lumner - neue zürcher zeitung

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LuMner Üebluchen Von «di «cheldegger.Tobl«« De» vorwlihnachtllche Vtraßenbummttr findet ln Luzein in allen Bäcker«»««, Nond«lol«l«n. sogar in Konsu«. und Lebln«««telgtlchält»n. »und« dunkel» braun« Kuchen, ohne Novel und ve«zl«tung. klebrig, glänzend und formlich im «nsehen schon «Ürzig: die 2uzerne«.lltbluchen. Jedes Kind ltnnl Ne. lebe« liebt fie. und viel« viele backen sie selb»«, «in uralte« Bauerngebäck. aus dem Lande, in jeder währschaften Bauernfamilie noch selbe« gebacken, von Urahne. Großmutter. Mutter übernommen. Hai er sich ln unverändert« Form und «ckMackhasliglelt übertragen. Wer ihn nicht selber backt, bringt ihn dem Bäcker und de« nimmt bereit» willig all die anvertrauten braunen Weihnachts» lücken ln dle Backhihe seines Ofens aus. Ursprünglich wurde der Lebluchen nur im Epüt» herbst und in der Adventszelt gebacken, immer mehr aber wurde er das Iah« hindurch verlangt und ge» gessen, und heut« ist er in der Stadt lederzelt zu lausen. Es gibt aber viel«, die sich den festlichen Duft «in« solchen «»hergebrachten Weihnachtsgebäck«? nicht durch unzeitigen Gebrauch abschwächen lassen wollen, und manche« verzichtet dann darauf, um den Genuß de« Weihnachtszeit mit Lebluchen zu «Ü«z«n. Und wirklich würzen kann dies braun« Gebäck, denn welch «ln Nohlg««uch ist mit hlnelng,mengt: de« dickflüssige. duNtelbraUN'lllhe Vl«n«nhonlg. der von den Dauern au» dem VirnenMost solang« «in» gesotten wird, bl« er «in» zäh« HonlgmaNe bildet. S«in Geruch ist unbeschreiblich und verseht mich zurück ln dle Kinderzelt und ln» Elternhaus, wo heute noch jedes Iah« Bienenhonig gelocht wird und fü« jede» ß»mlll«ngll«d «ln Tops davon abfällt. Zu dl«s«m Blrnenhonig lomtnt Ilmt. Oternani». Ko» riano«. Ing»«, Muskatblüten, Nägeli, alle» in Pulverform, Wille« Zitronat, vrangeat. .Anle. Nidl« Milch und Jucket' und als Treibmittel Natron. Diese ganze Musterkarte kräftiger Zutaten hat mir der freundliche Lebkuchenmann im weißen Zuckerbäcker» litte! verraten. Und was wichtig ist. daß der Genuß voll wird: erst einige Tage alt. wenn all dle löst» lichen Zutaten sich recht vermengt haben und den Kuchen durchdringen, bann ist er mundgerecht. Der Luzerner weiß dos und richtet sich so «ln; Lebluchen zum Verschicken verpackt er frisch -- bls ans Ziel gelang», sind fie .im stadium", zum Eigenverbrauch weiß er ein trocken.luhles Plätzchen Und im guten Moment wird er aufgetischt. Heute habe ich mich in der Backstube de« Luzerner Bäckerei hug umgeschaut, wo täglich hundert« von braunen Lebluchen aus der Öfenhih« herauskommen Mit eine« geschmeidigen Artigkeit, geradezu mi! virtuoser Eleganz, schwingt sie der Naturbursche au einen Gitterrost, taucht eme langhaarige Bürste tle! in den glänzenden Nirnenhonig unl» unter flinten Drehen, wie der Teller auf der Töpferscheibe, streif! der Lebluchen die safttriefende Bürste und komm! mlt dunkelbraunem Glanz und «lnem Duft, weil,, nachtsstlmmung herzaubllt. auf daß l«ock»ng«ft«ll, wo er ln slelh und Gl»»o aus sein« verpackung wartet. Warum heiß» diese «und« bußlgtelt Lebluch»« früher auch Lebzelten? Leb. lateinisch