nachhaltigkeit und green finance.€¦ · nachhaltigkeit und green finance einleitung 05 herr...
Embed Size (px)
TRANSCRIPT
-
Bereit für Neues
Nachhaltigkeit und Green Finance.Was Finanzentscheider und Unternehmens führung
in Sachen Nachhaltigkeitsthemen erwarten.
EinleitungSeite 04 – 06 ➜
Executive Summary.Seite 07 – 08 ➜
Nachhaltigkeit in Unternehmen.Seite 09 – 15 ➜
Green Finance.Seite 16 – 21 ➜
InterviewsSeite 22 – 30 ➜
-
Nachhalt
igkeit
und G
reen F
inance
02
Impre
ssum
Impressum
Juni 2020
Haftungsausschluss
Alle Angaben wurden sorgfältig recherchiert und
zusammen gestellt. Für die Richtigkeit und Vollstän-
digkeit des Inhalts sowie für zwischen zeitliche Ände-
rungen übernehmen Redaktion, Verlag und Heraus-
geber keine Gewähr.
© 2020
V.i.S.d.P. FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH
Der F.A.Z.-Fachverlag
Frankenallee 71– 81, 60327 Frankfurt am Main
Landesbank Baden-Württemberg
Am Hauptbahnhof 2, 70173 Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten, auch die der fotomecha-
nischen Wiedergabe und der Speicherung in
elektronischen Medien.
Projektleitung und Redaktion
Jacqueline Preußer (research2content)
Datenerhebung
FRANKFURT BUSINESS MEDIA/research2content
Gestaltung, Satz und Korrektur
Meyle+Müller GmbH & Co. KG
klimaneutralnatureOffice.com | DE-592-JKUAK27
gedruckt
-
Nachhalt
igkeit
und G
reen F
inance
03
Inhalt
Interviews
Zukunftsfähig durch Nachhaltigkeit:
fischerwerke.Seite 22
Lenzing setzt auf ESG-linked Schuldschein.
Seite 26
Green Bonds: der Weg der EnBW.
Seite 28
Inhalt
01
04
05
02
03
EinleitungSeite 04
Nachhaltigkeit zukünftig stärker im Fokus.
Seite 05
Green Finance.
4.1 Kein vorübergehender Trend.
Seite 16
4.2 Es existiert Informationsbedarf.
Seite 17
4.3 Gründe für Green Finance: Unterneh-
menskultur, Kapitalgeber, Eigentümer.
Seite 19
4.4 Wenig praktische Erfahrung, aber
große Bereitschaft.
Seite 21
Executive Summary. Seite 07
Nachhaltigkeit in Unternehmen.
3.1 Große Unternehmen sind Vorreiter –
kleine Unternehmen ziehen nach.
Seite 09
3.2 Unternehmenskultur verändert sich.
Seite 11
3.3 Nachhaltigkeit betrifft alle.
Seite 12
3.4 Einkauf und Entwicklung übernehmen
Verantwortung.
Seite 12
3.5 CO2-Ausstoß verringern, Mitarbeiter-
zufriedenheit steigern.
Seite 13
3.6 Nachhaltigkeitsberichte sind eher
eine Ausnahme.
Seite 15
-
Nachhalt
igkeit
und G
reen F
inance
04
Einleitung
Liebe Leserinnen und Leser,
wir freuen uns, Ihnen hiermit unsere gemeinsa-
me Studie »Nachhaltigkeit und Green Finance«
zu präsentieren. In ihrer Art ist sie einzigartig:
Zum einen haben wir mehrere Hundert Unter-
nehmensentscheider und Nachhaltigkeitsmanager
zum Thema Nachhaltigkeit befragt. Zum anderen
spiegelt die Studie aber auch die Meinungen von
Finanz entscheidern – also CFOs, Treasurer und
Lei ter Finanzen – zum Einsatz von Green Finance
wider. Abgerundet werden die umfangreichen
Be fra gungen durch drei Experteninterviews: Die
Vertreter des Befestigungsspezialisten fischer-werke, des Holzfaserherstellers Lenzing und des
Energiekonzerns EnBW geben in Gesprächen tiefe
Einblicke, wie sie Nachhaltigkeit beziehungsweise
grüne Finanzierungen konkret umgesetzt haben.
Fraglos handelt es sich bei dem Thema Nachhal-
tigkeit um einen Megatrend, dem sich kaum ein
Unternehmen mehr entziehen kann. Das ist auch
das Kernergebnis der Studie: Nachhaltigkeit be-
schäftigt alle Unternehmen – egal ob kapitalmarkt-
orientiert oder eigentümergeführt im Mittelstand.
Dabei haben die multinationalen und börsenno-
tierten Unternehmen oftmals noch die Nase etwas
vorn. Gehobene Mittelständler und Konzerne ver-
fügen schon häufig über Nachhaltigkeitsberichte und eigene Nachhaltigkeitsmanager. In einzelnen
Fällen haben sie sich auch bereits »grün« über
Kredite, Schuldscheine oder Anleihen finanziert. Im breiten Mittelstand gibt es zwar seltener eine
genau zugeordnete Stelle oder einen Nachhaltig-
keitsbericht. Das bedeutet allerdings keines wegs,
dass Nachhaltigkeit für diese Unternehmen keine
01Einleitung
Rolle spielt. Organisatorisch ist die Aufgabe dort
vielmehr auf mehreren Schultern verteilt und in
der Unternehmenskultur verankert.
Viele Unternehmen haben sich das Thema Nachhal-
tigkeit zum Teil schon seit Jahr zehnten auf die Fah-
nen geschrieben. Doch jetzt müssen sie bei den As-
pekten Umweltschutz, soziale Verantwortung und
nachhaltige Unternehmensführung noch verbind-
licher agieren, denn der Druck von Investoren, Ban-
ken und Gesetzgebern steigt – nicht zuletzt durch
gesellschaftliche Bewegungen und Mega trends.
Die Befragungen und Interviews wurden durch-
geführt, bevor es zu dem weltweiten Shutdown
infolge von Corona kam. Momentan überstrahlen
die Corona-Krise und ihre Folgen (fast) alle an-
deren Themen. Dies wird noch so lange der Fall
sein, bis medizinische und politische Lösungen
für den Umgang mit der Erkrankung gefunden
worden sind. Dann jedoch werden wieder die
Aspekte der Nachhaltigkeit in den Vordergrund
rücken – vielleicht stärker denn je.
Deshalb möchten wir Ihnen mit dieser Studie ei-
nen wertvollen Leitfaden als Entscheidungshilfe
an die Hand geben, wie Sie das Thema Nachhal-
tigkeit im eigenen Unternehmen vorantreiben –
und womöglich eine grüne Finanzierung auflegen können.
Viel Gewinn beim Lesen wünschen Ihnen
Karl Manfred Lochner (LBBW),
Markus Dentz (FINANCE),
Jacqueline Preußer (research2content)
-
Nachhalt
igkeit
und G
reen F
inance
Ein
leit
ung
05
Herr Lochner, Nachhaltigkeit ist ein breites und vielschichtiges The-
ma. Welchen Rat können Sie Mittelständlern geben, die sich zum
ersten Mal mit dem Thema befassen?
Ich glaube, das »Patentrezept« gibt es nicht. Jedes Unternehmen
muss den eigenen, individuellen Zugang finden. Viele Mittelständ-ler haben meines Erachtens aber bereits in der Vergangenheit
Vorbildliches im Bereich Nachhaltigkeit geleistet. Ich denke da an
die hohe soziale Verantwortung der Unternehmerinnen und Un-
ternehmer, aber auch an Themenbereiche wie Material- und Ener-
gieeffizienz, die wir seit Jahren insbesondere über Fördermittel mitfinanzieren. Möchte ein Unternehmen in das Thema im Detail einsteigen, so bieten die Vorgaben zur Erstellung von Nachhaltig-
keitsreports, wie zum Beispiel der Deutsche Nachhaltigkeitskodex,
eine gute Orientierungshilfe. Am wichtigsten ist es aber, konkrete
und messbare Ziele zu definieren. Dem Ergebnis der Befragung zu-folge haben nur 37 Prozent der Unternehmen Nachhaltigkeitsziele definiert. Das ist mittel- bis langfristig sicherlich zu wenig. Auch wir als LBBW standen hier vor der Herausforderung und haben uns
entschieden, das Thema Nachhaltigkeit als eines von vier strategi-
schen Zielen weit oben auf unserer Prioritätenliste zu verankern
sowie mit einer Balanced Scorecard über alle Hierarchieebenen bis
zum Vorstand regelmäßig nachzuhalten und zu prüfen.
Nachhaltigkeit spielt für die LBBW demnach eine große Rolle – wo
stehen Sie da aktuell?
Das Thema Nachhaltigkeit hat bei uns Tradition. Seit mehr als 200
Jahren begleiten wir als starke, regional verwurzelte Universal-
bank die Transformation von Unternehmen, Wirtschaft und Gesell-
schaft mit. Nachhaltigkeit ist außerdem fest in der Unternehmens-
strategie implementiert. 1992 veröffentlichte die LBBW bereits
den ersten Umweltbericht, 2007 den ersten Nachhaltigkeitsbe-
richt, der regelmäßig zu den besten Deutschlands zählt. Wir sind
stolz drauf, von den führenden Nachhaltigkeitsagenturen laufend
sehr gute Ratings zu bekommen. Zudem haben wir als LBBW mit
unseren Green- und Social-Bond-Emissionen unsere Vorreiterrolle
am Markt bereits unter Beweis gestellt. Nicht zuletzt bauen wir
für unsere Kunden seit Jahresbeginn ein Green-Advisory-Team
auf, das sie auf dem Weg hin zu nachhaltigen Geschäftsmodellen
und bei der Wahl passender Finanzierungsinstrumente unterstützt.
Auch in Zukunft ist es unser Anspruch, das Themenfeld Nachhaltig-
keit aktiv mit unseren und für unsere Kunden zu gestalten.
Blicken wir auf die Studie: Welches Studienergebnis hat Sie am meis-
ten überrascht?
Hier möchte ich gern auf zwei Aspekte eingehen. Positiv überrascht
hat mich zum einen die hohe Beteiligung mit deutlich mehr als 400
Geschäftsführern und Nachhaltigkeitsexperten. Das zeigt, welchen
Stellenwert das Thema Nachhaltigkeit mittlerweile erlangt hat, und
verdeutlicht, dass sich viele Unternehmen aktiv mit Nachhaltig-
keitsthemen auseinandersetzen. Zum anderen hat mich die große
Anzahl an Finanzentscheidern überrascht, die sich mit nachhalti-
gen Finanzierungslösungen beschäftigen. Über 50 Prozent der Be-fragten haben sich bereits mit dem Thema »grüne Finanzierung«
Nachhaltigkeit zukünftig stärker im Fokus.
Interview mit LBBW-Vorstand Karl Manfred Lochner.
»Viele Mittel
ständler haben
bereits in der
Vergangenheit
Vorbildliches im
Bereich Nachhal
tigkeit geleistet.«
Hohe Beteiligung
mit deutlich mehr als
400 Geschäftsführern und
Nachhaltigkeitsexperten.
-
Nachhalt
igkeit
und G
reen F
inance
06
Einleitung
auseinandergesetzt. Zwar haben bisher nur wenige Unternehmen
nachhaltige Finanzierungsinstrumente genutzt, mehr als die Hälf-
te der Befragten kann sich eine Nutzung aber auch heute schon
grundsätzlich vorstellen. Bei Letzterem können wir als Bank eine
wichtige, aktive Rolle spielen, und das stimmt mich optimistisch.
Kann das Thema Nachhaltigkeit von Unte rnehmen noch ignoriert
werden?
