marketingkonzept zur vermarktung einer neuen...
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Marketingkonzept
zur Vermarktung einer
neuen Brillentechnologie für
einen regionalen
österreichischen Fachoptiker
Bachelorarbeit
zur Erlangung des akademischen Grades Bachelor of Arts in Business
FH Oberösterreich Studiengang: Sozial- und Verwaltungsmanagement, Linz
Studienzweig Public Management
Verfasserin: Andrea Sommer Gutachterin: Mag. Dunja Köslich
Datum: Linz, 31. Mai 2013
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Eidesstattliche Erklärung
Ich erkläre an Eides statt, dass ich die vorliegende Bachelorarbeit mit dem Titel:
„Marketingkonzept zur Vermarktung einer neuen Brillentechnologie für einen regio-
nalen österreichischen Fachoptiker“ selbständig und ohne fremde Hilfe verfasst,
andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt und die den benutzten Quellen
entnommenen Stellen als solche gekennzeichnet habe. Die Arbeit wurde bisher in
gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt.
Linz, __________________________________
Aufgrund der leichteren Lesbarkeit wird in der folgenden Arbeit an manchen Stellen
auf eine geschlechterspezifische Unterscheidung verzichtet. Im Sinne des Gender
Mainstreaming sind aber natürlich sowohl männliche als auch weibliche Personen
damit gemeint.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
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Danksagung
Ich bedanke mich bei allen, die mich bei der Umsetzung und Erstellung der Ba-
chelorarbeit unterstützt haben.
Vor allem bedanke ich mich bei meiner Betreuerin, Frau Mag. Dunja Köslich, die
mich durch ihre praxisnahe Abhandlung in der Lehrveranstaltung für ein Marketing-
Konzept begeistert hat. Ihre wertvollen Anregungen während der Erstellung meiner
Arbeit haben mich stets beflügelt.
Besonders herzlich bedanken möchte ich mich bei der Geschäftsführerin von TOP-
OPTIK GmbH, Frau Mag. Maria Weglehner-Oberneder, die es mir ermöglichte, für
ihr Unternehmen das Vorprojekt durchzuführen und weiterführend daraus diese Ar-
beit zu erstellen. Sie hat mir ihr Know-How zur Verfügung gestellt und war stets be-
reit, mir Zahlen, Daten und Fakten zu liefern. Die Beschäftigung mit diesem Ge-
schäftsbereich war für mich sehr aufschlussreich.
Meiner ganzen Familie danke ich für das Verständnis, dass ich oft nicht ‚ansprech-
bar‘ war, weil ich Zeit und Ruhe brauchte. Besonders meinen Töchtern Viktoria und
Valentina verspreche ich, künftig wieder mehr gemeinsame Unternehmungen zu
machen.
Und zu guter Letzt all meinen Freundinnen und Freunden, die mich moralisch stets
unterstützt haben.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
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Kurzfassung
Das Unternehmen TOP-OPTIK GmbH, ein regionaler Fachoptiker mit fünf Filialen in
den Bezirkshauptstädten Freistadt, Rohrbach und Braunau, sowie in der Stadtge-
meinde Gallneukirchen (Bezirk Urfahr-Umgebung) und der Stadtgemeinde Mattig-
hofen (Bezirk Braunau), ist seit nunmehr 20 Jahren am Markt vertreten. Am Stand-
ort Freistadt wird eine eigene Werkstätte geführt, die alle Filialen betreut. Der Sitz
der Verwaltung ist in der Landeshauptstadt Linz.
Mit seinen vorwiegend weiblichen, fachlich sehr gut ausgebildeten Mitarbeiterinnen
hat das Unternehmen wegen seiner Kundenorientiertheit, des hohen Servicegrades
und des hohen Beratungsgrades eine große Stammklientel.
Der Augenoptikermarkt in Österreich ist grundsätzlich gesättigt. Es herrscht ein Ver-
drängungswettbewerb. Den traditionellen meist familiengeführten Fachoptiker-
Geschäften stehen nicht nur die Filialgeschäfte von Handelsketten wie Hartlauer,
Pearle oder Fielmann, sondern Diskonter wie Hofer oder auch das Internet mit
Webshop-Anbietern gegenüber.
Umso mehr engagiert sich TOP-OPTIK GmbH und legt höchste Qualitätsmaßstäbe
bei den Lieferanten, der Beratung in den Verkaufsgeschäften und des Services der
Werkstätte an.
Durch die Zusammenarbeit mit dem Weltmarktführer in der Brillenglastechnologie
bietet TOP-OPTIK GmbH ein innovatives Brillenglas zur Lösung von Sehproblemen
in mehreren Sehbereichen an.
Zur effizienteren Vermarktung dieser neuesten Brillentechnologie durch die TOP-
OPTIK Filialen soll diese Erarbeitung eines Marketingkonzeptes beitragen. Der Nut-
zen für TOP-OPTIK soll eine klare Positionierung durch einen Slogan sein, den die
Kunden sofort mit TOP-OPTIK verbinden.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
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Abstract
TOP-OPTIK GmbH was established in 1993 as a locally based shop-provider of
optical glasses. Today, there are five stores, each of them located at first-class in-
ner-city locations of the following regional cities: Freistadt, Rohrbach, Gallneu-
kirchen, Braunau and Mattighofen. Attached to the shop in Freistadt there is a glass
repair-shop serving all five affiliates. The Headquarter is situated in the Upper-
Austrian capital Linz.
With its mainly female personnel all of whom are highly trained and qualified in the
field of optometry, the company has a great number of faithful customers. Ever striv-
ing to offer innovative products and the latest trends on the market while providing
their customers with best service and the best information, however, it is facing
tough competition in this mature market.
Nevertheless, with the latest technology for correction of far-sightedness and pres-
byopia recently added to its product range, the company wants to stride ahead and
efficiently distribute this product.
The task of this bachelor thesis is to scrutinize the possibilities for TOP-OPTIK
GmbH by analysing the special needs and requirements of the target audience. The
benefit for TOP-OPTIK GmbH should be clear positioning and a unique and catchy
slogan that makes a link in the heads of the customers to TOP-OPTIK.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
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Inhaltsverzeichnis
Danksagung I
Kurzfassung II
Abstract III
Inhaltsverzeichnis IV-VI
Abbildungsverzeichnis VII
Tabellenverzeichnis VIII
Abkürzungsverzeichnis IX
1 Einleitung ........................................................................................................... 1
1.1 Problemstellung, Hinführung ....................................................................... 1
1.2 Forschungsfrage, Zielsetzung ..................................................................... 1
1.3 Aufbau ........................................................................................................ 2
1.4 Methodik ..................................................................................................... 3
2 Grundlagen eines Marketingkonzeptes .............................................................. 5
2.1 Analyse-Phase ........................................................................................... 9
2.1.1 Umwelt-Analysen ............................................................................... 10
2.1.1.1 Chancen-/Risiken-Analyse ................................................................ 10
2.1.1.2 Konkurrenz-Analyse .......................................................................... 11
2.1.2 Unternehmens-Analysen ................................................................... 11
2.1.2.1 Stärken-Schwächen-Analyse ............................................................. 13
2.1.2.2 Produkt-, Sortiments-Analyse ............................................................ 14
2.1.2.3 Zielgruppen-Analyse .......................................................................... 16
2.2 Ziele, Strategie und Positionierung ........................................................... 17
2.2.1 Strategieentwicklung ......................................................................... 19
2.2.2 Targeting ........................................................................................... 23
2.2.3 Positionierung .................................................................................... 24
2.3 Operative Detailplanung des Marketing-Mix ............................................. 27
2.3.1 Produkt- und Programmpolitik ........................................................... 28
2.3.2 Preis- und Konditionenpolitik ............................................................. 29
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
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2.3.3 Distributions- und Vertriebspolitik ...................................................... 31
2.3.4 Kommunikationspolitik ....................................................................... 33
2.3.5 Personal ............................................................................................ 38
2.3.6 Prozesse ........................................................................................... 38
2.3.7 Präsentation des Unternehmens ....................................................... 39
3 Struktur des österreichischen Augenoptikmarktes ........................................... 40
3.1 Fachoptiker ............................................................................................... 40
3.2 Filialketten ................................................................................................ 41
3.3 Ausbildung zum Fachoptiker ..................................................................... 42
3.4 Versorgungsgrad der Einwohner .............................................................. 43
3.5 Brillenträger in Österreich ......................................................................... 44
4 Praktische Anwendung des Marketing-Management Prozesses
am Beispiel eines Fachoptikers........................................................................ 46
4.1 Gruppeninterviews mit Leitfaden............................................................... 46
4.2 Informations-, Analysephase .................................................................... 47
4.2.1 Umweltanalyse .................................................................................. 47
4.2.1.1 Chancen-Risiken Analyse .................................................................. 47
4.2.1.2 Markt-Analyse ................................................................................... 49
4.2.1.3 Konkurrenzanalyse ............................................................................ 50
4.2.2 Unternehmensanalyse ....................................................................... 53
4.2.2.1 Stärken-Schwächen Analyse ............................................................. 55
4.2.2.2 Produkt-, Sortiments-Analyse ............................................................ 61
4.2.2.3 Zielgruppen-Analyse .......................................................................... 63
4.3 Konzeptionsphase, Strategie und Positionierung ...................................... 69
4.3.1 Strategieentwicklung des Unternehmens ........................................... 70
4.3.2 Segmentauswahl/Targeting ............................................................... 70
4.3.3 Positionierung .................................................................................... 72
4.4 Gestaltungsphase Marketing-Mix.............................................................. 79
4.4.1 Marketing-Mix .................................................................................... 80
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4.4.1.1 Produktpolitik ..................................................................................... 82
4.4.1.2 Preis- und Konditionenpolitik ............................................................. 83
4.4.1.3 Distributions- und Vertriebspolitik ...................................................... 83
4.4.1.4 Kommunikationspolitik ....................................................................... 84
4.4.1.5 Personalpolitik ................................................................................... 85
4.4.1.6 Politische Rahmenbedingungen ........................................................ 86
4.4.1.7 Präsentationspolitik ........................................................................... 86
5 Resümee und Empfehlungen .......................................................................... 87
5.1 Marketing-Mix Empfehlung ....................................................................... 88
5.2 Kommunikationspolitische Maßnahmenempfehlung ................................. 89
Literaturverzeichnis ................................................................................................. 91
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
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Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Marketing-Management Prozess ................................................................................ 6
Abbildung 2: Kreislaufmodell ........................................................................................................... 7
Abbildung 3: Ablauf Marketingkonzeption ....................................................................................... 8
Abbildung 4: Planung von Marketing-Konzeptionen ........................................................................ 9
Abbildung 5: SWOT ....................................................................................................................... 12
Abbildung 6: Kriterien Stärken/Schwächenprofil ........................................................................... 14
Abbildung 7: STP-Marketing ........................................................................................................... 19
Abbildung 8: verschiedene Marktsegmentierungen ....................................................................... 20
Abbildung 9: Muster der Zielmarktbestimmung ............................................................................. 24
Abbildung 10: 4 Marketing P's ....................................................................................................... 27
Abbildung 11: Produkt- und Programmpolitik ................................................................................ 28
Abbildung 12: Preisstrategien ........................................................................................................ 30
Abbildung 13: indirekter Absatzweg .............................................................................................. 32
Abbildung 14: Versorgungsgrad Einwohner mit Optiker vs. Augenarzt .......................................... 43
Abbildung 15: Eyecode Vermessung............................................................................................... 58
Abbildung 16: Unternehmensleitbild TOP-OPTIK ........................................................................... 94
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
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Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Kriterien Produkt-/Leistungs-Analyse ............................................................................ 15
Tabelle 2: Zielgruppen-Kriterien B2C .............................................................................................. 17
Tabelle 3: Marketingziele ............................................................................................................... 18
Tabelle 4: Prinzipien derPositionierung .......................................................................................... 26
Tabelle 5: Distributionswege .......................................................................................................... 32
Tabelle 6: Checkliste Kommunikationsstrategie ............................................................................. 35
Tabelle 7: Filialketten in Ö, 2011 .................................................................................................... 41
Tabelle 8: demographische Verbreitung der Brillenträger in Ö, 2011 ............................................. 45
Tabelle 9: CHANCEN - TOP-OPTIK ................................................................................................... 47
Tabelle 10: RISIKEN - TOP-OPTIK .................................................................................................... 48
Tabelle 11: jährliche Verkaufszahlen Brillen 2011/2010 ................................................................. 50
Tabelle 12: spezifische Geschäftswahl beim Brillenkauf ................................................................. 51
Tabelle 13: Regionale Mitbewerber TOP-OPTIK ............................................................................. 52
Tabelle 14: Organigramm TOP-OPTIK ............................................................................................. 53
Tabelle 15: Zuständigkeiten TOP-OPTIK ......................................................................................... 54
Tabelle 16: STÄRKEN Unternehmenspolitik TOP-OPTIK .................................................................. 55
Tabelle 17: STÄRKEN Produktpolitik TOP-OPTIK ............................................................................. 56
Tabelle 18: STÄRKEN Dienstleistungspolitik TOP-OPTIK ................................................................. 59
Tabelle 19: Schwächen TOP-OPTIK ................................................................................................. 60
Tabelle 20: Produktpalette TOP-OPTIK .......................................................................................... 61
Tabelle 21: Kundenstruktur TOP-OPTIK .......................................................................................... 65
Tabelle 22: Zielgruppen-Bündelung Teil 1 ...................................................................................... 67
Tabelle 23: Zielgruppen-Bündelung Teil 2 ...................................................................................... 68
Tabelle 24: Zielgruppen Segmentierung ......................................................................................... 70
Tabelle 25: Zielgruppensegmentierungsfragen............................................................................... 71
Tabelle 26: Überblick SWOT-Analyseergebnisse TOP-OPTIK ........................................................... 72
Tabelle 27: Freiformtechnologie Stärken/Schwächen .................................................................... 73
Tabelle 28: Matching Zielgruppen Bedürfnisse & Stärken TOP-OPTIK ............................................ 74
Tabelle 29: Positionierungsprinzipien TOP-OPTIK .......................................................................... 75
Tabelle 30: KEYWORDS Positionierung TOP-OPTIK ......................................................................... 77
Tabelle 31: Mögliche Slogans ......................................................................................................... 78
Tabelle 32: verstärkte Positionierung TOP-OPTIK ........................................................................... 79
Tabelle 33: Marketing-Mix Maßnahmenplan ................................................................................. 82
Tabelle 34: Zielgruppen Marketing-Mix ......................................................................................... 88
Tabelle 35: Zielgruppen Kommunikations-Empfehlung .................................................................. 89
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
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Abkürzungsverzeichnis
ADM Außendienst-Mitarbeiter
bes. besonders
B2C Business-to-Consumer
EKZ Einkaufszentrum
GF Geschäftsführung
i.d.R. in der Regel
KBF Key-Buying-Factors
KR Kommerzial Rat
MA Mitarbeiter
OEM Original Equipment Manufacturer
sog. sogenannt
SWOT Strengths/Weaknesses/Opportunities/Threats
(Stärken, Schwächen, Chancen, Risiken)
USP Unique Selling Proposition
tlw. teilweise
WK Wirtschaftskammer Österreich
WK OÖ Wirtschaftskammer Oberösterreich
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
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1 Einleitung
1.1 Problemstellung, Hinführung
Die österreichischen Fachoptiker sind in der Technologie von den Herstellern der
Gläser abhängig. Innovationen im Bereich der Korrekturgläser werden von den Her-
stellern nur sehr isoliert beworben. Die Geschäftsführung der Firma TOP-OPTIK
GmbH will für ihre Fachgeschäfte eine neu auf den Markt gekommene Brillenglas-
technologie vermarkten. Als regionaler Fachoptiker mit einem hochqualitativen Pro-
dukt am Markt zu reüssieren gegen die Nulleuro-Preispolitik der Filialketten ist eine
hohe Herausforderung. Im Alltag ist es für die Geschäftsführung oftmals zu zeitin-
tensiv, auf die komplexe Unternehmenssituation einzugehen, um Marketingziele, -
strategien und –maßnahmen festzulegen. Das entspricht der Erarbeitung einer Mar-
ketingkonzeption, welche den zahlreichen Aufgaben im Marketing einen übergeord-
neten Rahmen gibt.1 Die Kooperation mit einer Studentin der Fachhochschule Linz
zur Erstellung einer solchen Marketingkonzeption war hier willkommen. Im Rahmen
einer Projektarbeit wurde in der Zeit von September bis Dezember 2012 die Analy-
sephase durchgeführt. Die Strukturierung der Analyse-Ergebnisse, die Strategie-
entwicklung und Positionierung sowie die Maßnahmen zur Umsetzung des Konzep-
tes erfolgen im Zuge dieser Arbeit.
1.2 Forschungsfrage, Zielsetzung
Als Forschungsfrage für diese Bachelorarbeit ist die folgende Fragestellung definiert
worden:
Wie kann eine neue Brillentechnologie im regionalen österreichischen Fachoptikbe-
reich effektiver vermarktet werden?
Um die Forschungsfrage beantworten zu können, sind weitere Unterfragen dazu
erforderlich:
Wie kann aus den durchgeführten Analysen eine Strategie und Posi-
tionierung abgeleitet werden?
Welche operativen Marketing-Mix Instrumente können eingesetzt
werden, um die Strategie und Positionierung umzusetzen?
1 Vgl. Bruhn/Michalski (2005), 5.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
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Welche Maßnahmen der Kommunikationspolitik führen zur Vermark-
tung und Kundengewinnung für diese Brillentechnologie?
Daraus leitet sich die Zielsetzung dieser Arbeit ab, mit einem Marketingkonzept an
Hand des Marketing-Management-Prozesses die Vermarktung dieser neuen Brillen-
technologie effektiv umzusetzen. Dabei soll gleichzeitig der erfolgreiche Weg des
regionalen Fachoptikers unterstützt und Marktanteile erhöht werden.
Mit der Festlegung einer Marketingstrategie und der Erarbeitung eines operativen
Maßnahmenplanes sollen die Realisierung der strategischen Ziele möglichst er-
reichbar gemacht und die Vermarktung der neuen Brillentechnologie forciert wer-
den.
1.3 Aufbau
Diese Arbeit umfasst fünf Kapitel. Innerhalb dieser Einteilung ist sie unterteilt in zwei
Abschnitte:
theoretischer Ablauf und Aufbau eines Marketingkonzeptes und dessen
Bestandteile aufgrund von Literaturrecherche und Desktop-Research.
Praktische Anwendung des theoretischen Wissens für die Konzepterstel-
lung eines Marketingkonzeptes zur Einführung eines speziellen Produk-
tes für eine bestimmte Zielgruppe im Konsumgüterbereich B2C.
Nach der Einleitung mit einer Beschreibung der Ausgangslage, der Forschungsfrage
und der Zielsetzung sowie weiterer Erläuterungen im ersten Kapitel werden im zwei-
ten Kapitel der theoretische Aufbau und die Grundlagen eines Marketingkonzeptes
erörtert. Dies erfolgt anhand des Marketing-Management-Prozesses mit seinen
Phasen und Instrumenten. Das dritte Kapitel behandelt den österreichischen Au-
genoptikermarkt. In diesem Teil wird auf Expertengespräche Bezug genommen. Im
vierten Kapitel der Arbeit liegt die Gewichtung auf der praktischen Anwendung des
Marketing-Management-Prozesses am Beispiel des regionalen Fachoptikers TOP-
OPTIK GmbH. Nach den theoretischen Abläufen wird die Konzeptionierung ange-
wendet, wobei fertige Analyseergebnisse aus der Vorprojektphase einfließen. Häu-
fig wird dabei auf die Gruppeninterviews der Vorprojektphase Bezug genommen.
Die Strategie und Positionierung des Fachoptikers wird aufgrund der Analyse-
Erkenntnisse erarbeitet. Im Bereich der operativen Umsetzung mit Hilfe von Marke-
ting-Mix Instrumenten werden von der Autorin kreative Möglichkeiten aufgezeigt. Im
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letzten Kapitel erfolgen eine Schlussbetrachtung und Empfehlungen zur erfolgrei-
chen Vermarktung der speziellen Brillentechnologie.
1.4 Methodik
Zur Erarbeitung der theoretischen Grundlagen einer Marketing-Konzeption wird mit
umfassender Literaturrecherche begonnen. Dies dient dem Zweck der Definition von
Begriffsbestimmungen und soll darüber hinaus einen Überblick über die Thematik
der Marketingkonzeptionierung erbringen.
Für die Umsetzung der Aufgabenstellung wird von der Theorie her nach dem Marke-
ting-Management Prozess vorgegangen. Der Marketing-Management Prozess um-
fasst drei konzeptionelle Ebenen: die Analyse-, Strategie und Maßnahmenphase.2
Die Erarbeitung einer Marketing-Konzeption ist generell die Basis dafür, dass auf
diesen Ebenen abgestimmte Unternehmensentscheidungen getroffen werden kön-
nen. Die Planung der Marketing-Konzeption setzt jedoch umfangreiche Analysen
voraus.3 Die betreffenden Analysen, nämlich die Unternehmensanalysen und die
Umfeldanalysen, konnten in der Vorprojektphase erstellt werden und fließen nun
bereits fertig ein.
Das Verfahren dieser Arbeit ist die deduktive Methodik, die vom Generellen ausgeht
und sich auf fachspezifische Erkenntnisse ableiten lässt.
Zur Informationsbeschaffung für die Marktforschung können Daten der Sekundär-
und der Primärforschung herangezogen werden. Sekundärdaten sind bereits vor-
handene Daten aus Datenbanken, amtlichen Statistiken, Kammern, Verbänden,
Internet, usw., die Primärdaten sind noch nicht vorhanden und müssen erhoben
werden. Zur Erhebung eignet sich die Beobachtung, die teilnehmend, offen, aber
auch verdeckt und nichtteilnehmend sein kann. Eine weitere Methode der Primär-
forschung ist die Befragung, die mündlich, schriftlich, telefonisch oder per Internet
durchgeführt werden kann.4
Für die Analyse des Marketingumfeldes wurden Sekundärdaten einer von der Wirt-
schaftskammer Österreich in Auftrag gegebenen Studie über den österreichischen
Augenoptikmarkt 2011 herangezogen. Während der Projektmitarbeit bei der Firma
TOP-OPTIK GmbH wurden mehrere informelle Gespräche im Unternehmen sowie
2 Vgl. Becker (2002), 2f.
3 Vgl. Becker (2002), 189f.
4 Vgl. Füreder (2008), 26ff.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
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externe Expertengespräche geführt und in allen Filialen wurden Gruppeninterviews
mit Leitfaden abgehalten. Die Ergebnisse daraus sind in der praktischen Anwen-
dung miteingearbeitet.
