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Bereit für Neues Nachhaltigkeit und Green Finance. Was Finanzentscheider und Unternehmensführung in Sachen Nachhaltigkeitsthemen erwarten. Einleitung Seite 04 – 06 Executive Summary. Seite 07 – 08 Nachhaltigkeit in Unternehmen. Seite 09 – 15 Green Finance. Seite 16 – 21 Interviews Seite 22 – 30

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Page 1: Nachhaltigkeit und Green Finance.€¦ · Nachhaltigkeit und Green Finance Einleitung 05 Herr Lochner, Nachhaltigkeit ist ein breites und vielschichtiges The-ma. Welchen Rat können

Bereit für Neues

Nachhaltigkeit und Green Finance.Was Finanzentscheider und Unternehmens führung

in Sachen Nachhaltigkeitsthemen erwarten.

EinleitungSeite 04 – 06 ➜

Executive Summary.Seite 07 – 08 ➜

Nachhaltigkeit in Unternehmen.Seite 09 – 15 ➜

Green Finance.Seite 16 – 21 ➜

InterviewsSeite 22 – 30 ➜

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02

Impre

ssum

Impressum

Juni 2020

Haftungsausschluss

Alle Angaben wurden sorgfältig recherchiert und

zusammen gestellt. Für die Richtigkeit und Vollstän-

digkeit des Inhalts sowie für zwischen zeitliche Ände-

rungen übernehmen Redaktion, Verlag und Heraus-

geber keine Gewähr.

© 2020

V.i.S.d.P. FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH

Der F.A.Z.-Fachverlag

Frankenallee 71– 81, 60327 Frankfurt am Main

Landesbank Baden-Württemberg

Am Hauptbahnhof 2, 70173 Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten, auch die der fotomecha-

nischen Wiedergabe und der Speicherung in

elektronischen Medien.

Projektleitung und Redaktion

Jacqueline Preußer (research2content)

Datenerhebung

FRANKFURT BUSINESS MEDIA/research2content

Gestaltung, Satz und Korrektur

Meyle+Müller GmbH & Co. KG

klimaneutralnatureOffice.com | DE-592-JKUAK27

gedruckt

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03

Inhalt

Interviews

Zukunftsfähig durch Nachhaltigkeit:

fischerwerke.Seite 22

Lenzing setzt auf ESG-linked Schuldschein.

Seite 26

Green Bonds: der Weg der EnBW.

Seite 28

Inhalt

01

04

05

02

03

EinleitungSeite 04

Nachhaltigkeit zukünftig stärker im Fokus.

Seite 05

Green Finance.

4.1 Kein vorübergehender Trend.

Seite 16

4.2 Es existiert Informationsbedarf.

Seite 17

4.3 Gründe für Green Finance: Unterneh-

menskultur, Kapitalgeber, Eigentümer.

Seite 19

4.4 Wenig praktische Erfahrung, aber

große Bereitschaft.

Seite 21

Executive Summary. Seite 07

Nachhaltigkeit in Unternehmen.

3.1 Große Unternehmen sind Vorreiter –

kleine Unternehmen ziehen nach.

Seite 09

3.2 Unternehmenskultur verändert sich.

Seite 11

3.3 Nachhaltigkeit betrifft alle.

Seite 12

3.4 Einkauf und Entwicklung übernehmen

Verantwortung.

Seite 12

3.5 CO2-Ausstoß verringern, Mitarbeiter-

zufriedenheit steigern.

Seite 13

3.6 Nachhaltigkeitsberichte sind eher

eine Ausnahme.

Seite 15

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04

Einleitung

Liebe Leserinnen und Leser,

wir freuen uns, Ihnen hiermit unsere gemeinsa-

me Studie »Nachhaltigkeit und Green Finance«

zu präsentieren. In ihrer Art ist sie einzigartig:

Zum einen haben wir mehrere Hundert Unter-

nehmensentscheider und Nachhaltigkeitsmanager

zum Thema Nachhaltigkeit befragt. Zum anderen

spiegelt die Studie aber auch die Meinungen von

Finanz entscheidern – also CFOs, Treasurer und

Lei ter Finanzen – zum Einsatz von Green Finance

wider. Abgerundet werden die umfangreichen

Be fra gungen durch drei Experteninterviews: Die

Vertreter des Befestigungsspezialisten fischer-werke, des Holzfaserherstellers Lenzing und des

Energiekonzerns EnBW geben in Gesprächen tiefe

Einblicke, wie sie Nachhaltigkeit beziehungsweise

grüne Finanzierungen konkret umgesetzt haben.

Fraglos handelt es sich bei dem Thema Nachhal-

tigkeit um einen Megatrend, dem sich kaum ein

Unternehmen mehr entziehen kann. Das ist auch

das Kernergebnis der Studie: Nachhaltigkeit be-

schäftigt alle Unternehmen – egal ob kapitalmarkt-

orientiert oder eigentümergeführt im Mittelstand.

Dabei haben die multinationalen und börsenno-

tierten Unternehmen oftmals noch die Nase etwas

vorn. Gehobene Mittelständler und Konzerne ver-

fügen schon häufig über Nachhaltigkeitsberichte und eigene Nachhaltigkeitsmanager. In einzelnen

Fällen haben sie sich auch bereits »grün« über

Kredite, Schuldscheine oder Anleihen finanziert. Im breiten Mittelstand gibt es zwar seltener eine

genau zugeordnete Stelle oder einen Nachhaltig-

keitsbericht. Das bedeutet allerdings keines wegs,

dass Nachhaltigkeit für diese Unternehmen keine

01Einleitung

Rolle spielt. Organisatorisch ist die Aufgabe dort

vielmehr auf mehreren Schultern verteilt und in

der Unternehmenskultur verankert.

Viele Unternehmen haben sich das Thema Nachhal-

tigkeit zum Teil schon seit Jahr zehnten auf die Fah-

nen geschrieben. Doch jetzt müssen sie bei den As-

pekten Umweltschutz, soziale Verantwortung und

nachhaltige Unternehmensführung noch verbind-

licher agieren, denn der Druck von Investoren, Ban-

ken und Gesetzgebern steigt – nicht zuletzt durch

gesellschaftliche Bewegungen und Mega trends.

Die Befragungen und Interviews wurden durch-

geführt, bevor es zu dem weltweiten Shutdown

infolge von Corona kam. Momentan überstrahlen

die Corona-Krise und ihre Folgen (fast) alle an-

deren Themen. Dies wird noch so lange der Fall

sein, bis medizinische und politische Lösungen

für den Umgang mit der Erkrankung gefunden

worden sind. Dann jedoch werden wieder die

Aspekte der Nachhaltigkeit in den Vordergrund

rücken – vielleicht stärker denn je.

Deshalb möchten wir Ihnen mit dieser Studie ei-

nen wertvollen Leitfaden als Entscheidungshilfe

an die Hand geben, wie Sie das Thema Nachhal-

tigkeit im eigenen Unternehmen vorantreiben –

und womöglich eine grüne Finanzierung auflegen können.

Viel Gewinn beim Lesen wünschen Ihnen

Karl Manfred Lochner (LBBW),

Markus Dentz (FINANCE),

Jacqueline Preußer (research2content)

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Ein

leit

ung

05

Herr Lochner, Nachhaltigkeit ist ein breites und vielschichtiges The-

ma. Welchen Rat können Sie Mittelständlern geben, die sich zum

ersten Mal mit dem Thema befassen?

Ich glaube, das »Patentrezept« gibt es nicht. Jedes Unternehmen

muss den eigenen, individuellen Zugang finden. Viele Mittelständ-

ler haben meines Erachtens aber bereits in der Vergangenheit

Vorbildliches im Bereich Nachhaltigkeit geleistet. Ich denke da an

die hohe soziale Verantwortung der Unternehmerinnen und Un-

ternehmer, aber auch an Themenbereiche wie Material- und Ener-

gieeffizienz, die wir seit Jahren insbesondere über Fördermittel mitfinanzieren. Möchte ein Unternehmen in das Thema im Detail einsteigen, so bieten die Vorgaben zur Erstellung von Nachhaltig-

keitsreports, wie zum Beispiel der Deutsche Nachhaltigkeitskodex,

eine gute Orientierungshilfe. Am wichtigsten ist es aber, konkrete

und messbare Ziele zu definieren. Dem Ergebnis der Befragung zu-

folge haben nur 37 Prozent der Unternehmen Nachhaltigkeitsziele definiert. Das ist mittel- bis langfristig sicherlich zu wenig. Auch wir als LBBW standen hier vor der Herausforderung und haben uns

entschieden, das Thema Nachhaltigkeit als eines von vier strategi-

schen Zielen weit oben auf unserer Prioritätenliste zu verankern

sowie mit einer Balanced Scorecard über alle Hierarchieebenen bis

zum Vorstand regelmäßig nachzuhalten und zu prüfen.

Nachhaltigkeit spielt für die LBBW demnach eine große Rolle – wo

stehen Sie da aktuell?

Das Thema Nachhaltigkeit hat bei uns Tradition. Seit mehr als 200

Jahren begleiten wir als starke, regional verwurzelte Universal-

bank die Transformation von Unternehmen, Wirtschaft und Gesell-

schaft mit. Nachhaltigkeit ist außerdem fest in der Unternehmens-

strategie implementiert. 1992 veröffentlichte die LBBW bereits

den ersten Umweltbericht, 2007 den ersten Nachhaltigkeitsbe-

richt, der regelmäßig zu den besten Deutschlands zählt. Wir sind

stolz drauf, von den führenden Nachhaltigkeitsagenturen laufend

sehr gute Ratings zu bekommen. Zudem haben wir als LBBW mit

unseren Green- und Social-Bond-Emissionen unsere Vorreiterrolle

am Markt bereits unter Beweis gestellt. Nicht zuletzt bauen wir

für unsere Kunden seit Jahresbeginn ein Green-Advisory-Team

auf, das sie auf dem Weg hin zu nachhaltigen Geschäftsmodellen

und bei der Wahl passender Finanzierungsinstrumente unterstützt.

Auch in Zukunft ist es unser Anspruch, das Themenfeld Nachhaltig-

keit aktiv mit unseren und für unsere Kunden zu gestalten.

Blicken wir auf die Studie: Welches Studienergebnis hat Sie am meis-

ten überrascht?

Hier möchte ich gern auf zwei Aspekte eingehen. Positiv überrascht

hat mich zum einen die hohe Beteiligung mit deutlich mehr als 400

Geschäftsführern und Nachhaltigkeitsexperten. Das zeigt, welchen

Stellenwert das Thema Nachhaltigkeit mittlerweile erlangt hat, und

verdeutlicht, dass sich viele Unternehmen aktiv mit Nachhaltig-

keitsthemen auseinandersetzen. Zum anderen hat mich die große

Anzahl an Finanzentscheidern überrascht, die sich mit nachhalti-

gen Finanzierungslösungen beschäftigen. Über 50 Prozent  der Be-

fragten haben sich bereits mit dem Thema »grüne Finanzierung«

Nachhaltigkeit zukünftig stärker im Fokus.

Interview mit LBBW-Vorstand Karl Manfred Lochner.

»Viele Mittel­

ständler haben

bereits in der

Vergangenheit

Vorbildliches im

Bereich Nachhal­

tigkeit geleistet.«

Hohe Beteiligung

mit deutlich mehr als

400 Geschäftsführern und

Nachhaltigkeitsexperten.

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Einleitung

auseinandergesetzt. Zwar haben bisher nur wenige Unternehmen

nachhaltige Finanzierungsinstrumente genutzt, mehr als die Hälf-

te der Befragten kann sich eine Nutzung aber auch heute schon

grundsätzlich vorstellen. Bei Letzterem können wir als Bank eine

wichtige, aktive Rolle spielen, und das stimmt mich optimistisch.

Kann das Thema Nachhaltigkeit von Unte rnehmen noch ignoriert

werden?

Ich möchte das gern am Beispiel der EU und deren Forderung eines

klimaneutralen Europas bis 2050 festmachen. Würde man versu-

chen, den gesamten CO2-Ausstoß der EU von über 4,3 Milliarden

Tonnen in Bäumen zu binden, so wären hierfür mehr als 344 Milli-

arden Bäume notwendig. Da wird schnell deutlich, dass hierfür ge-

meinsame Lösungen gefordert und Unternehmen angehalten sind,

Nachhaltigkeit in die Unternehmens-DNA aufzunehmen. Hinzu

kommen natürlich weitere Punkte. Immer mehr Stakeholder setzen

Nachhaltigkeit voraus. Börsennotierte Konzerne sind beispielswei-

se verpflichtet, Nachhaltigkeit in ihrer Lieferkette sicherzustellen, womit sich der Druck auf ihre Zulieferer erhöht. Darüber hinaus

fordern Kunden verantwortliches Handeln. Mitarbeiter und junge

Fachkräfte haben zudem eine sehr genaue Vorstellung davon, was

sie von ihrem Arbeitgeber im Bereich ökologischer und sozialer

Verantwortung erwarten. Schlussendlich steigt der Druck auch von

politischer Seite.

