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Johanna Narten Griechisch οξύς und das vedische Verb aks Gr. οξύς ,scharf, stechend' wird gewöhnlich mit gr. όκρις .Spitze, scharfe Kante, Ecke', lat. ocris .steiniger Berg' verbunden, das seinerseits als o-stu- fige Form zu uridg. *ak ,scharf, spitz, kantig' gestellt wird, vgl. z.B. Walde-PokornyPokorny 2 , Boisacq 3 , Frisk 4 , Chantraine 5 . Der in dem u- Adjektiv vorliegende Stamm oks- wird mit dem ί-Stamm in gr. άκοσ-τή ,Gerste' und den Komposita auf -ήκης sowie mit lat. acus .Granne, Spreu' in Zusammenhang gebracht, vgl. Walde-Hofmann 6 , Pokorny, Frisk, Chantraine; als morphologische Parallele wird lit. tamsüs ,dunkel' ( tamsä .Finsternis') neben ved. tamas- .Finsternis' etc. herangezogen, vgl. Walde- Pokorny, Pokorny. Nicht genannt wird in diesen Wörterbüchern ein Hinweis, den Del- brück vor nunmehr 90 Jahren gegeben hat 7 , nämlich daß gr. όξύς mit einem vedischen Verb, aksnoti aksnute, verwandt sei; als technische Bedeu- tung dieses Verbs setzt er ,das Vieh zeichnen' an; Grundbedeutung ist nach ihm: ,einritzen, stechen'. Nun ist dieses vedische Verb lexikographisch bislang nur unzureichend erfaßt. Im I. Band des PW 8 wurde es noch nicht von aks .erreichen' 1 Alois Walde, Julius Pokorny, Vergleichendes Wörterbuch der indogermanischen Sprachen, Bd. I. Berlin und Leipzig 1927-1932. p.31. 2 Julius Pokorny, Indogermanisches etymologisches Wörterbuch, Bd. I. Bern und München 1959. p.21. 3 femile Boisacq, Dictionnaire etymologique de la langue grecque. Heidelberg/Paris 1916. p.706, 695,32. 4 Hjalmar Frisk, Griechisches etymologisches Wörterbuch, Bd. II. Heidelberg 1970. p.401. 5 Pierre Chantraine, Dictionnaire etymologique de la langue grecque. Paris 1968- 1980. p. 807. 6 Alois Walde, J. B. Hofmann, Lateinisches etymologisches Wörterbuch, Bd. I. Heidel- berg 1938, p. 11. 7 Berthold Delbrück. Aksnoti aksnute das Vieh zeichnen. GurupüjäkaumudT. Festgabe Albrecht Weber. Leipzig 1896. p.48f. 8 Otto Böhtlingk, Rudolph Roth, Sanskrit-Wörterbuch. St. Petersburg 1855-1875. I. Teil, Sp. 13. Brought to you by | University of Saskatchewan (University of Saskatchewan) Authenticated | 172.16.1.226 Download Date | 6/26/12 3:18 PM

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Johanna Narten

Griechisch οξύς und das vedische Verb aks

Gr. οξύς ,scharf, stechend' wird gewöhnlich mit gr. όκρις .Spitze, scharfe Kante, Ecke', lat. ocris .steiniger Berg' verbunden, das seinerseits als o-stu-fige Form zu uridg. *ak ,scharf, spitz, kantig' gestellt wird, vgl. z .B. W a l d e - P o k o r n y P o k o r n y 2 , Boisacq3, Frisk4, Chantraine5. Der in dem u-Adjektiv vorliegende Stamm oks- wird mit dem ί-Stamm in gr. άκοσ-τή ,Gerste' und den Komposita auf -ήκης sowie mit lat. acus .Granne, Spreu' in Zusammenhang gebracht, vgl. Walde-Hofmann6 , Pokorny, Frisk, Chantraine; als morphologische Parallele wird lit. tamsüs ,dunkel' (tamsä .Finsternis') neben ved. tamas- .Finsternis' etc. herangezogen, vgl. Walde-Pokorny, Pokorny.

Nicht genannt wird in diesen Wörterbüchern ein Hinweis, den Del-brück vor nunmehr 90 Jahren gegeben hat7, nämlich daß gr. όξύς mit einem vedischen Verb, aksnoti aksnute, verwandt sei; als technische Bedeu-tung dieses Verbs setzt er ,das Vieh zeichnen' an; Grundbedeutung ist nach ihm: ,einritzen, stechen'.

Nun ist dieses vedische Verb lexikographisch bislang nur unzureichend erfaßt. Im I. Band des P W 8 wurde es noch nicht von aks .erreichen'

1 Alois Walde, Julius Pokorny, Vergleichendes Wörterbuch der indogermanischen Sprachen, Bd. I. Berlin und Leipzig 1 9 2 7 - 1 9 3 2 . p . 3 1 .

2 Julius Pokorny, Indogermanisches etymologisches Wörterbuch, Bd. I. Bern und München 1959. p .21 .

3 femile Boisacq, Dictionnaire etymologique de la langue grecque. Heidelberg/Paris 1916. p .706 , 6 9 5 , 3 2 .

4 Hjalmar Frisk, Griechisches etymologisches Wörterbuch, Bd. II. Heidelberg 1970. p . 4 0 1 .

5 Pierre Chantraine, Dictionnaire etymologique de la langue grecque. Paris 1 9 6 8 -1980. p. 807.

6 Alois Walde, J . B. Hofmann, Lateinisches etymologisches Wörterbuch, Bd. I. Heidel-berg 1938, p. 11.

7 Berthold Delbrück. Aksnoti aksnute das Vieh zeichnen. GurupüjäkaumudT. Festgabe Albrecht Weber. Leipzig 1896. p . 4 8 f .

