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Romantischer Fondueplausch nach Talfahrt mit Solarbob. Die Migros unterstützt Impfkampagnen in Afrika. SEITE 42 SCHWEIZERWOCHEN 56 KAMPF GEGEN TETANUS 47 Adressänderungen am Postschalter melden oder dem regionalen Mitgliederdienst: Tel. 058 565 84 01 E-Mail: [email protected] Nr. 43, 25. Oktober 2010 www.migrosmagazin.ch, vormals WIR BRÜCKENBAUER Ausgabe Aare, AZA 3321 Schönbühl-Shoppyland. Psdg DP AG Ent. bez. A 44631 Bilder Nik Hunger, Mara TruogTRANSCRIPT
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Kraftpaket
mit Herz
Die Migros ist die neue
Partnerin von Schwingerknig
Kilian Wenger.
SEITE 42
www.migrosmagazin.ch, vormals WIR BRCKENBAUER Nr. 43, 25. Oktober 2010
ASPERGER SYNDROM 104
Susan Conza: Autistin und
erfolgreiche Unternehmerin.
BilderNikHunger,MaraTruog
KAMPF GEGEN TETANUS 47
Die Migros untersttzt
Impfkampagnen in Afrika.
SCHWEIZERWOCHEN 56
Romantischer Fondueplausch
nach Talfahrt mit Solarbob.
Adressnderungen am Postschalter melden oder dem regionalen Mitgliederdienst: Tel. 058 565 84 01
E-Mail: [email protected]
AusgabeAare,AZA3321Schnbhl-Shoppyland.PsdgDPAG
Ent.bez.A44631
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Genossenschaft Migros Luzern
* Erhltlich in grsseren Migros-Filialen.
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Migros-Magazin 43, 25. Oktober 2010
M-Infoline:
Tel. 0848 84 0848* oder Fax
0041 44 277 20 09 (Ausland).
www.migros.ch
M-CUMULUS: Tel. 0848 85
0848* oder +41 44 444 88 44
(Ausland).
www.m-cumulus.ch
Redaktion Migros-Magazin:
Postfach 1751, 8031 Zrich,
Tel. 044 447 37 37,
Fax 044 447 36 01
www.migrosmagazin.ch;
*Normaltarif
BilderVeraMarkus,AndreasEggenberger,GerryNitsch
Was heisst schon normal?
Hans Schneeberger,
Chefredaktor
EDITORIAL
Er ist der vielleicht liebenswrdigste Fernsehkrimiheld, aber
seine Art treibt sein Umfeld zur Weissglut. Adrian Monk, der
neurotische Privatdetektiv, ist nicht zum Aushalten.
Seine Angst vor Viren und Bakterien ist ebenso gross wie
seine Furcht, auf der Strasse auf einen Strich zu treten.
Um eine Briefmarke aufzukleben, bentigt er die Hilfe seiner
Assistentin, und ein nicht perfekt gedeckter Tisch kann ihn
Stunden beschftigen. Mit seinem Charme und seiner un-
beholfenenMenschenliebe macht er aber alles wieder wett.
AdrianMonk,davon ist die Internet-Fangemeinde des kurligen
Kauzes berzeugt, zeigt klassische Zge des Asperger
Syndroms. Diese Spezialform des Autismus war bis vor einiger
Zeit unbekannt. Menschen, die davon betroffen sind, galten
als Spinner und wurden ins Abseits gestellt. Sie selber waren
ohne passende Diagnose und Benennung der Krankheit
verunsichert.
Susan Conzawar eine dieser Asperger-Syndrom-Patienten. In der Schule
gehnselt, hatte sie es trotz diverser Macken zur
Informatikerin und sogar zur Kadermitarbeiterin gebracht.
Aber erst als bei ihr vor vier Jahren das Asperger Syndrom
diagnostiziert wurde, konnte sie die Krankheit erkennen,
verstehen und schliesslich akzeptieren.
Heute fhrt sie eine eigene Firma, in der drei Asperger-Patienten
mit drei Normalen zusammenarbeiten. Aber was heisst
schon normal? Was man gemeinhin als normal bezeichnet,
ist fr Susan Conza hchstens neurotypisch, schliesslich
hat Normalitt viele Facetten
WieMenschenmit Asperger das Lebenmeisternund mit welchen
fr uns nicht nachvollziehbaren Schwierigkeiten sie
konfrontiert sind, beschreibt Andrea Schafroth im Artikel
auf Seite 104 auf einfhlsame Weise.
MENSCHEN
Ein Hoch auf den Marathon 10
Bunte Schlagerpartys 18
Seit Jahren organisiert Beat Schaub
die Lollipop-Partys. Am Anfang
war das Geschft mit dem Schlager
allerdings kein Schleck.
Augusto Gansser 26
INTERVIEW
Franz F. Immer 36
NEUES AUS DER MIGROS
Es leben die Knige 42
Der neue Schwingerknig Kilian
Wenger ist ein Fan des alten
Champions Jrg Abderhalden. Und
beide werden von der Migros
untersttzt.
Gegen den Wundstarrkrampf 47
Der Migros Baby Club kmpft
gemeinsam mit Unicef gegen Tetanus.
Elektrisierende Weltpremiere 49
M-way erffnet den ersten Laden
fr Elektromobilitt in Zrich.
Oceanmania 51
Der sterreichische Taucher
Werner Thiele schiesst faszinierende
Unterwasserfotos.
Perle aus dem Bildarchiv 53
DAS BESTE
Bobfahren im Baselbiet 56
Nur ein Fondue mit Weitblick kann eine
rasante Talfahrt noch bertreffen.
Mit Haut und Haaren 73
Ein Sofa sorgt fr Furore 74
Bio-Mehl fr Naturfans 77
Schnelle, gute Kche 79
Fisch fr bewusste Geniesser 80
Premium Fondue Chinoise 82
Das kommt mir italienisch vor 87
Mojo Genuss ohne Zucker 89
SAISONKCHE
Lehrlinge backen Kuchen 90
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Hier isst die ganze Schweiz
gern. Und gnstig.
DIESEWOCHE
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Auf ein Wort 17
Bild der Woche 25
Kolumne: Der Hausmann 34
Bitte melde dich 119
Leserangebot 123
Rtsel/Impressum 125
MEINE WELT
Daniel Bumann 126
Der Restauranttester des
TV-Senders 3+ spielt gerne Golf
und fhrt im Engadin mit
einer Walliser Autonummer herum.
Fnf Kochlernende zeigen einem
Marronikuchen den Meister.
Im Reich der Kastanien 94
Marroni bereichern die Kche, ob
zu Wild oder als Vermicelles.
IHRE REGION
Neues aus Ihrer Genossenschaft 97
Franz F. Immer 36
Der Direktor von Swiss-
transplant sucht Organspender
und er fordert dazu auf,
mehr ber dieses Thema zu
sprechen.
Ein Hoch auf den Marathon 10
Die Drillinge Chantal, Sandrine
und Laura freuen sich auf
ihren ersten Marathon. Andere
sind schon alte Lufer-Hasen.
BESSER LEBEN
TV, bis der Arzt kommt 103
Laut einer Studie aus den USA
erhhen Arztserien die Angst
vor Krankheiten.
In Form: Asperger Syndrom 104
Nach der Diagnose ist es einfacher, mit
dieser Form von Autismus zu leben.
Familie: Mit dem Handy lernen 110
Der Schulalltag wird immer virtueller.
Garten: Laub ist kein Abfall 115
Auto: Der neue Suzuki Swift 117
RUBRIKEN
Migros-Woche 6
Leserbriefe 9
Abenteurer Augusto Gansser 26
Der Schweizer Geologe hat fr den Schah von Persien l gesucht, einen
Berg nach seiner Frau benannt und bereits hundert Jahre gelebt.
