michael bienert: betriebliches gesundheitsmanagement
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Arbeitspapier / Abteilung Wirtschaft
Fakultät IV – Wirtschaft und Informatik
www.fh-hannover.de/f4
Professor Dr. Michael Leonhard Bienert
Betriebliches Gesundheitsmanagement: eine empirische Analyse ausgewählter privater Anbieter und deren Lei-stungsspektrum
Arbeitspapier 190/2007ISSN Nr. 1436-1035 (print) ISSN Nr. 1436-1507 (Internet)
II
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis II Abbildungsverzeichnis III 1. Einführung 1
2. Untersuchungssteckbrief 3
3. Untersuchungsergebnisse 6
3.1. Fragenkomplex I: Basisdaten zum Unternehmen 6
3.1.1. Seit wann ist Ihr Unternehmen mit BGM-Angeboten
am Markt aktiv? 6
3.1.2. In welchen Zielregionen bieten Sie BGM-Dienstleistungen an? 6
3.1.3. Mitarbeiterstruktur und -anzahl 7
3.1.4. Jahresumsatz der Unternehmen 9
3.1.5. Aus welchen Branchen kommen Ihre Kunden überwiegend? 9
3.1.6. Kooperieren Sie im BGM mit festen Partnern? 11
3.2. Fragenkomplex II: BGM-Angebote 12
3.2.1. Welche Analyseinstrumente bieten Sie an? 12
3.2.2. Welche Beratungsangebote und/oder BGM-Maßnahmen/
Projekte bieten Sie an? 14
3.2.2.1. Physische Gesundheit 14
3.2.2.2. Psychische Gesundheit 15
3.2.2.3. Vorsorgemaßnahmen 16
3.2.2.4. Strukturelle Optimierung 17
3.2.2.5. Zusammenfassende Beurteilung 18
3.2.3. Welche Schulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen
bieten Sie an? 20
3.2.4. Welche sonstigen BGM-Angebote gibt es bei Ihnen? 21
3.2.5. Welche Instrumente zur Ergebnis- und Wirtschaftlichkeits-
analyse von BGM-Maßnahmen bieten Sie an? 22
4. Summary 24
Literaturverzeichnis Anhang: Fragebogen
III
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Bausteine eines integrierten BGF-Ansatzes (BGM) 3
Abbildung 2: BGM-Anbieter-Struktur der befragten Unternehmen 5
Abbildung 3: Zeitpunkt des Markteintritts 6
Abbildung 4: Zielregionen der BGM-Anbieter 7
Abbildung 5: Mitarbeiterstruktur 8
Abbildung 6: Mitarbeiteranzahl 8
Abbildung 7: Jahresumsatz der Unternehmen 9
Abbildung 8: Kundenstruktur nach Branchen 10
Abbildung 9: BGM-Kooperationspartner 11
Abbildung 10: Analyseinstrumente der Anbieter 13
Abbildung 11: Angebotsspektrum Physische Gesundheit 15
Abbildung 12: Angebotsspektrum Psychische Gesundheit 16
Abbildung 13: Angebotsspektrum Vorsorgemaßnahmen 17
Abbildung 14: Angebotsspektrum Strukturelle Optimierung 18
Abbildung 15: Die am häufigsten genannten BGM-Angebote 19
Abbildung 16: Die am seltensten genannten BGM-Angebote 20
Abbildung 17: Angebotene Schulungsmaßnahmen 21
Abbildung 18: Sonstige BGM-Angebote der Unternehmen 22
Abbildung 19: Instrumente zur Evaluation 23
1. Einführung
Physisch und psychisch gesunde und für die Arbeit motivierte Mitarbeiter sind für alle
Unternehmen die zentrale Erfolgsgrundlage. Dies gilt insbesondere in Dienstleis-
tungsgesellschaften und zudem für rohstoffarme Länder wie Deutschland, deren
zentraler „Rohstoff“ die in den Unternehmen arbeitenden Menschen sind. Die be-
triebliche Wertschöpfung hängt in besonderem Maße von der Kompetenz, Motivation
und vom Verhalten ihrer Beschäftigten ab. Wohlbefinden und Gesundheit der Mitar-
beiter sind fundamentale Voraussetzungen für Produktivität und Leistungsfähigkeit
der Unternehmen (vgl. Drucker 1997, S. 39). Die Kooperationsbereitschaft der Mitar-
beiter, ihre Identifikation mit Auftrag und Zielsetzung der Unternehmen, ihre Leis-
tungsfähigkeit und -bereitschaft sind Schlüsselfaktoren für den betrieblichen Erfolg,
die Förderung dieser wichtigen Ressource Mensch muss daher zentrales Unterneh-
mensziel sein (vgl. Weinreich & Weigl 2002, S. 14).
Die große Bedeutung der Mitarbeitergesundheit für den unternehmerischen Erfolg ist
wohl unbestritten. Die Betriebswirtschaftslehre hat dieses Themenfeld aber bis heute
stark vernachlässigt und beginnt erst in jüngerer Zeit, es umfassender und systema-
tischer zu „entdecken“, etwa im Zusammenhang mit Fragestellungen aus der Perso-
nalentwicklung, Organisationsentwicklung oder in qualitativen Erfolgsfaktorenanaly-
sen. Praktischer Forschungsbedarf ist also noch vielfältig gegeben.
Der vorliegende Arbeitsbericht will die Anbieterseite empirisch beleuchten und insbe-
sondere folgende Fragen einführend beantworten: Was für Unternehmen bieten
überhaupt Betriebliches Gesundheitsmanagement an und mit welchem Dienstleis-
tungsspektrum tun sie das? Der Untersuchungssteckbrief in Kapitel 2 gibt Auskunft
zum Untersuchungsdesign, im Hauptkapitel 3 sind die wichtigsten Ergebnisse der
durchgeführten schriftlichen Befragung dokumentiert. Zuvor soll der Begriff Betriebli-
ches Gesundheitsmanagement kurz erläutert und grob das Funktionsspektrum im
Überblick dargestellt werden.
Professor Dr. Michael L. Bienert, Arbeitspapier 190 der Fakultät IV (BGM), 12 / 2007, S. 1
Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) kann wie folgt definiert werden (vgl.