8 Ot to Böhtlingk, Rudolph Roth, Sanskrit-Wörterbuch. St. Petersburg 1 8 5 5 - 1 8 7 5 . I. Teil, Sp. 13.

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Griechisch όξύς und das vedische Verb aks 205

getrennt; erst im V. Band 9 f indet sich s.v. mahanirasta- der Verweis: aks mit nis .verschneiden, entmannen' . Das pw 1 0 verzeichnet dieses Verbum compositum immer noch unter aks .erreichen', ebenso Grassmann 1 1 ; das Verbaladjektiv des Verbum simplex wird von Böhtl ingk1 2 aber in asta-karna- erkannt: ,am O h r durch einen Einschnitt gekennzeichnet ' . Ein eige-ner Wurzelansatz f indet sich erst bei Whitney 1 3 : aks .mutilate'; doch zieht Whitney nur das Verbum compositum mit nis in Betracht. Auch Uhlen-beck1 4 hat aksnoti mit nis als eigenes Stichwort, aber noch mit dem veral-teten Bedeutungsansatz des I. Bandes des PW. Dagegen fehlt bei Monier -Williams15 ein von aks .erreichen' verschiedener Ansatz aks bzw. nir-aks. Neisser1 6 hingegen nennt eine eigene Wurzel aks und setzt unter Verweis auf Delbrück als Bedeutung an: .stechen, ritzen, schneiden; Vieh zeich-nen'. Mayrhofe r 1 7 wiederum bezieht sich nur auf das Verbum compositum mit nis: .entmannt ' ; ein Hinweis auf Delbrück ist nicht gegeben.

Es empfiehlt sich daher, Belegstand und Bedeutung des vedischen Verbs aksnoti aksnute und seiner primären Ableitungen noch einmal im Zusam-menhang mit dem Artikel Delbrücks zu überprüfen und dann die Frage zu erörtern, welche Wahrscheinlichkeit die etymologische Verbindung dieses Verbs mit gr. όξύς hat.

Das Präsens des Verbum simplex f indet sich nur in einer auch von Del-brück ausgehobenen Stelle der MaiträyanT Samhitä1 8 , wo davon die Rede ist, wie das Vieh durch Ohrmarken fü r den Besitzer gekennzeichnet wird. In diesem Zusammenhang heißt es MS IV 2, 9 : 32 ,6-13 (1) fo lgenderma-ßen: prajapatih pasun asrjata. sa va asrg eva nasrjatasrstam va etat, tad asno 'srktvam. krümm pa-iünam karsyä (ti vai so 'srg nasrjata. krümm va esa pasünam kurute yo 'ksnute. yäd aksitas tenäksita. atha yad anaksitä ίti srüyante tenäksitas. tad ähur: na va etam eta amütragachanti

9 V. Teil, Sp. 633. 10 Otto Böhtlingk, Sanskrit-Wörterbuch in kürzerer Fassung, I. Teil. St. Petersburg

1879. Sp.3. 11 Hermann Grassmann, Wörterbuch zum Rig-Veda. Leipzig 1873. Sp. 5. 12 S. Anm. 10 .Sp .141 . 13 William Dwight Whitney, The roots, verb-forms, and primary derivatives of the

Sanskrit language. Leipzig 1885. p. 1. 14 C .C.Uhlenbeck, Kurzgefasstes etymologisches Wörterbuch der altindischen Spra-

che. Amsterdam 1898/1899. p.2. 15 M. Monier-Williams, A Sanskrit-English dictionary. Oxford 1899. p. 3, 552. 16 Walter Neisser, Zum Wörterbuch des Rgveda. Erstes Heft . Abhandlungen für die

Kunde des Morgenlandes, Bd. 1 6 - N r . 4 (1924), p.8. 17 Manfred Mayrhofer, Kurzgefaßtes etymologisches Wörterbuch des Altindischen,

Bd. I. Heidelberg 1956. p. 17. 18 Vgl. auch Dieter Schlingloff, Zwei Malereien in Höhle 1 von Ajanta. Z D M G Suppl.

111,2 (1977), p .916f . 1 5 .

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206 Johanna Narten

ya anaksitä iti. tasmäd aksitavyä. ηά tejanenäksnuyäd. väjro νάί tejanam. yat tejanenäks-nuyäd vajrena pasün arpayen, ηά syamenayasä krüram. täd asäntam. iksukänddm apsu väsayitva tenäksitavyäs. tad dhisivdm. tän säntam. atho ähur: lohitenayaseti. tad dhi sivam. tan säntam. ,Prajäpati schuf das Vieh. Er schuf nicht das Blut (dsrj-). Ungeschaffen (dsrsta-) ist die-ses. Das ist das Wesen des Blutes" . (In dem Gedanken:) Eine Wunde werde ich dem Vieh machen, schuf er das Blut nicht. Eine Wunde macht derjenige dem Vieh, der es fü r sich kennzeichnet. Wenn es gekennzeichnet ist, ist es dadurch (d.h. durch die Wunde) gekennzeichnet. Dann, wenn bekannt ist, daß es nicht gekennzeichnet ist, ist es dadurch (d.h. durch die Nichtkennzeichnung) gekennzeichnet. Folgendes sagt man: Nicht errei-chen diesen (den Besitzer) im Jenseits diejenigen (Kühe), die ungekennzeichnet sind. Deshalb ist (das Vieh) zu kennzeichnen. Nicht soll man es mit dem Pfeilrohr kenn-zeichnen. Das Pfeilrohr ist der Vajra (die Todeswaffe) . Wenn man es mit dem Pfeilrohr kennzeichnen würde, würde man das Vieh mit dem Vajra treffen. Nicht (soll man) mit Eisen eine Wunde (machen). Das ist unheilvoll. Wenn man ein Zuckerrohrstück über Nacht ins Wasser gelegt hat, mit diesem ist (das Vieh) zu kennzeichnen. Das nämlich ist günstig. Das ist heilvoll. Auch sagt man: Mit Kupfer (ist es zu kennzeichnen). Das nämlich ist günstig. Das ist heilvoll.'

