lumner - neue zürcher zeitung
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LuMner ÜebluchenVon «di «cheldegger.Tobl««
De» vorwlihnachtllche Vtraßenbummttr findet lnLuzein in allen Bäcker«»««, Nond«lol«l«n. sogar inKonsu«. und Lebln«««telgtlchält»n. »und« dunkel»braun« Kuchen, ohne Novel und ve«zl«tung. klebrig,glänzend und formlich im «nsehen schon
«Ürzig: die2uzerne«.lltbluchen.
Jedes Kind ltnnl Ne. lebe« liebt fie. und viel«viele backen sie selb»«, «in uralte« Bauerngebäck.
ausdem Lande, in jeder
währschaften Bauernfamilie nochselbe« gebacken, von Urahne. Großmutter. Mutterübernommen. Hai er sich ln unverändert« Form und«ckMackhasliglelt übertragen. Wer ihn nicht selberbackt, bringt
ihn dem Bäcker und de« nimmt bereit»willig all die anvertrauten braunen Weihnachts»lücken ln dle Backhihe seines Ofens aus.Ursprünglich wurde der Lebluchen nur im Epüt»
herbst und in der Adventszeltgebacken, immer mehr
aber wurde er das Iah« hindurch verlangt und ge»gessen, und heut« ist er in der Stadt lederzelt zulausen. Es gibt aber viel«, die sich den festlichen Duft«in« solchen
«»hergebrachten Weihnachtsgebäck«?
nicht durchunzeitigen
Gebrauch abschwächen lassenwollen, und manche« verzichtet dann darauf, um denGenuß de« Weihnachtszeit mit Lebluchen zu«Ü«z«n.
Und wirklich würzen kann dies braun« Gebäck,
denn welch «ln Nohlg««uch ist mit hlnelng,mengt:de« dickflüssige.
duNtelbraUN'lllheVl«n«nhonlg. der
von den Dauern au» dem VirnenMost solang« «in»gesotten wird, bl« er «in» zäh«HonlgmaNe bildet.
S«in Geruch ist unbeschreiblich und verseht michzurück ln dle Kinderzelt und ln» Elternhaus, woheute noch
jedes Iah« Bienenhonig gelocht wird undfü« jede» ß»mlll«ngll«d «ln Tops davon abfällt. Zudl«s«m Blrnenhonig lomtnt Ilmt. Oternani». Ko»riano«. Ing»«, Muskatblüten, Nägeli, alle» in
Pulverform, Wille« Zitronat, vrangeat. .Anle. Nidl«Milch und Jucket' und als Treibmittel Natron. Dieseganze Musterkarte kräftiger Zutaten hat mir derfreundliche Lebkuchenmann im weißen Zuckerbäcker»litte! verraten. Und was wichtig
ist. daß der Genußvoll wird: erst einige Tage alt. wenn all dle löst»lichen Zutaten sich recht
vermengthaben und den
Kuchendurchdringen, bann ist er mundgerecht. Der
Luzerner weiß dos und richtet sich so «ln; Lebluchenzum Verschicken
verpackt er frisch -- bls ans Zielgelang», sind fie .im stadium", zumEigenverbrauch
weiß er ein trocken.luhles Plätzchen Und im guten
Moment wird er aufgetischt.
Heute habe ich mich in der Backstube de« LuzernerBäckerei hug umgeschaut, wo täglich hundert« vonbraunen Lebluchen aus der Öfenhih« herauskommenMit eine« geschmeidigen Artigkeit, geradezu mi!virtuoser Eleganz, schwingt
sie der Naturbursche aueinen Gitterrost, taucht eme langhaarige Bürste tle!in den glänzenden Nirnenhonig unl» unter flintenDrehen, wie der Teller auf der Töpferscheibe,
streif!der Lebluchen die safttriefende Bürste und komm!mlt dunkelbraunem Glanz und «lnem Duft, d« weil,,nachtsstlmmung herzaubllt. auf daß l«ock»ng«ft«ll,
wo er ln slelh und Gl»»o aus sein«verpackung
wartet.Warum heiß» diese «und« bußlgtelt
Lebluch»«früher auch Lebzelten? Leb. lateinisch libuln. ist Fla<;den, und zellen ist «in flach««, dünne« Kuchen, nochmanchenorts für Nähe. z.V. .Kümlzelt«'. .Zlebele«zelte" verwendet.
