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Osteoporose Mit Osteoporose leben .... nach dem ersten Knochenbruch Information für Interessierte und Betroffene Herausgegeben vom Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.V. Dachverband der Osteoporose Selbsthilfegruppen m-e-d-i-a 142 / 10.2009

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Osteoporose ist eine behandelbare Erkrankung – auch nach einem Knochenbruch. Mit dieser Broschüre möchten wir Ihnen Basiswissen zum Thema Manifeste Osteoporose (Osteoporose nach dem ersten Knochenbruch ohne angemessenes Ereignis) vermitteln. Und wir möchten Sie motivieren und unterstützen in Ihren Bestrebungen, der Erkrankung entgegen zu wirken. Das Risiko für Folgebrüche kann reduziert werden. Aktiv - mit Lebensfreude älter werden - trotz Osteoporose !

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OsteoporoseMit Osteoporose leben ....

nach dem ersten Knochenbruch

Information für Interessierte und Betroffene

Herausgegeben vom Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.V. Dachverband der Osteoporose Selbsthilfegruppenm

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3 Vorwort

4 Erste Schritte nach der Diagnose

5 Manifeste Osteoporose

6 Tagebuch einer Betroffenen

7 - 8 Der erste Knochenbruch

9 Oberschenkelhalsbruch

10 - 11 Wirbelkörperbrüche

12 Stabilisierung der Wirbelsäule

13 Schmerzen

14 Körperliche Veränderungen

15 Aktiv im Umgang mit Osteoporose

16 Hilfe zur Selbsthilfe

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Herausgeber Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.V. (BfO)Kirchfeldstrasse 149 40215 DüsseldorfTelefon 0211 – 301314-0 Telefax 0211 – 301314-10www.osteoporose-deutschland.deinfo@osteoporose-deutschland.de

Wissenschaftliche Professor Dr. med. Reiner Bartl, MünchenBeratung Bayerisches Osteoporose Zentrum

Kaufingerstr. 15, 5.OG, 80331 MünchenTelefon 089 - 2000143-50, Telefax 089 - 2000143-55reiner.bartl@οsteologie-online.de [email protected]

Professor Dr. med. habil. Jürgen FrankeRehazentrum für OsteoporoseKurpromenade 6 - 8, 99947 Bad LangensalzaTelefon 03603 - 803512, Telefax 03603 - 803100jfranke@rehaklinik-badlangensalza.dewww.rehaklinik-badlangensalza.de

Redaktion Sabine HabichtPressereferentin BfOOberer Schrannenplatz 988131 LindauTelefon 08382 – 275056Telefax 08382 – [email protected]

Verlag Crossmed GmbHOberer Schrannenplatz 988131 LindauTelefon 08382 – 275056Telefon 08382 – 275057www.patienten-bibliothek.de

Fotos www.fotolia.de, Prof. Dr. Reiner Bartel, München

Auflage 1/2009

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Liebe Leserinnen, liebe Leser,

kontinuierliche Veröffentlichungen in den vergangenen zwei Jahrzehntenhaben dazu beigetragen, dass die Krankheit Osteoporose in der Öffent-lichkeit bekannt geworden ist. Viele Menschen wissen, dass vorbeugendeMaßnahmen insbesondere im Bereich der Bewegung und Ernährung dazubeitragen, das Risiko zu vermindern, an einer Osteoporose zu erkranken.

Großer Aufklärungsbedarf besteht jedoch nach wie vor darin, aufzuzeigen,dass auch nach einem Knochenbruch viele Maßnahmen erfolgreich seinkönnen, die Situation der Patienten stabilisieren und verbessern – und ins-besondere auch, Folgebrüche verhindern sollen.

Derzeit besteht leider die verbreitete Meinung, dass nach einem Kno-chenbruch „alles zu spät“ sei und man nun wohl „nichts mehr machenkönne“.

Eine fatale Einstellung für die Patienten. Neben den eigenen Ängsten undZweifeln finden sie oftmals keine Unterstützung im familiären Umfeld,denn „Osteoporose ist ja eine Alterserkrankung, die wie die Falten im Ge-sicht einfach zum Älterwerden dazugehört.“

Doch das ist falsch! Osteoporose ist eine behandelbare Erkrankung – auchnach einem Knochenbruch.

