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Musical Fidelity AMS 35i Rer 7500 Euro teure AMS lJ35i ist ein echtes Verstär- ker-Dickschiff mit einem statt- lichen Gewicht von beinahe 30 Kilogramm.Bei diesem Format erwartet der HiFi-Enthusiast eigentlich Ausgangsleistungs- werte im zwei- oder gar drei- stelligen Bereich.Weit gefehlt, dennMusical Fidelity attestiert dem schwergewichtigen Briten gerade mal 2 x 35 Watt an 8 Ohm bei einer Leistungsauf- nahme aus dem Lichtnetz von konstant330 Watt. Diese eher mäßige Leistungs- ausbeute ,,riecht" ganz gewaltig nach Class-A-Betrieb (siehe den Kasten auf Seite23). Und richtig: So ist derAMS 35i der erste echte Nachfolger des schon bald legendären Musical Fidelity A 1000ausden frühen 1990er-Jahren, deresmit einem externen Netzteil und 16 Leis- tungstransistoren auf 2 x 50 Watt reine Class-A-Leistung gebracht hat. Dem Betrachterpräsentiert sich derAMS 35i im zeitlosen, schon beinahe minimalistisch anmutenden Outflt, dasmit sei- ner aufgeräumten Frontplatte vom Musikhören definitiv nicht ablenkt.Das massive Ganzme tallgehäuse glänztnicht nur mit hervorragender Verarbeitung, sondem ist auch für die Ewig- keit gebaut und stabil wie ein Panzerschrank. Für den Transportsind dem Musical Fidelity rutschfeste Si- cherheitshandschuhe beigelegt. Gut so,dennZupacken heißtes an den fein geriffelten Kühlkör- pem. Und die liegennicht ohne Grundan den seitlichen Außen- flächen, schließlichmüssen sie im Betriebannähemd 300 Watt an elektrischer Verlustleistung abführen. So liegt denndie über die Kühlköryer abgegebene Temperatur im Mittel um etwa 35 Grad höher als die aktuelle Umgebungstemperatur, was al- lerdings einige Stunden in An- Kraft und Fülle Im Hörtestkonntensich die Ju- roren für den britischen Heiß- spom denn auchrichtig erw?ir- men: Begeistemd amAMS 35i war die enorme, innere Span- nung, die er der Musik verlieh. Er spielte perfekt geerdet und schöpfte dabeirichtig ausdem Vollen, ohne kraftmeierisch draufloszu schieben. Im Vergleich zu ihm ver- suchte es derAccuphase E-460 (Test in stereoplay 12/12, ab Seite14) dagegen einenHauch chai'manter: Er schien bei Jo- hannStrauss' ,,An der schönen, blauen Donau" ein wenig ,,be- Streng genommen vereinigt derAMS35izweiMonoblöcke plus Vorstufe in einem Gehäuse, da jede Endverstärker-Baugruppe auseinem jeweils eigenen Netztransformator samtGleichrich- ter- und Siebelko-Kreis gespeist wird.Die Vorstufe erhielt dabei eine eigene Trafowicklung. DieKühlkörper weisen einspezielles Rillenprofil auf,was ihre aktive Fläche erheblich vergrößert. 22 ars stereaptay.de

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Musical Fidelity AMS 35iRer 7500 Euro teure AMSlJ35i ist ein echtes Verstär-

ker-Dickschiff mit einem statt-lichen Gewicht von beinahe 30Kilogramm. Bei diesem Formaterwartet der HiFi-Enthusiast

eigentlich Ausgangsleistungs-

werte im zwei- oder gar drei-stelligen Bereich. Weit gefehlt,

denn Musical Fidelity attestiertdem schwergewichtigen Britengerade mal 2 x 35 Watt an 8Ohm bei einer Leistungsauf-

nahme aus dem Lichtnetz vonkonstant 330 Watt.

Diese eher mäßige Leistungs-ausbeute ,,riecht" ganz gewaltig

nach Class-A-Betrieb (siehe

den Kasten auf Seite 23). Undrichtig: So ist derAMS 35i der

erste echte Nachfolger desschon bald legendären MusicalFidelity A 1000 aus den frühen

1990er-Jahren, der es mit einemexternen Netzteil und 16 Leis-tungstransistoren auf 2 x 50Watt reine Class-A-Leistunggebracht hat.

