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Einzelpreis S 2.50 P. b. b. Erscheinungsort Linz Verlagspostamt Linz 2 Postleitzahl 4020 OfftitUts Organ Ote Suftctttifttutttittt w ßutiOsraannfrJjuft ~ in öftcttciöi (SCOc) 12. aien-gin¡,8» folge 7 Münchner Abkommen ad acta Bundeskanzler Erhard: Münchner Abkommen hat keine territoriale Bedeutung mehr Für die Sudetendeufschen brachte die deutsche Friedensoffen- sive, begonnen mit einer Erklärung des Bundeskanzlers Professor Erhard an den Bundestag und mit Noten an eine grofje Zahl von Regierungen, eine Überraschung: Bundeskanzler Erhard legte das Münchner Abkommen ad acta. Er erklärte wörtlich: „Das Münch- ner Abkommen hat keine territoriale Bedeutung mehr". Die Bon- ner Regierung würde es begrüfjen, wenn die Beziehungen zwi- schen Bonn und Prag sich verbessern würden und zwischen den Völkern beider Länder ein freundschaftlicheres Verhältnis ent- stände. Die neue Bonner Politik ist eine Folge der Entscheidungen, die General de Gaulle über die Aufjenpolitik.Frankreichs gegenüber dem Osten und dem Westen getroffen hat. Durch Maßnahmen gegen die NATO, die ihre Truppen vom franzö- sischen Boden zurückziehen soll, durch die Ankündigung, 1969 werde Frankreich die NATO verlassen, durch die Anerkennung Rotchinas und die Aufnahme diplomati- scher Beziehungen mit diesem von der UNO nicht anerkannten Staat, durch seinen Besuch in Moskau (wobei der Ge- neral auf eigenen Wunsch auch Stalingrad besuchen wird) sind der bisherigen deut- schen Außenpolitik wesentliche Pfeiler genommen worden. Die Bundesregierung hat sich daher genötigt gesehen, von sich aus eine „Friedensoffensive" zu starten. Das Würzburger Urfeil: An alle Länder, mit denen die BRD diplo- matische Beziehungen unterhält, sind Noten gerichtet worden, die sich mit der Abrüstung und mit der Sicherung des Frie- dens in Europa sowie mit Maßnahmen gegen die Weiterverbreitung der Atom- waffen befassen. Die Note wurde aber auch den osteuropäischen und den arabi- schen Staaten übermittelt, mit denen die Bundesrepublik keine diplomatischen Be- ziehungen unterhält. Die Bundesregierung schlägt auch vor, mit den Regierungen der Sowjetunion, mit Polen und jedem ande- ren Staat, der dies wünscht, Gewalfver- zichtserklärungen auszutauschen. Die Bundesregierung will sich mit allen osteuropäischen Nachbarn versöhnen. In der Erklärung über das Münchner Ab- kommen ¡st nidit klar gesagt, ob die Bun- desregierung das Abkommen ex tune oder ex nunc als bedeutungslos erklärte. Ex tune würde heifjen, darj das Abkommen von An- fang an oder von dem Augenblick an bedeutungslos war, als Hitler sein Verspre- dien brach, die Tschechoslowakei nach Ab- tretung der sudetendeutschen Gebiete in Ruhe zu lassen. Ex nunc würde heifjen, daß das Abkommen bis heute gültig war, nun aber von der Bonner Regierung nicht mehr als gültig angesehen wird. Diese zweite Auslegung der Regierungserklärung hätte aber keinen Sinn, weil schon von Anfang an die Bundesrepublik sich in die Grenzen von 1937 freiwillig eingeengt hat, also keine Gebietsansprüche an die Tschechoslowakei sieht. Die andere Auslegung wäre gefähr- lich und für alle Sudetendeutschen von beklemmender Wirkung: wäre das Münchner Abkommen von allem Anfang an nicht gül- tig gewesen, so hätten alle Sudetendeutschen Hochverrat am tschechoslowakischen Staat begangen, als sie die Wirkungen des Münch- ner Abkommens für sich in Anspruch nah- men. Die Erklärung bedarf also noch einer Erläuterung, um die unter den Sudeten- deutschen entstandene, begreifliche Un- ruhe zu beheben. Die bei der CDU hospi- tierenden sudetendeufschen Abgeordne- ten Becher und Prochazka haben bereits erklärt, mit der einseitigen Erwähnung des Münchner Abkommens habe die Bundes- regierung die ursprünglichen Rechte der Sudetendeutschen auf Heimat und Selbst- bestimmung ausgeklammert. Das Gericht stellt das Gesetz wieder her Verwaltungsgericht Würzburg: Oberste Richtlinie ist der Ausgleich für Verluste Der Fall Katharina Wohlschlager ist der dritte Fall, in dem das Verwaltungsgericht Würzburg gegen die Auflassung des Bundes- verwaltungsgerichtes aufgetreten ist, eine Übersiedlung nach Österreich sei nicht als Auswanderung zu betrachten. Dieser Fall, der von der sudetendeutschen Landsmann- schaft in Oberösterreich vertreten wird, ist von besonderer Bedeutung: denn die Klägerin war nicht, wie die Kläger in den ersten beiden Prozessen, in Nordmähren und Sfld- mähren wohnhaft gewesen, sondern im Be- zirk Kaplitz, also in unmittelbarer Nachbar- schaft Österreichs, in einem Teil der sudeten- deutschen Heimat, der von 1938 bis 1945 sogar zum damaligen Reichsgau „Oberdonau" ge- hört hatte. Ausgangspunkt und Ansiedlungs- land sind daher sprachlich, geschichtlich und kulturell eng verbunden. Daraus schloß die erste Instanz, bei Frau Wohlschlager liege keine Auswanderung vor. Aber das Verwaltungsgericht Würzburg wies diese Auffassung vollständig zurück. Es kommt nämlich, wie in der Urteilsbegründung ausgeführt wird, nicht auf das Verhältnis zwischen Aussiedlungsgebiet und An- siedlungsgebiet an, sondern auf das Verhält- nis zwischen Deutschland und Österreich. Das Lastdnausgleichsgesetz selbst, so sagt das Verwaltungsgericht Würzburg, spricht im §230, Absatz 3, von einer „Aufenthalts- verlegung in das Ausland", womit der im Absatz 1 verwendete Begriff der Auswan- derung ausgedrückt ist. Das Gesetz enthält keinen Hinweis darauf, daß als Ausgangs- punkt für die Übersiedlung die frühere Hei- mat des Antragstellers anzusehen sei, in der er vor seinem Aufenthalt in Deutschland lebte. Für die Anwendung des Auswande- rungsbegriffes kann es allein darauf ankom- men, wohin sich der Vertriebene aus Deutschland gewandt hat. Der Würzburger Verwaltungsgerichtshof macht aber auch gel- tend, daß die Unterteilung zwischen geschicht- lich verwandten Gebieten und anderen Gebie- ten mit dem Geist des Lastenausgleich.es nicht vereinbar ist. Der Sinn und die Absicht des Gesetzes bestehen darin, bestimmten Gruppen von Geschädigten einen Ausgleich für mate- rielle Verluste zu gewähren. Mit diesem Gesetzeszweck wäre es unvereinbar, alle die- jenigen Vertriebenen von den Lasten- ausgleichs-Leistungen auszuschließen, die ihre neue Heimat in einem Gebiet gefunden haben, das geschichtlich und kulturell mit dem Ver- treibungsgebiet verbunden ist. Das Verwal- 8,4 Millionen leben in deutschen Ostgebieten Biologischer Vorsprung weiter behauptet Nach Angaben der polnischen Wirtschafts- auf zurückzuführen, daß sich in den „West- zeitung „Zycie Gospodarcze" ist die Ein- und Nordgebieten" vor allem junge Menschen wohnerzahl in den Oder-Neiße-Gebieten so- angesiedelt hätten. Der biologische Vorsprung wie in Südostpreußen von fünf Millionen zum polnischen Stammland habe sich in den Menschen 1945 auf 8,4 Millionen im vergange- letzten Jahren allerdings verringert, obwohl nen Jahr gestiegen. Im Verhältnis zur Gesamt- die Bevölkerung der Oder-Neiße-Gebiete und bevölkerung Polens stieg die Einwohnerzahl Südostpreußens 1964 immerhin noch zu dieser Gebiete im genannten Zeitraum anteil- 41 % aus Jugendlichen unter 17 Jahren be- mäßig von 21 auf 26,5 %. standen habe, während der diesbezügliche •m- j rr-i_ T_ • ^ ,_ Ul gesamtpolnische Anteil bei 37 % lag. m Wie aus dem^Zeitungsbericht hervorgeht, e Rund f 58 Prozent der Bevölkerung der ist der natürliche Bevölkerungszuwachs m NeiBe _ Ge biete sowie des Ermlandes und der den deutschen Ostgebieten stets großer ge- M a s u r e n l e b t e n ^ vergangenen Jahr bereits ï?Sh al %Q?n r h g l SamtP ? mS ?o e o Du SChnit in Städten. Von 80 Städten, die vor dem Jahre 1950 habe er hier 29,2 auf Tausend M m Einwohnerzahl über 10.000 be- ^ \ ^ e ^ ^ m t t S m ^ ÎÏÏ 19 '} sessen hätten ' «* to 7 2 d e r Einwohnerstand 105 auf \f S Tausend fur ganz Polen gewesen. 10,5 auf 1939 bereits übe rtroffen worden - sdireibt }Zycie Gospodarcze". Für das potai- Der große Unterschied im Bevölkerungs- sehe Stammland wird hingegen erst das Zuwachs der ersten Nachkriegsjähre ist, wie laufende Jahr ein Gleichgewicht zwischen „Zycie Gospodarcze" erklärt, vor allem dar- Stadt- und Landbevölkerung bringen. tungsgericht stellt dazu vollkommen logisch fest: „Die durch die Vertreibung erlittenen Vermögensschäden werden dadurch nicht auf- gehoben", ein Satz, den sich auch manche Behörden, auch solche in Österreich hinter die Ohren schreiben sollten, die bei der Aus- legung von Entschädigungsgesetzen nicht die Absicht der Schadensvergütung, sondern For- malismen zur Richtschnur ihrer Entscheidun- gen machen. Den Begriff der Auswanderung legt das Verwaltungsgericht Würzburg so aus, daß er sämtliche Geschädigte erfaßt, die ihren Auf- enthalt im Bundesgebiet durch Übersiedlung in ein ausländisches Staatsgebiet beendet ha- ben. Die Revision an das Bundesverwaltungs- gericht wurde zugelassen, weil sie zur Klärung des Begriffs der Auswanderung füh- ren kann und deshalb die Sache von grund- sätzlicher Bedeutung ist. BdV-Präsidium bei Erhard Fragen der deutschen Ostpolitik standen im Mittelpunkt eines Gesprächs zwischen Bundes- kanzler Prof. Erhard und dem Präsidium des Bundes der Vertriebenen. Daran nahmen un- ter anderem die BdV-Vizepräsidenten Gossing und Schellhaus sowie Bundesvertriebenenmi- nister Dr. Gradi teil. Der Bundeskanzler unterstrich bei dem Ge- spräch erneut die Haltung der Bundesregie- rung in der Frage der deutschen Ostgebiete, wie sie bisher in allen Regierungserklärun- gen zum Ausdruck gekommen ist. Danach bleibt die Regelung der Grenzfrage allein einer freigewählten gesamtdeutschen Regie- rung bei Friedensverhandlungen mit den frü- heren Alliierten vorbehalten. Auf sozialpolitische Fragen eingehend, sagte Prof. Erhard, die Entwicklung der Haushalts- lage und des Kapitalmarktes setze gegenwär- tig weiteren Verbesserungen hinsichtlich der berechtigten Wünsche der Vertriebenen eine Grenze. Das Präsidium des Bundes der Vertriebenen hat inzwischen das Ergebnis der Besprechun- gen einstimmig begrüßt und dem Bundeskanz- ler für seine Haltung gedankt. Es hat die Er- wartung ausgesprochen, daß Bundeskanzler und Bundesregierung Bestrebungen entgegen- wirken, die die bisherige Ostpolitik in Frage stellen und daher geeignet sind, die Ostpoli- tik der Bundesrepublik unglaubwürdig zu machen. polnischen Einreisesperre für deutsche Bischöfe Es paßt nicht in das Konzept der kom- munistischen Regierung Polens, daß in diesem Jahre die Tausendjahrfeier der Christianisierung des Landes gefeiert werden soll. Es paßt nicht in das Konzept, daß zu diesem Anlasse katholischer Klerus und katholische Laien in Massen nach Polen strömen. Es paßt nicht in das Kon- zept, daß das Oberhaupt der katholischen Christenheit — der Papst — selbst an diesen Millenniumsfestlichkeiten teil- nimmt. Und schon gar nicht paßt es in das Konzept, daß deutsche Bischöfe nach Po- len kommen und als Ehrengäste freund- lich empfangen werden. Wie es mit den österreichischen Bischöfen gehalten werden wird, ist noch nicht bekannt. Der pol- nischen Botschaft in Wien war es peinlich, als in Zeitungen verlautbart wurde, daß auch der österreichische Primas nicht nach Polen kommen dürfe. Man hat für die Hacke, mit der man den katholischen „Auftrieb" in der kommuni- stischen Republik erschlug, einen Stiel leicht gefunden, indem man die polnischen Bischöfe bezichtigte, sie hätten ohne Fühlungnahme mit der Regierung gehan- delt, als sie die Einladungen in das Aus- land schickten. Es ist immerhin bemer- kenswert, daß man sich diese formalisti- sche Begründung zurechtlegte und nicht direkt sagte: Dieser katholische Tanz paßt uns nicht, denn wir Kommunisten sind Atheisten. Das zeigt, daß der Katholi- zismus in der katholischen Bevölkerung so stark ist, daß das Regime seine athe- istische Maske nicht zu zeigen wagt. Diese Behauptung kann auch durch andere Be- obachtungen erhärtet werden. Das katho- lische Leben tritt in Polen offen zu Tage. Man wird, wie Reisende berichten, in kaum einem anderen Lande so viele Non- nen in der Tracht auf der Straße sehen wie in Polen. Jüngst erstaunte auch der katholische Österreicher in seinem Lande, in dem die Religionsausübung vollkom- men frei ist, als er im Fernsehen in einem Bericht über Polen einen Priester auf einem Versehgang sah, angetan mit Talar, Rochett und Stola, und begleitet von einem Kirchendiener, der das Glöckchen läutete, worauf die Gläubigen auf der Straße in die Knie sanken. So etwas kann man bei uns nur mehr auf dem Lande, niemals aber mehr in den Städten sehen! Daß das polnische Regime es nicht wagt, die Kirche offen zu unterdrücken, davon zeugen auch die Predigten, die Kardinal Wychinski zwar angefeindet, aber doch unbehindert halten kann. Die Jahrtausendfeier aber kann das atheistische Regime nicht brauchen, es kann nicht zulassen, daß vor den Augen der Welt die ungebrochene Kraft des Sa- mens sichtbar wird, der vor einem Jahr- tausend ausgestreut wurde. Man kann dabei die historische Tatsache nicht unter den Tisch fallen lassen, daß die Glaubens- boten aus Deutschland gekommen sind. Das erste Bistum in Polen, der Bischofsitz Posen, war von dem Magdeburger Erz- bischof Adalbert von Weißenburg gegrün- det worden. Und auch in der Folgezeit kamen die christlichen Missionäre aus dem deutschen Reich, besonders als den Missi- onären auch deutsche Siedler als Kultur- träger aus dem Westen folgten. Die Jahrtausendfeier kann das Regime auch deswegen nicht brauchen, weil es die katholische Kirche bisher abgelehnt hat, den Potsdamer Spruch als ein bindendes völkerrechtliches Dokument anzuerkennen. Die territoriale Gliederung der Kirche ist den faktischen Verhältnissen zum Ärger des polnischen Regimes noch nicht ange- glichen. Die deutschen Ostgebiete gehören immer noch zur Erzdiözese Breslau. Durch Kardinal Hlond wurden 1945 mit Voll- macht des Vatikans vier Administraturen in Oppeln, Breslau, Landsberg und Allen- stein eingerichtet, ebenso eine für Danzig. Die Regierung ersetzte die Administra-

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Page 1: P. b. b. Erscheinungsort Linz Münchner Abkommen ad … · Der Fall Katharina Wohlschlager ist der dritte Fall, in dem das Verwaltungsgericht ... und Schellhaus sowie Bundesvertriebenenmi-nister

Einzelpreis S 2.50

P. b . b . Erscheinungsort LinzVerlagspostamt Linz 2Postleitzahl 4020

OfftitUts Organ Ote Suftctttifttutttittt w ßutiOsraannfrJjuft ~ in öftcttciöi (SCOc)

12. aien-gin¡,8» folge 7

Münchner Abkommen ad actaBundeskanzler Erhard: Münchner Abkommen hat keine territoriale Bedeutung mehr

Für die Sudetendeufschen brachte die deutsche Friedensoffen-sive, begonnen mit einer Erklärung des Bundeskanzlers ProfessorErhard an den Bundestag und mit Noten an eine grofje Zahl vonRegierungen, eine Überraschung: Bundeskanzler Erhard legte dasMünchner Abkommen ad acta. Er erklärte wörtlich: „Das Münch-ner Abkommen hat keine territoriale Bedeutung mehr". Die Bon-ner Regierung würde es begrüfjen, wenn die Beziehungen zwi-schen Bonn und Prag sich verbessern würden und zwischen denVölkern beider Länder ein freundschaftlicheres Verhältnis ent-stände.

Die neue Bonner Politik ist eine Folgeder Entscheidungen, die General deGaulle über die Aufjenpolitik.Frankreichsgegenüber dem Osten und dem Westengetroffen hat. Durch Maßnahmen gegendie NATO, die ihre Truppen vom franzö-sischen Boden zurückziehen soll, durch dieAnkündigung, 1969 werde Frankreich dieNATO verlassen, durch die AnerkennungRotchinas und die Aufnahme diplomati-scher Beziehungen mit diesem von derUNO nicht anerkannten Staat, durchseinen Besuch in Moskau (wobei der Ge-neral auf eigenen Wunsch auch Stalingradbesuchen wird) sind der bisherigen deut-schen Außenpolitik wesentliche Pfeilergenommen worden. Die Bundesregierunghat sich daher genötigt gesehen, von sichaus eine „Friedensoffensive" zu starten.

Das Würzburger Urfeil:

An alle Länder, mit denen die BRD diplo-matische Beziehungen unterhält, sindNoten gerichtet worden, die sich mit derAbrüstung und mit der Sicherung des Frie-dens in Europa sowie mit Maßnahmengegen die Weiterverbreitung der Atom-waffen befassen. Die Note wurde aberauch den osteuropäischen und den arabi-schen Staaten übermittelt, mit denen dieBundesrepublik keine diplomatischen Be-ziehungen unterhält. Die Bundesregierungschlägt auch vor, mit den Regierungen derSowjetunion, mit Polen und jedem ande-ren Staat, der dies wünscht, Gewalfver-zichtserklärungen auszutauschen.

Die Bundesregierung will sich mit allenosteuropäischen Nachbarn versöhnen.

In der Erklärung über das Münchner Ab-kommen ¡st nidit klar gesagt, ob die Bun-desregierung das Abkommen ex tune oder

ex nunc als bedeutungslos erklärte. Ex tunewürde heifjen, darj das Abkommen von An-fang an oder von dem Augenblick anbedeutungslos war, als Hitler sein Verspre-dien brach, die Tschechoslowakei nach Ab-tretung der sudetendeutschen Gebiete inRuhe zu lassen. Ex nunc würde heifjen, daßdas Abkommen bis heute gültig war, nunaber von der Bonner Regierung nicht mehrals gültig angesehen wird. Diese zweiteAuslegung der Regierungserklärung hätteaber keinen Sinn, weil schon von Anfangan die Bundesrepublik sich in die Grenzenvon 1937 freiwillig eingeengt hat, also keineGebietsansprüche an die Tschechoslowakeisieht. Die andere Auslegung wäre gefähr-lich und für alle Sudetendeutschen vonbeklemmender Wirkung: wäre das MünchnerAbkommen von allem Anfang an nicht gül-tig gewesen, so hätten alle SudetendeutschenHochverrat am tschechoslowakischen Staatbegangen, als sie die Wirkungen des Münch-ner Abkommens für sich in Anspruch nah-men.

Die Erklärung bedarf also noch einerErläuterung, um die unter den Sudeten-deutschen entstandene, begreifliche Un-ruhe zu beheben. Die bei der CDU hospi-tierenden sudetendeufschen Abgeordne-ten Becher und Prochazka haben bereitserklärt, mit der einseitigen Erwähnung desMünchner Abkommens habe die Bundes-regierung die ursprünglichen Rechte derSudetendeutschen auf Heimat und Selbst-bestimmung ausgeklammert.

