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  • LOGIMETHODE

    Hans-Jrgen RichterNicolai Worm

    Werner Heinle

    DEN TYP-2-DIABETES AN DER WURZEL PACKEN.Ein Ernhrungsratgeber fr Diabetiker und solche, die es nicht werden wollen.

    systemed

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  • INHALT UND THEMEN

    Inhalt

    Vorwort 4Typ-2-Diabetes an der Wurzel gepackt. 6 Ererbt oder angefuttert? Die Ursachen der neuen Volksseuche. 8Das Masthormon Insulin. 10Der Diabetes blht lange im Verborgenen. 11Metabolisches Syndrom oder: wie sehr bin ich gefhrdet? 13Nchtern zum Zuckertest: Falsche Sicherheit im Praxisalltag. 15Nach dem Essen schlgt der Zucker zu. 16Blutzucker unter Belastung messen. 17Supermedikament Bewegung: raus aus der Kalorienfalle! 19Diabetesgerecht(er)e Ernhrung: weg mit den alten Zpfen! 21Von teuren Diten und anderen falschen Heilslehren. 22Oft zu Unrecht verteufelt: Fett ist nicht gleich Fett! 23Gefhrliche AGEs auch im Essen. 24 Wie viel Eiwei ntzt/schadet dem Diabetiker? 26Kohlenhydratmast und glykmische Last. 29Die Bedeutung der Energiedichte bei bergewicht. 29Vitamine und Mineralstoffe fr den Diabetiker. 31Diabetes und Wein, darf das sein? 32Neue Ernhrungspyramide weist den Weg. 35LOGIsch ernhrt mit der LOGI-Pyramide. 37Keine neue Dit, sondern eine Ernhrungsrevolution! 38Die praktischen Konsequenzen fr den Typ-2-Diabetiker. 41Rettet Patientenleben und unser Gesundheitssystem. 42

    Meine Erfahrungen als Typ-2-Diabetiker:Vorsorge, Therapien und rzte aus Patientensicht. 44

    Impressum:2005 beim systemed Verlag, Kastanienstrae 10, 44534 Lnen. Alle Rechte vor be hal ten. Nachdruck, auch aus zugs weise, sowie Ver brei-tung durch Film, Funk und Fern se hen, durch fotomechanische Wie -der gabe, Tontrger und Da ten ver ar beitungssysteme jeg li cher Art nur mit schrift li cher Ge neh mi gung des Verlages.

    Redaktion: systemed Verlag, Lnen Layout & Typografi e: nutshell, Mnchen Lithografi e & Satz: nutshell, Mnchen Druck: Dortmund Druck

    www.logi-methode.de

    DEN TYP-2-DIABETES AN DER WURZEL PACKEN.Ein Ernhrungsratgeber fr Diabetiker und solche, die es nicht werden wollen.

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  • SEITE 4 DIABETESAN DER WURZEL GEPACKT

    Und heute? Der Energieverbrauch ist durch Automatisie-rung und Computerisierung im Berufsleben sowie durch ein hufi g auch inaktives Freizeitverhalten auf ein Minimum geschrumpft, was uns dicke Probleme bereitet. Die Muskeln schwinden und die Buche wachsen.

    Die alten Dogmen sprengen.

    Die seit langer Zeit gngigen Dit- und Ernhrungsempfeh-lungen, auch und gerade wenn sie die offi zielle Handschrift groer Fachgesellschaften tragen, scheiterten an diesen Problemen. Daher ist endlich ein radikales Umdenken gefor-dert. Die LOGI-Methode trgt dem Rechnung. Indem sie verkrustete Ernhrungsdenkweisen und -dogmen sprengt, packt sie das Volksproblem Typ-2-Diabetes an der Wurzel und fhrt uns aus der Sackgasse.

    Was eine eventuell ntige medikamentse Behandlung des Diabetes bzw. metabolischen Syndroms betrifft, wenden Sie sich vertrauensvoll an Ihren Arzt. Die moderne Medizin bietet hier zusammen mit einem optimierten Bewegungs- und Ernhrungsverhalten immer bessere Mglichkeiten der medikamentsen Therapie.

    Typ-2-Diabetes an der Wurzel gepackt.Kein Zweifel: Der Typ-2-Diabetes stellt eine der grten Gesundheitsbedrohungen und gesundheitspolitischen Her-ausforderungen des 21. Jahrhunderts dar. In den Mangel- und Notzeiten whrend und nach dem ersten und zweiten Weltkrieg kam er praktisch nicht vor, auch Herzinfarkte zum Beispiel waren damals eine ausgesprochene Raritt.

    Immer mehr Kinder mit Alterszucker.

    Nach den mageren Jahren folgte mit dem Wirtschaftswun-der die Fresswelle in den 60er Jahren des vorigen Jahr-hunderts bzw. -tausends waren bereits zwei Prozent der Deutschen zuckerkrank. Und heute? Die Zahl der Betroffe-nen hat sich, Expertenschtzungen zufolge, in nur 40 Jah-ren mindestens verfnffacht: ber acht Millionen Mitbrger und damit jeder Zehnte leiden hierzulande schon an einem Diabetes vom Typ 2. Der wurde frher noch als Alters-zucker bezeichnet. Im Zeitalter von Fastfood, Fernsehen, Com puter und weitgehender Bewegungsarmut betrifft er aber immer hufi ger auch jngere Leute, ja sogar Jugendli-che und Kinder. Der jngste, bislang bekannte deutsche Alters- bzw. Typ-2-Diabetiker ein Leipziger Kind war zum Zeitpunkt seiner Entdeckung im Jahre 2004 ganze fnf Jahre alt und wog zu diesem Zeitpunkt schon stattli-che 55 Kilogramm.

    Was uns dicke Probleme bereitet.

    Die Volkskrankheit breitet sich weltweit wie eine Epidemie aus. So rechnet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bis zum Jahre 2025 mit nicht weniger als 330 Millionen Diabe-tikern auf unserem Globus, derzeit sind es rund 195 Milli-onen. Unter den Bedingungen der modernen Zivilisation bzw. berfl ussgesellschaft entwickelt sich der Typ-2-Dia-betes rasant, vor allem da, wo die Menschen von ihrer tra-ditionellen auf konfektionierte westliche Ernhrung ber-gehen. Die Grnde fr die rasante Ausbreitung? Die Men-schen lebten zu 99 Prozent ihrer Entwicklungsgeschichte

    vor rund 2,4 Millionen Jahren tauchte unsere Gattung erst-mals auf diesem Globus auf als Jger und Sammler. Das bedeutete: Alles, was auf den Tisch kam, war mit intensiver Bewegung verbunden ein lebenslanges Fitnessprogramm.

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  • ERERBT SEITE 7ODER ANGEFUTTERT?

    Ererbt oder angefuttert? Die Ursachen der neuen Volksseuche.

    Was einst fr unsere Vorfahren ein groer berlebensvor-teil war, wird uns heute zum Bumerang. Die Fhigkeit des Krpers, berschssige Kalorien zu speichern und in Fett-depots anzulegen, wappnete die Urmenschen fr Zeiten krgerer Ernhrung bzw. sogar Notzeiten. Entsprechende Erbanlagen setzten sich in einem langen Prozess ber Jahr-millionen durch. Wer sie besa, behauptete sich im berle-benskampf. In diesen Zeiten war zudem alles, was auf den Tisch kam, erjagt oder gesammelt, also mit Bewegung ver-bunden.

    Natrliche Kost: arm an schnellen Kohlenhydraten.

    Wie sah diese Nahrung aus? Die natrliche Kost des Men-schen, die Jger- und Sammlerkost, das ergaben detaillierte Analysen, bestand im weltweiten Durchschnitt zu 20 bis 40 Prozent aus Kohlenhydraten, zu 28 bis 58 Prozent aus Fett und zu 19 bis 35 Prozent aus Eiwei. Die qualitative Cha-rakterisierung ergibt folgendes Bild:

    Diese Kost hatte eine hohe Nhrstoff-, aber niedrige Ener-giedichte. Die wenigen verfgbaren Kohlenhydratquellen waren meist reich an Ballaststoffen und wiesen einen nied-rigen Glykmischen Index auf, was bedeutet, dass sie nicht so schnell ins Blut gehen. Wenig Kohlenhydrate und solche mit geringer Blutzuckerwirkung fhren zu einer niedrigen Glykmischen Last.

    Bei der hohen Fettzufuhr dominierten die einfach unge-sttigten Fettsuren. Mangels Getreide und Soja nahmen unsere Vorfahren relativ wenig Omega-6-Fettsuren, mit Wild fl eisch, Fisch, Nssen und grnen Pfl anzen aber viel Omega-3-Fettsuren auf. Damit erreichten sie eine wesent-lich gesndere Fettqualitt als heute blich.

    Die Eiweizufuhr war hoch und basierte vorwiegend auf tie-rische Quellen. Diese purin- und cholesterinreiche Nahrung wurde nicht in Kombination mit strkehaltiger und sure-lastiger Getreidekost verzehrt, sondern mit ballaststoff-reicher, basenberschssiger pfl anzlicher Kost, was uner-wnschte Effekte ausbleiben lsst.

    Unsere Steinzeitgene verstehen das falsch.

    Und heute? Unsere Nahrung ist weitgehend konfektioniert, und sie enthlt viele Versuchungen und Fallen. Getreide-produkte aus raffi niertem Weimehl, Kartoffeln etwa auch in Form von Fernseh-Knabber-Chips und Swaren geh-ren zu den kostengnstigen Einkaufsverlockungen, die von vielen routinemig verkonsumiert werden. Die lassen aber den Blutzucker schnell in die Hhe schieen. Damit wer-den sie zu Ankurblern des kleinen und groen Hun-gers, da sie ber den Kohlenhydratreiz die Bauchspeichel-drse veranlassen, besonders viel Insulin auszuschtten. Das senkt den Blutzucker rasch in niedrige Bereiche. Ein niedriger Blutzucker schafft neuen Appetit bzw. verstrkt ihn. Mit unseren Steinzeitgenen nutzt unser Krper die-ses berangebot, um fr harte Zeiten des Mangels vorzu-sorgen. Diese Notzeiten aber bleiben in unserer berfl uss-gesellschaft aus, fr Nahrungssnachschub ist etwa beim Bcker um die Ecke oder im Supermarkt mit dem Auto, versteht sich bestens gesorgt. Die Falle von bergewicht und Stoffwechselstrungen schnappt zu.

    Liegt ganz an uns, was wir daraus machen...

    Unsere Gene an die aktuelle Situation von weitgehender Fehlernhrung und teils extremem Bewegungsmangel anzu-passen, wrde einen weiteren Selektionsprozess von hun-derttausenden von Jahren voraussetzen. Mit anderen Wor-ten: Wir mssen uns in unserer Lebensweise an unsere Steinzeitgene anpassen, um dem Risiko fr bergewicht sowie fr zu hohe Zucker- und Fettspiegel in der Zivili-sationsgesellschaft zu entgehen. Durch einen gesunden Lebensstil, der vor allem von einem aktiven Bewegungsver-halten und einer intelligent-LOGIschen Ernhrung geprgt ist, knnen wir aus den an sich vorteilhaften Genen, die uns heute zum Bumerang werden, das Beste machen: Damit liee sich erreichen, dass ein unter Umstnden erblich vor-gegebener Typ-2-Diabetes um viele Jahre und Jahrzehnte spter also vielleicht erst mit 90 Jahren statt etwa schon mit 65 Jahren oder noch frher trifft bzw. berhaupt nicht eintrifft.

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  • SEITE 8 SCHDENAN DEN ORGANEN

    Das Masthormon Insulin.Ein Mangel an dem an sich lebenswichtigen Hormon Insulin stellt beim Typ-2-Diabetes zumindest zu Krankheitsbeginn meist nicht das Problem dar. Oft ist gerade das Gegenteil der Fall: Die Inselzellen der Bauchspeicheldrse da pro-duziert unser Krper das Insulin mssen sogar immer gr-ere Mengen dieses Hormons ausschtten, um den zuneh-menden Bedarf zu decken bzw. den Blutzucker dorthin zu schaffen, wo er gebraucht wird, nmlich in die Krperzel-len. Der Grund dafr liegt in einer so genannten Insulin-resistenz: Die Zellen sprechen schlecht(er) auf das Insulin an. Um seine Transportaufgabe dennoch erfllen zu knnen, muss die Menge erhht werden. Mit mehr Insulin im Kreis-lauf wird der Zucker schlielich doch noch in die Zellen geschleust. Der Krper macht das, weil hohe Blutzucker-konzentrationen fr die Gefe Gift sind. Allerdings hat diese Notreaktion einen hohen Preis: Die hohe Insulinkon-zentration beeinfl usst die normale Funktion anderer, rela-tiv insulinsensitiver Gewebe, wie die Niere und die Leber, in ungnstiger Weise. Dies fhrt zu Bluthochdruck, erhhten Blutfetten, nichtalkoholischer Fettleber und Gicht.

    Der Teufelskreis der inneren Insulinmast.

