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Medienbegleitheft zur DVD 12495 VENEDIG GEHEIMNISSE DER LAGUNE

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Medienbegleitheft zur DVD 12495

VENEDIG GEHEIMNISSE DER LAGUNE

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Medienbegleitheft zur DVD

51 Minuten, Produktionsjahr 2008

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Inhaltsverzeichnis Seite

1. Einsetzbarkeit im Unterricht – Lehrplanbezug .......................................................................... 5

2. Übersicht / Inhalt des Filmes .......................................................................................................... 6

3. Themen, Fragestellungen und Informationen aus dem Film ................................................ 6

3.1. Gründung Venedigs ...................................................................................................................... 6

3.2. Handel im Mittelalter ................................................................................................................... 7

3.2.1. Geldwesen ............................................................................................................................ 7

3.3. Staatsstrukturen ............................................................................................................................ 8

3.4. Arsenal .............................................................................................................................................. 8

3.5. Venedig als Seemacht .................................................................................................................. 9

3.5.1. Ein venezianisches Kolonialreich .................................................................................... 9

3.5.2. Seeschlacht von Lepanto .................................................................................................. 9

3.6. Ghetto ............................................................................................................................................... 9

3.7. Pest .................................................................................................................................................. 10

3.8. Karneval ......................................................................................................................................... 11

3.9. Prostitution ................................................................................................................................... 11

4. Zusätzliche Hintergrundinformationen .................................................................................... 11

4.1. Gründung Venedigs – zu 3.1. ................................................................................................... 11

4.1.1. Venezianische Architektur ............................................................................................. 12

4.2. Handel im Mittelalter – zu 3.2. ................................................................................................ 13

4.2.1. Geldwesen – zu 3.2.1. ...................................................................................................... 15

4.3. Staatsstrukturen – zu 3.3. ......................................................................................................... 15

4.4. Arsenal – zu 3.4. ........................................................................................................................... 18

4.5. Venedig als Seemacht – zu 3.5. ................................................................................................ 19

4.5.1. Ein venezianisches Kolonialreich zu 3.5.1. ................................................................. 19

4.5.2. Seeschlacht von Lepanto – zu 3.5.2. ............................................................................ 20

4.6. Pest – zu 3.7. ................................................................................................................................. 21

4.7. Karneval – zu 3.8. ......................................................................................................................... 22

4.8. Prostitution – zu 3.9. ................................................................................................................... 23

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5. Unterrichtsentwurf zum Film ....................................................................................................... 23

6. Weiterführender Unterrichtsentwurf ........................................................................................ 29

6.1. Die Gründung Tenochtitláns .................................................................................................... 29

6.2. Handel, Markt in Tenochtitlán ................................................................................................. 31

6.3. Abbildungen zu Tenochtitlán ................................................................................................... 33

6.4. Abbildungen zu Venedig ............................................................................................................ 35

7. Literatur ............................................................................................................................................. 36

8. Abbildungsnachweis ...................................................................................................................... 37

9. Weiterführende Links ..................................................................................................................... 37

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„VENEDIG – Geheimnisse der Lagune“

Ein Film von Christian Riehs und Wolfgang Peschl

Diese Ausarbeitung enthält eine Übersicht zur Einsetzbarkeit und Zuordenbarkeit der im Film

behandelten Themen zum Lehrplan, Auszüge des Filmtextes, weitere ausführlichere Hinter-

grundtexte zu ausgewählten Themen, Abbildungen und mehrere fertige Unterrichtsentwürfe

mit Arbeitsmaterialien (Texte und Fragestellungen).

Die Unterrichtsvorschläge sind sowohl für die Unterstufe als auch für die Oberstufe geeignet.

1. Einsetzbarkeit im Unterricht – Lehrplanbezug

Thema Lehrplanbezug

US: Unterstufe 2./3.Kl.

OS: Oberstufe 5./6. Kl.

Gründung Venedigs US: Auseinandersetzung des Menschen mit

der Natur und ihre Auswirkungen auf die

Organisation des menschlichen Zusammen-

lebens

OS: Natur und Technik – natürliche Rahmen-

bedingungen und ihre Auswirkungen auf

gesellschaftliche Strukturen und Vorgänge.

Nachhaltige Auswirkungen von Eingriffen in

die Natur

Völkerwanderung OS: Expansion und Migration und deren

soziokulturelle Auswirkungen, z.B. Völker-

wanderung, Zerfall des Römischen Reiches

Handel im Mittelalter Formen des Wirtschaftens, Entstehung des

Marktes

Staatsstrukturen und Regierungssysteme Machtstrukturen und Herrschaftsformen

Formen und Modelle der politischen Be-

teiligung – Gegenüberstellung mit gegen-

wärtigen Demokratiemodellen.

Venedig als Seemacht Macht und Hegemonie

Kulturen Südamerika Expansionsstrategien, Imperialismus

Pest OS: Gesundheit: soziale Auswirkungen von

Ernährung, Hygiene und medizinischem

Fortschritt

Kompetenzen Methodenkompetenz – Recherche, Analyse

und Interpretation aus unterschiedlichen

Quellen

Sachkompetenz – politisches Wissen,

politische Institutionen

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2. Übersicht / Inhalt des Filmes

Schlagwörter/Themenbereiche:

Timecode Zwischentitel / Schlagworte Zusatzinformationen

00:00:00 Sensafest NEIN

02:40:00 Gründung Venedigs JA

06:14:00 Finanzwesen JA

11:25:03 Staatsstruktur: Der Doge und der

Rat der Zehn

JA

16:20:00 Seemacht: Der Vierte Kreuzzug

und die Seeschlacht von Lepanto

JA

22:58:00 Schiffsbau im Arsenal und

Gießerei im Ghetto

Schiffsbau JA / Ghetto NEIN

29:50:04 Kunst und Handwerk: Glas-

bläserei, Architektur und Malerei

NEIN

37:08:12 Pest JA

42:50:06 Karneval und Prostitution JA

46:42:12 Grand Tour NEIN

3. Themen, Fragestellungen und Informationen aus dem Film

Bei den Inhalten von Kapitel 3 handelt es sich um Zusammenfassungen des im Film ge-

sprochenen Textes. Diese Zusammenfassungen stellen im Wesentlichen den Filminhalt dar.

Um ergänzende Informationen zu den einzelnen Themen zu erhalten, gehen Sie zu Kapitel 4.

3.1. Gründung Venedigs

Wasser, Sumpfgras, Vögel und Moskitos standen am Anfang der Geschichte Venedigs. Als

Wohnort waren die Lagunen eigentlich ungeeignet.

Warum wurde Venedig gegründet?

Die Gründung Venedigs wird in der romantischen Überlieferung auf das Jahr 452 datiert, als

sich die Hunnen im Zuge der Völkerwanderung in Norditalien ausbreiteten. Aus Angst vor den

Eindringlingen flohen viele vom Festland in die Lagune und bauten dort erste Brücken und

Häuser auf Pfählen.

Venedig war schon bei seiner Entstehung reich, denn als die Hunnen eindrangen, waren es

nicht die Bauern, die in die Lagune flohen. Es waren die Nachkommen der römischen Senats-

klasse, also die reiche Oberschicht. Die Bauern hatten von den Hunnen nichts zu befürchten,

denn sie wurden gebraucht, um die Eindringlinge zu ernähren.

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Tatsächlich wurden nahe der Laguneninsel Torcello Reste einer römischen Villa aus dem

1. Jahrhundert entdeckt. Das bedeutet, die Insel war schon 400 Jahre bevor die Hunnen ins

Festland eindrangen bewohnt.

Torcello war auch das erste geistliche, politische und wirtschaftliche Zentrum der Gegend.

Reste davon sind noch heute zu finden. Allerdings nur noch in geringem Ausmaß, denn im

12. Jahrhundert übersiedelten die Bewohner nach Venedig und nahmen alles mit, was als

Baumaterial brauchbar war.

3.2. Handel im Mittelalter

Rialto, das Gebiet am Fuße der Rialtobrücke, war ein Sinnbild internationalen Handels.

Was konnte in Venedig gekauft werden?

Waren aus der gesamten Welt: Seidenstoffe, Goldbrokat, Baumwolle, Getreide, exotische

Gewürze, Zucker, Duftstoffe, Perlen und Opiate.

3.2.1 Geldwesen

Florenz und Venedig sind die Wiege des modernen Bankwesens: Obligo, Konto, Giro, Kredit,

Bank oder Bankrott (banca rotta = der zerbrochene Tisch) sind Begriffe aus dem Italienischen.

Bank – banca = der Tisch der Geldwechsler. Aus diesen Tischen wurden Läden, die immer

größer wurden.

Wie wurden in Venedig Kredite vergeben?

Kredite wurden ursprünglich nur gegen Hinterlegung einer Kaution vergeben.

Zecca ist das Gebäude, in dem die Münzen geprägt wurden.

Jeder Doge von Venedig brachte eigene Gold- und Silbermünzen in Umlauf. Das diente letztlich

der eigenen Bekanntheit, denn der Kopf des Dogen war auf jeder Münze abgebildet.

In Venedig war auch bargeldloses Bezahlen möglich. Prinzipiell vermieden die venezianischen

Kaufleute es, Bargeld auf ihren Reisen in den Orient mitzuführen. Sie praktizierten den

Tauschhandel. Erst die Holländer und Engländer verdrängten zwischen dem 16. und 17. Jahr-

hundert die venezianischen Händler, weil sie Bargeld mitbrachten.

Um wieder konkurrenzfähig zu sein, führten die Venezianer Wechselbriefe ein. Diese waren

leicht zu transportieren und konnten in jeder venezianischen Niederlassung in Geld umge-

tauscht werden.

Originale Wechselbriefe existieren nicht mehr, diese wurden nach der Einlösung zerrissen.

Auch Bücher und Belege wurden alle 4-5 Jahre verbrannt.

Im 15. Jahrhundert verfügte Venedig über die höchsten Staatseinkünfte der Welt! Das Jahres-

einkommen eines Aristokraten betrug etwa 4000 Dukaten. Für 3000 konnte man einen stan-

desgemäßen Palazzo bauen. Damals lebten knapp 200.000 Personen in Venedig, heute sind es

nur mehr etwa 60.000.