Grüne Finanzierungen stecken noch in den Kinderschuhen, und die

finanziellen Vorteile sind kaum messbar. Warum sollten sich Mittel-ständler dennoch damit auseinandersetzen?

Hier möchte ich zwischen grünen und ESG- verknüpften Finan-

zierungen unterscheiden. Der Green-Bond- und Green-Schuld-

schein-Markt konnten seit dem Pariser Klimaabkommen 2015

bemerkenswerte Wachstumsraten erreichen, 2019 lagen diese

bei Green Bonds deutlich über 50 Prozent. In Deutschland hat

der Markt vor allem in den vergangenen zwei Jahren an Fahrt

gewonnen. Allerdings sind die Produkte insbesondere für große

Unternehmen geeignet. Durch die ESG-Variante, sprich eine Ver-

knüpfung der Kondition an definierte Nachhaltigkeitskriterien auf Unternehmens ebene, hat sich der Markt für nachhaltige Finan-

zierungen einer breiteren Masse geöffnet. Das ist wichtig. Ich bin

überzeugt, dass der Markt für nachhaltige Finanzierungen in den

nächsten Jahren weiterwachsen wird. Wir konnten unsere Kunden

bereits erfolgreich bei Emissionen von Green Bonds und Green

Schuldscheinen begleiten, wozu auch der bis dato größte bisher

platzierte grüne Schuldschein zählt. Auch bei ESG-linked Krediten

nehmen wir eine Vorreiterrolle ein.

Momentan überdeckt die Corona-Krise nahezu alle anderen Themen,

auch ESG. Ändert sich der grundsätzliche Nachhaltigkeitstrend?

Ganz klar ist, dass Corona aktuell Thema Nummer eins in der Welt

und der Wirtschaft ist. Es wird aber eine Zeit nach Corona geben,

und der verantwortungsvolle Umgang mit unseren Ressourcen ist

und bleibt eine der zentralen Herausforderungen. Die aktuelle Kri-

se befeuert einige Aspekte sogar, und das Thema Nachhaltigkeit ist

auch in dieser schweren Zeit ein stetiger Begleiter. Ich bin über-

zeugt, dass die ökologische, aber auch die soziale Verantwortung

von Unternehmen nach Corona nochmals stärker in den Fokus rü-

cken wird.

»Ich bin überzeugt,

dass der Markt

für nachhaltige

Finanzierungen in

den nächsten

Jahren weiter­

wachsen wird.«

Karl Manfred Lochner

ist Vorstand

Unter nehmenskunden

der Landesbank

Baden-Württemberg.

4,3 Milliarden Tonnen gesamter CO

2-Ausstoß

der EU

344 Milliarden Bäume

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• Unternehmen beschäftigen sich mit dem The-

ma Nachhaltigkeit. Betrachtet man allein

die hohe Beteiligung von Unternehmensent-

scheidern und Nachhaltigkeitsverantwortli-

chen (Grundgesamtheit (N) = 437) sowie von

Finanzentscheidern und Treasurer (N = 226)

an den zwei Befragungen zu dieser Studie,

deutet dies auf ein reges Interesse hin. Wäh-

rend das Gros der Unternehmensentscheider

eine nachhaltige Unternehmensführung schon

heute als sehr wichtig einstuft, erwarten die

befragten Finanzentscheider, dass Nachhaltig-

keit im Bereich der Unternehmensfinanzierung, wo sie derzeit noch eine untergeordnete Rolle

spielt, zukünftig bedeutsam wird.

• Eine nachhaltige Unternehmensführung ist in

Großunternehmen derzeit weiter verbreitet

als in kleinen und mittleren Unternehmen.

Die CSR-Berichtspflicht gilt bislang auch nur für börsennotierte Unternehmen mit mehr als

500 Mitarbeitern. Kleine und mittlere Unter-

nehmen werden von den Großen jedoch zu-

nehmend in die Pflicht genommen: Lieferanten müssen immer häufiger nachweisen, dass sie Nachhaltigkeitsprozesse einhalten, um keine

Aufträge zu verlieren, betont Christian Ziegler

von den fischerwerken im Interview ab Seite 22.

• Unternehmen berücksichtigen Nachhaltigkeit

in der Unternehmenskultur und der Geschäfts-

strategie. Deshalb gilt für die Mehrheit der

Befragten beider Online-Umfragen, dass Nach-

haltigkeit von allen Mitarbeitern gelebt werden

muss. Mehr als die Hälfte der befragten Unter-

nehmensentscheider berichtet, dass Nachhal-

02Executive Summary.

tigkeit bereits in der alltäglichen Praxis von

Einkauf und Entwicklung von Produkten und

Dienstleistungen eine Rolle spielt – und dies

nicht nur in großen, sondern auch in kleineren

Unternehmen.

• Vor allem der schonende, effiziente Umgang mit natürlichen Ressourcen und eine faire Be-

handlung der Mitarbeiter machen aus Sicht

der befragten Unternehmensentscheider eine

nachhaltige Unternehmensführung aus. Für

gut 70 Prozent ist es auch wichtig, einen po-

sitiven Beitrag für die Gesellschaft zu leisten

und die Menschenrechte zu wahren.

• 64 Prozent der befragten Großunternehmen

erstellen bereits heute einen Nachhaltigkeits-

bericht. Dies trifft derzeit aber nur auf 22

Prozent aller befragten Unter nehmen zu. Hier

wird deutlich, dass kleine und mittlere Unter-

nehmen regulatorisch noch nicht zur Bericht-

erstattung verpflichtet sind. Doch auch sie spüren einen wachsenden Wettbewerbsdruck.

Durch einen Nachhaltigkeitsbericht können

die Stakeholder und die Öffentlichkeit die An-

strengungen der Unternehmen nachvollziehen.

• Die Nachhaltigkeitsinitiativen der Unterneh-

men haben sowohl zahlreiche externe als

auch interne Treiber: Auftraggeber, Bewerber,

Eigentümer, Kunden und Mitarbeiter. Aus Sicht

der befragten Unternehmensentscheider be-

feuern Kapitalgeber allerdings nur selten die

Nachhaltigkeit in Unternehmen. Die befragten

Finanzentscheider sehen das anders: Für mehr

als die Hälfte von ihnen ist die Nachfrage von

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Executi

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mary

Begriffsklärung

Nachhaltigkeit

Der Begriff taucht im 18. Jahrhundert erstmals in

der Forstwirtschaft auf. In der neueren Zeit steht

die erste Definition im Brundtland-Bericht der Ver-einten Nationen: Eine Entwicklung wird dort als

nachhaltig bezeichnet, wenn sie die Bedürfnisse der

Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künf-

tige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht

befriedigen können. Der deutsche »Rat für nach-

haltige Entwicklung« präzisiert dann, dass Nach-

haltigkeit Umweltgesichtspunkte gleichberechtigt

mit sozialen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten

berücksichtigen muss. Auf dieser Auslegung ba-

siert auch das sogenannte Drei-Säulen-Modell der

nachhaltigen Unternehmensführung, das Ökologie,

Ökonomie und Soziales als die drei Zieldimensionen

von Nachhaltigkeit definiert. Verschiedene Nach-

haltigkeitsratings basieren auf der Analyse dieser

sogenannten ESG-Kriterien, wobei E für Environ-

ment, S für Social und G für Governance steht.

Green Finance

Unter diesem Begriff werden finanzwirtschaftliche Ansätze und Instrumente zum Schutz von Umwelt

und Klima oder zur Anpassung an Umwelt- und

Klimaschäden verstanden. Oft wird auch das Han-

deln von Unternehmen und Investoren, das dem

Management von Umwelt- und Klimarisiken dient,

dazugezählt. Zwar zielt Green Finance damit ei-

gentlich allein auf den Umweltfaktor der ESG-Kri-

terien ab. Da aber die simultane Betrachtung aller

drei Kriterien zentraler Bestandteil der aktuellen

Nachhaltigkeitsdiskussion ist, gibt es hier auch im-

mer Überschneidungen. So werden zum Beispiel

Green-Finance-Produkte auch mit ESG-Ratings hin-

terlegt.

Kapitalgebern ein wichtiger oder sehr wichti-

ger Grund für Nachhaltigkeits initiativen in Un-

ternehmen.

• Die Hälfte der befragten Finanzentscheider

schätzt den eigenen Kenntnisstand hinsicht-

lich nachhaltiger Finanzierungsmöglichkeiten

derzeit noch als gering ein. Eine nachhaltige

Finanzwirtschaft hat eine hohe Priorität für

die EU, denn der Staatenbund will bis 2050

CO2-neutral werden. Jedoch kennt weniger als

die Hälfte der befragten Finanzentscheider

den EU-Aktionsplan zur Finanzierung nachhal-

tigen Wachstums. Hier existiert eine deutliche

Wissenslücke.

• Mehr als die Hälfte der befragten Finanzent-

scheider sieht einen ökonomischen Vorteil

darin, sich mit Nachhaltigkeit auch auf der Fi-

nanzierungsseite zu beschäftigen. Der Zugang

zu Finanzierungen wird in absehbarer Zeit

aufgrund von regulatorischen Anforderungen

auch an die Entwicklung von Nachhaltigkeits-

kriterien gebunden werden. Die jüngsten Ver-

öffentlichungen der BaFin lassen diese Rich-

tung erkennen.

• Die praktische Erfahrung mit einzelnen nach-

haltigen Finanzierungsinstrumenten wird von

den befragten Finanzentscheidern als gering

eingestuft. Ein gutes Viertel der Befragten hat

bereits spezielle Förderkredite für Umwelt-

aspekte genutzt, die aber keine neuen Instru-

mente des Green Finance sind. Alle anderen

Finanzierungsinstrumente wie Green Loans,

Green Schuldscheindarlehen und entsprechen-

de Bonds kamen bislang nur in Einzelfällen

zum Einsatz. Die Unternehmen Lenzing und

EnBW berichten in unseren Interviews ab Seite

26 von ihren praktischen Erfahrungen im Be-

reich Green Finance.

• Grundsätzlich sind die befragten Finanzent-

scheider sehr offen für nachhaltige Finanzie-

rungsinstrumente. Rund 60 Prozent können

sich den Einsatz von Green Schuldscheindarle-

hen und Green Loans grundsätzlich vorstellen.

Im Fall von Green und Sustainable Bonds ist es

immerhin noch mehr als die Hälfte der Befrag-

ten. Derartige Produkte eignen sich besonders

zur Finanzierung von Projekten, die die Ener-

gieeffizienz und den Einsatz von erneuerbaren Energien steigern sollen.

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Unternehmen beschäftigen sich mit dem Thema

Nachhaltigkeit. Betrachtet man allein die hohe

Beteiligung von Unternehmensentscheidern und

Nachhaltigkeitsverantwortlichen an der Befra-

gung zu dieser Studie, deutet dies auf ein reges

Interesse hin (siehe Studien design Seite 10). Kon-

kret danach gefragt, bestätigen 89 Prozent der

Befragten, dass sich ihr Unternehmen bereits mit

Nachhaltigkeit beschäftigt hat. Bei den Befragten

aus Großunternehmen sind es sogar 95 Prozent,

bei kleineren Unternehmen immerhin 83 Prozent.

Eine nachhaltige Unternehmensführung, die frei-

willig soziale und umweltbezogene Belange in

die Unternehmenstätigkeit und in die Beziehun-

gen mit Stakeholdern integriert (Definition der EU-Kommission), hält mehr als die Hälfte aller be-

fragten Unternehmensentscheider für sehr wichtig.

Hierbei zeigt sich, dass große Unternehmen eine

Vorreiterrolle einnehmen. Während drei Viertel der

Befragten aus großen Unternehmen mit einem Jah-

resumsatz von mehr als 500 Millionen Euro nach-

haltige Unternehmensführung für sehr wichtig er-

achten, sind es in mittleren Unternehmen mit einem

Jahresumsatz von 25 Millionen bis unter 500 Milli-

onen Euro 59 Prozent. Bei kleineren Unternehmen, deren Jahresumsatz unter 25 Millionen Euro liegt,

sind es mit 48 Prozent etwas weniger als die Hälfte.

Nachhaltigkeit ist den Unternehmen wichtig.(Antwort auf die Frage »Für wie wichtig halten Sie eine nachhaltige Unternehmensführung?«;

in Prozent der Befragten; n = 344)

Quellen: LBBW, FINANCE/research2content

Weiß nicht/keine Angabe: 1 %

Unwichtig: 1 %

Weniger wichtig: 3 %

Wichtig: 37 %

Sehr wichtig: 58 %

Kleinere Unternehmen

Mittlere Unternehmen

Große Unternehmen

48

59

75

03Nachhaltigkeit in Unternehmen.