    Lange Zeit ist also zuviel Insulin da, der Fachmann spricht hier von einer Hyperinsulinmie (altgriechisch hyper = ber-gro bzw. zu viel, Insulinmie bedeutet Insulin im Blut). Die Nchternblutzuckerwerte sind in diesem Zustand meist noch normal, teilweise sogar zu niedrig. Die Bauchspeichel-drse liefert den berhhten Insulinbedarf so lange, das heit ber Jahre oder Jahrzehnte, bis sie erschpft bzw. ausgebrannt ist. Erst dann aber liegt ein Insulinman-geldiabetes vor. Bereits lange vorher, im Vorstadium der Diabeteskrankheit dem so genannten Prdiabetes aber kommt es zu teils schweren Schden an Blutgefen und (lebens)wichtigen Organen. Die Probleme liegen in einer regelrechten inneren Insulinmast, die in einen Teufels-kreis mndet. Die hohen inneren Insulinausschttungen sind Hungerattacken auerordentlich frderlich. Ein hier-durch nach Krften gefttertes bergewicht wiederum nhrt die Insulinresistenz bzw. den immer hheren Insulin-bedarf. Das ist als metabolisches Syndrom bzw. als Insulin-Resistenz-Syndrom, als Syndrom X oder als Killersyndrom X bekannt.

    Der Diabetes blht lange im Verborgenen. Schden an lebenswichtigen Organen.

    Hohe Blutzuckerspiegel bzw. Blutzuckerspitzen, vor allem nach dem Essen, wie sie beim Diabetiker anzutreffen sind, knnen Blutgefen, Nerven und (lebens)wichtigen Organen direkt schaden. Viel zu viel Zucker sammelt sich im Blutkreislauf an, ohne in die Zellen dorthin, wo er gebraucht wird geschleust zu werden. Aus dem ungenutz-ten Zucker entwickeln sich zellgiftige Abbauprodukte mit der Bildung von freien Radikalen bzw. anderen Stoff-wechselschlacken.

    Lsst Blutgefe verkalken und verstopfen.

    Diese sind zum Beispiel der Gefverkalkung Arterioskle-rose und Blutverklumpung in den Blutgefen aueror-dentlich frderlich. Weil alle (lebens)wichtigen Organe auf die Blut- und damit Sauerstoffversorgung angewiesen sind, hat das fatale Folgen: Herz, Hirn, Nerven, Nieren, Augen und etwa unser Gehr knnen betroffen sein. Am frhes-ten machen sich die schdlichen Folgen des hohen bzw. instabilen Zuckers an den empfi ndlichen Gefinnenhu-ten (vom Fachmann als Gefendothel bezeichnet) der kleinen Blutgefe bemerkbar, zum Beispiel am Auge. So lassen sich entsprechende Gefvernderungen vom Arzt besonders gut und frh an der Retina (= Netzhaut) des Auges ablesen. Die diabetische Retinopathie (= Leiden der Netzhaut) ist beim Diabetiker etwa 25-mal hufi ger als bei Mitbrgern ohne diese Stoffwechselstrung und in den Industrielndern die hufi gste Ursache fr Erblindung.

    Macht auch dem Nervenkostm schwer zu schaffen.

    Auch die (Frh-) Erkennung einer diabetischen Nephropa-thie, also einer Erkrankung der Nieren, ist wichtig: Mindes-tens vierteljhrlich sollte der Urin auf Spuren von Eiwei im Urin (= Mikroalbuminurie) hin untersucht werden. Die Zuckerkrankheit macht auch unserem Nervenkostm schwer zu schaffen. Neuropathien nennt der Fachmann diese Ner-venleiden. Am peripheren Nervensystem reichen die so tckischen wie typischen Folgen vom Kribbeln, Brennen

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  • WIE SEHR SEITE 11BIN ICH GEFHRDET?

    und Ameisenlaufen bis hin zum gefrchteten diabe-tischen Fu. Das vegetative bzw. autonome Nervensys-tem ist nicht selten ber ein gestrtes Zusammenspiel sei-ner beiden Hauptnerven des antreibenden Sympathi-kus und des dmpfenden Parasympathikus (bzw. Vagus) von den Zuckerschden betroffen. Diese Neuropathien sind ein weiteres, groes Problem fr verschiedene Organsys-teme des Diabetikers wie dem Herzen (Puls und Blutdruck kommen auch nachts nicht zur Ruhe) und den Magen-Darm-Trakt (zum Beispiel langes Vllegefhl nach dem Essen als Zeichen einer verzgerten Nahrungsverwertung). Auch Bla-sen- und Potenzprobleme des Diabetikers lassen sich meist auf eine Neuropathie zurckfhren.

    Schon der Prdiabetes lsst das Herz schwcheln.

    Im Schnitt dauert es in Deutschland immer noch sieben Jahre, bis ein Diabetes vom Typ 2 entdeckt wird. Dabei kommt es zu Blutgef- und Organschdigungen oft schon weit frher, nmlich im Vorstadium der Zuckerkrankheit. Ergebnisse der Gttinger Herz-Studie zum Beispiel zei-gen klar auf, dass schon in diesem Stadium des Prdiabe-tes ein erhhtes Risiko fr Herzinfarkt oder fr eine Herz-insuffi zienz besteht.

    Metabolisches Syndrom oder wie sehr bin ich gefhrdet?

    bergewicht mit Bauchansatz die so genannte Stamm-fettsucht , berhhte Blutdruck- und Blutfettwerte und ein schlechtes Ansprechen unseres Krpers auf das Insu-lin, das in der Bauchspeicheldrse gebildet wird: Das alles sind wichtige Warnzeichen, die auf eine Stoffwechselst-rung hinweisen, die als metabolisches Syndrom oder mehr umgangssprachlich Killersyndrom X bezeichnet wird. In den Industrielndern weisen inzwischen bis zu 50 Prozent der ber 50-Jhrigen ein metabolisches Syndrom auf, wie der Dresdener Diabetesspezialist Professor Markolf Hane-feld mahnt: Eine konsequente Prvention hat hchste Pri-oritt.

    Der gute Hausarzt checkt die Risiken ab.

    Das metabolische Syndrom mit seiner mehr oder weniger starken Ausprgung bzw. Kombination dieser Risikofakto-ren ist in den Genen der meisten Mitbrger verankert. Der gute Hausarzt checkt mit der so genannten Familien anam-nese entsprechende Risiken ab. Gab oder gibt es in der Verwandtschaft zum Beispiel Eltern und Groeltern, Ge schwister Probleme mit dem bergewicht, erhhten Tri gly ceriden oder dem Blutdruck? Wurden oder werden den Blutdruck- und/oder die Blutfette senkende Mittel einge-nommen, wenn ja, etwa ab welchem Alter? Traten Angina pectoris (organisch verursachte Herzenge), Herzinfarkt und/oder Schlaganfall bei Verwandten auf?

    Ist mein BMI grer als 25?

    Fragen Sie sich selbst: Neige ich zu bergewicht und zu einem unvernnftigen Ess- und Trinkverhalten, bewege ich mich zu wenig, bin ich ber meinen Blutdruck und die Blut-fette informiert? Gewichtsmig anzustreben setzen Sie sich da Ihre ganz persnlichen, realistischen Ziele! ist ein so genannter Body-Mass-Index (BMI) von hchstens 25. Der BMI errechnet sich aus dem Gewicht in Kilogramm geteilt durch die Krpergre in Quadratmetern. Ist jemand zum Beispiel 1,80 Meter gro und wiegt 90 Kilogramm, hat er ei nen BMI von 90 : (1,80 x 1,80) = 90 : 3,24 = rund 28: Das weist auf ein deutliches bergewicht hin.

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  • SEITE 12 NCHTERNZUM ZUCKERTEST

    Bauchumfang wichtiger als BMI.

    Weil fr das metabolische Syndrom die berschssigen Fett-ablagerungen im Bauchbereich (Stammfettsucht) besonders relevant sind, hat ein anderes Krperma noch grere dia-gnostische Bedeutung: der Taillenumfang! Auf Bauchnabel-hhe gemessen spiegelt er unabhngig von der Krpergre den Fettgehalt auf und im Bauch wider. Wer als Frau ber 84 cm und als Mann ber 90 cm misst, der sollte seinen Blutdruck, seine Blutfette, seine Blutzuckerwerte und seine Insulinwerte vom Arzt berprfen lassen. Treffen weiter-hin minde stens zwei der folgenden vier Faktoren zu, dann diagno sti ziert man das metabolische Syndrom:

    Triglyceride grer als 150 mg/dl

    HDL-Cholesterin kleiner als 40 mg/dl bei Mn-nern und kleiner als 50 mg/dl bei Frauen

    Blutdruck hher als 130 mmHg systolisch und/oder hher als 85 mmHg diastolisch

    Nchternblutzucker grer als 100 mg/dl

    Besser noch wre es, nicht den Nchternblutzucker testen zu lassen, sondern einen Zuckerbelastungstest mit gleichzei-tiger Bestimmung der Insulinausschttung durchzufhren.

    Nchtern zum Zuckertest: falsche Sicherheit im Praxisalltag.

    Bis ein Typ-2-Diabetes in Deutschland erkannt wird, verge-hen im Mittel sieben Jahre. Etwa die Hlfte der Betroffe-nen hierzulande wei (noch) gar nichts von ihrer Krankheit, das besttigte vor einiger Zeit die so genannte Kora-Studie: Dabei wurde in der Altersgruppe zwischen 55 und 74 Jahren in rund 30 Prozent also fast bei jedem Dritten! eine auf die Zuckerkrankheit hinweisende Stoffwechselstrung fest-gestellt. ber 16 Prozent der Untersuchten wiesen bereits einen ausgeprgten Typ-2-Diabetes auf. Das Alarmierende dabei: Diese Diagnose traf jeden Zweiten von ihnen vllig berraschend!

    Glukose-Toleranztest fhrt wirklich weiter.

    Kommen Sie morgen frh nchtern zum Blutzuckertest!: Das ist eine gngige Aufforderung in Arztpraxen an Pati-enten, wenn der Verdacht auf eine Zuckerkrankheit nher abgeklopft werden soll. Die Ergebnisse entsprechender Routinetests allein knnen uerst trgerisch sein: Ln-gere Zeit nmlich sind die Blutzuckerspiegel beim begin-nenden Typ-2-Diabetes lediglich postprandial (= nach dem Essen) erhht. Die Strung wird also durch das bloe Mes-sen des Nchternblutzuckers nicht erfasst. Weit aussage-krftiger ist da der so genannte orale Glukose-Toleranztest (OGTT) wie wird der Zuckersto verkraftet? durch den Arzt: Dabei trinkt der Patient 75 Gramm in Wasser gelsten Traubenzucker. Eine und zwei bzw. sogar bis zu fnf Stun-den spter wird dann der Blutzucker gemessen, was sehr auf-schlussreiche Profi le der ber- oder auch Unterzuckerung ergibt.

    Aber aufgepasst: Beim OGTT wird oft der Fehler gemacht, dass die Patienten zwischendurch in den Arztpraxen spa-zieren gehen drfen. Damit werden die Ergebnisse ver-flscht. Und: Als Patient sollte man sich auf jeden Fall die Ergebnisse der einzelnen Messungen geben lassen. Gesunde drften eigentlich nie wesentlich ber 100 mg/dl kommen. Es ist auch keineswegs garantiert, dass beim OGTT tatsch-lich der Spitzenwert entdeckt wird.

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  • GEFSS- SEITE 15UND ORGANSCHDEN

    Bei verzgerter Insulinsekretion am Beginn einer Typ-2-Diabeteskarriere knnen solche Blutzuckerspitzen heftig ausfallen. Aber sie sind manchmal so kurz, dass sie mgli-cherweise bersehen werden. Solche Zwischenergebnisse zeigen erst, wie wichtig ein Umsteigen auf die LOGIsche Ernhrung ist, auch wenn die 200er Schwelle nicht erreicht wurde.

    Nach dem Essen schlgt der Zucker zu: postprandiale Gef- und Organschden.Gefhrliche Zuckerschwankungen im Blut der Fachmann spricht hier von einer herabgesetzten Glukosetoleranz (IGT) gehen dem Typ-2-Diabetes oft weit voraus, sie tre-ten besonders in den Zeiten nach dem Essen (= postpran-dial) auf. Mit den heutigen Ernhrungsgewohnheiten befi n-den wir uns aber tglich oft 20 Stunden und mehr in die-ser so genannten postprandialen Verdauungsphase. Aller-hchste Zeit also, dem IGT-Phnomen jetzt die gebhrende Beachtung zu schenken, um der groen medizinischen Bedrohung unserer Zeit dem metabolischen Syndrom bzw. dem Typ-2-Diabetes endlich wirksam Paroli zu bieten.

    Wenn die Zuckerregulation auer Lot gert.

    Die gestrte Glukoseregulation, vor allem in den Zeiten nach den Mahlzeiten ist nach Professor Markolf Hanefeld sowohl auf eine der Zuckerbelastung unangepasste Insuli-nausschttung aus der Bauchspeicheldrse als auch auf ein schlechte(re)s Ansprechen der Krperzellen auf das Insu-lin (= Insulinresistenz) vor allem in der Leber, den Muskeln, dem Fettgewebe und den Innenhuten der Blutgefe (so genanntes Gefendothel) zurckzufhren. Dadurch werden gerade in den Blutgefen Krankheitsprozesse ein-geleitet, die alle (lebens)wichtigen Organe treffen.