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3.3. Staatsstrukturen

Venedig war keine Demokratie (diese existierte im Mittelalter und in der Renaissance

nirgendwo) und kein Königreich. Venedig war ein Staat, der von einer klar definierten Kaste

regiert wurde, wobei Ämter nicht weitervererbt wurden. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts

bestand diese Kaste ausschließlich aus Patriziern. Diese waren befähigt, am Großen Rat teilzu-

nehmen, der Hauptversammlung aller männlichen erwachsenen Adeligen.

Der Kleine Rat

An der Spitze des Staates stand der Doge, offiziell zumindest. Tatsächlich wurde durch viele

Verordnungen sichergestellt, dass er kaum Kompetenzen hatte. Das Amt konnte nicht in der

Familie weitervererbt werden. Der Kleine Rat war das wichtigste Beratungsgremium für den

Dogen. Es bestand aus sechs älteren Senatoren. Der Doge hatte wenig Macht, musste immer in

Übereinkunft mit seinen Beratern entscheiden und durfte Venedig z.B. auch nicht ohne die

Zustimmung der Räte verlassen. Er hatte vor allem eine repräsentative Funktion.

Der Rat der Zehn

Der Geheimdienst Venedigs, der Rat der Zehn, hatte eine Fülle von Kompetenzen: Die Todes-

strafe war möglich, Denunziation war üblich. Die Angeklagten erfuhren nicht, wer die Kläger

waren.

Der Rat der Zehn bestand übrigens nicht aus 10 sondern aus 17 Mitgliedern. Zusätzlich zu den

zehn Mitgliedern waren der Doge und die sechs Räte Teil dieses Gremiums. Es galt absolute

Geheimhaltung, es wurden keine Akten angelegt, nur Urteile gefällt. Man musste sich vor

niemandem verantworten. Heute sind nur noch die Urteile, keine Gerichtsakten mehr er-

halten.

Welches Konzept verfolgte der Staat? Wieso funktionierte Venedig so gut?

Es herrschte scheinbare Autonomie, die Bürger waren politisch entmündigt, aber sozial ver-

sorgt. Auch die Arbeiter waren gut versorgt, es gab Waisenpensionen durch den Staat und

eigens errichtete Arbeitersiedlungen.

3.4. Arsenal

Bis heute ist den meisten Venezianern der Zutritt verwehrt. Das Arsenal war eine 52 Hektar

große Schiffswerft. Hier wurden Handelsgaleeren und Kriegsgaleeren im Modulsystem erbaut.

Ein Geheimnis des Erfolges war die Effizienz der Arbeitsabläufe. Innerhalb kürzester Zeit

konnte ein Schiff einsatzbereit gemacht werden. Durch die Geschwindigkeit in der Bauweise

wurden sie zu überlegenen Logistikern des Mittelalters.

In Vorbereitung auf die Seeschlacht von Lepanto 1571 gingen in einem Jahr 110 Schiffe vom

Stapel. Produziert wurde hier in Modulbauweise, dem damals einzigartigen Fließbandsystem.

Wie funktionierte das? Der Spanier Pedro Tafur berichtet aus der ersten Hälfte des

15. Jahrhunderts: „In diesem Arsenal befindet sich ein Kanal, ein Wasserweg, durch den eine

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Galeere gezogen wurde, weil der Kanal sehr eng ist, und aus einem Fenster wurde das Tauwerk

gereicht, aus dem nächsten die Seile, dann die Kanonenkugeln, das Schießpulver bis dann die

Ruder aufgeladen wurden und bei der Ausfahrt aus dem Kanal das Mehl und das Salzgebäck,

die wichtigste Nahrung des Galeerenarbeiters, danach gingen die Soldaten und Galeeren-

arbeiter an Bord und die Galeere war einsatzbereit für die Fahrt.‛

Welche Maßnahmen wurden vorgenommen, um den Fortschritt geheim zu halten?

Der Zutritt zum Arsenal war nur mit ausdrücklicher Genehmigung erlaubt, 15 m hohe Mauern

umgaben die Schiffswerft, kein Gebäude der Umgebung durfte höher sein.

Wer waren die Ruderer (galeotti)?

Galeotti waren „freie‛ Galeerenarbeiter, die aus anderen Städten angeworben wurden, und

„freiwillige‛ Galeerenarbeiter, welche die Arbeit als Ruderer zum Beruf gewählt hatten. Die

Freiwilligen ruderten und kämpften mit einer wesentlich höheren Motivation als ihre Gegner,

auf deren Schiffen Kriegsgefangene und Sklaven als Motor dienten. Zusätzlich waren auch die

„Arsenalotti‛, also die Arsenalarbeiter wehrdienstverpflichtet. Als Erbauer der Schiffe hatten

sie ein enges Verhältnis zu ihrem Kriegsgerät und konnten bei Problemen am besten damit

umgehen. Auf einer Kriegsgaleere waren bis zu 250 Ruderer und Seemänner beschäftigt.

3.5. Venedig als Seemacht

3.5.1 Ein venezianisches Kolonialreich

In der Regierungszeit des Dogen Enrico Dandolo (1192 – 1205) eroberte Venedig ein enormes

Kolonialreich. Nachdem Dandolo, der zu diesem Zeitpunkt bereits hochbetagt und blind war,

ein illiquides Kreuzfahrerheer in seine Dienste stellte, endete die Reise nach der Eroberung der

Stadt Zara in Folge nicht in Jerusalem, sondern in Byzanz. Die Stadt wurde erobert (Vierter

Kreuzzug). Daraufhin wurde das Byzantinische Reich aufgeteilt, Venedig sicherte sich alle für

die Schifffahrt strategisch wichtigen Gebiete, alle Inseln der Ägäis (v. a. Zypern und Kreta), die

Ionischen Inseln sowie die Küsten. Damit begann eine Erfolgsgeschichte.

Ab diesem Zeitpunkt war Venedig Drehscheibe des Handels im Mittelmeer zwischen Orient,

Okzident und Europa. Waren aus allen Ländern waren nun hier zu finden. Der Seeweg nach

Konstantinopel, dem Tor in den Osten, konnte von nun an kontrolliert und beherrscht werden.

3.300 Handelschiffe brachten die Waren. Diese wurden von 45 Kriegsschiffen patrouilliert.

3.5.2. Seeschlacht von Lepanto

Das Osmanische Reich war der stärkste und wichtigste Konkurrent der Venezianer im Mittel-

meer. 1571 kam es vor der griechischen Küste, nahe dem heutigen Patras, zur größten und

letzten Galeerenschlacht der Geschichte, der Seeschlacht von Lepanto.

3.6. Ghetto

Das Wort Ghetto kommt von gettare (schmelzen). Das Gießerviertel, bei dem es sich im

Wesentlichen um einen staatlichen Rüstungsbetrieb handelte, war wegen der Feuergefahr ein

abgeschlossener Stadtteil. 1516 wurde per Dekret die jüdische Gemeinde von Venedig in

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diesem Viertel angesiedelt. Das Viertel wurde abgeriegelt und von einer Mauer umgeben. Die

Tore wurden um Mitternacht geschlossen und um sieben Uhr morgens geöffnet. Das ehe-

malige Gießerviertel befindet sich heute im Viertel Cannaregio.

3.7. Pest

Venedig wurde wie jede andere Handelsstadt von der Pest heimgesucht. Venedig war auch

weltweit die erste Stadt, die sich von der Pest befreien konnte. Die letzte Pestepidemie war

1630. Die Pest forderte zehntausende Opfer in der Stadt.

Welche Maßnahmen wurden in Venedig entwickelt, um die Epidemie von der Stadt fernzu-

halten?

Man begann, alle, die an der Pest erkrankt sind, und jene, die sich möglicherweise angesteckt

haben, auf der Insel Lazzaretto Vecchio festzuhalten.

Auf der Nachbarinsel, Lazzaretto Nuovo, musste man 40 Tage in Quarantäne zubringen. Wenn

man keinerlei Symptome der Krankheit entwickelte, konnte man die Insel wieder verlassen.

Quarantäne ist ein Wort aus Venedig, ebenso wie Lazarett: 1423 wurde das erste Lazarett auf

der Insel Santa Maria di Nazaret gegründet. Nazaret verschmolz mit San Lazaro, dem Heiligen

der Leprakranken, so wurde aus Nazaretto und Lazaro = Lazzaretto. Ursprünglich war es ein

Spital, später eine Quarantänestation.

Auch Waren, die aus dem Orient kamen und eine Seuchengefahr darstellten, wurden de-

kontaminiert, indem sie an die frische Luft und an die Sonne gebracht wurden. Die Schiffs-

besatzung wurde zur Beobachtung auf die Insel Lazzaretto Nuovo gebracht.

Graffiti-Bilder an den Wänden dieser Krankenhäuser zeugen heute noch von der Angst und

Langeweile, die dort geherrscht haben musste.

Wer waren die Überträger der Pest?

Die Venezianer wussten nicht, dass die Ratten, bzw. die Rattenflöhe die Überträger waren.

Räucherungen mit Rosmarin und anderen Kräutern sollten die Pest fernhalten. Man hielt

Pestmiasmen für die Auslöser der Krankheit. Um sich vor diesen zu schützen, stopften sich die

Pestärzte Kräuter in den langen Schnabel ihrer Maske. Das war eine französische Erfindung.

Die Maske mit dem langen Schnabel erfreut sich in Karnevalszeiten heute noch großer

Beliebtheit.

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3.8. Karneval

Der Karneval war die offiziell genehmigte Ausschweifung in Venedig. Im 18. Jahrhundert

dauerte der Karneval ein halbes Jahr, von Oktober bis zur Fastenzeit. Die damaligen Feste in

der Lagune sind kaum vorstellbar. Es gab Maskenbälle, bei denen mehr als 1000 verschiedene

Gerichte serviert wurden. Nonnen trugen kurze Kutten mit Perlenketten, Priester verwetteten

ihr letztes Hemd beim Glücksspiel, Ehepartner erschienen ausschließlich in Begleitung ihrer

Geliebten, hinter der Maske war alles möglich. Glücksspiel bis zum Exzess, das Casino hat auch

seinen Ursprung in Venedig, war der bevorzugte Zeitvertreib der oberen Schicht.