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Sommer Andrea Seite 5
2 Grundlagen eines Marketingkonzeptes
Marketing wird von Kotler und Armstrong als Führungsaufgabe gesehen. Diese bei-
den Autoren können als „Pioniere“ bezeichnet werden, sie sind richtungsweisend für
den Denkstil und die Philosophie des Marketings. Die Auseinandersetzung mit dem
Phänomen Marketing von der Basis her und in der Reichweite, wie dies die Autoren
tun, veranlasst sie zu dem Schluss, dass durch die Breite des Aufgabenbereiches
und durch die weitreichenden Konsequenzen von Marketing-Entscheidungen, diese
von der obersten Unternehmensleitung zu übernehmen sind und nicht den unteren
Managementebenen überlassen werden können.5
Als die beiden Autoren 1987 ihr Buch „Marketing: eine Einführung“ schrieben, defi-
nierten sie den Begriff des Marketing-Managements folgendermaßen:6 „Marketing-
Management umfasst die Analyse, Planung, Durchführung sowie die Kontrolle von
Programmen, die dazu bestimmt sind, gewinnbringende Austauschprozesse mit
einer bestimmten Zielgruppe zu entwerfen, aufzubauen und zu erhalten, in der Ab-
sicht, die Unternehmensziele zu erreichen.“
Kotler, Keller, Bliemel definieren 2007 das Marketing Management wie folgt:7 „... ist
die Kunst und Wissenschaft, kreativ und durchdacht Wertschöpfungschancen durch
Angebote von Wert für die Kunden in definierten Zielmärkten zu erkunden, zu ana-
lysieren, zu konzipieren und mit strategischer Planung sowie Programmen durch
Austauschprozesse in möglichst nachhaltigen Beziehungen mit den Kunden ge-
winnbringend zu verwirklichen.“
Das Erschließen und Ausschöpfen aller internen und externen Potentiale eines Un-
ternehmens wird unter einer marktorientierten Führung verstanden.8
Unter dem Aspekt der marktorientierten Führung, zu der Aufgaben im Rahmen ei-
nes Marketing-Management-Prozesses zählen, vermittelt der gesamte Prozess dem
Marketingentscheider wichtige Unterstützung in einer systemischen Herangehens-
weise für die Erstellung und Umsetzung einer Marketingkonzeption.9
Der komplette Marketing-Management-Prozess mit seinen Aufgaben wird in der
nachfolgenden Abbildung schematisch dargestellt. Dabei wird im funktionalen Sinne
5 Vgl. Kotler/ Armstrong (1987) V.
6 Kotler/Armstrong, (1987), 15.
7 Kotler/ Keller/ Bliemel (2007), 31.
8 Vgl. Meffert/ Burmann/ Kirchgeorg (2008) 18.
9 Vgl. Meffert 1994b in Meffert/ Burmann/ Kirchgeorg (2008) 19.
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beschrieben, wie die speziellen Aufgaben und Prozesse innerhalb und außerhalb
des Unternehmens mit dem Marketing verbunden sind.10
Zu den klassischen Teilaufgaben des Marketing-Management-Prozesses zählen:
die Analysephase (Umwelt- und Unternehmens-Analyse) und Prognose
die strategische Marketingplanung und Positionierung
die operative Marketingplanung
die Realisation und die Kontrolle der Erfolgswirkungen.
Abbildung 1: Marketing-Management Prozess
11
10
Vgl. Meffert/ Burmann/ Kirchgeorg (2008), 19f. 11
Abb. entnommen aus Meffert/ Burmann/ Kirchgeorg (2008), 20.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
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Wie die Abbildung 1 zeigt, ist der Ausgangspunkt das strategische Dreieck, das die
Akteure Nachfrager, Anbieter und Konkurrenz bilden, und die zueinander in Bezie-
hung stehen. Der Austausch von Gütern aller Arten ist für die Menschheit zu einem
prägenden Prinzip geworden, woraus sich das Zustandekommen von Austausch-
prozessen zwischen den Marktparteien erklärt. Ein solcher kommt nur zustande,
wenn es für beide Parteien vorteilhaft ist.12
Diese vier Phasen des Marketing-Management Prozesses unterliegen jeweils am
Ende einer Phase einer Überprüfung, um eventuell neue Informationen gleichfalls
aufnehmen zu können. Durch diese laufenden Rückkoppelungsschleifen zwischen
den einzelnen Stufen kann der Marketing-Management Prozess als geschlossener
Kreislauf gesehen werden.13
Der Kreislauf der einzelnen Marketing-Management Phasen kann wie folgt darge-
stellt werden kann:
Abbildung 2: Kreislaufmodell14
Unternehmen brauchen – jedes für sich – umfassende Handlungsanweisungen, um
markt- bzw. kundengerecht agieren zu können. Geeignete Marketing-Konzeptionen
12
Vgl. Meffert/Burmann/Kirchgeorg (2008), 3f. 13
Vgl. Meffert/Burmann/Kirchgeorg (2008), 23. 14
Eigene Darstellung in Anlehnung an Meffert/Burmann/Kirchgeorg (2008), 20.
Analysephase
Wo stehen wir?
Strategiephase
Was wollen wir?
Gestaltungs-phase
Was können wir tun?
Realisierungs-phase
Welche Maßnahmen wenden wir an?
Kontrollphase
Haben wir unser Ziel erreicht?
Operatives
Marketing
Strategisches
Marketing
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setzen gut aufeinander abgestimmte Entscheidungen auf drei konzeptionellen Ebe-
nen voraus: auf der Ziel, der Strategie und der Mix- oder Maßnahmenebene15
Die folgende Abbildung zeigt diese Zusammenhänge deutlich:
Abbildung 3: Ablauf Marketingkonzeption16
Um die Unternehmensziele definieren zu können, bedarf es zunächst der Analysen
und der Prognose daraus. Die Marketingziele legen die „Wunschorte“ fest, die Mar-
ketingstrategie fixiert die „Route“ und der Marketing-Mix benennt die „Beförde-
rungsmittel“. Die richtige Wahl und der richtige Einsatz der operativen Marketingin-
strumente („Beförderungsmittel“) setzen voraus, dass die Ziele („Wunschorte“) und
die Strategien („Route“) zuvor eindeutig festgelegt worden sind, um ineffizientes,
ungeplantes und damit ungewolltes Markthandeln (Aktionismus) zu vermeiden.17
Ist am Beginn der Arbeit Marketing als Führungsaufgabe bezeichnet worden, sei
hier noch ergänzt, dass Marketing nicht nur eine klassische Unternehmensfunktion
ist, sondern auch eine interne Denkhaltung darstellt. Meffert/Burmann/Kirchgeorg
definieren Marketing damit als eine Unternehmensphilosophie, die von allen Füh-
rungskräften und Mitarbeitern getragen und intern wie extern gelebt werden soll.18
15
Vgl. Becker, (2005), 2. 16
Abb. entnommen aus: Marktpraxis (2013). 17
Vgl. Becker (2005), 3. 18
Vgl. Meffert/ Burmann/ Kirchgeorg (2008), 744.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
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Nach der theoretischen Kurzbeschreibung des Marketing-Management Prozesses
wird auf die zur Konzeptionserstellung erforderlichen einzelnen Teilphasen, wie die
Analysen-Phase, die Strategiephase und die Gestaltungsphase im Folgenden noch
weiter im Detail eingegangen.
2.1 Analyse-Phase
Die strukturelle Veränderung der Märkte durch den Wandel von anfangs sog. Ver-
käufer-Märkten (das Angebot ist kleiner als die Nachfrage) hin zu sog. Käufer-
Märkten (das Angebot ist größer als die Nachfrage) erfordert heutzutage für nahezu
jedes Unternehmen die Entwicklung und Notwendigkeit eines Marketingkonzeptes.19
Die komplexen Markt- und unternehmenseigenen Situationen der Organisationen
erfordern die Durchführung von Analysen von unterschiedlichen Situationen und
Handlungsanlässen ausgehend. Ein sorgfältiges Analysieren und die Prognose
wichtiger Schlüsselgrößen stellen den Ausgangspunkt einer strategischen Marke-
tingplanung dar.20
Das Marketingkonzept erfordert weiterreichende Markt- und Umfeldanalysen zur
Nutzung und zum Erkennen von Markt- und Erfolgspotentialen.21
Abbildung 4: Planung von Marketing-Konzeptionen
22
19
Vgl. Becker (2005), 1. 20
Vgl. Meffert/ Burmann/ Kirchgeorg (2008), 231. 21
Vgl. Becker (2005), 190. 22
Abb. entnommen aus Becker (2005),191.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
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Das Zusammenwirken der Umweltanalyse mit der Unternehmensanalyse wird in der
Abbildung 4 veranschaulicht und als Informations- und Datenquelle für die weitere
konzeptionelle Planung auf den drei Ebenen der Ziele, Strategien und des Marke-
ting-Mix dargestellt.
2.1.1 Umwelt-Analysen
Bei den Umweltanalysen – also dem externen Umfeld – können zwei Ebenen unter-
schieden werden,
die Makro-Ebene – wie Produkte, Technologien, Ressourcen,
und die Mikro-Ebene – wie Zielgruppen, Konkurrenz, Handel.23
Die Zuordnung, ob ein Faktor intern oder extern ist, kann in der Praxis vom Unter-
nehmen selber vorgenommen werden, mittels folgender bewährter Fragestellung:
Können wir den zu analysierenden Faktor selber beeinflussen?
Wenn ja, ist dies ein interner Faktor, also eine Stärke oder eine Schwäche. Wenn
nicht, handelt es sich um einen externen Faktor, der als Chance oder als Risiko be-
wertet werden kann.24
2.1.1.1 Chancen-/Risiken-Analyse
Mittels einer Chancen-/Risiken-Analyse versucht ein Unternehmen die externen
Umwelteinflüsse zu erkennen, welche für die Planung der Unternehmens- und Mar-
ketingstrategie von Relevanz sind.25
In den herrschenden volatilen Zeiten liegt die zentrale Aufgabe der Analysen in der
Ortung von „strategischen Diskontinuitäten“.26
Ansoff versteht unter strategischen Diskontinuitäten schwer vorhersehbare Ereig-
nisse, die bei Eintreten für das Unternehmen Risiken darstellen. Andererseits kön-
nen sich aus Diskontinuitäten aber auch Chancen ergeben, die sich plötzlich auftun
und wo rasches Handeln zum Unternehmensnutzen führen kann.27
23
Vgl. Becker (2005), 190f. 24
Vgl. Bruhn/ Michalski (2005), 38. 25
Vgl. Meffert/ Burmann/ Kirchgeorg (2008), 233. 26
Vgl. Benkenstein (2002), 42. in Meffert/ Burmann/ Kirchgeorg (2008), 233. 27
Vgl. Ansoff (1981), 263.in Meffert/ Burmann/ Kirchgeorg (2008), 233.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 11
2.1.1.2 Konkurrenz-Analyse
Kein Unternehmen agiert am Markt ohne Mitbewerber, es gibt deren oft eine Viel-
zahl. Folgt ein Unternehmen dem Marketing-Konzept, welches besagt, dass ein
Unternehmen die Wünsche und Bedürfnisse der Kunden und Konsumenten besser
befriedigen muss als die Konkurrenten es tun, muss es auch die Strategien der Mit-
bewerber berücksichtigen.28
Die Marktgegebenheiten fordern in hohem Maße zu einem Verdrängungswettbe-
werb heraus. Es genügt nicht mehr, die eigene Leistung oder das eigene Produkt
nur an der Nutzenerwartung des Konsumenten auszurichten. Es gilt, mit gezielter
Vorgehensweise besser zu sein als die Konkurrenz und Wettbewerbsvorteile zu
halten und neue zu schaffen, indem die Mitbewerber beobachtet werden. Besonders
bei Produkt-Neueinführungen ist für die Prognose des Wettbewerber-Verhaltens
und zur eigenen Festlegung der Innovationsstrategie die Informationssammlung von
Bedeutung. Dazu dient die Konkurrenz-Analyse, mittels welcher der relevante Markt
abgesteckt wird und jene Anbieter miteinbezieht, die sich mit ähnlichen Produkten
an die Zielgruppe wendet.29
2.1.2 Unternehmens-Analysen
Neben den zuvor dargestellten Analysen der globalen Unternehmens-Umwelt stellt
die Unternehmens-Analyse mit dem nach innen gerichteten Blick eine weitere wich-
tige Voraussetzung zur Formulierung der Marketing-Strategie dar.30
In der Marketingtheorie wird darauf hingewiesen, dass eine erfolgreiche Wahrneh-
mung von Marketingchancen oder die Vermeidung von Risiken durch die internen
Ressourcen und Kompetenzen eines Unternehmens bestimmt wird.31
Die Unternehmens-Analyse versucht, die gegenwärtigen und zukünftigen Ressour-
censituationen des Unternehmens strategisch sinnvoll umzusetzen.32
28
Vgl. Kotler/ Armstrong (1987), 175. 29
Vgl. Meffert/ Burmann/ Kirchgeorg (2008), 421. 30
Vgl. Homburg (2012), 481. 31
Vgl. Meffert/ Burmann/ Kirchgeorg (2008), 234. 32
Ebenda.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 12
Somit kann man auch von der Ressourcen-Analyse des Unternehmens sprechen,
die auf drei Ebenen aufsetzt:33
Situation des Unternehmens bei den Nachfragern / Kunden im Markt
Situation des Unternehmens bei seinen Kunden
Situation des Unternehmens im Wettbewerbsumfeld
Als klassische Methode der Analyse der Unternehmenssituation sei hier als Instru-
ment die SWOT-Analyse (Analysis of Strengths, Weaknesses, Opportunities, and
Threats) genannt.
Abbildung 5: SWOT
34
Die klaren Vorteile dieser Methode sind der integrative Ansatz, um die unter 2.1.1.
dargestellten Analysen der Makroumwelt und der Mikroumwelt, sowie die des Un-
ternehmens zusammenzuführen.35
Die Gegenüberstellung der aus dem externen Bereich kommenden Unternehmens-
chancen und Risiken mit den internen Unternehmensstärken und Schwächen dient
der strukturierten Entwicklung von Marketingstrategien (siehe auch Kap. 4.3.1). Da-
bei werden zwei Ansätze von Strategien unterschieden:
1. Matchingstrategie:
nützt Chance durch vorhandene Unternehmensstärke,
2. Umwandlungsstrategie:
der Schwächen in Stärken, von Risiken in Chancen.36
33
Homburg (2012), 482. 34
Eigene Darstellung in Anlehnung an Homburg (2012), 488. 35
Vgl. Homburg (2012), 488. 36
Ebenda.
Strengths
(Stärken)
Weaknesses
(Schwächen)
Opportunities
(Chancen)
Threats
(Risiken)
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 13
2.1.2.1 Stärken-Schwächen-Analyse
Für jedes Unternehmen ist es essentiell, sich mit der eigenen Organisation zu be-
schäftigen. Wie bereits zu Beginn des Kapitels (siehe 2.1) erwähnt, gibt es für jedes
Unternehmen unterschiedliche Strukturen und Handlungsanlässe. Daher ist es
wichtig für jedes Unternehmen zu wissen, was machen wir besonders gut, wo ha-
ben wir Verbesserungspotential.37 Ziel der Stärken-Schwächen-Analyse ist es, die
unternehmenseigenen Potentiale und Optimierungsmöglichkeiten unter Berücksich-
tigung der vorhandenen unternehmerischen Mittel und der bereits erzielten Aus-
gangslage zu ermitteln.38
Das Unternehmen gelangt derart zu einer „Standortbestimmung“ der eigenen Orga-
nisation um darauf aufbauend das zukünftige Vorgehen planen zu können. Die Ana-
lyse hat den Fokus stets auf den Vergleich zum stärksten Mitbewerber und erfolgt
zudem aus der Sicht der Kunden und des Marktes.
Hat das Unternehmen dabei einen deutlichen Vorsprung gegenüber Konkurrenten,
der auch nur schwer einholbar ist, so wird dies als Stärke bezeichnet. Zur Durchfüh-
rung der Stärken-Schwächen-Analyse wird mittels einer Kriterien-Liste die Ist-
Position definiert und mit dem stärksten Mitbewerber verglichen. Dabei ist auf die
Auswahl der richtigen Bewertungskriterien besonders zu achten, weil damit das
Fundament für eine reelle Stärken-Schwächen-Analyse gelegt wird. Daher empfiehlt
es sich, dass Führungskräfte und Schlüsselpersonen der Branche an der Festle-
gung der Kriterien mitwirken.
Nach diesem ersten Teilschritt – welcher zugleich einer der aufwendigsten Tätigkei-
ten innerhalb der Analyse ist – erfolgt die konkrete Beschreibung und Bewertung der
festgelegten Unternehmenskriterien durch Teams, wobei jedes Teammitglied dies
einzeln vornimmt. Dadurch ergeben die Individualmeinungen ein ausgeglichenes
und profundes Gesamtprofil. Die Kriterien werden zweifach beurteilt: durch verbale
Beschreibung und durch Bewertung auf einer zuvor festgelegten Skala.39
Das Ergebnis ist ein Stärken-Schwächen Profil, in der Art, wie die folgende Darstel-
lung zeigt:
37
Vgl. Füreder, (2011). 38
Vgl. Becker (2005), 193. 39
Vgl. Kairies (2006), 58.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 14
Abbildung 6: Kriterien Stärken/Schwächenprofil
40
Die Bewertung des eigenen Unternehmens ist immer im Vergleich zur Konkurrenz
vorzunehmen. So stellt das Stärken-Schwächen-Profil die Ist-Situation des eigenen
Unternehmens sehr anschaulich und realistisch dar.
Die eigenen Unternehmensstärken oder –schwächen können auch durch andere
Möglichkeiten festgestellt werden. Dies sind etwa: Mitarbeiterbefragung, Kundenbe-
fragung, Beobachtungen, Interne Statistiken, Internes Vorschlagswesen, Reklamati-
onen-Management.41
2.1.2.2 Produkt-, Sortiments-Analyse
Aus der zuvor beschriebenen Stärken-Schwächen-Analyse lassen sich – bei Verfol-
gung über einen längeren Zeitraum – Produkt- und Markttrends erkennen. Dies er-
leichtert der Unternehmensführung die Strategie- und Positionierungsüberlegungen
und hilft den Marketing-Managern in der Vorbereitung von Entscheidungsunterla-
gen, z.B. bei Strategiemeetings.42
Aus der Stärken-Schwächen-Analyse für den Produkt- und Sortimentsbereich las-
sen sich auch Erkenntnisse wie Produktpflegemaßnahmen, Kundeneinwände, Ar-
gumente für eigene Produkte und Dienstleistungen oder marktbezogene Maßnah-
men ableiten. Darüber hinaus ist es besonders hilfreich, die Produktanalyse nicht
40
Abb. entnommen aus: Füreder (2011). 41
Vgl. Füreder (2011). 42
Vgl. Kairies (2006), 58.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 15
nur nach technischen Aspekten durchzuführen, sondern auch nach dem Erfüllungs-
grad der kaufentscheidenden Kriterien, der sog. Key-Buying Factors (KBF).43
Moderne Software-Tools des Projekt-Managements bieten die einfache Erstellung
von Stärken-Schwächen-Diagrammen an, mittels derer bei Präsentationen oder
Besprechungen die bildliche Darstellung von produktbezogenen Umsatzentwicklun-
gen oder Marktanteilen wesentlich zur Übersichtlichkeit und der leichteren Verständ-
lichkeit beiträgt, nach dem Motto „Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“.44
Zahlreiche weitere Analysemöglichkeiten und –methoden stehen zur Verfügung, um
für das Unternehmen – je nach Branche, Unternehmensgegenstand, Produkt- bzw.
Sortimentspolitik machen unterschiedliche Methoden Sinn – die mitentscheidenden
und interessanten Daten für die Positionierung herauszukristallisieren.
Beispielhaft seien hier angeführt:
Ziel-
Kriterium
Bewertungsmethode Verwendbare
Daten
Mögliche Fragen
Erfolg Umsatzanalyse
DB-Analyse
Umsätze Welche Produkte brin-
gen welchen Um-
satz/DB?
Produkt Lebenszyklusanalyse Alter/Umsatz:
eines/mehrerer
Produkte
In welcher Phase befin-
det sich das /die Pro-
dukte?
Qualität Kundenzufriedenheit Reklamationen Wo wird reklamiert?
Risiko ABC-Analyse Umsatz /DB
/Kundenstruktur
Gibt es starke Konzen-
tration innerhalb des
Leistungsprogrammes?
Tabelle 1: Kriterien Produkt-/Leistungs-Analyse45
Etwaige Bereinigungen in der Produktpolitik oder veränderte Fokussierungen müs-
sen dabei möglichst schon im Vorfeld durchgeführt und abgeschlossen werden,
jedenfalls aber einer Entscheidung mit Terminfixierung zugeführt werden.46
43
Vgl. Kairies (2006), 58. 44
Vgl. Kairies (2006), 57. 45
Eigene Darstellung in Anlehnung an Köslich (2008), 19. 46
Vgl. Köslich (2008), 19.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 16
2.1.2.3 Zielgruppen-Analyse
Zur Kundenansprache durch das operative Marketing ist die Definition der Zielgrup-
pe erforderlich. Durch eine Analyse können Zielgruppen, die für das Unternehmen
bedeutungsvoll sind, erhoben werden. Für das Marketing-Konzept und die vorzu-
nehmende Positionierung des Unternehmens ist die Ausrichtung an den Ergebnis-
sen der Zielgruppen-Analyse vorzunehmen. Je präziser und fokussierter das Bild
von der Zielgruppe ist, umso gezielter und erfolgreicher kann ein Produkt am Markt
platziert werden.47
Das Verstehen der Kundinnen und Kunden ist ein wichtiger Bestandteil des moder-
nen Marketings. Mit Marktforschungsinstrumenten können Unternehmen die Wün-
sche der Käufer erfahren. Viele Ressourcen werden dazu von den Unternehmen
aufgewendet, um folgende Hauptfragen beantworten zu können:
Wer kauft?
WIE / WO / WANN und WARUM wird gekauft?48
Die folgende Tabelle nennt Kriterien und Merkmale, die der Zielgruppenbildung im
Bereich Consumer-Märkte (Business to Consumer – B2C) dienen:
ZIELGRUPPENKRITERIEN
Soziodemographische
Kriterien
Personenbezogen:
Geschlecht, Alter, Schulbildung, Bildung, Beruf, Fami-
lienstand, Einkommen, Kaufkraft, etc.
Haushaltsbezogen:
Haushaltsgröße, Haushaltseinkommen, Kinder im
Haushalt, Ausstattung, etc.
Geografisch
Stadt/Land, Region/Gebiet, Wohnortgröße, Bundes-
land, Staat
Lebensphasen
junge Singles, Jungverheiratete, Familien mit Klein-
kindern, Familien mit älteren Kindern, Erwachsenen-
Haushalte, ältere Singles, usw.
47
Vgl. Weis (2004), 95. 48
Vgl. Kotler u.a. (2003), 300.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 17
Psychografische
Kriterien
Lebensstil,
Einstellungen, Erwartungen
Motive,
Persönlichkeit
Freizeitgewohnheiten
verhaltensbezogene
Kriterien
Kaufgewohnheiten
Preisverhalten
Marken-Treue
Mediennutzung
Freizeitgewohnheiten, etc.
produktbezogene
Kriterien
Erst-/Wiederholungskäufer
Intensiv-/normal-/mäßig Verwender
Person mit/ohne Produktkenntnisse
Zufriedene/unzufriedene Verwender
Tabelle 2: Zielgruppen-Kriterien B2C49
Nach Abschluss der Informationsphase und der genannten Umwelt und Unterneh-
mensanalysen werden die generierten Daten und Auswertungen weiterverwertet. In
der nun folgenden Konzeptionsphase wird versucht, daraus eine geeignete Strate-
gie und Positionierung zu erstellen.
2.2 Ziele, Strategie und Positionierung
Eine geeignete Marketing-Konzeption setzt auf ineinandergreifende Entscheidungen
auf den drei konzeptionellen Ebenen ab50 – siehe Kap. 2, Abb. 3.