    Der Gefverkalkung den Weg bereitet.

    So existieren Untersuchungen darber, wie die gestrte Glu-koseregulation dem sensiblen Gefendothel direkt schadet und zum Beispiel in der Halsschlagader (= Carotis) zu patho-

    logischen Gefverdickungen fhrt. Erhhte postprandiale Blutzuckerspiegel sind mit oxidativem Stress und der Bil-dung freier Radikale eng assoziiert, sie provozieren eine Kaskade krankhafter Gefprozesse, die ber die Plaquebil-dung der Gefverkalkung der Arteriosklerose aueror-dentlich frderlich sind.

    Trifft mitten ins Herz der Insulinproduktion.

    Entsprechende Krankheitsprozesse frdern wiederum zum Beispiel auch den hohen Blutdruck, so werden regelrechte Teufelskreise in Gang gesetzt. Von besonderer Bedeutung ist die Erkenntnis, dass eine mit den Mahlzeiten verbun-dene gestrte Glukoseregulation bzw. -toleranz den Beta-zellen der so genannten Langerhans-Inseln in der Bauch-speicheldrse gezielt schadet (so genannte Glukosetoxizi-tt). Weil dort unser Krper das Insulin bildet, bereitet das dem Typ-2-Diabetes direkt den Weg: Der verhngnisvolle Krankheitskreis schliet sich!

    Blutzucker unter Belastung messen oder die diagnostische Revolution.Zur Frherkennung bzw. Risikobewertung einer diabetischen Stoffwechsellage drfen wir nicht lnger an den Nchtern-blutzuckerwerten kleben. Der Glukosestatus nach den Mahl-zeiten und der Ein- und Zwei-Stunden-Wert (Blutzucker-spiegel ein bzw. zwei Stunden nach einer gezielten dia-gnostischen Zuckerbelastung) kennzeichnen die zell- und organschdigenden Auswirkungen einer gestrten Zucker-regulation viel prziser. Noch frher kann man sich gegen mgliche Gefahren wappnen, wenn beim OGTT neben der Blutzucker- auch die Insulinkonzentration im Blut ber-prft wird! Denn im frhen Stadium der Zuckerstoffwech-selstrung vermag eine erhhte Insulinausschttung die Insulinresistenz durchbrechen, sodass nach der Zuckergabe ganz normale Blutzuckerwerte beobachtet werden. Die dro-hende Gefahr bliebe unentdeckt. Nur der erhhte Insulin-wert weist eindeutig auf die bereits vorhandene Strung hin. Die Ergebnisse dieser diagnostischen Verfahren kor-relieren mit zuckerbedingten Strungen bzw. Schdigun-gen an den Blutgefen, dem Risikofaktor Bluthochdruck,

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  • GEFSS- SEITE 17UND ORGANSCHDEN

    allen Faktoren bzw. Markern fr die Entwicklung der Gef-verkalkung (= Arteriosklerose) sowie der Entstehung von Herz-Kreislauf-Krankheiten und der Sterblichkeit daran ins-gesamt!

    Postprandiale Spitzen nhren auch den Herzinfarkt.

    So besteht zum Beispiel auch ein unabhngiger statisti-scher Zusammenhang zwischen dem postprandialen Blut-zuckerspiegel und dem Auftreten eines Herzinfarktes. In der groen DECODE-Studie konnte aufgezeigt werden, dass nicht weniger als 20 Prozent der Herz-Kreislauf-Todesflle vermieden wurden, wenn die postprandiale Blutzuckerreak-tion therapeutisch ins Lot gebracht wurde.

    Fragen Sie gezielt nach einem solchen Test!

    Die Wichtigkeit des OGTT ist inzwischen wissenschaftlich anerkannt. Alle gefhrdeten Patienten bzw. solche mit verdchtiger Familienanamnese mssten sich einem sol-chen Test unterziehen. Um diese Tests in der Praxis breit durchzusetzen, bedarf es aber wohl einer diagnostischen Revolution. Sie sind zumal bei mangelnder Organisation sehr zeitaufwendig und werden im Verhltnis zum Aufwand wohl nicht optimal honoriert. Gleichwohl sollte der Risiko-patient gezielt danach fragen!

    Supermedikament Bewegung: raus aus der Kalorienfalle!

    Kein Zweifel: Von unseren Steinzeitgenen her sind wir auf Bewegung ausgerichtet, die in unserer modernen Zivi-lisation meist viel zu kurz kommt. Damit geben wir eines der besten und bei wohldosiertem Einsatz wohl neben-wirkungsrmsten Arzneien aus der Hand, die wir besitzen. Zusammen mit einer gesunden Ernhrung ist das Naturme-dikament Bewegung bestens geeignet, unsere Zivilisati-onsgeieln metabolisches Syndrom und Typ-2-Diabetes an der Wurzel zu packen.

    Schafft den Zucker in die Muskeln...

    Bereits vor Jahren konnte experimentell nachgewiesen wer-den, dass bei Typ-2-Diabetikern die Glukoseaufnahme in die Muskelzellen auch ohne die direkte Insulinwirkung erfolgen kann. Je hher nmlich der Energiebedarf bzw. -verbrauch in der Muskelzelle ist, desto mehr berfl ssiger Zucker kann aus dem Blut abtransportiert werden. Damit wird einem der Hauptfaktoren fr die Entwicklung des Typ-2-Diabetes der Insulinresistenz bzw. dem hohen Blutzucker direkt entgegengewirkt: Dem Diabetes davonlaufen heit die entsprechende Devise. Nicht nur das: Wohldosiertes Bewe-gungsverhalten dient ganz entschieden der Gewichtsregu-lation, trgt zur Blutdrucksenkung bei bzw. glttet die Blutzuckerspitzen und reguliert unseren Fettstoffwechsel, indem zum Beispiel das bse Cholesterin (LDL-Wert im Blut) sowie die Triglyceride gesenkt werden und das gute Cholesterin (HDL-Wert) erhht wird.

    Hier gesundheitspolitisch ganz neue Weichen stellen.

    Ein Mehr an Bewegung hlt das Blut fl ssiger bzw. wirkt der Blutverklumpung und somit Gefverschlssen entgegen, das ist auch eine wirksame Prvention gegen die Arterio-sklerose und deren gefhrliche Plaques. Sowohl Ausdauer-sport als gerade auch ein vernnftiges Krafttraining zeigen entsprechende positive Wirkungen. Das wirkliche Geheim-nis eines gesnderen, aktiven Lebensstils liegt aber schon in dem ganz alltglichen Bewegungsverhalten. Treppen steigen statt Fahrstuhl fahren, Besorgungen zu Fu statt mit dem Pkw oder Bus erledigen oder auch das aktiv(er)e

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  • SEITE 18 WEG MITDEN ALTEN ZPFEN!

    Verhalten in der Pause bei nicht krperlicher Arbeit statt etwa zu Fastfood zu greifen oder ins Caf zu gehen: Das alles sind Dinge, die sich wirklich auszahlen, wenn sie zur Routine werden. Hier knnten bzw. mssten auch gerade bei Kindern und Jugendlichen gesundheitspolitisch ganz neue Weichen gestellt werden.

    Forscher der Mayo-Klinik: So purzeln die Pfunde.

    Dazu ein ganz interessantes, aktuelles Forschungsergeb-nis: Wie Dr. James Levin und Kollegen von der Mayo-Kli-nik in Rochester/Minnesota in der wissenschaftlichen Fach-zeitschrift Science (2005; 307: 584) berichteten, stat-teten sie zehn normal gewichtige und zehn leicht berge-wichtige Menschen mit Sensoren am Krper aus, die jede noch so kleine Bewegung rund um die Uhr aufzeichneten. Dabei ergab die Auswertung von 150 Millionen Messdaten, dass die schlankeren Mitbrger im Durchschnitt tglich 150 Minuten lnger in Bewegung waren als die etwas flligeren: Dazu zhlten zum Beispiel aber auch schon eher banale Bewegungen wie das Taktschlagen mit dem Fu zur Musik. Das Bewegungsplus der Aktiveren sorgte in Levins Unter-suchung dafr, dass sie Tag fr Tag rund 350 Kalorien mehr verbrannten. Das beugt einerseits bergewicht vor oder aber es lsst ber Wochen und Monate die berschssi-gen Pfunde purzeln und baut Risikofaktoren ab!

    Gut: Leichter leben in Deutschland.

    Fr alle, die hierzulande hinsichtlich Bewegung und Ernh-rung neue persnliche Weichen stellen wollen, kann die groe Gesundheitsaktion Leichter leben in Deutschland nur empfohlen werden. Viele Apotheken und zum Beispiel auch Gromrkte mit speziellen Angeboten und Aktionen sowie das Herzzentrum der Universitt zu Kln sind hier mit im Boot. Nhere Infos, wie etwa auch ein spezielles Gutscheinheft, knnen Sie brigens unter www.llid.de im Internet abrufen.

    Diabetesgerecht(er)e Ernhrung: weg mit den alten Zpfen!

    Diabetiker haben ein deutlich erhhtes Risiko fr Krank-heiten des Herz-Kreislauf-Systems, fr Herzinfarkt und Schlaganfall. Weltweit wird dem von den meisten Fachgesell-schaften zur Prvention und Therapie der koronaren Herz-erkrankung vor allem immer noch eins entgegengesetzt: die fett- und cholesterinarme Dit zum Ausgleich soll der Anteil an Kohlenhydraten entsprechend erhht werden. Diese Kost soll wahre Wunder bewirken, die Gefe wieder freiputzen und die Pfunde nur so purzeln lassen. Selbst Krankenhauspatienten werden da breit fl chig umerzo-gen, etwa wenn sie die berhmt-berchtigte Dit-Mar-garine vorgesetzt bekommen. Die realen Ergebnisse aber sind eher ernchternd.

    Der Pferdefu der fettarmen Kost.

    Der Pferdefu entsprechender Ernhrung: Die fettarme Kost senkt unter streng kontrollierten, experimentellen Bedin-gungen nicht nur das bse LDL-Cholesterin, sondern auch das gute HDL-Cholesterin und fhrt zu einem Anstieg blutverklumpender Triglyceride. Die Senkung des LDL-Cho-lesterins geht zudem mit einem weiteren, schwerwiegen-den Nachteil einher: dessen Partikel ndern ihre Struktur, sie nehmen eine kleinere und damit dichtere Formation an und werden umso aggressiver zum Schaden der Blutgefe. Zudem steigt ein weiterer Risikofaktor unter dem fettarmen Ernhrungsregime an, das so genannte Lp(a).

    Sich von dieser Laborkosmetik nicht tuschen lassen.

    Fazit: Die gewnschten Senkungen der LDL- bzw. Gesamt-cholesterinspiegel werden hier also teuer erkauft. Man sollte sich von dieser Laborkosmetik nur nicht tuschen lassen! Andere Ernhrungsstrategien sind gefragt, um dem Herz-Kreislauf-Patienten bzw. gefhrdeten Diabetikern wirklich zu helfen.

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  • FALSCHE SEITE 21HEILSLEHREN

    Von teuren Diten und anderen falschen Heilslehren.

    Kein Zweifel: Die Welt wird sprichwrtlich immer runder, obwohl immer mehr teure Light- und so genannte Ditpro-dukte verzehrt werden. Die USA sind auch hier Vorreiter.Wie die Gesundheitsbehrden in den USA im Februar 2004 berichteten, ist zwischen den Jahren 1971 und 2000 der Fettanteil der Nahrung auf 33 Prozent der Kalorien gesun-ken und gleichzeitig der Kohlenhydratanteil bei den Frauen von 45 auf 52 Prozent und bei den Mnnern von 42 auf 49 Prozent angestiegen. Der Knackpunkt: Parallel dazu hatte sich die tgliche Kalorienzufuhr bei den Frauen im Mit-tel um 22 Prozent und bei den Mnnern um acht Prozent erhht. Das nhrt die Annahme, dass da wohl ein grund-stzlicher Fehler im System steckt, was die ber Jahrzehnte weithin propagierten Ernhrungsrichtlinien betrifft.

    Vieles spricht dafr, dass uns ausgerechnet die Kohlenhydrat-vllerei mit ihren groen Mengen an vermeintlichen Gesund- und Schlankmachern wie Mslis, Brot, Kartoffeln, Reis und Nudeln den Zivilisationsleiden metabolisches Syndrom und Typ-2-Diabetes noch nher gebracht hat.

    Joslin-Wissenschaftler auf LOGIschem Weg.

    Mit Recht kamen herkmmliche, ber Jahrzehnte tradierte Ernhrungsempfehlungen auf den Prfstand, sie werden von immer mehr Fachleuten kritisiert. Die Wissenschaftler vom weltweit wohl wichtigsten Diabetes-Forschungsinsti-tut, dem Joslin-Diabetes-Center an der Harvard-Universitt in Boston, USA, haben in ihren aktuellen Empfehlungen die Kohlenhydratzufuhr auf maximal 40 Energieprozent stark eingeschrnkt und alle zucker- und strkereichen Lebens-mittel an den Pranger gestellt. Sie folgen dabei dem LOGI-schen Weg.

