des Protagonisten mitgenommen. Der hungrige Koch lässt nämlich nichts anbrennen und rackert sich 14 Stunden am Tag ab - um danach auf dem Kiez im Hamburger Rotlichtmilieu mit Sexorgien und Koks sein ganzes Geld wieder zu verjubeln. Nach diesen ausschweifenden Eskapaden beschließt der Lebemann, in Frankreich sein Glück zu versuchen. Und tatsächlich gelingt es ihm, ein Nobelrestaurant zu übernehmen und die "Crème de la crème" mit seinen Kreationen zu verzaubern. Aber da ist noch dieser Traum von London ...

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Page 2: Leseprobe - Jörn Peters - Zwischen Koks und grünem Tee

--- LESEPROBE ---

Zwischen Koks und grünem Tee

Die Wahrheit eines Spitzenkoches

Jörn Peters

Page 3: Leseprobe - Jörn Peters - Zwischen Koks und grünem Tee

„Ich sehe die Gastronomie jetzt mit ganz anderen Augen. Sex, Drugs & Rock ’n’ Roll. Dieses Buch hat Suchtpotenzial.”

Anne Marie aus Norderstedt

„Sehr unterhaltsam und spannend. Das ist ein sehr einsichtiger, anregender Roman – den muss man gelesen haben.“

Roland auf Amazon

„Ich habe selten so eine kurzweilige aber gleichzeitig spannende Geschichte gelesen wie diese. Oft verliert man den Reiz eine Geschichte bis zum Schluss zu lesen, hier war das nicht der Fall“

Hans auf Amazon

„Was ist zwischen Koks und grünem Tee? Sex! Zumindest steht es so in diesem Roman. Wenn das alles nur halbwegs stimmt, geht das ganz schön zur Sache in den gehobenen Kreisen und Speisen.“

Meister P auf Amazon

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Über das Buch

In diesem Roman erzählt Jörn Peters die Geschichte eines Spitzenkoches, der er es vom jungen Träumer zum international renommierten Gastronom geschafft hat. Unzensiert werden Einblicke hinter die Kulissen der exklusiven Nobelrestaurants gewährt. Der Leser erfährt aus erster Hand die spannenden und witzigen Erlebnisse eines jungen talentierten Kochs. Dabei wird man hautnah auf eine Reise in die Abgründe des "Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll" Lebensstils des Protagonisten mitgenommen. Der hungrige Koch lässt nämlich nichts anbrennen und rackert sich 14 Stunden am Tag ab - um danach auf dem Kiez im Hamburger Rotlichtmilieu mit Sexorgien und Koks sein ganzes Geld wieder zu verjubeln. Nach diesen ausschweifenden Eskapaden beschließt der Lebemann, in Frankreich sein Glück zu versuchen. Und tatsächlich gelingt es ihm, ein Nobelrestaurant zu übernehmen und die "Crème de la crème" mit seinen Kreationen zu verzaubern. Aber da ist noch dieser Traum von London ...

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Guten Tag!

Ich bin Jörn Peters, Erzähler von „Zwischen Koks und Grünem Tee oder die Wahrheit eines Spitzenkoches“. Der Roman möchte Sie mitnehmen auf die ewige Reise, nach Glück, Wahrheit, Seligkeit, Liebe und innerem Frieden.

Wir fangen in der Jugend des Protagonisten an und hören … na, wir wissen es noch nicht wann, auf. Der Protagonist ist damals noch Schüler, lebt zur heutigen Zeit immer noch und liebt es, seine Geschichten zu erzählen. Wie viele es noch werden, wissen wir nicht.

Er erzählt uns von Glücksgefühlen, Depressionen, persönlichen Veränderungen, sowohl positiv als auch negativ, und von seinen Eskapaden mit Prostituierten, Drogen und Alkohol.

Gesellschaftsnah, ungehemmt und frei heraus erzählt dieser Koch über Frauen, mit denen er zusammen war, über Orte, die er besucht hat, und über die Menschen und Gedanken, die ihn auf seinen Reisen begleitet haben. Er gibt zu allem seine eigene Wahrheit Preis und schockiert diesbezüglich zum Teil die Welt. Lassen Sie sich verführen in eine Welt der heilen Gastronomie Gesellschaft.

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Wie alles begann

Nun stehe ich hier also wie ein kleiner Junge vor dem Tannenbaum und kann es kaum erwarten, dass der Weihnachtsmann um die Ecke kommt.

Soeben hatte ich einen Anruf erhalten, dass ich mit meinem Restaurant in den erlesenen, engeren Kreis der Aspiranten aufgenommen worden bin, welche mit der Auszeichnung des begehrten dritten Sternes rechnen dürfen.

Der Gipfel des Koch-Olymps so nahe. Der Aufstieg in die Unsterblichkeit so gut wie gelungen. Das größte Ziel jener Köche, die sich der absoluten

Spitzengastronomie verschrieben haben. Ich gönne mir noch eine Tasse Grünen Tee mit Honig.

Mein erklärtes neues Lieblingsgetränk. Es ist jetzt mal wieder 22:30 Uhr. Alle Hauptgänge sind

beim Gast und ich lasse mein Leben noch mal Revue passieren.

Wie war das noch? Wie hat das alles angefangen? Es war und ist unglaublich.