Mit dieser Broschüre möchten wir Ihnen Basiswissen zum Thema Mani-feste Osteoporose (Osteoporose nach dem ersten Knochenbruch ohne an-gemessenes Ereignis) vermitteln. Und wir möchten Sie motivieren undunterstützen in Ihren Bestrebungen, der Erkrankung entgegen zu wirken.

Das Risiko für Folgebrüche kann reduziert werden.

Aktiv - mit Lebensfreude älter werden - trotz Osteoporose !

Ihr

Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.V.

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Erste Schritte nach der Diagnose

Häufig wird eine Osteoporose erst nach einem Knochenbruch diagnosti-ziert. Bei einem Knochenbruch ohne ein angemessenes Ereignis (wie zumBeispiel ein heftiger Sturz oder ähnliches) besteht nämlich der Verdacht,dass eine Osteoporose vorliegt.

Osteoporose ist eine chronische Erkrankung.Erfährt man die Diagnose, ist man erst einmal geschockt – muss sich mitdieser Tatsache auseinandersetzen.

Viele Fragen stehen im Raum: Warum gerade ich ? Wie geht es nun wei-ter? Hat der Arzt mir auch alles gesagt? Was muss ich tun und was darfich nicht mehr tun?

Nutzen Sie die Chance, sich aktiv mit der Erkrankung Osteoporose aus-einander zu setzen. Fragen Sie Ihren Arzt oder eine Selbsthilfegruppe inIhrer Nähe.

Nur wer seine Krankheit kennt, weiß, wie er damit umgehen kann. Mit zu-nehmendem Wissen über das Krankheitsbild der Osteoporose werden IhrArzt, Ihr Apotheker, Ihre Familie und auch die Selbsthilfegruppe immermehr zu wichtigen Verbündeten.

Osteoporose ist kein unabwendbares Schicksal.Noch vor 20 Jahren galt Osteoporose als eine schicksalshafte Alterser-krankung. Heute ist sie als eine gut diagnostizierbare und gut behandel-bare Krankheit einzustufen.

Vorhandene Behandlungs-möglichkeiten sind nicht nurin frühen Stadien der Osteo-porose erfolgreich, sondernsenken auch bei der manife-sten Osteoporose das Risiko,erneut Knochenbrüche zu er-leiden.

Die Knochendichtemessung (DXA) als wichtiges Element der Diagnostik

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seManifeste Osteoporose

Der Begriff „manifest“ bedeutet im Medizinischen: deutlich sichtbar ge-worden.

Als manifeste Osteoporose bezeichnet man die Erkrankung, wenn alssichtbare Folge der Osteoporose mindest ein osteoporosebedingterKnochenbruch aufgetreten ist.

Osteoporose ist definiert als eine systemische Skeletterkrankung mit einererniedrigten Knochenmasse und einer Störung der Mikroarchitektur desKnochengewebes mit dadurch bedingter Erhöhung der Knochenbrüchig-keit und steigendem Bruchrisiko.

Die Stadieneinteilung der Osteoporose erfolgt laut Weltgesundheitsorga-nisation (WHO) anhand des Knochendichte-Messergebnisses oder derstattgefundenen Knochenbrüche.

➦ der „Normalwert“ entspricht dem Standardwert von 30-jährigen± 1 Standardabweichung = höchster Knochendichtewert (peak bone mass)

➦ als Osteopenie bezeichnet werden - 1 bis - 2,5 Standardabweichungen➦ als manifeste Osteoporose gelten Patienten mit -2,5 Standardab-

weichungen und mit Knochenbruch

Hinweis: Die Messwerte werden bei der Knochendichtemessung mittels standardisiertemDXA-Gerät als T-Score bzw. T-Wert im Messprotokoll angegeben. Der früher verwandteZ-Wert stellte den Vergleich der gemessenen Knochendichte mit dem jeweiligen Alters-kollektiv dar.

