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42 Oben: Montanuniversität; Rechts: Arcomonte26 OBEN STEIRISCH Montanuniversität Leoben Die beiden bestimmenden Elemente der Obersteiermark, (Erz-)Berg und Wald(-Reichtum), sind eine Kernkom- petenz des Landes, um die enorm viel Wissen aufgebaut wurde, das sowohl intern über die vielen Bildungsstätten wie auch international per Technologie- transfer weitergegeben wird. So sind Spin-offs aus dem universitären Bereich gelebte Praxis. Und viele österreichische Kompetenzzentren forschen und arbeiten im obersteirischen Raum. Zudem haben viele der Schulen nicht nur Tradition, sondern bieten auch einzigartige Ausbildungen. MONTANUNIVERSITÄT Viele Wissenseinrichtungen der Steier- mark gehen auf Erzherzog Johann zurück. So auch die Montanuniversität, die 1840 als „Steiermärkisch-Ständi- sche Montanlehranstalt“ in Vordern- berg nahe dem Erzberg gegründet und später in Leoben angesiedelt wurde. 1904 wurde sie in „Montanistische Hochschule“ umbenannt, bekam das Promotionsrecht und war fortan den technischen Hochschulen gleichge- stellt. Seit 1975 heißt sie „Montan- universität Leoben“, genießt einen weltweit einzigartigen Ruf und wird von bis zu 3.500 Studierenden pro Jahr in Anspruch genommen. Im Laufe der Zeit wurden die traditionellen Studien- richtungen Bergwesen und Hüttenwe- sen um weitere Fächer wie Industrieller Umweltschutz, Kunststofftechnik oder Industrielle Energietechnik ergänzt. Neben der Ausbildung weist die Montanuniversität auch eine rege For- schungstätigkeit auf. Diese orientiert sich an der Wertschöpfungskette von den Rohstoffen über Grund- und Werk- stoffe bis zum fertigen Bauteil bzw. System. Die Kernbereiche Mining, Metallurgy und Materials werden ergänzt durch Querschnittsbereiche wie die naturwissenschaftlichen Grund- lagenfächer, die Umwelttechnik sowie die Betriebs- und Wirtschaftswissen- schaften. Dabei werden enge Koopera- tionen mit nationalen und internation- alen Industriepartnern gepflegt. FORSTWIRTSCHAFT Die wechselvolle Geschichte des Wal- des, seine Nutzung, aber auch seine veränderte Wertigkeit im Bewusstsein der Menschen lässt sich am Wandel der ehemals ersten und lange Zeit einzigen Forstschule Österreichs nach- vollziehen. 1900 als „Höhere Forstlehr- anstalt für die österreichischen Alpen- länder“ in Bruck an der Mur gegründet, wurde von Anfang an großer Wert auf die praktische Ausbildung im Lehrforst gelegt, den die Stadtgemeinde aus einem Teil ihres Waldbesitzes der Schule zur eigenverantwortlichen Bewirtschaftung zur Verfügung stellte. Welche Stellung der Forstschule damals schon beigemessen wurde, lässt sich auch daran erkennen, dass die Brucker Absolventen wie die Abgänger der Hochschule für Bodenkultur in Wien das Recht zur Ablegung der Wirtschafts- führerprüfung hatten und danach auch große Forstbetriebe leiten konnten. In ihrer heutigen Ausprägung als Höhere Bundeslehranstalt für Forst- wirtschaft öffnet sie den Absol- ventinnen und Absolventen durch die Kombination von Berufsausbildung und Reife- und Diplomprüfung vielfältige Chancen. Berg & Wald

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Page 1: OBEN Magazin - Bildung

42Oben: Montanuniversität; Rechts: Arcomonte26

OBEN STeiriSch

Montanuniversität Leoben

Die beiden bestimmenden Elemente der Obersteiermark, (Erz-)Berg und Wald(-Reichtum), sind eine Kernkom-petenz des Landes, um die enorm viel Wissen aufgebaut wurde, das sowohl intern über die vielen Bildungsstätten wie auch international per Technologie-transfer weitergegeben wird. So sind Spin-offs aus dem universitären Bereich gelebte Praxis. Und viele österreichische Kompetenzzentren forschen und arbeiten im obersteirischen Raum. Zudem haben viele der Schulen nicht nur Tradition, sondern bieten auch einzigartige Ausbildungen.

