medikamenten einnahme von jugendlichen mit einer herzerkrankung – eine herausforderung?
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Medikamenteneinnahme von Jugendlichen mit einer Herzerkrankung – eine Herausforderung?
Yvonne Liebert-Keller, MScN Iren Bischofberger, Prof. Dr., Studiengangleitung MScN Kalaidos Fachhochschule Gesundheit
SBK-Kongress in Davos, 1. Juni 2016
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2Yvonne Liebert-Keller, 1.6.2016
Inhalt der Präsentation
1. Ausgangslage2. Forschungsfrage3. Methode4. Ergebnisse 5. Beurteilung der Resultate6. Schlussfolgerungen7. Empfehlungen für die Praxis8. Videosequenz9. Diskussion im Plenum
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Ausgangslage: Population
Pro 1000 Geburten 8 Säuglinge mit einem Herzfehler häufigstes Geburtsgebrechen (Luyckx, Goossens, Van Damme & Moons, 2011)
Fortschritte in der Herzchirurgie mehr als 90% der von einem schweren Herzfehler betroffenen Säuglinge erreichen das Jugend- und Erwachsenenalter(Shearer, Rempel, Norris & Magill-Evans, 2013)
Was heisst das für die Betroffenen?
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4Yvonne Liebert-Keller, 1.6.2016
Ausgangslage: Leben mit Herzerkrankung
Die Lebenserwartung steigt, aber es besteht bei vielen Kindern und Jugendlichen die Notwendigkeit einer medikamentösen Behandlung
50% aller Jugendlichen mit einer chronischen Erkrankung nehmen die notwendigen Medikamente nicht oder falsch ein Gesundheitszustand verschlechtert sich (Simons, Mc Cormick, Mee & Blount, 2009)
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Ausgangslage: MedikamenteneinnahmeZiel bei der Betreuung von Herzkranken: gesundheitliche Schäden vermeiden, eine möglichst gute Lebensqualität bieten • Um diese Ziele zu erreichen, müssen die Medikamente konsequent
eingenommen werden• Nicht alle Altersgruppen verhalten sich gleich Jugendliche nehmen
Medikamente am wenigsten zuverlässig ein (Shellmer, Dabbs & Dew, 2011)
Mögliche Gründe:• Jugendliche (ca. 11-21 Jahre) möchten Unbekanntes ausprobieren,
Grenzen testen, selber Entscheidungen treffen, sich nicht von Erwachsenen in ihr Leben reden lassen
• Jugendliche haben eine hohe Risikobereitschaft (Flammer & Alsaker, 2011)
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Forschungsfrage
Wie erleben Jugendliche mit einer Herzerkrankung ihre Medikamenteneinnahme?
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Wie wurde die Forschungsfrage untersucht?
Durchführung einer qualitativen StudieEinzelinterviews mit 10 herzkranken Jugendlichen zwischen 11-18 Jahren alle sind PatientInnen des Kinderspitals Zürich (5 Mädchen, 5 Jungen)
Auswertung der Interviews nach Grounded Theory
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Hauptresultat
Die Einstellung zu Herzerkrankung und Medikamenten beeinflusst entscheidend, wie die Medikamenteneinnahme erlebt wird und wie gut sie gemeistert wird.
Sie wird beeinflusst durch… …die Bedeutung, die den Medikamenten zugeschrieben werden (1)…die empfundene Notwendigkeit, die Medikamente zu nehmen (2)…die wahrgenommenen Medikamentenwirkungen (3)…die Höhe der Akzeptanz gegenüber Medikamenten und Erkrankung (4)
Die Medikamentenadhärenz wird weniger durch Sachinformationen beeinflusst, sondern durch die Erfahrungen, die die Jugendlichen mit ihren Medikamenten machen.