Das Gericht stellt das Gesetz wieder herVerwaltungsgericht Würzburg: Oberste Richtlinie ist der Ausgleich für Verluste

Der Fall Katharina Wohlschlager ist derdritte Fall, in dem das VerwaltungsgerichtWürzburg gegen die Auflassung des Bundes-verwaltungsgerichtes aufgetreten ist, eineÜbersiedlung nach Österreich sei nicht alsAuswanderung zu betrachten. Dieser Fall,der von der sudetendeutschen Landsmann-schaft in Oberösterreich vertreten wird, istvon besonderer Bedeutung: denn die Klägerinwar nicht, wie die Kläger in den erstenbeiden Prozessen, in Nordmähren und Sfld-mähren wohnhaft gewesen, sondern im Be-zirk Kaplitz, also in unmittelbarer Nachbar-schaft Österreichs, in einem Teil der sudeten-deutschen Heimat, der von 1938 bis 1945 sogarzum damaligen Reichsgau „Oberdonau" ge-hört hatte. Ausgangspunkt und Ansiedlungs-land sind daher sprachlich, geschichtlich undkulturell eng verbunden. Daraus schloß dieerste Instanz, bei Frau Wohlschlager liegekeine Auswanderung vor.

Aber das Verwaltungsgericht Würzburgwies diese Auffassung vollständig zurück. Eskommt nämlich, wie in der Urteilsbegründungausgeführt wird, nicht auf das Verhältniszwischen Aussiedlungsgebiet und An-siedlungsgebiet an, sondern auf das Verhält-nis zwischen Deutschland und Österreich.

Das Lastdnausgleichsgesetz selbst, so sagtdas Verwaltungsgericht Würzburg, spricht im§230, Absatz 3, von einer „Aufenthalts-verlegung in das Ausland", womit der imAbsatz 1 verwendete Begriff der Auswan-derung ausgedrückt ist. Das Gesetz enthältkeinen Hinweis darauf, daß als Ausgangs-punkt für die Übersiedlung die frühere Hei-mat des Antragstellers anzusehen sei, in derer vor seinem Aufenthalt in Deutschlandlebte. Für die Anwendung des Auswande-rungsbegriffes kann es allein darauf ankom-men, wohin sich der Vertriebene ausDeutschland gewandt hat. Der WürzburgerVerwaltungsgerichtshof macht aber auch gel-tend, daß die Unterteilung zwischen geschicht-lich verwandten Gebieten und anderen Gebie-ten mit dem Geist des Lastenausgleich.es nichtvereinbar ist. Der Sinn und die Absicht desGesetzes bestehen darin, bestimmten Gruppenvon Geschädigten einen Ausgleich für mate-rielle Verluste zu gewähren. Mit diesemGesetzeszweck wäre es unvereinbar, alle die-jenigen Vertriebenen von den Lasten-ausgleichs-Leistungen auszuschließen, die ihreneue Heimat in einem Gebiet gefunden haben,das geschichtlich und kulturell mit dem Ver-treibungsgebiet verbunden ist. Das Verwal-

8,4 Millionen leben in deutschen OstgebietenBiologischer Vorsprung weiter behauptet

Nach Angaben der polnischen Wirtschafts- auf zurückzuführen, daß sich in den „West-zeitung „Zycie Gospodarcze" ist die Ein- und Nordgebieten" vor allem junge Menschenwohnerzahl in den Oder-Neiße-Gebieten so- angesiedelt hätten. Der biologische Vorsprungwie in Südostpreußen von fünf Millionen zum polnischen Stammland habe sich in denMenschen 1945 auf 8,4 Millionen im vergange- letzten Jahren allerdings verringert, obwohlnen Jahr gestiegen. Im Verhältnis zur Gesamt- die Bevölkerung der Oder-Neiße-Gebiete undbevölkerung Polens stieg die Einwohnerzahl Südostpreußens 1964 immerhin noch zudieser Gebiete im genannten Zeitraum anteil- 41 % aus Jugendlichen unter 17 Jahren be-mäßig von 21 auf 26,5 %. standen habe, während der diesbezügliche

•m- j rr-i_ T_ • ̂ ,_ U l gesamtpolnische Anteil bei 37 % lag.m Wie aus dem^Zeitungsbericht hervorgeht, e

R u n d f 5 8 P r o z e n t d e r Bevölkerung derist der natürliche Bevölkerungszuwachs m NeiBe_Gebiete sowie des Ermlandes und derden deutschen Ostgebieten stets großer ge- M a s u r e n l e b t e n ^ vergangenen Jahr bereitsï?Sh a l%Q?n r

hg lS a m t P?m S?o eoD u r íS C h n i t*í in Städten. Von 80 Städten, die vor dem

Jahre 1950 habe er hier 29,2 auf Tausend M m Einwohnerzahl über 10.000 be-^ \ ^ e ^ ^ m t t S m ^ ÎÏÏ19'} s e s s e n h ä t t e n ' «* to 7 2 d e r Einwohnerstand

105 auf

\fSTausend fur ganz Polen gewesen.

10,5 auf1 9 3 9 b e r e i t s übertroffen worden -

s d i r e i b t } Z y c i e Gospodarcze". Für das potai-Der große Unterschied im Bevölkerungs- sehe Stammland wird hingegen erst das

Zuwachs der ersten Nachkriegs jähr e ist, wie laufende Jahr ein Gleichgewicht zwischen„Zycie Gospodarcze" erklärt, vor allem dar- Stadt- und Landbevölkerung bringen.

tungsgericht stellt dazu vollkommen logischfest: „Die durch die Vertreibung erlittenenVermögensschäden werden dadurch nicht auf-gehoben", ein Satz, den sich auch mancheBehörden, auch solche in Österreich hinterdie Ohren schreiben sollten, die bei der Aus-legung von Entschädigungsgesetzen nicht dieAbsicht der Schadensvergütung, sondern For-malismen zur Richtschnur ihrer Entscheidun-gen machen.

Den Begriff der Auswanderung legt dasVerwaltungsgericht Würzburg so aus, daß ersämtliche Geschädigte erfaßt, die ihren Auf-enthalt im Bundesgebiet durch Übersiedlungin ein ausländisches Staatsgebiet beendet ha-ben. Die Revision an das Bundesverwaltungs-gericht wurde zugelassen, weil sie zurKlärung des Begriffs der Auswanderung füh-ren kann und deshalb die Sache von grund-sätzlicher Bedeutung ist.

BdV-Präsidium bei ErhardFragen der deutschen Ostpolitik standen im

Mittelpunkt eines Gesprächs zwischen Bundes-kanzler Prof. Erhard und dem Präsidium desBundes der Vertriebenen. Daran nahmen un-ter anderem die BdV-Vizepräsidenten Gossingund Schellhaus sowie Bundesvertriebenenmi-nister Dr. Gradi teil.

Der Bundeskanzler unterstrich bei dem Ge-spräch erneut die Haltung der Bundesregie-rung in der Frage der deutschen Ostgebiete,wie sie bisher in allen Regierungserklärun-gen zum Ausdruck gekommen ist. Danachbleibt die Regelung der Grenzfrage alleineiner freigewählten gesamtdeutschen Regie-rung bei Friedensverhandlungen mit den frü-heren Alliierten vorbehalten.

Auf sozialpolitische Fragen eingehend, sagteProf. Erhard, die Entwicklung der Haushalts-lage und des Kapitalmarktes setze gegenwär-tig weiteren Verbesserungen hinsichtlich derberechtigten Wünsche der Vertriebenen eineGrenze.

Das Präsidium des Bundes der Vertriebenenhat inzwischen das Ergebnis der Besprechun-gen einstimmig begrüßt und dem Bundeskanz-ler für seine Haltung gedankt. Es hat die Er-wartung ausgesprochen, daß Bundeskanzlerund Bundesregierung Bestrebungen entgegen-wirken, die die bisherige Ostpolitik in Fragestellen und daher geeignet sind, die Ostpoli-tik der Bundesrepublik unglaubwürdig zumachen.

polnischen Einreisesperre für deutscheBischöfe

Es paßt nicht in das Konzept der kom-munistischen Regierung Polens, daß indiesem Jahre die Tausendjahrfeier derChristianisierung des Landes gefeiertwerden soll. Es paßt nicht in das Konzept,daß zu diesem Anlasse katholischer Klerusund katholische Laien in Massen nachPolen strömen. Es paßt nicht in das Kon-zept, daß das Oberhaupt der katholischenChristenheit — der Papst — selbst andiesen Millenniumsfestlichkeiten teil-nimmt. Und schon gar nicht paßt es in dasKonzept, daß deutsche Bischöfe nach Po-len kommen und als Ehrengäste freund-lich empfangen werden. Wie es mit denösterreichischen Bischöfen gehalten werdenwird, ist noch nicht bekannt. Der pol-nischen Botschaft in Wien war es peinlich,als in Zeitungen verlautbart wurde, daßauch der österreichische Primas nicht nachPolen kommen dürfe.

Man hat für die Hacke, mit der man denkatholischen „Auftrieb" in der kommuni-stischen Republik erschlug, einen Stielleicht gefunden, indem man die polnischenBischöfe bezichtigte, sie hätten ohneFühlungnahme mit der Regierung gehan-delt, als sie die Einladungen in das Aus-land schickten. Es ist immerhin bemer-kenswert, daß man sich diese formalisti-sche Begründung zurechtlegte und nichtdirekt sagte: Dieser katholische Tanzpaßt uns nicht, denn wir Kommunistensind Atheisten. Das zeigt, daß der Katholi-zismus in der katholischen Bevölkerungso stark ist, daß das Regime seine athe-istische Maske nicht zu zeigen wagt. DieseBehauptung kann auch durch andere Be-obachtungen erhärtet werden. Das katho-lische Leben tritt in Polen offen zu Tage.Man wird, wie Reisende berichten, inkaum einem anderen Lande so viele Non-nen in der Tracht auf der Straße sehenwie in Polen. Jüngst erstaunte auch derkatholische Österreicher in seinem Lande,in dem die Religionsausübung vollkom-men frei ist, als er im Fernsehen in einemBericht über Polen einen Priester aufeinem Versehgang sah, angetan mit Talar,Rochett und Stola, und begleitet von einemKirchendiener, der das Glöckchen läutete,worauf die Gläubigen auf der Straße indie Knie sanken. So etwas kann man beiuns nur mehr auf dem Lande, niemalsaber mehr in den Städten sehen!

Daß das polnische Regime es nicht wagt,die Kirche offen zu unterdrücken, davonzeugen auch die Predigten, die KardinalWychinski zwar angefeindet, aber dochunbehindert halten kann.

Die Jahrtausendfeier aber kann dasatheistische Regime nicht brauchen, eskann nicht zulassen, daß vor den Augender Welt die ungebrochene Kraft des Sa-mens sichtbar wird, der vor einem Jahr-tausend ausgestreut wurde. Man kanndabei die historische Tatsache nicht unterden Tisch fallen lassen, daß die Glaubens-boten aus Deutschland gekommen sind.Das erste Bistum in Polen, der BischofsitzPosen, war von dem Magdeburger Erz-bischof Adalbert von Weißenburg gegrün-det worden. Und auch in der Folgezeitkamen die christlichen Missionäre aus demdeutschen Reich, besonders als den Missi-onären auch deutsche Siedler als Kultur-träger aus dem Westen folgten.

Die Jahrtausendfeier kann das Regimeauch deswegen nicht brauchen, weil es diekatholische Kirche bisher abgelehnt hat,den Potsdamer Spruch als ein bindendesvölkerrechtliches Dokument anzuerkennen.Die territoriale Gliederung der Kirche istden faktischen Verhältnissen zum Ärgerdes polnischen Regimes noch nicht ange-glichen. Die deutschen Ostgebiete gehörenimmer noch zur Erzdiözese Breslau. DurchKardinal Hlond wurden 1945 mit Voll-macht des Vatikans vier Administraturenin Oppeln, Breslau, Landsberg und Allen-stein eingerichtet, ebenso eine für Danzig.Die Regierung ersetzte die Administra-

Page 2: P. b. b. Erscheinungsort Linz Münchner Abkommen ad … · Der Fall Katharina Wohlschlager ist der dritte Fall, in dem das Verwaltungsgericht ... und Schellhaus sowie Bundesvertriebenenmi-nister

H E I M A T - U N D V E R T R I E B E N E N - P O L I T I K

toren später durch Kapitelvikare — aberrechtmäßig gelten die vertriebenen deut-schen Bischöfe immer noch als Inhaberihrer Sitze in Polen.

Die Zurückweisung von Einladungenan deutsche Bischöfe und an den Papst istwohl nicht zuletzt auf die Weigerung derKirche zurückzuführen, den kirchenrecht-lichen Zustand zu ändern.

Wenn nun Kritik an den polnischenBischöfen geübt wird, so konzentriert sichdiese darauf, daß sie nicht mit der Regie-rung konform gegangen sind. Im tieferenaber wurzelt die Kritik darin, daß diepolnischen Bischöfe in der Einladung„ohne Vorbehalt allen Deutschen, darunterauch allen Naziverbrechern, vergebenhätten". Das Regime kann eine solche Ver-gebung ebenso wenig brauchen wie etwadie Tschechen. Denn die deutschen Verbre-chen haben die Aufgabe, weiterhin alspolitisches Druckmittel zu dienen, um dieForderung nach Anerkennung der Oder-Neiße-Linie durchzusetzen. Man gebrauchtdie Leichen der Opfer des letzten Kriegesals Damm gegen Ansprüche der Deutschenauf die Gebiete, die sie seit dem 13. Jahr-hundert besiedelt hatten.

Kein Recht auf Heimat und SelbstbestimmungSchwere Bedenken des SL-Bundesvorstandes der Sudetendeutschen Landsmannschaft

In der Tagung des Bundesvorstandes der Sudetendeutschen Landsmannschaft war dieFriedensnote der Bundesregierung verständlicherweise Gegenstand eingehender Diskus-sionen. Vor allem wurde mit einigem Erstaunen verzeichnet, daS diese Note weder demKabinett noch dem Auswärtigen Ausschuß vorgelegen hatte. Wenn bei normalen Noteneine derartige Behandlung im Kabinett auch nicht üblich ist, so wäre es bei einem Akten-stuck von derart weitreichender Bedeutung zweifellos richtig gewesen, die Note vor demKabinett zu erörtern.

Was Stichproben zeigenDas zentrale Kontroll- und Prüfungsinstitut

für Landwirtschaft in der CSSR, das die Ziffernfür 1965 verarbeitet hat, hat bei Stichprobenvon Milch 3203 Muster von einer Lieferungvon insgesamt 5 Millionen Liter Milch aufdem Gebiet der gesamten Republik genom-men. Bei der Bezahlung dieser Lieferungenwurden die Landwirtschaftsbetriebe um 1 Mil-lion Kronen — d. i. um rund 20 Heller fürjeden Liter — geschädigt. (Dabei wurdeninsgesamt im Vorjahr 2,8 Milliarden LiterMilch geliefert.)

Diese Benachteiligung entstand vor allemdadurch, dafj man unberechtigte Abzüge fürsauere oder wässerige Milch, für die Ueber-lassung von Milchkannen oder für Rückliefe-rungen von Milchprodukten für Futterzwecke(Abfall) u. ä. gemacht hat.

Auch die der Landwirtschaft geliefertenMilchprodukte waren nicht auf der verein-barten Höhe. Nur 70 Prozent aller Musteregalisierter Milch, nur 60 Prozent von ent-fetteter Milch und nur 44 Prozent der Molkeentsprachen.

Auch die Reinheitsprüfungen von Milch inLandwirtschaftsbetrieben zeigten ernste hygie-nische Mängel. In die erste Qualitätsstufekamen nur 17,8 Prozent, und 16,8 Prozentwaren unter der Norm überhaupt. 33,7 Pro-zent entsprachen der zweiten und der Restder dritten k

Auch die Erklärung Erhards in der Bundes-tagssitzung vom 25. März ist nicht im Kabi-nett abgesprochen worden. Der Inhalt wurdenur kurz vor der Abgabe den Ministern be-kanntgegeben. Interessant ist, daß in dermündlichen Erklärung des Bundeskanzlers dergerade im Auswärtigen Amt so beliebte Pas-sus, Hitler habe das Münchner Abkommenselbst zerrissen, nicht enthalten ist.

Bei der zum Teil sehr erregten Debattewurde mit Kritik an der Haltung der Bundes-regierung nicht gespart, wobei wiederholtdarauf hingewiesen wurde, daß bei der Tex-tierung der Note offensichtlich weder dieObhuterklärung des Deutschen Bundestagesnoch die Gemeinsame Erklärung des Bundes-kanzlers mit den Sudetendeutschen irgend-eine Berücksichtigung gefunden habe. MitBitterkeit wurde auch vermerkt, daß die maß-volle Politik der Vertriebenen weder von derBundesregierung noch von den meisten Pu-blikationsmitteln honoriert werde.

Schließlich wurde einstimmig die folgendeEntschließung verabschiedet:

„Der Bundesvorstand der SudetendeutschenLandsmannschaft gibt zur ,Friedensnote derBundesregierung' folgende Erklärung ab:

Der Bundesverband der SudetendeutschenLandsmannschaft hat sich in allen seinen Er-klärungen stets zu den Bemühungen der Bun-desregierung um Frieden und Freiheit be-

kannt. Er stimmt mit der Friedensnote derBundesregierung in denjenigen Darlegungenüberein, in welchen sie sowohl ein gutes Ver-hältnis zu allen Nachbarvölkern des deut-schen Volkes sowie eine weltweite, allgemeineund kontrollierte Abrüstung anstrebt.

Die Sudetendeutsche Landsmannschaft be-grüßt auch die Bemühungen der Bundes-regierung um gute Beziehungen zur Tschecho-slowakei; vor allem deshalb, weil die Sude-tendeutschen der Überzeugung sind, daß eineVerständigung und Versöhnung mit demtschechischen Volke im Interesse der EinigungEuropas notwendig und möglich ist. TausendeSudetendeutsche, die in den letzten Jahrenihre Heimatgebiete in Böhmen, Mähren undSchlesien besuchten, haben die Auffassungdes Bundesvorstandes der SudetendeutschenLandsmannschaft bestätigt, daß das tschechi-sche Volk in seiner Mehrheit einer Regelungdes Sudetenproblems im Sinne des Rechtesder Sudetendeutschen auf ihre angestammteHeimat in Mitteleuropa zustimmen wird.

Der Bundesvorstand der SudetendeutschenLandsmannschaft ist jedoch der Auffassung,daß gute Beziehungen zur Tschechoslowakeinur dann möglich sind, wenn sich auch dieStaatsführung der CSSR zu den in der ge-samten zivilisierten Welt anerkannten mora-lischen Normen und Rechtsgrundsätzen be-

kennt. Zu diesen Grundsätzen gehört auch dasRecht der Sudetendeutschen auf ihre ange-stammte Heimat und auf Selbstbestimmung.

Beide Rechtsgrundsätze hat die Tschecho-slowakei durch die Heimatvertreibung derdrei Millionen Sudetendeutschen verletzt. Dasihnen zugefügte Unrecht kann nur durchWiedergutmachung im Rahmen einer über-nationalen europäischen Friedensordnungüberwunden werden.

Der Bundesvorstand der SudetendeutschenLandsmannschaft stellt mit Befremden fest,daß weder die Note der Bundesregierungnoch der Bundeskanzler in seiner Erklärungvor dem Bundestag das Heimat- und Selbst-bestimmungsrecht der Sudetendeutschen er-wähnten. Weder die Obhuterklärung desDeutschen Bundestages vom 14. 7. 1950 nochdie Gemeinsame Erklärung des Bundeskanz-lers und der Sudetendeutschen vom 16. Okto-ber 1964 wurden beachtet. Die Sudetendeut-sche Landsmannschaft hält jedoch diese Er-klärungen nach wie vor für verbindlich.

Die einseitige Auslegung des Münchner Ab-kommens in der Friedensnote der Bundes-regierung greift nur ein Teilproblem dessudetendeutsch - tschechischen Verhältnissesauf und steht im Widerspruch zur Auffas-sung führender deutscher Völkerrechtler. Mitdem Verlangen nach Annullierung dieses Ab-kommens streben die heutigen Machthaberin Prag in Wahrheit die Legalisierung derVertreibung der Sudetendeutschen an.

Die Sudetendeutsche Landsmannschaft istdaher der Überzeugung, daß auch die sudeten-deutsche Frage nur von einer gesamtdeut-schen Regierung in einem kommenden Frie-densvertrag geregelt werden kann."

Neues Präsidium desSudetendeutschen Rates

Donau-Oder-KanalWenn auch unsere sudetendeutsche Heimat Kanals bereit finden. Wenn auch die An- welcher Art immer, verteidigen wollen. Und

derzeit für uns nicht erreichbar ist, viele Ort- nahmen der tschechoslowakischen Stellen von da ist es unsere Pflicht, darauf zu verweisen,schaften gesprengt und geschleift, von Un- einer doppelten Jahreskapazität vom jetzigen daß die seinerzeitigen argen Bedenken wegenkraut überwuchert und durch Stacheldraht gesamten Transportvolumen der Donau für Gefährdung der Neutralität Österreichs an-unzugänglich sind, so wissen wir, daß eines die kommenden Jahre übertrieben erscheinen, läßlich der Erwägungen, Mitglied bei derTages die Rückkehr in diese Heimat für uns so würde der Kanal bestimmt — und zu die- EWG zu werden, vollkommen verblassen,und unsere Kinder kommt, denn Recht muß sem Behufe soll er ja gebaut werden — eine wenn die unabsehbaren Gefahren, die ein mit

erhebliche Steigerung des Güteraustausches der heutigen Tschechoslowakei gemeinsamerbringen. Umsomehr sind die Verluste für Schiffahrtsweg bringt, in Betracht gezogenÖsterreich unabschätzbar. Dazu aber kommt werden.

