mohlsdorfer chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · ·...

36
Gerd Richter Herausgegeben vom Heimat- und Geschichtsverein Mohlsdorf e.V. 2013 Der Bombenabwurf auf Mohlsdorf am 6. Februar 1945 Mohlsdorfer Chronik

Upload: others

Post on 22-Apr-2021

2 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Page 1: Mohlsdorfer Chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · · Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf · Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

10

Gerd Richter

Herausgegebenvom Heimat- und Geschichtsverein Mohlsdorf e.V.

2013

Der Bombenabwurfauf Mohlsdorf

am6. Februar 1945

Mohlsdorfer Chronik

Page 2: Mohlsdorfer Chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · · Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf · Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

Herausgegebenvom Heimat- und Geschichtsverein Mohlsdorf e.V.

2013

Gerd Richter

Mohlsdorfer Chronik

Der Bombenabwurfauf Mohlsdorf

am6. Februar 1945

Page 3: Mohlsdorfer Chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · · Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf · Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

Herausgegebenvom Heimat- und Geschichtsverein Mohlsdorf e.V.

2013

Gerd Richter

Mohlsdorfer Chronik

Der Bombenabwurfauf Mohlsdorf

am6. Februar 1945

Page 4: Mohlsdorfer Chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · · Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf · Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

1

Impressum

2013© HGV Mohlsdorf e.V.

Alle Urheberrechte, besonders das Recht der öffentlichen Weitergabe, der digitalen oder copy/drucktechnischen Verbreitung, der kommerziellen Nutzung liegen bei dem Autor und dem HGV Mohlsdorf e.V.

Design und Satz: HGV Mohlsdorf e.V. - richterdesign

Inhaltsverzeichnis

Am 6. Februar 1945 erfolgte ein Bombenangriff auf Mohlsdorf 2

Der Ablauf des Angriffs nach alliierten Quellen 2

Die zerstörten Häuser in Mohlsdorf 4

Mohlsdorf – Bombenabwurf und Flugroute 8

Die zu beklagenden Menschen 9

Bombenfund in Mohlsdorf am 03.08.2007 12

Bombenfund in Mohlsdorf am 13.05.2008 16

Bombenfund in Mohlsdorf am 27.07.2008 18

Gefahr durch funktionstüchtige Bomben 19

Erinnerungen von Friedrich Knorr 22

Nur ein Bombensplitter vom Haardtberg ?? 22

Bombardierung 1945 in Mohlsdorf 24

Zeitzeugenbericht von Ursel Franz - geb. 03.10.1932 25

Zeitzeugenbericht von Gerhard Gündel - geb. 02.10.129 26

Zeitzeugenbericht von R. Heinze 28

Bombentrichter 28

Page 5: Mohlsdorfer Chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · · Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf · Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

1

Impressum

2013© HGV Mohlsdorf e.V.

Alle Urheberrechte, besonders das Recht der öffentlichen Weitergabe, der digitalen oder copy/drucktechnischen Verbreitung, der kommerziellen Nutzung liegen bei dem Autor und dem HGV Mohlsdorf e.V.

Design und Satz: HGV Mohlsdorf e.V. - richterdesign

Inhaltsverzeichnis

Am 6. Februar 1945 erfolgte ein Bombenangriff auf Mohlsdorf 2

Der Ablauf des Angriffs nach alliierten Quellen 2

Die zerstörten Häuser in Mohlsdorf 4

Mohlsdorf – Bombenabwurf und Flugroute 8

Die zu beklagenden Menschen 9

Bombenfund in Mohlsdorf am 03.08.2007 12

Bombenfund in Mohlsdorf am 13.05.2008 16

Bombenfund in Mohlsdorf am 27.07.2008 18

Gefahr durch funktionstüchtige Bomben 19

Erinnerungen von Friedrich Knorr 22

Nur ein Bombensplitter vom Haardtberg ?? 22

Bombardierung 1945 in Mohlsdorf 24

Zeitzeugenbericht von Ursel Franz - geb. 03.10.1932 25

Zeitzeugenbericht von Gerhard Gündel - geb. 02.10.129 26

Zeitzeugenbericht von R. Heinze 28

Bombentrichter 28

Page 6: Mohlsdorfer Chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · · Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf · Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

2 3

Am 06. Februar 1945 gegen 11.30 Uhr erfolgte ein Luftangriff auf Mohlsdorf.

Der Ablauf des Angriffs nach alliierten Quellen

Im Februar 1945 startete eine erneute Großoffensive der alliierten Luftflotte von England aus. Hauptziele waren Raffineriebetriebe zur Treibstoffherstellung und das Verkehrsnetz in Deutschland.Eine schlechte Wetterlage im Januar und Februar behinderte aber die Trefferlage der Bomber. So wurde ein Großteil der Bomben auf sogenannte Gelegenheitsziele abgeworfen, um die Last nicht wieder mit zurückzufliegen.

Wie alliierten Berichten zu entnehmen ist, startete am Dienstag, dem 6. Februar 1945 über 2100 Flugzeuge – davon ca. 1300 Bomber - der 8. ‚US Army Air Forces‘ in Ostengland. Die Ziele waren die Treibstoffwerke in Lützkendorf, Magdeburg-Rothensee und Böhlen-Rotha.Gegen 9 Uhr starteten die viermotorigen Flugzeuge an der englischen Küste und flogen über Holland und die Norddeutschen Tiefebene zu Ihren geplanten Zielen.

Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie: B-17 Bomber

Auf der Höhe Goslar trennten sich die Verbände. Mit einem Süd-Ost Kurs flog die 3. Division den Raum Jena-Zwickau-Chemnitz an.Die an diesem Tag herrschende Wetterlage mit schlechten Sichtverhältnissen erschwerte die Bombardierung der Hauptziele. Die Hauptgruppe der Bomber löste sich in einzelne Gruppen auf um die sogenannten „Gelegenheitsziele“ anzusteuern, um ihre Bombenladung loszuwerden.

Die 3. Luftdivision konnte auch ihre Hauptziele Böhlen und Zeitz nicht angreifen. Sie flog deshalb den Verschiebebahnhof Chemnitz an. Die 96. Bombergruppe verfehlte das Ziel und warf stattdessen ihre Bomben auf Greiz und Saalfeld. Zweiundzwanzig B 17 Bomber warfen aus 6800 bis 8000 Meter Höhe 220 Bomben mit einem Gewicht von 250 Kilogramm auf Greiz ab. Die Treffer der Abwürfe konnten wegen der geschlossenen Wolkendecke nicht beobachtet werden. Die Explosionen waren von den Flugzeugen nicht zu erkennen.Eine Bombardierung von Mohlsdorf war nicht aufgeführt in den Berichten. So trifft die von vielen Zeitzeugen berichtete Ver-wechselung des Mohlsdorfer Kirchturmes mit dem in Greiz mit hoher Wahrscheinlichkeit zu.Da sich eine weitere Verschlechterung des Wetters einstellte, konnten die Flugzeuge erst gegen 15 Bis 18 Uhr in England landen.

Page 7: Mohlsdorfer Chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · · Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf · Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

2 3

Am 06. Februar 1945 gegen 11.30 Uhr erfolgte ein Luftangriff auf Mohlsdorf.

Der Ablauf des Angriffs nach alliierten Quellen

Im Februar 1945 startete eine erneute Großoffensive der alliierten Luftflotte von England aus. Hauptziele waren Raffineriebetriebe zur Treibstoffherstellung und das Verkehrsnetz in Deutschland.Eine schlechte Wetterlage im Januar und Februar behinderte aber die Trefferlage der Bomber. So wurde ein Großteil der Bomben auf sogenannte Gelegenheitsziele abgeworfen, um die Last nicht wieder mit zurückzufliegen.

Wie alliierten Berichten zu entnehmen ist, startete am Dienstag, dem 6. Februar 1945 über 2100 Flugzeuge – davon ca. 1300 Bomber - der 8. ‚US Army Air Forces‘ in Ostengland. Die Ziele waren die Treibstoffwerke in Lützkendorf, Magdeburg-Rothensee und Böhlen-Rotha.Gegen 9 Uhr starteten die viermotorigen Flugzeuge an der englischen Küste und flogen über Holland und die Norddeutschen Tiefebene zu Ihren geplanten Zielen.

Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie: B-17 Bomber

Auf der Höhe Goslar trennten sich die Verbände. Mit einem Süd-Ost Kurs flog die 3. Division den Raum Jena-Zwickau-Chemnitz an.Die an diesem Tag herrschende Wetterlage mit schlechten Sichtverhältnissen erschwerte die Bombardierung der Hauptziele. Die Hauptgruppe der Bomber löste sich in einzelne Gruppen auf um die sogenannten „Gelegenheitsziele“ anzusteuern, um ihre Bombenladung loszuwerden.

Die 3. Luftdivision konnte auch ihre Hauptziele Böhlen und Zeitz nicht angreifen. Sie flog deshalb den Verschiebebahnhof Chemnitz an. Die 96. Bombergruppe verfehlte das Ziel und warf stattdessen ihre Bomben auf Greiz und Saalfeld. Zweiundzwanzig B 17 Bomber warfen aus 6800 bis 8000 Meter Höhe 220 Bomben mit einem Gewicht von 250 Kilogramm auf Greiz ab. Die Treffer der Abwürfe konnten wegen der geschlossenen Wolkendecke nicht beobachtet werden. Die Explosionen waren von den Flugzeugen nicht zu erkennen.Eine Bombardierung von Mohlsdorf war nicht aufgeführt in den Berichten. So trifft die von vielen Zeitzeugen berichtete Ver-wechselung des Mohlsdorfer Kirchturmes mit dem in Greiz mit hoher Wahrscheinlichkeit zu.Da sich eine weitere Verschlechterung des Wetters einstellte, konnten die Flugzeuge erst gegen 15 Bis 18 Uhr in England landen.

