prof. dr. sigrid michel1 vorlesung sozialmedizinische grundlagen sozialer arbeit
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Prof. Dr. Sigrid Michel 1
Vorlesung
„Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“
Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“
2
Definition der Sozialmedizin aufgestellt von der
Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und
Prävention:
Die deutsche Sozialmedizin hat sich zu einer eigenständigen
medizinisch-wissenschaftlichen Disziplin entwickelt. Die erste
sozialmedizinisch orientierte Zeitschrift in Deutschland erschien
bereits 1783. Durch das Wirken Rudolf Virchows erreichte die
Sozialmedizin im 19. Jahrhundert einen Höhepunkt. Die wachsenden
Steuerungsprobleme des modernen Gesundheitswesens
und die Herausbildung der heutigen, überwiegend chronischen
Volkskrankheiten bedeuten eine neue Herausforderung für das Fach.
Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“
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Die Sozialmedizin ist eine angewandte medizinische Disziplin. Sie
untersucht mit präventiver Zielsetzung Auftreten und Verteilung der
Volkskrankheiten im Zusammenhang mit der sozialen und natürlichen
Umwelt. Sie befaßt sich ferner mit der Organisation des
Gesundheitswesens einschließlich der Einrichtungen der sozialen
Sicherung und seiner wissenschaftlichen Bewertung. Die Sozialmedizin
nutzt für ihre Aufgabe epidemiologische, klinische, sozialwissenschaftliche,
ökonomische und ökologische Methoden. Sie befaßt sich mit rehabilitativen
und versorgungsorientierten Ansätzen sowie allen Formen einer
präventiven Gesundheitsversorgung.
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Die Prinzipien von Grotjahn:
Grotjahn stellt in seiner bekanntesten Veröffentlichung, der klassischen
Sozialen Pathologie, welche im Jahre 1911 dass erste Mal erschien, eine
Reihe von Prinzipien auf, welche grundlegend für eine systematische
Untersuchung menschlicher Krankheiten unter sozialen Gesichtspunkten
sind:
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Die Prinzipien von Grotjahn:
1.) Die Bedeutung einer Krankheit vom sozialen Gesichtspunkt aus wird in
erster Linie von der Häufigkeit bestimmt, mit der sie auftritt.
2.) Es ist nötig, die Form ebenso wie die Häufigkeit zu kennen, mit der die
spezielle Krankheit am meisten auftritt.
3.) Die ätiologische Beziehung zwischen sozialen Lebensbedingungen und
Krankheit kann auf vier Arten ausgedrückt werden: soziale
Lebensbedingungen (a) können eine Prädisposition für eine
Krankheit schaffen oder begünstigen; (b) können selbst die Krankheit
unmittelbar verursachen; (c) können die Krankheitsursachen übertragen;
und (d) können den Verlauf einer Krankheit beeinflussen.
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Die Prinzipien von Grotjahn:
1.) Die Bedeutung einer Krankheit vom sozialen Gesichtspunkt aus wird in
erster Linie von der Häufigkeit bestimmt, mit der sie auftritt.
2.) Es ist nötig, die Form ebenso wie die Häufigkeit zu kennen, mit der die
spezielle Krankheit am meisten auftritt.
3.) Die ätiologische Beziehung zwischen sozialen Lebensbedingungen und
Krankheit kann auf vier Arten ausgedrückt werden: soziale
Lebensbedingungen (a) können eine Prädisposition für eine
Krankheit schaffen oder begünstigen; (b) können selbst die Krankheit
unmittelbar verursachen; (c) können die Krankheitsursachen übertragen;
und (d) können den Verlauf einer Krankheit beeinflussen.
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Die Prinzipien von Grotjahn:
1.) Die Bedeutung einer Krankheit vom sozialen Gesichtspunkt aus wird in
erster Linie von der Häufigkeit bestimmt, mit der sie auftritt.
2.) Es ist nötig, die Form ebenso wie die Häufigkeit zu kennen, mit der die
spezielle Krankheit am meisten auftritt.
3.) Die ätiologische Beziehung zwischen sozialen Lebensbedingungen und
Krankheit kann auf vier Arten ausgedrückt werden: soziale
Lebensbedingungen (a) können eine Prädisposition für eine
Krankheit schaffen oder begünstigen; (b) können selbst die Krankheit
unmittelbar verursachen; (c) können die Krankheitsursachen übertragen;
und (d) können den Verlauf einer Krankheit beeinflussen.