3.9. Prostitution

Im Casino ging man auch allerlei amourösen Vergnügen nach. Jahrhunderte lang galt Venedig

als Hauptstadt der Prostitution. Wie in allen großen Handelsstädten gab es vor allem für die

Händler das Angebot der Freudenmädchen. Die venezianischen Kurtisanen zeichneten sich

durch ihre gehobene Bildung aus.

4. Zusätzliche Hintergrundinformationen

4.1. Gründung Venedigs – zu 3.1.

568 n. Chr. fiel das aus Skandinavien stammende Germanenvolk der Langobarden unter König

Alboin in Norditalien ein. Italien gehörte damals zum Oströmischen Reich. Die Bewohner des

Festlandes flüchteten auf kleine Inseln in der Lagune (eine Sumpflandschaft mit vielen kleinen

Inseln zwischen Festland und Meer). Hausbau war hier zunächst undenkbar. Häufig gab es

Überschwemmungen, das Einkommen ergab sich aus dem Handel mit Salz und Fisch. Die in

der Lagune lebenden Menschen bildeten vorerst die oströmische Provinz Seevenetien.

Mühsam eroberten und erschlossen sie das sumpfige Land auf den Inseln. Häuser wurden er-

richtet, zunächst nur aus Holz, später auch aus Stein. Die Veneter hatten alles mitgenommen,

vor allem auch ihre römische Kultur. Sie bauten Kirchen, Klöster, Villen, schufen eine Verwal-

tung und beriefen ab 726 n. Chr. einen gemeinsamen Anführer, den Dogen – auf Lebenszeit.

Die Lagunensiedler fühlten sich als Bewohner des letzten nicht eroberten Gebietes des Im-

perium Romanum in Westeuropa. Das erfüllte sie mit Stolz und Selbstbewusstsein.

Als 810 n. Chr. die Franken angriffen und Insel um Insel eroberten, flohen die Siedler, von 95

Patrizierfamilien angeführt, noch weiter hinaus in der Lagune auf die bisher unbevölkerten

Inseln von Rivus Altus (d. h. hohes Ufer). Die Franken belagerten diese Inseln ein halbes Jahr

lang erfolglos. Daraufhin wurde hier die spätere Stadt Venedig gegründet. Auch der Doge

siedelte in das neue Venedig. Das Gebiet Rialto erinnert heute noch an Rivus Altus.

Die Siedler baggerten Sand aus der Lagune und erhöhten damit die Inselgründe. Da der Sand

leicht wieder abrutschte, trieben Arbeiter Reihen von Holzpfählen in den Morast, um die Ufer

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zu befestigen. Mit Handrammen wurden angespitzte 2 Meter lange und 15 Zentimeter dicke

Pfähle in den schlammigen Boden gehämmert. Bretter wurden auf den Pfahlköpfen ange-

bracht. Das wurde die Grundfläche für ein gemauertes Fundament. Der Unterbau der Häuser

musste vollständig von Wasser umspült sein. Kommt Luft dazu, verfault das Holz. Das gilt auch

heute noch. Solange Venedigs Fundamente unter Wasser sind, bleiben sie konserviert.

Die Häuser in Venedig entstanden zunächst aus Holz, das aus den Wäldern am nahen Festland

gewonnen wurde. Sie hatten anfänglich zwei Etagen, waren mit Stroh gedeckt und hatten eine

Tür zum Garten und eine Tür zum Wasser, zum Kanal hin, der durch Ausbaggern immer mit

Schiffen befahren werden konnte.

4.1.1. Venezianische Architektur

Das heutige Venedig mit seinen Palästen entstand ab dem 13. Jahrhundert. Die zunehmend

prunkvolle Gestaltung der Fassaden war den Regierungen willkommen. Die Stadt profitierte

vom Bedürfnis ihrer Bewohner, sich möglichst eindrucksvoll zu präsentieren. Nicht nur die

Nobili wollten sich mit ihren Häusern ein Denkmal setzen, auch die Bauherren rivalisierten um

Ansehen und Macht. Je nach Vermögen wurden die Fassaden mit Schmuckplatten, Friesen,

Ornamenten oder Arkaden geschmückt. Gerne kombinierten venezianische Architekten

morgenländische Stile mit Elementen der Gotik. Arkaden und Fenster wurden häufig mit

Spitzbögen gestaltet.

Die berühmte Casa d’Oro (Goldenes Haus), zwischen 1421 und 1436 errichtet, hatte einst eine

Fassade, die mit 23.000 Bögen Blattgold verziert worden war.

Abb. 1: Die Fassaden sind die Visitenkarten der Besitzer. Abb. 2: Gotisches Maßwerk war beliebt.

Abgesehen vom repräsentativen Aspekt für den Besitzer hatte der Palazzo in Venedig vor allem

zwei Funktionen: Wohnhaus und Warenlager, denn Venedigs Nobili waren zumeist Kaufleute.

Jeder Palazzo hatte daher Zugang zum Wasser, damit ein Kahn mit Handelsgütern im Haus

entladen werden konnte.

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Im Erdgeschoß befand sich das Warenlager. Im ersten Stock waren die Wohnräume vorge-

sehen. Zentral in jedem Palazzo war ein großer Saal, der sich von der Frontfassade bis zur

Rückwand erstreckte. Meist war dieser 20-25 Meter lang, 5 Meter breit und 6 Meter hoch. Hier

gab der Hausherr zu besonderen Anlässen glanzvolle Bankette, gewöhnlich nutzten die

Bewohner den Saal allerdings nur als Korridor.

Abb. 3: Die Gondel war das Hauptverkehrsmittel. Abb. 4: Der Canal Grande war die Prachtstraße Venedigs

In Venedig war es nicht üblich, außer zu Hochzeiten und ähnlichen bedeutenden Festen,

Freunde und Verwandte einzuladen. An beiden Seiten der Halle waren die Wohngemächer

sowie Schlaf- und Esszimmer. Unter dem Dach wohnten Bedienstete und es befanden sich dort

die Speisekammer und die Vorratsräume. Über dem Dachboden war stets eine hölzerne

Terrasse, um Wäsche aufzuhängen und um das kostbare Regenwasser zu sammeln, wodurch

Trinkwasser gewonnen wurde. Regenrinnen leiteten das Süßwasser in die Hauszisterne. Es gab

keine Wasserleitung zum Festland.

4.2. Handel im Mittelalter – zu 3.2.

Ab etwa 1000 n. Chr. war Venedig nicht mehr nur Umschlagplatz für Fisch, Salz, Holz und

Getreide, sondern wurde zur Drehscheibe zwischen Orient und Okzident. Luxusgüter des

Orients, etwa kostbare Stoffe und Gewürze, aber auch Sklaven fanden von Venedig aus den

Weg nach West-, Ost- und Mitteleuropa. Sie wurden beispielsweise Eunuchen an den Höfen

und Harems des Ostens oder mussten für die Sarazenen kämpfen. Bis in die Mitte des

15. Jahrhunderts war der Handel mit Sklaven neben dem mit Holz und Salz die Hauptein-

nahmequelle Venedigs.

Kaufleute, die ihre Güter über Venedig transportieren wollten, mussten diese an den Canal

Grande bringen und eine Zeit lang zum Verkauf anbieten (Stapelrecht). In den Magazinen des

Handelsviertels fand man: Silberfäden, feine Geschmeide, Samt, Goldbrokat, venezianisches

Glas, Ballen französischer Wolle, Zinn, Silber und Eisen aus österreichischen Gruben, russische

Pelze, Hermelin-, Fuchs- und Eichkätzchenfelle, Leder, Hornwaren, Hüte aus deutschen Landen,

Gewürze aus Indien: Safran, Ingwer, Muskatblüten, Kümmel, Pfeffer, Zimt, Feigen, Mandeln,

Rosinen, Käse, Trockenfisch. Außerdem Salz, Fisch, Holz, Waffen, Baumwolle, Perlen sowie

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Edelsteine aus Afrika und Asien. Von Venedig über den Brenner gelangten die Waren nach

Mitteleuropa. In den wachsenden Städten Westeuropas gab es rege Nachfrage.

Abb. 5: Noch heute wird am Rialto Markt gehalten Abb. 6: Gemüse und Früchte aus aller Welt sind erhältlich.

Lange war Konstantinopel der wichtigste Handelspartner der Venezianer. Hier endeten die

Handelswege aus Indien, Persien und Fernost. 1082 gewährte Kaiser Alexios I. Komnenos den

venezianischen Kaufleuten gegen militärische Flottenhilfe das Privileg, im gesamten oströmi-

schen Herrschaftsbereich zoll- und abgabenfrei Handel zu treiben. Dadurch entstand, bei-

spielsweise gegenüber Amalfi, Pisa oder Genua für die Venezianer ein entscheidender Wett-

bewerbsvorteil.

Für den Seehandel entwickelten die Venezianer einen eigenen Schiffstyp, die Kaufmanns-

galeere, ein schlankes wendiges Schiff. Es segelte schnell und bot bei 200 Mann Besatzung

Raum für rund 150 Tonnen Ladung. Drei Ruderer waren pro Bank vorgesehen, somit waren

insgesamt meist 150 Mann mit der Fortbewegung der Schiffe bei wenig Wind zuständig. Die

Schifffahrt im Mittelmeer war auf Grund von Piraten und feindlichen Flotten riskant. Um das

Risiko für die Händler zu minimieren, hatten die venezianischen Räte ein Transportsystem

entwickelt: Mude. Mude waren bewaffnete Geleitzüge, die auf festen Linien verkehrten. Viele

Galeeren waren mit Wurfgeschoßen, später Kanonen, ausgerüstet. Alle Matrosen mussten

Schwerter und Spieße bei sich tragen.