Es mussten Entscheidungen getroffen werden. So konnte

es nicht weitergehen. Das ewige Rumnörgeln der Eltern an meinen Schulnoten war nicht mehr zum Aushalten. Es ging so weit, dass ich froh war, wenn ich ihnen am Tag nicht über den Weg lief oder sie keine Zeit hatten mich zu nerven.

„Du musst mehr lesen!“ „Hast du deine Hausaufgaben gemacht?!“ „Musst du immer so viel Fernsehen?!“

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Ich hatte gar keine Zeit für Hausaufgaben. Ich wollte nur Tennis spielen, mit Freunden ausgehen, Mädchen verführen.

So ein voll geplanter Terminkalender, der nimmt schon eine gewisse Zeit in Anspruch, da bleibt kaum Zeit für Schule.

In der Schule mogelte ich mich eigentlich nur so durch. Was hieß durchmogeln? Ich war stinkend faul. Des Weiteren kam noch hinzu, dass es mir zuwider war, den vergreisten Pädagogen vorne an den Tafeln unserer Anstalten Aufmerksamkeit zu schenken.

Deren verstaubte pädagogische Ansichten konnte ich nie teilen und wenn, nur selten. Damit ging auch meine Motivation, an dem Unterricht teilzunehmen, verloren und ich versagte auf der ganzen Linie. Lateinvokabeln lernen? Wer? Ich? Wieso?

Vokabeln einer toten Sprache zu lernen, machte für mich keinen Sinn. Zwar zog dieses Argument nicht gerade bei Englisch und Französisch, doch lernen tat ich diese Sprachen trotzdem nicht.

Eine Einstellung, die grundlegend nicht gut und nicht richtig war, wie sich später herausstellen sollte!

Durch ein bisschen mehr Aufmerksamkeit und ein wenig mehr Interesse an dem damaligen Schulstoff hätte ich mir so einiges im Leben erleichtern können. Deutlich weniger Blut und Wasser hätte ich schwitzen müssen, wenn ich etwas mehr in der Schule aufgepasst hätte.

Aber wie hätte ich das damals wissen sollen? Die Lebenserfahrung hatte ich nicht. Noch nicht. Ich sollte diese Erfahrung in meinem Leben erst noch schmerzhaft erfahren.

Jedenfalls war es an der Zeit und ich bekam mein Halbjahreszeugnis ausgehändigt. Dieses Dokument war nicht schlecht, aber leider auch gar nicht gut. Nach der Begutachtung und einigen Tagen Bedenkzeit stand nun die Aussage meiner Eltern im Raum:

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„Entweder in jedem Fach eine Note besser werden“, was bedeutet hätte, ich hätte mich teilweise auf eine Note zwei verbessern müssen.

Oder? „Oder wir werden dich von der Schule nehmen und du

beginnst sofort mit einer Ausbildung“. „Eine Note besser.“ Ha! „In jedem Fach.“ Ha! Oder eine Ausbildung, sprich arbeiten gehen. Wer? Ich?! Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte! Ich brach förmlich zusammen. Das konnte doch nicht wahr sein. Ich wollte doch Pilot werden. Jet-Pilot bei der Bundeswehr, sollte mein Traumberuf

sein. Mit Mach 2 in einem Tornado in 600 Fuß Höhe über die

Erde donnern. Cool sein, wie einst Tom Cruise in „Top Gun“. Das war es, was ich sein wollte: cool sein. Das wollten meine Eltern mir nun nehmen?! Natürlich

unbewusst. Sie wussten ja nicht, was ich werden wollte. Darüber hatte ich nie gesprochen und nie ein Wort verloren.

Für mich war eines klar. Eine derartige Verbesserung auf meiner pädagogischen Anstalt, der Schule, wäre theoretisch möglich gewesen, für mich aber nicht vorstellbar und damit praktisch unmöglich. Also blieb mir nur eine Möglichkeit.

Das Heft selber in die Hand nehmen und meine persönliche Zukunft in meine vermeintlich richtigen Bahnen lenken. Nur: Welche Bahnen waren die richtigen Bahnen?

Zum damaligen Zeitpunkt wusste ich es nicht und konnte auch kein Licht am Ende des Tunnels erkennen.

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Meine Eltern betrieben ein kleines, gemütliches Hotel. Ein mittelständisches Unternehmen. Im hohen Norden Deutschlands, ganz in der Nähe der Nordseeküste.

Aufgebaut durch Generationen. Mein alter Herr war die 4. Generation. Und entsprechend dem Wirtschaftswunder kurz nach seinem Amtsantritt hat er das Haus aus- und umgebaut. Schwimmbad, Sauna, Kegelbahnen, Fitness, es gab alles. Sogar Zimmer mit Bad.

Neben den Fernsehern auf den Zimmern gab es auch einen extra Fernsehraum. Ach, was heißt Raum?

Einen Kinosaal, in dem ich öfters saß, wenn die Luft wegen meiner Fernsehglotzerei im heimischen Wohnzimmer zu dick wurde.

Es gab einfach alles. Mein Vater baute mit meiner Mutter einen Betrieb auf, in dem es alles gab und in dem man alles bekommen konnte.