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Migros-Magazin 43, 25. Oktober 2010
Auswhlen,
bestellen, abholen
Beim Migros-Partyservice knnen
kstliche, preiswerte Platten
bequem von zu Hause aus oder
direkt im Migros-Restaurant
bestellt werden. Angeboten
werden frische Fleisch-, Fisch-
und Kseplatten sowie Ssses
und verlockende Frchteplatten.
Wer ein ganzes Catering mit
warmen Speisen buchen mchte,
ist beim Migros-Partyservice ebenfalls richtig. Fr eine Beratung steht
das Partyservice-Team gerne zur Verfgung. Weitere Informationen
sind unter www.migrosluzern.ch/partyservice oder unter
Telefon 041 455 73 15 sowie in den Migros-Restaurants erhltlich.
Mehr zur Migros Luzern erfahren Sie ab Seite 97.
AUS DER REGION MIGROS LUZERN
Brot-an-
Brot-Rennen
Die sechskpfige Jury (siehe Foto) hatte alle Hnde voll zu
tun, um aus den knapp 600 Zusendungen die besten sechs
Rezepte auszuwhlen. Christoph Ledergerber (44), Brot-
Entwickler der Jowa AG: Beeindruckend, mit wie viel
Hingabe und Kreativitt die Migros-Magazin- und Saisonk-
che-Leser am grossen Brotback-Wettbewerb mitmachten.
Die Jury krte die Rezepte von Jrg Wenger aus Signau,
Louiselle Mller aus Yverdon-les-Bains, Regula Gomaa aus
Montagnola, Elisabeth Hni aus Aigle, Stefanie Studer aus
Neftenbach und Marlene Schwegler Crimmins aus Leuk.
Diese Rezepte wurden von der Jowa nachgebacken und von
derJury degustiert. Neugierig, wer gewonnen hat und
welches Brot ab Februar 2011 in den Migros-Filialen liegt?
NEWS
Strom sparen!
Am 30.Oktober ist wieder
Energyday. Der Anlass soll
Konsumenten dazu animieren,
mit Strom haushlterisch um-
zugehen. Umkologisches Ver-
halten auch dieses Jahr leichter
zumachen, gewhrt dieMigros
amEnergyday sowie an einigen
Tagen davor und danach spe-
zielle Rabatte auf ausgewhlte
energieeffizienteKaffeemaschi-
nen, aber auch auf Strom spa-
rende Khl- und Gefriergerte.
Zudem bietet sie auch die ener-
giesparenden Leuchtmittel Ha-
logen Eco, Energiesparlampen
und Leuchtdioden (LED) ver-
gnstigt an.
Comeback des
Schweizer Honigs
Ab sofort finden die Kunden in
der Migros wieder Schweizer
Honig. Whrend 2009 den
Imkern das Bienensterben zu
schaffen machte, war es in
diesem Frhling der viele Regen,
der in manchen Regionen
Ernteausfall verursachte. Dies
fhrte in den letzten Monaten
zu einem Lieferunterbruch, der
nun berwunden ist.
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Gnstig durch
den Winter
Die Migros-Aktionsbroschre fr
die Wintersaison 2010/11 ist da.
In der Broschre finden Migros-
Genossenschafter viele vergns-
tigte Angebote. Wintersportler
kommen bei preiswerten Billetten
fr Bergbahnen und Skilifte auf
ihre Kosten. Auch die Kultur
kommt nicht zu kurz, egal ob bei
einem Besuch im Kunsthaus Z-
rich oder im Museum der Kultu-
ren in Basel. Spass garantieren das
Alpamare in Pfffikon SZ oder die
Kartbahn in Rmlang ZH.
Die Broschre gibt es ab dem
1.November exklusiv fr alle Ge-
nossenschafter in den Filialen der
Genossenschaften Aare, Basel, Lu-
zern, Ostschweiz und Zrich.
Mehr dazu lesen Sie nchste Woche im Brot-Extra.
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MIGROSWOCHE
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Rschen
fr
Rschen
Im 18. Jahrhundert tauchte
der Rosenkohl als Kombina-
tionszchtung von nicht
mehr existierenden Kohl-
pflanzen in der Region Brs-
sel auf. An der Pflanze ent-
wickeln sich Achselknospen,
die sogenannten Rosen. Sie
bestehen aus einer Viel-
zahl von dicht bereinander-
liegenden Blttchen den
Minikohlkpfen. Das typi-
sche Wintergemse hat
einen hohen Vitamin- und Mi-
neralstoffgehalt. Der Frost
verbessert Geschmack und
Zuckergehalt, da die Strke
in Zucker umgewandelt
wird. Die Rschen sollten
rasch konsumiert werden.
FRISCH IN
DER MIGROS
BilderGettyimages,KeikoSaile,zvg
Wettkampf der
M-Budget-WGs
Die Migros sucht nach der originellsten Wohngemeinschaft der
Schweiz. Jetzt stehen die fnf Finalisten fest.
D
ie M-Budget-Fans haben
gewhlt: Unter 25 Wohn-
gemeinschaften galt es,
fnf auszusuchen, die sich auf
die kreativste Weise in Szene
gesetzt haben. Die Abstimmung
fand auf der Internetplattform
Facebook statt. Fr die fnf
Finalisten gibt es keine Atem-
pause: Nur eine WG kann ge-
winnen. Jetzt sind sie aufgefor-
dert, mit M-Budget-Produkten
einen Rekord aufzustellen. In
welche Richtung dieser gehen
soll, steht jeder WG frei.
Die Fans knnen vom
27.Oktober bis zum 4.Novem-
ber wiederum auf Facebook
ihren Favoriten whlen. Unter
den Mitgliedern, die abstim-
men, werden M-Budget-Pro-
dukte im Wert von 7000 Fran-
ken verlost. Der Sieger-WG
spendiert die Migros eine rau-
schende Party, zudem kann die
Gruppe ein Jahr lang gratis woh-
nen und einkaufen. Der Wert
diesesHauptpreises betrgt stol-
ze 45000 Franken. cp
www.facebook.com/mbudget
In der Finalrunde:
Runaway 08
die Energy-WG.
Die Jury prft 600 Brotrezepte
(v.l.): Christoph Ledergerber Jowa-
Brot-Entwickler, Hans Schneeberger,
Chefredaktor Migros-Magazin, Nicole
Huwyler, Saisonkche-Redaktorin,
Oliver Zwahlen, MGB-Category-
Field-Manager, Hans Schnenberger,
Jowa, und Steve Gaspoz,
Chefredaktor Migros-Magazine.
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LESERBRIEFE
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Migros-Magazin 43, 25. Oktober 2010
KlausWellershoffs Aussagenheben
sichwohltuendvomGeschwafel
einiger vermeintlicher Gurus ab.
Heino Petersen, 3084Wabern
MM 42: Die Schweiz war
in der Krise zu anstndig,
Interview mit
Konjunkturexperte Klaus
W. Wellershoff.
Haben die Herren der
UBS nicht zugehrt?
Klaus Wellershoff Aussagen
heben sich wohltuend von dem
Geschwafel einiger
vermeintlicher Gurus ab, denen
in Print- und elektronischen
Medien eine Plattform geboten
wird und die im Nachhinein
alles gewusst haben wollen.
Wellershoffs Prognosen werden
in meine Anlageentscheidungen
mit einfliessen. Heino Petersen
3084 Wabern
Hab ich das richtig verstanden?