Handelsgaleeren waren Eigentum der Republik. Das Kommando über ein Schiff wurde jedes

Mal neu unter den Nobili, den venezianischen Patriziern, versteigert. Der Meistbietende erhielt

die Erlaubnis, als Kapitän auf eigene Rechnung den Transport zu übernehmen und die Be-

satzung anzuheuern. Mehr als 20 Galeeren schickte der Senat jährlich aus. Die Regierung

regelte hierbei vieles. Eigens mitgeschickte Galeerenmeister sollten die Liegezeiten und die

Beladung der Schiffe kontrollieren.

Die meisten Gesetze dienten dazu, Betrug und Monopole zu verhindern. Nur 10 Prozent der

Venezianer durften Handel treiben: die Nobili und die Cittadini (Bürger). Die Cittadini hatten

trotz eingeschränkter politischer Rechte Handelsprivilegien.

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4.2.1. Geldwesen – zu 3.2.1.

Rialto, das war Venedigs Wallstreet, das Handels- und Finanzzentrum. Im Geschäftsviertel am

Westufer des Canal Grande trafen Menschen aus aller Welt aufeinander: Araber, Türken, Ita-

liener, Deutsche, Griechen, Armenier, venezianische Kaufleute. Hier stand eine öffentliche

Waage, hier wurde die Registrierung aller Waren vorgenommen, hier fand die Galeeren-

versteigerung durch den Senat statt, hier lernten angehende Kaufleute.

In den Bogengängen hatten Geldwechsler und Bankiers ihre Tische aufgestellt. Drei oder vier

Banken waren im 15. Jahrhundert für die Zahlungen venezianischer Kaufleute verantwortlich.

Der übliche Münzwechsel fand über den Tisch (al banco) statt. Das Geld auf den Tischen

brachte Diebe in Versuchung. Wer erwischt wurde, konnte seine Hand oder gar am Galgen

sein Leben verlieren. Die Leiche blieb dann für zwei Tage hängen. Das sollte der Abschreckung

dienen.

Die doppelte Buchführung wurde in Venedig entwickelt. Darunter versteht man, dass alle

Geschäftsfälle in einem Buch chronologisch und in einem anderen Buch nach Sachkonten auf-

geschrieben wurden. Das ebenfalls in Italien entwickelte Giroverfahren diente der bank-

internen Verrechnung von Konten, dem bargeldlosen Bezahlen also.

Da die Regierung den Handel kontrollieren und vor allem die Geschäfte besteuern wollte,

wurden alle Deutschen gezwungen, im Fondaco dei Tedeschi abzusteigen: 56 Kammern im

Obergeschoß dienten den Kaufleuten als Wohn- und Arbeitsstätte, in den Gewölben darunter

waren die Waren gestapelt. Jeder Händler musste neben Steuern auch Zoll zahlen. Damit dem

Staat kein Geschäft entging, bekam jeder Händler einen staatlichen Makler zugewiesen, den

Sensal. Dieser begleitete die angekommenen Händler auf Schritt und Tritt, diente ihnen als

Dolmetscher, fädelte Geschäfte mit den Einheimischen ein und kassierte die Gebühren. Zölle,

Abgaben und Gebühren waren die wichtigsten Einnahmequellen Venedigs.

Um den Kaufleuten seiner Stadt den Handel zu erleichtern, ließ Enrico Dandolo eine neue

Silbermünze prägen, den „grosso‛. Dieser war so rein wie kaum eine andere Währung des

Mittelalters und dementsprechend beliebt. Der Doge Giovanni Dandolo prägte den „zecchino‛

Da auf der Rückseite ducatus (Herzogtum) stand, wurden die Münzen bald „Dukaten‛ genannt.

4.3. Staatsstrukturen – zu 3.3.

In Venedig lag die politische Macht in den Händen der Nobili – jenen Patrizierfamilien, die im

„Goldenen Buch‛, dem Adelsregister Venedigs, vermerkt wurden. Es waren Familien, die be-

reits seit zwei Generationen im Großen Rat vertreten waren. Aus diesen Reihen wurde auch

das politische Oberhaupt, der Doge, gewählt. In Venedig herrschten demnach 5 Prozent der

Bevölkerung, das Volk (popolani) – die Handwerker, Krämer und Werftarbeiter sowie die ge-

bildeten und wohlhabenden cittadini (Bürger = Notare, Händler und Ärzte) – hatte kaum Ein-

fluss auf die Politik. Letztere konnten sich lediglich in den scuole engagieren. Scuole waren

Vereinigungen, die seit dem 13. Jahrhundert von Berufsgruppen gegründet wurden und sich

wohltätig engagierten. Mitglieder erhielten Unterstützung bei Krankheit oder anderen Nöten.

Page 16: Medienbegleitheft zur DVD 12495 VENEDIG GEHEIMNISSE …

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Bürger konnten karitative Aufgaben übernehmen, repräsentieren, Vorsitz führen usw. Damit

wurde auch vom Machtstreben abgelenkt.

Im Laufe des 12. Jahrhunderts etablierten sich in Venedig Gremien, in denen die städtische

Elite mitregieren konnte.

Der Große Rat, das oberste Organ der Republik, war eine Versammlung aller Patrizier. Sie soll

den Dogen kontrollieren und dessen Macht einschränken.

Im Kleinen Rat sind u. a. Vertreter der sechs Stadtteile Venedigs. Der Kleine Rat war das ein-

flussreichste Gremium. Es beriet den Dogen und kümmerte sich um das politische Tages-

geschäft.

Der Senat wurde um 1200 vom Großen Rat gewählt, um dieses Gremium in seinen Aufgaben

zu unterstützten. Später war der Senat für die Außen- und Wirtschaftspolitik zuständig. Um

1500 gab es etwa 300 Senatoren.

Abb. 7: Aufgang in das Regierungsgebäude Abb. 8: Die zwei Säulen auf der Piazzetta stellen das den Dogenpalast. Hier tagten die Räte. Tor zur Stadt dar. Hier betrat man Venedig.

Der Rat der Zehn, der Geheimdienst Venedigs, war für die Sicherheit des Staates zuständig.

Nachdem 1310 eine Verschwörung vereitelt werden konnte, war der Rat der Zehn geschaffen

worden. Dieses Geheimtribunal war der oberste Ankläger und Richter der Lagunenstadt. Ver-

dächtige wurden in der Folterkammer unter dem Dach des Dogenpalastes verhört, gefoltert

und bei einem Geständnis zwischen den Säulen auf der Piazzetta aufgehängt. Ohne Urteils-

spruch, ohne Anklage. Die Mitglieder des Rates der Zehn wechselten jährlich, denn niemand

sollte zu viel wissen.

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Abb. 9: Mäuler aus Stein warten auf Hinweise aus der Bevölkerung. Wenn jemandem, die Staatssicherheit gefährdende Informationen zukamen, konnte er selbige dem Rat der Zehn über diesen „Briefkasten‛ zukommen lassen. Wenn zwei Drittel des Rates der Zehn der Meinung waren, dass diesem Hin-weis nachgegangen werden sollte, wurden Untersuchungen eingeleitet.

An der Spitze aller Gremien und auch in allen Gremien vertreten war der Doge. Er konnte stets

seine Meinung zum Besten geben, entscheiden konnte er jedoch ohne Zustimmung der Räte

nichts. Weder Ausgaben konnte er veranlassen noch Zölle festsetzen, weder Richter berufen

noch diplomatische Verhandlungen führen. Er durfte ohne Zustimmung des Kleinen Rates

nicht einmal Venedig verlassen. Seine Aufgaben lagen hauptsächlich in der Repräsentation.

Ermittelt wurde der Doge durch eine komplizierte Kombination aus Los- und Wahlverfahren. Er

übte sein Amt bis zum Tode aus. Seine Position konnte nicht vererbt werden.

Venedigs Regierung war, abgesehen von zwei Verschwörungen und wenigen Unruhen um

Dogen, die ihre Kompetenzen auszudehnen versuchten, unangefochten und galt auch im

Mittelalter als stabilste Regierung in Europa. In Venedig können sogar Ansätze eines Wohl-

fahrtsstaates erkannt werden. Das Prinzip war, in Venedig hungerte man nicht. Der Staat

kaufte Getreide bei Überschuss ein, so konnte, wenn eine Teuerung kam, diese abgefedert

werden.

Die Bevölkerung sollte nicht nur mit Nahrung versorgt sein, auch Arbeit wurde garantiert. Bei

Arbeitslosigkeit schuf die Regierung Beschäftigungsprogramme und der soziale Wohnbau des

Mittelalters ist heute im Viertel Castello am ehesten zwischen dem Arsenal und der Via

Garibaldi zu sehen.

Letztlich trug der Karneval, der ab dem 18. Jahrhundert ein halbes Jahr dauerte, dazu bei, dass

die Stimmung in Venedig immer positiv blieb.

Abb. 10: Der soziale Wohnbau des Mittelalters ist in Abb. 11: Zahllose Wäscheleinen und ein Brunnen der Mitte der Straße, im Gebiet zwischen dem Arsenal und der Via Garibaldi zu finden.

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4.4. Arsenal – zu 3.4.

Anfang des 14. Jahrhunderts war das Arsenal von Venedig die größte Werft Europas und

gleichzeitig das größte vorindustrielle Industrieunternehmen der Welt.

Die Venezianer brauchten zur Sicherung ihres Reiches ständig neue Kriegsschiffe sowie eine

große Zahl von Frachtschiffen für den Transport der Waren aus aller Welt.

Das Erfolgsgeheimnis des Arsenals lag in der speziellen Modulbauweise: Während anderswo

ein Schiff vom Kiel bis zum letzten Segel erbaut wurde und dann erst den Platz für den Bau des

nächsten frei machte, lagerten im Arsenal in Hallen vor Sonne, Regen und neugierigen Blicken

geschützte Schiffe im Rohzustand. An jeder Station waren spezialisierte Arbeiter, alles ging in

unglaublicher Geschwindigkeit. Auch alle Zulieferer waren im selben Viertel, alles war vor Ort

und sofort verfügbar. Mit diesem System konnten in 50 Tagen 100 Kriegsgaleeren einsatz-

bereit sein. Niemand sollte wissen, wie weit vorangeschritten die Vorbereitungen, beispiels-

weise für einen Krieg, waren. Daher war das Areal des Arsenals, das in seiner Blütezeit im 16.