3.1 Große Unternehmen sind Vorreiter – kleine Unter-nehmen ziehen nach.

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Die Eindämmung des Klimawandels ist eine der

größten Herausforderungen der Gesellschaft.

Die Europäische Kommission will den Kontinent

mit ihrem »Green Deal« bis 2050 klimaneutral

machen. Auch im Finanzsektor sind zahlreiche

Institutionen damit befasst, regulatorische Leit-

planken zu entwickeln. Allerdings fehlt es hier

noch an Koordination. Die BaFin, die EZB und der

Sustainable-Finance-Beirat der Bundesregierung

sind alle aktuell mit ähnlichen Themen wie An-

passungen beim Risikomanagement und der For-

mulierung von Transparenzpflichten beschäftigt.

In den kommenden fünf Jahren wird sich der

Stellenwert von Nachhaltigkeit in Unternehmen

aus Sicht der Befragten weiter erhöhen. 48 Pro-

zent der Befragten erwarten eine Erhöhung, wei-

tere 39 Prozent sogar eine starke Erhöhung. Die

Befragten aus Großunternehmen sehen hier ei-

nen deutlich stärkeren Bedeutungszuwachs als

kleinere und mittlere Unternehmen: Eine starke

Erhöhung prognostizieren 62 Prozent der großen

Unternehmen, aber nur 38 Prozent der mittleren

und 30 Prozent der kleineren Unternehmen.

Kritische Stimmen halten Nachhaltigkeit nur für

einen kurzfristigen Trend, der vor allem die so-

genannten Millennials, sprich die Generation,

die im Zeitraum der frühen 1980er- bis späten

1990er-Jahre geboren wurde, anspreche. Das

sehen die befragten Unternehmensentscheider

anders: Lediglich ein Prozent glaubt, dass es sich

bei Nachhaltigkeit um einen Hype handele und

dass deshalb das Thema in den nächsten fünf

Jahren an Bedeutung verlieren werde.

Studiendesign Nachhaltigkeit in Unternehmen.

Für das Kapitel »Nachhaltigkeit in Unternehmen«

führte research2content im Auftrag von LBBW

(Landesbank Baden-Württemberg) und FINANCE im

Januar 2020 eine exklusive Online-Befragung unter

437 Unternehmensleitern und Nachhaltigkeitsma-

nagern durch. Die vorliegende Studie berücksichtigt

die vollständigen Antworten von 344 Befragten im deutschsprachigen Raum.

72 Prozent der Befragten kommen aus der Ge-

schäftsführung und dem Vorstand. 18 Prozent ar-

beiten direkt im Nachhaltigkeitsmanagement. Unter

den Befragten gehören 42 Prozent Unternehmen

an, die unter 25 Millionen Euro Jahresumsatz er-

wirtschaften. 18 Prozent sind bei Großunternehmen mit einem Jahresumsatz von mindestens 500 Milli-onen Euro beschäftigt. In Unternehmen mit einem

Jahresumsatz von 25 Millionen bis unter 500 Mil-

lionen Euro arbeiten 32 Prozent der Befragten.

Die restlichen 8 Prozent haben keine Angabe zum Jahresumsatz ihres Unternehmens gemacht. Wenn

wir in Kapitel 3 der Studie von kleineren, mittle-

ren und großen Unternehmen sprechen, liegen die

genannten Umsatzzahlen zugrunde. Wichtig: Die

Umsatzgrößencluster unterscheiden sich von den

Kategorien in Kapitel 4 der Studie. Das ist der Tatsa-

che geschuldet, dass vor allem große Unternehmen

über ein eigenständiges Treasury verfügen.

Quellen: LBBW, FINANCE/research2contentQuellen: LBBW, FINANCE/research2content

Funktion im Unternehmen

(in Prozent der Befragten; n = 344)

Jahresumsatz der Unternehmen

(in Prozent der Befragten; n = 344)

Die befragten Unternehmensentscheider und CSR-Verantwortlichen.

Geschäftsführung/Vorstand: 72 % Weniger als 25 Millionen Euro (kleine Unternehmen): 42 %

Verantwortliche Nachhaltigkeits management: 12 % 25 Millionen bis 500 Millionen Euro (mittlere

Unternehmen): 32 % Mitarbeiter Nachhaltigkeitsmanagement: 6 %

500 Millionen Euro und mehr (große Unternehmen): 18 % Sonstige: 5 %

Keine Angabe: 8 % Keine Angabe: 5 %

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3.2 Unternehmenskultur verändert sich.

Nachhaltigkeit ist vor allem ein wesentlicher Be-

standteil von Unternehmenskultur und Geschäfts-

strategie. Dementsprechend sehen die Befragten

diese als die wichtigsten Treiber von Nachhaltig-

keitsinitiativen in ihren Unternehmen. Gleichwohl

beeinflusst auch der gesellschaftliche Stellenwert des Themas die unternehmerischen Nachhaltig-

keitsaktivitäten. Da Umweltschutz und Ökologie

Gegenstand der öffentlichen Debatte sind, greifen

Unternehmen diese Themen in Marketing und PR

auf. Und im Zeitalter der Verrentung der Baby-

boomer, eines wachsenden Fachkräftemangels und

wachsender Nachhaltigkeitsinteressen junger Ar-

beitnehmer sehen Unternehmen ihre Nachhaltig-

keitsaktivitäten auch als Möglichkeit, ihre Arbeit-

geberattraktivität zu steigern.

In bestimmten Geschäftsfeldern spielen Auftrag-

geber als Treiber für Nachhaltigkeit eine zuneh-

mend wichtige Rolle. Vor allem Großunternehmen,

die der Berichtspflicht unterliegen, fordern von ihren Zulieferern, dass bestimmte Nachhaltig-

keitskriterien eingehalten und dokumentiert wer-

den. Somit wird die Thematik Nachhaltigkeit auf

mittlere und kleinere Unternehmen ausgeweitet.

Diese haben häufig jedoch nicht die notwendigen Kapazitäten, um den wachsenden Anforderungen

gerecht zu werden, und werden somit vor neue

Herausforderungen gestellt. Kapitalgeber werden

bislang nur von wenigen Unternehmen als Treiber

ihrer Nachhaltigkeitsaktivitäten wahrgenommen.

Wir und die Befragten sind uns sicher: In den

kommenden Jahren wird sich das ändern.

»Nachhaltigkeit muss Teil der Unternehmenskultur

werden. Sie kann nicht zentral vorgegeben werden.«

Ein befragter Geschäftsführer

Quellen: LBBW, FINANCE/research2content

Die Arbeitgeberattraktivität ist ein wichtiger Treiber.

(Antwort »[sehr] wichtig« auf die Frage »Was sind Ihrer Meinung nach die wesentlichen

Treiber der Nachhaltigkeitsaktivitäten Ihres Unternehmens?«)

EigentümerArbeitgeber-attraktivität

UnternehmenskulturKapitalgeber

Ra

tin

g

Ge

se

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We

ttb

ew

erb

s-

vo

rte

il

Kunden

RegulatorikMarketing/PR

Persönliche

Zielvereinbarung

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Einkauf

Produkt-/DL-Entwicklung

Produktion

Lieferantenmanagement

Distribution/Transport

Nirgendwo

An anderer Stelle

Weiß nicht/keine Angabe

Kleinere Unternehmen (n = 145)

Mittlere Unternehmen (n = 112)

Große Unternehmen (n = 61)

Nachhalt

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3.3 Nachhaltigkeit betrifft alle.

In Großunternehmen sind häufig einzelne Abtei-lungen oder Personen für das Nachhaltigkeitsma-

nagement zuständig (75 Prozent). Je kleiner ein Unternehmen, desto seltener gibt es aber eine

genau zugeordnete Stelle. Das bedeutet nicht,

dass Nachhaltigkeit für diese Unternehmen kei-

ne Rolle spielt. Organisatorisch ist die Aufgabe

dort vielmehr auf mehrere Schultern verteilt.

Durch die Verankerung in der Unternehmens-

strategie betrifft Nachhaltigkeit alle Mitarbeiter

in jeder Abteilung. Die Verantwortung dafür liegt

letztlich bei der Unternehmensführung. Ein Be-

fragungsteilnehmer bringt das in einer offenen

Antwort auf den Punkt: »Nachhaltigkeit wird

von allen Mit arbeitern und der Geschäftsführung

gelebt.«

Personelle Fokussierung, vor allem in großen Unternehmen.

(Eine spezielle Abteilung/eine Person, die für das Nachhaltigkeitsmanagement

zuständig ist, ist im Unternehmen vorhanden; in Prozent der Befragten)

Quellen: LBBW, FINANCE/research2content

3.4 Einkauf und Entwicklung übernehmen Verantwortung.

Im praktischen Unternehmensalltag spielt Nach-

haltigkeit aktuell vor allem im Einkauf und in der

Entwicklungsabteilung eine Rolle. Selbst in klei-

neren und mittelgroßen Unternehmen gibt mehr

als die Hälfte der Befragten an, dass Nachhaltig-

keit im Einkauf berücksichtigt wird. Etwas gerin-

ger ist die Zahl der Nennungen für den Bereich

Produktentwicklung. Großunternehmen, die an

vie len Stellen Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit

sind, berücksichtigen Nachhaltigkeit am häufigs-

ten in der Produktentwicklung (77 Prozent), dicht

gefolgt vom Lieferantenmanagement (72  Pro-

zent) und dem Einkauf (69 Prozent). Über das

Lieferantenmanagement und den Einkauf beein-

flussen Großunternehmen auch direkt die Nach-

haltigkeitsprozesse in kleineren und mittleren

Unternehmen. Christian Ziegler, Nachhaltigkeits-

manager bei der Unternehmensgruppe fischer, erklärt im Interview ab Seite 22, dass Großunter-

nehmen von ihren Lieferanten zunehmend doku-

mentierte Nachhaltigkeitsprozesse fordern.

Einkauf und Entwicklung sind Wegbereiter.

(Antwort auf die Frage »An welcher Stelle wird Nachhaltigkeit in Ihrem

Unternehmen bereits berücksichtigt?«; in Prozent der Befragten; n = 344)

Quellen: LBBW, FINANCE/research2contentMehrfachantworten möglich

34

41

75

56

41

32

51

39

7

2

1

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Mit natürlichen Ressourcen schonend und effizient umgehen

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fair behandeln, fördern und beteiligen

Sozial und ökologisch verantwortungsvoll produzieren

Einen positiven Beitrag für die Gesellschaft leisten

Menschenrechte und die Kernarbeitsnormen der ILO1 wahren

Transparenz hinsichtlich eigener Unternehmensführung

Kulturelle Vielfalt und Toleranz innerhalb des Betriebs

Fairer Wettbewerb

In Bildung investieren

Korruptionsprävention

Verbraucherrechte und -interessen achten

Sonstiges

Weiß nicht/keine Angabe

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3.5 CO2-Ausstoß verringern, Mitarbeiter zufriedenheit steigern.

Eine nachhaltige Unternehmensführung hat für

die Befragten zwei Schwerpunkte: Umwelt und

Mitarbeiter. Der schonende und effiziente Um-

gang mit natürlichen Ressourcen steht für die

Befragten mit 93 Prozent mit Abstand an erster

Stelle, unabhängig von der Größe der Unterneh-

men. Für 85 Prozent aller Befragten gehört es zu

nachhaltiger Unternehmensführung, Mitarbeiter

fair zu behandeln, sie zu fördern und auch zu be-

teiligen. Bei kleinen und mittleren Unternehmen

ist dies der am zweithäufigsten genannte Punkt. Große Unternehmen dagegen betonen eine sozial

und ökologisch verantwortungsvolle Produktion

stärker (92 Prozent).

Für zahlreiche Befragte gehören auch ein positi-

ver gesellschaftlicher Beitrag, die Wahrung der

Menschenrechte sowie Transparenz hinsichtlich

der eigenen Unternehmensführung dazu. Die Go-

vernance behalten die Unternehmen ebenfalls im

Blick. Für knapp die Hälfte der Befragten gehört

die Korruptionsprävention zu einer nachhaltigen

Unternehmensführung.

»Unter Nachhaltigkeit verstehen wir den

gewissenhaften Umgang mit Ressourcen aller Art.

Das muss in der Unternehmensführung eine

elementare Selbstverständlichkeit sein.«

Ein befragter Geschäftsführer

Unternehmen setzen auf Ressourcenschonung und das Wohl ihrer Mitarbeiter.