Durchtränkt von fühem Honigduft und dem wllrzigen Drum und Drin, im Arm «ln rundes, braunesProbestück ln weiß« Umhüllung, trete ich aus diegraue Straße der Kriegs»Weihnacht, ein Stücklein unverfärbten Weihnachtsbrauch im Arm.
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tltrjfipf unfl anrdBtggt; ttntfittamt . . . tlttQtSai
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HertTchafflützeltraf a« Parade,platz «ln« be>;
kannt« Dame. Undda es gerade
Weihnachten warund « eine ge»
schiit«V«m«ltung
machen wollte,sagte t« spöttisch,«, s,i doch
lustig,
daß die HülcherWei
und Neujahr leine Lebluchenh«rz»nback,». sondern
Ei«rzöps« ... Zürl.IöpflDa «» «« ab«« schlecht anl Ersten« einmal, fagte
die Dame, geb« es .Zöpfe in der ganzen Schweiz, inganz Europa, in de« gan»
«n wtlt. Zweitens aber selde« Vraulh. auf Weihnach»»en und Neujahr Zspf« aU<;
T«ia zu backen, lchon Ur»alt." s««t« ve«Schafflützel, de« «laenlUHl«in« Antwort «lwaltnhatt». ..jetzt kommen dl«alten Griechen und «bm«.die alten Germanen, «allde«««oß« und fo well»«...man lnmt da» ja von d«Schule he«l' «««
Die Dame ließ ab«« nicht lock»« und hielt demspihmäuligen Herrn einen Vortrag über Eierzöpse
und Anlenweggen, über Gipfel und weggli, Mxgerliund Vlutschll. Gtlltldlnze«. «llggennnnne« undandere« Gebäck. Herr Schaffroth H0rt« z«hn Minutenlang aufmerksam und etwa« beschämt zu. Dann abersagte er auf einmal: .Aha, da habt» «lr'sl... ausbloßem Geiz »erden eigentlich
dl«f«IVpf« und Ringe
gebäck«».'
«« ist tatsächlich so: uns«« festlich»» Glbilck stamm»au« d«r H»ib«nzeit und »a« ursprünglich
Ersatz fü«M»nschen» und li««opf«l. fll« lVel^eaaben vonschmuck usw. Ganz «»fonder« d»r Ll«rzovs ist «lnfolch«« »Vttllvlltl«««'. «chon di« Gllechen undRom««, di« all»« »egypte« und dl« Oennanen opf««»
»nl UlsplünglichM«ns«h»n.
spst«« ab«« Ivpf« undVchnüre au» Vl«nsche«haal»n. Und schließlich . . . dochnein, de« U«ih« nach!
Wenn zu« V»lfpl«l dle Grlechen aus »ln« Meer,fahrt ln Stur« und Gefah« lanlen. n»«fen st« «in»Jungfrau ob« »inen Knaben ln» Wafs«. mn demWasstlgott Poftidlon .da» ««lnlg»' «u geben. Gp«««»utdtn nu« noch
abgeschnitten« Hllps».baalbülchel
usw.geopltlt. »a« »klche »a, »« stall »el ««en»
fellln. nicht bloß v»«1ien »«leckjen. f«,d»«n blfond»«»auch bei den alten Germann,, dl« »» nebenbel bemerkt
fast lein «««« tränten. soNd»«n Meth: Hmllgweln.
.Wa« soll ich »elnnn Mann auf de»hausen
folgen, da « nun gestorben ist?' fdie Glnnanensrau. .Da» Lebt« »st doch sv
Aber3°pfwiederchen zum Beigefahr
zum
Ich stecht« einen Gürtel aus meinen Haaren, den taner zum Andenken mit ins Grab nehmen. 0d« e» inoch einfach«, wenn ich ihm mllnen Hopf «ilgebedann kann «r einen OlMll nach seinem Geschmacksiecht««.- Zelt hat « lttzu."
Und wenn die Z«t>;«« Wintersonnenwende kamPriester un
du dle fchönauch zufrieden
lange, bis so «ldie Mensch,
fo. Dl« ««i«.au» ßtu«n»»
..wellte» einen 0pf««st«i
EhrenHoseidon». Fchtt» und Tochttr bthielten ihreHaarschmuck, und Poseidon 0»la« z»«i schone, kunstvoll geflochttne Zopf« au» Marmor. Di« konnt«« d.Motten nicht fressen!'