Während an der MS-Stelle das Verbaladjektiv durch eine Neubildung, aksitä-, άη-aksita-, vertreten ist, f i n d e t sich im R g v e d a die ursprüng l i che iin/f-Bildung im Kompositum asta-karna-, das den betroffenen Körperteil nennt20; RV X 6 2 . 7 (2):

indrena yuja nih srjanta väghato vrajam gomantam asvinam | sahasram me dadato astakamyäh sravo devesu akrata II

,Mit Indra als Genossen machten die Beter den mit Rindern, mit Pferden gefüllten Pferch leer. Indem sie mir tausend (Kühe) mit gekennzeichneten Ohren (zu eigen) gaben, haben sie sich Ruhm bei den Göttern verschafft. '

Wohl die gleiche Bedeutung wie das Possessivkompositum astakarna-hat das komponierte Verbaladjektiv upästa- im JaiminTya-Brähmana, wie

19 „Etymologie" auf der Basis der magischen Weltanschauung. 20 Pän VI 3,115 nennt in einer ganzen Anzahl von Komposita mit Hinterglied -kama-,

deren Vorderglied ein Merkmal am Ohr bezeichnet, u.a. astakama- und pancakarna-. Da letzteres Kompositum, das übrigens nicht bezeugt ist, vielleicht bedeutet: ,mit einer Fünf (seil, als Kennzeichen) versehene Ohren habend', hat man im Vorderglied von astakama- das Zahlwort für Acht vorliegen sehen, so Böhtlingk-Roth (Anm.8), Sp. 530, Grassmann (Anm. 11), Sp. 145, Hermann Oldenberg, Rgveda. Textkritische und exegetische Noten (Teil II). Berlin 1912, p.269 (zu X 62,7). Doch ist das Vor-derglied von RV astakama- sicher identisch mit dem Verbaladjektiv in RV nirasta-(5), selbst wenn es später möglicherweise eine Umdeutung zu ,Acht' erfahren haben sollte. Die Reihe Päninis ist aber zu heterogen, um den Schluß, daß asta- von ihm als Zahlwort verstanden worden wäre wie panca-, zwingend zu machen.

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Griechisch όξύς und das vedische V e r b aks 207

Caland21 gesehen hat, vgl. Hoffmann 2 2 . Der Satz JB II 370:11 f. (3) lautet: gäm upästäm hanita. päpmänam eva tad dhate. ,Eine Kuh mit gekennze ichne ten (Ohren ) soll man f ü r sich schlachten. Das Übel schlägt man so von sich.'

Unklar bleibt allerdings, ob damit ebenfalls die Ohrmarke gemeint ist, die den Besitzer anzeigt, oder eine Kennzeichnung des Schlachtviehs, wie Caland in Erwägung zieht. Möglich ist immerhin, daß gemeint ist: Man darf nur dann eine Kuh schlachten, wenn über die Besitzverhältnisse keine Zweifel bestehen.

Das Verbaladjektiv upästa- findet sich auch im Jaiminlya-Srautasütra, und zwar in einer offensichtlich von der Brähmanastelle abhängigen For-mulierung; jSS II : 3 ,12f . (4): athäsmä ävasatham upapannäya gäm upäjayanti. täm upästäm hate, päpmänam eva tad dhate. .Darauf läßt man ihm, wenn er an den W o h n p l a t z (des O p f e r h e r r n ) gelangt ist, eine Kuh zutre iben. Diese (an den O h r e n ) gekennze ichnete schlachtet er f ü r sich. Das Übel schlägt er so von sich.'

Obwohl upästa- hier auf upa-aj bezogen zu sein scheint, braucht die Form deshalb nicht mit Wackernagel-Debrunner2 3 als singuläres ta-Adjektiv zu aj (,herzugetrieben') beurteilt zu werden, s. Hof fmann 2 4 , der die Verwen-dung von upa-aj auf Volksetymologie zurückführt und darauf hinweist, daß upästa- im Zusammenhang eigentlich nur sinnvoll ist, wenn es eine bleibende Eigenschaft des Schlachtviehs bezeichnet.

In Verbindung mit ms hat aks die Bedeutung .kastrieren'. An zwei Stel-len findet sich als gegensätzlicher Begriff vfsan- ,Mann, Stier', vgl. RV I 3 3 , 6 c d (5), von feindlichen Stämmen gesagt, die ihre Angriffslust verloren haben: vrsäyudho na vadhrayo nirastäh pravadbhir (ndräc citayanta äyan ,Wie mit einem Stier k ä m p f e n d e en tmannte , verschni t tene (Ochsen) 2 5 gingen sie abwärts von Indra weg, zu r Einsicht gekommen ' ;

21 W . Caland, Das Ja imin iya -Brahmana in Auswahl . A m s t e r d a m 1919. p .207. 22 Karl H o f f m a n n , No t i zen zu Wacke rnage l -Debrunne r , Al t indische G r a m m a t i k II, 2.