(Antwort auf die Frage »Was macht für Sie eine nachhaltige Unternehmensführung aus?«;

in Prozent der Befragten; n = 344)

Quellen: LBBW, FINANCE/research2contentMehrfachantworten möglich

1 ILO = Internationale Arbeitsorganisation

93

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72

63

60

59

49

48

47

41

5

1

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Reduktion des CO2-Ausstoßes

Verbesserung der Material- und Energieeffizienz

Erhöhung der Mitarbeiterzufriedenheit/-motivation

Steigerung des Bezugs von Ökostrom

Senkung der Unfall- und Krankheitsrate

Reduktion des Wasserverbrauchs

Steigerung des Anteils recycelten Abfalls

Steigerung der Aus- und Weiterbildungsquote

Steigerung der Frauenquote in Führungspositionen

Verbesserung des Nachhaltigkeitsratings

Senkung der Eigenkündigungsquote

Sonstiges

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Nachhaltigkeit hat viele Facetten.

(Antwort auf die Frage »Welche konkreten Nachhaltigkeitsziele haben Sie in Ihrem Unternehmen

definiert?«; in Prozent der Befragten, die konkrete Nachhaltigkeitsziele festgelegt haben; n = 128)

Quellen: LBBW, FINANCE/research2contentMehrfachantworten möglich

Konkrete Nachhaltigkeitsziele haben bereits

37 Prozent der befragten Unternehmen definiert. 28 Prozent der Befragten geben an, dass ihr Un-

ternehmen aktuell mit der Planung von Zielen

beschäftigt ist. Hier zeigt sich die Vorreiterrolle

der Großunternehmen deutlich: 67 Prozent ha-

ben bereits konkrete Ziele. Bei den mittleren Un-

ternehmen sind es 41 Prozent, bei den kleineren

nur 19 Prozent.

Die derzeit festgelegten Nachhaltigkeitsziele

fokussieren sich vor allem auf den Klimaschutz

und das Wohl der Mitarbeiter. Die Reduktion des

CO2-Ausstoßes ist – vor der Verbesserung der

Material- und Energieeffizienz – das am häu-

figsten genannte Nachhaltigkeitsziel in den be-

fragten Unternehmen. 81 Prozent der befragten

Unternehmen haben sich bereits auf eine Ver-

ringerung des CO2-Ausstoßes festgelegt, bei den

Großunternehmen sind es sogar 95 Prozent. Der

Bezug von Ökostrom ist für knapp die Hälfte der

Unternehmen relevant.

Eine erhöhte Mitarbeiterzufriedenheit sowie re-

duzierte Unfall- und Krankheitsraten sind weitere

wichtige Nachhaltigkeitsziele. Kleine und mittlere

Unternehmen legen eher einen Schwerpunkt auf

die Steigerung der Aus- und Weiterbildungsquo-

ten. Großunternehmen verpflichten sich dagegen überdurchschnittlich oft, die Anzahl von Frauen

in Führungspositionen zu steigern. Mit diesen

mitarbeiterbezogenen Nachhaltigkeitszielen be-

gegnen die Unternehmen auch dem Fachkräfte-

mangel, der sich aufgrund der demographischen

Entwicklung weiter verschärfen wird.

Gut ein Drittel hat konkrete

Nachhaltigkeitsziele.

(Antwort auf die Frage »Hat Ihr Unternehmen

konkrete Nachhaltigkeitsziele festgelegt?«;

in Prozent der Befragten; n = 344)

Quellen: LBBW, FINANCE/research2content

Weiß nicht/keine Angabe: 2 %

Nein: 33 %

Nein, aber in Planung: 28 %

Ja: 37 %

81

70

63

47

47

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42

39

39

23

16

6

Große

Unternehmen:

68 %

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3.6 Nachhaltigkeitsberichte sind eher eine Ausnahme.

Zwar beschäftigen sich bereits viele Organisati-

onen mit Nachhaltigkeit, aber einen Nachhaltig-

keitsbericht erstellen bislang nur 22 Prozent der

befragten Unternehmen.

Mit einem Nachhaltigkeitsbericht machen Un-

ternehmen ihre Anstrengungen für Stakeholder

und die Öffentlichkeit nachvollziehbar. Auch in-

tern dient der Bericht dazu, ein unternehmens-

weites Nachhaltigkeitsbewusstsein zu schaffen.

Für das Nachhaltigkeits reporting gibt es natio-

nale und internationale Standards. Diese zum

Teil komplexen Richtlinien und der damit einher-

gehende Aufwand erklären die Diskrepanz zwi-

schen großen und kleineren Unternehmen. Wäh-

rend 64 Prozent der befragten Entscheider aus

Großunternehmen mit einem Jahresumsatz von

500 Millionen Euro und mehr angeben, dass ihr Unternehmen einen Nachhaltigkeitsbericht ver-

öffentlicht, sind es in den kleinen Unternehmen

mit einem Jahresumsatz von weniger als 25 Mil-

lionen Euro nur 7 Prozent.

Eine Berichtspflicht gilt für große börsennotier-te Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten.

Kleinere und mittlere Unternehmen sind regula-

torisch noch ausgenommen. Doch ein zunehmen-

der Wettbewerbsdruck ist spürbar. Großunter-

nehmen müssen für eine nachhaltige Lieferkette

sorgen und nehmen dabei auch ihre Zulieferer in

die Pflicht.

Hinzu kommt ein wachsender Druck auf der Fi-

nanzierungsseite. Banken und Geldgeber ver-

pflichten sich zunehmend dazu, nachhaltiger zu investieren. Damit gewinnt eine vergleichbare

Nachhaltigkeitsberichterstattung schnell an Be-

deutung für alle Unternehmen.

Ein sichtbares Nachhaltigkeitsmanagement wird

nach Aussage der Befragten zukünftig auch wich-

tig, um junge Leistungsträger als Mitarbeiter ge-

winnen zu können. Gerade vor dem Hintergrund

des demographischen Wandels wird dieser Punkt

in absehbarer Zeit an Bedeutung zunehmen.

»Sich mit Nachhaltigkeit zu beschäftigen gehört zur Unter­

nehmensverantwortung. Vorstand und Geschäfts führung

müssen ein wesent licher Treiber sein, denn Green Finance

wird von der EU getrieben, und die Pflicht zur CSR-Bericht­

erstattung gibt es ja für große Unternehmen schon.«

Ein befragter Nachhaltigkeits manager

Nachhaltigkeitsberichte erstellen vor allem große Unternehmen.

(Antwort auf die Frage »Veröffentlicht Ihr Unternehmen einen Nachhaltigkeitsbericht?«;

in Prozent der Befragten; n = 344)

1 Verknüpfung der Finanz- mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung Quellen: LBBW, FINANCE/research2content

Nein: 60 % Nein, aber in Planung: 11 % Ja, im Rahmen eines Integrated Reporting1: 7 % Ja: 22 %

Kleinere Unternehmen

Mittlere Unternehmen

Große Unternehmen

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4.1 Kein vorübergehender Trend.

Wichtiger Hinweis: Die Umsatzgrößencluster in

diesem Kapitel unterscheiden sich von den Kate-

gorien, die zwecks Darstellung der Befragungser-

gebnisse der Unternehmensentscheider in Kapi-

tel 3 gebildet wurden.

Nachhaltige Finanzierungen rücken in der Ge-

schäftswelt immer stärker ins Blickfeld. Lediglich 5

Prozent der befragten 172 Finanzentscheider sehen

in dem Thema einen vor übergehenden Trend, die

deutliche Mehrheit von 88 Prozent ist anderer Mei-

nung. Damit deckt sich die Sichtweise der befrag-

ten Finanzentscheider mit der der befragten Unter-

nehmensentscheider und Nachhaltigkeitsfach leute.

Derzeit ist Nachhaltigkeit im Bereich Finanzierung

allerdings für nur knapp 10 Prozent der Befragten

ein Thema, an dem kein Unternehmen vorbeikommt.

Selbst in großen Unternehmen hat das Thema nur für

17 Prozent der Befragten einen entsprechenden

Stellenwert.

Allerdings werden ökologische und soziale Fragen

zukünftig eine wichtige Rolle in der Unternehmens-

finanzierung spielen. Mehr als die Hälfte der befrag-

ten 172 Finanzent scheider sagt, dass nachhaltige

Finanzierungen für immer mehr Unternehmen stetig

an Bedeutung gewinnen. Selbst jeder zweite Befrag-

te aus kleineren Unternehmen vertritt diese Einstel-

lung, in mittleren Unternehmen sind es 60 Prozent

der Befragten, in großen Unternehmen 63 Prozent.

Schon heute haben verschiedene Finanzinstitute

entsprechende Produkte im Portfolio. Für 16 Pro-

zent der Befragten, die sich bereits mit nachhalti-

ger Finanzierung auseinandergesetzt haben, kommt

schon heute kein Unternehmen mehr an diesem

Thema vorbei. Knapp jeder vierte Befragte sieht

nachhaltige Finanzierungen aber immer noch als

eine reine PR- und Marketing-Angelegenheit.

Steigende Relevanz.(Antwort auf die Frage »Wie nehmen Sie das Thema nachhaltige Finanzierungen insgesamt wahr?«;

in Prozent der Befragten; n = 172)

Wichtiger Hinweis: Die Umsatzgrößencluster in diesem Kapitel unterscheiden sich von

den Kategorien, die zwecks Darstellung der Befragungsergebnisse der Unternehmensent-

scheider in Kapitel 3 gebildet wurden.

Quellen: LBBW, FINANCE/research2content

Vorübergehender Trend: 5 %

PR- und Marketing-Thema: 22 %

Weiß nicht/keine Angabe: 7 %

Ein Thema, an dem schon heute kein Unternehmen mehr vorbeikommt: 9 %

Gewinnt für immer mehr Unternehmen an Bedeutung: 57 %

Kleinere Unternehmen

Mittlere Unternehmen

Große Unternehmen

52

60

63

04Green Finance.

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w

4.2 Es existiert Informationsbedarf.

Die wachsende Bedeutung von Nachhaltigkeit im

Bereich der Unternehmensfinanzierung zeigt sich ebenfalls darin, dass sich bereits gut die Hälfte

der Befragten mit dem Thema auseinanderge-

setzt hat. Weitere 16 Prozent geben an, dass

Green Finance auf ihrer persönlichen Agenda

steht. Allerdings hat sich knapp ein Drittel bis-

lang gar nicht mit dem Thema befasst und plant

dies in absehbarer Zukunft auch nicht. Befragte,

die in großen Unternehmen beschäftigt sind, ha-

ben sich deutlich häufiger (79 Prozent) mit nach-

haltigen Finanzierungen auseinandergesetzt als

Befragte aus anderen Unternehmen. Erstaunlich

ist, dass sich schon 30 Prozent der Befragten aus

kleinen Unternehmen mit dem Thema beschäftigt

haben. Bei den Finanzentscheidern aus mittleren

Unternehmen sind es hingegen nur 26 Prozent.

Keine Angabe: 2 % 1 Milliarde bis < 5 Milliarden Euro: 26 %

> 5 Milliarden Euro: 17 %

Keine Angabe: 5 %

Mitarbeiter Treasury/Finanzen: 24 % 500 Millionen bis < 1 Milliarde Euro: 14 %

Leiter Treasury/Finanzen: 48 % 100 Millionen bis < 500 Millionen Euro: 22 %

Geschäftsführung/Vorstand: 26 % < 100 Millionen Euro: 16 %

Studiendesign Green Finance.

Für das Kapitel »Green Finance« führte research2-

content im Auftrag von LBBW (Landesbank Ba-

den-Württemberg) und FINANCE im Oktober 2019

eine exklusive Online-Befragung unter 226 Finanz-

entscheidern durch. Die vorliegende Studie berück-

sichtigt die vollständigen Antworten von 172 Ent-scheidern im deutschsprachigen Raum.

48 Prozent der Befragten sind Leiter Treasury/Fi-

nanzen, 26 Prozent gehören der Geschäftsführung oder dem Vorstand an. Weitere 24 Prozent sind Mit-

arbeiter im Bereich Treasury/Finanzen.

Unter den Befragten arbeiten 16 Prozent für klei-

nere Unternehmen, die unter 100 Millionen Euro

Jahresumsatz erwirtschaften. 43  Prozent sind bei Großunternehmen mit einem Jahresumsatz von

mindestens 1 Milliarde Euro beschäftigt. In mitt-

leren Unternehmen mit einem Jahresumsatz von

100  Millionen bis unter 1 Milliarde Euro arbeiten 36 Prozent der Befragten. Die restlichen 5 Prozent haben keine Angabe zum Jahresumsatz ihres Un-

ternehmens gemacht. Wichtig: Die Umsatzgrößen-

cluster unterscheiden sich von den Kategorien, die

zwecks Darstellung der Befragungsergebnisse der

Unternehmensentscheider in Kapitel 3 gebildet wur-

den. Denn vor allem große Unternehmen verfügen

über ein eigenständiges Treasury.