Heimat, dem Wohl und Wehe derselben, auch auch noch die Verteuerung durch die Trans- Was würde mit der Neutralität Österreichsin der Diaspora teilzunehmen. Dazu kommt portkosten nach Preßburg, denn auch der geschehen, wenn die Oststaaten irgendwo innoch die Schicksalsgemeinschaft mit dem heu- Umschlag dortselbst kostet Arbeitskräfte und kriegerische Verwicklungen geraten und auftigen Österreich, entstanden aus unserer daher Geld, das dann in fremde Hände ge- dem gemeinsamen Marchkanal Konterbandegemeinsamen alt-österreichisch-ungarischen langt. verfrachten? Überhaupt besteht in diesemVergangenheit, die — wenn dies auch von All diese Überlegungen gehen für uns Ver- Fall die größte Gefahr darin, daß bei der be-eihigen Jüngosf erreichern nicht begriffen wird triebene ins-Österreich vom Stasdpunkt ées kannten panslawistischen Vitalität dem nicht-— viel stärker bindet als irgendeine weit- Zusammengehörigkeitsgefühls aus,_das durch slawischen Europa gegenüber kurzerhand so-anschauliche Gesinnung. " jahrhundertelanges gemeinsames Schicksal fest wohl das Kraftwerk Wolfsthal als auch der

Statistisch wurde nachgewiesen, daß 72 Pro- in uns verankert ist. Neu kommt aber noch ganze Kanal der österreichischen Mitsprächezent der gesamten Industrie der alten öster- hinzu, daß wir als derzeitige österreichische entzogen wird, worüber wir, die Sudetendeut-reichisch-ungarischen Monarchie im Sudeten- Staatsbürger diesen Staat gegen Angriffe, sehen, genauest Auskunft erteilen können.

Recht bleiben.Dieser unbeirrbare Glauben zwingt uns,

nach wie vor an den Belangen der engeren

David verleumdet die Bundesrepublik„Den Kampf gegen den westdeutschen der bedingungslosen Kapitulation Hitler-

In Würzburg hat die Vollversammlung des gebiet, also in deutschen Händen, lag. Es istSudetendeutschen Rates stattgefunden, an der auch nachgewiesen, daß diese Industrie zumauch zahlreiche Auslandsvertreter teilnahmen. Beispiel den Hafen Triest auf- und ausbaute,Es wurden aktuelle politische Fragen und die weil eben der Zugang zum Meer für eineMöglichkeiten eines Ausbaues der bisherigen hochentwickelte Industrie . unbedingt erfor-Tätigkeit erörtert. Großen Raum nahm dabei derlich ist. Und nun steht das heutige öster- Militarismus und Revanchismus betrachten Deutschlands und aus den Nachkriegsabkom-die Frage des Nachrückens junger Kräfte in reich mit seinen verstaatlichten Betrieben, die wir als die vorrangierte Aufgabe unserer men der Verbündeten entstanden sind. Diedie exponierten Positionen der Volksgruppe den Hauptanteil der industriellen Kapazität Außenpolitik." Diese Parole gab Außen- Bundesrepublik weise die Befolgung diesesein. tragen, so ziemlich teilnahmslos dem Projekt minister David in einer Regierungserklärung Weges zurück. Das letzte Wort über den

Die Vollversammlung wählte ein neues Prä- des Donau-Oder-Kanals gegenüber, wohin- vor der Nationalversammlung aus. zweiten Weltkrieg ist noch nicht gesprochen,sidium, dem Bundesminister Dr. Seebohm als gegen die Tschechoslowakei den Traum, Preß- Nach der Verurteilung der amerikanischen und schon können wir Zeuge sein, wie dieSprecher der Landsmannschaft, ferner Staats- bürg mit Hilfe der mit uns gemeinsamen „Aggression" in Vietnam erklärte David zu westdeutschen Militaristen an der brutalenminister Hans Schütz, Dr. Johannes Strosche March zum Ausgangspunkt dieses Wasser- Beginn der außenpolitischen Debatte: „Durch amerikanischen Aggression gegen Vietnamund Almar Reitzner angehören. Das bisherige weges zu machen, in ein konkretes Stadium ihre revanchistische und militaristische teilnehmen und bereitwillig rückhaltlose poli-Präsidialmitglied Dr. h. c. Jaksch hat wegen überführen will. Politik, die von den USA unterstützt wird, tische Unterstützung und materielle Hilfe er-Arbeitsüberlastung auf eine Wiederwahl ver- Die gigantischen Summen, die das hiezu er- verschärft die Bundesrepublik beständig die weisen." Die neue Bundesregierung habeziehtet und als seinen Nachfolger den sude- forderliche Stauwerk Wolfsthal und die not- Spannung und gefährdet den Frieden in nichts an dem alten Programm des deutschentendeutschen Sozialdemokraten der jüngeren wendigen 19 Schleusen im Marchverlauf er- Europa. Die territorialen Ansprüche gegen- Imperialismus geändert. Durch die Schuld

fordern, müßten natürlich von Österreich mit- über sozialistischen Ländern werden immer Bonns sei es zu keiner Normalisierung dergetragen werden mit dem Effekt, daß dann unverhüllter erhoben. Diese Haltung steht in Beziehungen zwischen der CSSR und derPreßburg den Umschlaghafen an Stelle Wiens engem Zusammenhang mit der Ablehnung Bundesrepublik gekommen. „Die Ursachebesitzt. Aber nicht allein dieser Umstand der Bundesregierung, auf das Münchner Dik- liegt in der starren, unrealistischen Haltungläßt Bedenken aufkommen. Es wird doch bei tat zu verzichten. Sogar mit Unterstützung der Bundesregierung und in der diskredi-uns ernstlich der Plan erwogen, durch das offizieller Stellen wird versucht, eine gewisse tierten Hallstein-Doktrin." Hinzukomme, daß

Die Bundesregierung beabsichtigt nicht, in Marchfeld von der Donau weg und wieder zu pseudo-rechtliche Verteidigung dieser von der die Bundesrepublik, wie die Handelsgesprächeabsehbarer Zeit eine Abschlußgesetzgebung ihr zurück eine Bewässerungsanlage zu schaf- ganzen Welt verurteilten international ver- gezeigt hätten, auch an eine teilweise Norma-zum 131er-Gesetz vorzulegen. Das ergab sich fen, was durch die Fortführung des bereits brecherischen Tat zu konstruieren. Mit all lisierung unannehmbare Bedingungenaus Beratungen des Bundestags-Innenaus- gebauten Kanalteilstückes gewiß automatisch dem fordert die Regierung der Bundesrepu- knüpfe.

Generation, Almar Reitzner, vorgeschlagen.

Abschlufygesefz zum G 131verzögert

zum Großteil bewerkstelligt wäre. blik bewußt die Erhebung revanchistischer Einige Mitgliedsländer der NATO, beson-

52 Prozent nur unterwertig eingegliedertWie sieht es in Österreich aus!

Schusses. Die Koalitionsvertreter im Ausschußsetzen sich für eine Vertagung des SPD- Ganz enorm wären die Verluste, die nicht Ansprüche gegenüber der Tschechoslowakei." ders die USA, zeigten offensichtlich die Bereit-Antrages bis zum Herbst 1966 ein. Von den nur Wien als Donauhafen träfen, sondern für Die CSSR und die anderen nach Abschluß schaft, die nuklearen Ambitionen der Bundes-Sozialdemokraten war die Vorlage eines Ab- ganz Österreich eintreten würden, wenn sich eines deutschen Friedensvertrages strebenden republik zufriedenzustellen. Sie hätten West-schlußgesetzes bis spätestens 1. Januar 1967 die ausschlaggebenden Stellen zum Verzicht Länder forderten zu Recht, daß die Bundes- deutschland bereits gestattet, in der nu-gefordert worden. auf Wien als Ausgangshafen des Donau-Oder- republik die Verpflichtungen erfüllt, die aus klearen Planungsgruppe mitzuwirken. David

warnte: „Diese Regierungen sollten sichklarer vor Augen halten, daß jede Beteiligungder Bundesrepublik an der nuklearen Be-waffnung sie selbst — auch gegen ihrenWillen — in einen nuklearen Krieg hinein-ziehen könnte. Gewiß geben wir uns nicht mitWarnungen zufrieden. Wir treffen alle Maß-

in der Rede zum Haushalt des Nieder- wieder dort, wo sie einstmals gestanden ha- dem die sie aufnehmenden Familien in den nahmen zur Verstärkung unserer Verteidi-sächsischen Ministeriums für Bundesangele- ben. Besonders trübe stelle sich die Situation allermeisten Fällen nicht über den Wohnraum gangskapazität. Die tschechoslowakischegenheiten, für Vertriebene und Flüchtlinge für den vertriebenen Bauern dar. Aus Er- verfügen, um sie auf Dauer wohngerecht Volksarmee ist zusammen mit unseren Ver-erklärte Frau Minister Maria Meyer- hebungen von Nordrhein-Westfalen wisse aufnehmen zu können? bündeten bereit, jeden Angriff zurück-Seyenich, daß trotz so mancher bombastichen man, daß von ehemals 100 selbständigen E s z e i g e s i c h a u d l ¡ e r w i e d e r d a ß d i e zuschlagen."Reden und Jongüerens mit Zahlen es einfach vertriebenen Bauern heute 65 als Arbeiter, ruSetzeebunTfür Vertriebene und Flucht- Scharf verurteilte der tschechoslowa-mcht wahr sei, daß die Eingliederung der vorwiegend in der Industrie beschäftigt sind. l i n Ä e ¿ineswees abgeschlossen ist Neben der *ta±& Außenminister die westliche Ostpolitik^ ^ ^ ^ ^ b ^ ^ ä ^ J t J n - Wörtlich sagte Minister Meyer-Sevenich: „Wer 19. Novelle zum LAG stehe ein Bundes- d e ^ Brückenbaus, die nach peinen Wortenzogen1stAus. ten^?S& to WeMlüAt- W6iß> "** S 6 h r g 6 r a d e d i e S e M e n s c h e n a u s gesetz bevor, das die Gleichstellung der SBZ-lingsorganisationen wären dazu kürzlich fürden Bereich der Bundesrepublik recht schok-

dem Osten an der heimischen Tradition hän- Flüchtlinge mit den Heimatvertriebenenanderes ist, „als die Bemühung, in der

Innen- und Außenpolitik der sozialistischengen, zu der eben auch die Bindung an den

Merende Zahlen genannt worden. Danachseien 52 %> der deutschen Heimatvertriebenen

eine grundsätzlich und immer wieder hinaus- Lander solche Veränderungen herbeizufüh-Boden gehört, wird ermessen können, was geschobene Forderung dieses etwa vier Mil- ren> d i e d i e Voraussetzungen für eme all-sich allein seelisch hinter diesen Zahlen ver- lionen Menschen umfassenden Personenkrei- manche Restauration des Kapitalismus

r,,,r „ntp™PrtiO «ir,00crHo^o^ c- K••«. ^ birgt." Ein besonders heikler Punkt wären ses — zum Gegenstand hat. Leider wäre den schaffen wurden. Diese Methoden wie auchv ï ^ Ï Ï ^ r lìLÍ2i S? fîi ,S i e .+

h a t t e n ,d i e auch die wachsenden Schwierigkeiten in der Ausführungen des Bundesfinanzministers in die Plane zur gewaltsamen Liquidierung desA S S S ï S l i S n S S S 7 • S* S°faJ?m Wohnraumfrage. Nicht allein die steigenden seiner Etatrede zum diesjährigen Haushalt zu Sozialismus sind zum Scheitern verurteilt."ten ihre frühere Situation w ^ i S T w i n « « « MtetPKîke. sondern nicht minder auch die entnehmen, daß wir uns auch hier an einem Von der anschließenden Aussprache überinH Ai» rP̂ tifphPn i« o/n J^Zλ t ? , í Ï2!? effektiv fehlenden Wohnungen, selbst im Be- neuralgischen Punkt der Bundespolitik be- die Regierungserklärung Davids berichtetund die restlichen 46 % stünden heute etwa

12. Jahrgang / Folge 7Vom 8. April 1966

reich der sogenannten „weißen Kreise", lie- finden. Frau Meyer-Sevenich versicherte, es ADN: „Sprecher aller Fraktionen äußerten imßen die Frage stellen: Wie wird es zum Bei-spiel den Tausenden von Menschen ergehen,die allein über Friedland laufend zu uns

werde ihr ernstes und eindringliches Anliegen Verlaufe der zweitägigen Aussprache ihresein, die berechtigten Ansprüche dieser tiefe Besorgnis über den außenpolitischenPersonenkreise mit allem Nachdruck zu Kurs Bonns und unterstrichen die Feststel-

kommen? Sollen sie wiederum jahrelang in unterstützen und zu ihrer Verwirklichung lung der Regierungserklärung über die Ge-Notunterkünften Unterschlupf finden, nach- nach besten Möglichkeiten beizutragen. fährlichkeit der Bonner Revanchepolitik.

Page 3: P. b. b. Erscheinungsort Linz Münchner Abkommen ad … · Der Fall Katharina Wohlschlager ist der dritte Fall, in dem das Verwaltungsgericht ... und Schellhaus sowie Bundesvertriebenenmi-nister

M E L D U N G E N A U S D E R A L T E N H E I M A T 3

Karlsbad mochte österreichische KassenpatientenDie Kurbäder sollen Ihr proletarisches „Gesicht" verlieren

Tschechoslowakische Experten der Touri-stik haben in Zusammenarbeit mit dem Ge-sundheitsministerium, den Gewerkschaftenund der Partei einen Plan ausgearbeitet, wo-nach manche tschechoslowakische Kurbäderauf internationaler Basis belebt werden sollen.Es handelt sich dabei vor allem um Karlsbad,Piestany, Sliac, Teplice und mit Abstand auchMarienbad. Diese Kurorte sollen wieder denCharakter weltbekannter Badeorte erhalten.

Im Prinzip bedeutet dies, daß diese Bade-orte zumindest in der Saison für die interna-tionale Gesellschaft freigegeben werden müs-sen, mit anderen Worten überwiegend fürGäste aus dem westlichen Ausland, welche dieso notwendigen harten Valuten in das Landbringen, und denen man deshalb alles nachWunsch einrichten muß, wie sie es gewohntsind aus anderen westlichen Kurbädern. Dasbedeutet für die Zukunft, daß während derHauptsaison die Badeorte ihr proletarisches„Gesicht" verlieren. In den oben genanntenBädern werden spezielle Geschäfte mit Luxus-artikeln eingerichtet, ja man erwägt sogar dieEinrichtung eines Spielkasinos.

Tschechoslowakische Experten für den Tou-ristenverkehr sind der Ansicht, daß die ersteReisewelle der „Neugierigen" bereits erschöpftsei. Für diese erste Welle konnte man den Rei-senden die Sehenswürdigkeiten, Naturschön-heiten und ein gutes Essen, dafür aber nochschlechte Straßen und eine Atmosphäre in denBädern präsentieren, die sie nicht gewohntwaren. Um den Reiseverkehr nunmehr weiterauszubauen, will man westlichen Touristenund Erholungsuchenden auch Kurbehandlun-gen in den einst weltbekannten Badeorten

bieten. Es sind Bemühungen im Gange, Per-sonen aus dem Westen von ihren Kranken-kassen in tschechoslowakische Bäder ver-schicken zu lassen.

So wurde zum Beispiel dieser Tage der ober-österreichischen Gebietskrankenkasse angebo-ten, 20 bis 60 Betten das ganze Jahr hindurchin Karlsbad für Versicherte aus Oberösterreichzu reservieren. Der Preis in Betten zweiterund dritter Kategorie beträgt für Verpflegungund Kurgebrauch bis zu 150 S pro Tag, wobei20 Prozent Nachlaß gewährt werden. Es sollsogar ein Bäderbus von Budweis nach Karls-bad für die oberösterreichischen Versichertengeführt werden. Die Sozialversicherungsan-stalten prüfen derzeit das Angebot.

EKD-Denkschrift abgeschwächtMit einer Stellungnahme zum Thema „Ver-

treibung und Versöhnung" hat die Synodeder Evangelischen Kirche Deutschlands dieumstrittene Denkschrift zur Ostpolitik erheb-lich abgeschwächt. Darin sprechen sich die Syn-odalen eindeutig gegen „einseitigen Verzichtals politische Vorleistung" aus. Sie bekennensich zu „Nüchternheit und zur Bemühung umeinen friedlichen Ausgleich".

Damit ist die Evangelische Kirche auf Di-stanz zu der Denkschrift gegangen, die nicht nurbei den Vertriebenen Kritik und Beunruhi-gung ausgelöst hatte. Namhafte Repräsentan-ten, vor allem aus dem norddeutschen Raum,hatten sich scharf gegen die Denkschrift aus-gesprochen und ihre völlige Umarbeitung ge-fordert. An der Ausarbeitung der Stellung-nahme nahmen auch Vertriebene teil.

In der Stellungnahme wird betont, daß allenDeutschen die Aufgabe der Aussöhnung mitden östlichen Nachbarn gestellt sei. Gerade dieVertriebenen könnten in ihrer Verbundenheitmit der alten Heimat und auf Grund ihresschweren Erlebens einen Beitrag dazu leisten,den andere nicht erbringen könnten. Began-genes und erlittenes Unrecht solle nicht gegen-einander aufgerechnet werden.

Chruschtschow wollteOder-Neifje-Linie ändern

Der gestürzte sowjetische MinisterpräsidentChruschtschow wollte nach Angaben der inRecklinghausen erscheinenden katholischen Wo-chenzeitung „Echo der Zeit" eine Grenzrevi-sion an der Oder-Neiße-Linie gegen Polendurchsetzen. Die Zeitschrift veröffentlichte eineLandkarte mit der geänderten Grenze, die an-geblich deutschen Stellen aus Moskau zuge-spielt wurde.

Danach sollte Polen einen 50 bis 90 Kilo-meter breiten Streifen abtreten. Das hätte be-deutet, daß die deutsch-polnische Grenze öst-lich und entlang der Goerlitzer Neiße bis zurtschechoslowakischen Grenze verlaufen wäre.„Echo der Zeit" gibt weiter an, daß Warschaumit einem Teil ehemals pohlischen Gebiets inGalizien entschädigt werden sollte.

Aus „diplomatischen und politischen Kreisender Bundeshauptstadt" will die Wochenzeitungerfahren haben, daß es deswegen langwierigeVerhandlungen zwischen der Sowjetunion undPolen gegeben hat. Als Grund für den angeb-lich sowjetischen Schritt wird von „Echo derZeit" der Wunsch Chruschtschows angegeben,die Sowjetzone aufzuwerten und die Zweistaa-ten-Theorie zu stabilisieren.

Südböhmische ImpressionenIch entsinne mich nicht, in früheren Jahren

mit Angehörigen des tschechischen Volkes inBerührung gekommen zu sein, die den auf-fallenden Hang dazu hatten, übertragenePflichten und Arbeiten grundsätzlich auf„Morgen" zu verschieben. Diesen Zug sagteman schon eher den Balkanvölkern oder denRussen nach. Es ist freilich nur ein rein sub-jektiver Eindruck und die daran geknüpfteÜberlegung, die ich von einem Besuch ausdem benachbarten Südböhmen mitbringe. Mirschien nun, als tìb^ sich das erwähnte Tempara-mentsmoment in den Jahren nach 1945 nachWesten v o r i

Jeder und alles scheint Zeit zu haben, undder Einreisende spürt es schon beim tschechi-schen Zollhaus. In Unterhaid (Dolni Dvofiste)haben sie seit einigen Monaten ein schönesneues. Dadurch ist nicht mehr so gut zu be-obachten, durch wieviel Hände ein Paß geht.Vordem saßen in einer rasch zusammenge-zimmerten Baracke mindestens sechs bis sie-ben Beamte auf der langen Bank und blätter-ten, stempelten, rechneten und rechneten um.Dann kamen mindestens noch zwei Unifor-mierte, betrachteten genauestens Fahrzeugeund Insassen, und erst wenn einer endlich imWagen saß, kriegte er durch das Fenster seinePapiere wieder und ein „Gute Rajse!" nachge-rufen. Vieles entzieht sich jetzt den Blickendes Gastes. Jetzt kann er in dem lichten Zoll-haus die Wartezeit mit dem Durchblätternbunter Prospekte, mit dem Ausfüllen mehr-teiliger Visa und dem Einwechseln des Pflicht-betrages verbringen. Amtlicherseits wird mitlängeren Wartezeiten gerechnet, denn wozuhätte man sonst in der Abfertigungshalleeinen nagelneuen Fernsehapparat aufgestellt,den ich an anderen Grenzen noch nirgendsgesehen habe. Im allgemeinen ist man dortbestrebt, die Leute möglichst rasch weiterzu-bringen, durch Enge und betonte Schlichtheitnicht einmal den leisesten Anflug von Ge-mütlichkeit erst aufkommen zu lassen. Nichtso an dieser Grenze! Hier drängt nichts, allehaben Zeit. Zeit auch für ein Plauscherl mitdem Leiter der Übergangsstelle, der durch-blicken ließ, daß man daran denke, so wie imFalle Jugoslawien das Visum abzuschaffen.Noch sei es allerdings nicht so weit, doch einesstehe fest, daß diese Erleichterung nur füreinreisende Ausländer gedacht sei.