    Oft zu Unrecht verteufelt: Fett ist nicht gleich Fett!

    Wer bergewichtig ist und sich in den letzten Jahren von fettarmer, kohlenhydratreicher Kost ernhrte, hat dabei wahrscheinlich nicht abgespeckt und sich sogar noch schlechtere Blutwerte angegessen: In diese Ernhrungs-falle aber tappen viele Patienten mit metabolischem Syn-drom bzw. Typ-2-Diabetes, um an ihren frustranen gesund-heitlichen Bemhungen letztendlich zu verzweifeln. Kaum ein Ernhrungsproblem ist so mit Tabus und Vorurteilen behaftet wie das des Fettanteils der Nahrung.

    Hoher Fettanteil verbesserte den Diabetikerstoffwechsel.

    Wissenschaftliche Tatsache aber ist: Fett kann die Blut-fette verbessern, und das richtige Fett in der Nahrung ist sogar ein ausgesprochener Fitmacher. Dutzende Stoffwech-seluntersuchungen der letzten Jahrzehnte fhrten zu dem eindeutigen Ergebnis: Ersetzen wir einen Teil der Kohlen-hydrate in unserer Nahrung durch Fett, und zwar vor allem durch solches mit einfach ungesttigten Fettsuren und mit Omega-3-Fettsuren und erreichen wir eine Senkung des Verhltnisses von Omega-6- zu Omega-3-Fettsuren, verbessern sich smtliche (!) Blutfettparameter: Gesamt-cholesterin, das bse LDL-Cholesterin und etwa auch die Triglyceride sinken, whrend das gute HDL-Choleste-rin ansteigt. Problematisch wird eine hohe Fettzufuhr nur, wenn gleichzeitig Paradebeispiele Pommes frites, Kar-toffelchips, Croissants, Torten und viele Naschereien und Swaren auch viele Kohlenhydrate verzehrt werden. Wie eine wissenschaftliche Studienanalyse zeigte, verbesserte sich unter einer Dit mit rund 40 bis 50 Energieprozent Fett aus berwiegend ungesttigten Fettsuren und entspre-chend niedrigem Kohlenhydratanteil der entgleiste Stoff-wechsel von Typ-2-Diabetikern deutlich.

    Die guten und die schlechten Fette.

    Richtiges Fett macht fi t, dabei kommt es aber auf die rich-tige Fettqualitt an. Zu empfehlen ist: Einschrnkung des Konsums pfl anzlicher Fette mit hohem Anteil an der Omega-6-Linolsure, wie etwa Sonnenblumen-, Maiskeim-, Weizen-

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  • SEITE 22 VERWANDTMIT DEM ACRYLAMID!

    keim-, Distel- und Traubenkernl und daraus hergestellte Margarinesorten. Statt dessen sollten mehr Omega-3-rei-che Fettsuren auf den Tisch. Die besten Quellen sind See-fi sch, Wild, Fleisch aus artgerechter Haltung, Rapsl, Wal-nsse und Leinsamen bzw. daraus hergestelltes l. Diese Ernhrung entspricht den vorherrschenden Fettquellen in der Evolution (= Stammesgeschichte) des Menschen und damit unseren Steinzeitgenen.

    Dem Bratgift Acrylamid verwandt: gefhrliche AGEs auch im Essen.So genannte Advanced Glycation Endproducts (= End-produkte fortgeschrittener Glykierung, also der chemi-schen Reaktionen mit Zucker), kurz AGEs (sprich idschi-ies) genannt, sind Folgen schdlicher berzuckerung des Bluts und ein wichtiger Schlssel fr die diabetischen Begleit- und Folgeerkrankungen an Nerven, Blutgefen und (lebens)wichtigen Organen wie Herz, Hirn, Nieren und Augen. Je schlechter die Insulinsensibilit der Zellen, je mehr Kohlenhydrate vor allem die strke- und zuckerrei-chen Lebensmittel , desto mehr schdliche Zuckerreaktio-nen. Diese schdlichen Stoffwechselschlacken fallen aber auch verstrkt mit hherem Alter, bei Zigarettenrauchern und in bestimmten Nahrungsmitteln an, worauf die AGEs- und Anti-Aging-Expertin Professor Helen Vlassara von der New Yorker Mount Sinai School of Medicine hinweist. Die AGEs-Belastung mit der Nahrung wirkt sich direkt auf die Weite und Durchgngigkeit der Blutgefe und somit auf die Durchblutung negativ aus, wie krzlich an Typ-2-Dia-betikern mittels moderner Untersuchungsverfahren (Laser-Doppler-Flowmetrie) in einer internationalen Studie aufge-zeigt wurde.

    Wichtig: Speisen schonend zubereiten.

    Was ist bei der Zubereitung von Speisen hinsichtlich schd-licher AGEs zu beachten? Werden Proteine, Zucker und Fett fr lngere Zeit gekocht bzw. gegrillt, entstehen dem Bratgift Acrylamid hnliche AGEs. Prgnantes Beispiel dafr ist der typische amerikanische Truthahn, der ber mehrere Stunden erhitzt wird. Je krzer und schonender

    aber gegart wird, desto weniger AGEs fallen an. Das best-tigen die Ergebnisse einer Untersuchung an 150 verschiede-nen Lebensmitteln, die Vlassara auf ihren AGEs-Gehalt hin getestet hat. Gebratenes bzw. gegrilltes Fleisch erreichte mit im Mittel 89,2 AGEs-Einheiten pro Gramm die hchsten Werte, whrend Fischgerichte und auch Eier mit 22,6 bzw. 13,8 Einheiten deutlich darunter lagen. Obst und Gemse wiesen generell niedrige Werte auf.

    Dit-Cola und andere AGEs-Bomber.

    In einer Studie an 24 Diabetikern prfte Frau Professor Vlassara, inwieweit eine spezielle Dit die AGEs-Blutwerte im Krper reduzieren kann. Die eine Gruppe, die ihre Spei-sen fortan kurz mit viel Flssigkeit kochte und ihr Fleisch beispielsweise nur noch so lange wie gerade ntig briet oder dnstete, verringerte den Gehalt an schdlichen AGEs in ihrem Blut im Durchschnitt um 40 Prozent. Auch die Blutfettwerte dieser Diabetiker besserten sich. So sank der LDL-Blutwert (so genannte Lipoproteine niedriger Dichte = das bse Cholesterin) um durchschnittlich 33 Prozent.

    Vlassara rt Diabetikern auerdem, dunkle Softgetrnke zu meiden, auch wenn die etwa als Dit-Cola deklariert sind. In diesen Getrnken sind reichlich karamelisierte Produkte enthalten, die reich an schdlichen AGEs sind.

    Weniger AGEs, weniger Diabetiker.

    Durch eine AGEs-arme Ernhrung lie sich sogar das Dia-betesrisiko insgesamt deutlich mindern. Professor Vlassa-ras Erklrung: Hohe AGEs-Blutspiegel schdigen auf Dauer auch die Inselzellen in der Bauchspeicheldrse, die ja fr die Insulinproduktion unverzichtbar sind.

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  • SEITE 24 WIE VIELEIWEISS?

    Wie viel Eiwei ntzt/schadet dem Diabetiker?

    Hierzulande isst eine Frau durchschnittlich knapp 70 Gramm Eiwei pro Tag, ein Mann etwa 90 Gramm. Damit macht der Eiweikonsum 13 bis 16 Prozent der tglichen Energiezufuhr aus. Empfehlenswert aber ist, etwa 20 bis 30 Prozent der Kalorien in Form von tierischem und pfl anzlichem Eiwei zu sich zu nehmen und dafr strke- und zuckerreiche Kohlen-hydratlieferanten einzuschrnken. Eine Einschrnkung der Eiweizufuhr ist nur bei Diabetikern mit eindeutiger Nie-renfunktionsstrung zu berlegen, wobei individuell mit dem behandelnden Arzt die Vor- gegen die Nachteile einer eiweireduzierten Kost abgewogen werden mssen. Weni-ger als 0,8 Gramm pro Kilogramm Krper gewicht sollten es jedoch nicht sein.

    Mehr Eiwei gegen Kohlenhydrate: das rechnet sich!

    Fr alle anderen, also die Mehrheit, hat eine entsprechen-de Anhebung des Eiweianteils in der Kost im Austausch gegen Kohlenhydrate ausgesprochen gnstige Auswirkun-gen auf den Fettstoffwechsel durch Senkung des bsen LDL-Cholesterins und der Triglyceride und Anhebung des guten HDL-Cholesterins, darber hinaus trgt er zu einer leichten Senkung des Blutdrucks bei. Eiwei ist zudem der bekannteste Energy-Booster, was so viel bedeutet, dass die Verdauung von Nahrungseiwei und die Umbauprozes-se in krpereigenes Eiwei fr den Krper einen sehr hohen Energieaufwand bedeuten. Das geht in die Energiebilanz ein: Wer eiweireich isst, kann im Vergleich zu einer koh-lenhydratreichen, fett- und eiweiarmen Kost in 24 Stun-den etwa 220 Kalorien einsparen. Mit gleicher Kalorienauf-nahme in der Nahrung speckt man dadurch in einem halben Jahr theoretisch bis zu sieben Kilogramm ab.

    Evolutionre Trennkost statt Hayscher Trennkost.

    Whrend die Kombination von Kohlenhydraten und Fett im Essen oxidativen Stress ins Blut bringt, ist die schon natr-licherweise beim Verzehr von Fisch und magerem Fleisch sowie etwa auch von Nssen vorgegebene Kombination aus Protein und Fett nach heutigem Wissen fr den Stoffwech-

    sel unproblematisch. Die evolutionre, artgerechte Trenn-kost fordert also das genaue Gegenteil von dem, was die Haysche Trennkost propagiert. Eine etwaige bersu-erung bei reichlichem Eiweigenuss lsst sich brigens vermeiden, wenn immer reichlich Basenbildner Obst und Gemse mit der Nahrung aufgenommen werden.

    Kohlenhydratmast und Glykmische Last.Mittlerweile hat sich erwiesen, dass die Umstellung von der abwechslungsreichen Naturkost auf die eintnige, getrei-dereiche Kulturkost viele Nachteile mit sich brachte und letztlich auch der Auslser fr die geradezu epidemische Ausbreitung des metabolischen Syndroms und des Typ-2-Diabetes in der heutigen Zeit ist. Erst seit etwa 10 000 Jah-ren betreibt der Mensch Ackerbau. Evolutionr (= von der Stammesgeschichte her) entspricht dies ber 99,5 Prozent Jger- und Sammlerdasein gegenber weniger als 0,5 Pro-zent Ackerbaulebensweise. Unser Erbmaterial, die geneti-sche Ausrstung, ist darauf nicht eingestellt!

    Da wenden sich unsere Gene mit Grausen ab.

    Weil wir uns heute an stark denaturierten Getreideproduk-ten allzeit satt essen knnen, verzehren wir entsprechend weniger Obst und Gemse, weniger Nsse, weniger Fisch und Fleisch. Die spezifi schen Inhaltsstoffe dieser Nahrungsmit-tel werden folglich in geringerer Menge zugefhrt, als es unsere Gene gewohnt sind. Stattdessen verzehren wir vor allem raffi nierte, strkereiche, ballaststoffarme Getreide-produkte, Kartoffeln, Reis und Nudeln. Dazu kommen noch die vielen Swaren und gezuckerten Getrnke. Die angeb-lich so gesunde, soll heien fettreduzierte und kohlenhyd-ratmastige Ditkultur in Kombination mit Bewegungsman-gel hat bei den US-Amerikanern in einer Art Massenex-periment dazu gefhrt, dass zum Beispiel bei den Frauen im Alter von 50 bis 59 Jahren der Anteil bergewichtiger innerhalb von rund 20 Jahren um satte 43 Prozent gestie-gen ist.

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  • SEITE 26 ENERGIE-DICHTE

    Kohlenhydrate, damit Essen immer hungriger macht?

    Wie schon erwhnt: Kohlenhydrate machen hungrig, im berfl uss genossen sorgen sie ber kurz oder lang dafr, dass auch die Muskelzellen mehr Fett einlagern. Das fr-dert wiederum die Insulinresistenz. Die hinwiederum lsst die Bauchspeicheldrse immer whrend auf Hochtouren Insu-lin so lange vorhanden ausschtten. Das provoziert weite-ren Heihunger, den neuerlichen Griff zum Snack und den ach so gesunden Kohlenhydraten, und damit einen klassi-schen Teufelskreis.

    Der Glyx ist nur die halbe Wahrheit.

