neue wohnprojekte für ältere menschen ......aachen: stadthaus statt haus e.v. 31 ii. wohnen in...

108
www.mgepa.nrw.de Neue Wohnprojekte für ältere Menschen. Gemeinschaftliches Wohnen in Nordrhein-Westfalen – Beispiele und Wege zur Umsetzung.

Upload: others

Post on 09-Oct-2020

2 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Page 1: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

www.mgepa.nrw.de

Neue Wohnprojekte für ältere Menschen.Gemeinschaftliches Wohnen in Nordrhein-Westfalen –Beispiele und Wege zur Umsetzung.

Page 2: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im
Page 3: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Jeder Mensch möchte gerne in der vertrau-ten Umgebung, am besten in der eigenenWohnung, alt werden. In einer Zeit, diegeprägt ist durch den demografischenWandel und der damit verbundenen stei-genden Lebenserwartung der Bürgerinnenund Bürger, nimmt die Bedeutung des altersgerechten Wohnens immer mehr zu.

Schon in 25 Jahren werden jede Dritte undjeder Dritte in Nordrhein-Westfalen 60 Jahreoder älter sein. Die längere Lebenserwar-tung ist ein großer Gewinn für jeden Ein-zelnen, aber die Veränderung der Alters-struktur ist eine Herausforderung für dieGesellschaft. Um die Chancen in diesemWandel gemeinsam nutzen zu können,müssen wir uns auf diese Entwicklung ent-sprechend einstellen und gut vorbereiten.

Es ist deshalb sehr wichtig, dass wir fürdie ältere Generation und gemeinsam mitihr individuell zugeschnittene Betreuungs-und Wohnformen entwickeln und anbieten.Wir brauchen Angebote, die ältere Men-schen nicht entmündigen, sondern ihre un-terschiedlichen Bedürfnisse aufgreifen undihnen ein möglichst langes selbstständigesund selbstbestimmtes Leben in ihrer ge-wohnten Umgebung ermöglichen.

Gemeinschaftliche Wohnformen werdenzunehmend beliebter, weil sie den Älterendie Möglichkeit bieten, Kontakt zu Gleich-altrigen und jüngeren Generationen zu ha-ben. Die steigende Zahl der Wohnprojektein den vergangenen Jahren zeigt das großeInteresse und den wachsenden Bedarf andiesen Projekten in unserer Gesellschaft.

Diese Broschüre bietet Ihnen neben Infor-mationen zu verschiedenen Wohnprojek-ten in Nordrhein-Westfalen auch Adressenund Kontaktdaten sowie Literaturhinweisezu Themen wie „Neue Wohnkonzepte“,„Wohnen im Alter“ oder „Wohnprojektefür Jung und Alt“.

Barbara SteffensMinisterin für Gesundheit, Emanzipation,Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen

Vorwort

Page 4: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im
Page 5: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Eine neue Wohnform 5

Einführung 5Entwicklung und Perspektiven in Deutschland 8Typische Merkmale der vorgestellten Projekte 11

Projektbeispiele 17

I. Alles in BewohnerhandKöln-Weidenpesch: Haus Mobile 18Köln-Ehrenfeld: Wohnen mit Alt und Jung e.V. 23Dortmund: WohnreWIR Tremonia 27Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31

II. Wohnen in Kooperation mit WohnungsunternehmenMülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im Alter e.V. 36Herne: WIR – Wohnen im (Un-)Ruhestand 40

III. Wohnen mit PflegeangebotenSalzkotten: Team Hederpark 44Werther: Haus- und Wohngemeinschaft Alt & Jung Rotingdorf 50Münster: Villa Hittorfstraße 56

IV. Gemeinschaftliches Wohnen im QuartierKöln-Junkersdorf: Aktives Leben e.V. 60Lünen: Glückauf Siedlungsgemeinschaft 65

V. Aktivitäten einer KommuneArnsberg: Service-Haus Arnsberg-Hüsten 70

VI. Über den TellerrandZürich-Albisrieden: Pflegewohnung „Am Bach“ 75

VII. Zielgruppenprojekte in Nordrhein-Westfalen 80

Wege zur Umsetzung 82

Anregungen zur Realisierung von Wohnprojekten 82Förderprogramme des Landes 85Die Regionalbüros stellen sich vor 88

Anhang 90

Projektliste 90Literaturverzeichnis 101

Inhalt

Page 6: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im
Page 7: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Wachsendes Interesse an gemeinschaftlichem Wohnen ...

Ältere Menschen nehmen es selbst in dieHand, wie sie wohnen und leben möchten,und ihre Ideen werden in zunehmendemMaße in die Realität umgesetzt. „Gemein-schaftliches Wohnen im Alter“ unterschei-det sich in zwei wesentlichen Punkten vonanderen Wohnangeboten für ältere Men-schen. Das betrifft zum einen die Art desZusammenlebens. Im Mittelpunkt stehtder Wunsch, gemeinsam mit anderen nocheinmal etwas Neues zu versuchen. Von dergegenseitigen Hilfe verspricht man sichnicht nur mehr Sicherheit, sondern auchmehr Lebensqualität. Eine wichtige Vor-aussetzung ist, dass sich die Bewohnerin-nen und Bewohner nach eigenen Vorstel-lungen zusammenfinden können. Zum anderen liegt eine weitere Besonder-heit in der aktiven Rolle der Bewohnerin-nen und Bewohner bei der Gestaltung desZusammenlebens und häufig auch bereitsbei der Entwicklung gemeinschaftlicherWohnprojekte. Die beteiligten älterenMenschen sind nicht nur Konsumentenvon Wohn- und Serviceangeboten. Zunehmend gilt ihr Engagement auch der Integration von Pflegestützpunkten inWohnprojekte. „Gemeinschaftliches Woh-nen im Alter“ ist eine Antwort auf die Her-ausforderungen unserer alternden Gesell-schaft, in der die Zeitspanne des Altseinsimmer länger wird.

... bei älteren und auch jüngeren Menschen

Viele ältere Menschen haben zudem dasBedürfnis, Kontakt zu jüngeren Menschenzu halten. Dies wird dadurch erleichtert,dass auch andere Altersgruppen nach

Wohnformen suchen, die über das Zu-sammenleben in einer Kleinfamilie hin-ausgehen. Zum einen betrifft dies eine Altersgruppe, die im Zuge der älter wer-denden Gesellschaft ebenfalls ein größereszahlenmäßiges Gewicht haben wird: dieAltersgruppe in der Vorruhestandsphase(die etwa 50- bis 60jährigen). Zwar beste-hen die beruflichen sozialen Kontakte,aber die Kinder haben oft das Haus bereitsverlassen und sie beginnen die Suche nachneuen Lebensorientierungen. Zum ande-ren steigt auch bei jüngeren Menschen, so-wohl bei Singles als auch bei Familien,das Interesse an familien-/generations-übergreifenden Lebensformen.Mittlerweile wird das Konzept des ge-meinschaftlichen Wohnens auch von pro-fessionellen Trägern aufgegriffen. Dochkonnte sich diese Wohnform nur entwi-ckeln, weil hier ältere Menschen und en-gagierte Fachleute die Initiative ergriffenhaben, ihre Vorstellungen von gemein-schaftlichem Wohnen und gegenseitigerHilfe zu realisieren. So ist ein Experimen-tierfeld für eine zukunftsweisende Wohn-form entstanden, die selbständiges Woh-nen bis ins hohe Alter ermöglicht.

Antworten der LandesregierungNordrhein-Westfalen

Die Landesregierung hat sich bereits 1991im Zweiten Landesaltenplan die Erpro-bung neuer Wohnformen im Alter zur Auf-gabe gemacht. 1996 wurde zudem im Lan-despflegegesetz eine „Weiterentwicklungaußerstationärer Wohnformen für Pflege-bedürftige“ festgeschrieben. 1997 wurdeein Modellprogramm zur „Förderung neu-er Wohnformen für alte und pflegebedürf-tige Menschen“ aufgelegt, das die Weiter-entwicklung dieser Wohnform gezielt

Eine neue WohnformEinführung

5

Eine neue Wohnform

Einführung

Page 8: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

unterstützen soll. Gerade die Selbstorgani-sation solcher Projekte bringt eine Reihevon Schwierigkeiten bei der Realisierungmit sich. Das Programm des Ministeriumsfür Arbeit, Gesundheit und Soziales desLandes Nordrhein-Westfalen (MAGS)setzt hier an, indem es • die zusätzlichen Beratungs- und Pla-

nungskosten bei der Projektentwicklungsowie

• die Arbeit von zwei regionalen Bera-tungsstellen in NRW

finanziell fördert (Stand 2006). Darüberhinaus sieht es Mittel zur besseren Infor-mation über Projekte gemeinschaftlichenWohnens vor, so z.B. auch für die vorlie-gende, aktualisierte Broschüre.Die Wohnraumförderung begann bereitsmit dem 1991 aufgelegten Programm für,,Zukunftsweisende Bauvorhaben“ mit derUnterstützung solcher Projekte. Anfang1998 wurde das generationsübergreifendeZusammenleben unter einem Dach we-sentlich erleichtert. Seitdem gilt für diegesamte öffentliche Wohnraumförderung,dass alle Wohnungen barrierefrei und da-mit auch für ältere Menschen geeignetsein müssen. Seit dem Jahr 2003 unterstützt die Wohn-raumförderung des Ministeriums für Bau-en und Verkehr (MBV) neue Wohnmodellefür ältere, pflegebedürftige und behinderteMenschen, die eine Versorgung in der ei-genen Wohnung und dem vertrauten Quar-tier ermöglichen. Wohnungsunternehmen,Wohngruppen und Investoren erhalten so-mit einen Anreiz, ihr Angebot für Men-schen mit Betreuungsbedarf zu erweitern.Seit 2004 werden Modellmaßnahmen zurbaulichen Anpassung bestehender Wohn-und Pflegeheime an die heutigen Wohn-und Nutzungsqualitäten unterstützt. Die aktuellen Förderprogramme in NRWwerden am Schluss der Broschüre aus-führlich dargestellt.

2004 wurde das „Qualitätssiegel BetreutesWohnen für ältere Menschen Nordrhein-Westfalen“ vom Land NRW herausgege-ben. Das Qualitätssiegel soll den Bürge-rinnen und Bürgern die Möglichkeit zurBeurteilung entsprechender Angebote ge-

ben. Den Anbietern betreuter Wohnange-bote werden damit Grundlagen für dieEntwicklung entsprechender Projekte auf-gezeigt. Informationen zum Qualitätssie-gel können über das Kuratorium DeutscheAltershilfe (KDA) bezogen werden.

Zweck der Veröffentlichung

Auch wenn gemeinschaftliche Wohnfor-men älterer Menschen zunehmend Interes-se und Anerkennung finden, werden siedoch vielfach skeptisch als eine Lösungfür eine eher kleine Minderheit angesehen.Die Zahlen zeigen jedoch eine positiveEntwicklung: Im Jahr 2005 sind in NRWrund 54 Projekte fertig gestellt worden,5 befanden sich in der Bauphase und 47 inder Planung (diese Zahlen beziehen sichlediglich auf die Projekte, die von den Re-gionalstellen beraten bzw. über entspre-chende Förderprogramme unterstützt wur-den). Die stetig steigende Zahl derProjekte belegt den Bedarf und das wach-sende Engagement in diesem Bereich.Diese Veröffentlichung will einen Beitragdazu leisten, weitere Projekte anzustoßen,die dafür notwendigen Informationen lie-fern und veranschaulichen, wie Hürdenbei der Realisierung frühzeitig abgebautwerden können. Sie wendet sich deshalban alle Beteiligten bei der Verwirklichungsolcher Projekte ebenso wie an die interes-sierte Öffentlichkeit und Entscheidungs-träger aus Politik und Verwaltung.

Kurzer Überblick über den Inhalt der Broschüre

Im einführenden Teil werden allgemeineEntwicklungstendenzen gemeinschaftli-chen Wohnens aufgezeigt und die wesent-lichen Merkmale der Projektbeispiele erläutert. Im Hauptteil dieser Veröffentli-chung vermittelt die ausführliche Darstel-lung einzelner Wohnprojekte einen Ein-druck, wie das „Innenleben“ solcherWohnprojekte aussieht (siehe „Projektbei-spiele"). Im Anschluss werden Anregun-gen für die Realisierung gegeben und dieFörderprogramme des Landes beschrie-ben. Abschließend stellen sich die beiden

Einführung

6

Page 9: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Beratungsstellen des Landes vor (vgl.„Wege zur Umsetzung"). Eine Adressen-liste von Projekten in NRW sowie ein Literaturverzeichnis befinden sich im Anhang.

Vielfalt der dargestellten Wohnprojekte

Die für diese aktualisierte Neuausgabeausgewählten Beispiele spiegeln das der-zeitige Spektrum der Entstehung, Gestal-tung, Organisation und Entwicklung neuerWohnformen für ältere Menschen widerund ermöglichen einen Überblick über dieaktuelle Projektelandschaft in NRW. Hier-zu gehören u.a. „Hausgemeinschaften“,„Siedlungsgemeinschaften“ und „BetreuteWohngruppen“. Die Projekte befindensich überwiegend in größeren Städten, be-züglich der Bewohnerzahl dominieren diegrößeren Hausgemeinschaften. Alle Pro-jekte bieten eigenständige Wohnungen an;die klassische Form der „Wohngemein-schaft“ mit jeweils nur einem eigenenZimmer und der gemeinschaftlichen Nut-zung der übrigen Räume gibt es in NRWnur bei den „Betreuten Wohngruppen“.Den Schwerpunkt der Projektelandschaftbilden Hausgemeinschaften mit einemcharakteristischen Merkmal: Die Bewoh-nerinnen und Bewohner organisieren dasGemeinschaftsleben selbst oder sind zu-mindest an der Organisation beteiligt. DieProjekte unterscheiden sich jedoch nachArt der Projektinitiative, dem Ausmaß derSelbstverwaltung und der Organisationprofessioneller Hilfe.

I. Alles in Bewohnerhand Die Projekte sind von den Bewohnerinnenund Bewohnern selbst initiiert und unterderen Regie geplant. Die Organisation desGemeinschaftslebens liegt in der Verant-wortung der Bewohnerschaft. Die vorge-stellten Projekte umfassen dabei sowohlEigentums- als auch Mietprojekte, sowieProjekte mit einer Mischfinanzierung. Sieermöglichen das Wohnen zur Miete undim Eigentum unter einem Dach oder auchdas Wohnen in der Genossenschaft. Ge-meinschaftliches Wohnen, die Möglich-

keit der Selbstverwaltung und die Zu-sammensetzung der Bewohnerschaft sindsomit nicht zwangsläufig abhängig vonder jeweiligen finanziellen Situation.

II. Gemeinschaftliches Wohnen in Kooperation mit WohnungsunternehmenProjektinitiativen verfügen häufig nichtüber das notwendige Eigenkapital und begeben sich auf die Suche nach einem Investor oder Wohnungsunternehmen zurUmsetzung ihrer Projektidee. Das partner-schaftliche Miteinander von Wohnungs-unternehmen und Wohngruppen ist inzwi-schen kein Wunschtraum mehr: Immerhäufiger ergeben sich neue Kooperations-formen für gemeinschaftliches Wohnen,von denen alle Beteiligten profitieren.

III. Wohnen mit Pflegeangeboten Die vorgestellten Beispiele aus Münsterund Werther-Rotingdorf stehen repräsen-tativ für Projektformen, die das weitge-hend eigenständige Wohnen in der Ge-meinschaft und eine umfassende Pflegemiteinander verbinden. Die Bewohnerinnen und Bewohner habennach wie vor ein größtmögliches Maß anSelbstbestimmung. Die Projekte bieteneine Alternative zum Pflegeheim und zei-gen sowohl für das Leben in der Stadt wieauf dem Land gemeinschaftliche Wohn-perspektiven auf.

IV. Gemeinschaftliches Wohnen im QuartierGesamtkonzepte für Gemeinschafts- undHilfsangebote in Quartieren und Siedlun-gen gewährleisten für gewachsene Bewoh-nerschaften Versorgungssicherheit in ver-trauter Umgebung auch bei Pflegebedarf.

Die vorgestellten Wohnmodelle in Lünenund Köln stehen für eine Reihe beispiel-hafter Siedlungsprojekte

V. Aktivitäten einer KommuneImmer mehr Kommunen unterstützen ak-tiv die Entwicklung neuer Wohnformenfür Ältere als Alternative zur Heimunter-kunft. Das „Arnsberger-Senioren-Netz-werk“ steht beispielhaft für umfassende

Eine neue WohnformEinführung

7

Page 10: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Konzepte, die in den Zielen der Stadtent-wicklung zur Gestaltung des demographi-schen Wandels in Arnsberg fest verankertsind.

VI. Über den Tellerrand In diesem Kapitel wird ein ambulantesPflegewohnmodell aus Albisrieden in derSchweiz vorgestellt. Das Ergebnis einergut funktionierenden Kooperation zwi-schen einer Stiftung als Initiatorin, einerWohnungsgenossenschaft und andereneingebundenen Diensten sowie die hoheAkzeptanz der für den Bereich Altenhilfezuständigen Behörden und Krankenversi-cherungen sind beispielhaft für die Ent-wicklung einer flächendeckenden Versor-gung ambulanter Pflegewohnprojekte inDeutschland. In Nachbarschaften einge-streute Pflegewohnungen sollen dazu bei-

tragen, die Verwurzelung im Quartier, zuAngehörigen, Freunden und zur Nachbar-schaft zu erhalten.

VII. Zielgruppenprojekte in Nordrhein-WestfalenDie Unterschiedlichkeit der Menschenund ihre Bedürfnisse spiegeln sich in derVielfalt der Wohnprojekte wider. Diesebunte Mischung von Gruppen mit den ver-schiedensten Konzepten und Zielen kannhier nur angerissen werden. Frauen, Män-ner, Behinderte, Menschen aus anderenHerkunftsländern, Menschen mit einer be-stimmten Philosophie, Wohnen und Arbei-ten sowie Wohnen für Hilfe sind Stichwor-te zu diesem Thema.

Gemeinschaftliche Wohnprojekte für älte-re Menschen sind in Deutschland nichtneu. Sie können mittlerweile auf eine30jährige Erfahrung zurückgreifen. In die-ser Zeit haben sich jedoch Schwerpunkteverschoben und Differenzierungen erge-ben, die zur Weiterentwicklung von Kon-zeptionen und Realisierungsmustern ge-führt haben. Insgesamt hat die Bedeutungdieser Wohnprojekte als mögliche Wohn-form für das Alter deutlich zugenommen.

Nicht allein und nicht ins Heim

So lautete das Motto der Pioniere für ge-meinschaftliches Wohnen in den späten70er Jahren. Sie wurden aktiv, um neueWege des Wohnens und Lebens im Alterzu suchen. Ähnlich den studentischenWohngemeinschaften entstanden dannauch Wohngemeinschaften für ältere Men-schen. Slogans wie "Alt und Jung gemein-sam! Keine Altenghettos!“ verdeutlichenden Charakter der Projekte als Alternati-ven zur Vereinsamung in der eigenen

Wohnung oder mangelnden Selbstbestim-mung in herkömmlichen Altenheimen.Angestrebt wurde das Zusammenleben infamilienähnlichen Gruppen als Senioren-familie oder in „Wahlverwandtschaften“.Selbstverwaltete Haus- und Nachbar-schaftsgemeinschaften sowie begleiteteund betreute Wohngruppen für ältere Menschen wurden gegründet. Gleichzeitigentstanden auch Landkommunen undSiedlungsgemeinschaften. Die meistenPioniere gingen aber noch von der Idee al-tershomogener Wohngemeinschaften aus.Insgesamt handelte es sich hier meist umüberschaubare kleine Projekte, die in derÖffentlichkeit mehr als „Exoten“ wahrge-nommen wurden.Die ersten Altenwohnprojekte hatten miterheblichen organisatorischen Schwierig-keiten zu kämpfen. Die Selbsthilfegruppenverfügten nicht über ausreichende Erfah-rung in der Gruppenbildung und Wohn-konzeptentwicklung. Sie hatten oft nur un-klare Vorstellungen über die Form desZusammenlebens. Auch fehlten Kennt-

Einführung

8

Entwicklung und Perspektiven in Deutschland

Page 11: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

nisse fachlich-professioneller Art im Bereich Architektur, Rechts- und Finan-zierungsbestimmungen. Bei Kommunen,Wohnungsunternehmen oder auch Bauträ-gern stießen die Projekte auf Unverständ-nis. Auch fehlte ein Informations- und Erfahrungsaustausch, die Initiativgruppenagierten jeweils separat an unterschied-lichen Orten. Diese Mängel führten dazu,das in Deutschland trotz positiver Reso-nanz die Ausbreitung dieser Gruppen-wohnformen nur sehr zögerlich voran-schritt.

Vernetzung der Initiativen

In den frühen 80er Jahren entstanden erstemodellhafte Gruppenwohnprojekte vonund für Ältere sowie Vereine mit entspre-chenden Zielsetzungen. Größere, selbstver-waltete Wohnprojekte wurden organisiert,wie z.B. verschiedene gemeinschaftlicheWohnprojekte der „Grauen Panther“(nicht nur) in Hamburg sowie betreuteWohngruppen des Vereins „Freie Altenar-beit Alt und Jung“ in Bielefeld, oder spätervon „ambet“ in Braunschweig. In derzweiten Hälfte der 80er Jahre begannensich diese Wohnprojekte stärker zu ver-netzen.Der ,,wohnbund“ und das „Forum für ge-meinschaftliches Wohnen im Alter“ (1989)wurden als überregionale Institutionen gegründet, die eine Weiterentwicklung ge-meinschaftlicher Wohnprojekte anstreben.Beim „wohnbund“ waren es vor allem Pla-nerinnen und Planer, Architektinnen undArchitekten, die durch Forschung, Öffent-lichkeitsarbeit und Planung die Verwirk-lichung von Gruppenwohnprojekten un-terstützten. Im „Forum“ schlossen sichSelbsthilfegruppen und an Projekten Inter-essierte zusammen, die den Schwerpunktder Arbeit auf Erfahrungsaustausch, Öf-fentlichkeits- und Bildungsarbeit sowieauf die Entwicklung gemeinsamer Strate-gien legen. Während der „wohnbund“ –geprägt von der Genossenschaftsbewe-gung – zunächst primär eine jüngere Ziel-gruppe ins Auge fasste, lag der Schwer-punkt des „Forum“ von Anfang an auf

einer Weiterentwicklung gemeinschaft-licher Wohnformen für ältere Menschen.Durch verschiedene bundesweite und regionale Veranstaltungen dieser Institu-tionen, wie z.B. die Wohnprojekt-Tage des „wohnbund“, wird der Erfahrungs-austausch immer wieder angeregt.1991 veranstaltete das „Forum für gemein-schaftliches Wohnen im Alter“ mit Unter-stützung des Ministeriums für Arbeit, Ge-sundheit und Soziales eine Tagung „NeueChancen für Gemeinschaftswohnprojektevon Jung und Alt“, deren Ergebnisse vomKuratorium Deutsche Altershilfe (KDA)1993 veröffentlicht wurden. Vorhaben zur Erforschung, Weiterent-wicklung und Dokumentation von neuenFormen des gruppenbezogenen Planens,Wohnens und Lebens werden zu der Zeitvon verschiedenen Institutionen durchge-führt. Sie zeigen auf, wie vielfältig ge-meinschaftliches und integrierendes Pla-nen, Bauen und Leben in Deutschland ist,welche Formen gruppenorientierten Woh-nens erfolgreich sind und welche charak-teristischen Hürden bei ihrer Realisierungüberwunden werden müssen.

Erweiterte Konzepte

Durch nationale und internationale Ent-wicklungen finden gemeinschaftlicheWohnprojekte in der gesamten Bundesre-publik zunehmend Resonanz, und es ent-stehen gemeinschaftliche Wohnprojektemit spezifischen Zielsetzungen. In der Al-tenhilfe werden seither zahlreiche Verän-derungen durchgesetzt. So etabliert sichzwischen dem „Alleinwohnen“ und dem„Wohnen im Heim“ eine Palette neuerWohnformen für das Alter, wie z.B. das„Betreute Wohnen“. Der Ausbau von am-bulanten Diensten, Tages- und Kurzzeit-pflege, Wohnungsanpassung und organi-sierter Nachbarschaftshilfe ermöglicht einselbständiges Wohnen bis ins hohe Alter.Ältere Menschen haben heute ein anderesSelbstverständnis entwickelt, mit neuenLebensentwürfen und veränderten Wohn-ansprüchen für die nachberufliche Lebens-phase.

Eine neue WohnformEntwicklung und Perspektiven in Deutschland

9

Page 12: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Nicht nur die Älteren zeigen dabei ein zu-nehmendes Interesse an gemeinschaft-lichen Wohnformen. Auch jüngere Men-schen öffnen sich verstärkt neuenLebensformen des gemeinschaftlichen undgenerationsübergreifenden Wohnens. Sozi-al, ökologisch und ökonomisch ausgerich-tete Programme, wie die im Kontext desGipfels von Rio 1992 verabschiedeteAgenda 21, geben konkrete Anregungenfür zukunftsorientiertes Planen und Bau-en, die auch von Wohnprojektgruppen aufgegriffen werden. „Miteinander woh-nen, leben und arbeiten!“ lautet ein neuerSlogan. Regionale Förderprogramme undkommunale Planungen unterstützen dieseEntwicklung. Frei werdende Kasernenge-lände ermöglichen die Entwicklung vonbeispielhaften Wohn- und Lebensformen,ganze Stadtteile werden sozial und öko-logisch konzipiert (z.B. in Freiburg, Tübin-gen, München, Mülheim, Aachen).

Die Projektlandschaft wird differenzierter

„Mit Freu(n)den alt werden“ lautete dasMotto der 90er Jahre. Die Situation hatsich seit der „Pionierzeit“ gründlich verän-dert: Das Selbstverständnis und der Kreisderjenigen, die sich für gemeinschaftlicheWohnprojekte interessieren, haben sich er-weitert. Auch die Rahmenbedingungen fürdie Umsetzung solcher Projekte wurdenverbessert. Insbesondere können die Initi-ativen auf den Erfahrungen bestehenderProjekte aufbauen. Die Projektlandschaftist geprägt von einer zunehmenden Diffe-renzierung, es gibt aber auch gemeinsameStrukturmerkmale. So haben sich selbst-verwaltete Haus- bzw. Häusergemein-schaften mit jeweils abgeschlossenen undbarrierefrei erschlossenen Wohneinheitenals Trendmodell durchgesetzt. Wohnge-meinschaften im engeren Sinne etablierensich zunehmend als betreute Wohnformen,wie die sogenannte „KDA-Hausgemein-schaft“ im stationären Bereich oder dieambulant betreuten Pflegegruppen (sieheProjektbeispiel Münster).

Regionale Vielfalt

In den einzelnen Bundesländern ent-wickeln sich aufgrund unterschiedlicherVoraussetzungen die Strukturen der Ver-netzung wie auch die Projekte selbstunterschiedlich, auch wenn es ähnlicheTendenzen gibt. In Hamburg ist eine aus-geprägte Projektszene und Genossen-schaftslandschaft mit unterschiedlichenTrägerformen zu finden. In NRW sind offenbar bis jetzt mehr und größere ge-meinschaftlich orientierte Wohnprojekterealisiert worden als in anderen Bundes-ländern. Auch ist in NRW häufiger einehohe Planungsbeteiligung der künftigenBewohnerschaft bei fremdinitiierten Pro-jekten und eine unter gemeinschaftsför-dernden Aspekten entwickelte Architekturanzutreffen.In manchen Kommunen lässt sich die Auf-weichung enger Richtlinien des öffentlichgeförderten Wohnungsbaus beobachten,beispielsweise durch die Nutzung vonHandlungsspielräumen im Belegungsrechtoder die Vergabe von öffentlichen Grund-stücken an Wohngruppen. Die Etablierunggemeinschaftlicher Wohnprojekte wird da-durch wesentlich erleichtert.

Neue Wohnmodelle zwischenWohnen und Pflege

Im Zuge des demografischen Wandelswird der Zielgruppe der Pflegebedürftigenund Demenzerkrankten aufgrund ihrerwachsenden Zahl zunehmend Aufmerk-samkeit gewidmet. Eine angemessene Ver-sorgung für diese Zielgruppen stellt nichtnur für viele Alten- und Pflegeheime eineHerausforderung dar, sondern auch für dieWohnformen, die Alternativen zur Heim-unterbringung entwickeln.

Finanzierung und Kooperationen

Die öffentliche Förderung von Projektenmit Bewohnern unterschiedlicher Einkom-mensgruppen sowie die Finanzierung vonGemeinschaftsräumen ist in den letztenJahren verbessert worden. Neue Wege für

Entwicklung und Perspektiven in Deutschland

10

Page 13: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Die in dieser Broschüre vorgestelltenWohnprojekte für ältere Menschen sindvielfältig. Sie bilden keinen einheitlichenTypus, wie auch die Menschen, die in ih-nen wohnen, keine einheitliche Gruppebilden: Das unterschiedliche Alter, ver-schiedene kulturelle und soziale Hinter-gründe sowie eventuelle Pflegebedürfnisseführen zu unterschiedlichen Anforderun-gen und Wünschen an das Wohnen. Ent-sprechend unterschiedlich sind die Pro-jekte. Im Folgenden werden typischeModelle und Merkmale gemeinschaft-lichen Wohnens beschrieben, die sich beifast allen Wohnprojekten finden. Dabeiwird nicht nur auf die in der Broschürevorgestellten Projekte verwiesen, sondernauch auf weitere Beispiele, die in einerProjektliste am Ende der Broschüre aufge-führt sind.

Die besondere Qualität des Zusammenlebens

Im Vordergrund gemeinschaftlicherWohnprojekte stehen neue Formen vonSelbstständigkeit und Gemeinschaft.Durch gemeinsame Aktivitäten undgegenseitige Unterstützung wird einGemeinschaftsleben angestrebt, das überein unverbindliches nachbarschaftlichesZusammenleben hinausgeht. Im Mittel-punkt stehen weniger familienähnliche alsfamilienübergreifende Strukturen. Bei al-

len Projekten erfordert das Zusammenle-ben der Bewohnerschaft einen Gewöh-nungs- und Lernprozess. Für die Bildungstabiler Gruppenbeziehungen sind die Ent-stehungsgeschichte und die folgendenMerkmale bedeutsam.

Die Rolle der Bewohnerinnenund Bewohner bei der Projekt-entwicklung

Für die Projektentwicklung gibt es zweiunterschiedliche Modelle: Die Initiativegeht von einer Bewohnergruppe aus, oderdie Initiative liegt in der Hand eines Trägers.

Die Bewohnerinnen als Initiatoren (Modell „von unten")Der Ausgangspunkt ist die Entwicklungund Verwirklichung eines neuen „Lebens-entwurfs“. Am Anfang steht die Idee einerGruppe, die Vorstellungen über das Zu-sammenleben entwickelt. In einer zweitenPhase werden ein Grundstück oder Be-standsgebäude sowie Partner für die Rea-lisierung gesucht: Architekt, Investor,Bauträger. Eigentumsorientierte Gruppen treten meistselber als Bauherren auf und beauftragenselbstständig Beraterinnen, Architektenund Wohnungsbaugesellschaften. Teilwei-se schaffen diese Gruppen im Rahmen desProjektes auch zusätzliche Wohnungen zur

Eine neue WohnformTypische Merkmale der vorgestellten Projekte

11

Typische Merkmale der vorgestellten Projekte

einen „Mix“ von Projektnutzern mit unter-schiedlichem Einkommen eröffnen sichüber Kleingenossenschaften als Träger füreinzelne Projekte sowie über Dachgenos-senschaften für mehrere Projekte. NeueAnsätze zeigen sich auch durch Koalitio-nen verschiedener Projektgruppen, die mitBauträgern kooperieren. Zukünftig wird

die Wohnungswirtschaft ein größeresInteresse an der Kundengruppe der älterenMenschen haben. Der Bedarf am gemein-schaftlichem und selbstbestimmten Woh-nen ist jedoch nach wie vor höher als dasAngebot.

Page 14: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Vermietung. Projekte mit Mietwohnungenund/oder Eigentumswohnungen koope-rieren mit Wohnungsunternehmen bzw.Investoren. Die Angliederung an eine be-stehende Genossenschaft oder die Neu-gründung einer Projektgenossenschaftdurch die späteren Bewohnerinnen undBewohner ist wegen der sozialen Ausrich-tung und des lebenslangen Wohnrechts beiGenossenschaften besonders naheliegend,wird aber bisher noch selten realisiert.Der Erfolg von Kooperationsprojektenhängt wesentlich davon ab, ob die profes-sionellen Partner dem Konzept gegenüberaufgeschlossen sind, und ob die Wohn-gruppe ihre Interessen als verlässlicherKooperationspartner vertreten kann.Nur selten bringen die Mitglieder vonWohnprojektgruppen das umfassende Wis-sen mit, das während des gesamten Prozes-ses der Projektentwicklung erforderlich ist.Auch den beteiligten Wohnungsgesell-schaften fehlt häufig noch die Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Wohnprojekt-gruppen. Bei der planerischen Umsetzungder Ideen ist es deswegen sowohl bei ei-gentums- als auch bei mietorientierten Pro-jekten sinnvoll, erfahrene Wohnprojekt-berater ins Boot zu holen oder auf dieErfahrungen bereits realisierter Projekte ineinem Planungsvorhaben zurückzugreifen.Den größten Teil der Arbeit in diesen Pro-jekten leisten in jedem Fall die zukünfti-gen Bewohnerinnen und Bewohner selbst.

Die Bewohnerinnen und Bewohner alsMitwirkende (Modell „von oben")Konzept und Idee liegen bei einem Träger,einer Institution bzw. einer Kommune.Erst bei der Umsetzung werden Bewohne-rinnen und Bewohner entsprechend derKonzeptidee eingebunden. Sie sind nurMitwirkende – über das Ausmaß ihrer Be-teiligung entscheidet der Träger. DieDurchführung der Ideenentwicklung undder Realisierung durch eine professionelleHand hat den Vorteil, dass Bewohnerinnenund Bewohner entlastet werden und derPlanungsprozess insgesamt zügiger durch-geführt werden kann. Für die Bewohner-

mitwirkung bei der Planung werden teil-weise professionelle Verfahren und auchBerater eingesetzt (Arnsberg).In einer Zwischenform beider Modelle initiieren bestehende Interessenvertretun-gen neue Projekte, für die anschließendBewohnerinnen und Bewohner gesuchtwerden.Eine Sonderform stellen Projekte für de-mentiell erkrankte, betagte oder pflege-bedürftige Menschen dar. Diese Projektewerden oft durch engagierte Personen undVereine aus dem Bereich der Alten- undKrankenpflege initiiert.

Die Bewohnerinnen und Bewohner als Organisatorendes Gemeinschaftslebens

Die häufigste Form ist die Selbstverwal-tung durch einen Bewohnerverein, ggf. auf Grundlage einer Kooperationsverein-barung mit dem Investor. Die Mitglied-schaft in diesen Vereinen kann Vorausset-zung für den Einzug in ein Projekt sein(Herne), meist ist der Vereinsbeitritt aberfreiwillig. Die (Träger-)Vereine bilden das „Rückgrat“ sowohl selbst- als auch trägerinitiierter Projekte: Sie regen ver-schiedene Bewohneraktivitäten an, mode-rieren bei Schwierigkeiten und Krisen,übernehmen die Organisation des Gemein-schaftsalltags und verwalten die Gemein-schaftsräume.In Pflegewohngruppen liegt die Gemein-schaftsorganisation in der Hand des Betreuungsteams. Sie kann durch das En-gagement anderer Hausbewohner (Roting-dorf) oder einen Verein (Salzkotten) er-gänzt werden.Der Gruppenprozess auf dem Weg zurSelbstorganisation wird in fast allen Pro-jekten von außen begleitet. Während derProjektentwicklung übernehmen dieseAufgabe häufig die Projektentwickler undBeratungsstellen, in der Anlaufphase desZusammenlebens werden ggf. externeFachkräfte, z.B. Mediatoren, hinzugezo-gen (Aachen), teilweise sind Fachkräftedauerhaft vor Ort (Arnsberg).

Typische Merkmale der vorgestellten Projekte

12

Page 15: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Ein wichtiger Aspekt für die Bildung undStabilisierung der Gemeinschaft ist dieWohnungsbelegung nach Kriterien, diedem Projektziel entsprechen, und zwar so-wohl während der Entwicklung (Erstbe-zug) als auch bei der Nachbelegung. DasAushandeln von Mitspracheregelungen istdeshalb bereits in der Entwicklungsphaseein wesentlicher Bestandteil von Vereinba-rungen mit dem Bauträger. Meist erfolgtdie Belegung durch Absprache zwischenWohnungsgesellschaften/Eigentümer undBewohnern bzw. Bewohnerverein. Teil-weise haben Bewohnervereine selbst dasBelegungsrecht für die Wohnungen (Her-ne). Bei den Pflegewohnprojekten findetdie Belegung in Absprache mit dem Pfle-geträger statt (Rotingdorf, Salzkotten),teilweise auch unter Beteiligung der Mie-ter (Münster, Rotingdorf).Eine vergleichbare Regelung besteht beiEigentumswohnungen durch ein Vorkaufs-recht der Wohneigentümergemeinschaft(Dortmund).