Badura / Ritter / Scherf 1999, S. 17):
„BGM ist die bewusste Steuerung und Integration aller betrieblichen Prozesse mit
dem Ziel der Erhaltung und Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens der
Beschäftigten. BGM betrachtet die Gesundheit der Mitarbeiter als strategischen
Faktor, der Einfluss auf die Leistungsfähigkeit, die Kultur und das Image der Or-
ganisation hat. BGM bezieht Gesundheit in das Leitbild und in die (Führungs-) Kul-
tur, in die Strukturen und Prozesse der Organisation ein.“
Betriebliches Gesundheitsmanagement hat sich historisch gesehen aus dem gesetz-
lich determinierten Arbeits- und Gesundheitsschutz und der Betrieblichen Gesund-
heitsförderung heraus entwickelt. Die Nähe zu betrieblichen Arbeitsfeldern wie Per-
sonalentwicklung, Organisationsentwicklung, Qualitätsmanagement oder Risikoma-
nagement haben dazu geführt, dass Thema heute breiter zu behandeln, auch um die
Kritikpunkte an der Praxis der Betrieblichen Gesundheitsförderung aufzugreifen (Bie-
nert & Razavi 2007, S. 61):
• Gesundheitsförderung bleibt oft ein zeitlich befristetes Einzelprojekt
• Gesundheitsförderung entwickelt sich oft zur „Insellösung“ für einen
oder einige wenige Bereiche des Unternehmens
• Gesundheitsförderung ist ein von anderen Unternehmenszielen weitge-
hend isoliertes Teilziel
Die oft geforderte ganzheitliche Betrachtung von Problemen bedeutet hier die Ein-
bindung des Themas Mitarbeitergesundheit in die strategische Planung sowie in alle
Prozesse, Strukturen und Entscheidungen des Unternehmens (vgl. Brandenburg &
Marschall 2000, S. 49). Mit einem integrierten Managementansatz soll sich die Ge-
sundheitsförderung weg von punktuellen Maßnahmen und Insellösungen hin zu ei-
nem strategischen Gestaltungs- und Steuerungsprozess entwickeln.
Abbildung 1 verdeutlicht schematisch die Beziehungen und Einordnung der ver-
schiedenen Bausteine eines integrierten und ganzheitlichen betrieblichen Gesund-
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heitsförderungsansatzes bzw. Gesundheitsmanagementansatzes (Bienert & Razavi
2007, S. 63).
Abbildung 1: Bausteine eines integrierten BGF-Ansatzes (BGM)
2. Untersuchungssteckbrief
Ziel der selbst durchgeführten schriftlichen Befragung war es, einen empirischen Ein-
druck von den Anbietern im Betrieblichen Gesundheitsmanagement in Deutschland
zu erhalten, insbesondere in Bezug auf deren aktuelles Dienstleistungsspektrum.
Die Untersuchung fand von Januar bis April 2007 statt. Auf Basis einer vorangegan-
genen Literatur- und Internetrecherche wurden 52 Unternehmen und 21 Kranken-
kassen als relevante BGM-Anbieter identifiziert und angeschrieben (es wurde eine
Auswahl besonders einschlägig erscheinender Anbieter getroffen). Von den insge-
samt 73 verschickten Fragebögen wurden 19 so vollständig ausgefüllt und zurückge-
sandt, dass sie in die Auswertung einbezogen werden konnten. Von diesen 19 Fra-
gebögen stammten lediglich 2 von Krankenkassen. Aufgrund dieses ungenügenden
Rücklaufes wurde der Anbietertyp Krankenkasse vollständig aus der weitergehenden
Betrachtung herausgenommen. Dies ist insofern bedauerlich, als dass Krankenkas-
sen sicher zu den zentralen BGM-Anbietern in Deutschland zu zählen sind (gesetzli-
Professor Dr. Michael L. Bienert, Arbeitspapier 190 der Fakultät IV (BGM), 12 / 2007, S. 3
chen Auftrag gemäß §20 SGB V). Trotz mehrfachen Nachfassens per E-Mail
und/oder Telefon gab es aber in den meisten Fällen keine letztlich befriedigenden
Auskünfte, was u.a. darin begründet lag, dass weder von außen (Kundensicht) noch
bei den zentralen internen Anlaufstellen (Telefonzentralen der Krankenkassen) er-
kennbar bzw. bekannt war, wer eigentlich innerhalb der jeweiligen Krankenkasse für
BGM zuständig ist. Hier liegt sicher noch Verbesserungspotenzial (gute Außendar-
stellung der BGM-Zuständigkeiten, transparente innerbetriebliche Kommunikation).
Die Rücklaufquote in der Gruppe Unternehmen war mit 33% (17 von 52) erfreulich
positiv und ist vielleicht auch ein Indikator dafür, dass externe Markt- und Kunden-
kommunikation hier etwas ernster genommen werden als bei den Krankenkassen.
Verantwortlich durchgeführt wurde diese Befragung von der Fachhochschule Hanno-
ver, Fakultät IV (Wirtschaft & Informatik), Fachgebiet Handel & Dienstleistungen, das
von Professor Dr. Michael L. Bienert vertreten wird, der zudem wissenschaftlicher
Leiter des Instituts für Gesundheitsmanagement (IGM) der Fachhochschule Hanno-
ver ist. Bei der operativen Ansprache und Auswertung hat Frau Irina Bender verant-
wortlich mitgewirkt und parallel dazu ihre Diplomarbeit zum Thema „Stressmanage-
ment als Instrument des Betrieblichen Gesundheitsmanagements“ angefertigt. Sämt-
liche Grafiken hat Herr Robert Czogel erstellt, der im IGM mitarbeitet und seine Dip-
lomarbeit zum Themenkreis BGM für kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU)
voraussichtlich im Frühjahr 2008 fertig stellen wird.
Alle angeschriebenen Unternehmen wurden u.a. gebeten, folgende Klassifikations-
Frage zu beantworten: „Als was für einen BGM-Anbieter-Typ würden Sie sich selbst
charakterisieren?“. Dabei standen folgende drei Antwortalternativen zur Verfügung
(Mehrfachangaben waren nicht erlaubt):
Komplettanbieter (sehr breite, vollständige BGM-Angebotspalette),
Teilanbieter (ausgewählte BGM-Angebote) und
Spezialanbieter (Konzentration auf einzelne spezielle BGM-Angebote).
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Im Ergebnis zeigte sich bei den 17 antwortenden Unternehmen folgende Verteilung
(Abb. 2).