„Wo wollen wir hin?“
„Wie kommen wir dahin?“
„Was müssen wir dafür einsetzen?“
Mit diesen konzeptionellen Grundfragen werden die Marketingziele festgemacht, die
Marketingstrategie dafür erarbeitet und der Marketingmix bestimmt den Instrumen-
teneinsatz.51
49
Tabelle verändert entnommen in Anlehnung an Weis (2004), 95. 50
Vgl. Becker (2005), 2f. 51
Ebenda.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 18
Ohne eine klare Zielausrichtung droht die Marketingplanung zu einer Art des
„Durchwurschtelns“ („Muddling Through“) zu degenerieren.52
Im Folgenden werden Kriterien zur Zielsetzung im Marketing gegeben:
Unternehmensgrundsätze festlegen
Unternehmenszweck Business Mission
Unternehmensidentität Corporate Identity
Unternehmensgrundsätze Leitbild/Philosophie
Unternehmensziele
Rentabilitätsziele Gewinn, Umsatz-/Kapitalrentabilität
Finanzielle Ziele Liquidität, Eigenkapitalanteil
Marktstellungsziele Umsatz, Anzahl der Mitarbeiter
Soziale Ziele Mitarbeiter-Zufriedenheit, Einkommen
Machtziele Prestige
Zieldimensionen - zur Messung der Zielerreichung
Zielobjekt Produktgruppe, Produkt, Teilmarkt
Zielinhalt Gewinn, Umsatz
Zielausmaß Zahl, % der Steigerung
Zeitraum Im 1. Quartal, dieses Geschäftsjahr
Tabelle 3: Marketingziele53
Die Informationen aus der Analysenphase werden in Ziele verwandelt. Bei der Fest-
legung der Ziele ist auf die Vereinbarkeit mit dem Leitbild zu achten. Auch auf
Messbarkeit und Operationalität der Ziele ist zu achten. Eine zu gestaltende Strate-
gie soll helfen, die Ziele zu erreichen – siehe Kap. 2.1, Abb.4.
52
Vgl. Raffée (1984) in Meffert/Burmann/Kirchgeorg (2008), 237. 53
Eigene Tabelle in Anlehnung an Meffert/Burmann/Kirchgeorg (2008), 244f.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 19
Diese braucht eine klare Kernbotschaft, die aus den Stärken heraus kommt und mit
denen sich die Mitarbeiter identifizieren und gestalterisch einbringen können. Ein
marktorientiertes Zielsystem ist Grundlage für eine weitere Strategie- und Maßnah-
menplanung und ein zielorientiertes Marketingcontrolling.54
2.2.1 Strategieentwicklung
Unternehmen bedienen am Markt – das kann im Bereich des Konsumgüter-, des
Industriegüter- aber auch des Beschaffungsmarktes der öffentlichen Hand sein –
vielschichtige Kundengruppen. Diese sind unterschiedlich in ihren Kaufanforderun-
gen. Die Mitbewerber können oft bestimmte Marktsegmente besser bedienen als
andere. Anstatt in allen Bereichen in den Wettbewerb zu treten, kann ein Unterneh-
men attraktive Marktsegmente ermitteln, um in diesen erfolgreich zu sein.55
Die STP-Methode (nach dem englischen segmenting, targeting and positioning)
ermöglicht die Aufteilung des Gesamtmarktes in Marktsegmente in drei Schritten:
Segmentierung, Segmentauswahl und Positionierung56
Abbildung 7: STP-Marketing
57
Die Abbildung zeigt die Abfolge der Schritte des STP-Marketings. Im ersten Schritt
wird der gesamte Markt in Kundengruppen unterteilt. Dazu eignet sich das Instru-
54
Vgl. Meffert/Burmann/Kirchgeorg (2008), 246. 55
Vgl. Kotler/Bliemel, (2001), 415. 56
Vgl. Kotler/Bliemel (2001), 415. 57
Eigene Abb. in Anlehnung an Kotler/Bliemel, (2001), 416.
Segm
enti
ng Markt
Segmentierung:
- geographisch - demografisch - psychografisch
- verhaltens- bezogen
Targ
etin
g Segment- bewertung: -Zielmarkt -Marktbearbeitg. > undifferenziert
> differenziert
> konzentriert
Posi
tio
nin
g Festlegung des Hauptnutzens:
- zur Kundenpo- sitionierung - zur Konkurrenz- unterscheidung
- als zentrale Kommunikations- botschaft
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 20
ment der Zielgruppen-Analyse - siehe Kap. 2.1.2.3, Tabelle 2: Zielgruppen-Kriterien.
Im zweiten Schritt sind die für das Unternehmen bedeutungsvollen Ziel-
Marktsegmente zu bewerten und auszuwählen. Zur Bewertung kann das Unterneh-
men Variablen heranziehen wie: Wünsche, Wohnort, Kaufeinstellung,58 aber auch
unternehmensbezogene Variablen wie: Wachstum, Gewinnspannen, Lieferanten
oder Stärken.59 Zuletzt erfolgt mit dem dritten Schritt die Positionierung des Unter-
nehmens.
Markt-Segmentierung
In der folgenden Abbildung wird ein Käufermarkt von sechs Teilnehmern dargestellt:
(a) und (b) zeigen einerseits keine Segmentierung und andererseits eine Einzel-
Segmentierung. Darunter zeigen (c), (d) und (e) Segmentierungs-Varianten nach
Einkommen, Alter und einer Kombination von Einkommen und Alter.
Abbildung 8: verschiedene Marktsegmentierungen60
Jeder potentielle Käufer stellt aufgrund seiner eigenen spezifischen Wünsche und
Bedürfnisse einen gesonderten Markt dar. Der Idealfall wäre, wenn der Anbieter für
jeden Käufer ein eigenes Produktangebot entwickelte. In der Praxis werden ver-
58
Vgl. Kotler/Bliemel (2001), 416. 59
Vgl. Griese/Bröring (2011), 126. 60
Abb. entnommen aus Kotler/Bliemel (2001), 417.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 21
schiedene Käuferschichten eruiert, wobei die zugeordneten Personen möglichst
homogen sind.61
Hat sich das Unternehmen für ein Marktsegment entschieden, folgt die Definition
der Bearbeitungsstrategie.
Dafür gibt es vier Segmentierungsgrade:62
Null-Segmentierung
Segmentbildung
Nischenbildung
Atomisierte Segmentierung
Die dazu passenden Marketingstrategien sind:
Massen-Marketing wird betrieben bei der Null-Segmentierung, wenn der Anbieter
ein Produkt bewirbt, das alle Käufer ansprechen soll. Als klassisches Beispiel für
diese Marketingstrategie ist hier Henry Ford zu nennen, der sein „Model T“ sämtli-
chen Käufern anbot, und zwar könnten sie „den Wagen in jeder Farbe haben, so-
lange er schwarz ist“. Mit möglichst geringen Herstellkosten und folglich geringen
Verkaufspreisen sollen möglichst viele Kunden angesprochen werden. Diesem Kon-
zept folgte auch VW mit dem Modell Käfer.63
Produktvarianten-Marketing folgt gleichfalls der Null-Segmentierung, der Anbieter
produziert Varianten mit oft nur minimalen Unterschieden, etwa in der Ausstattung,
dem Styling, der Größe, etc., um den Käufern Abwechslung zu bieten. Schokolade-
Erzeuger verfolgen mit ihren Produktvarianten dieses Konzept. Jedoch sind heutzu-
tage diese Konzepte rückläufig, denn die Massenmärkte verlieren ihre Massenkun-
dschaft.64
Segment-Marketing erfolgt mittels Bildung von Marktsegmenten, welche aus identi-
fizierbaren Kundengruppen bestehen. Ein Unternehmen erkennt, was die Mitglieder
der Kundengruppe wollen, über welche Kaufkraft sie verfügen, wie die Kaufge-
wohnheiten sind und will sich danach orientieren. Mit einem höheren Produktnutzen,
zielgenauerer Kommunikation oder einem besseren Service will das Unternehmen
diese Gruppe zu Kunden gewinnen. Segment-Marketing hat eine Sandwich-Position
zwischen dem Massen- und dem Individual-Marketing. Vorteile gegenüber dem
61
Vgl. Kotler/Bliemel (2001), 416. 62
Vgl. Kotler/Bliemel (2001), 418. 63
Vgl. Kotler/Bliemel (2001), 418. 64
Vgl. Kotler/Bliemel (2001), 418f.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 22
Massen-Marketing erzielt ein Unternehmen durch angemessenere Angebote aus
Produkt, Service und Preisniveau an die Zielgruppe. Die Wahl der Kommunikati-
onsmedien und der Distribution kann zielgerichteter erfolgen, und so kann das Un-
ternehmen effektiver und effizienter werden. Meist sinkt auch die Zahl der Mitbe-
werber in dem Segment gegenüber dem Massen-Marketing.65
Nischen-Marketing bedarf einer näheren Identifizierung von Kundengruppen, die
dann auch kleiner sind. Für diese potentiellen Kunden erfüllen die bestehenden An-
gebote der Konkurrenz deren Anforderungen nicht in entsprechendem Maße. Ni-
schen können durch Unterteilung von Segmenten nach weiteren Unterschieden
herausgefiltert werden. Hotels könnten etwa bei den Geschäftsreisenden sondieren,
ob diese lediglich einen Schlafplatz suchen, oder die Geschäftspartner im Hotel
empfangen und bewirten wollen oder solche, die auch noch Abenteuer suchen.
Die Hotel-Kette Marriott z.B. besetzt Nischen mit Marriott-Hotels, Marriott-Suite-
Hotels, Residence-Inns, Courtyards by Marriott und Fairfield-Inns für jeweils unter-
schiedliche Kundengruppen.
In der Wirtschaft gibt es einen Meinungstrend, wonach in Zukunft nicht die großen
die kleinen Unternehmen schlucken werden, sondern, dass die Kleinen und Flexib-
leren die Großen verdrängen. Unternehmen finden höhere Erträge in Nischenberei-
chen, und auch große Unternehmen müssen Nischen besetzen, um nicht in die we-
nig lohnenswerten Restnischen gedrängt zu werden.
Mit den Möglichkeiten der neuen Technologien, wie dem Internet, können auch sehr
kleine Unternehmen oder Einzelunternehmer kleinste Marktnischen profitabel be-
setzen. Vor allem bei Produkten, welche die Kunden vor dem Kauf nicht anfassen
oder begutachten müssen, wie z.B. Körperöle.66
Atomisierte Segmentierung versteht sich als Individual-Marketing. Dabei wird der
Markt bis zur kleinsten Einheit, dem individuellen Kunden, zerlegt. Immer schon gab
es die Einzelanfertigung nach Maß, wie z.B. ein Maßanzug vom Herrenschneider
oder ein Schuh nach Maß. Die Handwerker arbeiteten nur auf Bestellung und hatten
keine Warenlager. Auch heute noch gibt es Kunden, die es sich leisten, Anzüge,
Hemden und Schuhe nach Maß anfertigen zu lassen, um sich so die ganz persönli-
chen Ansprüche erfüllen zu können.
65
Vgl. Kotler/Bliemel (2001), 419. 66
Vgl. Kotler/Bliemel (2001), 420.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 23
Durch die Fortschritte in der Fertigungstechnik ist es möglich, mittels „maßge-
schneiderter Massenfertigung“ (Mass customisation) individuell gearbeitete Produk-
te in großen Mengen zu produzieren.67
2.2.2 Targeting
Durch die Markt-Segmentierung erkennt das Unternehmen neue mögliche Chancen
am Markt. Mittels einer Bewertung der Attraktivität der einzelnen Segmente ent-
scheidet das Unternehmen, welche Segmente es bearbeiten will.
Zur Bewertung der Markt-Segmente sind vom Unternehmen drei Aspekte zu be-
achten:68
1. Größe und Wachstum des Segments
2. Strukturelle Attraktivität des Segments und
3. Zielsetzungen und Ressourcen des Unternehmens.
Dabei kann das Unternehmen für diese Kriterien folgende Fragen stellen:
1. Ist das Segment rückläufig, stagnierend oder zeigt es hohe Wachstumsra-
ten?
2. Wie ist die Wettbewerbssituation im Segment? Wie viele Lieferanten gibt es
pro Segment?
3. Welche Stärken hat das Unternehmen, um im ausgewählten Segment erfolg-
reich zu sein?69
Mittels der Bewertung der verschiedenen Marktsegmente versucht das Unterneh-
men ein oder mehrere Marktsegmente zu definieren, wo sich ein Eintritt rentiert.
Daran anschließend trifft das Unternehmen die Auswahl, wie viele und welche
Segmente es zu Zielmärkten erklärt. Nach fünf verschiedenen Mustern – wie die
folgende Abbildung zeigt – kann das Unternehmen vorgehen, um den Markt spezi-
fisch oder vollständig abzudecken.70
67
Vgl. Kotler/Bliemel (2001), 422. 68
Kotler/Bliemel (2001), 452. 69
Vgl. Griese/Bröring (2011), 126. 70
Vgl. Kotler/Bliemel (2001), 453.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 24
Abbildung 9: Muster der Zielmarktbestimmung71
Das Unternehmen kann bei den fünf Richtungen wählen, ob es sich für eines der
beiden Extreme „ein Produkt für alle“ (Gesamtmarketing) oder „ein Produkt für eine
Person“ (Marketing für eine Person) entscheidet und oder auch noch den Markt
durch selektives Marketing, Marktspezialisierung oder Produktspezialisierung bear-
beitet.72
2.2.3 Positionierung
Nachdem das Unternehmen sich für ein Marktsegment entschieden hat, wird im
dritten Schritt des STP-Marketings die Positionierung erarbeitet. Der Schlüssel einer
Erfolg bringenden Marketing-Konzeption ist eine möglichst einzigartige, wettbe-
werbsvorteil-schaffende Positionierung des Unternehmens am Markt.73
Dabei empfiehlt sich die Orientierung an den vorhandenen Kernkompetenzen und
weiters an Fähigkeiten, neue Standards am Markt zu setzen. Hier kommt es immer
auch auf den richtigen Zeitpunkt an, das heißt, die Chancen für neue Trends und
Standards müssen initiativ dann erkannt und ergriffen werden, sobald das „strategi-
sche Fenster“ dafür offen steht.74
Solcherart vorbereitet, kann das Unternehmen ein Paket schnüren, welches für die-
ses Marktsegment konfektioniert ist. Dabei wird auch die Frage gestellt, warum der
Kunde das eigene Produkt kaufen soll und nicht das des Mitbewerbers. Ist das Pro-
dukt in der Wahrnehmung des Kunden wegen der von ihm als unerlässlich erachte-
71
Abb. Entnommen aus: Kotler/Bliemel (2001), 454. 72
Vgl. Griese (2011), 126. 73
Vgl. Becker (2005), 195. 74
Ebenda.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 25
ten Eigenschaften ultimativ das Beste, bezeichnet dies einen USP (Unique Selling
Proposition).75
Um in der selektiven Wahrnehmung der Abnehmer fest verankert zu werden, stehen
einem Unternehmen zur Positionierung alle Maßnahmen zur Verfügung, die darauf
abzielen, das Angebot deutlich von den konkurrierenden Angeboten abzuheben und
somit bevorzugt zu werden.
Von Al Ries und Jack Trout wird der Begriff Positionierung wie folgt definiert:76„Die
Positionierung beginnt bei einem Produkt. Das kann eine Ware, eine Dienstleistung,
ein Unternehmen, eine Institution, ja selbst eine Person sein. Aber Positionierung ist
nicht das, was man mit einem Produkt tut, sondern was man mit der Gedankenwelt
des potentiellen Käufers tut. Das heißt, ein Produkt wird in der Gedankenwelt des
potentiellen Käufers positioniert.“
Jack Trout schreibt:77
„We’ve always defined „positioning“ not as what you do to the product, but what you
do to the mind.”
Aber warum sollte der Kunde explizit zum Optiker A kommen und nicht zum Filialis-
ten B gehen?
Eine einfache Antwort auf diese Frage – mit am besten nur einem Wort – sollte pa-
rat sein. Die folgenden sechs Fragen sind in der Findung zur optimalen Positionie-
rung hilfreich:78
1. Welche Position besitzt meine Marke heute?
2. Welche Position sollte meine Marke morgen besitzen?
3. Kann diese Position die Konkurrenz in den Köpfen der Kunden neutralisie-
ren?
4. Reichen die Ressourcen, um die angestrebte Position zu etablieren und zu
verteidigen?
5. Lässt sich diese Position langfristig dramatisieren?
6. Passt meine Marke zu dieser Position?
75
Vgl. Griese/Bröring (2011), 130ff. 76
Ries/Trout (1982) in: Kotler/Bliemel (2001), 501. 77
Trout (1996); ix. 78
Köslich (2008), 27.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 26
Ries/Trout geben drei grundsätzliche strategische Positionierungsoptionen an:
Eigene Position stärken: die derzeitige Position im Verbraucherbewusst-
sein wird beibehalten, sie wird gekräftigt und gestärkt.
Suche nach einer neuen, unbesetzten Position: es gelingt, eine ganz
neue Position am Markt zu entdecken. Die Marktanalysen zeigen, dass es
noch fehlende Möglichkeiten der Bedürfnisbefriedigung am Markt gibt. Wird
dabei ein Markt gewählt, dessen Kundenbedürfnisse noch gar nicht existie-
ren, bedeutet dies einen „Technology Push“.
Repositionierung/Depositionierung: der Wandel am Markt kann es erfor-
dern, die eigene Position zu verändern. Schwächen der Konkurrenz können
auch durch die eigene Positionierung aufgezeigt werden.79
Die folgenden 10 wichtigsten Prinzipien der Positionierung sind hilfreich, um die
im Unternehmen bereits vorhandenen Positionierungsideen aus den Analyseergeb-
nissen ans Licht zu bringen.
Prinzip Beschreibung
1. Prinzip der Marktführerschaft Eine Position als Erster besetzen
2. Prinzip der Kategorie Marktführer mit neuer Kategorie attackie-
ren
3. Prinzip des Gedächtnis Erklären, warum Kunde beim eigenen Unternehmen kaufen soll
4. Prinzip der Wahrnehmung Idee soll subjektiv in Köpfen der Kunden überlegene Qualität erzeugen
5. Prinzip der Dualität Markenpärchen durch Mundpropaganda
6. Prinzip der Alternative Alternative zum Marktführer bieten
7. Prinzip der Fokussierung Positionierung auf ein Wort trimmen
8. Prinzip der Exklusivität Eine Marke – ein Wort – eine Marke
9. Prinzip der Opferbereitschaft „Alles für alle“ ist kontraproduktiv
10. Prinzip der Markenausweitung Zur Stärkung der Markenposition
Tabelle 4: Prinzipien derPositionierung80
79
Vgl. Ries/Trout in Griese/ Bröring (2001), 138ff. 80
Eigene Tabelle in Anlehnung an Köslich (2008), 28ff.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 27
Dem Marketing-Management Prozess folgend ist mit der Positionierung des Unter-
nehmens die strategische Marketingplanung abgeschlossen. Die für die Implemen-
tierung der Marketingstrategie erforderlichen Instrumente werden im folgenden Ka-
pitel erörtert.
2.3 Operative Detailplanung des Marketing-Mix
Der Marketing-Mix stellt das letzte Glied in der marketing-konzeptionellen Kette und
ist verantwortlich für die vermarktungsfähige Leistung des Unternehmens.
Parameter, mit denen am Markt agiert und reagiert werden kann, um gesteckte
Ziele und davon abgeleitete Strategien umzusetzen, sind „seh-, hör-, riech-,
schmeck-, fühl- und/oder greifbare“ Aktionsinstrumente. 81
Dem operativen Marketing zugehörig sind:
Abbildung 10: 4 Marketing P's82
Neben diesen klassischen 4 P’s für Produkt- und Programmpolitik (product), Preis-
politik (price), Distributionspolitik (place) und Kommunikationspolitik (promotion),
sind in den letzten Jahren weitere Bereiche hinzugekommen, welche im Dienstleis-
81
Vgl. Becker (2005), 91. 82
Abb. entnommen aus: Marketing-Management.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 28
tungsmarketing Eingang finden: Personal (people), Politik (politics), Prozesse (pro-
cess) und Präsentation (physical evidence).
2.3.1 Produkt- und Programmpolitik
Folgende Teilbereiche umfasst die Produkt- und Programmpolitik:83
Produktinnovation
Suche nach neuen Produkten
Entwicklung neuer Produkte
Gestaltung neuer Produkte: Design, Bedienung, Ergonomie
Komplettierung des Programms
Markteinführung neuer Produkte
Anbieten kompletter Systeme (statt einzelner Produkte)
Plattformstrategien
Produktvariation
Varianten-Strukturplan
ABC-Analyse der Varianten
Variantenbereinigung
Kundenspezifische Anpassung
Sonderlösungen
Produktpflege
Herstellkosten senken
Qualitätsverbessernde Maßnahmen durchführen
Continuous Improvement: Permanente Produktverbesserung
Produktelimination (Outphasen)
Programmbereinigung: Elimination von Produkten
Produkt-Controlling
Überwachung der Umsätze und Deckungsbeiträge
Abbildung 11: Produkt- und Programmpolitik84
83
Kairies (2006), 151f.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 29
Laut Kairies liegt die Herausforderung darin, nach außen zu flexibilisieren, und nach
innen zu modularisieren, wobei versucht werden soll, mit weniger Bauteilen mehr
Varianten zu vermarkten.85
2.3.2 Preis- und Konditionenpolitik
Entscheidend ist die Frage:86 „Welcher Preis lässt sich am Markt durchsetzen?“
In der Preis- und Konditionenpolitik geht es um Regelungen per Entgelt für das ei-
gene Leistungsprogramm, mittels folgender Faktoren:
Preise (Listen-, Transferpreise für Auslandsgesellschaften,..)
Preisstrategien (Skimming, Penetration)
Rabatte (Mengenrabatte, Wiederverkaufsrabatte, etc.)
Liefer- und Zahlungskonditionen (Lieferzeit, Zahlungsziel, Versicherungskos-
ten)
Kreditgewährung (Leasing)
Wird ein neues Produkt auf den Markt gebracht, bedarf es einer guten Kenntnis der
Preise der Mitbewerberprodukte und einer Einschätzung des möglichen erreichba-
ren Marktpreises.
Nach folgenden generellen Prinzipien kann die Preisfestsetzung erfolgen:
Target Pricing (durchsetzbarer Marktpreis)
Kostenorientierte Preisfindung (Herstell- bzw. Selbstkosten plus Gemeinkos-
ten- und Gewinnzuschlag)
Nachfrageorientierte Preisgestaltung (in Abwägung des Preises bei unter-
schiedlich nachgefragter Menge)
Wettbewerbsorientierte Preisfestsetzung (Ausrichtung am Preis des Mitbe-
werbers)
Produktprogrammorientierte Preisfestlegung (z.B. Low-cost-Linie, High-End-
Linie)
84
Tabelle erstellt in Anlehnung an Kairies (2006), 151f. 85
Vgl. Kairies (2006), 152. 86
Kairies (2006), 153.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 30
Kunden- bzw. kundennutzenorientierte Preisfestsetzung (z.B. Software Ba-
sic, Medium, Premium-Pakete. ausgerichtet am vom Kunden wahrgenom-
menen Wert).87
Zur Durchsetzung der Preise in unterschiedlichen Marktsegmenten, aber auch zur
Einführung neuer Produkte ist es sinnvoll, Preisstrategien zu entwickeln.