Bereits bei Abnahme der Knochendichte um eineStandardabweichung steigt das relative Bruchrisiko. Osteoporose ist eine chronische Krankheit. DasAuftreten eines Bruches weist auf ein bereits fort-geschrittenes Stadium der Erkrankung hin. Wieauch bei anderen chronischen Erkrankungen fin-det sich bei osteoporosebedingten Knochenbrü-chen eine deutliche Zunahme im höherenLebensalter. Knochenbrüche treten insbesondeream Oberschenkelhals, Handgelenk, Oberarm undWirbelkörpern auf. Typische Knochenbruchstellen bei Osteoporose

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uch “Tagebuch” einer Betroffenen

Ilona K. (58) aus Seddiner See in Brandenburg ist verunsichert.Osteoporose ist bereits vor 8 Jahren bei ihr diagnostiziert worden. Sie hatteunerträgliche Rückenschmerzen, trotzdem war es ein langer Weg, bis ihreWirbelkörperbrüche erkannt wurden. Eine Odyssee durch viele Facharztpra-xen liegt hinter ihr.

Dass sie durch die Einbrüche der Wirbelkörper um 8 cm kleiner geworden ist,hat sie erschreckt.

Die Erleichterung, dass nun eine eindeutige Diagnose gefunden ist, ist schnelleiner neuen Verunsicherung gewichen.

Bereits kurz nach der Diagnose wurden erneute Wirbelkörperbrüche festge-stellt. Angst, Hilflosigkeit und immer wieder der sorgenvolle Gedanke „Die-ser Prozess muss doch zu stoppen sein !“.

Der behandelnde Orthopäde verordnet ein Stützkorsett, das täglich getra-gen werden muss, um weitere Einbrüche zu vermeiden. An medikamentöser Therapie erhält Ilona K. Kalzium und Vitamin D.Ihre Frage, ob Osteoporose nicht aufzuhalten oder gar heilbar sei, wird ver-neint. Das Stützkorsett sei für sie die optimale Versorgung.

Ilona Klein schließt sich einer Selbsthilfegruppe an und wird kurze Zeit spä-ter sogar Gruppenleiterin. Ihr Wissensdurst, immer mehr über Osteoporose zuerfahren und sich mit anderen Betroffenen auszutauschen, ist groß. Sie willaktiv sein, Eigenverantwortung übernehmen, endlich aus der Unsicherheitüber die eigene Erkrankung heraustreten.

Heute kennt sie die unterschiedlichsten therapeutischen Möglichkeiten, weiß,dass es knochenaufbauende Medikamente gibt. Hat viel über knochen-freundliche Ernährung und den gezielten Einsatz von Bewegung erfahren. Das Gespräch mit dem behandelnden Arzt fällt ihr trotzdem schwer. Es isteine starke Überwindung erneut die eigenen Zweifel über die Ausschließ-lichkeit der verordneten Therapie zu äußern.

Doch Ilona K. hat beschlossen, nicht locker zu lassen. Sie will mit ihrer Er-krankung aktiv umgehen. Die bestmöglichen therapeutischen Maßnahmennutzen.Gespräche mit anderen Betroffenen sowie Informationsveranstaltungen ma-chen ihr Mut und stärken das Selbstbewusstsein.

Der Weg zu einer optimalen Therapie kann manchmal genauso lang und be-schwerlich sein, wie der Weg zu einer eindeutigen Diagnose.

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Der erste Knochenbruch – kein Grund zur Verzweiflung

Vorrangiges Ziel der Vorbeugung und Therapie der Osteoporose ist die Ver-meidung eines Bruches. Häufig wird die Diagnose Osteoporose aber erstnach Auftreten einer ersten Fraktur (Bruch) gestellt.

Ursache hierfür ist, dass Osteoporose in der Regel in der Frühphase der Er-krankung keine Beschwerden verursacht. Ein langer schleichender, anfangsunbemerkter Verlaufsprozess ist in Gang gekommen.

Doch auch nach einem Knochenbruch ist Osteoporose behandelbar und dasRisiko eines weiteren Knochenbruchs kann durch eine konsequente indivi-duelle Behandlung, Vermeidung von Osteoporose-Risiken und von Sturz-gefahren erheblich verringert werden.