    Ein Ma fr die mehr oder weniger schnelle Zuckeranfl u-tung im Blut nach Zufuhr von Kohlenhydraten ist der Glyk-mische Index (GI) bzw. so die populrwissenschaftliche Abkrzung Glyx. Nach dem Glyx-Konzept gelten Lebens-mittel mit einem niedrigen glykmischen Index als gesunde Schlankmacher und solche mit einem hohen glykmischen Index als Dickmacher. Aber, die Glyx-Theorie vergisst einen entscheidenden Umstand: die Menge der verzehrten Lebens-mittel und damit die Menge der hierin enthalte nen Kohlen-hydrate. Zur Messung des GI von Lebensmitteln wurden Portionen dieser Lebensmittel verglichen, die jeweils 50 Gramm Kohlen hydrate enthalten: also zum Beispiel 50 Gramm Traubenzucker mit etwa einem Kilogramm Kr-bis, 800 Gramm Wassermelone, 600 Gramm Karotten, 500 Gramm pfeln, 130 Gramm Vollkornbrot oder mit 100 Gramm Weibrot. Wer isst aber schon mehr als ein Pfund Karotten oder ein Kilogramm Krbis auf einmal? So zeigt der GI nur die halbe Wahrheit, weil er quasi pfel mit Birnen ver-gleicht. Deshalb haben Ernhrungswissenschaftler der Bos-toner Harvard Universitt fr die Praxis die Glykmische Last (GL) von Nahrungsmitteln defi niert.

    Glykmische Last korrigiert den Glyx-Denkfehler.

    Karotten zum Beispiel haben einen relativ hohen Glyk-mischen Index von 47 (der aktualisierte Wert!) In einer 100-Gramm-Portion sind aber lediglich 4,8 Gramm Kohlen-hydrate enthalten. Wenige Kohlenhydrate in der Nahrung knnen nach dem Verdauungsprozess auch nur einen gerin-gen Blutzuckeranstieg bewirken, egal wie hoch der GI

    ist. Bei der Glykmischen Last (GL) geht deshalb auch die jeweilige Menge an Kohlenhydraten (KH) in die Rechnung ein: wenig KH = niedrige GL. Wenig KH x niedriger GI = eine besonders niedrige Glykmische Last.

    Die GL berechnet sich aus dem GI mal dem Kohlenhydratge-halt pro 100 Gramm Nahrungsmittel geteilt durch 100. Also im Falle der Karotte 47 x 4,8 : 100 = abgerundet 2. Zum Ver gleich: 100 Gramm Mslimischung weisen bei einem GI von 49 einen Kohlenhydratgehalt von 57 Gramm auf. Daraus ergibt sich eine unvergleichlich hhere GL von 33. Aber wirk-lich interessant ist nicht die GL pro 100 Gramm eines Lebens-mittels, sondern die GL und somit die Blutzucker wir kung eines Nahrungsmittels in seiner blichen Portionsgre!

    Die Bedeutung der Energiedichte bei bergewicht.In vielen Lndern der Welt hatte die Bevlkerung in den letzten Jahrzehnten die Empfehlungen zu einem reduzier-ten Fettanteil in der Kost umgesetzt und den Kohlenhyd-ratanteil angehoben. Damit aber wurde nicht die erhoffte geringere, sondern entweder eine unverndert hohe oder beispielsweise in den USA eine nachweislich hhere Ener-giezufuhr erreicht. Als eine der Ursachen hierfr wird die zunehmende Energiedichte der modernen Nahrungsmittel bzw. der modernen Ernhrungsweise gesehen.

    Wasser weit wichtiger als Fett.

    Je dichter desto dicker, lsst sich das salopp auf den Punkt bringt, wobei die Energiedichte der Nahrung als

    Energiegehalt (in Kilokalorien kcal oder Kilojoule kJ) pro Gewichtseinheit (zumeist pro 100 Gramm) der gemisch ten Kost defi niert ist.

    Gemse, Salate und Obst beispielsweise liefern mit ihrem hohen Wassergehalt Energiedichten von nur zehn bis etwa 70 kcal/100 g. Auch mageres Fleisch bzw. Gefl gelfl eisch oder fettarmer Fisch besitzen niedrige Energiedichten von rund 75 bis 115 kcal/100 g. Eine Mahlzeit mit magerem

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  • VITAMINE SEITE 29UND MINERALSTOFFE

    Fleisch und viel Gemse bzw. Salat hat daher eine beson-ders niedrige Energiedichte, sodass man sich sogar gen-gend von gutem Fett als Dressing leisten kann.

    Umgekehrt weisen wasserarme Nahrungsmittel wie Salz-stangen oder Cornfl akes trotz ihres besonders niedri-gen Fettgehalts eine Energiedichte von etwa 320 bis 350 kcal/100 g auf, und selbst Roggenvollkornbrot oder Wei-zenbrtchen stehen hier mit 193 bzw. 274 kcal/100 g kaum zurck. Eine Mahlzeit, deren Hauptbestandteil ein Roggen-vollkornbrot ist, wird demnach immer eine relativ hohe Energiedichte aufweisen.

    Fazit: Zwar haben Nahrungsfette eine mehr als doppelt so hohe Energiedichte als Kohlenhydrate oder Eiwei, ganz unabhngig vom Fettgehalt kann die Energiedichte aber erheblich variieren. Der relevantere Faktor ist der Wasserge-halt: je hher er ist, desto niedriger ist die Energiedichte.

    Negative Energiebilanz bei ausreichender Sttigung.

    In der Diskussion um Prvention und Therapie von berge-wicht hatte man in der Vergangenheit immer den Schwer-punkt auf einen niedrigen Fettgehalt gelegt, um die Ener-giedichte zu mindern. Das aber ist aus heutiger wissen-schaftlicher Sicht viel zu simpel und berdies fr den Fett-stoffwechsel kontraproduktiv. Eine Kost mit relativ hohem Fettanteil weist dann immer noch eine niedrige Energie-dichte auf, wenn die Anteile schwerer und voluminser, das heit wasser- und ballaststoffreicher Lebensmittel hoch sind. So lsst sich, beispielsweise bei Rezepten der LOGI-Methode, trotz eines Fettanteils von bis zu 65 Energiepro-zent eine niedrigere Energiedichte erzielen als bei einer Fettaugen gezhlten Mahlzeit mit 22 Energieprozent Fett. Eine Lsungsformel der Adipositasproblematik lautet: bei ausreichender Sttigung und Befriedigung eine negative Energiebilanz durch Senkung der Energiedichte erzeugen!

    Vitamine und Mineralstoffe fr den Diabetiker.

    Die gute, mglichst optimale Blutzuckereinstellung ist das A und O in der Behandlung des Typ-2-Diabetes. Auch bestimmte Vitamine und Mineralstoffe knnen diesem Ziel sehr dienlich sein, wobei der Mikronhrstoffhaushalt beim Zuckerkranken und entsprechende Mangelsituationen oft nicht gengende Beachtung fi nden. Beispiel Zink: Defi zite an diesem besonders wichtigen und vielseitigen Spuren-element fhren dazu, dass im Krper weniger Insulin gebil-det und freigesetzt wird. Diabetiker scheiden jedoch bis zu dreimal mehr Zink ber den Urin aus als Stoffwechsel gesunde Mangelsituationen und damit ungnstige Einfl s se auf die Stoffwechsellage sind vorprogrammiert. Nicht nur das: Auch eine verzgerte Wundheilung und Strun gen des Immun-systems zhlen zu den Symptomen eines Zinkmangels und gleichzeitig zu den Schwachstellen des Zuckerkranken.

    Chrom hilft dem Insulin auf die Sprnge.

    Mit dem Chrom greift ein weiteres, wichtiges Spurenele-ment in den Zuckerstoffwechsel ein. Es hilft der Insulinwir-kung auf die Sprnge, indem es das lebenswichtige Hor-mon aktiviert und dessen Effektivitt auch ber eine Ver-besserung der Insulinsensitivitt (= Ansprechen der Kr-perzellen auf das Insulin) erhht. Daneben leistet Chrom auch seinen Beitrag zur Regulierung des Fettstoffwechsels, der bei vielen Diabetikern gestrt ist. Dabei zeigten briti-sche Wissenschaftler in einer Studie an Typ-2-Diabetikern schon vor Jahren auf, dass Zuckerkranke im Vergleich zu Stoffwechselgesunden 33 Prozent weniger Chrom im Blut aufwiesen und 100 Prozent mehr Chrom ber den Urin aus-schieden. Vitamin B1, das Thiamin, zeichnet sich beson-ders in seiner fettlslichen Form dem Benfotiamin als Nerven schutzstoff des Diabetikers aus.

    Folsure gegen den Gefbsewicht Homocystein.

    Zu den wichtigen Biofaktoren fr den Diabetiker bzw. Pati-enten mit metabolischem Syndrom, die in der Basisabsi-cherung nicht vergessen werden sollten, zhlt auch die Fol-sure: Diese verhindert, zusammen mit den Vitaminen B6 und B12, die Entstehung des zellgiftigen und der Arterien-

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  • SEITE 30 FIVE A DAYFNF MAL AM TAG

    verkalkung frderlichen Gefbsewichts Homocysteins, eines erst in den letzten Jahren so richtig gewrdigten Risikofaktors. Die Vitamine Biotin, Niacin und Pantothen-sure spielen als Enzyme im Zuckerstoffwechsel eine nicht unbedeutende Rolle und tragen ebenfalls zum Organschutz des Diabetikers bei. Speziell als Radikalfnger sind die Vitamine C, E und Provitamin A ntzlich, wobei der Diabe-tiker einem messbar erhhten Risiko durch schdliche freie Radikale ausgesetzt ist und generell erniedrigte Konzentra-tionen an schtzenden Antioxidantien im Blut aufweist.

    Diabetes und Wein, darf das sein?Welchen Einfl uss hat moderater Weingenuss auf den Blut-zucker, darf oder soll ich als Diabetiker mein tgliches Gls-chen trinken? Das ist eine relativ oft gestellte Frage an den Arzt, die dieser natrlich individuell auf die ganz per-snliche Situation und eventuellen speziellen Risiken des Patienten bezogen beantworten muss. Fundierte wissen-schaftliche Fakten bzw. Studiendaten generell zu Diabetes und Weingenuss gibt es aber inzwischen genug.

    Blut fl ssiger, Adern freier.

    Aus der internationalen Literatur ist bekannt, dass mode-rater (!) Alkoholkonsum das Risiko mindert, an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken. Indem er die Insulinresistenz herabsetzt, packt er die Hauptursache dieser Form der Zuckerkrankheit wie auch einen wichtigen Faktor des meta-bolischen Syndroms an der Wurzel. Das wirkt der Hyper-insulinmie und einem damit mittel- bis langfristig ver-bundenen Ausbrennen bzw. Versagen der Inselzellen der Bauchspeicheldrse entgegen. Der Wein senkt mit seinen Bestandteilen Alkohol und den Polyphenolen die erhhte Gerinnungs- bzw. Verklumpungsneigung des Blutes von Diabetikern und damit die Gefahr von Arterienverschls-sen bzw. etwa von Herz- und Hirninfarkt. Auerdem wirkt er sich gnstig auf die Blutfette, vor allem das gute HDL-Cholesterin, aus.

    Postprandial oxidativen Stress verhtet.

    Durch Messung des oxidativen Stresses nach Mahlzeiten mit oder ohne Weingenuss kam eine Forschergruppe bei Typ-2-Diabetikern zu dem bemerkenswerten Schluss, dass der bliche, postprandial eintretende Stress auf die Blut-gefe durch Rotweinkonsum komplett verhindert wurde. Speziell die Phenole im Wein fangen die beim Diabetiker stark erhhten freien Sauerstoffradikale ab. Zudem wird der wichtigste Stoff fr eine regelrechte Funktion der Blutge-finnenhaut Stickstoffmonoxid (NO) durch den Genuss von Wein vermehrt gebildet, der Rebensaft trgt auch zur Stabilisierung von Gefplaques bei. Entsprechende inter-nationale Forschungs- und Studienergebnisse lieen sich durch die Diabetes-AhrWeinStudie mit und fr deut-schen Wein besttigen. Auch hier wurde die Stoffwechsel-situation des Diabetikers durch moderaten Weingenuss in keiner Weise etwa durch Unter- oder berzuckerungen verschlechtert, tendenziell sogar verbessert. Prgnantes Ergebnis: Diabetes und Wein das darf sein, und ich pro-fi tiere sogar davon.

    Mehr Obst und Gemse, gute le und Fette.

    Five a day fnfmal am Tag Obst und Gemse heit die Devise, die nicht nur dem Stoffwechsel gut tut sondern auch zur Vorbeugung vor Herz-Kreislauf Erkrankungen ange-raten wird. Trotzdem sollte sich hier gerade der Diabeti-ker bzw. der durch das metabolische Syndrom Gefhrdete bei den sesten Frchten wie etwa Trockenobst in Form von Datteln und Rosinen bzw. auch Apfelringen und Fruchtsften zurckhalten, denn auf die Glykmische Last bzw. den Zuckergehalt kommt es auch bei Obst und Frch-ten und Getrnken an. Gnstig ist es, die Empfehlung Five a day durch tglichen Verzehr von zwei Portionen Obst bzw. frischer Frchte und/oder Beeren mit Bevorzugung der zuckerrmeren Sorten und drei Portionen strkearmer Gemse und Salate pro Tag umzusetzen. Eine sehr niedrige Glykmische Last weist generell das Beerenobst und Gra-pefruit auf, in der hheren Kategorie sind Ananas, Trauben und Mango angesiedelt, relativ ganz oben bei den frischen Frchten die Banane.