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Resultate (1): Bedeutung der Medikamente
Jugendliche mit schwerwiegender Herzerkrankung Medikamente haben einen sehr hohen Stellenwert
Jugendliche in stabilerem Gesundheitszustand Medikamente haben einen kleineren Stellenwert
«Es ist nicht lächerlich es ist eine KRANKHEIT es ist TÖDLICH wenn ich keine Tabletten nehme»
«Nein also // eigentlich (3) ich nehme das Zeug
und habe das Gefühl dass eigentlich gar
nichts passiert es ist es kommt mir unnütz vor»
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Resultate (2): Notwendigkeit der Einnahme
Je grösser die Notwendigkeit empfunden wird, um Medikamente zu nehmen, desto…
…pünktlicher werden die Medikamente genommen
…weniger werden die Medikamente vergessen
…desto besser funktioniert das Medikamentenmanagement (Bestellen, Vorrichten und Einnehmen der Medikamente)
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Resultate (3): Erleben der Medikamentenwirkungen
Die Bedeutung der Medikamente hängt von der Zeitdauer und Kontinuität der Einnahme ab.
Nehmen Jugendliche seit dem Säuglingsalter Medikamente zu sich?
Nehmen sie eine Zeitlang keine Medikamente, weil sie bewusst darauf verzichten oder keinen Zugangzu Medikamenten haben?
Wer einen Vergleich hat zu einem Leben mit und ohne Medikamente, kann die Medikamenten-Wirkungen besser abschätzen Bereitschaft für regelmässige Medikamenteneinnahme steigt
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Resultate (4): Akzeptanz gegenüber Herzerkrankung
Einige Jugendliche haben eine neutrale bis positive Einstellung zu Medikamenten und Herzerkrankung Verantwortung im
Medikamentenmanagement Integration der Medikamente
in den Alltag Ausgeprägtes
Gesundheitsbewusstsein
Einige Jugendliche haben eine ambivalente bis negative Einstellung zu Medikamenten und Herzerkrankung Weniger Verantwortung im
Medikamentenmanagement Schwierige Integration der
Medikamente in den Alltag Weniger grosses
Gesundheitsbewusstsein
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Beurteilung der Resultate: Einstellung
Die Einstellung zur Medikamententherapie hat beträchtliche Auswirkungen auf das gesamte Medikamentenmanagement und auf die Medikamentenadhärenz
Was für Konsequenzen ergeben sich für das Gesundheitspersonal?• Rein edukative Massnahmen verbessern die
Medikamenteneinnahme nicht • Herzkranke Jugendliche müssen in ihrem Umgang mit der
Herzerkrankung unterstützt werden damit kann die Medikamentenadhärenz gesteigert werden
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Beurteilung der Resultate: GesundheitskompetenzHerzkranke Jugendliche haben eine grosse Gesundheitskompetenz Sie beteiligen sich z. Bsp. bei sportlichen Betätigungen nur so weit,
wie sie selber als sinnvoll erachten
Neue Erkenntnis: Jugendliche mit einer neutralen bis positiven Einstellung gegenüber Herzerkrankung und Medikamenten verhalten sich bezüglich Alkoholkonsum gesundheitsbewusster als gesunde Jugendliche Das ist erstaunlich, da Jugendliche nicht abseits stehen wollen und
in ihrer Peer-Gruppe einem Konformitätsdruck ausgesetzt sind (Kohnstamm, 1999)
Fazit: Den Jugendlichen ist die Tragweite ihrer Herzerkrankung sehr bewusst!
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Beurteilung der Resultate: Vergesslichkeit
Medikamente werden vergessen: Oftmals handelt es sich um eine unbewusste Adhärenz, das heisst, die Bereitschaft, die Medikamente zu nehmen, ist da.
Wieso gehen sie trotzdem vergessen?Tage, die nicht nach gewohntem Schema ablaufen, sind problematisch (Jugendliche ausser Haus, Medikamente zu Hause vergessen)
Was kann man tun?
• Medikamentenplan an Tagesrhythmus der Jugendlichen anpassen• Technische Hilfsmittel als Erinnerung benützen (Handy, Wecker)• Mit Jugendlichen diskutieren, wie Medikamente an ungewohnten
Tagen genommen werden können
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Schlussfolgerungen
Jugendliche erleben in ihrem Alltag Hindernisse, die es ihnen nicht immer ermöglichen, die Medikamente regelmässig einzunehmen.
Gesundheitsfachpersonen können deshalb nicht voraussetzen, dass verordnete Medikamente auch korrekt eingenommen werden!
Was heisst das für den Berufsalltag?