Die Tschechen wird diese Entscheidung si-cherlich sehr enttäuschen, denn es ist kaumeiner anzutreffen, der nicht gerne nach Öster-reich, wie überhaupt ins westliche Auslandkäme, wenn nicht das leidige Visum und dienoch leidigere Devisenbestimmung seiner Aus-reise entgegen stünden. Ohne Freunde, Be-kannte, Verwandte oder offizielle Einladungist so ein Aufenthalt kaum denkbar, dennmit S 170.— in der Tasche kann man auf Rei-sen keine großen Sprünge machen. Und mehrist — wie aus einigen Gesprächen gleichlau-tend hervorgeht — nicht zu erreichen, wennman nicht in offizieller Sache geschickt wird.Devisen sind knapp, doch auch die Tschechen-krone in der Hand der Familienväter.

Unsereinem, dem „Kapitalisten", fällt dievom System her gewollte Anonymität im Ge-schäftsleben auf. Sie wirkt sich nicht nur inden Schildern über Ladeneingängen aus, wo eskeine Inhabernamen mehr gibt, sondern auchan dem geringen Interesse der Verkäuferinnen.Auch sie haben Zeit, selbst wenn der Ladenvoller Käufer ist. Dem ausländischen Gastgegenüber sind sie freundlicher und hilfsbe-reiter und bemühen sich, deutsch zu sprechen.Das ist überhaupt eine Entdeckung, die nichtnur im Grenzgebiet, sondern auch in derHauptstadt Prag zu machen ist. Mir drängte

Reichtum südböhmischer Kunst

sich die Vorstellung auf, was an Unangeneh-mem, Tragik und Katastrophalem in den ver-gangenen Jahrzehnten alles nicht hätte ge-schehen müssen, wenn in den Tagen der er-sten Republik diese Bereitschaft dagewesenwäre. So manchem Heißsporn, mancher Krisewäre der Wind aus den Segeln genommenworden. Sprache ist mehr als ein Verständi-gungsmittel. Sie ist ein Produkt des Geistes,dem es hätte gelingen müssen, mit Vernunftzu verhandeln und zu regieren.

Solche ¡aàes wenigstens: ähnliche Ansichtenscheinen sich nicht nur dem Gaste .aufzudrän-gen; der Ini Laufe weniger Tage ja doch nuroberflächliche Eindrücke erhalten kann. Im-merhin deuten sich da und dort in Gesprächengewisse Übereinstimmungen an.

Budweis ist durch seine 600-Jahrfeier zueinem freundlichen und sauberen Antlitz ge-kommen. Der weite Stadtplatz zeigt frisch ge-tünchte Giebel und gekehrtes Pflaster, und dieanheimelnden Lauben, auch die in den Haupt-straßen, sind ungehindert passierbar. An denStadträndern herrscht einigermaßen Bautätig-keit. Ein Eisstadion ist im Entstehen, ein neuesTheater ist geplant, das im ehemaligen Ly-zeum tätige Rundfunkstudio erhält einen wich-tigen Zubau, alte Wohnhäuser im Stadtinnernwerden geschleift und sollen Wohnneu-bauten Platz machen.

Die behördliche Sorge um die Erhaltungund Pflege kulturhistorischer Bauten undStätten, das Interesse für Stadt- und Landes-geschichte sind offensichtlich. Ein Besuch indem unweit gelegenen Schloß Frauenberg, woseit rund zehn Jahren die „Ales-Galerie" un-tergebracht ist> bestätigt es vor allem. Wäh-rend die Zimmerfluchten des im Tudor-Stilerbauten Schlosses als hausgeschichtliches Mu-seum dienen, sind die ehemaligen Wagen-schuppen wie auch der Reitsaal in überzeugendgelungener Weise für die genannte südböh-mische Galerie umgestaltet worden. Sie be-herbergt überraschend viele Holzplastiken, Re-liefs und Tafelbilder aus dem Barock, derFrüh-, Spät- und Hochgotik, wobei den ein-zelnen Werken viel „Luft" zugestanden wurde,so daß sie voll zur Wirkung kommen. Hinterder überall (auch in Wirtschafts- und Verwal-tungsdingen) angewandten Bezeichnung „ji-hoceská" (südböhmisch), womit die einstigenethnischen Bereiche und Grenzen umgangenwerden, verbirgt sich gerade in den Expona-ten der Galerie nahezu der ganze Reichtumsakraler Kunst aus dem Böhmerwaldgebiet.Madonnen, Kruzifixe, Heiligen-Darstellungenstammen zugegebenermaßen aus den entsie-delten deutschen Gebieten. Ein nicht kleinerAnteil hinwieder wurde aus jenen Kirchenund Kapellen, die durch den Stausee überflu-tet wurden, gerettet, restauriert und nachFrauenberg gebracht. Andererseits betont derDirektor der Ales-Galerie, daß Gegenständeder Sakralkunst, die noch in kultischem Ge-brauch stehen, nicht entfernt und musealenZwecken zugeführt würden.

Im Verlaufe eines kurzen Besuches ist dieseMitteilung natürlich nicht zu überprüfen, dochscheint sie weitgehend zu stimmen, denn Kir-chen und Kapellen sind noch reich an sol-chen Zeugen alter Kunst und Kultur.

Der Hang, wo immer es geht, durch Museenund Sammlungen kräftige Anziehungspunktefür den Fremden zu schaffen, ist überall be-merkbar, und es scheint gerade diese Linie zusein, die am stärksten verfolgt wird. Was denBesucher gelegentlich verstimmen kann, dasist der nationaltendenziöse Versuch in Pro-spekten und in den Erklärungen der Führerdurch Schlösser, Museen und Kirchen, allesausnahmslos als die Leistung tschechischerKünstler und Forscher hinstellen zu wollen.

Dazu kommt mitunter noch die historisch un-gerechtfertigte Ansicht, alle Feudalherren undsüdböhmischen Adelsgeschlechter als Unter-drücker und Bösewichte auszugeben. Man fragtsich, wozu das gut sein soll. Etwa um dieÜberzeugung zu schaffen, daß die prächti-gen Kirchen, Burgen und Schlösser gegen denWillen ihrer Erbauer entstanden wären undsich der Kunstsinn des Volkes trotz derarti-ger Unterdrückung noch durchgesetzt hätte?Das ist auch aus dem Munde eines angelern-ten Kustoden naiv und überflüssig. Zudembringt es, die objektive Forschung gewissen-hafter tschechischer Wissenschafter in einschiefes Licht.

Im Schloß Krummau werden augenblicklichumfangreiche Arbeiten in Höfen und am Ge-mäuer unternommen, der Park soll noch wei-ter für die sommerlichen Theateraufführun-gen adaptiert werden, die drehbare Zuschauer-tribüne — eine Weltrarität, auf die man rechtstolz ist — hat sich bisher bewährt. Ein Teilder breiten Umfahrungsstraßen ist schon be-fahrbar und verrät eine großzügige Planung;Teile der Krummauer Innenstadt, ihre Stra-ßen und Plätze könnten etwas freundlicherdaliegen.

Das von Wilheringer Zisterziensern besie-delte Stift Hohenfurt hinterläßt allein alsKomplex einen gewaltigen Eindruck, der beimBetreten des imposanten Kapitelsaales undder Stiftskirche noch verdichtet wird. Das Got-teshaus dient noch liturgischer Bestimmung.Allerdings versieht diese Dienste der Orts-pfarrer, denn das geräumige Kloster ist seitfast zwei Jahrzehnten von den Mönchen „ver-lassen". Die Unbewohntheit der Zellen, derSäle, Klostergänge und Bibliothek, kurzumdes ganzen Stiftes, läßt Kälte und die erzwun-gene Zwecklosigkeit spüren. Die staatliche Ver-waltung ist gegenwärtig dabei, die Zellen zutünchen, weil sie zu einem Teil für den Tou-rismus bereitgestellt werden sollen. Einigesollen für Wissenschafter, die Studien in derStiftsbibliothek und der Bildergalerie betrei-ben, bestimmt sein. Das Gnadenbild von Niko-laus Wurmser, das in der Seitenkapelle rechtsvom Hochaltar der Stiftskirche zu sehen ist,soll eine Kopie sein, während das Originalsich in Prag befindet.

Nach dem Besuch kunsthistorischer Pflege-stätten muß gesagt werden, daß sich die Be-hörde über die Werte, die es zu hüten gilt, dochim klaren ist und daß die damit befaßten Per-sonen mit Respekt und Eifer bei der Arbeitsind. Es scheint auch, als ob der „kleine Mann"nach den Kunstschätzen seines Landes be-fragt, einigen Lokalstolz habe und daß er na-tional viel ruhiger und ausgeglichener überdie kulturgeschichtliche Leistung urteile, alsdas gemeinhin angenommen wird.

Zwei Eindrücke sind es, die man bedauer-licherweise empfängt und mitschleppt: das et-was phlegmatische Gehaben der Leute (oderist es fatalistisch?) und schließlich die spür-bare Beziehungslosigkeit der heutigen Bewoh-ner zu Stadt und Dorf, die einer historischgewachsenen Bevölkerung niemals anzuken-nen ist. Dr. Rudolf Fochler

Eine köstliche Erfrischung I

Zechen werden stillgelegtSeit einiger Zeit scheinen auch in der Tsche-

choslowakei die Bergleute zu befürchten, daßder Staat Kohlenbergwerke stillegen und diesEntlassungen von Arbeitern zur Folge habenwird. In einem Interview mit Radio Pragnahm der Parteisekretär des Ostrauer Kohlen-reviers, Morkes, zu solchen Gerüchten Stel-lung. Die allgemeine Tendenz, so sagte Mor-kes, ziele eher auf eine Einschränkung desKohleverbrauchs als auf eine Steigerung derFörderung. Es sei zur Zeit schwierig, die Gru-ben rentabel zu machen, da eine Tonne Kohleein Defizit von 30 Kronen verursache. Auchsei es richtig, daß einige Zechen, deren Kohle-reserven völlig erschöpft seien, stillgelegt wür-den. Andere Gruben würden zwar nicht ge-schlossen, doch werde man ihre Förderungdrosseln. Die dadurch freiwerdenden Arbeiterwürden jedoch Arbeitsplätze in anderen Berg-werken erhalten. Keinesfalls stünden diese Ar-beiter, wie es in Gerüchten oft heiße, vor derNotwendigkeit, sich eine andere Arbeit zu su-chen, und alle Besorgnisse über eine drohendeArbeitslosigkeit seien völlig unbegründet.

Karlsbrücke in Prag gesperrtRecht kritisch befaßte sich eine Warschauer

Tageszeitung mit den Zuständen in der tsche-choslowakischen Hauptstadt. Nach dem Hin-weis, daß die Prager Karlsbrücke gesperrt seiund repariert werden müsse — die vorjährigeFlut habe das „altersschwache Bauwerk" über-fordert —, erklärte das Blatt, die Millionen-stadt laboriere auch sonst an zahlreichen Pro-blemen und Schwierigkeiten.

Zwar seien die durch den Krieg verursach-ten Zerstörungen in Prag minimal, trotzdemmüsse die Wohnungslage als sehr schwierigbezeichnet werden. Nach der letzten Volks-zählung gebe es in Prag insgesamt 390.000Haushalte, aber nur 330.000 Wohnungen.Außerdem seien die meisten alten Wohnhäu-ser sehr vernachlässigt.

Noch mehr hätten die Prager unter derschlechten Luft zu leiden. Die Verunreinigungsei viermal größer als zulässig. Vor 35 Jahrenseien auf jeden Quadratkilometer Stadtflächejährlich 90 Tonnen Staub entfallen, vor 15Jahren 302 Tonnen und vor einem Jahr 470Tonnen. Es gebe hier mehr Staub als in Lon-don.

Schließlich seien auch die städtischen Was-serwerke kaum in der Lage, den Bedarf derIndustrie und der Bewohner zu decken, vorallem deshalb, weil die Moldau unglaublichverunreinigt sei. „Prace" habe festgestellt, daßdas Wasser in den Leitungen hart an derGrenze der Trinkbarkeit hege.

Jugend in der GrenzwachtAls Helfer der tschechoslowakischen Grenz-

bewachungseinheiten werden künftig auchKinder und Jugendliche eingesetzt werden.'Dies teilte auf der Jahrestagung der parami-litärischen Organisation „Svazarm" deren Ge-neralsekretär Neubert mit, der die patriotischeErziehung der Jungen und Mädchen zurWehrbereitschaft als die bedeutendste Aufgabedieser Organisation bezeichnete. Erstmals er-wähnte er die Existenz einer „Bewegung derjungen Grenzwächter", die sich nach ihrerkürzlich erfolgten Gründung bereits gut zuentwickeln beginne.

Vertriebenenverlage in NotEs ist kein Geheimnis, daß die letzte Erhö-

hung der Gebühren im Postzeitungsdienst inDeutschland einigen Vertriebenenverlagen denTodesstoß versetzt hat. Die Verlage, die ohne-hin finanziell nicht auf Rosen gebettet sind,konnten den Umfang der Erhöhung nichtmehr auffangen. Ihre Organe verschwandenaus der Verlagslandschaft.

Nun steht eine weitere Erhöhung der Ge-bühren im Postzeitungsdienst zur Debatte.Wird sie verwirklicht, dann hat das für eineganze Reihe weiterer Vertriebenenverlage —und nicht nur für diese — ernste Konsequen-zen zur Folge. Nun sind auch sie in ihrerExistenz unmittelbar bedroht. Sie werden dieBezieherpreise heraufsetzen müssen, was zahl-reiche Abbestellungen zur Folge haben dürfte,da in vielen Fällen die Vertriebenenzeitungengerade von Menschen gelesen werden, die amWirtschaftswunder nicht teilgenommen habenoder wegen ihres Alters nicht mehr teilhabenkönnen. Die Vertriebenenverleger haben leiderauch nicht die Möglichkeit, einen Teil ihrerUnkosten durch Anzeigen zu decken, da diegroßen Wirtschaftsunternehmen in diesenBlättern kaum inserieren.

mit <5o5a!

Der Rahmen bleibtIm Präger Magistrat hut man eine kuriose

Entdeckung gemacht Unter dem Bild des ge-genwärtigen sowjetischen Herrschers fandman die Bilder von Chruschtschow, Malenkow,Stalin und von... Adolf Hitler. Unter demBild des gegenwärtigen tschechoslowakischenStaatspräsidenten A. Novotny fand man dieBilder von Zapotocku, Gottwald, Benes undeinen sehr erblaßten Masaryk. Das „Erblas-sen" Masaryks erklären sich „nichtsozialisti-sche" Angestellte im Magistrat damit, daß Ma-saryk angesichts dessen, was ihm geschahund geschieht, erblassen mußte.

Man entdeckte diese Tatsache, als man inzwei Kanzleiräumen ziemlich stürmisch denFasching gefeiert hatte, wobei die Bilder wohlin Bewegung geraten waren. Die Kuriositätkann man sich nur so erklären, daß der„brave Soldat Schwejk" im Magistrat herrscht,oder der Bürodiener, der das Auswechseln derBilder zu besorgen hat, sich offensichtlichsagte: „Wer weiß, wer von ihnen wieder-kommt?"

12. Jahrgang / Folge 7Vom 8. April UM

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H E I M A T K U N D E U N D U N T E R H A L T U N G

Marie von .fcvbner- l^sdien badiAm 13. September 1830 wurde auf Schloß

Zdislawifz ¡n Mähren dem Grafen Dubsky eineTochter Marie geboren. Sie erregte schon frohdurch außerordentliche Begabung Aufmerksam-keit. Bereits als Mädchen vertagte sie Gedichteund mit Vorliebe Dramen. Doch wurde nichtsveröffentlicht, man weif} aber, dafj Grillparzer,dessen Urteil die Mutter einholte, sich aner-kennend über diese Jugendwerke aussprach. Anihrem achtzehnten Geburtstag vermählte sichKomtesse Marie mit ihrem Vetter, dem Reichs-freiherrn von Ebner-Eschenbach, einem hochge-bildeten Offizier, der selbst literarisch tätig war,1874 mit dem Rang eines Feldmarschalleutnantsund Geheimrates in den Ruhestand trat und am29. Jänner 1898 starb. Seit 1863 lebte das Ehe-paar in Wien.

Vor allem machte Julius Rodenberg, der Her-ausgeber der „Deutschen Rundschau" auf dieliterarischen Werke der Dichterin aufmerksam.Bald gab es auch offizielle Ehrungen. KaiserFranz Joseph I. verlieh ihr, zum erstenmal einerFrau, 1898 das Ehrenzeichen für Kunst undWissenschaft, und gelegentlich ihres 70. Geburts-tages hat sie die Wiener Universität zum Ehren-doktor ernannt.

In jungen Jahren fühlte sich Marie von Ebner-Eschenbach zur dramatischen Dichterin berufen,jedoch fand ihr Drama „Maria von Schottland"(1860) in Otto Ludwig einen erbitterten Gegner.Auch als sie mit den Erzählungen „Ein Spät-geborener" (1875) und „Bozena" (1876) zu derKunstform gelangt war, die ihrer eigentlichenBegabung entsprach, blieb ihr ein breiterer Erfolgversagt. Erst das Erscheinen der Novelle „Lotti,die Uhrmacherin" (1889) in der .DeutschenRundschau" verhalf ihr zur allgemeinen Aner-kennung. Ihre Hauptwerke „Das Gemeindekind"(1887) und „Unsühnbar" (1893) zeigen das völligeReifen einer Dichterin, die Stärke und Feinheitdes Empfindens vereinigt. In ihren von leisemHumor erfüllten Novellen „Die Freiherren vonGemperlein", „Bertram Vogelweid", in der Hun-degeschichte „Krambambuli" fehlt auch ein tra-gischer Unterton nicht. Ohne die epische Formzu sprengen, hat Marie Ebner-Eschenbach in a l -len ihren Dichtungen ihr soziales Mitgefühl ver-kündet und in scharf ausgeprägten Aussprüchenihre Lebenserfahrung niedergelegt.

In der Abwehr alles Schlechten, Falschen undSensationellen liegt etwas wie ein Programm un-serer Dichterin. Mag sie auch gelegentlich denStoff zu ihren Novellen einer anderen Welt, der

Klein- oder Großstadt entnommen haben, ganzdaheim fühlte sie sich doch nur auf dem Schlosseund im Dorfe, und gern zog sie die Fäden vondem einen zum anderen, denn die Schloßherrengriffen als harte Richter oder als Wohltäter indas Schicksal der Dorfleufe ein. So eng gezogendieser Kreis erscheint, so ist er doch bedeutsamgenug für die Kenntnis der damaligen Verhält-nisse in Alt-Österreich, und überdies wurden diePersonen durch die Gestaltungskraft der Dichte-rin zu Typen der Menschheit. Die Feinheit derBeobachtung, der Seelenadel inniger Mitempfin-dung, mit dem unsere Dichterin die Höhen undTiefen des Lebens mifjt, Menschenschicksale er-gründet und darstellt, die glückliche Mischungvon Heiterkeif, Ernst und Wehmut werden durchdie künstlerischen Eigenschaften Marie Ebner-Eschenbachs, die klare Sicherheit der Gestaltung,das Gleichmaí) und die edle Einfachheit ihrerErzählungsweise noch gehoben. Alle ihre Werkezeichnen sich durch eine edle, reine und klareSprache, ein feines ästhetisches Empfinden unddurch eine liebevolle Güte aus.

Bei der Schilderung düsterer Seiten desmenschlichen Lebens aber, denen sie durchausnicht aus dem Wege geht, weif} sie stets auchüber das Häßliche und Lasterhafte einen mildenSchein menschlichen Verstehens und Verzeihenszu breiten. Sie blieb als Dichterin durchweg aufder Höhe und stieg nie in den Sumpf einergewissen Gattung des modernen Literatentumshinab, sie hielt durch Wort und Tat den Glaubenan die Güte und Schönheit lebendig. „An dasGute im Menschen glauben nur die, die es üben.Der Glaube an das Gute ist es, der lebendigmacht, und im Zeichen dieses Glaubens werdeich kämpfen." Die Charaktere ihrer Erzählungensind keine Symbole oder Allegorien, keine Sche-men, sondern wahre Menschen. Sie strebte nichtnach großartigen Wirkungen: „Erschüttern willich nicht, bewegen, erheitern auch ein wenig."Was sie auch schuf, das bildete sie mit größterGewissenhaftigkeit und Sorgfalt durch, und vorallem strebte sie nach Feinheit und Wahrheit.Den Stoff zu ihren Prosadichtungen entnahm sieihrem Vaterland, Zustände, Sitten und Gebräu-che, Landschaften und Einrichtungen ihrer Hei-mat hat sie darin geschildert.

