polierfähige polychrome kalksteine

1
EINFÜHRUNG Kalksteine werden seit der Anke bis heute poliert, um sie als De- koraonsmaterial in der Architektur und Raumgestaltung zu nutzen. Polierte Oberflächen können jedoch durch mechanische oder che - mische Beanspruchung vermaen. In der Regel wird dem mit einer Re-Politur entgegengewirkt. In dieser Bachelorarbeit wurde untersucht, wie eine solche Poli - tur die Steinoberfläche beeinflusst, zu wieviel Materialverlust diese führt und, ob eine Re-Politur aus restauratorischer Sicht zu vertre- ten ist. Zudem stellte sich die Frage, ob auf einen Vorschliff verzich - tet werden kann, um den Materialabtrag möglichst gering zu halten. Für die Herstellung der Untersuchungsflächen wurden drei Polier - miel anhand historischer Vorbilder ausgewählt. Polierfähige polychrome Kalksteine Restauratorischer Umgang mit verblassten, ehemals polierten Kalk - steinoberflächen Fachhochschule Potsdam | Bachelorstudiengang Konservierung und Restaurierung | Fachrichtung Stein THERESIENSTEINER KALKSTEIN Der Theresiensteiner Kalkstein ist eigentlich ein gut zu polierender Stein, trotzdem nahm die Probeplae durch die Re-Politur keinen Glanz an. Die Untersuchungen zeigen jedoch eine Abnahme der Rauheit und Enernung von Kratzern auf der Oberfläche. Zudem zei - gen die Glanzmessungen eine Maerung. Dies liegt vermutlich an dem altersbedingt gerin - gen Quarzgehalt der Steinplae und den dadurch geringer gebundenen Tonanteilen, die zu „schmierigen“ Eigenschaſten bei der Politur führen. Der Materialabtrag ist bei beiden Poliermieln etwa gleich und beträgt nach 10 Minuten ca. 2 μm, nach 30 Minuten ca. 20 μm Substanzverlust. ÖLANDKALKSTEIN Obwohl dieser Kalkstein nur als schwach polierbar deklariert ist, führte die Re-Politur mit Polierrot zu einem Glanz. Nach der Verwendung von Bimsmehl war kein Glanz festzustel - len. Bei makroskopischer Betrachtung der Politur mit Polierrot zeigt sich, dass die Muschel - bruchstücke (Aragonit, Mohshärte 4) stark an Glanz zugenommen haben, die Steinmatrix (Calcit, Mohshärte 3) nicht. Bei mikroskopischer Betrachtung unter Zunahme von Streiflicht ist ein Höhenunterschied zwischen den beiden Bestandteilen zu sehen. Daraus lässt sich schließen, dass die weichere Matrix ausgeschliffen, während die härteren Muschelbruch - stücke poliert wurden. Dies wurde durch die weiteren Untersuchungen bestägt. Deren Er - gebnisse zeigen gesegene Rauheitswerte und inhomogene Glanzwerte. Durch die Härte des Öllandkalksteins ist der Materialabtrag sehr gering (ca. 2 μm), sodass er mit der gewähl - ten Methode nicht genauer besmmt werden konnte. ERGEBNISSE Bei der Verwendung der einzelnen Poliermiel zeigten sich unterschiedliche Eigenschaſten. Während Polierrot gute Poliereigenschaſten auf - wies, eignet es sich aufgrund der färbenden Eigenschaſten eher für dunkles Gestein. Auch Tripel poliert gut, ist aber aufgrund seiner Feinheit sehr sanſt und die Verwendung zeitaufwendig. Bimsmehl ist zum Polieren zu scharang und ist daher eher zum Schleifen geeignet. Ein erfolgreiches Politurergebnis hängt von den Eigenschaſten des zu polierenden Gesteins ab. Das Poliermiel muss stets auf das Gestein abgesmmt sein. Vorversuche mit den Poliermieln sind daher unerlässlich. Zur Ergebnisbetrachtung und Feststellung der Oberflächengü - te des polierten Gesteins eignen sich neben der visuellen