pressemitteilung 66667777////2012012012222 leichtes ... · seite 2 presse rund vier prozent der...

6
Heidelberg, den 4. Juni 2012 PRESSEMITTEILUNG 6 6 67 7 7/ / /201 201 201 2012 2 2 Leichtes Ausdauertraining wirksamer als Schmerzmittel Leichtes Ausdauertraining wirksamer als Schmerzmittel Leichtes Ausdauertraining wirksamer als Schmerzmittel Leichtes Ausdauertraining wirksamer als Schmerzmittel Experten aus ganz Deutschland überprüften gängige Therapieformen beim Fibromyalgie-Syndrom auf Wirksamkeit / Überarbeitete Behandlungs- leitlinie in deutscher und englischer Version erschienen In der Behandlung des Schmerzsyndroms Fibromyalgie - eine chronische Schmerzerkrankung des Bewegungssystems - erweist sich individuell angepasstes Ausdauer- und Krafttraining als besonders wirksam; Schmerzmittel zeigen dagegen wesentlich geringere Wirkung als früher angenommen und sind nur im begrenzten Umfang einzusetzen. Um zu ermitteln, welche Therapieformen sich bisher bewährt haben und von welchen abzuraten ist, haben Wissenschaftler und Ärzte des Universitäts- klinikums Heidelberg und aus ganz Deutschland sämtliche verfügbaren Therapiestudien, die bestimmte hochrangige Qualitätskriterien erfüllen, ausgewertet und daraus ihre Behandlungsempfehlungen abgeleitet: Die überarbeitete und in deutscher und englischer Version aktuell erschienene Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Medizinischer Fachgesellschaften bietet behandelnden Ärzten und Betroffenen eine Orientierungshilfe im schwer zu überschauenden Angebot möglicher Therapien. Professor Dr. Wolfgang Eich, Schmerzexperte an der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik des Universitätsklinikums Heidelberg und federführend an der Überarbeitung der Leitlinie beteiligt, hat diese im Rahmen einer Pressekonferenz am 4. Juni 2012 am Universitätsklinikum Heidelberg vorgestellt. Unternehmenskommunikation des Universitätsklinikums Heidelberg und Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg Im Neuenheimer Feld 672 69120 Heidelberg Fon +49 (0)6 221 56 45 36 Fax +49 (0)6 221 56 45 44 annette.tuffs(at) med.uni-heidelberg.de www.klinikum.uni-heidelberg.de/ presse

Upload: others

Post on 10-Oct-2019

2 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Heidelberg, den 4. Juni 2012

PRESSEMITTEILUNG 66667777////2012012012012222

Leichtes Ausdauertraining wirksamer als SchmerzmittelLeichtes Ausdauertraining wirksamer als SchmerzmittelLeichtes Ausdauertraining wirksamer als SchmerzmittelLeichtes Ausdauertraining wirksamer als Schmerzmittel Experten aus ganz Deutschland überprüften gängige Therapieformen beim

Fibromyalgie-Syndrom auf Wirksamkeit / Überarbeitete Behandlungs-

leitlinie in deutscher und englischer Version erschienen

In der Behandlung des Schmerzsyndroms Fibromyalgie - eine chronische

Schmerzerkrankung des Bewegungssystems - erweist sich individuell

angepasstes Ausdauer- und Krafttraining als besonders wirksam;

Schmerzmittel zeigen dagegen wesentlich geringere Wirkung als früher

angenommen und sind nur im begrenzten Umfang einzusetzen. Um zu

ermitteln, welche Therapieformen sich bisher bewährt haben und von

welchen abzuraten ist, haben Wissenschaftler und Ärzte des Universitäts-

klinikums Heidelberg und aus ganz Deutschland sämtliche verfügbaren

Therapiestudien, die bestimmte hochrangige Qualitätskriterien erfüllen,

ausgewertet und daraus ihre Behandlungsempfehlungen abgeleitet: Die

überarbeitete und in deutscher und englischer Version aktuell erschienene

Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Medizinischer

Fachgesellschaften bietet behandelnden Ärzten und Betroffenen eine

Orientierungshilfe im schwer zu überschauenden Angebot möglicher

Therapien.

