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Nachhilfe auf dem Dach der Welt Der Lippetaler Merlin Korth hat Schüler in Nepal unterricht – und die Nachwirkungen der Erdbeben hautnah erlebt SOEST Mit vielen Eindrücken und Erfahrungen ist Merlin Korth jetzt aus Nepal zurückge- kehrt. Im Rahmen der Freiwilli- genarbeit und über die Soester Jürgen-Wahn-Stiftung reiste der junge Mann aus Lippetal-Oes- tinghausen für sechs Wochen auf das „Dach der Welt“. Merlin konnte bei einem Be- kannten der Jürgen-Wahn- Stiftung und dessen Familie wohnen. „Der Ort hieß Devig- hat, hat zwischen 2000 und 3000 Einwohner und liegt etwa 80 Kilometer von Kath- mandu entfernt“, erzählt er. Merlin unterrichtete in einer Schule Englisch und unter- stützte die Lehrer an der Ran- abhuwaneswory-Schule. In Nepal ereignete sich im Frühjahr 2015 ein schweres Erdbeben, bis heute gab es über 400 Nachbeben. „Es sind immer noch viele Häuser zer- stört oder unbewohnbar. Manche Leute wohnen im- mer noch in Zelten. Einige Häuser sind aber auch wieder aufgebaut“, berichtet Merlin, der im vergangenen Jahr sein Abitur am Convos machte und seitdem die Welt bereist und sich in der Freiwilligen- arbeit engagiert. „Auch ein Schulgebäude ist durch das Erdbeben zerstört worden. Die Schüler mussten teilweise auf ein angrenzen- den College ausweichen. Die Menschen in Nepal sind sehr arm, den Schulbedarf – Uni- form, Schreibzeug, Tornister – selbst zu kaufen, können sich viele nicht leisten.“ Des- halb hatte Merlin mehrere Dutzend Rucksäcke von der Jürgen-Wahn-Stiftung im Ge- päck, die er an die Jungen und Mädchen verteilt. „Die Schule besuchten Schüler von der 5. bis zur 10. Klasse. Ich habe Englisch unterrich- tet, bin mit ihnen zum Bei- spiel Farben und Zahlen auf Englisch durchgegangen.“ In Nepal gibt es keine Schul- pflicht, deshalb kommen nicht jeden Tag alle Schüler zur Schule. Unterricht wie in alten Zeiten „Viele helfen ihren Eltern bei der Arbeit, zum Beispiel in einem kleinen Restaurant, auf dem Bau oder bei der Feldarbeit. Viele Nepalesen versorgen sich selbst mit Le- bensmitteln.“ Überhaupt ge- stalte sich der Unterricht in dem asiatischen Land völlig anders als in Deutschland. „Der Lehrer macht nur Frontalunterricht. Er lässt die Klasse im Chor die Sätze von der Tafel wiederholen. Die Schüler müssen nichts selber oder im Team erarbeiten. Es gibt auch keine mündliche Noten. Am Ende des Schul- jahrs wird im jeden Fach ein Test geschrieben und danach die Note vergeben“, be- schreibt Merlin die Situation, die daran erinnert, wie vor nicht allzu langer Zeit Unter- richt hierzulande aussah. Die Schule beginnt in Nepal um 6 Uhr und endet um 11 Uhr – und das aus einem ein- fachen Grund: „Im Sommer wird es sonst viel zu heiß.“ Merlin war begeistert von der Freundlichkeit der Nepale- sen. Vorher hatte sich der junge Mann bereits auf den Philip- pinen engagiert, wo im Jahr 2013 ein verheerender Sturm alles verwüstet hatte. Auch in China absolvierte er ein Prak- tikum. Im Herbst will Merlin das Studium „Rettungsingenieur- wesen“ beginnen. Dabei geht es darum, wie man professio- nell nach großen Katastro- phen helfen kann. agu Merlin überreicht einen Rucksack der Jürgen-Wahn-Stiftung an die Schüler. Ein normales Landschaftsbild in Nepal: Die durch Erdbeben zerstör- ten Häuser sind längst nicht wieder aufgebaut. Fotos: privat Merlin Korth bei seinem Schulbesuch in Nepal. Schulpflicht gibt es dort, Schuluniform aber sehr wohl.