libuln. ist Fla<; den, und zellen ist «in flach««, dünne« Kuchen, noch manchenorts für Nähe. z.V. .Kümlzelt«'. .Zlebele« zelte" verwendet. Durchtränkt von fühem Honigduft und dem wllr zigen Drum und Drin, im Arm «ln rundes, braunes Probestück ln weiß« Umhüllung, trete ich aus die graue Straße der Kriegs»Weihnacht, ein Stücklein un verfärbten Weihnachtsbrauch im Arm. lt»>;Hn»N««» »an Neäl 5l«»l Ll>;»l» tltrjfipf unfl anrdBtggt; ttntfittamt ... tlttQtSai »<;u» HertTchafflützel traf Parade, platz «ln« be>; kannt« Dame. Und da es gerade Weihnachten war und « eine ge» schiit« V«m«ltung machen wollte, sagte spöttisch, «, s,i doch lustig, daß die Hülcher Wei und Neujahr leine Lebluchenh«rz»n back,». sondern Ei«rzöps« ... Zürl.Iöpfl Da «» «« ab«« schlecht anl Ersten« einmal, fagte die Dame, geb« es .Zöpfe in der ganzen Schweiz, in ganz Europa, in de« gan» «n wtlt. Zweitens aber sel de« Vraulh. auf Weihnach» »en und Neujahr Zspf« aU<; T«ia zu backen, lchon Ur» alt." s««t« ve« Schafflützel, de« «laenlUH l«in« Antwort «lwaltn hatt». ..jetzt kommen dl« alten Griechen und «bm«. die alten Germanen, «all de«««oß« und fo well»«... man lnmt da» ja von Schule he«l' ««« Die Dame ließ ab«« nicht lock»« und hielt dem spihmäuligen Herrn einen Vortrag über Eierzöpse und Anlenweggen, über Gipfel und weggli, Mxgerli und Vlutschll. Gtlltldlnze«. «llggennnnne« und andere« Gebäck. Herr Schaffroth H0rt« z«hn Minuten lang aufmerksam und etwa« beschämt zu. Dann aber sagte er auf einmal: .Aha, da habt» «lr'sl... aus bloßem Geiz »erden eigentlich dl«f« IVpf« und Ringe gebäck«».' «« ist tatsächlich so: uns«« festlich»» Glbilck stamm» au« d«r H»ib«nzeit und »a« ursprünglich Ersatz fü« M»nschen» und li««opf«l. fll« lVel^eaaben von schmuck usw. Ganz «»fonder« d»r Ll«rzovs ist «ln folch«« »Vttllvlltl«««'. «chon di« Gllechen und Rom««, di« all»« »egypte« und dl« Oennanen opf««» »nl Ulsplünglich M«ns«h»n. spst«« ab«« Ivpf« und Vchnüre au» Vl«nsche«haal»n. Und schließlich .. . doch nein, de« U«ih« nach! Wenn zu« V»lfpl«l dle Grlechen aus »ln« Meer, fahrt ln Stur« und Gefah« lanlen. n»«fen st« «in» Jungfrau ob« »inen Knaben ln» Wafs«. mn dem Wasstlgott Poftidlon .da» ««lnlg»' «u geben. Gp««« »utdtn nu« noch abgeschnitten« Hllps» . baalbülchel usw. geopltlt. »a« »klche »a, »« stall »el ««en» fellln. nicht bloß v»«1ien »«leckjen. f«,d»«n blfond»«» auch bei den alten Germann,, dl« »» nebenbel bemerkt fast lein «««« tränten. soNd»«n Meth: Hmllgweln. .Wa« soll ich »elnnn Mann auf de» hausen folgen, da « nun gestorben ist?' f die Glnnanensrau. .Da» Lebt« »st doch sv Aber 3°pf wieder chen zum Bei gefahr zum Ich stecht« einen Gürtel aus meinen Haaren, den tan er zum Andenken mit ins Grab nehmen. 0d« i noch einfach«, wenn ich ihm mllnen Hopf «ilgebe dann kann «r einen OlMll nach seinem Geschmack siecht««.