MSS 8 (1956), p .9 = Aufsä tze zur Indoiranis t ik , Bd. II. Wiesbaden 1976. p .398 . 23 Jacob Wackernage l , Albert D e b r u n n e r , Alt indische G r a m m a t i k , Bd. 11,2. Gö t t i ngen

1954. p. 551 § 422 a. 24 S. Anm.22 . 25 K. F. Geldner , D e r Rig-Veda, I. Teil . Wiesbaden 1951. p . 3 7 gibt nu r den ers ten

Begriff vadhrayah mit .verschnit tene (Stiere)' wieder; nirastäh häl t er f ü r .gezeichnet ' , was wegen de r übr igen Belege von nir-aks ausgeschlossen we rden darf . Syntakt isch anders f aß t Neisser (s. Anm. 16, dazu Zweites H e f t . Bd. 1 8 - N r . 3 (1930), p .9) den Vers: . en tmannt gleich mit einem Bullen k ä m p f e n d e Ochsen ' . D o c h spricht woh l nichts gegen A n n a h m e einer beabsichtigten Ausdrucksverb re i t e rung durch Synonyma.

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2 0 8 Johanna Narten

A V I V 2 2 , 1 (6) , ebenfa l l s im Z u s a m m e n h a n g mit Fe inden:

imam indra vardhaya ksatriyam ma imam visam ekavrsam kmu tvam I nir amiträn aksnuhy asya sarväms tan randhayäsmä ahamuttaresu II ,Ihn, meinen Krieger, stärke, ο Indra, ihn mach du zum einzigen Stier der Stämme! Ent-manne2 6 alle seine Feinde, unterwirf sie ihm in den Kämpfen um den Vorrang!'

§ B I V 4 , 2 , 1 3 (7) b e z i e h t s ich das V e r b auf H a u s h e r r i n n e n , d e n e n t r o t z ihrer h o h e n s o z i a l e n S te l lung an der Se i te ihrer E h e m ä n n e r g e w i s s e R e c h t e v o r e n t h a l t e n w u r d e n . Ihre recht l i che B e n a c h t e i l i g u n g wird d a m i t m a g i s c h b e g r ü n d e t , d a ß sie w i e F e i n d e v o n d e n G ö t t e r n g e s c h l a g e n u n d e n t m a n n t - n ä m l i c h ihrer S e l b s t ä n d i g k e i t beraubt - w u r d e n :

vajro va ajyam. etena vdi deva vdjrenajyenaghnann eva pätmr. niräksnuvams. ta hata nirastä nätmdnas canaisata. na däyasya canaisata. etena vajrenajyena hanty eva pätmr. niraksnoti. ta hata nirastä nätmanas canesate. na däyasya canesate. ,Das Opferschmalz ist ein Vajra. Mit diesem Opferschmalz als Vajra schlugen die Göt-ter die Hausherrinnen. Sie entmannten sie. Geschlagen, entmannt, waren sie nicht ein-mal Herr über sich selbst. Sie waren nicht einmal Herr über das Erbe. Mit diesem Opferschmalz als Vajra schlägt (der Opfernde) die Hausherrinnen. Er entmannt sie. Geschlagen, entmannt, sind sie nicht einmal Herr über sich selbst. Sie sind nicht einmal Herr über das Erbe.'

D a s g l e i c h e N e b e n e i n a n d e r der b e i d e n V e r b a l a d j e k t i v e v o n han u n d nir-aks f i n d e t s ich auch drei A b s c h n i t t e we i ter , a l l erd ings in nicht g a n z k larem Z u s a m m e n h a n g : § B I V 4 , 2 , 1 6 (8) hatasya nirastasya pratyupahavah ,die E i n l a d u n g e ines G e s c h l a g e n e n , E n t m a n n t e n ' .

A u f W a l l a c h e b e z i e h t s ich nirasta- § B X I I I 4 , 2 , 5 (9) im Z u s a m m e n h a n g d e s A s v a m e d h a ( P f e r d e o p f e r ) . D e r z u m O p f e r b e s t i m m t e H e n g s t wird v o r d e m O p f e r p l a t z v o n vier nach ihrer s o z i a l e n S te l lung u n t e r s c h i e d e n e n , je h u n d e r t M a n n u m f a s s e n d e n G r u p p e n b e w a c h t ; er b e f i n d e t s ich dabei in e iner h u n d e r t k ö p f i g e n H e r d e v o n T i e r e n , d i e o f f e n s i c h t l i c h als u n g e f ä h r -lich, s a n f t charakter is iert w e r d e n :

asvasatam ntrastam niramanam yasminn enam apisfjya raksanti ,(Es ist) ein Hunder t von verschnittenen friedlichen Pferden2 7 , in welchem sie es (das Opferpferd) , nachdem sie es losgelassen haben, bewachen.'

26 J . G o n d a , The Indra Festival according to the Atharvavedins. JAOS 87 (1967), p.422 = Selected Studies IV, Leiden 1975. p. 215: f rus t ra te ' ; doch braucht die metaphori-sche Bedeutung (etwa: mach seine Feinde zu Schwächlingen ohne Angriffslust) in der Ubersetzung nicht zum Ausdruck gebracht zu werden.