Page 8: Mohlsdorfer Chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · · Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf · Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

4 5

Die zerstörten Häuser in Mohlsdorf

Luftbild von Google Earth mit den Stellen der getroffenen und zerstörten Häuser in Mohlsdorf 1 Haus Pöhler 2 Haus Neudeck 3 Haus Klein Die „Neue Schule“ Turnhalle von Mohlsdorf

Postkarte: Haus Neudeck auf dem Haardtberg, im Hintergrund sieht man das Haus Pöhler. (Ruth Heinze)

Die „Neue Schule“ in einer Aufnahme um 1908-1910 (Sammlung E. Böttcher )Die Bombe riss eine Hälfte des Hauses fort. Die Hausmeistern stand auf einem Besen gestützt in ihrer Wohnung, von der die Zimmerwand vollständig fehlte. Ihr war aber nichts passiert. (Nach Zeitzeugenberichten)

Page 9: Mohlsdorfer Chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · · Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf · Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

4 5

Die zerstörten Häuser in Mohlsdorf

Luftbild von Google Earth mit den Stellen der getroffenen und zerstörten Häuser in Mohlsdorf 1 Haus Pöhler 2 Haus Neudeck 3 Haus Klein Die „Neue Schule“ Turnhalle von Mohlsdorf

Postkarte: Haus Neudeck auf dem Haardtberg, im Hintergrund sieht man das Haus Pöhler. (Ruth Heinze)

Die „Neue Schule“ in einer Aufnahme um 1908-1910 (Sammlung E. Böttcher )Die Bombe riss eine Hälfte des Hauses fort. Die Hausmeistern stand auf einem Besen gestützt in ihrer Wohnung, von der die Zimmerwand vollständig fehlte. Ihr war aber nichts passiert. (Nach Zeitzeugenberichten)

Page 10: Mohlsdorfer Chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · · Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf · Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

6 7

Alte Postkarte der Turnhalle der freien Vereinigung Mohlsdorf e.V. (Heinz Klug)Durch die Bomben wurde der Saal rechts am Vereinsgebäude zerstört.

Beide Fotos aus dem Nachlass von Schuldirektor Erich Keil zeigen den beräumten Krater der „Neuen Schule“ die durch eine Bombe zerstört wurde.

Page 11: Mohlsdorfer Chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · · Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf · Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

6 7

Alte Postkarte der Turnhalle der freien Vereinigung Mohlsdorf e.V. (Heinz Klug)Durch die Bomben wurde der Saal rechts am Vereinsgebäude zerstört.

Beide Fotos aus dem Nachlass von Schuldirektor Erich Keil zeigen den beräumten Krater der „Neuen Schule“ die durch eine Bombe zerstört wurde.

Page 12: Mohlsdorfer Chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · · Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf · Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

8 9

Die zu beklagenden Menschen

Todesanzeige im Greizer Kurier vom 7. Februar 1945

Die Anzahl der in Mohlsdorf gefallenen Personen stimmt nicht mit der Pressemitteilung überein

Dieser Angriff zerstörte 5 Häuser und 13 Personen, 7 Frauen und 6 Männer (davon eine Umsiedlerin und zwei Arbeiter der Deutschen Eisenwerke) wurden getötet.

Als Opfer der englisch-amerikanischen Mordbrenner und ihrer verbrecherischen Regierungen fielen für Deutschland:

in Greiz:

Tröger, Elisabeth, geb. Jährling24. 2. 04

Degenhardt, Marie, geb. Spindler21. 9. 01

in Mohlsdorf:

Albert, Georg23.11.80

Bendig, Emilie12. 12. 92

Seifert, Elly22. 11. 13

Weinhold, Siegfried3. 3. 36

Klein, Isolde13. 10. 29

Außerdem gaben ihr Leben für Großdeutschland drei ausländische Arbeiter.

Wir neigen uns in Ehrfurcht vor dem Opfer der Gefallenen und dem schweren Leid ihrer Angehörigen. Den Urhebern dieser feigen Mordtaten gilt unser unauslöschlicher Hass

Dr. Erbe,Oberbürgermeister

Herbert Schau,Kreisleiter

Dr. Löffler,Landrat

Mohlsdorf - Bombenabwurf und Flugroute

Quelle: LuGrid - Top.Karte 1:10 000 Thüringen 5

Copyright Kartographie: Thüringer Landesvermessungsamt - Mairs Geographischer Verlag

Page 13: Mohlsdorfer Chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · · Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf · Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

8 9

Die zu beklagenden Menschen

Todesanzeige im Greizer Kurier vom 7. Februar 1945

Die Anzahl der in Mohlsdorf gefallenen Personen stimmt nicht mit der Pressemitteilung überein

Dieser Angriff zerstörte 5 Häuser und 13 Personen, 7 Frauen und 6 Männer (davon eine Umsiedlerin und zwei Arbeiter der Deutschen Eisenwerke) wurden getötet.

Als Opfer der englisch-amerikanischen Mordbrenner und ihrer verbrecherischen Regierungen fielen für Deutschland:

in Greiz:

Tröger, Elisabeth, geb. Jährling24. 2. 04

Degenhardt, Marie, geb. Spindler21. 9. 01

in Mohlsdorf:

Albert, Georg23.11.80

Bendig, Emilie12. 12. 92

Seifert, Elly22. 11. 13

Weinhold, Siegfried3. 3. 36

Klein, Isolde13. 10. 29

Außerdem gaben ihr Leben für Großdeutschland drei ausländische Arbeiter.

Wir neigen uns in Ehrfurcht vor dem Opfer der Gefallenen und dem schweren Leid ihrer Angehörigen. Den Urhebern dieser feigen Mordtaten gilt unser unauslöschlicher Hass

Dr. Erbe,Oberbürgermeister

Herbert Schau,Kreisleiter

Dr. Löffler,Landrat

Mohlsdorf - Bombenabwurf und Flugroute

Quelle: LuGrid - Top.Karte 1:10 000 Thüringen 5

Copyright Kartographie: Thüringer Landesvermessungsamt - Mairs Geographischer Verlag

Page 14: Mohlsdorfer Chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · · Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf · Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

10 11

Quellen:· Gespräch mit Frieder Knorr· Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf· Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie: B-17 Bomber· Foto „Neue Schule“ von E. Böttcher· Postkarte Haus Neudeck – R. Heinze· Foto Turnhalle Postkarte von H. Klug· Chronikarchiv: HGV Mohlsdorf· Ostthüringen im Bombenkrieg 1939 – 1945 – 1912 GünterSagan - Imhofverlag

Das Haus Pöhler Haardtberg· Frau Rosa Pöhler· Frau Elly Seifert geb. Pöhler

Das Haus Neudeck Haardtberg

Das Haus Klein (Heute) Straße der Einheit· Frau Isolde Klein· Herr Siegfried Klein· Herr Dieter Hardtmann· Herr Georg Albert· Frau Metha Albert

Die Neue Schule (Heute) Straße der Einheit· 2 Arbeiter der Deutschen Eisenwerke. ( Bei dem

Aufstellen von Feldbetten. Die Schule sollte als Umsiedlerheim umgerüstet werden. )

Die Turnhalle der freien Vereinigung Mohlsdorf e.V. (Heute) Straße der Einheit

Im Wald Siegfried Weinhold

Emilie Bendig

In der Niederschrift der öffentlichen Beratung des Bürgermeisters vom 29. März 1945 wurde den Gefallenen mit einer Schweigeminute gedacht.

Eingangs gedenkt der Bürger-meister der Opfer, des am 6. Februar dieses Jahres erfolgten Terrorangriffes auf unseren Ort.

Die Anwesenden erheben sich zu Ehren der Gefallenen von ihren Plätzen

Page 15: Mohlsdorfer Chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · · Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf · Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

10 11

Quellen:· Gespräch mit Frieder Knorr· Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf· Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie: B-17 Bomber· Foto „Neue Schule“ von E. Böttcher· Postkarte Haus Neudeck – R. Heinze· Foto Turnhalle Postkarte von H. Klug· Chronikarchiv: HGV Mohlsdorf· Ostthüringen im Bombenkrieg 1939 – 1945 – 1912 GünterSagan - Imhofverlag

Das Haus Pöhler Haardtberg· Frau Rosa Pöhler· Frau Elly Seifert geb. Pöhler

Das Haus Neudeck Haardtberg

Das Haus Klein (Heute) Straße der Einheit· Frau Isolde Klein· Herr Siegfried Klein· Herr Dieter Hardtmann· Herr Georg Albert· Frau Metha Albert

Die Neue Schule (Heute) Straße der Einheit· 2 Arbeiter der Deutschen Eisenwerke. ( Bei dem

Aufstellen von Feldbetten. Die Schule sollte als Umsiedlerheim umgerüstet werden. )

Die Turnhalle der freien Vereinigung Mohlsdorf e.V. (Heute) Straße der Einheit

Im Wald Siegfried Weinhold

Emilie Bendig

In der Niederschrift der öffentlichen Beratung des Bürgermeisters vom 29. März 1945 wurde den Gefallenen mit einer Schweigeminute gedacht.

Eingangs gedenkt der Bürger-meister der Opfer, des am 6. Februar dieses Jahres erfolgten Terrorangriffes auf unseren Ort.

Die Anwesenden erheben sich zu Ehren der Gefallenen von ihren Plätzen

Page 16: Mohlsdorfer Chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · · Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf · Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

12 13

Von Christian Freund Mohlsdorf. "Als ich die große Bombe auf meiner Baggerschaufel sah, hat mich sofort die Panik gepackt, ich bin blitzschnell vom Bagger gesprungen, der Motor lief noch. Erst ein wenig später bin ich nochmal hin und habe das Gerät ausgeschaltet", berichtete Peter König, der gestern Vormittag wie seine Kollegen der Firma Voba mit den Tiefbauarbeiten für die Kläranlage am Ortseingang Mohlsdorf beschäftigt war. Schnell trafen Polizeikräfte unter der Einsatzleitung des Greizer Inspektionsleiters Frank Scharschmidt und Verantwortliche des Zweckverbands Taweg auf dem Gelände ein, stellten sicher, dass keine weiteren Personen sich der Baustelle nähern konnten. Schnell rückte auch Andreas West an, Direktor des Erfurter Kampfmittel-räumdienstes Tauber. Alle Verantwortung lag von nun an auf seinen Schultern. Vorsichtig näherte sich der Experte dem Bagger mit der Bombe auf der Schaufel, tastete mit seinen Händen das Monstrum ab. "Es ist eine amerikanische 250 Kilo-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg, sehr dünnhäutig und mit zwei Zündern ausgestattet, die vermutlich schon vor langer Zeit ausgelöst hatten. Warum die Bombe bisher noch nicht explodierte, ist mir nicht ganz klar", so seine erste Diagnose. Inzwischen trafen weitere Mitarbeiter der Firma ein - Chemiker Dr. Wolfgang Seidel und Munitionsarbeiter Manfred Russeg.Die Angst der Bauarbeiter vor einer Detonation war nicht unbegründet, bestätigte Andreas West. "Wenn der Bagger den Zünder erwischt hätte, wäre im Umkreis von 150 Metern alles weg gewesen", sagte er. Splitterwirkung hätte es sogar bis zu 1000 Meter gegeben. In Anbetracht dieser großen Gefahr musste das Gebiet zwischen Spornburg und Ortseingang Mohlsdorf abgesperrt, ein Wohnhaus sogar evakuiert werden. "Gelingt es mir nicht, die Zünder von der Bombe zu lösen, dann müssen wir diese hier sprengen", teilte er den Verantwortlichen und Sicherheitskräften mit.