Betrachtung die Rauheitsmessung durch TraceIt und Glanzmessung miels Glanz - gradmesser. Der Versuchsauau zur Messung des Materialverlustes war durch die digitale Messuhr zu fehleranfällig. Präzisere Messungen wären durch eine Koordinatenmessmaschine innerhalb eines klimasierten, konstuierten Raumes möglich. Durch den geringen Material - abtrag ist eine Re-Politur mit den ausgewählten Poliermieln restauratorisch vertretbar. Muss aus ästheschen Gründen keine geschlossen glänzende Oberfläche hergestellt werden, kann zur Schonung der Substanz auf einen Vorschliff verzichtet werden. Bei den Poliermieln handelt es sich um Polierrot (Fe2O3), Bims - mehl und Tripel. Diese wurden auf zwei Kalksteinen, einem There - siensteiner Kalkstein (grauer Knollenkalkstein) und einem Öland - kalkstein (roter Muschelkalkstein) verwendet. Für eine aussagekräſtige Untersuchung mussten die so entstan - denen Resultate unter folgenden Gesichtspunkten betrachtet werden. Die opschen Veränderungen wurden makroskopisch und mikroskopisch beobachtet, das Glanzverhalten und die Ober - flächenrauigkeit mit entsprechenden Messgeräten (Glanzgrad - messer, TraceIt) ermielt. Zusätzlich wurde der Materialabtrag mithilfe eines selbst entwickelten Verfahrens mit einer digitalen Messuhr errechnet. Abb. 2: Das Mikroskopiebild des eingebeeten Polierrot zeigt eine deutliche Körnung. Für die Korngröße wurde ein Mielwert von 49,11 μm errechnet. Die Mohshärte liegt bei ca. 5,5 bis 6,5. Abb. 3: Mikroskopische Aufnahme der Bimsmehlsorte „Bimsmehl 0”, deren Korngröße als < 250 μm angegeben ist. Die Mohshärte liegt bei 6. Abb. 5: Mikroskopaufnahme von eingebeetem Tripel. Zu Korngröße und Härte wurden nur geringe Angaben gemacht. Es ist jedoch erkennbar feiner als die anderen drei verwendeten Poliermiel. Abb. 6: Detailaufnahme des Ölandkalksteins, mig gut zu sehen ein Belem- nit mit durch Calcit verfülltem Hohlraum. Die Oberfläche ist zerkratzt und uneben, sie wurde vor der Politur nicht weiter bearbeitet. Abb. 7: Der Ölandkalkstein nach der Politur. Oben die mit Bimsmehl behan- delten Versuchsfelder, unten dieselbe Behandlung mit Polierrot. Die Un- ebenheiten konnten durch die Politur nicht behoben werden. Abb. 8: Detailaufnahme des Theresiensteiner Kalkstein mit einem für die Varietät „Forellenkalkstein” typischen roten Punkt. Die Plae wurde zur Vorbereitung geschliffen und ist deshalb sehr eben. Abb. 9: Der Theresiensteiner Kalkstein nach der Politur. Die oberen Felder wurden mit Tripel poliert, die unteren mit Polierrot. Die Politur mit Polierrot führte zu Farbveränderungen ohne weitere Glanzentwicklung. Abb. 10: Für den Erfolg der Politur sind vier zentrale Parameter entschei- dend, die aufeinander abgesmmt werden müssen. Abb. 4: Die feinere Sorte “Bimsmehl fein” bei gleicher Auflösung. Während beim „Bimsmehl 0” einzelne Körner deutlich zu erkennen sind, kann man solche in dieser Auflösung bei „Bimsmehl fein” nicht mehr ausmachen. Abb. 1: Nebst zweier Polierfilzblöcke für die Politur die vier für die Arbeit gewählten Poliermiel: Bimsmehl in zwei unterschiedlichen Korngrößen (links), Tripel (rechts oben) und seitens des Herstellers als Paste vorbereite- tes Polierrot (rechts unten). Bachelorthesis | Nele Priebs | Matr. - Nr.: 14608 | Wintersemester 2019/ 2020 Erstprüferin: Prof. Dr. Jeannine Meinhardt (FHP) | Zweitprüfer: MA. Rest. Silas Ploner