Empfehlungen zur Behandlung der Osteoporose nach einem Knochenbruch:

Bei allen Patienten mit einem Bruch ohne angemessenes Ereignissollte möglichst noch während des stationären Aufenthaltes derVerdacht auf eine Osteoporose diagnostisch abgeklärt werden.Bei bruchbedingten Schmerzen sollte nach dem WHO-Stufen-schema ein Schmerztherapieplan zur wirksamen Behandlung auf-gestellt und vom Hausarzt weitergeführt werden. BeiWirbelkörpereinbrüchen sollte die Möglichkeit eines operativenEingriffs durch eine sogenannte Kypho- oder Vetebroplastie nurbei chronisch anhaltenden Schmerzen, nach Ausschöpfung allerkonservativer Therapiemöglichkeiten, diskutiert werden.Ein individuelles Gymnastikprogramm (Osteoporose Funktionstrai-ning) sollte aufgestellt und eingeleitet werden zur Stärkung derMuskulatur, Verbesserung der Koordination und Senkung desSturzrisikos.Basistherapie mit täglich 800 – 2000 IE (Internationale Einheiten)Vitamin D3 oral (Einnahme über den Mund) oder eine entspre-chende Dosis in anderen ZeitabständenBasistherapie mit einer täglichen Zufuhr von ca. 1.000 mg Kalziumüber die Ernährung (ggfs. ergänzende Einnahme von Medikamen-ten). Die Gesamtzufuhr Kalzium täglich nicht über 1.500 mg.Vor Entlassung des Patienten aus dem stationären Aufenthalt sollteder Basistherapie ein spezifisches Osteoporose-Medikament(Bisphosphonate, Raloxifen oder Strontiumranelat) hinzugefügt

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Literatur:Empfehlungen zur Behandlung der Osteoporose nach den „National Osteoporosis Founda-tion Guidelines“; Osteoporose: Prävention – Diagnostik – Therapie, Prof. Dr. Reiner Bartl,3. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, Thieme Verlag;DVO-Leitlinie 2009

Sprechen Sie ausführlich mit Ihren Arzt überdie Diagnose

Nutzen Sie die regionalen Angebote eines qua-lifizierten Osteoporosetrainings in einer BfO-Selbsthilfegruppe

und die Verträglichkeit getestet werden. Bei Magen-Darmbe-schwerden kann alternativ ein intravenöses Bisphosphonat (z.B.Ibandronat 3 mg in vierteljährlichen, Zoledronat 5 mg in jährlichenAbständen) gegeben werden.Alternativ zu obigen knochenabbauhemmenden Medikamentenkönnen die knochenaufbaufördernden Medikamente (Teriparatidoder Parathormon subkutan täglich mit einem Pen) verabreichtwerden. Die Zulassung für die Behandlung der manifesten Osteo-porose der postmenopausalen Frau und des Mannes liegt vor.Nach Entlassung des Patienten soll die eingeleitete Therapie vomHausarzt fortgeführt und überwacht werden. 2-jährliche DXA-Kon-trolle zur Beurteilung des aktuellen Knochenbruchrisikos, Messungmöglichst immer mit demselben Gerät. Liegt das Knochenbruchri-siko für einen 10-Jahreszeitraum über 30 % wird eine Fortführungder Therapie empfohlen.

Seien Sie konsequent bei Ihrer Osteoporose-Therapie

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chOberschenkelhalsbruch

Der Oberschenkelhalsbruch ist die mit Abstand schwerwiegendste Folge derOsteoporose und betrifft vor allem ältere Patientinnen und Patienten nachdem 70. Lebensjahr.

Oberschenkelhalsbrüche haben die schwerwiegendsten Konsequenzen, dasie in der Regel operativ versorgt werden müssen und oft mit einer Gehbe-hinderung verbunden sind. 20 % der Patienten sterben auch heute noch im ersten Jahr nach einemOberschenkelhalsbruch.

Die operative Versorgung richtet sich nach dem Frakturtyp.

