Öffentlichkeit modelle – funktionen – herstellung (pr)
TRANSCRIPT
Öffentlichkeit
Modelle – Funktionen – Herstellung (PR)
Allgemeines zum Öffentlichkeitsbegriff
PKW und PoWi
öffentliche vs. private Kommunikation
Habermas vs. Luhmann
Habermas
„Die bürgerliche Öffentlichkeit steht und fällt mit dem Prinzip des allgemeinen Zugangs. Eine Öffentlichkeit, von der angebbare Gruppen eo ipso ausgeschlossen wären, ist nicht etwa nur unvollständig, sie ist vielmehr gar keine Öffentlichkeit. Jenes Publikum, das als Subjekt des bürgerlichen Rechtsstaates gelten darf, versteht denn auch seine Sphäre als eine öffentliche in diesem strengen Sinne; es antizipiert in seinen Erwägungen die Zugehörigkeit prinzipiell aller Menschen.“
Habermas, Strukturwandel der Öffentlichkeit (1990): 156
verständigungsorientierte Kommunikation zwischen mündigen Privatleuten
Luhmann
Systemtheoretiker Gegenposition zum Habermasschen
Öffentlichkeitsbegriff Massenmedien repräsentieren die Öffentlichkeit Öffentlichkeit als „Reflexionsmedium“ „Beobachtungsformen“ dieses „Mediums“ sind die
herkömmlichen Massenmedien „Die Funktion der Massenmedien wäre demnach nicht in
der Produktion, sondern in der Repräsentation von Öffentlichkeit zu sehen.“Luhmann, Realität der Massenmedien (1996): 188
Grundzüge
Kommunikationsraum Offenes Kommunikationsforum Vielzahl von Öffentlichkeiten
(Teilöffentlichkeiten, publics) öffentlich: jeder kann beobachten, teilnehmen,
wissen (≠ privat, geheim) Kollektiv: moderne rechtlich-politische, staatliche
Gemeinschaft Teilnehmer an der Öffentlichkeit: Sprecher,
Vermittler, Publikum
Strukturen und Funktionen
Sinn von Öffentlichkeit:
Abgrenzung und Bezeichnung von sozialen Handlungs- und Verantwortungsbereichen mit grundsätzlich verschiedenem normativen Charakter
soziale Grenzziehung im Bereich von Kommunikation und
Wissen Kollektiv mit einer bestimmten Kommunikationsstruktur oder
eine Sphäre kommunikativen Handelns mit bestimmten
anspruchsvollen Merkmalen Publikum – soziale Sphäre, sozialer Raum
Das normative Modell
Merkmale von Öffentlichkeit: Gleichheit und Reziprozität Offenheit und adäquate Kapazität Diskursive Struktur
Funktion: Akteuren Informationen für die Optimierung ihrer
Strategien und Wahlentscheidungen zur Verfügung zu stellen
Idealtypus – kaum zu verwirklichen – Leitbild
Das „Arenenmodell“
basierend auf normativen Gesichtspunkten
Öffentlichkeit, verstanden als zwischen Gesellschaft und Politik vermittelndes Medium, sollte als „Arena mit grenzenlosem Publikum diversen Meinungen und Interessen die Chance der Selbstdarstellung und Begründung bieten und gleichzeitig als Prüfstand für die Verallgemeinerbarkeit dieser Meinungen und Interessen dienen.“
Gerhards / Neidhardt, Strukturen und Funktionen moderner Öffentlichkeit (1990): 41 [Online-Dokument]
Inhalte von Öffentlichkeitsakteuren beigesteuert: Sprecher und Kommunikateure
Beobachter auf den „Galerien“ der Arena bilden das Publikum
Politische Funktionen
hoher Anspruch: „Die demokratische Verfasstheit einer Gesellschaft hängt
wesentlich von der Qualität des soziopolitischen Kommunikationsraums ab: Demokratie konstituiert sich durch bestimmte Formen von Öffentlichkeit.“
Marschall, Politik “online” (1998): 305.