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Empfehlungen für die Praxis
Medikamentenmanagement: Soll ständiges Thema in der Beratung von Jugendlichen sein: kontinuierliche, nicht punktuelle Betreuung
Ausübung von DruckJugendliche unter Druck setzen, ist nicht sinnvoll. Besser: Unterstützung im Selbstmanagement und im Umgang mit Herzerkrankung und Medikamenten je positiver die Einstellung zu Medikamenten, desto zuverlässiger werden sie genommen
Gesundheitskompetenz: Jugendliche haben eine gute Gesundheitskompetenz. Wenn sie bei ihrer Medikamententherapie als kompetente PartnerInnen einbezogen werden, kann diese Gesundheitskompetenz genutzt werden!
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Diskussion im Plenum – welchen Stellenwert haben Medikamente an Ihrem Arbeitsplatz?
1. Was hat das Video bei Ihnen ausgelöst?
2. Wann haben Sie das letzte Mal eine Patientin/einen Patienten gefragt, wie die Medikamenteneinnahme gelingt?
3. Wie wird das Medikamentenmanagement an Ihrem Arbeitsplatz thematisiert?
4. Was wird in Ihren Betrieben bereits unternommen, um PatientInnen im Medikamentenmanagement zu unterstützen?
5. Wo sehen Sie Handlungsbedarf bei der Unterstützung von PatientInnen beim Medikamentenmanagement?
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19Yvonne Liebert-Keller, 1.6.2016
Dank an…
…die Interview-Teilnehmenden für ihre Offenheit während der Gespräche
…Liv für die Zusage zur Videoaufnahme…Karin van Holten, wissenschaftliche Mitarbeiterin Careum Forschung
und meine MScN-Mitstudierenden für die Unterstützung bei der Datenanalyse
…die Careum Stiftung, die Studium und Masterarbeit mit einem Stipendium unterstützt haben
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20Yvonne Liebert-Keller, 1.6.2016
Literaturverzeichnis
Flammer, A. & Alsaker, F. (2011). Entwicklungspsychologie der Adoleszenz: Die Erschliessung innerer und äusserer Welten im Jugendalter. Bern: Verlag Hans Huber.
Kohnstamm, R. (1999). Praktische Psychologie des Jugendalters. Bern: Hans Huber.Luyckx, K., Goossens, E., Van Damme, C. & Moons, P. (2011). Identity formation in adolescents with
congenital cardiac disease: a forgotten issue in the transition to adulthood. Cardiology in the Young, 21, 411-420.
Shearer, K., Rempel, G., Norris, C. & Magill-Evans, J. (2013). “It’s No Big Deal”: Adolescents With Congenital Heart Disease. Journal of Pediatric Nursing, 28, 28-36.
Shellmer, D., Dabbs, A. & Dew, M. (2011). Medical adherence in pediatric organ transplantation: what are the next steps? Pediatric Transplantation, 16 (5), 509-514.
Simons, L., Mc Cormick, M., Mee, L. & Blount, R. (2009). Parent and patient perspectives on barriers to medication adherence in adolescent transplant recipients. Pediatric Transplantation, 13, 338-347.
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21Yvonne Liebert-Keller, 1.6.2016
BilderverzeichnisBild Folie 2, Zugriff am 12.5.16 unter http://nagelpilzinfo.com/nagelpilz-medikamente/Bild Folie 3, Zugriff am 10.5.16 unter http
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C3%BCber-ihre-gesundheit-verr%C3%A4t-122648899.htmlBild Folie 5, Zugriff am 10.5.16 unter https
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www.integraledienstleistungen.com/integrales_wissen-gleichgewicht_und_ungleichgewicht_etc.htmlBild Folie 14, Zugriff am 25.5.16 unter http
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www.meyer-wagenfeld.de/printprodukte/gesundheitspaesse/878/blutdruckpass-mit-medikamentenplanBild Folie 15, Zugriff am 27.5.16 unter http://
de.123rf.com/photo_30367092_stock-vector-stickman-with-speech-bubbles-on-the-white-background-eps-10-vector-file.htmlBild Folie 16, Zugriff am 12.5.16 unter
http://de.123rf.com/photo_15230342_comic-bild-von-kleinen-madchen-mit-gl-cklichen-pony-pferd-springt-ein-hindernis-kindern-darstellung-.html
Fotos Folien 3 und 7, aufgenommen von Y. Liebert am 20. Mai 2016