27 Es liegt hier ein besonderer Fall der Kongruenz vor: die Adjektive beziehen sich inhaltlich auf das Vorderglied des Kompositums, stehen aber in Kasus und Numerus mit dem Hinterglied in Kongruenz. Vgl. Jacob Wackernagel, Albert Debrunner, Alt-indische Grammatik, Bd. III. Göttingen 1930, p.372 § 191 cy.

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Griechisch όξύς und das vedische Verb aks 2 0 9

D a s Adjekt iv niramana- k a n n nur z u ni-ram g e h ö r e n 2 8 , als d e s s e n B e d e u -t u n g ,gerne (in, bei e tw . ) verwe i l en ' a n g e s e t z t w e r d e n d a r f 2 9 . Es ist a l so w e d e r mit . m i t g e n o m m e n , abge lebt ' ( B ö h t l i n g k - R o t h 3 0 , B ö h t l i n g k 3 1 , en t -sprechend M o n i e r - W i l l i a m s 3 2 , E g g e l i n g 3 3 ) n o c h mit .verschni t ten' ( C a l a n d 3 4 , W a c k e r n a g e l - D e b r u n n e r 3 5 ) w i e d e r z u g e b e n , s o n d e r n b e d e u t e t : .gerne (in, bei e tw.) v e r w e i l e n d ' 3 6 . In b e z u g auf e in P f e r d ist d a m i t w o h l geme in t , d a ß es fr iedl ich , o h n e a u s z u b r e c h e n , bei der H e r d e bleibt , a l so fr iedfert ig , z a h m , f r o m m ist. Es w e r d e n d a m i t n i cht nur verschn i t t ene , s o n d e r n a u c h alte P f e r d e charakteris iert , vgl . im se lben Z u s a m m e n h a n g w i e an der SB-Ste l l e V ä d h S III 75 1 7 : tasmai jaradasvam niramanam anväka-roti catväri ca purusasatäni goptrms , ihm ( d e m O p f e r p f e r d ) läßt er e in al tes fr ied l iches P f e r d z u w e i s e n u n d v i e r h u n d e r t M ä n n e r als Beschützer ' , vg l . auch V ä d h S III 69 38 jaradasvo niramanah.

A u f d ie g l e i c h e S i tuat ion w i e im S a t a p a t h a - B r ä h m a n a b e z i e h t s ich niras-ta- auch im B a u d h ä y a n a - S r a u t a s ü t r a ; B a u d h S S X V 7 : 2 1 2 , 9 f . ( 1 0 ) h e i ß t es:

aträsmä etän aparimitän niramanän nirastän upävasrjanty. atrainam etäni catväri satäni goptmäm anuyunjate ,Da lassen sie diese ungezählten friedlichen verschnittenen (Pferde) zu ihm (dem Opferpferd). Da bringen sie diese vierhundert Beschützer mit ihm zusammen',

28 D .h . es ist als ni-ramana- zu analysieren, nicht nir-dmana-, so Monier-Williams (s. Anm. 15), p.553 nach dem PW, Wackernagel-Debrunner (s. Anm.23), p. 180 § 81 a α .

29 Vgl. z.B. R V X 4 2 , 1 m rämaya jaritah soma indram ,laß, ο Sänger, den Indra gerne beim Soma verweilen!', A V V 13,5, in einer Beschwörung gegen Schlangen: ni vise ramadhvam .verweilt gerne im Gift!', JB I 46 tasmin ni ramate ,in dieser (Welt) ver-weilt er gerne'.

30 S. Anm. 8, IV. Teil, Sp. 174. 51 S. Anm. 10, III. Teil, 1882, Sp.209. 32 S. Anm. 15, p.553. 33 Julius Eggeling, The §atapatha-Brähmana, Part V. Sacred Books of the East, Vol.

XLIV (1900), p. 355 (: ,worn out'). 34 W. Caland, Eine dritte Mitteilung über das Vädhülasütra. AcOr IV (1926), p. 175,180. 35 S. Anm. 28. 36 Bei Yäska kommt niramana- auch als Verbalsubstantiv vor: ,das Verweilen', vgl. Nir.

II 7, wo nirrti- ( . A u f l ö s u n g , Untergang, Verderben') als Bezeichnung der Erde ver-wendet ist und mit niramana- etymologisiert wird: tatra nirrtir niramanät .dabei (kommt) nirrti- (Erde) von niramana- (Verweilen)', ferner Nir. XI 46, eine Stelle, die von der svasti- (.Glück, Heil') handelt: sä no 'mä grhe, sä niramane, sä nirgamane pätu .sie soll uns behüten daheim im Haus, sie beim Verweilen, sie beim Hinausgehen' . Lakshman Sarup, The Nighanta and the Nirukta. Introduction, English translation, and notes. Delhi 1966. p.26, 183 übersetzt Nir. 117 niramanät mit .from giving enjoyment' und XI 46 mit ,in our own dwelling-place'.

37 S. Anm. 34, p. 180. 38 S. Anm. 34, p. 173.

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210 Johanna Narten

vgl. auch BaudhSS X V 1 : 205,1 ( 1 1 ) niramanä nirastäh. An zwei anderen Stellen s teht nirasta- attributiv neben der Tie rbeze ichnung: BaudhSS X I I 2 : 87,7 (12) nirastair asvaih ,mit verschnit tenen Pfe rden ' , BaudhSS X V I I I 11 : 354,12 (13) nirastän vatsatarän ekahäyanän ,verschnittene e injähr ige Jungst iere ' , vgl. f e rne r auch, wiederum aus dem Asvamedha, KätSS X X 2,10 (14) niraste 'svasate ,bei einem H u n d e r t verschni t tener P fe rde ' 3 9 .