In der Praxis finden vor allem die folgenden drei Strategien hohe Bedeutung:
a) Skimming –Strategie
b) Penetrations-Strategie
c) Differenzierungsstrategie
Eine bildhafte Darstellung der Preisstrategien zeigt die folgende Abbildung:
Abbildung 12: Preisstrategien88
Skimming-Strategie:
Ein Produkt wird bei der Markteinführung im Preis sehr hoch angesetzt. Je länger
das Produkt am Markt ist, umso nachgiebiger wird der Preis, weil der Mitbewerb
nachzieht. Diese Strategie findet Anwendung bei hochinnovativen Produkten, die
dem Hersteller ein Alleinstellungsmerkmal verschaffen (USP – Unique selling
proposition) und auch den Kunden einen hohem Nutzen bringen, z.B. durch Materi-
87
Vgl. Kairies (2006), 153f. 88
Abb. entnommen aus Kairies (2006), 154.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 31
aleinsparung. Mit dieser Preisstrategie kann solange am Markt „abgeschöpft“ wer-
den, bis der Mitbewerb Vergleichbares anbietet.89
Penetrations-Strategie:
Diese Strategie verfolgt das Ziel, innerhalb kürzester Zeit den Markt zu durchdringen
und hohe Stückzahlen zu erreichen. In Massenmärkten wird insbesondere von
Newcomern so agiert, etwa haben in den 1980er Jahren die japanischen Autoher-
steller am deutschen Markt sich so verhalten oder chinesische Produzenten seit der
Jahrtausendwende.90
Differenzierungsstrategie:
Diese Strategie folgt der Tatsache, dass auf unterschiedlichen Märkten differenzier-
te Preise für die gleiche Leistung erzielt werden können.
Differenzierungskriterien sind z.B.:
Unterschiedliche Länder (Hochpreis-, Niedrigpreisländer),
Verwendungszweck,
Abnehmergruppen, Branchen.
Ist das Unternehmen in der Lage, den Kunden den Mehrwert ihres Produktes mit
entsprechend überzeugenden Argumenten zu kommunizieren, lassen sich höhere
Preise am Markt durchsetzen. Der direkte Verkäuferkontakt mit dem Kunden ist da-
bei ebenso maßgebend.91
2.3.3 Distributions- und Vertriebspolitik
Hierbei handelt es sich um alle Aktivitäten und Entscheidungen, wie das Produkt
oder eine Leistung zum Käufer kommt. Die Frage lautet: „Was ist der effizienteste
und kostengünstigste Vertriebsweg?“92
89
Vgl. Kairies (2006), 154. 90
Vgl. Kairies (2006), 155. 91
Vgl. Kairies (2006), 154f. 92
Vgl. Kairies (2006), 156.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 32
Soll das Produkt direkt an den Endkunden gelangen, über OEMs (Original
Equipment Manufacturer) oder über Händler, über einstufigen oder mehrstufigen
Vertriebskanal?
Das Beispiel eines indirekten einstufigen Absatzweges sei hier dargestellt:
Abbildung 13: indirekter Absatzweg
93
Die physikalische Verteilung ist zudem zu beachten, wie Lagerhaltung, Zwischenla-
ger, Transport, Kurierdienste usw., vor allem bei Exportgeschäften und im Internet-
business über Web-Portale.
Weitere Varianten an Absatzwegen zeigt die folgende Tabelle:
Distributionswege – Beispiele:
Hersteller →Vertrieb /Außendienstmitarbeiter (ADM) →Endkunde
Hersteller →ADM →Händler →Endkunde
Hersteller →ADM →OEM oder Anlagenbauer →Endkunde
Hersteller →Distributor→Fachhändler →Endkunde
Hersteller →Katalog/Telemarketing →Endkunde
Hersteller →Franchising →Endkunde
Hersteller →Ing. Büro →Endkunde
Hersteller →Generalunternehmer→Ing.Büro →Endkunde
Hersteller →Handelsvertreter /Joint/Venture →Endkunde
Hersteller →Internet/E-shop →Endkunde
Tabelle 5: Distributionswege94
93
Eigene Darstellung in Anlehnung an Becker (2005), 126.
Brillenglasproduzent Fachoptiker Einzelhandel Konsument
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 33
Neben diesen teilweise konventionellen Distributionswegen nutzen heutzutage viele
Unternehmen die Methode des Direkt-Marketings.
Die Instrumente des Direkt-Marketings sind:
Direct Mail
Telefonmarketing
E-Mail Newsletter
SMS.
Trotz Internets ist Direkt-Marketing noch immer zielführend, im Falle von:
Neukundengewinnung
Steigerung der Außendiensteffizienz (Kontakt mit Kleinkunden)
Kundenpflege (Nachfassaktionen, Produktneuankündigung)
Verkauf und Vertrieb (Einladung zu Messe und Seminar).95
2.3.4 Kommunikationspolitik
Stets an Bedeutung gewinnt die Kommunikationspolitik als Komponente des Marke-
ting-Mixes. Eine Verschiebung vom Produkt- zum Kommunikationswettbewerb hat
in vielen Märkten stattgefunden und Unternehmen stellen fest, dass sie häufig Pro-
dukte nur verkaufen können, wenn sie eine dementsprechende Kommunikationspo-
litik gegenüber den Kunden durchführen.96
Unter Kommunikationspolitik werden sämtliche zielgerichteten und bewusst gesetz-
ten Aktivitäten zur Verkaufsförderung, der Werbung, unter Einbeziehung von Corpo-
rate Identity verstanden.
94
Tabelle in Anlehnung an Kairies (2006), 157. 95
Vgl. Kairies (2006), 157. 96
Vgl. Homburg (2012), 746.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 34
Zu beachten gilt:
Was nimmt der Kunde wahr?
Was ist dem Kunden wichtig?97
Kommunikationsaktivitäten können auch gezielt zur Neukundengewinnung gestartet
werden oder beispielsweise auch eine Umsatzerhöhung bei den Bestandskunden
bezwecken.98
Für die „Kommunikationsstrategie“ kann nach folgender Checkliste vorgegangen
werden:
97
Vgl. Kairies (2006), 161. 98
Vgl. Griese/ Bröring (2011), 225.
1. •Marktsegmentierung
•Zielgruppen festlegen
2.
•Kaufentscheidende Kriterien: Was erwartet der Kunde? Wer entscheidet? Wer ist Mitentscheider (Beeinflusser?)
3.
•Stärken-Schwächen-Profil: Wer ist der "ideale" Kunde nach Größe, Stückzahl? Gewichtung der kaufentscheidenden Kriterien
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 35
Tabelle 6: Checkliste Kommunikationsstrategie99
Konsumenten werden heutzutage von einer Menge an Werbematerialien überflutet.
Gezielte kommunikationspolitische Maßnahmen wie Fachartikel in Sonderausgaben
oder Pressemitteilungen sind geeignete Methoden, wie Unternehmen ihren Kunden
Kompetenz vermitteln können und in der Branche eine gute Reputation aufbauen
können.100
99
Tabelle in Anlehnung an Kairies (2006), 160. 100
Vgl. Kairies (2006), 159.
4.
•Hauptdifferenzierung zu Wettbewerb: gibt es einen USP? Trifft der USP bei typischem Kunden zu?
5. •Positionierung festlegen: Kriterien der Positionierung
6.
•Kernbotschaft formulieren: Botschaft und Bild Nutzen und USP, getrennt pro verschiedenen Usern
7. •Argumente konkret und nachvollziehbar darstellen: etwa: Kosten versus Zeit, eventuell visualisieren
8. •Einheitliche Botschaft in den Marketing-Mix einfließen lassen: Flyer, Broschüre, Pressemitteilung, Homepage
9.
•Effektivität überprüfen: Kommt die Botschaft an? Hat der Mitbewerb effektive
Gegenargumente? Evt. Entkräftungen formulieren.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 36
Folgende Instrumente der Kommunikationspolitik stehen zur Auswahl:
Klassische Werbung: in Zeitungen, Fernsehen, Radio, Kino oder Plakaten
zählt zu den sog. „above-the-line“-Maßnahmen und ist nach wie vor das be-
deutsamste Kommunikationsinstrument. Vorteile sind die große Reichweite
und die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten. Nachteilig sind die teils hohen Kos-
ten und die geringen Möglichkeiten zur Interaktion mit dem Kunden.
Neue Kommunikationsinstrumente: werden zu den „below-the-line“-
Maßnahmen gezählt. Diese sind Corporate Identity, Direktmarketing, Event-
Marketing, Messen und Ausstellungen oder Verkaufsförderung am Ver-
kaufsort. Die neuen Instrumente stellen auf Erlebnisse und Emotionen bei
den Käufern ab, wodurch sich weitere Chancen am Markt ergeben. Dies gilt
auch für das Sponsoring, wodurch eine hohe Breitenwirkung und eine anhal-
tende Bekanntheit des Unternehmens erzielt werden.101
Online-Kommunikation: wird mittels Websites im World-Wide-Web (WWW)
durchgeführt und hat im neuen Jahrtausend eine rasante Wachstumsrate er-
zielt. Mit diesem Instrument kann ein Unternehmen Werbung mittels Home-
page, sog. Suchmaschinenmarketing oder Key-Word-Advertising oder
Schaltung von Bannern betreiben. Die Vorteile der Online-Werbung liegen in
der raschen Verbreitung der Kommunikation und der Interaktion mit dem
Kunden. Ein Nachteil liegt darin, dass mit zunehmendem Ausmaß der Onli-
ne-Werbung der Internetbenutzer in seinem Surfverhalten unterbrochen wird
(Reaktanz).102
Direktkommunikation: umfasst alle kommunikativen Aktivitäten, die die
Anbahnung und Aufrechthaltung von direkten und persönlichen Kontakten
vor allem mit den aktuellen und auch von künftigen Kunden unterstützen.
Dazu zählen Direktwerbemedien wie z.B. postalische Werbesendung, Kun-
denbindungsprogramme und Massenmedien mit Responseelementen. Dazu
ist ein professionelles Informationssystem mit einem Data-Warehouse erfor-
derlich.103
Public Relations: ist die Öffentlichkeitsarbeit oder Kommunikation des Un-
ternehmens mit anderen Organisationen, wie Lieferanten, Kunden, Mitarbei-
tern, Interessensvertretung, Behörden, etc. Dabei ist es das Ziel, Vertrauen
aufzubauen und langfristig zu bewahren und die Imagepflege des eigenen
101
Vgl. Meffert/Burmann/Kirchgeorg (2008), 649ff. 102
Vgl. Homburg (2012), 801ff. 103
Ebenda.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 37
Unternehmens aktiv zu betreiben. Allerdings ist die Messbarkeit (Operationa-
lisierung) der Wirkung mit hohen Kosten verbunden.104
Verkaufsförderung: Sales Promotion oder kurz Promotion umfasst zeitlich
befristete Maßnahmen mit Aktionscharakter, die andere Marketingmaßnah-
men unterstützen und den Absatz bei Händlern bzw. Endkunden fördern sol-
len. Die Verkaufsförderung beinhaltet die Informations-, Motivations- und
Verkaufsfunktion, wie Prospekte, Gewinnspiele, Gutscheine.105
Messen und Ausstellungen: diese zählen zu den Instrumenten der persön-
lichen Kommunikation und haben mehrere Funktionen, wie Repräsentation
des Unternehmens und Ausstellung der Produkte, Kundenkontakte, Auf-
tragsanbahnung, unmittelbarer Vergleich mit dem Mitbewerb, Erkennen von
Trends. Die Vor- und Nachbereitung der Messeteilnahme ist daher beson-
ders wichtig, auch die Auswahl der geeigneten Messe, dann des Standper-
sonales und des Messestandes, der die Corporate Identity zeigen soll.106
Event-Marketing: bei einem Event wird für die Zielgruppe etwas Einmaliges
und Interessantes organisiert, wobei sich die Möglichkeit bietet, die Emotio-
nen der Zielgruppe anzusprechen. Events sind firmen- oder produktbezoge-
ne Veranstaltungen, die es ermöglichen, in einer ungezwungenen, netten
Atmosphäre mit den Angesprochenen in Kontakt zu kommen.107
Sponsoring – auch Sponsorship, umfasst sämtliche Aktivitäten zur Förde-
rung von Organisationen oder Personen in den Bereichen Kultur, Sport, So-
ziales, Umwelt. Grundsätzlich wird beim Sponsoring für die Bereitstellung
von Geld, Dienstleistung oder Sachmitteln eine Gegenleistung der geförder-
ten Person oder Organisation erwartet. Der Sponsor assoziiert sich mit der
geförderten Aktivität und vermarktet diese Assoziation. Sponsoring ist ein
Kommunikationsinstrument mit stark steigender Bedeutung, wegen hoher
Akzeptanz, gestiegener Freizeitaktivitäten und dadurch höherer Wirkung der
Sponsoringaktivitäten sowie positiver medialer Berichterstattung.108
Product Placement: meint die gezielte Darstellung eines Produktes als
dramaturgischer Bestandteil einer Film- oder Videoproduktion gegen Entgelt.
Diese Form stellt eine Ausweichreaktion auf die hohe Informationsüberflu-
104
Vgl. Meffert/Burmann/Kirchgeorg (2008), 672ff. 105
Vgl. Homburg (2012), 810f. 106
Vgl. Homburg (2012), 815ff. 107
Vgl. Homburg (2012), 819. 108
Vgl. Homburg (2012), 823ff.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 38
tung dar. Dem Nachfrager wird das Produkt präsentiert, ohne dass er eine
kommunikative Beeinflussung bewusst wahrnimmt.109
2.3.5 Personal
Beim Austausch von Gütern sind Menschen involviert: vom einfachen Tauschhandel
bis hin zu heutzutage prozessualen, ganzheitlichen und dynamischen Austauschbe-
ziehungen.110
Ein Unternehmen hat diese Entwicklung im Zuge der Erstellung des richtigen Mar-
keting-Mixes zu beachten. Das sog. „Beziehungsmarketing“ stellt eine Art von Part-
nerschaft zu internen wie externen Anspruchsgruppen dar, wobei die Verantwortung
für die Kundenbeziehungen von der gesamten Organisation wahrgenommen wird.
Nur wenn alle Mitarbeiter gleich kundenorientiert handeln, kann eine dauerhafte
Beziehung aufgebaut werden, die auf Vertrauen basiert.111
Bei der Wahl des Personales ist darauf zu achten, dass neben der fachlichen Kom-
petenz die Mitarbeiter im direkten Kundenkontakt auch über Empathie für die Be-
dürfnisse und Wünsche des Kunden verfügen. Besonders im Dienstleistungsbe-
reich, wo es auch zu direktem Hautkontakt mit den Kunden kommen kann, wird eine
gewisse Liebe und Freude im Umgang mit Menschen erwartet.
2.3.6 Prozesse
Homburg unterscheidet im Marketingbereich zwischen
Konzeptionsprozessen: wie Entwicklung der Strategie, der Position, etc.
Leistungserbringungsprozessen: zur Erstellung eines greifbaren Resulta-
tes.112
Unter einem Prozess versteht man in dem Zusammenhang eine regelmäßige Abfol-
ge von Tätigkeiten, die zur Erbringung einer bestimmten Aufgabe, einer Dienstleis-
109
Vgl. Meffert/Burmann/Kirchgeorg (2008), 689. 110
Vgl. Meffert/Burmann/Kirchgeorg (2008), 42. 111
Vgl. Meffert/Burmann/Kirchgeorg (2008), 42. 112
Vgl. Homburg (2012), 1138f.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 39
tung, durchlaufen werden muss. Prozess-Optimierungen lassen sich in vier grundle-
genden Bereichen erzielen:113
Effektivität
Effizienz
Schnelligkeit
Anpassungsfähigkeit.
2.3.7 Präsentation des Unternehmens
Wie sich das Unternehmen am Markt präsentiert und wie es vom Kunden wahrge-
nommen werden möchte ist von eminenter Bedeutung.
Das Unternehmen kann sich eine Corporate Identity geben:
Corporate Design (Erscheinungsbild des Unternehmens)
Corporate Communication (Unternehmenskommunikation in Öffentlichkeit)
Corporate Behavior (Einstellung und Verhalten des Unternehmens).114
Neben Werten und Normen, die zwar gelebt werden aber nicht direkt wahrnehmbar
für den Kunden sind, gibt es noch das Kriterium der „Artefakte“, welche präsent und
wahrnehmbar sind.
Eine kundenorientierte Unternehmenskultur ist an vier Kategorien von Artefakten
erkennbar:
Erzählungen von Begebenheiten im Unternehmen
Sprache und Sprachstil im Unternehmen
Rituale mit Symbolik, wie: Kundenauszeichnung
Arrangements der Gebäude, Verkaufsstätten und äußere Anlagen.115
113
Homburg (2012), 1139. 114
Vgl. Kairies (2006), 158. 115
Vgl. Homburg (2012), 1254f.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 40
3 Struktur des österreichischen Augenoptik-marktes
In Österreich gibt es insgesamt 1.140 Augenoptikergeschäfte,116 unterteilt in 847
Fachoptiker-Geschäftsstellen und 293 Filialketten-Geschäfte. Auf Oberösterreich
entfallen von den genannten Augenoptikergeschäften 197 Standorte, laut der Anga-
be des Geschäftsführers der Landesinnung OÖ an der WKOÖ, Herrn Karl Stad-
lers.117
Die Augenoptikerbranche beschäftigt - inklusive den mitarbeitenden Familienmit-
gliedern - 4.880 Mitarbeiterinnen, davon 890 Optometristen (AugenoptikermeisterIn-
nen und KontaktlinsenoptikerInnen). Weitere 490 Personen davon sind Augenopti-
kerlehrlinge, wobei der weibliche Anteil 69% und der männliche Anteil 31% beträgt.
Gegenüber 2010 ist die Anzahl der Augenoptikerlehrlinge deutlich gestiegen; von
423 auf 490.118
3.1 Fachoptiker
Laut Homepage der „Fachoptiker Genossenschaft“ ist dies die am schnellsten
wachsende Gruppe innovativer und überaus erfolgreicher Fachoptik Unternehmer
Österreichs. Die Aussagen sind:119
Die FACHOPTIKER GENOSSENSCHAFT ist der Zusammenschluss der
besten inhabergeführten Fachoptik Fachgeschäfte Österreichs
Die FACHOPTIKER GENOSSENSCHAFT hat Verkaufsstellen in allen
neun Bundesländern und ist damit einer der Marktführer Österreichs
Die FACHOPTIKER GENOSSENSCHAFT nutzt den gemeinsamen Ein-
kauf, das Marketing, den Erfahrungsaustausch sowie die Kommunikati-
on und gibt die dadurch entstehenden Vorteile zu Gänze an den End-
verbraucher weiter
116
Vgl.Handout WKO Österreichischer Augenmarkt 2011, KR Gerhard Gschweidl, 28.9.2012. 117
Hr. Karl Stadler – Interview am 7.11.2012. 118
Vgl.Handout WKO Österreichischer Augenmarkt 2011, KR Gerhard Gschweidl, 28.9.2012. 119
Fachoptiker Genossenschaft (2013).
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 41
Die FACHOPTIKER GENOSSENSCHAFT greift bei internationalen
Messen und Tagungen die neuesten Modetrends auf und bringt diese
nach Österreich
Die FACHOPTIKER GENOSSENSCHAFT führt exklusive Eigenkollekti-
onen in den Bereichen Brillengläser, Kontaktlinsen und Kontaktlinsen-
pflegemittel.
Mit diesen Definitionen bekennen sich die Fachoptiker deutlich zu umfangreichsten
Service- und Garantieleistungen, was für den Kunden bedeutet, dass er bei einem
Urlaub in Oberösterreich zum Fachoptiker in Freistadt gehen kann und seine Ser-
viceleistung erhält, so als wenn er zuhause in Tirol zu seinem Fachoptiker-Geschäft
ginge. Hier herrscht so etwas wie ein Branchen-Ehrenkodex zwischen den gehobe-
nen Fachoptiker-Geschäften.
3.2 Filialketten
Der Anteil der Filialketten-Geschäfte in Österreich beträgt 293, und teilt sich wie
folgt auf:
Filialketten-Geschäfte in Österreich 2011
Hartlauer 161
Pearle 101
Fielmann 31
Tabelle 7: Filialketten in Ö, 2011120
Hartlauer führt in seinen Filialen vorwiegend Foto/Video Artikel und zusätzlich auch
eine Sektion mit Optik- und Hörgeräten. Reine Optik-Filialen – welche „Optik Pur
Geschäft“ genannt werden, führt Hartlauer nur sieben in Österreich, darunter drei in
Oberösterreich: Linz-Urfahr, Plus-City und Bad Ischl.121
Pearle ist seit 1997 am österreichischen Markt vertreten, indem der Pearle Konzern
damals durch Übernahme der Revue-Optik Geschäfte in den Markt eingetreten ist.
120
Tabelle in Anlehnung an Handout WKO Österreichischer Augenmarkt 2011, KR Gerhard Gschweidl, 28.9.2012.
121 Vgl. Hartlauer,(2013).
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 42
Pearle arbeitet mit Franchise-Verträgen und positioniert sich als Anbieter bester
Qualität und hervorragendem Service zum besten Preis-Leistungsverhältnis.122
Fielmann Österreich gehört zu einem gleichfalls deutschen Konzern, der seit 1994
an der deutschen Börse notiert ist. Mit knapp über 30 Filialen ist Fielmann an dritter
Stelle der Optiker Filialketten-Geschäfte in Österreich. Fielmann positioniert sich laut
Homepage als „einer der größten Augenoptiker Europas“ und steht für Brillenmode
zum fairen Preis. „Der Kunde bist Du“ ist der Leitsatz der Unternehmensphiloso-
phie.123
3.3 Ausbildung zum Fachoptiker
Die Grundausbildung in der Augenoptik für Lehrlinge beträgt in Österreich 3,5 Jahre
und kann im dualen Ausbildungssystem – Ausbildungsbetrieb und Berufsschule der
Optometristen in Hall in Tirol – absolviert werden. Die Lehre endet mit der Lehrab-
schlussprüfung und die Personen können danach unter anderem optische und me-
teorologische Instrumente handhaben und warten, Sehschärfe prüfen und die dafür
relevanten biometrischen Daten erheben sowie wirtschaftliche Zusammenhänge
eines Augenoptikerbetriebes erfassen.124
Nach der Lehre kann eine höhere Qualifikation in fünf Semestern an der Höheren
technischen Lehranstalt Hall in Tirol oder an der Akademie für Optometrie und Hör-
akustik in Wien absolviert werden. Den Abschluss bilden die Augenoptikermeister-
prüfung und die Kontaktlinsenbefähigungsprüfung.
Eine akademische Ausbildung kann in vier Semestern Studium an der Fachhoch-
schule für Gesundheit Tirol in Kooperation mit der Fachhochschule Jena absolviert
werden. Den Abschluss bildet das Bakkalaureat für Optometrie.
An der Donauuniversität Krems kann in Kooperation mit der Salus University ein
sechs semestriges Studium absolviert werden, welches mit dem Master für klinische
Optometrie als Abschluss endet.