- Zelt hat « lttzu." Und wenn die Z«t>;«« Wintersonnenwende kam Priester un du dle fchön auch zufrieden lange, bis so «l die Mensch, fo. Dl« ««i«. au» ßtu«n»» ..wellte» einen 0pf««st«i EhrenHoseidon». Fchtt» und Tochttr bthielten ihre Haarschmuck, und Poseidon 0»la« z»«i schone, kunst voll geflochttne Zopf« au» Marmor. Di« konnt«« d. Motten nicht fressen!' Die Germanen hatten keinen Marmor: aber auch fie wußten sich zu helfen. Zu« Zeit de« Wintersonne» wende opferten sie Göttern und Toten lein« Frauen und Mädchen «ehr. auch leine Tiere und Schmuck fachen. Si« machten Zöpfe aus Teig. Auf diefe Weise sparte man allerlei und lonN sozusagen ptlsönlich am 0pse« teilnehmen. Man lonn« völ» i»«m gvvf. von «K«M Schuulllllng glelH ein ha! bes Dutzend ln den Vackosen schieben unb dann d, überschüssigen Stück« selber «fsen. Ein Zopf für di Götter, einer für den Priester als .Müsterli", drei dm Haushalt! 0l«r zwtl Armspangen au, Tela Tante ßlllla. zw«l fNr den Herr n Pfarrer, zwei j»be« «lind Häusl I»hrhund»«t« «nd Iahrtaufend« »«gingen. Man halt, den urlprllnglichn. «in« d,» opferM. und Und da de« fllnt« tzllsth als Zeichen de, schnellen Laufes von Zeit und Sonn« galt, blieb man auch beim heidnischen Gebäck in dl« Form von Hirschgeweihen Man denke zum Beispiel an unsere gezackten Anken weggen. Und wer weih, ob bl« .«adener Chräbeli' nicht ,ln hirschgeweih darstelle«, obwohl ihr Nam auch von ein« Vogelllaue (Chräbel) lommen konnte Uebllgen». da bei heidnischen Hochzeiten osl die Zopf Braut, dle Haar, de» bräutigams geopfert würden gehören noch heute L.erzöpfe und Eierkränze zu einer recht,« Vauernhochzeil. Da« shrlstentum übernahm Nugerwclse dle ur alten Gebäckformen, »elche elne Vätergeneration der andern überliefert halte. Doch tamen noch ein paar neue ssotmen dazu. Zum »eifplel da» Kleingebäck in Kreuzform (auch dl« schiltweggen gehören dazu) und die yestbrote, denen «an besondere Segensltaft gab indem man sie durch Einschnitt« m Kreuzform v«r>; ziert,. In vielen Gegenden Schweiz »st es noä heute Brauch, daß der Hausvater vor dem Anfchnei den elne« Brotes mit d»m Messer e!n Paar Kreuze in die Rinde rlht. Die Sachsen behaupten, daß ihre berühmten Weih» nachtsstollen in Wirklichkeit da» Lhristlind darstellen Nun . . . vielleicht sind auch unsere süß und «lch ge füllten, sorgsam gewickelten .Vln»Negge' «in Vymbo de» Kindllln» von bethlehem. Ein alt»» Klosteraebäck stellt« ursprünglic h zwei an, dächtig gekreuzte Arme dar ... .«,«««>;!«' . . . und ist heute als .Vntzel' überall bllannt. In Züriä waren die Vreheln und di« aus zwei T«igsträngen ae» wundenen .Simel'sllna' aus feinem Scmmelmehl seit Jahrhunderten seh« beliebt. Noch l 79« stand am Aus» gang de« Niederdorfes ein tzaus .zu« Olmelrlng' .. nahe bei den häusern .zum Brotkorb' und .zum Weiß weggen'. Vli on b«ühmt»n Hz«l»b«is«l),t nahmen übrigens die Zürcher dreihundert Simelrmg als Ge schen! für die Straßburgertinder mit! Im Kloster St. Gallen, wo ums Jahr 800 herum dle Mönche einfach .zw«l Mue» und «ln Pfund Brot' als tägliche NahluNg «hielten, kamen zwel Jahr» Hunderle später mehr als zehn Arlen Vrot und Gebäl! auf den Tisch. Ekkehart IV. hat vor neunhundert Iah ren verschiedene «tlschslüen' ausgeschrieben, aus denen man sieht, waz die Moilche zu essen bekamen. Man egnele nicht nur dle großen und kleinen Vrote. son >;ern auch das Kleingebäck, die .aufgewärmten Brote' und sogar die Brosamen. Ekkehart erwähnt auch das halbmondförmige <;3c back, »elches wir Wiene« oder Pariser