Nachdem die Absperrung stand und die Kühe auf der nahegelegenen Weide vom Landwirt abgeholt worden waren, konnte mit dem Entschärfen des gefährlichen Monstrums begonnen werden. Zuerst

Bombenfund in Mohlsdorf am 03.08.2007

Eine Fliegerbombe amerikanischer Bauart aus dem 2. Weltkrieg wurde in den heutigen Vormittagsstunden in Mohlsdorf bei Greiz während Bauarbeiten an einer künftigen Kläranlage gefunden. Die Bombe verfügt über zwei Zünder, von denen einer bereits ausgelöst hat. Das Problem bestand darin, dass die Bombe gesprengt werden sollte, aber nicht weit transportiert werden konnte. Gegenwärtig (13.15 Uhr) haben sich die Experten entschlossen, vor Ort doch eine Entschärfung durchzuführen. Das Territorium ist so gelegen, dass nur ein Haus evakuiert werden musste.

Bericht in der OTZ am 4. 8. 2009

Sprengstoffexperte Andreas West nähert sich vorsichtig der Bombe auf der Baggerschaufel, um sich einen ersten Überblick über den Zustand dieses gefährlichen Monstrums zu verschaffen.

Peter König entdeckte die Bombe auf der Baggerschaufel.

Bombe in Baggerschaufel entdecktFund bei Tiefbauarbeiten an der neuen Kläranlage Mohlsdorf - Bombe erfolgreich entschärft

Page 17: Mohlsdorfer Chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · · Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf · Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

12 13

Von Christian Freund Mohlsdorf. "Als ich die große Bombe auf meiner Baggerschaufel sah, hat mich sofort die Panik gepackt, ich bin blitzschnell vom Bagger gesprungen, der Motor lief noch. Erst ein wenig später bin ich nochmal hin und habe das Gerät ausgeschaltet", berichtete Peter König, der gestern Vormittag wie seine Kollegen der Firma Voba mit den Tiefbauarbeiten für die Kläranlage am Ortseingang Mohlsdorf beschäftigt war. Schnell trafen Polizeikräfte unter der Einsatzleitung des Greizer Inspektionsleiters Frank Scharschmidt und Verantwortliche des Zweckverbands Taweg auf dem Gelände ein, stellten sicher, dass keine weiteren Personen sich der Baustelle nähern konnten. Schnell rückte auch Andreas West an, Direktor des Erfurter Kampfmittel-räumdienstes Tauber. Alle Verantwortung lag von nun an auf seinen Schultern. Vorsichtig näherte sich der Experte dem Bagger mit der Bombe auf der Schaufel, tastete mit seinen Händen das Monstrum ab. "Es ist eine amerikanische 250 Kilo-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg, sehr dünnhäutig und mit zwei Zündern ausgestattet, die vermutlich schon vor langer Zeit ausgelöst hatten. Warum die Bombe bisher noch nicht explodierte, ist mir nicht ganz klar", so seine erste Diagnose. Inzwischen trafen weitere Mitarbeiter der Firma ein - Chemiker Dr. Wolfgang Seidel und Munitionsarbeiter Manfred Russeg.Die Angst der Bauarbeiter vor einer Detonation war nicht unbegründet, bestätigte Andreas West. "Wenn der Bagger den Zünder erwischt hätte, wäre im Umkreis von 150 Metern alles weg gewesen", sagte er. Splitterwirkung hätte es sogar bis zu 1000 Meter gegeben. In Anbetracht dieser großen Gefahr musste das Gebiet zwischen Spornburg und Ortseingang Mohlsdorf abgesperrt, ein Wohnhaus sogar evakuiert werden. "Gelingt es mir nicht, die Zünder von der Bombe zu lösen, dann müssen wir diese hier sprengen", teilte er den Verantwortlichen und Sicherheitskräften mit.

Nachdem die Absperrung stand und die Kühe auf der nahegelegenen Weide vom Landwirt abgeholt worden waren, konnte mit dem Entschärfen des gefährlichen Monstrums begonnen werden. Zuerst

Bombenfund in Mohlsdorf am 03.08.2007

Eine Fliegerbombe amerikanischer Bauart aus dem 2. Weltkrieg wurde in den heutigen Vormittagsstunden in Mohlsdorf bei Greiz während Bauarbeiten an einer künftigen Kläranlage gefunden. Die Bombe verfügt über zwei Zünder, von denen einer bereits ausgelöst hat. Das Problem bestand darin, dass die Bombe gesprengt werden sollte, aber nicht weit transportiert werden konnte. Gegenwärtig (13.15 Uhr) haben sich die Experten entschlossen, vor Ort doch eine Entschärfung durchzuführen. Das Territorium ist so gelegen, dass nur ein Haus evakuiert werden musste.

Bericht in der OTZ am 4. 8. 2009

Sprengstoffexperte Andreas West nähert sich vorsichtig der Bombe auf der Baggerschaufel, um sich einen ersten Überblick über den Zustand dieses gefährlichen Monstrums zu verschaffen.

Peter König entdeckte die Bombe auf der Baggerschaufel.

Bombe in Baggerschaufel entdecktFund bei Tiefbauarbeiten an der neuen Kläranlage Mohlsdorf - Bombe erfolgreich entschärft

Page 18: Mohlsdorfer Chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · · Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf · Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

14 15

Es ist also nicht ausgeschlossen, dass sich die eine oder andere tickende Zeitbombe noch in Mohlsdorf und Umgebung befinden könnte.

Fotos: ge-richter

wurden die beiden Zünder mit Spray "eingeweicht", zum Glück ließen sie sich dann mit der großen Rohrzange herausschrauben. Bei genauer Betrachtung wurde festgestellt, dass einer der beiden Zünder - wie schon vermutet - bereits irgendwann ausgelöst hatte, zum Glück blieb das bisher ohne Wirkung.

Geschafft! 14 Uhr konnte Entwarnung gegeben werden. "Die Bombe hätte auch irgendwann von selbst hochgehen können", stellten die Experten fest und gaben den unbedingten Rat, das gesamte Gelände nochmals mit Radar absuchen zu lassen, bevor die Bauarbeiten weitergeführt werden.

KommentarMit Radar auf Suche Von Christian Freund

Stück für Stück muss sie nun noch einmal mit einem Radargerät abgesucht werden - die Taweg-Baustelle der neuen Kläranlage Mohlsdorf. Diesem guten Rat des Sprengstoffexperten Andreas West werden die Verantwortlichen mit Sicherheit nachkommen. Bereits vor Baubeginn hatten sie Spezialisten mit entsprechenden Geräten das kampfmittelgefährdete Gebiet auf etwaige Hinter-lassenschaften des Zweiten Weltkrieges absuchen lassen.

Die gestern gefundene Bombe wurde dabei nicht entdeckt. Möglich also, dass weiteres Gefahrenpotenzial noch unter dem Erdreich verborgen ist. Denn, wie in der Mohlsdorfer Chronik nachzulesen ist, musste am 6. Februar 1945 der Ort einen Bombenangriff über sich ergehen lassen, der fünf Häuser zerstörte, 13 Menschen wurden getötet.

Bereits 1945 hatte es geheißen, dass der Angriff den in Greiz angesiedelten Gregor-Flugzeugwerken gelten sollte, aber aufgrund der schlechten Wetterlage der Kirchturm von Mohlsdorf mit dem Pohlitzer verwechselt wurde. 146 Sprengbomben sollen dabei abgeworfen worden sein.

Page 19: Mohlsdorfer Chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · · Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf · Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

14 15

Es ist also nicht ausgeschlossen, dass sich die eine oder andere tickende Zeitbombe noch in Mohlsdorf und Umgebung befinden könnte.

Fotos: ge-richter

wurden die beiden Zünder mit Spray "eingeweicht", zum Glück ließen sie sich dann mit der großen Rohrzange herausschrauben. Bei genauer Betrachtung wurde festgestellt, dass einer der beiden Zünder - wie schon vermutet - bereits irgendwann ausgelöst hatte, zum Glück blieb das bisher ohne Wirkung.

Geschafft! 14 Uhr konnte Entwarnung gegeben werden. "Die Bombe hätte auch irgendwann von selbst hochgehen können", stellten die Experten fest und gaben den unbedingten Rat, das gesamte Gelände nochmals mit Radar absuchen zu lassen, bevor die Bauarbeiten weitergeführt werden.

KommentarMit Radar auf Suche Von Christian Freund

Stück für Stück muss sie nun noch einmal mit einem Radargerät abgesucht werden - die Taweg-Baustelle der neuen Kläranlage Mohlsdorf. Diesem guten Rat des Sprengstoffexperten Andreas West werden die Verantwortlichen mit Sicherheit nachkommen. Bereits vor Baubeginn hatten sie Spezialisten mit entsprechenden Geräten das kampfmittelgefährdete Gebiet auf etwaige Hinter-lassenschaften des Zweiten Weltkrieges absuchen lassen.

Die gestern gefundene Bombe wurde dabei nicht entdeckt. Möglich also, dass weiteres Gefahrenpotenzial noch unter dem Erdreich verborgen ist. Denn, wie in der Mohlsdorfer Chronik nachzulesen ist, musste am 6. Februar 1945 der Ort einen Bombenangriff über sich ergehen lassen, der fünf Häuser zerstörte, 13 Menschen wurden getötet.

Bereits 1945 hatte es geheißen, dass der Angriff den in Greiz angesiedelten Gregor-Flugzeugwerken gelten sollte, aber aufgrund der schlechten Wetterlage der Kirchturm von Mohlsdorf mit dem Pohlitzer verwechselt wurde. 146 Sprengbomben sollen dabei abgeworfen worden sein.