In den Yajurveda-Samhi täs schließlich f indet sich das Determinat iv-kompos i tum mahanirasta-40. Es handel t sich um eine Stelle aus dem Rä ja -süya (Königsweihe) . Den einzelnen Göt t e rn werden, jeweils im H a u s e des Ver t re ters eines best immten Standes, best immte O p f e r g a b e n dargebracht , f ü r die der Priester jeweils einen best immten O p f e r l o h n erhält , der im gegebenen Z u s a m m e n h a n g aus unterschiedl ichen Arten von Rindern besteht . Die be t re f fenden Sätze lauten in der Vers ion M S II 6,5 : 66,8 f. (15) = KS X V 4 : 211 ,20f . (16):

väruno yavamayo dasakapälah sütasya grhe. babhrur mahänirasto daksinä ,Dem Varuna gehörig ist eine aus Gerste bestehende, in zehn Schalen enthaltene (Opferspeise), (die) im Hause eines Wagenlenkers (dargebracht wird). Der Opferlohn ist ein brauner großer verschnittener (Ochse)'41,

vgl. auch M S II 6,13 : 72,11 (17) = KS X V 9 : 216 ,6 f . (18), etwas anders T S I 8,9,1 (19); 17,1 (20).

Es erhebt sich nun die Frage danach , was aks von H a u s aus bedeute t . H ie r kann bei dem geringen Belegstand des Verbs, vor allem des V e r b u m simplex, n u r die anfangs genannte Stelle der MaiträyanT Samhitä A u s k u n f t geben, in welcher die verschiedenen Werkzeuge f ü r die Anbr ingung der O h r m a r k e n genannt werden. Es ist nun ein einfaches Verfahren , Rinder -ohren durch Einschneiden am R a n d zu kennzeichnen, vgl. Paudler 4 2 , Schl ingloff 4 3 . Das kann aber an vorl iegender Stelle nicht gemeint sein. Sowohl tejana- ,Pfei lrohr ' als auch iksukända- .Zuckerrohrs tück ' , womi t

39 Zur Kongruenz s. Anm.27. 40 So der Akzent der MaiträyanT Samhitä; in der Parallele der Taittiriya-Samhitä steht

das Wort als Oxytonon (von Wackernagel, s. folgende Anm., nur als Patafijali-Bei-spiel zitiert).

41 Eigentlich: ,ein großer Verschnittener', d .h. ein Kompositum mit substantiviertem Hinterglied, das durch mahä- ,groß' determiniert wird (vgl. mit Substantiv als Hinter-glied etwa mahävira- ,ein großer Held' RV I 32,6, mahävrksa- ,ein großer Baum' A V I V 37,4, mahäkarman- ,ein großes Werk' AB VIII 23,7; unwahrscheinlich Wak-kernagel, Altindische Grammatik, Bd. 11,1. Göttingen 1905. p.236 § 9 5 e ß (mahä- in adverbiellem Sinn: .sehr'?).

42 Fritz Paudler, Däträkarna. Uber den Ursprung und die kulturgeschichtliche Wichtig-keit der Ohrmarken an Haustieren. Festschrift Moriz Winternitz, Leipzig 1933. p. 269.

43 S. Anm. 18, p.913.

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Griechisch όξύς und das vedische Verb aks 211

letztlich, wenn es über N a c h t eingeweicht ist (!), die Manipu la t ion erfolgt , sprechen dagegen; sie lassen vielmehr auf das Anbr ingen von Einstichen schließen, wie ja auch Delbrück 4 4 und Neisser4 5 u . a . mit .stechen' rechnen, vgl. Nar ten 4 6 : , (Ohrmarken) einstechen, (Vieh durch Einstechen von Ohrmarken ) kennzeichnen ' . Die Grundbedeu tung von aks dü r f t e also .ste-chen' sein, vgl. Na r t en 4 7 . D e m widerspricht wohl auch nicht mr-aks ,kastrieren', wenn nämlich die Ausschälung der Test ikel mit einem Ein-stich beginnt 4 8 .

Es scheint nun, daß ein Sütrabeleg des Ve rbum simplex den Bedeu-tungsansatz .stechen' bestätigt. Im Mänava-Grhyasü t ra f inde t sich ein Prä-ventivsatz gegen Schlangenbiß mit mehreren parallelen Verben, die das gefürchte te T u n der Schlangen bezeichnen. Das erste dieser Verben ha t man wohl mit Knaue r 4 9 zu aksisur zu emendieren. Dresden 5 0 übersetzt das Verb, offensichtl ich im Anschluß an Whi tney 5 1 , der aber nur das Ver-bum composi tum nir-aks berücksichtigt, mit .mutilate'; er hält die von Knauer selbst als fraglich bezeichnete Kon jek tu r dahe r f ü r nicht sehr wahrscheinlich. Tatsächl ich ist sicher kein Vers tümmeln gemeint ; als cha-rakteristisch f ü r den Schlangenbiß können vielmehr die "Einstiche", d . h . die Abdrücke der Zähne, gelten. Die Stelle M ä n G S II 16,3 (21), vgl. auch Nar ten 5 2 , heißt also wohl: + mö + aksisur" mä nrisur mä himsisur mä däiiksuh sarpäh .Nicht sollen mich die Schlangen stechen, nicht beschädigen, nicht verletzen, nicht bei-ßen.'