Gipfel nennen! Allgemein erzählt man sonst eme Geschichte aus der Zeil, da Wien von den Türlen belagert wurde. Zum Andenken an dle Vesrelung der Ltaol sollen die Nie» ner Bäcker nachher .lullische Halbmonde', eben die bekannten Gipfel .erfunden' haben. Aber ... die Mönche zu St. «allen hatten schon im Iah« l«0 Glp>; el zum «onnlagstasfee. Elettra«,,, abwechselnd mit Beeren und .n/llszgerll' bestnlt. find an vielen Viten der Tchweiz ein belieb«,« »stengelchen!. ««mental verehren die hablich»« lauern ihren »ngehytlgen Und Golt«ntmd««n sogar Eierringe. dl» «lt «veisränllern besteck» sind. An lürich, und wohl auch ln andern Tellen der Schweiz, chenlen dl« Bäcker ihren «lunden zu« Neujahr Eier» öpfe oder Anl,n»«ggen. Die Zelten der fünfzehn- 'fündigen Zöps», von denen man in alten Geschichten lest, find allerdings vorbei! Im Zürcher Oberland gehören außer Wähen und Niinenbrot auf alle ställe llleiringe zum Neujahrs» fsen. Sie sind oft nnt Butter und honig bestrichen. mit Mandeln bestreut und fo weiter. Der Zürcher lat verbot I5V9 b»n Bäckern. .Eierweggen. Kränze und Ringe' ander» als auf Bestellung zu mache«. In Luzern wurde lSlO verordnet. Eierringe dürfen in Zu. unf» nur zum Vt. Nlllausentag. Weihnachten und leujah« auf den Markt gtblacht werden .. . .weil sonst olche» dt« gemeinen Mann schädlich sei'. Uebilgen« waren die Luzerner auch berühmt für Vchnltzbrol. In «in,« alten Kalender steht. Her» zog Leopold von vest«r»lch. der »zum Verwundere es rüslig» Ochleckmul" gewesen sei. habe vor d»t schlacht «i Sempach .CHäsHhueche und Sckmihbtot, wie« «macht wlld in Luzern, weioli packt, ach sür sys Et »ü«d» viel zu wlll führen, dl« hundert Arten Kleingebäck aufzuzählen, dle in der Schweiz üb« Neil,. nachten Und Neusah, ausg«»ischt »erden. Da sind d,e Inntilchwelze« Mugerl» nNd Mutschli, dl, verschiede» en Vlulren und Morten, die Schnegge« und Mü»li. ««Murat» GchnHgen. die zu vl,rt l«uzs0n»lia verbund«« lmd ... sslad,n. Hale,rli. «igiNösl» und so welle«, »n villen Orten werden auch >;«edli' gebacken, handgroß« saß» lteigräd««. di« wohl auf dle ethnischen «Nn»n««de« zurückgehen. G0t»i.V«stli nd Exam«nw^g«n, thilblbrol und Ehilbiweggen. !»ll,«w«ggli ln allen nu« denkbaren ssonnen: K«euz». !»pfl«. MU»ll und Hafnl. kpatz»« und Guge»«annl» lndet man überall. In Herlsau gibt am Ileuiah« Plyle.Vrot' ... ein flache» Brot au» feine» Mehl. in der Mitte «in paar Teigfchnörlel hat. di« »»Hl in Sonnenrad darstellen, dessen Rand nb« «it «Mm ein geflochtenen Teigzopf eingefaßt ist. Als« NUch wl«. er etwa» aU<; der Heldenzeit! In ein»« Teil de» Kantons Zürich, »u und in bchasfhaus«« gibt «» zum Neujahr <;lgg»l.Mann»n. Da» find ,«t .., le mlt gllvtelzlen Velnen dastehen und «M 'Augen Wacholdllb««««, ln ble Welt guck,«. «lnd»« «« «»ul«ch«»»o«a»n einen G,iltl.«enz. einen V«»andtm de» «lgg«Hl««N«. 2er Crllll. »enz ist d«» Solothurn«« so htilig. »i« demHürcher Tirggell 4l»d «ln« alle «Nische Geft Luzern sagt. .M, d'I»«aelite Egypte >;».^ hei.» ne Grlttbenz n»it.n« gnoh und heLne l de« l,«i.si «littiöenz «it.ne gnoh und heikle i de« Wllesti «'«««'. Na« eck)«««» ^l«!«« Finlwezzn, !' . .' ,. Neue Zürcher Zeitung vom 24.12.1939