Die Befragten arbeiten in unterschiedlichen Bran-

chen. Maschinenbau und Handel sind mit 12 Prozent am häufigsten vertreten, dicht gefolgt von Chemie-/Pharma-Branche (10  Prozent) und Energieversor-gern (8 Prozent).

Funktion innerhalb des Unternehmens

(in Prozent der Befragten; n = 172)

Die befragten Finanzentscheider.

Jahresumsatz der Unternehmen

(in Prozent der Befragten; n = 172)

Quellen: LBBW, FINANCE/research2contentQuellen: LBBW, FINANCE/research2content

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Dieses Ergebnis spiegelt sich auch in der Einschät-

zung des eigenen Kenntnisstands hinsichtlich

nachhaltiger Finanzierungsmöglichkeiten wider.

Die Hälfte aller Befragten gibt an, nur wenig über

diese Art von Finanzierungen zu wissen. Immerhin

34 Prozent schätzen ihr Wissen als gut ein, ledig-

lich 7 Prozent als sehr gut. Betrachtet man dieses

Ergebnis in Abhängigkeit von der Unternehmens-

größe, so schätzen nur 16 Prozent der Befragten

aus mittleren Unternehmen ihren Kenntnisstand

als gut ein. Bei kleinen Unternehmen sind es

30 Prozent, in Großunternehmen 48 Prozent.

Eine nachhaltige Finanzwirtschaft hat hohe Pri-

orität für die EU, denn der Staatenverbund will

bis 2050 CO2-neutral werden. Um dieses Ziel zu

erreichen, will die EU die europäischen Kapi-

talflüsse zu nachhaltigen Technologien und Ge-

schäftsmodellen umlenken. Eine Expertengruppe

hat daher konkrete Vorschläge zur Förderung

einer nachhaltigen Finanzwirtschaft erarbeitet,

die im Mai 2018 in einen EU-Aktionsplan zur

Finanzierung nachhaltigen Wachstums übernom-

men wurden. Dessen zentraler Bestandteil ist

eine Taxonomie zur Definition nachhaltiger Anla-

gen. Die EU will damit Klarheit schaffen, welche

wirtschaftlichen Aktivitäten als klimafreundlich

gelten. Die Taxonomie definiert sechs konkre-

te Umweltziele: Klimaschutz, Anpassung an den

Klimawandel, nachhaltige Nutzung sowie Schutz

von Wasser- und Meeresressourcen, Übergang

zur Kreislaufwirtschaft, Vermeidung und Vermin-

derung der Umweltverschmutzung sowie Schutz

gesunder Ökosysteme. Ein Finanzprodukt, das

einen wesentlichen Beitrag zur Verwirklichung

mindestens eines dieser Umweltziele leistet, gilt

laut EU als nachhaltig. Die Taxonomie dient der

Entwicklung weiterer Instrumente als Ausgangs-

basis, um eine Standardisierung von nachhalti-

gen Finanzprodukten zu erreichen. Es handelt

sich dabei um eine reine Klimataxonomie, bis-

lang wurden zwei von sechs Umweltzielen der

Taxonomie veröffentlicht. Soziale und ökonomi-

sche Nachhaltigkeits themen werden darin nicht

berücksichtigt. Die Abstimmung über den finalen Text im Plenum des EU-Parlaments steht derzeit

noch aus.

Immerhin haben bereits 38 Prozent der befrag-

ten Finanzentscheider und Treasurer vom EU-Ak-

tionsplan gehört, sich damit aber noch nicht

auseinandergesetzt. Hier sind hinsichtlich der

Unternehmensgröße kaum Unterschiede festzu-

stellen. Konkret mit dem Plan beschäftigt haben

sich bislang nur 13 Prozent der Befragten, die

vor allem aus großen Unternehmen stammen.

Finanzentscheider beschäftigen sich mit nachhaltigen Finanzierungen.(Antwort auf die Frage »Haben Sie sich bereits mit dem Thema ›nachhaltige Finanzierungen‹

auseinander gesetzt?«; in Prozent der Befragten; n = 172)

Quellen: LBBW, FINANCE/research2content

Weiß nicht/keine Angabe: 2 %

Nein: 30 %

Nein, steht aber bereits auf der Agenda: 16 %

Ja: 52 %

Kleinere Unternehmen

Mittlere Unternehmen

Große Unternehmen

30

26

79

• Klimaschutz

• Anpassung an den Klimawandel

• Nachhaltige Nutzung sowie Schutz

von Wasser- und Meeresressourcen

• Übergang zur Kreislaufwirtschaft

• Vermeidung und Verminderung

der Umweltverschmutzung

• Schutz gesunder Ökosysteme

Definierte Umweltziele:

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Finanzentscheider großer Unternehmen sind über nachhaltige Finanzierungsmöglich-

keiten besser informiert.(Antwort auf die Frage: »Wie schätzen Sie Ihren eigenen Kenntnisstand hinsichtlich nachhaltiger

Finanzierungsmöglichkeiten ein?«; in Prozent der Befragten; n = 172)

4.3 Gründe für Green Finance: Unter nehmens kultur, Kapitalgeber, Eigentümer.

Für das Thema Green Finance sprechen aus Sicht der Befragten

mehrere Gründe. 67 Prozent geben an, dass Nachhaltigkeit bereits in ihrer Unternehmenskultur verankert ist. Gerade bei Großunter-

nehmen ist das überdurchschnittlich oft der Fall.

Während die befragten Unternehmensentscheider (Kapitel 3) Kapital-

geber weniger zu den Treibern von Nachhaltigkeit im Unternehmen

zählen, sehen das die befragten Finanzentscheider anders: Mehr als die

Hälfte sieht die Nachfrage von Kapitalgebern als einen wichtigen oder

sehr wichtigen Grund, um sich mit Nachhaltigkeit auf der Finanzie-

rungsseite zu beschäftigen. Hier sind es in erster Linie große, aber auch

kleine Unternehmen, die Druck seitens der Kapitalgeber registrieren.

Das Bedürfnis der Kapitalgeber nach Nachhaltigkeitsinformatio-

nen ist nach Einschätzung der Befragten in den vergangenen zwei

bis drei Jahren eher gestiegen. Vor allem große Unternehmen be-

obachten einen wachsenden Informationsbedarf: 47 Prozent der Befragten aus diesen Unternehmen geben an, dass das Informati-

onsbedürfnis gestiegen ist. Weitere 27 Prozent sprechen sogar von

einem starken Anstieg.

Auch die Eigentümer fordern bei mehr als der Hälfte der befragten

Unternehmen mehr Nachhaltigkeit in Sachen Finanzierung. Klei-

ne Unternehmen sind wahrscheinlich aufgrund ihrer Eigentümer-

strukturen hier die Vorreiter. Tatsächlich sieht mehr als die Hälf-

te der Befragten auch einen ökonomischen Vorteil, der für mehr

nachhaltige Finanzierungen spricht.

Allerdings nennen die befragten Finanzentscheider auch Gründe, die

gegen den Einsatz von derartigen Finanzierungsinstrumenten spre-

chen: Mehr als die Hälfte der Befragten bemängelt zu hohe Repor-

tinganforderungen. Für knapp ein Viertel der Befragten verhindern

der hohe Ressourceneinsatz und das fehlende Know-how derartige

Finanzierungen. Jedem Fünften fehlt der regulatorische Rahmen.

Quellen: LBBW, FINANCE/research2content

Weiß nicht/keine Angabe: 1 % Sehr gut: 7 %

Keine Kenntnisse vorhanden: 8 %

Gering: 50 %

Gut: 34 %

Kleinere Unternehmen

Mittlere Unternehmen

Große Unternehmen

30

16

48

Bedarf an Nachhaltigkeits-informationen gestiegen.

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»Der rechtliche Rahmen und der Markt sind für grüne

Finanzierungen noch nicht ausreichend entwickelt.«

Ein befragter Finanzentscheider

In den Startlöchern.

(Antwort auf die Frage »Welche nachhaltigen Finanzierungsinstrumente kommen für Ihr Unterneh-

men grundsätzlich in Frage, welche haben Sie schon genutzt?«; in Prozent der Befragten; n = 172)

Quellen: LBBW, FINANCE/research2content

Quellen: LBBW, FINANCE/research2content

Mehrfachantworten möglich

Mehrfachantworten möglich

In Unternehmenskultur verankert

Nachfrage von Kapitalgebern

Von Eigentümern gewünscht

Ökonomischer Vorteil

Rating verbessern

In persönlicher Zielvereinbarung verankert

67

56

53

52

44

12

Nachhaltigkeit rechnet sich.(Antwort »[sehr] wichtig« auf die Frage »Was sind aus Ihrer Sicht wichtige Gründe, um sich mit dem

Thema Nachhaltigkeit auf der Finanzierungsseite zu beschäftigen?«; in Prozent der Befragten; n = 172)

Förderkredite für Umweltaspekte

Green Loans

Green Bonds

Green Schuldscheindarlehen

Positive Incentive Loans

Sustainable Bonds

Social Bonds

Positive Incentive Schuldscheindarlehen

27

51

7

60

6

52

4

4

3

2

1

61

52

53

36

51

Grundsätzlich denkbar Bereits genutzt

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Energieeffizienz und Energiegewinnung stehen im Fokus.(Antwort auf die Frage »Für welche Investitionsthemen könnten Sie sich vorstellen, nachhaltige

Finanzierungen zukünftig zu nutzen?«; in Prozent der Befragten; n = 172)

4.4 Wenig praktische Erfahrung, aber große Bereitschaft.

Die meisten befragten Finanzentscheider haben bislang nur wenig

praktische Erfahrung mit einzelnen nachhaltigen Finanzierungsin-

strumenten. Nur spezielle Förderkredite für Umweltaspekte – welche

jedoch nicht zu den neueren Instrumenten des Green Finance zählen

– wurden von gut einem Viertel der Befragten bereits genutzt.

Die übrigen Finanzierungsinstrumente sind bislang lediglich in

Einzelfällen und insbesondere bei Großunternehmen zum Einsatz

gekommen. Am häufigsten werden im Rahmen von spezifischen grünen Projekten Green Loans (7 Prozent), Green Bonds (6 Prozent)

und Green Schuldscheindarlehen (4 Prozent) eingesetzt.

Dennoch sind die Befragten prinzipiell sehr aufgeschlossen und

können sich den Einsatz zahlreicher Finanzierungsinstrumente

grundsätzlich vorstellen. Außer im Falle der Social Bonds, die für

ein spezifisches Sozialprojekt verwendet werden und für Unter-nehmen recht untypisch sind, kommt für jeweils mehr als die Hälf-

te der Befragten eine Nutzung infrage.

Bei der Finanzierung von nachhaltigen Projekten sehen die be-

fragten Finanzentscheider zukünftig neben den Förderbanken (63

Prozent) vor allem auch Banken im Allgemeinen (62 Prozent) in

der Pflicht. Knapp die Hälfte der Befragten zieht dabei auch den Fremdkapitalmarkt in Betracht. Immerhin ein Fünftel würde eher

mit Eigenkapital finanzieren.

Mit nachhaltigen Finanzierungen möchten die befragten Finanz-

entscheider vor allem energiebezogene Investitionen tätigen, die

entweder die Energieeffizienz erhöhen (76 Prozent) oder den Ein-

satz erneuerbarer Energien fördern (60 Prozent). Weitere mögliche

Themen für nachhaltige Investitionen sind ein sauberer Transport,

das Abwassermanagement, die Verringerung der Verschmutzung,

unter anderem der Luftverschmutzung, und die generelle Anpas-

sung an die Folgen des Klimawandels.

Quellen: LBBW, FINANCE/research2contentMehrfachantworten möglich

Energieeffizienz

Erneuerbare Energien

Sauberer Transport

Nachhaltiges Abwassermanagement

Verschmutzungsprävention und -kontrolle

Anpassung an die Folgen des Klimawandels

Ökologisch nachhaltiges Management von natürlichen Ressourcen und Landnutzung

Weiß nicht/keine Angabe

78

60

49

40

9

33

33

31

Energieeffizienz erhöhen oder Einsatz erneuer-barer Energien fördern.

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22

Interviews

Zukunftsfähig durch Nachhaltigkeit: fischerwerke.

Herr Ziegler, was bedeutet Nachhaltigkeit für Ihr

Unternehmen?