Alles?! Fast alles. Alles außer Zeit! Und schon gar nicht für die eigene Familie, sprich für die

eigenen Kinder. Wehe, ich wollte nur zu einer simplen

Sportveranstaltung meiner Wahl gefahren werden, Fußball, Tennis oder zu einem Freund, völlig egal! Niemand hatte Zeit dafür. Wenn diese oder jener etwas weiter entfernt waren, eben nur ein paar Kilometer, dann brauchte ich meine Eltern nach Chauffeur-Diensten nicht zu fragen:

„Kannst du mich nicht mal eben fahren, bitte? Es regnet und es ist sehr windig, bitte. Es sind 10 Grad minus draußen.“

Als Antwort kam immer, egal welches Wetter wir hatten: „Wir haben keine Zeit!“ Und auch sehr beliebt war:

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„Du hast doch ein Fahrrad. Nimm das, das tut dir gut und du bist an der frischen Luft.“

Punkt aus, Thema erledigt. Über Ziele eines möglichen Familienurlaubes brauchte

ich mir auch keine Gedanken machen. Denn den gab es nicht. Wie gesagt: „Keine Zeit.“ Zeit gab es nur dann, wenn mein Vater in seinen

wohlverdienten Urlaub gehen wollte. Nach Afrika, zur Jagd. Ach was Jagd!!! Zur Safari nach Afrika in einen 5-Sterne-Bunker, mit

allem Luxus, sechs Wochen lang! Oder auch ein beliebtes Reise- und Jagdziel waren

Skandinavien und Kanada. Was gab es noch? Egal. Denn es war kein Problem. Kein Weg zu weit. Und

nichts zu teuer. Aber Zeit für Fußball der Kinder. Nein, keine Zeit.

So wie ich die Gastronomie kennen lernen durfte, war das wirklich keine erstrebenswerte Alternative für mich.

Was blieb noch? Pilot! Jet-Pilot! Nun ja, sind wir mal ehrlich. Ohne ein super Abi in

Englisch, Mathe und Physik, wird man kein Jet-Pilot. Fiel also auch aus dem Raster. Es gab da vielleicht noch eine andere Möglichkeit. In all meinen Schulferien fuhr ich meistens und gerne zu

Tante und Onkel auf den Bauernhof. Ganz in der Nähe von Bad Segeberg.

Das war wohl die angenehmste und schönste Zeit, die ich während meiner Schulzeit hatte.

Ich liebte es, auf dem Bauernhof zu arbeiten. Trecker zu fahren, Schweine füttern und auch Kühe ausmisten. Und zu

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guter Letzt, der Genuss der dörflichen Gemeinschaft und die Gemeinsamkeit am Abend.

Nach getaner Arbeit bis in die Nacht am Grill sitzen, Wurst und Steaks essen und Cola-Whisky trinken.

Herrlich! Das war fantastisch. Mein Gefühl von Freiheit.

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Großartige Berufswahl …?!

Genau aus diesem Grunde wollte ich Bauer werden. Ich dachte mir: Das passt zu dir. Die dümmsten Bauern haben bekanntlich die größten Kartoffeln. Und von meinen Zeugnissen her konnte ich nur große Kartoffeln ernten.

Dass zu dieser Berufung viel mehr gehörte als Trecker zu fahren und Wurst zu grillen, wollte ich natürlich gar nicht sehen und schon gar nicht hören. Denn der Bauer an sich war früher Bauer, dann wurde er zum Landwirt und heute ist er

„Agrar-Flächen-Designer“. Als nächstes werden sie wohl zu Managern. „Agriculture and Soil R&D Manager.“ Ähnlich wie unsere guten alten „Hausmeister“. Die

plötzlich alle zu „Facility Managern“ wurden. Heutzutage wird alles gemanagt. Nur sich selber managt man nicht, ironischer Weise.

Das Schicksal meinte es vermeintlich gut mit mir. Meine Verwandten bei Segeberg hatten keine Kinder. Das würde also sehr gut passen.

„Dort wird ein Erbe gebraucht und wer kommt da wohl besser in Frage kommen als ich!?!“, sagte ich mir und rief an.

Mit der selbstverständlichen Gewissheit, dass ich dieses vermeintliche Problem schon gelöst hatte, bevor es überhaupt zu einem Problem werden würde, rief ich an.

Ich war mir sicher: „Ich werde Bauer!“ „Großgrundbesitzer!“

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Naiv wie ich war und ohne mich über mögliche Risiken zu informieren oder weitere Eventualitäten zu bedenken und abzuwägen, war es klar: Der nächste „Agrar-Flächen-Designer“ werde ich!

Doch es kam, wie es kommen musste. Auch dieser Wunschgedanke hielt nicht lange an und

zerplatzte recht schnell. Eine kurze und prägnante Absage! Und was für eine

bittere. Dabei war ich mir so sicher gewesen, dass man nur auf mich gewartet hatte!

Und nun das. Zu allem Überfluss wurde diese Absage auch noch sehr

gut begründet, sodass ich keine Chance auf Widerspruch hatte:

„Der Hof ist so, wie er hier jetzt steht, zu klein für dich.“ „Davon wirst du in naher Zukunft nicht leben können.“ „Mit diesem Hof wirst du auch nicht weit kommen.“ „Mien Jung, sei vernünftig und mache dich bloß nicht

unglücklich.“ „Außerdem haben wir den Hof gestern verkauft.“ Zack, das saß! Direkt in die Fresse! Dorthin, wo ich es am liebsten hatte. Na gut, dachte ich bei mir, das läuft ja prima. All meine „ach“ so großartigen Zukunftsideen zerplatzten

wie lasche Seifenblasen schon in der Entstehung. Bevor sie überhaupt entstehen und sich verwirklichen konnten, waren sie schon wieder kaputt.