Von der gegenseitigen Hilfe inder Nachbarschaft bis zum pro-fessionellen Pflegeangebot

Die gegenseitige Hilfe ist ein wichtigesKennzeichen von Wohnprojekten. Die Er-gänzung dieses Systems durch professio-nelle Hilfe ist in den Projekten in unter-schiedlicher Form organisiert. FolgendeModelle haben sich herauskristallisiert:

Modell: Verlässliche NachbarschaftDas Konzept basiert vor allem auf gegen-seitiger, freiwilliger Hilfe. Es gibt es keineformelle Verpflichtung dazu. Eine Ver-rechnung von Hilfen durch Punktesystemeo.ä. stellt sich in der Praxis meist als nichtrealisierbar heraus. Wichtig ist eher dieVertrauensbasis, die die Gruppe währendder Projektentwicklung gefunden hat.„Professionelle“ Bewohnerinnen und Be-wohner, wie Ärzte, Krankenpfleger etc.engagieren sich freiwillig in gleicherWeise wie der handwerklich begabteNachbar. Bei weitergehendem oder konti-

nuierlichem Hilfebedarf treffen die Be-wohnerinnen und Bewohner individuelleVereinbarungen oder ziehen ambulanteDienste hinzu (Dortmund, Köln). In eini-gen Projekten erleichtern zusätzlicheRäumlichkeiten eine häusliche Pflege, wieetwa Gästewohnungen und Pflegebäder(z.B. Köln, Aachen).Die Übertragung des Modells „verlässli-che Nachbarschaft“ veranschaulichen dieBeispiele Lünen und Köln-Junkersdorf.

Modell: Wohnen mit zusätzlichen Be-treuungsangeboten / ServiceWohnen /Betreutes WohnenEine Erweiterung erfährt die „verlässlicheNachbarschaft“ durch zusätzliche kleintei-lige Dienstleistungen. Dies können haus-wirtschaftliche Hilfen, wie beispielsweiseein Lieferservice für Getränke, oder auchweitere Serviceleistungen sein, z.B. dieHilfe bei behördlichen Erledigungen.Durchgeführt werden sie durch eigens an-gestellte Kräfte (Arnsberg), eventuell er-gänzt durch eine organisierte Nachbar-schaftshilfe (Lünen). Die Hilfsdienstekönnen in die Einrichtung integriert seinoder extern angeboten werden. Finanziertwerden diese Dienstleistungen in der Re-gel durch eine angemessene Betreuungs-pauschale. Organisiert werden die Dienst-leistungen häufig durch professionelleProjektträgern, teilweise aber auch durchBewohnervereine.

Modell: PflegewohngruppeZielgruppe dieser Projekte sind pflegebe-dürftige Personen – somatisch oder de-mentiell Erkrankte – , die ansonsten in ei-nem Pflegeheim wohnen müssten. Siemieten jeweils ein Zimmer oder ein Appar-tement im Wohnprojekt. In Abgrenzungzum Heim sind Betreuung und Pflege nichtgekoppelt an das Mietverhältnis, sondernwerden unabhängig durch ambulanteDienste, teilweise auch durch Angehörige,durchgeführt. Die Bewohnerinnen und Be-wohner der Projekte sind „Kunden“ derBetreuungsdienstleister, die Wohngruppehat keinen „Heimstatus“.

Eine neue WohnformTypische Merkmale der vorgestellten Projekte

13

Page 16: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Die Unterstützung bei den täglichen Ver-richtungen und der Alltagsorganisation er-folgt durch externe Dienstleister in einerForm, dass eine „Rund-um-die-Uhr"-Betreuung gewährleistet ist. Pflegebedürf-tige in diesen Projekte können als homo-gene Mietergruppe ein Haus bewohnen(Münster) oder auch als Wohngruppe inein größeres Hausprojekt integriert sein,mit allen Vorzügen generationsübergrei-fenden Wohnens und nachbarschaftlicherHilfe (Rotingdorf).Abzugrenzen ist dieses Wohnmodell vonstationär betreuten Wohngruppen, sog.KDA-Hausgemeinschaften. Diese Projek-te sind einem Pflegeheim zugeordnet undhaben einen „Heimstatus“.Neue Modelle, auch Generationenhäuser,integrieren Pflegewohngruppen in ihrWohnprojekt: Hier leben dann pflegebe-dürftige Menschen mit nicht pflegebedürf-tigen Menschen zusammen.

Mischung verschiedener sozialer Gruppen

Die Konzepte gemeinschaftlicher Wohn-projekte basieren auf unterschiedlichenVorstellungen hinsichtlich der Mischungvon Altersgruppen, Haushaltstypen undEinkommensgruppen.

Altersgruppen und HaushaltstypenEinige Projekte beschränken sich explizitauf Menschen über 55 (Herne, Mülheim).Viele Projekte haben sich jedoch genera-tionenübergreifendes Wohnen ins Konzeptgeschrieben (Köln, Rotingdorf, Salz-kotten) oder umfassen sogar mehr jungeals alte Menschen (Dortmund, Köln-Wei-denpesch). Die Vielfalt in den Projekteentsteht durch unterschiedliche Zielgrup-pen und Haushaltstypen: Alleinlebende,Alleinerziehende, Behinderte, Paare, Ehe-paare, Familien. Unterschiedliche Woh-nungsgrößen und flexible Wohnungsgrun-drisse begünstigen diese Mischung.In Pflegewohngruppen leben hingegenüberwiegend ältere, alleinstehende Men-schen (Münster), die jedoch in ein größe-res Wohnprojekt eingebunden sein können(Rotingdorf).

Einkommen /soziale MischungReine Eigentumsprojekte schließen dieBezieher geringer Einkommen aus, auchwenn die selbstnutzenden Eigentümer zu-sätzliche Mietwohnungen schaffen (Dort-mund). Eine Mischung von Miet- und Ei-gentumswohnungen bewirkt eine größeresoziale Bandbreite der im Projekt leben-den Menschen (Mülheim). Das umfas-sendste Spektrum unterschiedlicher Ein-kommensgruppen erzielen Projekte miteiner Kombination von öffentlich geför-dertem und frei finanziertem Wohnraumsowie Eigentumswohnungen (Köln). Einegute Möglichkeit für die Integration unter-schiedlicher Einkommensgruppen bietetauch die Rechtsform der Genossenschaft.

Bauliche MerkmaleDie Bauformen der beschriebenen Projektevariieren von einzelnen Häusern überGruppen von Gebäuden bis hin zu ganzenSiedlungen. Bei allen Projekten unterstüt-zen jedoch spezifische bauliche Elementeden Gemeinschaftsaspekt:• Gemeinschaftshäuser als Treffpunkte in

der Siedlung (Lünen, Arnsberg)• halbprivate Aufenthaltszonen und Treff-

punkte außerhalb von Gebäuden, z.B.durch eine niedriggeschossige hofbil-dende Bebauung (Dortmund) oder eineruhige Zone „hinter dem Haus“ (Köln-Weidenpesch)

• Gemeinschaftsräume, auch gemein-schaftliche Terrassen, Werkräume etc.

• zusätzliche Begegnungsmöglichkeitenim Gebäude, z.B. durch breite Lauben-gänge (Dortmund), Flurzonen (Mül-heim) oder Eingangsbereiche (Aachen),

Größe, Lage und Ausstattung von Ge-meinschaftsräumen bestimmen nicht zu-letzt den Erfolg eines Wohnprojektes. Be-sonders wichtig ist eine zentrale, guteinsehbare Lage, um Hemmschwellenhinsichtlich der gemeinsamen Nutzung zuvermeiden. In den meisten Projekten istdies vorbildlich umgesetzt.Ein wichtiges Merkmal ist die Barriere-freiheit der Projekte (Schwellenfreiheit,Aufzug). In diesem Zusammenhang be-währen sich Laubengänge, die auch in ei-

Typische Merkmale der vorgestellten Projekte

14

Page 17: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

nem niedriggeschossigen Haus alle Woh-nungen über einen Aufzug zugänglich ma-chen (z.B. Dortmund). So ist jede Woh-nung auch für ältere Menschen mitRollator oder Rollstuhlfahrer erreichbar.Die Kombination unterschiedlicher Woh-nungsgrößen und Finanzierungsformen ineinem Gebäude führt auch zu interessan-ten baulichen Lösungen (z.B. Köln-Wei-denpesch). Hierzu gehören in ihrer Größeund Nutzung veränderbare Grundrisse.Diese Vielfalt und Komplexität der Wohn-projekte stellt nicht nur hohe Anforde-rungen an Architekten, Bauträger und Investoren, sondern auch an die Woh-nungsbauförderung.Viele Wohnprojektgruppen verbinden ihresozialen Vorstellungen mit Umweltge-sichtspunkten. Wohnprojekte sind deshalbauch in ökologischer Hinsicht oft beispiel-hafte Projekte (Solaranlage, Niedrigener-giehausstandard, Regenwassernutzung).

Integration in das umgebendeWohnquartier

Die Öffnung zur Nachbarschaft kann sichauf die unmittelbare Umgebung beschrän-ken oder auf eine ganze Wohnsiedlungausdehnen (z.B. Lünen). Wesentlich fürdie nachbarschaftliche Einbindung ist einoffenes Veranstaltungsangebot. Für dieräumliche Organisation sind zwei unter-schiedliche Modelle zu finden:• Projektinterne Gemeinschaftsräume, teil-

weise mit offenem Treffpunkt (Nachbar-schaftscafé), werden durch Anwohnermitgenutzt (z.B. Köln-Weidenpesch).

• Gemeinschaftsräume werden einem Kom-munikationszentrum oder einer Hilfe-einrichtung für einen ganzen Stadtteilzugeordnet. Hier sind die Projektbewoh-ner die Mitnutzer (z.B. Lünen).

Der Stadtteilbezug kann organisatorischdurch einen projektübergreifenden Träger-verein gestärkt werden, in dem auch Quar-tiersbewohner Mitglied sind (z.B. Vereinein Arnsberg).

Unterstützung durch die Kommune

Zunehmend engagieren sich die Kommu-nen bei der Entwicklung von Wohnprojek-ten. In Mülheim förderte die Kommunedie Entstehung neuer Wohnformen imRahmen der Projektentwicklung. In Dort-mund vergab sie das Grundstück zu gün-stigen Konditionen und passte eigens denBebauungsplan an. In Münster trägt siedie Kosten der zusätzlichen Betreuung fürSozialhilfeempfänger im Projekt. In Arns-berg brachte ein interdisziplinäres Netz-werk von teils bereits pensionierten Fach-leuten aus Verwaltung und freierWirtschaft die Entwicklung zweier Pro-jekte voran.

In der Übersicht auf der folgenden Seitesind Fakten zu den Projektbeispielen zu-sammengestellt.

Eine neue WohnformTypische Merkmale der vorgestellten Projekte

15

Page 18: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

16

Standort Typ Einzug Anzahl Bewohner

Bewohner 60+

AnzahlWoh-nungen

Initiator Eigentümer Gemeinschafts-organisation

Integrierte Betreu-ungs-, Service- undHilfsangebote

I. Alles in BewohnerhandKöln-Weiden-pesch: Haus Mobile

AltersübergreifendeHausgemeinschaftmit Pflegebad

1997 60 20 36 BewohnerinitiativeNeues Wohnen im Alter e.V.,Haus Mobile e.V.

Investor undEigentümer-gemeinschaft

Bewohner-verein

Unterstützung aufehrenamtlicher Basis nach Bedarf

Köln-Ehrenfeld:Wohnen mit Altund Jung e.V.

Hausgemeinschaftmit Pflege-WG

Sommer2006

z.Zt. 25 z.Zt. 6 30 und1 Pflege-WG

Bewohnerinitiative,Wohnen mit Alt undJung e.V.

GemeinnützigeWohnungsge-nossenschaftEhrenfeld

Bewohner-verein

Unterstützung aufehrenamtlicher Basis nach Bedarfund AmbulanterPflegedienst

Dortmund: WohnreWIR Tremonia

Hausgemeinschaft 2004 41 6 21 Bewohner/Projekt-entwicklerin

Eigentümer-gemeinschaft

Bewohner-verein

Unterstützung aufehrenamtlicher Basis nach Bedarf

Aachen: Stadthaus stattHaus e.V.

Eigentümer-gemeinschaft

ab Juli2002

20 6 15 Bewohnerinitiative,Stadthaus statt Haus e.V.

Eigentümer-gemeinschaft:9 Selbstnutzer,6 Vermieter

Bewohner-verein Stadt-haus statt Hause.V.

Unterstützung aufehrenamtlicher Basis nach Bedarf

II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen

Mülheim: Gemeinschaftli-ches Wohnenund Leben im Alter e.V.

Hausgemeinschaft 2004/2005

NachKomplettt-bezug(2005):ca. 48

100% 44 Bewohnerinitiative,Verein für Gemein-schaftliches Wohnenund Leben im Altere.V.

GAGFAH undEinzeleigentü-mer (z.Zt. 6)

Verein für Gemeinschaft-liches Wohnenund Leben imAlter e.V.

Unterstützung aufehrenamtlicher Basis nach Bedarf

Herne: WIR –Wohnen im (Un-)Ruhestand

Hausgemeinschaft 1999 21 100% 14 Wohngruppe, von der Diakonie organisiert

Herner Ge-meinnützigeWohnnungs-gesellschaft

Verein: Bewoh-ner plus Ältere

Unterstützung aufehrenamtlicher Basis nach Bedarf

III. Wohnen mit PflegeangebotenSalzkotten: Team Hederpark

Integrative Haus-gemeinschaft mit Pflege

2002 28 Mieter 19 30 Alt & Jung e.V., Bielefeld

Eigentümer-gemeinschaft

Alt & Junge.V., Nachbar-schaftshilfever-ein

Pflegestützpunkt imHaus, Betreuungnach Bedarf durch24-Std. ambulantesPräsenzteam;Tagespflege; Kurzzeitpflege

Werther: Haus-und Wohnge-meinschaft Alt &Jung Rotingdorf

Integrative Haus-gemeinschaft

1992 17 4 7 Zi. 5 WE

Pflegeverein Lebens-baum e.V., Werther

TrägervereinUmbruch e.V.

Hausgemein-schaft und Pflegeverein

Pflegestützpunkt imHaus, Betreuungnach Bedarf durch24-Std. ambulantesPräsenzteam; Tagespflege; Kurzzeitpflege

Münster: Villa Hittorfstraße

Demenzwohn-gemeinschaft

1996/1997

10 100% 3 Zi. 7 WE

Alexianer Kranken-haus GmbH

AlexianerKrankenhausGmbH

Betreuungs-team, teilweiseAngehörige

Betreuung rund um die Uhr; externePflegedienste

IV. Gemeinschaftliches Wohnen im QuartierKöln-Junkersdorf:Aktives Lebene.V.

Eigentumswohn-anlage

1978 ca. 800 440 BewohnerinitiativeAktives Leben e.V.

Eigentümerge-meinschaft60–70 %Selbstnutzer,der Rest ver-mietet

Bewohner-verein AktivesLeben e.V.

Unterstützung aufehrenamtlicher Basis nach Bedarf

Lünen: GlückaufSiedlungsge-meinschaft

SiedlungsprojektGenossenschafts-projekt

1989ersteAnge-bote

ca.10.000

ca. 21% ca.5.600

Wohnungsunter-nehmen, GlückaufGemeinnützigeWohnungsbau-gesellschaft mbH

Wohnungs-unternehmen

Bewohner-verein Glück-auf Nachbar-schaftshilfee.V.

Service

V. Aktivitäten einer KommuneArnsberg: Service-HausArnsberg-Hüsten

1999 105(in denSenioren-wohnun-gen)

95 fürSeniorenund 10 fürFamilien

Stadt Arnsberg undHerr Clemens

Investor Bewohner-verein IMAGE– Im Alter ge-meinsam e.V.

Beratungs- und Betreuungsdiensteüber einen Sozial-dienst im Service-haus

VI. Über den TellerrandZürich-Albisrie-den: Pflegewoh-nung „Am Bach“

2001 7 100% 5 Zim-mer

Stiftung „Alterswoh-nen in Albisrieden“

GemeinnützigeBaugenossen-schaft Sonnen-garten

Betreuungs-team, teilweiseAngehörige

Betreuung rund umdie Uhr

Page 19: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Haus Mobile Köln-WeidenpeschWohnen mit Alt und Jung Köln-Ehrenfeld

WohnreWIR Tremonia DortmundStadthaus statt Haus Aachen

Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im Alter Mülheim/RuhrWIR – Wohnen im (Un-)Ruhestand Herne

Team Hederpark Salzkotten

Haus- und Wohngemeinschaft Rotingdorf Werther

Villa Hittorfstraße Münster

Aktives Leben Köln-Junkersdorf

Glückauf Siedlungsgemeinschaft Lünen

Service-Haus Arnsberg-Hüsten Arnsberg

Pflegewohnung Am Bach Zürich-Albisrieden

17

Projektbeispiele

Page 20: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Ein Pionierprojekt bewährt sich

Haus MobileKöln-Weidenpesch

Projektbeispiel

18

Der moderne, viergeschossige Neubau mit36 Wohneinheiten in einer kleinen Sei-tenstraße im Kölner Norden wurde nachden Wünschen seiner Bewohner geplantund gebaut. Auffallend ist vor allem der Rundbau, der zwei separate Baukörperverbindet. Sowohl der Gemeinschaftsraumals auch das Nachbarschaftscafé sind indiesem Teil des Hauses untergebracht. ImSommer ist die Terrasse des Cafés ein be-liebter Treffpunkt der Bewohnerinnen undBewohner von Haus Mobile. Sie lebennun schon im achten Jahr gemeinschaft-lich zusammen.

Ein Haus für jede Lebenslage

Das Wohnraumangebot umfasst eine brei-te Palette von verschiedenen Größen undPreisklassen. Es eignet sich für jede Le-benslage und jede Lebensform – fürAlleinlebende, für Paare, für Ein-Eltern-oder Zwei-Elternfamilien – und es passtfür jede Geldbörse. Haus Mobile istmischfinanziert. In dem Gebäude befindensich sowohl Eigentumswohnungen, in de-nen die Eigentümer selbst leben, als auchsolche, die von den Eigentümern vermietetwerden, sowie sozial geförderte Wohnun-

Im Gemeinschafts-raum wird mitt-wochs zusammengekocht, gegessenund es werden Befindlichkeitenausgetauscht

Altersstruktur der Bewohnerschaft (Stand Dezember 2004)

Jahre: 0–5 6–17 18–35 36–55 56–70 70+ Gesamt

weiblich: 1 5 9 6 10 7 38

männlich: 2 6 4 7 3 – 22

Gesamt: 3 11 13 13 13 7 60

Page 21: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

gen. Sämtliche Wohneinheiten verfügenüber einen Balkon bzw. einen Wintergar-ten oder eine Terrasse und sind bis auf dieMaisonette-Wohnungen barrierefrei, dasheißt bewegungsfreundlich ohne Stolper-fallen gestaltet.

Vielfältige Gemeinschafts-einrichtung

Die Basis für das Zusammenleben imHaus bilden die Gemeinschaftsräume. Ne-ben dem Nachbarschaftscafé im Erdge-schoss gibt es noch einen großen Gemein-schaftsraum mit Küche im ersten Stock,ein Gästezimmer und ein Pflegebad. Beischönem Wetter kann man sich auch imGemeinschaftsgarten oder auf der Dach-terrasse treffen. Außerdem bieten die Bal-kons, die Hausflure mit den Aufzügen unddie Wasch- und Trockenkeller in den Wirt-schaftsräumen Gelegenheit, sich kurz mit-einander auszutauschen.

Das etwas andere Café

Hausbewohnerinnen wie auch andere En-gagierte aus Nachbarschaft und Freundes-kreis sind nun schon im achten Jahr unent-geltlich im Café Haus Mobile aktiv: Fürwenig Geld kann man hier fair gehandel-

ten Kaffee und naturtrüben Apfelsaft trin-ken sowie selbstgebackenen Kuchen, fri-sche Waffeln, diverse Eissorten und ande-re Köstlichkeiten essen. Am Freitagabendzur „Happy Hour“ gibt es Sekt, den Dau-ergästen werden zudem auch individuelleWünsche erfüllt. Das Café wurde inzwi-schen von der Hausgemeinschaft „Das etwas andere Café“ getauft, denn es wirdgern von Menschen aus dem Stadtviertelaufgesucht, die menschlichen Kontakt undAustausch wünschen. Aber auch für dieHausbewohnerinnen und -bewohner istdas Café inzwischen ein Ort, an dem manimmer mal schnell vorbeischaut und übersein Befinden ebenso plaudert wie überdie neuesten Filme oder ein interessantesBuch, bevor man die eigene Wohnung aufsucht.

ProjektbeispieleI. Alles in Bewohnerhand

19

Straßenansicht mit Blick auf denRundbau: im Erd-geschoss das Ge-meinschafts-Caféund im 1. Stockder Gemein-schaftsraum.

Anzahl und Größen der Wohnungen

2 Ein-Zimmer-Wohnungen 36–37 m2

11 Eineinhalb-Zimmer-Wohnungen 45–49 m2

12 Zwei-Zimmer-Wohnungen 48–63 m2

6 Drei-Zimmer-Wohnungen 71–85 m2

1 Vier-Zimmerwohnungen 95 m2

4 Fünf-Zimmer-Wohnungen (Maisonette) 113–144 m2

Page 22: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Haus Mobile Köln-Weidenpesch

20

Das Zusammenleben im Haus Mobile: ein MeinungsbildJosé M.C.: „Wir sind eine Gemeinschaft von Individualisten. Die meisten versuchen, sich für das Gelingen des Zusammenlebens einzusetzen, einigeversuchen gegen die Gemeinschaft zu arbeiten, undandere machen weder das eine noch das andere,sondern möchten einfach nur schön wohnen.“

Ingeborg L.: „Es gibt für mich schöne Erfah-rungen von Hilfsbereitschaft und Freundschaft undvon gemeinsamen Treffen, aber auch Enttäuschun-gen. Besonders enttäuschend finde ich, dass einigeder Wohnungseigentümer das Projekt nicht mit tra-gen. Wir haben gelernt besser, miteinander umzu-gehen und nicht mehr so spontan, direkt und emp-findlich zu reagieren.“

Margarete P.: „Mir fällt es nicht schwer, michwohl zu fühlen, weil ich meine Erwartungen nichtso hoch angesetzt hatte. Deshalb gilt für mich auchdas bekannte Zitat: Ich kann nicht alle lieben.“

Trude R. : „Ich fühle mich wohl und lebe nachdem kölsche Motto: Jede Jeck is’ anders“.

Grete B.: „Trotz verschiedener Meinungen gibtes hier auch ein Zusammengehörigkeitsgefühl.“

Helma B.: „Wichtig ist mir, dass hier versuchtwird, über Konflikte zu reden, anstatt sie unter den Teppich zu kehren. Dies ist naturgemäß manchmalmehr und manchmal weniger erfolgreich.“

Lisa K.: „Ich lebe hier allein, aber nicht einsam,das ist mir die Hauptsache.“

Dietlind P. : „Es ist nicht die Gemeinschaft, dieich erhofft habe, aber ich habe trotzdem auch gute Erfahrungen gemacht.“

Anneliese D.: „In sechs Jahren habe ich mehrGemeinsamkeiten und Austausch erlebt, als ich er-wartet habe. Ich bin dankbar für das Miteinander.“

Bernt H.: „Die Erwartungen waren sehr hoch.Nicht alles ist so gekommen, wie es anfänglich ge-plant war. Trotzdem sind viele gute Begegnungenund Kontakte über das übliche Maß hinaus entstan-den, auch zwischen Mietern und Eigentümern.“

Gisela E.: „Mich hat das Zusammensein hier zueinem neuen, kinderfreundlichen und altersüber-greifenden Projekt inspiriert.“

Heinrich B.: „Ich wohne immer noch sehr gerneim Haus Mobile und bin froh, dass ich hier einge-zogen bin und mich im Verein engagiert habe. Eswäre schön, wenn wir zukünftig noch besser mitKonflikten umgehen könnten und alle Bewohnersich auch finanziell beteiligen würden.“

Ein Rundbau verbindet den freifinanziertenGebäudetrakt(links) mit dem öffentlich ge-förderten (rechts).

Architekt: Walter Maier, Köln

Page 23: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Das Leben in der Gemeinschaft

Im Gemeinschaftsraum finden neben pri-vaten Feiern der Vereinsmitglieder oderder Nachbarschaft auch gemeinsame Festestatt. Dort ist genügend Platz für Gruppen-aktivitäten, wie Kartenspielen, Sprachenlernen, Vorlesen, das monatliche Sonn-tagsfrühstück, das Mittwochmittagessenund vieles mehr. Hier werden außerdemVorführungen und Vorträge veranstaltet.Neben der jährlichen Mitgliedervollver-sammlung und den alle sechs Wochenstattfindenden Hausversammlungen be-stimmen vor allem die eher spontanen Ini-tiativen das Gemeinschaftsleben im Haus:Nach kurzen Absprachen geht man ge-meinsam ins Konzert, Theater, Kino oderin eine Ausstellung, verabredet gemeinsa-me Wanderungen oder Radtouren, oderman fährt samstags mal eben mit Billig-karte nach Amsterdam ans Meer. Unddann gibt es noch die Dackelgruppe. Einkleiner Dackel muss jeden Abend von sei-ner Besitzerin ausgeführt werden. Bald

ProjektbeispieleI. Alles in Bewohnerhand

21

Fakten: Projekt Köln

Einzug: Dezember 1997

Altersstruktur: 60 Personendavon 20 Personen über 60 Jahre

Wohnungen: 36 Wohnungen 36–144 m2

öffentlich gefördert: 15 WEfreifinanziert: 9 WEEigentum: 12 WE

Gemeinschaftsflächen: 150 m2

Gemeinschaftsraum, Nachbarschafts-café mit Terrasse, Gemeinschafts-garten, Gästezimmer und Pflegebad

Eigentümer:Eigentümergemeinschaft, Hohenfriedbergstr. 9Walter Maier, Hohenfriedbergstr.11Haus Mobile e.V.: Gemeinschaftsraum

Gemeinschaftsorganisation:Haus Mobile e.V.

Im Café treffen sich nachmittagsNachbarinnen und Nachbarn mit den Hausbe-wohnerinnen undBewohnern: Esgibt nicht seltenfrischen Kuchenoder Waffeln. Die Bedienung ist ehrenamtlich.

Page 24: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

gesellte sich eine Tierfreundin dazu, danneine interessierte Spaziergängerin, dieGruppe wird immer größer …

Lernfeld Konfliktfähigkeit

Bei allen unterschiedlichen Vorstellungenwar eines von Anfang an für die Bewohne-rinnen und Bewohner klar: Sie möchtengemeinschaftlich zusammenleben. Inzwi-schen liegen genügend Erfahrungen derEinzelnen vor, die ein buntes Meinungs-bild ergeben (siehe S. 20). Zusammen-fassend lässt sich sagen, dass alle, die hierGemeinschaft suchen, diese auch finden.Denn in acht Jahren haben sich vielfältigezwischenmenschliche Kommunikations-formen entwickelt, die eine außergewöhn-liche Qualität des Zusammenlebens be-wirken. Nach wie vor gibt es allerdingsfinanzielle Probleme, die zu Spannungenführen: Nicht alle im Haus sind bereit,Mitglied im Verein zu werden und sichfinanziell an den monatlichen Kosten fürden Gemeinschaftsraum zu beteiligen.

Gegenseitige Unterstützung

Großartig funktioniert hingegen die all-seitige Bereitschaft, im Krankheitsfalldem anderen beizustehen. Pflanzenpflege,Tierbetreuung, Post- und Wohnungsver-sorgung bei Abwesenheit, Einkaufshilfeund auch Kinderbetreuung gehören beiBedarf zum ganz normalen Alltag imHaus Mobile.

Vorbildfunktion für andere Projekte

Rund 150 Besuchergruppen von acht bis28 Personen zwischen 1999 und 2004 be-legen das öffentliche Interesse an diesemProjekt. Es wurde als ,,zukunftsweisendesBauvorhaben“ mit Mitteln des LandesNRW gefördert. Zu seinen Vorzügen zäh-len nicht allein die Gemeinschaftsaspekte:Außerdem bietet es neben der ökologi-schen Bauweise einen Niedrigenergiestan-dard, eine Solaranlage und Regenwasser-nutzung. Die günstige Verkehrsanbindungdes Hauses hat viele der Bewohnerinnenund Bewohner veranlasst, ihr Auto abzu-schaffen. Durch die kommunikationsför-dernde, rollstuhlgerechte Bauweise mitAufzug können sich alle gegenseitig in ihren Wohnungen besuchen oder sich inden Gemeinschaftsräumlichkeiten zusam-menfinden. In den vergangenen acht Jah-ren wurde in diesem Projekt eine vielsei-tige Pionierarbeit geleistet, denn für die indiesem Projekt realisierte Finanzierungs-form und soziale Mischung gab es keineVorbilder.

Ein Kind des Vereins Neues Wohnen im Alter

Der Verein Haus Mobile wurde 1996 ge-gründet und hat inzwischen einen sieben-köpfigen Vorstand, der die Interessen desHauses nach innen und nach außen ver-tritt. Der Verein „Neues Wohnen im Altere.V.“ (NWiA), dessen „Kind“ Haus Mobileist, wird nun selbst 20 Jahre alt. Seit 1997ist er Träger des Regionalbüros Rheinland.Zwischen den beiden Vereinen hat sicheine Art Kooperationsverhältnis entwi-ckelt, von dem beide profitieren. Viele derHaus-Besichtigungstermine kommen überden Verein NWiA zustande, der allen Inte-ressierten im Bereich der Neuen Wohnfor-men neben langjähriger Projekterfahrungnun auch ein gutes Modellprojekt zur An-schauung bieten kann.

Haus Mobile Köln-Weidenpesch

22

Purzel mit Frau-chen im KölnerKarnevals-Look(Gemeinschafts-raum): Sie leitendie Dackelgruppean, die morgensund abends den gemeinsamen Spaziergang aufdem Pferderenn-bahngelände macht.

Page 25: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

ProjektbeispieleI. Alles in Bewohnerhand

Genossenschaftsprojekt mit Pflegestützpunkt: Was lange währt, wird endlich gut …

Wohnen mit Alt und Jung e.V.Köln-Ehrenfeld

Die Vereinsmitglieder von „Wohnen mitAlt und Jung“ freuen sich: Im Frühjahr2005 soll der Grundstein für ihr Gemein-schaftsprojekt gelegt werden. Wenn allesklappt, können sie im Sommer 2006 ein-ziehen. Das Grundstück befindet sich city-nah an einem Park am Rande einer ge-wachsenen Siedlung, die überwiegend ausGenossenschaftswohnungen besteht.Fünf Minuten läuft man bis zur nächstenStraßenbahnhaltestelle. Auch Geschäfte,Ärzte, Kirchen, Schulen und Kindergärtensind zu Fuß in fünf bis 15 Minuten er-reichbar. Außerdem gibt es ein Bürgerzen-trum im Viertel, ein Kino, mehrere Theaterund Szenekneipen.

Durchhaltevermögen lohnt sich

36 Grundstücke und Objekte im Bestandhaben die Vereinsmitglieder in den letztenJahren in Augenschein genommen, bis sieendlich das passende fanden. Zehn Jahre

hat das Planen und Prüfen insgesamt ge-dauert, und die Gruppe musste in dieserZeit manche kritische Phase überstehen.Ihr Durchhaltevermögen ist nicht zuletztdem Gründungsmitglied, der heutigen Ver-einsvorsitzenden zu verdanken: Mecht-hild Zeltner hat trotz einer zeitweise hohen Fluktuation in der Projektgruppe„das gemeinsame Ziel nie aus den Augenverloren“. Ihr Motiv: „Ich habe in einerfrüheren Lebensphase in einem Mehrfami-lienhaus gewohnt und hatte eine sehr un-terstützende Nachbarschaft. In dieser Zeitberichtete ein Pfarrer von einem schonexistierenden Wohnprojekt im Pfarrhaus.“Später erfuhr sie dann zufällig von demWohnprojekt Konni Müllers, eines enga-gierten Kölner Architekten. Sie zog nichtin dieses Projekt, lernte aber in seinemUmfeld Menschen kennen,mit denen sieden Verein „Wohnen mit Alt und Jung“aufbauen konnte.

Zum 10jährigen Jubiläum und zumProjektstart wirdmit Gästen gefeiert

Page 26: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Das gemeinsame Ziel

Der Verein Alt und Jung e.V. und die Ge-meinnützige WohnungsbaugenossenschaftEhrenfeld eG arbeiten seit 2002 zusam-men an einem gemeinschaftlichen, alters-übergreifenden Wohnprojekt mit integrier-ter Pflege-Wohnung. Für ihr künftigesMiteinander haben sich die Vereinsmit-glieder auf eine gemeinsame Basis geei-nigt: „Wir erwarten Toleranz gegenüberunterschiedlichen Religionen, Hautfarben,Lebensformen und Behinderungen. Wirwollen die Lebenserfahrung der Alten unddie Lebendigkeit der Jungen zusammen-bringen, die Vereinsamung der Alten undden berufsbedingten Stress der Jungen lin-dern, indem wir einander im Alltag kleineHilfen geben (und auch annehmen) kön-nen und gelegentlich gemeinsam etwasunternehmen“.

Puschengang als verbindendesElement

Ein freistehendes Gebäude mit vier bisfünf Geschossen und 30 Mietwohnungensoll in Köln-Ehrenfeld entstehen. Aufge-teilt ist es in zwei Häuser mit jeweils eige-nem Aufzug, Treppenhaus und Eingang.

Haus I wird den angrenzenden Gebäudenentsprechend fünf-geschossig und Haus IIvier-geschossig sein. Ein „Puschengang“im Erdgeschoss verbindet beide Häuser.Über ihn können sich die Bewohnerinnenund Bewohner auch ohne Hut und Mantelbesuchen. Der Puschengang führt durchdas Foyer, in dem eine Bildergalerie ange-dacht ist. Im Erdgeschoss von Haus I isteine Pflege-Wohn-Einheit integriert, undim Erdgeschoss von Haus 2 liegt der Ge-meinschaftsraum mit Terrasse. Ein Werk-raum und ein Fitnessraum im Keller undein Penthouse im Dachgeschoss sind ge-plant. Vor dem Haus soll eine Sitzgruppezum Verweilen einladen.

Wohnen mit Alt und Jung e.V. Köln-Ehrenfeld

24

Im Workshop zum Konflikttraining wird in Kleingruppen intensiv gearbeitet

Page 27: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

ProjektbeispieleI. Alles in Bewohnerhand

25

Pflegewohnbereich im Projekt

Innovativ an dem gemeinschaftlichenBauvorhaben ist die Pflegewohnung. DieProjektgruppe hat sie für den eventuellenkünftigen Pflegebedarf gleich mit einge-plant. Im Pflegebereich soll ein ambulan-ter Pflegedienst seine Arbeit aufnehmen,der auch die Hausgemeinschaft bei Bedarfversorgen kann. Die Genossenschaft un-terstützt dieses Vorhaben. Allerdingsschien es zunächst vielen Vereinsmitglie-dern nicht wünschenswert, in einem Hauszusammen mit Pflegebedürftigen zu woh-nen, obwohl sie selbst mehrere chronischsomatisch oder psychosomatisch Erkrank-te erfolgreich in ihre Gruppe integrierenkonnten. Sie haben eine Fachfrau aus derPraxis eingeladen, die ihnen genau er-klärte, wie Menschen mit Demenz leben.Danach änderte sich ihre Haltung. Siekönnen sich jetzt vorstellen, mit den Be-troffenen Kontakt aufzunehmen, um zumBeispiel mit ihnen im Park spazieren zugehen. Außerdem ist es ein Vorzug desProjektes, sich gut betreut zu wissen, wennman selber der Unterstützung bedarf.

Fakten: Wohnen mit Alt und Jung

Voraussichtlicher Baubeginn: März 2005

Voraussichtliche Fertigstellung: Sommer 2006

Altersstruktur: bis jetzt 25 Interessiertedavon 6 Personen über 60 Jahre

Wohnungen: 30 Wohnungen: 50–95 m2

9 WE Förderung A9 WE Förderung B12 WE freifinanziertPflegewohngemeinschaft integriert für 7 Personen

Gemeinschaftsflächen:Gemeinschaftsraum mit Terrasse und FoyerBüroraum, Fitnessraum, WerkraumGemeinschaftsgarten und Sitzplätze vor dem Haus

Gemeinschaftsorganisation:Gemeinnützige Wohnungs-Genossenschaft Ehrenfeld eG und Wohnen mit Alt und Jung e.V.

Ein ganz besonders gemeinschaftsförderndes Element indiesem Haus ist ein „Puschengang“ im Erdgeschoss, derdie beiden Einheiten Hausgemeinschaft und Pflegegemein-schaft verbindet. Die Bewohnerinnen und Bewohner ver-suchen sich mutig auf dieses neue Konzept einzulassen.Architekt: Franken und Kreft, Bergisch-Gladbach

GemeinschaftsraumPflegeeinheit

Gemein-schaftsraum

Page 28: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Konfliktkultur entwickeln

Die Gruppe befasst sich seit Jahren mitdem systematischen Aufbau einer Kon-fliktkultur. Sie möchte ihre Entscheidun-gen so weit wie möglich im Konsensver-fahren treffen und ihre Konfliktfähigkeitverbessern, um produktiver zusammen-arbeiten zu können. Unterstützt wurde dieProjektgruppe durch das Ministerium fürSoziales, Gesundheit, Frauen und Fami-lien mit Fördermitteln zur Projektentwick-lung. Den erforderlichen Eigenanteil von20 Prozent bringt die Gruppe selbst auf.

Dialog zwischen den Generationen

Die Vereinsmitglieder sind im Durch-schnitt relativ jung. Da es sich bei demWohnprojekt um ein Bauvorhaben in ei-nem sozial benachteiligten Stadtteil han-delt, möchten sie die dort lebenden Kinderund Jugendlichen in den Dialog zwischenAlt und Jung einbeziehen. Die Anfängewurden schon gemacht: In einer größerenAufräumaktion brachten die Projektmit-glieder mit den Nachbarn das Wohnum-feld in Ordnung. Jugendliche und Kinderhalfen spontan mit. So wird das Engage-ment der Projektgruppe auch der Nachbar-schaft zugute kommen.

