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Lipizzaner Leistungsprüfung in Sambata de Jos 19.6. - 20.6. 2013 Ein Bericht von Dr. Thomas Druml

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  • Lipizzaner Leistungsprüfung in Sambata de Jos 19.6. - 20.6. 2013

    Ein Bericht von Dr. Thomas Druml

  • Am 19. und 20. Juni fand im rumänischen Lipizzanergestüt Sambata de Jos die jährliche Leistungsprüfung für dreijährige Lipizzanerstuten und -hengste statt. Anläßlich einer Rumänienreise konnte der Vorsitzende der LIF Zuchtkommission Dr. Thomas Druml dieser Veranstaltung beiwohnen und sich so einen Einblick in die routinemäßige Zuchtarbeit in diesem Traditionsgestüt verschaffen.

    Eines vorweg, der Eindruck war hervorragend. Am Vortag präsentierten der Gestütsdirektor Dr. Cosmin Alexandru Dragan und Dr. Mihail Lechkun von der Gestütsabteilung der ROMSILVA das Gestüt. Die Anlagen sind tadellos in Schuß, die Pferde bestens gehalten und gepflegt. Das Gestüt mit seinen oft bis zu 200 Jahre alten schattenspendenden Eschen ist ein Produkt wohlüberlegter Planung und verfügt ähnlich wie das slowenische Lipizza über ein für Mensch und Tier optimiertes Mikroklima.

    Die Fagraser Stutenherde im Schatten der hunderte Jahre alten Eschen, ließ der ganze Trubel um die Leistungsprüfung relativ kalt.

    Die Junghengste im Hengstaufzuchthof Beclean geniesen ihre Freiheit von Mai bis Oktober. Nur in den Wintermonaten werden sie über Nacht im Stall untergebracht.

  • Am nächsten Tag ließ Dr. Dragan alle Hauptbeschäler vorführen, das Gestütspersonal und die Tiere zeigten sich auch hier von ihrer besten Seite. Die Lipizzaner Hengststämme werden in Rumänien seit Generationen in mehreren Zweigen geführt, wobei bei der Anpaarung großer Wert auf eine optimale Kombination mit der jeweiligen Hengstmutter gelegt wird. Derzeit decken in Sambata 14 Hauptbeschäler, die Hengste: Conversano XXXV,

    Favory XXXVI, Favory XXXVII, Neapolitano XXIX, Neapolitano XXXVI, Neapolitano XXXII, Maestoso L, Maestoso LIII, Pluto XXI, Pluto XXV, Tulipan XX, Tulipan XXIII, Siglavy XVI und Siglavy Capriola XXVII.

    Von rechts nach links: Dr. Mihail Lechkun, Gestütsabteilung ROMSILVA, Dr. Cosmin Alexandru Dragan, Gestütsdirektor von Sambata de Jos, Ing. Trajan Lapuste, Gestütsdirektor von Beclean, Florin Bunca, Ausbildungsleiter Beclean und Hermenan Tiberiu, privater rumänischer Lipizzanerzuchtverband.

    Das Gestüt Fagaras kann sich sehen lassen, renovierte Stallungen, gepflegte Pferde und ein reibungsloser Ablauf prägen das Bild dieses Traditionsgestüts.

  • Der Hengst Favory XXXVI, 2003, a.d. 691 Siglavy Capriola XV-20, ein groß aufgemachter Lipizzanerhengst mit gut geschwungener und genügend straffer Oberlinie, mit gutem, hoch aufgesetztem und langem Hals und einem typvollen maskulinen Kopf. Die Schulterpartie ist ausladend, gut formiert und bemuskelt, der Rücken mittellang und geht in eine gut gelagerte Kruppe über. Der Hengst zeigt in der Bewegung einen taktsicheren Trab mit hervorragender vorwärts-aufwärts Tendenz, gewinnt in der Bewegung viel Boden. Unten eine Kopfstudie dieses sehr typvollen Hengstes.

  • Die Tulipan Hengste sind allesamt sehr ausgeglichen und harmonisch. Hier der Hengst Tulipan XX, 2001 a.d. 691 Siglavy Capriola XV-20, ein mittelrahmiger, sehr trockener und edler Lipizzaner, mit guter Oberlinie, einem kräftigen mittellangem Hals, und einem sehr typvollen, edlem Kopf. Der Hengst hat bei einer guten Brusttiefe ein feines, trockenes Fundament. Der Schritt ist taktrein und raumgreifend, der Trab gut.Unten der Hengst Tulipan XXIII, ein kompakter Hengst mit viel Kaliber und Rumpftiefe im hervorragenden Rassteyp.

  • In der rumänischen Gestütstradition wird sehr hoher Wert auf die Leistungsprüfung gelegt, aus diesem Grund war der Besuch auch eine einmalige Gelegenheit, um das rumänische System und die diversen Anforderungen an die Pferde kennenzulernen. Die Prüfung ist in drei Teile gegliedert: eine Konstitutionsprüfung, eine Dressurprüfung im Einspänner und in die Bewertung der Regenerationsfähigkeit und der Exterieurmerkmale.Die Konstitutionsprüfung umfaßt: 1) 5km Strecke, Wagengewicht ca. 350 kg, in freier Wahl der Gangart, Durchschnittsgeschwindigkeit ca. 15 km/h, Sollzeit ist 20 min, bei Überschreiten Punkteabzug.2) 1 km Schritt, Sollzeit ist 9 min.3) 3 km Trab, Sollzeit ist 12 min.Die Dressuraufgabe wird von einer Kommission beurteilt. Folgende Kriterien werden berücksichtigt: Gänge, Impuls der Bewegung, Korrektheit der Gänge, Übergänge und CharakterDie Regenerationsfähigkeit wird am nächsten Tag mittels eines Vet-Checks erhoben, danach erfolgt die Exterieurbeurteilung.

    Insgesamt wurden 15 Jungpferde, Stuten und Hengste, die das 3. Lebensjahr vollendet haben, geprüft. Berücksichtigt man die hochsommerlichen Temperaturen an diesen Tagen (bis zu 37 Grad im Schatten), so waren die Anforderungen an die Pferde enorm. Trotz des kräftezehrenden Konstitutionstests im Wagen waren die Pferde in der direkt folgenden Dressurprüfung noch relativ frisch und bedurften am Fahrviereck kaum treibender Hilfen. Besonders positiv aufgefallen ist der pferdegerechte Umgang mit den Tieren, die Ausbildungsmethoden und die Fahrweise waren an das Alter der Pferde angepaßt. Der Parcours und die Geländestrecke wurden ruhig und ohne Druck absolviert, die Fahrer, die sich allesamt aus dem Gestütspersonal rekrutieren, zeigten hier großes Können und pferdefachmännisches Einfühlungsvermögen.

    Das Staatsgestüt Sambata de Jos und seine Leitung hinterließ einen sehr positiven Eindruck, es wurde hier eine enorme Wegstrecke in Hinsicht auf Infrastruktur, Organisation und Qualität und Management der Pferde erreicht, ein Weg, der in die Zukunft führen wird und von dem noch sicherlich viel zu erwarten sein wird.

    Vorsitzender der LIF ZuchtkommissionDr. Thomas Druml