Die Germanen hatten keinen Marmor: aber auchfie wußten sich zu helfen. Zu« Zeit de« Wintersonne»wende opferten
sie Göttern und Toten lein« Frauenund Mädchen «ehr. auch leine Tiere und Schmuckfachen. Si« machten
Zöpfe aus Teig.
Auf diefe Weisesparte man allerlei und lonN
sozusagen ptlsönlich am 0pse«teilnehmen. Man lonn«
völ» i»«m gvvf. von «K«MSchuulllllng glelH ein ha!
bes Dutzend ln den Vackosen schieben unb dann d,überschüssigen Stück« selber «fsen. Ein Zopf für diGötter, einer für den Priester als .Müsterli", drei füdm Haushalt! 0l«r zwtl
Armspangen au, Tela füTante ßlllla. zw«l fNr den H e r rn Pfarrer, zwei füj»be« «lind i« Häusl
I»hrhund»«t« «nd Iahrtaufend«»«gingen. Man
halt, den urlprllnglichn. «in« d,» opferM. und
Und da de« fllnt« tzllsth als Zeichende,
schnellenLaufes von Zeit und Sonn« galt, blieb man auch beimheidnischen Gebäck in dl« Form von Hirschgeweihen
Man denke zumBeispiel an unsere
gezackten Ankenweggen. Und wer weih, ob bl« .«adener Chräbeli'nicht ,ln hirschgeweih darstelle«, obwohl ihr Namauch von ein« Vogelllaue (Chräbel) lommen konnteUebllgen». da bei heidnischen Hochzeiten osl die Zopf
d« Braut, dle Haar, de»bräutigams geopfert würden
gehörennoch heute
L.erzöpfe und Eierkränze zu einerrecht,« Vauernhochzeil.
Da« shrlstentum übernahmNugerwclse dle ur
alten Gebäckformen, »elche elne Vätergeneration derandern überliefert halte. Doch tamen noch ein paarneue ssotmen dazu. Zum »eifplel da» Kleingebäck inKreuzform (auch dl« schiltweggen gehören dazu) unddie yestbrote, denen «an besondere
Segensltaft gab
indem man sie durch Einschnitt« m Kreuzform v«r>;ziert,. In vielen Gegenden d« Schweiz »st es noäheute Brauch, daß der Hausvater vor dem Anfchneiden elne« Brotes mit d»m Messer e!n Paar Kreuze indie Rinde rlht.
Die Sachsenbehaupten,
daß ihre berühmten Weih»nachtsstollen in Wirklichkeit da» Lhristlind darstellenNun . . . vielleicht sind auch unsere süß und «lch gefüllten, sorgsam gewickelten .Vln»Negge' «in Vymbode» Kindllln» von bethlehem.
Ein alt»» Klosteraebäck stellt«ursprünglich
zwei an,dächtig gekreuzte Arme dar ... .«,«««>;!«' . . . undist heute als .Vntzel' überall bllannt. In Züriäwaren die Vreheln und di« aus zwei
T«igsträngenae»
wundenen .Simel'sllna' aus feinem Scmmelmehl seitJahrhunderten seh« beliebt. Noch l 79« stand am Aus»gang de« Niederdorfes ein tzaus .zu« Olmelrlng'
. .nahe bei den häusern .zum Brotkorb' und .zum Weißweggen'. Vli on b«ühmt»n Hz«l»b«is«l),t nahmenübrigens die Zürcher dreihundert Simelrmg als Geschen! für die Straßburgertinder mit!
Im Kloster St. Gallen, wo ums Jahr 800 herumdle Mönche einfach .zw«l Mue» und «ln Pfund Brot'als tägliche NahluNg «hielten, kamen zwel Jahr»Hunderle
später mehr als zehn Arlen Vrot und Gebäl!auf den Tisch. Ekkehart IV. hat vor neunhundert Iahren verschiedene «tlschslüen'
ausgeschrieben, aus denenman sieht, waz die Moilche zu essen bekamen. Manegnele
nicht nur dle großen und kleinen Vrote. son>;ern auch das Kleingebäck, die .aufgewärmten Brote'und sogar die Brosamen.
Ekkehart erwähnt auch das halbmondförmige <;3c
back, »elches wir Wiene« oder Pariser Gipfel nennen!Allgemein
erzählt man sonst eme Geschichte aus derZeil, da Wien von den Türlen belagert wurde. ZumAndenken an dle Vesrelung der Ltaol sollen die Nie»
ner Bäcker nachher .lullische Halbmonde', eben diebekannten Gipfel .erfunden' haben. Aber ... dieMönche zu St. «allen hatten schon im Iah« l«0 Glp>;
el zum«onnlagstasfee.