Dem Betrachter präsentiert

sich derAMS 35i im zeitlosen,

schon beinahe minimalistischanmutenden Outflt, das mit sei-ner aufgeräumten Frontplattevom Musikhören definitiv nichtablenkt. Das massive Ganzmetallgehäuse glänzt nicht nur mit

hervorragender Verarbeitung,sondem ist auch für die Ewig-keit gebaut und stabil wie einPanzerschrank.

Für den Transport sind demMusical Fidelity rutschfeste Si-

cherheitshandschuhe beigelegt.

Gut so, denn Zupacken heißt esan den fein geriffelten Kühlkör-pem. Und die liegen nicht ohne

Grund an den seitlichen Außen-

flächen, schließlich müssen sieim Betrieb annähemd 300 Wattan elektrischer Verlustleistungabführen. So liegt denn die überdie Kühlköryer abgegebene

Temperatur im Mittel um etwa

35 Grad höher als die aktuelle

Umgebungstemperatur, was al-lerdings einige Stunden in An-

Kraft und Fülle

Im Hörtest konnten sich die Ju-

roren für den britischen Heiß-

spom denn auch richtig erw?ir-men: Begeistemd amAMS 35iwar die enorme, innere Span-nung, die er der Musik verlieh.Er spielte perfekt geerdet undschöpfte dabei richtig aus dem

Vollen, ohne kraftmeierisch

drauflos zu schieben.Im Vergleich zu ihm ver-

suchte es derAccuphase E-460(Test in stereoplay 12/12, abSeite 14) dagegen einen Hauch

chai'manter: Er schien bei Jo-

hann Strauss' ,,An der schönen,

blauen Donau" ein wenig ,,be-

Streng genommen vereinigt der AMS 35i zwei Monoblöcke plus

Vorstufe in einem Gehäuse, da jede Endverstärker-Baugruppe

aus einem jeweils eigenen Netztransformator samt Gleichrich-ter- und Siebelko-Kreis gespeist wird. Die Vorstufe erhielt dabei

eine eigene Trafowicklung. Die Kühlkörper weisen ein speziellesRillenprofil auf, was ihre aktive Fläche erheblich vergrößert.

22 ars stereaptay.de

Als eher puristische Hörmaschine ausgelegt, bietet der AMS 35i ein übersichtliches Anschlussfeld - das

aber von sehr hoher, mechanischer Qualität. Bis zu lünf Hochpegelquellen können an ihn andocken, eine

davon elektronisch symmetriert per XLR-Buchse. Zum Anschluss weiterer Endstufen gibt's einen Pre Out.

schwingte/' drauflos zu spielen,

Der Musical Fidelity hingegengab sich hier einen Hauch stnn

genter, jedoch keinesfalls enger

und baute sein musikalisches

Zentrum ein wenig mehr aus

der tief'en Mitte heraus auf.Der AMS 35i konnte dabei

eine ungeheure Massivität ent-

wickeln. Er bestach zudem

durch enorme Randschärte, ab-

solute Sauberkeit auch in

f'einsten Dynamik-Regionenund seinen natürlich wohltem-perierten Klangfarbenreichtum.

Bei Streichern wirkte erjedoch

mitunter minimal weniger

schwelgerisch als der Accu-

phase. Der gab sich bei Beetho-

vens ,.Coriolan" Ouvertüre von

der stereoplay-Jubiläums-CD

,,Vinyl Classics Vol. l" ein

wenig leichtfüßiger, tonal etwasgebundener, konnte bei kom-

plexen Steicher-Arrangements

noch ungezwungener durchhö-

ren lassen, während der Musical

Fidelity hier eher zielstrebiger

vorging. Alles in allem zeigte

sich der Accuphase eine Spur

harmonischer mit dem ge-

schmeidigeren Bouquet, wäh-

rend der AMS 35i in die strin-

gentere, autoritärere, aber auch

substanziellere Richtung ten-

olerte.

Auch an der B&W 802 Dia-

mond zeigte der Musical Fide-

lity ein wenig mehr Fleisch,

während der Accuphase etwas

mittiger, aber hier denn auch

äußerst vielschichtig spielte.