Die Stadt Wien ehrte diese größte sudeten-deutsche Dichterin durch den Ebner-Eschenbach-Park im 18. Bezirk. Mit einem ihrer Kernsprüchewollen wir unser Gedenken an unsere große, un-vergeßliche Landsmännin schließen, die am

A.m Xvande uraltanae uralter oaumerwegeDer Markt Friedberg im Böhmerwald

Von Hans HölzlAus unwirtlicher Waldwildnis haben unsere Vor-fahren den südlichen Böhmerwald gerodet undurbar gemacht. Zu den ältesten Siedlungen die-ses Landstriches gehört der Marktflecken Fried-berg, der durch Adalbert Stifter besonders be-kannt geworden ist. Der Markt, der nun nichtmehr von der glitzernden Moldau umflossenwird, sondern am neuerrichteten Stausee liegt,wurde in den letzten Jahrzehnten vor der Ver-treibung von Sommergästen aus Prag und be-sonders Wien, wie aus dem gesamten Oester-reich gerne besucht. Ein großer Teil des schönenMarktes ist in den Fluten des Stausees versun-ken. Die Namen der Ortsteile „Hüttenwald" und»Puffer* erinnern noch an Glashütten und Glas-stämpfe, die in den mächtigen Wäldern früh-zeitig angelegt wurden. Auf Glaserzeugung deu-ten die Ausgrabungen hin, die in den letztenJahrzehnten gemacht worden sind.

Friedberg war Grenzort zwischen Oesferreichund Böhmen und hatte daher vor dem Ueber-gang der Moldaubrücke eine von den Rosen-bergern errichtete Maut, die schon 1305 erwähntwird. Von den Witigonen wurde auch eineWartburg errichtet, die im Ortsteil „Turmberg"gestanden und eine Sicherheitsmaßnahme fürden Säumersteig gewesen ist. Sie wurde erbaut,um die Säumer zu schützen, die von hier durchden finsteren Urwald nach Oesterreich zogen.Diese Burg schützte den Saumpfad, der vonWildberg im Haselgraben bei Linz nach Leon-felden und von da über Helfenberg nach Fried-berg und weiter in das innere Böhmens führte.Schon im Jahre 1198 wird dieser Weg genannt.Ein zweiter Weg führte von Friedberg über denFriedauerberg durch den Schanzwaid einerseitsnach Haslach, andererseits nach Vorderweißen-bach im Mühlviertel.

Die Rosenberger errichteten an der Friedber-ger Brücke die genannte Mautstation, Teile derMauteinkünfte wurden frommen Stiftungen zuge-wandt. So räumte Peter von Rosenberg demEremitenkloster in Heuraffl einen ewigen Zinsaus den Friedberger Mautgefällen ein. Das warim Jahr 1501. Nach Auflösung dieses Eremiten-klosters gab Wilhelm von Rosenberg die Mautan das Stift Hohenfurth — eine mündlicheSchenkung, die Peter Wok im Jahre 1597 urkund-lich bestätigte. (So „Geschichte und Geschichtenum Friedberg" von dem Friedberger Pfarrer undChorherrn von Schlägl, Petrus Dolzer.)

Das Geschlecht der Witigonen war schon umdas Jahr 1220 im Besitze des südlichen Böhmer-waldes. Witiko von Plankenberg-Prcitz nahmden Ort Friedberg als Edelsitz in Aussicht. ImZinsbuch der Herrschaft Rosenberg von 1379wird Friedberg schon als Markt geführt. Es gabauch damals schon eine nationale Frage, daJohann von Rosenberg in seinem Testament vom20. August 1389, das sich im Wittingauer Archiv

12. Jahrgang / Folge 7Vom 8. April 19C6

befindet, seinen Untertanen etwas von den jähr-lichen Zinsen nachgelassen „außer den Teut-schen bey Wittgenstein und denen in Frimburg,denselben nichts". Der Ortsname Friedbergkommt schon 1277 in einer Hohenfurther Urkundevor, während später öfter in den UrkundenFrimburk und 1495 „Friedburg" geschriebenwurde. 1492, also im Jahre der EntdeckungAmerikas, erhielt Friedberg das Stadtrecht undals Wappen die fünfblättrige Rose. Im gleichenJahre wurde auch Friedberg von der Toten-fälligkeit befreit, d. h. wurde das freie Ver-erbungsrecht gewährt.

Friedberg hatte eigene Gerichtsbarkeit. Wirfinden da einen Pranger — auch Schandpfahlgenannt — mit der Feuerglocke, die auch in denletzten Jahren vor der Vertreibung noch beieinem Brande im Orte ihr jämmerliches Geläuteertönen ließ. Der Pranger wurde 1651 aufgestellt.Nach dem Urteil wurden die Verbrecher aus-gestellt und der öffentlichen Verachtung preis-gegeben. Die Prangerstrafe hatte mehrere Grade.Schwatzhaften Weibern legte man einen Maul-korb an und führte sie um den Pranger. Auchder „Galgenius" erinnert noch an jene Zeiten,ebenso die auf jenem Feld ausgegrabenenTotenschädel und die vorgefundenen Marter-werkzeuge.

In den letzten Jahren konnte man dem Ortdas hohe Alter nicht mehr ansehen, da er durchgroße Feuersbrünste zum größten Teil zerstörtwurde und die Neubauten durch Aufsetzen vonStockwerken, Errichtung von Feuermauern zwi-schen den Häusern das Altertümliche verschwin-den ließen.

Sehenswert war der Marktplatz. Ein klaresBächlein floß durch den Ort, von einer schönenParkanlage beschattet. Im oberen Teil befandensich außer dem Pranger noch ein Röhrbrunnenund eine granitene Mariensäule, beide aus dem17. Jahrhundert. Die untere Hälfte zierte einDenkmal des heimischen Dichters Adalbert Stif-ter. Der Sockel trug einst ein 1300 kg schweresStandbild Kaiser Josefs II. aus Bronze. Dietschechische Militärverwaltung verlangte 1919seine Beseitigung. Spätgotisch ist die Kirche,innen teils Spätrenaissance, teils Barock. Dergroße Brand im Jahre 1866, bei dem 47 Häuserin Friedberg und 17 im benachbarten Friedaubrannten, hat auch sie nicht verschont.

In Friedberg stand die Wiege vieler Künstler,Schriftsteller und Gelehrter, so u. a. des Porträt-und Historienmalers Georg Bachmann, der auchdas Altarbild im Dom zu Budweis schuf, desSchulmannes Johann Nep. Maxandf, des Ton-dichters Simon Sechfer, vor allem des Universi-tätsprofessors Andreas Baumgartner, der in hoheStaatsstellungen aufrückte und in den Freiherren-stand erhoben wurde. Friedberg galt im letztenJahrhundert auch als geistiger Mittelpunkt. Adal-bert Stifter hat Friedberg oft besungen, und seineJugendliebe, Fanni Greipl, die in Friedberg zuHause war, nie vergessen. Unser Tondichter Isi—dor Sfögbauer, derzeit in Linz lebend, wirktehier viele Jahre und macht den Ort durch seinenKirchenchor und Orgelkonzerte zu einem Mit-telpunkt künstlerischen musikalischen Schaffens.

12. März 1916, tief betrauert, in Wien ihre Augenfür immer schloß.

„Es würde viel weniger Böses auf Erden geben,wenn das Böse niemals im Namen des Gutengetan werden könnte."

Gustav Brauner zum GedenkenTiefbewegt vernahmen wir die Nachricht,

daß am 3. März 1966 zu Memmingen im All-gäu der Maler Gustav Brauner verschiedenist.

Zu Tillendorf, Bez. Römerstadt in Nordmäh-ren wurde am 16. Oktober 1880 dem dortigenFreihofbauer Wilhelm Brauner der Sohn Gu-stav geboren. Der Knabe besuchte die Bür-gerschule in Freudenthal, wo sein Zeichenta-lent durch Fachlehrer Kober weitgehend ge-fördert wurde. Diese Begabung kam ihm beiseinen späteren bautechnischen Studien inBrunn zugute. An der Akademie der bilden-den Künste in Wien, wohin er sich dannwandte, fand er unter der Anleitung der Pro-fessoren Julius Berger, Eisenmenger, L'Alle-mand und Schmied eine ausgezeichnete künst-lerische Ausbildung. Die Frucht war seineerste Auszeichnung mit dem Aktpreis. NachAbschluß seiner künstlerischen Ausbildungunternahm er eine Studienreise nach Istrienund Venedig, wo er reiche Erfahrungen sam-meln konnte. Nachher wirkte er durch zwölfJahre als Professor an der Deutschen Real-schule und am Mädchenlyzeum in Budweis,wo er durch seine ersprießliche Tätigkeit undsein liebenswürdiges Wesen sich der größtenBeliebtheit erfreute. In dieser Zeit schuf erauch viele herrliche Bilder von dem maleri-schen Budweis, Eger, Krummau, Mies, Neu-deck, Plan, Prachatitz, Rosenberg, St. Joachim-thal usw. Als Dreifarben-Künstlerpostkartenverlegt, trugen sie den Namen des Künstlersin die Welt. Für sein künstlerisches Schaffenim Böhmerwaldgebiet wurde er durch die Ge-sellschaft zur Förderung deutscher Wissen-schaft, Kunst und Literatur für Böhmen inPrag ausgezeichnet.

Der begnadete Meister des Aquarells brachtevon seinen Studienreisen nach Oberösterreich,Osttirol, in die Wachau, ins Glocknergebiet,nach Oberbayern, in die Schweiz, ins Elbe-tal, in die Karpaten, in das nördliche Mäh-ren und Schlesien sowie in die Slowakei im-mer herrliche Ergebnisse seines unermüdli-chen künstlerischen Schaffens mit.

Ein schwerer Schicksalsschlag für ProfessorBrauner war die Auflassung der deutschenRealschule in Budweis durch die Tschechenund die Außerdienststellung ohne Ruhegehalt.Er übersiedelte nach Mähr.-Neustadt, undseine reizenden Heimatbilder fanden dort rei-ßenden Absatz.

Professor Brauner war Mitglied des' Al-brecht-Dürer-Vereins, der Sektion BildenderKünstler in Wien und des Mährischen Kunst-vereines. Seine überaus reizenden Werke wur-den in beachtlichen Ausstellungen gezeigt.Auch in Spanien brachten die Ausstellungenseiner Meisterwerke Erfolg. Seine spanischenMotive sind auch alle mit großer Sorgfalt undkünstlerischem Empfinden ausgewählt und ge-schaffen.

Professor Brauner wird als der Lyriker un-serer heimatlichen Maler bezeichnet. SeineAquarelle künden die vielfältigen Schönhei-ten unserer Sudetenheimat. Besonders be-kannt sind seine herrlichen Bilder: Nordmäh-

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in reicher Auswahl

risches Kleinbauernhaus, die Pfarrkirche inMähr.-Neustadt, der Stadtturm von Krummau,das Therese-Krones-Zimmer in Freudenthal,um nur einige zu nennen.

Brauner war ein äußerst liebenswürdiger,feinsinniger und sehr bescheidener Mensch,der seine Heimatliebe in seinen unzähligenWerken zum Ausdruck brachte, die wohl sei-ner bäuerlichen Abstammung, dem Festhaltenan der heimatlichen Scholle, zuzuschreiben ist.Seine ideale Auffassung von dem Guten inseinen Mitmenschen wurde leider zu einerüblen Angelegenheit mißbraucht, die ihmeinen schweren materiellen Verlust brachte.Was nützte ihm das Urteil zu einer bedingtenKerkerstrafe des Übeltäters und die leider auchnur teilweise Wiedergutmachung des Verur-teilten. Nach der Rückkehr aus Spanien lebteer im Allgäu in ziemlich bescheidenen Ver-hältnissen, ohne jeglichen Ruhegenuß, vonden Einkünften seines unermüdlichen Schaf-fens, das freilich in der letzten Zeit durchNachlassen des Sehvermögens stark beein-trächtigt war. Für die Patenstadt Memmingendes Heimatkreises Freudenthal schuf Profes-sor Brauner ein herrliches Gemälde der StadtFreudenthal, ferner die Bilder des Liederfür-sten E. S. Engelsberg und des Dichters BrunoHanns Wittek für die Heimatstube in Mem-mingen. Das von Zdrazila geschaffene Viktor-Heeger-Bild wurde von ihm prächtig restau-riert.

Trotz der vielen schweren Schicksalsschlägeist Professor Brauner immer der liebenswür-dige und aufrechte sudetendeutsche Künstlergeblieben. War auch sein Leib sterblich, solebt doch sein Name in seinen unvergängli-chen Werken fort. Wohl dem, der noch einsolches besitzt. Paul Bruckner

JL)as Uergkioster

-DösigÄlter noch als die Geschichte der königlichen

Burg Bösig, die 1264 erstmals in einer Urkundeerwähnt ist, dürfte die des Cnadenortes Bösig-berg sein, denn bereits um 1250 trug der 604Meter hohe, umwaldete Klingsteinkegel des„großen Bösig' ein gotisches Kirchlein, das weit-hin ins böhmische Land grüßte. Unter KaiserKarl IV. entstand die zweigeschossige hoch-gotische Burgkapelle mit ihren prächtigen Bau-und Steinmetzkunstwerken, die Jahrhunderte hin-durch das Kleinod der Burg bildete. Die Be-treuung des Heiligtums hatte Karl IV. den Chor-herren des Augustinerordens übertragen, dieden Berq mit seinen Gebäuden im ersten Drit-tel des 17. Jahrhunderts von Wallenstein durchStiftsbrief übereignet erhielten.

Der Herzog von Friedland, dem die HerrschaftBösig mit der 1621 von bayrischen Truppen ein-geäscherten Burg aus der Masse der vom Hofekonfiszierten Güter als Geschenk des Kaisers zu-gefallen war, hatte, beeinflußt durch den AbtPennalosa des spanischen Benediktiner-Mutter-klosters Montserrat, grohe Dinge mit den Bösig-bergen vor. Zu Ehren der Muttergottes von Mont-serrat, der berühmten „Schwarzen Madonna",plante er 1634 in Erfüllung eines Gelübdes in derEinsattlung zwischen dem kleinen und grofjenBösig die Gründung eines grofjen Benediktiner-klosters der spanischen Mönche, das den „gei-stigen Mittelpunkt' seines Herzogtums Friedlandbilden sollte. Die Bluttat von Eger machte jedochdiesen Plan des Feldherrn zunichte.

Kaiser Ferdinand III. schenkte nach dem Siegvon Nördlingen die Burg Bösig mit dem früherenAugustinerkloster den spanischen Benediktinernim Kloster Emmaus zu Prag, wohin Abt Penna-losa zwei naturgetreue Kopien der „SchwarzenMadonna" vom Berge Montserrat hatte bringenlassen. In der Burg Bösig selbst wurden zunächstbauliche Instandsetzungen vorgenommen, diekaum vollendet waren, als 1642 die Schwedensich der Feste bemächtigten und bei ihrem Ab-zug 1646 in Brand steckten. Erst in den Jahrennach dem Westfälischen Frieden erfreute sich daswiederhergestellte Bergklosfer mit der restau-rierten Burgkapelle einer längeren Ruheperiodeund wurde, nachdem am 8. September 1666 eineKopie der Muttergottes von Monserrat aus demKloster Emmaus auf den Bcsigberg überführtworden war, zu „einem Glanzpunkt der Marien-verehrung" in Nordböhmen.

Alten Chroniken zufolge, erfolgten auf demBerg zahlreiche auffallende Heilungen Krankerund Lahmer, was ein sprunghaftes Ansteigender Wallfahrten herbeiführte, so dafj in man-çhefl Jahç$n_.bjs zu,, 4Q,QÇtpoJ Pilger in dem Berg-kloster die ne{lige Kommunion r empfingen. DasGnadenbiia*' der ^Schwarzen Madonna" aberwurde im Laufe der Zeit „mit unschätzbarenKostbarkeiten" in Gestalt unzähliger „silbernerund goldener Pfennige" beschenkt, die 1778 imBayrischen Erbfolgekrieg, als die Preußen dieBurg besetzten, eine Beute der plündernden Sol-daten wurden.

Den Todesstoß — so schien es — sollte dieGnadenstäfte auf dem Bösigberge durch die 1785von Kaiser Josef II. verfügte Aufhebung desKlosters erhalten, doch erwies sich diese Mah-nahme bald als unwirksam. Zwar mußten dieMönche das Bergkloster verlassen und auch dieSchwarze Madonna wurde nicht mehr in derBurgkapelle geduldet, die Wallfahrten zu demHeiligtum aber gingen we;ter. An Stelle derberühmten Gnadensfatue, die nach ihrer Ent-fernung in der Pfarrkirche St. Bartholomäi derStadt Hirschberg am See Aufnahme fand, hattenPilger im Burghof an geschützter Stelle nebender Kapelle auf einem schlichten Altar mit Auf-satz eine einfache, volkstümliche Nachbildungder Schwarzen Madonna aufgestellt, vor dernun die Gläubigen ihre Gebete zur Gottes-mutter richteten. Namentlich an den Marienfest-tagen kamen weiterhin alljährlich große Pro-zessionen von Hirschberg, Hühnerwasser, Niemesund anderen Orten der näheren und weiterenUmgebung zu dem Gnadenorte gewallfahrtet.

Die Herrschaft Bösig mit der Burg und demKloster befand sich zuletzt wieder im Besitz derFamilie von Waldstein, die 1860 die bereitsstark dem Verfall ausgesetzten Gebäude instand-setzen ließ und für den weiteren Erhalt Sorgetrug. Erneuert wurden 1890 auch die Kreuzweg-stationen und Kapellen. Doch noch bevor diedeutschen Bewohner der Gegend ihrer Heimatberaubt wurden und als Verbannte einem Unge-wissen Schicksal entgegenziehen mußten, hattevom Nationalsozialismus geschürter Haß gegendas Christentum die Nachbildung der Schwar-zen Madonnenstatue zur Zerstörung auser-sehen. Diese wurde 1944 am Fuße des Bergesan einem Felien zertrümmert.

Hatte diese Kopie der Gnadenstafue auchkeinen künstlerischen Wert besessen, so verkör-perte sie doch in den Herzen der Gläubigendas Bild der Gottesmutter, zu der sie in Liebeund Verehrung unzählige Male auf den Berg-gipfel gepilgert waren und bei der sie geradein den sorgenvollen Wochen und Monaten desletzten Krieges so oft ihre Zuflucht gesucht hatten.

Der Berg Bösig wird auch heute von Gläu-bigen in der alten Heimat zu stillen Andachtenaufgesucht. Die Burganlage und Kapelle ist inden letzten Jahren von den Tschechen neugesichert und restauriert worden und soll künf-tig eine der Hauptattraktionen des Fremden-verkehrs in Böhmen bilden. Auf dem Hochaltarder Dekanalkirche zu Hirschberg am See aberthront noch immer die im 18. Jahrhundert vomBösigberge verwiesene Schwarze Madonna vonMontserrat und wartet auf die Wiederkehr deraus ihrer Heimat vertriebenen Bewohner, diein alle Richtungen verstreut wurden.

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H E I M A T K U N D E U N D U N T E R H A L T U N G

_L)as JLabyrmtk vonZur Zeit unserer Kindheit gehörte es zur Er-

ziehung eines jungen Mäddiens der sogenann-ten besseren Kreise, daß es schlecht und reditKlavierspielen und Französisdi konnte. Unsere„Französinnen", — sie hatten kaum je franzö-sisdien Boden betreten —, wediselten von Zeitzu Zeit aus verschiedenen Gründen.

Als Andrea zwölt war, kam zweimal in derWoche das alte Fräulein Schwarzbach zumFranzösischunterricht ins Haus; man hatte sieAndreas Mutter empfohlen. Fräulein Schwarz-bach war aus guter Familie, wie man damalssagte. Leider änderte dies nichts an ihrer schwie-rigen finanziellen Lage, die sie nötigte, mit übersiebzig Jahren ihr kärgliches Dasein noch mitStundengeben zu fristen. Ihre hohe, hagere Ge-stalt war gebeugt, der häßliche Kopf fast kahl,den grauen Scheitel bedeckte nur unzulänglicheine flache verstaubte olivgrüne Samtmasche, diebei jeder Bewegung des Fräuleins hin- und her-rutschte. Die Garderobe stammte aus dem vori-gen Jahrhundert.

Andreas Mitschülerin Marianne nahm an denfranzösischen Lektionen teil. Als Fräulein Schwarz-bach eines Nachmittags auf dem dunkelrotenFenstervorhang gerade über ihrem Haupte dreimuntere Laubfrösche entdeckte, die zum Sprungauf ihre Schulter anzusetzen schienen, wurde siesehr böse, packte eiligst Pompadour und Hand-schuhe zusammen und erklärte, die Wohnungnicht mehr betreten zu wollen, solange „dieseTiere" nicht fortgeschafft würden.

Die Tiere blieben. Andrea und Marianne warengern bereit, ihre Stunden fortan in FräuleinSdiwarzbachs Wohnung zu nehmen. Verhieß dochder Weg zu jener Wohnung, einer Mansarde ander Grenze der Prager Judenstadt, den Freun-dinnen willkommene Abenteuer. Ober den altenObst- und Blumenmarkt führte er unter dieLauben, wo Regale mit billigen Filzschuhen,Stoffballen und allerlei Tödel aufgebaut waren.Da gab es Läden, die mannigfaltige Käsesortenfeilboten, Schaf- und Ziegenkäse, und Geschäfte,wo man das beste Geflügel und Wild einkaufenkonnte. Mastgänse, Enten, Fasanen und Rebhüh-ner, zerlassenes Gansfett und rotes geronnenesGänseblut in kleinen runden Formen. Am Randedes Gehsteigs dufteten in Holzfässern die köst-lichen „neuen" sauren Gurken.