Upload: others

Post on 24-Jun-2022

7 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Page 1: Polierfähige polychrome Kalksteine

EINFÜHRUNGKalksteine werden seit der Antike bis heute poliert, um sie als De-korationsmaterial in der Architektur und Raumgestaltung zu nutzen. Polierte Oberflächen können jedoch durch mechanische oder che-mische Beanspruchung vermatten. In der Regel wird dem mit einer Re-Politur entgegengewirkt.In dieser Bachelorarbeit wurde untersucht, wie eine solche Poli-tur die Steinoberfläche beeinflusst, zu wieviel Materialverlust diese führt und, ob eine Re-Politur aus restauratorischer Sicht zu vertre-ten ist. Zudem stellte sich die Frage, ob auf einen Vorschliff verzich-tet werden kann, um den Materialabtrag möglichst gering zu halten. Für die Herstellung der Untersuchungsflächen wurden drei Polier-mittel anhand historischer Vorbilder ausgewählt.

Polierfähige polychrome KalksteineRestauratorischer Umgang mit verblassten, ehemals polierten Kalk-

steinoberflächen

Fachhochschule Potsdam | Bachelorstudiengang Konservierung und Restaurierung | Fachrichtung Stein

THERESIENSTEINER KALKSTEINDer Theresiensteiner Kalkstein ist eigentlich ein gut zu polierender Stein, trotzdem nahm die Probeplatte durch die Re-Politur keinen Glanz an. Die Untersuchungen zeigen jedoch eine Abnahme der Rauheit und Entfernung von Kratzern auf der Oberfläche. Zudem zei-gen die Glanzmessungen eine Mattierung. Dies liegt vermutlich an dem altersbedingt gerin-gen Quarzgehalt der Steinplatte und den dadurch geringer gebundenen Tonanteilen, die zu „schmierigen“ Eigenschaften bei der Politur führen. Der Materialabtrag ist bei beiden Poliermitteln etwa gleich und beträgt nach 10 Minuten ca. 2 μm, nach 30 Minuten ca. 20 μm Substanzverlust.

ÖLANDKALKSTEINObwohl dieser Kalkstein nur als schwach polierbar deklariert ist, führte die Re-Politur mit Polierrot zu einem Glanz. Nach der Verwendung von Bimsmehl war kein Glanz festzustel-len. Bei makroskopischer Betrachtung der Politur mit Polierrot zeigt sich, dass die Muschel-bruchstücke (Aragonit, Mohshärte 4) stark an Glanz zugenommen haben, die Steinmatrix (Calcit, Mohshärte 3) nicht. Bei mikroskopischer Betrachtung unter Zunahme von Streiflicht ist ein Höhenunterschied zwischen den beiden Bestandteilen zu sehen. Daraus lässt sich schließen, dass die weichere Matrix ausgeschliffen, während die härteren Muschelbruch-stücke poliert wurden. Dies wurde durch die weiteren Untersuchungen bestätigt. Deren Er-gebnisse zeigen gestiegene Rauheitswerte und inhomogene Glanzwerte. Durch die Härte des Öllandkalksteins ist der Materialabtrag sehr gering (ca. 2 μm), sodass er mit der gewähl-ten Methode nicht genauer bestimmt werden konnte.

ERGEBNISSEBei der Verwendung der einzelnen Poliermittel zeigten sich unterschiedliche Eigenschaften. Während Polierrot gute Poliereigenschaften auf-wies, eignet es sich aufgrund der färbenden Eigenschaften eher für dunkles Gestein. Auch Tripel poliert gut, ist aber aufgrund seiner Feinheit sehr sanft und die Verwendung zeitaufwendig. Bimsmehl ist zum Polieren zu scharfkantig und ist daher eher zum Schleifen geeignet.