Ich möchte das gern am Beispiel der EU und deren Forderung eines
klimaneutralen Europas bis 2050 festmachen. Würde man versu-
chen, den gesamten CO2-Ausstoß der EU von über 4,3 Milliarden
Tonnen in Bäumen zu binden, so wären hierfür mehr als 344 Milli-
arden Bäume notwendig. Da wird schnell deutlich, dass hierfür ge-
meinsame Lösungen gefordert und Unternehmen angehalten sind,
Nachhaltigkeit in die Unternehmens-DNA aufzunehmen. Hinzu
kommen natürlich weitere Punkte. Immer mehr Stakeholder setzen
Nachhaltigkeit voraus. Börsennotierte Konzerne sind beispielswei-
se verpflichtet, Nachhaltigkeit in ihrer Lieferkette sicherzustellen, womit sich der Druck auf ihre Zulieferer erhöht. Darüber hinaus
fordern Kunden verantwortliches Handeln. Mitarbeiter und junge
Fachkräfte haben zudem eine sehr genaue Vorstellung davon, was
sie von ihrem Arbeitgeber im Bereich ökologischer und sozialer
Verantwortung erwarten. Schlussendlich steigt der Druck auch von
politischer Seite.
Grüne Finanzierungen stecken noch in den Kinderschuhen, und die
finanziellen Vorteile sind kaum messbar. Warum sollten sich Mittel-ständler dennoch damit auseinandersetzen?
Hier möchte ich zwischen grünen und ESG- verknüpften Finan-
zierungen unterscheiden. Der Green-Bond- und Green-Schuld-
schein-Markt konnten seit dem Pariser Klimaabkommen 2015
bemerkenswerte Wachstumsraten erreichen, 2019 lagen diese
bei Green Bonds deutlich über 50 Prozent. In Deutschland hat
der Markt vor allem in den vergangenen zwei Jahren an Fahrt
gewonnen. Allerdings sind die Produkte insbesondere für große
Unternehmen geeignet. Durch die ESG-Variante, sprich eine Ver-
knüpfung der Kondition an definierte Nachhaltigkeitskriterien auf Unternehmens ebene, hat sich der Markt für nachhaltige Finan-
zierungen einer breiteren Masse geöffnet. Das ist wichtig. Ich bin
überzeugt, dass der Markt für nachhaltige Finanzierungen in den
nächsten Jahren weiterwachsen wird. Wir konnten unsere Kunden
bereits erfolgreich bei Emissionen von Green Bonds und Green
Schuldscheinen begleiten, wozu auch der bis dato größte bisher
platzierte grüne Schuldschein zählt. Auch bei ESG-linked Krediten
nehmen wir eine Vorreiterrolle ein.
Momentan überdeckt die Corona-Krise nahezu alle anderen Themen,
auch ESG. Ändert sich der grundsätzliche Nachhaltigkeitstrend?
Ganz klar ist, dass Corona aktuell Thema Nummer eins in der Welt
und der Wirtschaft ist. Es wird aber eine Zeit nach Corona geben,
und der verantwortungsvolle Umgang mit unseren Ressourcen ist
und bleibt eine der zentralen Herausforderungen. Die aktuelle Kri-
se befeuert einige Aspekte sogar, und das Thema Nachhaltigkeit ist
auch in dieser schweren Zeit ein stetiger Begleiter. Ich bin über-
zeugt, dass die ökologische, aber auch die soziale Verantwortung
von Unternehmen nach Corona nochmals stärker in den Fokus rü-
cken wird.
»Ich bin überzeugt,
dass der Markt
für nachhaltige
Finanzierungen in
den nächsten
Jahren weiter
wachsen wird.«
Karl Manfred Lochner
ist Vorstand
Unter nehmenskunden
der Landesbank
Baden-Württemberg.
4,3 Milliarden Tonnen gesamter CO
2-Ausstoß
der EU
344 Milliarden Bäume
-
Nachhalt
igkeit
und G
reen F
inance
07
Executi
ve S
um
mary
• Unternehmen beschäftigen sich mit dem The-ma Nachhaltigkeit. Betrachtet man allein
die hohe Beteiligung von Unternehmensent-
scheidern und Nachhaltigkeitsverantwortli-
chen (Grundgesamtheit (N) = 437) sowie von
Finanzentscheidern und Treasurer (N = 226)
an den zwei Befragungen zu dieser Studie,
deutet dies auf ein reges Interesse hin. Wäh-
rend das Gros der Unternehmensentscheider
eine nachhaltige Unternehmensführung schon
heute als sehr wichtig einstuft, erwarten die
befragten Finanzentscheider, dass Nachhaltig-
keit im Bereich der Unternehmensfinanzierung, wo sie derzeit noch eine untergeordnete Rolle
spielt, zukünftig bedeutsam wird.
• Eine nachhaltige Unternehmensführung ist in Großunternehmen derzeit weiter verbreitet
als in kleinen und mittleren Unternehmen.
Die CSR-Berichtspflicht gilt bislang auch nur für börsennotierte Unternehmen mit mehr als
500 Mitarbeitern. Kleine und mittlere Unter-
nehmen werden von den Großen jedoch zu-
nehmend in die Pflicht genommen: Lieferanten müssen immer häufiger nachweisen, dass sie Nachhaltigkeitsprozesse einhalten, um keine
Aufträge zu verlieren, betont Christian Ziegler
von den fischerwerken im Interview ab Seite 22.
• Unternehmen berücksichtigen Nachhaltigkeit in der Unternehmenskultur und der Geschäfts-
strategie. Deshalb gilt für die Mehrheit der
Befragten beider Online-Umfragen, dass Nach-
haltigkeit von allen Mitarbeitern gelebt werden
muss. Mehr als die Hälfte der befragten Unter-
nehmensentscheider berichtet, dass Nachhal-
02Executive Summary.
tigkeit bereits in der alltäglichen Praxis von
Einkauf und Entwicklung von Produkten und
Dienstleistungen eine Rolle spielt – und dies
nicht nur in großen, sondern auch in kleineren
Unternehmen.
• Vor allem der schonende, effiziente Umgang mit natürlichen Ressourcen und eine faire Be-
handlung der Mitarbeiter machen aus Sicht
der befragten Unternehmensentscheider eine
nachhaltige Unternehmensführung aus. Für
gut 70 Prozent ist es auch wichtig, einen po-
sitiven Beitrag für die Gesellschaft zu leisten
und die Menschenrechte zu wahren.
• 64 Prozent der befragten Großunternehmen erstellen bereits heute einen Nachhaltigkeits-
bericht. Dies trifft derzeit aber nur auf 22
Prozent aller befragten Unter nehmen zu. Hier
wird deutlich, dass kleine und mittlere Unter-
nehmen regulatorisch noch nicht zur Bericht-
erstattung verpflichtet sind. Doch auch sie spüren einen wachsenden Wettbewerbsdruck.
Durch einen Nachhaltigkeitsbericht können
die Stakeholder und die Öffentlichkeit die An-
strengungen der Unternehmen nachvollziehen.
• Die Nachhaltigkeitsinitiativen der Unterneh-men haben sowohl zahlreiche externe als
auch interne Treiber: Auftraggeber, Bewerber,
Eigentümer, Kunden und Mitarbeiter. Aus Sicht
der befragten Unternehmensentscheider be-
feuern Kapitalgeber allerdings nur selten die
Nachhaltigkeit in Unternehmen. Die befragten
Finanzentscheider sehen das anders: Für mehr
als die Hälfte von ihnen ist die Nachfrage von
-
Nachhalt
igkeit
und G
reen F
inance
08
Executi
ve S
um
mary
Begriffsklärung
Nachhaltigkeit
Der Begriff taucht im 18. Jahrhundert erstmals in
der Forstwirtschaft auf. In der neueren Zeit steht
die erste Definition im Brundtland-Bericht der Ver-einten Nationen: Eine Entwicklung wird dort als
nachhaltig bezeichnet, wenn sie die Bedürfnisse der
Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künf-
tige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht
befriedigen können. Der deutsche »Rat für nach-
haltige Entwicklung« präzisiert dann, dass Nach-
haltigkeit Umweltgesichtspunkte gleichberechtigt
mit sozialen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten
berücksichtigen muss. Auf dieser Auslegung ba-
siert auch das sogenannte Drei-Säulen-Modell der
nachhaltigen Unternehmensführung, das Ökologie,
Ökonomie und Soziales als die drei Zieldimensionen
von Nachhaltigkeit definiert. Verschiedene Nach-haltigkeitsratings basieren auf der Analyse dieser
sogenannten ESG-Kriterien, wobei E für Environ-
ment, S für Social und G für Governance steht.
Green Finance
Unter diesem Begriff werden finanzwirtschaftliche Ansätze und Instrumente zum Schutz von Umwelt
und Klima oder zur Anpassung an Umwelt- und
Klimaschäden verstanden. Oft wird auch das Han-
deln von Unternehmen und Investoren, das dem
Management von Umwelt- und Klimarisiken dient,
dazugezählt. Zwar zielt Green Finance damit ei-
gentlich allein auf den Umweltfaktor der ESG-Kri-
terien ab. Da aber die simultane Betrachtung aller
drei Kriterien zentraler Bestandteil der aktuellen
Nachhaltigkeitsdiskussion ist, gibt es hier auch im-
mer Überschneidungen. So werden zum Beispiel
Green-Finance-Produkte auch mit ESG-Ratings hin-
terlegt.
Kapitalgebern ein wichtiger oder sehr wichti-
ger Grund für Nachhaltigkeits initiativen in Un-
ternehmen.
• Die Hälfte der befragten Finanzentscheider schätzt den eigenen Kenntnisstand hinsicht-
lich nachhaltiger Finanzierungsmöglichkeiten
derzeit noch als gering ein. Eine nachhaltige
Finanzwirtschaft hat eine hohe Priorität für
die EU, denn der Staatenbund will bis 2050
CO2-neutral werden. Jedoch kennt weniger als
die Hälfte der befragten Finanzentscheider
den EU-Aktionsplan zur Finanzierung nachhal-
tigen Wachstums. Hier existiert eine deutliche
Wissenslücke.
• Mehr als die Hälfte der befragten Finanzent-scheider sieht einen ökonomischen Vorteil
darin, sich mit Nachhaltigkeit auch auf der Fi-
nanzierungsseite zu beschäftigen. Der Zugang
zu Finanzierungen wird in absehbarer Zeit
aufgrund von regulatorischen Anforderungen
auch an die Entwicklung von Nachhaltigkeits-
kriterien gebunden werden. Die jüngsten Ver-
öffentlichungen der BaFin lassen diese Rich-
tung erkennen.
• Die praktische Erfahrung mit einzelnen nach-haltigen Finanzierungsinstrumenten wird von
den befragten Finanzentscheidern als gering
eingestuft. Ein gutes Viertel der Befragten hat
bereits spezielle Förderkredite für Umwelt-
aspekte genutzt, die aber keine neuen Instru-
mente des Green Finance sind. Alle anderen
Finanzierungsinstrumente wie Green Loans,
Green Schuldscheindarlehen und entsprechen-
de Bonds kamen bislang nur in Einzelfällen
zum Einsatz. Die Unternehmen Lenzing und
EnBW berichten in unseren Interviews ab Seite
26 von ihren praktischen Erfahrungen im Be-
reich Green Finance.
• Grundsätzlich sind die befragten Finanzent-scheider sehr offen für nachhaltige Finanzie-
rungsinstrumente. Rund 60 Prozent können
sich den Einsatz von Green Schuldscheindarle-
hen und Green Loans grundsätzlich vorstellen.
Im Fall von Green und Sustainable Bonds ist es
immerhin noch mehr als die Hälfte der Befrag-
ten. Derartige Produkte eignen sich besonders
zur Finanzierung von Projekten, die die Ener-
gieeffizienz und den Einsatz von erneuerbaren Energien steigern sollen.