29%
36%
35%
TeilanbieterSpezialanbieterKomplettanbieter
N-Gesamt = 17N-TA = 11N-KA = 6
Abbildung 2: BGM-Anbieter-Struktur der befragten Unternehmen
Für die nachfolgenden Auswertungen werden die beiden Anbietertypen „Spezialan-
bieter“ und „Teilanbieter“ aufgrund ihrer ähnlichen Ausrichtung sowie andererseits
ihrer klaren Abgrenzung gegenüber der Gruppe der „Komplettanbieter“ zu einer
Gruppe zusammengefasst. Bei den meisten Grafiken dieses Arbeitsberichts werden
damit jeweils die folgenden drei Gruppen separat ausgewiesen:
A) Teilanbieter und Spezialisten (TA)
B) Komplettanbieter (KA)
C) BGM-Anbieter gesamt (TA und KA zusammen).
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3. Untersuchungsergebnisse
3.1. Fragenkomplex I: Basisdaten zum Unternehmen
3.1.1. Seit wann ist Ihr Unternehmen mit BGM-Angeboten am Markt aktiv?
Die Mehrzahl der BGM-Anbieter ist noch relativ jung, d.h. erst seit dem Jahr 2000
aktiv, Teilanbieter und Spezialisten dabei noch etwas häufiger als Komplettanbieter
(vgl. Abb. 3).
4
6
3 3
7
9
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
Teilanbieter und Spezialisten Komplettanbieter BGM-Anbieter Gesamt
bis zum Jahr 2000Jahr 2000 und später
N-Gesamt = 16N-TA = 10N-KA = 6
Abbildung 3: Zeitpunkt des Markteintritts
3.1.2. In welchen Zielregionen bieten Sie BGM-Dienstleistungen an?
Als Antwortalternativen standen zur Verfügung (keine Mehrfachangaben erlaubt):
in bestimmten Bundesländern
in ganz Deutschland
international
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1
9
10
4
21
13
3
0
2
4
6
8
10
12
14
Teilanbieter undSpezialisten
Komplettanbieter BGM-Anbieter Gesamt
in bestimten Bundesländern
in ganz Deutschland
international
N-Gesamt = 17N-TA = 11N-KA = 6
Abbildung 4: Zielregionen der BGM-Anbieter
Die Mehrzahl der Unternehmen ist deutschlandweit tätig, nur ein Unternehmen kon-
zentriert sich auf bestimmte Bundesländer. Der geringe Anteil international tätiger
Anbieter überrascht nicht, da es sich zumeist um kleine und mittelgroße Unterneh-
men handelt (KMU), deren finanzielle und personelle Ressourcen (noch) nicht aus-
reichen, um länderübergreifend tätig zu werden. Der eine internationale Anbieter aus
der Gruppe der Teilanbieter ist zugleich das einzige nicht-KMU mit - nach eigenen
Angaben - 1.980 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von über fünf Millionen Euro.
3.1.3. Mitarbeiterstruktur und -anzahl
Die Unternehmen sollten angeben, wie viele Mitarbeiter im Geschäftsfeld BGM als
Festangestellte tätig sind und/oder wie viele freie Mitarbeiter hier jahresdurchschnitt-
lich eingesetzt werden. Die strukturelle Aufteilung zwischen Festangestellten und
freien Mitarbeitern zeigt Abbildung 5.
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4 4
1
5
0
1
9
4
2
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
Teilanbieter undSpezialisten
Komplettanbieter BGM-Anbieter Gesamt
festangestellte und freie MAnur freie MAnur festangestelle MA
N-Gesamt = 15N-TA = 9N-KA = 6
Abbildung 5: Mitarbeiterstruktur
Sowohl in der Gruppe der Teilanbieter/Spezialisten wie auch bei den Komplettanbie-
tern beschäftigt lediglich ein Unternehmen ausschließlich fest angestellte Mitarbeiter.
Die Mehrzahl der Unternehmen setzt Festangestellte und freie Mitarbeiter ein.
Die Antworten zu der folgenden offenen Frage nach der Mitarbeiteranzahl wurden zu
drei Größenklassen zusammengefasst (vgl. Abb. 6).
6
2
1
2 2 2
8
4
3
0
1
2
3
4
5
6
7
8
Teilanbieter undSpezialisten
Komplettanbieter BGM-Anbieter Gesamt
0 bis 10 Mitarbeiter10 bis 20 Mitarbeiterüber 20 Mitarbeiter
N-Gesamt = 15N-TA = 9N-KA = 6
Abbildung 6: Mitarbeiteranzahl
In der Gruppe der Teilanbieter/Spezialisten dominieren Unternehmen mit weniger als
zehn Mitarbeitern, lediglich ein Unternehmen beschäftigt mehr als 20 Mitarbeiter. Bei
den Komplettanbietern ist die Anzahl der Mitarbeiter sehr homogen verteilt. Der Blick
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auf die rechte Säule „BGM-Anbieter Gesamt“ verdeutlicht, dass die Mehrzahl der Un-
ternehmen klein ist, d.h. weniger als 20 feste oder freie Mitarbeiter hat.
3.1.4. Jahresumsatz der Unternehmen
Die Größe der Unternehmen wurde an Hand des Jahresumsatzes gemessen, wobei
die Befragten zwischen folgenden drei Kategorien wählen konnten (vgl. Abb. 7):
bis 1 Million €
zwischen 1 Million und 5 Million €
über 5 Million €
10
01
3
1 1
13
12
0
2
4
6
8
10
12
14
Teilanbieter undSpezialisten
Komplettanbieter BGM-Anbieter Gesamt
Umsatz bis 1 Mio. €Umsatz von 1 Mio. € bis 5 Mio. €Umsatz über 5 Mio. €
N-Gesamt = 16N-TA = 11N-KA = 5
Abbildung 7: Jahresumsatz der Unternehmen
Die Gruppe der Teil- und Spezialanbieter bleibt fast ausnahmslos unterhalb eines
Jahresumsatzes von einer Million Euro. In der Gruppe der Komplettanbieter ist der
relative Anteil umsatzstarker Unternehmen (> 1 Mio. €) deutlich höher.