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4) Ursprung und Ursachen von Krankheiten werden nicht nur von sozialen
Faktoren bestimmt, sondern diese Krankheiten können ihrerseits auch
Einfluß auf soziale Lebensbedingungen haben, besonders durch ihren
Ausgang.
5) Im Falle einer Krankheit, die vom sozialen Standpunkt aus wichtig ist,
muß festgestellt werden, ob ärztliche Behandlung einen spürbaren Einfluß
auf ihr Vorkommen ausübt und ob ein möglicherweise erreichbarer
Therapieerfolg vom sozialen Standpunkt aus von Bedeutung ist.
6) Das Verhüten von Krankheiten oder die Einflußnahme auf den
Krankheitsverlauf durch soziale Maßnahmen erfordert Beachtung der
sozialen und ökonomischen Umweltbedingungen des Patienten.
Grotjahn entdeckte, daß viele Krankheiten von sozialer Bedeutung
chronischer Art waren und daß eine große Zahl davon vermeidbar war oder
wenigstens kontrolliert werden konnte.
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4) Ursprung und Ursachen von Krankheiten werden nicht nur von sozialen
Faktoren bestimmt, sondern diese Krankheiten können ihrerseits auch
Einfluß auf soziale Lebensbedingungen haben, besonders durch ihren
Ausgang.
5) Im Falle einer Krankheit, die vom sozialen Standpunkt aus wichtig ist,
muß festgestellt werden, ob ärztliche Behandlung einen spürbaren Einfluß
auf ihr Vorkommen ausübt und ob ein möglicherweise erreichbarer
Therapieerfolg vom sozialen Standpunkt aus von Bedeutung ist.
6) Das Verhüten von Krankheiten oder die Einflußnahme auf den
Krankheitsverlauf durch soziale Maßnahmen erfordert Beachtung der
sozialen und ökonomischen Umweltbedingungen des Patienten.
Grotjahn entdeckte, daß viele Krankheiten von sozialer Bedeutung
chronischer Art waren und daß eine große Zahl davon vermeidbar war oder
wenigstens kontrolliert werden konnte.
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4) Ursprung und Ursachen von Krankheiten werden nicht nur von sozialen
Faktoren bestimmt, sondern diese Krankheiten können ihrerseits auch
Einfluß auf soziale Lebensbedingungen haben, besonders durch ihren
Ausgang.
5) Im Falle einer Krankheit, die vom sozialen Standpunkt aus wichtig ist,
muß festgestellt werden, ob ärztliche Behandlung einen spürbaren Einfluß
auf ihr Vorkommen ausübt und ob ein möglicherweise erreichbarer
Therapieerfolg vom sozialen Standpunkt aus von Bedeutung ist.
6) Das Verhüten von Krankheiten oder die Einflußnahme auf den
Krankheitsverlauf durch soziale Maßnahmen erfordert Beachtung der
sozialen und ökonomischen Umweltbedingungen des Patienten.
Grotjahn entdeckte, daß viele Krankheiten von sozialer Bedeutung
chronischer Art waren und daß eine große Zahl davon vermeidbar war oder
wenigstens kontrolliert werden konnte.
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Epidemiologie:
Aufgabe der empirischen epidemiologischen Forschung ist es, die Eigenschaften des pathischen Prozesses durch geeignete Variablen abzubilden und dann deren Häufigkeit und/oder Ausprägung zu zählen bzw. zu messen. Bei der Interpretation des Modells Ist zu beachten, daß in quantitativen epidemiologischen Untersuchungen jeder dieser Punkte und jedes der Intervalle durch Verteilungen darzustellen ist. Entsprechend den methodischen Bedürfnissen epidemiologischer Forschung lassen sich die Krankheiten nach sechs Merkmalen typisieren. Hieraus oder ggf. aus der Kombination dieser Merkmale ergeben sich epidemiologische Krankheitstypen:
• Ursprungszeitraum: konstant variabel• Verursachung: dispositionell - expositionell• Latenzzeit: kurz - lang• Heilbarkeit: ja - nein• Krankheitsdauer: kurz - lang• Wiederholbarkeit: ja - nein
entnommen aus: "Sozialmedizin systematisch"; Prof. Dr. Jens-Uwe Niehoff; UNI-MED S. 88; Lorch/Würtemberg 1995
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Epidemiologische Arbeit zielt darauf ab, die in aller Regel komplexen
ätiologischen Zusammenhänge von Gesundheitsstörungen in ihren
quantitativen Beziehungen zu klären und richtig zu beschreiben. ...