Das war doch nicht gerecht!? Aber was war schon gerecht?

Zu hoffen, dass mir alles in den Schoß fällt, war auch nicht gerecht, oder?!

Okay, es musste weiter gehen. Aber was tun?

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Kein Bauer, kein Pilot. Mir gingen allmählich die guten Ideen aus. Meine Berufs-Kreativität brach so langsam in sich zusammen. Wie so ein verfluchtes Kartenhaus.

Aber aufgeben würde ich nicht, ich hatte noch nie aufgegeben. Und damit würde ich jetzt nicht anfangen.

Noch am gleichen Tag rief ich meinen Bruder an. Ich brauchte mal wieder seinen Ratschlag.

Er besuchte gerade eine der renommiertesten Hotelfachschulen, die wir in Deutschland haben.

Der Volksmund sagt zwar: „Das Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde.“ Das aber ist nur bedingt richtig. Das wahre Glück ist es, wenn Männlein oder Weiblein einen großen Bruder haben, der mit Lebenserfahrungen und Weisheit ausgestattet ist.

Das ist ein Glück. Ein großes Glück. Was ist das Gute und was ist das Glück daran, wenn man

so einen großen Bruder hat? Wenn man sich dann auch noch gut mit seinem großen Bruder versteht, ist es nochmal besser.

Ich konnte immer von meinem Bruder lernen! Ihm immer vertrauen! Sicher sein, dass er mich nie auf eine falsche Fährte locken würde. Und natürlich, wie in diesem Fall, ihn immer wieder um Rat fragen.

Auch wenn er davon so manches Mal genervt war. Nachdem ich ihm meine Situation erklärt hatte, fragte ich

ihn etwas widerwillig. Denn ich hoffte, dass ich mir seine gesammelten und geballten Erfahrungen zu Nutze machen könnte.

„Kennst du einen guten Ausbildungsbetrieb für mich? Einen Betrieb, in dem ich eine Ausbildung zum Koch machen könnte?“

Zum Koch! Ich und Koch!

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Ich konnte nicht glauben, was ich ihn da gerade gefragt hatte. Es war, als würde ich neben mir stehen und mir drückte jemand die Kehle zu. Ich sah es, fühlte es und konnte nicht eingreifen.

Etwas völlig Unwirkliches passierte dort. Es war, als versuchte ich den ausgesprochenen Worten hinterher zu springen. Mit dem Versuch, diese wieder einzufangen. Aber natürlich ging das nicht mehr.

Wo war der Scheiß „Reset“-Knopf. Ich fand ihn nicht. Und jetzt war es zu spät. Mir wurde

ganz plötzlich klar, was es zu bedeuten hatte, wenn der Alte stets sagte: „Erst überlegen, dann reden!“.

Gastronomie war das Letzte, was ich machen wollte. Und Koch sein schon gar nicht. Doch nun holten mich meine Wurzeln unwillkürlich ein.

Wie wäre es denn und was sprach denn eigentlich gegen Busfahrer? Oder noch besser Taxifahrer? Super Jobs.

Alles nur, weil ich in meiner Berufswahl nicht kreativ genug war.

Echt klasse war das von mir. Und tatsächlich. Mein Bruder hatte meine Worte gehört. Ich konnte die

Worte nicht mehr fangen und die Zeit nicht zurück drehen. Er konnte sie seinerseits kaum glauben, schließlich hatte ich nie von der Hotellerie geschwärmt.

Mein großer Bruder hatte einen Rat bzw. eine Idee für mich.

Anstatt mir jetzt zu sagen: „Kneif die Arschpacken zusammen und scheiß in den nächsten Monaten goldene Manschettenknöpfe für den alten Herren, geh weiter zur Schule und mach verdammt nochmal dein Abitur!“, berichtete er mir von einem befreundeten Kommilitonen, dessen Eltern auch ein Hotel betrieben.

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In der 5. Generation. In Süddeutschland. Nicht weit von Stuttgart gelegen. Circa 60 Kilometer südlich.

Benedikt war die 6. Generation, und er würde in den nächsten ein, zwei Jahren den elterlichen Betrieb voller Stolz übernehmen.

„Dieses Hotel deckt alle Bereiche der Gastronomie sehr gut ab und schafft dir somit eine hervorragende Basis für eine sehr gute Ausbildung“, argumentierte mein Bruder.

„Vom Gourmetrestaurant über ein regionales Restaurant, bis hin zu kleinen und sehr großen Banketts. Alles, was du in der Gastronomie erlernen kannst und musst, wird mit diesem Betrieb abgedeckt. Und das i-Tüpfelchen: Einen neuen, jungen Küchenchef haben sie auch.“

Der Meister sollte aus England kommen und würde im gleichen Sommer anfangen wie ich.

In England, ich glaube sogar in London, hatte er seine ersten Erfolge schon gefeiert. Was genau, wusste ich nicht, war mir auch relativ egal. Sterne, Punkte, Mützen und Kochlöffel waren mir völlig egal.

„Okay“, sagte ich ihm, „dann mal her mit der Adresse.“ Und schon schrieb ich meine erste Bewerbung. Ohne zu

überlegen machte ich mich an die Arbeit. Ich wollte mein eigener Herr sein. Der seine eigenen Entscheidungen trifft.