Elettra«,,, abwechselnd mit Beeren und .n/llszgerll'
bestnlt. find an vielen Viten der Tchweiz ein belieb«,«»stengelchen!. I« ««mental verehren die hablich»«lauern ihren
»ngehytlgen Und Golt«ntmd««n sogarEierringe. dl» «lt «veisränllern besteck» sind. Anlürich, und wohl auch ln andern Tellen der Schweiz,
chenlen dl« Bäcker ihren «lunden zu« Neujahr Eier»öpfe oder Anl,n»«ggen. Die Zelten der fünfzehn-'fündigen Zöps», von denen man in alten Geschichtenlest, find allerdings vorbei!
Im Zürcher Oberland gehören außer Wähen undNiinenbrot auf alle ställe
llleiringezum
Neujahrs»
fsen. Sie sind oft nnt Butter und honigbestrichen.
mit Mandeln bestreut und fo weiter. Der Zürcherlat verbot I5V9 b»n Bäckern. .Eierweggen. Kränze
und Ringe' ander» als auf Bestellungzu mache«. In
Luzern wurde lSlO verordnet. Eierringe dürfen in Zu.unf» nur zum Vt. Nlllausentag.
Weihnachten undleujah« auf den Markt gtblacht werden . . . .weil sonstolche» dt« gemeinen Mann schädlich sei'.Uebilgen« waren die Luzerner auch berühmt fürh« Vchnltzbrol. In «in,« alten Kalender steht. Her»
zog Leopold von vest«r»lch. der »zum Verwundere esrüslig»
Ochleckmul"gewesen
sei. habe vor d»t schlacht«i Sempach .CHäsHhueche und Sckmihbtot, wie«
«macht wlld in Luzern, weioli packt,ach sür sys
Et »ü«d» viel zu wlll führen, dl« hundert ArtenKleingebäck aufzuzählen, dle in der Schweiz üb« Neil,.nachten Und Neusah, ausg«»ischt »erden. Da sind d,e
Inntilchwelze«Mugerl» nNd Mutschli, dl,
verschiede»en Vlulren und Morten, die Schnegge« und Mü»li.i« ««Murat» GchnHgen. die zu
vl,rt l«uzs0n»liaverbund«« lmd ... d« sslad,n. Hale,rli. «igiNösl»und so
welle«, »n villen Orten werden auch >;«edli'gebacken, handgroß«
saß»lteigräd««. di« wohl auf dle
ethnischen «Nn»n««de« zurückgehen. G0t»i.V«stlind Exam«nw^g«n, thilblbrol und Ehilbiweggen.!»ll,«w«ggli ln allen nu« denkbaren ssonnen: K«euz».!»pfl«. MU»ll und Hafnl. kpatz»« und Guge»«annl»
lndet man überall. In Herlsau gibt e» am Ileuiah«Plyle.Vrot' ... ein flache» Brot au» feine» Mehl.a« in der Mitte «in paar Teigfchnörlel hat. di« »»Hlin Sonnenrad darstellen, dessen Rand nb« «it «Mmein geflochtenen Teigzopf eingefaßt
ist. Als« NUch wl«.er etwa» aU<; der Heldenzeit!
In ein»« Teil de» Kantons Zürich,»u und in bchasfhaus««
gibt«» zumNeujahr <;lgg»l.Mann»n. Da» find ,«t ..,
le mlt gllvtelzlen Velnen dastehen und «M 'Augenu» Wacholdllb««««, ln ble Welt guck,«.
l« «lnd»« «« «»ul«ch«»»o«a»n einen G,iltl.«enz.
einen V«»andtm de» «lgg«Hl««N«. 2er Crllll.»enz ist d«» Solothurn«« so
htilig. »i« demHürcherd« Tirggell 4l»d «ln« alle «Nische GeftLuzern
sagt. .M, d'I»«aelite u» Egypte >;».^
hei.» ne Grlttbenz n»it.n« gnoh und heLne l de«l,«i.si n« «littiöenz «it.ne gnoh und heikle i de«
Wllesti «'«««'. Na«eck)«««»
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Finlwezzn,
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Neue Zürcher Zeitung vom 24.12.1939