Erkenntnisse aus epidemiologischer Forschung sind entscheidende
Grundlagen für die Gesundheitsförderung, die Krankheitsprävention, die
Gesundheitspolitik, aber auch für die Beratung und Behandlung
einzelner kranker Menschen.
Einführung in die moderne Epidemiologie" Anders Ahlbohm Staffan Norell
Deutsche Fassung von C. Bode und K. Bergmann S. 5;
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1. Was ist Epidemiologie?
Die Epidemiologie befaßt sich wissenschaftlich mit der Verbreitung
von Krankheiten in der Bevölkerung. ...
(Das Wort Epidemiologie setzt sich aus den griechischen Worten epi=über,
demos=das Volk, und logos=die Lehre zusammen, und beschreibt "die
Lehre von dem, was mit dem Volk geschieht")
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2. Maße der Krankheitshäufigkeit
Absolute Häufigkeiten und Häufigkeiten in Relation zur
Bevölkerungsgröße
Zunächst sollten Maße der Krankheitshäufigkeit grundsätzlich unabhängig
von der Größe der Bevölkerung sein. Dazu wird die Zahl der
Erkrankungsfälle in Relation zur Zahl der Personen einer Bevölkerung
gesetzt.
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Inzidenz und Prävalenz
Maße der Krankheitshäufigkeit können sich sowohl auf die Anzahl der bestehenden Fälle als auch auf die Anzahl der Neuerkrankungsfälle beziehen. das Maß der Prävalenz gibt an, welcher Bevölkerungsanteil an der fraglichen Erkrankung zu einem bestimmten Zeitpunkt leidet. Die Maße der Inzidenz beschreiben dagegen die Häufigkeit des Auftretens neuer Erkrankungsfälle innerhalb eines Zeitraumes...Die Inzidenz gibt die Größe des Zustromes vom Zustand der Nichterkrankung zum Zustand der Erkrankung an.
Die Größe der Krankheitsprävalenz hängt offensichtlich von der Inzidenz ab, da eine größere Anzahl Neuerkrankter die Zahl der bestehenden Fälle in der Tendenz erhöhen wird; aber wird auch von der Krankheitdauer beeinflußt... Die Krankheitdauer selbst hängt von der zur Genesung benötigten Zeit oder von der Überlebenszeit mit der Erkrankung ab.
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Prävalenz
Anzahl der Personen, die eine Krankheit zu einem bestimmten Zeitpunkt haben
P= --------------------------------------------------------------------------- Anzahl der Personen in der Bevölkerung zu diesem Zeitpunkt
Cumulative Inzidenz:
Anzahl der Personen, die an einer Krankheit innerhalb eines bestimmten Zeitraumes erkranken
CI= --------------------------------------------------------------------------------- Anzahl der Personen in der Bevölkerung zu Beginn des Zeitraumes
Die cumulative Inzidenz gibt daher die Größenordnung der Bevölkerung an, die von einem krankheitsfreien Zustand (im Sinne der betrachteten Erkrankung) zu Beginn des Zeitraumes in einen Krankheitszustand innerhalb des Zeitraumes wechselt. Der Zähler ist also eine Untergruppe des Nenners. Einfach ausgedrückt ist die cumulative Inzidenz der Anteil der gesunden Personen, die die Krankheit innerhalb eines bestimmten Zeitraumes bekommen. Alternativ kann man sie als das durchschnittliche Risiko für Personen innerhalb der Bevölkerung betrachten, an der Krankheit während eines Zeitraumes zu erkranken.