Die UBS beauftragte bereits 2003
Herrn Wellershoff als
Unternehmensberater? Und als
tchtiger und gescheiter
Fachmann und Experte warnte er
Schreiben Sie uns: Wir freuen uns ber Briefe und Mails zu Artikeln im Migros-Magazin. Je krzer Ihr Brief, desto grsser die Chance, dass er verffentlicht wird. Zuschriften
knnen durch die Redaktion gekrzt werden. Per Post an Redaktion Migros-Magazin, Leserbriefe, Postfach 1751, 8031 Zrich, oder per Mail an [email protected]. Und
vergessen Sie bitte nicht, Ihre Adresse und Ihre Telefonnummer anzugeben.
schon damals vor einer
drohenden Welt-Finanzkrise, die
von den USA ausgehend nach
Europa hinberschwappen
knnte. Dann frag ich mich nur,
wo die Herren der UBS zum
Zeitpunkt des Vortrags gewesen
sind! Vielleicht schon beim
Apero? Thomas Stirnimann
5612 Villmergen
MM 42: Schwule Liebe
im Tierreich, Artikel ber
homosexuelle Tiere.
Ganz fehl
am Platz
Vor ein paar Tagen spazierte ich
mit meinemMann abends durch
ein Bergdorf. Das Trottoir war
dunkel, die Nacht schon
hereingebrochen, wir genossen
die frische Luft. Pltzlich sprte
ich etwas unter meinem Fuss,
unangenehm, glitschig, eklig,
igitt ein Kuhfladen! Es war
ganz unerwartet. Was hat schon
eine Alpenpizza auf dem
Asphalttrottior verloren? Fr
mich war sie ganz fehl am Platz.
Genauso erging es mir, als ich
das Migros-Magazin durchst-
berte und ganz unvorbereitet auf
den Artikel ber Homosexualitt
im Tierreich stiess. Wrde mich
wundern, was wohl Dutti zu
diesem Beitrag gesagt htte.
Maja Voser, per Mail
MM 41: Im Funkloch daheim,
das Dorf Hfelfingen, wo kein
Handy funktioniert.
Es ist toll ohne
Handyempfang
Hut ab vor Ihrem Bericht ber
das Funkloch im Dorf
Hfelfingen. Ich selber habe
auch ein Handy, telefoniere aber
bewusst mglichst wenig damit.
Ich bin auch der Ansicht, dass
die Empfangsstrahlung fr das
Handynetz viel geringer sein
knnte und nicht bis in die
Huser reichen sollte. Rene Kopp
4566 Kriegstetten
Hfelfingen ist nicht das einzige
Dorf ohne Funkempfang. Wir
wohnen im malerischen
Unteroppikon im Thurgau. Das
Dorf ist noch kleiner als Hfel-
BildJormaMller
fingen, hat zwar einen Bahnhof
und ein gutes Speiserestaurant,
das Handy bleibt jedoch stumm.
Ich finde es toll ohne Handy-
empfang. Nur so kann man vom
Job abschalten. Kein Chef, kein
Mitarbeiter, der dringend noch
eine Info braucht. Didier Jud
9565 Oppikon,
MM 41: Die Angst des
Knstlers vor dem Lampen-
fieber, Artikel ber die
Nervsitt vor dem Auftritt.
Oft bereits eine lange
Leidensphase
Der Artikel trifft den Nagel auf
den Kopf. Lampenfieber ist fr
viele ein Tabuthema. Sehr viele
Mitarbeiter im beruflichen Kon-
text leiden darunter, wenn sie
eine Prsentation oder einen
Vortrag halten mssen. Oftmals
dauert die Leidensphase schon
Jahrzehnte, und man konnte sich
jahrelang so durchmogeln. Mit
einem beruflichen Wechsel oder
mehr Verantwortung ist man
pltzlich gezwungen, auf der
Bhne zu stehen. Trotz jahrzehnte-
langer Angst kann Lampenfieber
in wenigen Coachingsitzungen
reduziert werden.
Michael Harth, per Mail
MM 42: Zwei Herzen, eine Seele, Artikel ber
elf Zwillingspaare.
Erzieherisch sind
Zwillinge ein Balanceakt
Der Artikel ber Zwillinge hat mich sehr gefreut! Dass
Zwillinge, insbesondere eineiige, etwas ganz Besonderes
sind, sprt man als Eltern mehrerer Kinder immer wieder.
Man kann es leider nur sehr schlecht beschreiben. Viele
Eltern von Geschwistern mit geringem Abstand glauben, es
wre dasselbe. Erzieherisch ist es mit Zwillingen immer
wieder ein besonderer Balanceakt, bei normalen Geschwis-
tern ergibt sich da vieles von alleine. Was hilft, ist der Kontakt
zu anderen Zwillingseltern. Manuela Bregenzer,
8640 Rapperswil
Die Zwillin-
ge Peter
und Heinz
Gierer
knnen
nicht weit
ausein-
ander
wohnen.
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10
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Migros-Magazin 43, 25. Oktober 2010
Laufen, bis
die Socken
qualmen
Die Schweiz ist ein Marathonland. Immer
mehr Menschen laufen mit und verlangen
ihrem Krper alles ab. Aber warum tut man
sich das an? Das Migros-Magazin wollte es
genau wissen und hat seinen besten Lufer
ins Rennen geschickt.
B
ei Marathon-Volkslufen
kommen Jung und Alt, Frau
und Mann, Ausgleichssport-
ler und Profis zusammen. Sie las-
sen Dampf ab und loten krper-
liche Grenzen aus, sie schwitzen
gern und lieben es, sich zu ver-
ausgaben. Vor allem aber zhlt das
Mitmachen, das Massengefhl.
Am Rand der Marathonlaufstre-
cken herrscht vielerorts eine Stim-
mungwie bei der Strassenfasnacht.
Das Gemeinschaftsgefhl,
die Atmosphre bei einem Mara-
thon sind fantastisch, sagt Mar-
kus Ryffel, Berner Laufprofi, der
68 Marathons hinter
sich hat (Tipps Seite
14). Marathon ist
Leistung, kombiniert
mit Erlebnis. Sport
als Event. Diemeisten
Marathonlufer tre-
ten diesen harten
Kampf gegen sich
selbst an, um ihren
inneren Schweine-
hund zu berwin-
den. Viele sind schon
glcklich, wenn sie
berhaupt ins Ziel
kommen. Mit einem
Lcheln,ohneKrampf,
von der Masse ange-
feuert.
Der Start kostet
um die 100 Franken,
es gilt, sich whrend eines knap-
pen halben Jahres darauf vorzube-
reiten, damit der Laufrausch nicht
vomGelenkschmerz danach abge-
lst wird. Denn Marathon ohne
serise Vorbereitung kann krper-
lich schaden, es drohenGelenkver-
schleiss und Entzndungen. Die
Anstrengung, ja
Selbstkasteiung
ist gross.
Marathonlu-
fer haben Blei in
den Beinen und
Sonne im Her-
zen. Denn wer
das Ziel nach be-
schwerlichen
42,195 Kilome-
tern erreicht und
sich somit Fini-
sher nennen darf,
erhlt Bewunde-
rung. Und eine
Medaille sowie
ein Brevet, je
nach Sponsor
gratis Isostar
oder Bier, ein
Handtuch oder eine Plastikjacke.
Marathon ist auch einRennen,
bei dem einem Flgel wachsen.
Bei dem die Lufer mit leuchten-
den Augen ins Ziel fliegen, von
krpereigenen Endorphinen und
Adrenalin gedopt. Deshalbwerden
die Marathonanlsse immer zahl-
reicher und grsser. Die Luferan-
zahl an den grossen Anlssen der
Schweiz stieg gegenber dem Vor-
jahr um fnf Prozent.Hinter Japan
ist die Schweiz die zweitfanatischs-
te Marathon-Nation.
Kommenden Sonntag steigen
die beiden grsstenMarathonlufe
der Schweiz, der Lausanner mit
rund 10000 Teilnehmern sowie
der Luzerner mit mehr als 8500.
Und einWochenende spter treten
bei der Krnung aller Laufevents,
dem New York Marathon, rund
500 Schweizer im 40000er-Feld
an. Das fasziniert und zieht
Zehntausende vonZuschauern an.