Drüben stand das deutsche Ständetheater, kaumverändert, seit Mozarts Don Juan dort zum erstenMal aufgeführt worden war. Und am Ende einergewundenen Gasse befand sich ein altmodischerLaden mit Glasperlen. In allen Größen, Farbenund Formen hingen sie, zu Schnüren aufgefädelt,an den geöffneten Türflügeln, lockender Vorge-schmack der Schätze, die das düstere Gewölbebarg.

An dem warmen Juninachmittag aber sah aufder Schwelle des muffigen Ladens eine herrlichemilchfarbene Angorakatze".' Ihre 'grdfjerr -'furcht*losen Augen waren schwgnçer, - smaragcjen, um-rahmter Glanz. Àls hat}evsie die Beiden Mädchenerwartet, erhob sie sich träge, lieh sich von ihnenbeinähe berühren, glitt indes unter den ausge-streckten Händen fort, um die Torecke in denbreiten Hausflur. Dort wartete sie wiederum. Ausdem Schatten glommen ihre Augen wie grüneFeuer. Dann lief sie behende weiter, in den Hin-terhof, der mit Gerumpel vollgestellt war, mitBretiern und Kisten und halbfertigen Möbel-stücken, die zu einer Tapeziererwerkstatt gehör-ten. Rechter Hand wölbte sich der Durchgang zueinem zweiten Hof, den verwahrloste, rußigePawlatschen rings umgaben. In einer Nische däm-merte ein barockes Muschelbecken, Wasser tropf-te aus dem runden Maul eines glotzäugigenFisches.

Die Katze hob den langen buschigen Schwanzwie eine Fahne und huschte in eine offene Haus-tür. Die beiden Mädchen blickten um sich undzu dem schmalen hohen Eckbau empor — war eseiner der seltsamen Wohntürme der Prager Alt-stadt, die da und dort aus dem malerischenDächerdschungel aufragten, ohne dafj von derStraße aus ein Zugang zu diesen Türmen zu fin-den war. Sie zögerten noch unschlüssig. Dannobsiegte ihre Neugierde über ängstliche Beden-ken, sie folgten der schönen Katze in das dunkleStiegenhaus. Wie ein Schemen, ein heller Schim-mer nur, sprang das Tier vor ihnen her die Holz-sfufen hinauf. Es war fast eine Wendeltreppe, siemachte atemlos und ein wenig schwindlig. Imvierten Stock stolperte Marianne über einen Stie-fel. Im fünften hielt die Katze an, richtete sichauf den Hinterpfoten auf und kratzte an einerbraunen, abgewetzten Tür. Sie ward so schnellgeöffnet, daß die Mädchen kaum zurückweichenkonnten. Im Türrahmen stand ein jüngerer Menschin schäbigen Filzpantoffeln. Sein schmales, som-mersprossiges Gesicht schien krankhaft bleich.Er trug einen kurzen rötlichen Bart, an seinenSchläfen ringelten sich die dünnen Korkzieher-locken orthodoxer polnischer und slowakischerJuden. Farblose Augen blickten schläfrig undspöttisch zugleich.

„Wollen uns die Damen besuchen?" fragte er.„Bitte, treten Sie näher!" Er machte eine über-trieben tiefe Verbeugung.

Von der Türschwelle war ein fünfeckiges Zim-mer zu sehen. Auf dem breiten Tisch am Fenstersaß barfuß, im Schneidersitz, ein anderer jungerMann und schnitzelte mit der Schere an einemBogen glänzend schwarzen Papiers. Oberall lagenPapierreste umher. An den vergilbten Wändenwaren mit Reihnägeln Silhouetten befestigt. Ineinem Glas auf dem Fensterbrett steckten Zei-chenutensilien. Kleidungsstücke hingen nachläs-sig über Stuhllehnen. Im Hintergrund des Raumesräkelte eine zigeunerhaft brünette Frau sich aufdem alten Sofa. Sie rauchte und kraulte ein ma-geres Kätzchen, während die schöne Angora nunmit den Papierschnitzeln auf dem Fußbodenspielte. Die üppige Frau strahlte etwas aus, dasdie Mädchen erst dunkel ahnten und eines Tageskennen würden. Jetzt machte es sie scheu undverlegen.

Andrea starrte gebannt zu den großen Scheren-schnitten hin. Es waren sehr eigenartige, meister-hafte Arbeiten. Aus züngelnden, flackerndenRandornamenten wuchsen und wucherten orien-

talische und biblische Szenen. David schlug dieHarfe vor dem König. Salome tanzte im Netzihrer Schleier. Verhüllte Frauen trugen Krüge aufdem Haupt. Zweiggewirr voll phantastischer Vö-gel. Liebende, einander wollüstig umschlingend.Und dichtgedrängte Scharen geflügelter Engel.Unwiderstehlich angezogen, näherte Andrea sichden Kompositionen an der Wand.

„Schau, schau, Mirsky, — eine Kunstfreundin!"spöttelte der Rothaarige und wippte in den Pan-toffeln.

„Das ist — sehr schön", stotterte das Mädchenunsicher. „Das möchte ich auch können!" Derblasse Jüngling ergriff ihre Hände. Sie zuckte zu-rück, aber er hielt ihre Finger behutsam festund betrachtete sie aufmerksam. „Eine guteHand", sagte er. „Viele Wünsche werden dir er-füllt. Du bist nicht genügsam — vieles wirst dudir nehmen." Er berührte ihre Fingerkuppen,zeichnete die Linien in den Mulden ihrer Händenach. Seine Augen wurden seltsam blicklos. „Duwirst die Meere sehen — weihe Stadt im Morgen-grauen — die Kasbah . . . " murmelte er, „blindeBettler, die Augenhöhlen voller Schmeißflie-gen . . . " Er brach ab, seine Miene belebte sich wie-der. Unvermittelt lachte er, ein leises heiseresLachen, als machte er sich über das Mädchen lu-stig. „Es ist auch in deiner Hand — wie in derseinen", fügte er hinzu und wies auf den Silhouet-tenschneider und die Kunstwerke an den Wänden.Mit fremdartiger Aussprache rief die junge Fraudazwischen: „Ist, wie sagt er, Schalom weif) —er viel weih!"

Irgendwo schlug schleppend eine Turmuhr.Marianne stieß die Freundin an. „Wir kommenzu spät in die Stunde! Fräulein Schwarzbachwird wieder böse sein." Andrea schrak zusam-men. „Darauf hab ich ganz vergessen. Jetzt müs-sen wir gehen."

„Es ist zu spät. Geht heim!* sagte der blasseJude sehr bestimmt. Marianne schüttelte denKopf. „Aber wir müssen unbedingt hingehen!Wir müssen uns entschuldigen", und Andreanickte widerstrebend.

Der Bärtige zuckte gleichmütig die Achseln.„Ich führe euch hin — auf einem kürzeren Weg",erbot er sich. Die Mädchen grüßten und strei-chelten zum Abschied die Katze. Der Silhouetten-

Schneider blickte nur flüchtig von seiner Arbeitauf und grinste.

Ein Stockwerk tiefer bog der Begleiter derMädchen in eine Pawlatsche ein. An ihrem Endeöffnete er eine Glastür. Sie betraten einen Gang,den ein Lämpchen schwach und unwirtlich er-hellte. Es gloste unter einem altersdunklen Heili-genbild. Sie tappten Treppen hinab, quertenschmutzige Höfe, kellerdumpf riechende Durch-häuser, ein Gärtchen — kleine grünende Oaseim grauen Gemäuerlabyrinth. Andrea blieb ste-hen. „Sie wissen doch gar nicht, wo FräuleinSchwarzbach wohnt?" Wortlos schob er sie wei-ter, durch einen gewölbten Flur auf die Straße.Drüben — dort war das wohlbekannte Haus mitden Mansarden! „Kennen Sie das Fräulein?" frag-te nun Marianne verwundert. Er schüttelte mürrischden Kopf, wandte sich ab und ging grußlos zu-rück.

Die beiden Mädchen liefen die Stiegen zu desFräuleins Wohnung hinauf. Der Vorraum derdrei Dachwohnungen war wie immer fast dunkel.Doch aus Fräulein Schwarzbachs Zimmer drangsonderbarerweise ein gelber Lichtschein undstarker Duft von Wachs und frischen Blumen. DieTür stand einen Spalt breit offen. Das war sehrungewöhnlich. Inmitten des Wohnzimmers lagdas alte Fräulein aufgebahrt. Die Kerzen zu Häup-ten des Sarges flackerten auf, als die Mädcheneintraten. Auf einem Stuhl saf) eine fremdeFrau im schwarzen Kopftuch und betete leise.Dann hob die Frau den Kopf und flüsterte: „Sieist gestern.. . sie ist am Morgen nicht mehr auf-gewacht."

Hand in Hand, fest aneinandergeklammert,wagten die Mädchen kaum, auf das stille wäch-serne Gesicht zu blicken. Zum ersten Mal standensie dem unwiderruflichen Abschied gegenüber...

Erst auf dem untersten Treppenabsatz bliebenAndrea und Marianne stehen, umschlangen ein-ander, schluchzend vor Schreck und Verstörtheit.

Sie nahmen den Heimweg über die Karlsbrücke.Das Blau des Himmels über dem Laurenzibergund hinter dem Hradschin ward türkisgoldenund überirdisch — ein Barockhimmel. Andreablinzelte in seinen Glanz. „Weiht du noch, waser gesagt hat?" fragte sie abwesend. „Von derweisen Stadt. Das Meer . . . Woher wußte er, daf)— es zu spät war . . .?" Inge Thiele

Wann

wird

es

wieder

Ostern;

Wann wird es wieder Ostern?Wann weicht der Stein? Wann bricht der Bann?Wann gehen wir mit stolz erhobenem Gesichtdurch Heimatfluren und Osterlidit?Wann wird es sein? Glüht er noch einmal, der Osterschein?Wir kennen nicht Stunde noch Tag noch Gericht,doch wissen wir eines, o vergeßt es nicht:Solange der Bruder den Bruder schlägt,ihm listig die tückischen Schlingen legt,mit scheelem Blick der lauernde Neidjeden Größeren höhnt, näßt und verschreit,solange Parteien, Vereine und Normennach festem Schema die Menschen formen,solange wir Meister der Festreden sindund vergessen das eigene, erwachende Kind,die Seele der Frau und den flüsternden Mundder stillen Stund' im Herzensgrund,und ziehen nicht liebe und Geist in dir ein,geht es nur tiefer in den Karfreitag hinein.Und holst aus dir nicht Ordnung und Licht,von außen kommt die Erlösung nicht.Drum erheb' und erhöh' dich aus all dem Wahn,Beginn schon heute: Auf didi kommt es ani

Emil Hadina

Uas Xveidienberger odilo!}Die SdiloJjkapelle war ein „Schatzkästlein deutscher Renaissance"

Das rührige Geschlecht der Freiherren vonRedern, das von 1558 bis 1621 die HerrschaftenFriedland und Reichenberg besah und mit Tat-kraft und Umsicht zum Wohle seiner Untertanenwirkte, erbaute 1582 unter Christoph und Mel-chior von Redern auch das alte herrschaftlicheReichenberger Schlofj, das um 1587 vollendetwurde. Die Gattin des Türkenbesiegers Melchiorvon Redern, Katharina, geb. Gräfin Schlick, legteam 12. Mai 1604 den Grundstein zu der ur-sprünglich für den evangelischen Gottesdienstbestimmten, gotischen Schloßkapelle und beauf-tragte mit deren Bau den Zittauer ArchitektenArkon, der das Gotteshaus in den Jahren 1604bis 1606 errichtete.

Die gegen Norden an den massigen Bau desSchlosses angefügte Kapelle ist berühmt durchdie prachtvollen Holzschnitzarbeiten aus dem17. Jahrhundert und wird „als ein Schatzkästleinder Kleinkunst deutscher Renaissance" betrachtet.Besonders der Hochaltar ¡st ein Meisterwerk derHolzschnitzkunst, ebenso das Schnitzwerk desherrschaftlichen Oratoriums. Die Namen der Mei-ster, die diese Kunstwerke schufen, sind unbe-kannt geblieben. Einige Jahre lang beherbergtedie Schlofjkapelle auch die Haindorfer Gnaden-statue „Mater Formosa". Katharina von Redernhatte die „schwarze Maria", wie sie dasGnadenbild nannte, nach Reichenberg in dieKapelle überführen lassen, um damit ihremVerbot der Wallfahrten nach Haindorf mehrNachdrude zu verleihen.

Am 2. Mai 1615 wurde das stolze Redern-schloß durch Feuer zerstört, wobei die Kapelfemit der „Mater Formosa" wie durch ein Wunderunversehrt blieb. Die bei ihren Untertanen ge-fürchtete Schlofjherrin soll diesen Umstand alseinen Fingerzeig von oben gedeutet haben,denn sie befahl: „Schafft mir die schwarzeMaria nach Haindorf zurück!" Außer der Kapelleist auch der Turm ein Oberrest des alten Schlosses,

mit dessen Wiederaufbau noch im Jahre 1615begonnen wurde. Die Freifrau selbst starb am29. Juli 1617 in Reichenberg. Ihr Leichnam wurdein der Schloßkapelle aufgebahrt und später nachFriedland überführt, wo er an einem unbe-kannten Ort bestattet worden ist.

Nachdem der letzte Schloßherr der Redern,Christoph II., wegen seiner Beteiligung am böh-mischen Aufstande 1621 auher Landes flüchtenmuhte und seiner Güter verlustig ging, kaufte1622 Wallenstein für 150.000 rheinische Guldendie vom Hofe konfiszierten Herrschaffen Fried-land und Reichenberg. Der Feldherr weilte am2. Juni 1628 persönlich in Reichenberg, wo ermit dem Grafen Collalto wichtige politische undmilitärische Angelegenheiten besprach. Nach derErmordung des Herzogs fielen dessen nord-böhmischen Güter als Geschenk des Kaisers anden Generallieutenant Mathias Graf Gallas, derzum Sturz Wallensteins beigetragen hatte undauch dessen Nachfolger im Oberkommandowurde.

Im Winter 1639/40 tauchte auch noch einmalfür kurze Zeit der vom Kaiser geächteteChristoph II. von Redern im Reichenberger Schloßauf und erhielt von dem Feldherrn Baner im Na-men des schwedischen Königs die HerrschaftenFriedland, Reidienberg und Seidenberg wiederzu eigen. Doch muhte er, als im Frühjahr 1640die schwedischen Truppen Böhmen verliehen,erneut flüchten und starb um 1642 in der Ver-bannung in Polen.

Unter den Grafen Gallas und Clam Gallas,die sich in der Besifzfolge ablösten, erfolgtennoch mehrere Zu- und Umbauten des Schlosses.Der Graf Christian Philipp von Clam Gallaserweiterte dieses 1773 durch den Anbau einesneuen Flügels, des sogenannten Gartenschlosses,das 1779 vollendet wurde. Den letzten grohenUmbau nahm in den Jahren 1785/86 der ausGrottau gebürtige, bedeutende sudetendeutsche

Baumeister Johann Joseph Kuntze vor, durch dendas alte Schlofj der Neuzeit entsprechend umge-staltet wurde. Auch der prächtige Schloßparkentstand in jener Zeit. Am 30. Juni 1766 über-nachtete Kaiser Franz Josef II. in dem herrschaft-lichen Schlosse, als er Reichenberg besuchte, undauf den Tag genau 100 Jahre später, am 30. Juni1866, schlug als ungebetener Gast König Wil-helm von Preufjen sein Hauptquartier in dem-selben auf.

Eine weitere Erneuerung und Verschönerungdes Schlosses hatte in den Jahren 1850 bis 1854Graf Eduard Clam Gallas durch den WienerBaumeister Ferstel vornehmen lassen. Graf EduardClam Gallas, ein kühner Offizier und Stratege,der sich als kaiserlicher Generalfeldmarschall inmehreren Feldzügen auszeichnete und späterKommandant des 1. österr. Armeekorps in Pragwar, wohnte nach der unglücklichen Schlacht vonKöniggrätz eine Zeitlang auf seinem Schlosse zuReichenberg. Danach wurden die meisten Räumedesselben als Beamtenwohnungen benutzt. Derletzte Besitzer war der volksfreundliche GrafClam Gallas, dem das Schlofj nach 1918 ent-eignet wurde. Nach dieser Zeit diente es als Sitzder staatlichen Forst- und Güterdirektion fürNordböhmen. Erhard Krause

Uer andere

StifterWir sind des Glaubens — weil es uns in den

Schulen so gelehrt wurde und weil wir es ausseinen Werken zu erkennen meinen —, AdalbertStifter sei Zeit seines Lebens ein stiller, ernsterMann gewesen, der blofj seinem Berufe, seinerKunst und seinen mitunter absonderlichen Schrul-len gelebt habe. Wohl haben wir aus seinerWiener Studentenzeit eine Selbstbiographie undauch aus späteren Tagen authentische Mitteilun-gen, doch wird deren humorvolle Seite von denangeblichen seelischen Leiden Stifters um seine„einzige wahre Liebe" zu der Friedberger Lein-wandhändlersfochter Fanny Greipl verdüstert.

Dafj dem nicht so war, beweist schon dieTatsache, dafj Stifter als Student nicht blofj überseinen Büchern sah, sondern auch an den damalsüblichen „Bürgerbällen" teilnahm und zwar, wienachstehendes, im Februar 1825 entstandene Ge-dicht beweist, in ausgiebiger Art:

Morgens nach dem BalleNun, so bist du auch entschwunden,Kurze, himmelvolle Nacht!O wie leicht sind deine StundenUnd wie lustig durchgemacht.Alle Wesen, die da leben,Weckt der Morgen aus der Ruh.Uns kann er nun Ruhe geben,Unsre Augen schließt er zu.O wie selig will ich träumen,

'Atîès wlir ich" Wiedersehn,Wieder mich in hellen Räumen,Mich in lieben Armen drehn.Wie getragen, Mädchen, schwebteIch an deinem Herzen hin,Eine jede Pulse bebte:Liebe, liebe TänzeriniWieder will ich dich umschlingenIn des Traumes PhantasienUnd durch süfjes FlötenklingenFliegen wir im Tanze hin.Doch durch meine Fenster blinketSchon aufs Bett das Morgengold —Und das matte Auge sinket —Gott der Träume sei mir hold!

Schon während der Gymnasialzeit scheint Stif-ter seine Erfahrungen in Herzensangelegenheitengemacht zu haben, denn als er im Juni 1826nachstehende Gedichte unter dem Titel „Der ersteKufj" schrieb, galt seine Zuneigung nicht blofjeiner, und die damals kaum achtzehnjährigeFanny Greipl stand ihm nodi lange nicht so nahe,wie behauptet wird. Stifter hatte als lebenslu-stiger Student und als gesuchter Hauslehrer inFreundeskreisen und bei seinen Gönnern zwei-fellos auch Damengesellschaft gefunden; daß eshiebei an harmlosen Geschehnissen nicht gebrach,zeigen nachstehende Gedichte aus seiner Feder:

a) BrünetteAls, noch empört vom wilden TanzeRebellisch jede Pulse sprangUnd aus des Auges schönem GlänzeDas leuchtende Vergnügen drang,Als noch mit ungestillten WellenDer aufgescheuchte Busen schlug:Da wagten die berauschten SeelenAuf einmal ihren Riesenflug.Verlangend hielt ich sie umwunden,Ihr Auge senkt in meines sich —Zwei Lippen, glühend heiß empfunden —O Laura, Laura — küßtest mich!

b) BlondineMüh dich nicht, es hilft kein Widerstreben,Diese Arme halfen dich zu fest.Willst du, Luise, einen Kuß mir geben —Nun — so ist des Kerkers Band gelöst.Wie, du schweigst, du zitterst, willst erblassen?Blicktest, Mädchen, mich so bittend an? —Nun, ich will dir ja den Kuß erlassen, —Wenn nicht Liebe ihn gewinnen kann. —Und er läßt die Arme traurig sinken —Und das Mädchen schaut ihn liebend an,Sieht in seinen Augen Tränen blinken,Zittert heftig — küßt ihn — und entrann.

So gibt der junge Stifter in seiner Gelegen-heitslyrik sich selbst und zeigt darin, daß aucher es verstand zu leben und über die Alltags-sorgen hinwegzugehen.

Fritz Huemer-Kreiner

12. Jahrgang / Folge 7Vom 8. April 1966

Page 6: P. b. b. Erscheinungsort Linz Münchner Abkommen ad … · Der Fall Katharina Wohlschlager ist der dritte Fall, in dem das Verwaltungsgericht ... und Schellhaus sowie Bundesvertriebenenmi-nister

6 D A S L E B E N I N D E R L A N D S M A N N S C H A F T

Wien. NO.. Bgld

Riesengebirge in Wien

wiedergewählt. Einstimmig wurde beschlos-sen, den MitgliedsbeitragS 3.50 zu erhöhen, um diewichtigstes und unentbehrliches Sprachrohr

Unsere diesjährige Frühlingsfahrt wird unsvon S 3.— auf in das schöne und interessante südliche Bur-Sudetenpost" als genland führen. Es ist ein äußerst reichhalti-

ges Reiseprogramm vorgesehen. Restliche An-

Oberösterreich

der Volksgruppe entsprechend stützen zu kön- meidungen beim nächsten Heimatabend. Der Mährer und Schlesier

Die letzten zwei Monatsversammlungen wie-sen einen erfreulich guten Besuch auf. In derHauptversammlung im März wurden die Be-richte des Obmannes Rührl und des KassiersHoffmann mit Befriedigung zur Kenntnis ge-nommen. Rechnungsprüfer Dr. Karl Seidel

Abg. Machunze sprach anschließend über dieunverständliche Entscheidung des höchstendeutschen Bundesgerichtes, wonach eine Über-siedlung von Heimatvertriebenen von derBundesrepublik Deutschland nach Österreichnicht als Auswanderung im Sinne des Lasten-ausgleichsgesetzes anzusehen sei, da auch

Fahrpreis wird sich wie immer in erträglichenGrenzen bewegen.