Der Name fischer steht für Dübel und Konstruk-

tionsbaukästen, für Komponenten im Autoinnen-

raum, Prozessberatung und elektronische Sys-

teme. Nachhaltigkeit bedeutet für fischer nicht mehr und nicht weniger, als die Zukunftsfähigkeit

des Unternehmens sicherzustellen. Dazu gehören

mehrere Aspekte: innovative Produkte, optimier-

te und effiziente Prozesse, motivierte und gut ausgebildete Mitarbeiter, aktiv gestaltete Märkte

und natürlich zufriedene Kunden. Zu alldem muss

man sich als Unternehmen bekennen und über

alle Dimensionen der Nachhaltigkeit auch ent-

sprechend Verantwortung übernehmen.

vor allem in der Automobilindustrie, mit Nach-

haltigkeitsthemen verknüpft. Nachhaltigkeit be-

deutet die Zukunftssicherung für das Unterneh-

men: langfristiges ökonomisches Wachstum im

Einklang mit der Umwelt und der Gesellschaft.

Dies führt zu qualitativem Wachstum.

Was sind die wesentlichen Treiber der Nachhaltig-

keitsaktivitäten Ihres Unternehmens?

2015 war es die Wettbewerbsfähigkeit. Neben Qua-

lität, Preis und Service entscheidet die Reputation

über die Wettbewerbsfähigkeit von Unter nehmen.

Nachhaltigkeit (als Oberbegriff für Klimaschutz und

andere Umweltthemen) ist derzeit das prominen-

teste Thema. Nachhaltigkeit ist ein bedeutsamer

Faktor sowohl in der Lieferkette als auch an der

Schnittstelle zum Endkunden/Verbraucher.

Wer ist in Ihrem Unternehmen für das Nachhaltig-

keitsmanagement verantwortlich?

Mittlerweile sind Nachhaltigkeits- und Unterneh-

mensstrategie in unserem Unternehmen nahezu

deckungsgleich. Das bedeutet, dass Nachhaltig-

keit ganz oben im Unternehmen in einer Stabs-

stelle bei der Geschäftsführung verankert ist.

Bei fischer haben wir uns bewusst dafür ent-schieden, keinen separaten Geschäftsbereich für

Nachhaltigkeit aufzubauen. Wir wollten keinen

Nachhaltigkeitsbeauftragten, der im Stil eines

Sachbearbeiters dieses Thema verwaltet. Unser

Nachhaltigkeitsteam arbeitet bereichsübergrei-

fend und setzt sich aus Personen aus allen Ge-

schäftsbereichen zusammen. Wir wollten die

»Nachhaltigkeit bedeutet

für fischer, die Zukunfts-

fähigkeit des Unternehmens

sicherzustellen.«

Seit wann beschäftigt sich fischer mit dem Thema Nachhaltigkeit?

Vergleichsweise lange. Es gibt seit 1987 ein Leit-

bild, das bereits ökonomische, soziale und auch

ökologische Dimensionen beachtet. Ein wirkli-

ches Nachhaltigkeitsmanagement wurde aber

erst 2015 eingeführt. Zu dieser Zeit wurden im-

mer mehr Ausschreibungen und Kundenprojekte,

05Interviews

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23

Interviews

Betroffenen zu Beteiligten machen. Für uns sind

sie Multiplikatoren. Sie bringen Themen aus ih-

ren Bereichen in das Nachhaltigkeitsteam mit

und tragen die Nachhaltigkeitsthemen auch di-

rekt in ihr eigentliches Arbeitsumfeld. So stellen

wir die Durchlässigkeit der Themen sicher. An-

hand unserer Benchmark-Betrachtungen zu an-

deren Unternehmen haben wir festgestellt, dass

gerade die Zusammenarbeit zwischen Nachhal-

tigkeitsabteilungen und dem Rest des Unterneh-

mens oft ein Problem ist. Wir umgehen das da-

durch, dass das Team von der Geschäftsleitung

ausdrücklich das Mandat erhalten hat, relevante

Nachhaltigkeitsprojekte zu identifizieren und deren strategische Bedeutung für das Unterneh-

men hervorzuheben. Quartalsweise finden dann Treffen mit der Geschäftsleitung statt, in denen

diese Projekte diskutiert und gegebenenfalls

freigegeben werden.

Wie setzt sich Ihr Nachhaltigkeitsteam zusammen?

Das Nachhaltigkeitsteam besteht aus 15 bis 18

Personen – das schwankt ein wenig –, die in der

Regel als Fachkräfte in verschiedenen Bereichen

wie Entwicklung, Vertrieb, Produktmanagement,

Produktion, IT, Logistik oder Personalwesen ar-

beiten. Wichtig ist, dass alle wesentlichen Unter-

nehmensbereiche vertreten sind.

Zu Beginn haben wir die Teammitglieder ernannt,

aber nach und nach gab es da auch Veränderun-

gen. Es ist wichtig, dass die Kollegen eine Affini-tät zum Thema haben. Sie müssen eine gewisse

Begeisterung mitbringen, um dann auch wirklich

dahinterstehen zu können. Das hat sich über die

Zeit entwickelt. Heute haben wir Kolleginnen und

Kollegen im Team, die wirklich Lust auf Nachhal-

tigkeit haben und die auch bereit sind, dafür Zeit

zu investieren.

Der fischer-Nachhaltigkeitskompass.1

Quelle: fischerwerke

1 LS + Ziffer steht für den entsprechenden Leitsatz der WIN-Charta.

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Nachhalt

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24

Interviews

Andere spezielle Fähigkeiten sind hier nicht gefragt. Allerdings ist

eine gute Kommunikationskompetenz wichtig. Die Teammitglieder

müssen sich in die Diskussion einbringen. Außerdem haben wir

einen Zusatznutzen festgestellt: Das Nachhaltigkeitsteam ist auch

eine Plattform für den Austausch zwischen den verschiedenen Un-

ternehmensbereichen geworden und fördert das Verständnis für

die Themen der jeweils anderen Bereiche. Dadurch können wir

auch weitere Prozessoptimierungen ableiten.

Wie nehmen Sie die Mitarbeiter beim Thema Nachhaltigkeit mit?

Hier haben wir im Unternehmen unterschiedliche Plattformen ge-

schaffen. Wir veröffentlichen dazu regelmäßig Meldungen im Intra-

net und haben dort auch Links gesetzt, so dass sich die Mitarbeiter

eigenständig zu Nachhaltigkeit informieren können. Außerdem ha-

ben wir den »Blauen Pfad« eingeführt. Er steht symbolisch für die

Verbindungslinie mehrerer Nachhaltigkeitsstationen, die einzelne

Nachhaltigkeitsbeispiele aus der Vergangenheit zeigen und erklä-

ren. Auf einem DIN-A3-Blatt visualisieren wir den Status vor und

nach der Prozessoptimierung. Auch die monetären Effekte sind dar-

gestellt, denn daran lässt sich der Erfolg am besten zeigen. Wichtig

ist, dass alles knapp, aber trotzdem verständlich vermittelt wird.

Legt Ihr Unternehmen konkrete Nachhaltigkeitsziele fest?

Wir legen keine einzelnen konkreten Ziele fest, weil uns wichtig ist,

dass wir nicht nur einzelne Themenfelder im Bereich Nachhaltig-

keit bearbeiten und dort dann gut werden. Wir wollen das ganze

Unternehmen nachhaltig unterstützen und damit einen Mehrwert

erzielen.

Bei fischer stehen deshalb Nachhaltigkeits aspekte im Fokus. Wir haben dafür einen Nachhaltigkeitskompass entwickelt. Dieses Mo-

nitoring-System ist die strategische Basis für unser Nachhaltig-

keitsmanagement. Im Zentrum des Kompasses steht das Leitbild

von fischer (die DNA des Unternehmens), nach außen hin gliedert es sich in 19 Schwerpunktthemen. Für jedes Schwerpunktthema

wurde eine Kennzahl entwickelt. Pro Thema definiert die Ge-

schäftsführung einen Zielwert. Daraus werden konkrete, messbare

Maßnahmen abgeleitet.

Für uns ist wichtig, dass für jedes Themenfeld nur eine Kennzahl

existiert. An vielen Stellen können wir auf Controlling-Daten zu-

rückgreifen. Das hat den Vorteil, dass diese Daten qualitativ und

glaubwürdig sind.

Eine konkrete Kennzahl ist beispielsweise die verarbeitete Masse

in Bezug auf eingesetzte Energie, die für Energieeffizienz steht. Die Anzahl von Beschwerden nutzen wir für Compliance. Die Zielwerte

der Kennzahlen werden einmal jährlich festgelegt.

Die aktuellen Ausprägungen der Kennzahlen erscheinen anschlie-

ßend im Status-Radar, das einmal im Quartal erstellt wird. Das Ra-

dar visualisiert den Status quo und dient dem Abgleich mit den Zie-

len. Daran kann man sehr einfach erkennen, bei welchen Themen

wir gut aufgestellt sind und wo noch Handlungsbedarf besteht.

Veröffentlichen Sie einen Nachhaltigkeitsbericht?

Ja, einmal im Jahr. Das erfolgt nach der baden-württembergischen

WIN-Charta. Noch ist das eine freiwillige Selbstverpflichtung, aber

»Unser

Nachhaltigkeits­

team arbeitet

bereichs über ­

greifend und

setzt sich aus

Personen aus

allen Geschäfts­

bereichen

zusammen.«

Schwerpunkt-themen.

Nachhaltigkeits-kompass mit

19

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Interviews

Christian Ziegler

ist gelernter Ingenieur und bei der Unternehmensgruppe fischer im internationalen Produktionsverbund tätig. Er leitete das Pro-

jekt zur Einführung und Etablierung des Nachhaltigkeitsmanage-

ments bei der Unternehmensgruppe fischer. Heute ist er der Leiter des fischer Nachhaltigkeitsteams und in dieser Rolle ver-antwortlich für die jährliche Veröffentlichung eines Nachhaltig-

keitsberichts nach CSR-Richtlinie.

die WIN-Charta erfüllt die Anforderungen der

EU-Richtlinie 2014/95/EU für Nachhaltigkeits-

berichterstattung. Sollte sich daraus demnächst

auch eine gesetzliche Verpflichtung für kleine und mittlere Unternehmen ergeben, ist diese von

uns bereits erfüllt.

Welche Rolle spielen Ratings von Nachhaltigkeits-

agenturen für Sie?

Aktuell gar keine. Aber um bei den Reportings

eine Vergleichbarkeit der Unternehmen zu errei-

chen, wird die Bedeutung dieser Ratingagenturen

sicherlich wachsen. Noch ist der Markt aber un-

übersichtlich. Das Reporting darf nicht ausarten

und mehrere Hundert Seiten umfassen. Eine sol-

che Berichterstattung soll dem Leser Spaß ma-

chen. Nur dann stellt ein solcher Bericht auch

einen erheblichen Mehrwert dar.

Wie sehen Sie die EU-Taxonomie?

Es ist wichtig, dass eine gemeinsame Basis für

Nachhaltigkeit geschaffen wird. Die Entwicklung

ist zwar spannend zu beobachten, aber die Maß-

nahmen sind viel zu komplex. Für die Umsetzung

in den Unternehmen ist wichtig, dass es einfach

ist: einfach zu erklären, zu beschreiben und zu

messen. Das ist im Nachhaltigkeitsmanagement

zielführend. Aus meiner Sicht bringen heroische

Ziele nichts, von denen niemand weiß, wie man

diese erreichen soll. Alles über Kompensation

und Strafzahlung zu regeln ist aus unserer Sicht

der falsche Weg. Darunter wird die Wettbewerbs-

fähigkeit irgendwann massiv leiden.

fischer hat 2019 den deutschen Nachhaltigkeits­preis gewonnen. Warum haben Sie an diesem

Wettbewerb teilgenommen?

Zu Beginn unserer Nachhaltigkeitsaktivitäten gab

es viele kritische Stimmen. Es war zwar klar, dass

Nachhaltigkeit notwendig ist, um an bestimmten

Ausschreibungen in Projektgeschäften oder an

Ausschreibungen der Automobilindustrie teilneh-

men zu können. Der tatsächliche Mehrwert wurde

aber an vielen Stellen nicht gesehen. Wir haben

geschaut, wie andere Unternehmen das machen,

dann aber unseren eigenen »fischerweg« entwi-ckelt, den wir auch konsequent gegangen sind. Es

gibt in diesem Umfeld eine Vielzahl von Preisen.

Uns ging es aber nicht darum, möglichst viele

Preise zu gewinnen, sondern uns mit den Besten

zu messen.

Der deutsche Nachhaltigkeitspreis ist der wich-

tigste Preis seiner Art. Er ist vor allem branchen-

übergreifend, was uns wichtig war. Wir haben

uns direkt im ersten Jahr angemeldet, als fischer das Nachhaltigkeitsmanagement ins Leben ge-

rufen hat. Es gab ganz klar keinerlei Aussichten

auf Erfolg. Wir haben unseren Status quo ein-

gereicht, um das Feedback einer unabhängigen

Fachjury zu bekommen. Dieses Feedback haben

wir Jahr für Jahr für unsere Weiterentwicklung

genutzt.