Page 20: Mohlsdorfer Chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · · Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf · Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

16 17

Fotos: OTZ - C. Freund

Bombenfund in Mohlsdorf am 13.05.2008

Zweiter Bombenfund im Klärwerk Mohlsdorf in den Auwiesen

MohlsdorfAm 13.05.2008 wurde in nur 1,50 Meter Tiefe eine weitere 250 Kilogramm schwere Bombe im Gelände des Klärwerkes in Mohlsdorf gefunden. Durch den Zweckverband TAWEG hatte eine Spezialfirma den Auftrag erhalten hatte, das Gelände nochmals nach eventuellen Bomben abzusuchen. Dabei wurde sie fündig. Es handelte sich um den gleichen Typ einer amerikanischen Fliegerbombe, die bereits im August 2007 von einem Baggerfahrer der dort tätigen Baufirma entdeckt worden war.Von der Greizer PI erteilte Hauptkommissar Klaus Streckenbach die ersten Anweisungen um die Bauarbeiten auf dem Gelände einzustellen und alle Fahrzeuge vom Platz zu fahren. Ein Haus mit zwölf Personen wurde vorübergehend evakuiert. Von 15.30 Uhr bis 16.55 Uhr war die Straße zwischen Mohlsdorf und Greiz gesperrt.Andreas West gemeinsam mit dem Chemiker Dr. Wolfgang Seidel, beide von der Firma Kampfmittelberäumung Tauber, entschärfte die Bombe. Dabei mussten die beiden Zünder entfernt werden. Sie wurde zum Sprengplatz nach Wernrode bei Nordhausen gebrachtDass in solch einer Dichte gleich zwei Bomben gefunden werden konnten, lässt den Schluss zu, dass in den Auwiesen noch weitere dieser totbringenden Überbleibsel des Angriffs der Flieger aus dem „Zweiten Weltkrieg“ liegen. Der weiche Talgrund bot den Zündern nicht den erforderlichen Widerstand um sie Auszulösen. Eine Suche auf dem übrigen Abwurfgebietes währe angebracht.

Bericht in der OTZ am 4. 8. 2009

Am 11. 07. 2008 erfolgte die Übergabe der Kläranlage.

Bei der Festrede wurde nochmals auf die Bombenfunde hingewiesen:„Seit dem Spatenstich am 7. Juni 2007 sind bis zur Fertigstellung 397 Tage vergangen. Das Richtfest am 22.10.2007 war ein großer Meilenstein der Baumaßnahme.

Page 21: Mohlsdorfer Chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · · Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf · Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

16 17

Fotos: OTZ - C. Freund

Bombenfund in Mohlsdorf am 13.05.2008

Zweiter Bombenfund im Klärwerk Mohlsdorf in den Auwiesen

MohlsdorfAm 13.05.2008 wurde in nur 1,50 Meter Tiefe eine weitere 250 Kilogramm schwere Bombe im Gelände des Klärwerkes in Mohlsdorf gefunden. Durch den Zweckverband TAWEG hatte eine Spezialfirma den Auftrag erhalten hatte, das Gelände nochmals nach eventuellen Bomben abzusuchen. Dabei wurde sie fündig. Es handelte sich um den gleichen Typ einer amerikanischen Fliegerbombe, die bereits im August 2007 von einem Baggerfahrer der dort tätigen Baufirma entdeckt worden war.Von der Greizer PI erteilte Hauptkommissar Klaus Streckenbach die ersten Anweisungen um die Bauarbeiten auf dem Gelände einzustellen und alle Fahrzeuge vom Platz zu fahren. Ein Haus mit zwölf Personen wurde vorübergehend evakuiert. Von 15.30 Uhr bis 16.55 Uhr war die Straße zwischen Mohlsdorf und Greiz gesperrt.Andreas West gemeinsam mit dem Chemiker Dr. Wolfgang Seidel, beide von der Firma Kampfmittelberäumung Tauber, entschärfte die Bombe. Dabei mussten die beiden Zünder entfernt werden. Sie wurde zum Sprengplatz nach Wernrode bei Nordhausen gebrachtDass in solch einer Dichte gleich zwei Bomben gefunden werden konnten, lässt den Schluss zu, dass in den Auwiesen noch weitere dieser totbringenden Überbleibsel des Angriffs der Flieger aus dem „Zweiten Weltkrieg“ liegen. Der weiche Talgrund bot den Zündern nicht den erforderlichen Widerstand um sie Auszulösen. Eine Suche auf dem übrigen Abwurfgebietes währe angebracht.

Bericht in der OTZ am 4. 8. 2009

Am 11. 07. 2008 erfolgte die Übergabe der Kläranlage.

Bei der Festrede wurde nochmals auf die Bombenfunde hingewiesen:„Seit dem Spatenstich am 7. Juni 2007 sind bis zur Fertigstellung 397 Tage vergangen. Das Richtfest am 22.10.2007 war ein großer Meilenstein der Baumaßnahme.

Page 22: Mohlsdorfer Chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · · Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf · Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

18 19

6 Bombensplitter, die in der Baugrube geborgen wurden. (HGV Mohlsdorf e.V.) (1) 730x70x7 mm (2) 115x45 mm (3) 90x20x12 mm (Bundstück) (4) 320x65 mm (5) 240x100 mm (6) 500x83 mm

Laut Zeitzeugen waren auf den Feld nördlich der Straße weitere Bombentrichter zu verzeichnen. Bei einem der Bombentrichter wurde die alte Holzwasserleitung des Rittergutes Herrmannsgrün getroffen, die aber nicht mehr genutzt wurde. Ein Stück der hölzernen Röhre und einen Bombensplitter sind bei Friedrich Knorr zu finden.

Gefahr durch funktionstüchtige Bomben

08.01.2013 - OTZ

Langzeitzünder und Phosphormunition verrotten in Thüringens Erde und könnten sich jederzeit selbst entzünden

Von Matthias Thüsing

Erfurt. Die britischen Bomber waren bereits in der Luft — mit Kurs auf Gotha. Die ehrwürdige Residenzstadt erwartete am 4. April 1945 das Ende des Krieges. Die weiße Flagge war bereits gehisst. Die 4. Panzerdivision der III. US-Armee lag mit ihren Kettenfahrzeugen vor der Stadt — und bat die Briten per Funk, beizudrehen.Es war Rettung in letzter Sekunde. Anstelle von Gotha traf es das bereits am Vortag aus der Luft angegriffene Nordhausen. Nahezu die komplette Altstadt lag am Ende des Tages in Schutt und Asche. Rund 8800 Nordhäuser kamen ums Leben.Ausgestanden ist die Gefahr 67 Jahre nach Kriegsende immer noch

Bombenfund in Mohlsdorf am 27.07.2008

Bei Tiefbauarbeiten der Taweg Greiz auf der Ernst-Thälmann-Straße auf Höhe der Hausnummer 4c wurden in einer Tiefe zwischen 3 und 4 Metern Bombensplitter gefunden. Diese Stell war auch teilweise mit Bauschutt aufgefüllt gewesen.

Zwei nichterfreuliche Ereignisse hatten am 04.08.2007 und 13.05.2008 das Baugeschehen abrupt unterbrochen. Zwei Bomben aus dem 2. Weltkrieg, die eigentlich Greiz treffen sollten, sind auf dem Baugebiet gefunden worden. Trotz Kampfmittelsuche wurden sie ursprünglich nicht geortet. Die erste wurde durch den Baggerfahrer zutage gefördert, der sie plötzlich in der Baggerschaufel hatte. Eine zweite Suche konnte nicht alle Stellen erreichen, da der Kran und Baumaterialien Teile des Geländes nicht erreichbar machten. "Die erste Bombe hat war eine Überraschung für uns, die zweite tat richtig weh. Über ihr stand die ganze Zeit unser Kran", so Fred-Olaf Brockmann, TAWEG-Geschäftsleiter. Bis auf sechs Meter Tiefe wurde das Gelände inzwischen abgesucht und gilt nun als bombenfrei.Dennoch ist sich Brockmann sicher, dass in Mohlsdorf und Umgebung noch mehrere von den Bomben im Boden für Überraschung sorgen können.“

Page 23: Mohlsdorfer Chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · · Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf · Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

18 19

6 Bombensplitter, die in der Baugrube geborgen wurden. (HGV Mohlsdorf e.V.) (1) 730x70x7 mm (2) 115x45 mm (3) 90x20x12 mm (Bundstück) (4) 320x65 mm (5) 240x100 mm (6) 500x83 mm

Laut Zeitzeugen waren auf den Feld nördlich der Straße weitere Bombentrichter zu verzeichnen. Bei einem der Bombentrichter wurde die alte Holzwasserleitung des Rittergutes Herrmannsgrün getroffen, die aber nicht mehr genutzt wurde. Ein Stück der hölzernen Röhre und einen Bombensplitter sind bei Friedrich Knorr zu finden.

Gefahr durch funktionstüchtige Bomben

08.01.2013 - OTZ

Langzeitzünder und Phosphormunition verrotten in Thüringens Erde und könnten sich jederzeit selbst entzünden

Von Matthias Thüsing

Erfurt. Die britischen Bomber waren bereits in der Luft — mit Kurs auf Gotha. Die ehrwürdige Residenzstadt erwartete am 4. April 1945 das Ende des Krieges. Die weiße Flagge war bereits gehisst. Die 4. Panzerdivision der III. US-Armee lag mit ihren Kettenfahrzeugen vor der Stadt — und bat die Briten per Funk, beizudrehen.Es war Rettung in letzter Sekunde. Anstelle von Gotha traf es das bereits am Vortag aus der Luft angegriffene Nordhausen. Nahezu die komplette Altstadt lag am Ende des Tages in Schutt und Asche. Rund 8800 Nordhäuser kamen ums Leben.Ausgestanden ist die Gefahr 67 Jahre nach Kriegsende immer noch

Bombenfund in Mohlsdorf am 27.07.2008

Bei Tiefbauarbeiten der Taweg Greiz auf der Ernst-Thälmann-Straße auf Höhe der Hausnummer 4c wurden in einer Tiefe zwischen 3 und 4 Metern Bombensplitter gefunden. Diese Stell war auch teilweise mit Bauschutt aufgefüllt gewesen.