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Inzidenz:
Anzahl der Erkrankungsfälle, welche in einem Zeitraum in einer Bevölkerung
auftretenI= ------------------------------------------------------------------------------------ Summe der Zeiträume, in denen jeder einzelne in der Bevölkerung an der
Krankheit erkranken konnte
Das Grundprinzip besteht darin, daß die Gesamtzahl aller Personen, die
irgendwann vom "krankheitfreien" in den "erkrankten" Zustand wechseln,
das Produkt dreier Faktoren ist: der Bevölkerungsgröße, der Länge des
Zeitraumes und der "Morbiditätskraft", die auf die Bevölkerung
einwirkt...Man erhält sie, indem man die Anzahl der Erkrankungsfälle durch
das Produkt der Bevölkerungsgröße und die Dauer des Zeitraumes teilt,
gleichbedeutend als würde man die einzelnen Zeiträume eines jeden
einzelnen in der Bevölkerung addieren. Indem man die Anzahl der
Erkrankungsfälle durch die "Risikozeit" teilt, wird die Dauer des
Beobachtungszeitraumes berücksichtigt.
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Rohe und Spezifische Maße
Die oben beschriebenen Maße der Krankheitsverbreitung lassen sich für die
gesamte Bevölkerung oder getrennt für einzelne Teile der Bevölkerung
berechnen. Im ersten Fall spricht man von "rohen Maßen", im zweiten von
"spezifischen Maßen"
"Einführung in die moderne Epidemiologie" Anders Ahlbohm Staffan Norell
Deutsche Fassung von C. Bode und K. Bergmann "2. Maße der
Krankheitshäufigkeit" S.13-16; MMV Medizin Verlag München 1991
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3. Krankheiten und Diagnose
Bevor man etwas über die Häufigkeit einer Krankheit aussagen kann, muß
entschieden werden, welche der beobachteten Personen an dieser erkrankt
sind und welche nicht. Diese Klassifikation erreicht man, indem
man jeden einzelnen unter Verwendung von Beschwerden, Befunden und
Tests untersucht und die gemachten Beobachtungen mit diagnostischen
Kriterien vergleicht. Dieses Klassifikationssystem läßt sich auf
die verschiedenen Krankheiten anwenden.
Grundsätzlich können die der Diagnose zugrunde liegenden Variablen von
subjektiven Beobachtungen des Patienten (Beschwerden), subjektiven
Beobachtungen des Untersuchers (Befund) oder von objektiven
Beobachtungen (Tests) bestimmt sein.
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Diagnostische Kriterien
Werden strenge Kriterien verwendet, so besteht nur eine geringe Wahrscheinlichkeit, daß Personen, die nicht an der Krankheit erkrankt sind, als erkrankt eingestuft werden, jedoch ist die Wahrscheinlichkeit relativ groß, daß einige der an der Krankheit erkrankten als nicht an ihr erkrankt klassifiziert werden.
1. Beschwerden, Befunde, Tests:
Die Ergebnisse werden zum einen durch die subjektive Beurteilung der Patienten (Beschwerden) und des Untersuchers (Befunde) beeinflußt, zum anderen durch die Genauigkeit der Untersuchungsmethode. Die Reproduzierbarkeit läßt sich häufig durch standardisierte Untersuchungsmethoden und Klassifikationsschemata verbessern.
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2. Diagnostische Kriterien
Die Auswahl der diagnostische Kriterien beeinflußt die Wahrscheinlichkeit,
daß nichterkrankte Personen als krank klassifiziert werden und umgekehrt.
Für eine Vielzahl von Erkrankungen existieren noch keine wohldefinierten
diagnostischen Kriterien.
3. Klassifikation von Erkrankungen:
Für unklare und nicht genauer spezifizierte Fälle bietet das
Klassifikationssystem mehrere ähnliche Diagnosen und Überschriften an. In
manchen Fällen wird es unvermeidbare Probleme bereiten, aus den vielen
Klassifikationsmöglichkeiten eine auszuwählen.
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Eine fehlende Übereinstimmung zwischen der Häufigkeit von Diagnosen
und Erkrankung stellt daher stets eine potentielle Fehlerquelle
epidemiologischer Untersuchungen dar.
"Einführung in die moderne Epidemiologie" Anders Ahlbohm Staffan Norell
Deutsche Fassung von C. Bode und K. Bergmann "3. Krankheit und
Diagnose" S.21-29; MMV Medizin Verlag München 1991
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4. Sensivität und Spezifität
Mit "Sensivität" bezeichnet man die Wahrscheinlichkeit, daß eine erkrankte Person
als erkrankt klassifiziert wird, mit "Spezifität" die Wahrscheinlichkeit, daß eine
gesunde Person als gesunde Person definiert wird.