Jahrhundert 24 Hektar umfasste, von 15 Meter hohen Mauern umgeben. Kein Gebäude in der

Nähe durfte höher sein, Torwächter kontrollierten, wer das Arsenal betrat. Auf den Türmen der

Mauer standen Wächter. Nirgendwo konnte eine Kriegsflotte schneller zum Einsatz kommen

als in Venedig. Galeeren konnten innerhalb einer Stunde zusammengesetzt und vom Stapel

gelassen werden.

Abb. 12: Die Produktionsstätten waren überdacht. Abb. 13: Die Kräne sind heute noch zu sehen.

In den Wäldern des Festlandes wurden die Bäume vom Baumeister ausgesucht: Eichen für Kiel,

Spanten des Rumpfes und Planken. Kiefern für die Masten, aus den Lärchen wurden Kabinen.

Nussholz wurde für die Ruder verwendet. Ankerwinden und Mastspitzen waren am stabilsten,

wenn sie aus Ulmen hergestellt wurden. Zuerst wurde das Hinterland der Lagune abgeholzt,

dann die Poebene und schließlich Istrien.

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Abb. 14: Die Einfahrt zum Arsenal wurde streng Abb. 15: Das Arsenal ist vollständig mit einer 15 m bewacht, das Tor wurde zwischen 7 Uhr und hohen Mauer umgeben, die vor neugierigen Blicken 7 Uhr 30 am Morgen geöffnet. Wer in dieser Zeit schützen sollte. nicht erschien, bekam keinen Lohn für den Tag.

Im 15. Jahrhundert ging Venedig so weit, dass es ganze Wälder in Beschlag nahm. Für den

Schiffsbau relevante Bäume wurden mit dem Siegel des Arsenals gekennzeichnet und

bewacht. Wer mit einer Axt im Wald gesehen wurde, konnte mit Peitschenhieben bestraft

werden.

4.5. Venedig als Seemacht – zu 3.5.

4.5.1. Ein venezianisches Kolonialreich zu 3.5.1.

Eigentlich waren die Venezianer engagiert worden, Schiffe für ein französisches Kreuzfahrer-

heer zu bauen und sodann ein Heer von etwa 30.000 Mann nach Jerusalem zu bringen. Das

sollte der Vierte Kreuzzug werden. Doch die mit den Kreuzfahrern vereinbarte Summe konnte

nicht bezahlt werden und die Hälfte der versprochenen Kreuzritter war auch nicht erschienen.

So sah sich der greise Doge Enrico Dandolo gezwungen, die bereits entstandenen Kosten für

den Bau der Flotte auf andere Weise einzunehmen.

Nachdem das Kreuzritterheer, das nun mit 15.000 Venezianern ergänzt wurde, die Stadt Zara

(heute Zadar) an der dalmatischen Küste erobert hatte, führte dieses nunmehr kriegerische

Unternehmen – aufgrund komplexerer Ereignisse – weiter nach Konstantinopel. Die Stadt

wurde erobert, geplündert und zerstört. Das byzantinische Territorium wurde nun aufgeteilt

und Venedig sicherte sich alle für den Handel strategisch wichtigen Stützpunkte zwischen

Venedig und Konstantinopel. Dazu zählen vor allem die großen Inseln Kreta und Zypern,

weiters Euböa, die Ionischen Inseln, Inseln der Ägäis sowie Küstengebiete. Der Besitz von Inseln

war u. a. deshalb von so großer Wichtigkeit, da die Ruderer und Matrosen regelmäßig mit

Wasser und Nahrung versorgt werden mussten und daher gezwungen, waren alle 3-4 Tage

Land anzusteuern.

Mit einem idealen Kolonialreich wurde Venedig somit zur führenden Handelsmacht im

Mittelmeer, bis die Osmanen ihr ab dem 16. Jahrhundert diesen Rang sukzessive wieder ab-

kämpften.

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4.5.2. Seeschlacht von Lepanto – zu 3.5.2.

1571 n. Chr., nachdem die Osmanen Zypern, das sich in venezianischem Besitz befunden hatte,

erobert hatten, verbündete sich Venedig mit den spanischen Habsburgern und dem Kirchen-

staat zur Heiligen Liga. Die Flotte dieses Bündnisses besiegte die Osmanen in der letzten und

größten Galeerenschlacht der Geschichte, der Seeschlacht von Lepanto.

Der 24 Jahre alte Don Juan d’Austria, unehelicher Sohn Karls V. und somit Halbbruder des

Königs von Spanien, Philipp II., war Oberbefehlshaber der Heiligen Liga.

Er führte für die Liga 206 Galeeren in diese Schlacht. Die meisten Schiffe waren von den Vene-

zianern zur Verfügung gestellt worden, während Ruderer und Soldaten hauptsächlich von den

Spaniern kamen. Auf Seiten Don Juans waren 40.000 Ruderer und Matrosen sowie 28.000

Soldaten beteiligt. Jede Galeere wurde von etwa 420 Ruderern angetrieben. Die meisten

Männer (Kriegsgefangene, Verurteilte, Sklaven) waren mit den Fußgelenken an ihre Bänke

gekettet. Sie schliefen in dieser Position und konnten auch zum Verrichten ihrer Notdurft

diesen Platz nicht verlassen.

Die Venezianer hatten auch einige besondere Galeeren, die Galeassen: Sie waren 47 Meter

lang, 8 Meter breit und mit neuen schweren Kanonen am Bug bestückt. Außerdem konnten

sie, ob der enormen Maße, auch Geschütze auf der Seite bereitstellen, das war bisher auf den

Galeeren nicht möglich, auch die Osmanen hatten diese Möglichkeit auf ihren Schiffen nicht.

Die Bordwände der Galeasse waren außerdem so hoch, dass das Schiff quasi nicht zu entern

war.

Auf Seiten der Osmanen waren 208 Galeeren mit Kanonen im Einsatz sowie 120 kleinere

Schiffe, dazu 50.000 Ruderer und Matrosen, weiters 27.000 Soldaten.

Als Ali Pascha, der osmanische Flottenführer, von einer Kugel in die Stirn getroffen wurde, war

der Kampf entschieden – für die Heilige Liga. Diese Schlacht dauerte fünfeinhalb Stunden und

forderte 40.000 Tote!

Somit gewann Venedig seine letzte große Seeschlacht. Doch binnen weniger Jahre musste

Venedig die Vorherrschaft im östlichen Mittelmeer den Osmanen überlassen.

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Abb. 16: Anlässlich der Seeschlacht von Lepanto: Abb. 17: Das noch heute nicht für die Öffentlichkeit VICTORIAE NAVALIS MONIMENTUM, MDLXXI. geöffnete Tor des Arsenals. Eine Inschrift über der Tür erinnert an den Sieg im Jahre 1571.

Abb. 18: Über allem steht der geflügelte Löwe, der für den Heiligen Markus, den namens-gebenden Schutzpatron der Republik Venedig steht. Genau heißt sie: Serenissimia Re-pubblica di San Marco = Durchlauchtigste Republik des Heiligen Markus.

4.6. Pest – zu 3.7.

1347 brach in Venedig eine Pestepidemie aus, die in weiterer Folge ganz Europa erfasste. Die

Seuche raffte in wenigen Monaten mehr als die Hälfte der Bewohner dahin. Von 120.000 Ein-

wohnern überleben etwa 50.000. Neben Venedig war auch die Hafenstadt Genua ein Einfalls-

tor für die Pest. Mit Pestflöhen befallene Ratten wurden mit den Handelschiffen eingeschleppt.

Über ein Jahr wurde Venedig durch eine im Juni 1630 ausbrechende Pestepidemie lahmgelegt.

Ausgelöst wurde diese durch das Gefolge des Herzogs von Manuta. Im Laufe eines Jahres star-

ben 45.000 der rund 140.000 Einwohner. Mit der Seuche starb auch der Handel, von dem die

Stadt lebte. Bis zum Hochsommer des Jahres 1630 flohen 24.000 Menschen aufs Festland.

Allein im November diesen Jahres sind 14.465 Menschen an der Pest gestorben, und dies, ob-

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wohl keine Stadt der Welt so sorgfältige Maßnahmen gegen die Krankheit getroffen hatte wie

Venedig.

Schon Mitte des 14. Jahrhunderts hatte man auf einer der Stadt vorgelagerten Insel (Lazzaretto

Vecchio) für Pestkranke ein Krankenhaus errichtet. Hier wurde niemand geheilt, man kam

hierher zum Sterben und sollte möglichst niemand anderen anstecken.

Zusätzlich wurde die Insel Lazzaretto Nuovo

zur Quarantänestation bestimmt. Wenn

Schiffe anlegten, wurde die Mannschaft bei

Verdacht vom Pestdoktor untersucht, der

eine Maske mit langer Nase trug, die mit

Kräutern gefüllt war. Man war der Meinung,

dass sich die Pest über Gerüche (Miasmen)

verbreite.

Abb. 19: Die Pestinsel Lazzaretto Vecchio. Seit 2007 fanden Archäologen 1500 Skelette.

Wurden Personen mit Pestsymptomen entdeckt, etwa geschwollene Drüsen in der Leiste oder

unter den Achseln, Fieber, Schmerzen in Kopf und Gliedern, später dunkle Flecken an der Hüfte

(der schwarze Tod), brachte man das Schiff mit der Ware und den noch Gesunden, aber

möglicherweise bereits Angesteckten, auf die Quarantäneinsel. Dort wurden die Waren der

verseuchten Schiffe für 40 Tage in die Sonne gelegt. Die Personen mussten sich nackt aus-

ziehen, wurden mit Essig gewaschen, bekamen neue Kleider und wurden hier 40 Tage in Qua-

rantäne behalten. Quaranta heißt Vierzig.