Ein winziges gemeinschaftlichesBaubüro

Im Verein haben über die Jahre nicht nurdie Aktivitäten, sondern auch die Aktenund Materialien ein Ausmaß erreicht, dasden Rahmen einer Privatwohnung sprengt.Deshalb wurde für die Zeit der Bauphasein dem zukünftigen Wohnviertel ein klei-nes Büro angemietet mit positiven Neben-effekten für die Gruppe: Die gemeinsameRenovierung des Büros machte allenSpaß, und an der Verwaltungsarbeit be-teiligen sich jetzt mehr Mitglieder. DieProjektentwicklung hat das Klaus- Novy-Institut übernommen, engagiert vertretendurch Angelika Simbriger. Außerdem wirddie Projektgruppe mit Rat und Tat vomRegionalbüro Rheinland/Neues Wohnenim Alter unterstützt.

Wohnen mit Alt und Jung e.V. Köln-Ehrenfeld

26

Altersstruktur(im Dezember 2004)

25 Personen0–20: 4 Personen

21–40: 4 Personen41–60: 11 Personen 61–70: 6 Personen

70+: 0 Personen

Wohnungsgrößen:50, 66, 80, 82, 92 m2

Einer der zukünfti-gen Bewohner hatganz am Anfang der Planungsphasedieses Modell seines Wohnprojektsgebastelt.

Page 29: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Wohnen Innovativ Realisieren

WohnreWIR Tremonia Dortmund, Am Tremoniapark

ProjektbeispieleI. Alles in Bewohnerhand

27

Noch vor wenigen Jahren hätte sich nie-mand vorstellen können, dass auf demehemaligen Zechengelände Tremonia inDortmund ein zukunftweisendes Wohn-projekt entstehen könnte. „Hier gab es nurSchrauberwerkstätten und eine Autover-wertung“, erzählt Birgit Pohlmann-Rohr.Wir sitzen im Gemeinschaftshaus. DieProjektentwicklerin – inzwischen auchBewohnerin des Projektes – erzählt, wie eshier noch vor wenigen Jahren aussah.Mittlerweile sind die Werkstätten wegge-zogen. Am Rande der Freifläche, nah amangrenzenden Tremonia-Park, steht nundas WohnreWIR. Die rot verputztenWohngebäude und das Gemeinschaftshausgruppieren sich um einen kleinen Hof mitRasen, Spielfläche und Wasserpumpe.

Fakten: Projekt WohnreWIR

Einzug: Mai 2004

Altersstruktur: 41 Personen, davon 11 Personen unter 18und 6 Personen über 60

Wohnungen: 21 Wohnungen, 55–160 m2

20 Eigentumswohnungen, 1 frei finanzierte Mietwohnung

Gemeinschaftsflächen: 190 m2 Gemeinschaftshaus, Laubengänge

Innenhof mit Terrasse

Bauträger/Eigentümer:

Bewohner (WohnreWIR WEG)

Gemeinschaftsorganisation:Bewohner, WIR – Verein für generations-übergreifendes Wohnen in Dortmund

Internet: www.wir-dortmund.de

Page 30: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Vom Seminar zum Projekt

Begonnen hatte alles 1997 mit einer Semi-narreihe zum Thema „Neue Wohnformenim Alter“, die Birgit Pohlmann-Rohr da-mals vom Verein FOPA (FeministischeOrganisation von Planerinnen und Archi-tektinnen Dortmund e.V.) gemeinsam mitLore Seifert von den Vereinigten Kirchen-kreisen Dortmund durchführte. Mehr als

80 überwiegend ältere Leute hatten sichdamals eingefunden, um über Alternativenfür den dritten Lebensabschnitt nachzu-denken. Nach Ende des Seminars arbeite-ten 20 Teilnehmer weiter an einem Kon-zept für ein eigenes Wohnprojekt undkonkretisierten in wöchentlichen Treffendie ersten Projektideen. Die Moderationund Beratung durch Birgit Pohlmann-Rohr und Gisela Humpert wurde durchBeiträge pro Treffen finanziert. 1998 grün-dete der harte Kern der Gruppe den Verein„WIR – Verein für generationsübergrei-fendes Wohnen in Dortmund“. 1998 und2000 erhielt der Verein bereits eine Förde-rung des Landes für die Entwicklung von„Neuen Wohnformen im Alter“. Den not-wendigen Eigenanteil von 20 Prozent derFördersumme brachte die Kerngruppe desVereins auf.

GenerationsübergreifendesWohnen – verlässliche Nachbarschaft

Die anfängliche Idee des „Wohnens im Alter“ erweiterte sich bald zur Idee des„generationenübergreifenden Wohnens“ – nicht zuletzt, weil bereits vor der Ver-einsgründung jüngere Menschen in dieGruppe gekommen waren. Man einigtesich, dass die Bewohnerschaft in dem ge-planten Projekt ungefähr zu einem Drittelaus Menschen über 55 Jahren, zu einemDrittel aus jungen Familien und zu einemDrittel aus den mittleren Jahrgängenbestehen sollte. Angestrebt wurde eineGrößenordnung von 20 Haushalten. Das Leitmotiv des gemeinschaftlichenWohnens ist die „verlässliche Nachbar-schaft“. Obwohl der Umfang der darunterzu verstehenden Hilfen nicht formell fest-gelegt wurde, gibt es schon eine gegensei-tige Verständigung darüber. Birgit Pohl-mann-Rohr: „Zum Beispiel sollte jemandunterstützt werden, der aus dem Kranken-haus kommt. Wenn er für eine überschau-bare Zeit Hilfe bei Einkäufen etc. braucht,dann sind wir da, um das zu regeln. Undwer eine solche Hilfe benötigt, der mussauch danach fragen können. Man weiß ja

WohnreWIR Tremonia Dortmund

28

Das freistehendeGemeinschaftshausist über Lauben-gänge mit denWohngebäuden verbunden.

Architekten:Post und Welters

Page 31: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

nicht immer, wer was braucht.“ Darüberhinausgehende eventuell später notwen-dige Pflegeleistungen werden durch indi-viduelle Vereinbarungen organisiert oderextern beauftragt. Durch den langen Pla-nungsvorlauf ist die Gruppe inzwischen sogut zusammengewachsen, dass die freund-schaftliche gegenseitige Hilfe zu einerSelbstverständlichkeit geworden ist.

Bedingungen für neue Mitglieder

Während der Planungsphase war es für die Projektentwicklung wichtig, erzielteÜbereinstimmungen und Leitideen wie die„verlässliche Nachbarschaft“ und die Bau-konzeption nicht durch neu hinzukom-mende Interessierte immer wieder in Fra-ge stellen zu lassen. An die Aufnahmeneuer Mitglieder wurden deswegen Bedin-gungen geknüpft: die Mitgliedschaft imVerein und die Teilnahme an den regelmä-ßigen wöchentlichen Treffen sowie an ei-nem gemeinsamen Arbeitswochenende,auf dem man sich gegenseitig kennen ler-nen konnte. Jedes neue Mitglied musstedarüber hinaus einen „verlorenen Betrag“von 1.000 DM für Vorleistungen an denVerein zahlen.

Einfluss auf Bebauungsplan

Anfangs war nicht klar, ob es ein reinesEigentumsprojekt werden würde oderauch Mietwohnungen integriert werdenkönnten. Da ein Investor für einzelneMietwohnungen im Gesamtobjekt nichtgefunden werden konnte, fokussierte sichdie Planung in der Folge auf ein reines Ei-gentumsprojekt. Das ursprüngliche Vorha-ben, ein Gebäude im Bestand zu erwerbenund umzubauen, zerschlug sich schließ-lich ebenfalls. Der Verein konnte in dergewünschten Lage keine geeignete Immo-bilie finden. Westlich des DortmunderKreuzviertels am Rande eines Parks naheder Innenstadt stieß die Gruppe schließlichauf eine interessante Alternative: Für dasGelände der ehemaligen Zeche Tremoniastellte die Stadt Dortmund gerade einen

Bebauungsplan auf. Die dortigen Grund-stücke befanden sich überwiegend im Eigentum der Stadt. Die Projektgruppe er-reichte, dass im Bebauungsplan ihre Ideenberücksichtigt wurden. Statt der zunächstdort geplanten zwei Reihenhauszeilenkonnte der Verein eine flexiblere Gestal-tung durchsetzen. Gleichzeitig erhielt erauf Vertrauensbasis eine Option für dasgewünschte Grundstück. Es dauerte zweiJahre bis seitens der Stadt auch die Sanie-rung der belasteten Flächen geklärt war.

Flexible Architektur

Der nächste Schritt war ein Architekten-wettbewerb mit drei ausgewählten Büros.Die Kosten von 6.000 DM trug anteilig dieProjektgruppe. Die zahlreichen allgemei-nen und individuellen Wohn- und Gestal-tungswünsche, die die Gruppe währendder intensiven zweijährigen Planungs-phase erarbeitet hatte, gingen als Vorgabenin den Wettbewerb. Sieger wurde das Büro„Post und Welters“ aus Dortmund. Es hattefür die zehn Haushalte der Kerngruppe individuelle Wohnungen entworfen. Die verbleibenden elf Wohnungen kauften an-schließend neu hinzu kommende Grup-penmitglieder. Für ein Gruppenmitglied,bei dem es zu finanziellen Engpässen kam,wurde gruppenintern schließlich eine Miet-Lösung gefunden. Bei künftigem Woh-nungsverkauf hat die Gruppe ein Vorkaufs-

ProjektbeispieleI. Alles in Bewohnerhand

29

Der grüne Innenhofmit Wasserpumpeist auch Spielflächefür Kinder.

Page 32: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

recht. Ebenso gibt es eine Vereinbarung,dass bei Neuvermietung das Votum derGruppe Berücksichtigung findet

Das Gemeinschaftshaus – offen für Zuwachs

Kristallisationspunkt des Gemeinschafts-lebens ist das Gemeinschaftshaus an einerSeite des Innenhofes. Dort sind u.a. ein Gästezimmer, eine Waschküche, einWerkraum und ein Fahrradraum unterge-bracht. Im 60 m2 großen Gemeinschafts-raum treffen sich jede Woche die Bewoh-ner, um anstehende Entscheidungen oderProbleme zu besprechen. Das Haus bietetviel Platz für gemeinschaftliche Aktionenund Feste wie das jährliche Hausfest. Hiertreffen sich auch die Arbeitsgruppen fürÖffentlichkeitsarbeit, für die Verwaltungdes Gemeinschaftshauses und für seinenInnenausbau. Die meisten gemeinsamenAktionen entstehen jedoch spontan: Mansieht sich auf den Laubengängen oderschreibt eine eMail an alle Bewohner. Im Gemeinschaftshaus passiert aber nochmehr. Der „WIR – Verein für generations-übergreifendes Wohnen in Dortmund“ hatneue Mitglieder aufgenommen, denenWohnreWIR als Ausgangspunkt für zwei

weitere Wohnprojekte in unmittelbarerNachbarschaft dient. Die neuen Projekt-gruppen treffen sich während der Wocheebenfalls im Gemeinschaftsraum, der da-für über den Verein gemietet wird. NachRealisierung der Bauvorhaben soll sichder Gemeinschaftsraum zu einem Treff-punkt für alle drei Projekte entwickeln.Auch die Vermietung des Raumes an wei-tere externe Gruppen steht zur Debatte.

Gute Aussichten

Bereits in der kurzen Zeit seit dem Einzugzeigt sich, dass die Idee der „verlässlichenNachbarschaft“ gut funktioniert. Die Ver-trautheit bis hin zur Freundschaft, die inder Planungszeit entstanden ist, bildet nundie Grundlage für gegenseitige Hilfen imtäglichen Leben: Der handwerklich ver-sierte ältere Mann ist seinen Nachbarn be-hilflich bei den zahlreichen nötigen Instal-lationen nach dem Bezug der Wohnungen.Im Gegenzug wird er während eines längeren Krankenhausaufenthaltes seinerFrau gerne mitversorgt. Der im Projektwohnende Arzt ist der „Konsiliar“ desProjektes und wird bei Gesundheitsfragengerne zu Rate gezogen. Ungelöst ist bisherdie Frage einer gerechten Verteilung ge-meinschaftlicher Arbeiten im Projekt. Dieweniger engagierten Personen möchtendie Arbeit der Aktiven honorieren – diesehaben aber ein Problem damit, ihre Arbeitwirklich in die Waagschaale zu werfen.Doch das Gemeinschaftsleben floriert.„Den ganzen Sommer hat der Laubengangvoller Leute gesessen an jedem Abend, dernur halbwegs ordentlich vom Wetter herwar“, erzählt Birgit Pohlmann-Rohr. „DieLaubengänge sind groß genug, um sichmiteinander hinsetzen zu können. Das hatetwas Südländisches. Unser einziges Pro-blem sind momentan die Bewegungs-melder: Bei jedem Schluck Wein auf demLaubengang geht das Licht an.“

WohnreWIR Tremonia Dortmund

30

Page 33: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Der Projektname ist Programm: Für ihreWohnung im Aachener Stadthaus habeneinige Bewohnerinnen und Bewohner ihrEinfamilienhaus am Stadtrand jungen Familien mit großem Wohnraumbedarfüberlassen und sind selbst in die Innen-stadt gezogen. Nur fünf Minuten Fußwegvom Hauptbahnhof entfernt liegt das Ge-meinschaftsprojekt – mitten in der City.Die Fassade des Stadthauses passt sichdem Straßenbild an und wertet es zugleichauf. Hier wurde viel Glas verwendet, dasneben der ästhetischen Wirkung auch einefunktionale hat: Die Glasfassade dient zu-gleich als Lärmschutzwand. Das Treppen-haus mit offener Galerie und Zugängen zuden Wohnungen ist von der Straße her ein-sehbar und Bestandteil einer schön gestal-teten, kommunikationsfördernden Ein-gangshalle. Hinter dem Haus haben alleBalkons über verschiedene Treppen Zu-gang zum Gemeinschaftsgarten. Von derDachterrasse aus genießen die Bewohne-rinnen und Bewohner den schönen Blicküber Aachen. Hier steht auch eine „Sonnen-untergangsbank“.

Das Projekt hat viele Mütter

Ulla Grysar, eine aktive Gründungsfrau,findet es „spannend“ die Entwicklung desProjekts im Rückblick zu betrachten: „Eslassen sich jetzt gesellschaftspolitische Linien und soziale Zusammenhänge er-kennen, die uns in der damaligen Situationnicht immer bewußt waren.“ Auslöser derProjektidee waren die positiven Erfahrun-gen, die sie selbst mit ihrer Familie in einemEinfamilienhaus am Rand der Stadt mit einer sehr guten Nachbarschaft gemachthatte. Dieser Erfahrungshintergrund warihr Antrieb, sich für ein gemeinschaft-liches Wohnprojekt einzusetzen. Ihr ge-

sellschaftspolitisches Engagement in derFrauenbewegung verhalf ihr zu dem not-wendigen Durchhaltevermögen. Zudemkannte sie bereits zwei Aachener Gemein-schaftsprojekte: das Wohnprojekt an derVaalserstraße und „Haus Bergdriesch“. Ineiner ersten Arbeitsgruppe mit Frauen wieKirsten Müller-Lehnen vom Frauenbüround der Architektin Ulla Komes stellteUlla Grysar die Projektidee in den Frauen-netzwerken und Agenda-21-Frauenkonfe-renzen vor und präsentierte das Konzeptauch am internationalen Frauentag imMärz 1998 sowie 1999 vor den Wahlen inden städtischen Ausschüssen. Viel Unter-stützung moralischer wie praktischer Arterhielt die Arbeitsgruppe durch das Frau-enbüro und das Evangelische Bildungs-werk, wenn auch die Idee eines reinenFrauenprojektes schon bald aufgegebenwurde, um Frauen mit Partnern nicht aus-zuschließen.

ProjektbeispieleI. Alles in Bewohnerhand

31

Vom Stadtrand in die City

Stadthaus statt Haus e.V.Aachen, Friedlandstraße

Auch architekto-nisch hat sich dasProjekt gut in dieNachbarschaft integriert: DieGlasfassade zurStraße hin assozi-iert Offenheit undTranzparenz im Vergleich zu den gewohnten Stein-fassaden.

Page 34: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Von der Idee zur Realisierung

Positiv wirkten sich 1999 Kaufverhand-lungen mit zwei Grundstückseigentümernauf die Klärung der Verbindlichkeit in derProjektgruppe aus: Alle künftigen Mitbe-wohnerinnen und -bewohner sollten eineneinmaligen Betrag von 500 DM zahlen,um die Sachkosten in der Anlaufphase decken zu können. Mit diesem Etat konnteein fester Projektkern von sechs Frauendie systematische Arbeit beginnen. Alssehr hilfreich erwies sich während diesesProzesses auch die kostenlose, fachlicheBeratung vom Regionalbüro Rheinland/Neues Wohnen im Alter und die Zusam-menarbeit mit dem Klaus Novy Institut.

Finanzielle Hürden überwinden

Die Projektgruppenmitglieder vom Stadt-rand investierten das Geld vom Verkauf ih-rer Häuser in das Stadthaus. Eigentümerdes 80 m2 großen Gemeinschaftsraumes

ist der Verein „Stadthaus statt Haus e.V.“,der im Jahr 2000 gegründet wurde. Ausdem Sonderfonds für „Neue Wohnformenfür alte und pflegebedürftige Menschen in NRW“ bekam er eine Förderung von 80 Prozent der Investivkosten des Ge-meinschaftsraums und die entsprechendenFördermittel für eine Projektentwicklung.Mitglieder des Vereins sind die Woh-nungseigentümer und alle Bewohner so-wie Förderer der Idee des gemeinschaft-lichen Wohnens. In einer notariellenTeilungserklärung sind alle wichtigenkonzeptionellen Aspekte des Projekts ab-gesichert. Da es keinen Bauträger im üb-lichen Sinne gab, sondern die Eigentümer-gruppe selbst diese Aufgabe übernahm,waren die angesprochenen Banken nichtbereit, ein Gemeinschaftskonto für dasProjekt zu eröffnen. Ein Bewohner nahmdas persönliche Risiko auf sich, das ganzeUnternehmen von 2,2 Mio. Euro mit dennotwendigen Sicherheitsauflagen übersein privates Konto laufen zu lassen. Be-

Stadthaus statt Haus e.V. Aachen

32

Altersstruktur(im Dezember 2004)

20 Personen0–20: 2 Personen

21–40: 8 Personen41–60: 2 Personen 61–70: 6 Personen

70+: 2 Personen

Wohnungsgrößen:von 37 m2 bis 120 m2

Wohnung

Wohnung

Erschließungs-halle als offene

Galerie

Wirtschafts-räume

Gemeinschaftsraum

Büro

Gäste-zimmer

Gartenseite

Der ganze Gemein-schaftsbereich ist

Multifunktions-raumbereich

Architektin:

Ursula Komes, Aachen

Trotz Baulücken-grundstück ist derLeitgedanke desProjekts „Indivi-dualität in der Ge-meinschaft“ aucharchitektonischexemplarisch ver-wirklicht.

Straßenseite

Erdgeschoss

Page 35: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

merkenswert ist außerdem, dass Gruppen-mitglieder einander Darlehen gewährten,um allen den Einzug zu ermöglichen.

Aktivitäten auf mehreren Ebenen

Gemeinschaftliche Entscheidungen findenim Stadthaus Aachen auf drei Ebenenstatt: Die erste bildet die Eigentümerge-meinschaft mit den Eigentümerversamm-lungen, die zweite der Verein mit seinerjährlichen Mitgliederversammlung, undals dritte Ebene kommen die Treffen derHausgemeinschaft hinzu. Alternierend zurHausversammlung werden Gesprächs-abende für persönliche Aussprachen ver-anstaltet. Sämtliche Termine werden ge-meinsam abgestimmt. Die Vorbereitungund Moderation übernehmen die Beteilig-ten reihum. Gemeinschaftliche Aufgabenverteilt die Hausverwaltung. Sie wird vonden Bewohnerinnen und Bewohnern selbstorganisiert. So gibt es eine Gartengruppe,eine Innenhofgruppe und drei Leute fürden Gemeinschaftsraum.

Liebgewordene Rituale

Auf die morgendliche Meditationsgruppeund das gemeinsame Frühstück am erstenSamstag im Monat im Gemeinschaftsraummöchten viele im Stadthaus nicht mehrverzichten. Mittwoch spät nachmittagstrifft man sich außerdem zur Teestundeund alle 14 Tage zum Singkreis, bei demauch Nachbarn willkommen sind. Eine

Schreibwerkstatt bietet allen InteressiertenGelegenheit, brachliegende Talente zu ent-falten. Eine Fitnessgruppe geht regel-mäßig gemeinsam ins Fitness-Studio. Zusätzlich entstehen spontane Initiativen:gemeinsame Theater-, Konzert- und Kino-besuche. Auch Urlaubsreisen werden ge-meinsam unternommen.

Soviel Gemeinschaft wie möglich, soviel Individualitätwie nötig

Dieses in Wohnprojektkreisen bekannteMotto ist auch ein wichtiger Bestandteildes Stadthaus-Konzeptes. Nach zwei Jah-ren des Zusammenlebens hat sich inzwi-schen der Alltag eingespielt. Die Bau-phase hat die Gruppe nach Einschätzungvon Herrn Grysar zusammengeschmiedet:„Wir hatten etwas geschaffen und beka-men dafür auch die entsprechende Bestä-tigung von außen.“ Aber es zeigte sichbald, das viele Dinge wie Baumängel, Ge-räuschempfindlichkeiten oder Belastun-gen aus nicht aufgearbeiteten Konfliktenaus der Planungs- und Bauphase eine nagende Unzufriedenheit bei einigen be-wirkte. So beschloss die Hausgemeinschaft

ProjektbeispieleI. Alles in Bewohnerhand

33

Es gibt zwar kaumKinder im Haus,aber die Enkelkin-der scheinen sichhier sehr wohl zufühlen.

Dieser Garten lässtvergessen, dassman hier mitten inder Stadt wohnt.

Page 36: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Stadthaus statt Haus e.V. Aachen

34

Straßenseite

Gartenseite

Architektin:

Ursula Komes, Aachen

Fakten: Stadthaus statt Haus

Einzug: Juli 2002

Altersstruktur: 20 Personen, 6 Personen über 60

Wohnungen: 15 Wohnungen, 37–120 m2

Eigentum: 15 WE freifinanziert, 9 WE selbstgenutzt6 WE vermietet

Gemeinschaftsflächen: Gemeinschaftsraum 80 m2

mit Büro und Gästezimmer, Wirtschaftsräume, Erschließungshalle als Innenhof mit Galerien, Gemeinschaftsgarten, Dachterasse

Gemeinschaftsorganisation: Wohnungseigentümergemeinschaft

Gemeinschaftsorganisation:Stadthaus statt Haus e.V.

Die Wohnungs-grundrisse könntenvielseitiger nichtsein und gemein-schaftsstiftendeRäume ziehen sich durch dasganze Haus.

3. Obergeschoss

Erschließungs-halle als offene

Galerie

Page 37: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

ProjektbeispieleI. Alles in Bewohnerhand

35

einstimmig, eine Mediation mit einer er-fahrenen Fachkraft von außen, durchzufüh-ren. Das Ergebnis ist eine Mediationsver-einbarung in Form eines Wohnbündnissesauf der Basis des kleinsten gemeinsamenNenners – von allen zusammen erarbeitetund akzeptiert.

Ein erster Pflegefall

Dass die Gemeinschaft funktioniert, wennes darauf ankommt, zeigt sich bei einemersten Pflegefall im Haus: Die Mitbewoh-nerinnen und Mitbewohner nehmen aktivAnteil am Rehabilitationssprozess der Be-troffenen, lassen sich in ihre Tagesplanungeinbinden und übernehmen verschiedeneAufgaben. Bei dieser Gelegenheit hat sichdie Galeriebauweise des Hauses schon be-währt: Die erkrankte Bewohnerin nutztaus dem Rollstuhl heraus das Galerie-

geländer, um ihre täglichen Gehübungenzu machen. Bei weiterem Pflegebedarfwäre es künftig auch möglich, das Gäste-zimmer einer Pflegekraft zur Verfügung zustellen, die dann die Bewohnerinnen undBewohner vor Ort betreuen könnte.

Nachbarschaftsintegration

Von Anfang an hat sich die Stadthausge-meinschaft um gute Beziehungen zu denNachbarn bemüht. Zum zweijährigen Be-stehen wurden alle mit einem Rundbriefzum Kaffee eingeladen, und viele sindgekommen. Einige Bewohner engagierensich auch in einer Stadtteilinitiative, dieunter anderem ein Erzählcafé veranstal-tet. Hier wird zur Zeit eine Stadtteilchro-nik erarbeitet, die auch den Werdegangdes Stadthauses und seines Umfeldes dokumentiert.

Im Garten hinterdem Haus gibt eseinen einladendenPlatz, wo bei ent-sprechendem WetterGesprächsrundenstattfinden können.

Page 38: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Ein Weg mit Hürden

Begonnen hatte alles 1996, als die StadtMülheim einen städtebaulichen Plan fürdie Entwicklung der ehemaligen „Wrex-ham Barracks“ aufstellte, einer ehemali-gen Kaserne der Engländer aus den 30erJahren. Explizit wünschte sich die Stadtauch alternative Wohnprojekte auf diesemGelände. Ein Kern von 20 Interessiertengründete bald darauf den „Verein für ge-meinschaftliches Wohnen und Leben imAlter e.V.“, um ein Projekt speziell für äl-tere Menschen auf den Weg zu bringen.Daneben gab es noch zwei weitere Wohn-projektgruppen, die einen Schwerpunktauf Familien mit Kindern legten. „Wir alsGruppe von Älteren fanden es interessant,so dazwischen zu sein“, sagt Helga Spin-deck. Die Stadt Mülheim unterstützte dieGruppen, indem sie anfangs eine externe

Moderation finanzierte und Sitzungssäledes Mülheimer Rathauses zur Verfügungstellte. Um endlich Nägel mit Köpfen zumachen, ließ der Verein 1998 durch einArchitekturbüro die Grundkonzeption ei-nes Hauses für 20 Parteien erstellen. AlleMitglieder der Gruppe mussten dafür mit500 DM in Vorleistung gehen.Politische Querelen ließen das Projektallerdings im letzten Moment beinaheplatzen: Der zugesagte Grundstückspreisvon 300 DM pro Quadratmeter verdoppel-te sich auf 600 DM. Von den Wohngrup-pen blieb nur der „Verein für gemein-schaftliches Wohnen und Leben im Alter“übrig, der sich daran machte, einen exter-nen Investor zu suchen. Die GAGFAH Es-sen war schließlich bereit, in das Projekteinzusteigen, vergrößerte allerdings dieWohnungsanzahl auf über 40 Einheiten.Zusätzlich wurden neben den bis dahin

Projektbeispiel

36

Ruhesitz auf altem Kasernengelände

Verein für gemeinschaftliches Wohnen und Leben im Alter e.V.

Mülheim/Ruhr, Liverpoolstraße

Direkt neben dem Eingang zum Wohnprojektliegt die Terrasse des Gemein-schaftsraums.

Page 39: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

geplanten Mietwohnungen auch Eigen-tumswohnungen vorgesehen. Grundrisseund Ausstattung der Wohnungen unter-scheiden sich jedoch nicht. Glücklicher-weise berücksichtigte der Architekt derGAGFAH bei seiner Planung wesentlicheVorgaben, die die Gruppe in der langenPlanungsphase erarbeitet hatte, zum Bei-spiel die Barrierefreiheit.

Der Traum in Orange

Hell ist das entstandene Gebäude, außenin orangem Farbton verputzt, innen mitorangem Linoleum ausgelegt. Direkt hin-ter dem Haupteingang liegt der große Ge-meinschaftsraum, davor eine geräumigeTerrasse. Eine kleine Küche, Toiletten unddas Büro des Vereins grenzen unmittelbaran. Alle drei Geschosse sowie der Kellerund die Parkgarage mit 37 Stellplätzensind über den Aufzug erreichbar. Auf jederEtage gibt es einen zusätzlichen kleinenGemeinschaftsbereich. Die Wohnungenverfügen über breite Türen und ein geräu-miges Bad mit einer großen ebenerdigenDusche, außerdem über einen kleinenHausarbeitsraum mit Waschmaschinenan-schluss: „Da wollte der Architekt erst garnicht ran, er dachte, das ist verschenkterWohnraum“, erinnert sich Spindeck.

ProjektbeispieleII. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen

37

Fakten: Projekt Mülheim

Einzug: 2004/2005

Altersstruktur:11 Personen über 60, 17 Personen über 70

Wohnungen:44 Wohnungen von 48–105 m2 (davon10 öffentlichgefördert, 34 wahlweise als Mietwohnung oder Ei-gentumswohnung), z. Zt. (2004) 20 Mieter und 8 Wohnungseigentümer

Gemeinschaftsflächen:insgesamt 174 m2 (Gemeinschaftsraum, Teeküche und Toilette im Parterre, Gymnastik- und Hobbyraumim Keller, Terrasse vor dem Gemeinschaftsraum), kleines Vereinsbüro

Bauträger:GAGFAH Projektentwicklungs GmbH Essen

Gemeinschaftsorganisation:Verein für gemeinschaftliches Wohnen und Leben im Alter e.V.

Pflege/Betreuung:bei Bedarf durch ambulante Pflegedienste nach individueller Vereinbarung

Ausschnitt aus dem Grundriss des Erdgeschosses. Direktneben dem Eingang befindet sich der große Gemeinschafts-raum mit Terrasse. Durch eine Schiebewand lässt sich derRaum teilen.

Page 40: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Verein organisiert Gemeinschaftsleben

Der Verein als Initiator des Projekts hat imneuen Haus nun zum ersten Mal ein klei-nes Büro. Als freiwilliger Zusammen-schluss der Bewohner des Hauses organi-siert er alle Veranstaltungen, wie zumBeispiel den wöchentlichen Gymnastik-treff. Das Zentrum des Vereinslebens istder Gemeinschaftsraum, in dem jede Wo-che ein offenes Treffen aller Bewohnerzum gegenseitigem Austausch stattfindet.Dort werden anstehende Aktionen bespro-chen. Zur Zeit bereiten die Vereinsmitglie-der einen Stand für den Adventsmarkt vor,um mit dem Verkauf von Handarbeitenund Gebäck die Vereinskasse aufzufüllen.Mit Unterstützung des Landes NRW istder Verein Eigentümer des Gemein-schaftsraumes geworden und kann freiüber ihn verfügen. Bei der Zwischenfinan-zierung des für die Landesförderung not-wendigen Eigenanteils hat die GAGFAHgeholfen. Auch bei der Belegung der nochfreien Wohnungen klappt die Zusammen-arbeit mit der Wohnungsgesellschaft: „Dasläuft sehr gut. Der Verein ist Ansprech-

partner für alle Interessierten“, erklärtHelga Spindeck, „und auch die GAGFAHachtet darauf, dass Interessenten in dasProjekt passen. Im persönlichen Gesprächstellen wir dann recht schnell fest, ob je-mand hier richtig ist. Wir haben aber auchgelernt, dass man bei 44 Wohnungen nichtso kritisch an die Auswahl der Mieter her-angehen kann wie bei 20 Wohnungen.“

Gemeinschaft als Rückhalt

Auch wenn jemand pflegebedürftig wird,tritt die Gemeinschaft in Aktion. So ist esgeplant. Zwar kann die Nachbarschaft kei-ne umfangreiche Pflege übernehmen. Aberdie individuell organisierte ambulante

Verein für gemeinschaftliches Wohnen und Leben im Alter Mülheim/Ruhr

38

Kaffeerunde undArbeitstreffen ver-binden sich bei den wöchentlichenTreffen – bei gutemWetter auch aufStühlen und Bänkenrund ums Haus.

Page 41: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Pflege soll dann durch gegenseitige Hilfenergänzt werden. Sich gegenseitig kennenzu lernen, bevor es zu dieser Situationkommt, ist dabei ganz wichtig. „Wenn dieLeute, die zusammen wohnen, sich überlängere Zeit kennen, dann kann man vielbesser mit dieser Situation umgehen“glaubt Spindeck. „Es funktioniert abernicht, wenn man die Hilfe untereinandervon vornherein mit auf‘s Auge gedrücktbekommt, und Sie kennen die Leute über-haupt nicht.“

Eine bunte Nachbarschaft

Die alten KFZ-Werkstätten gegenüberdem Wohnprojekt sind umgebaut worden.Hier leben jetzt Familien und Singles mitund ohne Kinder, mit denen die Bewoh-ner des Projektes in Kontakt stehen: Eine

Frau betreut den Hund einer berufstätigenNachbarin, und in den Kindergarten neben-an kommt nun regelmäßig die „Märchen-oma“, eine Bewohnerin des Wohnprojek-tes. Zu Sankt Martin wird die ganzeNachbarschaft in den Gemeinschaftsraumeingeladen.

Trotz aller Schwierigkeiten während derPlanungs- und Bauzeit ist die Initiatoringenauso wie ihre Mitbewohner nun sehrzufrieden mit dem entstandenen Projekt.Wie groß die Nachfrage nach dieserWohnform ist, zeigte der Riesenandrangam Tag der offenen Tür: Die Bewohnerund die Ansprechpartner der GAGFAHwaren gefragte Gesprächspartner derInteressenten. So werden Anfang 2005wohl auch die letzten Wohnungen ver-geben sein.

ProjektbeispieleII. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen

39

Das Gelände desWohnprojektesgrenzt direkt an dasNaherholungsgebietWitthausbusch.

Page 42: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Projektbeispiel

„Wichtig ist, sich bereits vor dem Einzuggut zu kennen, und das Kennenlernenklappt am besten bei geselligen Anlässen“,sagt die Vorstandsfrau des Vereins „WIR – Wohnen im (Un-)Ruhestand“ IrmgardWinter. „Deshalb haben wir angefangenFreizeitangebote zu machen nach demMotto, wer eine Idee einbringt, der musssie auch umsetzen.“ Und es funktioniert:Vom Silvesterball im Gemeinschaftsraum,gemeinsamen Bustouren, Wanderungen,regelmäßigen Frühstückstreffen, Spiele-abenden bis hin zu Beratung und Unter-stützung rund um Fragen des Wohnens hatder Verein „WIR“ viel zu bieten. Er istnicht allein ein Projekt-Verein für die Be-wohnerinnen und Bewohner der ersten„Wir“-Hausgemeinschaft, sondern hatsich seit der Gründung auch zu einem

Freizeit-Club mit über 100 aktiven Mit-gliedern entwickelt. Die Anregung zurVereinsgründung gab 1996 der Geschäfts-führer der Herner Gemeinnützigen Woh-nungsbau GmbH (HGW). Die bis dahinrecht lose Gruppe älterer Menschen, diesich für neue Wohnformen im Alter in-teressierten, wurde als Verein zu einemverlässlichen Ansprechpartner für dasWohnungsunternehmen, das sie als Ko-operationspartner für das erste „WIR“-Projekt gewinnen konnte.

Wohnwünsche und ihre Realisierung

„Wie möchten wir wohnen, wenn wirnoch älter werden?“ Mit dieser Frage hattesich seit 1992 eine von der Wohnbera-

40

Ein Verein für Projekte und mehr

WIR – Wohnen im (Un-)RuhestandHerne, Juri-Gerus Weg

Das erste Haus fürden „Wir“ Vereinentstand, nachdemdie Herner Ge-meinnützige Woh-nungsgesellschaftangeboten hatte,nach den Vorstel-lungen der Gruppezu bauen und dieWohnungsbele-gung in die Verant-wortung der Be-wohnergruppe zuübergeben.

Page 43: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

tungsstelle der Diakonie initiierte Gruppebefasst. Damals gab es noch kaum betreu-te Wohnangebote oder altengerechtesWohnen in Herne. Alle Beteiligten hattenerlebt, dass Eltern oder andere ihnen nahestehende Familienangehörige im hohenAlter noch in ein Alten- oder Pflegeheimumsiedeln mussten. Bei entsprechenderHilfestellung und Ausstattung ihres Wohn-umfeldes wäre der Umzug nicht unbedingterforderlich gewesen. Nach zwei Jahren heftiger Diskussion –Wohngemeinschaft oder Hausgemein-schaft? Wohnen von Jung und Alt oder nurAlt? – entschieden sich die Vereinsmit-glieder für eine Hausgemeinschaft, in dernur ältere Menschen zusammen wohnensollten. Die Initiatorin des Projektes, Irm-gard Winter, berichtet: „Wir stellten uns

ProjektbeispieleII. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen

41

Fakten: Projekt Herne

Einzug: Januar 1999

Altersstruktur: 21 Personen, 63–85 Jahre, 7 Ehepaare, 7 alleinstehende Frauen

Wohnungen: 14 Wohnungen, 48–62 m2, öffentlich gefördert und freifinanziert

Gemeinschaftsflächen:Gemeinschaftsraum rd. 40 m2

Eigentümerin:Herner Gemeinnützige Wohnungsbau GmbH

Gemeinschaftsorganisation:„WIR – Wohnen im (Un-)Ruhestand e.V.“ Herne

Die Vereins-mitgliederkonnten dieBaupläne mitgestalten

Page 44: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

eine Gemeinschaft gleich gesinnter ältererMenschen vor, die zwar zusammen in ei-nem Haus, aber jeweils in der eigenenWohnung leben. Die Wohnungen musstenaltengerecht ausgestattet sein, und dasHaus sollte in der Nähe des Stadtzentrumsliegen, möglichst mit einer Grünanlage imUmfeld, die zu Fuß zu erreichen ist. DieProjektgruppe entwickelte ein Wohnmo-dell mit detailliertem Raumprogramm undorganisierte die Öffentlichkeitsarbeit. AufInformationsveranstaltungen stellte sie dasWohnkonzept verschiedenen Wohnungs-baugesellschaften, Bauherren und Archi-tekten vor.