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Page 1: Nachhilfe auf dem Dach der W eltJULI 2016 Nachhilfe auf dem Dach der W elt Der Lippetaler Merlin K orth hat Sch ler in Nepal unterricht Ð und die Nachwirkungen der Erdbeben hautnah

19. JULI 2016DIENSTAG KULTUR LOKAL / SOEST

Nachhilfe auf dem Dach der WeltDer Lippetaler Merlin Korth hat Schüler in Nepal unterricht – und die Nachwirkungen der Erdbeben hautnah erlebt

SOEST � Mit vielen Eindrückenund Erfahrungen ist MerlinKorth jetzt aus Nepal zurückge-kehrt. Im Rahmen der Freiwilli-genarbeit und über die SoesterJürgen-Wahn-Stiftung reiste derjunge Mann aus Lippetal-Oes-tinghausen für sechs Wochenauf das „Dach der Welt“.

Merlin konnte bei einem Be-kannten der Jürgen-Wahn-Stiftung und dessen Familiewohnen. „Der Ort hieß Devig-hat, hat zwischen 2000 und3000 Einwohner und liegtetwa 80 Kilometer von Kath-mandu entfernt“, erzählt er.Merlin unterrichtete in einerSchule Englisch und unter-stützte die Lehrer an der Ran-abhuwaneswory-Schule.

In Nepal ereignete sich imFrühjahr 2015 ein schweresErdbeben, bis heute gab esüber 400 Nachbeben. „Es sindimmer noch viele Häuser zer-stört oder unbewohnbar.Manche Leute wohnen im-

mer noch in Zelten. EinigeHäuser sind aber auch wiederaufgebaut“, berichtet Merlin,

der im vergangenen Jahr seinAbitur am Convos machteund seitdem die Welt bereistund sich in der Freiwilligen-arbeit engagiert.

„Auch ein Schulgebäude istdurch das Erdbeben zerstörtworden. Die Schüler musstenteilweise auf ein angrenzen-den College ausweichen. DieMenschen in Nepal sind sehrarm, den Schulbedarf – Uni-form, Schreibzeug, Tornister– selbst zu kaufen, könnensich viele nicht leisten.“ Des-halb hatte Merlin mehrereDutzend Rucksäcke von derJürgen-Wahn-Stiftung im Ge-päck, die er an die Jungenund Mädchen verteilt. „DieSchule besuchten Schülervon der 5. bis zur 10. Klasse.Ich habe Englisch unterrich-tet, bin mit ihnen zum Bei-

spiel Farben und Zahlen aufEnglisch durchgegangen.“

In Nepal gibt es keine Schul-pflicht, deshalb kommennicht jeden Tag alle Schülerzur Schule.

Unterricht wie inalten Zeiten

„Viele helfen ihren Elternbei der Arbeit, zum Beispielin einem kleinen Restaurant,auf dem Bau oder bei derFeldarbeit. Viele Nepalesenversorgen sich selbst mit Le-bensmitteln.“ Überhaupt ge-stalte sich der Unterricht indem asiatischen Land völliganders als in Deutschland.

„Der Lehrer macht nurFrontalunterricht. Er lässt dieKlasse im Chor die Sätze vonder Tafel wiederholen. Die

Schüler müssen nichts selberoder im Team erarbeiten. Esgibt auch keine mündliche

Noten. Am Ende des Schul-jahrs wird im jeden Fach einTest geschrieben und danachdie Note vergeben“, be-schreibt Merlin die Situation,die daran erinnert, wie vornicht allzu langer Zeit Unter-richt hierzulande aussah.

Die Schule beginnt in Nepalum 6 Uhr und endet um 11Uhr – und das aus einem ein-fachen Grund: „Im Sommerwird es sonst viel zu heiß.“Merlin war begeistert von derFreundlichkeit der Nepale-sen.

Vorher hatte sich der jungeMann bereits auf den Philip-pinen engagiert, wo im Jahr2013 ein verheerender Sturmalles verwüstet hatte. Auch inChina absolvierte er ein Prak-tikum.

Im Herbst will Merlin dasStudium „Rettungsingenieur-wesen“ beginnen. Dabei gehtes darum, wie man professio-nell nach großen Katastro-phen helfen kann. � agu

Merlin überreicht einen Rucksack der Jürgen-Wahn-Stiftung an dieSchüler.

Ein normales Landschaftsbild in Nepal: Die durch Erdbeben zerstör-ten Häuser sind längst nicht wieder aufgebaut. � Fotos: privat

Merlin Korth bei seinem Schulbesuch in Nepal. Schulpflicht gibt es dort, Schuluniform aber sehr wohl.

Sommer,Sonne,

SeminarWeiter Veranstaltungen

der ArbeitsagenturHAMM � Auch während derSommerferien finden im Be-rufsinformationszentrum(BiZ) der Agentur für Arbeitin Hamm kostenlose Infor-mationsveranstaltungen undSeminare statt. Am heutigenDienstag, 19. Juli, gibt es um14 Uhr eine Schulung zumThema „Jobsuche im Inter-net“. In der zweistündigenVeranstaltung werden meh-rere Suchstrategien vorge-stellt, die zu einem optima-len Suchergebnis führen.