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  • SEITE 32 ERNHRUNGNACH LOGI

    Optimierte Fettqualitt durch Oliven- und Rapsl.

    Fleisch liefert, ganz im Gegensatz zur landlufi gen Mei-nung, berwiegend ungesttigte Fettsuren. Im Fleisch-fett von Wiederkuern, also etwa im Rind- oder Ziegen-fl eisch, ist mit der konjugierten Linolsure (CLA) darber hinaus noch eine ganz besondere ungesttigte Fettsure enthalten. Ihr werden unter anderem prventive Wirkun-gen gegenber der Arteriosklerose zugeschrieben. Trotzdem sollte beim Verzehr tierischer Produkte mit Ausnahme von Fisch immer auf relative Fettarmut geachtet werden. Das schafft die Basis fr eine optimierte Fettqualitt: Wer vorwiegend fettarmes Muskelfl eisch verzehrt bzw. bei fet-teren Teilstcken mglichst viel sichtbares Fett entfernt, kann besonders hochwertige Fette zum Beispiel in Form von Oliven- oder Rapsl bei der Zubereitung der Beilagen

    Gemse und Salate grozgiger einsetzen.

    Omega-3 muss sein.

    Auch andere pfl anzliche Lebensmittel mit interessantem Gehalt an Omega-3-Fettsuren sollten zum Einsatz kom-men: Neben Walnssen zwar relativ hochkalorisch aber schnell sttigend und Leinsamen sind das vor allem grne Blattgemse wie Spinat und Mangold.

    Neue Ernhrungspyramide der Harvard-Forschung weist den Weg.

    Angesichts einer weltweit geradezu dramatischen Zunahme von Stoffwechselproblemen im Sinne von Typ-2-Diabetes und metabolischem Syndrom mit der westlichen Ernhrung sind verkrustete Ernhrungsempfehlungen, wie sie zum Bei-spiel in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts in einer vom US-amerikanischen Landwirtschaftministerium entwi-ckelten Ernhrungspyramide propagiert wurden, endgl-tig pass. Ein Umdenken ist dringend erforderlich, und dem trugen Stoffwechselexperten an der Medizinischen Fakul-tt der Harvard Universitt in Boston/Massachusetts, der weltweit wohl einfl ussreichsten Forschungsinstitution in Sa chen Gesundheit, durch ein neues Ernhrungskonzept Rech nung.

    LOGIsche Ernhrung, die den Blutzucker nicht lockt.

    Heraus kam eine neue, wirklich wegweisende Ernhrungspy-ramide, die so genannte LOGI-Pyramide. LOGI steht fr Low Glycemic Index (= niedriger Glykmischer Index). Die LOGI-Methode, die seit Herbst 2001 im Umlauf ist und inzwi-schen schon einen enormen Bekanntheits- und Beliebt-heitsgrad erreicht hat, ist die ideale Basis der Ernhrung fr jedermann: fr Personen mit Normalgewicht, die dau-erhaft gesund und schlank bleiben wollen genauso wie fr alle Personen mit mehr oder weniger stark ausgeprgtem bergewicht sowie fr alle Patienten mit metabolischem Syndrom bzw. Prdiabetes und fr Typ-2-Diabetiker. Wer sich nach dieser Methode ernhrt, vermeidet starke Blut-zuckerschwankungen und -spitzen. Die bentigten Insulin-spiegel im Blut bleiben relativ niedrig, was einen wichtigen Teufelskreis im Rahmen des metabolischen Syndroms und fr die Entwicklung des Typ-2-Diabetes durchbricht.

    Das Geheimnis der LOGI-Methode: sie ist reich an Sattma-chern und arm an Hungermachern. Der aufgrund seiner Gen-ausstattung auf Notvorrte bedachte Krper wird ausge-trickst, indem ihm nie auch die Spur eines Mangels oder einer suboptimalen Zufuhr signalisiert wird. Er hat des-wegen auch keine Veranlassung, sein koprogramm einzu-

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  • ERNHRUNG SEITE 35NACH LOGI

    schalten und seinen Energieumsatz zu drosseln: Der berch-tigte Jo-Jo-Effekt, Hemmschuh und Bumerang aller bisher gngigen Diten, hat bei LOGI keine Chance!

    Fr Jung und Alt, Schlanke wie Dicke.

    LOGI entspricht ganz den Ergebnissen moderner Stoffwech-selforschung, die jeweils fr sich von objektiv messbaren, als gesundheitsfrderlich geltenden Stoffwechselreak-tionen ausgeht, wenn folgende Ernhrungscharakteristika erfllt sind:

    Teilweiser Austausch von gesttigten gegen un gesttigte Fettsuren

    Teilweiser Austausch von Kohlenhydraten gegen ungesttigte Fettsuren

    Teilweiser Austausch von Kohlenhydraten gegen Eiwei

    Erhhte Zufuhr von Omega-3-Fettsuren

    Senkung des Verhltnisses von Omega-6- zu Omega-3-Fettsuren

    Ersatz von Nahrungsmitteln mit hohem Glykmischen Index gegen solche mit niedrigem

    Anhebung der Zufuhr von kritischen Mikronhrstoffen wie Folsure und Vitamin D

    Anhebung der Zufuhr an Ballaststoffen

    Das entspricht in etwa der als uerst gesund geltenden Mittelmeerkche bei stark eingeschrnkten Anteilen von strkereichen Sttigungsbeilagen. Dies Kost erzielt eine Minderung von Risikofaktoren fr diverse Zivilisations-krankheiten allen voran fr den Typ-2-Diabetes bzw. das metabolische Syndrom und ist fr Jung und Alt, fr Gesunde wie fr Stoffwechselkranke, fr Schlanke wie fr Dicke, fr Mnner wie fr Frauen, fr Sportler wie fr Bewe-gungsmuffel geeignet.

    LOGIsch ernhrt mit der LOGI-Pyramide.Die von Professor Dr. David Ludwig von der Harvard Uni-versitt entwickelte und von Dr. Nicolai Worm modifi zierte bzw. adaptierte LOGI-Pyramide bedeutet fr die Praxis: Strkefreies bzw. strkearmes Gemse und Obst stellen die breite Basis der Ernhrung dar. Von Salaten und Gemse kann man tglich reichlich essen im Prinzip so viel man will. Bei Obst sollte man zweimal am Tag zugreifen. Die meisten Getreideprodukte, vor allem Brot und Backwaren aus raffi niertem Mehl (Weimehl), aber auch Kartoffeln, Swaren und alle mit Zucker gesten Getrnke sind bei der LOGI-Pyramide hingegen an der Spitze positioniert: Das bedeutet, davon sollte man selten bzw. so wenig wie mg-lich essen!

    Wichtig: tierische und pfl anzliche Eiweilieferanten.

    In die vorletzte Stufe der stoffwechselfreundlichen LOGI-Ernhrung wurden alle Vollkornprodukte wie Vollkorn-brot, Vollkornmsli und Vollkornkekse, Naturreis und Voll-korn- bzw. Hartweizengriesnudeln bzw. Teigwaren aus Weizen verschoben: Diese Gerichte muss man zwar nicht aus der Ernhrung verbannen, sie sollten aber in deutlich beschrnkter Menge verkonsumiert werden. Eine groe Rolle jedoch spielen die Eiweilieferanten: Fisch, Gefl gel und mageres Fleisch, Eier, Milch und Milchprodukte auf der tierischen sowie Nsse und Hlsenfrchte auf der pfl anzli-chen Seite. Von diesen Eiweilieferanten sollte tglich in jede Mahlzeit eine Portion eingebaut werden.

    Zeiten pauschaler Fettverbannung sind endgltig vorbei.

    Der Seefi sch zum Beispiel Makrele oder Lachs darf durch-aus fett sein. Wichtig nmlich sind Produkte mit hohem Anteil einfach ungesttigter Fettsuren und die Omega-3-Fette. So gesehen haben auch fettgesunde, schnell st-tigende Nsse ihren festen Platz auf dem Speiseplan. Oli-ven- und Rapsl, fr die Fettqualitt gnstig, kommen bei der LOGI-Methode auf der breiten Basis bei Gemse und Salaten zu stehen. Sie sollten in moderaten, aber nicht zu geringen Mengen zum Einsatz kommen. Die Zeiten jeden-falls, in denen die Fette pauschal in die Spitzen der jewei-ligen Ernhrungspyramiden verbannt wurden, sind LOGI-scherweise vorbei.

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  • DIE LOGI-PYRAMIDEERNHRUNGSEMPFEHLUNG UND REVOLUTION

    Selten: Verarbeitetes Getreide (Wei-mehl), Kartoffeln und Sigkeiten.

    Wenig: Vollkornprodukte, Nudeln und Reis.

    Hufi g: Fettarme Milchprodukte, Eier, mageres Fleisch und Fisch, Nsse und Hlsenfrchte.

    Oft: Obst und strkefreies Gemse, zubereitet mit gesundem l.

    Abb.: A Low Glycemic Diet Index Pyramid nach Prof. Dr. David Lud wig (Har vard Universittsklinik, Boston, USA); bersetzt und modi fi ziert von Dr. Nicolai Worm mit Genehmigung des Autors.

    Keine neue Dit, sondern eine Ernhrungs re vo lu tion! Das Erfolgsprogramm der Har vard Uni ver si tts klinik in Boston wird emp foh len bei bergewicht, meta bo li schem Syndrom sowie bei Diabetes Melli tus.

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  • DIABETES?DIE KONSEQUENZEN. SEITE 39

    Die praktischen Konsequenzen fr den Typ-2-Diabetiker.

    Dit und Gewichtsabnahme sind, gem gngiger Leitli-nien, die Basis der Diabetestherapie vom Typ 2. Sie kom-men vor jeder medikamentsen Behandlung zu stehen bzw. sind zumindest geeignet, entsprechende Medikamente ein-zusparen. Gngige Dit- und Abspeckempfehlungen lau-fen aber gerade beim adipsen Typ-2-Diabetiker hufi g ins Leere, sie erfllen auch im Gesprch mit dem Patienten meist nur eine Alibifunktion. Weil das alles so frustran war und oft noch ist, nimmt man entsprechende Bemhungen

    und das betrifft rzte und Patienten oft gar nicht mehr so ernst: Ist ja doch alles vergebene Liebesmh...

    Dem Chaos im Stoffwechsel keine Chance!

    Mit dem LOGIschen Konzept soll und kann das jetzt alles anders werden, denn es geht die Grundprobleme des Typ-2-Diabetes erstmals von der Wurzel her an. Es entlarvt

    auf der Basis des aktuellen Stands der serisen Wissen-schaft schonungslos die gefhrliche Rolle eines weithin teils immer noch propagierten, unrefl ektierten Kohlenhyd-ratkonsums, der falls man nicht entsprechend krperlich aktiv ist die krpereigene Fettsynthese anregt, die Kon-zentration der Blutfette erhht und insgesamt ein uerst bedenkliches Chaos im Stoffwechsel anrichtet. Vor allem nach dem Essen steigen die Blutfettwerte unter kohlenhy-dratreicher Kost an. Das aktiviert die Blutgerinnung, die Thromboseneigung steigt.

    Diabetes? Hchste Zeit fr einen Kurswechsel.

    Je hher der Kohlenhydratverzehr ist, desto hher ist auch der Insulinbedarf. Verbunden mit einer zunehmenden Insu-linresistenz erschpft das ber kurz oder lang die Kapazitt der Bauchspeicheldrse, aus dem Prdiabetes ist ein mani-fester Typ-2-Diabetes geworden. Jetzt sptestens muss ein grundlegender Kurswechsel vorgenommen werden. LOGI, also eine Senkung der Glykmischen Last durch weniger und gnstigere Kohlenhydrate, ist die Methode der Wahl. Werden die Insulinreserven weiter schonungslos ausge-

    beutet und die Insulinresistenzen kohlenhydratreich wei-ter genhrt, wird der Medikamentenbedarf immer grer. Die Bauchspeicheldrse schafft das alles nicht mehr, denn darauf ist sie genetisch wirklich nicht vorbereitet: Schlie-lich mssen von auen zunehmend grere Insulinmengen zugefhrt werden.

    Der Zuckerkrankheit das Feuer entzogen...

    Die Vorgaben der LOGI-Pyramide bieten Typ-2-Diabetikern und vom Diabetes Gefhrdeten eine echte Chance: Hier wird dieser Stoffwechselstrung und ihren Teufelskreisen grund-legend das Feuer entzogen. Angesichts der enormen Kos-ten von rund 30 bis 40 Millarden Euro pro Jahr, die der Typ-2-Diabetes mit seinen Begleit- und Folgeerkrankungen pro Jahr hierzulande verschlingt, ist LOGI auch gesundheitspo-litisch ein hochaktuelles, ja hochbrisantes Thema.

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  • RETTUNGFR PATIENTENLEBEN SEITE 41

    Rettet Patientenleben und unser Gesundheitssystem.