Auf die Einführung dieses Studium ist der Bundesinnungsmeister Herr Peter Gum-
pelmayer sehr stolz, wie er in einem persönlich geführten Expertengespräch der
Autorin erzählte.
122
Vgl. Pearle (2013). 123
Vgl. Fielmann (2013a). 124
Vgl. Tiroler Fachberufsschule Hall/Tirol (2013)
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 43
3.4 Versorgungsgrad der Einwohner
Gemäß der österreichischen Ärztekammer betrug die Zahl der niedergelassenen
Augenärzte 624, die Augenambulanzen liegen bei 22 und Österreich hat 5 universi-
täre Augenkliniken.125
Laut Informationen aus dem Gespräch mit dem Bundesinnungsmeister besucht die
oberösterreichische Bevölkerung zunächst ein Optikerfachgeschäft wo eine
Sehstärkenbestimmung (Refraktion) durchgeführt wird. Dabei handelt es sich um
eine Untersuchung der Augen, die einige Zeit in Anspruch nimmt und auch nur von
speziell ausgebildetem Personal wie Optikermeisterinnen und Personen, die eine
Optikerlehre abgeschlossen haben, durchgeführt wird.
Die sogenannte Eigenrefraktionsquote – darunter versteht man die Sehstärkenver-
messung beim Fachoptiker – ist mit 70% in Oberösterreich hoch. Im gesamten Ös-
terreich liegt die Quote bei nur 38 %.126
Im folgenden Schaubild ist das Verhältnis der Einwohner pro Augenoptikergeschäft
und Augenarztpraxis dargestellt:
Abbildung 14: Versorgungsgrad Einwohner mit Optiker vs. Augenarzt127
125
Entnommen Handout WKO Österr. Augenmarkt 2011, KR Gerhard Gschweidl, 28.9.2012. 126
Vgl. Hr. Peter Gumpelmayer, Interview am 20.11.2012. 127
Abb. verändert entnommen aus: Handout WK Österreichischer Augenmarkt 2011, KR Gerhard Gschweidl, 28.9.2012.
0
2000
4000
6000
8000
10000
12000
14000
Optiker Augenarzt
7386
13498
Optiker
Augenarzt
Versorgungsgrad der Einwohner
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 44
Aus diesem Verhältnis erklären sich zum Teil auch die extrem langen Wartezeiten
für einen Termin bei einem Augenarzt. Ein Feldversuch der Autorin, durchgeführt im
Jänner 2012 mittels telefonischer Terminanfrage für einen Augenarzttermin bei fünf
Augenärzten, ergab die generelle Wartezeit von drei bis vier Monaten für einen
Termin. In einem Fall kam die Frage: „Waren Sie schon einmal bei uns?“ Die Ant-
wort lautete: „Nein, noch nicht.“ Schließlich kam die Antwort: „Dann können wir Sie
nicht mehr als Patientin aufnehmen. Wir nehmen nur Bestandspatienten.“ Eine an-
dere Praxis bot zumindest die Möglichkeit an, bei einer Inkaufnahme von einer län-
geren Wartezeit von über zwei Stunden, an einem bestimmten Vormittag der Woche
für Akutfälle die Ordination besuchen zu können. Ein aktueller Rundruf der OÖN
kam zu einem ähnlichen Ergebnis der Dauer der Wartezeiten.128
3.5 Brillenträger in Österreich
Die österreichische Bevölkerung zählte am 01.01.2011 laut der Quelle Statistik Aus-
tria insgesamt 8,420.900 Personen. Aus Gründen der Vergleichbarkeit mit der
Spectra Studie aus dem Jahr 2011 wird auch mit den Bevölkerungszahlen 2011
verglichen.
Die Spectra-Studie enthält eine demographische Unterteilung der österreichischen
Bevölkerung, wonach sich die Aufschlüsselung der Brillenträger wie in der nachfol-
genden Tabelle angeführt darstellt:
Demographische Verbreitung des Brillentragens in Österreich
Bevölkerungsunterteilung ständig gelegentlich Anteil Brillenträger an
österreichischer Bevölke-
rung in jeweiliger demo-
graph. Kategorie
gesamt 25% 26% 51%
Männer 24% 23% 47%
Frauen 25% 30% 55%
16-29 15% 14% 29%
128
Vgl. OÖN vom 20.4.2013.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 45
30-44 17% 15% 32%
45-59 26% 35% 61% ↑
Über 60 40% 42% 82 % ↑
Schulische Ausbildung der
Brillenträger
ständig gelegentlich Anteil Brillenträger an
österreichischer Bevölke-
rung in jeweiliger demo-
graphischer. Kategorie
Pflichtschule 25% 28% 53%
Lehre 23% 23% 46%
Weiterführende Schule ohne
Matura
30% 26%
56%
Matura, Universität 26% 30% 56%
Tabelle 8: demographische Verbreitung der Brillenträger in Ö, 2011129
Die Steigerung der Brillenträger besonders in den Kategorien der über 45jährigen
und der über 60jährigen ist auf die allgemeine demographische Entwicklung der
Bevölkerungspyramide in Österreich zurückzuführen.
Darin liegt für den Augenoptikmarkt eine Chance zufolge dieses natürlichen Wachs-
tums, weil die Gruppe der über 45jährigen weiterhin die am schnellsten wachsende
Altersgruppe bleibt.
Weiters kann zur Verbreitung des Brillentragens in Österreich basierend auf den
Spectra-Daten 2011 folgendes angegeben werden:
3,7 Mio. Österreicher (Erwachsene ab16 Jahren) sind Brillenträger
davon tragen 24 % ständig eine Brille
28 % gelegentlich eine Brille
80% der Brillenträger bei den über 60jährigen130
Der Kinderbrillenmarkt beträgt rund 300.000 Kinder im Alter von 0-15 Jahren. Bei
den Schulkindern ist jedes Dritte bereits fehlsichtig.
129
Daten entnommen aus: Spectra-Studie (2011). 130
Vgl. Handout WK Österreichischer Augenmarkt 2011, KR Gerhard Gschweidl, 28.9.2012.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 46
4 Praktische Anwendung des Marketing-Management Prozesses am Beispiel eines Fachoptikers
Mit der Geschäftsführerin von TOP-OPTIK GmbH; Frau Mag. Oberneder-
Weglehner, fand der Erstkontakt im August 2012 statt. Sie präsentierte die neue
Freiformtechnologie eines Weltmarktführers auf dem Gebiet der Brillenglaserzeu-
gung, für deren Vermarktung in den fünf regionalen TOP-OPTIK Filialen ein Marke-
tingkonzept erstellt werden soll.
4.1 Gruppeninterviews mit Leitfaden
Im Rahmen einer Projektarbeit der Autorin für das Unternehmen TOP-OPTIK GmbH
in der Zeit von September bis Dezember 2012 erfolgten in allen Filialen halbtägige
Gruppeninterviews. Dafür ist vorab die Erstellung eines Interviewleitfadens erforder-
lich, welches der qualitativen Methode zuzuordnen ist.
Unter einem qualitativen Interview wird ein kommunikatives Verfahren verstanden,
bei dem versucht wird, die Lebenswelten der befragten Personen zu erfahren.131
Ein qualitatives Interview zeichnet sich dadurch aus, dass die Fragen mehr oder
minder offen formuliert werden und die befragte Person frei antworten soll.132
Ein Leitfadeninterview ist ein unstrukturiertes Interview, der Interviewer orientiert
sich an einen mehr oder weniger ausgearbeiteten Leitfaden, die Reihenfolge und
Formulierung der Fragen bleibt ihm selbst überlassen.133
Das Leitfadeninterview hat den großen Vorteil gegenüber quantitativen Methoden
wie zum Beispiel dem Fragebogen, dass in der relativ offenen Interviewsituation die
Sichtweisen der InterviewpartnerInnen gut erfasst werden können.
Das Gruppeninterview ermöglicht es, einerseits mehr Informationen über die tägli-
chen Herausforderungen des Verkaufspersonals mit den Kunden zu bekommen, als
auch die Abläufe der eigenen Organisation zu beleuchten sowie auch die Sichtwei-
sen, Anregungen oder gegenteiligen Meinungen der Mitarbeiter zu erfahren.
131
Vgl. Heinze (2001), 152. 132
Vgl. Flick (2011), 222ff. 133
Vgl. Lamnek (2005), 728.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 47
4.2 Informations-, Analysephase
Während der Analysephase wurden alle Informationen gesammelt, welche in den
Gruppeninterviews der TOP-OPTIK Filialen generiert werden konnten. Der Blick war
dabei sowohl nach außen wie auch nach innen gerichtet.
4.2.1 Umweltanalyse
Jedes Unternehmen muss über aktuelle außerbetriebliche Veränderungen und mög-
liche Zukunftstendenzen Bescheid wissen. Nur so kann ein Unternehmen wie TOP-
OPTIK GmbH auf Marktveränderungen wie Chancen oder Risiken rechtzeitig rea-
gieren.
4.2.1.1 Chancen-Risiken Analyse
Die in der Analysephase definierten Chancen sind in der folgenden Tabelle ange-
führt:
Ergebnisübersicht der CHANCEN-ANALYSE Firma TOP-OPTIK GmbH
sozial
Generation der 'Baby-Boomer' wird altersfehlsichtig.
Baby-Boomer Generation ist potentiell sehr kaufkräftig.
Treffpunkte möglicher Kunden sind: Cafes, Kulturveranstaltun-gen, Gesundheitsmessen.
technisch
Messgeräte neuester Technologie vorhanden, zur Messung vieler Messpunkte, sonst nur Schätzung möglich. Mitbewerber haben diese Messgeräte tlw. noch nicht im Einsatz.
neue Freiformtechnologie
politisch Nachhaltigkeit in der Herstellung – wo wird produziert, unter wel-chen Umständen? – ist wichtig für die Kaufentscheidung von Kunden.
Tabelle 9: CHANCEN - TOP-OPTIK134
Aus der Analyse ergibt sich eine Reihe von Chancen, die das Unternehmen aufgrei-
fen kann.
134
Eigene Tabelle.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 48
Ergänzend folgen noch die definierten Risiken für das Unternehmen.
Ergebnisübersicht der RISIKEN-ANALYSE Firma TOP-OPTIK GmbH
sozial sterbende Innenstädte
Jugendliche fragen verstärkt Linsen nach
Internet als Informations- und Vergleichsquelle steigt
Kostenvoranschläge für Brillen werden immer mehr gewünscht. Z.B. per email mit Rezept kommt die Anfrage.
technisch F&E im Bereich Altersfehlsichtigkeit (Presbyopen): Ältere sollen besser sehen können ohne Brille.
wirt-
schaftlich
Geschäftsverlauf schwer einschätzbar, schwankend, war früher linear
Terminvereinbarungen werden auch nachteilig gesehen: wenn Kunde spontan kommt und in 15 min ist Terminkunde angesagt, kann eine Mitarbeiterin nicht beide gut bedienen
Webshops - Mister.Spex in Deutschland
Marktmacht von Lieferanten - bei Reklamation 'schwierige' Rückabwicklung, unflexibel, unfair
starke Medienpräsenz des Mitbewerbs, z.B. PEARLE
politisch Krankenkassen geben nur mehr geringen Zuschuss. Kunde muss selber mehr zahlen
schwache Innung, schwache Interessensvertretung
Handelsketten werben aggressiv mit 0,-- € Fassungen, diese sind aber alt, aus vorletzter Kollektion – das weiß Kunde nicht
Die jetzige Jugend ist diese NULL-PREIS Schiene gewöhnt, will dann später nicht viel Geld ausgeben
Tabelle 10: RISIKEN - TOP-OPTIK135
Es ist für ein Unternehmen wichtig, für die eigene Standortbestimmung zu wissen,
wo im Umfeld die Risiken liegen. Dies deshalb, weil diese Risiken von außen kom-
men und sogenannte externe Faktoren sind. Die Geschäftsführung kann in einigen
Fällen aktive Maßnahmen treffen, wie etwa bei der Innung auf bessere gemeinsame
Vertretung hinwirken oder aber auch im kommunalen Bereich der Innenstadtbele-
bung mit den Stadtvertretern Akzente setzen.
135
Eigene Tabelle.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 49
4.2.1.2 Markt-Analyse
Im folgenden Kapitel wird über die Augenoptikerbranche in Österreich berichtet. Zur
Recherche wurde von der Autorin Kontakt mit der Wirtschaftskammer Oberöster-
reich aufgenommen. Es kam zu Expertengesprächen mit dem Geschäftsführer der
Landesinnung Oberösterreich Herrn Karl Stadler sowie mit dem österreichischen
Bundesinnungsmeister der Augenoptiker Herrn Peter Gumpelmayer. Der aus Linz
stammende Bundesinnungsmeister führt selber ein Fachoptikergeschäft an der Lin-
zer Landstraße in dritter Generation.
Sekundärdaten konnten einem Marketing Report ‚Brillenträger in Österreich 2011‘
entnommen werden, der von der Wirtschaftskammer Österreich auftrags der öster-
reichischen Augenoptiker beim Marktforschungsinstitut Spectra regelmäßig durch-
geführt wird. Dieser Report dient der Trendbetrachtung über 10 Jahre. 2011 wurde
die Zeitspanne auf fünf Jahre verkürzt. Befragt wurde die österreichische Bevölke-
rung ab 16 Jahren, die Gesamtheit der befragten Personen der Brillenstudie war
n=2.058.136
Die Methodik der Spectra- Studie waren face-to-face Interviews, die von den ge-
schulten Spectra-Mitarbeitern mit dem Spectra Bus in ganz Österreich durchgeführt
worden waren. Die Feldarbeit hat von April bis November 2011 stattgefunden.
Durch persönliche Einsicht- und Notiznahme in die Spectra-Studie im Beisein des
Herrn Bundesinnungsmeisters Peter Gumpelmayer konnte die Autorin für der Arbeit
wesentliches und aufschlussreiches Datenmaterial entnehmen.
Eine zusammenfassende Darstellung der Studienergebnisse ist von Herrn Komm.
Rat Gerhard Gschweidl, MSc, Mitarbeiter der WK Wien, anlässlich einer AK-Sitzung
im September 2012 in Nürnberg, erstellt worden. Ein Handout davon ist der Autorin
von Herrn Gumpelmayer übergeben worden und diente gleichfalls als Datenquelle.
Laut dieser WK-Unterlage gibt es 847 Fachoptikergeschäftsstellen und 293 Filialket-
ten-Geschäfte in Österreich (siehe Kapitel 3)
Gemäß der WK-Studie über den österreichischen Augenoptikmarkt lag das Ge-
samtmarktvolumen der Produkte Brillen, Sonnenbrillen, Kontaktlinsen und Kontakt-
linsenpflegemittel in den untersuchten Jahren bei 446 Mio. € im Jahr 2011, gegen-
über 443 Mio. € im Jahr 2010. Dies entspricht wertmäßig einer leichten Umsatzstei-
136
Vgl. SPECTRA-Studie, Österreichischer Augenmarkt, 2011, 1.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 50
gerung, prozentuell gesehen 0,67% und damit ist die Steigerung unter der Inflations-
rate von über 2 % im Jahr 2011.
Die jährliche Verkaufszahl an Erwachsenen-Brillen ist 2011 gestiegen. Die fol-
gende Tabelle zeigt einen Vergleich 2011 mit 2010:
Zeitraum 2011 Vergleich 2010
Verkaufszahlen Stück. Anteil Umsatz. Anteil Stück Umsatz
Fachoptiker 41% 61% 38% 49%
Handelsketten 57% 39 % 61% 50%
Sonstige Gesch 2% 0 1 1
Total 100 % 100 % 100 % 100 %
Tabelle 11: jährliche Verkaufszahlen Brillen 2011/2010137
Aus der obigen Tabelle auf Basis des ‚Brillenkaufs der letzten 12 Monate‘ in Prozen-
tanteilen ist die Marktsituation mit leicht gestiegenen Verkaufszahlen bei den Brillen
(inkl. Sonnenbrillen und Kinderbrillen) ableitbar: 1.431.400 Stück Erwachsenen-
Brillen wurden verkauft, ein Plus von 89.900 Stück über ein Jahr.138
Die durchschnittlichen Ausgaben für eine Brille (Kauf in den vergangenen 12 Mona-
ten) stiegen um EUR 46,-- auf EURO 329,--. Dies ist ein starkes Plus von 16,3 % im
Jahr 2011, und entspricht der 5fachen Inflationsrate. „Das ist eine erfreuliche Ent-
wicklung, die hoffentlich weiter anhalten wird“ merkte der Bundesinnungsmeister im
Gespräch dazu an.139
4.2.1.3 Konkurrenzanalyse
Das Familienunternehmen Hartlauer führt in der Anzahl der Filialketten Geschäfte in
Österreich, gefolgt von Pearle mit 101 Filialen, einer internationalen Kette, die 1997
durch Übernahme der REVUE-Optik Filialen in den österreichischen Markt eingetre-
ten ist, und Fielmann mit 31 Filialen (siehe Kap. 3.2). Aktuell im Jahr 2013 hat Fiel-
mann schon 33 Filialen.140
137
Daten entnommen aus: Spectra-Studie (2011). 138
Vgl. SPECTRA-Studie, Österreichischer Augenmarkt, 2011, E2. 139
Hr. Peter Gumpelmayer, Interview am 20.11.2012. 140
Vgl. Fielmann (2013b).
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 51
Wo Herr und Frau Österreicher seit 1987 bevorzugt ihre Brillen gekauft haben, zeigt
die nächste Tabelle, die eine Trendübersicht der spezifischen Geschäftswahl beim
Brillenkauf der Jahre 2010 und 2011 im Vergleich zu 1987 gibt.
Zeit Fach-
optiker
Hart-
lauer
Pearle Fiel-
mann
Pro-
fil-
optik
United
Optics
Augen-
auf
Optiker
Sons-
tige
1987 86% 2% n.v. n.v. n.v. n.v. n.v. 12%
2010 41% 31% 11% 15% * * * 2%
2011 41% 26% 13% 17% 0% 1% 0% 2%
Tabelle 12: spezifische Geschäftswahl beim Brillenkauf141
Die Zahlen dieser Übersicht konnten von der Autorin bei der Einsichtnahme in die
Spectra-Studie über den Österreichischen Augenoptikmarkt 2011 handschriftlich
notiert werden.
Die Trenddarstellung zeigt deutlich, dass für die Fachoptiker mit dem Markteintritt
von Hartlauer in den späten 80er Jahren und mit den weiteren Markteintritten der
Filialisten Pearle und Fielmann der Marktanteil für die österreichischen Fachoptiker
seither halbiert worden ist. Jedoch ist es den Fachoptikern in den Jahren 2010 und
2011 gelungen, den Marktanteil stabil zu halten, während vor allem Hartlauer seinen
Anteil teilweise an Pearle und Fielmann abgeben musste.
Beim Expertengespräch an der Wirtschaftskammer Oberösterreich hat die Autorin
den Bundesinnungsmeister der Augenoptiker142 spontan um eine Nennung von 10
der wichtigsten Linzer Optikerfachgeschäfte ersucht.
Die Antwort darauf war wie folgt:
Pippig, Rappan, Orso, Geyer, Aigner, Wildmann, Marek, Pree, Augenoptik Barm-
herzige Brüder, Gumpelmayer.
Leider hat er TOP-OPTIK nicht nennen können, weil in Linz derzeit keine Filiale an-
sässig ist.
141
Daten entnommen aus: Spectra-Studie (2011). 142
Vgl. Hr. Peter Gumpelmayer, Interview am 20.11.2012.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 52
Die lokalen Mitbewerber der TOP-OPTIK Filialen am jeweiligen Standort sind:
Regionale Mitbewerber von TOP-OPTIK Filialen
Braunau Altbauer, Bauer, Pearle, Reitsperger,
Hartlauer
Freistadt Rappan, Rauscher, Stütz, Hartlauer
Gallneukirchen Oppenborn
Mattighofen Reitsperger, Scott, Slatner & Reisin-
ger, Hartlauer
Rohrbach Laher, Hartlauer
Tabelle 13: Regionale Mitbewerber TOP-OPTIK143
In den Gruppeninterviews mit den TOP-OPTIK Filialen zur örtlichen Konkurrenz hat
sich folgende Sicht auf die Konkurrenz ergeben:144
„Die Handelsketten nutzen den Preis, machen anlassbezogene Wer-
bung – Schulanfang (Freistadt).
Hartlauer hat keine freundliche Beratung, und Fassungen sind nicht so
schön. Sortiment beim zweiten örtlichen Optiker ist nicht so gut, und hat
weniger Aktionen. Hat nur einen Standort (Rohrbach).
Für Hartlauer ist Brillensektor nachrangig. Bedienung ist für alles zu-
ständig, nicht nur für Brillen, also nicht die Nähe zum Optikerkunden ge-
geben. Der örtliche Fachoptiker ist tlw. als zu teuer verrufen. Geringe
Frequenz herrscht beim Mitbewerb (Braunau).
Lokaler Fachoptiker hat Kooperation mit Industrie (AMAG, FACC) (Mat-
tighofen).
Für den Standort Mattighofen ist die Nähe zu Bayern und Salzburg eine
Konkurrenz (Mattighofen).
143
Eigene Darstellung. 144
Gruppeninterviews TOP-OPTIK Filialen (2012)
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 53
Die Nähe zu Linz ist für den Standort Gallneukirchen eine Konkurrenz.
(Gallneukirchen)“
Die Geschäftsführerin von TOP-OPTIK GmbH sieht in Hartlauer keinen gefährlichen
Mitbewerber, die Geschäftspolitik ist sehr unterschiedlich. Wohl aber sieht sie in den
Filialisten Pearle und Fielmann Konkurrenten, da diese beiden auch stark auf Ser-
vice und Qualität setzen.145
4.2.2 Unternehmensanalyse
Das Unternehmen TOP-OPTIK GmbH ist 1993 vom Ehepaar Maria und Erwin Weg-
lehner gegründet worden, mit der ersten Geschäftsfiliale in Gallneukirchen und ins-
gesamt fünf Mitarbeiterinnen. Das Unternehmen ist seither gedeihlich gewachsen,
es gibt heute fünf Geschäftsstandorte, und zwar neben Gallneukirchen auch in
Freistadt, in Rohrbach, in Braunau und in Mattighofen mit derzeit 25 Mitarbeitern.
Neben den Gründern von TOP-OPTIK GmbH hält auch der Filialleiter von Gallneu-
kirchen, Herr Gerald Kaiblinger, Geschäftsanteile.
Die nachfolgende Abbildung zeigt das Unternehmens-Organigramm:
Tabelle 14: Organigramm TOP-OPTIK146
Eine zentrale Werkstätte, die für alle Filialen zuständig ist, ist dem Standort Freistadt
angeschlossen.
145
Vgl Frau Mag. Weglehner-Oberneder, Interview am 24.9.2012. 146
Eigene Darstellung.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 54
Die Geschäftsstandorte befinden sich in bester Innenstadtlage dieser regionalen
Bezirksstädte, die über ein großes Einzugsgebiet aus den umliegenden ländlichen
Gebieten verfügen. Im Falle von Gallneukirchen ist die Nähe zu Linz gegeben.
Seit 2011 befindet sich die Verwaltungszentrale der Firma TOP-OPTIK GmbH in
Linz, die Geschäftsführung hat hier ihren Sitz.