Im zweiten Jahr haben wir das Thema » Blauer

Pfad« in den Mittelpunkt gestellt und kamen da-

mit unter die Top 10. Im dritten Jahr war der

Nachhaltigkeitskompass der Schwerpunkt. Damit

landeten wir unter den Top 3. Und im vierten

Jahr unserer Teilnahme haben wir den Nachhal-

tigkeitspreis gewonnen. In der Begründung der

Jury heißt es, dass fischer Nachhaltigkeit ganz-

heitlich in die Unternehmensstrategie integriert

hat und mit seinen Innovationen die nachhaltige

Entwicklung vorantreibt. Es ist schon eine tolle

Sache, wenn ein Unternehmen, dessen Kernpro-

dukt unter anderem Kunststoff ist, einen solchen

Preis gewinnt.

Das Interview führte Jacqueline Preußer.

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Interviews

Lenzing setzt auf ESG-linked Schuldschein.

Herr Obendrauf, Nachhaltigkeit ist derzeit eines

der Top-Themen für Unternehmen. Welche Rolle

spielt es für Lenzing als Zellulosefaserhersteller?

Für Lenzing ist das Thema extrem wichtig. Ich

würde sogar so weit gehen und sagen, dass es

für uns keine Randbedingung mehr ist, sondern

Teil unseres Geschäftsmodells. Wir sehen uns

als Bio-Raffinerie, was sich durch unseren Pro-

duktionsprozess ergibt. Wir beginnen mit einem

Bio-Rohstoff – nämlich Holz – und zerlegen ihn

in einzelne Bestandteile. Danach verarbeiten wir

den Rohstoff zu Fasern. Darüber hinaus gibt es

Nebenprodukte, die wir produzieren, wie etwa

Essigsäure oder Holzzucker. Das verbleibende

Material, je nach Holzart etwa 50 Prozent, verar-

beiten wir zu Bioenergie. Diese nutzen wir wie-

derum für unseren Produktionsprozess.

Nachhaltigkeit ist für uns also ein zentraler Be-

standteil unserer Strategie und unseres Geschäfts.

Lenzing hat sich konkrete Nachhaltigkeitsziele

gesetzt, wie etwa die Reduzierung der Schwe-

fel- und CO2-Emissionen sowie der Abwasserbe-

lastung oder die Überprüfung der Nachhaltigkeit

der Lieferanten. Wie lange spielen solche Ziele für

Lenzing bereits eine Rolle?

Für uns spielen sie schon sehr lange eine Rolle.

Beispielsweise befindet sich unser Standort Len-

zing in einer Seengegend. Allein deshalb wird das

Thema Natur hier großgeschrieben. Wir können

es uns als Industriebetrieb nicht leisten, uns nur

an die Vorschriften zu halten. Die sind ja oft nur

Minimalanforderungen.

Lange Jahre spielte Nachhaltigkeit an den Finanz-

märkten nicht die große Rolle. Das ändert sich

jetzt. Spüren Sie auch, dass der Druck auf Unter-

nehmen zunimmt, sich ernsthaft mit Sozial- und

Umweltfaktoren auseinanderzusetzen?

Ich würde es so formulieren: Wir spüren mittler-

weile ein deutlich höheres Interesse an diesen

Themen. Lassen Sie mich das an einem Beispiel

erklären. Vor drei Jahren haben wir eine sehr

leistungsstarke Viskosefaser bei gleichzeitig sehr

gutem ökologischem Fußabdruck auf den Markt

gebracht. Aufgrund einer entsprechenden Tech-

nologie kann diese Faser in den endgültigen Pro-

dukten identifiziert werden. Das Interessante ist:

Wir sind in der Lage, diese Faser mit einer Prämie

am Markt zu verkaufen. Und die Nachfrage nach

solchen Produkten wächst.

Wie gehen Sie mit dem Thema organisatorisch bei

Lenzing um?

Wir haben eine eigene Nachhaltigkeitsabteilung,

die unter dem Chief Commercial Officer (CCO) ange-

siedelt ist. Zudem haben wir in der Vergangenheit

neben dem Finanzbericht auch einen Nachhaltig-

keitsbericht herausgegeben. In der Finanzabteilung

haben wir natürlich ein großes Interesse daran, dass

die Informationen in beiden Berichten konsistent

sind. Deshalb arbeiten wir auch eng zusammen.

Lenzing hat als eines der ersten Unternehmen

kürzlich ein ESG-linked Schuldscheindarlehen über

500 Millionen Euro mit Laufzeiten über fünf, sieben und zehn Jahre sowie eine ESG-linked Namens-

schuldverschreibung mit einer Laufzeit von 15 Jahren begeben. Wie ist die Idee entstanden, nachhaltige

Finanzierungsinstrumente zu platzieren?

Wir wollten mit diesen Transaktionen auch die

Finanzierungsseite vollständig in Einklang mit

unserem Geschäftsmodell bringen, in dem Nach-

haltigkeit ein zentraler Faktor ist. Dafür hat sich

ein ESG-linked Produkt besonders angeboten.

Wir haben in die Verzinsung einen Step-up und

Step-down eingebaut, je nachdem, wie sich unse-

re Nachhaltigkeitsperformance entwickelt.

Sie haben als Preismechanismus bei Ihrem ESG-

Schuldschein einen Auf­ und Abschlag von 2,5 Basis­punkten vereinbart – stellt das für Sie wirklich

einen attraktiven Anreiz dar, Ihr Nachhaltigkeits-

rating und damit die gesamte Ausrichtung Ihres

Unternehmens bei ESG-Faktoren zu verbessern?

Natürlich muss man sagen, dass 2,5 Basispunkte

nur ein kleiner finanzieller Vor- oder Nachteil wä-

ren. Wir wären auch bereit gewesen, deutlich grö-

ßere Schritte zu machen. Aber der Markt ist dafür

meiner Meinung nach noch nicht bereit. Zum einen

ist das In strument noch sehr neu. Zum anderen

fällt es den Investoren eben schwer einzuschät-

zen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass wir

unser Rating verbessern oder verschlechtern. Im

Übrigen würde der finanzielle Vorteil auch gar nicht bei uns bleiben – wir werden diesen gespar-

ten Betrag spenden, wenn es dazu kommt.

»Nachhaltigkeit ist für uns ein zentra ler Bestandteil

unserer Strategie und unseres Geschäfts.«

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Interviews

Werden sich die Preise für grüne Instrumente denn

in Zukunft weiter spreizen?

Der Markt bewegt sich momentan in diese Rich-

tung. Man sieht das bereits am Volumen. In dem

Moment, in dem man ein grünes Instrument plat-

ziert, ist der Pool an Investoren und damit die

Nachfrage größer. Sie haben damit also auch

heute schon einen kleinen Vorteil. Der gesamte

Markt für grüne Finanzierungen würde natürlich

ein Selbstläufer werden, wenn man auch vom

Pricing einen eindeutigen Vorteil hätte. Ich bin

zuversichtlich, dass das so kommen wird.

Sollte Ihrer Meinung nach der Regulator dafür sorgen,

dass Unternehmen bei Green-Finance-Instrumenten

einen finanziellen Vorteil mitnehmen können?

Ich würde hier mehr auf den Markt vertrauen. Si-

cherlich kann der Regulator für eine gewisse Ini-

tialzündung sorgen und dem Markt einen Schubs

in die richtige Richtung geben. Grundsätzlich

glaube ich aber, dass es der Markt selbst regeln

muss und wird.

Wie haben sich die ESG-linked Transaktionen

sonst von der Emission klassischer Schuldscheine

unterschieden? Gab es Unterschiede im Hinblick

auf die Investorenansprache?

Wir haben gesehen, dass man mit einem nachhal-

tigen Schuldschein eine größere Investorenbasis

erreichen kann. Die Entscheidung für oder gegen

ein solches Instrument hängt also auch davon ab,

welche Summe man platzieren will. Hätten wir

nur 100 Millionen Euro platzieren wollen, dann

wäre das auch über einen klassischen Schuld-

schein möglich gewesen. Durch den Einbau der

ESG-Komponente haben wir aber sichergestellt,

dass wir direkt eine größere Gruppe von Investo-

ren ansprechen. Einige haben nur investiert, weil

es ein nachhaltiges Finanzprodukt war. Das hat

zu einer hohen Nachfrage geführt, die uns positiv

überrascht hat.

»Mit einem nachhaltigen

Schuldschein kann man

eine größere Investoren­

basis erreichen.«

Haben die Investoren denn andere Fragen gestellt,

als das im Vorfeld bei klassischen Transaktionen der Fall ist?

Nein, eher nicht. Bereits seit einigen Jahren stel-

len uns Investoren deutlich mehr Fragen zu un-

serem Nachhaltigkeitsbericht als zu unserem Ge-

schäftsbericht.

Die Nachhaltigkeitsperformance, an die solche Fi-

nanzprodukte gebunden sind, kann entweder über

einzelne Kennzahlen oder ESG-Ratings gemessen

werden. Warum haben Sie sich bei der Kopplung

des Preismechanismus für ein Nachhaltigkeitsra-

ting entschieden?

Auf einzelne Kennzahlen, wie das manche andere

machen, wollten wir nicht setzen, da die Trans-

parenz darunter leidet. Investoren müssen dann

bewerten: Sind die gewählten Kennzahlen über-

haupt geeignet? Sind die Ziele ambitioniert genug

gesetzt? Wir wollten stattdessen einen externen

Dritten haben, der dem Unternehmen ein Rating

gibt, das dann für jedermann nachvollziehbar ist.

Sie haben sich entschieden, die Zinskosten des

Kredits an die Entwicklung ihres ESG-Ratings von

der Nachhaltigkeitsagentur MSCI zu koppeln. Wa-

rum haben Sie sich gerade für diese Agentur ent-

schieden?

Ehrlich gesagt, hätten wir auch eine andere

Agentur nehmen können, die Unterschiede sind

aus unserer Sicht nicht sehr groß. Wir haben eini-

ge ESG-Ratings zur Auswahl, unser Unternehmen

wird von mehreren Agenturen bewertet.

Grundsätzlich muss ich zum Markt der ESG-Ra-

tings Folgendes sagen: Wenn Bewertungen allein

auf Basis der öffentlich verfügbaren Informatio-

nen erstellt werden, also ohne aktive Zusammen-

arbeit mit den Unternehmen selbst, finde ich dies problematisch. Da würden viele relevante Infor-

mationen fehlen. Wir arbeiten deshalb mit meh-

reren Agenturen zusammen, was aber aufwendig

ist – auch für die Investoren, die sich ein Bild

über die Bewertungen mehrerer Agenturen ma-

chen müssen. Für externe Beobachter ist es sehr

schwer, sich bei der Vielzahl der Ratings zurecht-

zufinden. Dazu bekommen wir viele Rückfragen, von Investoren, aber auch gerade von unseren

Kunden. In dem Moment, wo es hier eine Stan-

dardisierung gibt, würde das auch vielen Kunden

die Arbeit erleichtern.

Wie wichtig ist aus Ihrer Sicht die Entwicklung ein-

heitlicher Standards für den Green-Finance-Markt

insgesamt?

Rechtliche Rahmenbedingungen sind wichtig,

der Gesetzgeber muss Vorgaben schaffen. Aller-

dings ist das Thema Nachhaltigkeit komplex. Es

gibt kein Schwarz und Weiß. Gerade Unterneh-

men, die eine Transformation hin zu mehr Um-

weltfreundlichkeit finanzieren müssen, sollten nicht aus dem Green-Finance-Markt ausgeschlos-

sen werden. Die größten Umweltsünder können

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Interviews

schließlich auch am meisten zu einer Verbesse-

rung beitragen. Ohnehin ist es schwer, einen so

jungen Markt schnell vollumfänglich zu regle-

mentieren. So etwas wird Jahre dauern.

Plant Lenzing künftig weitere grüne Finanzierungen?

Ja, wir würden den Markt auch in Zukunft wie-

der nutzen. Für uns kommen weitere ESG-linked

Transaktionen in Frage, ich kann mir aber auch

Green Schuldscheine zur Finanzierung nachhalti-

ger Projekte vorstellen. Für Lenzing haben beide

Varianten ihre Berechtigung.

Thomas Obendrauf

ist Finanzchef bei dem österreichischen Zel-

lulosefaserhersteller Lenzing AG. Er studierte

Handelswissenschaften in Wien und Chicago.

Seit März 2016 verantwortet er bei Lenzing

das Finanzressort. Zuvor war er unter an-

derem CFO bei dem Leiterplattenhersteller

AT & S Austria.

Green Bonds: der Weg der EnBW.

Herr Voigt, EnBW hat nicht nur Green Bonds, son-

dern auch die ersten grünen Hybridanleihen eines

deutschen Unternehmens platziert. Wie ist die

Idee entstanden, diese Finanzierungsinstrumente

zu platzieren?