Kooperation mit Wohnungs-unternehmen

Die HGW bot dem Verein 1996 an, 14Wohnungen nach den Vorstellungen derGruppe zu bauen. Der Verein nahm dasAngebot sofort an, obwohl ursprünglicheine Wohnungszahl von 20 bis 25 Woh-nungen geplant war: Doch die Lage desGrundstücks entsprach in idealer Weiseden Vorstellungen der Vereinsmitglieder:zehn Minuten Fußweg zur Herner City,zehn Minuten Fußweg zum Stadtpark so-wie ein Supermarkt direkt nebenan undeine Bushaltestelle vor der Haustür. Zu-dem berücksichtigte die HGW den

Wunsch des Vereins, die Baupläne mitzu-gestalten und eine Wohnungsvergabedurch den Verein für seine Mitglieder zuermöglichen, Mietverträge auf Lebenszeitabzuschließen und einen Gemeinschafts-raum einzuplanen. 1998 war Baubeginn,die „aufregendste Projektphase“ begann.Nicht alle Wünsche der künftigen Mieterwurden bei der Bauerstellung realisiert.Doch den individuellen Zuschnitt und dieAusstattung der Wohnung konnten sie imRahmen der gegebenen Möglichkeitenmitbestimmen: zum Beispiel die Wandlän-gen verändern sowie eine Fußbodenhei-zung und Schiebetüren an den Balkonendurchsetzen. Für einige Details der Woh-nungsausstattung mussten die Vereinsmit-glieder viel Überzeugungsarbeit beimWohnungsunternehmen leisten. „Wichtigwar uns eine ebenerdige Dusche, die da-mals noch nicht selbstverständlich war.Das sei zu teuer, das ginge nicht, meintedas Wohnungsunternehmen“, erinnert sichFrau Winter. „Unsere Männer sind dannzu entsprechenden Firmen gegangen, ha-ben Preise verglichen und gezeigt, dass esso viel teurer dann doch nicht war, das hatdie HGW überzeugt.“ Eine Arbeitsgruppedes Vereins prüfte während der Bauphasefast täglich, ob die Planungen in den ein-zelnen Wohnungen auch richtig umgesetztwurden.

Nachbarschaftshilfe statt Betreuungspauschale

Ende 1999 zogen acht Alleinstehende, un-ter ihnen eine Rollstuhlfahrerin, und sechsEhepaare in ihre Wohnungen in den Juri-Gerus-Weg ein. In dieser Phase zeigtesich, welche Vorteile das bereits geübteMiteinander hatte. Die Idee der gegensei-tigen Unterstützung begann ganz selbst-verständlich und ohne besonderen Anstoßin vielfältiger Weise Wirklichkeit zu wer-den. Die Hilfeleistungen sollten ja selbst-organisiert, kostenlos und freiwillig er-bracht werden, damit diese Wohnform füralle bezahlbar blieb. Die Pflege gutnach-barschaftlicher Beziehungen läßt nie-manden vereinsamen und gibt jedem die

WIR – Wohnen im (Un-)Ruhestand Herne

42

Page 45: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Sicherheit, im Notfall schnell Hilfe zu be-kommen. Ausgenommen davon ist diePflege, die bei höherem Pflegebedarf nurvon professionellen Kräften geleistet wer-den kann. Bei der Organisation und derAuswahl häuslicher Pflegedienste bietetder Verein Beratung und Unterstützung an.

Die Bewohner des Juri-Gerus-Weges ha-ben eine Bewohnervertretung gewählt:zwei Frauen und ein Mann, die dafür ver-antwortlich sind, dass das Zusammenle-ben funktioniert. Der Mann ist gleichzeitigHauswart und erhält eine kleine Auf-wandsentschädigung. Er achtet beispiels-weise darauf, dass in der Küche des Ge-meinschaftsraums alles in Ordnung ist,dass gelüftet wird, dass die Spülmaschineausgeräumt wird. Einmal im Monat tagteine Bewohnerversammlung. Dann kom-men Ärgernisse, Ungeklärtes und ab undzu auch ein Geburtstagsumtrunk auf denTisch.

Das zweite WIR-Projekt wird gebaut

„Vor zwei Jahren habe ich gedacht, dassdie Anfragen an unser Projekt geringerwerden, weil ja sehr viele andere Projekte

inzwischen entstanden sind. Aber die An-fragen von Interessierten aus der gesamtenBundesrepublik häufen sich“, stellt dieVorstandsfrau Irmgard Winter fest. Auf-grund der sprunghaft angestiegenen Mit-gliederzahlen realisiert der Verein nun sein zweites Hausgemeinschaftsprojekt.Ursprünglich wollte die HGW wieder fürden Verein bauen, aber es fehlt ein passen-des Grundstück. Der damalige Geschäfts-führer der HGW ist mittlerweile selbst inden (Un-)Ruhestand getreten und Vor-standsmitglied im WIR-Verein geworden.

Ein Bauherr aus dem Münsterland reali-siert nun für Vereinsmitglieder und andereInteressierte das zweite Wohnprojekt nachden Vorstellungen des Vereins: Ein innen-stadtnaher, gut erreichbarer Standort di-rekt hinter dem Herner Bahnhof ist ausge-wählt, die Mitbestimmung an der Planungfest vereinbart. Die Vereinsmitglieder von„WIR“ werden allerdings lediglich einenTeilabschnitt des Neubaus belegen: AlleWohnungen könnten sie mit ihren derzeiti-gen Wohninteressenten nicht füllen. Siekümmern sich jetzt in Absprache mit demVermieter darum, geeignete Mieterinnenund Mieter für das zweite Projekt zu finden.

ProjektbeispieleII. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen

43

Der Gemein-schaftsraum wirdvon den Bewoh-nern und Bewoh-nerinnen des Hauses intensivgenutzt. Für dieüber 100 aktivenVereinsmitgliederreicht er inzwi-schen nicht mehr.

Page 46: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Mitten im Ortskern der alten SälzerstadtSalzkotten nahe Paderborn liegt der He-derpark. Die ehemalige Rektoratsschulevor dem Park, ein stattlicher Fachwerk-bau, wurde 1997 zu einem Mietshaus mit30 modernen Ein- und Zwei-Zimmerwoh-nungen umgestaltet. Der Charme des Hau-ses liegt nicht allein in seiner traditionel-len Architektur und zentralen Lage. Im„Hederpark“ können ältere und hilfsbe-dürftige Hausbewohner selbst bei hohemPflegebedarf auf eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung durch ein multiprofessionellesTeam zurückgreifen. Doch steht das bar-rierefreie Haus allen offen, die gemein-schaftliches Wohnen schätzen.

Betreuungspauschale entfällt

Etwa die Hälfte von den derzeit 28 Miete-rinnen und Mietern im Hederpark benötigtUnterstützung bei den täglichen Verrich-tungen. Es sind Menschen jeden Alters,viele von ihnen über 60 Jahre alt und eini-ge an den Rollstuhl gebunden. Seit 2002unterhält der Bielefelder Pflegeverein Altund Jung e.V. in Absprache mit dem Haus-besitzer, einer Salzkottener Eigentümerge-meinschaft, einen Pflegestützpunkt imHaus. Eine Betreuungspauschale fällt je-doch im Unterschied zum herkömmlichen„Betreuten Wohnen“ oder „Service-Woh-nen“ nicht an. Wie bei den BielefelderProjekten von Alt und Jung e.V. üblich,sind auch im Hederpark ausschließlichambulante Pflegekräfte 24 Stunden amTag präsent. Sie versorgen bei Bedarfnicht nur die Mieter im Haus, sondernübernehmen auf Anfrage auch Pflegeauf-gaben in der Nachbarschaft. Die Leistungen werden zu den üblichenSätzen ambulanter Dienste abgerechnetund im gesetzlichen Rahmen von den

Pflegekassen übernommen. Im Hederparkherrscht bei den Dienstleistungen Wahl-freiheit. Wer einen anderen Pflegedienstdem Verein Alt und Jung vorzieht, ruft die-sen ins Haus.

Wohnen und mehr …

Das dreigeschossige Gebäude ist durch-weg rollstuhlfreundlich. Alle Apparte-ments sind über einen Aufzug an derSchnittstelle zwischen Altbau und demneuen Anbau zu erreichen und verfügenüber Bad und Balkon. „Hier gleicht keineWohnung der anderen“, betont ClaudiaFlottmeier, die Ansprechpartnerin derHausverwaltung für die Mieter. Bis aufden Küchenbereich sind die Appartementsbeim Einzug unmöbliert, gediegen gestal-tet und mit einem rotem Notrufknopf imBad und einem grünen Signalknopf fürden Pflegedienst versehen. Die Kaltmietenbetragen je nach Wohnungsgröße zwi-schen 450 bis 580 Euro und liegen damitüber den ortsüblichen Mieten. Um auchInteressenten mit kleinem Einkommenden Einzug zu ermöglichen, bietet die

Projektbeispiel

44

Viele Einkaufs-möglichkeiten undCafés, Bus undBahn liegen in un-mittelbarer Nach-barschaft.

Wohnen in der City mit Pflege nach Bedarf

Team Hederpark Salzkotten, Am Wallgraben

Page 47: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Hausverwaltung im Auftrag der Eigen-tümergemeinschaft fünf der 30 Wohnun-gen deutlich preisgünstiger an.

Kaffeeklatsch im Wohncafé

Das große Plus des ungewöhnlichen Miets-hauses sind die Gemeinschaftsflächen: einkleiner und ein großer Wintergarten mitTerrasse, eine Bibliothek, die mit ihren Tischen gern für Familienfeiern genutztwird, und ein Gästeappartement, das auchfür Verhinderungspflege zur Verfügungsteht. „Theoretisch wäre hier auch Tages-pflege möglich, die bietet allerdings schonein Pflegeheim im Ort an, dafür gibt es beiuns keine Nachfrage“, erklärt Anita Gurk.Sie ist die verantwortliche Teamleiterin

ProjektbeispieleIII. Wohnen mit Pflegeangeboten

45

Fakten: Projekt Hederpark

Übernahme: Oktober 2002

Altersstruktur: 28 Personen, davon 19 über 60 Jahre

Wohnungen: 30 Wohnungen, 33–52 m2

alle freifinanziert, 5 privat gefördert

Gemeinschaftsflächen:Deele mit Wohncafé, Küche, 2 Balkone, 2 Wintergärten, Bibliothek,Gästeappartement, Pflegebad, Büro,Garten

Bauträger: Accentbau Werner Niggemeier, Eigentümergemeinschaft

Pflegeorganisation:Alt und Jung e.V.

Gemeinschaftsorganisation:Nachbarschaftshilfe Salzkotten e.V.

Durch den Umbaudes historischenGebäudes und einenmodernen Anbausind attraktiveGemeinschafts-flächen und indivi-duell geschnitteneWohnungen unter-schiedlicher Größeentstanden.

Architekt:Walter Niggemeier,Accentbau, Salzkotten

Foyer

Winter-garten

Page 48: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

des Pflegevereins Alt und Jung im Heder-park und zentrale Anlaufstelle für die Sor-gen und Nöte der Hausbewohner. Ihr Büroliegt neben dem Herzstück des Hauses,der großen ehemaligen Deele. Der zum ge-mütlichen Wohncafé umgestaltete Raumbefindet sich gleich hinter dem Hauptein-gang. Hier trifft man sich nachmittags beiKaffee und Kuchen zum Plaudern. Anson-sten versorgen sich alle selbst in ihrerWohnung oder lassen sich das preiswerteEssen vom Gasthof gegenüber liefern.Doch das Wohncafé ist der Sammelplatzfür alle Neuigkeiten und anstehenden Aktionen.

Nachbarschaftshilfe und Bürgertreff

Reibekuchenessen, Grillnachmittage, Weih-nachtsfeiern und Ausflüge – kurzum fastalle Freizeitaktivitäten im Hederpark orga-nisieren Ehrenamtliche des Vereins Nach-barschaftshilfe Salzkotten e.V. ebenso wie den nachmittäglichen Kaffeeklatsch.„Den preiswerten Kaffee und Kuchen be-zuschussen wir aus der Vereinskasse“,erklärt Claudia Flottmeier. Die Ansprech-

partnerin der Hausverwaltung ist auch imVorstand der Nachbarschaftshilfe aktiv.Eine glückliche Personalunion, die demVerein im Hederpark neue Aufgaben undVersammlungsräume erschließt und dieTätigkeit des Pflegevereins Alt und Jungsinnvoll ergänzt. Hilfe zur Selbsthilfe unddie Kooperation mit Vereinen, Verbändenund anderen Interessierten hat sich derNachbarschaftsverein ins Programm ge-schrieben. In seinem kleinen Büro im Hederpark bietet er Beratung und Hilfe an,die nicht nur den Hausbewohnern zugutekommt. Denn der Hederpark soll mit seinen Betreuungsangeboten und dem ge-mütlichen Wohncafé allen Salzkottenernzur Verfügung stehen. „Bislang setzen sichAnwohner und Nachbarn noch nicht zumKaffee trinken ins Wohncafé, wie es ei-gentlich angedacht war“, bedauert AnitaGurk. „Aber am Tag der offenen Tür istdas Haus voll. Dann kommen alle.“ DieSalzkottener betrachten die Vorgänge imHederpark mit Interesse und Wohlwollen.„Die finden das Konzept gut“, sagt Gurkund verweist auf die vielen Sachspendender Geschäftsleute.

Aus der Not heraus

Nicht immer war die Stimmung im Hausso optimistisch. Es hat bewegte Zeitenhinter sich. 1996 hatte der Architekt Wer-ner Niggemeier den denkmalgeschütztenBau als „Ruine“ erstanden und im Auftragder Eigentümergemeinschaft aus- und um-gebaut. 1997 pachtete das Christopherus-werk das Gebäude und bot die barriere-

Hederpark Salzkotten

46

Der geräumigeFachwerkbau ver-bindet modernenKomfort mit tradi-tionellen Elementenwie der großenDeele. Das Wohn-café liegt gleich hinter demBesuchereingang.

Terrasse und Win-tergärten bietenPlatz zum Plaudernin kleiner Runde.

Page 49: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

freien Seniorenwohnungen als Service-Wohnungen an. Es rechnete sich jedochnicht, und so übernahm im Jahr 2000 dieRefugium AG das Gebäude zum gleichenZweck. Doch auch ihr war kein Glück beschieden. Nur ein Teil der Wohnungenkonnte vermietet werden. Zwei Jahre spä-ter ging die Gesellschaft, die mehrereHäuser an verschiedenen Orten betriebenhatte, in die Insolvenz. Es herrschte allge-meine Bestürzung bei Mietern und Ange-stellten: Was sollte nun werden?

Krise als Glücksfall

„Damals habe ich gerade eine Ausbildungals Projektberaterin bei der Wohnprojekt-beratung Jung und Alt e.V. in Bielefeld gemacht“, erinnert sich Anita Gurk. Dieexaminierte Krankenschwester war bis-lang beim Pflegeverein Alt und Jung inBielefeld tätig gewesen. Ständige Rücken-schmerzen erforderten einen Berufswech-sel. Im Verlauf ihrer Ausbildung zur Wohn-projektberaterin schlug die gebürtigeSalzkottenerin eine Exkursion zum Heder-park vor, um zu überlegen, was sich ausdem gut ausgestatteten Haus machen ließe. „Doch die Expertin des BielefelderVereins für Wohnprojektberatung, TheresaBrechmann, war zunächst wenig interes-siert“, erzählt Gurk. Das änderte sich, alssie den eindrucksvollen Fachwerkbau be-sichtigte: „Sie hat sich in das Haus ver-liebt“, schmunzelt Gurk. „Dann hieß es:Wenn ich das Projekt für den PflegevereinAlt und Jung übernähme, könnte es viel-leicht weitergehen.“ Als frisch gebackeneProjektberaterin und erfahrene Pflegekraftergriff Gurk die Chance. Die Hälfte derehemaligen Angestellten konnte sie für dieMitarbeit in dem Wohnprojekt mit neuemKonzept gewinnen. Auch Claudia Flott-meier war mit von der Partie. Die Eigen-tümergemeinschaft ließ sich auf das Expe-riment ein, die Hausverwaltung senkte diehohen Mieten – und das Experiment ge-lang: Bis auf zwei sind alle Wohnungenvermietet. „Jetzt sind alle stolz auf dasProjekt“, stellt Gurk zufrieden fest.

Neues Konzept bewährt sich

Das Leben im Hederpark hat sich sehr ver-ändert, seit der Verein Alt und Jung insHaus gekommen ist. „Früher herrschtehier eine ganz andere Atmosphäre“, er-innert sich die Pflegeteamleiterin, „vielabgeschiedener, wie in einem Wohnstift.“Die Mieterinnen und Mieter haben sichumstellen müssen. Vor 2002 waren sie„Service Wohnen“ im Hederpark gewöhntund hatten dafür eine entsprechende Pau-schale gezahlt. „Als wir hier anfingen,haben die Leute beim Kaffeeklatsch er-wartet, dass wir ihnen den Kaffee ein-schenken.“ Der Wechsel hat ihnen gut ge-tan, davon ist Gurk überzeugt: „Sie sindselbstständiger geworden. Wir hatten zumBeispiel eine Dame im Haus, die das Bettkaum noch verlassen konnte. Mittlerweilekommt sie sogar wieder zum Kaffee trin-ken herunter.“ Ein Erfolg der aktivieren-den Pflege und anregenden Geselligkeitim Haus. „Hier geht es jetzt viel lebendi-ger zu“, findet Gurk, und Claudia Flott-meier sieht das genauso.

ProjektbeispieleIII. Wohnen mit Pflegeangeboten

47

Treffpunkt und Informationsbörsedes Hauses:das Wohncafé

Page 50: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

In keiner anderen Region ist in den letztenzwei Jahrzehnten eine solche Vielzahl angemeinschaftlichen Wohnprojekten ent-standen wie in Bielefeld und Umgebung.„Mittlerweile gibt es etwa 70 Projekte im Raum“, erklärt Theresia Brechmann,Wohnprojektberaterin und Ansprechpart-nerin für Wohnungs- und Wohlfahrtsun-ternehmen. „Viele organisieren sich überNachbarschaften oder Freundschaften.Wir kennen sie nur über die Wohnprojekt-beratung Jung und Alt e.V.“ Den Nährbo-den für die Entwicklung gemeinschaft-licher Wohnformen bildet der BielefelderVerein Alt und Jung e.V. Als Frau der „er-sten Stunde“ ist Brechmann Mitgründerindes Vereins und eine gesuchte Ansprech-partnerin in der rührigen Szene. Die ehe-malige Gemeindeschwester beteiligte sich1977 an dem generationengemischten Ge-sprächskreis der Katholischen Hochschul-gemeinde Bielefeld, dessen Teilnehmerin-nen 1978 den Verein Freie Altenarbeit – Alt trifft Jung und Jung trifft Alt e.V.gründeten. Als Keimzelle und „Mutter-verein“ der Bielefelder Projektbewegunggliederte er sich später auf in die „Wohn-

projektberatung Jung und Alt e.V.“ und die„Freie Altenarbeit Alt und Jung e.V.“ DasMotto bis heute: „Miteinander arbeiten,voneinander lernen und einander helfen.“

Von der Hausbesetzung zur Wohngemeinschaft

Den Anstoß zur ersten Wohngemeinschaftgab 1980 eine an MS erkrankte Frau, dieseit Jahren einen Heimplatz suchte und vonBrechmann und ihren Kolleginnen am-bulant versorgt wurde. Ein Jahr blieb dieSuche nach einem geeigneten Domizil er-folglos, bis Bielefelder Selbsthilfeinitiati-ven ein großes Haus in der Huchzermeier-straße besetzten. Die WohngemeinschaftAlt und Jung handelte mit der Besitzerin,der Stadt Bielefeld, einen Mietvertrag aus.Nach der Renovierung begann für vierpflegebedürftige alte und drei junge Men-schen der gemeinsame Alltag. Er wolltegelernt sein. „Die ersten fünf Jahre war daseinfach eine Wohngemeinschaft mit ambu-lantem Pflegedienst“, sagt Brechmann, dieheute noch in der Huchzermeierstraßewohnt. „Erst 1985 kamen Anfragen vonanderen Interessierten, die ebenfalls Haus-gemeinschaften gründen und beraten wer-den wollten.“ Drei weitere Wohnprojekteentstanden 1985, 1990 kamen fünf weiterehinzu. Seither steigt die Zahl der Haus-und Stadtteilprojekte stetig an.

Günstige Rahmenbedingungen

Einen Grund für die hohe Projektdichtesieht Brechmann auch darin, dass großeBielefelder Wohnungsunternehmen gezieltWohnraum für Haus- und Siedlungs-gemeinschaften zur Verfügung stellen.„Zudem hatten die Freie Scholle und die

Hederpark Salzkotten

48

Alt und Jung e.V. als Projektgenerator: „Wat mot, dat mot“

Page 51: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Bielefelder Gemeinnützige Wohnungsbau-gesellschaft (BGW) schon frühzeitig dieIdee, ihren Mietern auch Sozialarbeit an-zubieten. Das Service-Know-how habensie sich vom Verein Alt und Jung geholt.Umgekehrt hat Alt und Jung vom Know-how der Baugesellschaften profitiert. FürNordrhein-Westfalen hat das Vorbildcha-rakter.“ Auch die Rolle der Stadt bewertetsie positiv: „Das Wohnbauamt hat die Pro-jektinitiativen unterstützt. Bielefeld zeigtauf Grund seiner Geschichte eine ausge-prägte Bürgernähe, gepaart mit vernunft-bezogenen Lösungsansätzen. ‚Was mot,dat mot’ sagen die Ostwestfalen und gehenProbleme pragmatisch an. Diese Offenheitfür neue Wege gibt es bisher in keiner an-deren Stadt. Auch soziale Einrichtungenkooperieren mit dem Pflege-Verein Altund Jung wie z.B. das Ev. Johanneswerkals Wohlfahrtsträger.“

Erfolgskriterien für Wohnprojekte

Mittlerweile hat die freiberufliche Wohn-projektberaterin eine Vielzahl von Projekt-initiativen begleitet und kann auf einenprofunden Erfahrungsschatz zurückgrei-fen: „Bewährt haben sich Wohnmodelle,die auf einen ambulanten Dienst zurück-greifen können, der im Quartier verwur-zelt ist und Angebote für die Nachbar-schaft macht. Im Aussterben begriffensind dagegen reine Demenz-Wohngemein-schaften, weil sie nicht genügend kunden-orientiert sind. Die Pflegekräfte sind zudominant und die Verwandten nicht starkgenug eingebunden. Alt und Jung begleitetdiese Projekte nicht mehr. Günstiger sindHausgemeinschaften mit verschiedenarti-gem Hilfebedarf.“

Pflege im Quartier

Entscheidend findet die Projektberaterin,dass die Hälfte des Zusammenfindens ineiner Wohn- und Hausgemeinschaft überdie Angehörigen organisiert wird: „Sieund die Nachbarn besetzen ihr eigenesWohnquartier. Der Pflegedienst hat einVorschlagsrecht, spielt im Projekt aber nureine Gastrolle. Als Dienstleister ist er zu-und abwählbar. Alt und Jung ist deshalbnie der Projektträger.“ Im Idealfall verfügejedes Quartier über ein Gemeinschaftspro-jekt als „Herzstück“, sagt Brechmann undverweist auf einen Beschluss der Bielefel-der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesell-schaft, in den nächsten 15 Jahren entspre-chende Wohnflächen zur Verfügung zustellen. Der ambulante Pflegestützpunktim Projekt verbessere auch die pflege-rische Versorgung des Umfeldes. Zudemgebe es einen „Reha-Effekt“ innerhalb derProjekte: „Eine Studie belegt, dass Men-schen mit hohem krankheitsbedingtemPflegebedarf in der eigenen Wohnung mit24 Stunden Versorgungssicherheit schnel-ler genesen, bei Hochaltrigen wird diePflegebedürftigkeit länger hinausgezö-gert.“ Eine weitere Studie zeige außer-dem die größere Wirtschaftlichkeit der Altund Jung-Wohnprojekte, betont Brech-mann: „Andreas Heiber hat Vergleiche mitPflegeheimen angestellt. Sein Ergebnis:Die Projekte haben im Verhältnis eine um 38 Prozent höhere Effizienz und dop-pelt so viel Personal, aber nur 5 Prozenthöhere Kosten. Unter gleichen Förderbe-dingungen wären die Projekte sogar um 10 Prozent günstiger.“

ProjektbeispieleIII. Wohnen mit Pflegeangeboten

49

Page 52: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Wer von einem Leben im Grünen träumtmit der Gewissheit, auch bei hohem Pfle-gebedarf die nötige Unterstützung zu fin-den, für den bietet Rotingdorf reizvollePerspektiven. Das ehemalige Bauernhausder Haus- und Wohngemeinschaft Alt &Jung liegt umgeben von Feldern etwasaußerhalb des Städtchens Werther in derNähe von Bielefeld. Rund 800 m2 Wohn-fläche mit einem weitläufigen Garten las-sen viel Raum für ganz unterschiedlicheWohnbedürfnisse. Im Erdgeschoss des ge-mütlichen Backsteinbaus leben siebenüberwiegend ältere Menschen mit Pflege-bedarf. Auf Grund unterschiedlicher Er-krankungen können sie nicht mehr alleinin der eigenen Wohnung leben. In Roting-dorf organisiert ein ambulanter Pflege-dienst eine Rund-um-die-Uhr-Betreuungfür die Mieterinnen und Mieter in derPflege-Wohngemeinschaft. Im ersten

Stock der Hausgemeinschaft wohnen jün-gere Mieter ohne Pflegebedarf: MichaelZerbst, der Initiator des Wohnprojektesmit seiner Frau und zwei Kindern, zweiAlleinerziehende mit drei Kindern sowieein Single. Zwar verfügt hier jede Parteiüber eigene Räumlichkeiten mit Kücheund Bad. Doch auch im ersten Stock legendie Mieterinnen und Mieter Wert auf Ge-meinschaft. So wird reihum gekocht undauch mal bei Bedarf das Babysitting über-nommen.

Alltag in der Pflegewohngruppe

Besuchern aus der Stadt verschlägt es zu-nächst die Sprache, wenn sie das vormali-ge Bauernhaus betreten: Die hohe alte„Deele“ mit ihren 150 m2 Grundfläche hatder Trägerverein „Umbruch“ zu Gemein-schaftsräumen von beeindruckenden Aus-

Projektbeispiel

50

Hausgemeinschaft auf dem Land mit Pflegeangebot

Haus- und Wohngemeinschaft RotingdorfWerther, Rotingdorfer Straße

Alt und Jung untereinem Dach: Dasgeräumige Bauern-haus bietet vielPlatz für unter-schiedliche Wohn-bedürfnisse.

Page 53: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

maßen umgebaut: Allein das Esszimmermit der schönen Fachwerkwand erstrecktsich über 70 m2. und geht nahtlos über inden Wohnraum mit noch einmal 80 m2

Grundfläche. Hier machen es sich die Erd-geschoss-Mieter nach den gemeinsamenMahlzeiten gern auf den Sofas vor demgroßen Kamin bequem. Anheimelnd wirktauch die lange Ofenbank, der eine zier-liche alte Dame mit Rollator zustrebt, umsich dort den Rücken zu wärmen. Abendsvor dem Schlafengehen schauen die meis-ten im Wohnzimmer noch ein wenig fern,dann setzen sich auch schon mal die Mie-ter aus dem Obergeschoss dazu. Für Fest-lichkeiten wie Weihnachten bietet der Ge-meinschaftsraum einen idealen Rahmen.

ProjektbeispieleIII. Wohnen mit Pflegeangeboten

51

Fakten: Projekt Rotingdorf

Einzug: 1992Integrative Hausgemeinschaft mit Betreuung und Pflege

Altersstruktur: 17 Personen, davon 4 über 60 Jahre und 7 mit hohem Pflegebedarf

Wohnungen: 7 Bewohnerzimmer im EG, 19–23 m2,5 Wohnungen im 1. OG, 42–87 m2

Modellförderung, freifinanziert

Gemeinschaftsflächen: ca. 175 m2

im EG: Esszimmer, Wohnzimmer, Küche, Gästezimmer, 2 Bäder, Dienst-zimmer, Sauna

Außenbereich: Dachterrasse 120 m2

Garten 10.000 m2, Wirtschaftsraum

Eigentümer:Umbruch – wohnen und mehr e.V.

Betreuung und Pflege: Lebensbaum Soziale Hilfen gGmbH

Im barrierefreienErdgeschoss woh-nen die Mieter mitPflegebedarf inEinzelzimmern.Der Alltag spieltsich überwiegendin der großen ehe-maligen Deele ab.

Umbau:Umbruch e.V., Werther

Zimmer 3 Zimmer 2 Zimmer 1

Küche 1

Flur 5 Flur 1

Bad 1

Küche 2

Abst.

Elektro

Essen

Heizung

WohnenDienst-zimmer

Zimmer 5 Zimmer 6 Zimmer 7

Flur 4Diele

Zimmer 4

Flur 2

Bad 2

Abst.

WC WC

Bereitschaft

Sauna

Wasser

Eingang

Eing

ang

Eing

ang

Page 54: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Wer Ruhe haben möchte, zieht sich in seinZimmer zurück. Alle sieben Mieterinnenund Mieter im Erdgeschoss haben ihr ei-genes, individuell gestaltetes Zimmer.Zwei schwellenfreie Bäder stehen ihnenim weitgehend barrierefreien Erdgeschosszur Verfügung, zusätzlich separate Toilet-ten. Ein Gästezimmer bietet Platz fürHausgäste und ermöglicht auch eine Ver-hinderungs- oder Kurzzeitpflege für Nach-barn im Haus. Außerdem gibt es noch einDienstzimmer für das Pflegeteam und diegemeinsame Küche, in der die Mahlzeitenzubereitet werden.

Selbstständigkeit erhalten und stärken

Seit dem Einzug im Jahr 1992 hat derPflegedienst „Lebensbaum – soziale Hil-fen e.V.“ die ambulante Betreuung der Bewohnergruppe übernommen. Tagsüberkümmert sich ein Team von drei ausgebil-deten Fachkräften um die hauswirtschaft-liche Betreuung und Pflege der siebenMieterinnen und Mieter sowie den Tages-gast: eine alte Dame aus der Umgebung,die zur Tagespflege nach Rotingdorfkommt. Nachts ist immer eine Bereit-schaftskraft des Pflegedienstes im Haus,teilweise übernimmt auch Michael Zerbstals erfahrener Pfleger die Nachtschicht.Die Mieterinnen und Mieter im Erdge-schoss haben einen recht unterschied-lichen Hilfebedarf: Die jüngste von ihnenist mit 38 Jahren durch Multiple Sklerose

ganz auf den Rollstuhl angewiesen, eben-so ein 54-jähriger Grafiker mit einemHirntumor. Zwei ältere Damen leiden in-folge eines Schlaganfalles an diversenEinschränkungen, eine 88-Jährige ist anParkinson erkrankt. Der ältesten, 98-jähri-gen Mieterin macht eine Herzschwächesowie Osteoporose zu schaffen. Am rüs-tigsten ist eine 71-Jährige mit Diabetes,die sich aufgrund falsch eingesetzter Hüft-gelenke nur mit dem Rollator bewegenkann. Sie hilft gern bei der Wäsche undbei der Zubereitung der Mahlzeiten. Esgehört zum Konzept des Pflegedienstes,die Selbstständigkeit der Bewohner soweit wie möglich zu erhalten und zu stär-ken, „so viel Normalität wie möglich“ istdie Devise. Jeder hat seinen individuellenTageslauf, strukturiert durch die gemein-samen Mahlzeiten. Der zwischenmensch-liche Kontakt im Haus, auch zu den ande-ren Generationen, verhindert Isolation undsorgt ebenso wie verschiedene Aktivitätenund gemeinsame Unternehmungen für An-regung. Doch kann sich jeder auch zu-rückziehen. Anders als im Heim sind hierdie pflegebedürftigen Mieter die Auftrag-geber, die den ambulanten Dienstleisternach ihrem individuellem Bedarf mit derPflege betrauen. „Hier können Sie diePflegekraft auch wegschicken, wenn Siemit ihr nicht klarkommen“, erklärt Zerbst.„Im Heim müssen Sie selbst gehen.“ Einweiterer wichtiger Unterschied: Angehöri-ge können sich in Rotingdorf an der Pflegebeteiligen.

Besucher kommen gern ins Haus

„Die Angehörigen und Freunde kommengern her“, sagt Zerbst nicht ohne Stolz,„meist gibt es erst mal einen Cappuccinoauf die Hand oder auch ein Bier.“ Er sitztgerade mit einem Besucher auf der Couch,der nach seinem Freund, dem Grafikerschauen will. „Im Sommer ist es hier besonders schön“, sagt der Besucher underzählt vom letzten großen Sommerfest.Jedes Jahr werden Freunde, Angehörige,Nachbarn und Mitarbeiter aus anderen

Haus- und Wohngemeinschaft Rotingdorf Werther

52

Die warme Ofenbank ist der Lieblingsplatzder 98-jährigen Seniorin. Wer allein sein möchte,zieht sich in sein eigenes Zimmer zurück.

Page 55: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Projekten zum Grillen eingeladen. Im Wirt-schaftsraum der umgebauten Garage imHof braut Zerbst auch selbst Bier. Dazugibt es dann frische Brezeln. Schafe gra-sen auf der großen Wiese vor dem Haus – eine ländliche Idylle. Allerdings brauchtman schon ein Auto in Rotingdorf. Dienächste Bushaltestelle ist ein gutes Stückvom Haus entfernt, und der Bus zum dreiKilometer entfernten Städtchen Wertherfährt nicht allzu oft. Wer nicht mehr selberfahren kann, wie die Mieter im Erdge-schoss, kann auf den Fahrdienst von Le-bensbaum zurückgreifen. „Früher habenwir sie auch öfters im Auto mitgenommen,wenn wir mal zum Eis essen oder auf einBier irgendwohin gefahren sind“, erzähltSabine Bittner, die im Obergeschosswohnt. Solche kleinen Ausflüge in dieUmgebung sind heute wegen der fort-schreitenden Erkrankung der Pflegebe-dürftigen selten geworden.

Kennen lernen beim Kaffeetrinken

Die Kontakte zwischen Mietern im Erdge-schoss und Obergeschoss des geräumigenHauses gestalten sich nach persönlichenVorlieben und unterliegen keiner Ver-pflichtung. „Einige von uns trinken untenöfters mal einen Kaffee, andere lassen sichnur Weihnachten dort blicken“, erklärtZerbst. Als Projektinitiator und Mitgrün-

der des Trägervereins „Umbruch – woh-nen und mehr e.V.“ obliegt ihm die Haus-verwaltung. Er ist der Verbindungsmannzwischen den Mietern und dem Trägerver-ein, dem das Haus gehört, und damit auchAnsprechpartner für Mietinteressenten.„Oft sind es Leute aus der Umgebung, diewir schon länger kennen. Manche wendensich auch an Lebensbaum, den ambulan-ten Dienst, weil sie von dessen Mitarbei-tern bereits gepflegt werden. Mit denmeisten Leuten, die hier eingezogen sind,gab es immer schon irgendwelche Verbin-dungen über Freunde, Verwandte, oder siesind bereits als Tagesgast hier gewesen.“In den Anfangsjahren des Wohnprojekteskonnten Interessenten im Erdgeschoss ei-nige Zeit „Probe wohnen“. Davon hältZerbst nichts mehr. „Wir haben sie auchgefragt, ob sie gern gemeinschaftlich woh-nen. Das hat sich alles nicht bewährt.“Man lernt sich erst im Alltag richtig ken-nen. Heute werden Interessierte erst ein-mal zum Kaffee eingeladen. „Zum Bei-spiel ist die jüngere Dame im Rollstuhlmehrmals tagsüber hier gewesen und hatsich das Ganze erst einmal angeguckt“,berichtet Zerbst. „Sie konnte sich das Le-ben hier gut vorstellen, und von uns gab esauch keine Einwände.“ Das Konzept be-währt sich. In den zwölf Jahren seit Grün-dung der Hausgemeinschaft haben sich inbeiden Geschossen stabile Gemeinschaf-ten gebildet – mit geringer Fluktuation.

ProjektbeispieleIII. Wohnen mit Pflegeangeboten

53

Zu den Mahlzeitenund dem Nachmit-tagskaffee versam-meln sich alle Mieter des Erdge-schosses im Ess-zimmer. Es führt direkt auf die großeTerrasse, die imSommer gern ge-nutzt wird.

Page 56: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Davon ist Michael Zerbst überzeugt, unddiese Überzeugung hat er schrittweise umgesetzt: 1986, als er mit Freunden „aus dem sozialen Bereich“ den Verein „Lebensbaum – soziale Hilfen e.V.“ inWerther gründete, um etwas gegen die Benachteiligung alter, kranker und be-hinderter Menschen zu unternehmen. Dendamals 23-Jährigen hatte der Zivildienstim Krankenhaus und ein Praktikum in Bethel nachdenklich gemacht. In solchenInstitutionen wollte er nicht arbeiten. Wasihn gestört hat? „Sie sind zu groß, zu un-persönlich, zu unbeweglich – Anstaltenhalt – aus Arbeitsabläufen geplante Ge-bäude, in denen Menschen wohnen sol-len.“ Doch die Arbeit in der Altenhilfe undhäuslichen Pflege im Verein Lebensbaumlöste nicht alle Probleme: „Wir musstenim Lauf der Jahre feststellen, dass ambu-lante Pflege in vielen Fällen nicht mehrausreicht, unsere Kundschaft aber nichtins Pflegeheim wollte.“ Zerbst teilte ihreVorbehalte: „Alte und Hilfsbedürftige ge-hören nicht in ghettoartige Pflegeeinrich-tungen, sondern in die Mitte der Gesell-schaft“, darin war sich Zerbst mit denanderen Mitgliedern des Vereins Lebens-baum einig. Bei der Suche nach humanenAlternativen erhielten die Lebensbaum-Mitglieder manche Anregung vom Biele-

felder Verein Alt und Jung, der bereitsüber Erfahrungen im Zusammenleben mitpflegebedürftigen Menschen verfügte.