Ryffel sagt: Marathonlufer ge-
niessen das Bad in der Menschen-
menge, alle laufen mit- und nicht
gegeneinander.
Texte Mathias Haehl
Bilder Andreas Eggenberger
Infos: www.lucernemarathon.ch
www.lausanne-marathon.com
www.nycmarathon.org
MM-Redaktor Mathias
Haehl (48) luft am
Sonntag seinen vierten
Marathon in Luzern. Sein
Ziel: Wieder eine Zeit
unter vier Stunden.
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MENSCHENMARATHONLUFER
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11
Der Krper ist
mein Kapital
Peter Brlin (53), Projektleiter
aus Zrich, ledig.
Seit 1992 bin ich mehr als
20 Marathons in acht Lndern
gelaufen, 1997 in Wien mit
meiner Bestzeit unter drei
Stunden. Jetzt steht zum dritten
Mal der New-York-City-Marathon
an, den ich mit meinen Lauf-
kollegen bestreite. Wir trainieren
als Vorbereitung individuell oder
gemeinsam rund 50 Kilometer
pro Woche, schtzen dabei das
Zusammensein und den Aus-
gleich zum Brojob. In New York
faszinieren uns das ausser-
gewhnliche Erlebnis vor den
grossen Zuschauerkulissen und
die aufgekratzte Stimmung
dank der vielen Musikbands am
Streckenrand. Ich geniesse
den langen Lauf und weiss: Der
Krper ist mein Kapital. In
welchem Zustand wir ins Ziel
kommen, dafr sind Erfahrung
und Durchhaltevermgen
entscheidend.
Peter Brlin lief mehr
als 20 Marathons in
acht Lndern.
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Migros-Magazin 43, 25. Oktober 201012
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MENSCHENMARATHONLUFER
Zum Training gehrt
die Erholung
Der Berner Markus Ryffel (55)
gewann bei der Olympiade 1984 in
Los Angeles die Silbermedaille
ber 5000 Meter. Ryffel beendete
bisher 68 Marathons, als 22-Jhriger
lief er 2:19:14 in New York.
Heute fhrt er mit seinem Bruder
ein Lauf- und Sportartikelunternehmen
mit Lden in Bern und Uster. Der
Organisator von Running Events gibt Tipps fr besseres Laufen.
PLANUNG
Planen Sie wchentlich, wann,
wo, mit wem und was Sie
trainieren wollen. Denn nur eine
gute Planung lsst Sie als Lufer
langfristig erfolgreich sein.
GESAMTPAKET
Ihr Motor (Herz und Lunge) ist nur
so gut wie Ihr Chassis (Muskeln,
Bnder und Sehnen). Trainieren
Sie also neben der Ausdauer
auch die Kraft, insbesondere die
Rumpfstabilitt.
VIELSEITIGKEIT
berlasten Sie sich nicht durch
einseitiges Training. Machen Sie
Nordic Walking, gehen Sie ins
Yoga oder tanzen Sie! Kopf und
Krper haben so weniger
Beschwerden.
LAUFTRAINING
Laufen Sie auf verschiedenen
Bden und Gelndeprofilen. Mal
auf Waldboden, mal auf Feld-
wegen und auch mal auf Asphalt.
Laufen Sie nicht immer die gleiche
Trainingsrunde.
STEIGERUNG
Steigern Sie das Training
vorsichtig, zuerst mit der
Hufigkeit. Danach kommt die
Dauer. Fr ein Marathontraining
sollten 40 Kilometer pro Woche
drinliegen allerdings in Etappen.
KRPERSIGNALE
Achten Sie auf Signale Ihres
Krpers. Schmerzen oder
anhaltende Mdigkeit sind
Zeichen fr beranstrengung.
Nach dem Training sollten Sie sich
besser fhlen als zuvor.
TECHNIK
Trotz der Einfachheit der
Bewegung braucht es eine
richtige Technik. Wenden Sie sich
an einen Verein oder besuchen
Sie einen Kurs mit den sogenann-
ten Lauf-ABC-bungen.
AUSRSTUNG
Wettkmpfe bestreiten Sie in
eingelaufenen Schuhen und
Socken. Fachgeschfte haben
funktionelle Laufschuhe und
Kleidung im Programm.
VERPFLEGUNG
Testen Sie die beim Wettkampf
offerierten Getrnke (Isostar) und
Ernhrung (Gel, Kraftriegel,
Bananen) im Training aus, bevor
Sie an die Startlinie stehen. Nicht
jeder Magen vertrgt beim
stundenlangen Laufen das
Gleiche.
ERHOLUNG
Zum Training gehrt die Erholung.
Gnnen Sie sich nach dem
Training ab und zu ein Bad, eine
Massage oder einen Sauna-
besuch. Zwei Wochen vor dem
Marathon das Training redu-
zieren.
Weitere Informationen finden Sie im
Buch Marathon leicht gemacht von
Dr. Thomas Wessinghage, Markus
Ryffel und Valentin Belz oder unter
www.ryffel.ch.
Letztlich zhlt der Durchhaltewille.
Den habe ich, darauf bin ich stolz!
Vinzenz Fischer (76) aus Goldau SZ, verheiratet, vier Kinder,
Ex-Bankbeamter.
Ohne Laufen wrde ich verkmmern, sagt Vinzenz Fischer (76).
Dieses Jahr habe ich schon am
Zrich Marathon und an einem
zweitgigen Doppel-Bergmara-
thon, dem Gondo-Event,
mitgemacht, und ich mchte
noch zwei weitere laufen. Sie
finden, ich sei ein Spinner? Da
sind Sie nicht allein! Wegen
meines Alters und meiner
gesundheitlichen Probleme ich
bin gehrlos macht sich
auch meine Familie oft Sorgen.
Dank meines Lauftrainings
gelingt es mir, weiterhin gesund
und fit zu bleiben, frische Luft zu
geniessen und viel Spass zu
haben. Ich gehe immer wieder
auf die Rigi zum Trainieren. Wie
viele Marathons ich schon
gelaufen bin, weiss ich nicht.
Auch die Laufzeiten interessie-
ren mich nicht mehr. Ich will
einfach ans Ziel kommen.
Muskeln und Training sind
wichtig, letztlich zhlt aber der
Durchhaltewille. Den habe ich,
darauf bin ich stolz. Ohne Laufen
wrde ich wohl verkmmern.
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Migros-Magazin 43, 25. Oktober 2010
Matthias Ackeret, was ist der
Hammermann?
Der Hammermann meldet sich,
wenn sich der Kohlenhydrat-
speicher leert, und fhrt meist
bei Kilometer 30 zu einer kurz-
fristigen Schwchephase. Das
Trstliche dabei: Die meisten
Lufer erleben diesen Hammer-
mann. Die Vorstellung, wonach
ein Mann mit Hammer die Lu-
fer traktiert, fand ich immer sehr
amsant.
Amsant ist auch Ihr Roman
Hammermann. Darin lsst
ein Marathonlufer seine
gescheiterte Beziehung Revue
passieren. Laufen ltere
Mnner an Marathons ihren
Problemen davon?
Mglicherweise. Wer deswegen
einenMarathon absolviert, muss
aber schon enorme Probleme ha-
ben. Denn der Trainingsaufwand
fr die 42,195 Kilometer ist doch
beachtlich. Mein Buch beruht
auf einer wahren Begebenheit.
Einer persnlichen?
Ja. Beimeinem erstenMarathon
in Zrich hatte ich eine Krisemit
meiner damaligen Freundin. Ich
sagtemir:Wenn sie am Strassen-
rand steht und mich anfeuert,
hat unsere Beziehung noch eine
Chance. Sie standnicht amStras-
senrand, die Beziehung war
kaputt. Dafr hatte ich die Idee
fr einen Roman. Fr dessen Re-
cherche absolvierte ich ein hal-
bes Jahr spter noch den New-
York-Marathon.