4.7. Karneval – zu 3.8.

„Der Karneval begann ursprünglich am 26. Dezember und endete am Aschermittwoch. Er war

eine Art Gegenwelt des Überflusses, der Ausgelassenheit und Verschwendung. Die Menschen

nahmen sich sonst nicht vorhandene Freiheiten, zu denen das Tragen von Masken, das Glücks-

spiel, üppiges Essen und ausschweifende Sexualität gehörten. Im Laufe der Jahrhunderte

wurde die Dauer des Karnevals immer mehr ausgedehnt. Im 18. Jahrhundert betrug sie bereits

etwa 6 Monate. In Kostüm und Maske waren soziale Unterschiede vorübergehend

aufgehoben. Der Unterhaltung der Massen dienten zahlreiche Karnevalsfeste. Das Glücksspiel

war eine wichtige Facette des venezianischen Karnevals. In der Zeit der österreichischen

Herrschaft geriet der Karneval in Vergessenheit. Erst seit 1979 gibt es wieder den Karneval mit

Masken in Venedig.‛1

1 Rust, Sandra Maria: Venedig und der Karneval, in: Venedig. Seemacht, Kunst und Karneval 2011, S. 247 f

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Abb. 20: Wer auf der Suche nach Masken ist, wird in Venedig fündig.

Vor allem im 18. Jahrhundert reisten europäische Adelige nach Venedig, um das Karnevalstrei-

ben zu erleben und am Glücksspiel teilzunehmen. Venedig war auch eine Station auf der

Grand Tour.

„Untrennbar mit dem Karneval verbunden war die Welt der Jahrmärkte. Panoramabilder,

Artisten, Zauberer, Taschenspieler, Feuerschlucker, Marionettentheater und andere Sensatio-

nen wurden dem neugierigen Besucher geboten. Der Unterhaltung der Massen dienten dar-

über hinaus zahlreiche Karnevalsfeste.

Bei den so genannten Brückenkämpfen, bei denen die Bewohner rivalisierender Stadtviertel

auf den Brücken der Stadt mit Stöcken und Fäusten gegeneinander antraten, konnte es immer

wieder auch Tote geben. Die beiden Gruppen, die einen schwarz, die anderen rot gekleidet,

formten waghalsige Menschenpyramiden. Das beliebteste Fest des Karnevals war jedoch die

Festa dei Tori, das Fest der Stiere. Die blutige Attraktion, bei der Stiere von Hunden gehetzt und

schließlich durch einen Schwerthieb enthauptet wurden, konnte den ganzen Karneval

hindurch auf allen großen Campi, den offenen Plätzen der Stadt, gefeiert werden.‛2

4.8. Prostitution – zu 3.9.

„Im 16. Jahrhundert war Venedig eine der kosmopolitischen Städte Europas mit einem ver-

hältnismäßig toleranten Klima gegenüber der weiblichen Prostitution. Neben den zahlreichen

gewöhnlichen Prostituierten – 15.000 bei einer Einwohnerzahl von ca. 170.000 – entwickelte

sich im Venedig des 16. Jahrhunderts eine spezifische Kurtisanenkultur. Die besonderen Quali-

täten einer Kurtisane im Gegensatz zur gewöhnlichen Straßendirne waren neben hervor-

ragenden erotischen Künsten auch Bildung, musikalische Talente, körperliche Schönheit und

gehobener Geschmack.‛3

5. Unterrichtsentwurf zum Film

Als Aufgabe zum Mitschreiben können folgende Themen und Fragen in der Klasse verteilt

werden.

2 Ebenda. 3 Becker, Ulrike: Venedig – die Stadt der Liebe, in: Venedig. Seemacht, Kunst und Karneval 2011, S. 242

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Je nach Schülerzahl erhalten 3-4 SchülerInnen dasselbe Thema. Bevor der Film beginnt, sollten

sie genau mit ihren jeweiligen Fragestellungen vertraut sein, sich also während des Filmes auf

ein bestimmtes Thema genauer konzentrieren und die vorgebrachten Informationen auf-

schreiben.

Die Fragen im ersten Absatz sind durch den Film zu beantworten. Die weiteren Fragen lassen

sich erst durch den Zusatztext klären.

Nach dem Film finden sich die SchülerInnen mit denselben Themen zu Expertengruppen zu-

sammen. Sie vergleichen bzw. ergänzen ihre gesammelten Informationen.

Nachdem die Informationen ergänzt wurden, wird mit Hilfe der bebilderten Zusatztexte, die zu

den jeweiligen Themen in den Unterlagen verfügbar sind und von der Lehrperson ausgeteilt

werden, das Wissen vertieft. Etwaige weiterführende Fragestellungen und Diskussionsthemen

werden in den Gruppen bearbeitet.

Zusätzlich sind die wesentlichen Begriffe des Themas für jede Gruppe auf dem Fragenblatt

vermerkt. Zur Klärung kann auch in einem Wörterbuch nachgeschlagen werden.

Präsentation:

A: Oberstufe: Die Gruppen präsentieren ihre Ergebnisse vor dem Plenum. Eine diskutable Frage

kann hierbei auch herausgegriffen werden, um sie mit allen zu erörtern.

Wenn auch etwas Schriftliches festgehalten werden soll, kann jede Gruppe einen 1/2-seitigen

Text verfassen, der sich an den Fragestellungen orientiert. Diese Texte können dann gesam-

melt und für alle kopiert werden.

B: Unterstufe: Talkshow. Zwei ModeratorInnen erhalten eine Liste mit allen Gruppenthemen

und Fragen. In den jeweiligen Gruppen nehmen die SchülerInnen fiktive Identitäten an:

z.B. Gruppe 1: Flüchtling, Gruppe 2: „Banker‛, Gruppe 3: Doge usw. Die Identitäten werden

dann den TalkmasterInnen mitgeteilt.

Die Klasse versammelt sich. Die TalkmasterInnen stellen Fragen und lassen ihr fiktives Publi-

kum erzählen. Die gespielten Identitäten können untereinander in Interaktion treten und bei

Unklarheiten weitere Fragen stellen. Die ModeratorInnen sorgen für ein konstruktives Ge-

spräch.

Erfahrungsgemäß sehr beliebt in der Unterstufe.

Die nächsten vier Seiten sollten, je nach Schülerzahl, 3 bis 4 Mal ausgedruckt, auseinander ge-

schnitten und an die SchülerInnen vor dem Sehen des Filmes ausgeteilt werden.

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GRUPPE 1 – Gründung

Wasser, Sumpfgras, Vögel und Moskitos standen am Anfang der Geschichte Venedigs.

1) Warum wurde Venedig gegründet?

2) Beschreibe, wie in der Lagune Land gewonnen werden konnte.

3) Wie ist ein venezianischer Palazzo aufgebaut?

4) Wieso war es so wichtig, wie die Fassade eines Palazzos gestaltet war?

Für wen war dies wichtig? Gib ein Beispiel.

Kläre folgende Begriffe:

Völkerwanderung, Oströmisches Reich, Lagune, Rivus Altus, Fassade, Arkaden

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

GRUPPE 2 – Handel im Mittelalter

Das Gebiet am Fuße der Rialtobrücke war ein Sinnbild internationalen Handels.

1) Was konnte in Venedig gekauft werden?

2) Welche Begriffe der Finanzwelt haben ihren Ursprung in Venedig oder Florenz?

3) Welche Möglichkeiten der Bezahlung nutzten Händler im Mittelalter?

4) Womit handelte Venedig am Anfang seines Bestehens?

5) Wie gelang es den Venezianern, durch den Handel viel Geld zu verdienen?

6) Inwiefern nahm die venezianische Regierung Einfluss auf den Handel?

Kläre folgende Begriffe:

Orient, Okzident, Levante, Stapelrecht, Kaufmannsgaleere, Mude, Sensal

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GRUPPE 3 – Staatsstrukturen

Venedig war keine Demokratie und kein Königreich.

1) Wer regierte in Venedig? Wer hatte politisches Mitspracherecht?

2) Welche Gremien gab es in Venedig? Welche Kompetenzen hatten diese?

3) Die Republik Venedig existierte fast 1000 Jahre. Welche Faktoren führten möglicherweise

zu einer größeren Akzeptanz der Regierung in der Bevölkerung?

4) Wie beurteilst du die Kompetenzen des Rates der Zehn?

Kläre folgende Begriffe:

Nobili, Cittadini, Gremium, Repräsentation, Doge, Patrizier, Scuole, Kaste

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

GRUPPE 4 – Arsenal

Das größte vorindustrielle Industrieunternehmen.

1) Was war das Arsenal? Was wurde hier produziert?

2) Was war das Spezielle an der Produktionsweise des Arsenals?

3) Wer tat auf den Galeeren Dienst? Unter welchen Bedingungen?

4) Wie versuchten die Venezianer den Fortschritt im Arsenal geheim zu halten?

5) Woher hatte Venedig das Material für den Bau der Schiffe? Was wurde benötigt?

Kläre folgende Begriffe:

Schiffswerft, Galeotti, Arsenalotti, vom Stapel lassen, Modulbauweise

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GRUPPE 5 – Seemacht

Venedig ist die Drehscheibe des Handels im Mittelmeer

1) Wie kamen die Venezianer zu ihrem strategisch günstigen Kolonialreich?

2) Wer war der stärkste Konkurrent um den Markt im Mittelmeer? Welcher Konflikt wurde

1571 ausgetragen?

3) Warum waren die Stützpunkte im Mittelmeer so wichtig für die Venezianer?

4) Welcher Einsatz wurde für die Seeschlacht von Lepanto gebracht? Welche Konsequenzen

hatte dieses kriegerische Ereignis?

Kläre folgende Begriffe:

Kreuzzug, Osmanen, Liga, Galeasse, Stützpunkte, Kirchenstaat

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

GRUPPE 6 – Pest

Keine Stadt der Welt war so gut auf die Pest vorbereitet wie Venedig.

1) Welche Maßnahmen wurden in Venedig entwickelt, um Epidemien von der Stadt fernzu-

halten?

2) Wodurch wurde die Pest übertragen? Was glaubten die Venezianer und wie versuchten sich

die Pestdoktoren vor der Krankheit zu schützen?

3) Welche Symptome weist ein Pestkranker auf? In welchem Ausmaß starben Menschen bei

Pestepidemien? Nenne Beispiele aus Venedig.