Eine Idee nimmt Gestalt an

Die Vorstellung vom gemeinschaftlichenWohnen mit Pflegemöglichkeit konkreti-sierte sich durch das Angebot eines ehe-maligen Bauernhofes in Rotingdorf. Esgab jedoch keine Förderrichtlinien für eineBezuschussung des kostenaufwendigenPilotprojektes. Langwährende, kräftezeh-rende Verhandlungen mit dem Amts-schimmel in Form ständig wechselnder(Nicht-)Zuständigkeiten waren auszufech-ten. Zerbst schüttelt den Kopf, wenn er an diese Zeit denkt. Der Trägerverein„Umbruch – wohnen und mehr“ wurde ge-gründet, um Zuschüsse des Landes Nord-rhein-Westfalen für den Hausumbau zu er-möglichen. Mit dem Kauf des geräumigenBacksteingebäudes 1991 nahm der Traumvom Zusammenleben von Jung und Altmit Pflegemöglichkeit endlich Gestalt an.1992 zog Zerbst „mit Leuten, die sichschon aus dem Sandkasten kannten“, indie bislang einzigartige Haus- und Pflege-gemeinschaft ein. Seitdem hat der Pfle-geverein Lebensbaum in Werther nochdrei weitere Wohnprojekte mit Pflege-wohngruppen initiiert und sich zur ge-meinnützigen GmbH mit breitem Aktions-feld weiterentwickelt. Michael Zerbstunterstützt heute als ausgebildeter Projekt-berater und erfahrene Pflegekraft neueWohngruppen und Projektinitiativen.

Versorgungssicherheit– ein Zukunftsmodell?

13 Jahre lebt der 41-Jährige jetzt schon mitFrau und Kindern – seiner „kleinen Wahl-familie“ in der „großen Wahlfamilie“. Sein

Haus- und Wohngemeinschaft Rotingdorf Werther

54

„Die Schwächsten gehören in die Mitte der Gesellschaft!“

Page 57: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Fazit: „Die Grundform ist ein absoluterVolltreffer. Ich würde dieses Projekt alsAlternative zum Pflegeheim immer wiedermachen.“ Auf einem Stück Papier skiz-ziert er sein Modell der Versorgungssi-cherheit im Quartier: Den Kern bildet eineüberschaubare Pflegewohngruppe mit ambulanter rund-um-die-Uhr-Versorgung.Eingebettet ist sie im Idealfall in einWohnprojekt mit Jung und Alt. Das ambu-lante Pflegeteam kann bei Bedarf nicht nurdie anderen Hausbewohner, sondern auchdie Nachbarschaft im Umfeld mitversor-gen. So sind die Wege kurz, man kenntsich und kann bei höherem Pflegebedarfals Tagesgast in der Wohngruppe betreutwerden. „Versorgungssicherheit durchambulante Pflege in der Wohngruppe be-deutet im Gegensatz zum Kleinstheim: zu-und abwählbare Leistungen mit zu- undabwählbaren Dienstleistungserbringern“,erklärt Zerbst. „Diese Wahlfreiheit hatman im Pflegeheim nicht.“ Als weiterenVorteil des Hauses sieht er die Größe:„Wir können Tagesgäste aufnehmen undhaben Ausweich- und Erweiterungsoptio-nen. Zum Beispiel kann man im Gäste-zimmer Verhinderungspflege anbieten.Dabei ist das Haus überschaubar, es istpersönlich und im Gegensatz zu einemPflegeheim enkelkinderfreundlich. Ichglaube, dass Leute gerne herkommen.“

Das Modell rechnet sich

„Die Lage von Rotingdorf ist ein absoluterParadiesvogel“, räumt er ein. „DiesesLändliche hat aber auch seine Berechti-gung. Manche Leute wollen auf dem Landwohnen, manche in der Stadt. Bei entspre-chender Nachfrage gibt es keinen Grund,solche kleinteiligen Projekte nicht flä-chendeckend zu machen.“ Doch rechnetsich das Projekt auch? „So überdimensio-

nierte Gemeinschaftsflächen, wie wir siehier haben, werden in neuen Projektennicht zu finden sein. Die sind einfach zuteuer“, weiß Zerbst als Projektberater. „Essei denn, man landet einen Glückstrefferwie wir.“ Und wie steht es mit der 24-Stunden-Versorgung bei eingeschränktenPflegekassenleistungen? „Im Unterschiedzum klassischen ambulanten Pflegedienstfallen Fahrzeiten weg, die können bis zu25 Prozent des gesamten Arbeitsaufkom-mens ausmachen“, erklärt Zerbst. „Und imUnterschied zum Pflegeheim können wirauch den Leistungsbereich der Behand-lungspflege mit abrechnen: medizinischeLeistungen wie Spritzen setzen, Medika-mentengabe etc. Weil es häusliche Kran-kenpflege ist, wird es nach dem Sozial-gesetzbuch V für Leute, die hier wohnen,bezahlt. Wenn wir ein Heim wären, hättenunsere pflegebedürftigen Mieter 10–15Prozent weniger für ihre Versorgung zurVerfügung.“ Auch die Kommune spare,rechnet Zerbst vor und verweist auf Stu-dien zu anderen Wohnprojekten: „Roting-dorf würde als Kleinstheim mit Ansprü-chen auf Pflegewohngeld die Kommuneum 28.000 Euro pro Jahr mehr belasten.Die Vorteile von Wohnprojekten dieser Artgegenüber Pflegeheimen sind unüber-troffen.“

ProjektbeispieleIII. Wohnen mit Pflegeangeboten

55

Page 58: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

In einem gepflegten Wohnviertel in Sicht-weite des Münsteraner Schlosses befindetsich ein stattliches Gebäude mit Garten,bekannt als „Villa Hittorfstraße“. Wer dasHaus betritt, gelangt in eine wohnlich ge-staltete Eingangshalle mit Sitzgruppe, Bil-dern an den Wänden und einer Standuhr,die an die ehrwürdige Vergangenheit alsProfessorenvilla erinnert. Heute beher-bergt das Haus ein Wohnprojekt besonde-rer Art: Hier leben zehn Menschen mit de-menziellen Erkrankungen. Allein in dereigenen Wohnung kämen sie nicht mehrzurecht, sie müssten in ein Pflegeheimumziehen. Die Villa Hittorfstraße bietetihnen eine Alternative. Sie ist weder Pfle-geheim noch Kleinstheim, sondern einMietshaus der Alexianer. Fünf Frauen und

fünf Männer haben hier unmöblierte Zim-mer oder Appartements gemietet, jedesmit eigenem Telefonanschluss, eigenemBriefkasten und eigener Türklingel verse-hen. Die Küche, das Wohnzimmer und dieDiele werden hingegen von allen gemein-schaftlich genutzt.

Eigenständigkeit bewahren

Ausgangspunkt für das gemeinschaftlicheWohnprojekt war das Anliegen der Alexia-ner-Krankenhaus GmbH in Münster, eineWohnform zu schaffen, die Menschen miteiner demenziellen Erkrankung erlaubt, solange wie möglich ihre Eigenständigkeitund Selbstbestimmung zu bewahren. Auchdie Angehörigen sollten integriert und

Projektbeispiel

56

Eine Villa für Demenzerkrankte

Villa HittorfstraßeMünster, Hittorfstraße

Der Eingang insHochparterre vonder Straße führtüber eine Freitreppe.Seitlich gibt es mit Hilfe des Fahr-stuhls einen roll-stuhlgerechten Zugang ins Haus.

Page 59: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

gleichzeitig entlastet werden. 1995 kauf-ten die Alexianer die großbürgerliche Villain der Hittorfstraße und bauten diese mitFördermitteln des Bundesministerium fürArbeit und Sozialordnung (später Bundes-ministerium für Gesundheit) um. 1996/97konnten die ersten Bewohner einziehen.Die meisten von ihnen hatten vorher imgleichen Stadtviertel gelebt.

Alltag als Therapie

Für die Grundidee des Projektes, einennormalen Alltag in familiärer Atmosphärezu ermöglichen, spielen die Gemein-schaftsräume eine zentrale Rolle: Kücheund Wohnzimmer sind die Treffpunkte desHauses. Hier werden gemeinsam Mahlzei-ten zubereitet, hier wird gegessen, hierkönnen die Mieter ihren Interessen nach-gehen oder einfach zusammen sitzen. AlleMitglieder der Hausgemeinschaft beteili-gen sich nach ihren Fähigkeiten und Vor-lieben an den täglichen Hausarbeiten. Ineinem Pflegeheim wäre es ihnen aufGrund hygienischer Bestimmungen nichterlaubt, bei der Zubereitung der Mahlzei-ten zu helfen. Bewohner einer stationärenEinrichtung verlieren deshalb rascher ihreSelbstständigkeit und Alltagskompeten-zen. Sie haben kaum noch Möglichkeiten,sinnvolle Tätigkeiten im Haushalt zu ver-richten. In der Villa Hittorfstraße gehörensie hingegen zum Alltag. Besondere thera-peutische oder rehabilitative Maßnahmenwerden nicht angeboten. Hier gilt dasPrinzip: Der Alltag mit seinen Anforde-rungen ist die beste Therapie.

Betreuung rund um die Uhr

Um dieses Leben zu ermöglichen, wird imHaus eine 24-Stunden-Betreuung sicher-gestellt. Tagsüber begleitet eine exami-nierte Altenpflegerin die Hausgemein-schaft durch den Alltag. Sie unterstützt dieMieter beim Aufstehen, bei der Zuberei-tung der Mahlzeiten und der Tagesorgani-sation. In einem ganzheitlichen Sinn ist siedie „Hausfrau des Projektes“ und An-sprechpartnerin für den Hausarzt wie auch

für die Angehörigen. Nachts ist eine ver-sierte Kraft im Haus, die bei Bedarf eineexaminierte Altenpflegerin hinzurufenkann. Die Betreuung wird unabhängigvom Mietvertrag in einem separaten Ver-trag mit der pia-causa KrankenpflegeGmbH geregelt. Jeder Hausbewohnerzahlt für die ambulant erbrachte Dienst-leistung 930 Euro/Monat. Da die Kostender Betreuung weder durch die Kranken-noch durch die Pflegeversicherung über-nommen werden, gilt für Sozialhilfebe-rechtigte eine Vereinbarung zwischen derStadt Münster und dem Pflegedienst, dieseKosten im Rahmen der „Hilfe zum Le-bensunterhalt“ bzw. „Hilfe zur Pflege“ zuübernehmen.

Dienstleistungskunde statt Patient

Sind individuell weitere Hilfen erforder-lich, wie Pflegeleistungen oder die Woh-nungsreinigung, organisiert die Alltags-begleiterin der Hausgemeinschaft gemein-sam mit den Mieterinnen und Mietern und

ProjektbeispieleIII. Wohnen mit Pflegeangeboten

57

Fakten: Villa Hittorfstraße

Einzug: 1996/97

Altersstruktur: 10 Erwachsene ab 72 Jahren, überwiegend älter als 80; z.Zt. 5 Frauen, 5 Männer

Wohnungen: Zimmer/Appartements: 18–50 m2

3 Zimmer mit gemeinsamem Bad/Toilette,7 Appartements mit eigenem Bad, 1 Appartement im Spitzboden (nicht Bestandteil des Projektes)

Gemeinschaftsflächen: ca.100 m2

Küche, Wohnzimmer, Diele, Hauswirtschaftsraum,Pflegebad, Garten

Bauträger/Eigentümer:Alexianer-Krankenhaus GmbH, Münster

Gemeinschaftsorganisation: Bewohner/Ange-hörige, unterstützt durch externen Dienstleister (s.u.)

Pflege/Betreuung: Ambulante 24h-Betreuung durch pia-causa Krankenpflege GmbH

Page 60: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

58

Villa Hittorfstraße Münster

Zusammensetzung der monatlichenGesamtkosten für Mieter

• normale Kaltmiete + Betriebskosten

• 930 Euro/Monat Betreuungspauschale für 24-Std.-Betreuung durch externen Dienstleister

• 200 Euro/Monat Haushaltskasse

Gesamtkosten: ca. 1.500 Euro/Monat

• zzgl. zusätzliche Kosten für indivi-duell vereinbarte Dienstleistungen

Erdgeschoss derVilla Hittorfstraße,wo sich mit Dieleund Wohnküchedie Gemeinschafts-bereiche des Projektes befinden.

Die Zimmer und Appartements richtetjeder Mieter indivi-duell mit eigenenMöbeln ein. Auch dieGemeinschaftsräumebekommen durch Möbelstücke der Mieter einen persön-lichen Charakter.

Page 61: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

ihren Angehörigen zusätzliche ambulanteDienstleistungen. Die anfallenden Kostenwerden der Pflegestufe entsprechend vonder Pflegeversicherung übernommen. Dasowohl die ständige Betreuung als auchdie zusätzliche Pflege zur Zeit durch diePia Causa Krankenpflege GmbH geleistetwerden, ergeben sich im Projekt durcheingesparte Wege Synergieeffekte, die denBewohnern zu Gute kommen. Im Unter-schied zum Pflegeheim entscheiden dieMitglieder der Hausgemeinschaft und ihreAngehörigen selbst, welche Leistungensie benötigen und welche die Angehörigenübernehmen möchten. Sie sind Auftragge-ber und „Qualitätsmanager“ der erbrach-ten Dienste, die professionellen Mitarbei-ter hingegen Gäste im Haus. Auch bei derNeubelegung der Wohnungen haben dieNeigungen der Hausgemeinschaft Ge-wicht. Mietinteressenten werden zum Kaf-feetrinken und kennen lernen eingeladen.Das anschließende Votum der Mieter fin-det Berücksichtigung.

Haus und Umfeld

Insgesamt rund 600 m2 Nutzfläche vertei-len sich auf fünf Etagen, von denen vierüber einen Fahrstuhl zugänglich sind. Diesieben Appartements haben eigene Bäder.Im Erdgeschoss teilen sich drei Zimmerein gemeinsames Bad. Darüber hinausgibt es im Spitzboden noch eine frei ver-mietete, nicht barrierefreie Wohnung, dienicht in das Wohnprojekt integriert ist. ImErdgeschoss liegen außerdem die gemein-sam genutzten Räume. Im Souterrain be-finden sich noch ein Pflegebad, der Haus-wirtschaftsraum und Lagerräume sowiedas Büro des Hausverwalters. SämtlicheEinrichtungsgegenstände in den privatenund gemeinschaftlichen Räumen stammenvon den Mietern. Die vertrauten Möbelund Bilder geben jedem Raum einen indi-viduellen Charakter. Schwer verwirrtenMenschen fällt es dadurch leichter, sich zuorientieren und ihre privaten Räume zufinden. Die Villa verfügt über eine guteAnbindung an die Innenstadt. Auch Bä-cker und Friseur sind gut zu erreichen.

ProjektbeispieleIII. Wohnen mit Pflegeangeboten

59

Hinter dem Hausbefindet sich eingroßer Garten, dervon der Wohnkücheaus zugänglich ist.

Page 62: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Projektbeispiel

60

Alt werden in der Hochhaussiedlung

Aktives Leben e.V. Köln, Wohnpark Junkersdorf

Auch in einerHochhaussiedlungist gute Nachbar-schaft möglich

Architekt:

Otto Sachs, Architekt BDA

Zufrieden und selbstbestimmt alt werdenin einer Hochhaussiedlung – geht das?Dass auch bei 440 Wohneinheiten guteNachbarschaft möglich ist, beweist die Ei-gentums-Wohnanlage des Wohnparks Jun-kersdorf in Köln. Seit 30 Jahren gibt esden Wohnpark. 60 Prozent der Bewohne-rinnen und Bewohner leben hier im Eigen-tum, die anderen wohnen zur Miete. Wiedas Nachbarschaftsnetz vom Einzug biszum frühen Rentenalter funktioniert, undwie nach vielen Jahren ein selbstorgani-sierter Bewohnerverein dieses Netz stärktund auf einen veränderten Bedarf reagiert,soll das folgende Beispiel zeigen.

Lebenslaufwohnen – ein Rückblick

1978 zog Volker Stahr mit seiner Frau undzwei kleinen Kindern in die Wohnanlage.Kurz vor seinem Tod im Sommer 2002 be-richtet er von seinen ersten Eindrücken:„Schon ein paar Tage nach unserem Ein-zug klingelte es an unserer Wohnungstür.Ein soeben in die Nachbarwohnung einge-zogenes junges Ehepaar stellte sich vorund lud alle Bewohner der sechsten Etagezu einem Treffen zwecks gegenseitigemKennenlernen ein. Wir waren begeistertvon soviel Eigeninitiative und fanden diese

Page 63: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

nachahmenswert.“ Viele junge Familienhatten zu der Zeit Eigentum in der großenWohnanlage erworben. Nicht gerade at-traktiv sei die Gegend damals gewesen:Ein tristes Wohngebiet auf ungepflegterFläche ohne Garten- oder Grünanlage,teilweise noch im Bau, ohne die Andeu-tung einer Infrastuktur. „Doch gab es vonAnfang an Einigkeit, dass wir alle durchpersönliches Engagement versuchen woll-ten, in unserer großen Wohnanlage sowohlin sozialer Hinsicht als auch im äußerenErscheinungsbild ein hohes Niveau zuschaffen“, erinnert sich Stahr. Die bunt zu-sammengewürfelte Bewohnerschaft ausverschiedenen Nationalitäten, Religionen,Berufen und Altersgruppen hatte sich an-fangs mit vielen negativen Vorurteilen ausden Reihen der alteingesessenen Junkers-dorfer auseinander zusetzen. Erst als eini-ge Bewohner ihre Mitgliedschaft in derneu gegründeten Bürgerinteressengemein-schaft Junkersdorf bekundeten, verbesser-te sich die Situation. „Die Alt-Junkersdor-fer erkannten bald, dass in den von ihnenso ungeliebten Hochhäusern kein ‚asozia-les Volk‘ wohnte, sondern engagierte Mit-menschen aus allen sozialen Schichten,die ebenfalls Interesse an der Gestaltung ei-nes schönen Wohn-umfeldes hatten“, soStahr. Mit der Zeitnormalisierten sichdie Beziehungenzwischen den Be-wohnern derHochhaussied-lung und denAlt-Junkers-dorfern.

ProjektbeispieleIV. Gemeinschaftliches Wohnen im Quartier

61

Fakten: Projekt Junkersdorf

Einzug: 1975

Altersstruktur: ca. 800 Personen, 30–90 Jahre

Wohnungen: 11 Gebäude mit 440 Wohnungen unterschiedlicherGröße und Gestaltung, Maisonette-,Split-Level- und Terrassenwohnungen

Gemeinschaftsflächen:EG-Wohnung mit Terrasse als Begeg-nungsstätte „Treff“ 74 m2

(PC-Raum, Küche, Bad, Gemeinschafts-raum, Besprechungsraum vom Vereinangemietet), Außenanlagen

Mitgliedsbeiträge:10 Euro Einzelmitgliedschaft, 15 Euro Familienmitgliedschaft

Eigentümer: Eigentümergemein-schaft, ausschließlich privates Vermö-gen oder Kredite eingesetzt. Eigentum60% selbstgenutzt, 40% vermietet

Gemeinschaftsorganisation:Aktives Leben e.V. – Wohnpark Junkersdorf

Es gibt viel Platz imGrünen zum Spielenund Entspannen

Page 64: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Aus guten Nachbarn werdenFreunde

Die Bewohnerinnen und Bewohner desWohnparks organisierten viele Gesellig-keiten und Unternehmungen, die dasgegenseitige Kennenlernen und gute Mit-einander förderten. Für Bewohner wie fürderen Angehörige gab es spezielle Stadter-kundungstouren, Bahn- und Schiffsreisen,Grillfeste im Stadtwald und in der Eifel.Selbstorganisierte Wintersportveranstal-tungen mit den Kindern im BergischenLand waren ebenso beliebt wie die Karne-valsumzüge durch Junkersdorf. Die Mit-wirkung vieler Mitbewohner am Gemein-schaftsleben war groß. „Es gab Spiele-

abende für Erwachsene wie für Kinder. ZuGeburtstagsfeiern bedurfte es keiner Ein-ladung, man ging einfach hin. Es gabSelbsthilfeaktionen wie das alljährlicheErneuern des Sandes im Sandkasten desSpielplatzes bei deftigem Essen und Bier,das allen Erwachsenen und Kindern vielSpaß bereitete. Selbst kinderlose Erwach-sene arbeiteten mit“, erzählt der langjäh-rige Anlagenbewohner. „Dieser Kinder-spielplatz hatte sich in den 80er Jahrenauch wegen seiner zentralen Lage zu ei-nem Kommunikationszentrum für Jungund Alt entwickelt. Nach Feierabend ge-sellten sich oft die berufstätigen Elternhinzu, um im Familienkreis einen Kaffeezu trinken und dabei mit dem Nachbarn zu

Eigentumwohnanlage Aktives Leben e.V. Köln, Wohnpark Junkersdorf

62

Eine bunt zu-sammengewürfelteBewohnerschaft aus verschiedenenNationalitäten,Religionen, Berufenund Altersgruppentrifft sich zum Sommerfest mit einem Programm für Jung und Alt

Page 65: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

schwatzen. So wurden aus guten Nach-barn mit der Zeit gute Bekannte und spätergute Freunde.“

Nach 30 Jahren neue Heraus-forderungen

2005: Der größte Teil der Bewohnerwohnt seit den Anfängen im WohnparkJunkersdorf und hat mittlerweile das Ren-tenalter erreicht. Die Wohnungen sindüberwiegend barrierefrei erreichbar, eben-so Keller-, Wasch- und Trockenräume wieauch die Garagenstellplätze. Die Infra-struktur im Umfeld der Anlage ist gut. EinSupermarkt und andere Angebote befin-den sich innerhalb der Wohnanlage, und esgibt eine gute Anbindung an die City. DieKinder der jungen Familien aus der An-fangszeit sind längst „flügge“ geworden,ihre Eltern wohnen heute meist allein inden Appartements. Sie stellen sich die Fra-ge: „Was soll werden, wenn wir Hilfe be-nötigen?“ Die Mehrheit der Bewohner-schaft besteht derzeit aus Menschen immittleren Lebensalter – Berufstätigen zwi-schen 40 und 55 Jahren – sowie Älteren.Standen früher junge Familien im Mittel-punkt der Aktivitäten, so macht man sichin letzter Zeit Gedanken, wie das selbst-ständige Leben im Alter in der Wohnan-lage zu erleichtern sei. Einige der „Urbe-wohner“ haben die Gefahr einer Isolationhochaltriger Anlagenbewohner erkanntund die Initiative ergriffen.

Aktives Leben: Miteinander-Füreinander

Um weiterhin ein gutes Zusammenlebengewährleisten zu können, gründeten bür-gerschaftlich engagierte Bewohnerinnenund Bewohner den gemeinnützigen Verein„Aktives Leben e.V.“ Er soll laut Selbst-darstellung „… möglichst viele Menschenin Kontakt bringen, die Integration im ge-sellschaftlichen Leben erhalten und in ei-nem ‚Miteinander-Füreinander‘ Gemein-schaft und gegenseitige Unterstützungaufbauen“. Gesundheits-, Ernährungs- undLebensberatung gehören ebenso zu seinen

Aufgaben wie kulturelle Angebote. Wei-tere Ziele sind die Betreuung und Pflegeälterer und kranker Mitglieder und die In-tegration von Menschen aus anderen Her-kunftsländern. Dass diese Ziele nicht reineTheorie sind, bestätigt Inge Kerner, Motorund Mitbegründerin des Vereins: „Wir haben hier eine Wohnanlage mit vielen äl-teren Menschen, die nicht darauf wartenwollen, dass ihnen vom Staat geholfenwird. Wir müssen selbst tätig werden undvorsorgen. Mit dieser Überlegung standich nicht allein. Durch regen Gedanken-austausch haben wir Umsetzungsmöglich-keiten entwickelt. Der Verein Neues Woh-nen im Alter e.V. hat uns in unserer Ideebestärkt und gut beraten.“

Ein Treff für Junge und Alte

Im Erdgeschoss eines Anlagengebäudeshat Aktives Leben e.V. Vereinsräume als„Treff“ angemietet. Er soll den Kontaktzwischen Jung und Alt durch verschiedeneFreizeitangebote wie z.B. einen Tanzkursfür Jugendliche und Senioren oder denPC-Kurs erleichtern. Der Feierabendtreff,die Kaffeerunde, die Schach-, Bridge- und

ProjektbeispieleIV. Gemeinschaftliches Wohnen im Quartier

63

Architekt: Otto Sachs, Architekt BDA

Eine Drei-Zimmer-Wohnung wurde zurBegegnungsstätte,dem „Treff“ umge-staltet

Page 66: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Skatrunden und die Gymnastikstunde sindebenso Bestandteil des Programms wieder Plattdüsk Klönabend für Norddeut-sche. Der Dienstagabend ist besonders be-liebt. Hier steht das gemeinsame Mahl imVordergrund. „Der Grundgedanke ist inurchristlichen Traditionen verankert als er-probte, in allen Kulturen gepflegte Formeines erfolgreichen Miteinanders“, erklärtFrau Kerner. „Jeder Teilnehmer der Rundebringt sein Thema, seine Gedanken mit,die ihn bewegen. Beim gemeinsamen Es-sen, Diskutieren, Lachen, Austauschenlernt man sich besser kennen und verste-hen.“ In dieser Runde findet jeder Anteil-nahme, Trost und Rat. Aber auch das Engagement für die Kinder hat nicht nach-gelassen, sondern sich mit der Zeit ledig-lich verändert. Eine private Elterninitia-tive hat die Gruppe der „JunkersdorferZwerge“ etabliert, die von einer Erzieherinbetreut wird, sowie die „JunkersdorferMäuse“, eine Kleinkindgruppe, die von ei-ner Miteigentümerin als Tagesmutter um-sorgt wird. Der Höhepunkt der gemeinsa-men Aktivitäten im Wohnpark ist dasjährliche Sommerfest, zu dem auch alleAlt-Junkersdorfer eingeladen werden.

„Mein Verein lässt mich nicht allein“

Neben den Freizeitangeboten und Infor-mationsveranstaltungen, zum Beispielzum Betreuungsrecht, kümmert man sichauch um die Betreuung behinderter underkrankter Vereinsmitglieder. Die bei Be-darf angebotene Unterstützung im Alltagbeinhaltet das Versorgen von Erkranktenmit Mahlzeiten sowie Besuche zu Hauseund in der Klinik. Aber auch Klein-Repa-raturen, Einkäufe, Fahrdienste, Woh-nungshüten, Tiersitting etc. werden über-nommen. Der Verein vermittelt fürhilfsbedürftige alte und kranke Mitbewoh-ner in Absprache mit den Angehörigenhäusliche Pflegedienste und den Hausnot-ruf. Er informiert Hausärzte über die Er-krankung der Mitglieder und organisiertdas Abholen der Rezepte und Medikamen-te. Selbst Schwerstkranke wurden vonVereinsmitgliedern im Rahmen der ergän-zenden Hilfe unterstützt: Durch anfängli-che Besuche bis hin zur Sterbebegleitungwurden sie Tag und Nacht über einen Zeit-raum von drei bzw. acht Monaten mit etwa15 Stunden in der Woche umsorgt. Ohnediese Unterstützung wäre das Verbleibenin der eigenen Wohnung nicht möglich gewesen.

Auf Grund der guten Erfahrungen mit derVereinsarbeit und für die Weiterentwick-lung des Projektes möchte der Verein nundie angemieteten Räume des TREFF kau-fen, in denen die Aktivitäten stattfinden.„Um auch unsere zukünftige Arbeit zu ge-währleisten“, sagt Inge Kerner. „Außer-dem möchten wir eine Pflegewohnungeinrichten, damit Pflegebedürftige bis zuihrem Lebensende im Wohnpark bleibenkönnen. Aus den Mitgliedsbeiträgen alleinschaffen wir das allerdings nicht. Wir su-chen deshalb zusätzliche Möglichkeitender Finanzierung und Unterstützung.“

Eigentumwohnanlage Aktives Leben e.V. Köln, Wohnpark Junkersdorf

64

Es gibt vieleGründe sich zu treffen:z.B. Karneval

Page 67: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Seit Ende der 70er Jahre unterstützt dieGlückauf Wohnungsbaugesellschaft inLünen-Brambauer konsequent und enga-giert das soziale Miteinander der Gene-rationen und Kulturen. Wie der Bergbauselbst musste sich auch die Glückauf alsEigentümerin von Bergarbeiterwohnun-gen der Strukturkrise des Ruhrgebietesstellen und neue Wege gehen. Die Gesell-schaft verwaltet rund 4.000 Wohnun-gen in Lünen und Selm. Um ein attrakti-ves Wohnangebot für derzeitige und zu-künftige Mieterinnen und Mieter zuschaffen, gilt es immer wieder Innovati-onspotenziale zu aktivieren. Dabei greiftdie Glückauf nicht nur auf eigene Ideen

zurück, sondern nimmt auch Anregungenanderer Akteure im Stadtteil auf – nichtzuletzt die der Bewohnerschaft selbst.

„Wohnen plus“ ...

… steht für die Vielzahl der sozialen undbaulichen Angebote, die im Laufe der letz-ten Jahre durch die Initiative der Glückaufund ihrer Mieterinnen und Mieter entstan-den sind. Um die Wohn- und Lebensquali-tät in der ehemaligen Bergarbeitersiedlung

ProjektbeispieleIV. Gemeinschaftliches Wohnen im Quartier

65

Eine Wohnungsbaugesellschaft am Puls der Zeit

Glückauf SiedlungsgemeinschaftLünen-Brambauer

Typische Straßen-zeilen in der Glückauf-Zechen-siedlung in Lünen-Brambauer

Page 68: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

in Lünen-Brambauer zu steigern, hat dieGlückauf ein Akteursnetzwerk geknüpft,in das zahlreiche Personen und Familien,öffentliche und private Einrichtungen ein-gebunden sind. Ältere Menschen stelleneinen hohen Anteil der Kunden des Woh-nungsunternehmens. Um ihnen den Ver-bleib in der eigenen Wohnung zu ermög-lichen und sie als Mieter halten zu können,hat die Unterstützung dieser Altersgruppefür das Unternehmen Priorität. In Bram-bauer gehen deshalb Bau- und Sozialpro-jekte Hand in Hand, um im Stadtteil nichtnur bedarfsgerechten Wohnraum und einanregendes Wohnumfeld, sondern auchfunktionierende Nachbarschaften und Be-wohnerorganisationen aufzubauen. Quar-tiersorientierte Kommunikationszentrengeben Raum für Kontakte und gemeinsa-me Aktivitäten der Bewohnergruppen imBestand. Durch den Bau von Altenwoh-nungen schuf die Glückauf zudem ein Re-fugium für alte Menschen mit der Mög-lichkeit, zentral versorgt zu werden undüber die öffentlichen Treffpunkte Kontaktezu ihrer vertrauten Nachbarschaft aufrechtzu erhalten. Zugleich fördert die Woh-nungsbaugesellschaft Eigeninitiativen im

Bestand, indem sie eine von älteren Mie-tern betriebene Fahrradreparaturwerkstattebenso unterstützt wie vier Gartenanlagenmit Gewächshäusern in Brambauer undAlstedde, die von Frührentnern der IGBCE Ortsgruppe bewirtschaftet werden.

Bausteine des quartiers- bezogenen Konzeptes

Der Glückauf Nachbarschaftshilfe-VereinAnfang der 90er Jahre erkannte die Woh-nungsbaugesellschaft, dass ihre Sozialan-gebote nicht „so nebenher“ aufrechterhal-ten werden konnten: Sie benötigten stabileTrägerstrukturen. Die Erfahrung zeigteauch, dass ehrenamtliches Engagementdurch die Einbeziehung der Nachbarschafthäufig wesentlich effektiver – direkter undschneller – funktionierte als professionellorganisierte Angebote. Daher wurde imMai 1994 gemeinsam mit den zahlreichenaktiven Bewohnerinnen und Bewohnern inden Siedlungen der gemeinnützige Verein„Glückauf Nachbarschaftshilfe e.V.“ ge-gründet. Die gewachsene Tradition vonEngagement und Zusammenhalt in denArbeitersiedlungen des Ruhrgebiets bildetden Nährboden des Vereins. Unter demMotto „Hilfe zur Selbsthilfe“ einigten sichseine Mitglieder auf einen Katalog vonZielen und Aufgaben:• Förderung einer generations- und kultur-

übergreifenden Nachbarschaftshilfe,• Aufbau von sozialen Netzen,• Beratung und Angebote für Jung und Alt

in den fünf Kommunikationszentren,• Durchführung von sozialen Projekten,• Förderung von Gemeinschaftsprojekten

und Selbsthilfegruppen. Mit den derzeit 650 Mitgliedern wurdeeine offene Angebotsstruktur für Jungeund Alte, für Migrantinnen und Migran-ten, für Arbeitslose und Rentner genausowie für Erwerbstätige entwickelt. Sie um-fasst die Arbeit mit Senioren, Kindern undJugendlichen, die organisierte Nachbar-schaftshilfe, Wohn- und Sozialberatung,Beschäftigung und Qualifizierung, auchim Bereich der neuen Medien.

Glückauf Siedlungsgemeinschaft Lünen-Brambauer

66

Es gibt eine ge-wachsene Traditionvon Engagementund Zusammenhaltin der Siedlung

Page 69: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Vermittlungsstelle für NachbarschaftshilfeEine Vision des Glückauf Nachbarschafts-hilfevereins ist die „gelebte Nachbar-schaft“ in den Siedlungsquartieren. „Wirmöchten schrittweise die Nachbarschafts-hilfe unter den Siedlungsbewohnern soausbauen, dass sich die Geschäftsstelledes Vereins auf organisatorische Tätigkei-ten und bedarfsgerechte Beratung zurück-ziehen kann, um die Nachbarschaftsstruk-turen in den Siedlungen zu erhalten,auszubauen und zu unterstützen“, sagt dieLeiterin des Bereichs Sozialmanagementder Glückauf, Christiane Neuhaus. DieVermittlungsstelle für Nachbarschaftshilfeverknüpft Nachfragen und Angebote, sodass hilfsbereite und Hilfe suchende An-wohner schnell zusammenkommen. DasAngebot der Nachbarschaftshilfe in denmittlerweile drei Kommunikationszentrenreicht vom Schreib- und Besuchsdienst biszu Hilfen in Haushalt und Garten. Die Ver-mittlung floriert: 1996 als Modellprojektfür neue Wohnformen im Alter gefördert,arbeitet die Vermittlungsstelle seit Januar2000 kontinuierlich ohne Förderung.

Treffpunkt KonradplatzDie zentrale Anlaufstelle für Kinder, Ju-gendliche und Ältere unterschiedlicherKulturen im Nachbarschaftshaus „Treff-punkt Konradplatz“ hat das Land NRW

drei Jahre als Modellprojekt gefördert.Der Glückauf Nachbarschaftshilfevereinführt sie seit 2003 eigenständig weiter.Hier treffen sich Arbeitsgemeinschaftenwie der Initiativkreis Altenarbeit, dieZWAR-Gruppen und das Kuratorium des„Treffpunkt Konradplatz“. Hier findenInteressengruppen und selbst organisierte

ProjektbeispieleIV. Gemeinschaftliches Wohnen im Quartier

67

Die älteren Men-schen gestalten dasGemeinschaftslebenin der Siedlung aktiv mit

Fakten: Lünen Glückauf

Wohnsiedlung mit rund 4000 Wohnungen

Seit 1989 erste Angebote für ältere Bewohnerinnenund Bewohner

Umfassende Wohnungsmodernisierungs- und Wohn-umfeldmaßnahmen für ältere Mieterinnen und Mieter

Quartiersbezogene Gemeinschaftsangebote: u.a. Glückauf Nachbarschaftshilfe-Verein e.V. Vermittlungsstelle für Nachbarschaftshilfe in drei Kom-munikationszentren

Zentrale Anlaufstelle „Treffpunkt Konradplatz“

Angebote zur Schaffung von Versorgungssicherheit: • Tagespflegeeinrichtung der AWO• Häusliche Pflegedienstangebote unterschiedlicher

Anbieter • Beratungsangebote für Angehörige und Pflegebe-

dürftige durch die Glückauf-Wohnungsgesellschaft

Page 70: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Initiativen Unterstützung, und hier werdenVerbindungen zu lokalen Netzwerken ge-knüpft. Angesichts des hohen Anteils tür-kischer Bewohner, die in einigen Sied-lungsbereichen in Brambauer 40 bis 50Prozent stellen, kristallisierte sich schonfrüh ein Bedarf an Betreuung, Schulungund Förderung heraus, den die Glückauf,die THS und die Revierarbeitsgemein-schaft für kulturelle Bergmannsbetreuungmit dem multikulurellen Treffpunkt Kon-radplatz auffangen konnte.

Museum als Stadtteilgedächtnis

Im Rahmen von Um- und Ausbauten wur-de 1994 ein altes Zechenhaus inklusiveder alten Möbel wieder so hergerichtet,wie es 1910 ausgesehen hatte. In dem gutbesuchten Bergarbeiterwohnmuseum kön-nen nun Großeltern ihren Enkeln zeigen,wie sie früher gelebt haben. Das ruft Erinnerungen wach und belebt den Erfah-rungsaustausch zwischen den Generatio-nen. Das Museum wird von einem gemein-nützigen Förderverein engagierter Bürgergetragen und bildet das „Gedächtnis“ desStadtteils.