Was ging Ihnen bei Ihren
bisher vier Marathons durch
den Kopf?
Immer das Gleiche: Warum tue
ich mir einen Marathon nur
an? Es war jedes Mal eine Tor-
tur, die viereinviertel Stunden
dauerte. Trotzdem habe ich je-
den Lauf mit Anstand been-
det. Ursprnglich war es mein
Lebensziel, zehn Marathons
zu laufen.
Also macht es Ihnen Spass?
Nicht wirklich.Man kann es dre-
hen, wie man will: 42,195 Kilo-
meter sind eine sehr lange Stre-
cke und eigentlich fr unseren
Krper nicht gut. Damgen, wie
inNewYork, noch so viele Leute
am Strassenrand stehen, um
einen anzufeuern. Der schnste
Moment ist immer nach dem
Marathon das Bad in derWanne.
Interview Mathias Haehl
Der Roman Hammermann kostet
16.80 Franken und kann bei
www.unterwegs.de bestellt werden.
Wir wollen unter vier Stunden laufen
Sandrine, Chantal und Laura Abgottspon (alle 20), Bankfach-
frau, Sportgymnasiastin und Studentin aus Bren SO.
Wir laufen am Sonntag in
Luzern unseren ersten Mara-
thon. Wir sind sportlich, spielen
Volleyball (Sandrine), fahren
Kajak (Chantal), klettern
(Laura). Und wir haben auch
schon Halbmarathons absolviert.
Jetzt wollen wir uns an die grosse
Sache wagen. Als Trainingsvor-
bereitung sind wir etwa
400 Kilometer gelaufen. Wir
wissen, dass es bei einer solchen
krperlichen Anstrengung frs
Durchhalten enorm wichtig ist,
viel zu trinken. Wir wollen
aber nicht nur ans Ziel kommen,
sondern unter vier Stunden
laufen. Worauf wir uns freuen:
Litt heftig an seinen bisher vier
Marathons: Matthias Ackeret,
Publizist und Buchautor.
Laufen ihren
ersten Marathon:
Die Drillinge
Chantal,
Sandrine und
Laura
Abgottspon
(von links).
Der schnste Moment
ist das Bad danach
Publizist Matthias Ackeret (47) ist Chefredaktor der Kommuni-
kationszeitschrift Persnlich und Moderator von
Teleblocher. Neben dem Sachbuch-Bestseller Das Blocher-
Prinzip schrieb er 2005 den Roman Hammermann ber
einen Marathonlufer.
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MENSCHENMARATHONLUFER
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Ich liebe das
Runners High
Dominik Allemann (37),
verheiratet, zwei Tchter,
PR-Berater aus Zrich.
Mit 30 stellte ich fest, dass ein
geniesserischer Lebenswandel
auch Spuren hinterlsst. Im
Ausdauersport fand ich den
Ausgleich dazu und war schnell
angesteckt. Heute liebe ich das
Runners High, dieses Hochge-
fhl aufgrund der ausgeschtte-
ten krpereigenen Hormone. Ich
trainiere mindestens viermal
wchentlich in der freien Natur,
vor einemWettkampf auch mehr.
Heute knnte ich ohne Laufen
gar nicht mehr sein. Ich habe
schon neun Marathons hinter
mir, meine Bestzeit lief ich
diesen September in Berlin mit
3:35:45. Mein Ziel ist es, einmal
unter 3,30 Stunden zu laufen
und einmal einen Ironman
(Marathon, 180 Kilometer
Radfahren und 3,8 Kilometer
Schwimmen) durchzustehen
ich habe mich fr 2011 angemel-
det. Worauf ich immer Wert lege:
jeden Lauf in Wrde und
erhobenen Hauptes zu beenden.
Das Highlight nach einem langen
Lauf ist ein heisses Bad,
eine Massage und ein khles
Getrnk.
Viel Pasta fr die
lange Belastung
Aline und Raphael (16), Yvonne
(46), Lehrerin, und Daniel
Sigrist (45), Radio- und TV-
Elektriker aus Reussbhl LU.
Wir fhlen uns beim Laufen
sehr gut, weil wir dabei einen
Ausgleich finden. Das Joggen
ist euphorisierend. Darauf, dass
wir uns am Luzerner Marathon
schinden werden, reagiert unser
Umfeld mit Kopfschtteln oder
Bewunderung. Uns macht Spass,
dass dabei der Wille stark
herausgefordert wird. Und zur
optimalen Vorbereitung essen
wir in der Woche vor dem Lauf
Unmengen an Pasta, um einen
Kohlenhydratspeicher fr die
lange Belastung anzulegen.
Dass wir auf der Strecke von
den vielen Zuschauern
angefeuert werden, die
Stimmung ist ja sehr ausgelas-
sen. Der Handklatsch beim
Luzerner KKL mit dem
europabesten Marathonlufer
Viktor Rthlin ist fr uns die
beste Motivationsspritze.
Nach neun Marathons lockt der Ironman: Dominik Allemann.
Familie Sigrist fllt vor dem Marathon den Kohlenhydratspeicher.
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Migros-Magazin 43, 25. Oktober 2010
DIE SCHWEIZ IM JAHR 2029
Die Alten bleiben
lnger jung und gesund
Georges T. Roos, Sie haben die
Zukunftsstudie 2029
des Unfallversicherers Suva
geleitet. Welches ist das
erstaunlichste Resultat?
Intelligente Maschinen werden
fr ein sichereres Leben sorgen
und helfen, Berufsunflle zu ver-
hindern. Es gibt schon jetzt eine
Kreissge, die merkt, wenn ein
Finger dem Sgeblatt zu nahe
kommt. Hochsensible Sensoren
lassen die Sge in den Kasten
absinken. Unfallverhtend sind
auch Volvos, die der Fahrer nur
starten kann, wenn er einen Al-
koholtest bestanden hat. Das
Blasrhrchen ist eingebaut.
Wie sieht es mit dem Stress
in der Arbeitswelt aus?
In der Schweiz gaben 17 Prozent
der Erwerbsttigen an, dass sie
unter Stress leiden. Eine Unter-
suchung aus Deutschland bei
IT-Spezialisten hat sogar erge-
ben, dass nur gerade jeder Dritte
sich dem Druck am Arbeitsplatz
gewachsen fhlt. Es ist zu be-
frchten, dass die Belastung am
Arbeitsplatz weiter zunimmt.
Das ist schdlich fr Gesundheit
und Wirtschaft.
Mssen wir Angst haben?
Nein. Stress, Beschleunigungen
und Informationsberflutung
nehmen zwarweiter zu. Dagegen
nutzen Arbeitgeber aber in Zu-
kunft zwei Hebel: Erstens bent-
zerfreundliche Technologien, die
dasWichtige herausfiltern. Zwei-
tens muss sich das Verhalten der
Arbeitenden ndern. Ein grosser
Schweizer Industriekonzern hat
beispielsweise eine Regelung
eingefhrt, dass man Mails, die
man nur cc als Kopie bekommt,
nicht mehr beachten soll.
Kann diese
berbeanspruchung auch in
einer Medikamentensucht
enden?
Leider, ja. Hirndoping mit Rita-
lin wird in der Erwachsenenwelt
immer salonfhiger, weil diese
Modepille der Leistungsgesell-
schaft Konzentration und Leis-
tungsfhigkeit erhht. Es ist zu
befrchten, dass solche Mittel,
die wie Amphetamine wirken,
schtig machen. Eine Langzeit-
forschung fehlt allerdings.
Werden wir
Hochleistungsmenschen?