3.1.5. Aus welchen Branchen kommen Ihre Kunden überwiegend?
Neben den allgemeinen Daten zum eigenen Unternehmen sollte im ersten Themen-
komplex auch die Kundenstruktur näher charakterisiert werden. Dazu konnten die
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Befragten aus folgenden Branchen wählen (Mehrfachantworten und eigene Ergän-
zungen[*] waren möglich):
Industrie
Banken und Versicherungen
Gesundheitswesen
Handel
IT/Telekommunikation
Handwerk
Freie Berufe
Öffentliche Verwaltung*
Verkehr und Transport*
Forschung*
Die nachfolgende Abb. 8 zeigt die Kundenstrukturen im Überblick.
12 3
3 611
12104
1500
211 5
542
51
21 2 56
76210
0 2 4 6 8 10 12 14 16
BGM-Anbieter Gesamt
Komplettanbieter
Teilanbieter undSpezialisten
IndustrieHandwerkHandelBanken/VersicherungenGesundheitswesenIT/TelekommunikationFreie BerufeÖffentliche VerwaltungVerkehr und TransportForschung
N-Gesamt = 17N-TA = 11N-KA = 6
Abbildung 8: Kundenstruktur nach Branchen
Die meisten BGM-Kunden kommen aus den Branchen Industrie, Banken und Versi-
cherungen, Gesundheitswesen sowie Handel. Sie belegen in beiden Anbietergrup-
pen die vorderen vier Plätze. Eine Ursache für die führende Kundenposition der In-
dustrie dürfte sein, dass vor allem hier noch härtere körperliche Arbeit vorzufinden
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und - im Gegensatz zum Handwerk - auch eine ausreichende Unternehmensgröße
und damit Finanzierbarkeit von BGM-Aktivitäten gegeben ist (Hypothese: größere
Unternehmen stehen dem Thema BGM aufgeschlossener gegenüber als kleine Un-
ternehmen).
Weniger Beachtung wird dem BGM offensichtlich in den Branchen Forschung, Ver-
kehr und Transport, Öffentliche Verwaltung, Freie Berufe sowie im Handwerk ge-
schenkt.
3.1.6. Kooperieren Sie im BGM mit festen Partnern?
Zu dieser Frage konnten die Unternehmen aus folgenden Partnerkategorien auswäh-
len (Mehrfachantworten und eigene Ergänzungen[*] waren möglich), vgl. Abb. 9:
Hochschulen
Krankenkassen
Niedergelassene Ärzte
Beratungsunternehmen
Freie Mitarbeiter *
Berufsgenossenschaften*
3
7
2
7
21
3
5
23 3
2
6
12
4
10
5
3
0
2
4
6
8
10
12
Teilanbieter undSpezialisten
Komplettanbieter BGM-Anbieter Gesamt
Hochschulen
Krankenkassen
Niedergelassene Ärzte
Beratungsunternehmen
Freie Mitarbeiter
Berufsgenossenschaften
N-Gesamt = 16N-TA = 10N-KA = 6
Abbildung 9: BGM-Kooperationspartner
Professor Dr. Michael L. Bienert, Arbeitspapier 190 der Fakultät IV (BGM), 12 / 2007, S. 12
Die beliebtesten Kooperationspartner sind Krankenkassen (12 Nennungen) und Be-
ratungsunternehmen (10 Nennungen). Es folgen Hochschulen, freie Mitarbeiter, nie-
dergelassene Ärzte und Berufsgenossenschaften.
Gründe für die Dominanz der Krankenkassen als Kooperationspartner liegen vermut-
lich u.a. in deren großer Informations- und Datenverfügbarkeit im Arbeitsgebiet BGM.
So ist z.B. für eine erste BGM-Bestandsaufnahme häufig der Gesundheitsbericht ei-
ner Krankenkasse zentrale Ausgangs- und Analysebasis.
3.2. Fragenkomplex II: BGM-Angebote
Der Themenkomplex II widmet sich den fachlichen Hauptfragen der Untersuchung
und charakterisiert die von den befragten Unternehmen angebotenen Maßnahmen
der Betrieblichen Gesundheitsförderung.
3.2.1. Welche Analyseinstrumente bieten Sie an?
Hier sollten die Unternehmen angeben, welche der vorgegebenen Analyseinstrumen-
te für eigene Ist-Analysen genutzt werden (Mehrfachnennungen und die freie Ergän-
zung sonstiger Instrumente waren möglich). Die Ergebnisse zeigt Abb. 10.
Das nahezu durchgängig eingesetzte Analyseinstrument ist die Mitarbeiterbefragung
(Gesamt = 14, darunter alle diese Frage beantwortenden Komplettanbieter). Weitere
oft eingesetzte Instrumente sind (jeweils 11 von 16 Nennungen):
der Gesundheitszirkel
die Arbeitssituationsanalyse
die Analyse der psychischen Belastungen
Das Ergebnis zu den TOP-Instrumenten ist insgesamt wohl nicht überraschend. Be-
merkenswert ist am ehesten, dass der klassische Gesundheitsbericht von den Teil-
anbietern/Spezialisten recht selten eingesetzt wird (nur von jedem dritten Befragten),
obwohl er zum Standardinstrumentarium gezählt werden kann.
4 811119711
77 7
142
44
544 53 44
52
4 76
536433
9
0 2 4 6 8 10 12 14
BGM-Anbieter Gesamt
Komplettanbieter
Teilanbieter undSpezialisten
MitarbeiterbefragungGesundheitsberichtGesundheitsscreeningGefährdungsbeurteilungGesundheitszirkelFehlzeitenmanagement/-analyseArbeitsplatzbegehung/-analyseArbeitssituationsanalyseAnalyse d. psychischen BelastungErmittlung d. GesundheitspotenzialsSonstige
N-Gesamt = 16N-TA = 11N-KA = 5
Abbildung 10: Analyseinstrumente der Anbieter
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3.2.2. Welche Beratungsangebote und/oder BGM-Maßnahmen/Projekte bieten Sie an?
Diese in sich komplexe Frage wurde in vier Untergruppen geteilt:
a) Physische Gesundheit
b) Psychische Gesundheit
c) Vorsorgemaßnahmen
d) Strukturelle Optimierung
In jeder Gruppe wurden feste Antwortalternativen vorgegeben und es konnten
wiederum frei sonstige Angaben gemacht werden.