Ob die alle richtig sein würden, war mir zu dem Zeitpunkt auch egal. Hauptsache nicht das Feld dem vermeintlichen Gegner überlassen. Agieren, nicht reagieren, war die Devise.

Ich schrieb los, auf einem blanko Papier, ohne vorgezeichnete Linien und ohne Computer.

Mit der Hand, mit schönster Handschrift und vor allem mit einem Füller.

Für diejenigen, die nur noch den Kugelschreiber kennen: Das sind jene Schreibgeräte, die man meistens mit blauer oder schwarzer Tinte füllte.

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Passbild drauf und ab damit. Ohne auch nur ein Wort an meine Eltern zu verlieren,

schickte ich meinen ersten Bewerbungsbogen ab. Eine gewisse Zeit verging, bis eines schönen Tages das

Telefon klingelte und ein Hotelier aus Süddeutschland bei Stuttgart meinen Vater sprechen wollte.

Meine Eltern waren ein wenig überrascht und auch verwundert, als der Seniorchef des besagten Hotels aus Süddeutschland sich bei meinem Vater meldete. Das war nicht normal. Man kannte sich zwar, aber privat unterhielt man sich an und für sich nicht.

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Die Schule und ich

Doch dazu später mehr. Denn vorher musste ich mich von der Schule abmelden. Da ich erst siebzehn Jahre alt war, brauchte ich dafür die Einverständniserklärung unterschrieben von meinen Eltern bzw. von einem der beiden. Das könnte diffizil werden.

Beide würden mit Sicherheit nicht in Jubelarien verfallen, wenn ich ihnen von meinem Vorhaben berichten würde.

Und da ich auch kein Interesse an einer erneuten Moralpredigt oder an einer ins Nichts führenden Diskussion hatte, musste ich mir etwas überlegen.

Das ergab sich eines schönen Tages im Frühling. Mein Vater spielte montags abends gerne Skat. Ein Spiel, von dem ich selber auch sehr angetan war.

Oft saß ich bei den alten Hasen am Stammtisch und beobachtete deren Spiel. Somit war es also auch an jenem Montagabend nicht überraschend, dass ich mich an den Skattisch dazugesellte. Wohl sehend, dass mein Vater bereits am Spielen war.

Wir erinnern uns: „Nie Zeit …“ Ich setzte mich dazu und wartete. Er fluchte nicht. Keine

Kraftausdrücke. Das musste ein gutes Zeichen sein. Sein kleiner Unterteller mit dem Kleingeld wurde auch nicht leerer. Und doch wollte ich noch warten.

Ich wartete so lange, bis die ersten zwei Runden Schnaps verzerrt waren.

Dann, während einer Spielpause, nahm ich all meinen Mut zusammen und bat meinen Vater auf diesem streng geheimen Dokument der Schule zu unterschreiben.

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„Wofür ist das?“, fragte er mich kurz, während er unterschrieb.

Ich sah ihm beim Unterschreiben zu. Und als er fertig war mit seiner für mich so wichtigen Tätigkeit, erklärte ich ihm, dass er gerade meine Abmeldung von der Schule signiert hatte und somit meinem vorzeitigen, wenn auch nicht glorreichen Abgang von der Schule zustimmte.

Über das Gesicht brauchen wir nicht viele Worte zu verlieren.

Nachdem er aufgehört hatte zu zittern und wieder Luft bekam, sah er aus wie der lebende Beweis für das Leben nach dem Tod.

Wenn ich aber am Leben bleiben wollte, dann gab es nun nichts Wichtigeres, als die Beine in die Hand zu nehmen und ab durch die Mitte zu verschwinden.

Ich hörte noch das Gelächter seiner Skatbrüder und sein nicht jugendfreies Fluchen.

Ich rannte schnell. So schnell ich konnte. Denn es wurde mir ein bisschen zu gefährlich an diesem

Ort. Wo mein Vater hinlangte, da wuchs kein Gras mehr. Das war klar, also weg! Beim Rausrennen bestellte ich noch schnell Schnaps für

den Alten. Auf den Schrecken einen Doppelten, und dann nichts wie weg zu Muttern.

Die brauchte zwar nicht mehr unterschreiben, aber schließlich die neusten Infos.

Der Gesichtsausdruck meiner Mutter war ein ähnlicher, nur das nach Luft schnappen fiel noch ein wenig heftiger aus.

Nachdem ich sie über die Situation aufgeklärt hatte und ihr das Ultimatum in Erinnerung gerufen hatte, von wegen eine Note besser oder ab von der Schule in die Ausbildung, verspürte ich sogar einen Hauch von Verständnis bei ihr.

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Doch natürlich sah Begeisterung anders aus. Das Leben ging eigentlich ganz normal weiter, wenig

Schule, viel Sport und Freunde. Nur noch das Gezeter von dem Schulrektor ging mir kurzzeitig auf die Nerven.

Er ließ mich in sein Zimmer zitieren und kam nach einem langweiligen Monolog schließlich zu der einen bestimmten Frage, die ihn wohl am meisten beschäftigte.