Tendenziell ja. Hirnleistungen
werden etwamitMikrochips auf-
gewertet. Kevin Warwick, ein
englischer Wissenschafter, liess
sich einen Chip in den Arm im-
plantieren. So konnte er mit Ge-
danken Lichtschalter oder einen
Rollstuhl bedienen. DasWunder-
mittel fr Querschnittgelhmte
rckt also nher.
Welche Schattenseiten hat
die Technologisierung?
Wir beobachten, wie junge
Menschen, die mit den digitalen
Techniken aufwachsen, Nieder-
lagen schnell wegstecken. Diese
Netzgeneration geht lockerermit
Risiken um,weil sie eine Spieler-
mentalitt besitzt. Spiel vorbei
nchsterVersuch.DieseRisiko-
bereitschaft knnte zu mehr
Unfllen fhren.
Das Gesundheitssystem
krankt, die Bevlkerung wird
lter. Wird sie auch krnker?
Nein. Unsere Gesellschaft wird
zwar lter, aber die Alten bleiben
lnger jung und gesund. Diese
Entwicklung birgt sowohl Chan-
cen als auch Risiken. Die altern-
de Erwerbsbevlkerung hat we-
niger Berufsunflle. Aber ltere
Menschen betreiben in ihrer
Freizeit hufiger Sportarten, die
unfalltrchtig sind.
Wie wird sich die Rolle der
Frau im Arbeitsprozess im Jahr
2029 entwickelt haben?
Der vielbeschworene Trend Zu-
rck an den Herd ist kein Sze-
nario. Vielmehr verschwenden
wir Ressourcen, weil wir nicht
nutzen, dass Frauen besser
ausgebildet sind als Mnner. Sie
stellen mehr Abgngerinnen an
Gymnasien und Hochschulen.
konomisch gesehen mssen
wir Wege finden, dass Frauen
hufiger Karriere machen.
Interview Mathias Haehl
Infos: www.suva.ch/zukunftsstudie
Whrend ltere Menschen in der
Freizeit den Kick suchen, wird
die Jugend im Jahr 2029
zunehmend im Stress sein.
Das ergab die Zukunftsstudie der
Suva. Georges T. Roos (47),
Zukunftsforscher und Leiter der
Studie, ber unsere Gesellschaft
in zwanzig Jahren.
Die Risiko-
bereitschaft der
Jungen knnte
zumehr Unfllen
fhren.
Durchgestartet
Das Sennentuntschi schlgt
alle Rekorde. ber 26000
Deutschschweizer Kinognger
haben die bluttriefende Alpen-
saga am Startwochenende
gesehen. Einen besseren
Filmstart haben bisher nur zwei
Schweizer Produk-
tionen hingelegt.
Und auch diese
gehen auf das
Konto von
RegisseurMichael
Steiner: Denn
sowohl der
Kinderfilm Mein
Name ist
Eugen (2005)
als auch das
Swissair-
Drama
Grounding
(2006)
kommen
aus dessen
Kche.
MANN DERWOCHE
Herz fr Senioren
Vor drei Jahren grndete
Mirjam Sawires (43) mit ihrem
Mann in Henggart ZH einen
Senioren-Notruf. Der Service
betreut und versorgt rund um
die Uhr bedrftige ltere
Menschen. In der Region Meilen
ZH spannt Sawires nun mit der
rtlichen
Feuerwehr
zusammen.
Die Partner
teilen sich
den 24-Stun-
den-Notruf.
Eine Zusam-
menarbeit
frs
Allge-
mein-
wohl.
BilderGettyimages,GerryNitsch,zvg
FRAU DERWOCHE
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18
|
Migros-Magazin 43, 25. Oktober 2010
Der Zrcher
Schlagerknig
Beat Schaub hat den deutschen Schlager in
Schweizer Klubs salonfhig gemacht. Seine
Lollipop-Partys ziehen Jung und Alt in Scharen an.
Beat Schaub, der Hansdampf auf allen Dancefloors, organisiert neben Schlagerpartys Discofeten, Latinfeste und produziert CDs.
E
r hat ein knallrotes Gummiboot!
In diesem Gummiboot, fahrn
wir hinaus! Seit 40 Jahren ist
der Schlager von Wencke Myhre
Garant fr gute Stimmung. Und
seit 15 Jahren erklingt er
garantiert an der Lollipop-Party,
enthusiastisch mitgesungen von
1500 Schlagerfans. Die Stamm-
gste sind leicht ander geschmack-
lich fragwrdigen, aber in diesem
Rahmen korrekten Kleidung zu
erkennen: Minircke mit Blm-
chenmuster fr die Damen, schril-
le Hemden fr die Herren, gerne
mit Rschen, Matrosenkragen
oder Cowboyhut. AmEingang des
Zrcher X-tra Club gibts Hawaii-
Blumengirlanden, rosa Plastik-
brillen und arttypisches Schleck-
zeugwie Tiki oder Lollis umsonst.
Hossa! Hossa! Es ist ein grosser
Spielplatz, sagt Beat Schaub (51)
Organisator und Erfinder der Lol-
lipop-Partys, wir ermuntern un-
sere Gste, sich zu stylen. Resul-
tat: die zwanglosesten, frhlichs-
ten und unzrcherischsten Partys
der Stadt.Das Schnste im Leben ist
die Freiheit, hurra, hoch lebe Roy
Black selig! Mitte der Neunziger-
jahre, auf dem Hhepunkt der
Technowelle, organisierte Schaub
ausgerechnet im verruchten Club
Luv im Zrcher Seefeld die erste
Schlagerbar. Seinem Geschfts-
partner, einem Metal-Bassisten,
stand das gelockte Haar zu Berge.
Gut 150 Leute feierten frh-
lich Fiesta Mexicana, der
-
MENSCHENPARTY-PIONIER
|
19
Sandra (47) und Marcel (42) hren
sonst eher harte Gitarrenmusik.
Ohne die drei vom harten Lollipop-Kern geht gar nichts. Von links:
Regina (43), Katja (38) und George (38).
Er schmeisst den Laden,
sie legt im Latin-Dancefloor
auf: Beat Schaub (51) und Ehefrau
Lisandra (24).
Feiern frhlich Geburtstag: Die Mittzwanziger Yvette, Danijela, Andrea,
Cline und Kathrin (von links).
Philipp (27) und Toby (24)
lieben die schrille farbige
Schlagerwelt.
Lustige Zrcher: Bankangestellte
Corinne (32) und Stefan (30).
-
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Migros-Magazin 43, 25. Oktober 2010
MENSCHENPARTY-PIONIER
|
21
haarige Metal-Bassist sang
am lautesten beim Karaoke
mit, und alle wollten mehr. Zehn
Jahre und mehrere Lokalwechsel
spter feierte Lollipop 2005 in
der neuen Heimsttte, dem X-tra,
grosses Jubilum. Mit 2000 Be-
suchern und weiteren 1500, die
unbedingt auch rein wollten,
sagt Schaub. Im Gegensatz zu
anderen Partyveranstaltern finde
ich lange Warteschlangen aber
berhaupt nicht cool. Statt den
Lollipop-Status knstlich hip zu
halten, erhhte er die Kadenz von
monatlich auf zweiwchentlich.
Dafr reist der harte Schlagerkern
regelmssig anGastspiele in ande-
ren Schweizer Stdten, nimmt an
der Schlagerparade in Chur teil
und betreibt eine Dependance im
Bolero Club Winterthur.
Schne Maid, hast du heut fr
mich Zeit? Und das Volk hat
Zeit. Es strmt in Scharen an die
Partys, und zwar quer durch alle
Alters- und Gesellschaftsschich-
ten. Stammgast Toby (24) aus dem
Zrcher Unterland zum
Beispiel ist nicht begeistert,
Beat Schaub und Schlagerstar
Olaf Henning.