3.2.2.1. Physische Gesundheit
Folgende fünf Maßnahmen zur Verbesserung der physischen Gesundheit konn-
ten angekreuzt werden:
Betriebsgymnastik
Medizinische Checkups
Diverse Fitnessangebote
Arbeitsmedizin
Rückenschulen
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74
67
6
43333
31
34
3
0 1 2 3 4 5 6 7
BGM-AnbieterGesamt
Komplettanbieter
Teilanbieter
BetriebsgymnastikMedizinische Check-upsDiverse FitnessangeboteArbeitsmedizinRückenschulen
N-Gesamt = 16N-TA = 11N-KA = 5
Abbildung 11: Angebotsspektrum Physische Gesundheit
Die am häufigsten angebotenen Maßnahmen sind Rückenschulen und Medizi-
nische Check-ups, dicht gefolgt von Betriebsgymnastik- und Fitnessangeboten.
Arbeitsmedizinische Angebote finden sich insbesondere bei den Teilanbietern
nur sehr selten (1 von 11).
3.2.2.2. Psychische Gesundheit
Das Angebotsspektrum zur Psychischen Gesundheit umfasst sowohl verhal-
tensorientierte Maßnahmen (z.B. Stressbewältigung) wie auch verhältnisorien-
tierte Maßnahmen (z.B. Konflikt-/Krisenmanagement für Führungskräfte). Fest
zur Auswahl vorgegeben waren:
Mitarbeiterberatung
EAP (Employee Assistance Programm)
Entspannung
Stressbewältigung
Konfliktmanagement
Krisenmanagement
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Am häufigsten werden Maßnahmen zur Stressbewältigung angeboten, insbe-
sondere bei den Teilanbietern dominiert dieses Instrument. Employee Assistan-
ce Programme (EAP) werden am seltensten, von den Komplettanbietern gar
nicht genannt.
99
12929
344404
65
8525
0 2 4 6 8 10 12
BGM-Anbieter Gesamt
Komplettanbieter
Teilanbieter
MitarbeiterberatungEAPEntspannungStressbewältigungKonfliktmanagementKrisenmanagement
N-Gesamt = 16N-TA = 11N-KA = 5
Abbildung 12: Angebotsspektrum Psychische Gesundheit
3.2.2.3. Vorsorgemaßnahmen
In der Rubrik Vorsorgemaßnahmen wurden folgende fünf Einzelmaßnahmen
vorgegeben:
gesunde Ernährung
medizinische Check-ups
Raucherentwöhnung
Suchtprävention
Ergonomie
Angebote zur gesunden Ernährung werden von den meisten Unternehmen offe-
riert, darunter von allen Komplettanbietern, aber nur von jedem zweiten Teilan-
bieter. Angebote zur Suchtprävention sind am seltensten, nur ein Viertel der
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Befragten (4 von 16) hat das in ihre Dienstleistungspalette aufgenommen (vgl.
Abb. 13).
74
56
10
42
44
5
3212
5
0 2 4 6 8 10
BGM-AnbieterGesamt
Komplettanbieter
Teilanbieter
gesunde Ernährung
med. Check-ups (Vorsorge)
Raucherentwöhnung
Suchtprävention
Ergonomie
N-Gesamt = 16N-TA = 11N-KA = 5
Abbildung 13: Angebotsspektrum Vorsorgemaßnahmen
3.2.2.4. Strukturelle Optimierung
Im Rahmen dieses Angebotsfeldes werden Leistungen durchgeführt, die die
Veränderung bzw. Optimierung der Organisations-, Arbeits- und Führungsstruk-
tur zum Ziel haben. Die Unternehmen konnten hierbei aus sechs vorgegebenen
Maßnahmen wählen, „Eingliederungsmanagement“ wurde zusätzlich von einem
Anbieter ergänzend genannt (vgl. Abb. 14).
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1 51110 12
1410
044 5
555
11
75 79
5
0 2 4 6 8 10 12 14
BGM-AnbieterGesamt
Komplettanbieter
Teilanbieter
Maßnahmen z. Optimierung v. ArbeitsabläufenMaßnahmen z. TeamentwicklungOrganisationsentwicklungPersonalentwicklungFührungsfeedbackErgonomische VerbesserungenEingliederungsmanagement
N-Gesamt = 16N-TA = 11N-KA = 5
Abbildung 14: Angebotsspektrum Strukturelle Optimierung
Über alle BGM-Anbieter spielen Maßnahmen
zur Teamentwicklung (14 von 16),
zur Organisationsentwicklung (12 von 16),
zum Führungsfeedback (11 von 16) und
zur Personalentwicklung und Arbeitsablaufoptimierung (10 von 16)
jeweils die größte Rolle.
Etwas überraschend ist vielleicht, dass ergonomische Verbesserungen insbe-
sondere von den Teilanbietern nahezu gar nicht offeriert werden.
3.2.2.5. Zusammenfassende Beurteilung
Nach der separaten Darstellung der einzelnen Angebotsschwerpunkte soll ab-
schließend eine vergleichende Auswertung über alle in diesem Abschnitt be-
handelten Teilaspekte vorgenommen werden. Dazu wurden alle Merkmale nach
Häufigkeit der absoluten Nennungen in eine Rangfolge gebracht. Zur besseren
Professor Dr. Michael L. Bienert, Arbeitspapier 190 der Fakultät IV (BGM), 12 / 2007, S. 19
Übersichtlichkeit wird dieses Ranking in zwei Diagramme aufgeteilt, zunächst
die am häufigsten genannten und dann die seltener genannten Angebote (vgl.
Abb. 15 und Abb. 16).
14
12
12
11
10
10
10
9
9
9
9
0 2 4 6 8 10 12 14
Krisenmanagement (PsyG)Konfliktmanagement (PsyG)Entspannung (PsyG)Mitarbeiterberatung (PsyG)Personalentwicklung (SO)Optimierung v. Arbeitsabläufen (SO)Gesunde Ernährung (VM)Führungsfeedback (SO)Organisationsentwicklung (SO)Stressbewältigung (PsyG)Teamentwicklung (SO)
N-Gesamt = 16N-TA = 11N-KA = 5
Abbildung 15: Die am häufigsten genannten BGM-Angebote
Die am häufigsten genannten Angebote kommen, bis auf eine Ausnahme (Ge-
sunde Ernährung), alle aus den beiden Angebotsschwerpunkten Strukturelle
Optimierung (SO) und Psychische Gesundheit (PsyG).