Zwei nichterfreuliche Ereignisse hatten am 04.08.2007 und 13.05.2008 das Baugeschehen abrupt unterbrochen. Zwei Bomben aus dem 2. Weltkrieg, die eigentlich Greiz treffen sollten, sind auf dem Baugebiet gefunden worden. Trotz Kampfmittelsuche wurden sie ursprünglich nicht geortet. Die erste wurde durch den Baggerfahrer zutage gefördert, der sie plötzlich in der Baggerschaufel hatte. Eine zweite Suche konnte nicht alle Stellen erreichen, da der Kran und Baumaterialien Teile des Geländes nicht erreichbar machten. "Die erste Bombe hat war eine Überraschung für uns, die zweite tat richtig weh. Über ihr stand die ganze Zeit unser Kran", so Fred-Olaf Brockmann, TAWEG-Geschäftsleiter. Bis auf sechs Meter Tiefe wurde das Gelände inzwischen abgesucht und gilt nun als bombenfrei.Dennoch ist sich Brockmann sicher, dass in Mohlsdorf und Umgebung noch mehrere von den Bomben im Boden für Überraschung sorgen können.“

Page 24: Mohlsdorfer Chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · · Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf · Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

20 21

letzten 20 Jahren Bomben ohne erkennbare äußere Ursache. Materialermüdung gilt als wahrscheinlichste Ursache.Der „Zahn der Zeit“, so bestätigt auch Andreas West, Nieder-lassungsleiter des Erfurter Kampfmittelräumdienstes Tauber, nage mit einigen Jahrzehnten Verspätung an der explosiven Hinter-lassenschaft. „Bei den Bomben ist die Gefahr noch nicht so groß.“ Aber speziell kleinere, mit Phosphor gefüllte Geschossmunition sei akut gefährdet. Der hochgiftige Stoff kann sich entzünden, sobald er Kontakt mit dem Sauerstoff aus der Luft erhält. Verrostet die schützende Hülle Drumherum, kann es zu einem Brand kommen.Statistisch rückten die Kampfmittelberäumer im vergangenen Jahr an jedem zweiten Tag aus, um Blindgänger zu entschärfen oder Munitionsreste zu bergen, aber nicht immer sind die Einsätze so spektakulär wie an diesem Wochenende in Hannover, als Teile der Stadt weiträumig evakuiert werden mussten.Und nicht immer ist es alliierte Weltkriegsmunition, die im Boden auf Andreas West und sein Team wartet. Vergessene Minen der DDR-Grenztruppen, russische Granaten auf alten Truppenübungsplätzen und Schießständen oder Hinterlassenschaften der Wehrmacht lagern in Thüringens Erde.Nach dem Weltkrieg wurden zudem Tausende Geschosse, Patronen oder Bomben der Wehrmacht in der Landschaft entsorgt oder in den Munitionsfabriken vernichtet; wenn auch nicht immer sachkundig. So begannen etwa schon ab Mai 1945 zunächst amerikanische, später russische Truppen damit, Bombenstapel im Munitionslager Oberndorf bei Hermsdorf zu sprengen. Weder die Amerikaner noch die Russen führten diese Sprengungen allerdings mit Sachverstand durch. Die Kampfmittel wurden nur zum Teil vernichtet. Viele Bomben blieben scharf. Die Fläche wird bis heute beräumt.„Thüringen führt kein eigenes Kampfmittelkataster“ sagt der Sprecher des Landesinnenministeriums, Stephan Hövelmans. Gleichwohl seien natürlich die wichtigsten Gebiete bekannt, in denen die explosiven Gefahren im Untergrund bis heute lauern.Die Kampfmittelberäumung in Thüringen wurde Mitte der 90er-Jahre privatisiert. Wenn irgendwo im Land verdächtige Metall-klumpen im Untergrund gefunden werden, rückt Andreas West aus. Alle Funde werden dem Landesverwaltungsamt gemeldet. Meist

nicht. Es liegen heute noch Hunderte Bomben weitgehend unversehrt im Nordhäuser Untergrund. Die Zahl rechnet sich aus Schätzungen hoch, demzufolge ist im Schnitt jede zehnte alliierte Bombe nicht explodiert. Noch nicht. Denn die Gefahr einer Selbstzündung von bestimmten Bombentypen nimmt zu, warnte bereits vor fünf Jahren Professor Wolfgang Spyra vom Lehrstuhl Altlasten an der Technischen Universität Cottbus. Er hatte die Gefahren aus dem Untergrund untersucht, die von den Blindgängern im branden-burgischen Oranienburg ausgehen.

Konstruiert seien die Sprengkörper so, dass beim Aufprall der bis zu 500 Kilo schweren Bomben chemische Prozesse in Gang gesetzt werden sollten, die ihre Detonation um bis zu zwei Tage verzögern sollten. So wurden selbst die Bergungsarbeiten nach Angriffen zu lebensgefährlichen Einsätzen.Doch die Zünder hatten qualitative Probleme. Nicht immer wurde die Chemie wie geplant in Gang gesetzt Die Bomben verblieben an Ort und Stelle im Untergrund, wurden vergessen und rosten seitdem vor sich hin. Rund ein Dutzend Mal bundesweit explodierten in den

Page 25: Mohlsdorfer Chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · · Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf · Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

20 21

letzten 20 Jahren Bomben ohne erkennbare äußere Ursache. Materialermüdung gilt als wahrscheinlichste Ursache.Der „Zahn der Zeit“, so bestätigt auch Andreas West, Nieder-lassungsleiter des Erfurter Kampfmittelräumdienstes Tauber, nage mit einigen Jahrzehnten Verspätung an der explosiven Hinter-lassenschaft. „Bei den Bomben ist die Gefahr noch nicht so groß.“ Aber speziell kleinere, mit Phosphor gefüllte Geschossmunition sei akut gefährdet. Der hochgiftige Stoff kann sich entzünden, sobald er Kontakt mit dem Sauerstoff aus der Luft erhält. Verrostet die schützende Hülle Drumherum, kann es zu einem Brand kommen.Statistisch rückten die Kampfmittelberäumer im vergangenen Jahr an jedem zweiten Tag aus, um Blindgänger zu entschärfen oder Munitionsreste zu bergen, aber nicht immer sind die Einsätze so spektakulär wie an diesem Wochenende in Hannover, als Teile der Stadt weiträumig evakuiert werden mussten.Und nicht immer ist es alliierte Weltkriegsmunition, die im Boden auf Andreas West und sein Team wartet. Vergessene Minen der DDR-Grenztruppen, russische Granaten auf alten Truppenübungsplätzen und Schießständen oder Hinterlassenschaften der Wehrmacht lagern in Thüringens Erde.Nach dem Weltkrieg wurden zudem Tausende Geschosse, Patronen oder Bomben der Wehrmacht in der Landschaft entsorgt oder in den Munitionsfabriken vernichtet; wenn auch nicht immer sachkundig. So begannen etwa schon ab Mai 1945 zunächst amerikanische, später russische Truppen damit, Bombenstapel im Munitionslager Oberndorf bei Hermsdorf zu sprengen. Weder die Amerikaner noch die Russen führten diese Sprengungen allerdings mit Sachverstand durch. Die Kampfmittel wurden nur zum Teil vernichtet. Viele Bomben blieben scharf. Die Fläche wird bis heute beräumt.„Thüringen führt kein eigenes Kampfmittelkataster“ sagt der Sprecher des Landesinnenministeriums, Stephan Hövelmans. Gleichwohl seien natürlich die wichtigsten Gebiete bekannt, in denen die explosiven Gefahren im Untergrund bis heute lauern.Die Kampfmittelberäumung in Thüringen wurde Mitte der 90er-Jahre privatisiert. Wenn irgendwo im Land verdächtige Metall-klumpen im Untergrund gefunden werden, rückt Andreas West aus. Alle Funde werden dem Landesverwaltungsamt gemeldet. Meist

nicht. Es liegen heute noch Hunderte Bomben weitgehend unversehrt im Nordhäuser Untergrund. Die Zahl rechnet sich aus Schätzungen hoch, demzufolge ist im Schnitt jede zehnte alliierte Bombe nicht explodiert. Noch nicht. Denn die Gefahr einer Selbstzündung von bestimmten Bombentypen nimmt zu, warnte bereits vor fünf Jahren Professor Wolfgang Spyra vom Lehrstuhl Altlasten an der Technischen Universität Cottbus. Er hatte die Gefahren aus dem Untergrund untersucht, die von den Blindgängern im branden-burgischen Oranienburg ausgehen.

Konstruiert seien die Sprengkörper so, dass beim Aufprall der bis zu 500 Kilo schweren Bomben chemische Prozesse in Gang gesetzt werden sollten, die ihre Detonation um bis zu zwei Tage verzögern sollten. So wurden selbst die Bergungsarbeiten nach Angriffen zu lebensgefährlichen Einsätzen.Doch die Zünder hatten qualitative Probleme. Nicht immer wurde die Chemie wie geplant in Gang gesetzt Die Bomben verblieben an Ort und Stelle im Untergrund, wurden vergessen und rosten seitdem vor sich hin. Rund ein Dutzend Mal bundesweit explodierten in den

Page 26: Mohlsdorfer Chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · · Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf · Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

22 23

wir hören schon das bekannte monotone Motorenbrummen am trüben Himmel. Bombengeschwader ziehen über uns. Plötzlich ein nicht vertrautes Fauchen und Rauschen und kurz darauf der Beginn eines ohrenbetäubenden Krachens. Ich sehe noch, wie Bomben aus den dichthängenden Wolken hervorstoßen, dann werfe ich mich in den nassen Straßengraben neben dem Zaun an der Spornburg.Wir Schüler ducken uns zusammen und machen uns ganz klein. Um uns ist die Hölle. Fensterscheiben bersten. Erde und Steine rieseln herab. Dann Stille. Wie versteinert blicken wir um uns. Die feuchten Wiesen des Aubachgrundes sind aufgerissen. Vielleicht 100 Bombentrichter oder mehr haben die Wiesen in eine Mondlandschaft verwandelt. Überall riesige Krater und wir mittendrin. Der nächste Einschlag war auf der anderen Straßenseite, nur etwa 20 m entfernt. Wortlos eilen wir weiter nach Hause. Auf der langen Geraden vor Mohlsdorf ist die Straße durch mehrere Bombeneinschläge aufgerissen. Eine Frau Weinhold kommt uns erregt entgegen. „Habt ihr unsere Kinder gesehen, sie wollten hier im Wald spielen?“ In Mohlsdorf sehe ich, die Turnhalle ist zerstört. Menschen rufen sich zu: die Schule ist weg, auch am Klein'schen Haus ist etwas passiert. Vor Reudnitz sei die Weberei in Trümmern und die Straße am Berg aufgerissen. Zu Hause kommen mir Nachbarsfrauen ganz aufgelöst entgegen: „Deine Mutti ist zum Haardtberg gerannt, dort muß bei deiner Tante etwas Fürchterliches passiert sein.“ Dann stehe ich vor einem Berg von Trümmern. Meine Mutti nahm mich kurz in die Arme und schickte mich nach Hause zu meiner kleinen Schwester. Meine Mutti wühlte aber mit den ersten Helfern weiter mit bloßen Händen in dem Berg von Lehm, Holz und Steinen. „Sie müssen doch noch leben“, waren ihre Worte unter Tränen und Entsetzen.