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Page 1: LuMner - Neue Zürcher Zeitung

LuMner ÜebluchenVon «di «cheldegger.Tobl««

De» vorwlihnachtllche Vtraßenbummttr findet lnLuzein in allen Bäcker«»««, Nond«lol«l«n. sogar inKonsu«. und Lebln«««telgtlchält»n. »und« dunkel»braun« Kuchen, ohne Novel und ve«zl«tung. klebrig,glänzend und formlich im «nsehen schon

«Ürzig: die2uzerne«.lltbluchen.

Jedes Kind ltnnl Ne. lebe« liebt fie. und viel«viele backen sie selb»«, «in uralte« Bauerngebäck.

ausdem Lande, in jeder

währschaften Bauernfamilie nochselbe« gebacken, von Urahne. Großmutter. Mutterübernommen. Hai er sich ln unverändert« Form und«ckMackhasliglelt übertragen. Wer ihn nicht selberbackt, bringt

ihn dem Bäcker und de« nimmt bereit»willig all die anvertrauten braunen Weihnachts»lücken ln dle Backhihe seines Ofens aus.Ursprünglich wurde der Lebluchen nur im Epüt»

herbst und in der Adventszeltgebacken, immer mehr

aber wurde er das Iah« hindurch verlangt und ge»gessen, und heut« ist er in der Stadt lederzelt zulausen. Es gibt aber viel«, die sich den festlichen Duft«in« solchen

«»hergebrachten Weihnachtsgebäck«?

nicht durchunzeitigen

Gebrauch abschwächen lassenwollen, und manche« verzichtet dann darauf, um denGenuß de« Weihnachtszeit mit Lebluchen zu«Ü«z«n.

Und wirklich würzen kann dies braun« Gebäck,

denn welch «ln Nohlg««uch ist mit hlnelng,mengt:de« dickflüssige.

duNtelbraUN'lllheVl«n«nhonlg. der

von den Dauern au» dem VirnenMost solang« «in»gesotten wird, bl« er «in» zäh«HonlgmaNe bildet.

S«in Geruch ist unbeschreiblich und verseht michzurück ln dle Kinderzelt und ln» Elternhaus, woheute noch

jedes Iah« Bienenhonig gelocht wird undfü« jede» ß»mlll«ngll«d «ln Tops davon abfällt. Zudl«s«m Blrnenhonig lomtnt Ilmt. Oternani». Ko»riano«. Ing»«, Muskatblüten, Nägeli, alle» in

Pulverform, Wille« Zitronat, vrangeat. .Anle. Nidl«Milch und Jucket' und als Treibmittel Natron. Dieseganze Musterkarte kräftiger Zutaten hat mir derfreundliche Lebkuchenmann im weißen Zuckerbäcker»litte! verraten. Und was wichtig

ist. daß der Genußvoll wird: erst einige Tage alt. wenn all dle löst»lichen Zutaten sich recht

vermengthaben und den

Kuchendurchdringen, bann ist er mundgerecht. Der

Luzerner weiß dos und richtet sich so «ln; Lebluchenzum Verschicken

verpackt er frisch -- bls ans Zielgelang», sind fie .im stadium", zumEigenverbrauch

weiß er ein trocken.luhles Plätzchen Und im guten

Moment wird er aufgetischt.

Heute habe ich mich in der Backstube de« LuzernerBäckerei hug umgeschaut, wo täglich hundert« vonbraunen Lebluchen aus der Öfenhih« herauskommenMit eine« geschmeidigen Artigkeit, geradezu mi!virtuoser Eleganz, schwingt

sie der Naturbursche aueinen Gitterrost, taucht eme langhaarige Bürste tle!in den glänzenden Nirnenhonig unl» unter flintenDrehen, wie der Teller auf der Töpferscheibe,

streif!der Lebluchen die safttriefende Bürste und komm!mlt dunkelbraunem Glanz und «lnem Duft, d« weil,,nachtsstlmmung herzaubllt. auf daß l«ock»ng«ft«ll,

wo er ln slelh und Gl»»o aus sein«verpackung

wartet.Warum heiß» diese «und« bußlgtelt

Lebluch»«früher auch Lebzelten? Leb. lateinisch libuln. ist Fla<;den, und zellen ist «in flach««, dünne« Kuchen, nochmanchenorts für Nähe. z.V. .Kümlzelt«'. .Zlebele«zelte" verwendet.