Grundausstattung der Demokratie normative Ansprüche:
1. Prinzip Offenheit - Transparenzfunktionen
2. Prinzip Diskursivität - Validierungsfunktionen
3. Prinzip öffentliche Meinung - Orientierungsfunktionen
Öffentlichkeitsebenen
komplexe und heterogene Struktur: Vielzahl kleiner und großer Foren teilweise miteinander vernetzt
Öffentlichkeit ist als ein in mehrere Ebenen differenziertes System zu verstehen, das sich zum einen nach der Menge der Kommunikationsteilnehmer und zum anderen nach dem Grad der strukturellen Verankerung der Ebenen unterscheidet
Öffentlichkeitsebenen (nach Neidhardt; Quelle: Donges/Jarren, Politische Öffentlichkeit (1999): 92
Öffentlichkeitsebenen
öffentliche Meinung: konstituiert sich durch massenmediale Öffentlichkeit entsteht im Kreislauf über alle Ebenen hinweg Produkt des Kommunikationssystems Öffentlichkeit
Öffentlichkeit in komplexen Gesellschaften ohne Massenmedien nicht herstellbar
alle Ebenen aufeinander angewiesen Selektionsstufen: Filter, professionalisierte
Akteure (Journalisten)
Öffentlichkeitsakteure
können in verschiedenen Rollen auftreten (Sprecher, Publikum, Vermittler)
am Kommunikationssystem Öffentlichkeit kann prinzipiell jeder teilnehmen: „Was immer in der Öffentlichkeit gesagt und getan wird,
diffundiert in eine unübersehbare Umwelt. Öffentlichkeit ist in diesem Sinne ein System, das keine klare Mitgliedschaft besitzt. Prinzipiell jeder kann zumindest Publikum sein.“
Gerhards / Neidhardt, Strukturen und Funktionen moderner Öffentlichkeit (1990): 45 [Online-Dokument]
weiterer Akteur: Massenmedien (Vermittler) - Öffentlichkeit wird zu dauerhafter polit. u. gesell. Größe
Publikum
Adressat der Kommunikation von Sprecher u. Medien
öffentlichkeitskonstituierende Bezugsgruppe keine fixe Größe:
öffentliche Sphäre - Vielzahl von publics je größer, desto mehr Laien im Publikum – Anpassung
der Sprache – Experten
heterogen – segmentiert – schwach organisiert Überlagerung durch Stratifizierungsmuster
Sprecher
besondere/r Sichtbarkeit u. Einfluss – spezialisierte Kommunikationsrollen
Repräsentanten, Experten, Advokaten, öffentliche Intellektuelle, Kommentatoren (= Journalisten)
Austauschbeziehungen: ökonomisch, politisch, sozial
Verbesserung durch PR
Vermittler - Massenmedien
eigenes, spezialisiertes Teilsystem Anteil aktiver Sprecherrollen relativ klein Bedingung für große Öffentlichkeiten spezialisierte Kommunikationsrollen – Verletzung des
Gleichheitsprinzips: Themenselektion – Ausbildung von Teilöffentlichkeiten
Mediengesellschaft – Leitmedium Fernsehen zentraler kollektiver Akteur des Mediensystems –
Vermittlungsfunktionen für die Gesamtgesellschaft Sonderstellung als spezielle Akteure im intermediären
System
Fazit
Zweifel an der normativen Funktion: Ausdifferenzierung Ausbildung heterogener medialer Einzelöffentlichkeiten Bildung von Partialöffentlichkeiten Überkomplexität
DIE Öffentlichkeit existiert nicht mehr: Es haben sich mehrere Öffentlichkeiten gebildet
Alles in allem ist demokratische Politik aber „ohne ein ausdifferenziertes Mediensystem nicht möglich, das die unabdingbaren Vermittlungsleistungen zwischen dem politischen und den anderen gesellschaftlichen Teilsystemen erbringt.“Kaase, Demokratisches System (1998): 50
Öffentliche Kommunikation – Herstellung von Öffentlichkeit laienorientiert Voraussetzung für die Entstehung öffentlicher Meinung /
Öffentlichkeit: bestimmte Kommunikationsleistungen Material von Öffentlichkeit: allgemein leicht verständliche
Kommunikation – Publikumsnähe Informationsvermittlung u. Meinungsbildung „Durch eine gezielte Steuerung der öffentlichen
Kommunikationen, zum Beispiel in Form von Public Relations lassen sich die Prozesse der Herausbildung öffentlicher Meinungen wenn nicht bestimmen, so zumindest beeinflussen.“Marschall, Alte und neue Öffentlichkeiten (1999): 111
Medienöffentlichkeit
Selbstbeobachtung der Gesellschaftwichtigste Form von ÖffentlichkeitQuelle für Meinungsbilder (Akteure) und
Meinungsbildung (Publikum)
Herstellung von Öffentlichkeit
Beispiel WWW – Online-PR: „Austauschbeziehung“: PR - Journalismus Pressebereiche politischer Parteien:
spoe.at gruene.at oevp.at fpoe.at
Systeme stimmen sich aufeinander ab: Aufbereitung von Bildern Aufbereitung von Texten (Presseaussendungen) Originaltonservice Termine etc.
Literatur
Donges, Patrick / Jarren, Otfried. Politische Öffentlichkeit durch Netzkommunikation? In: Kamps, Klaus (Hrsg.). Elektronische Demokratie? Perspektiven politischer Partizipation. Opladen, Wiesbaden: Westdeutscher Verlag, 1999. S. 85 – 108.
Habermas, Jürgen. Strukturwandel der Öffentlichkeit. Untersuchungen zu einer Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 1990.
Kaase, Max. Demokratisches System und die Mediatisierung von Politik. In: Sarcinelli, Ulrich (Hrsg.). Politikvermittlung und Demokratie in der Mediengesellschaft. Beiträge zur politischen Kommunikationskultur. Opladen, Wiesbaden: Westdeutscher Verlag, 1998. S. 24 – 51.
Luhmann, Niklas. Die Realität der Massenmedien. Opladen: Westdeutscher Verlag, 2. erweiterte Auflage 1996.
Marschall, Stefan. Alte und neue Öffentlichkeiten. Strukturmerkmale politischer Öffentlichkeit im Internet. In: Kamps, Klaus (Hrsg.). Elektronische Demokratie? Perspektiven politischer Partizipation. Opladen, Wiesbaden: Westdeutscher Verlag, 1999. S. 109 – 126.
Marschall, Stefan. Politik „online“ – Demokratische Öffentlichkeit dank Internet? In: Holtz-Bacha, Christina / Kutsch, Arnulf / Langenbucher, Wolfgang R. / Saxer, Ulrich (Hrsg.). Publizistik. Vierteljahreshefte für Kommunikationsforschung. 42. Jahrgang 1997. Jahresinhaltsverzeichnis. Wiesbaden: Westdeutscher Verlag, 1998. S. 304 – 324.
Gerhards, Jürgen / Neidhardt, Friedhelm. Strukturen und Funktionen moderner Öffentlichkeit: Fragestellungen und Ansätze. [Online-Dokument]. In: http://docserver.bis.uni-oldenburg.de/publikationen/bisverlag/mueoef91/kapii-1.pdf (31.01.2003, 15:52).
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