Krieg kann verdammt grausam sein: Am Nachmittag hat man meine Tante Elly Seifert gefunden. Tot. Sie hat sich, als das Inferno losbrach, wahrscheinlich noch über den Stubenwagen ihres kleinen Kindes geworfen, um es zu schützen. Das Kind - Frieder Seifert - hat so wie ein Wunder unverletzt überlebt.Die Mutter - Frau Pöhler - wurde ein oder zwei Tage später in den Trümmern tot gefunden.

bestätigt sich der Verdacht. „Von den 172 Einsätzen im vergangenen Jahr entpuppten sich vielleicht zwölf als Fehlalarm“, so West.

Erinnerungen von Friedrich Knorr

Es war der 6. Februar 1945 gegen 10.35 Uhr als der Bombenangriff auf Mohlsdorf erfolgte. 1945 hat es schon geheißen, das der Angriff den in Greiz angesiedelten Kregorflugzeugwerken gelten sollte, aber auf Grund der Wetterlage der Kirchturm von Mohlsdorf mit der Kirche in Pohlitz verwechselt wurde. Wenn man die Abwurfstellen der 146 Sprengbomben mit den Greizer Stadtplan vergleicht ist die Annahme wahrscheinlich.Dieser Angriff zerstörte 5 Häuser und 13 Personen, 7 Frauen und 6 Männer (davon eine Umsiedlerin und zwei Arbeiter der Deutschen Eisenwerke) wurden getötet.Bei den zerstörten Häusern war die Turnhalle auf dem jetzigen Gemeindeplatz und die „Neue Schule“ mit zu beklagen.

Nur ein Bombensplitter vom Haardtberg ??

Erinnerungen von Hubert Risch

Es ist der 06.02.1945. Ich bin 11 Jahre. Meine Schule ist das Gymnasium, die Bismarckschule in Greiz. Am Vormittag heulen wieder die Sirenen. Voralarm. Nichts wie raus aus dieser Stadt! Sonst mußten wir in die engen und überfüllten Schutzkeller. Aubachtal habe ich mit meinem Rad schon hinter mir. Wieder heulen die Sirenen auf. Hauptalarm. Am letzten Berg vor Mohlsdorf treffe ich noch Schulkameraden. Gemeinsam eilen wir nach Hause, denn

Page 27: Mohlsdorfer Chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · · Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf · Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

22 23

wir hören schon das bekannte monotone Motorenbrummen am trüben Himmel. Bombengeschwader ziehen über uns. Plötzlich ein nicht vertrautes Fauchen und Rauschen und kurz darauf der Beginn eines ohrenbetäubenden Krachens. Ich sehe noch, wie Bomben aus den dichthängenden Wolken hervorstoßen, dann werfe ich mich in den nassen Straßengraben neben dem Zaun an der Spornburg.Wir Schüler ducken uns zusammen und machen uns ganz klein. Um uns ist die Hölle. Fensterscheiben bersten. Erde und Steine rieseln herab. Dann Stille. Wie versteinert blicken wir um uns. Die feuchten Wiesen des Aubachgrundes sind aufgerissen. Vielleicht 100 Bombentrichter oder mehr haben die Wiesen in eine Mondlandschaft verwandelt. Überall riesige Krater und wir mittendrin. Der nächste Einschlag war auf der anderen Straßenseite, nur etwa 20 m entfernt. Wortlos eilen wir weiter nach Hause. Auf der langen Geraden vor Mohlsdorf ist die Straße durch mehrere Bombeneinschläge aufgerissen. Eine Frau Weinhold kommt uns erregt entgegen. „Habt ihr unsere Kinder gesehen, sie wollten hier im Wald spielen?“ In Mohlsdorf sehe ich, die Turnhalle ist zerstört. Menschen rufen sich zu: die Schule ist weg, auch am Klein'schen Haus ist etwas passiert. Vor Reudnitz sei die Weberei in Trümmern und die Straße am Berg aufgerissen. Zu Hause kommen mir Nachbarsfrauen ganz aufgelöst entgegen: „Deine Mutti ist zum Haardtberg gerannt, dort muß bei deiner Tante etwas Fürchterliches passiert sein.“ Dann stehe ich vor einem Berg von Trümmern. Meine Mutti nahm mich kurz in die Arme und schickte mich nach Hause zu meiner kleinen Schwester. Meine Mutti wühlte aber mit den ersten Helfern weiter mit bloßen Händen in dem Berg von Lehm, Holz und Steinen. „Sie müssen doch noch leben“, waren ihre Worte unter Tränen und Entsetzen.

Krieg kann verdammt grausam sein: Am Nachmittag hat man meine Tante Elly Seifert gefunden. Tot. Sie hat sich, als das Inferno losbrach, wahrscheinlich noch über den Stubenwagen ihres kleinen Kindes geworfen, um es zu schützen. Das Kind - Frieder Seifert - hat so wie ein Wunder unverletzt überlebt.Die Mutter - Frau Pöhler - wurde ein oder zwei Tage später in den Trümmern tot gefunden.

bestätigt sich der Verdacht. „Von den 172 Einsätzen im vergangenen Jahr entpuppten sich vielleicht zwölf als Fehlalarm“, so West.

Erinnerungen von Friedrich Knorr

Es war der 6. Februar 1945 gegen 10.35 Uhr als der Bombenangriff auf Mohlsdorf erfolgte. 1945 hat es schon geheißen, das der Angriff den in Greiz angesiedelten Kregorflugzeugwerken gelten sollte, aber auf Grund der Wetterlage der Kirchturm von Mohlsdorf mit der Kirche in Pohlitz verwechselt wurde. Wenn man die Abwurfstellen der 146 Sprengbomben mit den Greizer Stadtplan vergleicht ist die Annahme wahrscheinlich.Dieser Angriff zerstörte 5 Häuser und 13 Personen, 7 Frauen und 6 Männer (davon eine Umsiedlerin und zwei Arbeiter der Deutschen Eisenwerke) wurden getötet.Bei den zerstörten Häusern war die Turnhalle auf dem jetzigen Gemeindeplatz und die „Neue Schule“ mit zu beklagen.

Nur ein Bombensplitter vom Haardtberg ??

Erinnerungen von Hubert Risch

Es ist der 06.02.1945. Ich bin 11 Jahre. Meine Schule ist das Gymnasium, die Bismarckschule in Greiz. Am Vormittag heulen wieder die Sirenen. Voralarm. Nichts wie raus aus dieser Stadt! Sonst mußten wir in die engen und überfüllten Schutzkeller. Aubachtal habe ich mit meinem Rad schon hinter mir. Wieder heulen die Sirenen auf. Hauptalarm. Am letzten Berg vor Mohlsdorf treffe ich noch Schulkameraden. Gemeinsam eilen wir nach Hause, denn

Page 28: Mohlsdorfer Chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · · Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf · Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

24 25

Zeitzeugenbericht von Ursel Franz geb. 03.10.1932

Die Sirene auf dem Schulgebäude „verkündete“ in der elften Stunde Voralarm. Wir Kinder werden nach Hause geschickt. Inge und ich gehen in den Wald um Holz zu sammeln. „Bei dem trüben Wetter kommen heute keine Flieger“, so meinten wir. Im Wald angekommen teilte mich mein Bruder Rudolf mit Siegfried Weinhold auf. Wir vier unterhalten uns, auf einmal Fliegergebrumm. Wir Kinder reden von Bomben und Sterben. Siegfried sagte: „ich habe keine Angst vorm Sterben“, und in diesem Moment hörten wir es klicken. Mein Bruder schreit: „hinlegen“ und schon passierte es. Ein halb 12 blieben die Uhren stehen. Als wir aufstanden und den Dreck von den Jacken geschüttelt hatten sah ich im Rauch meinen Bruder stehen. Er rief „Ursel ich lebe“. Inge und ich suchten uns einen Weg durch rumliegende und hochgeschleuderte Bäume zur Straße. Da lag Siegfried mit seiner roten Strickmütze, hatte eine Kopfverletzung und war tot. Wir rannten zurück an Bombentrichtern vorbei zu den Eisenbahnschienen. Die standen teilweise kerzengerade in die Höhe. Wir liefen an der Eisenbahnstrecke lang und ich kletterte am Steinbruch herunter ins Schubertsche Grundstück, wir wohnten in der Villa. Inge lief weiter die Schienen entlang und ging den Pampelschen Berg runter zur Wohnung.Im Dorf war mehr passiert. Es gab 16 Tote, die meisten im Kleins Haus. Dort buddelten wir mit den Händen – wurden dann aber weggeschickt. Gerlinde, unsere Schulfreundin wurde gefunden und trägt noch heute die Spuren des 6. Februars an ihren Körper.In unsere schöne Schule sauste eine Bombe und die Hälfte des Hauses war weg. Frau Michel, das Ehepaar war Hausmeister, stand oben auf ihren Besen gestützt und schaute in die Tiefe. Auf dem Haardtberg wurde Pöhlers Haus getroffen, da überlebte der kleine Frieder weil sich seine Mutter über ihn gelegt hatte. Die meisten Bomben fielen wohl von der Greizer Straße hoch bis kurz vor dem Kohlberg. Hinten „Schwanz“ gab es auch Einschläge. Ich weiß nicht nach wie viel Tagen nahmen wir auf dem Sportplatz, die Turnhalle war auch zerstört und das Ehepaar Sporn hatte keine Bleibe, Abschied von unseren Toten.

Tage später war die makabre Totenfeier auf dem Platz vor der zerstörten Turnhalle. Auch der kleine Junge, den die Frau Weinhold gesucht hatte, lag in einem der Särge, die mit Hakenkreuzfahnen bedeckt und zum Appell auf dem Platz aufgereiht waren.Der kleine Junge wurde durch einen Bombensplitter im Kopf getötet. - Nur ein Bombensplitter!

