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PRESSE INFORMATION AT/HIVP/0028/17 Wien, 26. Juni 2017 GSK und ViiV Healthcare: Chemsex & HIV/STI – Risiko für Neuinfektionen, Interaktionen und Folgeschäden - Sex unter Einfluss von psychoaktiven Drogen steigern die Risikobereitschaft zu ungeschütztem Sex und damit das Infektionsrisiko - Die meist auf „Chemsex-Partys“ konsumierten Drogen erhöhen das Risiko für HIV/STI-Infektionen und unvorhergesehene Wirkungen aufgrund von Interaktionen - Statt Chemsex zu verurteilen, sollten die Anwender über die Risiken aufgeklärt und beraten werden Der Trend zum Chemsex ist in vielen europäischen Ländern auf dem Vormarsch und wird vor allem von 25- bis 39-Jährigen praktiziert, ergab eine europaweite Internet-Befragung des European Center for Disease Control (ECDC), an der 180.000 Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), teilnahmen. 1 Dabei entsprachen die Praktizierenden zumeist nicht dem klassischen Profil des Drogenkonsumenten, als welche sie sich selbst auch nicht betrachten: 48% der befragten MSM lebten in Großstädten, 59% hatten eine hohe Schulbildung, nur 6% waren arbeitslos, 37% tranken täglich Alkohol und 42% rauchten. Auch HIV-infizierte MSM greifen dabei häufig zu Lifestyle-Drogen, wie die englische Studie ASTRA 2 zeigte (Abb. 1). Abb. 1: ASTRA-Studie: Gebrauch von „Lifestyle-„ und illegalen Drogen in den letzten drei Monaten bei HIV-positiven MSM (n=2.248; modifiziert nach 2 ) Risiken durch Chemsex Gerade die Kombination aus Chemsex und sexuell übertragbaren Infektionen (STI) birgt beträchtliche Risiken. Zum einen geht die Anwendung von Partydrogen häufig mit ungeschütztem Sex und damit einer erhöhten Infektionsrate für HIV und STIs einher. 3 Zum anderen ist aber auch das Risiko für Morbidität und Mortalität durch den Drogenkonsum erhöht: In London stieg die Todesrate im Jahr 2015 im Vergleich zu 2014 bei GHB-Konsumenten um 119%, was auf den steigenden Konsum von GHB beim Chemsex zurückgeführt wird. 4 Bei 67% der durch GHB Verstorbenen konnten auch Mephedron und/oder Methylamphetamin nachgewiesen werden und 33% waren HIV-positiv. Darüber hinaus verringert sich durch

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AT/HIVP/0028/17

Wien, 26. Juni 2017 GSK und ViiV Healthcare: Chemsex & HIV/STI – Risiko für Neuinfektionen, Interaktionen und Folgeschäden - Sex unter Einfluss von psychoaktiven Drogen steigern die

Risikobereitschaft zu ungeschütztem Sex und damit das Infektionsrisiko

- Die meist auf „Chemsex-Partys“ konsumierten Drogen erhöhen das Risiko für HIV/STI-Infektionen und unvorhergesehene Wirkungen aufgrund von Interaktionen

- Statt Chemsex zu verurteilen, sollten die Anwender über die Risiken aufgeklärt und beraten werden

Der Trend zum Chemsex ist in vielen europäischen Ländern auf dem Vormarsch und wird vor allem von 25- bis 39-Jährigen praktiziert, ergab eine europaweite Internet-Befragung des European Center for Disease Control (ECDC), an der 180.000 Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), teilnahmen.1 Dabei entsprachen die Praktizierenden zumeist nicht dem klassischen Profil des Drogenkonsumenten, als welche sie sich selbst auch nicht betrachten: 48% der befragten MSM lebten in Großstädten, 59% hatten eine hohe Schulbildung, nur 6% waren arbeitslos, 37% tranken täglich Alkohol und 42% rauchten. Auch HIV-infizierte MSM greifen dabei häufig zu Lifestyle-Drogen, wie die englische Studie ASTRA2 zeigte (Abb. 1).

Abb. 1: ASTRA-Studie: Gebrauch von „Lifestyle-„ und illegalen Drogen in den letzten drei Monaten bei HIV-positiven MSM (n=2.248; modifiziert nach2)

Risiken durch Chemsex Gerade die Kombination aus Chemsex und sexuell übertragbaren Infektionen (STI) birgt beträchtliche Risiken. Zum einen geht die Anwendung von Partydrogen häufig mit ungeschütztem Sex und damit einer erhöhten Infektionsrate für HIV und STIs einher.3 Zum anderen ist aber auch das Risiko für Morbidität und Mortalität durch den Drogenkonsum erhöht: In London stieg die Todesrate im Jahr 2015 im Vergleich zu 2014 bei GHB-Konsumenten um 119%, was auf den steigenden Konsum von GHB beim Chemsex zurückgeführt wird.4 Bei 67% der durch GHB Verstorbenen konnten auch Mephedron und/oder Methylamphetamin nachgewiesen werden und 33% waren HIV-positiv. Darüber hinaus verringert sich durch