Die Zuständigkeiten in der Geschäftsführung sind wie folgt gegliedert:
Zuständigkeit Position Name
Strategie Geschäftsführer (GF) Erwin Weglehner, MBA
Strategie Finanzen,
Personal, Einkauf,
Marketing
Geschäftsführerin
(GFin)
Mag. Maria Weglehner-
Oberneder
Filial-
Materialeinkauf
Filialleitung (FL) Jeweilige/r Filialleiter/in
Werkstättenleitung Leiter der Werkstätte
(WL)
Gerald Kaiblinger
Tabelle 15: Zuständigkeiten TOP-OPTIK147
Das Unternehmen beschäftigt heute 25 Personen, darunter zwei Männer und 23
Frauen. Eine Augenoptikermeisterin, ein Augenoptikermeister, mehrere Optiker-
Assistentinnen sind bei TOP-OPTIK GmbH tätig. Darüber hinaus verfügen alle wei-
teren Mitarbeiterinnen über ein hohes fachliches Optikerwissen, welches sie durch
Inanspruchnahme von internen und externen Schulungen erzielt haben. TOP-
OPTIK GmbH stellt es den Mitarbeiterinnen frei, eine Lehrabschlussprüfung zu ma-
chen und übernimmt dafür die Ausbildungskosten in Höhe von ca. 12.000,-- bis
14.000,-- €. Lehrlinge beschäftigt das Unternehmen derzeit keine.
„Wir haben Schwierigkeiten, gute Lehrlinge zu bekommen. Leider haben wir auch
schlechte Erfahrungen gemacht, es fehlt bei den jungen Leuten der Wille, der ist bei
den älteren Mitarbeitern ausgeprägter. Deshalb haben wir die Entscheidung getrof-
fen, dass Lehrlinge bei uns vorerst nicht mehr ausgebildet werden.“148
147
Eigene Tabelle. 148
Fr. Mag. Weglehner-Oberneder, Interview am 24.9.2012.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 55
4.2.2.1 Stärken-Schwächen Analyse
Für die Bereiche der Unternehmenspolitik, der Produkt- und der Dienstleistungspoli-
tik von TOP-OPTIK GmbH wurden jeweils die Stärken und die Schwächen ermittelt.
Ergebnisübersicht der STÄRKEN-ANALYSE Firma TOP-OPTIK GmbH UNTERNEHMENSPOLITIK
Finanzpolitik
finanzielle Unabhängigkeit, es gibt keine Bankkredite
Nachhaltigkeit - nicht auf schnellen Profit aus, sondern denken langfristig und nehmen dafür auch momentane Nachteile in Kauf.
sehr gutes Rating
hohe Planungsqualität: 5Jahres-Grob-Planung, Jahres-planung, die auf Quartalsziele und -maßnahmen herun-tergebrochen werden, laufende Soll-Ist Vergleiche
Mitarbeiter
gute, engagierte, teils langjährige, loyale Mitarbeiter
gutes Betriebsklima, wenig Krankenstände und Fluktua-tion
Mitarbeiter sind in Umsetzung intensiv eingebunden. Gelebte Fehlerkultur, wird offen besprochen, kein Druck auf Mitarbeiter
Mitarbeiter sind Teilzeitkräfte, dadurch nicht überarbei-tet, haben Spaß an der Arbeit
Organisation klein strukturiert, Organisation kann rasch auf Verände-rungen reagieren
Innovationsfreudigkeit: neue Hersteller-Produkte werden hereingenommen,
klare Aufgabenverteilung der 3 Führungskräfte
Filial-Mitarbeiterinnen sehen Stärke darin, dass bei etwa-igen Schwächen dies diskutiert wird und Lösungen be-sprochen werden
Vertrieb/Marketing Geschäftsstandorte ausschließlich in A-Lagen der regi-onalen Städte
Kundenstamm
Marketing-Orientiertheit
Tabelle 16: STÄRKEN Unternehmenspolitik TOP-OPTIK149
Das gute Arbeitsklima und die kurzen Entscheidungswege sind u.a. hervorzuheben.
149
Vgl. Gruppeninterviews TOP-OPTIK Filialen (2012)
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 56
Die Analyse der Produktpolitik zeigt folgendes Ergebnis:
Ergebnisübersicht der STÄRKEN-ANALYSE Firma TOP-OPTIK GmbH PRODUKTPOLITIK
Sortiment Einstärkengläser
Mehrstärkengläser
Gleitsichtgläser
Bifokalgläser
Freiformgläser
Mehrstärken-Bildschirmgläser, Mehrstärken-Sonnengläser
Kinderbrillen
Sonnenbrillen
Technologie Innovative Glasproduzenten: Essilor = Weltmarktführer, Rodenstock, Zeiss
Kooperation mit Glasherstellern in sehr engem Rahmen, einzelne Marketing-Unterstützungen.
neue Vermessungsmöglichkeiten des Auges mit teuren Vermessungsgeräten der neuesten Technologie zwecks Einsatz der neuen Glastechnologie Freiform
Marken neuartige Fassungen, insbesondere im Sportbereich (Red Bull)
Prada, Lacoste, Jill Sander, RayBan (Marken-Sonnenbrillen)
jede Filiale kann selber die Brillenmodelle vom Hersteller auswählen und ordern
eigene Werkstätte
eigene Werkstätte - für alle Filialen
Tabelle 17: STÄRKEN Produktpolitik TOP-OPTIK150
Wie die Mitarbeiterinnen der Filialen in den Gruppeninterviews hervorgehoben ha-
ben, ist die Selbständigkeit bei der Auswahl der Brillenfassungen eine besondere
Motivation. Die Zentrale gibt lediglich vor, bei welchem Fassungshersteller zu ordern
ist.
Die Fokussierung auf neueste Entwicklungen bei den Herstellern von Brillengläsern
ist ein Merkmal der Produktpolitik von TOP-OPTIK GmbH. Die Stärken dieser neu-
en Brillenglastechnologie werden umseitig noch näher erläutert.
150
Vgl. Gruppeninterviews TOP-OPTIK Filialen (2012)
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 57
Der weltweit führende Hersteller von Brillengläsern, Essilor, ist auch führend in der
Entwicklung und Personalisierung von Brillengläsern. Auf allen Kontinenten vertreibt
der Konzern über den gehobenen Fachhandel seine führenden Marken Varilux©,
Crizal© und Essilor© und bedient damit die Bedürfnisse von Kurz- und Weitsichtig-
keit und der Presbyopie (Alterssichtigkeit).151
Erwachsene im Alter von 20 bis 40 Jahren leiden oft unter müden und überan-
strengten Augen, hervorgerufen durch unsere Lebensweise. Brennen der Augen,
Juckreiz, Sehstörungen oder Kopfschmerzen am Abend sind die Symptome. Mit der
Essilor© Anti-Stress Technologie sorgen die Brillengläser für ermüdungsfreies,
stressfreies Sehen.
Bei über 60jährigen Personen treten darüber hinaus häufiger Sehstörungen wie
Katarakt (grauer Star),
Glaukom (grüner Star) oder
die Makuladegeneration (Netzhautverkalkung) auf.
Davon ist jeder 10. über 60 und jeder 3. über 75 Jahren betroffen.152 Regelmäßige
Kontrollen der Sehstärke, die auch beim gehobenen Fachoptiker durchgeführt wer-
den können, sind hier ratsam.
Die Altersweitsichtigkeit (Presbyopie) beginnt ca. zwischen dem 42. und 44. Ge-
burtstag und lässt sich nicht aufhalten.153 Der Grund dafür ist die Linse im Auge,
welche sich zum Scharfstellen dicker und dünner macht. Jedoch wird die Linse mit
der Zeit starrer, das Scharfstellen in der Nähe gelingt nicht mehr so gut. Die Anzei-
chen dafür sind, dass die Arme beim Lesen von „Kleingedrucktem“, der Zeitung o-
der der Speisekarte „nicht mehr lang genug sind“. „Von Altersweitsicht ist jeder be-
troffen“ erklärt der Obmann der Ärztekammer für die Fachgruppe Augenheilkun-
de.154Diese Entwicklung der Sehschwäche läßt sich nicht aufhalten und nicht rück-
gängig machen, jedoch mit einer guten Brillentechnologie beheben.
Die seit den vergangenen Jahrzehnten bekannten Gleitsichtbrillen schaffen hier
Abhilfe. Die Gleitsicht-Technologie beruht auf drei Zonen im Glas: oben die Kurz-
sichtigkeitszone, unten die Weitsichtigkeitszone und dazwischen ein schmaler Kor-
ridor für die Sicht in ca. 40-70 cm Entfernung, wie bei der Bildschirmarbeit erforder-
lich.
151
Vgl. Essilor (2013a). 152
Vgl. Essilor (2013b). 153
Vgl. OÖN v. 7.11.2012, Gesundheitsbeilage 1f. 154
Ebenda.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 58
Nicht alle Personen sind mit solch einer Gleitsichtbrille glücklich, da die Zonen im
Glas für Jedermann deutlich erkennbar sind. Weiters kommt es beim Tragen solcher
Brillen zu Unsicherheiten z.B. beim Treppensteigen, weil der Träger „mit der fal-
schen Zone schaut“ und so die reale Distanz fehleinschätzen kann.
Essilor hat die Gleitsichttechnologie in Forschungs-und Entwicklungsarbeit weiter-
entwickelt und eine Nachfolge-Technologie auf den Markt gebracht: die sog. Frei-
formtechnologie, weil die zuvor klar abgegrenzten Korrekturzonen nun ineinander
verlaufen. Statt der herkömmlichen 3 Zonen-Gleitsichtgläser hat das Freiform-Glas
mehr als 100.000 Messpunkte.
Die Vorteile dieser neuen Brillentechnologie sind:
hochpräzise Brillengläser für perfekte Sicht
komfortables Sehen ohne Anstrengung
hohe Kontraste, besonders wichtig in der Dämmerung und nachts.
Dazu hat Essilor ein spezielles Messgerät entwickelt, mit welchem es möglich ist,
den persönlichen Augendrehpunkt zu messen und in die Berechnung der Brillenglä-
ser miteinzubeziehen. Der gehobene Fachoptiker hat dafür das innovative Mess-
und Beratungssystem „Visioffice“ von Essilor im Geschäft und ermittelt den persön-
lichen „eyecode“ in 3D – für ein unübertroffen gutes und komfortables Seherlebnis.
Die folgende Abbildung zeigt die Vermessung des ‚eyecodes‘:
Abbildung 15: Eyecode Vermessung155
Mit herkömmlich berechneten Brillengläsern benötigt das Auge eine kleine Weile,
um sich auf ein Bild zu fokussieren, dies entfällt mit der eyecode Methode und bringt
155
Vgl. Essilor (2013c).
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 59
scharfes und kontrastreiches Sehen, das vor allem in der Dämmerung und nachts
wichtig ist.
Diese innovative Brillenglastechnologie führt TOP-OPTIK GmbH und will das Pro-
dukt in seinen fünf Filialen stärker vermarkten.
Zur Vervollständigung der Stärken-Analyse von TOP-OPTIK GmbH zeigt die folgen-
de Tabelle die definierten Stärken in der Dienstleistungspolitik.
Ergebnisübersicht der STÄRKEN-ANALYSE Firma TOP-OPTIK GmbH DIENSTLEISTUNGSPOLITIK
MA-Know-How
Augenoptikermeister + Augenoptikermeisterin
Personal wird laufend geschult, ist auf neuestem Stand der Augenoptik
Durchführung von erweiterten Sehtests (Refraktion)
Serviceleistungen Low-Vision-Lösungen (für stark sehbehinderte Perso-nen)
kostenloser Service und Reparatur für Eigenfabrikate
‚Null-Tarif' Brillen für Kinder
Trend- und Stilberatung durch bestimmte Mitarbeiterin-nen
wirtschaftlich
verstärkte Kooperation mit Lieferanten, die TOP-OPTIK als Partner sehen.
TOP-OPTIK geht auf den Kundennutzen ein, es muss nicht das teuerste Produkt sein, aber das Optimalste für den Kunden, zufriedene Kunden kommen wieder.
Kooperationen
Kooperation mit den örtlichen Augenärzten
neue Dienstleistung - im Sinne von 'über den Tellerrand blicken': Information zur Laserbehandlung
Soziale Verantwor-tung soziales Engagement - Licht für die Welt
Sammelaktion von Altbrillen
Tabelle 18: STÄRKEN Dienstleistungspolitik TOP-OPTIK156
Die Dienstleistungspolitik wird von den Mitarbeitern in hohem Maße praktiziert. Das
Unternehmen ist sich auch der sozialen Verantwortung bewusst und ist offen für
156
Vgl. Gruppeninterviews TOP-OPTIK Filialen (2012)
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 60
soziales Engagement, was in gezielten Aktionen wie dem Sammeln von Altbrillen
zur Wiederverwertung in Entwicklungsländern praktiziert wird.
Die Schwächen-Analyse zeigt die nachstehende Tabelle:
Ergebnisübersicht der SCHWÄCHEN-ANALYSE Firma TOP-OPTIK GmbH
Unternehmensschwä-
chen
Finanzierung nur über Eigenkapital, also ohne Bankkredite, kann auch eine Schwäche sein
Inhaber sind operativ tätig - kann auch als Schwä-che gesehen werden
F&E mangels Größe und Marktstellung nicht mög-lich
Standorte sind umsatzmäßig kaum noch ausbaubar, Plafond ist erreicht, kaum mehr Steigerungspotenti-al an vorhandenen Standorten möglich
Mitspracherecht der Mitarbeiterinnen kann Ent-scheidungen langwierig machen
Positionierung als 'preiswerter Fachoptiker'
Innenstadtlagen der regionalen Filialen
EDV-Programm wurde umgestellt, neue Oberfläche macht tlw. noch Probleme
Reklamationsliste besser durchschauen, bzw. An-gaben in Reklamationsliste genauer zuordenbar gestalten
Werkstätte ist das Herzstück, weist aber teilweise schwankende Leistungen auf
Schwächen der Pro-
duktpolitik
als Optiker angewiesen auf die Innovationen der Glashersteller
Zuviel Kontrolle? z.B. wenn die Brillen von der Werkstatt in die Filiale kommen.
Lieferanten üben Machtposition aus.
Sonnenbrillen: schlechtes Produkt (Sunoptik) im Sortiment
um Frequenzrückgang entgegen zuwirken, musste Sektion 'TOP-Diskont' eingeführt werden, mit Fas-sungen ab € 1,--
Dienstleistungs-
schwächen wegen Frequenzverlust muss pro Kunde mehr erlöst werden, um Umsätze zu halten bzw. anzuheben
Kunden geben fast keine Rückmeldungen zu Fragen: Wie zufrieden waren Sie? Was können wir besser machen?
Tabelle 19: Schwächen TOP-OPTIK157
Die zentralen Innenstadt-Lagen der TOP-OPTIK Filialen sind lange Zeit überaus
vorteilhaft für die Kundenfrequenz gewesen. Seit einigen Jahren gibt es auch in den
157
Eigene Tabelle.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 61
regionalen Bezirksstädten den Trend zu Einkaufszentren in Ortsrand-Lagen. Hier
liegt die Herausforderung für das Management darin, rechtzeitig zu erkennen, ob
dieser Trend weiterhin anhält oder ob sich erste Bemühungen zur Belebung der
Ortszentren positiv in wiederum steigender Kundenfrequenz auswirken.
4.2.2.2 Produkt-, Sortiments-Analyse
Die Analyse der Produkt- und Leistungspalette der Firma TOP-OPTIK GmbH um-
fasst folgende Bereiche:
Produktpalette
Die TOP-OPTIK Filialen sind Brillenfachgeschäfte mit einem breiten Sortimentsfä-
cher an Erwachsenenbrillen, Sonnenbrillen, Sportbrillen, Lesebrillen, Kinderbrillen.
Dazu werden Ergänzungsprodukte wie Etuis, Ersatzbügel, Brillenreinigungsmittel,
aber auch Leselampen, Vergrößerungsbehelfe, bunte Glasbarometer angeboten.
Auch Augenbenetzungsflüssigkeiten und Kontaktlinsenflüssigkeiten sind im Sorti-
ment, jedoch ist TOP-OPTIK GmbH kein Linsen-Anbieter.
Produktgruppe einzelne Produkte
Gläser Einstärkengläser Mehrstärkengläser Bifokalgläser Gleitsichtgläser Freiformgläser Mehrstärken-Bildschirmgläser
Sonnengläser
Mehrstärken - Sonnengläser
Fassungen
No-Name Fassungen Markenfassungen Chance Me! Halbbrillenfassungen
Krankenkassenfassungen
Kinderbrillen
Sonnenbrillen No-Name Sonnenbrillen
Marken-Sonnenbrillen
Sonstige Produkte
Tageslichtlampen
Sehbehelfe
Lupen Thermometer Glasbarometer
Tabelle 20: Produktpalette TOP-OPTIK 158
158
Eigene Tabelle.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 62
Wie aus der obigen Tabelle ersichtlich, sind die zwei größten Produktgruppen die
der Gläser und Fassungen. Im Bereich der Gläser sind die Freiformgläser als neu-
este Innovation und Technologie auf dem Gebiet der Gleitsichtgläser ins Sortiment
aufgenommen worden. Bei den Fassungen sind im Bereich Markenfassungen neu-
erdings Sportbrillen von Red-Bull aufgenommen worden, sowie einem Trend nach
Abwechslung folgend, die Chance-Me! Bügel.
Leistungsangebote
Ein Brillenkauf ist Vertrauenssache und eine gute und individuelle Verkaufsberatung
ist dafür ein Schlüsselfaktor. TOP-OPTIK GmbH legt hohen Wert auf eine hohe
Qualifikation der Mitarbeiterinnen und deren laufender Weiterbildung.
So gut wie alle Brillengeschäfte und Filialketten-Geschäfte können den Kunden ne-
ben dem Brillensortiment auch eine fachgerechte Untersuchung der Augen und des
Sehvermögens anbieten. Dazu bedarf es eigens geschulter Mitarbeiterinnen. TOP-
OPTIK GmbH kann in allen fünf Filialen den Kunden diese Sehtests – sowie erwei-
terte Sehtests, sogenannte Refraktionen – anbieten.
Der Kunde kann sich nach der Refraktion eine Brille auswählen, TOP-OPTIK GmbH
übernimmt eine mögliche Verrechnung mit den Krankenkassen (Zuzahlung minimal,
ca. 0,-- bis 29,-- € pro Person pro Jahr je nach Brillenart). Es gibt aber andere Versi-
cherungen, die ihren Versicherten mehr Zuschuss geben. Zu nennen ist hier die
LKUV – Lehrer Kranken- und Unfallvorsorge Kasse.
Für stark sehbehinderte Personen wird ein spezieller Test angeboten, sofern viel-
versprechend, eine sogenannte Low-Vision-Lösung erarbeitet. Hier handelt es sich
aufgrund der schon hohen Sehbeeinträchtigung des Kunden um einen ‚Trial-and-
Error‘ Vorgang. Die Mitarbeiterinnen versuchen in einem zeitaufwändigem Prozess
den Personen eine passende Sehhilfe anzupassen. Die Personen können die Seh-
hilfe einige Zeit zuhause testen. Aufgrund der zeitintensiven Kundenbetreuung und
der dabei relativ geringen Marge ist dieses Leistungsangebot als hohes Kundenser-
vice zu sehen.
TOP-OPTIK GmbH bietet allen Kunden einen kostenlosen Service- und Reparatur-
dienst für Eigenfabrikate an. Auch Fremdfabrikate werden serviciert gegen einen
Unkostenbeitrag von € 35,--, wobei dieser Betrag innerhalb eines Jahres bei einem
Kauf wiederum dem Kunden refundiert wird.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 63
In der Filiale Freistadt hat eine Mitarbeiterin zusätzlich eine Ausbildung zur Trend-
und Stilberatung. „Bei den Damen kommt das gut an, wenn sie beim Abholen der
neuen Brille zusätzlich Tipps zum Schminken für Brillenträgerinnen bekommen„
erzählte mir diese Mitarbeiterin der Filiale Freistadt beim Interview.
Speziell für Eltern gibt es das Angebot ‚Null-Tarif Brillen für Kinder‘. Dieses Angebot
soll die Eltern beim Kauf von erforderlichen Korrekturbrillen für die Kleinen entlas-
ten. Andererseits soll den Kindern aber frühzeitig das freundliche Einkaufserlebnis in
einem Fachgeschäft vermittelt werden.
Vorerst nur eine TOP-OPTIK Filiale leistet159 bestimmten Kunden weitere Informati-
onsdienste, nämlich bei Kunden, denen mittels einer Laserkorrektur eine bessere
Sehkraft zurückgegeben werden kann. Es wird auf Kooperationen mit Augenärzten
hingewiesen.
4.2.2.3 Zielgruppen-Analyse
Zur Durchführung der Zielgruppenanalyse von TOP-OPTIK GmbH sind die Kriterien,
wie sie im theoretischen Teil der Arbeit unter Kapitel 2.1.2.3 dargestellt sind, heran-
gezogen worden. In allen Filialen sind dazu in einer Gruppenarbeit die Zielgruppen
analysiert worden. Im Folgenden werden die zusammengefassten Informationen
aus Sicht der Filialen und aus der Sicht der Geschäftsführung wiedergegeben. Er-
gänzend wird die Kundenstruktur von TOP-OPTIK GmbH auf Basis einer Daten-
bank-Abfrage des Unternehmens dargestellt. Die daraus gemeinsam mit den Filia-
len erarbeiteten Zielgruppen werden erörtert.
Kundenansprüche aus Sicht der Filialen
Grundsätzlich schilderten die Mitarbeiterinnen, dass je teurer das gekaufte Produkt
ist, umso anspruchsvoller auch der Käufer ist.
„Es war früher leichter zu verkaufen, jetzt ist der Kunde mündiger, infor-
miert sich im Internet und möchte einen Kostenvoranschlag!“160
Dies sei zwar nicht branchenspezifisch, es ist dies ein allgemeiner Trend, weil es
preislich solche Unterschiede gibt. Im Zeitalter des Internets können die Kunden
mehr Vergleiche ziehen. Die Mitarbeiterinnen müssen dies zulassen und darauf
eingehen. Und häufig kommen die Kunden dann zurück und sind von der Qualität
der Brille und/oder des Glases überzeugt und wollen kaufen.
159
Probebetrieb seit 1.2.2013; Ergebnisse stehen noch aus. 160
Gruppeninterviews Freistadt am 9.11.2012 und Braunau am 6.12.2012.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 64
Bei einem Beratungsgespräch wird für den Kunden ein persönliches Sehprofil ange-
legt. Dazu gibt es ein separates Formular, das in der Filiale archiviert wird. Bei Be-
darf kann jederzeit darauf zurückgegriffen werden. Im Zuge eines Verkaufsgesprä-
ches erhält der Kunde zumindest zwei Angebotsvarianten in schriftlicher Form. Bei
der Preisgestaltung kann der Kunde mitreden, indem er festlegt, a) welche Fassung
und b) welche Glasvarianten (evtl. teurere Ausführung, evtl. mit automatischer Ver-
dunklung des Glases bei Sonnenschein, etc.) gewählt werden soll.
Um die Wünsche der Kunden besser zu kennen, wird jeder Kunde vier Wochen
nach dem Kauf schriftlich kontaktiert. Es kommen aber keine Rückmeldungen, egal
ob positiv oder negativ. Der schwache Rücklauf ist bedauerlich. Dies ist wohl wegen
der allgemeinen Werbeüberflutung, mit der jeder von uns konfrontiert wird.