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7
7
76
6
6
5
5
4
42
1
0 1 2 3 4 5 6 7
Eingliederungsmanagement (SO)EAP (PsyG)Suchtprävention (VM)Arbeitsmedizin (PhyG)Ergonomische Verbesserungen (SO)Raucherentwöhnung (VM)Medizinische Check-ups (VM)Diverse Fitnessangebote (PhyG)Betriebsgymnastik (PhyG)Ergonomie (VM)Medizinische Check-ups (PhyG)Rückenschulen (PhyG)
N-Gesamt = 16N-TA = 11N-KA = 5
Abbildung 16: Die am seltensten genannten BGM-Angebote
Bei den am seltensten genannten Leistungen finden sich insbesondere Ange-
bote aus dem Bereich der Physischen Gesundheit (PhyG) sowie aus dem Be-
reich der Vorsorgemaßnahmen (VM). Die Bekämpfung bedeutender Probleme
wie Alkoholsucht und Nikotinsucht werden demnach nur recht selten von den
befragten BGM-Anbietern unterstützt (4 von 16).
3.2.3. Welche Schulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen bieten Sie an?
Bei dieser Frage konnten die Unternehmen aus drei vorgegebenen Maßnah-
men wählen (und wiederum frei sonstige Maßnahmen zusätzlich nennen):
Einzelne Vorträge/Vortragsreihen
Seminare/Seminarreihen
Workshops/Kurse
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1011
10
3
6 6 6
2
1617
16
5
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
Teilanbieter undSpezialisten
Komplettanbieter BGM-Anbieter Gesamt
Vorträge/VortragsreihenSeminare/SeminarreihenWorkshop/KurseSonstige
N-Gesamt = 17N-TA = 11N-KA = 6
Abbildung 17: Angebotene Schulungsmaßnahmen
Die drei vorgegebenen Schulungs- bzw. Weiterbildungsmaßnahmen werden
von nahezu allen Unternehmen auch tatsächlich angeboten, die Unterschiede
zwischen den Gruppen sind hier nur marginal. Unter „Sonstiges“ wurden zu-
sätzlich insbesondere Coaching, Profilvergleich, Eingliederungsmanagement,
Moderation und Fokusgruppen genannt.
3.2.4. Welche sonstigen BGM-Angebote gibt es bei Ihnen?
Als sonstige Angebote werden insbesondere Informations- und Gesundheitsta-
ge sowie spezielle Events durchgeführt. Exkursionen und Benchmarking gehö-
ren nicht zum Basis-Repertoire (vgl. Abb. 18).
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3
0
4
1
5
1
2
1
8
1
6
2
0
1
2
3
4
5
6
7
8
Teilanbieter undSpezialisten
Komplettanbieter BGM-Anbieter Gesamt
Informations-/Gesundheitstage
Exkursionen
Events
Benchmarking
N-Gesamt = 11N-TA = 5N-KA = 6
Abbildung 18: Sonstige BGM-Angebote der Unternehmen
Diese Frage beantworteten insgesamt elf Unternehmen aktiv positiv, d.h. mit
„Ja“ (die Antwortoption „Nein“ wurde hier nicht angeboten).
3.2.5. Welche Instrumente zur Ergebnis- und Wirtschaftlichkeitsanalyse von BGM-Maßnahmen bieten Sie an?
Bei der Umsetzung von Maßnahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung
ist die Prüfung der Wirksamkeit bzw. deren Wirtschaftlichkeit ein potenziell
wichtiger Aspekt. Daher sollten die Unternehmen in der abschließenden Frage
angeben, welche Evaluationsinstrumente sie hier ggf. nutzen. Die Unternehmen
konnten dabei aus einer Reihe von vorgegebenen Instrumenten auswählen.
Mehrfachnennungen waren dabei möglich (vgl. Abb. 19).
Bei den Teilanbietern dominiert (erwartungsgemäß) eine qualitative Bewer-
tungsmethode: Coaching/Beratungsgespräche (7 von 8 Nennungen). An zwei-
ter Stelle folgt die einfache Kennzahlenanalyse mit fünf Nennungen. Verfahren
der quantitativen Wirtschaftlichkeitsanalyse werden überhaupt nicht angeboten.
Bei den Komplettanbietern ist das Bild ähnlich. Hier werden am häufigsten die
Instrumente
Professor Dr. Michael L. Bienert, Arbeitspapier 190 der Fakultät IV (BGM), 12 / 2007, S. 23
Coaching/Beratungsgespräche (5),
Fehlzeitenanalyse (5) und
Kosten-Nutzen- oder Nutzwert-Analyse (4)
genannt. Die quantitative Wirtschaftlichkeitsanalyse wird erneut nur selten ge-
nutzt, um BGM-Maßnahmen zu evaluieren (1 Nennung).
1244
87
417
53
25
421
2
712
33
205
0 2 4 6 8 10 12
BGM-AnbieterGesamt
Komplettanbieter
Teilanbieter undSpezialisten
einfache Kennzahlenanalyse
quantitative Wirtschaftlichkeits-A.
qualitative Wirtschaftlichkeits-A.
Kosten-Nutzen Analyse/Nutzwert-A.
Fehlzeitenanalyse
Audits
Zertifizierung/Zertifikate
Coaching/Beratungsgespräche
N-Gesamt = 14N-TA = 8N-KA = 6
Abbildung 19: Instrumente zur Evaluation
4. Summary
Physisch und psychisch gesunde, motivierte Mitarbeiter sind für alle Unterneh-
men die zentrale Basis für betriebswirtschaftlichen Erfolg. Viele Menschen sind
aber krank, ob persönlich oder beruflich bedingt. Sie verursachen den Unter-
nehmen hohe Kosten, u.a. durch Fehlzeiten, die in Deutschland bei mittlerweile
ca. 12 Tagen jährlich liegen und die die Unternehmen nach Angaben der Bun-
desvereinigung der Arbeitgeberverbände mit ca. 32 Mrd. € pro Jahr belasten.
Hinzu kommen viele nur schwer in Euro messbare negative Konsequenzen
(z.B. Unmotiviertheit, unkollegiales Verhalten, Dienst nach Vorschrift, Fluktuati-
onskosten, Einarbeitungsaufwendungen für neue Kollegen, verlorene oder ge-
störte persönliche Kundenbeziehungen etc.), die letztlich die Produktivität des
Unternehmens verringern und/oder zu Umsatz- oder Gewinneinbußen führen.
Zu diesen indirekten Kosten bzw. nicht realisierten Erfolgen gibt es keine ein-
deutigen Schätzungen, sie werden aber oft auf ein Vielfaches der direkten Kos-
ten taxiert.