Anzahl der Erkrankten, die als erkrankt klassifiziert werdenSensivität = ------------------------------------------------------------ Gesamtzahl der Erkrankten
Anzahl der Gesunden, die als gesund klassifiziert werdenSpezifität = -------------------------------------------------------- Gesamtzahl der Gesunden
Wenn die Anforderungen an eine Person, als erkrankt bezeichnet zu werden,
strenger definiert werden, das heißt, k wird nach rechts verschoben, dann wird die
Sensivität abnehmen und die Spezifität ansteigen.
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Screeninguntersuchungen
Bei der Beurteilung der Effektivität eines Screeningtests muß diese Art der
Fehlklassifikation bedacht werden; des weiteren hängt die Effektivität einer
solchen Untersuchung von den Kosten und der Belastbarkeit von
Patienten und Gesellschaft, der Art der weiteren Untersuchungen und
Therapien sowie von den Vorteilen, die sich für die wirklich Erkrankten durch
einen frühzeitigen Therapiebeginn ergeben, ab.
„Einführung in die moderne Epidemiologie" Anders Ahlbohm Staffan Norell
Deutsche Fassung von C. Bode und K. Bergmann "Sensivität und Spezifität" S.31-35; MMV
Medizin Verlag München 1991
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5. Vergleichende Maße von Krankheitshäufigkeiten
In epidemiologischen Untersuchungen wird üblicherweise die
Krankheitshäufigkeit von Personen, die ein bestimmtes Merkmal aufweisen,
mit der entsprechenden Krankheitshäufigkeit solcher Personen verglichen,
bei denen dieses Merkmal nicht vorhanden ist.
Die so verglichenen Gruppen bezeichnet man in der Regel als "exponiert"
und "nicht exponiert", ganz gleich ob sich diese Exposition beispielsweise
auf den sozioökonomischen Status, Cholesterinwerte oder die erbliche
Vorbelastung bezieht. Ein derartiger Vergleich ist die Grundlage für alle
Analysen von Zusammenhängen zwischen Exposition und
Krankheitshäufigkeit.
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Absolute und relative Vergleiche
Der Vergleich kann entweder absoluter oder relativer Art sein. Absoluten
Vergleichen liegt die Differenz unterschiedlicher Krankheitshäufigkeiten
zwischen einer exponierten und einer nicht exponierten Gruppe zugrunde.
Relative Vergleiche beruhen im Gegensatz dazu auf dem Verhältnis (ratio)
zwischen der Krankheithäufigkeit der exponierten und der nicht exponierten
Gruppe.
Eine Möglichkeit, die Validität dieses Vergleiches zu erhöhen, besteht darin,
eine sogenannte "Standardisierung" durchzuführen. Dafür muß man sich
klar machen, daß eine rohe Rate ein gewichteter Mittelwert schichten- oder
stratumspezifischer Raten ist, wobei die Gewichtung proportional zu der
Anzahl der Personen oder Personenjahre in jeder Schicht ist.
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Um die Altersverteilung zu standardisieren, werden die rohen Raten so
neuberechnet, als wäre die Altersverteilung der beiden Gruppen
identisch mit der einer Normalbevölkerung.
Prinzipiell sollte die Standardbevölkerung die Verteilung der Bevölkerung
reflektieren, für die die Bedeutung von Einflußgrößen abzuschätzen ist; bei
der Umsetzung dieses Prinzips ergeben sich jedoch oft Unsicherheiten.
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Vergleiche auf der Basis verschiedener Maße der
Krankheitshäufigkeit
Oft ist es vorteilhaft, die Inzidenzrate als Maß der Krankheithäufigkeit
anzuwenden. Daher ist das Verhältnis der Inzidenzraten (oder deren
Differenz, die rate difference) häufig als Maß der Wahl beim Vergleich
von Krankheitshäufigkeiten.
Verlängert man die Risikozeiträume, dann nähert sich das Verhältnis zweier
cumulativer Inzidenzen einander an, während das Verhältnis zweier
Inzidenzraten von der Verlängerung des Beobachtungszeitraums nicht beeinflußt wird.
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Risikofaktoren und Ursachen von Krankheiten
Ursachen von Erkrankungen
Manchen Ereignisse oder Erscheinungen treten so zuverlässig als
regelmäßige Folge auf, daß man von Ursache und Wirkung sprechen kann.
