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. HERAU5GEGEBEN VON STUDJERENDENj )ES INSTITl:JT5 FUR _ . ETH NOLOGIE D1 fL U N IVJ RSITAT c:.bTn~G EN UNTER-=D ER­

LEITUNc::; '{QN GON.!?QLF- KRUGER

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IMPR[SSUM: Ausstellungs- und Leitfadentexte : Sevcan Akis, Julia Beriram, Alexander Blechschmidt, Valerie Bleisteiner, Viktoria Braune, Michaela Czuiak, La ura Eger, Florian Eisener, Nadine Ernst, Anne Friederike Frintrap, Thomas Gerdau, Petra Janke, Dorothee Jankuhn, Friedolin Krenkel, Anion Ksell , Annekatrin Kuhn, Caralin Landgraf, Bettino Petrich, Jeannine RoB, MOrino Schofer, Beatrix Schultze-Petzold, Judith Slegismund, Simone Specht, Janine Sterner, Susanne Stiller, Christian TrenkeL Christian Warnke, Bianca WaBmann und Pia loier. REDf,KrION: Gundolf Kruger. G~STAlTUNG: Jorn Tietgen . F010S: 'iarry Haase. FOToN/£HwElsE: Die Abbildungen entstammen im Aligemeinen dem wiss. Kulturarchiv am Institut fur Ethnologie der Univ. Gottingen. Ausnahmen betreffen Abbildung 8 (Sibeth, Achlm (2003) Yom Kultobiekt rur Massenware. Kulfurhislorische und kunstethnologische Studie zur figurlichen Hotzschnitzkunst der Batak in Nordsumatro/tndonesien; Herbolzheim), Abbildungen 9, 11 und 12 (Felix, Marc L. (i991) Kipinga. Throwing Blades of Centrol Africa. Wurfklingen aus lentrolafika; Munchen.), Abbildungt 6 (Vo lger/Dyckerhoff (1994) Federarbeiten der Indianer Sudamerikas; KO ln.), Abbiidung 33 (Museum der Kuitu ren, Basei. Smlg. Alfred Buhler, 1959.) und 34 (Museu m der Ku ituren, Baise!. Smlg. Anthony Forge. ' 963.). AUSITULUNGSTfCHNIK: Harry Haase und Nicole lornhagen .

Druck : AktivD ruck, Gottingen

Gottingen, 2008

UMSCltLAG: Vorderseite : Sichetmesser, Zentroiafrikonische Republik; Af 2572 . Ruckseite: Maske der Don, Uberla ; AI 2362.

EINLEITUNG

Vorstellungen von dem, w ist, findet man bei allen Auch wenn ein "Sinn fur nell offenbar uberall vorl so unlerscheiden sich die mungen davon, welchen Zeugnissen wir Menschel dikat einer als schon em kunstlerischen Schopfung Siehl man von den immah zugen des Asthetischen u Performanzcharakter in I

der Dichtkunst, dem Tanz Theater ab, so sind es inn Ethnologie vor allem Zeug licher Kultur, bei denen si ge nach ihrer Asthetik be~ diskutieren lasst.

Objekte wie die in der Aus~ gestellten Masken, Figuren modellierten menschlicher Keramiken, Federarbeiten I

aus Afrika, Asien, Ozeanier rika k6nnen uns Anhaitspul welche asthetischen Vorstel mit diesen Gegenstanden fO verbinden, von denen sie Stl

geben zudem aber auch Au rOber, welchen europaisch gE thetischen Rezeptionsmusterr folgen, die diese Gegensta

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,.

P RAKOLUiv\BIAN IS(HE K tRAM IK

PRAKOLUMBISCHE KERAMIK AUSPERU

Fur die Ausste"ung wurden dreizehn Keramiken ausgewahH, die aufgrund ihres charakteristischen Erscheinungsbildes und ihres guten Erhaltungszustandesalsreprasentativ fur einige prakolumbische Kulturen in Peru betrachtet werden konnen. Dabei handelt es sich um Figuren, GefaBe und Schalen der Ancon-, Nazca-, Moche-, Chimu- und Ica­Kultur.

