merkmale des ubiquitous computing

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Universität Stuttgart SFB 627 1 Wiegerling: Merkmale des Ubiquitous Computing Weitgehendes Verschwinden von Hardwarekomponenten; Adaptivität des Systems; Selbstorganisiertheit des Systems; Kontextwahrnehmung des Systems, also die Fähigkeit Situationen zu interpretieren; Informatische Aufladung der physikalischen Umwelt (Mesosphäre); Mobile bzw. ubiquitäre und allzeitige Anwendbarkeit von informatischen Systemen; Verknüpfung von lokalen und globalen Informationen;

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Page 1: Merkmale des Ubiquitous Computing

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Wiegerling: Merkmale des Ubiquitous Computing

Weitgehendes Verschwinden von Hardwarekomponenten; Adaptivität des Systems; Selbstorganisiertheit des Systems; Kontextwahrnehmung des Systems, also die Fähigkeit Situationen

zu interpretieren; Informatische Aufladung der physikalischen Umwelt (Mesosphäre); Mobile bzw. ubiquitäre und allzeitige Anwendbarkeit von

informatischen Systemen; Verknüpfung von lokalen und globalen Informationen;

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Wiegerling: Probleme des Ubiquitous Computing

Es findet eine zunehmende Sozialisierung der uns umgebenden unbelebten Mesosphäre statt, gleichzeitig besteht die Gefahr, das es zu einer Entsozialisierung der Gesellschaft kommt, da der andere in immer weniger Lebenssphären benötigt wird.

Die Systemidee will Widerstände, die meiner Zweckrealisierung bzw. Wunscherfüllung entgegenstehen, zum Verschwinden bringen. Dabei soll das System rechtskonform und kompatibel in Bezug auf Zweck- bzw. Wunscherfüllungen anderer sein. Die Idee einer als dienstbarer Geist für uns aufbereiteten Welt entspricht dem Weltbild eines Kleinkindes, das instantan seine Wünsche erfüllt sehen möchte.

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Wiegerling: Probleme des Ubiquitous Computing

Widerstandsverlust ist ein Merkmal jeglicher kulturellen Entwicklung. Keine höheren Kulturleistungen ohne mediale Entlastungen. In jeder komplexen Kultur wächst die Rolle der Mittelbarkeit, womit auch ein Verlust an Widerständigkeit eintritt. Aber solange das Mediale selbst erkennbar bleibt, wird Widerständigkeit nicht verschleiert. Das System ist auf Effizienz ausgerichtet, verschließt insofern Umwege. Erst das Umweghafte aber ermöglicht Kultur und gibt uns neue Handlungsoptionen.

Da die medialen Spuren der Systeme weitgehend verschwinden werden, werden die Kontrolle und Steuerung der Systeme erschwert, vielleicht sogar unmöglich sein. Insbesondere werden verzögerte Wirkungen eintreten, die wir nicht mehr unmittelbar an unsere Erfahrung anschließen können.

Was das System in seiner bisherigen Einrichtung nicht im Fokus hat, ist, dass Wünsche sozialer und psychologischer Wandlungen unterliegen, dass sie verhandel- und korrigierbar sind.

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Wiegerling: Probleme des Ubiquitous Computing

In intelligenten Umgebungen wird die Merkwelt zugunsten der Wirkwelt schrumpfen. Wirklichkeit ist als eine die konkrete Realität transzendierende, sich in Widerständigkeit artikulierende, Verknüpfungs- bzw. Einbindungssphäre zu verstehen, die dem Einzelnen auch Handlungen abverlangt. Augmented Realities laden die konkret gegebene Realität unter Nutzungsoptionen auf und stellen Verknüpfungen her. Wirklichkeit wächst somit schneller als die einsehbare konkrete Realität. Eine informierte Handlungsumgebung setzt eine Vielzahl von miteinander verknüpften Wirkungsketten in Gang. Augmented Reality bezeichnet das, was mit Wirklichkeit gemeint ist, also die Einordnung des konkret Gegebenen in eine Horizontordnung. Das System stellt damit für mich Wirklichkeit her, bindet das konkret gegebene Realitätsstück in eine vorgedeutete Wirklichkeit ein, entkleidet es aber gleichzeitig seiner Widerständigkeit. Der Nutzer erfährt eine sanfte Steuerung durch das System bzw. die Systemangebote.

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Wiegerling: Probleme des Ubiquitous Computing

Mit dem Verlust von Widerständigkeitserfahrungen kann es zu einer Schwächung unserer Zuordnungs- bzw. Einbettungsfähigkeit, also zu einem Wirklichkeitsverlust kommen. Widerständigkeit, die die Dinge einer völligen Verfügbarkeit entzieht, weist die Sache erst einer bestimmten Wirklichkeitssphäre, einem bestimmten symbolischen Verweisungsnetz zu. Wenn Wirklichkeit als Verweisungshorizont für uns von intelligenten Systemen generiert wird, wird sie kaum mehr von Spiel- und Phantasiewelten unterscheidbar sein.

Nicht zuletzt durch ökonomische Aufladungen wird die natürliche Welt mit Standardisierungen und Normierungen überzogen werden können. Damit können Systeme zu Entmündigungsinstanzen werden.

Wenn Systeme zukünftig automatisch Informationen generieren, wird es neue Fragen der Verantwortungszuschreibung geben, nicht zuletzt auch juristische.