4) Was bedeutet Quarantäne? Warum war dies notwendig und wie funktionierte diese in

Venedig?

Kläre folgende Begriffe:

Miasmen, Epidemie, der schwarze Tod, Quarantäne, Lazarett

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GRUPPE 7 – Karneval, Prostitution

Der Karneval war die offiziell genehmigte Ausschweifung im 18. Jahrhundert.

1) Wie lange dauerte der Karneval und welche Begleitveranstaltungen gab es?

2) Warum gab es besonders in Venedig solch eine Nachfrage nach Freudenmädchen?

3) Was war der Sinn von Kostüm und Maske? Warum liebten die Menschen, dieses zu tragen?

4) Was versteht man unter einer Kurtisane?

Kläre folgende Begriffe:

Ausschweifung, Freudenmädchen, Grand Tour, Kurtisane, Panoramabilder

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

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6. Weiterführender Unterrichtsentwurf

Mittelalter, frühe Neuzeit: Zwei Städte, zwei Kulturen, zwei Geschichten.

Als die Spanier 1519 Tenochtitlán, die Hauptstadt der Azteken im heutigen Mexiko, eroberten,

verglichen sie es mit Venedig. Lies den Text über die Errichtung und Beschreibung der Stadt

Tenochtitlán. Welche Parallelen kannst du zur Geschichte Venedigs erkennen? Diskutiert Ähn-

lichkeiten und Unterschiede, die zur Gründung der beiden Städte im Wasser führten.

Vergleicht ebenso, welche Besonderheiten, Gemeinsamkeiten und Unterschiede es in Handel,

Aussehen und Struktur gegeben hat.

Nützt dazu die angegebenen Texte zu Venedig (4.1., 4.2.) und Tenochtitlán (6.1., 6.2.)

Nachdem der Film von allen gesehen wurde und eine gemeinsame Grundlage zur Geschichte

Venedigs geschaffen ist, kann dieser Unterrichtsentwurf wie folgt umgesetzt werden:

Es bilden sich vier Expertengruppen, die jeweils ein Kapitel zu lesen bekommen. Nach der

Lektüre des Textes werden Schnittgruppen gebildet. 4.1. und 6.1. sowie 4.2. und 6.2. treffen

sich und folgen für ihre Diskussion folgenden Fragen oder werfen eigene auf!

Mögliche Fragen für den Vergleich/die Analyse:

Warum wurde an diesem Ort eine Stadt errichtet? Was führte die zukünftigen

BewohnerInnen dorthin? Warum haben sie ihre alte Heimat verlassen?

Welche Mittel nutzen die jeweiligen Erbauer, um dem Wasser Land abzuringen?

Vergleiche die Transportmittel

Beschreibe und vergleiche das Erscheinungsbild der Stadt, der Architektur.

Womit wurde gehandelt, woher kamen die Waren? Wie war die Handelstätigkeit ge-

regelt?

Wer durfte handeln? Welche gesellschaftliche Position hatten die Händler?

Welche Parallelen findest du im Bezug auf Expansion und Erschließung neuer Märkte?

6.1. Die Gründung Tenochtitláns

Textauszug aus: Meilensteine der Weltgeschichte, Goldene Reiche der Neuen Welt, 1400 bis

1500 n. Chr., Hrsg.: Weltbildverlag, Augsburg, 1999, S. 141-147

„Die ersten Europäer waren beim Anblick der Stadt Tenochtitlán hingerissen. Einer der Kon-

quistadoren, Bernal Díaz del Castillo, schrieb, dass ‚diese großen Städte, Pyramiden und

Gebäude, die sich aus dem Wasser erheben und alle aus Stein gebaut sind, wie eine märchen-

hafte Vision erscheinen … Es war alles so wunderbar, dass ich nicht weiß, wie ich diesen ersten

Eindruck von Dingen beschreiben soll, von denen ich bis dahin niemals gehört, gesehen oder

geträumt hatte.‘

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[…] Tenochtitlán, das im Laufe des 15. Jahrhunderts die Vorherrschaft in der Neuen Welt über-

nahm, war vermutlich größer als irgendeine europäische Hauptstadt der damaligen Zeit. Kunst

und Handwerk zeichneten sich durch Kultiviertheit und Eleganz aus, doch kannten die

Menschen weder das Rad noch Eisen, und ihre Schrift war eine Bilderschrift – schön anzu-

sehen, aber kaum geeignet zur Vermittlung von Information. […] nach Ankunft der spanischen

Eroberer wurden diese Hochkulturen der Inka und Azteken nach 1500 innerhalb weniger Jahr-

zehnte völlig zerstört.

Die Geschichte der Azteken – der Erbauer von Tenochtitlán – hatte kaum mehr als 200 Jahre

zuvor begonnen. Im fruchtbaren Hochtal von Mexiko waren sie als eine armselige Horde von

Barbaren in rauer Sisalkleidung erschienen, die andächtig das Bild des Sonnengottes, ihres

Stammes Huitzilopochtli, vor sich her trugen. Sie waren gezwungen gewesen, ihre Heimat im

Nordwesten zu verlassen, weil eine Klimaveränderung ihre Felder in öde Wüsten verwandelt

hatte. Andere Stämme aus derselben Region verdrängten die Azteken im Gerangel um das

bevorzugte Ackerland im Hochtal von Mexiko und gründeten zwischen 1200 und 1260 Stadt-

staaten an den Ufern des Texcoco-Sees. Diese rivalisierenden Stämme füllten die Lücke, die

durch den Zusammenbruch des Tolteken-Reiches entstanden war, und bald beherrschten sie

die Flüchtlinge jener Kultur durch militärische Macht. Eine Handvoll toltekischer Stadtstaaten

wie Xico und Colhuacan konnten sich in das neue Zeitalter hinein retten und beeindruckten die

Einwanderer mit ihrer Kultur und ihren Traditionen. Als die Azteken ankamen, sahen die ein-

heimischen Bewohner des Hochtals von Mexiko in ihnen kaum mehr als Eindringlinge mit

primitiven Bräuchen. Sie zogen nomadisch von einem Fleckchen Erde zum nächsten und traten

mitunter auch in den Dienst des Königs Coxcoxtli von Colhuacan. Nachdem sie 1323 dessen

Tochter töteten, flohen die Azteken und fanden schließlich Zuflucht auf einer kleinen, abge-

legenen und verlassenen, von Sümpfen umgebenen Insel im westlichen Texoco-See. Nach der

Legende saß dort ein Adler mit einer Schlange im Schnabel auf einer stacheligen Kaktusfrucht

– das ersehnte, von ihren Priestern geweissagte Zeichen als Hinweis auf diesen Ort als zukünf-

tige Bleibe ihres Stammes. Sie nannten die Siedlung Tenochtitlán nach Tenoch, dem Häuptling,

der sie ins Hochtal von Mexiko geführt hatte, und bauten einen kleinen Tempel zu Ehren von

Huitzilopochtli.

Die kleine, durch eine Lagune gut geschützte Insel wurde vergrößert, indem man Ufer und

Sümpfe trockenlegte. Rechteckige Inseln, sogenannte chinampas, entstanden, indem man

übereinander gelegte Schilfmatten mit Stäben verankerte und mit Weidenstecklingen be-

pflanzte, um ihnen Halt zu geben. Darauf kam fruchtbarer Schlamm aus dem Süßwassersee,

und die so entstandenen Gartenparzellen erbrachten mindestens zweimal im Jahr reiche Ernte

an Mais, Bohnen, Tomaten, Pfefferschoten und anderen Agrarprodukten. Damit war die Ver-

sorgung gesichert, und die Siedlung konnte sich ausdehnen. Im Jahre 1500 umfasste

Tenochtitlán etwa 15 Quadratkilometer. […]

Zur Zeit der spanischen Eroberung bot die aztekische Kapitale 200.000 Menschen eine Heimat.

Adelige, Priester, Krieger, Kaufleute, Handwerker, Arbeiter, Träger und Sklaven lebten in einer

Stadt, die fünfmal so dicht besiedelt war wie London unter Heinrich VIII., Monezumas (letzter

König der Azteken = bis 1519) Zeitgenossen. Die Spanier verglichen es wegen seiner Kanäle mit

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Venedig. Tausende von Kanus drängten sich durch das Netz von Wasserstraßen, und in der

umgebenden Lagune pendelten kleine Boote zwischen Insel und Festland.

Drei Dämme verbanden Tenochtitlán mit dem Festland, und sie waren in Abständen von

Kanälen durchstochen, damit die Strömungen zirkulieren konnten; die Holzbrücken konnten

hochgezogen werden, wenn die Stadt bedroht wurde. An den Zugängen zur Stadt drängten

sich ständig Fußgänger und Träger, denn die Azteken kannten weder Lasttiere noch Fahrzeuge

mit Rädern. Somit wurde alles, was nicht auf dem Wasser transportiert wurde, auf dem

Rücken der Menschen getragen.

Größere Durchfahrten gliederten die Stadt in vier Teile, wobei jedes Viertel seinen eigenen

Tempel und seinen Militärführer besaß. Innerhalb der Viertel war die Stadt in 80 oder 90 lokale

Bezirke unterteilt, die eigentlichen Wohngebiete. Hier wandten weiße einstöckige Häuser mit

Flachdächern ihre fensterlosen Fassaden der Straße und den Kanälen zu. Tore führten zu

Innenhöfen mit sorgfältig gepflegten Blumengärten. Die Straßen waren absolut sauber, Abfall

wurde in die Außenbezirke der Stadt gebracht.‛

6.2. Handel, Markt in Tenochtitlán

Textauszug aus: Meilensteine der Weltgeschichte, Goldene Reiche der Neuen Welt, 1400 bis

1500 n. Chr., Hrsg.: Weltbildverlag, Augsburg, 1999, S. 153- 154

„Der Hauptmarkt befand sich im Norden der Stadt – dem früheren Tlateloco. Täglich drängten

sich etwa 25.000 Menschen auf dem Stadtplatz, bei speziellen Märkten, die alle fünf Tage ab-

gehalten wurden, waren es sogar 50.000. ,Wir waren verblüfft‘, schreib Bernal Díaz del Castillo,

ein Begleiter von Cortés, ‚über die große Zahl von Menschen und das gewaltige Warenangebot

sowie über die Ordnung und die schönen Auslagen … jede Warenart war für sich sortiert und

an einem festen Platz zu finden.‘ Luxusgegenstände aus Gold, Silber, Edelsteinen und aus

Federn gearbeitet wurden ebenso angeboten wie jene unglücklichen Menschen, die sich aus

Armut als lebenslange Sklaven verdingt hatten. Baumwolle und Kleidung aus Sisalfasern

wurde zusammen mit Sisalseilen und Sandalen verkauft. Felle von Puma, Hirsch und Otter

waren ausgestellt neben lebenden Tieren für die Küche: Truthühnern, Enten und Kaninchen

sowie fetten, kleinen Hunden, die nur für die Tafel gezüchtet wurden.