Die Menschen in Peru kennen die Topfe­rei etwa seit 1650 v. Chr. Ihre Keramiken wurden im Spiralwulstverfahren herge­stellt und von Hand getrieben, da die Topferscheibe unbekannt war. In spo­terer Zeit wurden auch Model verwendet, so dass eine Massenproduktion an Kera­miken ermoglich wurde.

Bei den AussteliungsstGcken handelt es sich um archoologische Zeugnisse, die aile vor 1937 fUr die Gottinger Samm­lung erworben wurden. Aus dem Kreis der Sammler, von denen die Exponate stammen, durfte Wilhelm Gretzer der bekannteste sein, denn ein groBer Teil seiner Sammlung befindet sich bis heute im Landesmuseum Hannover und wurde dorl vor einem Jahrzehnt wissenschaftlich

bearbeitet und publizierl. Gretzer ,Iebte von 1871 bis 1904 in Peru und brachte 30 000 Objekte, darunter viele Textilien, 32 Mumien und eine groBe Zahl von Ge­foBen mit, die vorwiegend als Grabbei­gaben gedient hatten.

Ancon-Keramik Die Ancon·Kul,tur entwickelte sich zwi­schen 500 v. Chr. und 100 v. Chr. an der Zentralkuste Perus und ist die Cilteste in der Ausstellung vorgestellte Kultur. Der kunstlerische Stil aus Ancon sticht durch die realistische Formgebung f jgurlicher Vorbilder hervor. Die ausgestellte Kera· mik stell1 ein katzenohnliches Wesen dar. Dieses Wesen, das ein Symbol fUr die all­mochtige Kraft sein konnte, is1 ein in der gesamten Ikonographie des alten Peru immer wiederkehrendes Motiv.

Nazca Keramik Die Nazco-Kultur war zwischen 200 v. Chr. und 600 n. Chr. an der Pazifikkuste im Suden Perus verbreitet. Ihre Keramik weist eine unverwechselbare Charakteri· stik auf: eine vielfarbige GefoBbemalung, welche bereits vor dem Brand aufgetra­gen wurde. Ais mit Wasser angeruhrler und gefarbter Tonbrei wurde Schlicker zum Bemalen von Keramik verwendet. Die Farbskala umfasste Rottone, WeiB, Schwarz, Ocker, Blaugrau bis Grau. Di ­ese Farben wurden aus pflanzlichen und

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mineralischen Stoffen gewonnen. Dos Aufbringen der Politur erforderte am Schluss der Herstellung von Schalen bzw. GefaBen besonders viel Sorgfalt. In der Ikonographie der Nazca, spielte das kat­zenahnliche Wesen, das hier allgemein als katzenartiger Damon interpretiert wird, eine zentrale Rolle. Dieses Wesen ist ebenfalls auf einem der ausgewahlten Exponate zu sehen.

Moche-Keramik Die Moche-Kultur lasst sich vom 1 Jh. bis ins 8 Jh. u. Zt. im nord lichen Peru loka­lisieren. Unverwechselbarer Bestandteil ihrer Topferkunst waren Bugel-Ausguss­Keramiken. Sie sind phantasievoll fi­gurlich geformt und wurden sowohl als Trinkbehalter als ouch als Pfeifwerkzeuge verwendet. Die ersten Topfe wurden

PR.AKOLUMBIAN ISCHE KERAMIK -_.

nachweislich um 500 n. Chr. den Graber der Yerstorbenen beigelegt. Die Topfer­kunst der Moche blieb uber Jahrhunderte nahezu unverandert. Die Darstellung von Tieren war eben so ublich wie die von Menschen oder die Herstellung meist be·· molter einfacher Schalen und Topfe. Wegen der Gefahr des ReiBens wurde der Ton bei den Moche nicht als Yollpla­stik gebrannt. Daher ruhrt die hohle Form der meisten GefaBe, den en oN noch luft­durchlassige Bugelhenkel angelegt wur­

Abbildung 20: den, aus denen beim Brand enfstehende GefoS aus Keromik. Dampfe entweichen konnten. Nazca, Peru. Gretzer,

Schenkung der Besonders charakteristisch fUr die Moche Provinzia lverwa Itung

sind die eleganten PortratgefaBe, deren Hannover, 1937.

abgebildete Gesichter sich aile vonei­ Am 1179

nander unterscheiden. Deshalb nimmt man an, doss vor allem hochrangige Menschen des Adels portratiert wurden, die wirklich einst gelebt hatten.