MontanuniversitätViele Wissenseinrichtungen der Steier-mark gehen auf Erzherzog Johann zurück. So auch die Montanuniversität, die 1840 als „Steiermärkisch-Ständi-sche Montanlehranstalt“ in Vordern-berg nahe dem Erzberg gegründet und später in Leoben angesiedelt wurde. 1904 wurde sie in „Montanistische Hochschule“ umbenannt, bekam das Promotionsrecht und war fortan den technischen Hochschulen gleichge-stellt. Seit 1975 heißt sie „Montan-universität Leoben“, genießt einen

weltweit einzigartigen Ruf und wird von bis zu 3.500 Studierenden pro Jahr in Anspruch genommen. Im Laufe der Zeit wurden die traditionellen Studien-richtungen Bergwesen und Hüttenwe-sen um weitere Fächer wie Industrieller Umweltschutz, Kunststofftechnik oder Industrielle Energietechnik ergänzt.

Neben der Ausbildung weist die Montanuniversität auch eine rege For-schungstätigkeit auf. Diese orientiert sich an der Wertschöpfungskette von den Rohstoffen über Grund- und Werk-stoffe bis zum fertigen Bauteil bzw. System. Die Kernbereiche Mining, Metallurgy und Materials werden ergänzt durch Querschnittsbereiche wie die naturwissenschaftlichen Grund-lagenfächer, die Umwelttechnik sowie die Betriebs- und Wirtschaftswissen-schaften. Dabei werden enge Koopera-tionen mit nationalen und internation-alen Industriepartnern gepflegt.

ForstwirtschaFtDie wechselvolle Geschichte des Wal-des, seine Nutzung, aber auch seine veränderte Wertigkeit im Bewusstsein der Menschen lässt sich am Wandel

der ehemals ersten und lange Zeit einzigen Forstschule Österreichs nach-vollziehen. 1900 als „Höhere Forstlehr-anstalt für die österreichischen Alpen-länder“ in Bruck an der Mur gegründet, wurde von Anfang an großer Wert auf die praktische Ausbildung im Lehrforst gelegt, den die Stadtgemeinde aus einem Teil ihres Waldbesitzes der Schule zur eigenverantwortlichen Bewirtschaftung zur Verfügung stellte.

Welche Stellung der Forstschule damals schon beigemessen wurde, lässt sich auch daran erkennen, dass die Brucker Absolventen wie die Abgänger der Hochschule für Bodenkultur in Wien das Recht zur Ablegung der Wirtschafts- führerprüfung hatten und danach auch große Forstbetriebe leiten konnten.

In ihrer heutigen Ausprägung als Höhere Bundeslehranstalt für Forst-wirtschaft öffnet sie den Absol-ventinnen und Absolventen durch die Kombination von Berufsausbildung und Reife- und Diplomprüfung vielfältige Chancen.

Berg &Wald

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Bildung

GeistigeWurzElN

Stift Seckau

Das ehemalige Augustiner-Chorherren-stift Seckau aus dem 12. Jahrhundert ist eines der Wahrzeichen der Steier-mark. Es war bis ins 18. Jahrhundert Bischofssitz des Bistums Steiermark, ehe dieser nach Graz verlegt wurde. Im heute noch gültigen Diözesannamen Graz-Seckau lebt diese Vergangenheit weiter. Das auf einer Hochebenen über dem Murtal gelegene Stift ist heute eine Benediktinerabtei, die für ihr Gym-nasium bekannt und für ihre Basilika berühmt ist.