Aus Gründen einer frühzeitigen Mobilisierung (Beweglichkeit) wird oft dieImplantation einer Total-Endoprothese bevorzugt.

Die Rehabilitation muss besonders auf Bewegungskoordination, Muskel-training und Vermeidung von Stolperfallen und Sturzrisiken achten. Vorallem bei ungebremstem Sturz auf die Seite, mit Aufprall des ungeschütztunter der Haut liegenden Oberschenkelhalsknochens auf hartem Unter-grund, steigt das Risiko eines Oberschenkelhalsbruches um ein Vielfaches.Einen wirksamen Schutz stellen handflächengroße Kunststoffschalen dar,die in die Unterwäsche eingearbeitet sind und beim Sturz auf die Seite dieAufprallenergie flächenhaft verteilen. (Hinweis: Kunststoffhartschalen sindüber den Sanitätsfachhandel als Hüftprotektoren erhältlich.)

Die Ausheilung einer Oberschenkelhalsfraktur dauert ungefähr 4 – 8 Monate.Bei einer Endoprothese ist das Bein nach 3 Monaten voll belastungsfähig.

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Zugschrauben dynamische

Hüftschraube

proximaler

Femurnagel (PFNa)Hemiallo-

Arthroplastik

Total-

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Wirbelkörperbrüche

Der Wirbeleinbruch ist quasi der osteoporotische Bruch schlechthin. Meisttritt er ohne erkennbare Ursache auf (z.B. beim Heben eines Gegenstandesoder beim Bücken). Auch Rippenbrüche können so erfolgen.

Jedem sonstigen Knochenbruch geht ein Sturz oder Unfall voraus. Daher istdie Abgrenzung zwischen einem typisch osteoporotischen und einem "nor-malen" Knochenbruch aufgrund eines angemessenen Unfallereignisses häu-fig nicht leicht und eindeutig zu treffen. Selbst der Wirbelbruch muss nicht immer Folge einer Osteoporose sein, son-dern kann natürlich ebenso durch einen Unfall oder heftigen Sturz oderauch andere Erkrankungen z.B. Wirbelkörpermetastasen bedingt sein.

Manchmal verursachen die ersten Wirbeleinbrüche keine starken Schmer-zen - also keine Warnsignale - und werden daher zunächst auch nicht alssolche erkannt! Das ist fatal, weil das Risiko für weitere Wirbeleinbrüche be-reits nach dem ersten Wirbeleinbruch um das 4-5-fache und mit jedemweiteren Bruch weiter sehr stark ansteigt

Meistens verursacht jedoch die Fraktur eines oder mehrer Wirbelkörper(Sinterungen) einen plötzlichen, stechenden und anhaltenden Schmerz,wird aber häufig mit einer Muskelzerrung, einem Bandscheibenvorfall odersogar Herzinfarkt verwechselt.

Je nach Form des jeweiligen Wirbeleinbruchs unterscheidet man "Keilwir-bel”, "Plattwirbel" und "Fischwirbel".

Die Abbildungen zeigen die verschiedenen osteoporotischen Formen derWirbelkörperbrüche.

Normaler Wirbelkörper Keilwirbel Fischwirbel Plattwirbel

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cheKeil-, Fisch- und Plattwirbel treten bevorzugt im Brustwirbelbereich (BWS),

Fisch-und Plattwirbel im Lendenwirbelsäulenbereich (LWS) auf.

Wirbelkörperbrüche bzw. –einbrüche (sogenannte Sinterungen) treten be-sonders häufig im oberen und mittleren Bereich der Wirbelsäule auf.

Neben der Höhenminderung der eingebrochenen Wirbelkörper kommt esmit zunehmender Anzahl von Wirbeleinbrüchen sowohl zu einer verstärk-ten Verkrümmung (Kyphosierung) der gesamten Wirbelsäule ("Witwen-buckel") als auch zu einer deutlichen Abnahme der Körpergröße, die imExtremfall bis zu 20cm und manchmal noch mehr betragen kann.

Veränderungen der Wirbelsäule

Eine operative Versorgung oder gar eine mehrwöchentliche Immobilisationim Gipsbett ist nicht nötig, da die Gefahr einer Querschnittlähmung nichtgegeben ist.