Alte Siedlung mit neuem Zuschnitt

Die typischen Bergarbeiterhäuser im Be-stand der Glückauf sind geräumig und ver-fügen zum Teil über zwei Geschosse. VieleÄltere haben jedoch irgendwann Schwie-rigkeiten, die Treppen zu steigen. SchonAnfang der 90er Jahre bot die Glückaufdeshalb Beratung und Unterstützung beider altersgerechten Umrüstung der Woh-nungen an. Die Gesellschaft hält dafür einen Katalog von Anpassungsmöglich-keiten bereit: kleinteilige und bedarfsge-rechte Verbesserungen, Handgriffe dort,wo es notwendig wurde, oder ebenerdigeDuschen. Sie bietet ihren älteren Mieterin-nen und Mietern außerdem auch barriere-freien Wohnraum an. Die Wohnungsbe-stände aus den 50er und 60er Jahrenwurden komplett modernisiert und ausge-baut. Sie sind zwar nicht alle ohne Stufen,aber nach Bedarf mit ebenerdigen Du-schen, Handgriffen etc. ausgestattet undwerden gerne von Älteren bewohnt. Bar-rierefreie ebenerdige Wohnungen im Be-stand wurden teilweise mit Rollstuhlboxenausgestattet, neu errichtete Seniorenwoh-nungen ergänzen das Wohnraumangebotder Glückauf.

Grundservice für acht Euro im Monat

Ältere Mieter der Glückauf können so-wohl in der eigenen Wohnung als auch inden Seniorenwohnanlagen des Stadtteilsauf Betreuungsangebote zurückgreifen.Auch hier gilt das Prinzip: Förderung derSelbständigkeit und Autonomie der Miete-rinnen und Mieter. „Wir bieten als Unter-nehmen im Verbund mit dem Nachbar-schaftshilfeverein einen Grundservice fürlediglich 8,50 Euro monatlich an“, betontSozialmanagerin Neuhaus. „Eine Mitar-beiterin steht für die Beratung in allen Fra-gen rund um das Alter zur Verfügung. Siebesucht hochaltrige Menschen und organi-siert Hilfsdienste. Ein Gemeinschaftsraumist täglich geöffnet. Helfer, die über denVerein tätig sind, erledigen zum Teil

Glückauf Siedlungsgemeinschaft Lünen-Brambauer

68

ProfessionelleUnterstützung er-gänzt die Nachbar-schaftshilfe von undfür Ältere

Page 71: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

ehrenamtlich, zum Teil gegen Aufwands-entschädigung kleine Dienste für die Älte-ren.“ Zwölf dieser Helfer arbeiten zur Zeitin den unterschiedlichen Treffpunkten inLünen-Brambauer und werden von rund40 Ehrenamtlichen engagiert unterstützt.Pflegebedürftige ältere Bewohnerinnenund Bewohner können in einer stationärenTagespflege-Einrichtung der AWO imWohngebiet betreut werden und abendswieder in ihre eigene Wohnung zurück-kehren. Die Glückauf berät auch hier An-gehörige und Betroffene.

Neue Herausforderungen

„Spannend ist für uns zur Zeit das Themaältere Migrantinnen und Migranten. In ei-nigen Siedlungsbereichen stellen Bewoh-ner türkischer Herkunft bis zu 50 Pro-zent“, berichtet Frau Neuhaus. „Auch siewerden älter und zum Teil pflegebedürftig.Ihre Wohnwünsche für das Alter ähnelndabei sehr denen ihrer deutschen Nach-barn. Das hat eine kürzlich bei 400 Haus-halten der Glückauf-Wohnungsbaugesell-schaft durchgeführte Befragung gezeigt,die in Kooperation mit einer türkischenUniversität durchgeführt wurde. Eines derErgebnisse: Rund 92 Prozent möchten inDeutschland und in der eigenen Wohnung

alt werden. Und sie möchten von ihrenKindern gepflegt werden. Doch fehlen ih-nen Informationen über Unterstützungs-,Betreuungs- und Pflegeangebote. Vielekennen die Unterschiede zwischen denverschiedenen Formen des Altenwohnensnicht.“ Gemeinsam mit dem Kuratoriumdes „Treffpunkt Konradplatz“ will dieGlückauf nun die Initiative ergreifen, aufStadtteilebene Netzwerke aufbauen undKooperationen anregen, um diese neueHerausforderung aufzugreifen. Eine ersteInformationsveranstaltung in der Moscheemit anschließender Besichtigung eines Al-tenheimes und einer Seniorenwohnanlagestieß auf große Resonanz.

ProjektbeispieleIV. Gemeinschaftliches Wohnen im Quartier

69

Pflegebedürftige äl-tere Bewohnerinnenund Bewohner kön-nen in einer statio-nären Tagespflege-einrichtung derAWO im Wohnge-biet betreut werden.

Page 72: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Zahlreiche Aktive und Engagierte habenin Arnsberg ein „Gesamtpaket“ für dasselbstbestimmte Wohnen im Alter ge-schnürt: vom Informations- und Bera-tungsnetzwerk bis zum Aufbau umfassen-der Strukturen für eine aktive Mitwirkungder älteren Mitbürgerinnen und Mitbürgeran der Stadtentwicklung. Das Wohnpro-jekt „Service-Haus Arnsberg-Hüsten“ istdabei eines von zwei Modellprojekten, dievon einem Kooperationsbündnis teilsschon pensionierter Fachleute in den letz-ten Jahren realisiert wurden. In einem um-fassenden Beteiligungsprozess ist mit dem„Service-Haus“ eine Wohnanlage mit 95Seniorenwohnungen und zehn Familien-wohnungen inklusive einem öffentlichem

Gemeinschaftszentrum für den StadtteilHüsten entwickelt worden. Das „Service-Haus“ bietet Betreuungsleistungen für alleMieterinnen und Mieter der Seniorenwoh-nungen zu einem Preis von rund 90 Euromonatlich bei Anmietung einer Ein-Perso-nen-Wohnung und rund 130 Euro bei einerZwei-Zimmer-Wohnung an.

Das Arnsberger Seniorennetzwerk

Das bürgerschaftlich orientierte Konzeptder Stadt erklärt die ältere Generation zu Experten in eigener Sache. Das Arns-berger Seniorennetzwerk bietet die pas-senden Strukturen der Beteiligung undÜbernahme von Verantwortung für eineaktive Bürgergesellschaft. Partner im Arns-berger-Senioren-Netzwerkes sind:• die Stadt mit ihrer Koordinierungsstelle

für Seniorinnen und Senioren;• der Seniorenbeirat mit 19 Mitgliedern

und 6 Bezirksgruppen, die sich für die15 Stadtteile in Arnsberg engagieren;

• Arbeitskreise zu Themen wie Wohnenim Alter, Wohnberatungsservice, Wohn-raumanpassung;

• eigenständig arbeitende Projektgruppenwie z.B. die Projektgruppe des gene-rationsübergreifenden Lernens im Um-gang mit dem PC.

Förderung bürgerlichen Engagements

Die Partnerschaft im Bundesmodellpro-jekt SeniorTrainerIn unterstützt den Hand-lungsansatz: Engagierte Menschen in derdritten Lebensphase erhalten methodi-sches Rüstzeug, wie sie ihre Lebenserfah-rung und ihr Wissen an Vereine, Verbändeund Institutionen aller Generationen

Projektbeispiel

70

Eine Stadt engagiert sich

Service-Haus Arnsberg-HüstenArnsberg

Am Hüttengraben

Bahnhofstraße

Wohnanlage 1

Wohnanlage 4

Wohnanlage 5

Wohnanlage 2

Wohnanlage 3

Gemeinschaftshaus

Gemeinschaftsräume

Page 73: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

weitergeben können. Das Land hat in denletzten Jahren diese Politik des „Empo-werments“, der Stärkung und der direktenBeteiligung der älteren Menschen in dersozialen Kommunalpolitik umfassend ge-stützt. Das bis einschließlich 1997 vomLand geförderte Projekt „Wie möchte ichwohnen, wenn ich älter bin?“ wirkt sichnoch heute auf die Handlungsstrategienrund um das Thema Wohnen im Alter aus.In einem vom Land Nordrhein-Westfalenunterstützten Pilotprojekt „Netzwerk imländlichen Raum“ entwickelte die Stadtgemeinsam mit lokalen Akteuren ein de-zentrales Netzwerk zur Vertretung derInteressen der Älteren in den einzelnenStadtteilen.

Die Suche nach neuen Wohnformen

Mit der Veranstaltungsreihe: „Wie möchteich leben, wenn ich älter bin?“ sensibili-sierte die Stadt die Arnsberger Bevölke-rung für dieses Thema. Ruheständler undangehende Ruheständler begaben sich auf

ProjektbeispieleV. Aktivitäten einer Kommune

71

Fakten: Service-Haus Arnsberg

Baufertigstellung/Einzug: 1999

Altersstruktur: 105 Personen, davon 81 weiblich, 24 männlich;Durchschnittsalter Senioren: 78 Jahre

Wohnungen: 95 Seniorenwohnungen und 10 Familienwohnungen, ca. 50–66 m2,30% freifinanzierte Wohnungen, 70% öffentliche geförderter Woh-nungsbau (1. oder 2. Förderweg)

Gemeinschaftsflächen: Gemeinschaftshaus rd. 130 m2, 3 weitere kleine Gemeinschaftsräume(je ca. 15 m2) in drei Wohnhäusern

Eigentümer/Investor:T.W. Immobilienfonds GmbH & Co KG

Projektträger:Service-Haus Arnsberg-Hüsten GmbH

Gemeinschaftsorganisation:IMAGE – Im Alter gemeinsam e.V.

Service:Evangelisches Perthes-Werk e.V. und Perthes Dienste GmbH

Projektentwicklung, Konzeptberatung:Buero-complex, Ludger Clemens

Bei der Fertig-stellung der Anlagewaren bereits 100 Prozent derNeubauwohnungenvermietet.

Page 74: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

die gemeinsame Suche nach neuen For-men des eigenständigen Wohnens im Alter. Das Für und Wider bestimmterWohnformen, Projektideen und Finanzie-rungsvarianten wurde intensiv diskutiert.Exkursionen zu Seniorenwohngemein-schaften in der Bundesrepublik, derSchweiz und in Dänemark regten die Ent-wicklung von Modellprojekten in Arnsbergan. Diese Aktivitäten wurden zeitweise alsSelbsthilfeprojekte durch das NRW-Sozi-

alministerium finanziell unterstützt. Ein„Interessentenpool“ von ca. 400 Personenentstand. An 17 Workshopabenden planten enga-gierte Fachleute zwei Jahre lang intensivmit den Bürgerinnen und Bürgern das Service-Haus. Rund 50 Prozent der Betei-ligten zogen anschließend auch in das Projekt ein. Professionelle Projektent-wicklung ging dabei Hand in Hand mitumfassenden Mitsprachemöglichkeiten:Senioren, Architekten und Planer konzi-pierten gemeinsam eine zentral gelegenemoderne Wohnanlage auf einem ein Hek-tar großen Grundstück inmitten des Stadt-quartiers Unterhüsten. Ein geeignetesstädtisches Grundstück mit guter Infra-struktur und günstiger Lage stand zur Ver-fügung: In direkter Nachbarschaft befindetsich das Altenpflegezentrum „Ernst-Wilm-Haus“. Als Investor fand sich ein örtlicherUnternehmer, der bereits als Junge aufdieser Fläche Fußball gespielt hat.

Mitsprache bei zunehmenderVerbindlichkeit

Der umfassende Beteiligungsprozess hatdie baulichen Qualitäten gefördert: Ent-standen ist eine locker bebaute, gemein-schaftsfördernde und doch individuelleWohnanlage. Der gesamte Innenbereichist autofrei und ermöglicht den ungestör-ten Aufenthalt im Garten, Hof und dem

Service-Haus Arnsberg-Hüsten Arnsberg

72

Der Verein „Image– im Alter gemein-sam“ e.V. organi-siert als Bewohner-verein mit externerUnterstützung dasGemeinschaftslebenund betreibt dasGemeinschaftshaus

Page 75: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

zentralen Platz vor dem Gemeinschafts-haus. Die Wohnungen wurden mit Landes-mitteln aus dem Förderprogramm „Zu-kunftsweisende Bauvorhaben“ gebaut. Eineigens in Grundstücksnähe angemietetesLadenlokal ermöglichte die Planung imMaßstab 1:1. Die Bürgerbeteiligung er-folgte nach dem Prinzip der „steigendenVerbindlichkeit“: Die am Projekt Interes-sieren mussten sich entscheiden, ob sie inden eigens gegründeten Verein eintretenwollten. Mitbestimmen sollte nur, wer esauch ernst meint. Der Verein „IMAGE -im Alter gemeinsam e.V.“ organisiert heu-te als Bewohnerverein mit externer Unter-stützung das Gemeinschaftsleben in derSiedlung und betreibt das Gemeinschafts-haus. Bei der Fertigstellung der Anlagewaren bereits 100 Prozent der Neubau-wohnungen vermietet. Für das Projekt ga-ben Ehepaare ihr eigenes Haus auf. JedemVereinsmitglied wurde die Möglichkeitgeboten, hier „seine“ Wohnung und seineNachbarn auszusuchen: So haben sichbald kleinere, gut funktionierende Nach-barschaftsgruppen gebildet.

Betreuung und Hilfe nach Bedarf

Im Projektalltag sorgt Petra Celler täglichacht Stunden unermüdlich für das Wohlder Bewohnerschaft: In ihrem Büro imGemeinschaftshaus organisiert sie den so-zialen Dienst. Auf Wunsch vermittelt sieälteren Mieterinnen und Mietern ambulan-te Hilfen und die Teilnahme an Mahlzeitenim Ernst-Wilm-Haus, einem Altenpflege-zentrum in unmittelbarer Nachbarschaft.Sie berät im Umgang mit Behörden undanderen öffentlichen Einrichtungen undbesucht auch die Bewohnerinnen und Be-wohner in ihren Wohnungen. Ein 24-Stun-den-Notruf ergänzt das Betreuungsange-bot ebenso wie kleinere Einkaufshilfen,die von Honorarkräften übernommen wer-den. Eine wichtige Ergänzung der Servi-celeistungen für das neue Quartier bietetdas Evangelische Perthes-Werk e.V. alsBetreiber des benachbarten Altenpflege-zentrums „Ernst-Wilm-Haus“ an. DieseNähe wird von den vielen hochaltrigenMenschen des Projektes geschätzt: Der

ProjektbeispieleV. Aktivitäten einer Kommune

73

In einem eigens inGrundstücksnäheangemieteten Ladenlokal konn-ten die zukünftigenBewohnerinnenund Bewohner ihreWohnung im Maß-stab 1:1 planen

Page 76: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

aktuelle Altersdurchschnitt der Bewohne-rinnen und Bewohner des „Service-Haus“liegt bei fast 80 Jahren. Sie werden bevor-zugt in das Ernst-Wilm-Haus aufgenom-men, falls eine stationäre Unterbringungerforderlich wird.

Ein erfolgreiches Kooperationsmodell

Beeindruckend am Service-Haus ist diebeispielhafte Kooperation zwischen allenBeteiligten rund um den Aufbau und Be-trieb des Service-Hauses mit dem Ge-meinschaftshaus als „Herzstück“ der An-lage. Der Verein IMAGE – in dem fast alleBewohner des Service-Hauses Mitgliedsind – trägt die Mitverantwortung für dieWohnanlage durch die Mitsprache bei derWohnungsvergabe und anderen gemein-schaftlichen Belangen. Durch seine viel-fältigen Aktivitäten wirkt er auch nach au-ßen ins Quartier und versteht sich alsMultiplikator in der vernetzten Senioren-politik der Stadt. Der Projektträger, dieService-Haus Arnsberg-Hüsten GmbH,hat sich bereit erklärt, das Gemeinschafts-haus für die Netzwerkarbeit im Quartierzu öffnen. 1999 hat die GmbH für denVerein IMAGE und den Stützpunkt derkommunalen Sozialarbeit Investitionskos-ten für das Gemeinschaftshaus beim Mi-nisterium für Familien, Jugend, Frauenund Gesundheit des Landes NRW bean-tragt. Den für die Finanzierung des Ge-meinschaftshauses erforderlichen Eigen-anteil von 20 Prozent hat der Projektträgerübernommen Er verrechnet diesen Anteilmit dem Verein als dessen Eigenleistungbei der Leitung des Gemeinschaftshauses.

Ein Verein als Träger der Gemeinschaft

IMAGE e.V. kümmert sich ehrenamtlichum das gesamte soziokulturelle Leben inder Anlage. Der Verein ist Mieter des Ge-meinschaftsbereiches – zunächst 25 Jahremietfrei. Die anfallenden Nebenkosten finanziert er aus Vereinsmitteln und Ein-nahmen aus der Vermietung der Räum-

lichkeiten. Der Investor hatte mit der Pro-jektentwicklungsgesellschaft zu Beginnvereinbart, dass sie als Generalmieterinweiterhin das Projekt begleitet. Die Ge-sellschaft organisiert im Auftrag des In-vestors die gesamte Hausverwaltung undbeschäftigt einen Hausmeister. Weil dieMieter auch mitarbeiten – eine engagierte„Maulwurftruppe“ übernimmt zum Bei-spiel die Gartenarbeit – sparen sie Neben-kosten.

Neue Anforderungen

Die Betreibergesellschaft der Wohnanlagesieht sich mittlerweile mit einem steigen-den Bedarf an intensiverer Betreuung älte-rer Menschen konfrontiert:• Viele der jetzigen Bewohner benötigen

mit zunehmendem Alter umfassendereHilfe, als im Rahmen des BetreutenWohnens im Service-Haus gewährleistetwerden kann. Sie sehen sich zu einemUmzug in das benachbarte Altenhilfe-zentrum gezwungen.

• Ehepartner und Angehörige von chro-nisch Erkrankten möchten eine intensi-vere Einzelbetreuung ihrer Schutzbefoh-lenen sicher stellen.

• Im Betreuten Wohnen des Service-Hau-ses können Demenzerkrankte – auch imAnfangsstadium – nicht aufgenommenwerden.

Da sich zudem auch die gesetzlichen Rah-menbedingungen für die pflegerische Ver-sorgung und ihre Finanzierung geänderthaben, möchte der Investor TW Immobi-lienfond ein innovatives Wohnmodell fürerhöhten Betreuungsbedarf als Heimalter-native anbieten. Er hat deshalb die für die Projektentwicklung und Planung desService-Hauses verantwortlichen Bürosbeauftragt, in Kooperation mit dem Ev.Perthes-Werk e.V. ein bedarfs- und zu-kunftsgerechtes Projekt für Demenzer-krankte zu entwickeln. Der Bau auf demNachbargrundstück soll in Kürze begon-nen werden.

Service-Haus Arnsberg-Hüsten Arnsberg

74

Page 77: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Ein Glücksfall für die Altenhilfe

Pflegewohnung „Am Bach“Schweiz, Zürich-Albisrieden

Jede Persönlichkeit soll in ihrer Ein-maligkeit Toleranzund Wertschätzungerhalten

Die „Stiftung Alterswohnen in Albisrieden“ist eine Unterstiftung der „Alice Schoch-Bockhorn Stiftung“. Mit ihr hat die Stif-tungsgründerin, Alice Schoch-Bockhorn(1906 –1984) ein nachhaltiges Zeichen dersozialen Verantwortung und Verbunden-heit zu ihrer alten Heimat gesetzt. Durchihr Vermächtnis sollen unter anderem zeit-gemäße neue Lebensorte für alte und pfle-gebedürftige Menschen in Zürich-Albis-rieden geschaffen werden, insbesondere füreinkommensschwache alte Bewohnerin-nen und Bewohner des Stadtkreises. Umden Willen von Alice Schoch-Bockhornumsetzen zu können, wurde zunächst einVerein gegründet. Da die Erfüllung desStiftungszweckes langfristig in der Vereins-form nicht zu gewährleisten war, wurde der

Verein 1999 aufgelöst und durch dieGründung der gleichnamigen „StiftungAlterswohnen in Albisrieden“ ersetzt.

Leben in Würde und Selbstbestimmung

Ein damaliger Pflegebettennotstand be-günstigte die Entwicklung der kleinen,überschaubaren, ambulanten Pflegeein-richtungen, die von der Stiftung geplantwurden. „Sie sollten weder ein Pflegeheimnoch eine Privatwohnung sein. Es ist einVersorgungsangebot entstanden, das da-zwischen liegt“, ist in der Stiftungsbro-schüre zu lesen. Pflegewohnungen sinddie Antwort der Stiftung auf die Frage vie-ler alter Menschen und ihrer Angehörigen:

ProjektbeispieleVII. Blick über den Tellerrand

75

Page 78: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

„Solange als möglich zuhause – unddann?“ Das Konzept der Pflegewohnun-gen von Albisrieden orientiert sich an demLeitbild, die Autonomie der Bewohner inder Pflege, Betreuung und Begleitung zufördern. Unter Berücksichtigung ihrer Le-bensgeschichte, ihrer persönlichen Res-sourcen und aktuellen Lebensumständewerden sie bei ihrer Tagesgestaltungunterstützt und ihre Wünsche nach Mußeoder Aktivität respektiert. Jede Persönlich-keit soll in ihrer Einmaligkeit Toleranzund Wertschätzung erfahren. Um die Ver-wurzelung der Pflegebedürftigen im Quar-tier zu erhalten, gehört es auch zu denAufgaben des Teams, die Kontakte zu An-gehörigen, Freunden und zur Nachbar-schaft weiter zu pflegen.

Monate vor Einzug waren alle Plätze vergeben

Seit Mai 1992 gibt es drei Pflegewohnun-gen in dem von der Stiftung vorgesehenenStadtteil. Die Zürcher Pflegewohnung„Am Bach“ ist eine von ihnen und exis-

tiert seit 2001. Die gemeinnützige Bauge-nossenschaft Sonnengarten hat der Stif-tung die Großwohnung vermietet. Sowohldie Baugenossenschaft als auch die Stif-tung hatten auf Grund guter, gegenseitigerErfahrungen aus vorhergehenden Pflege-wohnprojekten schnell Lösungsmöglich-keiten für die Umgestaltung und Anpas-sung der räumlichen Gegebenheiten an diePflegesituation gefunden. Die Stiftungschließt mit den einzelnen Bewohnerinneneinen Aufenthaltsvertrag, der Kosten undRegeln für das Zusammenleben in derPflegewohnung beinhaltet.

Die Älteste ist 101 Jahre alt

Sieben Bewohnerinnen - Demenzerkrank-te und andere Pflegebedürftige - im Altervon 72 bis 101 Jahren leben seither ge-meinsam in der Wohnung Am Bach. EineWohngruppenleiterin sagt zu dem unter-schiedlichen Pflege- und Betreuungsbe-darf: „Demente Menschen profitieren vonder Gesellschaft der anderen. Sie nehmenaktiver am Alltagsgeschehen und ihrer

76

Pflegewohnung Am Bach Zürich-Albisrieden

Der Grundriss-Plan einer Pflege-wohnung: VierDrei-Zimmer-Woh-nungen wurden zusammengelegt

Plan:BaugenossenschaftSonnengarten, Zürich

Zimmer

Zimmer Zimmer Zimmer Zimmer

KücheBüroEssen

Wohnen

WCDusche

WCDusche

Page 79: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Umgebung teil. So können sie zum Bei-spiel länger mit dem Besteck essen. Esgibt nur ganz selten Probleme mit denMitbewohnerinnen ohne Demenz. Wennes vorkommt, werden Gespräche geführt.Die Akzeptanz ist aber durchweg gut.“Die Bewohnerinnen haben ihre Zimmerselbst mit Hilfe ihrer Angehörigen einge-richtet. In der Stube, dem Wohn-Esszim-mer, spielt sich der gemeinsame Alltag ab.Das Team der Pflegewohnung ist sowohlfür die Betreuung und Pflege als auch fürdie Haushaltsführung zuständig. Die Pfle-gekräfte arbeiten mit halber Stelle, um ei-nen Burnout zu vermeiden und Frauen mitKindern eine Arbeitsmöglichkeit im Quar-tier zu bieten. Die Bewohnerinnen werdenrund um die Uhr betreut. Für die medizi-nische Versorgung sind weiterhin die bis-herigen Hausärztinnen und Hausärzte zu-ständig. Die Pflegewohnung wird von denKrankenversicherungen anerkannt. Sieübernehmen den gesetzlich vorgeschriebe-nen Beitrag an die Pflegekassen. Die Rest-

77

VI. Blick über den TellerrandProjektbeispiele

Fakten: Projekt Albisrieden

Einzug: 2001Gemischte Wohngruppe (Demenz-erkrankte und andere Pflegebedürftige)

Altersstruktur: 7 Bewohnerinnen(z.Zt. nur Frauen), 72–101 Jahre

Wohnungen: 1 Großwohnung, ca. 200 m2 im Erdgeschoß eines 5-geschossigen Gebäudes, 5 Zimmer (3 EZ, 2 DZ), 2 Gemeinschaftsduschen, 3 WC

Gemeinschaftsflächen:1 Wohn-Esszimmer 36 m2

mit angrenzender Küche, große Terrasse, Grünflächen

Eigentümer der Liegenschaft:Gemeinnützige BaugenossenschaftSonnengarten

Initiator: Stiftung Alterswohnen in Albisrieden

Träger: Stiftung Alterswohnen in Albisrieden

Kosten:Grundtaxe je nach Zimmer zwischen3900 und 4560 Franken pro Monat,(1 EUR = ca. 1,5 Fr) zzgl. Zusatz-leistungen Finanzielle Defizite bedürftiger Bewohner übernimmt die Stiftung

Von der Terasse aus gibt es den Kontakt zur Nachbarschaft

Page 80: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

kosten werden aus der Rente und regulä-ren kommunalen Anteilen oder Stiftungs-mitteln finanziert.

Jede schläft solange sie will

Um 7.30 Uhr ist die Übergabe an den ersten Tagdienst. (7.30 –16.15 Uhr). Um8.00 Uhr kommt der zweite Tagdienst(8.00 –12.30 und 16.00 –19.30 Uhr) undhilft beim Waschen, Anziehen und derPflege, je nach Erfordernis. Beim Früh-stück haben auch Langschläferinnen eineChance, denn das Frühstück gibt es bis10.30 Uhr. Die Frühaufsteherinnen schau-en in der Küche zu oder plaudern mit denBetreuerinnen. Von 12.00 bis 13.00 Uhrwird zu Mittag gegessen, wie es die Be-wohnerinnen gewohnt sind: immer mit Sa-lat, Gemüse, Fleisch und Dessert. Um

12.30 Uhr geht der zweite Dienst nachHause. Nur noch ein Dienst ist präsent,der in der Woche von einer Krankenpfle-gehelferin unterstützt wird. Die jüngsteBewohnerin wird nach dem Mittagessenvon ihrem Ehemann nach Hause geholtund zum Abendessen zurückgebracht.Nach 13.00 Uhr halten die anderen ihr Ni-ckerchen im Bett oder auf dem Stuhl. Um14.00, 15.00 oder 15.30 Uhr ist Früchte-essen angesagt oder Kaffee- bzw. Teetrin-ken und Kuchen essen. Dann geht es nachdraußen auf die Terrasse, wenn das Wetteres erlaubt. Ein bis zweimal pro Wochemacht ein Besuchsdienst mit den DamenSpaziergänge. Schauen Angehörige vor-bei, sitzen alle gemeinsam beim Kaffeeund unterhalten sich. Nur selten zieht sicheine Bewohnerin ins eigene Zimmer zu-rück. Wurden früher auch Gesellschafts-spiele gespielt, so ist das derzeit durch diezunehmenden Beeinträchtigungen in derGruppe nicht mehr möglich. Zeit für dasNachtessen ist um 18.00 Uhr. Der Tagwird um 19.00 Uhr abgeläutet. Die Über-gabe an den Nachtdienst erfolgt. 19.00 bis23.00 Uhr wird Toilette gemacht. Die Be-wohnerinnen gehen zu unterschiedlichenZeiten zu Bett. Ab 23.00 Uhr legt derNachtdienst sich schlafen, nachdem allegut versorgt sind. Um 6.30 Uhr schaut erbis zur Übergabe an den Frühdienst nocheinmal in alle Zimmer.

Sie kommen, oder auch nicht

Wenn es eben geht, beteiligen sich die Be-wohnerinnen am Gemüseputzen. Sie kom-men, oder auch nicht, ganz nach Bedürf-nis. Sie müssen nichts machen. Die Kücheist dann der Ort zum Plaudern oder nurzum Zuschauen. Wäsche falten ist eine be-liebte Beschäftigung, die lange ausgeübtwird, auch aus therapeutischen Gründen.Die Beteiligung am alltäglichen Gesche-hen hängt von der persönlichen Verfas-sung ab. Manche helfen gerne mit. IhreKräfte nehmen jedoch ab, so dass sie

Pflegewohnung Am Bach Zürich-Albisrieden

78

Page 81: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

manchmal nur ihre Ruhe haben möchten.Die Angehörigen können sich ebenfallsbeteiligen, wenn sie es wünschen. Eskommt vor, dass sie zum Beispiel das Mit-tagessen kochen. Engagierte Angehörige,die sich kümmern, kommen gern, anderekommen gar nicht. Der gesellige Höhe-punkt ist das Nachtessen, bei dem vielmiteinander geredet wird, das Personalnimmt sich die Zeit dafür. Als in der GruppeAm Bach auch ein Mann wohnte, blühtendie Frauen auf. Sie sprachen mehr, sie wa-ren hilfsbereit und übernahmen wiederihre alte Rolle. Der Mann las Gedichteoder Geschichten vor, und alle fühlten sichmehr noch als sonst wie eine Familie.

Rituale stärken die Gemeinschaft

Außenkontakte werden in der Wohnge-meinschaft gefördert, indem die Bewohne-rinnen zum Friseur, zur Pediküre oder zumEinkaufen für die alltäglichen Bedürfnissebegleitet werden. Liset Lämmler, die Geschäftsführerin, berichtet auch vonTanznachmittagen, die vierteljährlich inKooperation mit der Kirchengemeinde or-ganisiert werden und sehr beliebt sind. Dierege Teilnahme der Gemeindemitgliederhat ihre Erwartungen übertroffen. Mit denBewohnerinnen im Rollstuhl hat es ebensowie mit den dementen Bewohnerinnen gutgeklappt. Zu den Attraktionen des Jahreszählt auch der Rübenlichterumzug, andem die Bewohnerinnen mit den Betreue-rinnen gern teilnehmen. Doch auch fürtraurige Anlässe nimmt man sich in derWohnung Am Bach Zeit. „Die Anteilnah-me an den Ereignissen in der Gruppe istsehr groß“, erzählt die Pflegewohnungs-leiterin, „und wird auch durch bestimmteRituale gepflegt.“ So nehmen die Bewoh-nerinnen gemeinsam von einem oder einerVerstorbenen Abschied, indem sie sich zu-sammen bei Musik und Kerzenschein anden Tisch setzen und von den Verstorbe-nen erzählen. Sie haben drei Wochen Zeit,

um ganz persönlich Abschied zu nehmen.In diesem Zeitraum wird das Zimmernoch nicht vermietet. Die Miete zahlen so-lange die Angehörigen. Das regelt derAufenthaltsvertrag.

Vorteile im Vergleich zum Pflegeheim

Die Nähe zum Pflegepersonal ist immergegeben und sehr wichtig. Die Mitarbei-terinnen sind jederzeit hör- und sichtbarund bieten ganz unterschiedliche Dienstean, da sie die Wünsche der einzelnenGruppenmitglieder gut kennen. Hat zumBeispiel jemand Lust auf eine Suppe, dannwird diese schnell zubereitet, oder eineTasse Kaffee gekocht und eine SchnitteBrot geschmiert etc. Die Pflegekräfte ach-ten außerdem darauf, dass alle immer ge-nug trinken. Mineralwasser wird deshalbgratis angeboten, weil dann mehr getrun-ken wird, als wenn es bezahlt werdenmüsste. Der Kontakt zu den Hausärzten istsehr gut und zu anderen Kontaktpersonender Bewohnerinnen ebenso. Dank des familienähnlichen Rahmens können indi-viduelle Gewohnheiten der Bewohnerin-nen beibehalten und ihre Wünsche erfülltwerden.

Wann ist diese Wohnform ungeeignet?

• Bei Verwahrlosung, sie erschwert dasMiteinander. Die Nähe zu den anderenMitbewohnerinnen stellt dann ein Pro-blem dar.

• Wenn jemand die Nähe von Mitmen-schen nicht erträgt.

• Wenn jemand nur laut, unruhig oder ag-gressiv ist. Bei bestimmten Formen derDemenz bietet ein Heim dann bessereMöglichkeiten.

• Bei Erkrankungen, die ein Höchstmaßan Fachkompetenz erfordern, da nichtalle Betreuerinnen examinierte Kran-kenpflegerinnen sind.

ProjektbeispieleVI. Blick über den Tellerrand

79

Page 82: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

VII. Zielgruppenprojekte in Nordrhein-Westfalen

80

Sonderformen

Die Unterschiedlichkeit der Menschenund ihrer Bedürfnisse spiegelt sich in derVielfalt der Wohnprojekte wieder: Projektefür Frauen, für Männer, für Menschen mitHandicap, Menschen aus anderen Her-kunftsländern und solche mit einer be-stimmten Weltanschauung. Wohnen undArbeiten wie auch Wohnen für Hilfe sindweitere Stichworte zum Thema. Diesebunte Mischung von Gruppen mit ver-schiedenen Konzepten und Zielen kannhier nur im Überblick dargestellt werden.

Frauenprojekte

Obwohl der Frauenanteil in den meistenWohnprojekten überwiegt, richten sich ei-nige auch ausschließlich an Frauen. Dabeihaben sich unterschiedliche Ansätze ent-wickelt: Die Weiberwirtschaft in Bonnist zum Beispiel ein reines Frauenprojektohne Kinder. Die Beginenhöfe bestehen meist aus älte-ren und jüngeren alleinstehenden und be-ruflich aktiven Frauen, einige von ihnenmit Kindern. Vertraglich wird abgesichert,dass sowohl Privat- als auch Gemein-schaftseigentum sowie Mietverträge inFrauenhand sind und auch bleiben. Män-ner sind als Gäste willkommen, Söhnekönnen bis zur Selbständigkeit im Projektwohnen, aber nicht erben. Fast alle Begi-nenprojekte beziehen sich auf historischeVorläufer, sind spirituell orientiert und of-fen für alle Religionen. Wohn- und Hausgemeinschaften aus-schließlich für lesbische Frauen befindensich in der Planung: Das Sappho Frauen-wohnstift soll ihnen im Alter ermöglichen,neue Lebens- und Wohnformen zu prak-tizieren. Die Gründung von Wohn- undHausgemeinschaften zur Selbsthilfe imAlter schafft die nötigen Voraussetzungen.

Männerprojekte

In den Anfängen der Wohnprojektent-wicklung gab es auch reine Männerwohn-gemeinschaften wie z.B. die StuttgarterRentnerrebellen. Sie wurden von einemInitiator ins Leben gerufen, dessen Kon-zept sich die Mitbewohner fügen mussten.Andere sind ohne große Vorbereitung ent-standen. Solche Projekte hatten keine lan-ge Lebensdauer. Auch homosexuelle Män-ner planten Hausgemeinschaften, die ineinigen Städten entweder nicht über dieAnfangsphase hinauskamen oder nur fürkurze Zeit umgesetzt werden konnten.Mittlerweile zeigt sich ein Trend, Wohn-projekte gemeinsam mit lesbischen Frauenzu realisieren.

Kooperationsprojekte

In diesen Projekten finden sich unter-schiedliche Interessensgruppen zusammen,um ein Wohnprojekt zu verwirklichen.Hierzu zählen neben den Schwulen-/Les-benprojekten z. B. das doMS/Lebensbo-gen-Projekt für Multiple-Sklerose-Be-troffene und Nicht-Betroffene in Köln, desWeiteren ein Projekt für Menschen mitund ohne Behinderungen in Euskirchen.Im Familiengartenhaus in Köln wollendeutsche und türkische kinderfreundlicheFamilien und Ältere mit dem deutsch-tür-kischen Netzwerk für behinderte Kinderkooperieren.

Projekte für Migrantinnen und Migranten

Für ältere Menschen anderer Herkunfts-länder, die nach dem Arbeitsleben auch ih-ren Ruhestand in Deutschland verbringenwollen, existiert bislang kein eigenesWohnmodell in NRW. Nur wenige von ih-nen leben in den vorhandenen gemein-

VII. Zielgruppenprojekte in Nordrhein-Westfalen

Page 83: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

ProjektbeispieleVII. Zielgruppenprojekte in Nordrhein-Westfalen

81

schaftlichen Wohnprojekten. Es gibt aberdurchaus Interesse an einem internationa-len und kulturoffenen Wohnprojekt.

Unter den Menschen mit Migrationshin-tergrund stellen türkische bzw. türkisch-deutsche Mitbürgerinnen und Mitbürgerder ersten Generation die größte Gruppemit einem hohen Bedarf an kultursensi-blen Wohnmodellen. Der geplante Migra-Dom in Köln steht für den Versuch, einerein türkische Hausgemeinschaft zu ge-stalten. Diese Zielgruppe lebt meist nochin sozial benachteiligten Stadtteilen inWohnungen, die nicht altengerecht sind.Sie hat inzwischen eigene Netzwerke derNachbarschaftshilfe aufgebaut wie dasAm Katernberg in Essen. In Duisburgsetzt das Haus am Sandberg – eine sehrgeschätzte multikulturelle stationäre Al-tenpflegeeinrichtung – die von vielen Sei-ten geforderte kultursensible Altenpflegebeispielhaft um.