Durchtränkt von fühem Honigduft und dem wllrzigen Drum und Drin, im Arm «ln rundes, braunesProbestück ln weiß« Umhüllung, trete ich aus diegraue Straße der Kriegs»Weihnacht, ein Stücklein unverfärbten Weihnachtsbrauch im Arm.

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tltrjfipf unfl anrdBtggt; ttntfittamt . . . tlttQtSai

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HertTchafflützeltraf a« Parade,platz «ln« be>;

kannt« Dame. Undda es gerade

Weihnachten warund « eine ge»

schiit«V«m«ltung

machen wollte,sagte t« spöttisch,«, s,i doch

lustig,

daß die HülcherWei

und Neujahr leine Lebluchenh«rz»nback,». sondern

Ei«rzöps« ... Zürl.IöpflDa «» «« ab«« schlecht anl Ersten« einmal, fagte

die Dame, geb« es .Zöpfe in der ganzen Schweiz, inganz Europa, in de« gan»

«n wtlt. Zweitens aber selde« Vraulh. auf Weihnach»»en und Neujahr Zspf« aU<;

T«ia zu backen, lchon Ur»alt." s««t« ve«Schafflützel, de« «laenlUHl«in« Antwort «lwaltnhatt». ..jetzt kommen dl«alten Griechen und «bm«.die alten Germanen, «allde«««oß« und fo well»«...man lnmt da» ja von d«Schule he«l' «««

Die Dame ließ ab«« nicht lock»« und hielt demspihmäuligen Herrn einen Vortrag über Eierzöpse

und Anlenweggen, über Gipfel und weggli, Mxgerliund Vlutschll. Gtlltldlnze«. «llggennnnne« undandere« Gebäck. Herr Schaffroth H0rt« z«hn Minutenlang aufmerksam und etwa« beschämt zu. Dann abersagte er auf einmal: .Aha, da habt» «lr'sl... ausbloßem Geiz »erden eigentlich

dl«f«IVpf« und Ringe

gebäck«».'

«« ist tatsächlich so: uns«« festlich»» Glbilck stamm»au« d«r H»ib«nzeit und »a« ursprünglich

Ersatz fü«M»nschen» und li««opf«l. fll« lVel^eaaben vonschmuck usw. Ganz «»fonder« d»r Ll«rzovs ist «lnfolch«« »Vttllvlltl«««'. «chon di« Gllechen undRom««, di« all»« »egypte« und dl« Oennanen opf««»

»nl UlsplünglichM«ns«h»n.

spst«« ab«« Ivpf« undVchnüre au» Vl«nsche«haal»n. Und schließlich . . . dochnein, de« U«ih« nach!

Wenn zu« V»lfpl«l dle Grlechen aus »ln« Meer,fahrt ln Stur« und Gefah« lanlen. n»«fen st« «in»Jungfrau ob« »inen Knaben ln» Wafs«. mn demWasstlgott Poftidlon .da» ««lnlg»' «u geben. Gp«««»utdtn nu« noch

abgeschnitten« Hllps».baalbülchel

usw.geopltlt. »a« »klche »a, »« stall »el ««en»

fellln. nicht bloß v»«1ien »«leckjen. f«,d»«n blfond»«»auch bei den alten Germann,, dl« »» nebenbel bemerkt

fast lein «««« tränten. soNd»«n Meth: Hmllgweln.

.Wa« soll ich »elnnn Mann auf de»hausen

folgen, da « nun gestorben ist?' fdie Glnnanensrau. .Da» Lebt« »st doch sv

Aber3°pfwiederchen zum Beigefahr

zum

Ich stecht« einen Gürtel aus meinen Haaren, den taner zum Andenken mit ins Grab nehmen. 0d« e» inoch einfach«, wenn ich ihm mllnen Hopf «ilgebedann kann «r einen OlMll nach seinem Geschmacksiecht««.- Zelt hat « lttzu."

Und wenn die Z«t>;«« Wintersonnenwende kamPriester un

du dle fchönauch zufrieden

lange, bis so «ldie Mensch,

fo. Dl« ««i«.au» ßtu«n»»

..wellte» einen 0pf««st«i

EhrenHoseidon». Fchtt» und Tochttr bthielten ihreHaarschmuck, und Poseidon 0»la« z»«i schone, kunstvoll geflochttne Zopf« au» Marmor. Di« konnt«« d.Motten nicht fressen!'