Insgesamt schien der AMS 35i

allerdings fast noch ein wenig

ehrlicher, weniger auf audiophilgeffimmt. Darum entschieden

die Juroren auf Gleichstand.

Jürgen Schröder a

Pure Class A: Verzerrungen wegschmelzen

Der AIV1S 35i zählt zu denweltweit ganz wenigenVerstärkern mit reinrassigerClass-A-Arbeitsweise. Dasbedeutet, dass unabhängigvom Lastwiderstand odervon der Aussteuerung dieLeistungstransistorenbeider Signalhalbwellenstets in der Mitte ihresArbeitspunktes, alsodurchweg stromleitendeingestellt sind. Class-A-Verstärker kennen daherkeine Ubernahmeverzer-rungen in der Nähe desNul ldurchgangs, so wie s iebei anderen Verstärkerkon-

zepten praktischzwangsläufigauftauchen.Schaltungstech-nisch unlerschei-den sich Class-A-Verstärkernicht grundsätz-lich von ihrenClass-AB-Kollegen mitdeutlich geringeremRuhestrom.Allerdings müssen beiClass-A-Amps besondereVorkehrungen getroffenwerden, damit sie bei ihrerbeträchtlichen Wärmeent-wicklung thermisch nicht

,,weglaufen": BipolareTransistoren besitzennämlich einen positivenTem peraturkoef f izienten,was die eingestelltenRuheströme bei Erwär-mung des Verstärkerstendenzjell stetig ansteigenlassen würde.

Vedrieb: Reichmann AudiosystemeIe elan:0 77 28 / 10 64www'reichmann-audiosysteme,dewww.musicalf idelity,comAuslandsvertretungen siehe lniernet

l\raße: B: 48 x H: 15 x T: 42 cmGewicht :28,3 kg

Frequenzgänge

R€cht ausgedehnte, weitgehendlastunabhzingige Frcquenzgänge

KlirFAnalyse (k2 bis k5 vs. Lestung)

Exirem niedrige, prakt schlastunabhäng jge Verzerrungs-

! i . -

Stellt m ttlere Spannung zur VerfÜ-gung, aber gute Stromstärken undbleibt sehr stabilSinusleislung l kHz, k=10loana/4a: 36/67 WRauschabstand Line 94 dB

verbrauch siandby/Betrieb -/291 w

Klang

o 1 0 2 0 3 0 4 0 5 0 6 0 7 0Messwerte 10. I I T I T - " I

Praxis 6I I I I ' I

Werligkeit 10I I I I ' I - " I

Schwergewichtiger, mechanischvorbildlich verarbeiteter Vollver-stärker mit eher puristischem,geradl inigem Technikkonzept,der klangl ich dank echterClass-A-Arbeitsweise Kraft undFeinsinn auf höchstem Niveaumiteinander verbindet.

Klangabs. Spilzenklasse 59 Punkte

Gesamturteilsehr gut 85 Punlde

enn ich die Augen schließe und auf die vor mir spie-

lenden Instrumente zeige, auf den Dudelsack, die

E-Gitarre, einen Bass, das Tämburinundweitere, teils

ungewöhnliche Perkussionsinstrumente sowie einige exotische

Flöten, dann weise ich auch auf Bereiche hin, die deutlich über die

Strecke zwischen meinen Lautsprechern hinausgehen: Was fur ein

verschwenderisch in die Breite gehender Rauml Nun spielt diese

Produktion von Loreena McKennitt (>iThe Mask And The Mirror.<,

WEA) ganz bewusst damit, vor dem Hörer eine bisher unbekann-

te Welt auf akustische Weise zuöffnen, ja ihn da geradezu hinein-

zuziehen. Jedes Instrument und erst recht die Stimme von Lotee-

na McKennitt trägt den eigenen Hall wie einen Heiligenschein und

wirkt übergroß. Und trotzdem: So überzeugend wie hier habe ich

die CD, der man sicher vorwerfen kann, eine etwas süßliche At-

mosphäre zu erzergen, eine Ewigkeit nicht mehr gehört.