-
Nachhalt
igkeit
und G
reen F
inance
09
Nachhalt
igkeit
in U
nte
rnehm
en
Unternehmen beschäftigen sich mit dem Thema
Nachhaltigkeit. Betrachtet man allein die hohe
Beteiligung von Unternehmensentscheidern und
Nachhaltigkeitsverantwortlichen an der Befra-
gung zu dieser Studie, deutet dies auf ein reges
Interesse hin (siehe Studien design Seite 10). Kon-
kret danach gefragt, bestätigen 89 Prozent der
Befragten, dass sich ihr Unternehmen bereits mit
Nachhaltigkeit beschäftigt hat. Bei den Befragten
aus Großunternehmen sind es sogar 95 Prozent,
bei kleineren Unternehmen immerhin 83 Prozent.
Eine nachhaltige Unternehmensführung, die frei-
willig soziale und umweltbezogene Belange in
die Unternehmenstätigkeit und in die Beziehun-
gen mit Stakeholdern integriert (Definition der EU-Kommission), hält mehr als die Hälfte aller be-
fragten Unternehmensentscheider für sehr wichtig.
Hierbei zeigt sich, dass große Unternehmen eine
Vorreiterrolle einnehmen. Während drei Viertel der
Befragten aus großen Unternehmen mit einem Jah-
resumsatz von mehr als 500 Millionen Euro nach-
haltige Unternehmensführung für sehr wichtig er-
achten, sind es in mittleren Unternehmen mit einem
Jahresumsatz von 25 Millionen bis unter 500 Milli-
onen Euro 59 Prozent. Bei kleineren Unternehmen, deren Jahresumsatz unter 25 Millionen Euro liegt,
sind es mit 48 Prozent etwas weniger als die Hälfte.
Nachhaltigkeit ist den Unternehmen wichtig.(Antwort auf die Frage »Für wie wichtig halten Sie eine nachhaltige Unternehmensführung?«;
in Prozent der Befragten; n = 344)
Quellen: LBBW, FINANCE/research2content
Weiß nicht/keine Angabe: 1 %
Unwichtig: 1 %
Weniger wichtig: 3 %
Wichtig: 37 %
Sehr wichtig: 58 %
Kleinere Unternehmen
Mittlere Unternehmen
Große Unternehmen
48
59
75
03Nachhaltigkeit in Unternehmen.
3.1 Große Unternehmen sind Vorreiter – kleine Unter-nehmen ziehen nach.
-
Nachhalt
igkeit
und G
reen F
inance
10
Nachhalt
igkeit
in U
nte
rnehm
en
Die Eindämmung des Klimawandels ist eine der
größten Herausforderungen der Gesellschaft.
Die Europäische Kommission will den Kontinent
mit ihrem »Green Deal« bis 2050 klimaneutral
machen. Auch im Finanzsektor sind zahlreiche
Institutionen damit befasst, regulatorische Leit-
planken zu entwickeln. Allerdings fehlt es hier
noch an Koordination. Die BaFin, die EZB und der
Sustainable-Finance-Beirat der Bundesregierung
sind alle aktuell mit ähnlichen Themen wie An-
passungen beim Risikomanagement und der For-
mulierung von Transparenzpflichten beschäftigt.
In den kommenden fünf Jahren wird sich der
Stellenwert von Nachhaltigkeit in Unternehmen
aus Sicht der Befragten weiter erhöhen. 48 Pro-
zent der Befragten erwarten eine Erhöhung, wei-
tere 39 Prozent sogar eine starke Erhöhung. Die
Befragten aus Großunternehmen sehen hier ei-
nen deutlich stärkeren Bedeutungszuwachs als
kleinere und mittlere Unternehmen: Eine starke
Erhöhung prognostizieren 62 Prozent der großen
Unternehmen, aber nur 38 Prozent der mittleren
und 30 Prozent der kleineren Unternehmen.
Kritische Stimmen halten Nachhaltigkeit nur für
einen kurzfristigen Trend, der vor allem die so-
genannten Millennials, sprich die Generation,
die im Zeitraum der frühen 1980er- bis späten
1990er-Jahre geboren wurde, anspreche. Das
sehen die befragten Unternehmensentscheider
anders: Lediglich ein Prozent glaubt, dass es sich
bei Nachhaltigkeit um einen Hype handele und
dass deshalb das Thema in den nächsten fünf
Jahren an Bedeutung verlieren werde.
Studiendesign Nachhaltigkeit in Unternehmen.
Für das Kapitel »Nachhaltigkeit in Unternehmen«
führte research2content im Auftrag von LBBW
(Landesbank Baden-Württemberg) und FINANCE im
Januar 2020 eine exklusive Online-Befragung unter
437 Unternehmensleitern und Nachhaltigkeitsma-
nagern durch. Die vorliegende Studie berücksichtigt
die vollständigen Antworten von 344 Befragten im deutschsprachigen Raum.
72 Prozent der Befragten kommen aus der Ge-
schäftsführung und dem Vorstand. 18 Prozent ar-
beiten direkt im Nachhaltigkeitsmanagement. Unter
den Befragten gehören 42 Prozent Unternehmen
an, die unter 25 Millionen Euro Jahresumsatz er-
wirtschaften. 18 Prozent sind bei Großunternehmen mit einem Jahresumsatz von mindestens 500 Milli-onen Euro beschäftigt. In Unternehmen mit einem
Jahresumsatz von 25 Millionen bis unter 500 Mil-
lionen Euro arbeiten 32 Prozent der Befragten.
Die restlichen 8 Prozent haben keine Angabe zum Jahresumsatz ihres Unternehmens gemacht. Wenn
wir in Kapitel 3 der Studie von kleineren, mittle-
ren und großen Unternehmen sprechen, liegen die
genannten Umsatzzahlen zugrunde. Wichtig: Die
Umsatzgrößencluster unterscheiden sich von den
Kategorien in Kapitel 4 der Studie. Das ist der Tatsa-
che geschuldet, dass vor allem große Unternehmen
über ein eigenständiges Treasury verfügen.
Quellen: LBBW, FINANCE/research2contentQuellen: LBBW, FINANCE/research2content
Funktion im Unternehmen
(in Prozent der Befragten; n = 344)
Jahresumsatz der Unternehmen
(in Prozent der Befragten; n = 344)
Die befragten Unternehmensentscheider und CSR-Verantwortlichen.
Geschäftsführung/Vorstand: 72 % Weniger als 25 Millionen Euro (kleine Unternehmen): 42 %
Verantwortliche Nachhaltigkeits management: 12 % 25 Millionen bis 500 Millionen Euro (mittlere
Unternehmen): 32 % Mitarbeiter Nachhaltigkeitsmanagement: 6 %
500 Millionen Euro und mehr (große Unternehmen): 18 % Sonstige: 5 %
Keine Angabe: 8 % Keine Angabe: 5 %
-
Nachhalt
igkeit
und G
reen F
inance
11
Nachhalt
igkeit
in U
nte
rnehm
en
3.2 Unternehmenskultur verändert sich.
Nachhaltigkeit ist vor allem ein wesentlicher Be-
standteil von Unternehmenskultur und Geschäfts-
strategie. Dementsprechend sehen die Befragten
diese als die wichtigsten Treiber von Nachhaltig-
keitsinitiativen in ihren Unternehmen. Gleichwohl
beeinflusst auch der gesellschaftliche Stellenwert des Themas die unternehmerischen Nachhaltig-
keitsaktivitäten. Da Umweltschutz und Ökologie
Gegenstand der öffentlichen Debatte sind, greifen
Unternehmen diese Themen in Marketing und PR
auf. Und im Zeitalter der Verrentung der Baby-
boomer, eines wachsenden Fachkräftemangels und
wachsender Nachhaltigkeitsinteressen junger Ar-
beitnehmer sehen Unternehmen ihre Nachhaltig-
keitsaktivitäten auch als Möglichkeit, ihre Arbeit-
geberattraktivität zu steigern.
In bestimmten Geschäftsfeldern spielen Auftrag-
geber als Treiber für Nachhaltigkeit eine zuneh-
mend wichtige Rolle. Vor allem Großunternehmen,
die der Berichtspflicht unterliegen, fordern von ihren Zulieferern, dass bestimmte Nachhaltig-
keitskriterien eingehalten und dokumentiert wer-
den. Somit wird die Thematik Nachhaltigkeit auf
mittlere und kleinere Unternehmen ausgeweitet.
Diese haben häufig jedoch nicht die notwendigen Kapazitäten, um den wachsenden Anforderungen
gerecht zu werden, und werden somit vor neue
Herausforderungen gestellt. Kapitalgeber werden
bislang nur von wenigen Unternehmen als Treiber
ihrer Nachhaltigkeitsaktivitäten wahrgenommen.
Wir und die Befragten sind uns sicher: In den
kommenden Jahren wird sich das ändern.
»Nachhaltigkeit muss Teil der Unternehmenskultur
werden. Sie kann nicht zentral vorgegeben werden.«
Ein befragter Geschäftsführer
Quellen: LBBW, FINANCE/research2content
Die Arbeitgeberattraktivität ist ein wichtiger Treiber.
(Antwort »[sehr] wichtig« auf die Frage »Was sind Ihrer Meinung nach die wesentlichen
Treiber der Nachhaltigkeitsaktivitäten Ihres Unternehmens?«)
EigentümerArbeitgeber-attraktivität
UnternehmenskulturKapitalgeber
Ra
tin
g
Ge
se
llsch
aft
We
ttb
ew
erb
s-
vo
rte
il
Kunden
RegulatorikMarketing/PR
Persönliche
Zielvereinbarung
-
Einkauf
Produkt-/DL-Entwicklung
Produktion
Lieferantenmanagement
Distribution/Transport
Nirgendwo
An anderer Stelle
Weiß nicht/keine Angabe
Kleinere Unternehmen (n = 145)
Mittlere Unternehmen (n = 112)
Große Unternehmen (n = 61)
Nachhalt
igkeit
und G
reen F
inance
12
Nachhalt
igkeit
in U
nte
rnehm
en
3.3 Nachhaltigkeit betrifft alle.
In Großunternehmen sind häufig einzelne Abtei-lungen oder Personen für das Nachhaltigkeitsma-
nagement zuständig (75 Prozent). Je kleiner ein Unternehmen, desto seltener gibt es aber eine
genau zugeordnete Stelle. Das bedeutet nicht,
dass Nachhaltigkeit für diese Unternehmen kei-
ne Rolle spielt. Organisatorisch ist die Aufgabe
dort vielmehr auf mehrere Schultern verteilt.
Durch die Verankerung in der Unternehmens-
strategie betrifft Nachhaltigkeit alle Mitarbeiter
in jeder Abteilung. Die Verantwortung dafür liegt
letztlich bei der Unternehmensführung. Ein Be-
fragungsteilnehmer bringt das in einer offenen
Antwort auf den Punkt: »Nachhaltigkeit wird
von allen Mit arbeitern und der Geschäftsführung
gelebt.«
Personelle Fokussierung, vor allem in großen Unternehmen.
(Eine spezielle Abteilung/eine Person, die für das Nachhaltigkeitsmanagement
zuständig ist, ist im Unternehmen vorhanden; in Prozent der Befragten)
Quellen: LBBW, FINANCE/research2content
3.4 Einkauf und Entwicklung übernehmen Verantwortung.
Im praktischen Unternehmensalltag spielt Nach-
haltigkeit aktuell vor allem im Einkauf und in der
Entwicklungsabteilung eine Rolle. Selbst in klei-
neren und mittelgroßen Unternehmen gibt mehr
als die Hälfte der Befragten an, dass Nachhaltig-
keit im Einkauf berücksichtigt wird. Etwas gerin-
ger ist die Zahl der Nennungen für den Bereich
Produktentwicklung. Großunternehmen, die an
vie len Stellen Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit
sind, berücksichtigen Nachhaltigkeit am häufigs-ten in der Produktentwicklung (77 Prozent), dicht
gefolgt vom Lieferantenmanagement (72 Pro-zent) und dem Einkauf (69 Prozent). Über das
Lieferantenmanagement und den Einkauf beein-
flussen Großunternehmen auch direkt die Nach-haltigkeitsprozesse in kleineren und mittleren
Unternehmen. Christian Ziegler, Nachhaltigkeits-
manager bei der Unternehmensgruppe fischer, erklärt im Interview ab Seite 22, dass Großunter-
nehmen von ihren Lieferanten zunehmend doku-
mentierte Nachhaltigkeitsprozesse fordern.