Professor Dr. Wolfgang Eich, Schmerzexperte an der Klinik für Allgemeine

Innere Medizin und Psychosomatik des Universitätsklinikums Heidelberg und

federführend an der Überarbeitung der Leitlinie beteiligt, hat diese im

Rahmen einer Pressekonferenz am 4. Juni 2012 am Universitätsklinikum

Heidelberg vorgestellt.

Unternehmenskommunikation des Universitätsklinikums Heidelberg und Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg Im Neuenheimer Feld 672 69120 Heidelberg Fon +49 (0)6 221 56 45 36 Fax +49 (0)6 221 56 45 44 annette.tuffs(at) med.uni-heidelberg.de www.klinikum.uni-heidelberg.de/ presse

Seite 2

www.klinikum.uni-heidelberg.de/ presse

Rund vier Prozent der Bevölkerung betroffen

Das sogenannte Fibromyalgiesyndrom ist eine chronische Schmerz-

erkrankung des Bewegungssystems. In den Industrienationen leiden rund

vier Prozent der Bevölkerung an der bislang unheilbaren Erkrankung;

betroffen sind hauptsächlich Frauen zwischen 40 und 60 Jahren. Eine ganze

Reihe von biologischen, psychischen und sozialen Faktoren ist mit der

Entwicklung eines Fibromyalgiesyndroms assoziiert, ohne dass bisher

eindeutige Aussagen zur Ursache der Erkrankung gemacht werden können.

Die Diagnose ist wegen des weiten Spektrums möglicher Beschwerden

schwierig und kann nur durch den Ausschluss anderer Erkrankungen

getroffen werden. Betroffene leiden unter anhaltenden Schmerzen in Nacken,

Rücken, Brust, Bauch oder Gelenken, je nach Schwere der Erkrankung auch

unter Schlafstörungen, Erschöpfung, Reizmagen und –darm sowie

psychischen Beschwerden wie Depression oder Angst.

Neue medizinische Erkenntnisse, Erfahrungen von Experten und Patienten

einbezogen

Seit 2008 gibt es eine Leitlinie für Diagnose und Therapie des Fibromyalgie-

syndroms. Sie soll Ärzte darin unterstützen, wirksame Therapien auszu-

wählen, und Patienten Behandlungen ohne Aussicht auf Erfolg bzw.

Nebenwirkungen ersparen. „Bisher gab es zu vielen Behandlungen noch

keine belastbaren Ergebnisse, daher konnten wir 2008 dazu keine klaren

Aussagen machen“, erklärt Professor Dr. Wolfgang Eich. Die aktualisierte

Version bezieht neue medizinische Erkenntnisse aus wissenschaftlichen

Studien sowie Erfahrungen von Experten und Patienten mit ein. An der Über-

arbeitung waren Vertreter aus neun medizinischen Fachgesellschaften und

zwei Patientenorganisationen sowie 50 Ärzte und Wissenschaftler aus ganz

Deutschland beteiligt.

Seite 3

www.klinikum.uni-heidelberg.de/ presse

Ziel jeder Behandlung muss es sein, Patienten das Leben mit der Erkrankung

zu erleichtern, ihre Beschwerden zu lindern und ihre Lebensqualität trotz

Schmerzen zu verbessern. „Unsere Recherchen haben gezeigt, dass die

Patienten besonders von regelmäßigen Aktivitäten profitieren, die sie

eigenständig im Sinne eines Selbstmanagements durchführen können“, so

Eich. Neu in der Leitlinie ist daher die Empfehlung für ein individuell

angepasstes Ausdauer- und leichtes körperliches Krafttraining. Dazu zählen

z.B. 30 Minuten schnelles Spazierengehen, Walking oder Fahrradfahren zwei-

bis dreimal in der Woche. „Optimal wäre die Kombination mit Entspannungs-

verfahren und Psychotherapie-Verfahren, die die Selbstwirksamkeit erhöhen,

wie z.B. kognitiven Verhaltenstherapien oder anderen Psychotherapie-

verfahren“, sagt der Mediziner. Diese Formen der „multimodalen“ Therapie

zeigen die besten Ergebnisse.

