nachsprechen – ein geeignetes diagnostisches verfahren zum erkennen morpho-syntaktischer probleme...
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Nachsprechen – ein geeignetes diagnostisches Verfahren zum Erkennen morpho-syntaktischer Probleme bei Kindern?
Eine Studie zum Vergleich von Nachsprechleistungen mit provozierten Äußerungen am Beispiel von Akkusativ und Dativ markiert am bestimmten Artikel
Carmen Barth 213. Oktober 2007
1. Einleitung
Ziel: einfaches Diagnostikinstrument im Bereich SES – Überprüfung morpho-syntaktischer Fähigkeiten
einfach im Sinne von: zeitökonomisch in Durchführung und
Auswertung unkompliziert in der Durchführung eindeutig im Ergebnis
Carmen Barth 313. Oktober 2007
1. Einleitung
Nachsprechen von Sätzen als Diagnostik-verfahren?
Hypothese: Kinder sprechen nur die Strukturen nach, die sie verarbeitet, d.h. verstanden haben. Kinder rekonstruieren Sätze auf der Basis ihres sprachlichen Wissens.
Pro Satz wird bestimmte grammatikalische Form abgefragt: z.B. Personenparadigma, Kasus, Tempus, Verbzweitstellung
Carmen Barth 413. Oktober 2007
1. Einleitung
Zeigen die Kinder gleiche Leistungen bzw. Fehler beim Nachsprechen und bei spontansprachlichen Äußerungen?
Sätze nachsprechen ist Untertest in Kinder-Sprachtests: z.B. SETK 3-5, HASE. Es erfolgt keine qualitative Auswertung. Sätze nachsprechen als Mittel, um zwischen SES und keiner SES zu differenzieren.
Annahme: provozierte Äußerungen entsprechen spontansprachlichen Äußerungen
Carmen Barth 513. Oktober 2007
2. Theorie - Gedächtnis
Quelle: wikipedia
Carmen Barth 613. Oktober 2007
2. Theorie - Arbeitsgedächtnismodell Baddeley
Quelle: wikipedia
Carmen Barth 713. Oktober 2007
2. Theorie - Phonologische Schleife
Quelle: wikipedia
Carmen Barth 813. Oktober 2007
2. Theorie - Satzverarbeitung
Input: visuell oder akustisch
Lexikalischer Prozessor: Wörter identifizieren
Lexikalischer Eintrag: enthält syntakt. + semant. Infos
Syntaktischer Prozessor – Parser: berechnet syntakt. Struktur aus lexikal. Einträgen
Syntaktische Struktur (mit semant. Komponenten der Lexikoneinträge)
Semantischer Prozessor: erstellt Bedeutungs-repräsentation
Bedeutung
inkrementell: Berechung der syntakt. Struktur beginnt , sobald Wort erkannt ist. Semantische Interpretation, sobald syntakt. Struktur verfügbar!
Quelle: M. Bader
Carmen Barth 913. Oktober 2007
2. Theorie – Sprachproduktionsmodell - Levelt
Konzeptualisierer
Generierung der Redeabsicht
Präverbale Botschaft
Formulator
grammatische Enkodierung
phonologische Enkodierung
phonetischer Plan
Artikulator
Lautkette
mentales Lexikon
Semantik Syntax
Lemmata
Morphologie Phonologie
Lexeme
Carmen Barth 1013. Oktober 2007
3. Methode - Stichprobe
10 Kinder im Alter von 5;6 bis 10;4 Jahre 3 Mädchen, 7 Jungen alle besuchen ein sonderpädagogisches
Förderzentrum (Diagnoseförderklassen oder schulvorbereitende Einrichtung)
alle zeigen eine SES alle sind normal intelligent
Carmen Barth 1113. Oktober 2007
3. Methode - Untersuchung
Folgende Verfahren wurden durchgeführt: Intelligenztest (K-ABC oder SON-R) Messen der Hör-Gedächtnis-Spanne für Zahlen
(HVS, Vorgabe über Tonträger) Differenzierung der Laute /m/ und /n/ (Laut-,
Silben- und Wortebene) TROG-D: Test for Reception of Grammar Bildergeschichte erzählen (Drachengeschichte) Sätze nachsprechen Fragen zu einer vorgespielten Situation
beantworten – provozierte Äußerungen
Carmen Barth 1213. Oktober 2007
3. Methode – Ergebnisse der Voruntersuchungen
auffällig unauffällig
Intelligenz 1 Kind 9 Kinder
TROG-D 7 Kinder (TW unter 40)
3 Kinder
HMS 9 Kinder 1 Kind knapp nicht auffällig
/m/ - /n/ 5 Kinder 5 Kinder
Carmen Barth 1313. Oktober 2007
3. Methode – Sätze nachsprechen
überprüft werden Akkusativ und Dativ am bestimmten Artikel
Akkusativ: nur Maskulinum (4 Sätze) Dativ: alle Genera (12 Sätze) pro Form 2 Sätze ein Übungsbeispiel semantisch ungewöhnliche Sätze syntaktisch schwieriger zu verarbeiten durch
Topikalisierung des Objekts
Carmen Barth 1413. Oktober 2007
3. Methode – provozierte Äußerungen
Auswahl wird vorgestellt – Wortschatzprobleme umgehen
Artikel im Nominativ vorgegeben Situation wird vorgespielt Frage Bei Problemen: Alternativfrage: „Auf wem reitet
der Hund? Auf dem Schaf oder auf dem Pferd?“ Akkusativ und Dativ in einem Satz: nur Dativ
gewertet
Carmen Barth 1513. Oktober 2007
Form Satz nachsprechen Frage – provozierte Äußerung
Ü Def.Art:Mask:
Sg:Akk
Das Mädchen nimmt den Stift.