Einkauf und Entwicklung sind Wegbereiter.
(Antwort auf die Frage »An welcher Stelle wird Nachhaltigkeit in Ihrem
Unternehmen bereits berücksichtigt?«; in Prozent der Befragten; n = 344)
Quellen: LBBW, FINANCE/research2contentMehrfachantworten möglich
34
41
75
56
41
32
51
39
7
2
1
-
Mit natürlichen Ressourcen schonend und effizient umgehen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fair behandeln, fördern und beteiligen
Sozial und ökologisch verantwortungsvoll produzieren
Einen positiven Beitrag für die Gesellschaft leisten
Menschenrechte und die Kernarbeitsnormen der ILO1 wahren
Transparenz hinsichtlich eigener Unternehmensführung
Kulturelle Vielfalt und Toleranz innerhalb des Betriebs
Fairer Wettbewerb
In Bildung investieren
Korruptionsprävention
Verbraucherrechte und -interessen achten
Sonstiges
Weiß nicht/keine Angabe
Nachhalt
igkeit
und G
reen F
inance
13
Nachhalt
igkeit
in U
nte
rnehm
en
3.5 CO2-Ausstoß verringern, Mitarbeiter zufriedenheit steigern.
Eine nachhaltige Unternehmensführung hat für
die Befragten zwei Schwerpunkte: Umwelt und
Mitarbeiter. Der schonende und effiziente Um-gang mit natürlichen Ressourcen steht für die
Befragten mit 93 Prozent mit Abstand an erster
Stelle, unabhängig von der Größe der Unterneh-
men. Für 85 Prozent aller Befragten gehört es zu
nachhaltiger Unternehmensführung, Mitarbeiter
fair zu behandeln, sie zu fördern und auch zu be-
teiligen. Bei kleinen und mittleren Unternehmen
ist dies der am zweithäufigsten genannte Punkt. Große Unternehmen dagegen betonen eine sozial
und ökologisch verantwortungsvolle Produktion
stärker (92 Prozent).
Für zahlreiche Befragte gehören auch ein positi-
ver gesellschaftlicher Beitrag, die Wahrung der
Menschenrechte sowie Transparenz hinsichtlich
der eigenen Unternehmensführung dazu. Die Go-
vernance behalten die Unternehmen ebenfalls im
Blick. Für knapp die Hälfte der Befragten gehört
die Korruptionsprävention zu einer nachhaltigen
Unternehmensführung.
»Unter Nachhaltigkeit verstehen wir den
gewissenhaften Umgang mit Ressourcen aller Art.
Das muss in der Unternehmensführung eine
elementare Selbstverständlichkeit sein.«
Ein befragter Geschäftsführer
Unternehmen setzen auf Ressourcenschonung und das Wohl ihrer Mitarbeiter.
(Antwort auf die Frage »Was macht für Sie eine nachhaltige Unternehmensführung aus?«;
in Prozent der Befragten; n = 344)
Quellen: LBBW, FINANCE/research2contentMehrfachantworten möglich
1 ILO = Internationale Arbeitsorganisation
93
85
74
72
63
60
59
49
48
47
41
5
1
-
Reduktion des CO2-Ausstoßes
Verbesserung der Material- und Energieeffizienz
Erhöhung der Mitarbeiterzufriedenheit/-motivation
Steigerung des Bezugs von Ökostrom
Senkung der Unfall- und Krankheitsrate
Reduktion des Wasserverbrauchs
Steigerung des Anteils recycelten Abfalls
Steigerung der Aus- und Weiterbildungsquote
Steigerung der Frauenquote in Führungspositionen
Verbesserung des Nachhaltigkeitsratings
Senkung der Eigenkündigungsquote
Sonstiges
Nachhalt
igkeit
und G
reen F
inance
14
Nachhalt
igkeit
in U
nte
rnehm
en
Nachhaltigkeit hat viele Facetten.
(Antwort auf die Frage »Welche konkreten Nachhaltigkeitsziele haben Sie in Ihrem Unternehmen
definiert?«; in Prozent der Befragten, die konkrete Nachhaltigkeitsziele festgelegt haben; n = 128)
Quellen: LBBW, FINANCE/research2contentMehrfachantworten möglich
Konkrete Nachhaltigkeitsziele haben bereits
37 Prozent der befragten Unternehmen definiert. 28 Prozent der Befragten geben an, dass ihr Un-ternehmen aktuell mit der Planung von Zielen
beschäftigt ist. Hier zeigt sich die Vorreiterrolle
der Großunternehmen deutlich: 67 Prozent ha-
ben bereits konkrete Ziele. Bei den mittleren Un-
ternehmen sind es 41 Prozent, bei den kleineren
nur 19 Prozent.
Die derzeit festgelegten Nachhaltigkeitsziele
fokussieren sich vor allem auf den Klimaschutz
und das Wohl der Mitarbeiter. Die Reduktion des
CO2-Ausstoßes ist – vor der Verbesserung der
Material- und Energieeffizienz – das am häu-figsten genannte Nachhaltigkeitsziel in den be-fragten Unternehmen. 81 Prozent der befragten
Unternehmen haben sich bereits auf eine Ver-
ringerung des CO2-Ausstoßes festgelegt, bei den
Großunternehmen sind es sogar 95 Prozent. Der
Bezug von Ökostrom ist für knapp die Hälfte der
Unternehmen relevant.
Eine erhöhte Mitarbeiterzufriedenheit sowie re-
duzierte Unfall- und Krankheitsraten sind weitere
wichtige Nachhaltigkeitsziele. Kleine und mittlere
Unternehmen legen eher einen Schwerpunkt auf
die Steigerung der Aus- und Weiterbildungsquo-
ten. Großunternehmen verpflichten sich dagegen überdurchschnittlich oft, die Anzahl von Frauen
in Führungspositionen zu steigern. Mit diesen
mitarbeiterbezogenen Nachhaltigkeitszielen be-
gegnen die Unternehmen auch dem Fachkräfte-
mangel, der sich aufgrund der demographischen
Entwicklung weiter verschärfen wird.
Gut ein Drittel hat konkrete
Nachhaltigkeitsziele.
(Antwort auf die Frage »Hat Ihr Unternehmen
konkrete Nachhaltigkeitsziele festgelegt?«;
in Prozent der Befragten; n = 344)
Quellen: LBBW, FINANCE/research2content
Weiß nicht/keine Angabe: 2 %
Nein: 33 %
Nein, aber in Planung: 28 %
Ja: 37 %
81
70
63
47
47
45
42
39
39
23
16
6
Große
Unternehmen:
68 %
-
Nachhalt
igkeit
und G
reen F
inance
15
Nachhalt
igkeit
in U
nte
rnehm
en
3.6 Nachhaltigkeitsberichte sind eher eine Ausnahme.
Zwar beschäftigen sich bereits viele Organisati-
onen mit Nachhaltigkeit, aber einen Nachhaltig-
keitsbericht erstellen bislang nur 22 Prozent der
befragten Unternehmen.
Mit einem Nachhaltigkeitsbericht machen Un-
ternehmen ihre Anstrengungen für Stakeholder
und die Öffentlichkeit nachvollziehbar. Auch in-
tern dient der Bericht dazu, ein unternehmens-
weites Nachhaltigkeitsbewusstsein zu schaffen.
Für das Nachhaltigkeits reporting gibt es natio-
nale und internationale Standards. Diese zum
Teil komplexen Richtlinien und der damit einher-
gehende Aufwand erklären die Diskrepanz zwi-
schen großen und kleineren Unternehmen. Wäh-
rend 64 Prozent der befragten Entscheider aus
Großunternehmen mit einem Jahresumsatz von
500 Millionen Euro und mehr angeben, dass ihr Unternehmen einen Nachhaltigkeitsbericht ver-
öffentlicht, sind es in den kleinen Unternehmen
mit einem Jahresumsatz von weniger als 25 Mil-
lionen Euro nur 7 Prozent.
Eine Berichtspflicht gilt für große börsennotier-te Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten.
Kleinere und mittlere Unternehmen sind regula-
torisch noch ausgenommen. Doch ein zunehmen-
der Wettbewerbsdruck ist spürbar. Großunter-
nehmen müssen für eine nachhaltige Lieferkette
sorgen und nehmen dabei auch ihre Zulieferer in
die Pflicht.
Hinzu kommt ein wachsender Druck auf der Fi-
nanzierungsseite. Banken und Geldgeber ver-
pflichten sich zunehmend dazu, nachhaltiger zu investieren. Damit gewinnt eine vergleichbare
Nachhaltigkeitsberichterstattung schnell an Be-
deutung für alle Unternehmen.
Ein sichtbares Nachhaltigkeitsmanagement wird
nach Aussage der Befragten zukünftig auch wich-
tig, um junge Leistungsträger als Mitarbeiter ge-
winnen zu können. Gerade vor dem Hintergrund
des demographischen Wandels wird dieser Punkt
in absehbarer Zeit an Bedeutung zunehmen.
»Sich mit Nachhaltigkeit zu beschäftigen gehört zur Unter
nehmensverantwortung. Vorstand und Geschäfts führung
müssen ein wesent licher Treiber sein, denn Green Finance
wird von der EU getrieben, und die Pflicht zur CSR-Bericht
erstattung gibt es ja für große Unternehmen schon.«
Ein befragter Nachhaltigkeits manager
Nachhaltigkeitsberichte erstellen vor allem große Unternehmen.
(Antwort auf die Frage »Veröffentlicht Ihr Unternehmen einen Nachhaltigkeitsbericht?«;
in Prozent der Befragten; n = 344)
1 Verknüpfung der Finanz- mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung Quellen: LBBW, FINANCE/research2content
Nein: 60 % Nein, aber in Planung: 11 % Ja, im Rahmen eines Integrated Reporting1: 7 % Ja: 22 %
Kleinere Unternehmen
Mittlere Unternehmen
Große Unternehmen
7
18
64
-
Nachhalt
igkeit
und G
reen F
inance
16
Green F
inance
4.1 Kein vorübergehender Trend.
Wichtiger Hinweis: Die Umsatzgrößencluster in
diesem Kapitel unterscheiden sich von den Kate-
gorien, die zwecks Darstellung der Befragungser-
gebnisse der Unternehmensentscheider in Kapi-
tel 3 gebildet wurden.
Nachhaltige Finanzierungen rücken in der Ge-
schäftswelt immer stärker ins Blickfeld. Lediglich 5
Prozent der befragten 172 Finanzentscheider sehen
in dem Thema einen vor übergehenden Trend, die
deutliche Mehrheit von 88 Prozent ist anderer Mei-
nung. Damit deckt sich die Sichtweise der befrag-
ten Finanzentscheider mit der der befragten Unter-
nehmensentscheider und Nachhaltigkeitsfach leute.
Derzeit ist Nachhaltigkeit im Bereich Finanzierung
allerdings für nur knapp 10 Prozent der Befragten
ein Thema, an dem kein Unternehmen vorbeikommt.
Selbst in großen Unternehmen hat das Thema nur für
17 Prozent der Befragten einen entsprechenden
Stellenwert.
Allerdings werden ökologische und soziale Fragen
zukünftig eine wichtige Rolle in der Unternehmens-
finanzierung spielen. Mehr als die Hälfte der befrag-ten 172 Finanzent scheider sagt, dass nachhaltige
Finanzierungen für immer mehr Unternehmen stetig
an Bedeutung gewinnen. Selbst jeder zweite Befrag-
te aus kleineren Unternehmen vertritt diese Einstel-
lung, in mittleren Unternehmen sind es 60 Prozent
der Befragten, in großen Unternehmen 63 Prozent.