Die Azteken kannten keine Münzen, so dass alle Transaktionen auf dem Markt im Tausch statt-

fanden. Kakaobohnen – selten und deshalb kostbar – wurden manchmal als Werteinheit ver-

wendet, ebenso wie mit Goldstaub gefüllte Federkiele. Nach Días pflegten sie ihre Konten mit

der Länge und Dicke dieser kleinen Federkiele zu verrechnen und ermittelten damit, was Um-

hänge, Kürbisflaschen voller Schokolade oder Sklaven wert waren. Drei Marktinspektoren

wachten ständig über die Preise und die Ehrlichkeit der Händler, die alle Steuern zahlen

mussten, vornehmlich in Mais, um die Lebensmittelversorgung der Armee zu sichern.‛

„Seit dem 15. Jahrhundert besaßen die Gilden der Fernhändler, die pochteca, das Monopol auf

die Baumwolleinfuhr von der Golfküste und anderen Regionen nach Tenochtitlán. Obgleich

einfache Bürgerliche, waren die Gildenmitglieder reich und bildeten in den Städten eine

besondere Klasse; sie lebten in bestimmten Bezirken, vererbten ihren Beruf vom Vater an den

Sohn und heirateten nur in andere pochteca-Familien. Sie besaßen das Privileg eigener

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Gerichtsbarkeit und durften ihre Söhne in den Tempelschulen ausbilden lassen. Diese Kauf-

leute waren klug genug, nicht mit ihrem Reichtum zu prahlen und den Herrscher damit her-

auszufordern: Nach einträglichen Handelsexpeditionen, so wird berichtet, kehrten sie ge-

wöhnlich bei Nacht in die Hauptstadt zurück, damit niemand ihre Schätze sehen konnte.

Im Verlauf des 15. Jahrhunderts expandierten ihre Märkte, und Karawanen von Trägern reisten

unter der Führung von unerschrockenen pochteca hunderte von Kilometern. Sie führten

vielerlei in der Stadt hergestellte Waren mit sich: vor allem Obsidianmesser, Decken aus Kanin-

chenfell, den Farbstoff der Koschenille, Heilkräuter und schöne Kleidung. Sie tauschten diese

Produkte vorwiegend gegen luxuriösen Schmuck ein wie Jade, Seemuscheln, Jaguarhäute und

Pumafelle und die schillernden grünen Schwanzfedern des Quetzal, eines Vogels der tropi-

schen Regenwälder.

Solche Handelsmissionen konnten Monate, sogar Jahre dauern und waren äußerst gefährlich.

Die pochteca traten oft in der Kleidung der Einheimischen auf und bedienten sich der lokalen

Sprachen. Das trug ihnen nicht nur Luxusartikel für die königlichen Paläste ein, sondern auch

militärische Kenntnisse. Manchmal agierten sie als agents provocateurs, denn die Azteken be-

nutzen Angriffe auf die pochteca oft nur als Vorwand, um anderen Staaten den Krieg zu er-

klären. Den Karawanen der Händler folgten dann die Eroberer, und aus Handelsgütern wurden

Tributzahlungen. […] Eroberte Völker mussten die Azteken als ihre Oberherren anerkennen und

Steuern an sie bezahlen. Die Tributforderungen waren drückend. So hatte die 1250 Kilometer

entfernte Provinz Soconusco alle sechs Monate fünf Tonnen Kakaobohnen zu schicken, dazu

Luxusartikel wie Ozelotfelle und lebende Adler. Das Überleben der Azteken und ihrer Metro-

pole Tenochtitlán hing von diesen Lieferungen ab. Protokolle aztekischer Schreiber zeigen, dass

die Hauptstadt trotz ihrer fruchtbaren chinampas, der schwimmenden Gärten, sowohl

Nahrungsmittel wie Luxusgüter importieren musste. Jedes Jahr kamen 7.000 Tonnen Mais und

4.000 Tonnen Bohnen als Tributzahlung in die Stadt, dazu noch etwa 2 Millionen Baum-

wollumhänge.‛

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6.3. Abbildungen zu Tenochtitlán

Abb. 21: Darstellung der 1345 gegründeten Stadt Tenochtitlán. (Wandmalerei auf dem Nationalpalast von Mexiko,1945, von Diego Rivera, bekanntester Muralist Mexikos, war mit der Künstlerin Frida Kahlo verheiratet)

Abb. 22: Tenochtitlán um 1500 n. Chr. mit etwa 200.000 Einwohnern. (Wandgemälde am Museum für Anthropolo-gie in Mexico City, 1930 von Dr. Atl)

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Abb. 23: An jener Stelle, wo einst Tenochtitlán errichtet wurde, befindet sich heute Mexico City mit 8,8 Mio Ein-wohnern! (Rekonstruktion von Ignacio Marquina, 1951)

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6.4. Abbildungen zu Venedig:

Abb. 24: Venedig heute, ein Satellitenbild.

Abb. 25: Venedig hatte Ende des 16. Jahrhunderts 190.000 Einwohner. Heute sind es im historischen Zentrum noch etwa 60.000.

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7. Literatur

Verwendete Literatur:

Geo Epoche Nr. 28, Venedig 810-1900: Macht und Mythos der Serenissima, 2007

Venedig. Seemacht, Kunst und Karneval, Ausstellungskatalog, 2010

Arne Karsten: Kleine Geschichte Venedigs, C.H. Beck, 2008

Meilensteine der Weltgeschichte, Goldene Reiche der Neuen Welt, 1400 bis 1500 n. Chr.,

Hrsg.: Weltbildverlag, Augsburg, 1999

Literatur nach Kapiteln gegliedert:

Kapitel 3:

Filmtext, Geheimnisse der Lagune, Film von Christian Riehs und Wolfgang Peschl, Österreich

2009

Kapitel 4:

4.1. Gründung:

Karsten Arne: Kleine Geschichte Venedigs, 2008

Geo Epoche 28/2007, Venedig. 810-1900: Macht und Mythos der Serenissima,

S. 25 f, S 82ff

4.2. Handel im Mittelalter:

Karsten Arne: Kleine Geschichte Venedigs, 2008

4.2.1. Finanzwesen

Geo Epoche 28/2007, Venedig. 810-1900: Macht und Mythos der Serenissima,

S. 54ff, 174

4.3. Staatsstrukturen:

Geo Epoche 28/2007, Venedig. 810-1900: Macht und Mythos der Serenissima,

S. 173, 174, 176

4.4. Arsenal:

Geo Epoche 28/2007, Venedig. 810-1900: Macht und Mythos der Serenissima, S. 173

4.5. Venedig als Seemacht:

Geo Epoche 28/2007, Venedig. 810-1900: Macht und Mythos der Serenissima, S. 176

4.6. Pest

Geo Epoche 28/2007, Venedig. 810-1900: Macht und Mythos der Serenissima,

S. 174-176

4.7. Karneval

Rust, Sandra Maria: Venedig und der Karneval, in: Venedig. Seemacht, Kunst und

Karneval 2011, Zit. S. 247 f

4.8. Prostitution

Becker, Ulrike: Venedig – die Stadt der Liebe, in: Venedig. Seemacht, Kunst und

Karneval 2011, Zit. S. 242

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Kapitel 6:

6.1. Die Gründung Tenochtitláns

Meilensteine der Weltgeschichte, Goldene Reiche der Neuen Welt, 1400 bis 1500 n.

Chr., Hrsg.: Weltbildverlag, Augsburg, 1999, S. 141-147

6.2. Handel, Markt in Tenochtitlán:

Textauszug aus: Meilensteine der Weltgeschichte, Goldene Reiche der Neuen Welt,

1400 bis 1500 n. Chr., Hrsg.: Weltbildverlag, Augsburg, 1999, S. 153- 154

8. Abbildungsnachweis

Abb. 1-20: Fotografien von Julia Ponta, 2011, 2012

Abb. 21: http://uppix.net/5/5/2/0104b7dbaf167159dd2ade704dfa0.html, 14. 01.2012

Abb. 22: http://www.sheppardsoftware.com/Mexicoweb/factfile/Unique-facts-

Mexico8.htm, 14.01.2012

Abb. 23: http://www.mexicolore.co.uk/images-aus/aus_16_01_2.jpg, 14.01.2012

Abb. 24:

http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Venedig_%28Satellitenaufnahm

e%29.jpg&filetimestamp=20100220123007

Abb. 25: Fotografie von Julia Ponta, 2011

9. Weiterführende Links

Marco Polo: http://de.wikipedia.org/wiki/Marco_Polo

Venedig: http://de.wikipedia.org/wiki/Venedig

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Medieninhaber und Herausgeber: BUNDESMINISTERIUM FÜR UNTERRICHT, KUNST UND KULTUR Medienservice 1014 Wien, Minoritenplatz 5 T 01 53 120-4829 F 01 53 120-4848 E-Mail: [email protected] Ausarbeitung: Mag. Julia Ponta Download unter: http://www.bmukk.gv.at/schulen/service/mes/specials.xml Bestellungen: AMEDIA Servicebüro 1140 Wien, Sturzgasse 1a T 01 982 13 22 F 01 982 13 22-311 E-Mail: [email protected] Verlags- und Herstellungsort: Wien