Nach einer akuten Phase (1 Woche) mit gelockerter Bettruhe und Schmerz-therapie beginnt die Phase mit leichter Bewegung (möglichst im Wasser)sowie physikalischer Therapie und Rehabilitation.

Die Ausheilung einer Wirbelkörperfraktur benötigt ungefähr 2 – 4 Monate.

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Stabilisierung der Wirbelsäule durch Orthesen

Die Orthesenversorgung (Stützmieder) gehört sowohl zu den orthopädi-schen Maßnahmen als auch zur Schmerzbekämpfung nach Wirbelbrüchen.

Dabei ist zu beachten, dass Wirbelsäulenbeschwerden bei Osteoporose erstakut nach Wirbelfrakturen und dann chronisch durch den dadurch hervor-gerufenen Gestaltwandel (verstärkte Brustkyphose (Krümmung der Brust-wirbelsäule), Steilstellung oder seltener Hyperlordose der LWS(Verkrümmung der Lendenwirbelsäule), Hyperlordose der HWS (Verkrüm-mung der Halswirbelsäule)) auftreten.

Eine Orthesenversorgung bei Osteoporosen ohne Wirbelfrakturen wird ein-deutig nicht empfohlen.

Welche Anforderungen sind an eine Osteoporoseorthese zu stellen ?1. Verbesserung der Statik2. Akzeptanz der Orthese durch den Patienten:

a. Wirksamkeit (Schmerzlinderung)b. Schnelle und einfache Anlegbarkeit c. Tragekomfort: keine Beeinträchtigung der Atmung, kein Druck

auf die schmerzempfindlichen Knochenvorsprünge3. keine negative Beeinflussung der Funktion der Rumpfmuskulatur

(Inaktivität).

Wie lange sollte eine elastische Osteoporosebandage getragen werden ?1. Nach frischer Wirbelfraktur mit starken Schmerzen anfangs ständig,2. dann stundenweise bei besonderen Belastungen wie Gartenarbeit,

Einkaufen, großem Hausputz, Reisen.Nach erfolgreicher umfassender Behandlung mit Verbesserung der Kno-chenstruktur und –stabilität, Ausbleiben neuer Frakturen und deutlicherSchmerzlinderung kann die Bandage nach zwei bis drei Jahren, eventuellauch etwas früher, ganz weggelassen werden.

Eine elastische Rumpforthese mit oder ohne Geradhalter stellt neben dermedikamentösen und Bewegungstherapie einen wichtigen Baustein in derKomplexbehandlung besonders der schmerzhaften Osteoporose dar. StarreKorsette führen zu weiterer Inaktivität der Rumpfmuskulatur, verstärkendamit die Osteoporose und werden außerdem von den meist älteren Pa-tienten nicht toleriert und damit nicht getragen.

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Schmerzen bei Osteoporose, besonders Rücken- und Kreuzschmerzen, tre-ten trotz häufig geäußerter anderer Meinung erst nach Wirbelkörperbrü-chen oder -einbrüchen auf. Dabei findet man aber auch immer wiederPatienten mit osteoporosebedingten Wirbelkompressionen (Einbrüchen),die keine Schmerzen haben und nie hatten.

Schmerzen bei Osteoporose und ihre Ursachen: 1. akute Schmerzen durch Brüche, 2. Form- und Gefügestörungen im Knochen (auch Nervenversorgung)

oder Knochenhaut (Wirbelsinterung und Mikrofrakturen), 3. Muskel- und Muskel-Sehnenansatz-Schmerzen und Fascettengelenk-

schmerzen durch die Fehlstellung der Wirbelsäule, 4. Rippenrand-Beckenkamm-Schmerz und Druck im Oberbauch durch

Rumpfverkürzung und Krümmung der Wirbelsäule.

Folgen der Osteoporoseschmerzen sind: Schonung des Bewegungsappara-tes und damit Schwächung der Muskulatur, durch diese Inaktivität weite-rer Abbau von Knochensubstanz und Verstärkung bzw. Chronifizierung derSchmerzen.