Möglicherweise zu aks gehörig ist auch apästha- .Widerhaken ' R V AV (22), das von Wackernage l -Debrunner 5 4 , M a y r h o f e r 5 5 e tymologisch mit asri- ,Ecke, Kante ' verbunden, d . h . zu uridg. *ak ,scharf, spitz, kantig '

44 S. Anm.7, p.49. 45 S. Anm. 16. 46 Johanna Narten, Die sigmatischen Aoriste im Veda. Wiesbaden 1964. p. 85 " 7 . 47 S. vorige Anm., p. 85. 48 F.B. J.Kuiper, Review. IIJ XIII 4 (1971 [1972]), p .285 geht von einer Grundbedeu-

tung ,to carve' aus und beurteilt aks ebenso wie s'as ,to cut down, kill, slaughter' als s-Erweiterungen von *H2ek- .sharp' (in asri- etc.), vgl. auch dens., Zur Geschichte der indoiranischen 5-Präsentia. AcOr XII (1934), p.266.

49 Friedrich Knauer, Das Mänava-Grhya-Sütra. St. Petersburg 1897. p.60. 50 M.J .Dresden, Mänavagrhyasütra. Groningen 1941. p. 168. 51 S. Anm. 13. 52 S. Anm. 46, p.85. 55 Zum (/-Aorist der anit-Wurzel vgl. Narten (s. Anm.46) , p.85, vgl. auch aksita-, άη-

aksita-, aksitavyd- MS. 54 S. Anm. 27, p. 719 § 534 e. 55 S. Anm. 17, p.39.

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gestellt wird, s. auch Pokorny56. Da es sich bei den Bildungen auf -tha-aber um alte Verbalabstrakta handelt57 und *ak einzelsprachlich anschei-nend nicht als Verbalwurzel fungiert58, wäre es denkbar, daß in apästha-eine alte nominale Ableitung der Verbalwurzel aks .stechen' vorläge; man müßte dann etwa mit einem Bedeutungsübergang ,das Wegstechen' -» ,das Zurückstechen'59 ,der Widerhaken' rechnen60.

Der vedische Befund läßt sich folgendermaßen zusammenfassen: aks a) stechen, b) (am Ohr) kennzeichnen, upa b), ms kastrieren. Präs.61 Akt. nir-aksnoti, ntr-aksnuvan (7), b aksnuyat (1), nir-aksnuhi (6);

Med. b aksnute (1). Aor. a + aksisur (21) Verbaladj. b asta-kamt- (2), b aksita-, άη-aksita- (1), upa-asta- (3, 4), nir-

asta- (5, 7-14), maha-nir-asta- (15-18), mahä-nir-asta- (19, 20). Gerdv. b aksitavya- (1). Nominalableitung apästha- .Widerhaken' (22).

Es ist nun zu fragen, ob ein Zusammenhang zwischen ved. aks, dessen Tektal durch das Verbaladjektiv asta- als ursprünglich palatal erwiesen wird, und gr. οξύς plausibel gemacht werden kann. Geht man davon aus, daß aks auf eine voreinzelsprachliche Wurzel der Bedeutung ,stechen' zurückgeht und daß gr. όξύς als «-Adjektiv dazugehörte, dann müßte für das Adjektiv mit der Grundbedeutung .stechend' gerechnet werden, was so viel heißt wie ,scharf (von einem spitzen Gegenstand)'. Diese Bedeutung kann nun wohl noch in den Fällen gesehen werden, wo όξύς sich auf Wurfwaffen u.ä. bezieht, z.B. hom. άκων, βέλος, vgl. Liddell-Scott62. Daß 56 S. A n m . 2 , p .22 . 57 S. Wackernagel-Debrunner (Anm.27) , p . 7 1 7 § 534 a. 58 Schwierig zu beurteilen ist gr. άκαχμενος, s. Eva-Maria H a m m in: Lexikon des früh-

griechischen Epos, Bd. 1. Göttingen 1979. Sp .407 ; Maria Benedetti, Note su om. φάσγανον. RALinc 35 (1980) , p. 41 ff.

" S. zu einigen Sonderfällen in der Verwendung von apa Berthold Delbrück, Altindi-sche Syntax. Halle 1888. p .447 , z . B . apa nah ,(die Arme) zurückbinden'.

6 0 Die dem jav. asträ- .Geißel, Peitsche, Knute' entsprechende vedische Bildung asträ-wird von Wackernagel-Debrunner (Anm.27) , p . 7 1 9 § 5 3 4 e wegen der üblichen, aber hinsichtlich der Form des Geräts nicht begründeten Übersetzung .Stachel zum Vieh-antreiben' o . ä . ebenfalls zu *ak gestellt. Doch handelt es sich mit Sicherheit um eine Ableitung von aj .treiben', so Christian Bartholomae, Altiranisches Wörterbuch. Straßburg 1904. Sp.263 („Vorrichtung zum Antreiben der Tiere") , entsprechend Pokorny (Anm.2) , p.4, Wackernagel-Debrunner (Anm.27) , p . 7 0 6 § 518a , Mayrho-fer (Anm. 17), p .63 , vgl. auch Neisser (Anm. 16), p. 136.

" Die Vollstufe des ««-Präsens ist durch die Wurzelgestalt, die keinen Schwundstufen-ablaut zuließ, bedingt, vgl. etwa ved. dabhnoti, daghnuyät.

6 2 H .G.Liddel l , R.Scott , H.S . Jones , A Greek English lexicon. Oxford 1 9 2 5 - 1 9 4 0 . p. 1236 Bed. I.