Aufgeschrieben Von Hubert Risch im September 2000

Bombardierung 1945 in Mohlsdorf

Noch kein Schulkind, erlebte ich die letzten Kriegstage in der Hauptstraße - Adolf-Hitler-Str. - Hauptstr. - Straße der Einheit Nr. 28. Meist wurde Sirenenalarm gegeben, wenn sich Bombenabwürfe ankündigten. Aber damals, ich weiß nicht den Monat, nur das Jahr 1945, meine Mutter, mein Bruder und ich saßen in der Wohnküche, wurde es dunkel, lautes Geheule, gleichzeitig Alarm und, meine Mutter konnte sich noch auf uns Kinder werfen, flogen die Fensterscheiben ein, und herein kamen Teller, Tassen, Töpfe. Eine ungeheure Druckwelle der Bomben, die, drei Häuser weiter, diese zerstörten, nämlich das Baugeschäft Klein und unsere Schule, wo noch ein Tag vorher meine Mutter mithalf, die Strohsäcke zu stopfen für die Flüchtlinge, die kommen sollten. Nach dem ersten Schock flüchteten wir in unseren Keller, der als sehr sicher galt. Aber dann kamen erst meine Ängste, die ich nie mehr verlor, solange ich in dieser Wohnung lebte. Die Verwundeten von Mohlsdorf wurden in unseren Keller gebracht. Die Räume waren stickig, den Geruch der Verletzten wurde ich nie mehr los und das Wimmern erdrückte eine kleine Kinderseele. Ich betete, ich wollte ein Englein im Himmel werden. Die Erde war für ein fünfjähriges Kind nicht mehr lebenswert. Bis zu meinem zwölften Lebensjahr wohnten wir in der Nr. 28, bis dahin ging ich nie allein in den Keller, möglichst gar nicht, der Geruch an die Bombennacht verlor sich nie.

Waltraud Friederike Rauh

Page 29: Mohlsdorfer Chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · · Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf · Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

24 25

Zeitzeugenbericht von Ursel Franz geb. 03.10.1932

Die Sirene auf dem Schulgebäude „verkündete“ in der elften Stunde Voralarm. Wir Kinder werden nach Hause geschickt. Inge und ich gehen in den Wald um Holz zu sammeln. „Bei dem trüben Wetter kommen heute keine Flieger“, so meinten wir. Im Wald angekommen teilte mich mein Bruder Rudolf mit Siegfried Weinhold auf. Wir vier unterhalten uns, auf einmal Fliegergebrumm. Wir Kinder reden von Bomben und Sterben. Siegfried sagte: „ich habe keine Angst vorm Sterben“, und in diesem Moment hörten wir es klicken. Mein Bruder schreit: „hinlegen“ und schon passierte es. Ein halb 12 blieben die Uhren stehen. Als wir aufstanden und den Dreck von den Jacken geschüttelt hatten sah ich im Rauch meinen Bruder stehen. Er rief „Ursel ich lebe“. Inge und ich suchten uns einen Weg durch rumliegende und hochgeschleuderte Bäume zur Straße. Da lag Siegfried mit seiner roten Strickmütze, hatte eine Kopfverletzung und war tot. Wir rannten zurück an Bombentrichtern vorbei zu den Eisenbahnschienen. Die standen teilweise kerzengerade in die Höhe. Wir liefen an der Eisenbahnstrecke lang und ich kletterte am Steinbruch herunter ins Schubertsche Grundstück, wir wohnten in der Villa. Inge lief weiter die Schienen entlang und ging den Pampelschen Berg runter zur Wohnung.Im Dorf war mehr passiert. Es gab 16 Tote, die meisten im Kleins Haus. Dort buddelten wir mit den Händen – wurden dann aber weggeschickt. Gerlinde, unsere Schulfreundin wurde gefunden und trägt noch heute die Spuren des 6. Februars an ihren Körper.In unsere schöne Schule sauste eine Bombe und die Hälfte des Hauses war weg. Frau Michel, das Ehepaar war Hausmeister, stand oben auf ihren Besen gestützt und schaute in die Tiefe. Auf dem Haardtberg wurde Pöhlers Haus getroffen, da überlebte der kleine Frieder weil sich seine Mutter über ihn gelegt hatte. Die meisten Bomben fielen wohl von der Greizer Straße hoch bis kurz vor dem Kohlberg. Hinten „Schwanz“ gab es auch Einschläge. Ich weiß nicht nach wie viel Tagen nahmen wir auf dem Sportplatz, die Turnhalle war auch zerstört und das Ehepaar Sporn hatte keine Bleibe, Abschied von unseren Toten.

Tage später war die makabre Totenfeier auf dem Platz vor der zerstörten Turnhalle. Auch der kleine Junge, den die Frau Weinhold gesucht hatte, lag in einem der Särge, die mit Hakenkreuzfahnen bedeckt und zum Appell auf dem Platz aufgereiht waren.Der kleine Junge wurde durch einen Bombensplitter im Kopf getötet. - Nur ein Bombensplitter!

Aufgeschrieben Von Hubert Risch im September 2000

Bombardierung 1945 in Mohlsdorf

Noch kein Schulkind, erlebte ich die letzten Kriegstage in der Hauptstraße - Adolf-Hitler-Str. - Hauptstr. - Straße der Einheit Nr. 28. Meist wurde Sirenenalarm gegeben, wenn sich Bombenabwürfe ankündigten. Aber damals, ich weiß nicht den Monat, nur das Jahr 1945, meine Mutter, mein Bruder und ich saßen in der Wohnküche, wurde es dunkel, lautes Geheule, gleichzeitig Alarm und, meine Mutter konnte sich noch auf uns Kinder werfen, flogen die Fensterscheiben ein, und herein kamen Teller, Tassen, Töpfe. Eine ungeheure Druckwelle der Bomben, die, drei Häuser weiter, diese zerstörten, nämlich das Baugeschäft Klein und unsere Schule, wo noch ein Tag vorher meine Mutter mithalf, die Strohsäcke zu stopfen für die Flüchtlinge, die kommen sollten. Nach dem ersten Schock flüchteten wir in unseren Keller, der als sehr sicher galt. Aber dann kamen erst meine Ängste, die ich nie mehr verlor, solange ich in dieser Wohnung lebte. Die Verwundeten von Mohlsdorf wurden in unseren Keller gebracht. Die Räume waren stickig, den Geruch der Verletzten wurde ich nie mehr los und das Wimmern erdrückte eine kleine Kinderseele. Ich betete, ich wollte ein Englein im Himmel werden. Die Erde war für ein fünfjähriges Kind nicht mehr lebenswert. Bis zu meinem zwölften Lebensjahr wohnten wir in der Nr. 28, bis dahin ging ich nie allein in den Keller, möglichst gar nicht, der Geruch an die Bombennacht verlor sich nie.

Waltraud Friederike Rauh

Page 30: Mohlsdorfer Chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · · Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf · Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

26 27

Was aber das größte Glück war bei dem Bombenangriff, ein um 6,00 Uhr bereitstehender 500 Meter langer Lazarettzug, der gerade in den Bahnhof ging und den Greiz nicht abgenommen hatte, wurde um 8,30 aber doch noch nach Greiz gefahren. Dort wurde er vorsorglich geteilt und in den Hainbergtunnel und dem Schloßbertunnel sicher abgestellt. Den Lazarettzug hätte es voll getroffen, wenn er nicht noch rechtzeitig abgerufen worden wäre. Um 8.00 Uhr fuhr noch ein planmäßiger Postzug nach Greiz.

Der Mohlsdorfer Bahnhof war ungefähr dreißig Meter von dem Güterboden getrennt und bis zu mir waren es etwa vierzig Meter vom Einschlag entfernt. Im Bahnhof waren alle Fenster kaputt. Verletzt wurde aber Niemand. Im Bahnhof war ein Splitterschutzbunker für zwei Mann vorhanden und die anderen zwei haben sich in den Keller geflüchtet. Zwei oder drei Bomben haben nicht gezündet. Wie es aber damals war, kamen sofort Fremdarbeiter mit Bewachung, die die Bomben entschärfen mussten. Danach kam eine große Rotte von mindesten zwanzig russischen Gefangenen, die die Gleise und Anlagen wieder herrichteten. Am Nachmittag fuhr der erste Zug wieder.Hilfe ist sofort geholt worden, da das Posttelefon noch funktionierte. Das Bahntelefon war im Bereich des Bahnhofes Richtung Greiz ausgefallen. Aber ab den Weichenposten in Richtung Neumark hatte man Verbindung. Von hier aus wurde auch die Hilfe für die Bahn organisiert.

Aufgenommen am 26. 06. 2013

Zeitzeugenbericht von Gerhard Gündel geb. 02.10.1929

Bombenabwurf auf dem Bahnhof Mohlsdorf

Es war kein Alarm mehr. Ein Brummen der Flugzeuge füllte aber den Himmel. Wir waren auf der Laderampe vorn am Übergang und haben Bleche für die Firma Spaleck abgeladen. Da kam der damalige Bahnhofsvorsteher Obersekretär Otto Schreiber, er war lange Feldeisenbahner in Polen und Russland, und sagte: „ E, kommt lieber rein, das gefällt mir gar nicht.“ Wir sind in den Bahnhof gegangen und haben gefrühstückt. Nach kurzer Pause bin ich mit dem zweiten Lehrling aber wieder hinaus. In dem Moment wo ich zwischen der Überdachung mit dem zweiten Stellwerk und dem gegenüber-liegenden Glockenläutwerk mich befand, hörte ich ein Pfeifen. Ich sah wie am Mühlberg, die Sicht war zu dieser Zeit noch nicht zugewachsen, die ersten Bomben fallen. Ich bin sofort zwischen den Gartenzaun und dem Glockenläutwerk, einer Holzkonstruktion von einen mal einen Meter mit einer oben befestigten Glocke mit der die ankommenden und abfahrenden Züge signalisiert wurden, gekrochen und der Alex Koyten ist in den Außenabort gerannt. Dann kamen aber auch sofort die Bomben. Die erste hatte den neuen Güterboden getroffen. In ihn war eine neue Weiche für das Anschlussgleis der Firma Otto & Vaupel und die dazugehörenden Schienen gelagert. Die fünfzehn Meter langen Anschlussschienen hat es durch den Luftdruck in die Höhe geschleudert. Sie staken wie Streichhölzer dann im zweiten Gleis fünfzehn Meter hoch. Der Luftdruck der Explosition ist aber zum Glück hoch in Richtung der Felder vom Bauer Hupfer. Alles von den Güterboden, den Bombenkrater, den Schwellen und sonstigen Getroffenen hat es hoch an die Böschung und auf das Feld geschleudert. An das Glockenhaus, wo ich dahinter stak, ist ein riesiger Bombensplitter geknallt ohne mir Schaden zuzufügen. Weitere sieben bis neun Bomben sind noch bis weit über den Bahnübergang gefallen. Weiter Bomben sind dann noch auf die Gleise im Pfarrwald und in den Wald selber gefallen. In dem Wald wurde auch der Jugendliche Weinhold getroffen. B

ahnhofs

traß

e

Bahnhofw

eg

12

3

78

4

5

6

1 Bashnhofsgebäude2 Außenabort 3 Güterboden4 Wage5 Laderampe6 Überdachung7 - 8 Läutwerk

1

2 34 5

6

7

1

2 7bis

Haupttreffer

weitere Bombentreffer

1

23

Gleis 1 bis 3 Bahnhof um 1945vereinfachte Darstellung

N

Plan des Bahnhofes um 1945 (Vereinfachte Darstellung GR)

Page 31: Mohlsdorfer Chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · · Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf · Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

26 27

Was aber das größte Glück war bei dem Bombenangriff, ein um 6,00 Uhr bereitstehender 500 Meter langer Lazarettzug, der gerade in den Bahnhof ging und den Greiz nicht abgenommen hatte, wurde um 8,30 aber doch noch nach Greiz gefahren. Dort wurde er vorsorglich geteilt und in den Hainbergtunnel und dem Schloßbertunnel sicher abgestellt. Den Lazarettzug hätte es voll getroffen, wenn er nicht noch rechtzeitig abgerufen worden wäre. Um 8.00 Uhr fuhr noch ein planmäßiger Postzug nach Greiz.