SalzburgWir erinnern unsere Mitglieder, daß am

16. April um 19.30 Uhr im Blumauerstüberlunsere Hauptversammlung stattfindet. Wirersuchen um vollzähliges Erscheinen. Nachder Versammlung gemütliches Beisammen-sein.

Unserem Obmann, Ing. Brauner, wurde fürDer nächste Heimatabend findet am 15. Mai

um 16 Uhr im' „Harrer-Saal", Ign.-Harrer-berichtete, daß die Kassaführung in vollster österreidTzum deutscite'ñsprach^'und'kuitur1- s t r a ß e 9> verbunden mit einer Mütterehrung, seine 40jährige Mitgliedschaft beim Turner-Ordnung befunden wurde und beantragte für kreis gehöre. e+o+t -rari*. wHon ei/*, /HO^K. TV,« «Í,, »,-««« K,,«H A~~ T , , « , « ^ » , ™ * » « 4„ r±^-\A" „ö^nö_

Bund der Erzgebirgerden Kassier Dank und Entlastung. Ebensowurde dem gesamten Vorstand der Dank fürdie erfolgreiche Arbeit im abgelaufenen Ver- _ _ ^ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _eins jähr ausgesprochen und die Vereinsleitung ~ Z ~"~ . ,einstimmig wiedergewählt. — Im Frühjahr ° i r - Ernanuel Steinberger, Inhaber der Por-soll wieder ein Autobusausflug veranstaltet Üfüfí™?™f ^ l " ^ ? ^ 1 1 1 ^ ? 6 ^ i n „ . W i e n ' _ E h "werden. Die nächste Versammlung findet am9. April statt.

I Böhmerwaldbund

Der Heimatabend am 27. März wurde ,vonObmann Hintermüller durch herzliche Begrü-

Bundes in Wien, wurdezum Kommerzialrat ernannt.

Bruna in Wien

Im Sinne der Vereinssatzungen findet diediesjährige ordentliche Jahreshauptversamm-

ßungsworte und von Dir. Bosek-Kienast mit )?** am Samstag dem 16. April 1966 im gro-ßen Saal des osterr. Gewerkschaftsbundes,dem Kernstock-Gedicht „Heimat" eröffnet.

Lm. Beckert wies in seinen Worten auf un-sere Aufgaben als Österreicher, aber auch alsWahrer des Kulturgutes unserer verlorenenHeimat hin. Obmann Lindinger hob die ver-dienstvolle Tätigkeit des Kustos Ing. Kufnershervor, der viele Stunden dem Sortieren derMuseumsgüter liebevoll widmet. Seinem Auf-ruf nach weiterem Zusammentragen heimat-licher Erinnerungsstücke folgten Herr undFrau : Kramer augenblicklich, indem sie einVeteranenfahnenbild aus Meinetschlag über-

Wien 9, Theresienstraße 11, statt. Beginn um16 Uhr. Alle Mitglieder sind dazu eingeladen.Um bestimmtes Erscheinen wird ersucht. FreieAnträge und Wahlvorschläge müssen laut§ 10 der Vereinssatzungen spätestens 3 Tagevor dem Abhaltungstermin der Vereinsleitungschriftlich bekanntgegeben werden.

Grulich

Beim Heimatabend am 27. März wurde unser

statt. Wir bitten, sich diesen Tag für einenBesuch freizuhalten. Das Programm wirdheuer zum Großteil von den Kindern unsererMitglieder bestritten, und es ist erwünscht,Anmeldungen und Anregungen für Vor-träge rechtzeitig der Geschäftsführung be-kanntzugeben, die diese mit Dank entgegen-nimmt.

Das 17. Grenzland- und Heimattreffen inGroßgmain findet heuer etwas früher statt,und zwar schon am 22. Mai. Das Programmsieht wieder einen Festgottesdienst in derdortigen Marienkirche um 9.30 Uhr vor, an-schließend Festmarsch zum Mahnmal amLindenplatz. Die Festrede hält Lm. Dr. WalterSchindler, Salzburg. Wir bitten alle unsereMitglieder und Landsleute, sich diesen Tag

das „Turnerabzeichen in Gold" verlie-hen. Landsmann Brauner ist Mitglied desTurnvereins „Neue Heimat" und hat sich umdie Gründung dieses Vereines sehr verdientgemacht. Wir beglückwünschen LandsmannBrauner und wünschen ihm noch viele Jahreersprießlichen Wirkens um die körperlicheErtüchtigung.

Bruna-Linz

Unsere Hauptversammlung fand am19. März statt. Nach herzlicher Begrüßung derAnwesenden durch den zweiten und ge-schäftsführenden Obmann, Lm Bretfeld, ver-lasen Kassier und Schriftführerin ihreRechenschaftsberichte. Den Bericht der schwer

freizuhalten, und sich nach Möglichkeit zahl- erkrankten Sozialreferentin, Lmn Bsirsky,reich an diesem Heimattreffen zu beteiligen, verlas die Schriftführerin. Lm Bretfeld bittet,

Frau Bsirsky herzliche Grüße und gute Wün-sche zur Genesung zu übermitteln.

Es ist uns eine besondere Freude und einHerzensbedürfnis, unseren treuen Mitgliedern,Lmn. Prof. Johanna Strohschneider zur Er- Die Bitte des Obmanns, Lm Rügen, wegenreichung des 85. und Lmn. Maria Schwanig Überlastung von seiner Wiederwahl abzu-

reichten, das der Vater mit nach lieber Senior, Oberbaurat Dipl.-Ing. I. Neffe,

zur Erreichung des 80. Lebensjahres, die alier-innigsten Glückwünsche zu übermitteln. Mö-gen ihnen noch viele, viele Jahre in geistigerund körperlicher Frische vergönnt sein!

Weitere herzliche Geburtstagswünsche er-

sehen, wurde berücksichtigt. Der Wahlvor-schlag wurde einstimmig angenommen. Es er-scheinen gewählt: als Ehrenobmann mit Sitzund Stimme Ing. Rügen, Obmann IngenieurEhrenfeld, 1. Stellvertreter und geschäftsfüh-

reiunien, aas aer »¿janrige vaier m« naca neu« oeiuoi, woeroauraj jjipi.xng i. neue, e p h

Österreich genommen hat. Herr Beckert sprach anlaßlich semes 95. Geburtstages besonders g*fn Idaa Oberforstrat render Obmann Bretfeld, 2. Stellv. Peters, Kas-von dem Vorhaben des Böhmerwaldbundes,für den Böhmerwalddichter Rudolf Witzanyeine Gedenktafel in Offenhausen bei Welserrichten zu lassen. Autobusse • werden am19. Mai die Landsleute zur Feier bringen, dieMeldungen sind schon jetzt abzugeben.

Unser nächster Heimatabend findet amSonntag, dem 24. April, um 17 Uhr statt.

Bei der Hauptversammlung des Verbandesder Böhmerwäldler in Oberösterreich amPalmsonntag im „Weißen Lamm" in Linzkonnte Verbandsobmann Hager, welchemkürzlich das goldene Ehrenzeichen des Bundes-verbandes der Böhmerwäldler verliehenwurde, als Ehrengäste den wiedergewähltensudetendeutschen Abgeordneten zum National-

geehrt. Bereits am 21. März waren der HerrPfarrer von St. Margarethen, der Bezirks-vorsteher und ein Beamter der Pensions-anstalt der Bundesbahnen zum Glückwunschin der Wohnung des Jubilars erschienen. DerBezirksvorsteher überreichte ein Glück-wunschschreiben und ein Ehrengeschenk desHerrn Bürgermeisters von Wien. Mögen un-serm lieben Oberbaurat noch weitere Jahreeines beschwerdefreien und abgeklärtenLebensabends beschieden sein! AufrichtigesBedauern hat ein Unfall von Lmn. JosefineKüssel ausgelöst. Wir wünschen ihr baldigeGenesung. Frau Fachlehrerin Spittaler er-freute uns mit der Vorführung auserlesenerFarbdias von ihrer Sommerréise nach Hol-

Dipl.-Ing. Ernst Lenk, Olga Kaes, AntoniePosselt, Luise Wenusch, Rudolf Wauschek,

sier Marischier, Stellvertr. Steinbach, Schrift-führer Wagner, Stellvertreter Herdin, Sozial-

Grete Liessier, Fritz Kimmel, Berta Baum referentin Bsirsky Beirate: Bautschek, Pro-

rat, Erwin Machunze, sowie die Vertreter der l a n d - M i t begnadetem Blick für bauliche undvielen Heimat- und Ortsgruppen begrüßen.Nach dem Totengedenken durch EhrenobmannMichael Wollner gab Obmann Hager den Re-chenschaftsbericht, aus dem die rege Tätigkeitder Verbandsleitung, vor allem im Interesseeiner Verbesserung rter grTitgr:h5^^g|ingBlflistun-gen sowie Milderung verschiedener Härten,die Vorbereitung und Planung zahlreicher Ver-anstaltungen, die Betreuung alter, bedürftiger

nehmen war. Erfreulich ist, daß die durch Toderfolgten Mitgliederverluste durch den Beitrittvieler Jugendlicher ausgeglichen wurden. DerKassabericht des Kassiers Fischbäck zeugtevon einer mustergültigen Gebarung. Für seineVerdienste wurde ihm das goldene Ehrenzei-chen der Sudetendeutschen Landsmannschaftverliehen.. Lm. Langer berichtete über dieHauptversammlung des „Vereines der heimat-treuen Böhmerwäldler" in Waldkirchen. Der

landschaftliche Schönheit und Eigenart hat sieihre Bilder erfaßt und uns ihre Fahrt gleich-sam nacherleben lassen, wofür ihr mit leb-haftem Beifall gedankt wurde.

Bei unserer Besuchsfahrt ins MissionshausSW Gabriel bei Mödling ana 19.: März wurdenwir von Professor Lm. DDr. Böhm empfangen,det* ttns'euch-eine Führung dtnreh -das reit*-haltige ethnographische Museum und durchdie prächtige Kirche ermöglichte. Anschlie-ßend saßen wir mit unsern Modlinger Lands-leuten Prof. Umlauf und Frau, dem Präsi-denten der Apothekerkammer Dittrich, dessenTochter Frau Mag. Erika Dittrich und einerFreundin aus Neutitschein, Frau DirektorWinkler, Frau Dr. Hanisch und Frau Wallnergemütlich beisammen. Den drei Frauen,welche unser Treffen so umsichtig vorbereitethaben, gebührt unser herzlichster Dank.

In die ewige Heimat sind eingegangen:Frau Alice Dittrich am 22. Jänner, Frau Marie

und Antonia Hallas.Wieder wurde uns ein treues Mitglied durch

den Tod entrissen: Lmn. Elfriede Gaube,Schwester des Obersanitätsrates Dr. KonradGaube, verstarb am 26. März nach langem,schwerem Leiden. Wir werden unsere Lands-männin nie vergessen!

Geschäftsführerin Anni Leeb, die sichaußerstande sieht, für die zahlreichen Wün-sche, Blumen, Geschenke und Telegramme zuihrem 60. Geburtstag jedem einzelnen zu dan-ken, bittet auf diesem Wege ihren innigstenDank für die erwiesenen Aufmerksamkeiten,die sie hoch erfreut haben, aussprechen zudürfen.

Körnten4

Die Sudetendeutsche Landsmannschaft inKärnten wünscht allen Amtsträgern u l H ^Mitgliedern ein recht frohes und gesundesOsterfeslW ' ^ H « THO3H T»3H

Klagenfurt

alte Vorstand wurde zur Gänze einstimmig p u S c h m a n n a m 29. Jänner und unser Ehren-mitglied Rudolf Kautzky am 6. Februar.Besonders schmerzlich berührt die GrulicherLandsleute der Tod unseres lieben FreundesKarl Mück, der als begabter Musiker demmusikalischen und gesellschaftlichen Lebenseiner Vaterstadt eine persönliche Prägungverliehen hat. Von den unvergessenen Totennahmen wir durch Entsendung von Abordnun-gen Abschied.

Vorläufiges Programm desSudetendeutschen Tages

Freitag, 17. Juni11.00: Festliche Eröffnung und Europa-Feier-

sfunde16.30: Feierstunde zur Verleihung des Kultur-

preises 1966 und Festliches Kammer-konzert (Köckert-Quartetf)

20.00: Gedenkstunde zum „Tag der deutschenEinheit" im Deutschen Museum mit an-schließendem Fackelzug zum Marien-platz und Kundgebung vor dem Rat-haus. Veranstalter: Kuratorium „Unteil-bares Deutschland" gemeinsam mit derSudetendeutschen Landsmannschaft

Samstag, 18. Juni9.00: Wirtschaftstagung

10.00: Erziehertagung11.00: Akademische Feiersfunde des Arbeits-

kreises Sudetendeutscher Studenten15.00: Amtsfrägertagung19.30: Volkstumsabend der Sudetendeutschen

JugendSonntag, 19. Juni8.30: Gottesdienste

10.00: Hauptkundgebung

PROGRAMMDER SUDETENDEUTSCHEN JUGEND

Freitag, 17. Junibis12.00: Anreise und Aufbau des Zeltlagers auf

der Theresienwiese14.00: Musische Wettkämpfe20.00: Gedenkstunde zum .Tag der deutschen

EinheitSamstag, 18. Juni10.00: Sudetendeutscher Jugendtag im Dante-

Stadion, Sportwettkämpfe14.00: Bunter Jugendnachmittag19.30: Jugendabend in der Kleinen Kongreß-

halleSonntag, 19. Juni8.00: Jugendgottesdienst

10.00: Teilnahme an der Hauptkundgebung

Die Jahreshauptversammlung wurde am26. März 1966 im Vortragssaal IV der Ar-beiterkammer in Klagenfurt abgehalten. DerRahmen war etwas sachlicher, aber nichtweniger herzlich als die Jahre zuvor imGastlokal „bei Tischen".

Der Besuch durch unsere Landsleute war,wie unser Obmann Lm. Puff in seiner Redefeststellte, gut. Er konnte auch unserenLandesobmann, Prokurist Tschirch begrüßen,der es in Begleitung seiner Gattin nichtversäumte, seine „Klagenfurter" aufzu-suchen. Der Bezirksobmann berichtete überdie Tätigkeit der Bezirksgruppe im ver-gangenen Jahr, die Veranstaltungen, Ge-

Troppau

Sonntag, den 17. April, findet um 16 Uhrim Restaurant Kührer, Wien 9, Hahngasse 24,die Hauptversammlung unserer Heimat?-gruppe statt Dafür entfällt wegen der Oster-feiertage unsere Monatszusammenkunft am10. April. Unsere Muttertagsfeier wird am2. Sonntag im Mai abgehalten. Wir bitten umVormerkung!

Die Einladungen zur Hauptversammlungsind satzungsgemäß an alle Mitglieder er-gangen. Wahlvorschläge sind rechtzeitig anden Schriftführer zu richten.

Jauernig - Weidenau

Unser Schicksal darf nicht in Vergessenheitgeraten. Dafür müssen unsere Nachkommensorgen. Deshalb gehört das

Sudetendeutsche Weißbuchin jede sudetendeutsche Familie — es sollteallen unseren Kindern und.Enkeln mit auf denLebensweg gegeben werden. Auch wenn sieheute noch wenig Lust zeigen, in diesen Doku-menten zu lesen. Das Interesse für dös Schick-sal ihrer Vorfahren kommt.

Bestellungen (ohne Nachnahme und portofrei)für das Sudetendeutsche Weißbuch — Doku-mente zur Austreibung der Sudefendeutschen(590 Seiten, Leineneinband, S 130.—) sind zurichten an:

EUROPA-BUCHHANDLUNGPostfach 284

• 8 München 23

Bei der Hauptversammlung am 12. März er-stattete NR Machunze einen beifällig aufgenom-menenen Bericht über alle derzeit wichtigenFragen unserer heimatvertriebenen Lands-leute. Nach den Berichten der Sachwalterwurden diese einstimmig wiedergewählt undzwar als Obmann: Ing. Herbert Utner, alsStellvertreter: Komm.-Rat Hans Knotig, alsSchriftführer: Lm. Czeschner und als Kassier:Viktor König. Anschließend erfolgten humo-ristische Vorträge mit Liedern durch DeliaCarsten und Toni Eichberger.

Unser Autobus-Frühjahrsausflug findet amSamstag, 7. Mai, ab Westbahnhof, nach demschönen Thayatal statt.

Mährisch-Trübau

12. Jahrgang / Folge 7Vom S. April 196«

Trotz ungünstiger Witterung hatte sich zumMärz-Heimatabend eine große Zahl yon Lands-leuten eingefunden. Nach der herzlichen Be-grüßung und dem Gaulled gedachte der Ob-mann des nach langem Leiden verstorbenen

meinschaftsreisen, Heimatabende, Vorträgeund die gelungene Gedenkstunde des Lan-desverbandes im Stadttheater und schließ-lich über die Weihnachtsfeier und den „Su-detenball". Den Kassabericht legte Lm. Schu-bert vor. Er wurde zur Kenntnis genom-men und ihm und dem Vorstand die Ent-lastung erteilt.

Die Neuwahlen führte Landsmann Höhneldurch, er ließ über den Wahlvorschlag, derpraktisch keine Aenderung in der Zusam-mensetzung enthielt, abstimmen. LandsmannHöhnel versäumte es nicht, die hohen Ver-dienste, die sich unser Obmann und Lands-mann Schubert in den langen Jahren ihrerTätigkeit erworben haben, mit herzlichenWorten zu würdigen, was einen lange an-dauernden Applaus der Versammelten aus-löste. In den neuen Vorstand ziehen ein: alsObmann Lm. Hans Puff, als sein Stellver-treter Ing. Richard Kucharz, und Lm. Schu-bert, der schon in 14 Vereinsjahren bewährteHauptkassier der Bezirksgruppe.

Den Schluß der Versammlung bildete einVortrag, den der Präsident des Oesterreichi-

chaska, Dostal und Ing. Rühr jun. Kassen-prüfer Ing. Rühr sen. und Ing. Diera.

Der neu gewählte Obmann, Ing. Ehren-berger, sagte, es ehre ihn, zum Obmanngewählt worden zu sein, bat jedoch um Ent-schuldigung, wenn er den Beginn der Sitzun-gen nicht immer einhalten können wird, dasein Beruf das oft nicht zulasse. Er bat denscheidenden Obmann um seine Hilfe, damit erin seinem Sinne die Bruna weiterführenkönne. Dann erteilte er Lm Hager, dem Ob-mann der SLOÖ, das Wort zu seinen Aus-führungen, die mit großem Beifall aufge-nommen wurden. Lm Hager begrüßte denneuen Obmann, dankte dem scheidenden, demalten und neuen Vorstand übermittelte erGrüße der Landesleitung. Er bat, weiter zu-sammenzuhalten und zu arbeiten. Viele fra-gen, ob denn die Landsmannschaft nach20 Jahren Vertreibung noch Berechtigung und:^iW^öt.si^jpibPHe •% dfä^wprtete. Durchihre Arbeit hat diese schwi sehr viel* erreicht.

^ Ö W a ^ ^ a * Durch Vor-sprachen, Eingaben und Klagen wird darangearbeitet, Lastenausgleich und Entschädigungim selben Ausmaße zu erwirken, wie es inDeutschland der Fall ist. Dort arbeitet derBdV daran, hier müssen das die Landsmann-schaften tun.

Er fordert die Staatspensionisten und Wit-wen deutscher Staatsangehörigkeit auf, ein-zureichen, wenn sie durch Krankheit undUnglücksfall oder durch Erwerb einer neuenWohnung in Not geraten. Sie bekommen danneinen Zuschuß.

Dann spricht Lm. Schebesta, der Organisa-tionsleiter der SDLÖ. Die Lücken, die der Toduns gerissen hat, können leider nicht gefülltwerden, wenn die Mitglieder nicht durchWerbung zum Besuche der Heimatabendemithelfen. 1945 sollte für alle Deutschen dasEnde sein. Aber es kam anders, die Deutschenhaben sich in der Welt wieder einen beacht-lichen Platz errungen. Sie haben sich einegute Währung geschaffen und können auchanderen helfen. Wir sollen nicht murren,-daßdie Mitgliedsbeiträge erhöht wurden, da diesenotwendig sind, um alle Verhandlungen undVorsprachen abhalten zu können, die uns un-ser Recht bringen sollen. Auch die „Sudeten-post", das einzige Organ der Vertriebenen,muß unterstützt werden, damit sie uns erhal-ten bleibt.