Die Karriereberaterin derBundeswehr, HauptfeldwebelYvonne Stadie, stellt in einemVortrag am Donnerstag, 21.Juli, um 15 Uhr unterschiedli-che Berufsmodelle der Bun-deswehr vor. Im Anschlussdieses Vortrags können dieTeilnehmer Einzelfragen stel-len oder sich direkt für einenBeratungstermin anmelden.Die Veranstaltung findet imRaum 161 statt.

Eine gute Bewerbungsmap-pe ist der erste Schritt zumTraumjob. Aus diesem Grundbietet das BiZ einen kostenlo-sen Bewerbungsmappen-check an. Für die Überprü-fung wird die fertige Bewer-bung in ausgedruckter Formund auf einem USB-Stick be-nötigt; je Bewerber sind dafüretwa 30 Minuten eingeplant.Eine Anmeldung hierfür isterforderlich unter Telefon9 10 10 01, per E-Mail([email protected]) oder persönlich in derBismarckstraße 2.

SERVICE

Spannung auf Alt-St. ThomäStephan Haverland probt mit Detlef und Malte Zapf fürs Glockenkonzert

SOEST � Stephan Haverland, Ini-tiator und Organisator des Glo-ckenkonzerts am 31. Juli (derAnzeiger berichtete), freut sichüber die Hilfe von Malte Zapfvon der Reformierten Gemein-de: „Als Pilotprojekt für Vorbe-reitungen auf den Kirchtürmenwar die Kombination schieferTurm und Malte Zapf ideal.“

Für den frisch gebackenendenkmaltechnischen Assis-tenten ist respektvoller Um-gang mit dem historischenGlockenstuhl und den teilsmehrere 100 Jahre alten Glo-cken selbstverständlich. VonBerufs wegen hat der jungeLippetaler auch Interesse an

der Belebung alter Technikenwie dem Handläuten. Haver-land und Zapf arbeiteten beider Montage der Spann- und

Halteseile zusammen. BeimHandläuten schwingt in derRegel nicht die Glocke, son-dern der Klöppel wird mit ei-nem Seil an die Glocke ge-schlagen. Für dieses „Beiern“wird der Klöppel mit einemSeil bis kurz vor den Glocken-rand vorgespannt, so dass einkurzer Zug an diesem Seilden Klöppel anschlagen lässt.Zusätzlich muss die Glockefestgestellt werden, damit sienicht ins Schwingung gerät.

Zapf bewies ein gutes Händ-chen für die Bedienung derGlocken, so dass schnell dieersten Melodien rund um Alt-St. Thomä erklangen.

Mittlerweile gibt es großes

Repertoire an Melodien, dievon Stephan Haverland undMalt Zapf mit Unterstützungsseines Vaters Detlef kompo-niert wurden.

Neben der Kreativität vonVater Zapf ist das Geläut vonAlt-St. Thomä ein Grund, dasKonzert anzuhören. Die dreiGlocke harmonieren hervor-ragend miteinander. Die Bet-glocke ist von besondererQualität, was der Glocken-sachverständige der Landes-kirche von Westfalen, ClausPeter, bestätigt.

Das Glockenkonzert beginnt am31. Juli um 15.45 Uhr. Alt St. Tho-mä ist um 18.15 Uhr dabei.

GlockenBetglocke von 1571, erbaut vonRochus Nelman, 1227 mmDurchmesser, 1400 Kilo, auf fisGlocke von 1962 aus der Glo-cken- und Kunstgießerei Rincker,999 mm Durchmesser, 750 Kilo,gestimmt auf a.Glocke von 1767, erbaut vonFranziskus Heintz, 720 mm,etwa 200 Kilo schwer, gestimmtauf c

HörenSoestMittwoch, 20. Juli: Soester Som-mer mit Easy Jazz (20 Uhr, Gaststät-te „Alter Schlachthof“, Info-Telefon02921/31101)Donnerstag, 21. Juli: „Sommer inPauli“ mit Ulrich Schütte, Bassbari-ton (18 Uhr, Paulikirche)Freitag, 22. Juli: Soester Sommermit „Die Feuersteins“ (20 Uhr, Kul-turhaus „Alter Schlachthof, Info-Te-lefon 02921/31101)LippstadtMittwoch, 20. Juli: 30 MinutenOrgelmusik (16.30 Uhr, Marienkir-che)Donnerstag, 21. Juli: 27. Rathaus-platz-Festival mit „Kapelle Petra“,rock-Pop (19.30 Uhr, Rathausplatz,Info-Telefon 02941/58511)Freitag, 22. Juli: 27. Rathausplatz-Festival mit „Supernatural“ (19.30Uhr, Rathausplatz, Info-Telefon02941/58511)