Ein breitflächig und tieffrequent eingesetzter Synthesizer sowie

ein Chor verleihen dem Klangbild zusätzliche Tiefe. Das gibt ihm

vollends die Ausmaße einer Halle, man fühlt sich formlich einge-

laden, in der so weit erscheinenden Musik herumzuwandeln. Be-

sonders schön finde ich, wie der I{ang von seinem Entstehungs-

punkt in scheinbar weiter Ferne auf einen zukommt, sich einem

geradezu entgegenzuwölben scheint - nicht aufdie etwas auftlring-

liche Art und Weise, die wir von "auf live< abgestimmter Elektro-

nik kennen, sondern recht nah an dem Eindruck, den man bei rea-

len Instrumenten in einem realen Raum erlebt. fa, ia, das klingt

jetzt a11es einwenig esoterisch, zurna\das Klangbeispiel einwenig,

nun ja, suspekt erscheinen muss, weil es auf Effekte setzt, die auf

Dauer etwas klebrig wirken. Aber dafür kann der Musical Fidelity

AMS 35i fa nichts. Der setzt nur um, was über ein HMS Gran Fina-

le |ubilee a1s Musiksignal vom Benchmark DAC ln seine XLR-Ein'

gänge strömt. Womit wir etwas ganz Wichtiges schonmal wissen:

Dieser große Class-A-Amp gibt Musik ungewöhnlich dreidimensio-

nal und räumlich wieder, und wir lassen dabei mal beiseite, dass

>räumlich< ein ziemlich problematischer Begriff ist, wenn es um

Test: Vol lverstärker Musical Fidel i ty AMS 35t

Class-A in Bestform: Musical Fidel i tys neuer

Vol lverstärker AMS 35i is t n icht nur im

übertragenen Sinne ein heißes Tei l .

V E R S T A R K E R

die Stereo-Wiedergabe geht. Ich zügle an dieser Stel-

le meine Begeisterung, um die I(urve zu ein paar

sachlichen Informationen zu kriegen...

Der Musical FidelityAMs 35i ist ein britischer Voll-

verstärker, der in ,reinem< Class-A-Betrieb, also mit

hohem Ruhestrom arbeitet, was denVorteil geringer

Übernahmeverzerrungen und den Nachteil einer

erheblichen Verlustwärme hat. Auf diese Weise kön-

nen die Transistoren dem Musiksignal besonders gut

folgen. Das ist wie auf der stark befahrenen A 4o im

Ruhrgebiet: Wer dort im Leerlauf auf der Beschleu-

nigungsspur steht, um sich einzufädeln, bekommt

Schwierigkeiten und wird tÜbernahmeverzerrun-

geno produzieren, weil er stark beschleunigen muss

und den fließenden Verkehr zum Bremsen undzu

Spurwechseln zwingt, wenn wir das Musiksignal

lelztmalmit dem Verkehr gleichsetzen. Aber wenn

man schonmal ordentlich in Fahrt ist, 1äuft a1les ganz

geschmeidig. Damit sind die Vorteile von Class-A

vergleichbar: Der Transistor ist schon gut in Fahrt.

Freilich lassen viele ihren Verstärker gleichsam stän-

dig mit laufendem Motor in der Garage stehen, was

vielleicht keine ganz so gute Idee wie das Prinzip

selbst ist. Der Stromverbrauch beträgt laut Herstel-

Ier 13o Watt im Drittelmix nach Euronorm. Einen

AMS 35i eingeschaltet zu lassen, ist also weder

ökonomisch noch ökologisch sinnvoll -und auch gar

nicht nötig. Schließlich hat der AMS 35i vorne links

einen Netzschalter. Da kann man ihn kurz vor dem

Musikhören einschalten. Das reicht vollkommen.

Der Netzstrom durchläuft im AMS 35i zunächst

eine Filterstufe und wird dann zwei großen tafos

zugefihrl. Separate Trafo -Windungen versorgen die

Vorstufensektion. Der Doppelmono-Aufbau setzt

sich in der weiteren Gerätearchitektur konsequent

fort. Für die Grundversorgung jeden Stereo-Kanals

stehen erhebliche Siebkapazitäten in Form von vrer

|amicon-Elkos ä ro.ooo Pikofarad zur Yerfagung,

die um weitere kleine Depots ergänzI werden. Vier

Sanken-Darlington-Transformatoren vom fyp

STDo3N sind je Seite an die mächtigen I(ühlkörper

des AMS 35i angeflanscht. Ach, die Technik...