Ein erfolgreiches Politurergebnis hängt von den Eigenschaften des zu polierenden Gesteins ab. Das Poliermittel muss stets auf das Gestein abgestimmt sein. Vorversuche mit den Poliermitteln sind daher unerlässlich. Zur Ergebnisbetrachtung und Feststellung der Oberflächengü-te des polierten Gesteins eignen sich neben der visuellen Betrachtung die Rauheitsmessung durch TraceIt und Glanzmessung mittels Glanz-gradmesser. Der Versuchsaufbau zur Messung des Materialverlustes war durch die digitale Messuhr zu fehleranfällig. Präzisere Messungen wären durch eine Koordinatenmessmaschine innerhalb eines klimatisierten, konstituierten Raumes möglich. Durch den geringen Material-abtrag ist eine Re-Politur mit den ausgewählten Poliermitteln restauratorisch vertretbar. Muss aus ästhetischen Gründen keine geschlossen glänzende Oberfläche hergestellt werden, kann zur Schonung der Substanz auf einen Vorschliff verzichtet werden.

Bei den Poliermitteln handelt es sich um Polierrot (Fe2O3), Bims-mehl und Tripel. Diese wurden auf zwei Kalksteinen, einem There-siensteiner Kalkstein (grauer Knollenkalkstein) und einem Öland-kalkstein (roter Muschelkalkstein) verwendet. Für eine aussagekräftige Untersuchung mussten die so entstan-denen Resultate unter folgenden Gesichtspunkten betrachtet werden. Die optischen Veränderungen wurden makroskopisch und mikroskopisch beobachtet, das Glanzverhalten und die Ober-flächenrauigkeit mit entsprechenden Messgeräten (Glanzgrad-messer, TraceIt) ermittelt. Zusätzlich wurde der Materialabtrag mithilfe eines selbst entwickelten Verfahrens mit einer digitalen Messuhr errechnet.

Abb. 2: Das Mikroskopiebild des eingebetteten Polierrot zeigt eine deutliche Körnung. Für die Korngröße wurde ein Mittelwert von 49,11 μm errechnet. Die Mohshärte liegt bei ca. 5,5 bis 6,5.

Abb. 3: Mikroskopische Aufnahme der Bimsmehlsorte „Bimsmehl 0”, deren Korngröße als < 250 μm angegeben ist. Die Mohshärte liegt bei 6.

Abb. 5: Mikroskopaufnahme von eingebettetem Tripel. Zu Korngröße und Härte wurden nur geringe Angaben gemacht. Es ist jedoch erkennbar feiner als die anderen drei verwendeten Poliermittel.

Abb. 6: Detailaufnahme des Ölandkalksteins, mittig gut zu sehen ein Belem-nit mit durch Calcit verfülltem Hohlraum. Die Oberfläche ist zerkratzt und uneben, sie wurde vor der Politur nicht weiter bearbeitet.

Abb. 7: Der Ölandkalkstein nach der Politur. Oben die mit Bimsmehl behan-delten Versuchsfelder, unten dieselbe Behandlung mit Polierrot. Die Un-ebenheiten konnten durch die Politur nicht behoben werden.

Abb. 8: Detailaufnahme des Theresiensteiner Kalkstein mit einem für die Varietät „Forellenkalkstein” typischen roten Punkt. Die Platte wurde zur Vorbereitung geschliffen und ist deshalb sehr eben.

Abb. 9: Der Theresiensteiner Kalkstein nach der Politur. Die oberen Felder wurden mit Tripel poliert, die unteren mit Polierrot. Die Politur mit Polierrot führte zu Farbveränderungen ohne weitere Glanzentwicklung.

Abb. 10: Für den Erfolg der Politur sind vier zentrale Parameter entschei-dend, die aufeinander abgestimmt werden müssen.

Abb. 4: Die feinere Sorte “Bimsmehl fein” bei gleicher Auflösung. Während beim „Bimsmehl 0” einzelne Körner deutlich zu erkennen sind, kann man solche in dieser Auflösung bei „Bimsmehl fein” nicht mehr ausmachen.

Abb. 1: Nebst zweier Polierfilzblöcke für die Politur die vier für die Arbeit gewählten Poliermittel: Bimsmehl in zwei unterschiedlichen Korngrößen (links), Tripel (rechts oben) und seitens des Herstellers als Paste vorbereite-tes Polierrot (rechts unten).

Bachelorthesis | Nele Priebs | Matr. - Nr.: 14608 | Wintersemester 2019/ 2020 Erstprüferin: Prof. Dr. Jeannine Meinhardt (FHP) | Zweitprüfer: MA. Rest. Silas Ploner