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Griechisch όξύς und das vedische Verb aks 213

das Adjektiv daneben schon früh die Bedeutung ,scharf (von etwas Schnei-dendem)' erhalten konnte, liegt wohl ganz nahe, so z .B . , wenn man an einen Stein mit scharfen Ecken und Kanten denkt. Alle übrigen Verwen-dungsweisen von όξύς erklären sich durch Übertragung des Begriffs .scharf' auf andere Gegebenheiten (äußere und innere Sinne, Bewegung, vgl. Liddell-Scott 6 3) , wie sie sich ähnlich auch in anderen Sprachen bei Wörtern für ,scharf' findet, vgl. ζ . B. ved. tigma- ,scharf, spitzig, heiß, hef-tig', lat. acutus , scharf (auch von den Sinnen), d. scharf (auch von den Sin-nen), ferner auch etwa lat. catus .scharfsinnig' = ai. sita- .geschärft, scharf gemacht, angeregt'.

Von semantischer Seite erheben sich also wohl keine Bedenken gegen die Rückführung von gr. όξύς auf das «-Adjektiv einer voreinzelsprachli-chen, auf ks ausgehenden Verbalwurzel der Bedeutung .stechen'. Rechnet man also trotz der nur in zwei Sprachen vorliegenden Zeugnisse mit der Existenz einer solchen urindogermanischen Wurzel , dann bleibt zu fragen, wie deren Anlaut beschaffen war, genauer gesagt, mit welchem Laryngal sie anlautete. Nun unterscheidet sich gr. όξύς durch seinen o-Vokalismus vom Normaltyp der «-Adjektive, die als Oxytona Schwundstufe vor dem Suffix aufweisen, vgl. Risch 6 4 . Das läßt daran denken, daß die in Frage stehende urindogermanische Verbalwurzel mit h} anlauten könnte: *hjoks. M a n könnte dann weiter erwägen, ob gr. όξύς eine schwundstu-fige Bildung *hjks-u- fortsetzt, das ο also Vertreter von vorkonsonanti-schem Laryngal wäre. Doch ist es sehr fraglich, ob eine Schwundstufe der Wurzel je realisiert wurde, vgl. auch das vedische Präsens aksnoti6i. W a h r -scheinlicher wäre die Annahme, daß die Vollstufe (bzw. ein Sproßvokal, was auf das gleiche hinauskäme) an die Stelle der Schwundstufe trat; gr. όξύς könnte dann auf *h3oks-u- (*hJoks-u-) zurückgehen wie ved. aksnu-a u f *h3oks-nu- (*h}oks-nu-).

Die Annahme einer mit h} anlautenden Wurzel *h}oks .stechen' würde also dem o-Vokalismus von gr. όξύς Rechnung tragen. Andererseits blei-ben aks und όξύς so völlig isoliert, sofern sich nicht doch noch ein Fortset-zer von *h}oks in einer anderen indogermanischen Sprache finden sollte. Auch ein etwaiger Fortsetzer einer Wurzel *h}ok oder *h}og ,stechen' könnte den Ansatz *h}oks- unterstützen.

Will man aber nicht eine eigene Wurzel *h3oks ansetzen, dann bleibt als Möglichkeit der Anschluß von aks und όξύς an die urindogermanische Basis *h2ak ,scharf, spitz, kantig'. D . h . man müßte hier mit einer i -Erwei-

" S. vorige Anm, p. 1236 Bed. II-IV. 64 Ernst Risch, Wortbildung der homerischen Sprache. Berlin-New York 19742. p.73f. 65 S. Anm. 61.

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terung *h2aks rechnen, vgl. Kuiper66 , für die die Bedeutung .stechen' anzu-setzen wäre. In gr. όξύς läge dann ein auffälliger o-Ablaut67 vor: *h2oks-M-68, während ved. aksnu- wohl auf *h2aks-nu- (*h2lk$-nu-) zurückginge.

Zusammenfassend darf gesagt werden: Es ist sehr wahrscheinlich, daß ved. aks und gr. όξύς etymologisch zusammengehören, d. h. daß sie entwe-der auf eine Wurzel *h}oks .stechen' zurückgehen oder auf eine Wurzel *h2aks gleicher Bedeutung, die als ί-Erweiterung zu *h2ak ,scharf, spitz, kantig' gehörte. Gegenüber der eingangs genannten Deutung von όξύς, bei der dieses keinen geläufigen Typ repräsentiert, auch wenn lit. tamsus vielleicht vergleichbar ist, löst die Verbindung mit ved. aks das griechische Adjektiv aus seiner Isolation. Vielleicht entspricht sogar das Nebeneinan-der des «-Adjektivs όξύς und des ««-Präsens aksnoti einem alten Bildetyp, vgl. gr. θρασύς ,kühn', ved. dhrsnoti ,wagt'69.

66 S. Anm.48. 67 Zu ώκύς vgl. z .B. R.S .P.Beekes , H 2 0 . Sprache 18,2 (1972), p. 126, der im Fall, daß

lat. acupedius auf *h2ek- weist, im griechischen Adjektiv die Ablautformen *oh2k oder *h2ök enthalten sieht.

68 Kaum wahrscheinlich Jared S. Klein, Rigvedic tu and su. Sprache 28,1 (1982), p .23 2 6 , der für όξύς ein schwundstufiges *H2k'su- voraussetzt und erwägt, ob ο statt α dem Einfluß von δκρις zuzuschreiben sei.

69 Zu dhrsnoti vgl. auch Klaus Strunk, Nasalpräsentien und Aoriste. Heidelberg 1967, p. 651 4 5 (mit Lit.).

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