Wie bei jeder mit starken Schmerzen einhergehender Erkrankung kommt esauch bei der Osteoporose zu starker psychischer Beeinflussung der Patien-ten (Angst, depressive Reaktionen, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit). Diesepsychischen Abläufe beeinflussen über das vegetative Nervensystem wie-derum das Ausmaß der Schmerzen.

Eine komplexe Osteoporosetherapie beinhaltet neben der medikamentö-sen Therapie eine Schmerzbehandlung, die psychologische Betreuung, or-thopädisch-chirurgische Maßnahmen und Steigerung der körperlichenAktivität. Opiate sind nur in den ersten Wochen nach einem frischen starkschmerzhaften Wirbelbruch empfehlenswert.

Zur Schmerzbehandlung stehen physikalisch-balneologische Maßnahmen,Akupunktur, Infiltrationstherapie, Bewegungstherapie und psychologischeBetreuung zur Verfügung.

Hinweis: Detaillierte Informationen zum Thema Osteoporose und Schmerz finden Sie in dergleichnamigen Broschüre des BfO. Bitte fordern Sie diese bei Interesse an.

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Körperliche Veränderungen

Solange die Osteoporose noch keine Knochenbrüche verursacht hat, ist siedurch äußere Betrachtung des Patienten nicht feststellbar. Der Verlust anKnochensubstanz kann bei Verdacht auf Osteoporose nur mit Hilfe einer Kno-chendichte-Messung (DXA) festgestellt werden.

Die Folgen eines bereits aufgetretenen Knochenbruchs sind dagegen fürden Arzt – und natürlich auch für den Patienten – offensichtlich.Knochenbrüche sind z.T. äußerst schmerzhaft (mit Einschränkung z.B. beiWirbelkörpereinbrüchen), sie führen zu eingeschränkten Funktionen desgebrochenen Skelettanteils, im Extremfall zum völligen Ausfall.

Typische Bruchstellen bei Osteoporose sind der Oberschenkelhals und Wir-belkörper. Natürlich können die Knochen aber auch an anderen Stellen bre-chen. Häufig sind Rippenbrüche, Unterarm- und Oberarmbrüche.

Sind bereits mehrere Wirbelbrüche aufgetreten, so kann durch eine klini-sche Untersuchung, das heißt durch die Betrachtung des Körpers vonaußen, anhand der körperlichen Veränderungen, eine osteoporotische Er-krankung festgestellt werden:

KörpergrößeDurch Messung der Körpergröße wird die durch Wirbelbrüche verursachteSchrumpfung erfasst. Die Verkürzung des Rumpfes zeigt sich unter anderemdaran, dass Arme und Beine im Verhältnis zur Rumpfgröße zu lang wirken.

Tannenbaum-PhänomenBei stark ausgeprägter Osteoporose entstehen außerdem Hautfalten imRückenbereich, die die charakteristische Form eines Tannenbaumes haben.

SpitzbauchSchließlich bewirkt die Verkürzung derWirbelsäule auch die Verkürzung desBauchraumes, so dass die inneren Organenach vorne ausweichen, was zu einem„Spitzbauch“ führen kann.

Änderung der Körperstatur

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Sturzvorbeugung Knochengesunde Ernährung Bewegung

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Aktiv im Umgang mit Osteoporose

Manifeste Osteoporose ist behandelbar !

Studien dokumentieren, dass Muskeltraining und knochenfreundli-che Ernährung auch im hohen Lebensalter rasch und günstig aufden Knochen einwirken. Die Wirkung dieser Maßnahmen ist aller-dings auf die Dauer der Durchführung begrenzt. Das bedeutet: nurdie kontinuierliche Durchführung von Maßnahmen im Bereich Er-nährung und Bewegung sind wirklich erfolgreich. KonsequentesVerhalten ist entscheidend.

Vitamin D und Kalzium als kontinuierliche Basistherapie:o

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Osteoporose Risikofaktoren kennen und meiden (auch oder geradebei einer bereits diagnostizierten Osteoporose) – Fordern Sie dazuauch die Risikofragebögen des BfO an.