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ermuntern
unsere Gste,
sich zu
stylen.
Beat Schaub, Lollipop-Erfinder
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Migros-Magazin 43, 25. Oktober 2010
MENSCHENPARTY-PIONIER
|
23
Mister Lollipop
Beat Schaub
mit seinen zwei
Stamm-DJs
Wollana
(links) und Rolly
(rechts).
dass ihm gelegentlich seine
Eltern ber den Weg tan-
zen: Man nimmt sich dann etwas
zusammen und singt nicht ganz so
laut.Marcel (42) aus Zrich See-
bach wiederum ist Gitarrist bei
einerMetal-Band und findet trotz-
dem nichts dabei, seine schlager-
verrckte Gattin Sandra (47) an
eine Lollipop-Party zu begleiten.
Sonst steht sie auf Punk, und ken-
nengelernt habenwir uns an einer
80er-Jahre-Party. Wir sind also
musikalisch flexibel, sagt er. Ein
bisschen Spass muss sein, dann ist
die Welt voll Sonnenschein.
Nur einer feiert nicht: Mister
Lollipop Beat Schaub. Er dreht
endlose Runden durchs X-tra. Be-
spricht sich kurz mit der Security,
plaudertmit denDJs, schaut back-
stage zumRechten, kmmert sich
um die Gste. Dabei tanzt er
durchaus gerne, am liebsten gleich
auf verschiedenen Hochzeiten.
Seine Firma Tendance Event be-
treibt fnf Partyreihen im Disco-
bereich, drei im Sektor Latin so-
wie zwei CD-Compilation-Serien.
Ausserdem steht Schaub als DJ
Vitamin S. oder Papi Electric oft
persnlich an den Plattenreglern.
Beat Schaub ist im Zrcher
Partyleben seit Jahrzehnten eine
feste Grsse. An Clubnamen wie
Highlife, Big Apple, Pasadena oder
Luv erinnern sich Ausgehvetera-
nen bestens. Er organisiert rund
180 Anlsse im Jahr und hat bis
heute einen guten Riecher dafr,
was das Partyvolk auch imWinter
hinter dem Ofen hervorlockt.
Eine goldene Nase verdiente er
sich aber nicht. Dafr ist der Auf-
wand zu gross. OhneHerzblut und
Untersttzung des hartenKerns ist
die Lollipop nicht machbar.
Auch die nicht ganz soHartge-
sottenen kommen locker auf ihre
Rechnung. Im X-tra ertnt nicht
nur Schlager. Auf den verschiede-
nen Dancefloors tanzt man zu
franzsischer, italienischer und
Latin-Musik und denHitparaden-
strmern der letzten 20 Jahre. Zu
vorgerckter Stunde besingen
selbst die Mitgeschleppten im
Karaoke-Raumden blauen Enzian,
bis es heisst: Arrivederci, Hans, das
war der letzte Tanz. Aber solange
das Bett im Kornfeld steht, ist fr
Schlagerfans jeden zweiten Frei-
tag immer wieder Sonntag.
Text Ruth Brderlin
Bilder Basil Stcheli
www.lollipopparty.ch
Wenn die
Eltern auch
da sind,
nimmtman
sich etwas
zusammen
und singt
nicht ganz
so laut.
Toby (24), Partygnger
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BILD DERWOCHE
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25
Migros-Magazin 43, 25. Oktober 2010
VTERCHEN FROST
FRAGE DERWOCHE
Warum klappern unsere
Zhne, wenn wir frieren?
Manchmal ist es uns nicht nur anzusehen,
dass es uns friert, man kann es sogar
hren. Das Phnomen ist ganz einfach zu
erklren: Bewegung erzeugt Wrme. Der
Krper versucht bei grosser Klte, selbst
Wrme zu produzieren. Die Kaumuskulatur
zieht sich immer wieder zusammen, die
Zhne klappern. Auch wenn in diesem Fall
nur ganz kleine Muskelpartien beteiligt sind,
helfen sie, die Betriebstemperatur des
Krpers zu halten. Je strker wir frieren,
desto mehr Krperpartien werden
miteinbezogen. Kein Wunder also, wenn
pltzlich auch noch die Hnde anfangen zu
zittern. Da hilft nur: sich warm anziehen und
ganz viel bewegen.
ZUCKERSPITZEN:Der offizielle kalendarische Winterbeginn ist dieses Jahr zwar erst am 22.Dezember. Doch schon letzte Woche schneite es bis auf
700 Meter hinab. Bei der rasch einsetzenden Klte setzte ein Gipfelkreuz am Piz Alun (1478 Meter ber Meer) einen zerzausten Eisbart an. Im
Hintergrund lassen die verschneiten Hnge des Pizols bei Pffers im St.Galler Oberland erahnen, wie prchtig der Winter noch werden kann.
Heute schimpft man
nichtmehr ber das
Gehalt der Chefrzte,
sondern ber die Boni
der Banker.
Am 1.November geht der medizinische
Direktor des Zrcher Triemlispitals Urs
Metzger (65) nach 20 Jahren in Pension.
Im Tages-Anzeiger erklrt der renom-
mierte Chirurg, was sich neben der
Tatsache, dass es heute viel mehr rztin-
nen gibt, sonst noch im Lauf seiner
Karriere verndert hat.
ZITAT DERWOCHE
BilderArnoBalzarini/Keystone,Tom
Kawara
-
26
|
Migros-Magazin 43, 25. Oktober 2010
Freunde geworden
im Amazonasgebiet:
Augusto Gansser
mit dem grossen
Huptling der
Putumayo-Indianer.
Dessen imposanter
Halsschmuck besteht
aus Kaimanzhnen.
Ein Bild aus dem Fotoalbum zeigt Augusto Gansser mit 26 Jahren, als er von einer Himalaja-Expedition zurckkehrte. Heute lebt der 100-Jhrige im Tessin und kann auf ein abenteuerliches Forscherleben zurckblicken.
100 Jahre
Abenteuer
-
MENSCHENAUGUSTOGANSSER
|
27
Er ist der vollendete Abenteurer und Forscher:
Augusto Gansser erkundete den Himalaja, entdeckte
die Plattengrenze zwischen Indien und Asien, liess
lquellen sprudeln und benannte einen
Fnftausender nach seiner Frau.
Hommage an einen grossen Schweizer Geologen.
er 100-Jhrige im Tessin und kann auf ein abenteuerliches Forscherleben zurckblicken.
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DIESE
ZWIEBELN
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AUS.AUS.
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die Onion Rings von Zweifel zurck.
Jetzt sind sie endlich wieder zu haben.
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Zweifel gibts in Ihrer Migros
-
Migros-Magazin 43, 25. Oktober 2010
MENSCHENAUGUSTOGANSSER
|
29
G
ebannt hat Augusto Gansser
in seinem Haus in Lugano
die Nachrichten aus dem
Golf von Mexiko verfolgt, wo bis
im Sommer nach der Explosion
der Bohrinsel DeepwaterHorizon
jeden Tag Zehntausende von Fass
l unkontrolliert ausstrmten.
Blow-out nennen die Experten ein
solches Ereignis. Sohn Luca, eines
seiner sechs Kinder, hielt ihn auf
dem Laufenden ber die fieber-
haften Versuche, die Havarie zu
beheben. Der 65-Jhrige betreibt
im Inselstaat Osttimor eine Kunst-
akademie, ist aber vor einigenMo-
naten ins Tessin zurckgekehrt,
um fr den Vater zu sorgen.