Betriebliches Gesundheitsmanagement ist damit ein hoch bedeutendes und
lohnendes Betätigungsfeld, das nach einer branchenüblichen Faustregel jeden
eingesetzten Euro dreifach in die Unternehmenskassen zurückspült. Umso er-
staunlicher ist es, dass die klassische Betriebswirtschaftslehre dieses Thema
bislang weitgehend vernachlässigt hat. Der vorliegende Arbeitsbericht will mit
der Analyse der privaten BGM-Anbieter eine wichtige Facette dieses Marktes
herausgreifen und etwas näher beleuchten. Die empirische Untersuchung fand
im Frühjahr 2007 statt. Von 52 angeschriebenen privaten BGM-Anbietern ant-
worteten vollständig 17 (Rücklaufquote ca. 33%), davon wurden 11 in die Kate-
gorie Teil- oder Spezialanbieter und 6 in die Kategorie Komplettanbieter einge-
ordnet. Die zentrale Ergebnisse der schriftlichen Befragung werden nachfol-
gend stichwortartig zusammen gefasst.
Professor Dr. Michael L. Bienert, Arbeitspapier 190 der Fakultät IV (BGM), 12 / 2007, S. 24
Fragenkomplex I: Basisdaten der befragten Unternehmen
Die Mehrzahl der BGM-Anbieter ist noch relativ jung, d.h. erst seit dem
Jahr 2000 aktiv (9 Anbieter), 7 Unternehmen sind schon länger im Markt tä-
tig.
Die Mehrzahl der Unternehmen ist deutschlandweit aktiv (13), nur ein Un-
ternehmen konzentriert sich auf bestimmte Bundesländer, drei Unterneh-
men sind auch international tätig.
Sowohl in der Gruppe der Teilanbieter/Spezialisten wie auch bei den Kom-
plettanbietern beschäftigt lediglich ein Unternehmen ausschließlich fest an-
gestellte Mitarbeiter. Die Mehrzahl der Unternehmen setzt Festangestellte
und freie Mitarbeiter ein (9).
In der Gruppe der Teilanbieter/Spezialisten dominieren Unternehmen mit
weniger als zehn Mitarbeitern, lediglich ein Unternehmen beschäftigt hier
mehr als 20 Mitarbeiter. Bei den Komplettanbietern ist die Anzahl der Mit-
arbeiter absolut betrachtet höher und zwischen den Größenklassen auch
homogen verteilt.
Die meisten Unternehmen verbuchen jährliche Umsätze von weniger als 1
Mio. Euro (13), nur 2 Unternehmen erlösen mehr als 5 Mio. Euro Jahres-
umsatz.
Die meisten BGM-Kunden kommen aus den Branchen Industrie (15), Ban-
ken/Versicherungen (12), Gesundheitswesen (11) sowie Handel (10). Sie
belegen in beiden Anbietergruppen die vorderen vier Plätze.
Die beliebtesten Kooperationspartner sind Krankenkassen (12 Nennungen)
und Beratungsunternehmen (10 Nennungen). Es folgen Hochschulen (6),
freie Mitarbeiter (5), niedergelassene Ärzte (4) und Berufsgenossenschaf-
ten (3).
Professor Dr. Michael L. Bienert, Arbeitspapier 190 der Fakultät IV (BGM), 12 / 2007, S. 25
Fragenkomplex II: BGM-Angebote der befragten Unternehmen
Das nahezu durchgängig eingesetzte Analyseinstrument ist die Mitar-
beiterbefragung (14 Unternehmen, darunter alle diese Frage beantwor-
tenden Komplettanbieter). Weitere oft eingesetzte Instrumente sind (je-
weils 11 von 16 Nennungen): der Gesundheitszirkel, die Arbeitssituati-
onsanalyse sowie die Analyse der psychischen Belastungen.
Im Bereich „Physische Gesundheit“ werden am häufigsten angeboten
Rückenschulen und Medizinische Check-ups (je 7), dicht gefolgt von Be-
triebsgymnastik- und Fitnessangeboten (je 6). Arbeitsmedizinische An-
gebote finden sich dagegen insbesondere bei den Teilanbietern nur sehr
selten (1 von 11).
Im Bereich „Psychische Gesundheit“ werden am häufigsten Maßnahmen
zur Stressbewältigung angeboten (12), daneben mit jeweils 9 Nennun-
gen: Mitarbeiterberatung, Entspannungsangebote, Konfliktmanagement
und Krisenmanagement.
Im Bereich „Vorsorgemaßnahmen“ werden Angebote zur gesunden Er-
nährung am häufigsten offeriert (10), darunter von allen Komplettanbie-
tern, aber nur von jedem zweiten Teilanbieter. Angebote zur Suchtprä-
vention sind am seltensten, nur ein Viertel der Befragten (4 von 16) hat
das in seine Dienstleistungspalette mit aufgenommen.
Im Bereich „Strukturelle Optimierung“ spielen die größte Rolle Maßnah-
men zur Teamentwicklung (14 von 16), zur Organisationsentwicklung (12
von 16), zum Führungsfeedback (11 von 16) und zur Personalentwick-
lung bzw. Arbeitsablaufoptimierung (10 von 16).
Schulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen werden auf breiter Front
angeboten, Vorträge/Vortragsreihen, Seminare/Seminarreihen und
Workshops/Kurse haben nahezu alle Anbieter im Programm.
Als sonstige Angebote werden insbesondere Informations- und Gesund-
heitstage (9) sowie spezielle Events (6) durchgeführt. Exkursionen (1)
und Benchmarking (2) gehören nicht zum Basis-Repertoire.
Als Evaluationsinstrumente werden (erwartungsgemäß) insbesondere
qualitative Verfahren eingesetzt: Coaching/Beratungsgespräche (12 von
Professor Dr. Michael L. Bienert, Arbeitspapier 190 der Fakultät IV (BGM), 12 / 2007, S. 26
14 Nennungen). Es folgen Fehlzeitenanalysen (8), einfache Kennzah-
lenanalysen (7) und Kosten-Nutzen-/Nutzwertanalysen (7). Verfahren der
quantitativen Wirtschaftlichkeitsanalyse werden nur von einem einzigen
Komplettanbieter angeboten.