Im Geschlechtervergleich sind Männer häufig rascher mit einer Kaufentscheidung.
Kundenansprüche aus Sicht der Geschäftsführung
Die Geschäftsführung unterteilt die Kunden ganz grob in drei Gruppen von Ansprü-
chen, die manchmal auch einhergehen:
a) Modischer Anspruch (Kundenfokus liegt auf Marken, Design, Mode; Trend-
und Stilberatung wird erwartet)
b) Technischer Anspruch (Kundenfokus liegt auf dem Lösen von Sehproble-
men, hohe Erwartungshaltung bei Innovationen, neueste Technologie wird
erwartet und vorausgesetzt)
c) Manchmal werden beide Ansprüche gestellt.
Wenn man diese Beschreibung für eine anspruchsvolle Kundengruppe zugrunde
legt, so ist diese mit Sicherheit in der Altersgruppe zwischen 40 und 65 Jahren am
häufigsten anzutreffen. In dieser Altersgruppe befinden sich auch die finanziell gut
und Bestausgestatteten, sodass letztendlich der höhere Preis für die neueste Tech-
nologie mit besserem Sehkomfort gerne bezahlt wird. Sobald jedoch der „Leidens-
druck“ der von Alterssichtigkeit Betroffenen entsprechend hoch ist, gibt es eine gro-
ße Zahl von Kaufwilligen, die161 „endlich wieder gut und problemlos sehen wollen,
da ist es egal, was die Brille dann kostet!“
Natürlich gibt es auch die nicht zu vernachlässigende Gruppe der „Verweigerer“, die
weder mit Mode oder Design, noch mit Qualität und neuer Technologie anzuspre-
chen sind, ergänzt die Geschäftsführerin im Interview.
161
Mag.Weglehner-Oberneder, Interview am 24.9.2012.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 65
Kundenstruktur TOP-OPTIK
Die Unterteilung der TOP-OPTIK Filialen - gemessen an der Kundenzahl - ergibt
die Reihung: Rohrbach, Freistadt, Braunau, Gallneukirchen, Mattighofen.
Am Standort Mattighofen – der jüngsten Filiale – ist die Nähe zu Deutschland spür-
bar, es kommen aber auch Kunden aus dem Bundesland Salzburg. Die Filiale in
Braunau ist gleichfalls von der Nähe zu Deutschland betroffen, jedoch wird das nicht
als nachteilig gesehen. Am Standort Gallneukirchen ist der urbane Einfluss der Käu-
ferschicht durch die geographische Nähe zu Linz deutlich erkennbar. Im Vergleich
dazu haben die Filialen Freistadt und Rohrbach typisch ländliche Kunden, fallweise
kommen auch Tagestouristen in die Geschäfte.
Die Zahl der treuen Stammkundschaft ist in allen Filialen hoch.
Gemäß einer Datenbankabfrage per 31.12.2012 veranlasst von der Geschäftsfüh-
rung setzt sich die Kundenstruktur von TOP-OPTIK GmbH folgendermaßen zu-
sammen:
Kinder (bis 15 Ja.): 10,59 %
16 bis 25 Jahre: 13,83 %
26 bis 40 Jahre: 13,85 %
41 bis 55 Jahre: 26,59 %
56 bis 70 Jahre: 19,70 %
Über 70 Jahre: 15,44 %
Aus der Diagramm-Ansicht in
Tabelle 21 162 ist erkennbar,
dass die über 41jährigen bis über 70jährigen Personen gemeinsam zwei Drittel der
Kundenschicht von TOP-OPTIK GmbH ausmachen.
Dies hat auch mit dem natürlichen Alterungsprozess des menschlichen Auges zu
tun. Menschen, die nicht kurzsichtig sind, kommen jedenfalls ab Mitte Vierzig in die
Kategorie der Altersfehlsichtigen und benötigen zum Lesen des ‚Kleingedruckten‘
162
Eigene Darstellung in Anlehnung an Datenbankabfrage Kundenstruktur TOP-OPTIK per 31.12.2012.
Tabelle 21: Kundenstruktur TOP-OPTIK
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 66
oder der Speisekarte eine Korrekturbrille. Besonders diesem Kundensegment ist der
Unterschied zwischen einer hochwertigen, der neuesten Technologie entsprechen-
den Brillenart mit Komfortsehen und einem lupenartigen Lesebehelf in Form von
vorne auf der Nase sitzenden Halbfassungsbrillen, mit entsprechenden Informatio-
nen näher zu bringen. Es gibt hier immer noch ein beträchtliches Kundenpotential
zu gewinnen: diejenigen, die nach langem Herumprobieren mit billigen Lesebehel-
fen unzufrieden sind und durch den ‚Test‘ mit den Lupen auch auf den Qualitätsun-
terschied beim Schauen durch neueste Technologien großen Wert darauf legen.
Schließlich sind die Kunden in Zielgruppen gebündelt worden, um für die weitere
Konzeptionierung eine mögliche Priorisierung vornehmen zu können. Wie unter-
schiedlich ausgeprägt die Kunden auch innerhalb der Bündelungen sind zeigt sich
etwa beim Einkommen, wo die Kategorien von Teils gering, teils gut bis teils sehr
gut gehen, und auch bei der Persönlichkeit, die von durchsetzungsstark, eitel bis
zurückhaltend kategorisiert worden ist.163
Die nachfolgenden zwei Tabellen geben eine detaillierte Darstellung der Zielgrup-
pen, die nach den Kriterien soziodemographisch, psychografisch, verhaltensbezo-
gen und produktbezogen vorgenommen worden ist.
Dabei zeigt sich, wie hybrid die Kunden sind. Dies stellt eine große Herausforderung
für den Handel dar, und besonders für einen lokalen Fachoptiker wie TOP-OPTIK
GmbH.
163
Vgl. Gruppeninterviews Freistadt und Rohrbach (2012).
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 67
Tabelle 22: Zielgruppen-Bündelung Teil 1
164
164
Eigene Tabelle.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 68
Tabelle 23: Zielgruppen-Bündelung Teil 2
165
165
Eigene Tabelle.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 69
Nach erfolgter Strukturierung der Analyse-Ergebnisse der durchgeführten Umwelt-
und Unternehmensanalysen inklusive der zuletzt praktizierten Zielgruppenbünde-
lung folgt im nächsten Kapitel die Konzeptionierungsphase.
4.3 Konzeptionsphase, Strategie und Positionierung
Zur Beantwortung der Unterfrage „Wie kann aus den durchgeführten Analysen eine
Strategie und Positionierung abgeleitet werden?“ (siehe Kap. 1.2) wird im Folgen-
den der Weg von der Analyse zur Strategie und Positionierung praktisch angewen-
det.
Die Konzeptionierungsphase umfasst die strategische Marketingplanung des Unter-
nehmens. Die Ergebnisse aus der Analyse-Phase und den Gruppeninterviews und
Gruppenarbeiten in den TOP-OPTIK Filialen, welche im Zeitraum November, De-
zember 2012 und April 2013 stattgefunden haben, fließen mit ein.
Der zugrundeliegenden Theorie des Marketing-Management-Prozesses folgend,
leiten sich aus den Analysen und Prognosen die Marketingziele ab (siehe Abb. 1
Marketing-Management Prozess). Dabei ist auch auf eine Abstimmung mit den üb-
rigen Unternehmenszielen zu achten, die im Unternehmensleitbild festgeschrieben
sind und in allen Filialen den Mitarbeiterinnen vorliegt (siehe Anhang: Unterneh-
mensleitbild). Im TOP-OPTIK GmbH Leitbild steht:166
1. Wir schaffen ein angenehmes Arbeitsumfeld und gehen miteinander res-
pektvoll, offen und freundlich um.
2. Wir wollen unsere Kunden begeistern, denn nur zufriedene Kunden
sind uns zu wenig.
3. Wir legen höchste Qualitätsmaßstäbe bei unseren Lieferanten, bei un-
serer Beratung im Geschäft und bei der Verarbeitung in der Werkstätte
an.
4. Wir wissen, dass unsere Rentabilität für unseren gegenwärtigen und künfti-
gen Erfolg ausschlaggebend ist.
166
Leitbild TOP-OPTIK (2013).
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 70
4.3.1 Strategieentwicklung des Unternehmens
Folgend der STP-Methode (siehe Kap. 2.2) ist für das Unternehmen eine Strategie
zu entwickeln, um die vielschichtigen Kundengruppen richtig anzusprechen.
Für die Formulierung einer Marketingstrategie ist es ratsam, Leitfragen als Orientie-
rungshilfe zu nützen. Die Leitfragen können sich auf unterschiedliche Kategorien
beziehen.167
Zwei Strategien kann ein Unternehmen nach erfolgter SWOT-Analyse verfolgen
(siehe 2.1.2), wobei für TOP-OPTIK GmbH nach der sogenannten Matching-
Strategie vorgegangen werden soll. Hier wird der Ansatz verfolgt, Chancen zu nut-
zen, im richtigen ‚Zeitfenster‘ und durch vorhandene Stärken des Unternehmens
bestmöglich wahrzunehmen.
4.3.2 Segmentauswahl/Targeting
Mittels der Bewertung der verschiedenen Marktsegmente versucht das Unterneh-
men ein oder mehrere Marktsegmente zu definieren, wo sich ein Eintritt rentiert.
Aufgrund der Tatsache, dass die Geschäftsführung eine neue Brillentechnologie
kürzlich ins Sortiment hereingenommen hat und diese bestmöglich vermarkten will,
fokussiert sich die Marktsegmentierung auf die für die Technologie in Frage kom-
menden Anspruchsgruppen. Dies sind die Personen der Zielgruppen „40 Plus,
Junge Senioren und Ältere Senioren“.
Zielgruppen-Segmentierung
Alter 0 – 15
Jahre
16 – 25
Jahre
26 – 40
Jahre
41– 55
Jahre
56 – 70
Jahre.
Über 70
Jahre
Ziel-
gruppe
Kinder Jugendliche Erwach-
sene
40
Plus
Junge
Senioren
Ältere
Senioren
Kunden-
anteil % 10,6% 13,8% 13,8% 26,6% 20% 15%
Tabelle 24: Zielgruppen Segmentierung168
167
Vgl. Homburg (2012), 494f. 168
Eigene Tabelle.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 71
Die derart vorgenommene Einteilung in Marktsegmente ist nun zu bewerten, wobei
vom Unternehmen drei Aspekte zu beachten sind – siehe Kap. 2.2.3:
Größe und Wachstum des Segments
Strukturelle Attraktivität des Segments und
Zielsetzungen und Ressourcen des Unternehmens.
Segmentierungsfragen Bewertung
Ist das Segment rückläufig, stagnierend
oder zeigt es hohe Wachstumsraten?
Diese drei Zielgruppen zeigen aufgrund
der demographischen Bevölkerungsent-
wicklung hohe Wachstumsraten in den
nächsten 20 Jahren.
Diese Altersgruppen sind genau die An-
sprechgruppen für die neue Freiform-
technologie.
Wie ist die Wettbewerbssituation im
Segment? Wie viele Lieferanten gibt es
pro Segment?
Der Wettbewerb bietet derzeit noch Vor-
gänger oder Vorvorgängermodelle an,
was dem Kunden jedoch nicht mitgeteilt
wird. Neben dem Weltmarktführer, der
die Technologie herstellt, gibt es dzt. nur
wenige vergleichbare Brillenglastechno-
logie-Lieferanten in Österreich.
Welche Stärken hat das Unternehmen,
um im ausgewählten Segment erfolg-
reich zu sein?
Vertrieb der neuen Freiformtechnologie,
entsprechende Messgeräte vorhanden,
gute und engagierte Mitarbeiter, hohe
Beratungsleistung und Eingehen auf den
einzelnen Kunden, Unternehmen will
Kunden begeistern, nicht nur zufrieden-
stellen.
Tabelle 25: Zielgruppensegmentierungsfragen169
Nachdem damit der zweite Schritt der Segmentauswahl oder des Targetings erfolgt
ist, kommt es im nächsten Schritt zur Positionierung.
169
Eigene Tabelle.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 72
4.3.3 Positionierung
Im Ablauf des Dreierschrittes des STP-Modelles erfolgt mit der Positionierung die
Festlegung des Hauptnutzens dieser Methode. Mögliche Kriterien sind hier (siehe
2.2.1.) die Kundenpositionierung, zur Konkurrenzunterscheidung oder als zentrale
Kommunikationsbotschaft. Bezogen auf TOP-OPTIK GmbH liegt der Hauptnutzen
sowohl in der Kundenpositionierung (vgl. 2.2.3. Jack Trout: „We`ve always defined
„positioning“ not as what you do to the product but what you do to the mind“) als
auch in der Kommunikationsbotschaft über die neue Brillentechnologie an die An-
sprechgruppen.
Verdichtung der Ergebnisse
Die internen Ergebnisse der Interviews mit der Geschäftsführung sowie den Grup-
peninterviews in den TOP-OPTIK Filialen zu den vier Analysebereichen wurden von
der Autorin nochmals zusammengefasst und bezogen auf das gesamte Unterneh-
men in der nachfolgenden Tabelle dargestellt:
Stärken Schwächen
finanzielle Unabhängigkeit gut ausgebildete, engagierte MA Marketing-Orientiertheit innovative Glasproduzenten neuartige Fassungen, bes. Sport-
bereich Freiformtechnologiegläser eigene Werkstätte kostenloses Service + Reparatur
von Eigenfabrikaten Kooperation mit Augenärzten Stammkunden Trend- und Stilberatung AugenoptikermeisterInnen
F & E nicht möglich Standorte haben Plafond erreicht Inhabergeführt Finanzierung nur über Eigenka-
pital Mitspracherecht der MA kann
Entscheidung langwierig machen abhängig von Innovationen der
Glashersteller Lieferanten üben Macht aus Innenstadtlagen der Filialen je Kunde muss mehr Umsatz er-
löst werden
Chancen Risiken
auf Kundennutzen eingehen Zielgruppenansprache an deren
Treffpunkten: Cafés, Messen, neue Freiformtechnologie Messgeräte neuester Techno-
logie vorhanden
sterbende Innenstädte Internet als Info- + Shopping-
quelle Jugendliche wollen Linsen Geschäftsverlauf schwerer ein-
schätzbar starke Medienpräsenz des Mit-
bewerbs schwache Innung geringe Krankenkassenzuschüs-
se
Tabelle 26: Überblick SWOT-Analyseergebnisse TOP-OPTIK170
170
Eigene Tabelle.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 73
Da im Rahmen dieser Arbeit die Vermarktung eines Produktes, nämlich der Frei-
formtechnologie, im Zentrum steht, hat die Autorin die Stärken- und Schwächen
dieses speziellen Produktes in einer separaten Verdichtung erarbeitet.
Die folgende Tabelle zeigt dies:
FREIFORMTECHNOLOGIE
STÄRKEN SCHWÄCHEN
hochpräzises Brillenglas wenig bekannt
scharfes und kontrastreiches Sehen Hochpreiskategorie
Vermessung des persönlichen Augen-
drehpunktes
Vermessungsgerät ist teuer in der An-
schaffung, in vielen Filial-Geschäften
oder Diskontern gar nicht vorhanden
rasche Gewöhnungszeit Technologie kommt erst zum Einsatz,
wenn Probleme mit mehrfachen Korrek-
turzonen vorliegen (altersabhängig)
Zonen verbreitert und verlaufend Unkritische Kunden begnügen sich mit
einfachen Leselupen, sind sehr billig,
aber keine Korrektur der Sehschwäche
Auge bleibt frisch, ohne Stress
Mitbewerber gehen nicht genug auf
technische Unterschiede ein, ‚verkaufen‘
Vorgängertechnologie
entspanntes und konzentriertes Arbeiten
neu: für Computer- und Nahbereich
Tabelle 27: Freiformtechnologie Stärken/Schwächen171
Diese innovative Brillenglastechnologie im Produktportfolio von TOP-OPTIK GmbH
birgt – neben den anderen Stärken und Chancen aus der Gesamt-
Unternehmensanalyse – besondere Chancen für das Unternehmen, welche die Be-
dürfnisse der relevanten Zielgruppen in hohem Maße abdecken können.
171
Eigene Tabelle.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 74
Von der Autorin sind die definierten Stärken von TOP-OPTIK aus der SWOT-
Analyse herausgenommen worden und in einem weiteren Schritt mit den Bedürf-
nissen und Anforderungen von Personen der Ansprechgruppen gegenüberge-
stellt worden.
Dies zeigt die nachstehende Tabelle:
Tabelle 28: Matching Zielgruppen Bedürfnisse & Stärken TOP-OPTIK172
In Umsetzung der Matching-Strategie – siehe Kap. 2.1.2 – kann mit einem Maß-
nahmen-Paket aus dem Marketing-Mix versucht werden, diese Chance der effizien-
teren Vermarktung wahrzunehmen.
172
Eigene Tabelle.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 75
Von den in Kapitel 2.2.3 dargestellten 10 Prinzipien der Positionierung seien für
die gegenständliche Konzeptionierung für ein Produkt die folgenden anzuwenden:
Positionierungsprinzipien für TOP-OPTIK GmbH
Prinzip des Ge-
dächtnis
Es ist wichtig, die Freiformtechnologie den Kunden
besser und umfassender zu erklären, damit die Tech-
nologie in den Köpfen der Zielgruppen hängenbleibt
und mit TOP-OPTIK GmbH verbunden wird.
Prinzip der Fokus-
sierung
Hierbei ist anzustreben, dass sich die Kunden die Fo-
kussierung einfach merken können. Vorzugsweise mit
nur einem aussagekräftigen Schlagwort.
Prinzip der Exklu-
sivität
Die Exklusivität kann erreicht werden nach dem Prin-
zip: Eine Marke – ein Wort – eine Marke.
Prinzip der Opfer-
bereitschaft
Die Freiformtechnologie ist speziell für Kunden-
schichten, die bereits unter der Altersfehlsichtigkeit
leiden. „Alles für alle“ ist hier kontraproduktiv.
Tabelle 29: Positionierungsprinzipien TOP-OPTIK173
Es ist eine große Herausforderung, für ein Hersteller-Produkt,
das durch Fachoptiker vertrieben wird,
für Zielgruppen bestimmten Alters konzipiert, und
im Hochpreissegment angesiedelt ist,
ein schlagendes Moment herauszukristallisieren, warum der Kunde bei TOP-OPTIK
GmbH dieses Produkt kaufen soll.
Eine Verbindung des Produktes ‚Freiformtechnologie‘ zu TOP-OPTIK GmbH ist für
den Kunden herauszuheben.
173
Eigene Tabelle.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 76
Die nachstehende Tabelle zeigt diese Verbindung:
POSITIONIE-
RUNGS
BEREICHE
TOP-OPTIK
Keywords
in den Bereichen
Bereichsspezifische Ziel-
gruppen-Bedürfnisse &
Ansprüche
Glas
technologie
Freiform
technologie
Innovative Glasproduzenten
ESSILOR ist Weltmarktführer
neueste Innovationen und
Technologien.
bei Freiformtechnologie Zo-
nenverlauf nicht sichtbar
im Gegensatz zur Gleitsicht-
brille , wo noch Zonen sichtba-
re sind
Zonen verbreitert und verlau-
fend
hochpräzise Brillengläser für
perfekte Sicht
3D-Messung des individuellen
Sehverhaltens
NEU: jetzt auch für den Com-
puter- und Nahbereich
hohe Erwartungshaltung
bei Innovation
neueste Technologie wird
erwartet und vorausgesetzt
komfortables Sehen ohne
Anstrengung
rasche Gewöhnungszeit
Auge bleibt frisch, ohne
Stress
hohe Kontraste, besonders
wichtig in der Dämmerung
und nachts
persönlicher Augendreh-
punkt (eyecode) wird ge-
messen
entspanntes und kon-
zentriertes Arbeiten
Hoher Leidensdruck bei
Alterssichtigkeit führt zu
Wunsch, endlich wieder gut
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 77
und problemlos sehen zu
können und Bereitschaft,
höheren Preis für gute Bril-
lentechnologie zu zahlen
für problemloses Sehen
Marken
fassungen
Neuartige Fassungen
Change-Me! Austauschbare
Brillenbügel
Sportbrillen
Prada, Ray Ban,
Givenchy, Versace,
D & G, Jette …
Modisch
Design
Freizeittrends
Marken
Beratung & Ser-
vice
Der Schlüsselfaktor ist eine
gute und individuelle Ver-
kaufsberatung
Hohe Fachoptiker-Kompetenz
Augenoptikermeister und Au-
genoptikermeisterin
neueste Vermessungsmög-
lichkeiten des Auges
Verkaufspersonal mit Zusatz-
ausbildung
Eigene Werkstätte, ist das
Herzstück
Brillenkauf ist Vertrauens-
sache
Kundenfokus auf Lösen
von Sehproblemen
Fachgerechte Untersu-
chung der Augen und des
Sehvermögens
besserer Sehkomfort
Trend & Stilberatung
Kunde will kleine Reparatu-
ren gut und rasch erfüllt
haben
Tabelle 30: KEYWORDS Positionierung TOP-OPTIK174
Die Verknüpfung von Schlüsselwörtern aus den Positionierungsbereichen TOP-
OPTIK GmbH mit den jeweiligen Zielgruppen-Bedürfnissen und –ansprüchen lässt
Übereinstimmungen erkennen.
174
Eigene Tabelle.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 78
Daraus hat die Autorin für TOP-OPTIK GmbH mögliche Positionierungen und mögli-
che Slogans kreiert:
Mögliche Positionierungen Mögliche Slogans
TOP-Sehen mit TOP-OPTIK “Sehen wie mit 20 Jahren”
TOP-Qualität bei TOP-OPTIK Wir schauen auf Ihre Augen mit bester Bril-
len-Qualität
TOP-Lösungen von TOP-OPTIK Wir haben die passende Sehlösung für Ihre
Augen.
TOP-Service durch TOP-OPTIK Unsere Werkstätte bietet hohes Service
TOP-Brillen bei TOP-OPTIK Man kann nie genug Brillen haben
TOP-Fassungen bei TOP-OPTIK Damit Sie immer die richtige Fassung haben
TOP-Trends bei TOP-OPTIK Voll im Trend mit TOP-OPTIK
TOP-Kunden für TOP-OPTIK Wir wollen unsere Kunden begeistern!
TOP-Technik bei TOP-OPTIK Wir kooperieren mit dem Weltmarktführer
TOP-Beratung bei TOP-OPTIK Wir beraten Sie gut und gerne.
TOP-Vertrauen zu TOP-OPTIK ‚Brillenkauf ist Vertrauenssache‘ sagen un-
sere Kunden
Tabelle 31: Mögliche Slogans175
Die neue Kommunikationsbotschaft
‚TOP-SEHEN mit TOP-OPTIK‘
soll die Positionierung von TOP-OPTIK GmbH als Anbieter von personalisierten
Lösungen für anspruchsvolle Kunden manifestieren.
Eine Vertiefung der Positionierung als kompetenter Partner zur Lösung von Seh-
problemen kann mittels eines eigenen Slogans erzielt werden.