Schon heute haben verschiedene Finanzinstitute
entsprechende Produkte im Portfolio. Für 16 Pro-
zent der Befragten, die sich bereits mit nachhalti-
ger Finanzierung auseinandergesetzt haben, kommt
schon heute kein Unternehmen mehr an diesem
Thema vorbei. Knapp jeder vierte Befragte sieht
nachhaltige Finanzierungen aber immer noch als
eine reine PR- und Marketing-Angelegenheit.
Steigende Relevanz.(Antwort auf die Frage »Wie nehmen Sie das Thema nachhaltige Finanzierungen insgesamt wahr?«;
in Prozent der Befragten; n = 172)
Wichtiger Hinweis: Die Umsatzgrößencluster in diesem Kapitel unterscheiden sich von
den Kategorien, die zwecks Darstellung der Befragungsergebnisse der Unternehmensent-
scheider in Kapitel 3 gebildet wurden.
Quellen: LBBW, FINANCE/research2content
Vorübergehender Trend: 5 %
PR- und Marketing-Thema: 22 %
Weiß nicht/keine Angabe: 7 %
Ein Thema, an dem schon heute kein Unternehmen mehr vorbeikommt: 9 %
Gewinnt für immer mehr Unternehmen an Bedeutung: 57 %
Kleinere Unternehmen
Mittlere Unternehmen
Große Unternehmen
52
60
63
04Green Finance.
-
Nachhalt
igkeit
und G
reen F
inance
17
Green F
inance
w
4.2 Es existiert Informationsbedarf.
Die wachsende Bedeutung von Nachhaltigkeit im
Bereich der Unternehmensfinanzierung zeigt sich ebenfalls darin, dass sich bereits gut die Hälfte
der Befragten mit dem Thema auseinanderge-
setzt hat. Weitere 16 Prozent geben an, dass
Green Finance auf ihrer persönlichen Agenda
steht. Allerdings hat sich knapp ein Drittel bis-
lang gar nicht mit dem Thema befasst und plant
dies in absehbarer Zukunft auch nicht. Befragte,
die in großen Unternehmen beschäftigt sind, ha-
ben sich deutlich häufiger (79 Prozent) mit nach-haltigen Finanzierungen auseinandergesetzt als
Befragte aus anderen Unternehmen. Erstaunlich
ist, dass sich schon 30 Prozent der Befragten aus
kleinen Unternehmen mit dem Thema beschäftigt
haben. Bei den Finanzentscheidern aus mittleren
Unternehmen sind es hingegen nur 26 Prozent.
Keine Angabe: 2 % 1 Milliarde bis < 5 Milliarden Euro: 26 %
> 5 Milliarden Euro: 17 %
Keine Angabe: 5 %
Mitarbeiter Treasury/Finanzen: 24 % 500 Millionen bis < 1 Milliarde Euro: 14 %
Leiter Treasury/Finanzen: 48 % 100 Millionen bis < 500 Millionen Euro: 22 %
Geschäftsführung/Vorstand: 26 % < 100 Millionen Euro: 16 %
Studiendesign Green Finance.
Für das Kapitel »Green Finance« führte research2-
content im Auftrag von LBBW (Landesbank Ba-
den-Württemberg) und FINANCE im Oktober 2019
eine exklusive Online-Befragung unter 226 Finanz-
entscheidern durch. Die vorliegende Studie berück-
sichtigt die vollständigen Antworten von 172 Ent-scheidern im deutschsprachigen Raum.
48 Prozent der Befragten sind Leiter Treasury/Fi-
nanzen, 26 Prozent gehören der Geschäftsführung oder dem Vorstand an. Weitere 24 Prozent sind Mit-
arbeiter im Bereich Treasury/Finanzen.
Unter den Befragten arbeiten 16 Prozent für klei-
nere Unternehmen, die unter 100 Millionen Euro
Jahresumsatz erwirtschaften. 43 Prozent sind bei Großunternehmen mit einem Jahresumsatz von
mindestens 1 Milliarde Euro beschäftigt. In mitt-
leren Unternehmen mit einem Jahresumsatz von
100 Millionen bis unter 1 Milliarde Euro arbeiten 36 Prozent der Befragten. Die restlichen 5 Prozent haben keine Angabe zum Jahresumsatz ihres Un-
ternehmens gemacht. Wichtig: Die Umsatzgrößen-
cluster unterscheiden sich von den Kategorien, die
zwecks Darstellung der Befragungsergebnisse der
Unternehmensentscheider in Kapitel 3 gebildet wur-
den. Denn vor allem große Unternehmen verfügen
über ein eigenständiges Treasury.
Die Befragten arbeiten in unterschiedlichen Bran-
chen. Maschinenbau und Handel sind mit 12 Prozent am häufigsten vertreten, dicht gefolgt von Chemie-/Pharma-Branche (10 Prozent) und Energieversor-gern (8 Prozent).
Funktion innerhalb des Unternehmens
(in Prozent der Befragten; n = 172)
Die befragten Finanzentscheider.
Jahresumsatz der Unternehmen
(in Prozent der Befragten; n = 172)
Quellen: LBBW, FINANCE/research2contentQuellen: LBBW, FINANCE/research2content
-
Nachhalt
igkeit
und G
reen F
inance
18
Green F
inance
Dieses Ergebnis spiegelt sich auch in der Einschät-
zung des eigenen Kenntnisstands hinsichtlich
nachhaltiger Finanzierungsmöglichkeiten wider.
Die Hälfte aller Befragten gibt an, nur wenig über
diese Art von Finanzierungen zu wissen. Immerhin
34 Prozent schätzen ihr Wissen als gut ein, ledig-
lich 7 Prozent als sehr gut. Betrachtet man dieses
Ergebnis in Abhängigkeit von der Unternehmens-
größe, so schätzen nur 16 Prozent der Befragten
aus mittleren Unternehmen ihren Kenntnisstand
als gut ein. Bei kleinen Unternehmen sind es
30 Prozent, in Großunternehmen 48 Prozent.
Eine nachhaltige Finanzwirtschaft hat hohe Pri-
orität für die EU, denn der Staatenverbund will
bis 2050 CO2-neutral werden. Um dieses Ziel zu
erreichen, will die EU die europäischen Kapi-
talflüsse zu nachhaltigen Technologien und Ge-schäftsmodellen umlenken. Eine Expertengruppe
hat daher konkrete Vorschläge zur Förderung
einer nachhaltigen Finanzwirtschaft erarbeitet,
die im Mai 2018 in einen EU-Aktionsplan zur
Finanzierung nachhaltigen Wachstums übernom-
men wurden. Dessen zentraler Bestandteil ist
eine Taxonomie zur Definition nachhaltiger Anla-gen. Die EU will damit Klarheit schaffen, welche
wirtschaftlichen Aktivitäten als klimafreundlich
gelten. Die Taxonomie definiert sechs konkre-
te Umweltziele: Klimaschutz, Anpassung an den
Klimawandel, nachhaltige Nutzung sowie Schutz
von Wasser- und Meeresressourcen, Übergang
zur Kreislaufwirtschaft, Vermeidung und Vermin-
derung der Umweltverschmutzung sowie Schutz
gesunder Ökosysteme. Ein Finanzprodukt, das
einen wesentlichen Beitrag zur Verwirklichung
mindestens eines dieser Umweltziele leistet, gilt
laut EU als nachhaltig. Die Taxonomie dient der
Entwicklung weiterer Instrumente als Ausgangs-
basis, um eine Standardisierung von nachhalti-
gen Finanzprodukten zu erreichen. Es handelt
sich dabei um eine reine Klimataxonomie, bis-
lang wurden zwei von sechs Umweltzielen der
Taxonomie veröffentlicht. Soziale und ökonomi-
sche Nachhaltigkeits themen werden darin nicht
berücksichtigt. Die Abstimmung über den finalen Text im Plenum des EU-Parlaments steht derzeit
noch aus.
Immerhin haben bereits 38 Prozent der befrag-
ten Finanzentscheider und Treasurer vom EU-Ak-
tionsplan gehört, sich damit aber noch nicht
auseinandergesetzt. Hier sind hinsichtlich der
Unternehmensgröße kaum Unterschiede festzu-
stellen. Konkret mit dem Plan beschäftigt haben
sich bislang nur 13 Prozent der Befragten, die
vor allem aus großen Unternehmen stammen.
Finanzentscheider beschäftigen sich mit nachhaltigen Finanzierungen.(Antwort auf die Frage »Haben Sie sich bereits mit dem Thema ›nachhaltige Finanzierungen‹
auseinander gesetzt?«; in Prozent der Befragten; n = 172)
Quellen: LBBW, FINANCE/research2content
Weiß nicht/keine Angabe: 2 %
Nein: 30 %
Nein, steht aber bereits auf der Agenda: 16 %
Ja: 52 %
Kleinere Unternehmen
Mittlere Unternehmen
Große Unternehmen
30
26
79
• Klimaschutz • Anpassung an den Klimawandel • Nachhaltige Nutzung sowie Schutz
von Wasser- und Meeresressourcen
• Übergang zur Kreislaufwirtschaft • Vermeidung und Verminderung
der Umweltverschmutzung
• Schutz gesunder Ökosysteme
Definierte Umweltziele:
-
Nachhalt
igkeit
und G
reen F
inance
19
Green F
inance
Finanzentscheider großer Unternehmen sind über nachhaltige Finanzierungsmöglich-
keiten besser informiert.(Antwort auf die Frage: »Wie schätzen Sie Ihren eigenen Kenntnisstand hinsichtlich nachhaltiger
Finanzierungsmöglichkeiten ein?«; in Prozent der Befragten; n = 172)
4.3 Gründe für Green Finance: Unter nehmens kultur, Kapitalgeber, Eigentümer.
Für das Thema Green Finance sprechen aus Sicht der Befragten
mehrere Gründe. 67 Prozent geben an, dass Nachhaltigkeit bereits in ihrer Unternehmenskultur verankert ist. Gerade bei Großunter-
nehmen ist das überdurchschnittlich oft der Fall.
Während die befragten Unternehmensentscheider (Kapitel 3) Kapital-
geber weniger zu den Treibern von Nachhaltigkeit im Unternehmen
zählen, sehen das die befragten Finanzentscheider anders: Mehr als die
Hälfte sieht die Nachfrage von Kapitalgebern als einen wichtigen oder
sehr wichtigen Grund, um sich mit Nachhaltigkeit auf der Finanzie-
rungsseite zu beschäftigen. Hier sind es in erster Linie große, aber auch
kleine Unternehmen, die Druck seitens der Kapitalgeber registrieren.
Das Bedürfnis der Kapitalgeber nach Nachhaltigkeitsinformatio-
nen ist nach Einschätzung der Befragten in den vergangenen zwei
bis drei Jahren eher gestiegen. Vor allem große Unternehmen be-
obachten einen wachsenden Informationsbedarf: 47 Prozent der Befragten aus diesen Unternehmen geben an, dass das Informati-
onsbedürfnis gestiegen ist. Weitere 27 Prozent sprechen sogar von
einem starken Anstieg.
Auch die Eigentümer fordern bei mehr als der Hälfte der befragten
Unternehmen mehr Nachhaltigkeit in Sachen Finanzierung. Klei-
ne Unternehmen sind wahrscheinlich aufgrund ihrer Eigentümer-
strukturen hier die Vorreiter. Tatsächlich sieht mehr als die Hälf-
te der Befragten auch einen ökonomischen Vorteil, der für mehr
nachhaltige Finanzierungen spricht.