Voigt: Das Thema Nachhaltigkeit ist schon lange

im Finanzbereich angekommen. Bereits seit 2012

setzen wir uns mit dem Integrated-Reporting-An-

satz auseinander. Wir veröffentlichen seit einigen

Jahren keinen separaten Nachhaltigkeitsbericht

mehr, sondern nehmen alle Faktoren rund um das

Thema Corporate Social Responsibility in unseren

Geschäftsbericht auf. Zudem haben wir uns auch

schon sehr früh mit der Emission eines Green

Bonds auseinandergesetzt, schon seit dem Jahr

2014. Damals war das Instrument aus unserer

Sicht aber noch nicht reif genug, die Standards

waren noch nicht etabliert. Mittlerweile hat sich

der Markt weiterentwickelt und verfügt über ein

hohes Maß an Transparenz und Klarheit. Deshalb

haben wir uns entschieden, 2018 erstmals einen

Green Bond in Höhe von 500 Millionen Euro zu

platzieren und im vergangenen Jahr zwei grüne

Hybridanleihen mit einem Gesamtvolumen von

einer Milliarde Euro zu begeben.

Herr Dr. Rieth, wie hat sich die Zusammenarbeit

zwischen Finanzabteilung und Nachhaltigkeits-

experten durch die Emissionen verändert?

Rieth: Für die Emissionen haben wir das Green Fi-

nancing Framework, also das Rahmendokument

für unsere grünen Finanzierungen, gemeinsam

entwickelt. Dazu wurde ein Komitee gebildet, in

dem wir – also der Finanzbereich und die Abtei-

lung Nachhaltigkeit – gleichberechtigt entschie-

den haben, wie wir Emissionen jeweils struktu-

»Der Markt für Green Bonds hat sich weiterentwickelt und

verfügt über ein hohes Maß an Transparenz und Klarheit.«

Ingo Peter Voigt

Was raten Sie anderen Unternehmen, die sich erst-

mals mit dem Thema befassen?

Bei einer ESG-linked Transaktion sollte man sich

klarmachen, dass man damit die Verpflichtung eingeht, sich über die gesamte Laufzeit von der

gewählten Agentur beraten zu lassen. Das ist

mit Aufwand und Kosten verbunden – vor allem

dann, wenn ein Unternehmen zum ersten Mal

Erfahrungen mit einem ESG-Rating sammelt.

Das Interview führte Antonia Kögler.

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Interviews

rieren wollen. Das »gleichberechtigt« möchte ich

an der Stelle betonen, da dieser Ansatz heute

noch nicht selbstverständlich ist. Nicht nur un-

sere Büros liegen sehr nah beieinander, sondern

wir haben schon zuvor intensiv zusammengear-

beitet.

Was hat die Zusammenarbeit konkret gebracht?

Rieth: Wir haben gemeinsam entschieden, wer die

Second Party Opinion (die sogenannte SPO) für

die Green Bonds erstellt, welche Projekte wir für

die Transaktionen auswählen und wie wir darü-

ber per jährlichen Impact Report berichten. Uns

war und ist es wichtig, dass all unsere Entschei-

dungskriterien nachvollziehbar und transparent

sind. In dem Dokument zeigen wir unseren In-

vestoren auf, was unser strategischer Plan für

die Zukunft ist. Alle weiteren grünen Emissionen

werden auf diesem Dokument fußen.

Wie sind die Transaktionen bei den Investoren an-

gekommen?

Voigt: Es war aus unserer Sicht ein Riesenerfolg.

Bei der Green-Bond-Emission im Jahr 2018 war

die Hälfte der Investoren zum ersten Mal bei ei-

ner Emission von uns beteiligt, da haben wir un-

sere Basis also deutlich verbreitert. Im Sommer

2019 hat sich dieser Trend bei der Emission der

Hybrid Bonds fortgesetzt. Die Anleihen waren

vielfach überzeichnet.

Woran liegt das aus Ihrer Sicht?

Voigt: Wir haben gespürt, dass grüne Transaktio-

nen derzeit dem Zeitgeist entsprechen. Allerdings

reicht es nicht, sich einfach einem Trend anzu-

schließen. Man muss auch in der Lage sein, den

Investoren glaubhaft zu vermitteln, dass Nach-

haltigkeit Teil der eigenen Unternehmens-DNA

ist und kein künstlicher Zusatz. Mit einem Green

Bond muss ein wirklich grünes Projekt finanziert werden, das in die Unternehmensstrategie einge-

bettet ist.

Bislang gibt es kaum Preisunterschiede zwischen

grünen und klassischen Finanzierungsinstrumen-

ten. Wie war das bei Ihrer Transaktion?

Voigt: Ob wir dadurch einen finanziellen Vorteil im Vergleich zu einer normalen Anleihe hatten,

kann ich nicht nachweisen. Ich glaube aber, dass

es sich positiv ausgewirkt hat – allein deshalb,

weil wir so viele neue Investoren gewinnen

konnten.

Sollte es denn aus Ihrer Sicht einen deutlichen

finanziellen Vorteil für Green­Finance­Produkte im Sinne eines »Green Supporting Factor« geben?

Rieth: Von einem finanziellen Vorteil, der durch den Regulator vorgegeben wird, halten wir nur

wenig. Ich glaube, nachhaltige Finanzierungs-

produkte, die klar und transparent strukturiert

und fester Bestandteil der Unternehmens-DNA

sind, können sich auch ohne preislichen Anreiz

durchsetzen. Andersherum kann ich mir gut vor-

stellen, dass es in zwei oder drei Jahren einen

Malus geben wird, wenn Unternehmen bestimm-

te Nachhaltigkeitsstandards in ihrer Strategie

nicht berücksichtigen und bei der Gestaltung von

Finanzprodukten nicht erfüllen.

Haben sich die Fragen der Investoren im Vergleich zu herkömmlichen Transaktionen unterschieden?

Voigt: Ja, das war in Teilen der Fall. Im Vorfeld

hatte ich mir darüber intensiv Gedanken ge-

macht. Gerade bei Investoren aus dem Spektrum

»Dark Green«, die also am strengsten auf Nach-

haltigkeitskriterien achten, habe ich mich auf

schwierige Gespräche eingestellt, schließlich sind

wir immer noch ein Konzern, der sowohl Kern-

energie als auch Kohlekraftwerke betreibt. Ich

habe befürchtet, dass wir einfach nicht zu die-

ser Investorengruppe passen. Aber das hat sich

schließlich ganz anders dargestellt: Für diese An-

leger war wichtig, wie wir unseren CO2-Footprint

nachhaltig verändern. Sie fragten konkret nach

unseren Plänen und Kennzahlen. Das waren die

Investoren, die die sinnhaftesten Fragen zu un-

serer Nachhaltigkeitsstrategie gestellt haben. Da

hat es einen deutlichen Sinneswandel der Inves-

toren in den vergangenen Jahren gegeben.

»Nachhaltigkeitsfaktoren

werden bei der Bewertung

von Unternehmen und

Finanzprodukten weiter

an Bedeutung gewinnen.«

Dr. Lothar Rieth

Inwiefern haben sich die Investoren gewandelt?

Rieth: Früher haben einige Investoren nach ethi-

schen Prinzipien investiert. Sie haben beispiels-

weise Waffenhersteller oder die Kernenergie

kategorisch ausgeschlossen. Heute liegt der Fo-

kus viel stärker auf der Transformation hin zum

nachhaltigeren Wirtschaften, das ist viel mehr im

Mainstream in der Finanzwirtschaft angekommen.

Man kann von Greta Thunberg halten, was man

will, sie hat dafür gesorgt, dass sich die Akteure in

der Breite mit diesem Thema auseinandersetzen.

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Interviews

Sie arbeiten auf EU-Ebene ja auch in einer der

Arbeits gruppen an der Umsetzung des EU-Aktions-

plans für ein nachhaltiges Finanzwesen mit. Wie

wichtig ist eine weitere Standardisierung des

Green-Finance- Markts?

Rieth: Wir haben durch unsere Erfahrung mit

der integrierten Berichterstattung auf EU-Ebene,

insbesondere in der Arbeitsgruppe zu den The-

men »Reporting & Disclosure«, mitgearbeitet.

Die Entwicklung einer EU-Taxonomie und eines

EU- Green-Bond-Standards ist gerade wichtig, um

klare, belastbare Signale für die Finanzmärkte,

aber auch für die Realwirtschaft zu setzen. Dies

ist notwendig, um nicht nur die Nische zu stärken,

sondern die Breite der Märkte für die Bedeutung

grüner Investitionen zu sensibilisieren.

Voigt: Die Standardisierung ist für grüne Finan-

zierungen aus meiner Sicht extrem wichtig, um

die nötige Transparenz zu erzeugen. Allerdings

darf das mögliche Investitionsspektrum dadurch

nicht zu klein werden, gerade weil das Thema

Transformation stärker in den Fokus rückt. Um

einen umfassenden Wandel in unserer Wirtschaft

zu erreichen, sollte es nicht nur Instrumente zur

Finanzierung von zweifelsfrei nachhaltigen Pro-

jekten geben. Es muss eine Abstufung geben:

einen Goldstandard für rein grüne Investments.

Daneben sollte aber auch ein Silber- und Bron-

zestandard existieren für Produkte, die weniger

strenge Standards erfüllen müssen. Ich denke da

beispielsweise an Finanzierungen, die an Nach-

haltigkeitsziele des Unternehmens gekoppelt

sind, deren Erlöse aber für allgemeine Unterneh-

menszwecke eingesetzt werden können.

Je mehr unterschiedliche Variationen es am Green- Finance-Markt gibt, desto schwieriger ist

es für Investoren aber, die einzelnen Produkte zu

beurteilen. Welche Rolle spielen für Sie Nachhaltig-

keitsratingagenturen? Werden ESG-Ratings künf-

tig an Bedeutung gewinnen?

Rieth: Unabhängig davon, ob es eine Nachhaltig-

keitsagentur oder eine klassische Ratingagentur

ist: Nachhaltigkeitsfaktoren werden bei der Be-

wertung von Unternehmen und Finanzprodukten

weiter an Bedeutung gewinnen. Dieser Markt

entwickelt sich derzeit sehr dynamisch. Wir ge-

hen auch davon aus, dass die klassischen Rating-

agenturen sich immer mehr mit Nachhaltigkeits-

themen auseinandersetzen und ESG-Faktoren

vertieft in ihren Analysen verarbeiten werden.

Voigt: Bei den ESG-Ratings hat der Markt auch

im Hinblick auf die Standardisierung und Ver-

einheitlichung schon erhebliche Fortschritte

ge macht. Früher waren die Bewertungen noch

recht schwammig, die Beurteilung für Investoren

schwierig. Heute kann sich meiner Ansicht nach

auch ein unkundiger Dritter schnell einfinden. Diese Transparenz und Klarheit sind aus meiner

Sicht der Schlüssel für den Erfolg des Green-

Finance-Markts.

Trotz des Wachstums ist die Zahl der Unterneh-

men, die am Green-Bond-Markt aktiv sind, noch

überschaubar. Was hält Ihrer Meinung nach an-

dere Unternehmen aktuell davon ab, bereits heute

auf Green Finance zu setzen?

Voigt: Die Finanzierung folgt immer der Stra-

tegie: Wenn ein Unternehmen noch keine klare

Nachhaltigkeitsstrategie hat, wird es schwierig,

an diesem Markt aktiv zu werden. Grüne Projek-

te können nicht einfach als Ergänzungen an die

Strategie angehängt werden.

Rieth: Rückblickend haben auch wir einige Zeit

lang diskutiert, ob wir schon so weit sind, auf

Green Finance zu setzen. Zu früheren Zeitpunk-

ten hatten wir uns gegen Formen der grünen

Finanzierung entschieden und gewartet, bis wir

wirklich überzeugt waren, dass wir unsere Vor-

arbeiten abgeschlossen hatten und glaubwür-

dig und nachvollziehbar grüne Produkte an den

Märkten platzieren konnten. Ich denke, diese De-

batten, ob sie schon so weit sind, führen derzeit

die Finanz- und Nachhaltigkeitsabteilungen vie-

ler Unternehmen.

Das Interview führte Antonia Kögler.

Ingo Peter Voigt

ist Head of Finance, M&A

und Investor Relations bei

EnBW. Er ist bereits seit

2001 für den Energie-

konzern tätig. Zuvor war

der Diplom-Kaufmann im

Investment- und Corpo-

rate Banking verschiede-

ner Banken aktiv.

Dr. Lothar Rieth

ist Konzernexperte für

Corporate Responsibility,

Nachhaltigkeit und Unter-

nehmenspositionierung.

Diesen Posten besetzt er

bei EnBW seit 2011. Zu-

vor war er wissenschaft-

licher Mitarbeiter der TU

Darmstadt.

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Interviews

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