SehenSoest„Wilhelm Morgner – Die Soesterhalten meine Bilder für ganz ver-rücktes Zeug“ (bis 7. August, Mu-seum Wilhelm Morgner, Info-Tele-fon 02921/103-1131)„Konstruktion – Construction“ (bis18. September, Stiftung Konzeptuel-le Kunst, Raum Schroth, MuseumWilhelm Morgner, Info-Telefon02921/14177)Victoria Kettschau – Aufnahme derWerke in den städtischen Kunstbe-sitz (bis 4. September, Museum Wil-helm Morgner,)Sechs Künstlerinnen und Künstleraus Elbe/Elster (bis 7. August,Kunstsaal des Kreiskunstvereins,Klosterstraße)„Treff 2“, Künstler aus Soest/D undSoest/NL im Dialog (bis 27. August,Neu-St. Thomä-Kirche)LiesbornJubiläumsausstellung – Glück-wunsch altes Haus!, 50 Jahre Mu-seum Abtei Liesborn (bis 31. De-zember, Museum Abtei Liesborn,Info-Telefon 02523/98240)

Vater Detlef Zapf (links) und Sohne Malte haben sich schon mehrere Melodien ausgedacht, die m it den drei Glocken von Alt-St. Thomäbeim Glockenkonzert in der alten Technik des Beierrns gespielt werden können. � Foto: privat

Über Doppelmoral„24/7 The Passion of Live“ im Universum

SOEST � „24/7 The Passion ofLife“, ein provokant-poeti-scher Film von Roland Reberüber Doppelmoral in der Ge-sellschaft, wird anlässlich sei-nes zehnjährigen Kinojubilä-ums am Sonntag, 24. Juli, um21 Uhr im Universum Kinogezeigt. Der Film ist seit sei-ner Erstveröffentlichung

zum Kultfilm avanciert.Nach den Hofer Filmtagen

2005 lief der Streifen ein Jahrin den Kinos. Regisseur undDarsteller reisten zu 60 Publi-kumsgesprächen.Jedes Jahrzum 24. Juli wird der Filmbundesweit in den Kinos wie-der aufgeführt und löst im-mer wieder Diskussion aus.

Visuelle PoesieWerke von R. Döhl, T. Ullrichs und S. J. SchmidtKREIS SOEST/OELDE � Gedichtesind nicht nur geschriebeneVerse auf Papier. Das zeigt dieAusstellung „Ich bin ein Ge-dicht“, die am Sonntag, 31.Juli, auf Gut Nottbeck, demWestfälischen Museum fürLiteratur in Oelde, eröffnetwird.

Gedichte können auch Bil-der aus Wörtern, Silben oderBuchstaben sein. Die VisuellePoesie, eine Kunstform zwi-schen Text und Bild, lenkt dieAufmerksamkeit auf die opti-sche Erscheinung von Spra-

che. Reinhard Döhl, Timm Ul-richs und S.J. Schmidt habenseit den 1960er Jahren im Be-reich der Visuellen Poesieund darüber hinaus mit Tex-ten experimentiert. Mal hu-morvoll-verspielt, mal analy-tisch-nüchtern zeigen ihreArbeiten die vielfältigen Mög-lichkeiten von Sprache auf ineiner Welt, in der Texte vonder Buchseite bis hin zumBildschirm omnipräsent sind.

Die Ausstellung ist bis zum 3. Ok-tober zu sehen.

KURZ NOTIERT

mit fünf Künstlern dieserLänder.

Info: www.galerie-kontraste.na-me/

Die Ahlener Sommerprogramm-reihe Tralla City sorgt an dennächsten Freitagen jeweils ab21 Uhr für Abwechslung.DieGoldenen Reiter präsentierenam 22. Juli die neue deutscheWelle auf ungewohnte Artmit akustischen Gitarren undBässe, Ukulele, Akkordeonund Cajon statt mit elektri-schen Instrumenten.

In der Kulturscheune Bad Sas-sendorf auf Hof Haulle läuftheute um 19.30 Uhr das US-amerikanische Filmdrama„Still Alice – mein Lebenohne gestern“. Er dreht sichum eine anerkannte Sprach-wissenschaftlerin, die an ei-ner seltenen Form von Alz-heimer erkrankt ist. Mit ihrleidet die Familie.

In der Galerie Kontraste vonEvelyn und José Ocon in Er-witte Horn läuft bis zum 9.Oktober die Ausstellung „Be-gegnung Spanien – Türkei“

ms
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Soester Anzeiger 19.07.2016