ASTRA STUDY: RECREATIONAL DRUG USE IN THE LAST 3 MONTHS IN HIV-DIAGNOSED MSM (N=2248)

5Adapted from Daskalopoulou M, et al. Lancet HIV 2014;1:e22–31

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Drogenkonsum häufig die Adhärenz bei der HIV-Medikation und es kann zu Interaktionen zwischen den Drogen und den HIV-Medikamenten kommen.2,5

Cave: Interaktionen Von den 200 am häufigsten verschriebenen Medikamenten werden fast zwei Drittel über das CYP450-System metabolisiert.6 Entsprechend treten auch bei der Einnahme antiretroviraler Substanzen häufig über das Cytochrom-P450- System vermittelte Medikamentenwechselwirkungen auf, insbesondere bei geboosterten Regimen.7 Noch gefährlicher seien jedoch die Interaktionen zwischen den HIV-Medikamenten und Drogen – diese können sowohl zum Wirkverlust der HIV-Medikamente als auch zu verstärkten Nebenwirkungen oder unvorhergesehen Wirkungen der Drogen führen, so die Pharmazeutin Chinyere Okoli von ViiV Healthcare im Rahmen eines Webinars des britischen Unternehmens. Jeder Mensch reagiere je nach körperlicher oder physischer Verfassung anders auf Drogen und als unkalkulierbares Risiko komme hinzu, dass der Reinheitsgehalt und die Konzentration der Drogen den Nutzern meist unbekannt seien. Okoli verwies auf die Internetseite der Universität Liverpool/UK www.hiv-druginteractions.org als umfassende Informationsquelle für Interaktionen (Abb. 2).

Abb. 2: Interaktionen zwischen HIV-Medikamenten und Chemsex-Drogen (mod. nach www.hiv-druginteractions.org/checker)

Beratung und Begleitung Der Psychotherapeut Dr. Robert Palmer, London/UK, erinnerte daran, dass nicht alle MSM, sondern nur eine Minderheit der MSM Chemsex haben. Diese Männer kämen gegebenenfalls zu einem Arzt wegen einer STI oder einer Prä- oder Postexpositionsprophylaxe, nicht jedoch in die Drogenberatungsstellen, so Palmer. Sie nehmen sich nicht als Drogenkonsumenten wahr, sondern lediglich als Menschen, die ab und zu Spaß haben. Für Palmer ist „harm minimization“ daher der beste Weg, den Männern zu helfen, ihren Drogenkonsum einzuschränken und potenzielle Risiken zu verringern. Strikte Abstinenz sei für viele kein realistisches Ziel.

INTERACTIONS BETWEEN ARVS AND CHEMS: NNRTIS, PIS, INIS, CCR5 RECEPTOR ANTAGONISTS AND BOOSTERS

19Adapted from http://www.hiv-druginteractions.org/checker

Potential interaction No interaction expected

NNRTIs PIs Boosters INIsCCR5

Receptor antagonist

EFV RPV NVP ATV LPV DRV RTV Cobi DTG RAL E/C/F/TAF MVC

STIMULANTS

Amyl nitrate (poppers)

Cocaine

Ecstasy (MDMA)

Mephedrone

Methamphetamine

DEPRESSANTS

Alcohol

Codeine

Diazepam

GHB

Heroin

Ketamine

Methadone

HALLUCINOGENSCannabis

LSD

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Methamphetamin/Crystal Meth5,8

Crystal Meth wird weltweit von 25 Millionen Menschen konsumiert und hat damit den Konsum von Kokain und Heroin überholt. Als potentes Psychostimulanz der Klasse der Phenethylamine/Amphetamine wirkt es aufputschend, erhöht das Selbstbewusstsein und steigert die Libido. Die negativen Effekte bei zu hoher Dosierung oder bei häufigem Gebrauch sind unter anderem eine psychische Abhängigkeit, Paranoia und Depression, Tachykardie, Arrhythmie und Kreislaufversagen. Bekannte Langzeitfolgen sind ein erhöhtes Risiko für Herzversagen und Schlaganfall, Zahnschäden („Meth Mouth“) und Hautveränderungen („Meth Mites“). Die Anwendung erfolgt intravenös, oral, nasal, rektal und ist auch als Rauch möglich. Metabolisiert wird Chrystal Meth hauptsächlich über CYP2D6. Die Halbwertzeit beträgt 12 Stunden.