    Die kohlenhydratbedingte berzuckerung liefert beste Voraussetzungen, um die Blutgefe frhzeitig zu ruinie-ren. Die schlimmsten, mittel- und langfristig zu befrch-tenden Folgen reichen vom diabetischen Fusyndrom mit drohender Amputation ber Herz- und Hirninfarkt, schwers-ten Augenschden bzw. Blindheit bis hin zu Nierenversagen und Darmkrebs. Dabei werden Kaskaden von Schdigungen in Gang gesetzt, noch lange bevor ein Diabetes diagnosti-ziert bzw. berhaupt manifest geworden ist. Viel zu wenig Bewusstsein herrscht dafr, dass schon der hoch normale Blutzucker gefhrlich ist.

    Lngst wei man, dass selbst ein chronisch nur leicht erhh-ter bzw. hoch normaler Blutzuckerspiegel das Risiko fr einen Herz- oder Hirninfarkt um 30 bis 60 Prozent empor-schnellen lsst. Weil Kohlenhydrate weltweit zur bedeutend-sten Nahrungsquelle geworden sind und unsere Hauptnah-rung immer noch vor allem aus raffi nierten, strkereichen und ballaststoffarmen Getreideprodukten besteht, ist im Sinne der Lebensqualitt und eines lngeren, besseren Lebens SOS angesagt.

    Hchste Zeit fr LOGIsches Denken und Handeln.

    Die weltweiten Daten sind in der Tat alarmierend: In Berei-chen Polynesiens beispielsweise, wo man von Naturkost auf westliche Zivilisationskost umgeschwenkt ist, explodierte die Diabetesrate auf eine Inzidenz (= Hufi gkeit des Auftre-tens) von rund 40 Prozent. Das aber sollte nicht nur rzte und deren Patienten, sondern auch unsere Gesundheitspo-litiker aufhorchen lassen und sie zu LOGIschem Denken und Handeln veranlassen noch ist es nicht zu spt!

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  • SEITE 42 ERFAHRUNGAUS ERSTER HAND

    Meine Erfahrungen als Typ-2-Diabetiker.Von Werner Heinle (Gerstetten).

    Ein Patient ber Vorsorge, Therapien und seine rzte.

    Eigentlich war ich schon immer bergewichtig. Dass dies nicht sonderlich gesund war, das war mir schon bekannt. Aber mit dem Abnehmen war das immer so eine Sache. Pro-biert habe ich vieles: FdH, Vollwertkost, Brigitte-Dit... Wirklich geholfen hat nichts. Die Bewegung kam hufi g zu kurz, und sptestens mit der nchsten Stressphase am Arbeitsplatz waren alle Plne und guten Vorstze vergessen. ber Diabetes machte ich mir wenig Gedanken. Zwar gab es in der Verwandtschaft Diabetiker, aber die waren ja alle viel lter. Mein Vater war auch Diabetiker. Weil er zeitlebens eher drr war, kam ich auch nicht auf die Idee, dass ich mit meinem Gewicht vielleicht Diabetesprobleme bekommen knnte. Und gestorben ist mein Vater an Krebs.

    berraschender Anruf: Sie haben Zucker.

    Die Diagnose Diabetes traf mich dann eines schnen Tages ziemlich unvorbereitet. Ich hatte mir einen grippalen Infekt zugezogen. Jedenfalls fhlte ich mich hundeelend. Fr den rztlichen Sonntagsdienst war die Sache ziemlich einfach. Eine Schachtel Pillen und eine Woche Bettruhe, dann wre das vorbei. Die Woche danach war nichts vorbei. Wieder am Arbeitsplatz, war das Befi nden nicht wesentlich bes-ser. Und weil ich mich vor der Grippe schon nicht so gut gefhlt und berraschenderweise auch deutlich Gewicht abgenommen hatte, suchte ich dann doch meinen Haus-arzt auf. Am nchsten Morgen der Anruf: Ich htte Diabetes und solle doch schon mal meinen Schreibtisch aufrumen, damit ich anschlieend so fr zwei oder drei Wochen in die Klinik umziehen knne, zwecks Blutzuckereinstellung. Am nchsten Tag stand ich dann mit meinem Koffer bereits in der Aufnahme des Krankenhauses, Abteilung Innere Medi-zin mit einem engagierten Diabetologen. Meinem erfahre-nen Hausarzt war ich dankbar fr diesen schnellen Termin. Andere Diabetiker warten eine Ewigkeit. Zur Einstellung gehrt auch die Schulung. Ich erfuhr damals schon vieles ber Insulinwirkungskurven, aber auch ber die Blutzucker-wirkung von Lebensmitteln.

    Da hatte ich schon deutliche Nerven- und Augenschden.

    Es war aber auch allerhchste Zeit. Der Neurologe diagnosti-zierte eine ausgeprgte Polyneuropathie und der Augenarzt bereits deutliche Schden an der Netzhaut. Grund genug, sofort mit einer intensivierten Insulin-Therapie (ICT) ein-zusteigen. Laut Lehrbuch lassen sich solche und andere schwere diabetische Folgeschden das zeigt, wie lange der Diabetes schon unbemerkt am Werk war mit einer guten Blutzuckereinstellung gnstigstenfalls verzgern.

    Die Konsequenzen: Hinsichtlich des Essens war ab sofort eine strenge Low-Fat-Dit genau nach den Fettzhl-Richt-linien der Deutschen Gesellschaft fr Ernhrung (DGE) angesagt. Ich hielt mich wirklich daran. Dazu kam Bewe-gung. Berufl ich reduzierte ich die berstunden in der Agen-tur auf das notwendige Minimum. Zu Fu lernte ich Ecken in der Stadt kennen, die ich vorher noch nie gesehen hatte. Natrlich war ich gespannt, wie sich diese gesndere Lebensweise auswirken wrde.

    Trotz guter Einstellung: Blutzucker schwankte enorm.

    Der HbA1C, als Ma fr die Gte der mittel- und langfristi-gen Blutzuckereinstellung, sank schnell auf einen Wert mit einer Sechs vor dem Komma, dann sogar unter die Sechser-grenze. Cholesterin naja. Der Blutdruck schwankte etwas, begann aber langfristig zu steigen. Viel alarmierender aber war, dass sich die Retinopathie und das Nervenleiden mun-ter weiterentwickelten.

    Der HbA1C-Wert war zudem nur die halbe Wahrheit. Was im Alltag recht strend war, das waren die deutlichen Blut-zuckerschwankungen. Mal war der Wert nach dem Essen deutlich zu hoch, dann wieder musste ich zur gleichen Zeit schon mit Traubenzucker gegensteuern, um nicht auf der Strae oder in der Bahn umzukippen. Auf Zwischenmahlzei-ten konnte ich nur selten verzichten: Wenn ich versuchte, weniger Insulin zu spritzen, dann gingen die postprandia-len Werte in Richtung 200 oder darber.

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  • ERFAHRUNG SEITE 45AUS ERSTER HAND

    Weniger Kohlenhydrate, schon ging es mir besser.

    Eine schwere Hypoglykmie (= Unterzuckerung) war fr mich dann der Auslser, die Ernhrung nach dem Motto Weniger ist mehr weniger Kohlenhydrate, weniger Insu-lin und hoffentlich auch weniger Hypos umzubauen. Die ganze Zeit hatte ich mich gefragt, wozu die vielen Koh-lenhydrate denn eigentlich gut sein sollten speziell wenn der eigene Stoffwechsel nur knstlich dazu veranlasst wer-den konnte, sie berhaupt zu verwerten. Ich beschftigte mich mit dem Glykmischen Index ber den damals weder in Bchern noch im Internet viel zu fi nden war. Mein Ziel war, die Wirkungskurve des Insulins mit der Blutzuckerkurve meiner Nahrung in Einklang bringen. Das wurde zwar in der Schulung am Anfang meiner Diabetikerlaufbahn angedeu-tet, aber nicht wirklich genau erklrt.

    Es gelang mir, die Kohlenhydrate zu reduzieren. Dafr genehmigte ich mir mehr Fett und mehr Eiwei. Meine Ver-mutungen erwiesen sich als richtig. Die Ausschlge des Blutzuckermessgertes wurden deutlich geringer. Aller-dings war ich wegen der Quartalswerte unsicher. Die ber-raschung: Der HbA1C war noch einmal ein schnes Stck-chen gesunken und die Cholesterinwerte hatten sich nicht verschlechtert, ganz im Gegenteil: HDL hher, LDL niedri-ger. So setzte ich meine private Studie ein weiteres Quar-tal fort und reduzierte die Kohlenhydrate noch mehr.

    LOGI-Ernhrung stoppte diabetische Schden.

    Es ging weiter kontinuierlich aufwrts, erst dann zog ich meinen Hausarzt ins Vertrauen. Statt der befrchteten Belehrung eines Besseren nahm er einen Zettel, notierte etwas darauf und reicht ihn mir mit den Worten: Lesen Sie doch mal dieses Buch! Schon am nchsten Tag konnte ich Syndrom X oder ein Mammut auf dem Teller von Nico-lai Worm in meiner Buchhandlung abholen. Da war alles, was ich hinsichtlich der Kohlenhydrate logisch durchdacht und auch bereits in die Tat umgesetzt hatte, durch aktu-elle Studien wissenschaftlich belegt. Mit dem inzwischen erschienenen LOGI-Buch des Ernhrungswissenschaftlers Worm verbesserte ich meine Ernhrungsmethode kontinu-

    ierlich weiter. Inzwischen bin ich mir sicher, dass diese Ernhrungsform das Beste fr Typ-2-Diabetiker ist: Meine Netzhauterkrankung wuchert nicht mehr weiter, wozu zweifellos auch die Laser-Behandlungen beitrugen. Viel eindrucksvoller ist das, was die LOGI-Ernhrung an mei-nen Nerven schafft: Die Neuropathie bildet sich inzwischen deutlich zurck. Objektive Messwerte wie die Nervenleitge-schwindigkeit, verbessern sich von Untersuchung zu Unter-suchung. Diese Werte sind jetzt schon besser als zum Zeit-punkt der Diagnose des Diabetes.

    Insulintherapie erleichtert, Lebensqualitt verbessert.

    Nebenbei, der HbA1C ist mittlerweile bei 5,0 angekommen. Und ich erkaufe den Wert nicht durch Hypos. Die schnel-len Schwankungen und die groen Pendelbewegungen sind Vergangenheit, die Blutzuckerspiegel wurden geglttet. Eine Spitze im Quartal (ber 140) ist schon das Maximum, und bei 50er Werten, die natrlich ab und zu einmal vor-kommen, gerate ich nicht in Panik. Eine halbe, maximal eine BE mit mittelschnellen Kohlenhydraten reicht, die Lcke zu fllen. Meine Notration Traubenzucker ist seit gut einein-halb Jahren nicht mehr angetastet. Ebenfalls wichtig: Die gute Einstellung sichert mir ein Optimum an Lebensquali-tt, der Aufwand dafr ist keinesfalls eine Last.

    Das grte Problem bei der Insulintherapie ist wohl, abzu-schtzen, wie viel Insulin fr die bevorstehende Mahl-zeit bentigt wird und wie lange vor dem ersten Bissen gespritzt werden muss. Da bietet LOGI grundlegende Vor-teile. Durch die niedrige glykmische Last bleibt die Insu-lindosis vergleichsweise gering. Das verhindert gravierende Schtzfehler. Wenn die Wirkung des Insulins schwankt, dann fhrt das nicht zu Problemen. Weil schnelle Kohlenhydrate praktisch nicht vorkommen, ist die Wahrscheinlichkeit viel geringer, Blutzuckerspitzen aufgrund eines falschen Spritz-Ess-Abstandes aufzubauen.

    Glykmische Last und korrigierte Broteinheiten.

    Viele Diabetiker scheuen sich immer noch davor, hufi -ger einmal etwas Neues auf den Teller zu bringen, weil sie dessen BE-Anzahl nicht einschtzen knnen oder weil sie hufi g die Erfahrung machten, dass die BE-Angaben nicht stimmen. Fr bessere, zuverlssigere Berechnungen wurde

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  • SEITE 46 ERFAHRUNGAUS ERSTER HAND

    einstmals der Glykmische Index (GI) entwickelt. Seit LOGI immer bekannter wurde, hat sich die Zahl der Lebensmit-tel stark erhht, fr die der GI ermittelt worden ist. Diese Tatsache lsst sich fr die Bestimmung der Insulinmenge sehr gut nutzen. Um zuverlssige BE-Werte zu bestimmen, benutze ich nicht wie blich die Kohlenhydratmenge (1 BE entspr. 1012 g KH) sondern die bei LOGI gebruchliche Glykmische Last (GL). Dabei wird die KH-Menge mit dem GI multipliziert (einer Prozentangabe). Dann verwende ich eine GL von acht bis neun als eine korrigierte BE (BEkorr). Diesen Wert multipliziere ich mit meinem individuellen Insulinfaktor, je nach Tageszeit, wie mit den normalen BE. Das klingt etwas kompliziert, ist es aber nicht. Zwei Bei-spiele, die deutlich zeigen, wo die Unterschiede liegen:

    Beispiel 1: Baguette

    Baguette enthlt 50 g Kohlenhydrate pro 100 g. Nach normaler Rechnung sind also 2024 g Baguette = 1 BE. Bei einem GI von 95 ist die Glyk mische Last von 100 g Baguette 47,5.