Die Germanen hatten keinen Marmor: aber auchfie wußten sich zu helfen. Zu« Zeit de« Wintersonne»wende opferten

sie Göttern und Toten lein« Frauenund Mädchen «ehr. auch leine Tiere und Schmuckfachen. Si« machten

Zöpfe aus Teig.

Auf diefe Weisesparte man allerlei und lonN

sozusagen ptlsönlich am 0pse«teilnehmen. Man lonn«

völ» i»«m gvvf. von «K«MSchuulllllng glelH ein ha!

bes Dutzend ln den Vackosen schieben unb dann d,überschüssigen Stück« selber «fsen. Ein Zopf für diGötter, einer für den Priester als .Müsterli", drei füdm Haushalt! 0l«r zwtl

Armspangen au, Tela füTante ßlllla. zw«l fNr den H e r rn Pfarrer, zwei füj»be« «lind i« Häusl

I»hrhund»«t« «nd Iahrtaufend«»«gingen. Man

halt, den urlprllnglichn. «in« d,» opferM. und

Und da de« fllnt« tzllsth als Zeichende,

schnellenLaufes von Zeit und Sonn« galt, blieb man auch beimheidnischen Gebäck in dl« Form von Hirschgeweihen

Man denke zumBeispiel an unsere

gezackten Ankenweggen. Und wer weih, ob bl« .«adener Chräbeli'nicht ,ln hirschgeweih darstelle«, obwohl ihr Namauch von ein« Vogelllaue (Chräbel) lommen konnteUebllgen». da bei heidnischen Hochzeiten osl die Zopf

d« Braut, dle Haar, de»bräutigams geopfert würden

gehörennoch heute

L.erzöpfe und Eierkränze zu einerrecht,« Vauernhochzeil.

Da« shrlstentum übernahmNugerwclse dle ur

alten Gebäckformen, »elche elne Vätergeneration derandern überliefert halte. Doch tamen noch ein paarneue ssotmen dazu. Zum »eifplel da» Kleingebäck inKreuzform (auch dl« schiltweggen gehören dazu) unddie yestbrote, denen «an besondere

Segensltaft gab

indem man sie durch Einschnitt« m Kreuzform v«r>;ziert,. In vielen Gegenden d« Schweiz »st es noäheute Brauch, daß der Hausvater vor dem Anfchneiden elne« Brotes mit d»m Messer e!n Paar Kreuze indie Rinde rlht.

Die Sachsenbehaupten,

daß ihre berühmten Weih»nachtsstollen in Wirklichkeit da» Lhristlind darstellenNun . . . vielleicht sind auch unsere süß und «lch gefüllten, sorgsam gewickelten .Vln»Negge' «in Vymbode» Kindllln» von bethlehem.

Ein alt»» Klosteraebäck stellt«ursprünglich

zwei an,dächtig gekreuzte Arme dar ... .«,«««>;!«' . . . undist heute als .Vntzel' überall bllannt. In Züriäwaren die Vreheln und di« aus zwei

T«igsträngenae»

wundenen .Simel'sllna' aus feinem Scmmelmehl seitJahrhunderten seh« beliebt. Noch l 79« stand am Aus»gang de« Niederdorfes ein tzaus .zu« Olmelrlng'

. .nahe bei den häusern .zum Brotkorb' und .zum Weißweggen'. Vli on b«ühmt»n Hz«l»b«is«l),t nahmenübrigens die Zürcher dreihundert Simelrmg als Geschen! für die Straßburgertinder mit!

Im Kloster St. Gallen, wo ums Jahr 800 herumdle Mönche einfach .zw«l Mue» und «ln Pfund Brot'als tägliche NahluNg «hielten, kamen zwel Jahr»Hunderle

später mehr als zehn Arlen Vrot und Gebäl!auf den Tisch. Ekkehart IV. hat vor neunhundert Iahren verschiedene «tlschslüen'

ausgeschrieben, aus denenman sieht, waz die Moilche zu essen bekamen. Manegnele

nicht nur dle großen und kleinen Vrote. son>;ern auch das Kleingebäck, die .aufgewärmten Brote'und sogar die Brosamen.

Ekkehart erwähnt auch das halbmondförmige <;3c

back, »elches wir Wiene« oder Pariser Gipfel nennen!Allgemein

erzählt man sonst eme Geschichte aus derZeil, da Wien von den Türlen belagert wurde. ZumAndenken an dle Vesrelung der Ltaol sollen die Nie»

ner Bäcker nachher .lullische Halbmonde', eben diebekannten Gipfel .erfunden' haben. Aber ... dieMönche zu St. «allen hatten schon im Iah« l«0 Glp>;

el zum«onnlagstasfee.