Der Mohlsdorfer Bahnhof war ungefähr dreißig Meter von dem Güterboden getrennt und bis zu mir waren es etwa vierzig Meter vom Einschlag entfernt. Im Bahnhof waren alle Fenster kaputt. Verletzt wurde aber Niemand. Im Bahnhof war ein Splitterschutzbunker für zwei Mann vorhanden und die anderen zwei haben sich in den Keller geflüchtet. Zwei oder drei Bomben haben nicht gezündet. Wie es aber damals war, kamen sofort Fremdarbeiter mit Bewachung, die die Bomben entschärfen mussten. Danach kam eine große Rotte von mindesten zwanzig russischen Gefangenen, die die Gleise und Anlagen wieder herrichteten. Am Nachmittag fuhr der erste Zug wieder.Hilfe ist sofort geholt worden, da das Posttelefon noch funktionierte. Das Bahntelefon war im Bereich des Bahnhofes Richtung Greiz ausgefallen. Aber ab den Weichenposten in Richtung Neumark hatte man Verbindung. Von hier aus wurde auch die Hilfe für die Bahn organisiert.

Aufgenommen am 26. 06. 2013

Zeitzeugenbericht von Gerhard Gündel geb. 02.10.1929

Bombenabwurf auf dem Bahnhof Mohlsdorf

Es war kein Alarm mehr. Ein Brummen der Flugzeuge füllte aber den Himmel. Wir waren auf der Laderampe vorn am Übergang und haben Bleche für die Firma Spaleck abgeladen. Da kam der damalige Bahnhofsvorsteher Obersekretär Otto Schreiber, er war lange Feldeisenbahner in Polen und Russland, und sagte: „ E, kommt lieber rein, das gefällt mir gar nicht.“ Wir sind in den Bahnhof gegangen und haben gefrühstückt. Nach kurzer Pause bin ich mit dem zweiten Lehrling aber wieder hinaus. In dem Moment wo ich zwischen der Überdachung mit dem zweiten Stellwerk und dem gegenüber-liegenden Glockenläutwerk mich befand, hörte ich ein Pfeifen. Ich sah wie am Mühlberg, die Sicht war zu dieser Zeit noch nicht zugewachsen, die ersten Bomben fallen. Ich bin sofort zwischen den Gartenzaun und dem Glockenläutwerk, einer Holzkonstruktion von einen mal einen Meter mit einer oben befestigten Glocke mit der die ankommenden und abfahrenden Züge signalisiert wurden, gekrochen und der Alex Koyten ist in den Außenabort gerannt. Dann kamen aber auch sofort die Bomben. Die erste hatte den neuen Güterboden getroffen. In ihn war eine neue Weiche für das Anschlussgleis der Firma Otto & Vaupel und die dazugehörenden Schienen gelagert. Die fünfzehn Meter langen Anschlussschienen hat es durch den Luftdruck in die Höhe geschleudert. Sie staken wie Streichhölzer dann im zweiten Gleis fünfzehn Meter hoch. Der Luftdruck der Explosition ist aber zum Glück hoch in Richtung der Felder vom Bauer Hupfer. Alles von den Güterboden, den Bombenkrater, den Schwellen und sonstigen Getroffenen hat es hoch an die Böschung und auf das Feld geschleudert. An das Glockenhaus, wo ich dahinter stak, ist ein riesiger Bombensplitter geknallt ohne mir Schaden zuzufügen. Weitere sieben bis neun Bomben sind noch bis weit über den Bahnübergang gefallen. Weiter Bomben sind dann noch auf die Gleise im Pfarrwald und in den Wald selber gefallen. In dem Wald wurde auch der Jugendliche Weinhold getroffen. B

ahnhofs

traß

e

Bahnhofw

eg

12

3

78

4

5

6

1 Bashnhofsgebäude2 Außenabort 3 Güterboden4 Wage5 Laderampe6 Überdachung7 - 8 Läutwerk

1

2 34 5

6

7

1

2 7bis

Haupttreffer

weitere Bombentreffer

1

23

Gleis 1 bis 3 Bahnhof um 1945vereinfachte Darstellung

N

Plan des Bahnhofes um 1945 (Vereinfachte Darstellung GR)

Page 32: Mohlsdorfer Chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · · Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf · Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

28 29

Zeitzeugen R. Heinze

Zu dem Bombentreffer auf dem Haardtberg

Sie bezieht sich auf die Schilderung ihrer Familie, da sie 1945 noch in Reudnitz lebte.Das auf der anderen Straßenseite der beiden zerstörten Häuser Pöhler und Neudeck stehende Haus, hat durch die durch die Macht der Bomben herumfliegenden Trümmer größere Schäden am Dach genommen. Die am Hauseingang des getroffenen Haus gewesenen Treppenstufen wurden durch die Luft gewirbelt und richteten weiteren Schaden am Haus an. Sämtliche Fensterscheiben waren zerborsten. Die Zimmer mit der gesamten Einrichtung waren durch Rauch, Staub und Schutt total verwüstet. Bei der sofort eingeleiteten Reparatur der Fensterscheiben musste aus Mangel an Glas die Scheiben zusammengesetzt werden. Dazu verwendete der Glasermeister sogenannte Nutleisten die zwischen den einzelnen Scheiben gesetzt wurden. Ein Teil der Fensterscheiben wurden auch vorübergehend mit Pappe abgedichtet.

Bombentrichter

Rechts des Aubaches unmittelbar am letzten Ende des Mühlberges, befanden sich im gleichmäßigen Abstand drei Bombentrichter. Man konnte fast annehmen, dass sie gewollt angelegt waren.In kurzer Zeit füllten sie sich mit dem Grundwasser der Auenwiese und das Leben zog in ihnen ein.Die Pflanzen an den Ufern entwickelten sich prächtig. Durch die Vögel und andere Tiere wurden auch Samen von Schilf und Kalmuspflanzen in die kleinen, sich entwickelnden Biotope gebracht, die sich recht gut entwickelten.Einige Goldfische wurden durch Menschen entsorgt und fanden hier ein neues Zuhause. Frösche und Libellen zogen nach hier um und erfüllten die kleinen Teiche mit neuem Leben.

Als Kinder beobachteten wir bei unseren Streifzügen zu jeder Jahreszeit die Tiere und Pflanzen.Kaulquappen, die erste Entwicklungsstufe der Frösche fingen wir in Gläsern ein und beobachteten deren Entwicklung. Die bunt-schillernden Libellen, die wie Hubschrauber die einzelnen Pflanzen ansteuerten, waren immer wieder ein Erlebnis.Später wurden diese Bombentrichter – „Goldfischteiche „ wie wir sie nannten, wieder verfüllt, so dass nur noch die Erinnerung daran zurückbleibt.

Page 33: Mohlsdorfer Chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · · Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf · Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

28 29

Zeitzeugen R. Heinze

Zu dem Bombentreffer auf dem Haardtberg

Sie bezieht sich auf die Schilderung ihrer Familie, da sie 1945 noch in Reudnitz lebte.Das auf der anderen Straßenseite der beiden zerstörten Häuser Pöhler und Neudeck stehende Haus, hat durch die durch die Macht der Bomben herumfliegenden Trümmer größere Schäden am Dach genommen. Die am Hauseingang des getroffenen Haus gewesenen Treppenstufen wurden durch die Luft gewirbelt und richteten weiteren Schaden am Haus an. Sämtliche Fensterscheiben waren zerborsten. Die Zimmer mit der gesamten Einrichtung waren durch Rauch, Staub und Schutt total verwüstet. Bei der sofort eingeleiteten Reparatur der Fensterscheiben musste aus Mangel an Glas die Scheiben zusammengesetzt werden. Dazu verwendete der Glasermeister sogenannte Nutleisten die zwischen den einzelnen Scheiben gesetzt wurden. Ein Teil der Fensterscheiben wurden auch vorübergehend mit Pappe abgedichtet.

Bombentrichter

Rechts des Aubaches unmittelbar am letzten Ende des Mühlberges, befanden sich im gleichmäßigen Abstand drei Bombentrichter. Man konnte fast annehmen, dass sie gewollt angelegt waren.In kurzer Zeit füllten sie sich mit dem Grundwasser der Auenwiese und das Leben zog in ihnen ein.Die Pflanzen an den Ufern entwickelten sich prächtig. Durch die Vögel und andere Tiere wurden auch Samen von Schilf und Kalmuspflanzen in die kleinen, sich entwickelnden Biotope gebracht, die sich recht gut entwickelten.Einige Goldfische wurden durch Menschen entsorgt und fanden hier ein neues Zuhause. Frösche und Libellen zogen nach hier um und erfüllten die kleinen Teiche mit neuem Leben.

Als Kinder beobachteten wir bei unseren Streifzügen zu jeder Jahreszeit die Tiere und Pflanzen.Kaulquappen, die erste Entwicklungsstufe der Frösche fingen wir in Gläsern ein und beobachteten deren Entwicklung. Die bunt-schillernden Libellen, die wie Hubschrauber die einzelnen Pflanzen ansteuerten, waren immer wieder ein Erlebnis.Später wurden diese Bombentrichter – „Goldfischteiche „ wie wir sie nannten, wieder verfüllt, so dass nur noch die Erinnerung daran zurückbleibt.

Page 34: Mohlsdorfer Chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · · Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf · Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

30 31

Page 35: Mohlsdorfer Chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · · Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf · Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

30 31

Page 36: Mohlsdorfer Chronikhgv.mohlsdorf.de/wp-content/uploads/05-veroeffentl/02... · 2018. 2. 22. · · Protokollbuch der Gemeinde Mohlsdorf · Foto: Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

32 31