oberforstmeister gustav kraft

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Forstwissenschaftliches Centralblatt. A p r i l 1898. I. Original-Artikel. Vberforstmeifter Gustav Kraft f. (H&ehdraek verboten.) Am 9. Januar b. I . starb infolge eines Gehirnschlages ber in forft- lichen Kreisen sehr bekannte, um bie weitere Ausbilbung ber Furstwissen- schaft unb Forstwirtschaft so hoch verbiente preußische Oberforstmeister a. D. Kraft in Hannover. Die Wiege von E b u a r b Friebrich Gustav Kraft stanb im Harze. I n ber alten Bergstabt Clausthal würbe bas Forsthaus am 18. August 1823 burch bie Geburt eines gefunden Söhnchens erfreut, bas von frühester Iugenb an dem Elternhaufe nur Freude, nie Kummer und Ärger bereitet hat. Auf dem Gymnasium der Geburtsstadt fand Kraft feine Gchulbilbung. Die in Hannover vorgeschriebene forstliche Lehrzeit würbe von ihm bei feinem Vater und in ber letzten Hälfte beim bamaligm Förster, späteren Forstbirektor B u r ö h a r b t in Lanbwehrhagen bei Münden zurückgelegt. Vom Jahre 1845—184? besuchte Kraft die hannoversche Forstschule zu Münden, an welcher W i ß m a n n und Nurck- h a r b t als tüchtige Lehrkräfte thätig waren. Den Abschluß feiner wissen- schaftlichen Studien, insbesondre seiner Lieblingsfächer, ber Mathematik unb Naturwissenschaften fanb er auf ber Universität in Göttingen. Die für bie Revieruerwaltungen unb für bie Forstinspektionsbeamten in Hannover vorgeschriebenen Prüfungen wurden von ihm mit Auszeichnung bestanden. Bis zur Neuorganisation der hannoverschen Forstverwaltung in den 50er Jahren war Kraft in vielen Revieren thätig. Erwähnenswert während dieser Zeit ist feine Beschäftigung als Forstinfpektionsgehilfe beim Oberforstmeifter von Seebach in Uslar a/Solling. Hier fand Kraft Gelegenheit, schon in seinen jüngeren Jahren ben mobiftzierten Buchenhochwalbbetrieb kennen zu lernen, für den er sowohl, wie auch für die Lichtungshiebe in Eichen-, Kiefern- und Lärchenbeständen mit Unterbau Fvrftwissenfchaftliche« Lentra!ßl«tt. 1888. 13

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Page 1: Oberforstmeister Gustav Kraft

Forstwissenschaftliches Centralblatt. Apr i l 1898.

I. Original-Artikel.

Vberforstmeifter Gustav Kraft f. (H&ehdraek verboten.)

Am 9. Januar b. I . starb infolge eines Gehirnschlages ber in forft-lichen Kreisen sehr bekannte, um bie weitere Ausbilbung ber Furstwissen-schaft unb Forstwirtschaft so hoch verbiente preußische Oberforstmeister a. D. Kraft in Hannover.

Die Wiege von Ebuarb Friebrich Gustav Kraft stanb im Harze. I n ber alten Bergstabt Clausthal würbe bas Forsthaus am 18. August 1823 burch bie Geburt eines gefunden Söhnchens erfreut, bas von frühester Iugenb an dem Elternhaufe nur Freude, nie Kummer und Ärger bereitet hat. Auf dem Gymnasium der Geburtsstadt fand Kraft feine Gchulbilbung. Die in Hannover vorgeschriebene forstliche Lehrzeit würbe von ihm bei feinem Vater und in ber letzten Hälfte beim bamaligm Förster, späteren Forstbirektor B u r ö h a r b t in Lanbwehrhagen bei Münden zurückgelegt. Vom Jahre 1845—184? besuchte Kraft die hannoversche Forstschule zu Münden, an welcher Wißmann und Nurck-harbt als tüchtige Lehrkräfte thätig waren. Den Abschluß feiner wissen-schaftlichen Studien, insbesondre seiner Lieblingsfächer, ber Mathematik unb Naturwissenschaften fanb er auf ber Universität in Göttingen. Die für bie Revieruerwaltungen unb für bie Forstinspektionsbeamten in Hannover vorgeschriebenen Prüfungen wurden von ihm mit Auszeichnung bestanden.

Bis zur Neuorganisation der hannoverschen Forstverwaltung in den 50er Jahren war Kraft in vielen Revieren thätig. Erwähnenswert während dieser Zeit ist feine Beschäftigung als Forstinfpektionsgehilfe beim Oberforstmeifter von Seebach in Uslar a/Solling. Hier fand Kraft Gelegenheit, schon in seinen jüngeren Jahren ben mobiftzierten Buchenhochwalbbetrieb kennen zu lernen, für den er sowohl, wie auch für die Lichtungshiebe in Eichen-, Kiefern- und Lärchenbeständen mit Unterbau

Fvrftwissenfchaftliche« Lentra!ßl«tt. 1888. 13

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172 Oberforstmeister Gustav Kraft f.

ein warmer Anhänger und Verteibiger mit Recht bis zu feinem Lebens-enbe geblieben ist.