Elettra«,,, abwechselnd mit Beeren und .n/llszgerll'

bestnlt. find an vielen Viten der Tchweiz ein belieb«,«»stengelchen!. I« ««mental verehren die hablich»«lauern ihren

»ngehytlgen Und Golt«ntmd««n sogarEierringe. dl» «lt «veisränllern besteck» sind. Anlürich, und wohl auch ln andern Tellen der Schweiz,

chenlen dl« Bäcker ihren «lunden zu« Neujahr Eier»öpfe oder Anl,n»«ggen. Die Zelten der fünfzehn-'fündigen Zöps», von denen man in alten Geschichtenlest, find allerdings vorbei!

Im Zürcher Oberland gehören außer Wähen undNiinenbrot auf alle ställe

llleiringezum

Neujahrs»

fsen. Sie sind oft nnt Butter und honigbestrichen.

mit Mandeln bestreut und fo weiter. Der Zürcherlat verbot I5V9 b»n Bäckern. .Eierweggen. Kränze

und Ringe' ander» als auf Bestellungzu mache«. In

Luzern wurde lSlO verordnet. Eierringe dürfen in Zu.unf» nur zum Vt. Nlllausentag.

Weihnachten undleujah« auf den Markt gtblacht werden . . . .weil sonstolche» dt« gemeinen Mann schädlich sei'.Uebilgen« waren die Luzerner auch berühmt fürh« Vchnltzbrol. In «in,« alten Kalender steht. Her»

zog Leopold von vest«r»lch. der »zum Verwundere esrüslig»

Ochleckmul"gewesen

sei. habe vor d»t schlacht«i Sempach .CHäsHhueche und Sckmihbtot, wie«

«macht wlld in Luzern, weioli packt,ach sür sys

Et »ü«d» viel zu wlll führen, dl« hundert ArtenKleingebäck aufzuzählen, dle in der Schweiz üb« Neil,.nachten Und Neusah, ausg«»ischt »erden. Da sind d,e

Inntilchwelze«Mugerl» nNd Mutschli, dl,

verschiede»en Vlulren und Morten, die Schnegge« und Mü»li.i« ««Murat» GchnHgen. die zu

vl,rt l«uzs0n»liaverbund«« lmd ... d« sslad,n. Hale,rli. «igiNösl»und so

welle«, »n villen Orten werden auch >;«edli'gebacken, handgroß«

saß»lteigräd««. di« wohl auf dle

ethnischen «Nn»n««de« zurückgehen. G0t»i.V«stlind Exam«nw^g«n, thilblbrol und Ehilbiweggen.!»ll,«w«ggli ln allen nu« denkbaren ssonnen: K«euz».!»pfl«. MU»ll und Hafnl. kpatz»« und Guge»«annl»

lndet man überall. In Herlsau gibt e» am Ileuiah«Plyle.Vrot' ... ein flache» Brot au» feine» Mehl.a« in der Mitte «in paar Teigfchnörlel hat. di« »»Hlin Sonnenrad darstellen, dessen Rand nb« «it «Mmein geflochtenen Teigzopf eingefaßt

ist. Als« NUch wl«.er etwa» aU<; der Heldenzeit!

In ein»« Teil de» Kantons Zürich,»u und in bchasfhaus««

gibt«» zumNeujahr <;lgg»l.Mann»n. Da» find ,«t ..,

le mlt gllvtelzlen Velnen dastehen und «M 'Augenu» Wacholdllb««««, ln ble Welt guck,«.

l« «lnd»« «« «»ul«ch«»»o«a»n einen G,iltl.«enz.

einen V«»andtm de» «lgg«Hl««N«. 2er Crllll.»enz ist d«» Solothurn«« so

htilig. »i« demHürcherd« Tirggell 4l»d «ln« alle «Nische GeftLuzern

sagt. .M, d'I»«aelite u» Egypte >;».^

hei.» ne Grlttbenz n»it.n« gnoh und heLne l de«l,«i.si n« «littiöenz «it.ne gnoh und heikle i de«

Wllesti «'«««'. Na«eck)«««»

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Finlwezzn,

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Neue Zürcher Zeitung vom 24.12.1939