Sturzvorbeugung – Betreiben Sie aktive Sturzvorbeugung, denn werStürze vermeidet, vermeidet Knochenbrüche. Gestalten Sie zum Bei-spiel Ihr Zuhause mit möglichst wenigen Stolperfallen.

Befolgung des Behandlungskonzeptes – Halten Sie konsequent dasmit Ihrem Arzt besprochene Behandlungskonzept ein. Stellen sichProbleme ein oder haben Sie Fragen, scheuen Sie sich nicht dieseunverzüglich zu klären. Nur eine eingehaltene Therapieabsprachekann zum gewünschten Erfolg führen.

Vitamin D3 – tägliche Einnahme von 800 – 2000 Einheiten odereiner gleichwertigen Dosis in anderen ZeitabständenKalzium – tägliche Zufuhr von 1000 bis maximal 1.500 mg –wobei sich der Bedarf gut durch kalziumreiche Ernährung undMineralwässer abdecken lässt.

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e Hilfe zur Selbsthilfe

Wer, wenn nicht der Betroffene selbst, weiß am besten, was Hilfe und Er-leichterung schafft ? Dies ist einer der wichtigsten Gründe, warum immermehr Selbsthilfegruppen entstehen.

Mitglieder von Selbsthilfegruppen überwinden leichter die passive, manch-mal fast lähmende Phase nach der Diagnosestellung Osteoporose.Wertvolle Tipps und Ratschläge können weitergegeben werden, die auchIhnen helfen werden.

Im August 1987 haben Betroffene und Ärzte den Bundesselbsthilfeverbandfür Osteoporose gegründet. Seitdem entstanden im BfO bundesweit über 300Selbsthilfegruppen mit rund 16.000 Mitgliedern. Damit ist der Verband ein bundesweit präsenter Ansprechpartner für Osteo-porose-Betroffene und hilft Ihnen, Hilfe zur Selbsthilfe zu praktizieren.

In den Gruppen können sich die Patienten austauschen, ihre Probleme dis-kutieren und durch ihre eigenen Aktivitäten ihren Zustand verbessern.

Viele der örtlichen Gruppen organisieren darüber hinaus Vortragsveran-staltungen und Aktionstage, um in der gesamten Breite auf Möglichkeitender Vorbeugung aufmerksam zu machen.

Das wöchentliche Angebot von Osteoporose-Funktionstraining mit speziell qua-lifizierten Übungsleitern ist eine wichtige Aktivität jeder BfO Selbsthilfegruppe.

Informationsmaterial, das Sie anfordern können:• Broschüre - Osteoporose Risikotest• Broschüre – Osteoporose – Was kann ich tun ?• Broschüre – Osteoporose – Was Sie über Ihre Therapie wissen sollten !• Broschüre – Osteoporose und Ernährung / Bewegung• Osteoporose Adressverzeichnis• Zeischrift „Osteoporose aktuell“, Abo € 8,-- pro Jahr, 4 x jährlich

Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.V.Kirchfeldstrasse 149 – 40215 DüsseldorfTelefon 0211 – 301314-0 - Telefax 0211 - 301314-10www.osteoporose-deutschland.deinfo@osteoporose-deutschland.de

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Mit freundlicher Unterstützung der KKH - Allianz

Für die Inhalte dieses Patienten-Ratgebers übernimmt die KKH - Allianzkeine Gewähr. Auch etwaige Leistungsansprüche sind daraus nicht ableitbar.

Umschlag Manifeste Osteoporose 2:Umschlag3.qxd 21.01.2010 10:35 Seite 2

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OsteoporoseMit Osteoporose leben ....

nach dem ersten Knochenbruch

Information für Interessierte und Betroffene

Herausgegeben vom Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.V. Dachverband der Osteoporose Selbsthilfegruppen

Hilfe zur Selbsthilfe bei OsteoporoseBundesselbsthilfeverband für Osteoporose e. V.

www.osteoporose-deutschland.de

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Umschlag Manifeste Osteoporose 2:Umschlag3.qxd 21.01.2010 10:35 Seite 1