Wie bermchtig ein Blow-out
ist, hat Augusto Gansser hautnah
erlebt. Beim Mittagessen auf der
Terrasse seines 250-jhrigen Hau-
ses erzhlt er von damals. Als Chef-
geologe des Schahs von Persien
suchte er whrend sieben Jahren
nach l. Als der Bohrkopf am
26.August 1956 eine harte Schicht
aus Salz undGips durchstsst, gibt
es einen Knall und eine riesige
lfontne schiesst in die Luft. Sie
habe eine Hhe von 52Metern er-
reicht, tglich seien bis zu 120000
Fass l ausgeflossen, hlt spter
das Guinessbuch der Rekorde fest
und stuft das Ereignis als grssten
Blow-out aller Zeiten ein.
ImTal entstand ein See aus pu-
rem l. Eine Linie der staatlichen
Eisenbahn fhrte in knapp fnf
Kilometer Entfernung vorbei, sie
musste den Betrieb einstellen.
Funken der kohlebefeuerten
Dampflokomotiven htten jeder-
zeit eine riesige Explosion ausl-
sen knnen, sagt Gansser. Nach
drei Monaten war die Quelle end-
lich unter Kontrolle, der gewaltige
Fund beflgelte die aufstrebende
lindustrie des Landes.
Erdlindustriewarwichtiger
Arbeitgeber fr Geologen
Nur wenige Wochen zuvor,
scherzt Gansser, hatten wir den
Blow-out von Francesca.Die drit-
te Tochter des Erdkundlers und
seiner Tessiner Frau war als einzi-
ges Babymit westlicher Stupsnase
sofort zum Star des Spitals in Te-
heran avanciert.
Doch hat nun Deepwater
Horizon den Rekord gebrochen?
Augusto Gansser schiebt sich eine
Gabel des sommerlich-leichten
BrotsalatsPanzanella indenMund,
den Luca zubereitet hat: Das ist
schwer zu sagen. Ein Vergleich
mit der Tiefseebohrung sei proble-
matisch, weil sich die Experten
ber dieMenge des ausgeflossenen
ls bei Deepwater Horizon
noch immer streiten.
Wie fr viele Geologen war
die Erdlindustrie auch fr den in
Mailand geborenen Sohn einer
Auslandschweizerfamilie einwich-
tiger Arbeitgeber. An der Terras-
senwand hngen Pfeile mit tcki-
schen Widerhaken, berwuchert
von Efeu. Sie zeugen von der Zeit,
als Gansser fr Shell ttig war,
zuerst von 1938 bis 1946 in
Kolumbien und anschliessend drei
Jahre auf der Insel Trinidad.
Angesprochen auf die hlzerne
Goldwaschpfanne, die neben
den Waffen hngt, lacht
der renommierte Forscher:
Augusto Gansser reiste als buddhistischer Pilger verklei-
det nach Tibet. In der Hand hlt er seinen Geologenham-
mer, mit dem er einmal beerdigt werden mchte.
Ferien im Dschungel:
Ganssers Ehefrau Toti mit
Tochter Ursula im Kanu.
Die durchtrainierte Toti
Gansser war einmal
Schweizer Meisterin im
Rckenschwimmen.
BilderVeraMarkus(2),ArnoldHeim
(2),ASVerlag,AugustoGansser(3),UrsulaMarkus
-
WIE IN EINER PIZZERIA.
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31
Berichte, Zeichnungen, Fotografien
Einen ausge-
zeichneten
Einblick in das
Leben des
Geologen und
Abenteurers
bietet das Buch
Augusto
Gansser Aus
dem Leben eines
Welt-Erkunders.
Es spannt den
Bogen von der
ersten grossen
Reise anno 1934
nach Ostgrnland, wo das Geologenteam wochenlang auf einem Dreimas-
ter im Packeis stecken blieb, bis hin zu den zahlreichen Expeditionen in den
Himalaja und der Freundschaft mit der bhutanischen Knigsfamilie. Und es
erzhlt die Geschichte jener grossen Liebe, die Augusto Gansser mit seiner
Frau Toti verband. Das Buch zeigt eine eindrckliche Auswahl aus seinem
immensen Fundus an Fotografien, Skizzen und Feldbchern.
AS Verlag, Zrich 2008, 160 Seiten, ca. Fr.80. (www.as-verlag.ch)
Toti, meine Frau, war ge-
schicktbeimGoldwaschen.
Er selbst habe nie etwas gefunden,
bloss Wasser verspritzt, ich bin
viel zu ungeduldig.
Mit 48 Jahren wurde Gansser
zumProfessor fr Geologie an der
Eidgenssischen Technischen
Hochschule (ETH) Zrich und
der Universitt Zrich berufen.
Zum Stubenhocker mutierte der
passionierte Feldgeologe aber
nicht. Auf Exkursionen keuchten
die Studenten dem gebten
Bergsteiger oft weit hinterher, der
mhelos die steilsten Pfade hinan-
schritt. Mit der Rckkehr in die
Schweiz entstand auch die Mg-
lichkeit, eine der grossen Leiden-
schaften wieder zu pflegen: die
Erforschung des Himalajas.
Schon 1936 hatte er im Hima-
laja einen bahnbrechenden Erfolg
erzielt. Noch bevor seine Disser-
tation fertig war, schloss er sich
mit 26 Jahren einer Expedition
des berhmten Schweizer For-
schers ArnoldHeim an, die in den
zentralen Teil des ausgedehnten
Hochgebirgssystems fhrte. In
Indien angekommen, stach ihm
eine geologische Besonderheit ins
Auge, und so entschloss er sich zu
einem Abstecher auf eigene Faust
ins fr Auslnder verbotene Tibet.
Als buddhistischer Pilger verklei-
det umrundete er auf strapazisen
Fussmrschen Kailash, den heili-
gen Berg, und stiess dabei prompt
auf den Ursprung der exotischen
Steinblcke, die er in Indien ge-
sehen hatte. Damit war die geo-
logischeNahtstelle zwischen dem
indischen Subkontinent und
Eurasien entdeckt.
Er schrieb in Spiegelschrift
wie Leonardo da Vinci
Augusto Gansser hat eine beson-
dere Begabung fr die Beobach-
tung imGelnde, sagt der Geolo-
ge und emeritierte Basler Univer-
sittsdozent RudolfHnny, der bei
ihm studiert hat, er erfasst das
Wesentliche sofort, vergleicht es
mit der enormen Flle seinesWis-
sens und kann damit ein Phno-
men rasch in einen plausiblen Zu-
sammenhang stellen.
Reichhaltige Feldbcher mit
Aufzeichnungen ber Beobachte-
tes oft in Spiegelschrift verfasst,
damit sie nicht von Unbefugten
entschlsselt werden knnen
und detaillierte Zeichnungen sind
Trger des Gesehenen. Oft tippte
seine Frau Toti die Aufzeichnun-
gen ab. Ein Flair fr die schon von
Leonardo da Vinci bentzte ein-
fache Verschlsselung zieht sich
durch die Familie. In Spiegel-
schrift zu schreiben sei ihr ein
Leichtes, sagt Tochter
UrsulaMarkus-Gansser, als
-
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Wer nicht jeden
Tag etwas Zeit fr
seine Gesundheit
aufbringt, muss
eines Tages sehr
viel Zeit fr die
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Schneller, hher, weiter: Mit diesem
Lebenswandel hat sich auch unser
Essverhalten stark verndert. Diverse
Ernhrungsberichte erhrten,was
wir alle bereits wissen: Wir essen
zu viel und unausgewogen.
Der anerkannte Ernhrungsbe-
richt des Bundes (BAG) zeigt,
dass in der Schweiz zwar viele
wichtige Voraussetzungen gege-
ben sind, damit sich alle ge-
sund und ausgewogenen ernh-
ren knnen. Diese Mglichkei-
ten werden aber zu wenig ge-
nutzt, undwir versorgen uns nicht
oder nicht in allen Lebensphasen
ausreichend mit den lebenswichti-
gen Vitalstoffen.
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Nahrungsergnzungsmittel knnen
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sind aber kein Ersatz fr eine aus-
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