„Warum ausgerechnet jetzt? Jetzt, wo du doch gerade auf so einem guten Weg warst. Deine Noten sind so gut wie noch nie, mach dein Abitur und verbau dir bloß nicht deine Zukunft.“

So gut wie noch nie?! Wusste der Mann überhaupt wovon er da sprach? Der hatte meine Zeugnisse auch nur aus der Entfernung

gesehen. Er konnte und wollte meine Entscheidung einfach nicht

verstehen. „Das brauchen Sie auch nicht zu verstehen. Schlimm

genug, dass ich es selber nicht verstehe“, gab ich zur Antwort. „Aber ich werde Ihnen mal eine Karte schreiben.“

Damit verabschiedete ich mich von ihm. Und das Thema Schule war für mich erledigt. Als Reaktion auf meine Bewerbung, rief der große Patron

aus dem Hotel in Süddeutschland an und lud meine Eltern und mich zu einem Wochenende in sein Hotel ein, um mich kennenzulernen.

Meinem Vater entglitten zum wiederholten Mal die Gesichtszüge, als die Einladung auf seinen Schreibtisch flatterte.

Nicht nur, dass ich kurz entschlossen die Schule verließ. Nein, ich erlaubte mir auch noch, eine Bewerbung aufzusetzen, ohne in Absprache mit ihm zu treten.

Was für ein Affront.

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Nach ein paar Tagen glätteten sich die Wogen wieder und ich fuhr tatsächlich zusammen mit meinen Eltern zu diesem Hotel.

Wie unser Haus war es ein familiär geführter Betrieb, nur etwas großer.

Etwas viel größer. Doch die Menschen waren anders, kälter und

konservativer. Redeten viel, ohne was zu sagen. Eigenartig und auch beeindruckend! Ich kannte das nicht. Während des gemeinsamen Abendessens mit dem

Patron, unterhielt sich der gute Mann gar nicht viel mit mir. Eigentlich gar nicht. Und dabei dachte ich noch, er wollte mich kennen lernen. Doch weit gefehlt. Die meiste Zeit sprach er nur mit

meinem Vater über Geschäftliches und was aus der Politik in Süddeutschland geworden war und übrig blieb.

Darüber, dass auf einmal die „Grünen“ im Landtag sitzen würden. Und dass das wohl jetzt der Anfang vom Ende sein würde.

Unglaubliche und unsichere Zustände wären das im „Ländle“.

Auch über seinen Sohn wusste er zu berichten, den Kommilitonen meines Bruders. Der es tatsächlich wagte eine Frau zu heiraten, die nicht deutsch sei und unverschämter Weise auch noch ein paar Jährchen älter sei als er.

Also wirklich, unglaubliche Zustände. Abgründe taten sich bei ihm auf. Nicht für mich, ich verstand seine Bedenken nicht.

Ich fand ältere Frauen schon immer prima.

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Von denen konnte ich bzw. Mann noch immer prima und viel lernen. Das war sicher. Dieses Lernen machte sogar mir Spaß.

Nachdem ich einige Minuten/Stunden zugehört hatte, war ich froh, dass er mich nicht nach meinen Geschichten fragte.

Für mich war es ganz offensichtlich, dass seine konservative und meine „easy–going-guy“-Einstellung nicht miteinander harmonieren würden. Wahrscheinlich hätte ich dann sofort wieder gehen können.

Ich hatte es nicht verstanden, warum sich da jetzt Abgründe für den alten Mann auftaten. Erst später, während meiner Zeit in Süddeutschland, sollte ich das einigermaßen verstehen.

Nach ein paar Tagen Praktikum in der Küche, keinerlei Orientierung und keinem weiteren Gespräch, bekam ich die mündliche Zusage vom Küchenchef auf einen Ausbildungsplatz.

Die erste Hürde war genommen.

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„Lands End“- Sex, Drugs & Rock 'n' Roll

Glücklich, dass mein Plan soweit funktionierte, kamen wir wieder zu Hause im hohen Norden an. Jetzt genoss ich die Sommerferien, denn da die Ausbildung erst im September beginnen würde, hatte ich in den nächsten zehn Wochen viel Zeit.

Dachte ich. Falsch gedacht. Mal wieder. Alles schien in bester Ordnung zu sein. Die Eltern

respektierten meine Entscheidungen, ich spielte Tennis und was man sonst so macht in jungen Jahren.

Bis eines schönen Tages mein neuer Ausbildungsbetrieb aus dem Süden bei uns anrief. Ich musste darüber informiert werden, dass es ein kleines organisatorisches Problem gab. Die Unternehmensleitung hatte völlig übersehen, dass schon alle freien Ausbildungsplätze besetzt worden waren.

Na, so was. Unser hochgradig konservativer, immer korrekter

Vorzeige-Hotelschwabe hatte eine kleine, winzige Kleinigkeit übersehen. Solche organisatorisch unvermeidlichen „Situationen“ verstand ich natürlich.

Kommt ja schließlich öfters vor, dass man als Unternehmer/Chef diese unwichtigen Kleinigkeiten leicht übersieht. Unter anderem eben auch, wie viele Stellen bereits besetzt, oder eben nicht besetzt sind.

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Kann doch jeder von uns nachvollziehen, dass man als Geschäftsführer eines mittelständischen Betriebes nicht mehr weiß, wie viele Angestellte bzw. Azubis man bereits eingestellt hat.