aBteigyMnasiuMDas Gymnasium wird als katholische Privatschule nach den Grundsätzen benediktinischer Werte geführt. Ziel ist, den ganztags betreuten Schülerinnen und Schülern sowohl eine fundierte Allgemeinbildung zu vermitteln als auch die Entwicklung ihrer Persönlich-keiten bestmöglich zu gestalten und fördern. Unterrichtet wird nach dem sogenannten Marchtaler Plan, der in der Diözese Rottenburg-Stuttgart für die katholischen und freien Schulen –

anfangs für Grundschulen – entwickelt wurde. Dabei steht das Kind mit seinen individuellen Lernvoraussetzungen und Wesensmerkmalen im Mittelpunkt der pädagogischen Überlegungen und soll in seiner Gesamtpersönlichkeit geför-dert werden. Die Basis der ethisch-moralischen Erziehung ist die christliche Soziallehre. Die Methoden sollen den Zielen dienen und sind zum Teil der Montessori-Pädagogik entnommen.

So wurde zum Beispiel der Morgen-kreis direkt übernommen und die Freie Stillarbeit in einer adaptierten Form eingeführt. Das Schulprogramm ist um viele Zusatzangebote vom Sport über Musik und Bühnenspiel bis hin zu Informatik und der Physikolympiade an-gereichert. Im Anschluss an die Matura kann über die Lehrwerkstätten auch ein Lehrabschluss in Goldschmiede, Tisch-lerei oder Fotografie erworben werden.

alte & neue KunstDie im 19. Jahrhundert neu gebaute Klosterkirche Mariä Himmelfahrt

enthält noch viele romanische Elemen-te aus der Fertigstellung der Kirche von 1165. Als die zwei bedeutendsten Kunstwerke gelten das Habsburger Mausoleum und die Seckauer Apoka-lypse. Das Habsburger Mausoleum wurde Anfang des 17. Jahrhunderts fertiggestellt und enthält rund 50 Personendarstellungen, 150 Alle-gorien sowie eine Fülle an Gemälden, Wappen und Schmuckelementen aus Marmor, Schmiedeeisen und Gold. Es gilt neben dem Grazer Mausoleum als bedeutendstes manieristisches Denkmal in Österreich.

Die Seckauer Apokalypse stammt dagegen aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Das Fresko wurde vom Wiener Maler Herbert Boeckl geschaffen und gilt als eine der bedeutend sten sakralen Wandmal-ereien des 20. Jahrhunderts, in der ex-pressionistische Elemente mit solchen des Mittelalters zu einer verstörenden Symbiose verknüpft werden.

Page 3: OBEN Magazin - Bildung

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INTERCOM-Chef Dr. h.c. Ernst E.P. Hochsteger und Vorsitzender des Fördervereins für Forschung und universitäre Bildung

am Standort Rottenmann

Entwicklung von Software für die österreichische Bildungsverwaltung und die öffentliche Verwaltung in Bund und Land

sowie Beratung, Schulung, Wartung und Betreuung derselben.www.intercom.at

INTERCOMPUTING GMBHI N T E R C O M

®

Förderverein Universitätszentrum Rottenmann:

Als Bindeglied zwischen dem Universitätszentrum Rottenmann und der regionalen Wirtschaft nach dem Motto:

“Akademiker aus der Region - für die Region“

Universitätszentrum Rottenmannwww.uzr.at

OBEN STeiriSch

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Dass sich die historische Stadt Rotten mann zum obersteirischen Hotspot für Aus- und Weiterbildung gemausert hat, ist auch dem Rotten-manner Dr. h.c. Ernst E.P. Hochsteger zu verdanken.

Hochstegers berufliche Karriere begann im Jahr 1962 beim deutschen Konzern Bauknecht, der sich zu dieser Zeit in der Steiermark ansiedelte. Der damals Fünfzehnjährige heuerte als Industriekaufmann an und hatte ein Ziel: „Ich stellte mir den Beruf sehr einträglich vor, sah mich an einem großen Schreibtisch sitzen und wollte Direktor werden“, so Hochsteger heute. Sein Motto lautete: „Lang ist der Weg der Theorien, kurz und erfolg-reich ist das Beispiel.“ Den klaren Vor-stellungen und Zielen folgend, schaffte er es bis zum kaufmännischen Werks-leiter der beiden Bauknecht werke in Spielberg und in Rottenmann mit damals an die 4.000 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen.

iM dienste der ÖFFentlichKeit Im Jahr 1985 erfolgte die Gründung der Softwareschmiede INTERCOM®-Intercomputing, die neben der elektronischen Administration auch Fachapplikationen für die steirische Landesregierung und die steirischen Bezirkshauptmannschaften sowie das Bildungsministerium in Wien öster-reichweit entwickelt und betreut. Die Umsetzung der richtungsweis-enden EDV-Pilotprojekte wurde mit dem Landeswappen der Steiermark schon 1989 belohnt.