Mephedron5,9

Mephedron ist ein halb-synthetisches Cathinon-Derivat, das der stimulierenden Substanz der afrikanischen Kath-Pflanze chemisch ähnelt. Konsumiert wird es vor allem nasal, aber auch intravenös, oral und rektal als Gel oder Lösung. Mephedron euphorisiert, steigert die Geselligkeit, intensiviert das sensorische Empfinden und enthemmt. Mit hoher Dosierung können unter anderem Schwindel, Angststörungen, Depression und Paranoia sowie Herzkreislaufbeschwerden, erektile Dysfunktion und eine erniedrigte Körpertemperatur auftreten. Bisher sind keine Langzeitfolgen bekannt. Der Hauptabbauweg führt über das CYP2D6 und die Halbwertzeit beträgt 30 Minuten bis 1,5 Stunden.

GHB/GBL (Gammahydroxybuttersäue/Gammabutyrolacton) 5,10

GHB/GBL ist auch als Liquid Ecstasy oder K-O.-Tropfen bekannt und wird oral, selten intravenös angewendet. GBL wird industriell als Lösungsmittel oder zur Herstellung von Chemikalien verwendet und ist der Ausgangsstoff für das Betäubungsmittel GHB. GHB wirkt als Neurotransmitter oder Neuromodulator an GABA-Rezeptoren und steigert in geringen Dosen die Libido, euphorisiert und entspannt. In höheren Dosen kann es zu Wahrnehmungsstörungen, epileptischen Anfällen, Blutdruckabfall, retrograder Amnesie, Bewusstlosigkeit, Atemlähmung und Koma kommen. GHB/GBL führt zur psychischen Abhängigkeit. Der Abbau erfolgt nicht über das Cytochrom-P450-System. GLB wird im Körper rasch in GHB umgewandelt, die Halbwertszeit von GHB beträgt 20-60 Minuten.

Abb. 3: Die wichtigsten Chemsex-Drogen

Über ViiV Healthcare ViiV Healthcare ist ein global tätiges, auf HIV spezialisiertes Unternehmen, das im November 2009 von GlaxoSmithKline (LSE: GSK) und Pfizer (NYSE: PFE) gegründet wurde, um Fortschritte in der Behandlung und Pflege von Menschen mit HIV zu erzielen. Shionogi (TYO: 4507) kam im Oktober 2012 als Gesellschafter mit einem Anteil von 10% hinzu. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, sich umfassender und intensiver als je zuvor HIV/AIDS zu widmen und über einen neuen Ansatz wirksamere und neue HIV-Arzneimittel zu entwickeln sowie die von HIV betroffenen Bevölkerungsgruppen zu unterstützen. Weitere Informationen über das Unternehmen, dessen Geschäftsleitung, das Produktportfolio, die Produktpipeline und sein Engagement erhalten Sie unter www.viivhealthcare.com.

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GlaxoSmithKline – eines der weltweit führenden forschungsintensiven Pharma- und Gesundheitsunternehmen – engagiert sich für die Verbesserung der Lebensqualität von Menschen. GSK stellt Impfstoffe für Kinder und Erwachsene gegen eine große Bandbreite von Infektionskrankheiten her. GSK unterstützt Menschen dabei, ein aktiveres, gesünderes und längeres Leben zu führen. So besteht z.B. seit 2013 eine einzigartige weltweite Partnerschaft mit der Nichtregierungsorganisation „Save the Children“, die das Ziel hat, einer Million Kindern in Entwicklungsländern das Leben zu retten. Weitere Informationen finden Sie unter www.gsk.com und www.gsk.at. GSK ist zum fünften Mal in Folge Nummer 1 im Access to Medicines Index, seit 2013 Mitglied von Transparency international Austrian Chapter und in Österreich als Leitbetrieb Austria zertifiziert. Kontakt Mag. Barbara Masser-Mayerl Communications Manager Corporate Affairs Tel. 01/ 970 75 518 [email protected] Dr. Michael Aichinger Medical Advisor HIV Mobile +43 664 827 00 27 [email protected] GlaxoSmithKline Pharma GmbH Euro Plaza, Gebäude I, 4. Stock 1120 Wien, Wagenseilgasse 3 www.glaxosmithkline.at Registered in England & Wales: No. 3888792  

Registered Office: 980 Great West Road Brentford, Middlesex TW8 9GS  

1 ECDC.Technical Report EMIS 2010: The European Men-Who-Have-Sex-With-Men In-ternet Survey,2010 2 Daskalopoulou M, et al. Lancet HIV 2014;1:e22–31 3 Sewell J et al. Int J Drug Policy 2017;43 :33-43 4 Hockenhull J et al. Forensic Sci Int 2017; 270 :93-97 5 Bracchi M et al. AIDS 2015;29(13):1585-1592 6 Wienkers LC et al. Nat Rev Drug Discov 2005;4:825-833 7 Aarnoutse RE et al. Clin Pharmacol Ther 2005;78:664-674 8 Cruickshank CC, Dyer KR. Addiction 2009; 104(7):1085-1099 9 Wood D & Dargan P. Prog Neuro-Psychpharmacol Biol Psy 2012;39:227-233 10 Busardò FP, Jones AW. Curr Neurophar-macol 2015; 13(1):47-70