175
Eigene Tabelle.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 79
Das Beispiel dafür lautet:
Positionierungen Slogan
Führende Innovationen für Ihre Au-
gen
Wir lösen Ihre Sehprobleme
Tabelle 32: verstärkte Positionierung TOP-OPTIK176
Das 20jährige Firmenjubiläum ist auch ein passender Anlass, an der Wahrnehmung
der Marke ‚TOP-OPTIK‘ in den Köpfen der Kunden zu arbeiten. Die Autorin schlägt
einen Slogan vor, der das Unternehmen TOP-OPTIK GmbH und die Freiformtech-
nologie verknüpft:
20 Jahre TOP-OPTIK – Sehen wie mit ZWANZIG mit Freiformgläsern.
Die Autorin empfiehlt folgende Strategie, welche auch den zuvor erwähnten vier
Prinzipien der Positionierung (siehe Tabelle 29) Rechnung trägt:
TOP-OPTIK GmbH bietet für die große Kundengruppe 40 + und für deren un-
ausweichliche Sehprobleme im Alltag kundenspezifische Lösungen mit neu-
ester Brillentechnologie unter Anwendung neuester Vermessungstechnik an.
4.4 Gestaltungsphase Marketing-Mix
Die operative Umsetzung der Marketing-Konzeption für die Vermarktung der Frei-
formtechnologie erfolgt in der Gestaltungsphase, wo die Detailplanung der Marke-
ting-Mix Maßnahmen geschieht.
Damit wird versucht, die zweite Unterfrage dieser Arbeit, welche operativen Marke-
ting-Mix Instrumente eingesetzt werden können, um die Strategie und Positionie-
rung umzusetzen, zu beantworten.
Der Marketing-Mix wird nicht nur für das Produkt Freiformtechnologie bestimmt,
sondern auch unter Einbezug der Organisation des Fachoptikers TOP-OPTIK
GmbH. Dies deshalb, weil einerseits das Produkt von einem Glasproduzenten be-
176
Eigene Tabelle.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 80
zogen wird und TOP-OPTIK GmbH naturgemäß wenig Einflussnahme auf die Tech-
nologie hat. Andererseits steht der regionale Fachoptiker TOP-OPTIK GmbH seit
nunmehr 20 Jahren für hohe Beratungs- und Serviceleistung, was im Leitbild mani-
festiert ist – „Wir wollen unsere Kunden nicht nur zufriedenstellen, sondern begeis-
tern!“ – und durch die Zahl der treuen Stammgäste zum Ausdruck kommt (siehe
Tab. 16).
4.4.1 Marketing-Mix
Im Folgenden wird in der Tabelle dargestellt, wie mit den klassischen vier Marke-
ting-Instrumenten:
Produktpolitik
Preispolitik
Distributions- und Vertriebspolitik
Kommunikationspolitik
und in Erweiterung mit drei neueren Marketing-Instrumenten:
Personalpolitik
Politische Rahmenbedingungen
Präsentationspolitik
ein Maßnahmenplan zur Steigerung der Vermarktung der Freiformtechnologie an-
gegangen werden kann.
Marketing-
Instrument
Maßnahme Organisation Maßnahme Freiform
Produktpolitik
(product)
Kooperationen ausbauen:
- Glaslieferant,
- Augenärzte
Sehtests anbieten in regiona-
len Betrieben, Seniorenhei-
men,
Firmenkonditionen gewähren
Glashersteller stellt Produk-
tinformationen zur Verfü-
gung
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 81
Preispolitik (price) Kundennutzenorientiert:
Basic, Medium, Premium-
Segmente
Produktprogrammorientiert:
High-End Linie
Weitergabe von Lieferan-
tenrabatten an Kunden zur
Verkaufsförderung
Empfehlungsrabatte für
Freiform (an Empfehler +
Neukunden)
Distributions-
und Vertriebspoli-
tik (place)
‚elektronischen Kostenvor-
anschlag‘ auf Homepage im-
plementieren
Teilnahme an regionalen
Gesundheitsmessen
Herstellermesse mit eige-
nem Infostand bewerben
Exklusivitätsrechte für re-
gionale Gebiete erhalten
Kommunikati-
onspolitik (promo-
tion)
Kommunikati-
onspolitik (promo-
tion)
Positionierung als Anbieter
von personalisierten Lösungen
‚TOP-SEHEN mit TOP-OPTIK‘
kommunizieren
20 Jahre TOP-OPTIK – Sehen
wie mit 20 Jahren durch Frei-
formtechnologie
News-Letter versenden
SMS-Infos bei Rabattaktionen
Erstellung einer APP: ‚TOP-
SEHEN‘
TOP-OPTIK schaltet selber
Produktinformation in loka-
len Zeitungen
Top-Optik schaltet in regio-
nalen Fernsehsendern Spots
Inhaberin wird Testimonial
Freiformtechnologie steht
für: „Sehen wie mit 20 Jah-
ren“
Hersteller-Einschaltungen
in Fachzeitschriften, Tages-
zeitungen – unter Nennung
von TOP-OPTIK als Ver-
kaufsstelle
Glaslieferant hält ‚Road-
show‘ in jeder Filiale
Augenärzte halten Vorträge
in Filialen
Glashersteller schaltet
Produkt-Platzierung
Event-Marketing
Promotion Touren des Her-
stellers
Freiform-Produkt-
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 82
für Freiformtechnologie in
regionalen Fernseh-Spots
Produktinformation Freiform-
technologie an Stammkunden
direkt senden
information bei Augenärz-
ten auflegen mit TOP-OPTIK
Kontaktdaten
Verlinkung von Glasher-
steller-Homepage zur TOP-
OPTIK Homepage
Personalpolitik
(people)
Laufende Mitarbeiterschulung
Verkaufstrainings
Ideen-Pool einrichten
Zielvereinbarungen
Glashersteller wirbt mit
Testimonials
Politische Rah-
menbedingungen
(politics)
Kammervertretung für mehr
werbliche Aktionen für Fachop-
tiker gewinnen
Gesetzliche Augentests für
Autofahrer einführen,
Präsentationspo-
litik (physical evi-
dence)
Firmenjubiläum 20 Jahre
TOP-OPTIK GmbH
Verbinden mit Werbeslogan
‚Sehen wie mit 20 Jahren – mit
Freiformtechnologie“
Eigene Seite auf Firmen-
Homepage für ‚TOP-SEHEN‘
Freiformtechnologie in Cor-
porate Identity einbeziehen:
Wortkreation ‚TOP-SEHEN‘
Tabelle 33: Marketing-Mix Maßnahmenplan177
4.4.1.1 Produktpolitik
Brillen zählen nach der Produkttypologie178 zu den Gebrauchsgütern, die meist ei-
nen intensiven persönlichen Beratungs-, Verkaufs- und Serviceaufwand erfordern.
Somit enthalten diese Gebrauchsgüter auch eine wesentliche Dienstleistungskom-
ponente.
177
Eigene Tabelle. 178
Vgl. Kotler/Bliemel (2001), 719.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 83
Um die Freiformtechnologie entsprechend zu vermarkten empfiehlt die Autorin fol-
gende Maßnahmen:
Organisatorisch:
Ausbau der Kooperationen mit Glaslieferanten, um stets die neuesten Inno-
vationen im Produktprogramm zu haben, Ausbau der Kooperationen auch
mit den lokalen Augenärzten, die bei Diagnose von Alterssichtigkeit die Frei-
formtechnologie gleich beim Arztbesuch empfehlen.
Mit wichtigen regionalen Betrieben können Sehtests von TOP-OPTIK GmbH
direkt in den Firmen vereinbart werden. Mit Firmen und für deren Mitarbeiter
können spezielle Konditionen vereinbart werden. Sehtests können auch in
Seniorenheimen durchgeführt werden.
Produktbezogen:
der Hersteller und Glaslieferant stellt ausführliche Produktinformation bereit.
4.4.1.2 Preis- und Konditionenpolitik
Mit dem Instrument der Preispolitik kann TOP-OPTIK GmbH sich am Kundennutzen
orientieren und Segmente einpreisen nach Kategorien wie Basic, Medium, Premi-
um. Die Freiformtechnologie ist preispolitisch der produktprogrammorientierten Ka-
tegorie zuzuordnen und zählt zur sog. High-End Linie.
Um hier preislich abzufedern, kann TOP-OPTIK GmbH Verkaufsförderungen durch
den Hersteller als Preisnachlass an die Kunden weitergeben.
Von der Autorin wird angeregt, dass TOP-OPTIK GmbH sog. Empfehlungsrabatte
gibt, wenn ein Kunde die Freiformtechnologie weiterempfiehlt. Dabei sollte sowohl
der schon bestehende Kunde als auch der so neu gewonnene Kunde in den Ra-
battgenuss kommen.
4.4.1.3 Distributions- und Vertriebspolitik
Mittels dieses Instrumentes kann TOP-OPTIK GmbH direkt mit Stammkunden in
Verbindung treten, etwa per E-Mail regelmäßig News-Letter auszusenden.
Um dem Trend der Zeit Rechnung zu tragen, regt die Autorin an, auf der bereits
vorhandenen Homepage für Kunden einen sog. elektronischen Kostenvoranschlag
zu implementieren. So können Kunden außerhalb der Öffnungszeiten mit TOP-
OPTIK GmbH in Kontakt treten. Für TOP-OPTIK GmbH ergibt sich der Nebennut-
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 84
zen, dass somit auch Neukunden, zumindest jedoch aber Kundenadressen gewon-
nen werden können.
Die Teilnahme an regionalen Gesundheitsmessen wird TOP-OPTIK GmbH empfoh-
len. Ebenso kann das Unternehmen mit dem Glasproduzenten die Vereinbarung
treffen, auf den Herstellermessen mit einem eigenen Infostand auftreten zu können.
Die Positionierung eines Firmen-Banners und die Auflage von Firmenflyern sind
ausreichend, um mit Interessierten in Kontakt zu kommen.
TOP-OPTIK GmbH soll seine eigene Position stärken und kann versuchen, Exklu-
sivrechte für regionale Gebiete zur Vermarktung der Freiformtechnologie zu erhal-
ten.
4.4.1.4 Kommunikationspolitik
2013 besteht TOP-OPTIK GmbH seit 20 Jahren und dieses Jubiläum kann mit den
klassischen Werbungen in der Zeitung, Fachzeitschriften oder auch den Gemein-
dezeitschriften beworben werden. In diesen Jahren hat sich das Unternehmen gut
etabliert und wird als eingesessener Fachoptiker mit hoher Beratungsqualität wahr-
genommen. Die neue Kommunikationsbotschaft
‚TOP-SEHEN mit TOP-OPTIK‘
soll die Positionierung von TOP-OPTIK als Anbieter von personalisierten Lösungen
für anspruchsvolle Kunden manifestieren.
Das 20jährige Firmenjubiläum ist auch ein passender Anlass, an der Wahrnehmung
der Marke ‚TOP-OPTIK‘ in den Köpfen der Kunden zu arbeiten. Die Autorin schlägt
einen Slogan vor, der das Unternehmen TOP-OPTIK GmbH und die Freiformtech-
nologie verknüpft:
20 Jahre TOP-OPTIK – Sehen wie mit ZWANZIG mit Freiformgläsern.
So kann eine Positionierung nach dem Prinzip der Exklusivität erfolgen, die erreicht
werden kann durch: Eine Marke – ein Wort – eine Marke (siehe Tab. 30).
Durch Direkt-Marketing Aktionen kann TOP-OPTIK GmbH den Stammkunden Pro-
duktinformationen zur Freiformtechnologie senden.
Weitere neue Kommunikationsinstrumente kann die Organisation wie folgt einset-
zen: per SMS die Kunden über aktuelle Rabatt-Aktionen informieren, besonders im
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 85
Trend ist die Erstellung einer eigenen Handy-App, die gemäß der Corporate Identi-
ty ‚TOP-SEHEN‘ genannt werden kann.
In den regionalen Fernsehsendern einen TOP-OPTIK Spot zu senden ist aufgrund
der großen Zahl an Erreichbarkeit von Anspruchsgruppen anzudenken. Dabei kann
die Geschäftsführerin als Testimonial für die Freiformtechnologie sprechen, was
einerseits TOP-OPTIK GmbH ein Gesicht gibt und andererseits durch Verzicht auf
ein Honorar dem Unternehmen Kosten spart.
Die produktbezogene Kommunikationspolitik kann vom Hersteller erfolgen, in-
dem mit den klassischen Werbungen in Fachzeitschriften und namhaften Ta-
geszeitungen und Journalen über das Produkt informiert wird und Top-OPTIK
GmbH als Verkaufsstelle angeführt wird.
Die Geschäftsführung kann den Hersteller gewinnen, Produkt-Platzierungen in
Radio und Fernsehen zu schalten. Ebenfalls angeregt werden sollen Promotion-
Touren des Herstellers, wobei in jeder TOP-OPTIK Filiale die Freiformtechnologie
vorgestellt wird.
In unserer Zeit ist es wichtig, dass Kunden das Unternehmen im Internet finden.
Eine Verlinkung von der Homepage des Herstellers zur Homepage von TOP-
OPTIK GmbH soll programmiert werden.
Es bestehen bereits Kooperationen mit örtlichen Augenärzten. Hier soll ausgebaut
werden und Informationen zur Freiformtechnologie sollen schon in den Ordinationen
an die Kunden geleitet werden. Dies kann mittels Auflage von Produkt-Flyern mit
TOP-OPTIK GmbH als Verkaufsstelle erfolgen.
Die zu Beginn der Arbeit gestellte dritte Unterfrage: „Welche Maßnahmen der Kom-
munikationspolitik führen zur Vermarktung und Kundengewinnung für diese Brillen-
technologie?“ ist in diesem Abschnitt bearbeitet worden.
4.4.1.5 Personalpolitik
Zu den Stärken von TOP-OPTIK GmbH gehört eine gute Mitarbeiterschaft, die fach-
lich hoch qualifiziert ist. Auf eine laufende Mitarbeiterschulung ist weiterhin stets
zu achten. Beim Beratungs- und Verkaufsprozess im Optiker-Fachhandel ist auch
eine Dienstleistung zu vollbringen. Für deren optimale Erbringung sind personalpoli-
tische Maßnahmen wie Verkaufstrainings hereinzunehmen.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 86
Die Mitarbeiterinnen kennen die interne Organisation und Arbeitsabläufe am besten.
Hier entstehen immer auch gute Ideen. Um diese zu nutzen wird von der Autorin ein
sog. ‚Ideen-Pool‘ angeregt. Im Rahmen von Zielvereinbarungsgesprächen können
die entstandenen Ideen weiter umgesetzt werden.
Die Geschäftsführung kann mit dem Glashersteller über die Idee, eine bekannte
Persönlichkeit als Botschafter für die Freiformtechnologie zu positionieren, spre-
chen.
4.4.1.6 Politische Rahmenbedingungen
Hier sind zwei Themen anzusprechen. Einerseits kann die Geschäftsführung an die
Kammervertretung herantreten, mit der Anregung, mehr gemeinsame werbliche
Aktionen für die Fachoptiker zu tätigen.
Weiters anzustreben ist es, mit der Kammervertretung und auch dem Glasprodu-
zenten, den Fassungsherstellern sowie auch mit Automobilklubs eine Lobby zu bil-
den, die sich für gesetzlich vorgeschriebene regelmäßige Augen- und Sehtests
besonders für Autofahrer einsetzt. Wenn dies Realität wird, benötigen viele Per-
sonen der Zielgruppen entsprechende Brillen, wofür die Freiformtechnologie bes-
tens geeignet ist.
4.4.1.7 Präsentationspolitik
TOP-OPTIK GmbH lebt schon Corporate Identity mit einem einheitlichen Erschei-
nungsbild, das alle Filialen prägt. Nach innen hin drückt sich das mit dem ‚Corporate
Behaviour‘ aus, mit dem Selbstverständnis etwa, wie intern über Kunden kommuni-
ziert wird.
Um die Freiformtechnologie besser vermarkten zu können, empfiehlt die Autorin, die
Technologie in die Corporate Identity von TOP-OPTIK GmbH miteinzubeziehen mit
der Wortkreation ‚TOP-SEHEN‘. Dies kann durch eine eigene Seite auf der Home-
page umgesetzt werden.
Die Präsentation als kompetenter Fachoptiker, der personalisierte Lösungen
anbietet, kann mittels eines Slogans „Wir lösen Ihre Sehprobleme“ gleichfalls auf
der Homepage und am Firmen-Briefpapier präsentiert werden.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 87
5 Resümee und Empfehlungen
Das Unternehmen TOP-OPTIK GmbH, ein regionaler Fachoptiker mit fünf Filialen,
ist 2013 seit nunmehr zwanzig Jahren am oberösterreichischen Markt vertreten. Der
Augenoptikermarkt in ganz Österreich ist grundsätzlich gesättigt und es herrscht ein
Verdrängungswettbewerb.
Dennoch ergeben sich für das Unternehmen Chancen:
durch das Nachlassen der Sehkraft des menschlichen Auges ab ca. 45 plus,
durch die demographische Bevölkerungsentwicklung, wobei besonders die
Generation der „Babyboomer“ das Alter erreicht, wo die menschliche Seh-
kraft nachlässt und die Altersfehlsichtigkeit unabwendbar einsetzt.
TOP-OPTIK GmbH engagiert sich sehr und legt höchste Qualitätsmaßstäbe an bei
den Lieferanten, der Beratung in den Verkaufsgeschäften und dem Service für die
Kunden, wobei die eigene Werkstätte für alle Filialen ein Herzstück bildet.
Die Kooperation mit dem Weltmarktführer in der Brillenglastechnologie nützt TOP-
OPTIK GmbH und führt seit kurzem ein innovatives Brillenglas zur Lösung von al-
tersbedingten Sehproblemen, die sogenannte Freiformtechnologie.
Die in einer Vorprojektphase mittels Experteninterviews und Gruppeninterviews in
den TOP-OPTIK Filialen erzielten Analyse-Ergebnisse bildeten die Basis und sind
in die Arbeit mit eingeflossen.
Die Stärken von TOP-OPTIK GmbH liegen klar darin, dass das Unternehmen über
hoch qualifizierte und engagierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen verfügt, das Un-
ternehmen die Kunden begeistern möchte und im zuvor schon erwähnten Qualitäts-
anspruch bei der Brillenglastechnologie.
Die Autorin empfiehlt, künftig nach der sog. Matching-Strategie vorzugehen, wo
TOP-OPTIK GmbH die Chancen, die sich durch die ansteigende Zahl der über
45jährigen und der damit einhergehenden Altersfehlsichtigkeit zwangsläufig erge-
ben, mit den vorhandenen Stärken des Unternehmens, im gegenständlichen Falle
durch die innovative Brillenglastechnologie und die dafür vorhandenen neuesten
Vermessungsgeräte verknüpft und zur effizienten Vermarktung umsetzt.
Dabei soll die Positionierung von TOP-OPTIK GmbH nach Ansicht der Autorin
weiter die Beratungs- und Sehproblemlösungskomponente vertiefen, ja sogar die
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 88
optimale und individuelle Lösung von Sehproblemen der künftig weiter stark wach-
senden Altersgruppe 40 plus beinhalten.
Mit der neuen Kommunikationsbotschaft ‚TOP-SEHEN mit TOP-OPTIK‘ soll dies
bei den Kunden ankommen und verinnerlicht werden.
Das 20jährige Firmenjubiläum bietet 2013 eine einmalige Gelegenheit, die Marke
‚TOP-OPTIK‘ bei den potentiellen Kunden zu verankern. Dazu soll TOP-OPTIK
GmbH neben der prädestinierten Zielgruppe 40 plus bereits die nächste Zielgruppe,
die der heute 30 – 40jährigen verstärkt ansprechen.
Vorteilhaft für die Kommunikationspolitik des Unternehmens ist es, dass es be-
reits eine ansprechende Webseite von TOP-OPTIK GmbH gibt.
5.1 Marketing-Mix Empfehlung
Folgende Empfehlungen für einen Marketing-Mix der Hauptzielgruppe und der zwei-
ten Zielgruppe werden von der Autorin gegeben:
Zielgruppe Kommunikations
politik
Vertriebspolitik Präsentations
politik
Zielgruppe 40+:
Bereits
alterssichtig
Anbieter von per-
sonalisierten Lö-
sungen: Wir lösen
Ihre Sehprobleme
Frei Sehen – mit
Freiformtechnologie
Kostenvoranschläge
online, über eigene
Homepage
Kooperation mit
Augenärzten
Wir feiern gemein-
sam: Sehen wie
vor 20 Jahren.
Inhaberin als Tes-
timonial
Zielgruppe 30-
40:
Demnächst
alterssichtig
Directmailing - Pro-
duktinformation
Persönliches Seh-
profil
Terminvereinbarung
über E-Mail/SMS
Kostenvoranschläge
online, über eigene
Homepage
Kooperation mit
Augenärzten
Mit Weltmarktfüh-
rer-Homepage
verlinken
Events in den Fili-
alen
Tabelle 34: Zielgruppen Marketing-Mix179
179
Eigene Tabelle
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 89
5.2 Kommunikationspolitische Maßnahmenempfehlung
Abschließend empfiehlt die Autorin folgende zielgruppenspezifische kommunikati-
onspolitische Maßnahmen:
ZIELGRUPPE 40+ Instrument Instrument
Maßnahme Berichterstattung über
Freiformtechnologie in
Regionalzeitung
Teilnahme an regionaler
Gesundheitsmesse
Zweck Kundeninteresse
Kundenbindung
Kundeninteresse
Kundenbindung
Ziel Information
Bekanntheitsgrad erhö-
hen
Information
Bekanntheitsgrad erhö-
hen
Inhalt Technologie vorstellen
Vermessungsgeräte
Aktualität
Kontaktmöglichkeit
Technologie vorstellen
Vermessungsgeräte
Aktualität
Kontaktmöglichkeit
ZIELGRUPPE 30-40 Instrument Instrument
Maßnahme Directmailing an:
Zielgruppe,
Firmen = Arbeitgeber
Homepage
Zweck Kundengewinnung Kundengewinnung
Ziel Information
Bekanntheitsgrad
Image
Information
Kontaktmöglichkeit
Adressengewinnung
Inhalt Technologievorstellung
Einstiegsrabatt
Kontaktmöglichkeit
Vorstellung Innovation
Aktuelles
Angebote
Tabelle 35: Zielgruppen Kommunikations-Empfehlung180
180
Eigene Tabelle
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 90
Die angeführten Maßnahmen stellen Empfehlungen dar, die Umsetzung von Maß-
nahmen oder Aktivitäten daraus obliegen der Geschäftsführung von TOP-OPTIK
GmbH.
Die Autorin hofft, dass die Darstellungen für das Unternehmen erkenntnisreich sein
mögen zumindest aber zur lebhaften Diskussion im Unternehmen anregen mögen.
Abschließend fügt die Autorin noch an, dass die Erarbeitung dieser Marketingkon-
zeption – bei gegebener knapper zeitlicher Verfügbarkeit – viel Spaß bereitet hat.
Marketingkonzeption für ein spezielles Produkt am Beispiel TOP-OPTIK
Sommer Andrea Seite 91
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OÖ Nachrichten: 7. Nov. 2012 Gesundheitsbeilage, 'Endlich wieder scharf sehen', 1f.
OÖ Nachrichten: 17. April 2013 Gesundheitsbeilage, Sonderthema Sehen 'Grenzenloses Sehen ist keine Frage des Alters!', 6.
OÖ Nachrichten: 20. April 2013 Ärztemangel in OÖ, Monatelang warten auf einen Termin, 3.
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Experteninterviews und Gruppeninterviews: September bis Dezember 2012 im
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