Ich war geschockt und ziemlich sauer. Achtung: „Wortspiel.“ Ich kochte förmlich vor Wut. Hatte ich mir doch alles so schön ausgemalt und hatte

doch bis hierhin alles wunderbar geklappt. Kamen nun wieder Rückschläge? Unvorhergesehene

Rückschläge? Alles war bisher prima gelaufen und jetzt das. Als kleinen Trost sicherte man mir zu, dass ich ganz

sicher ab Januar des nächsten Jahres meine Ausbildung zum Koch bei ihnen beginnen könne. Denn aus Erfahrung wusste man bereits, so teilte man mir mit, es würde in den ersten sechs Wochen die erste Hälfte aller neuen Azubis hinschmeißen und ihre Lehre abbrechen.

Ich solle mir also diesbezüglich keine Sorgen und Gedanken machen. Und falls ich einen Betrieb finden sollte, der mich für diesen Zeitraum zwischen August und Januar nehmen bzw. einstellen würde, dann wäre man auch so kulant und würde die Zeit als Ausbildung bei ihnen mit anrechnen.

Super, so viel Großzügigkeit war ja kaum zu ertragen. Aber was nun? Anfangs freute ich mich. Schöne vier Monate mehr

Urlaub. Dachte ich. Wieder falsch gedacht. Ich hatte nämlich die Rechnung ohne meine Mutter

gemacht. Bei solchen und ähnlichen Themen konnte ich mich

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auf meine Mutter verlassen. Sie sorgte dafür, dass mir nicht langweilig wurde.

„Damit eines klar ist“, gab sie mir zu verstehen, „zu Hause rumsitzen und Däumchen drehen wirst du nicht. Damit fangen wir gar nicht erst an. Schließlich hast du gerade elf Jahre in der Schule mächtig Däumchen gedreht. Das sollte fürs Erste reichen. Für diese Zeitspanne, also für dich ungenutzte Zeit, rufen wir ein befreundetes Hotel in England an. Vielleicht können die was mit dir anfangen.“

Anfangen, England – Cornwall – Lands End. Was soll das denn? Und wo zum Teufel liegt Lands End?

Na gut, dachte ich, wenn der Name da Programm ist, dann aber gute Nacht!

Was würde mich dort erwarten? Eine neue Spezies? Der Abgrund der Welt? Ist die Erdkugel vielleicht doch ein Teller, und dieser „Ort“ leitet den Abgrund ein? Fragen über Fragen.

Überraschenderweise kam die Nachricht aus England, dass man mich nicht für diesen Zeitraum von August bis Dezember nehmen würde.

Man würde mich sehr gerne ab sofort nehmen, denn es herrsche gerade Hochbetrieb und man könne jede helfende Hand gebrauchen.

Am Besten schon jetzt im Juni. Wieso Juni? Ich wollte doch Urlaub machen. Rumhängen, vielleicht nach Sylt an den Strand. Surfen, viel nackte Haut sehen.

Cool sein. Wahrscheinlich dachten die da drüben in

Cornwall/Lands End wirklich, dass ich wüsste, was ich da tat. Ich war ja schließlich in einem Hotel geboren und aufgewachsen.

Höchst wahrscheinlich war ich noch nicht mal in der Lage, Kartoffeln zu schälen. Geschweige denn ein Gericht wie Spaghetti mit Tomatensoße zuzubereiten.

Aus der Nummer kam ich nicht mehr raus.

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Nimm es wie ein Mann und trage es mit Ironie, beschloss ich. Warum eigentlich nur für ein paar Monate, machen wir doch gleich ein, zwei Jahre draus!

Den einzigen Wermutstropfen, den ich verspürte, war, dass die Sommerferien ab jetzt für mich beendet waren. Man wollte mich gleich, ich sollte gleich kommen.

Also, nie lang schnacken. Mein Vater flog mich sogleich mit seiner PIPER über den kleinen Teich nach England, Cornwall, Lands End.

Je näher wir kamen, desto mehr verlor ich mein Selbstvertrauen.

Selbstzweifel holten mich ein und ich konnte gar nicht so viel kotzten, wie ich eigentlich wollte.

Hatte ich mir das wirklich gut überlegt oder hatte ich mal wieder nur eine extrem große Klappe? Mal gucken, was da bei rauskommen würde.

Angekommen an dem Objekt der vermeintlichen Begierde, sah ich ein wunderschönes Hotel.

Direkt an der Steilküste. In Form eines alten Schlosses. Unterhalb des Hauses lagen ein wunderschöner

Sandstrand und ein schön angelegter Golfplatz. Tennisplätze. Pool. Hab ich was vergessen? Es war alles da.

Spielt da gerade Stefan Edberg? Die Nummer eins der Tennisweltrangliste. Hier bin ich richtig! Lass mich da hin. Ich will mit ihm spielen. Wollen doch mal sehen, wer der Bessere „Serve-and-Volley“-Spieler von uns beiden ist.

Ich konnte es nicht fassen. Rundherum wuchsen Palmen. Nicht wie in der Karibik,

klar, aber immerhin kleine Palmen. Und es war natürlich nicht das Ende der Welt. Das liegt etwas weiter südwestlich.

Ich war beeindruckt!

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Aber schon im gleichen Augenblick zog sich auch mein Magen wieder zusammen. Und ein alter Bekannter, die Magensäure, kam wieder hoch.