Das Mädchen, der Stift, die Gabel – Was nimmt das Mädchen?
1a Def.Art:Mask:
Sg:Akk
Der Junge küsst den Apfel.
Der Junge, der Apfel, die Kirsche – Wen küsst der Junge?
2a Def.Art:Mask:
Sg:Akk Top
Den Stift rollt das Mädchen.
Das Mädchen, der Stift, der Ball – Was rollt das Mädchen?
3a Def.Art:Mask:
Sg:Dat
Der Junge schenkt dem Hasen das Herz.
Der Junge, das Herz, der Hase, der Hund – Wem schenkt der Junge das Herz?
4a Def.Art:Mask:
Sg:Dat Top
Hinter dem Tisch steht der Krankenwagen.
Der Tisch, der Krankenwagen, das Bett – Wo steht der Krankenwagen?
Carmen Barth 1613. Oktober 2007
Form Satz nachsprechen Frage – provozierte Äußerung
5a
Def.Art:Fem:
Sg:Dat
Die Katze spielt mit der Gabel.
Die Katze, die Gabel, der Stift – Womit spielt die Katze?
6a
Def.Art:Fem:
Sg:Dat Top
Unter der Schnecke versteckt sich der Hund.
Die Schnecke, der Hund, die Schüssel – Wo versteckt sich der Hund?
7a
Def.Art:Neut:
Sg:Dat
Der Junge gibt dem Pferd die Gabel.
Der Junge, das Pferd, die Gabel, der Hase – Wem gibt der Junge die Gabel?
8a
Def.Art:Neut:
Sg:Dat Top
Auf dem Schaf reitet der Hund.
Das Schaf, der Hund, das Pferd – Auf wem reitet der Hund?
Carmen Barth 1713. Oktober 2007
4. Ergebnisse
Übereinstimmung:
NS = PÄ
Keine Übereinstimmung:
NS # PÄ
NS und PÄ:
korrekt
NS und PÄ:
gleich. Fehler
32 62
94
NS korrekt
PÄ falsch
NS falsch
PÄ korrekt
beide falsch
18 20 28
66
Carmen Barth 1813. Oktober 2007
4. Ergebnisse
160 Sätze: 94 Übereinstimmungen, 66 Divergenzen auffällig: häufig gleiche Fehler in NS und PÄ
(62) „den“ und „dem“ häufig verwechselt, auch
Kinder, die Differenzierung /n/ - /m/ gut gemeistert hatten
„der“ häufig korrekt, aber nicht immer Dativ neutrum auch betroffen: „den“ statt „dem“ Sätze mit topikalisiertem Objekt schwierig: nur
20 korrekte Äußerungen (von 80)
Carmen Barth 1913. Oktober 2007
4. Ergebnisse
Kind mit unterdurchschnittlicher Intelligenz: unausgeglichenes Profil
2 Kinder mit offensichtlicher Genusproblematik („die“, „den“)
4 Kinder mit ähnlichem Profil: Akkusativ auf Dativ übergeneralisiert in der männlichen und neutralen Form, weibliche Form korrekt
Fazit:
Das Nachsprechen von Sätzen ist ungeeignet als Diagnostikinstrument zur Feststellung morpho-syntaktischer Störungen
Carmen Barth 2113. Oktober 2007
4. Diskussion - Einflussfaktoren Stichprobe Persönlicher Kontakt Vorgabe der Items Sozialer Hintergrund Hörtest Aufmerksamkeit Dialekt Differenzierungsfähigkeit Itemauswahl Satzlänge
Carmen Barth 2213. Oktober 2007
5. Zusammenfassung
Gedächtniskomponente Sprachverarbeitungskomponente Sprachproduktionskomponente
Diese Komponenten könnten verschiedentlich Einfluss haben auf die Nachsprechleistungen der Kinder. Nachsprechen deshalb als Diagnostikverfahren ungeeignet, aber interessant für die Fehleranalyse.
Carmen Barth 2313. Oktober 2007
Danke für die Aufmerksamkeit!