Das Konzept der Verursachung wurde in der Philosophie, speziell in
der Wissenschaftstheorie (Taylor 1967), grundlegend diskutiert. Innerhalb
der Epidemiologie untersucht man Ursachen von Erkrankungen mit dem
Ziel, diese zu erklären oder eventuell das Auftreten dieser
Erkrankungen zu vermeiden. Daher geht man von einer kausalen
Verbindung dann aus, wenn die Krankheitshäufigkeit beim Fehlen eines
spezifischen Merkmals von Personen oder ihrer Umgebung niedriger
wäre als bei dessen Vorliegen.
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… eine Krankheit mehrere hinreichende Ursachen haben kann, welche
darüber hinaus eine oder mehrere beitragende Ursachen gemeinsam
aufweisen können.
Für jede einzelne Krankheitsursache läßt sich eine entsprechende
attributable Proportion berechnen. Dieses Maß gibt den Anteil aller
Krankheitsfälle an, die dieser Ursache zuzuordnen sind, oder anders
gesagt, den Anteil aller Krankheitsfälle an, die nicht aufgetreten wären, hätte
man die Urasche eliminiert.
"Einführung in die moderne Epidemiologie" Anders Ahlbohm Staffan Norell
Deutsche Fassung von C. Bode und K. Bergmann "5. Vergleichende Maße von
Krankheitshäufigkeit" S.37-45; MMV Medizin Verlag München 1991
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6. Demographie
Die Demographie heißt übersetzt Bevölkerungslehre.
Beispiele:
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Regionale Verteilung
Die regionale Verteilung ist deutlich dargestellt in den beiden
Graphen:
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Sozialepidemiologie
Sozialepidemiologie: Fragestellungen, Methoden und ErgebnisseFragestellungen und Methoden von Bernhard Badura
Die Sozialepidemiologie verbindet Fragestellungen und Methoden der Sozialwissenschaften mit denen der herkömmlichen medizinischen Epidemiologie. Ähnlich wie dieser geht es ihr letztlich um die Klärung gesundheits- bzw. krankheitsrelevanter Kausalzusammenhänge.
Während die traditionelle Epidemiologie hierbei Fragestellungen nachgeht, die sich aus dem biomedizinischen Modell herleiten lassen, geht es der Sozialepidemiologie um die Aufklärung der seit Jahrhunderten beobachteten offenkundigen Zusammenhänge zwischen Gesellschaft und Gesundheit.
aus "Gesundheitswissenschaft Psychologie"
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Biologische Konzepte:
Der Lebensprozess ist irreversibel, endlich und existenziell auf einen beständigen Austausch mit der umgebenden Welt angewiesen. Deshalb heißt Leben immer auch Krankheit, Altern und Tod. Leben erfordert unumgänglich die – potentiell auch gefährdende – Auseinandersetzung mit der Umwelt.
Im Zusammenhang naturwissenschaftlicher und biomedizinischer Auseinandersetzung mit Krankheit interessieren pathogenetische Grundmechanismen, wie z.B.:
• Phylogenetische und ontogenetische Adaptionsmängel• Störungen der Differenzierung, der Reifung und des Wachstums• Spezifische Reaktionsmechanismen des Körpers auf äußere Reize und • Einwirkungen• Funktionsmängel/ Strukturstörungen• Regulationsmängel• Störungen der Informationsleitung• Genetische Determinationen
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Sozialwissenschaftliche Konzepte
Makrokonzepte:
Menschen sind sozial verschieden. Das trifft auch auf die Möglichkeiten zu,
sich mit Gefährdungen auseinanderzusetzen.
Mit dem Wandel der sozialen Strukturen und der Lebensbedingungen
wandeln sich auch die Häufigkeit des Krankwerdens und das Spektrum der
vorkommenden Krankheiten in einer Bevölkerung (Morbidität).
Die Morbidität wird so zu einem Indikator sozialer Zustände wie des sozialen
Wandels.
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Risikofaktoren sind Merkmale, die eine Bevölkerung hinsichtlich der
Verschiedenheit von Erkrankungen oder Sterbefällen in einem bestimmten
Zeitraum differenzieren. Diese Merkmale können potentiell ursächlich oder
nur Indikatoren für das Vorliegen besonderer Risiken sein. Auch hier gilt,
dass die Bezeichnung eines Sachverhalts als Risikofaktor nur in Bezug auf
eine definierte Wirkung sinnvoll ist.
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