Chimu-Keramik Die Chimu-Kultur entstand LIm 1000 n.Chr. in der pazifischen Kustenregion zwischen der heutigen Nordgrenz.e Perus und der Zentralkuste. Die bei den. Chimu auftretenden typischen Gestaltungsele­mente sind bereits aus dem Moche-Stil bekannt. Der GroBteil der GefaBe wurde in Modeln hergestellt, was den Topfern errnoglichte, eine hohere Anzahl an Ge­faBen zu produzieren. Die figurlich ge­stalteten, modellgeformten GefaBe sowie

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PRAKO LW-'lBIANISCHE KERAMIK ------- ---­

handmodellierten plastischen Darstel­lungen zeigen haufig zoomorphe und anthropomorphe Wesen, zu sehen an samtlichen ausgestellten Keramiken der Chimu, wie etwa dem Doppelkammer­gefaB mit Bruckenhenkel. Die Offnung dieses Objektes diente dabei vermutlich als Pfeifvorrichtung, wahrend die andere Kammer rnit der Darstellung eines Affen verschlossen ist. Gabelhals- oder Steig-

Abbildung 21 : Doppelkom ­merge/oB mit Bruckenhenkel ous Keromik. Chinw, Peru. Gretzer, Schenkung der Provinzi­olverwoltung Hannover, 1937. Am 1185

bugelgefaBe, wie die in der Ausstellung gezeigten Beispiele, fallen insbesondere durch ihre durchgangig dunkle Oberfla-· che auf. Dies geschieht durch den so ge­nannten Reduktionsbrand. Hierbei wird der Brennofen luftdicht verschlossen, wodurch an der Oberflache der Keramik eine dunkelgraue bis schwarze Farbe ent­steht. Die Verzierungen dieser typischen Chimu-Keramiken bestehen aus einge­

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ritzten Darstellungen, zum Beispiel von Fischen . Erklart wird der Umstand, dass die GefaBe nicht bemalt wurden, durch die groBe und stefig wachsende Nach· frage innerhalb der bis auf etwa 750.000 Menschen angewachsenen Bevolkerung der Chimu-Kultur. Die Keramikproduk­tion wurde deshalb vermutlich erstmals in der altperuanischen Geschichte out Massenproduktion umgestellt, wobei die asthetischen Anspruche dadurch in den Hintergrund getrefen sein durffen. Doss diese Keramik sehr beliebt war, wird deutlich an deren Verbreitung uber die Grenzen des Chirnu-Reiches hinaus.

Ica-Keramik Zeitgleich mit der Chimu-Kultur im Nor­den bildete sich an der Sudkuste Perus der im Vergleich zu den Chimu eher re­gional begrenzte Ica-Stil heraus. Dieser besticht durch die typische "Schwarz und WeiB auf Rot Keramik", was auch auf das fur die Ausstellung ausgewohlte Beispiel eines lca-GefaBes zutrifft.

Thomas Gerdou Anton Ksell Christian Trenkel

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.--------------------- PR!<KOLUMB IANISCHE

Verwendete Literatur:

Muller, Wolfgang: 1988 Kleine Geschichte der altamerika­nischen Kunst. Koln, DuMont.

Deimel, Claus und Alke Dohrmann: 1999 Archaologie des Alten Peru . Landes­museum Hannover.

Benson, Elizabeth: 1972 The Mochica - A culture of Peru. Lon­don, Thames and Hudson.

Kroeber, A. L.: 1924 and Explorations at Chincha. Berkeley, University of California Press.

Koschmieder, Klaus: 2004 Siedlungsweise und Subsistenzstrate­gien an der sud lichen Peripherie des Chimu­Imperiums. Diss.: FU Berlin .

Lavallee, Daniele: 1970 Les representations animales dans la ceramique Mochica. Paris.

KERAMIK ---

Abbildung 22 GefoB aus Keram ik leo, Peru . Gretzer, Sehenkung der Provinzi· oIverwa ltung Hannover, 1937.

m 1184.

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