Ehrenobmann Ing. Rügen bedauerte, daßdie Jugend nicht in unseren Reihen zu findenist und nur wenige sind, die die Ver-antwortung tragen wollen, so daß wir nahedaran sind, unsere Heimat nochmals zu ver-lieren. Unsere Reihen lichten sich, 32 Totehaben wir bereits zu beklagen, deren Gedan-ken gewiß in ihrer letzten Stunde in deralten Heimat weilten. Wer wird einst unsereGräber pflegen, wenn wir nicht mehr sind?Da kam uns der Gedanke, eine würdigeGedenkstätte für unsere Toten zu schaffen, diedie Erinnerung an unsere Heimat und unsereToten beinhalten soll. Lm. Rügen macht denVorschlag, in der Maximiliankirche auf demFreinberg eine Tafel errichten zu lassen. AmTage des Todesmarsches und zu Allerheiligensollen sich dort die Brünner zu einer Toten-messe zusammenfinden. Lm. • Rügen ersuchtden neuen Vorstand, sich seinen Vorschlag zueigen zu machen. Er will weiter als ihr „Opâ"die Vereinigung nicht im Stiche lassen undstets mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Kameradschaft des ehem. Südmähr.Infantrieregimentes Nr. 99 (Znaim]

Unsere letzte Monatszusammenkunft vom14. März stand gänzlich im Zeichen des jun-gen Bundesheeres, dessen Film- und Licht-bildstelle die beiden ausgezeichneten Filme"Unternehmen Fischotter", einen im interna-tionalen Wettbewerb preisgekrönten Ausbil-dungsfilm, sowie den Film „Bundesheer imKatastropheneinsatz 1965" zur Vorführungbrachte. In der Pause zwischen beiden Tei-len erläuterte Kam. Gmjr. a. D. Bornemannin eingehender Weise den Inhalt des erstenLm. Brislinger aus Mähr. Trübau, ebenso

März 1919 in ergrei- sehen Kneippbundes, Toni Kraus (Villach), Teilesfwobei er dem hohen Ausbildungsgradhielt.fenden Worten gedacht. aller an den großen Herbstmanövern des Vor-

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D A S L E B E N I N D E R L A N D S M A N N S C H A F T

jahres beteiligt gewesenen TruppenverbändenWorte des Lobes und der uneingeschränktenAnerkennung zollte.

Zu Beginn des sehr gut besuchten, lehrrei-chen und wissenswerten Abendes widmeteKf.-Dir. i. R. Wysoudil dem am 22. Februarvöllig unerwartet aus unseren Reihen geris-senen Kam. Obstlt. a. D., Josef Weiner, (69,Kapfenberg, Stmk.) tiefempfundene Worte eh-renden Gedenkens, in gleicher Weise dem Ka-meraden Franz Launek (90, Pfaffstätten, Nö)und dem Regimentstambour (1905—10) An-ton Unger (88, Klosterneuburg). Nächster Ka-meradschaftsabend ausnahmsweise (wegen desOstermontages) verschoben auf Mittwoch, den13. April, ab 19.30 Uhr, im Restaurant Da-schütz, Wien VIII., Stadtbahngebäude Josef-städter Straße. Wir ersuchen um vollzähligesErscheinen, da gleichzeitig die Jahreshauptver-sammlung mit Neuwahlen stattfindet.

I Sprengel Derfflingerstraße

Heimatabend am 9. April, Karsamstag —Blumauerstüberl. Die Landsleute werden er-sucht, zahlreich zu erscheinen.

haben sowie für Grund und Boden anzustre-ben, wozu der Art. V des Finanzabkommensdie Möglichkeit für weitere Verhandlungenoffenläßt. — Schriftführer Lm. Schmidt ap-pellierte an die Landsleute und gab ihnen zubedenken, daß doch nicht nur materielle In-teressen die Zugehörigkeit zur Landsmann-schaft ausmachen sollen. Als Schicksalsge-meinschaft, die unsagbares Leid ertragenmußte, tragen wir die Verpflichtung zum Zu-sammenhalt in uns. Er verwies dabei auf dieLandsmannschaften der Kärntner und Stei-rer, die so beispielhaft am Linzer Boden denGemeinschaftsgedanken pflegen.

Enns-Neugablonz

I Neue Heimat

Bei der Hauptversammlung am 20. Märzwurde durch Neuwahl der alte Vorstand fürein weiteres Jahr bestätigt. Im Hinblick aufdie erhöhte Ablieferungsquote wurde durcheinstimmigen Beschluß der Mitgliedsbeitragauf monatlich S 3.50 festgesetzt. Der LObm.Lm. Hager, von den Anwesenden herzlich be-grüßt, referierte über das Thema „Brauchenwir noch die Landsmannschaft?" Ausgehendvon den Schwierigkeiten, denen unsere Lands-leute unmittelbar nach der Vertreibung in so-zialer und arbeitsrechtlicher Hinsicht gegen-überstanden, die schließlich zum Zusammen-schluß und zur Gründung der Landsmann-schaft den Anlaß gaben, schilderte der Spre-cher das zähe Ringen, das die Landsmann-schaft in den folgenden Jahren um die wirt-schaftliche Eingliederung und rechtlicheGleichstellung führen mußte, bis zum Ab-schluß des Bad Kreuznacher Abkommens, daseine erste, wenn auch unbefriedigende, Ent-schädigung brachte, aber auch die Anrechnungder früheren Dienstjahre und damit eine Auf-besserung der Renten und Pensionen. Für dieAufgaben, die vor uns liegen, wird es des Ein-satzes der Landsmannschaft und deren Ver-treter in erhöhtem Maße bedürfen, betonteder Redner in seinen weiteren Ausführungen.Gilt es doch eine Entschädigung der Spargut-

Die Ortsgruppe hielt auch heuer am Vor-abend des 4. März eine schlichte, aber würdigeGedenkfeier am Ehrenmal der Sudetendeut-schen in Enns ab. Ihr schloß sich sodannein Vortrags-Abend im kleinen Saal der Enn-ser Stadthalle an. Nach einem Vorwort desKulturreferenten Lm. Corazza las der Autordes bekannten Porsche-Romans „Herr seinerWelt", Lm. Hugo Scholz, der interessiert lau-schenden Zuhörerschaft aus seinen Werkenvor und wurde durch ehrlichen Beifall fürdiese Lesung herzlich bedankt.

Unser Vorstandsmitglied, Lm. Hans Neme-cek sen., ist am 20. März ganz plötzlich, ohnevorher, krank gewesen zu sein, im Alter von71 Jahren verstorben. Der Familie seines Soh-nes Hans Nemecek, Enns, wendet sich dasherzlichste Mitempfinden aller zu, die den all-seits geachteten Landsmann kannten undschätzten. Die Ortsgruppe Enns wird ihrembewährten Mitarbeiter stets ein ehrendes Ge-denken bewahren.

Steiermark

Köflach

Bei der Jahreshauptversammlung begrüßteObmann Seidl besonders herzlich den Obmannder Bundesversammlung, Herrn MedizinalratDr. Prexl.

Dr. Prexl betonte, daß er immer wiedergern nach Köflach komme, weil er hier eineBezirksstelle vorfindet, die in bewunderns-werter Art die Initiative ergriffen hat undin ihrer Arbeit aktiv und nachahmenswertist. Er begrüßte vor allem das vorgeseheneTreffen mit unseren Giengener Landsleuten,

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20. Juni

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18. Juli

1. August

4. September

19. September

3. Oktober

17. Oktober

31. Oktober

14. November

28. November

Dezember

durch das Gruppen von Sudetendeutschen, diedurch Grenzen voneinander entfernt sind, zu-sammengeführt und durch den gemeinsamenHeimatgedanken verbunden werden.

In markanten Worten gab Dr. Prexl einenEinblick in die Forderungen der Landsmann-schaft, für deren Erfüllung wir weiter kämp-fen müssen. Wir müssen verhindern, daß dieapokalyptischen Verbrechen, die an uns be-gangen wurden, hinter eine Mauer desSchweigens gestellt werden. Der Redner ge-dachte dann des 4. März 1919, eines schwarzenTages für die Sudetendeutschen. Das Rechtauf Selbstbestimmung wurde uns nicht gege-ben und mit Gewalt verhindert. Dr. Prexlverwies auf die finanzielle Situation. Wir sinddabei, so gut wir können, unsere Landsleutein Deutschland, die im Bundestag sitzen, soweit zu bewegen, daß sie sich für unsere Sa-che einsetzen. Für uns liegt das Bad-Kreuz-nacher Abkommen am nahesten. Österreichwird bereit sein, eine weitere Summe zu be-willigen, und wenn dies geschieht, wirdDeutschland den aliquoten Teil dazugeben.Von dem Reparationsschadensgesetz warÖsterreich bisher ausgeschlossen, obwohl dieDeutschen aus der DDR einbezogen sind. Aberman will nun auch Westberlin einbeziehen.Wenn sie das tun, dann ist die bisherige Be-gründung, daß wir nicht ausgewandert, son-dern nur in ein Nachbarland übersiedelt sind,hinfällig. Im Rahmen des Bonn-GmundnerAbkommens können ab 1. März 1966 auch indiesem Rahmen Hilflosenzuschüsse gewährtwerden. Nach Vorlage der entsprechenden Un-terlagen werden monatlich Zuschüsse von 500bis 800 Schilling erteilt. Das sind eine MillionD-Mark, die der Rechtschutzverband heraus-geschlagen hat. Das gleiche gilt auch für dieHärtefälle nach dem Kreuznacher Abkommen.Der Kampf um den Lastenausgleich geht wei-ter. Je stärker wir in der Landsmannschaftsind, um so mehr kann erreicht werden.

Obmann Seidl dankte in herzlichen Wortenunserem verehrten Landsmann für seine zün-denden Worte.

Sodann verlas Schriftführerin Ldm. Mayerdas Protokoll der vorjährigen Hauptversamm-lung, das einstimmig genehmigt wurde, Ob-mann Seidl dankte ihr für die vorbildlicheArbeit im letzten Geschäftsjahr.

Es folgte der Bericht des Kassiers, und mitFreude wurde vermerkt, daß der Kassastandum mehr als 1600 Schilling höher ist als imVorjahr. Ldm. Peschel wurde der Dank fürseine vorbildliche Arbeit ausgesprochen.

Obmann Seidl erstattete den Tätigkeits-bericht für das vergangene Jahr.

Der Mitgliederstand hat sich von 101 auf 106erhöht. Es waren zwei Austritte und siebenNeueintritte zu verzeichnen.

Einstimmig wurde Ldm. Seidl zum Obmannwiedergewählt, auch der gesamte Ausschußin seiner jetzigen Zusammensetzung. Als zu-sätzliche Beiräte wurden für.die.Júgeñd£ruppedie ,-bejjdenJïe^ren j^entivogljp irn^. Hartmanngewählt. Obmann Séidl dankte in bewegtenWorten für die Mitarbeit und Treue des Aus-schusses.

Rottenmann - Liezen

Am Samstag, dem 26. März, fand in Liezen,im Hotel Fuchs, die Hauptversammlung derBezirksgruppe Rottenmann-Liezen statt. Ob-mann Ing. Stradai konnte pünktlich um 15Uhr die Versammlung eröffnen. Der Besuchwar gut. Als Gäste konnten der Landesob-mann Prok. Gleißner und Bezirksobmann Bil-bes aus Leoben begrüßt werden. Nach derBegrüßung und einem kurzen Totengedenkennahm die Versammlung einen flotten Verlauf.Unter dem Vorsitz des Landesobmannes wurdeder neue Ausschuß der Bezirksgruppe ge-wählt, der sich wie folgt zusammensetzt: Ob-mann Ing. Stradai, Liezen, Obmannstellver-treter Dipl.-Ing. Laier, Liezen, Kassier Thier-feld, Liezen, Schriftführer Frau Martha Vogel,Rottenmann, Kassaprüfer Frau Laier undLm. Vogel, Liezen. Anschließend an die Wahldankte der Herr Landesobmann dem altenAusschuß für sein Wirken und sprach die Hoff-nung für eine weitere gute Zusammenarbeitaus. Nach eingehender Diskussion über ver-schiedene aktuelle Fragen schloß die Ver-sammlung. Wir danken auf diesem Wegenochmals Landesobmann Gleißner und Bilbes,daß sie Liezen wieder einmal besuchten undhaben uns die Einladung nach Graz vorge-merkt.

wurde sie nach Ostdeutschland ausgesiedelt,floh von da nach Westdeutschland und nachÖsterreich, wo ihre Tochter lebt Wir wün-schen der von Schicksalsschlägen schwer ge-troffenen Landsmännin einen noch langen,zufriedenen Lebensabend.

Bad Aussee

Am Samstag, dem 26. März, fand in BadAussee, im Gasthof Sonne, die Hauptversamm-lung der Gruppe Bad Aussee statt. In Ver-tretung des nicht mehr in Bad Aussee wei-lenden Obmannes Brasse eröffnete der Be-zirksobmann von Liezen, Ing. Stradai, dieVersammlung, die leider sehr schwach be-sucht war. Als Ehrengäste konnten Landes-obmann Prok. Gleissner, Graz, und ObmannBilbes, Leoben, begrüßt werden. Bei gemüt-licher Tischrunde im kleinen Kreise wurdeberaten, wie am besten die Betreuung derMitglieder von Bad Aussee durchgeführt wer-den könnte, da kein Ausschuß mehr zustandekam. Es wurde nun einstimmig beschlossen,daß die Gruppe Bad Aussee in die Bezirks-gruppe Liezen-Rottenmann eingegliedert wird.Zur Unterstützung der Betreuung der BadAusseer-Mitglieder wurden Frau Erna Poppund Frau Ladstätter, beide aus Bad Aussee,gewählt. Wenn auch die Zusammenkunft et-was kurz war, möge sie der Auftakt weiterergemütlicher Zusammenkünfte sein, wofür sichder Obmann der Gruppe Liezen im Rahmendes Möglichen bereit erklärte.

Sonstige VerbändeHochwald

Heimattreffen am Ostersonntag, 10. April,18 Uhr, in der Gastwirtschaft Nigischer, mitEierpecken nach heimatlicher Sitte. —

In einem Teile des Klosters Hohenfurthwird das Postmuseum untergebracht werden.Der tschechische Gelehrte und SchriftstellerDr. Z. Winter verbrachte 17 Jahre hindurchseine Ferien in Heilbrunn bei Gratzen. In dennächsten Monaten wird der 120. Geburtstaggefeiert und eine Gedenktafel geschaffen wer-den. — Es starben: Herr Franz Welan, ehe-mals Hutmacher in Deutsch Beneschau, im75. Lebensjahre am 19. März und Frau Katha-rina Riedl, ebenfalls aus Deutsch Beneschau,80 Jahre alt, ferner Herr Spielauer von Leda-toi-Niedertag, Gratzen, 75 Jahre alt. — Die Bio-graphie Franz Langauers, Bürgerschullehrersund landwirtschaftlichen Schriftstellers, ge-bürtig aus Gratzen Nr. 3, ist erschienen undbeim Hochwald erhältlich.

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ßundesjugendtag 1966

Judenburg

Erscheinungstermine 1966Folge 8 am 22. April

Redaktionsschluß am 18. AprilFolge 9 am 6. Mai

Redaktionsschluß am 2. MaiFolge 10 am 20. Mai

Redaktionsschluß am 16. MaiFolge 11 am 10. Juni

Redaktionsschluß am 6. Juni

12. Jahrgang / Folge 7Vom 8. April 1966

SUDETENPOSTLinz, Goethestraße 63, Fernsprecher 27 3 69

Organ der Sudetendeutschen Landsmannschaftin Österreich (SLÖ) Eigentümer, Herausgeberund Verleger: Sudetendeutscher Presseyerein,Obmann Ing. Alfred Rügen. Verantwortlich fürden Inhalt: Gustav Putz, Linz. Alle Linz,Goethestraße 63.Druck: Druckerei und Zeitungshaus J. WimmerGesellschaft m. b. H. & Co., Linz, Promenade 23.Die Zeitung erscheint zweimal monatlich. Be-zugspreis vierteljährlich S 13.80. EinzelnummerS 2.50. Die Bezugsgebühr wird durch die Posteingehoben.Anzeigenannahme: Linz, Goethestr. 63 (27 3 69).Anzeigentarif: Im Textteil je mm Höhe und65 mm Breite 4.30 S, im Anzeigenteil je mm Höheund 32 mm Breite 1.90 S. Auflage kontrolliertEntgeltliche Einschaltungen im Textteil sinddurch P R gekennzeichnet.Postsparkassenkonto 73.493, Bankkonto bei derAllgemeinen Sparkasse in Linz, Konto 2813.

Wer sie durch die Straßen Judenburgs eilensieht, nie langsam, ja wer sie in den zweiGärten ihrer Kinder bei der Arbeit beobach-tet, glaubt eine junge Frau vor sich zu haben.Doch weit gefehlt — es ist die LandsmänninAgnes Spitzer, die am 31. März 1966 im Kreiseihrer Kinder und Enkelkinder ihren 80. Ge-burtstag feierte. Landsmännin Spitzer wurde1886 in Gießhübel-Sauerbrunn geboren undwar bis zur Übersiedlung nach Judenburg inAltkingberg-Eger wohnhaft. Zwei Tugendenzeichnen die Landsmännin besonders aus: IhrHumor und ihre Liebe zu den Bergen. Ofterfreute sie uns in den Heimatabenden mitihren saftigen Witzen, und heute noch unter-nimmt die 80jährige öfter im Jahr Wande-rungen bis in 1500 m Höhe, wo ein Schwieger-sohn ein Almhütterl besitzt. — Die Lands-leute der Bezirksstelle Judenburg wünschender allseits sehr Beliebten alles Gute und nochviele Jahre in Ruhe und Gesundheit.

Unsere besten Wünsche gelten der Lands-männin Thérèse Kraut, die am 10. April ihr65. Lebensjahr vollendet hat. Trotz ihresAlters ist sie noch sehr rüstig und hat dasmühevolle Amt eines Subkassiers übernom-men. Sie ist so das Bindeglied zwischen denLandsleuten und der Bezirksstelle und über-all wegen ihres gütigen und ausgleichendenCharakters sehr beliebt. In Biala geboren,

Am 26. und 27. März fand auf Ruinestein der Bundes jugendtag der Sudetendeut-schen Jugend statt Dem Antrag von UtzPohl, Niederösterreich, als Anerkennung fürseine Jugendarbeit zu einer eigenen Landes-gruppe zu ernennen, wurde stattgegeben. Esfolgte der Bericht des Bundesjugendführers,Othmar Schaner. Er berichtete, daß einebreitere Basis unserer Jugendarbeit bereitsErfolge gezeitigt hätte. Gerhard Zeihseidankte ihm im Namen der Jugend. Kassier-Stellvertreter Hubert Roglböck brachteden Kassabericht mit einem positiven Ab-schluß. Vor der Wahl wurde der Antrag aufEntlastung, Annahme und Dank für die bis-herige Bundes Jugendführung einstimmig an-genommen,

Neu gewählt wurden:Bundesjugendführer: Hubert Roglböck, 1110

Wien, Geiselbergstr. 27/16/13; Bundesjugend-führer-Stellvertr.: Karsten Eder, 1030 Wien,Hetzgasse 10; Bundesmädelführerin: Raut-gunde Spinka, 3100 St. Polten, Kremser GasseNr. 21; Bundesmädelführerin-Stellvertreterin:Elfi Krabatsch, 4843 Ampflwang, Volksschule;Bundesschriftführer: Dieter Stoschek, 1180Wien, Bischof-Faber-Platz4/Ia; Bundesschrift-führer-Stellvertreter: Norbert Fischer, 8700Leoben, Schillerstraße 27; Kassier: BerndZeihsei, 1020 Wien, Hollandstraße 10; Kas-sier-Stellvertreter: Uta Scharl, 5020 Salzburg,A.-M.-Gutenbrunnstraße 12; 1. Kassaprüfer:Inge Ratzer, 5280 Braunau, Stadtplatz 2;2. Kassaprüfer: Klaus E. Adam, 1190 Wien,Nußwaldgasse 4.

In seiner Antrittsansprache dankte der neueBundesjugendführer dem Bundes jugendtagund dem Wahlausschuß und gab eine kurzeUebersicht über das Programm der nächstenZeit. Bundesobmann Mjr. Michel betonte ineiner kurzen Rede sein Verständnis für dieJugend. Er sprach dabei einen Satz aus, derviel Beifall fand: Nur ein guter Deutscherkann ein guter Österreicher sein! Nach ihmergriffen auch der Bundesreferent für Organi-sation und Heimatpolitik, Fritsch, und der Se-kretär der Landsmannschaft, Konrad, dasWort.

Anschließend wurde dem Antrag GerhardZeihsels auf die Ehrenmitgliedschaft von Oth-mar Schaner einstimmig stattgegeben. Um22 Uhr bildete der gemeinsame Abschlußkreismit Zapfenstreich, gespielt von Otto Malik,im Hof der Ruine ein würdiges Ende. AmSonntag ging die neue Bundesjugendführungan die Arbeit. Es wurde ein Terminplan bisEnde 1966 erstellt. Zwei Veranstaltungen wer-den unseren ganzen Einsatz erfordern.

Mitte Mai: Grenzlandtreffen in Großgmainmit kleiner Sommerolympiade der Jugend;

17.—19. Juni: Sudetendeutscher Tag in Mün-chen.

Die weiteren ¡Punkte betrafen die Werbungund die Aufnahme der Sudetendeutschen Ju-gend in den Bundes jugendring. Dabei wurdenviele interessante Hinweise gegeben.