Diesmal eine CD, die uns nichts vorgaukelt: Die

wundervolle Anne Sofie von Otter singt Lieder aus

Fest der S inne37

Labor-Report

Frequenzgang: Musical FidelityAlvlS 35i

Klirrspektrum: l\4usical FidelityAMS 35i

Störspektrum: lvlusical FidelityAN4S 35i

Musical Fidel i ty AMS 35i

Nennleistung BQ (1% THD) 32,7 WNennleistung 4c) (1%THD) 5BWKlirrfaktor (THD+N, 10W/4O) 0,0060 %lM-Verzerrungen (SlVlPlE, 5W/4c2) 0,005 %IM-Verzenungen(CClF,5W/4c)) 0,002o/oFremdspannung (20 kHz) -85,5d8

Geräuschspannung(A'bewertet) -BB,2dB

Obere Grenzfrequenz t3dB/ 10w) 111klzKanaldifferenz 0,07 dBFinnannc\^ / idpr ( t :nd 39 ,4 kO

DC-Ausgangs-Offset <0,5mVLeerlauf-Leistungsaufnahme 2B2W

l- ines muss man Antonv Michaelsont-l- lassen, bei Verstärkern hat er den Bo-

gen raus. Da sitzt im AMS 35i zum Bei-

spiel ein ganz ein{aches Motorpoti hinter

der dicken Frontplatte (siehe Bild rechts),

und doch ist die Kanaldifferenz auf dem

Niveau von Widerstandsnetzwerken.

Auch das Khrrspektrum - nur die ersten

beiden Harmonischen - ist schlichtweg

ideal. Und auch bei den lntermodulations-

verrerrunqen gibt sich der AMS35i keine

Blöße. Wenn die Leistung ausreicht, ist

das ein ganz feiner Vollverstärker" r

V E R S T A R K E R

der Barockzeit

(>Music for a while., DG). Die Aufnah-

me ist ausgesprochen intim, vor allembei

den drei Dowland-Liedern, die nur von

einem Lautenisten begleitet werden. Die

Mezzosopranistin hat ganz andere Inter-pretationsmöglichkeiten als Sting, der

sich zoo6 an Dowlandverhobenhat (DG)

und dessen Darbietung man schon nicht

mehr holzschnittartig, sondern höchstens

wie mit der IGttensäge gepflügtbeschrei-

ben kann. Anne Sofie von Otter nutzt je-

den Parameter, der beim Singen eine

Rolle spielt, um diesen tiefen Texten den

angemessenen Ausdruck zu geben. >ln

darkness let me dwell.. beginnt sie sehr

leise, als käme dieser Klagegesang aus

dem Nichts. Sie geht einige Töne anfangs

bewusst zutief an, was ihnen einen fle-

hend-verzweifelten Ausdruck gibt. Über

weite Strecken singt sie nahezu ohne Vi-

brato, wenn sie es dann aber einsetzt, oft

in Verbindung mit einem Lauterwerden

der Stimme, erzielt sie eine ungeheuer

eindringiiche Wirkung. In barocken In-

strumentalschulen wurde das Vibrato als,rBeben. bezeichnet - hier erlebt man,

dass dieser ja zumindest unte-rschwellig

auch eine emotionale Bedeutung tragen-

de Begriff die Sache viel besser trifft: Be-

ben vor Angst, Verzweiflung, Wut, Beben

als starkes musikalisches Ausdrucksmit-

te1. Warum mir das im

Zusammenhang mit dem

AMS 35i wichtig istl Weil

manche Verstärker - ge-

rade bei dieser Musik, die

man sich nicht intim ge-

nug denken kann - h ier

rummachen wie jener

singende Pop-Millionär

mit dem ungeschuiten

Bariton. Es gibt nicht vieie

Amps. welche die aller-

feinsten Interpretations-

entscheidungen beim

Singen - manchmal wirdja nur auf die Farbe eines

Vokals ein Schatten gelegt

oder dem Gesang ein

Hauch mehr Energie hin-

zugegeben - so akribisch nach-

zeichnen wie der AMS 35i. Er ist ein Seis-

mograph für jene Schwebungen, die

beim klassischen Gesang manchmal das

Umkippen von "himmelhoch-jauch-

zend< auf rzu Tode betrübt< einleiten.

Was fur ein Wunder an Transparenz!