Weltanschauungsprojekte

In Köln hat sich eine christlich-ökume-nisch interessierte Wohnprojektgruppe zu-sammengefunden, die sich noch in der Anfangsphase befindet. Mit Philia e.V.entsteht ein Projekt, das Toleranz zum ver-bindlichen Prinzip des gemeinschaftlichenWohnens erklärt: Ein Drittel der zukünfti-gen Bewohnerinnen und Bewohner stellenAnthroposophen und ein Drittel Angehöri-ge der freien Christengemeinschaft. Einweiteres Drittel gehört weder der einennoch der anderen Richtung an.

Autofreie Siedlung

Der Ruf nach autofreien Siedlungen wirdimmer lauter. Die Belange der älteren Ge-neration standen dabei bisher nicht imVordergrund. In Köln bemüht man sichjetzt, autofreie Wohnprojekte generations-übergreifend zu gestalten und Parkplätzefür besonderen Bedarf einzuplanen.

Gemeinsam Wohnen und Arbeiten

In einigen Projekten wird Wohnen, Arbei-ten und Leben konzeptionell zusammen-gefasst, zum Beispiel in Mönchenglad-bach im „Institut für soziale Innovatione.V.“ Im Kölner „Junges Leben im AlterJULIA e.V.“ wird vor allem der Pflegeas-pekt mitgedacht: Dort wollen sich jüngereMitbewohnerinnen und Mitbewohner imProjekt zugleich beruflich für Pflegebe-dürftige einsetzen.

Wohnen für Hilfe

Nach einem erfolgreichen Modellprojektder Darmstädter Fachhochschule sollennun auch in Münster und Köln Hilfe su-chende ältere Menschen mit Wohnraumsuchenden jüngeren zusammengebrachtwerden. Die Senioren bieten in ihrer meistzu großen Wohnung ein Zimmer zurUntermiete an. Studentinnen und Studen-ten zahlen die Miete in Form vertraglichgeregelter Hilfeleistungen. Als Verrech-nungsgrundlage gilt pro QuadratmeterWohnfläche eine Stunde Hilfe im Monat.Eine professionell besetzte Vermittlungs-stelle sorgt für den korrekten Ablauf.

KDA-Hausgemeinschaftskonzept

Im Unterschied zu den in der Broschürevorgestellten ambulanten Pflegewohn-projekten gibt es den stationären Typ derWohnpflegegruppen mit eigenem Wohn-bereich, die in große Pflegeeinrichtungenintegriert sind. Meist handelt es sich ummehrere kleine autonome Pflegeeinheiteninnerhalb eines Pflegeheimes, die nachdem Grundsatz der Dezentralisierung, Pri-vatheit und Normalität eingerichtet sind.Sie unterstehen der Heimaufsicht, und ihreBewohner sind Heimbewohner.

Page 84: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Die Vielfalt der Projekte in der Broschüremacht deutlich: Es gibt kein Patentrezeptfür die Projektentwicklung, sondern jedesProjekt hat seine eigene Geschichte. Im-mer hat das besondere Engagement ver-schiedener Beteiligter zum Gelingen bei-getragen. Auch hat die Unterstützungsowohl von Kommunen oder sozialen Trä-gern als auch durch Landesmittel bzw.Förderkonditionen das „Aussehen“ einesjeden Projektes unterschiedlich beein-flusst.Dennoch gibt es bestimmte Schritte aufdem Weg zu einem funktionierenden Pro-jektalltag, die auf vielfältigen Erfahrungenberuhen. Hierauf aufbauende Empfehlun-gen unterscheiden sich je nach der Rolledes Projektbeteiligten. Im Folgenden sindsie jeweils für Wohnprojektgruppen, Bau-träger/Wohnungsbaugesellschaften, Kom-mune und Land zusammengestellt.

Empfehlungen für die Wohnprojektgruppen

Für eine erfolgreiche Realisierung ist eshilfreich, wenn die Projektinitiativen sofrüh wie möglich Beratungsmöglichkeitenfür gemeinschaftliche Wohnprojekte inAnspruch nehmen, um rechtzeitige Hilfe-stellung/Unterstützung bei anstehendenEntscheidungen zu erhalten. Eine kosten-lose Beratung bieten die beiden Regional-büros für „Neue Wohnformen im Alter“ inBochum oder Köln.Durch eine gezielte Weichenstellung zu ei-nem frühen Zeitpunkt kann der Entwick-lungsprozess beschleunigt werden. JedeWohnprojektgruppe sollte

• sich sowohl individuell wie auch alsGruppe über ihre Vorstellungen und dieZielsetzungen des Projektes klar werden,

• versuchen, sich auf vielfältige Weise gutkennen zu lernen, z.B. bei Arbeitstref-fen, bei Geselligkeiten und gemeinsa-men Unternehmungen,

• Ausschau halten nach möglichen Part-nern, die das Wohnprojekt unterstützenkönnen. Hier sind ideelle Partner ebensowichtig wie die auf geschäftlicher, kom-munalpolitischer oder Verwaltungsebenetätigen Partner,

• ihre Konzeption möglichst früh schrift-lich festhalten und in eine Rechtsform,z.B. einen Verein, münden lassen. DieserSchritt fördert die interne Klärung einesProfils und signalisiert für externe Part-ner Verlässlichkeit und Ernsthaftigkeit,

• Standortwünsche formulieren, insbeson-dere im Hinblick auf die Infrastruktur,die Anbindung an den öffentlichen Nah-verkehr und die Nähe zu Grünflächen.Die konkrete Benennung von Stadtquar-tieren erleichtert die Standortwahl,

• sich die Erfahrungen anderer zunutzemachen, z.B. durch einen intensivenAustausch mit anderen Projektgruppenund Exkursionen zu bestehenden Projek-ten. Konkrete Beispiele sind oft ermuti-gend. Hier bieten z.B. auch die beidenRegionalbüros für „Neue Wohnformenim Alter“ in Bochum und Köln vielfälti-ge Informationen und Hilfen an,

• gemeinsam überlegen, ob und wie dieSelbständigkeit im Alter auch bei Pfle-gebedürftigkeit gewährleistet werdensoll. Kooperationsmodelle mit Trägernder Altenpflege stellen die Versorgung

82

Wege zur Umsetzung

Anregungen zur Realisierung von Wohnprojekten

Page 85: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

im Bedarfsfall sicher, vermeiden abergleichzeitig eine Abhängigkeit vomPflegeträger,

• möglichst früh klären, welche finanziel-len Reserven vorhanden sind. Möchteman als Mieter- oder Eigentümergruppeplanen oder als gemischte Gruppe? Aufwelches unternehmerische Engagementkann man sich einlassen? In diesem Zu-sammenhang sind die angestrebteRechtsform zu klären und evtl. Koopera-tionen mit Bauträgern und Banken zuentwickeln,

• durch breite Öffentlichkeitsarbeit undfrühzeitige Kontakte mit Entscheidungs-trägern in Kommune und Bauwirtschaftfür ihr Projekt werben. Das erleichtertdie Suche nach geeigneten Immobilienoder Grundstücken sowie das Aushan-deln von Optionen auf Grundstücke,

• sich geeignete Kooperationspartner fürdie wirtschaftliche und bauliche Umset-zung des Konzeptes suchen. Für Mehr-generationenprojekte sind es die Woh-nungsbaugesellschaften, gelegentlichauch „Altgenossenschaften". Mit ihnensollten die Gruppen in gemeinsam for-mulierten Qualitätsvereinbarungen dasweitere Vorgehen festlegen. Dabei soll-ten auch Art und Umfang der Beteili-gung der zukünftigen Bewohnerschaft,z.B. bei Planung und Belegung des Pro-jektes, möglichst vertraglich abgesichertwerden,

• unbedingt daran festhalten, dass Ge-meinschaftsbereiche eingeplant werden,die zentral liegen und von der organisier-ten Bewohnerschaft verwaltet werden,

• im Entstehungsprozess wie auch imNutzungsprozess die Einbindung von„Quereinsteigern“ sichern, ohne die Ge-duld der Gruppe zu stark zu belasten,z.B. durch Patenschaften. Die Mitglied-schaft in der Bewohnerorganisation soll-te für alle zukünftigen Bewohner ver-bindlich sein,

• auf professionelle Begleitung (z.B. vonProjektentwicklern) sowohl bei der sozi-alen und baulichen als auch bei der

rechtlichen und finanziellen Konkreti-sierung des Konzeptes nicht verzichten.Das Geld, das hier gespart wird, zahlendie Projektbeteiligten an Zeit und Ner-ven später drauf.

Anregungen für Wohnungsbaugesellschaften

Einige Wohnungsbaugesellschaften habenerkannt, dass die Kooperation mit Bewoh-nergruppen zur langfristigen Qualitätssi-cherung ihrer Bestände beitragen kann. Da-mit verbessern sie nicht nur ihr Image,sondern erschließen gleichzeitig auch neueMärkte. Dass sich diese Strategie zuneh-mend als wirtschaftlich erfolgreich erweist,sollte auch solche Unternehmen überzeu-gen, die Projekte mit Bewohnergruppennoch mehrheitlich als „unverhältnismäßi-gen Verwaltungsaufwand“ einschätzen.Gemeinschaftliche Wohnprojekte sindeine gute Grundlage für eine stabile Nach-barschaft, gerade bei der Einbeziehungunterschiedlicher Einkommensgruppen inmischfinanzierten Projekten – ein Vorteil,der sich für die Wohnungsbaugesellschaf-ten auszahlt.

Anregungen für Kommunen

Gemeinschaftliche Wohnprojekte habenimmer auch eine Wirkung auf das Gemein-wesen der Nachbarschaft und des Quar-tiers. Diese entsteht nicht nur durch eigeneAngebote, z.B. eines Nachbarschaftscafés,sondern auch durch das Engagement in derKinder-, Jugend- oder Seniorenarbeit vorOrt. Gemeinschaftliche Wohnprojekte kön-nen damit sowohl die Infrastruktur als auchdas soziale Klima im Quartier verbessern.Diese Chance haben Städte wie Hamburgschon erkannt. Sie bieten Grundstücke inbestimmten Stadtteilen gezielt Gruppen-projekten an. Auch in NRW sollten dieKommunen Flächen für Gemeinschafts-projekte vorhalten. Standortqualität sowiesozial verträgliche Bodenpreise und Erb-pachtkonditionen sind wichtige Kriterien

Wege zur Umsetzung Anregungen zur Realisierung von Wohnprojekten

83

Page 86: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

für die Angebote. Die positive Wirkungvon Gemeinschaftsprojekten können dieKommunen auch ideell, mit organisatori-schen Hilfen und durch eine flexibleHandhabung der Richtlinien, unterstützen(z.B. bei der Belegung).

Anregungen für das Land

Gemeinschaftliche Wohnprojekte brau-chen gerade in der Anfangsphase profes-sionelle Unterstützung, wenn das Projektnoch auf „unsicheren Beinen“ steht. Diezuständigen Ministerien sollten deshalbweiterhin für die Projektentwicklung Lan-desmittel zur Verfügung stellen. Hohe An-forderungen an den Entwicklungsstand eines Projektes verbessern zwar die Er-folgsquote, erweisen sich jedoch für diebezweckte Anschubförderung eher alskontraproduktiv.Gemeinschaftliche Wohnprojekte zeichnetmeist eine gesellschaftlich wünschens-werte Mischung von Einkommensgruppenund Haushaltsformen aus. Im öffentlichgeförderten Wohnungsbau sollte diese Mi-schung durch die Bereitstellung von Kon-tingenten für diese Wohnformen wie auchdurch die Anpassung der Förderrichtlinienan veränderte Bedürfnisse unterstützt wer-den. Analog zu den Hamburger Richtli-nien ist hier insbesondere zu nennen: dieFörderung des gesamten Gebäudes alsEinheit, so dass Wohnungen auch zu-sammengelegt und Grundrisse individuellgestaltet werden können.Die öffentliche Förderung von Gemein-schaftsräumen seitens des Ministeriumsfür Bauen und Verkehr wie auch des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit undSoziales sollte gesichert sein, um eine Um-setzung der Projekte und die Unterstützungder Gemeinwesenarbeit im Wohnquartierzu gewährleisten.Genossenschaftliche Eigentumsformenentsprechen den Zielsetzungen von Wohn-projekten in hohem Maße, insbesonderedurch die Verfügungsgewalt über die Woh-nungen sowie die soziale Bindung von Ei-gentum. Genossenschaftsgründungen be-

dürfen ebenfalls der professionellenUnterstützung und der landesweiten För-derung. Analog zu den Hamburger Richt-linien sollte angestrebt werden, den ge-nossenschaftlichen Eigenanteil innerhalbfestgelegter Kostengrenzen pauschal zubestimmen. Dadurch würde die finanziel-le Belastung für die Mitglieder leichterkalkulierbar.NRW ist durch seine speziellen Förderan-gebote im Bereich Neue Wohnformen aufeinem guten Weg. Da jedoch das ThemaWohnen im Alter grundlegend für vieleweitere Bereiche innerhalb der Senioren-politik ist, sollte der Weiterentwicklungneuer Wohnformen weiterhin eine großeBedeutung zugemessen werden. Nur guteRahmenbedingungen für ein bedarfsge-rechtes Leben und Wohnen im Alter, Pfle-ge eingeschlossen, können den künftigenAnforderungen einer „alternden Gesell-schaft“ in vielfältiger innovativer Form er-folgreich begegnen.

Anregungen zur Realisierung von Wohnprojekten

84

Page 87: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Wege zur Umsetzung Förderprogramme des Landes

85

Förderprogramme des Landes

In Nordrhein-Westfalen fördern das Mi-nisterium für Arbeit, Gesundheit und Sozi-ales (MAGS) und das Ministerium fürBauen und Verkehr (MBV) die Entwick-lung von gemeinschaftlichen Wohnprojek-ten mit älteren Menschen. Dies erfolgt durch sozial- und zielgrup-penorientierte Programme sowie im Rah-men der Wohnraumförderung.

Förderung neuer Wohnformenfür ältere und pflegebedürftigeMenschen durch das MAGS

Das MAGS unterstützt seit 1997 Modell-projekte für die Aufrechterhaltung derSelbständigkeit und Selbstbestimmung imAlter über das Förderprogramm: „NeueWohnformen für alte und pflegebedürftigeMenschen“. Modellhafte Maßnahmen können im Einzelfall unterstützt werden, ebenso wieflankierende soziale Maßnahmen, die über bestehende Ressortfördermöglichkei-ten des MAGS und des MBV hinausgehen(vgl. Grundsätze zur Förderung von 1997und weitere Förderprogramme; siehe Literaturliste). Inhalte dieser Förderung sind insbesondere:• Beratungs-, Moderations- und Planungs-

leistungen und flankierende soziale Hilfen, soweit diese nicht über vorhan-dene weitere Landesprogramme zu för-dern sind,

• Unterstützung selbstbestimmter gemein-schaftlicher Wohnformen insbesonderein der Aufbauphase,

• Stärkung gemeinwesenorientierter sozi-aler Arbeit für mehr Gemeinschaft imStadtteil,

• Aufbau von Generationen übergreifen-den Angeboten.

Ein weiterer wichtiger Programmpunkt istdie Verbesserung der Informationsmög-lichkeiten und der Beratung zu neuen und innovativen Wohnformen sowie sozialenEinrichtungen und Hilfen im Stadtteil.

Dies erfolgt über • die Förderung jeweils einer Beratungs-

und Informationsstelle für die Landes-teile Rheinland und Westfalen-Lippe(siehe unten: Regionalbüros Bochumund Köln),

• die Durchführung von Workshops undFachtagungen mit dem Ziel, Modellpro-jekte einer breiteren Öffentlichkeit zu-gänglich zu machen.

Aktuelle Informationsmaterialien, die vonden beiden Regionalbüros erarbeitet wer-den, geben zusätzliche Anregungen undHinweise für Interessierte:• die Projektliste „Wohnen im Alter“ in

NRW • Literaturhinweise • Adressen- und Kontaktpool• regelmäßige Rundbriefe• Leitfäden für Wohngruppenprojekte

Förderangebote des MBV für das barrierefreie WohnenDas MBV stellt Fördermittel in Form vonzinsgünstigen Darlehen für die Neuschaf-fung und Erneuerung von barrierefreiemMietwohnraum nach der DIN 18025 zurVerfügung. Die Basis hierfür bilden die Bestimmun-gen der Wohnraumförderung (WFB) unddie Modernisierungsrichtlinien (ModR)für Wohnraum des Landes NRW. Auskünfte über die genauen Konditionenund die jeweils aktuell geltenden Richt-linien geben die örtlichen Bewilligungs-stellen. Aktuelle Informationen befinden sich auf der Homepage des MBV unterwww.mbv.nrw.de

Für die zinsgünstige Darlehensförderung,die in Form von Pauschalen pro Quadrat-meter Wohnfläche gewährt wird, geltenfolgende Konditionen:a) Für die geförderten Wohnungen besteht

eine Mietpreis- und Belegungsbindungüber die Dauer von 15 oder 20 Jahren.

Page 88: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

b) Mit der Förderung soll Wohnraum fürPersonen, die auf preisgünstigen Wohn-raum angewiesen sind, geschaffen bzw.erhalten werden. Dafür dürfen die Woh-nungen während der Bindungsdauer nuran Personen vermietet werden, dieinnerhalb der Einkommensgrenzen lie-gen. Die örtlichen Bewilligungsstellenkönnen entsprechende Auskunft überdie Einkommensgrenzen geben.

c) Für die geförderten Wohnungen bestehtfür diesen Zeitraum in der Regel einBelegungsrecht durch die Kommune.

d) Die Größe der geförderten Wohnungenist nach Zimmer- und Personenzahl be-grenzt.

e) Die maximale Miethöhe ist bei diesengeförderten Wohnungen festgelegt.

f) Zur Sicherung der Mobilität sollen ge-förderte Wohnungen an Standorten mitAnbindung an den öffentlichen Perso-nennahverkehr liegen.

Weitere Fördergegenstände, die das selbst-bestimmte und gemeinschaftliche Wohnenvon Seniorinnen und Senioren über zins-günstige Darlehen unterstützen, sind:• die Errichtung von Aufzügen,• die Schaffung von Gemeinschaftsräu-

men bei Wohngebäuden mit mehr als 20 Mietwohnungen,

• die Umgestaltung des Wohnumfeldesfür den schwellenfreien Zugang zu Ge-bäuden und Freiflächen,

• die behindertengerechte Aussstattungvon Wohnungen (z.B. Rampen, Hebe-anlagen, behindertengerechte Bäder).

Experimenteller Wohnungsbau Das MBV erprobt im Rahmen des Experi-mentellen Wohnungsbaus innovative Bau-projekte mit besonderen städtebaulichen,architektonischen, ökologischen und sozi-alen Qualitäten.Ein Themenschwerpunkt liegt auf der För-derung von Wohnmodellen für Seniorin-nen und Senioren.

Mit den Modellprojekten werden Erfah-rungen für die Weiterentwicklung derWohnraumförderung als Regelförderungdes Landes gesammelt. Die Förderung erfolgt über ein Sonder-kontingent im Rahmen der Wohnraumför-derung. Nähere Informationen hierzu gibt dasMBV.

Förderangebote des MBV ander Schnittstelle von Wohnenund Pflege in NRW

In NRW werden im Rahmen der Wohn-raumförderung neue Wohnmodelle im Be-stand und Neubau für ältere, pflegebedürf-tige und behinderte Menschen gefördert.Dies erfolgt über:• die Förderung von Gruppenwohnungen,• die Förderung von Mietwohnungen mit

integrierten Pflegewohnplätzen,• Modellmaßnahmen zur baulichen An-

passung bestehender Wohn- und Pflege-heime.

Gruppenwohnungen Gruppenwohnungen sind große Wohnun-gen mit individuellen Wohnbereichen undzentralen Gemeinschaftsräumen. Die Förderung von Gruppenwohnungenermöglicht eine Zusammenfassung von in-dividuellen Wohnflächen für mehrere Per-sonen zu einer großen Wohnung, umRäumlichkeiten für das gemeinschaftlicheWohnen und die Versorgung in einer Ge-meinschaft zu ermöglichen. Die Wohnflächenobergrenze für Gruppen-wohnungen liegt bei 50 qm pro Personeinschließlich der anteiligen Gemein-schaftsflächen und dem Flächenmehrbe-darf für Rollstuhlfahrerinnen und Roll-stuhlfahrer. Die Gruppenwohnungen sind so auszuge-stalten, dass sie:• jeweils von mindestens zwei Rollstuhl-

fahrerinnen oder Rollstuhlfahrern be-wohnt werden können,

Förderprogramme des Landes

86

Page 89: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

• nicht mehr als 8 Personen pro Wohn-gruppe umfassen,

• möglichst in ein Gebäude mit Mietwoh-nungen traditionellen Zuschnitts inte-griert werden.

Die Gruppenwohnungen können bezogenauf den individuellen Wohnbereich entwe-der als:• Appartements (Wohnschlafraum, Kü-

chenbereich und Bad mit WC) oder • als Wohnschlafräume – ohne individuel-

le Küchenbereiche und Nasszellen – ge-staltet werden.

Jede Bewohnerin/jeder Bewohner erhälteinen eigenen Mietvertrag für den Indivi-dualwohnraum einschließlich eines Nut-zungsrechts an den gemeinschaftlichenRäumen. Eine Kopplung von Betreuungs- und Pfle-geangeboten und Mietverträgen ist in die-sem Modell nicht zulässig.

Die genauen und aktuellen Förderkon-ditionen sind den Wohnraumförderungs-bestimmungen des MBV zu entnehmen(www.mbv.nrw.de)

Förderung des MBV für PflegewohnplätzeMit diesem Förderansatz wird die Schaf-fung von Wohn- und Gemeinschaftsräu-men für das gemeinschaftliche Wohnen einer Gruppe von Pflegebedürftigen oderauch für besondere Bedarfsgruppen Pfle-gebedürftiger in einer stationären Pflege-einrichtung im Wohnquartier unterstützt.Die Förderwürdigkeit wird durch eine unabhängige und interdisziplinäre Bera-tungskommission des Landes geprüft. Die Projektvorhaben sollen möglichsthohe Wohnstandards erreichen, die eindauerhaftes Wohnen einschließlich Pflegeermöglichen. Die Wohngruppen sollen nicht mehr als 8 bis 12 Personen umfassen, um sozialeKontakte untereinander zu ermöglichen.

Förderung der baulichen Anpassung vonbestehenden Wohn- und PflegeheimenSeit 2004 fördert das Land Modellmaß-nahmen zur baulichen Anpassung beste-hender Wohn- und Pflegeheime an dieheutigen Wohn- und Nutzungsqualitätenim Rahmen der Modernisierungsförde-rung. Beantragte Projekte werden auf derGrundlage eines Nutzungskonzeptes voneiner unabhängigen Beratungskommissionbegutachtet und zur Förderung vorge-schlagen. Näheres zu den Förderkonditionen ist überdie örtlichen Bewilligungsbehörden undüber das MBV zu erfragen.

Förderung für Genossenschaftenund Genossenschaftsmitglieder

Für den Aufbau und die Entwicklung von Genossenschaften, die als gemein-schaftlicher Träger Mietwohnungsbestän-de sichern wollen, fördert das MBV nach Prüfung des Vorhabens Projektentwick-lungskosten und stellt zinsgünstige Dar-lehen für Mieterinnen und Mieter zur Verfügung.

Förderung durch das Bund-Länder-Programm Soziale Stadt

Stadtteilbezogene, sozial-integrative, bau-liche und ökonomische Maßnahmen kön-nen in vom Land anerkannten Stadtteileneine integrierte Förderung erhalten. Die Förderung erfolgt über eine Bünde-lung vorhandener Städtebaufördermittelund Mittel weiterer Ministerien. Eine An-tragstellung erfolgt hierbei über die jewei-lige Kommune.

Wege zur Umsetzung Förderprogramme des Landes

87

Page 90: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Möglichkeiten und Wege zuneuen Wohnformen im Alter

Die Suche nach Alternativen zu den her-kömmlichen Wohnformen sowohl für jün-gere als auch für ältere Menschen begannvor mehr als 25 Jahren und hat in NRW zurVerwirklichung von zahlreichen Wohn-projekten geführt. Angeregt durch dieseguten Beispiele beschäftigen sich in letzterZeit verstärkt Privatpersonen, Wohnungs-baugesellschaften, Wohlfahrtsverbände,Architektinnen und Architekten sowieKommunen intensiver mit neuen, genera-tionsübergreifenden Wohnkonzepten.

NRW nimmt im Bundesvergleicheine Vorreiterrolle ein

Zur Unterstützung dieser Entwicklung för-dert das Ministerium für Arbeit, Gesund-heit und Soziales (MAGS) des LandesNRW seit 1997 in Bochum und in Köln jeweils eine Beratungsstelle. Die Regio-nalbüros beraten und begleiten bei der Planung und Umsetzung innovativer Pro-jekte. Nach wie vor gibt es Hürden aufdem Weg von der Idee bis zur Umsetzungeiner neuen Wohnform. Immer wiederscheiterten Gruppen und Projekte am Man-gel unterstützender Rahmenbedingungen.Durch die verschiedenen Angebote der Re-gionalbüros erhalten sie eine kostenloseBeratung und praktische Hilfen.

Arbeitsweise der Regionalbüros

Das Beratungs- und Unterstützungsange-bot richtet sich an unterschiedliche Ziel-gruppen: an Einzelpersonen ebenso wie an selbstorganisierte Gruppen, Vertreter von Kommunen, Wohnungsunternehmen,Wohnberatungsstellen, Wohlfahrtsverbän-de oder kirchliche Organisationen.Viele Ratsuchende wenden sich an die Büros, weil sie eine Verbesserung der Lebens- und Wohnsituation wünschen.Ihre Vorstellungen, wie das am besten zu

erreichen sei, können sehr unterschiedlichsein. Die einen verstehen darunter dieMöglichkeit, ein eigenverantwortlichesLeben in der eigenen Wohnung bis ans Le-bensende führen zu können, nicht isoliert,sondern in einem anregenden Wohnum-feld mit guten persönlichen Kontakten.Für andere bedeutet es lediglich eine Ver-besserung der Kommunikation im Quar-tier oder Stadtteil durch Nachbarschafts-treffs oder Freizeitangebote in der Nähe.Die meisten Kontakte werden zunächst telefonisch geknüpft und bei Bedarf wirdInformationsmaterial verschickt. Danachfindet meist ein ausführliches persönlichesBeratungsgespräch im jeweiligen Bürooder gegebenenfalls auch vor Ort statt.

Vielfältige Unterstützungsangebote

Die Regionalbüros bieten für unterschied-liche Phasen einer ProjektentwicklungHilfen an. Dies betrifft u.a.• Gruppenfindung bzw. Initiierung von

Gruppen,• Entwicklung von Konzepten im Hin-

blick auf die Anforderungen an Archi-tektur und Städtebau,

• Planung, Finanzierung und Verwaltungvon Gemeinschaftsräumen,

• Bewohnerbeteiligung, Mitbestimmungund Selbstverwaltung,

• Entwicklung von Konzept, Finanzierungund Organisation von Pflege-Wohn-projekten,

• Vermittlung z.B. zwischen Gruppen undBauträgern,

• Entwicklung von Vereinbarungen zwi-schen Kooperationspartnern (z.B. zwi-schen Wohnungsunternehmen und selbst-organisierten Gruppen, zwischen Be-wohnerschaft und Wohlfahrtsverbändenoder zwischen Verein und Mitgliedern/Bewohnerschaft),

• Qualifizierung von Förderanträgen undBeantragung von Landesmitteln ausdem Förderprogramm.

Die Regionalbüros stellen sich vor

88

Die Regionalbüros stellen sich vor

Page 91: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Zur Unterstützung erstellen die Regional-büros thematische Leitfäden (bspw. zuGruppenfindung/-initiierung; gegenseitigeHilfe in Verbindung mit professionellerHilfe; Bewohnerbeteiligung, Mitbestim-mung und Selbstverwaltung; Kooperationmit Wohnungsunternehmen). Eine Litera-turliste und eine regelmäßig aktualisierteListe gemeinschaftlicher Wohnprojektedienen ebenfalls der Unterstützung derGruppen.Die Büros arbeiten an der Vernetzung mitanderen am Thema interessierten Einzel-personen, Wohngruppen und Organisatio-nen, wie z.B. Wohlfahrtsverbänden undWohnungsunternehmen.Der regelmäßig erscheinende Rundbriefinformiert über Projekte, Termine und Literatur zum selbstbestimmten Wohnenim Alter und berichtet über Aktuelles ausden Regionalbüros.Die Regionalbüros bieten außerdem Werkstattseminare und Regionaltreffen zuspezifischen Themen an, wie z.B. Grup-penfindung oder Finanzierung. Dadurchwerden Möglichkeiten des Erfahrungs-austausches zwischen den Gruppen ge-schaffen. Nach Absprache werden Vorträ-ge gehalten und Veranstaltungen initiiertoder mit vorbereitet.

Sensibilisierung der Entscheidungsträger

Die Beratungsstellen sehen ihre Aufgabeauch darin, Entscheidungsträger auf dieBedürfnisse der Älteren verstärkt hinzu-weisen. Hier ist z.B. an ein größeres, ge-eignetes Wohnraumangebot für genera-tionsübergreifendes, gemeinschaftlichesWohnen gedacht. Flexible Grundrisse mitder Möglichkeit, Wohnungsgrößen zu ver-ändern wie auch barrierefreie Wohnungennutzen nicht nur älteren Menschen, son-dern auch Eltern mit Kindern im Kinder-wagen oder kranken Menschen. Auchkommunikative und ruhige Orte zum Ver-weilen (z.B. Gemeinschaftsräume, Caféim Haus, eine entsprechende Gestaltungdes Treppenhauses) sowie eine soziale undkulturelle Infrastruktur zeichnen men-

schengerechte Architektur und den bedürf-nisorientierten Städtebau aus. In den letz-ten Jahren verzeichnen die Regionalbüroszudem ein steigendes Interesse an ambu-lant betreuten Pflegestützpunkten undPflegewohngruppen im Quartier, die älte-ren und hilfsbedürftigen Menschen denUmzug in eine stationäre Pflegeeinrich-tung ersparen. Vor diesem Hintergrundsetzen sich die Regionalbüros für einerechtzeitige Zusammenarbeit mit den ver-antwortlichen Institutionen (z.B. Heim-aufsicht) und für eine Überarbeitung derFörderbestimmungen ein.

Adressen der beiden Regionalbüros „Neue Wohnformen im Alter“

Neue Wohnformen im AlterRegionalbüro RheinlandNeues Wohnen im Alter e.V.Marienplatz 650676 KölnTel.: 0221/2407075Fax: 0221/[email protected]

Neue Wohnformen im AlterRegionalbüro WestfalenWohnBund-Beratung NRW GmbHHerner Straße 29944809 BochumTel.: 0234/90440-0Fax: 0234/[email protected]

Wege zur Umsetzung Die Regionalbüros stellen sich vor

89

Page 92: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Fertiggestellte Projekte

AACHEN HG.

Gemeinsames Wohnenvon Jung und AltVaalserstr. 447–449 undKandelfeldstr. 101–107, 52074 AachenKontakt:Frau Langecker, Gewoge Aachen Ag.,Kleinmaschierstr. 54–5652062 Aachen, T. 0241/4770452

AACHEN HG.

Stadthaus statt Haus e.V. Friedlandstr. 12, 52064 AachenKontakt:Ulla Grysar, T. 0241/4468593

ARNSBERG HG.

Altes Wasserwerk – Binnerfeld SeniorenwohnanlageBlumenstr. 10d, 59755 ArnsbergKontakt:Herr Arndt, T. 02932/9318338

ARNSBERG HG./SG./Pfl.

Service-Haus Arnsberg Hüsten GmbHAm Hüttengraben 28, 59759 ArnsbergKontakt:Ludger Clemens, T. 0221/7328998www.servicehausarnsberg.de

BIELEFELD HG./SG.

Baugenossenschaft Freie Scholle eGKontakt:Martin Kaufmann,Nachbarschaftszentrum,Meinolfstr. 4, 33607 Bielefeld,T. 0521/9320240www.freie-scholle.de

BIELEFELD HG./Pfl.

Wohnen mit Versorgungssicherheit ohne BetreuungspauschaleDahlemer-Str. 24–30, 33619 Bielefeld,Jöllenbecker Str. 90, 33613 Bielefeld,Heinrichstr., 33602 Bielefeld,Helene-Weigel-Str. 5, 33604 Bielefeld,Leetsstr. 6, 33604 BielefeldKontakt:Werner Stede, BGW – Bielefelder Gemein-nützige Wohnungsgesellschaft mbH,Carlmeyerstr. 1, 33613 Bielefeld,T. 0521/8809225,[email protected]

BIELEFELD WG./HG./Pfl.

Freie Altenarbeit,Verein Alt und Jung e.V. Huchzermeierstr. 7, 33611 BielefeldKontakt:Herr Lampert, T. 0521/9825419Frau Kötter, T. 0521/[email protected],www.altundjung.org.

90

Anhang

Projektliste*

* Diese Liste wird laufend aktualisiert und enthält überwiegend Projekte, die Informationen oder Beratungen der Regionalbüros Rheinland oder Westfalen in Anspruch genommen haben. Die Gesamtzahlvon realisierten und geplanten Projekten in NRW ist höher. Stand der Projektliste: September 2005

Page 93: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

BONN HG.

Gemeinschaftliches Wohnenim Kloster (GWK) e.V.Karmeliterstr. 1, 53229 BonnKontakt:Karl Meyer-Wieck, T. 0228/9489136

BONN HG.

Weiberwirtschaft e.V.Christ-Königsstr. 7, 53229 BonnKontakt:Sylvia Fels, T. 0228/486425,[email protected] Deetjen, T. 0228/314535

BONN HG.

Amaryllis eGWiesenpfad 18, 53757 St. AugustinKontakt:Silke Gross, T. 02241/331244,[email protected]

BOTTROP SG./Pfl.

Wohnen Plus auf Prosper IIIWohnanlage mit Betreuungsangebot,Soziale Dienste e.V.,Otto Joschko-Str. 8–10,46236 BottropKontakt:Frau Wallstein, T. 02041/160152

BÜNDE HG./SG./Pfl.

Wohnen am Tabakspeicher Wohnanlage für Ältere mit einem NachbarschaftszentrumKontakt:Bau und Siedlungsgenossenschaft für den Kreis Herford eG,Petra Eggert, T. 05223/9291-50,[email protected]

CASTROP-RAUXEL HG./Pfl.

Gemeinschaftliches Wohnen und Lebenim AlterDiakonisches Werk Castrop-Rauxel,Obere Münster Str. 5,44575 Castrop-RauxelKontakt:Gerd Müller, T. 02305/92133-23

DORTMUND HG.

Beginenhof DortmundGut-Heil-Straße 18, 44145 DortmundHeike Draheim, T. 0231/3119642,Beate Kaminski, T. 0231/582686,Rosemarie Ring, T. 0231/129568www.beginenhof-dortmund.de

DORTMUND HG.

WohnreWIR TremoniaVerein für generationsübergreifendesWohnen in Dortmund – W.I.R. e.V.Am Tremoniapark 15, 44139 DortmundKontakt:Christa Albers, T. 0231/1858699,[email protected]

DORTMUND HG.

wir_auf_tremoniaVerein für generationenübergreifendesWohnen in Dortmund – W.I.R. e.V.Am Tremoniapark, 44139 DortmundKontakt:Henrik Freudenau, T. 0231/129192,[email protected]

DORTMUND HG.

Wohnen und Leben im Alter (AGIL)Marscheiderstr. 14, 44269 DortmundKontakt:Herr Junker, Ruhr-Lippe Wohnungsgesell-schaft mbHKarl Harr Str. 5, 44263 Dortmund,T. 0231/4190412

AnhangProjektliste

91

Pfl.:mit Pflegeangebot

HG.:Hausgemeinschaft

WG.:Wohngemeinschaft

SG.:Siedlungsgemeinschaft

z.B.: HG./SG./Pfl.= Hausgemeinschaft in einer Siedlung mit Pflegeangebot

Die mit versehenenProjekte werden in dieserBroschüre dargestellt

Page 94: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Fertiggestellte Projekte(Fortsetzung)

DUISBURG SG.

Rheinpreußensiedlung eG/ Rheinpreußenhaus e.V.Mauerstr. 2A, 47198 Duisburg,Wohnen mit Nachbarschaftshilfe,Wohnungsgenossenschaft Rheinpreußen-siedlung eG, Duisburg-Homberg,Schlägelstr. 13, 47198 Duisburg,Rheinpreußenhaus e.V.,Schlägelstr. 22, 47198 DuisburgKontakt:Peter Pötter, T. 02066/38811,Brigitte Fath, T. 02066-41015,[email protected]

DÜREN HG.

Wohnen von Alt und Jung untereinem DachLaute-Die-Str. 1, 3, 5 und Bretzelnweg 104, 52353 DürenKontakt:Frau Wischmann,Gemeinnütziger Dürener Bauverein AG,Grüngürtel 31, 52351 DürenT. 02421/3909-0

DÜSSELDORF HG./SG./Pfl.

Service-Wohnen-DüsselthalGraf-Recke-Stiftung,Grafenberger-Allee 341b-d,40235 Düsseldorf,www.graf-recke-stiftung.deKontakt:Ludger Clemens, T. 0221/7328998

DÜSSELDORF SG./Pfl.

Wohnanlage im DahlackerModernes Wohnen im Alter – Wohnen mit Service und NachbarschaftDiakonie in Düsseldorf,Im Dahlacker 4–12, 40223 DüsseldorfKontakt:Herr Gistl, Düsseldorfer Wohnungs-genossenschaft eG, T. 0211/1782103

DÜSSELDORF SG./Pfl.