Anfangs ber fünfziger Jahre tief Burckhardt den strebsamen unb tüchtigen Fotstbeamten als Hilfsarbeiter in bie Domänenkammer nach Hannover. Von hier würbe ihm bas in wirtschaftlicher Beziehung so hoch instruktive Revier Bouenben bei Göttingen übertragen. Nur wenige Jahre hat er bie wichtige Stellung als Oberförster vertreten können. Schon im Anfange ber 60 er Jahre würbe ihm bie Forstinfpektions-beamtenftelle in Dassel bei Solling übertragen, bie et im Jahre 1866 mit ber Forstinsvektion Misburg in unmittelbarer Nähe der Centtalstelle Hannover vertauschen mußte.

Von hier trat Kraft 1868 unter Beibehaltung feines Infpektions-bezirkes in die Finanzdirektion Hannover über, ward nach beren Auf-löfung im Jahre 1885 zum Oberforstmeister ber Regierung in Hannover, unb zum Mitglieb bes Hofjagbamtes ernannt unb verblieb in bieser Stellung bis zu feiner Pensionierung im Jahre 1892. Durch Verleihung bes roten Ablerorbens II. Klasse mit Eichenlaub würbe er von höchster Stelle ausgezeichnet, nachbem schon vorher bie niederen Grabe des roten Abier-orbens unb mehrere fremblänbifche Orden feine Brust geschmückt hatten.

Kraft war ein Mann von ungewöhnlicher Begabung, vielseitigen, insbesondere naturwissenschaftlichen und mathematischen Kenntnissen, un-errnüdlicher Thatktaft, strengster Pflichttreue und seltener Bescheidenheit. Er war ein Forstmann bes „Wissens" und „Könnens".

Die zahlreichen hannoverschen Reviere, die fast drei Dezennien unter seiner Leitung standen und seine instruktive Versuchsflächen enthalten, sowie seine lehrreichen Schriften bekunden diese beiden beneidenswerten, leider von vielen Forstwirten noch zu wenig anerkannten Eigenschaften.

Unter seinen Schriften erwähnen wir: 1. Beiträge zur forstlichen Wasserkunbe (1863). 2. Die Anfangsgrunbe der Theodolithmessung (1863). 3. Heinrich Bmckhatbt, ein Lebensbilb (1880). 4. Znt Ptaxis ber Walbwertrechnung unb forstlichen Statik (1882). 5. Beitrage zur Lehre von ben Durchforftungen, Schlagstellungen

unb Lichtungshieben (1884). 6. Beiträge zur forstlichen Zuwachsrechnung unb zur Lehre vom

Weiserprozent (1885). 7. Beiträge zur forstlichen Statik unb Walbwertrechnung (1887). 8. Beiträge zur Durchforftungs- und Lichtungssrage (1889). 9. Über die Beziehungen des Bodenerwartungswertes und der Forst-

einrichtungsarbeiten zur Reinertragslehre (1890).

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Ergebnisse forstlicher Anbauversuche K. 173

Auherbem finden sich zahlreiche, interessante unb instruktive Ab-hanblungen in ben forstlichen Zeitschriften.

Kraft bewahrte auch nach feiner Pensionierung ein warmes Herz für den Wald. Die von ihm angelegten Verfuchsstächen in den Revieren um Hannover und bie seit langer Zeit rnuftergiltig von ihm bewirtschaftete Walbperle ber Stadt Hannover „die Gulenriede" wurden oft auf-gesucht und mit Scharfblick gemustert. Eine befondere Freude wurde ihm im Sommer 1897 noch zu teil, als er dem Landforstmeister Dr. Danckel-mann die nach seinen Prinzipien seit längerer Zeit ausgeführten Durch-forftungs- und Buchenlichtungsflachen im Revier Lauenau an Ort und Stelle bemonftrieren konnte. Voraussichtlich liegt noch viel Material zur Verarbeitung in seinen Verfuchsakten verborgen.

Mit Gustav Kraft ist bie letzte alte hannoverfche Kraft bahingefchieben. Mit großen Lettern wirb sein Name in ber beutschen Forftgefchichte ver-zeichnet werben, nicht minber aber wirb im Buche bes Walbes, in ben Walbungen von Hannover mit brat Namen seines Lehrmeisters und Freunbes Burckharbt auch Kraft 's Name unvergeßlich bleiben.

Kraft führte eine kinberlofe, aber sehr glückliche Ehe. Seiner seit langer Zeit leibenben Gattin war er ein überaus sorgsamer, seine Mutze-zeit nur ihr wibmenber Ehemann, seinen Angehörigen ein treuer Rat-geber, seinen Kollegen ein aufrichtiger Freunb unb feinen Untergebenen ein wohlwollenber Vorgefetzter.

Solange die Tannen feiner Heimatsstätte auf den Harzer Bergen grünen, wird auch sein Andenken in ber Walbwissenschaft unb Wald-Wirtschaft hochgehalten werden. Uns Jüngern der grünen Farbe soll er zur Anspornung und zum Muster dienen! K.

Ergebnisse forstlicher Anbauversuche mit japanischen, indischen, russischen und selteneren amerikanischen Holzarten in Bayern.

Von Professor v r . H. M a y l , München. (Forisetzung.)

A. Amerikanische Holzarten 1. Abies concolor , Co lo rado tanne . Den Angaben über die

bisherigen Resultate, welche bie preußischen Anbauversuche mit dieser Holzart erzielten, a) kann ich mich nur anschließen. Auch bei mir ist biese Tanne raschwüchsiger als bie einheimische; ob sich diese Eigenschaft aber

i) Ergebnisse der Anbauversuche mit japanischen und einigen neueren amerikanischen Holzarten von Dr. U. Schwappach, tgl. Professor 1896.

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