    1 BEkorr also eine GL von 8 ist schon in 17 g Baguette enthalten. Fr das Weibrot msste ich deshalb 30 Prozent mehr Insulin spritzen, als blicher weise berechnet wird.

    Beispiel 2: Erdbeeren

    Kohlenhydratgehalt: 5,5 g/100 g. 1 BE entspricht also rund 200 g Erdbeeren.

    Der GI ist 40, die GL (100 g Erdbeeren) = 2,2.

    Deshalb berechne ich rund 350 g Erdbeeren als 1 BEkorr. Das sind und 75 Prozent mehr die ich essen darf, als bei herkmmlicher BE-Berechnung.

    Bei der Rechnung und dem Abwiegen der Zutaten reicht eine gute Schtzung. Kein Insulinpen bietet eine Genauig-keit von zehntel Insulineinheiten! Runden reicht also aus. Nur Lebensmittel mit hohem GI erfordern mehr Genauigkeit. Aber die werden bei LOGI ja konsequent eingeschrnkt oder ganz vermieden. Zustzlich muss man natrlich wie immer auch noch andere Faktoren einbeziehen, etwa die geplan-ten Aktivitten whrend der Insulinwirkung.

    Im Wesentlichen ergeben sich folgende nderungen: Schnelle Kohlenhydrate (solche mit hohem GI) ergeben eine hhere Insulinmenge als bei der konventionellen Berech-nung. Langsame KH (niedriger GI) ergeben ein niedrigere Insulinmenge, auch wenn man einbezieht, dass ich alle KH bercksichtige: Meine Gemseportionen etwa eine groe Schssel Salat sind oft so gro, dass sie auch eine spr-bare Blutzuckerwirkung ergeben. Statt den empfohlenen Fnf am Tag werden da leicht sechs oder sieben Porti-onen daraus. Der richtige Spritz-Ess-Abstand (SEA) fi n-det sich mit ein paar zustzlichen Messungen. Faustregel: je niedriger der GI, desto krzer der SEA. Wer seinen Typ-2-Diabetes mit Tabletten behandelt, der kann sich diese Berechnung ebenfalls zunutze machen.

    Was isst man als LOGIsch lebender Diabetiker?

    Wer seine Ernhrung nicht von einem Tag zum anderen umstellen mchte, der kann immer die LOGI-Pyramide im Gedchtnis seine einzelnen Lieblingsrezepte beibehalten und einfach darangehen, zunchst die dicksten Kohlenhy-dratfallen zu beseitigen. Fr einen verantwortungsbewuss-ten Diabetiker sollten die schlimmsten Zuckersnden ohne-hin tabu sein. Das sind leere Kalorien, die man ohnehin besser einspart. Dann folgen aber auch schon Kartoffeln, Nudeln, Reis und Brot. Wer nicht sofort auf diese Produkte vollstndig verzichten will oder kann, der reduziert die Koh-lenhydrattrger in der Menge und ersetzt sie durch Gemse: Zucchini statt Kartoffeln, Gemse in Streifen geschnitten statt Nudeln, Farinata statt Pizza. Der Ersatz ist nicht nur gesnder, er schmeckt auch besser. Meine Erfahrung: Man beginnt die neuen Mglichkeiten in der Kche zu genieen. Low-Carb statt Low-Fat bedeutet auch besserer Geschmack. Und mit ein paar Anregungen aus den inzwischen verfg-baren LOGI-Rezeptbchern entdeckt man vollkommen neue Mglichkeiten. Auch die Rezeptvorschlge von Spitzenk-chen gehren dazu.

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  • ERFAHRUNGAUS ERSTER HAND SEITE 49

    Umstellung worauf muss ich achten?

    Sicher sind auch einige Worte darber angebracht, wo denn Fallen und Widerstnde bei der Umstellung auf die LOGI-Ernhrung lauern knnten.

    Klar ist, wer die Kohlenhydrate reduziert, der muss die Insu-lindosis bzw. mglicherweise die Tablettendosis anpassen. Ein Problem sollte das aber nicht sein, denn jeder Diabeti-ker msste wissen, wie er zu handeln hat, wenn er viel-leicht durch eine Erkrankung bedingt weniger KH zu sich nimmt. Probleme knnte es dann geben, wenn ein Diabe-tiker die KH reduzieren mchte, der keine Erfahrung in der Anpassung der Insulindosis besitzt, also beispielsweise mit der konventionellen Insulintherapie. In diesem Fall ist ein Gesprch mit dem Diabetologen unumgnglich. Ich wrde es jedem empfehlen, der sich in dieser Frage nicht wirk-lich sicher ist.

    Ein paar zustzliche Blutzuckermessungen geben nicht nur greren Aufschluss ber das eigene Kurvenverhal-ten. Wer sich Gedanken ber Unterzuckerungen macht, der erkennt an den postprandialen Messwerten bald, dass unter LOGI die Kurven sich nicht einfach nach unten verschieben, sondern dass die Ausschlge zunehmend niedriger werden. Die Restsekretion der Bauchspeicheldrse bekommt wieder mehr Einfl uss, die Insulinempfi ndlichkeit steigt an. Damit lassen sich noch mehr Insulin und/oder Tabletten einspa-ren.

    Lngst berkommene Meinungen und der Gruppen-zwang.

    Leider ist nicht ausgeschlossen, dass man als Ratsuchender die hinreichend bekannte Argumentation der Fachgesell-schaften von der angeblichen Wichtigkeit der Kohlenhydra te und von den furchtbaren Auswirkungen von etwas gre-ren Fett- und Eiweimengen zu hren bekommt. Die regel-migen Blutzuckerspitzen wren dagegen geradezu harm-los. Als Patient bin ich erstaunt, wie viel berkommen-ver-krustete Meinungen von einzelnen Ernhrungsberatern ber (Fach-)medien und Newsletter aus der Industrie bis

    hin zu den Anschauungen mancher rzte auf dem Gebiet tatschlich noch im Umlauf sind. Dass eine fl ache und nied-rige Blutzuckerkurve die beste Vorbeugung gegen alle dia-betischen Komplikationen darstellt, bestreitet keiner. Dass die Kurve aber nur mit weniger Kohlenhydraten zu errei-chen ist, das will man oft so deutlich nicht sagen.

    Und schlielich lernt man dann auch noch durch andere gut geschulte Betroffene kennen, was der so genannte Gruppenzwang ist. Mit hochtrabenden Phrasen aus Dia-betessbchern oder von Mitschrieben aus Schulungen wird da manchmal geschulmeistert, wie wichtig und unverzicht-bar ein hoher Kohlenhydratanteil im Essen sei. Wenn ich da nicht genau wsste, dass meine Werte das Gegenteil bewei-sen...

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  • LOGI & CO.IM SYSTEMED VERLAG SEITE 51

    LOGI im systemed Verlag: Lesefutter fr Ernhrungs experten und solche, die es werden wollen.

    LOGI-METHODE. Glcklich und schlank. Mit viel Eiwei und dem richtigen Fett. Von Nicolai Worm

    Obwohl immer mehr Light- und so genannte Dit-pro duk te ver zehrt werden, wird die Welt sprich-wrtlich im mer run der. Steckt da viel leicht ein Fehler im Sys tem? Dieses Buch gibt Ant wort auf die se und viele wei te re drck en de Er nhrungs -fra gen. Rech net mit fett re du zier ter und kohlen-hydratlastiger Dit(un)-Kul tur ab und bricht ei ne me di zi nisch und er nh rungs wis sen schaft -lich fun dier te Lanze fr die art gerechte Er nh-rung: Viel Ei wei und das richtige Fett lau-tet das Credo der Er nh rung nach der LOGI-

    Methode. Und das knnen Sie mit diesem Buch ganz einfach ausprobieren: Viel Ge nuss und kaum Auf wand ver spre chen die 74 kstlichen Re zeptideen in die sem Buch, mit de nen die re vo lu tio-nre Er nh rungstheorie auf den Tisch ge bracht wird. ISBN 3-927372-26-9

    LOGI-METHODE. Das groe LOGI-Kochbuch. Von Franca Mangiameli

    Gut und gesund essen heit eiwei reich, zucker- und strkearm ge nie en. Spitzenkche wie Alfons Schuh beck und Vincent Klink, Ralf Zacherl, Chri stian Henze und Andreas Gerlach berck sich tigen dieses Prinzip schon seit lan-gem. Sie lieen sich von Franca Mangiameli in die Tpfe gucken und of fen barten fr das LOGI-Kochbuch ihre 52 besten LOGI-Rezepte. Dazu hat auch Franca Mangia me li noch 70 neue LOGI-Kreationen entwickelt. Rezepte fr strkearme Brottaler und Pizza, Hauptgerichte mit viel Fisch oder Fleisch und Gemse, Frh stcksideen und

    se Cremes, Aufl ufe und Salate. Da ist garantiert fr jeden Geschmack das Richtige dabei. ISBN 3-927372-29-3

    LOGI-METHODE. LOGI-Guide. Von Franca Mangiameli und Nicolai Worm

    Essen nach LOGI orientiert sich an der glykmischen Last und ist so unkompliziert und fl exibel, dass schon die LOGI-Pyramide eine prima Orientierung bietet. Aber stehen Sie nicht auch immer wieder vor der Frage, ob ein Lebensmittel eher gute oder schlechte Kohlenhydrate enthlt? Dann schlagen Sie im LOGI-

    Guide nach. Der LOGI-Guide ist das LOGI-Tabellenwerk! Dort fi nden Sie die Angaben zur gly k mi schen Last und zum glykmischen Index, zu Kohlen-hydraten, Fetten, Eiweien und Ballast stoffen pro 100 Gramm und pro Portion. Fr mehr als 500 Lebensmittel. ISBN 3-927372-28-5

    Die Dit-Katastrophe. ber das Kohlen-hydrat-Kartell, se Machenschaften und Wege aus dem Ditendschungel. Von Clifford Opoku-Afari

    bergewicht ist weltweit das Gesundheits-problem Nummer eins! Wie konnte es so weit kommen, obwohl immer mehr Menschen di-ten, was das Zeug hlt? Das Angebot ide-aler Ditformen gleicht einem Dschungel, in dem sich Abnehmwillige oft verlaufen. Doch worauf kommt es wirklich an? Clif-ford Opoku-Afari durchforstete etliche Stu-dien zu diesem Thema. Dabei stellte er fest, dass nicht nur die ein oder andere, sondern unzhlige Ditformen der nheren berpr-

    fung nicht standhalten. Sein spannendes Buch berichtet ber einige der grten Flops der Ernhrungslehre. Doch nicht nur das: Die in diesem Buch aufgezeigten Mglichkeiten werden Sie dabei untersttzen, sich aus dem Dschungel der Diten befreien zu knnen. ISBN 3-927372-31-5

    Syndrom X oder Ein Mammut auf den Teller! Von Nicolai Worm

    In diesem spannenden und provokativen Buch zeigt Ni co lai Worm, wie eine artgerechte, ge -sund erhalten de Le bens wei se im 21. Jahrhundert aussehen knnte. Die mensch li chen Gene schei-nen auf ein Es sen und Trinken wie im Schla raf-fen land, wie wir es in den Industrielndern ken-nen, schlecht vor be rei tet zu sein. Unser Genpro-gramm funktioniert im mer noch wie in der Stein-zeit. Syndrom X entwickelt sich weltweit zu ei ner tdli chen Epidemie. Der Autor verrt, wie die Spe-zies Mensch auf die schiefe Ernhrungsbahn gera-

    ten ist, und warum die angeblich gesunde Ernhrung tat sch lich eher krank macht. ISBN 3-927372-23-4

    Diese und noch viele weitere spannende und informative Ernhrungs-rat geber aus dem systemed Verlag erhalten Sie im gut sortierten Buch handel und natrlich ber das Internet. Mehr Infos zum Thema und natrlich auch zu unseren Autoren fi nden Sie auf unseren Web-sites: www.systemed.de und www.logi-methode.de

    RZ_Diabetes07_kurzversion.indd 50-51RZ_Diabetes07_kurzversion.indd 50-51 12.10.2005 17:31:11 Uhr12.10.2005 17:31:11 Uhr

  • Hans-Jrgen Richter, approbierter Arzt, ist als freier Medizinpublizist in Weiler bei Bingen ttig. Sein Arbeitsspektrum reicht von fachlichen Themen bis hin zu teils brisan ten gesundheits- und gesellschafts-politischen Recherchen fr Print- und Fern-sehmedien. Besonderes Anliegen gilt der serisen, prventivmedizinischen Aufkl-rung ber aktuelle medizinische Highlights

    und Trends ganz im Sinne der Selbstverantwortung des Brgers fr seine Gesundheit. Richter steht in engem Kontakt mit weltweit fhrenden Universitten und In stituten wie dem besonders auf dem Diabetessektor profi lier ten New Yorker Albert Einstein College of Medi-cine. Er ist 2. Vorsitzender der renommierten Gesell-schaft fr Biofaktoren e. V. in Stuttgart-Hohenheim.

    Dr. Nicolai Worm widmete sich nach dem Studium der Oecotrophologie in M