Professor Dr. Michael L. Bienert, Arbeitspapier 190 der Fakultät IV (BGM), 12 / 2007, S. 27
Literaturverzeichnis
Badura, Bernhard; Ritter, Wolfgang; Scherf, Michael (1999): Betriebliches Ge-
sundheitsmanagement – ein Leitfaden für die Praxis, Rainer Bohn Verlag, Ber-
lin
Bienert, Michael; Razavi, Bahareh (2007): Betriebliche Gesundheitsförderung,
Entwicklung, Vorgehensweise und Erfolgsfaktoren, in: Hellmann (Hrsg.): Ge-
sunde Mitarbeiter als Erfolgsfaktor, Ein neuer Weg zu mehr Qualität im Kran-
kenhaus, Economica Verlag, Heidelberg, S. 49-115
Brandenburg, U.; Marschall, B. (2000): Gesundheitsmanagement bei Volkswa-
gen, in: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (Hrsg.): Gesund-
heitsmanagement – ein integriertes Programm der betrieblichen Förderung von
Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz, Tagungsbericht 127, Wirtschafts-
verlag NW, Berlin
Drucker, Peter (1997): Wissen – die Trumpfkarte der entwickelten Länder, in:
Harvard Business Manager, Nr. 10/2004, S.39
Weinrich, Ingo; Weigl, Christian (2002): Gesundheitsmanagement erfolgreich
umsetzen – Ein Leitfaden für Unternehmen und Trainer, Luchterhand Verlag,
Neuwied
Professor Dr. Michael L. Bienert, Arbeitspapier 190 der Fakultät IV (BGM), 12 / 2007, S. 28
Anhang: Fragebogen
I. Zum Unternehmen
1. Name und Kontaktdaten des Unternehmens:
2. Seit wann ist Ihr Unternehmen mit BGM-Angeboten am Markt aktiv?
seit 19_ bzw. 200_
3. In welchen Zielregionen bieten Sie BGM-Dienstleistungen an? (bitte nur 1 Kreuz X machen!)
Ja
in bestimmten Bundesländern ( )
in ganz Deutschland ( )
International ( )
4. Mitarbeiter
Durchschnittliche Anzahl festangestellter Mitarbeiter im Bereich BGM: ______
Durchschnittliche Anzahl freier Mitarbeiter im Bereich BGM: ______
5. Unternehmensgröße (Jahresumsatz)
Ja
< 1 Mio. € ( )
1 bis 5 Mio. € ( )
> 5 Mio. € ( )
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6. Aus welchen Branchen kommen Ihre Kunden überwiegend? (Mehrfachantworten möglich; weitere Branchen bitte selbst ergänzen)
Ja
Industrie ( )
Handwerk ( )
Handel ( )
Banken & Versicherungen ( )
Gesundheitswesen ( )
IT & Telekommunikation ( )
Freie Berufe ( )
... ( )
... ( )
7. Als was für einen BGM-Anbieter-Typ würden Sie sich selbst charakterisieren? (bitte nur 1 Kreuz X machen!)
Ja
Komplett-Anbieter (sehr breite, vollständige BGM-Angebotspalette) ( )
Teil-Anbieter (ausgewählte BGM-Angebote) ( )
Spezial-Anbieter (Konzentration auf spezielle BGM-Angebote) ( ) 8. Kooperieren Sie im BGM mit festen Partnern? (Mehrfachantworten möglich; weitere Partner bitte selbst ergänzen)
Ja
Mit Hochschulen ( )
Mit Krankenkassen ( )
Mit niedergelassenen Ärzten ( )
Mit Beratungsunternehmen ( )
... ( )
... ( )
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II. BGM-Angebotspalette 1. Welche Analyseinstrumente bieten Sie an? (Mehrfachantworten möglich; weitere Instrumente bitte selbst ergänzen)
Ja
Mitarbeiterbefragung ( )
Gesundheitsbericht ( )
Gesundheitsscreening ( )
Gefährdungsbeurteilungen ( )
Gesundheitszirkel ( )
Fehlzeitenmanagement ( )
Arbeitsplatzbegehung und –analyse ( )
Arbeitssituationsanalyse ( )
Analyse der psychischen Belastungen am Arbeitsplatz ( )
Ermittlung des Gesundheitspotentials ( )
... ( )
... ( )
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2. Welche Beratungsangebote und/oder BGM-Maßnahmen / Projekte bieten Sie an? (Mehrfachantworten möglich; weitere Angebote bitte selbst ergänzen)
Ja
Physische Gesundheit
Betriebsgymnastik ( )
Medizinische Checkups ( )
Diverse Fitnessangebote ( )
Arbeitsmedizin ( )
Rückenschulen ( )
... ( )
Psychische Gesundheit
Mitarbeiterberatung ( )
EAP (Employee Assistance Programm - anonymisiertes Beratungs-
programm)
( )
Entspannung ( )
Stressbewältigung ( )
Konfliktmanagement ( )
Krisenmanagement ( )
... ( )
Vorsorgemaßnahmen
gesunde Ernährung ( )
medizinische Checkups ( )
Raucherentwöhnung ( )
Suchtprävention ( )
Ergonomie ( )
... ( )
Strukturelle Optimierung (Maßnahmen zur Verhältnisprävention)
Maßnahmen zur Optimierung von Arbeitsabläufen ( )
Maßnahmen zur Teamentwicklung ( )
Organisationsentwicklung ( )
Personalentwicklung ( )
Führungsfeedback ( )
Maßnahmen zu ergonomischen Verbesserungen ( )
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3. Welche Schulungs-/ und Weiterbildungsmaßnahmen bieten Sie an?
Ja
Einzelne Vorträge / Vortragsreihen ( )
Seminare / Seminarreihen ( )
Workshops / Kurse ( )
... ( )
... ( ) 4. Welche sonstigen BGM-Angebote gibt es bei Ihnen?
Ja
Informations-/ Gesundheitstage ( )
Exkursionen ( )
Events ( )
Benchmarking ( )
... ( )
5. Welche Instrumente zur Ergebnis- und Wirtschaftlichkeitsanalyse von BGM-Maßnahmen bieten Sie an?
Ja
einfache Kennzahlenanalyse ( )
quantitative Wirtschaftlichkeitsanalyse ( )
qualitative Wirtschaftlichkeitsanalyse ( )
Kosten-Nutzen-Analyse / Nutzwertanalyse ( )
Fehlzeitenanalyse ( )
Audits ( )
Zertifizierung / Zertifikate ( )
Coaching / Beratungsgespräche ( )
... ( )
... ( )