Man sieht das dem kantigen Brocken

nicht unbedingt an. Ohnehin hatAntony

Michaeison seine Vorreiterrolle in punc-

to Design seit Jahren gründlich abgelegt.

Beim AMS 35i schlägt auch er die übliche

Materialschiacht, was in einer vertrauen-

erweckenden Gehäusestabilität und dem

Kampfgewicht von z8 Kilogramm mün-

det, aber fur jemanden, der einst eine

Design-Ikone wie den A r verantwortet

hat, auch eine ziemlich schwache Lei-

stung darstellt. Uncool, Mr. Michaelsonl

Fünf Blasinstrumente von der Flöte bis

zum Fagott spielen im Ma'alot Quintett -

eine wundervolle Palette kontrastreicher

ICangfarben. Über den AMS werden sie

mit der größten nur irgendwievorstellba-

ren Authentizität präsentiert. An dieser

Aufnahme von Harmoniemusiken nach

3B

RossiniOpern (MDG) stimmt einfach

alies: der deutlich wahrnehmbare >>na-

türliche< Raum; die Dynamik, mit der

sich der I{ang der Instrumente entfaltet;

die griffige Plastizität, mit der sie vor dem

Hörer erscheinen. Der AMS 35i überträgt

das wundervoll - ein idealer Verstärker

nicht nur fur Stimmen, sondern auch

fur akustische Instrumente.

Ein paar Täge später höre ich eine Auf-

nahme mit Quartetten von Haydn (Leip-

ziger Streichquartett, MDG), und diese

womöglich noch größere Herausforde-

rung an das Differenzierungsvermögen

bestätigt den Eindruck nur. Eine reine

Streicherbesetzung ist ja noch schwieri-

ger darzustellen, weil sich die Instru-

mente in der Art der Klangerzeugung

gleichen. >lrgendwie< kriegt das jeder

Verstärker hin, aber selten gelingt es auf

diesem Niveau - der AMSmacht sogar

deutlich, dass sich der im Verhältnis zu

den übrigen Instrumenten leuchtendere

Klang der Primgeige nicht nur aus der

Spielweise und dem Instrument, son-

dern auch aus günstigeren geometrischen

Verhältnissen zum Mikrophon ergibt.

Grandios, mit welcher Energie und

Wucht, aber auch Ordnung und Stabiiität

er das Los Angeles Philharmonic die

rNacht auf dem kahlen Berge<< spielen

V E R S T A R K E R

lässt (DG). Knapp 35 Watt Pro Kanal

an 8 Ohm reichen o{fensichtlich in

meinem Raum und an der Revel Per-

forma F 3z für eine begeisternde Mu-

sikwiedergabe ohne jede Limitation

aus. An Itaft fur dynamische Auf-

schwünge und hohe unverzerrte Pe-

ge1 fehlt es in keinem Moment. Wirk-

lich ohne Limitationl Vielleicht doch

nicht ganz. I m tießten Frequenzkeller

klingt der AMS 35i ein wenig buttrig.

Allerdings stellt die F 3z fijr ein sol-

ches Class-A-Design wohl auch keine

ideale Last dar. Ein hartes ?ansistor-I(on-

zept mit hohem Dämpfungsfaktor wie

meine SAC-Monoblöcke kontrollieren ih-

re Basstreiber präziser und spielen trotz-

dem leichtfüßig. Dafür punktet der Vo1l-

verstärker ab dem Grundton aufwärts

mit einem herrlich geschmeidigen, schla-

ckenlosen I(ang - Class A in Bestform!

F ' , A r r t h e n t i s c h e K l a n g -

laZft ;,;.;, eine gror3zü-gige Raumdarstel-

lung, feinste dynamische Nuancen und

jederzeit genügend Kraftreserven - dem

Musical Fidelity AMS 35i verfällt man

gerne. Seiner Musikwiedergabe fehlt je-

der technische Beigeschmack. Stimmen

und akustische Instrumente sind bei

ihm in besten Händen. Musikhören als

Musical FidelityAMS 35i

BxHxT 48,3 x 15 x 41,5 cm

Garantie 2 Jahre

Preis 6.900 Euro

Vert r ieb Reichmann Audto

Graneggstraße 4

78078 Niedereschach

te teTon 077 28 - 1064

Fest der Sinne! Heinz Gelking t