Allerdings nennen die befragten Finanzentscheider auch Gründe, die
gegen den Einsatz von derartigen Finanzierungsinstrumenten spre-
chen: Mehr als die Hälfte der Befragten bemängelt zu hohe Repor-
tinganforderungen. Für knapp ein Viertel der Befragten verhindern
der hohe Ressourceneinsatz und das fehlende Know-how derartige
Finanzierungen. Jedem Fünften fehlt der regulatorische Rahmen.
Quellen: LBBW, FINANCE/research2content
Weiß nicht/keine Angabe: 1 % Sehr gut: 7 %
Keine Kenntnisse vorhanden: 8 %
Gering: 50 %
Gut: 34 %
Kleinere Unternehmen
Mittlere Unternehmen
Große Unternehmen
30
16
48
Bedarf an Nachhaltigkeits-informationen gestiegen.
-
Nachhalt
igkeit
und G
reen F
inance
20
Green F
inance
»Der rechtliche Rahmen und der Markt sind für grüne
Finanzierungen noch nicht ausreichend entwickelt.«
Ein befragter Finanzentscheider
In den Startlöchern.
(Antwort auf die Frage »Welche nachhaltigen Finanzierungsinstrumente kommen für Ihr Unterneh-
men grundsätzlich in Frage, welche haben Sie schon genutzt?«; in Prozent der Befragten; n = 172)
Quellen: LBBW, FINANCE/research2content
Quellen: LBBW, FINANCE/research2content
Mehrfachantworten möglich
Mehrfachantworten möglich
In Unternehmenskultur verankert
Nachfrage von Kapitalgebern
Von Eigentümern gewünscht
Ökonomischer Vorteil
Rating verbessern
In persönlicher Zielvereinbarung verankert
67
56
53
52
44
12
Nachhaltigkeit rechnet sich.(Antwort »[sehr] wichtig« auf die Frage »Was sind aus Ihrer Sicht wichtige Gründe, um sich mit dem
Thema Nachhaltigkeit auf der Finanzierungsseite zu beschäftigen?«; in Prozent der Befragten; n = 172)
Förderkredite für Umweltaspekte
Green Loans
Green Bonds
Green Schuldscheindarlehen
Positive Incentive Loans
Sustainable Bonds
Social Bonds
Positive Incentive Schuldscheindarlehen
27
51
7
60
6
52
4
4
3
2
1
61
52
53
36
51
Grundsätzlich denkbar Bereits genutzt
-
Nachhalt
igkeit
und G
reen F
inance
21
Green F
inance
Energieeffizienz und Energiegewinnung stehen im Fokus.(Antwort auf die Frage »Für welche Investitionsthemen könnten Sie sich vorstellen, nachhaltige
Finanzierungen zukünftig zu nutzen?«; in Prozent der Befragten; n = 172)
4.4 Wenig praktische Erfahrung, aber große Bereitschaft.
Die meisten befragten Finanzentscheider haben bislang nur wenig
praktische Erfahrung mit einzelnen nachhaltigen Finanzierungsin-
strumenten. Nur spezielle Förderkredite für Umweltaspekte – welche
jedoch nicht zu den neueren Instrumenten des Green Finance zählen
– wurden von gut einem Viertel der Befragten bereits genutzt.
Die übrigen Finanzierungsinstrumente sind bislang lediglich in
Einzelfällen und insbesondere bei Großunternehmen zum Einsatz
gekommen. Am häufigsten werden im Rahmen von spezifischen grünen Projekten Green Loans (7 Prozent), Green Bonds (6 Prozent)
und Green Schuldscheindarlehen (4 Prozent) eingesetzt.
Dennoch sind die Befragten prinzipiell sehr aufgeschlossen und
können sich den Einsatz zahlreicher Finanzierungsinstrumente
grundsätzlich vorstellen. Außer im Falle der Social Bonds, die für
ein spezifisches Sozialprojekt verwendet werden und für Unter-nehmen recht untypisch sind, kommt für jeweils mehr als die Hälf-
te der Befragten eine Nutzung infrage.
Bei der Finanzierung von nachhaltigen Projekten sehen die be-
fragten Finanzentscheider zukünftig neben den Förderbanken (63
Prozent) vor allem auch Banken im Allgemeinen (62 Prozent) in
der Pflicht. Knapp die Hälfte der Befragten zieht dabei auch den Fremdkapitalmarkt in Betracht. Immerhin ein Fünftel würde eher
mit Eigenkapital finanzieren.
Mit nachhaltigen Finanzierungen möchten die befragten Finanz-
entscheider vor allem energiebezogene Investitionen tätigen, die
entweder die Energieeffizienz erhöhen (76 Prozent) oder den Ein-satz erneuerbarer Energien fördern (60 Prozent). Weitere mögliche
Themen für nachhaltige Investitionen sind ein sauberer Transport,
das Abwassermanagement, die Verringerung der Verschmutzung,
unter anderem der Luftverschmutzung, und die generelle Anpas-
sung an die Folgen des Klimawandels.
Quellen: LBBW, FINANCE/research2contentMehrfachantworten möglich
Energieeffizienz
Erneuerbare Energien
Sauberer Transport
Nachhaltiges Abwassermanagement
Verschmutzungsprävention und -kontrolle
Anpassung an die Folgen des Klimawandels
Ökologisch nachhaltiges Management von natürlichen Ressourcen und Landnutzung
Weiß nicht/keine Angabe
78
60
49
40
9
33
33
31
Energieeffizienz erhöhen oder Einsatz erneuer-barer Energien fördern.
-
Nachhalt
igkeit
und G
reen F
inance
22
Interviews
Zukunftsfähig durch Nachhaltigkeit: fischerwerke.
Herr Ziegler, was bedeutet Nachhaltigkeit für Ihr
Unternehmen?
Der Name fischer steht für Dübel und Konstruk-tionsbaukästen, für Komponenten im Autoinnen-
raum, Prozessberatung und elektronische Sys-
teme. Nachhaltigkeit bedeutet für fischer nicht mehr und nicht weniger, als die Zukunftsfähigkeit
des Unternehmens sicherzustellen. Dazu gehören
mehrere Aspekte: innovative Produkte, optimier-
te und effiziente Prozesse, motivierte und gut ausgebildete Mitarbeiter, aktiv gestaltete Märkte
und natürlich zufriedene Kunden. Zu alldem muss
man sich als Unternehmen bekennen und über
alle Dimensionen der Nachhaltigkeit auch ent-
sprechend Verantwortung übernehmen.
vor allem in der Automobilindustrie, mit Nach-
haltigkeitsthemen verknüpft. Nachhaltigkeit be-
deutet die Zukunftssicherung für das Unterneh-
men: langfristiges ökonomisches Wachstum im
Einklang mit der Umwelt und der Gesellschaft.
Dies führt zu qualitativem Wachstum.
Was sind die wesentlichen Treiber der Nachhaltig-
keitsaktivitäten Ihres Unternehmens?
2015 war es die Wettbewerbsfähigkeit. Neben Qua-
lität, Preis und Service entscheidet die Reputation
über die Wettbewerbsfähigkeit von Unter nehmen.
Nachhaltigkeit (als Oberbegriff für Klimaschutz und
andere Umweltthemen) ist derzeit das prominen-
teste Thema. Nachhaltigkeit ist ein bedeutsamer
Faktor sowohl in der Lieferkette als auch an der
Schnittstelle zum Endkunden/Verbraucher.
Wer ist in Ihrem Unternehmen für das Nachhaltig-
keitsmanagement verantwortlich?
Mittlerweile sind Nachhaltigkeits- und Unterneh-
mensstrategie in unserem Unternehmen nahezu
deckungsgleich. Das bedeutet, dass Nachhaltig-
keit ganz oben im Unternehmen in einer Stabs-
stelle bei der Geschäftsführung verankert ist.
Bei fischer haben wir uns bewusst dafür ent-schieden, keinen separaten Geschäftsbereich für
Nachhaltigkeit aufzubauen. Wir wollten keinen
Nachhaltigkeitsbeauftragten, der im Stil eines
Sachbearbeiters dieses Thema verwaltet. Unser
Nachhaltigkeitsteam arbeitet bereichsübergrei-
fend und setzt sich aus Personen aus allen Ge-
schäftsbereichen zusammen. Wir wollten die
»Nachhaltigkeit bedeutet
für fischer, die Zukunfts-
fähigkeit des Unternehmens
sicherzustellen.«
Seit wann beschäftigt sich fischer mit dem Thema Nachhaltigkeit?
Vergleichsweise lange. Es gibt seit 1987 ein Leit-
bild, das bereits ökonomische, soziale und auch
ökologische Dimensionen beachtet. Ein wirkli-
ches Nachhaltigkeitsmanagement wurde aber
erst 2015 eingeführt. Zu dieser Zeit wurden im-
mer mehr Ausschreibungen und Kundenprojekte,
05Interviews
-
Nachhalt
igkeit
und G
reen F
inance
23
Interviews
Betroffenen zu Beteiligten machen. Für uns sind
sie Multiplikatoren. Sie bringen Themen aus ih-
ren Bereichen in das Nachhaltigkeitsteam mit
und tragen die Nachhaltigkeitsthemen auch di-
rekt in ihr eigentliches Arbeitsumfeld. So stellen
wir die Durchlässigkeit der Themen sicher. An-
hand unserer Benchmark-Betrachtungen zu an-
deren Unternehmen haben wir festgestellt, dass
gerade die Zusammenarbeit zwischen Nachhal-
tigkeitsabteilungen und dem Rest des Unterneh-
mens oft ein Problem ist. Wir umgehen das da-
durch, dass das Team von der Geschäftsleitung
ausdrücklich das Mandat erhalten hat, relevante
Nachhaltigkeitsprojekte zu identifizieren und deren strategische Bedeutung für das Unterneh-
men hervorzuheben. Quartalsweise finden dann Treffen mit der Geschäftsleitung statt, in denen
diese Projekte diskutiert und gegebenenfalls
freigegeben werden.
Wie setzt sich Ihr Nachhaltigkeitsteam zusammen?
Das Nachhaltigkeitsteam besteht aus 15 bis 18
Personen – das schwankt ein wenig –, die in der
Regel als Fachkräfte in verschiedenen Bereichen
wie Entwicklung, Vertrieb, Produktmanagement,
Produktion, IT, Logistik oder Personalwesen ar-
beiten. Wichtig ist, dass alle wesentlichen Unter-
nehmensbereiche vertreten sind.
Zu Beginn haben wir die Teammitglieder ernannt,
aber nach und nach gab es da auch Veränderun-
gen. Es ist wichtig, dass die Kollegen eine Affini-tät zum Thema haben. Sie müssen eine gewisse
Begeisterung mitbringen, um dann auch wirklich
dahinterstehen zu können. Das hat sich über die
Zeit entwickelt. Heute haben wir Kolleginnen und
Kollegen im Team, die wirklich Lust auf Nachhal-
tigkeit haben und die auch bereit sind, dafür Zeit
zu investieren.
Der fischer-Nachhaltigkeitskompass.1
Quelle: fischerwerke
1 LS + Ziffer steht für den entsprechenden Leitsatz der WIN-Charta.
-
Nachhalt
igkeit
und G
reen F
inance
24
Interviews
Andere spezielle Fähigkeiten sind hier nicht gefragt. Allerdings ist
eine gute Kommunikationskompetenz wichtig. Die Teammitglieder
müssen sich in die Diskussion einbringen. Außerdem haben wir
einen Zusatznutzen festgestellt: Das Nachhaltigkeitsteam ist auch
eine Plattform für den Austausch zwischen den verschiedenen Un-
ternehmensbereichen geworden und fördert das Verständnis für
die Themen der jeweils anderen Bereiche. Dadurch können wir
auch weitere Prozessoptimierungen ableiten.
Wie nehmen Sie die Mitarbeiter beim Thema Nachhaltigkeit mit?