Experten empfehlen Yoga oder Tai Chi

Enttäuscht zeigte sich der Schmerzexperte von den Ergebnissen der medika-

mentösen Therapieansätze: „Nur wenige Präparate zeigten langfristigen

Nutzen, bei den meisten überwiegen die Nebenwirkungen bei längerer

Einnahme.“ Nicht geeignet sind entzündungshemmende Schmerzmittel,

Opiode oder Cannabinoide. Bestimmte niedrig dosierte Antidepressiva

linderten dagegen die Beschwerden und werden daher für den zeitlich

begrenzten Einsatz empfohlen.

Auch verschiedene komplementäre Therapieverfahren standen auf dem

Prüfstand. „Es gibt Studien zum Einsatz von Homöopathie und Reiki bei Fib-

romyalgie. Bei beiden Ansätzen konnte keine Wirkung nachgewiesen

werden“, sagt Eich. Anders bei meditativen Bewegungstherapien wie Tai Chi

oder Yoga: Die Kombination aus bewusster Bewegung und Entspannung tat

vielen Patienten gut und wird in der neuen Leitlinie daher sehr empfohlen.

Seite 4

www.klinikum.uni-heidelberg.de/ presse

Bei chronischen Schmerzerkrankungen des Bewegungssystems empfehlen

die neuen Behandlungsleitlinien ein individuell angepasstes Ausdauer- und

leichtes körperliches Krafttraining. Foto: Universitätsklinikum Heidelberg

Walking, zwei- bis dreimal in der Woche jeweils 30 Minuten, passt zu einem

individuell angepassten Ausdauertraining bei Fibromyalgie. Foto: Universi-

tätsklinikum Heidelberg

Seite 5

www.klinikum.uni-heidelberg.de/ presse

Weitere Informationen im Internet

Leitlinien Fibromyalgie-Syndrom:

www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/041-004.html

http://de.wikipedia.org/wiki/Fibromyalgie

Pressekonferenz „Chronische Schmerzen: Aktiv-Sein hilft“, 4.6.2012:

http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Presseunterlagen.22.0.html

Aktionstag gegen den Schmerz, 5.6.2012:

www.dgss.org/aktionstag-gegen-den-schmerz/

Informationsabend zu chronischem Schmerz in der Medizinischen

Universitätsklinik Heidelberg am 5. Juni um 18 Uhr:

http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/

Veranstaltungskalender.23.0.html?&no_cache=1

Forschungsverbund LOGIN:

www.login-verbund.de/

www.klinikum.uni-heidelberg.de/Psychosomatik-des-

Bewegungssystems.5547.0.html

Literatur:

Themenheft „ Fibromyalgiesyndrom – Eine interdisziplinäre S3-Leitlinie.

Hintergründe und Ziele – Methodenreport – Klassifikation – Pathophysiologie

– Behandlungsgrundsätze und verschiedene Therapieverfahren.

Der Schmerz 2012; 26.

Seite 6

www.klinikum.uni-heidelberg.de/ presse

Kontakt für Journalisten: Prof. Dr. med. Wolfgang Eich Sektion Integrierte Psychosomatik Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik Medizinische Universitätsklinik Heidelberg Tel.: 06221 / 56 8649 (Sekr.) E-Mail: [email protected]

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungs-einrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 11.000 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 Departments, Kliniken und Fachabteilungen mit ca. 2.000 Betten werden jährlich rund 550.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.600 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutsch-

land.

www.klinikum.uni-heidelberg.de

Bei Rückfragen von Journalisten: Julia Bird Referentin Unternehmenskommunikation / Pressestelle des Universitätsklinikums Heidelberg und der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg Im Neuenheimer Feld 672 69120 Heidelberg Tel.: 06221 / 56 70 71 Fax: 06221 / 56 45 44 E-Mail: julia.bird(at)med.uni-heidelberg.de

Dr. Annette Tuffs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums Heidelberg und der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg Im Neuenheimer Feld 672 69120 Heidelberg Tel.: 06221 / 56 45 36 Fax: 06221 / 56 45 44 E-Mail: annette.tuffs(at)med.uni-heidelberg.de

TB