Wohnpark FleheModernes Wohnen im Alter – Wohnen mitService und NachbarschaftDiakonie in DüsseldorfKontakt:Herr Gistl, Düsseldorfer Wohnungs-genossenschaft eG, T. 0211/1782103

DÜSSELDORF HG./SG./Pfl.

Wohnhof StockumLönsstr. 5a, 40474 DüsseldorfKontakt:Herr Grey, Beamten-Wohnungs-Bauge-nossenschaft eG, T. 0211/497511

ERKRATH HG./Pfl.

Alt und Jung - Leben unter einem DachJohanniter-Zentrum-Erkrath(Alt-Hochdahl), Hildener Str. 1940699 Erkrath,Kontakt:Sabine Noll, T. 02102/380212

ESSEN HG.

Generationenverbund – Miteinander e.V.Franziskastr. 49, 45131 EssenKontakt:Frau Schäfer, Barbara Hannulek,T. 0201/72088-25

EUSKIRCHEN HG./Pfl.

Servicehaus – Integrative Wohnanlage für Behinderte und Nicht-Behinderte LEG NRW GmbH und Service-Haus Verein Euskirchen e.V.,Bendenstr. 35, 53879 EuskirchenKontakt:Renate Schumacher-Blobel,Hasenhecke 14, 53881 Euskirchen,T. 02251/61907

HAGEN HG./SG./Pfl.

Wohnpark Schwerter StraßeÄlter werden mit Freu(n)den e.V.Schwerter Str. 179a,58099 Hagen-Boele/Kabel Kontakt:Sabine Beckmann, T. 02331/9666634Büro: T. 02331/9666641

Projektliste

92

Page 95: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

HAMM HG.

Das gesunde HausHohenhöveler Straße, 59075 HammKontakt:Karin Koritke,Wohnungsamt der Stadt Hamm,Gustav-Heinemanns-Str.10,59065 Hamm, T. 02381/178101,Herr Maaß, Hammer Gemeinnützige Baugesellschaft GmbH, Widungstr. 33,59065 Hamm, T. 02381/9338132

HERNE HG.

WIR- Wohnen im (Un-)Ruhestand e.V.Gemeinsam Wohnen im AlterJuri-Gerusweg 7, 44623 HerneKontakt:Irmgard Winter, Hohensteiner Str. 24,44628 Herne, T. 02323/35262

HERNE HG.

WIR- Wohnen im (Un-)Ruhestand e.V.(2. Projekt) Gemeinsam Wohnen im AlterBahnhofsstraße/Dornstraße, 44629 HerneKontakt:Irmgard Winter, Hohensteiner Str. 24,44628 Herne, T. 02323/35262

HERTEN HG.

Die Hausidee,Aktiv bleiben.Miteinander lebenEwaldstraße 124, 45699 HertenKontakt:Klaus Götza, Troppauerweg 5,45719 Herten, T. 02366/9585-0Hanne Hartmann, T. 02366/37924

KEMPEN HG.

Wohnen mit Alt und Jung in KempenSankt Hubert Seidenstr. 57–63, 47906 KempenKontakt:Frauen bauen e.V., Frau Brigitte Hahn,Grünerweg 21, 47906 Kempen,T. 02152/517056,[email protected],Ute Schmitz, T. 02152/2257Heidi Grochtmann, T. 02152/52598

KÖLN HG.

Aktives Leben e.V.,Wohnpark Junkersdorf Wiener Weg 8, 50858 KölnKontakt:Inge Kerner, T. 0221/2824641,Dietrich Hartmann, T. 0221/488189

KÖLN HG.

Ein Haus für Alt und Jung – Wohnen in GemeinschaftVeledastraße 8, 50678 KölnKontakt:Gemeinnützige Wohnungs- und Bau-genossenschaft-Mieterschutz e.G.,T. 0221/937004-12,Neues Wohnen im Alter e.V.,Marienplatz 6, 50676 Köln,T.: 0221/215086, NWiA.ev@t-online

KÖLN HG./Pfl.

Forumshaus Wohn – Gemeinschaft imKonstantin-Viertel Köln Deutz, Wohnenmit und ohne ServiceKontakt:Thomas Schmidt,Rheinische Beamten-BaugesellschaftmbH, Gebrüder-Coblenz-Str. 14,50679 Köln, T. 0221/9803911

KÖLN HG.

Haus Mobile e.V. Hohenfriedbergstr. 9–11, 50737 KölnKontakt:Neues Wohnen im Alter e.V.,Marienplatz 6, 50676 Köln,T.: 0221/215086, NWiA.ev@t-online

KÖLN HG.

Philia e.V. – Verein für sozialkünstlerischeLebensgestaltungKontakt:René Klein und Madeleine Zoll-Walde,(Philia-Büro), Petersenstraße 5b,51109 Köln, T. 0221/8904229,Lisa Hugger, Neuensaaler Str. 70,51515 Kürten, T. 02207/848124www.philia-koeln.de

AnhangProjektliste

93

Pfl.:mit Pflegeangebot

HG.:Hausgemeinschaft

WG.:Wohngemeinschaft

SG.:Siedlungsgemeinschaft

z.B.: HG./SG./Pfl.= Hausgemeinschaft in einer Siedlung mit Pflegeangebot

Die mit versehenenProjekte werden in dieserBroschüre dargestellt

Page 96: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Fertiggestellte Projekte(Fortsetzung)

KÖLN HG./Pfl.

VITALES WOHNEN im StadtwaldviertelJunkersdorfDürener Str. 411, 50858 Köln,GESOL e.V.Kontakt:Sekretariat, T. 0221/3996567,Katrin Barion, T. 0221/323421

KÖLN HG./Pfl.

Wohnen mit Alt und Jung e.V. Jakob-Schupp-Str. 20–22, 50825 KölnKontakt:Mechthild Zeltner, T. 0221/5506384,Ernst Greffgen, T. 02234/498843Norbert Fürneisen, T. 0221/[email protected]

LÜNEN SG.

Glückauf gemeinnützige Wohnungsbau-gesellschaft mbHGlückauf Nachbarschaftshilfe e.V.Brechtener Str. 42, 44536 LünenKontakt:Frau Neuhaus/Herr Sbick,T. 0231/98730910

METTMANN HG.

Anders Leben Anders Wohnen für Jungund Alt e.V.Mettmanner Hofhaus, Am Laubacher Feld 52–120, 40822 MettmannKontakt:Klaus Zimmermann, T. 02104/25465,Monika Vier, T. 02104/96560

MÖNCHENGLADBACH HG.

Wohnprojekt Reststrauch – Stein undStrauch für generationsübergreifendesWohnen e.V. Steinfelder Straße 109,41199 MönchengladbachKontakt:Frau Heilmann, Brandenbergerstr. 3–5,41065 Mönchengladbach,T. 02161/819918

MÜLHEIM/RUHR HG./SG./Pfl.

Das Dorf für alte und junge, behinderteund nichtbehinderte Menschen Schäfershäuschen 26,45481 Mülheim/RuhrKontakt:Uwe Wolfs, Theodor Fliedner Stiftung,Fliednerstr. 2, 45481 Mülheim/Ruhr,T. 0208/4843-191

MÜLHEIM/RUHR HG./SG.

Gemeinschaftliches Wohnen und Lebenim Alter e.V.Liverpoolstraße 33,45470 Mülheim/RuhrKontakt:Helga Spindeck, T. 0208/425996

MÜNSTER HG./SG.

Gemeinsames Wohnen von Alt und Jung e.V.Christoph-Bernhard-Graben 2–22,48163 Münster-MecklenbeckKontakt:Frau Knob, T. 0251/1366688

MÜNSTER WG./HG./Pfl.

Villa HittorfstraßeHittorfstraße 10, 48149 MünsterKontakt:Herr Beerwerth, T. 0251/[email protected]

MÜNSTER WG./HG./Pfl.

Villa MauritzKaiser-Wilhelm-Ring 34,48145 MünsterKontakt:Herr Beerwerth, T. 0251/[email protected]

NEUSS SG./Pfl.

Wohnen mit ServiceNeuss-MeertalKontakt:NOAH gGmbH,Berghäuschensweg 28a, 41464 Neuss,T. 02131/1247300

Projektliste

94

Page 97: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

SALZKOTTEN HG./Pfl.

Alt und Jung e.V., Team Hederpark Am Wallgraben 33, 33154 SalzkottenKontakt:Anita Gurk, T. 05258/933644

SCHWERTE SG./Pfl.

Älter werden zu Hause e.V. Nachbarschaftsnetzwerk im BestandKontakt:Egon Schmid, Rettemühle 14,58239 Schwerte,T. 02304/73354

SCHWERTE HG.

Förderverein Schwerter Beginenhof e.V. Wohnen im Alter für FrauenKiebitzweg 2, 58239 Schwerte,[email protected]:Lore Seifert, Bechhausweg 7,58239 Schwerte, T. 02304/72249,Irmtraud Ruder-Schnelle,T. 02304/252934

SIEGEN HG.

Lebendiges Haus e.V. SiegenMelanchtonstr. 61, 37074 SiegenKontakt:Roswitha Kloiber, T. 0271/7411019,Peter Ganzer, T. 0271/7411019,Senta Monien, T. 0271/355297,Lisa Hugger, T. 02207/848124

STEINHAGEN/AMSHAUSEN HG./Pfl.

Hof Dellbrügge Kontakt:Ascheloher Weg 40,33803 Steinhagen-Amshausen,T. 05201/66930

WERL HG.

Mehrgenerationen-Wohnen Neusser Straße 16a, 59457 WerlKontakt:Frau Bechheim-Kanthak, Seniorenbüroder Stadt Werl, T. 02922/8001-04,Frau Bogdahn, Gleichstellungsstelle der Stadt Werl, T. 02922/8001-500

WERMELSKIRCHEN HG.

Mehrgenerationenwohnen unter einemDach e.V.Darbringhauser Str. 1,42929 WermelskirchenKontakt:Michael Damaschke, T. 02191/5898398,T. 02196/89102

WERTHER WG./Pfl.

Umbruch – Wohnen und mehr e.V.Wohngemeinschaft für Alt und JungRotingdorfer Str. 10, 33824 WertherKontakt:Michael Zerbst, T. 05203/970221

WETTER/ RUHR HG./Pfl.

Wohnanlage am HeilkenbachKontakt:Diakoniewerk Betreutes Leben Grundschöttel e.V.,Grundschötteler Str. 48–50,58300 Wetter, T. 02335/969840,heidrun.pollok@t-online,www.heilkenbach.de

WETTER/RUHR HG.

Abendsonne e.V. – Neues Wohnen im AlterWilhelmsstr. 48, 58300 WetterKontakt:Ludwig Klenke, T. 02335/3283Edelgard Ninnemann, T. 02335/[email protected]

WIPPERFÜRTH HG.

CBT Wohnhaus „Miteinander leben und wohnen“Alte Kölner Str. 34–36,51688 WipperfürthKontakt:Claudia Lamsfuß-Dörnbach,T. 0172/7768193

AnhangProjektliste

95

Pfl.:mit Pflegeangebot

HG.:Hausgemeinschaft

WG.:Wohngemeinschaft

SG.:Siedlungsgemeinschaft

z.B.: HG./SG./Pfl.= Hausgemeinschaft in einer Siedlung mit Pflegeangebot

Die mit versehenenProjekte werden in dieserBroschüre dargestellt

Page 98: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Im Bau befindliche Projekte

BIELEFELD HG./Pfl.

Wohnen mit Versorgungssicherheit ohne BetreuungspauschaleEickumer Str. 1, 33739 Bielefeld,Westfeldstr., 33611 BielefeldKontakt:Werner Stede, BGW – Bielefelder Ge-meinnützige Wohnungsgesellschaft mbH,Carlmeyerstr. 1,33613 Bielefeld, T. 0521/8809225,[email protected]

HAGEN HG.

Achat e.V. Selbstbestimmtes Wohnen im AlterKontakt:Heide Kramer, Fasanenweg 43,58313 Herdecke, T. 02330/70730,[email protected],www.achat-herdecke.de

HAMMINKELN/MEHRHOOG SG.

Zur Alten Schule, Neues Wohnen – Wohnpark SiedlergemeinschaftKontakt:Ulrich Kortmann, Storchenweg 7,46499 Hamminkeln-Mehrhoog,T. 02857/2166

IBBENBÜREN HG.

Projekt Wunschwohnen – gemeinsam statt einsamKontakt:Regina Bürsgens-Klein,T. 05451/964460,Birgit Povel, T. 05451/17643

KREFELD HG./SLG.

Solarsiedlung am FungendonkVerein Solarsiedlung Krefeld e.V.Kontakt:Detlef Lenschen,Geschwister-Scholl-Weg 25a,47809 Krefeld, T. 02151/644450

MÜNSTER HG.

Die BremerstadtmusikantenInitiative für ein alternatives Wohnprojektin Münster-WolbeckKontakt:Gudrun Grosse Ruse, T. 02506/2765,Sabine Conradi-Hinz, Eckhard Hinz,T. 02506/3490,Rosel und Hansaugust Maaß,T. 02506/1302

Projektliste

96

Page 99: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Geplante Projekte

AACHEN HG.

Mit Freu(n)den unter einem DachGemeinschaftliches Leben und Wohnenmit verschiedenen GenerationenKontakt:Erika und Karl-Heinz Kind,Halfenstr. 14., 52080 Aachen,T. 0241/552758, [email protected], www.mit-freunden-unter-einem-dach.de

AACHEN HG.

Selbstbestimmt und nachbarschaftlichwohnen in der StadtKontakt:Renate Dietrich, T. 0241/9128409Ursula Komes, T. 0241/151921

BAD HONNEF HG.

Gute Hausgemeinschaft – gemeinsames Wohnen und LebenKontakt:Monika und Gerhard Sakowski,Menzenberger Straße 47,53604 Bad Honnef,[email protected]

BIELEFELD HG.

Bielefelder Beginenhöfe e.V.Kontakt:Ingrid Littmann, Martina Buhl, Stapen-horststr.5, 33602 Bielefeld,T. 0521/3367633,[email protected],www.bielefelder-beginenhoefe.de

BIELEFELD HG.

StattVilla eG – anders leben und wohnenKontakt:Breite Str. 37, 33602 Bielefeld,T. 0521/5600493, [email protected],www.stadtvilla-bielefeld.de

BIELEFELD HG.

Wahlfamilie Bielefeld e.V. – Ein Dach für Jung und AltKontakt:Peter Munsche, Voltmannstr. 113,33619 Bielefeld, T. 0521/886694,[email protected],Hartmut Vollmer, Runenweg 10,33699 Bielefeld, T. 05202/80309,[email protected]

BIELEFELD HG.

Wohnen & Meer e.V. Neue Wohnformen für alte MenschenKontakt:Herbert Blaschke, Luisenstr. 18,33602 Bielefeld, T. 0521/64282,Hubertus von Klausewitz,T. 0521/25804,Wilfried Maak, T. 0521/2399105

BOCHUM HG.

Wohnen und Leben für Jung und Alt e.V.Kontakt:Manfred Walz, Hiltroper Landwehr 82,44805 Bochum, T. 0234/864261

BONN HG.

Wahlverwandtschaften Bonn e.V.Eigenverantwortlich wohnen und gemeinschaftlich leben für Alt und Jung Kontakt:Eva Hüttenhain, Im Spichelsfeld 53,53757 St. Augustin, T. 02241/21470,[email protected] Willeke, Nonstr. 12, 53119 Bonn,T.0228/94499902, [email protected] Gresser, Weißdornweg 16,53177 Bonn, T. 0228/7078474,[email protected]

BORNHEIM/BRÜHL HG./Pfl.

Rheinisches Wohnforum e.V. Kontakt:Ludwig Mehler, T. 02641/359759

AnhangProjektliste

97

Pfl.:mit Pflegeangebot

HG.:Hausgemeinschaft

WG.:Wohngemeinschaft

SG.:Siedlungsgemeinschaft

z.B.: HG./SG./Pfl.= Hausgemeinschaft in einer Siedlung mit Pflegeangebot

Die mit versehenenProjekte werden in dieserBroschüre dargestellt

Page 100: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Geplante Projekte(Fortsetzung)

DATTELN HG.

Wohnen mit Freu(n)denGemeinsam Wohnen im Alter e.V. Agenda 21-ProjektKontakt:Bernd Kaschmer, Lloydstr. 20b,45711 Datteln, T. 02363/62782,[email protected],Hanna Lisa Strauß, T.:02363/8698

DORTMUND HG.

Multikulturelles Wohnen im AlterKontakt:Verein für Internationale Freundschaftene.V., Sandra Alberti, Westhoffstr. 8–12,44145 Dortmund, T. 0231/837287

DÜSSELDORF HG.

Wohnprojekt Düsseldorf –Leben in GemeinschaftKontakt:Harald Oehme, Mannheimer Weg 15,40229 Düsseldorf, T. 0211/789418

EMSDETTEN HG.

Hof-Eiche-24Im Hagenkamp 20, 48282 Emsdetten Kontakt:Elisabeth Fröhlich, Postfach 1661,48274 Emsdetten, T. 02572/959353,[email protected]

ERKELENZ HG.

Pro50 e.V. Generation für das Leben eG i. Gr. (pro Vita)Kleinbouslar 2a, 41812 ErkelenzKontakt:Günther Müller, Danziger Str. 1,41812 Erkelenz, T. 02431/970877,T. 0178/6678805, [email protected]ünter Raths, Viersener Str. 271,41063 Mönchengladbach,T. 02161/898055, T. 0172/4914281

ESSEN HG.

Jung und Alt unter einem Dach e.V.Kontakt:Norbert Flache, Am Wunschbrunnen 5,45327 Essen, T. 0201/369746

ESSEN HG.

ASNIDE mehrgenerationen-wohnen essenKontakt:Doris Becker, T. 0201/[email protected],Elke Wallat-Schöpke, T. 0201/[email protected]

ESSEN HG.

Beginen im Pott – Frauenkultur an der Ruhr e.V.Mehrgenerationen WohnprojektKontakt:Ute Hüfken, T. 0208/381051,Waltraud Pohlen, T. 0201/8718761

GELSENKIRCHEN HG.

Wohninitiative GelsenkirchenNicht allein und nicht ins HeimKontakt:Ursula Junker, Ewaldstr.,45892 Gelsenkirchen, T. 0209/772874,Inge Scharf, Overweg 32,45879 Gelsenkirchen, T. 0209/772874

GÜTERSLOH HG.

SoVital e.V.Neue Wohnwelten für den LebensabendKontakt:Achim Strothmann,Johann-Severin-Str. 6,33330 Gütersloh,[email protected]

HAMMINKELN HG.

Villa UrbanaKontakt:M. Kleinböhmer, Güterstr. 29,46499 Hamminkeln, T. 02852/96210

Projektliste

98

Page 101: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

KÖLN HG.

Beginenhof KölnKontakt:Beginen e.V. (Petra van Brakel),Markmannsgasse 7,50667 Köln, T. 0221/[email protected]

KÖLN HG.

Das FamiliengartenhausNiehler Kirchweg 61–63, 50733 KölnKontakt:Gisela Edel, Richard Witter,Niehler Kirchweg 126, 50733 Köln,T. 0700/ [email protected]

KÖLN HG./Pfl.

doMS e.V.Selbstbestimmtes Wohnen MS-betroffenerMenschen: offen für Anders- und Nicht-betroffeneKontakt:c/o KISS, Marsilstein 4–6, 50676 Köln,Monika Nolte, T. 0221/818191,Ralf Müller, T. 02696/9319800,Harald Rösing, T. 02274/705529

KÖLN HG.

FeuerWerk e.V.Ein anderes Wohnprojekt für Menschenüber 60 im Rahmen der Autofreien Sied-lung in Köln-NippesKontakt:Hansgeorg Ließem, Priesterbergweg 36,53773 Hennef/Sieg, T. 02248/9098385,T. 0171/5270991, [email protected]

KÖLN HG.

Junges Leben im Alter – JULIA e.V.Kontakt:Frau Ragna Bohne, Hohenstaufenring 8,50674 Köln, T. 0221/[email protected] www.julia-ev.de

KÖLN HG.

Kontraste Leben e.V.Kontakt:Elisabeth Bungert, T. 0221/9462728Claudia Grandjeanberling,T. 0221/215876

KÖLN HG.

Lebensbogen e.V.c/o KISS, Marsilstein 4–6, 50676 KölnKontakt:Annelie Appelmann, T. 0221/818191

KÖLN HG./Pfl.

MigraDomMultikulturelles Wohnen für Pflege-bedürftige und Demente im AlterKontakt:Hansgeorg Ließem,Altenwohn- und Pflegeheime gGmbH,Priesterbergweg 36, 53773 Hennef,T. 02248/9098385, [email protected]

KÖLN HG.

Villa andersIntergeneratives Wohnprojekt für Lesbenund SchwuleKontakt:Lisa Weiß, T. 0221/761915.Dietmar Frings, T. 0221/5603423RUBICON: 0221/2766999/[email protected]

LÜDENSCHEID HG.

Kilimandscharo – Gemeinsam im Alterwohnen und kreativ leben e.V.Kontakt:Friedrich Himmelmann, Grabenstr. 12a,58511 Lüdenscheid, T. 02351/23903

Anhang Projektliste

99

Pfl.:mit Pflegeangebot

HG.:Hausgemeinschaft

WG.:Wohngemeinschaft

SG.:Siedlungsgemeinschaft

z.B.: HG./SG./Pfl.= Hausgemeinschaft in einer Siedlung mit Pflegeangebot

Page 102: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Geplante Projekte(Fortsetzung)

MÖNCHENGLADBACH HG./Pfl.

Institut für soziale Innovation e.V.Kontakt:Elisabeth und Jürgen Brack, Gasstr. 29,41236 Mönchengladbach,T. 02161/834133,Marion Majewski, T. 02161/ 834133,Michael Klerkx, T. 02162/10818

MONHEIM/LANGENFELD HG.

ALIA - Anders Leben im Alltag e.V.Kontakt:Helga und Franz Bembennek,Altenbrückstraße 61, 40599 Düsseldorf,T. 0211/7480814

MÜNSTER HG.

Villa Vera e.V.Kontakt:Jutta Hammes, Sophienstr. 22a,48145 Münster, T. 0251/1367891,[email protected] Zurloh, Friesenring 58,48147 Münster, T. 0251/270312,Marlene Roerkohl, Brockhoffstr. 8,48143 Münster, T. 0251/9277891

NEUSS HG.

Projekt Zukunft e.V.Kontakt:Wolfgang Kracht, Schwannstr. 17,41460 Neuss, T. 02131-951902,[email protected],www.projekt-zukunft-neuss.de

NEUSS HG.

Leben im Alter Neuss e.V. (LiANe)Kontakt:Illu Leukert, Poststr. 12,41472 Neuss, T. 02131/ 5235959 Helmut Maul, Am Eichenkreuz 8,40667 Meerbusch, T. 02132/ 995399,Katharine Symes, Venloerstr. 190,41462 Neuss, T. 02131/ 298011

OELDE-SÜNNINGHAUSEN HG./SG:

Solarsiedlung Oelde-SünninghausenKontakt:Anne Fresdorf, T. 02302/964780,[email protected],Manuell Reig, T. 02104/12122,[email protected]

PULHEIM HG.

Neues Wohnen für Alt und JungKontakt:Ursula Rogg, Buschweg 37,50259 Pulheim, T. 02238/7652

REMSCHEID HG./SG.

JAWOL!Kontakt:Britta Körschgen, Blücherstr. 4,42855 Remscheid, T. 02191/882577,[email protected], www.jawol.info

SIEGEN/KREUZTAL HG.

WohnträumeGemeinsam bis ins hohe Alter zusammenleben und aktiv seinKontakt:Ingeborg und Gernot Schäfer,Ebertshahnstr. 4, 57223 Kreuztal,T. 02732/552692,[email protected]

VOERDE HG./SG.

Generationen„Dorf“Initiative für Miteinander und Füreinander leben Kontakt:Ute Ten Brink, T. 0281/460650,Ulrich Grundmann, T. 0281/478,[email protected]

WITTEN HG.

Zwischenraum – Integration von Familien mit behinderten Kindern und älteren MenschenKontakt:Sylvia Günther, Heinrich-Koch-Weg 1,44229 Dortmund, T. 0231/732968,www.zwischen-raum-ev.de

Projektliste

100

Page 103: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Andritzky, Michael (2004): Neues Wohnen fürs Alter – Was geht und wie es geht.Hrsg. durch BauWohnberatung Karlsruhe (BWK)/ Schader-Stiftung, Darmstadt.Frankfurt am Main 2004

Bertelsmann Stiftung/ Kuratorium Deutsche Altershilfe (Hrsg.)(2004): Betreute Wohngruppen – ein bedarfsgerechtes Wohnangebot für die Zukunft?Leben und Wohnen im Alter, Band 2. Köln 2004

Born, G./ Mertens, E./ Bartmann K. (2002): Pflegende Angehörige – Balance zwischen Fürsorge und Entlastung. Hrsg. durch Verbraucher-Zentrale Nordrhein-Westfalen e.V., Düsseldorf (1. Aufl.)

Brasse, B./ Klingeisen M./ Schirmer U. (Hrsg.)(1993): Alt sein – aber nicht allein;neue Wohnkultur für Jung und Alt; Projektberichte, Erfahrungen,Impressionen. Ein Lesebuch der ANstiftung. Münster: Votum-Verlag

Brückner, Christine (2000): Die letzte Strophe. München (7. Auflage)

Bündnis 90/Die Grünen im Landtag NRW (2004): Zukünftiges Wohnen im Alter.Beiträge zu neuen Wohnformen für ältere und pflegebedürftige Menschen. Düsseldorf (Bezug: www.gruene.landtag.nrw.de)

Bundesgeschäftsstelle Landesbausparkassen (Hrsg.)(o.J.): Wohnprojekte für Jung und Alt – Generationen übergreifende Baugemeinschaften. Berlin (Bezug:www.lbs.de)

Bundesministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales Österreich (Hrsg.)(1998):Alternativen zum Heim. Die ‚Groupe Saumon’ und innovative Projekte ausEuropa. Reihe „Soziales Europa“, Bd. 9. Wien

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.)(2004):Ambulant betreute Wohngemeinschaften für demenziell erkrankte Menschen.Berlin (Bezug: www.bmfsfj.de)

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.)(1998):Zweiter Altenbericht: Wohnen im Alter. Bonn

Deutscher Mieterbund e.V./ Kuratorium Deutsche Altershilfe (Hrsg.)(2000): RatgeberBetreutes Wohnen. Service, Preise, Verträge – Worauf müssen Sie achten? Köln

Forum für gemeinschaftliches Wohnen, Bundesvereinigung (Hrsg.)(2003):Arbeitsmappe für Initiativgruppen. Hannover (Bezug: www.fgwa.de)

Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales (1998):Älter werden in der Fremde – Wohn- und Lebenssituation älterer ausländi-scher Hamburgerinnen und Hamburger. Sozialempirische Studie. Hamburg

Fuchs, Dörte/ Orth, Jutta (2000): Bauen in der Gruppe – Kostengünstig, innovativ,ökologisch. München

Fuchs, Dörte/ Orth, Jutta (2003): Umzug in ein neues Leben. Wohnalternativen für diezweite Lebenshälfte. München

Füller, Ingrid/ Keller, Sabine (1999): 50 und aufwärts. Ein Begleitbuch für die zweiteLebenshälfte. Hrsg. durch die Stiftung Warentest. Berlin

Gerngroß-Haas, Gabriele (2005): Anders leben als gewohnt. Wenn verschieden Frauenunter ein Dach ziehen. Königstein/Taunus

Anhang Literaturverzeichnis

101

Literaturverzeichnis

Page 104: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Literaturverzeichnis

102

Geschäftsstelle Seniorenwirtschaft am Institut Arbeit und Technik (Hrsg.)(2004):Qualitätssiegel Betreutes Wohnen für ältere Menschen in Nordrhein-Westfalen. Gelsenkirchen (Bezug: www.bfw-nrw.de)

Hater, Katrin/Komes, Ursula (2003): Gemeinschaftlich Wohnen 50+, Projekte für einen neuen Markt. Hrsg. durch: Aachener Stiftung Kathy Beys. Aachen

Hoppe, Ulrike/Joches, Uwe/ Wagner, Karsten/ Zeisberg, Gisela (2001): Leitfaden für Wohnprojekte. Hrsg. durch: Johann Daniel LAWAETZ-Stiftung. Hamburg (2. Auflage)

Kremer-Preiß, Ursula/ Stolarz, Holger (2003): Neue Wohnkonzepte. Bestandsanalyse.Leben und Wohnen im Alter, Band 1. Hrsg. durch: Bertelsmann Stiftung/ Kurato-rium Deutsche Altershilfe. Köln

Kuratorium Deutsche Altershilfe (Hrsg.)(2000): vorgestellt 66, Vom Idealismus zumRealismus. Über 15 Jahre gemeinschaftliches Wohnen älterer Menschen in denNiederlanden. Köln

Landesarbeitsgemeinschaft Wohnberatung NRW (Hrsg.)(2004): Wohnberatung in Nordrhein-Westfalen. Adressen – Materialien – Information. Dortmund(www.wohnberatungsstellen.de)

Landesstelle Pflegende Angehörige (2005): Was ist wenn …? 18 Fragen zum ThemaHäusliche Pflege. Münster (Bezug: www.pflegende-angehoerige.de)

Landtag Nordrhein-Westfalen (Hrsg.)(2005): Situation und Zukunft der Pflege in NRW. Bericht der Enquête-Kommission des Landtags Nordrhein-Westfalen.Düsseldorf (Bezug: www.landtag.nrw.de)

Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen (2004): Barriere-freie Wohnungen. Beispielhafte Lösungen für Neubau und Bestand. Düsseldorf(Bezug: [email protected])

Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.)(2005):Wohnen im Alter. Neue Wohnmodelle in Nordrhein-Westfalen. Düsseldorf (Bezug: [email protected])

Narten, Renate/ Fuhrig, Anette (2000): Wohnungen für betreute Wohngruppen alterMenschen. Nutzungsanalysen und Planungshinweise. Forschungsprojekt im Auf-trag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.).Berlin

Narten, Renate/ Tischer, Sylvia (2001): Räume für gemeinschaftliche Wohnprojekteälterer Menschen – Erfahrungen aus niederländischen Wohnprojekten (Band 1 und 2). Forschungsprojekt im Auftrag des Bundesministeriums für Raumordnung,Bauwesen und Städtebau, Kuratorium Deutsche Altershilfe (Hrsg.). Köln

Niedersächsische Fachstelle für Wohnberatung (NFW)/ Forum für gemeinschaftlichesWohnen im Alter, Bundesvereinigung e.V. (FGWA)(Hrsg.)(2003): Selbstorgani-siert Wohnen in Gemeinschaft – Informationen zur Realisierung von Gemein-schaftlichen Wohnprojekten. Hannover (Bezug: www.fgwa.de)

Osterland, Astrid (2000): Nicht allein und nicht ins Heim – Alternative:Alten-WG. Paderborn

Reha Verein Steglitz (o.J.): Das Bunte Haus – eine Chance für die dritte Lebens-phase. Berlin (Bezug: Reha Verein Steglitz, Leonorestr. 17–33, Haus 6,12247 Berlin)

Stattbau Hamburg (Hrsg.)(2002): Wohnprojekte, Baugemeinschaften, soziale Stadt-entwicklung. Hamburg

Page 105: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Stiftung Alterswohnen in Albisrieden (2002): So lange als möglich zuhause – unddann? Dokumentation der Jubiläumsveranstaltung „10 Jahre Alterswohnen in Albisrieden“ am 15. Nov. 2002. Zürich (Bezug: www.alterswohnen-awa.ch)

Suck, Stephanie/ Tinzmann, Beate (2005): Intergenerative Projekte in NRW – Bestandsaufnahme, Bewertung, Vernetzungs- und Qualifizierungsbedarf. Abschlussbericht der Forschungsgesellschaft für Gerontologie e.V. im Auftrag desMinisteriums für Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie des Landes Nordrhein-Westfalen. Dortmund (Bezug: www.ffg.uni-dortmund.de)

Versorgungsamt Düsseldorf (2005): Liste der anerkannten niedrigschwelligen Hilfe-und Betreuungsangebote für Pflegbedürftige in Nordrhein-Westfalen. Düssel-dorf (Bezug: www.versorgungsamt-duesseldorf.nrw.de)

Walberg, Dietmar (2002): Leitfaden für Gruppenwohnprojekte und innovativeWohnkonzepte. Hrsg. durch: Innenministerium des Landes Schleswig-Holstein/Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V. . Kiel

Winter, Hans-Peter / Gennrich, Rolf / Haß, Peter (2004): KDA Hausgemeinschaften.Eine Dokumentation von 34 Projekten. Hrsg. durch Bundesministerium für Gesundheit/ Kuratorium Deutsche Altershilfe. BMG Modellprojekte 2001/2002,Band 9. Köln (2. Auflage)

Wohnbund e.V. (Hrsg.)(2004): Selbstbestimmt wohnen im Alter. Wohnbund Informa-tionen II/04 (Bezug: www.wohnbund.de)

WohnBund-Beratung NRW (1999):Kooperation zwischen Wohngruppen und Wohnungsbauunternehmen. EinLeitfaden für die gemeinsame Realisierung von neuen Wohnformen. Erarbeitet imAuftrag des Ministerium für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit des LandesNordrheinWestfalen. Düsseldorf

103

Anhang Literaturverzeichnis

Page 106: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

104

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffent-lichkeitsarbeit der Landesregierung Nordrhein-Westfalen herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen und -werbernoder Wahlhelferinnen und -helfern während einesWahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung ver-wendet werden. Dies gilt für Landtags-, Bundes-tags- und Kommunalwahlen sowie auch für dieWahl der Mitglieder des Europäischen Parlaments.

Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung aufWahlveranstaltungen, an Informationsständen derParteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Auf-kleben parteipolitischer Informationen oder Werbe-mittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe anDritte zum Zwecke der Wahlwerbung.

Eine Verwendung dieser Druckschrift durch Partei-en oder sie unterstützende Organisationen aus-schließlich zur Unterrichtung ihrer eigenen Mit-glieder bleibt hiervon unberührt.Unabhängig davon,wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahldiese Schrift der Empfängerin oder dem Empfängerzugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezugzu einer bevorstehenden Wahl nicht in einer Weiseverwendet werden, die als Parteinahme der Landes-regierung zugunsten einzelner Gruppen verstandenwerden könnte.

Page 107: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Fotonachweis

Haus MobileS. 18, 20: Christian FiegeS. 19: Erika RodekirchenS. 22: Heinrich Boden

Wohnen mit Alt und JungS. 23, 26: Norbert FürneisenS. 24: Mechthild Zeltner

WIR DortmundS. 27, S. 28 oben und unten: Post und Welters S. 28 mitte, S. 29: Thomas WirrigerS. 30: Gerhard Löhr

Stadthaus statt HausS. 32, 33, 35 (unten links): Ulla GrysarS. 35 (oben rechts): U. Kreutz-Kullmann

MülheimS. 36, 37: GAGFAH Essen

HerneS. 40–43: WIR – Wohnen im (Un-)Ruhestand e.V

SalzkottenS. 44, 46: Alt und Jung e.V.S. 46, o. li.: Hederpark, SalzkottenS. 47: Ute KrietensteinS. 48: Jung und Alt e.V.

RotingdorfS. 50: Alt und Jung e.V.S. 52, 53: Ute KrietensteinS. 54, 55: Sabine Bittner

Münsteralle Fotos: privat Wohnprojekt HittorfstraßeGrundriss S. 58: Alexianer Krankenhaus GmbH

Köln-JunkersdorfSeite 60, 61: aus der Broschüre „Wohnanlage Köln-Junkersdorf“Seite 62, 63, 64: Aktives Leben e.V.

LünenS. 65–69: Glückauf Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft mbH

ArnsbergPläne und Fotos: Ludger Clemens, Buero-complex

Zürich-AlbisriedenSeite 75, 77, 78: Katrin Simonett, Zürich

Impressum

Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflegeund Alter des Landes Nordrhein-WestfalenReferat Presse- und ÖffentlichkeitsarbeitHorionplatz 1, 40213 DüsseldorfTelefon: 0211 8618-50

[email protected]

ProjektbearbeitungBrigitte Karhoff, Micha Fedrowitz, Sabine Matzke,(WohnBund-Beratung NRW GmbH, Bochum)

Erika Rodekirchen, Margot Opoku-Böhler,(Neues Wohnen im Alter e.V., Köln)

Ute Krietenstein (Journalistenbüro Ehrenfeld, Köln)

Holger Stolarz (KDA Beratungs- und Forschungs-gesellschaft fürAltenhilfe mbH, Köln)

Hannelore Narr (Forum für GemeinschaftlichesWohnen im Alter e.V., Hannover)

Redaktionelle BearbeitungUte Krietenstein (Journalistenbüro Ehrenfeld, Köln)

EndkorrekturMicha Fedrowitz (WohnBund-Beratung NRW GmbH, Bochum)

LayoutFortmann.Rohleder Grafik.Design, Dortmund

DruckHausdruck

11. Auflage© 2010/MGEPA 071

Die Druckfassung kann bestellt werden:

- im Internet: www.mgepa.nrw.de/publikationen - telefonisch: Nordrhein-Westfalen direkt

01803 100 110**9 Cent/Minute aus dem dt. Festnetz – Mobilfunk max.0,42 EUR/Minute

Bitte die Veröffentlichungsnummer 071 angeben.

Page 108: Neue Wohnprojekte für ältere Menschen ......Aachen: Stadthaus statt Haus e.V. 31 II. Wohnen in Kooperation mit Wohnungsunternehmen Mülheim: Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im

Ministerium für Gesundheit,Emanzipation, Pflege und Alterdes Landes Nordrhein-Westfalen

Horionplatz 1, 40213 DüsseldorfTelefon: +49 (0)211 [email protected]

www.mgepa.nrw.de