Hier haben wir im Unternehmen unterschiedliche Plattformen ge-
schaffen. Wir veröffentlichen dazu regelmäßig Meldungen im Intra-
net und haben dort auch Links gesetzt, so dass sich die Mitarbeiter
eigenständig zu Nachhaltigkeit informieren können. Außerdem ha-
ben wir den »Blauen Pfad« eingeführt. Er steht symbolisch für die
Verbindungslinie mehrerer Nachhaltigkeitsstationen, die einzelne
Nachhaltigkeitsbeispiele aus der Vergangenheit zeigen und erklä-
ren. Auf einem DIN-A3-Blatt visualisieren wir den Status vor und
nach der Prozessoptimierung. Auch die monetären Effekte sind dar-
gestellt, denn daran lässt sich der Erfolg am besten zeigen. Wichtig
ist, dass alles knapp, aber trotzdem verständlich vermittelt wird.
Legt Ihr Unternehmen konkrete Nachhaltigkeitsziele fest?
Wir legen keine einzelnen konkreten Ziele fest, weil uns wichtig ist,
dass wir nicht nur einzelne Themenfelder im Bereich Nachhaltig-
keit bearbeiten und dort dann gut werden. Wir wollen das ganze
Unternehmen nachhaltig unterstützen und damit einen Mehrwert
erzielen.
Bei fischer stehen deshalb Nachhaltigkeits aspekte im Fokus. Wir haben dafür einen Nachhaltigkeitskompass entwickelt. Dieses Mo-
nitoring-System ist die strategische Basis für unser Nachhaltig-
keitsmanagement. Im Zentrum des Kompasses steht das Leitbild
von fischer (die DNA des Unternehmens), nach außen hin gliedert es sich in 19 Schwerpunktthemen. Für jedes Schwerpunktthema
wurde eine Kennzahl entwickelt. Pro Thema definiert die Ge-schäftsführung einen Zielwert. Daraus werden konkrete, messbare
Maßnahmen abgeleitet.
Für uns ist wichtig, dass für jedes Themenfeld nur eine Kennzahl
existiert. An vielen Stellen können wir auf Controlling-Daten zu-
rückgreifen. Das hat den Vorteil, dass diese Daten qualitativ und
glaubwürdig sind.
Eine konkrete Kennzahl ist beispielsweise die verarbeitete Masse
in Bezug auf eingesetzte Energie, die für Energieeffizienz steht. Die Anzahl von Beschwerden nutzen wir für Compliance. Die Zielwerte
der Kennzahlen werden einmal jährlich festgelegt.
Die aktuellen Ausprägungen der Kennzahlen erscheinen anschlie-
ßend im Status-Radar, das einmal im Quartal erstellt wird. Das Ra-
dar visualisiert den Status quo und dient dem Abgleich mit den Zie-
len. Daran kann man sehr einfach erkennen, bei welchen Themen
wir gut aufgestellt sind und wo noch Handlungsbedarf besteht.
Veröffentlichen Sie einen Nachhaltigkeitsbericht?
Ja, einmal im Jahr. Das erfolgt nach der baden-württembergischen
WIN-Charta. Noch ist das eine freiwillige Selbstverpflichtung, aber
»Unser
Nachhaltigkeits
team arbeitet
bereichs über
greifend und
setzt sich aus
Personen aus
allen Geschäfts
bereichen
zusammen.«
Schwerpunkt-themen.
Nachhaltigkeits-kompass mit
19
-
Nachhalt
igkeit
und G
reen F
inance
25
Interviews
Christian Ziegler
ist gelernter Ingenieur und bei der Unternehmensgruppe fischer im internationalen Produktionsverbund tätig. Er leitete das Pro-
jekt zur Einführung und Etablierung des Nachhaltigkeitsmanage-
ments bei der Unternehmensgruppe fischer. Heute ist er der Leiter des fischer Nachhaltigkeitsteams und in dieser Rolle ver-antwortlich für die jährliche Veröffentlichung eines Nachhaltig-
keitsberichts nach CSR-Richtlinie.
die WIN-Charta erfüllt die Anforderungen der
EU-Richtlinie 2014/95/EU für Nachhaltigkeits-
berichterstattung. Sollte sich daraus demnächst
auch eine gesetzliche Verpflichtung für kleine und mittlere Unternehmen ergeben, ist diese von
uns bereits erfüllt.
Welche Rolle spielen Ratings von Nachhaltigkeits-
agenturen für Sie?
Aktuell gar keine. Aber um bei den Reportings
eine Vergleichbarkeit der Unternehmen zu errei-
chen, wird die Bedeutung dieser Ratingagenturen
sicherlich wachsen. Noch ist der Markt aber un-
übersichtlich. Das Reporting darf nicht ausarten
und mehrere Hundert Seiten umfassen. Eine sol-
che Berichterstattung soll dem Leser Spaß ma-
chen. Nur dann stellt ein solcher Bericht auch
einen erheblichen Mehrwert dar.
Wie sehen Sie die EU-Taxonomie?
Es ist wichtig, dass eine gemeinsame Basis für
Nachhaltigkeit geschaffen wird. Die Entwicklung
ist zwar spannend zu beobachten, aber die Maß-
nahmen sind viel zu komplex. Für die Umsetzung
in den Unternehmen ist wichtig, dass es einfach
ist: einfach zu erklären, zu beschreiben und zu
messen. Das ist im Nachhaltigkeitsmanagement
zielführend. Aus meiner Sicht bringen heroische
Ziele nichts, von denen niemand weiß, wie man
diese erreichen soll. Alles über Kompensation
und Strafzahlung zu regeln ist aus unserer Sicht
der falsche Weg. Darunter wird die Wettbewerbs-
fähigkeit irgendwann massiv leiden.
fischer hat 2019 den deutschen Nachhaltigkeitspreis gewonnen. Warum haben Sie an diesem
Wettbewerb teilgenommen?
Zu Beginn unserer Nachhaltigkeitsaktivitäten gab
es viele kritische Stimmen. Es war zwar klar, dass
Nachhaltigkeit notwendig ist, um an bestimmten
Ausschreibungen in Projektgeschäften oder an
Ausschreibungen der Automobilindustrie teilneh-
men zu können. Der tatsächliche Mehrwert wurde
aber an vielen Stellen nicht gesehen. Wir haben
geschaut, wie andere Unternehmen das machen,
dann aber unseren eigenen »fischerweg« entwi-ckelt, den wir auch konsequent gegangen sind. Es
gibt in diesem Umfeld eine Vielzahl von Preisen.
Uns ging es aber nicht darum, möglichst viele
Preise zu gewinnen, sondern uns mit den Besten
zu messen.
Der deutsche Nachhaltigkeitspreis ist der wich-
tigste Preis seiner Art. Er ist vor allem branchen-
übergreifend, was uns wichtig war. Wir haben
uns direkt im ersten Jahr angemeldet, als fischer das Nachhaltigkeitsmanagement ins Leben ge-
rufen hat. Es gab ganz klar keinerlei Aussichten
auf Erfolg. Wir haben unseren Status quo ein-
gereicht, um das Feedback einer unabhängigen
Fachjury zu bekommen. Dieses Feedback haben
wir Jahr für Jahr für unsere Weiterentwicklung
genutzt.
Im zweiten Jahr haben wir das Thema » Blauer
Pfad« in den Mittelpunkt gestellt und kamen da-
mit unter die Top 10. Im dritten Jahr war der
Nachhaltigkeitskompass der Schwerpunkt. Damit
landeten wir unter den Top 3. Und im vierten
Jahr unserer Teilnahme haben wir den Nachhal-
tigkeitspreis gewonnen. In der Begründung der
Jury heißt es, dass fischer Nachhaltigkeit ganz-heitlich in die Unternehmensstrategie integriert
hat und mit seinen Innovationen die nachhaltige
Entwicklung vorantreibt. Es ist schon eine tolle
Sache, wenn ein Unternehmen, dessen Kernpro-
dukt unter anderem Kunststoff ist, einen solchen
Preis gewinnt.
Das Interview führte Jacqueline Preußer.
-
Nachhalt
igkeit
und G
reen F
inance
26
Interviews
Lenzing setzt auf ESG-linked Schuldschein.
Herr Obendrauf, Nachhaltigkeit ist derzeit eines
der Top-Themen für Unternehmen. Welche Rolle
spielt es für Lenzing als Zellulosefaserhersteller?
Für Lenzing ist das Thema extrem wichtig. Ich
würde sogar so weit gehen und sagen, dass es
für uns keine Randbedingung mehr ist, sondern
Teil unseres Geschäftsmodells. Wir sehen uns
als Bio-Raffinerie, was sich durch unseren Pro-duktionsprozess ergibt. Wir beginnen mit einem
Bio-Rohstoff – nämlich Holz – und zerlegen ihn
in einzelne Bestandteile. Danach verarbeiten wir
den Rohstoff zu Fasern. Darüber hinaus gibt es
Nebenprodukte, die wir produzieren, wie etwa
Essigsäure oder Holzzucker. Das verbleibende
Material, je nach Holzart etwa 50 Prozent, verar-
beiten wir zu Bioenergie. Diese nutzen wir wie-
derum für unseren Produktionsprozess.
Nachhaltigkeit ist für uns also ein zentraler Be-
standteil unserer Strategie und unseres Geschäfts.
Lenzing hat sich konkrete Nachhaltigkeitsziele
gesetzt, wie etwa die Reduzierung der Schwe-
fel- und CO2-Emissionen sowie der Abwasserbe-
lastung oder die Überprüfung der Nachhaltigkeit
der Lieferanten. Wie lange spielen solche Ziele für
Lenzing bereits eine Rolle?
Für uns spielen sie schon sehr lange eine Rolle.
Beispielsweise befindet sich unser Standort Len-zing in einer Seengegend. Allein deshalb wird das
Thema Natur hier großgeschrieben. Wir können
es uns als Industriebetrieb nicht leisten, uns nur
an die Vorschriften zu halten. Die sind ja oft nur
Minimalanforderungen.
Lange Jahre spielte Nachhaltigkeit an den Finanz-
märkten nicht die große Rolle. Das ändert sich
jetzt. Spüren Sie auch, dass der Druck auf Unter-
nehmen zunimmt, sich ernsthaft mit Sozial- und
Umweltfaktoren auseinanderzusetzen?
Ich würde es so formulieren: Wir spüren mittler-
weile ein deutlich höheres Interesse an diesen
Themen. Lassen Sie mich das an einem Beispiel
erklären. Vor drei Jahren haben wir eine sehr
leistungsstarke Viskosefaser bei gleichzeitig sehr
gutem ökologischem Fußabdruck auf den Markt
gebracht. Aufgrund einer entsprechenden Tech-
nologie kann diese Faser in den endgültigen Pro-
dukten identifiziert werden. Das Interessante ist:
Wir sind in der Lage, diese Faser mit einer Prämie
am Markt zu verkaufen. Und die Nachfrage nach
solchen Produkten wächst.
Wie gehen Sie mit dem Thema organisatorisch bei
Lenzing um?
Wir haben eine eigene Nachhaltigkeitsabteilung,
die unter dem Chief Commercial Officer (CCO) ange-siedelt ist. Zudem haben wir in der Vergangenheit
neben dem Finanzbericht auch einen Nachhaltig-
keitsbericht herausgegeben. In der Finanzabteilung
haben wir natürlich ein großes Interesse daran, dass
die Informationen in beiden Berichten konsistent
sind. Deshalb arbeiten wir auch eng zusammen.
Lenzing hat als eines der ersten Unternehmen
kürzlich ein ESG-linked Schuldscheindarlehen über
500 Millionen Euro mit Laufzeiten über fünf, sieben und zehn Jahre sowie eine ESG-linked Namens-
schuldverschreibung mit einer Laufzeit von 15 Jahren begeben. Wie ist die Idee entstanden, nachhaltige
Finanzierungsinstrumente zu platzieren?