Als Firmenchef weiß Hochsteger, wie schwer es ist, ausgebildetes Fach-personal zu finden. „Zwar bilden die steirischen Universitäten, Fachhoch-schulen und das Forschungszentrum Joanneum spezialisierte Kräfte aus, doch im ländlichen Raum kann es schon einmal schwierig werden, akademisch ausgebildete Mitarbeiter zu bekommen“, weiß Hochsteger.

universitätszentruM rottenMannAus diesem Grund war der Geschäfts-mann, gemeinsam mit Rektor Univ. Prof. Hans Sünkel der TU Graz und Bürgermeister Ludwig Kopf bei der Gründung und dem Aufbau des universitären Diplomstudiums der Wirtschafts- und Geoinformation sowie des Betrieblichen Informations-managements am Universitätszentrum Rottenmann (UZR) maßgeblich betei-ligt. Im Wintersemester 2000/2001 starteten die ersten Vorlesungen in Kooperation mit der Johannes Kepler Universität Linz und der Technischen Universität Graz. Seit dieser Zeit ist Hochsteger auch Vorsitzender des Fördervereins für Forschung und universitäre Bildungs aktivitäten in Rottenmann.

Im Zuge der Neuausrichtung des UZR mit dem Schwerpunkt Berufsbeglei-tende Studien werden ab dem Winter-semester 2012 Bachelor- und Master-studien in den Bereichen Wirtschaft, Technik und Recht angeboten.

Bildung ist allesFür Hochsteger, der im Jahr 2009 die

Ehrendoktorwürde von der stark EU-orientierten Universität Sládkovicovo/Bratislava erhalten hat, ist Bildung ein besonders hohes Gut. „Die Ausbildun-gen am UZR sind die Basis für eine professionelle Berufskarriere, denn Bildung ist der Rohstoff des 21. Jahrhunderts. Am UZR bilden wir berufsbegleitend Akademiker aus ganz Österreich, aber auch aus der Region und für die Region, aus“, so der Vor-sitzende des UZR-Fördervereins. Das große Ziel des UZR ist laut Hochsteger das Erreichen eines österreich weiten Alleinstellungsmerkmals, das durch individuelle Betreuung der Studieren-den und ein marktkonformes Ange-bot mit den Kooperationspartnern Johannes Kepler Universität Linz, der Technischen Universität Graz und der FernUniversität Hagen sowie dem Wirtschaftsförderungsinstitut WIFI gegeben ist.

lieBe zur heiMatWarum er sich ehrenamtlich als Vor-sitzender des Fördervereins für den Uni-Standort Rottenmann stark macht, ist für Hochsteger leicht erklärt: „Ich liebe meine Heimatstadt. Ich hatte hier eine wunderschöne Kindheit und fühle mich meiner Stadt verpflichtet. Auch wenn ich beruflich viel unter-wegs war, von meiner Heimatstadt habe ich mich nie entfernt.“ Und mit der jährlich abgehaltenen KinderUni am UZR sollen viele weitere Generationen eine starke Bindung zu ihrer Heimat aufbauen, hofft Hochsteger, der für seine umfangreichen Verdienste im Jahr 2012 mit dem Ehrenring der Stadt Rottenmann ausgezeichnet wurde.

uzr.at

eS iST nichT immer einfach, akademiScheS fachperSonal im ländlichen raum zu finden. miT der eTaBlierunG deS univerSiTäTS­zenTrumS roTTenmann im Jahr 2000 iST dieS GelunGen – an der umSeTzunG und dem BeTrieB federführend BeTeiliGT iST dr. h.c. ernST e.p. hochSTeGer.

Bildung