Wer weiß, wie die hier drauf sind?!, dachte ich bang. Schließlich bist du jetzt in einem fremden Land. Hier wird nach anderen Regeln gespielt. Hier wird auf höchstem Niveau gespielt und du bist nur ein Bauer auf dem Schachbrett.

Wieder fing ich an nachzudenken. War das alles vielleicht doch zu früh? Schule war vielleicht doch nicht so schlecht.

Hier stand ich nun alleine. Ganz alleine. Ich glaubte in jenem Augenblick, ich hatte meinen Vater

noch nie so lieb! Und ich wünschte mir ganz fest, dass er mich auf jeden Fall wieder mit nach Hause nehmen würde.

Das tat er natürlich nicht. Er blieb bis zum nächsten Morgen, dann setzte er sich wieder in seinen Flieger und flog davon.

Ohne mich! Hier wird gerudert und nicht geschludert. Jungs heulen nicht, Jungs beißen sich durch.

Nun war es also soweit. Die unbeschwerte Jugend war hiermit unwiderruflich beendet worden. Aus und vorbei. Ab jetzt musste ich für meinen Lebensunterhalt arbeiten.

Oder so ähnlich. Darüber hatte ich mir natürlich auch noch überhaupt

keine Gedanken gemacht. Der einzige Gedanke, den ich momentan im Kopf hatte,

lautete: Wie überstehe ich meinen ersten Tag in England, Cornwall, Lands End?

Der Chef des Hauses brachte mich in die Küche und stellte mich dem Küchenchef vor. Auf dem Weg in die Küche erschrak ich.

Von außen war es ein schönes altes, riesiges Haus/Schloss, wunderschön aus roten Klinkersteinen gebaut mit je einem Turm an jeder Ecke.

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Aber wehe, man schaute hinter die Kulissen. Man guckt eben jedem nur bis vor den Kopf. In diesem Fall bis zur Rezeption. Lobby, Bar, Restaurant: alles wunderschön. Einen Treppenaufgang wie einst auf der Titanic. Im Erste-Klasse-Bereich natürlich. Goldenes Geländer und mit einem blauen, tiefen Teppich! Sehr elegant.

Aber das war nicht mein Bereich. Mein Bereich begann hinter der Tür, links neben der Rezeption. Auf dem „Stuff only“ stand.

Zum Glück stand es dort. Jeder Gast, der das nicht lesen konnte und sich dorthin verirrt hätte, hätte sofort die Flucht ergriffen. Es sah schlimm aus: schmutzig, kaputt, dunkel. Um nur ein paar Adjektive zu nennen. Einfach nur schlimm.

Aber die Küche dagegen sah wiederum ordentlich und sauber aus. Einer Oase ähnelnd, im Vergleich zu dem Gang, aus dem ich gerade kam. Alles sehr alt, aber sauber und hell.

Zuhause hatten wir bzw. mein Vater die Küche mit weißen, klinisch sterilen Kacheln versehen.

Diese Küche war rot/orange verkleidet, mit grünem Fußboden aus rutschfesten Bodenplatten.

Ich kam mir vor, wie auf dem Fußballplatz. Ohne viele Worte zu machen, nahm mich der Küchenchef,

er wurde von allen nur „Chef“ genannt, mit und führte mich durch die Küche. Stellte mich einigen Mitarbeitern vor und erzählte mir natürlich in Englisch, wie der Ablauf eines Arbeitstages in SEINER Küche war. Vereinzelt fragte er mich auch irgendwas, zum Beispiel, wie ich hieße.

Ich aber war so aufgeregt, dass ich ihn nicht verstehen konnte. Obwohl ich gerade erst von der Schule kam und sechs, sieben Jahre Englischunterricht gehabt hatte, verstand ich ihn nicht.

Selbst meinen eignen Namen konnte ich nicht mehr fehlerfrei buchstabieren. Es war ein unglaublich hilfloses Gefühl. Ein erschreckendes und verängstigendes Gefühl.

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Nach Stunden der Arbeit des ersten Tages, Gemüse putzen und Kartoffeln schälen, sprach man die ersten Sätze mit mir.

Alle waren sehr geduldig und sehr nett zu mir. Auch „Chef“ war freundlich und zuvorkommend zu mir. Chef zeigte mir, wie ich das Gemüse putzen sollte und wie ich ein Messer richtig halten musste, ohne mir in die Finger zu schneiden.

Der Versuch war es wert, sonst hätte ich mir wohl noch öfter in die Finger gehackt.

Nach dem ersten Tag wusste ich, dass der Küchenchef nicht mit richtigem Namen „Chef“ hieß, sondern Adam. Und dass Chef sein Titel war. So wie die Königin Königin war, so war er der Chef.

Am Ende des ersten Tages waren vier Finger meiner linken Hand und zwei Finger meiner rechten Hand mit Pflaster versorgt. Ich hatte ein großes Loch im Magen, weil ich vor lauter Aufregung nichts gegessen hatte. Ich hatte wahnsinnige Schmerzen in den Beinen vom ständigen Stehen.

Trotzdem lud man mich ein, mit den Jungs ins Pub zu gehen. Vielleicht, weil ich nicht heulte und immer weiter machte. Ich gab nicht auf. Frei nach dem Motto einer alten Bekannten von mir: „Du hast keine Ahnung, was du da machst, aber du machst es die ganze Nacht. Und das ist es, was ich will: Mach es mir die ganze Nacht!“

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