Wir wollten mit diesen Transaktionen auch die
Finanzierungsseite vollständig in Einklang mit
unserem Geschäftsmodell bringen, in dem Nach-
haltigkeit ein zentraler Faktor ist. Dafür hat sich
ein ESG-linked Produkt besonders angeboten.
Wir haben in die Verzinsung einen Step-up und
Step-down eingebaut, je nachdem, wie sich unse-
re Nachhaltigkeitsperformance entwickelt.
Sie haben als Preismechanismus bei Ihrem ESG-
Schuldschein einen Auf und Abschlag von 2,5 Basispunkten vereinbart – stellt das für Sie wirklich
einen attraktiven Anreiz dar, Ihr Nachhaltigkeits-
rating und damit die gesamte Ausrichtung Ihres
Unternehmens bei ESG-Faktoren zu verbessern?
Natürlich muss man sagen, dass 2,5 Basispunkte
nur ein kleiner finanzieller Vor- oder Nachteil wä-ren. Wir wären auch bereit gewesen, deutlich grö-
ßere Schritte zu machen. Aber der Markt ist dafür
meiner Meinung nach noch nicht bereit. Zum einen
ist das In strument noch sehr neu. Zum anderen
fällt es den Investoren eben schwer einzuschät-
zen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass wir
unser Rating verbessern oder verschlechtern. Im
Übrigen würde der finanzielle Vorteil auch gar nicht bei uns bleiben – wir werden diesen gespar-
ten Betrag spenden, wenn es dazu kommt.
»Nachhaltigkeit ist für uns ein zentra ler Bestandteil
unserer Strategie und unseres Geschäfts.«
-
Nachhalt
igkeit
und G
reen F
inance
27
Interviews
Werden sich die Preise für grüne Instrumente denn
in Zukunft weiter spreizen?
Der Markt bewegt sich momentan in diese Rich-
tung. Man sieht das bereits am Volumen. In dem
Moment, in dem man ein grünes Instrument plat-
ziert, ist der Pool an Investoren und damit die
Nachfrage größer. Sie haben damit also auch
heute schon einen kleinen Vorteil. Der gesamte
Markt für grüne Finanzierungen würde natürlich
ein Selbstläufer werden, wenn man auch vom
Pricing einen eindeutigen Vorteil hätte. Ich bin
zuversichtlich, dass das so kommen wird.
Sollte Ihrer Meinung nach der Regulator dafür sorgen,
dass Unternehmen bei Green-Finance-Instrumenten
einen finanziellen Vorteil mitnehmen können?
Ich würde hier mehr auf den Markt vertrauen. Si-
cherlich kann der Regulator für eine gewisse Ini-
tialzündung sorgen und dem Markt einen Schubs
in die richtige Richtung geben. Grundsätzlich
glaube ich aber, dass es der Markt selbst regeln
muss und wird.
Wie haben sich die ESG-linked Transaktionen
sonst von der Emission klassischer Schuldscheine
unterschieden? Gab es Unterschiede im Hinblick
auf die Investorenansprache?
Wir haben gesehen, dass man mit einem nachhal-
tigen Schuldschein eine größere Investorenbasis
erreichen kann. Die Entscheidung für oder gegen
ein solches Instrument hängt also auch davon ab,
welche Summe man platzieren will. Hätten wir
nur 100 Millionen Euro platzieren wollen, dann
wäre das auch über einen klassischen Schuld-
schein möglich gewesen. Durch den Einbau der
ESG-Komponente haben wir aber sichergestellt,
dass wir direkt eine größere Gruppe von Investo-
ren ansprechen. Einige haben nur investiert, weil
es ein nachhaltiges Finanzprodukt war. Das hat
zu einer hohen Nachfrage geführt, die uns positiv
überrascht hat.
»Mit einem nachhaltigen
Schuldschein kann man
eine größere Investoren
basis erreichen.«
Haben die Investoren denn andere Fragen gestellt,
als das im Vorfeld bei klassischen Transaktionen der Fall ist?
Nein, eher nicht. Bereits seit einigen Jahren stel-
len uns Investoren deutlich mehr Fragen zu un-
serem Nachhaltigkeitsbericht als zu unserem Ge-
schäftsbericht.
Die Nachhaltigkeitsperformance, an die solche Fi-
nanzprodukte gebunden sind, kann entweder über
einzelne Kennzahlen oder ESG-Ratings gemessen
werden. Warum haben Sie sich bei der Kopplung
des Preismechanismus für ein Nachhaltigkeitsra-
ting entschieden?
Auf einzelne Kennzahlen, wie das manche andere
machen, wollten wir nicht setzen, da die Trans-
parenz darunter leidet. Investoren müssen dann
bewerten: Sind die gewählten Kennzahlen über-
haupt geeignet? Sind die Ziele ambitioniert genug
gesetzt? Wir wollten stattdessen einen externen
Dritten haben, der dem Unternehmen ein Rating
gibt, das dann für jedermann nachvollziehbar ist.
Sie haben sich entschieden, die Zinskosten des
Kredits an die Entwicklung ihres ESG-Ratings von
der Nachhaltigkeitsagentur MSCI zu koppeln. Wa-
rum haben Sie sich gerade für diese Agentur ent-
schieden?
Ehrlich gesagt, hätten wir auch eine andere
Agentur nehmen können, die Unterschiede sind
aus unserer Sicht nicht sehr groß. Wir haben eini-
ge ESG-Ratings zur Auswahl, unser Unternehmen
wird von mehreren Agenturen bewertet.
Grundsätzlich muss ich zum Markt der ESG-Ra-
tings Folgendes sagen: Wenn Bewertungen allein
auf Basis der öffentlich verfügbaren Informatio-
nen erstellt werden, also ohne aktive Zusammen-
arbeit mit den Unternehmen selbst, finde ich dies problematisch. Da würden viele relevante Infor-
mationen fehlen. Wir arbeiten deshalb mit meh-
reren Agenturen zusammen, was aber aufwendig
ist – auch für die Investoren, die sich ein Bild
über die Bewertungen mehrerer Agenturen ma-
chen müssen. Für externe Beobachter ist es sehr
schwer, sich bei der Vielzahl der Ratings zurecht-
zufinden. Dazu bekommen wir viele Rückfragen, von Investoren, aber auch gerade von unseren
Kunden. In dem Moment, wo es hier eine Stan-
dardisierung gibt, würde das auch vielen Kunden
die Arbeit erleichtern.
Wie wichtig ist aus Ihrer Sicht die Entwicklung ein-
heitlicher Standards für den Green-Finance-Markt
insgesamt?
Rechtliche Rahmenbedingungen sind wichtig,
der Gesetzgeber muss Vorgaben schaffen. Aller-
dings ist das Thema Nachhaltigkeit komplex. Es
gibt kein Schwarz und Weiß. Gerade Unterneh-
men, die eine Transformation hin zu mehr Um-
weltfreundlichkeit finanzieren müssen, sollten nicht aus dem Green-Finance-Markt ausgeschlos-
sen werden. Die größten Umweltsünder können
-
Nachhalt
igkeit
und G
reen F
inance
28
Interviews
schließlich auch am meisten zu einer Verbesse-
rung beitragen. Ohnehin ist es schwer, einen so
jungen Markt schnell vollumfänglich zu regle-
mentieren. So etwas wird Jahre dauern.
Plant Lenzing künftig weitere grüne Finanzierungen?
Ja, wir würden den Markt auch in Zukunft wie-
der nutzen. Für uns kommen weitere ESG-linked
Transaktionen in Frage, ich kann mir aber auch
Green Schuldscheine zur Finanzierung nachhalti-
ger Projekte vorstellen. Für Lenzing haben beide
Varianten ihre Berechtigung.
Thomas Obendrauf
ist Finanzchef bei dem österreichischen Zel-
lulosefaserhersteller Lenzing AG. Er studierte
Handelswissenschaften in Wien und Chicago.
Seit März 2016 verantwortet er bei Lenzing
das Finanzressort. Zuvor war er unter an-
derem CFO bei dem Leiterplattenhersteller
AT & S Austria.
Green Bonds: der Weg der EnBW.
Herr Voigt, EnBW hat nicht nur Green Bonds, son-dern auch die ersten grünen Hybridanleihen eines
deutschen Unternehmens platziert. Wie ist die
Idee entstanden, diese Finanzierungsinstrumente
zu platzieren?
Voigt: Das Thema Nachhaltigkeit ist schon lange
im Finanzbereich angekommen. Bereits seit 2012
setzen wir uns mit dem Integrated-Reporting-An-
satz auseinander. Wir veröffentlichen seit einigen
Jahren keinen separaten Nachhaltigkeitsbericht
mehr, sondern nehmen alle Faktoren rund um das
Thema Corporate Social Responsibility in unseren
Geschäftsbericht auf. Zudem haben wir uns auch
schon sehr früh mit der Emission eines Green
Bonds auseinandergesetzt, schon seit dem Jahr
2014. Damals war das Instrument aus unserer
Sicht aber noch nicht reif genug, die Standards
waren noch nicht etabliert. Mittlerweile hat sich
der Markt weiterentwickelt und verfügt über ein
hohes Maß an Transparenz und Klarheit. Deshalb
haben wir uns entschieden, 2018 erstmals einen
Green Bond in Höhe von 500 Millionen Euro zu
platzieren und im vergangenen Jahr zwei grüne
Hybridanleihen mit einem Gesamtvolumen von
einer Milliarde Euro zu begeben.
Herr Dr. Rieth, wie hat sich die Zusammenarbeit
zwischen Finanzabteilung und Nachhaltigkeits-
experten durch die Emissionen verändert?
Rieth: Für die Emissionen haben wir das Green Fi-
nancing Framework, also das Rahmendokument
für unsere grünen Finanzierungen, gemeinsam
entwickelt. Dazu wurde ein Komitee gebildet, in
dem wir – also der Finanzbereich und die Abtei-
lung Nachhaltigkeit – gleichberechtigt entschie-
den haben, wie wir Emissionen jeweils struktu-
»Der Markt für Green Bonds hat sich weiterentwickelt und
verfügt über ein hohes Maß an Transparenz und Klarheit.«
Ingo Peter Voigt
Was raten Sie anderen Unternehmen, die sich erst-
mals mit dem Thema befassen?
Bei einer ESG-linked Transaktion sollte man sich
klarmachen, dass man damit die Verpflichtung eingeht, sich über die gesamte Laufzeit von der
gewählten Agentur beraten zu lassen. Das ist
mit Aufwand und Kosten verbunden – vor allem
dann, wenn ein Unternehmen zum ersten Mal
Erfahrungen mit einem ESG-Rating sammelt.
Das Interview führte Antonia Kögler.
-
Nachhalt
igkeit
und G
reen F
inance
29
Interviews
rieren wollen. Das »gleichberechtigt« möchte ich
an der Stelle betonen, da dieser Ansatz heute
noch nicht selbstverständlich ist. Nicht nur un-
sere Büros liegen sehr nah beieinander, sondern
wir haben schon zuvor intensiv zusammengear-
beitet.
Was hat die Zusammenarbeit konkret gebracht?
Rieth: Wir haben gemeinsam entschieden, wer die
Second Party Opinion (die sogenannte SPO) für
die Green Bonds erstellt, welche Projekte wir für
die Transaktionen auswählen und wie wir darü-
ber per jährlichen Impact Report berichten. Uns
war und ist es wichtig, dass all unsere Entschei-
dungskriterien nachvollziehbar und transparent
sind. In dem Dokument zeigen wir unseren In-
vestoren auf, was unser strategischer Plan für
die Zukunft ist. Alle weiteren grünen Emissionen
werden auf diesem Dokument fußen.
Wie sind die Transaktionen bei den Investoren an-
gekommen?
Voigt: Es war aus unserer Sicht ein Riesenerfolg.
Bei der Green-Bond-Emission im Jahr 2018 war
die Hälfte d