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Projektregionen: sieben Distrikte im Norden und Osten des Landes Projektlaufzeit: Dezember 2014 – April 2017 Budget: 1.799.231 € (Europäische Union: 1.370.843 €, Plan International Deutschland: 428.388 €) Was uns erwartet Das Ende des Bürgerkriegs im Jahr 2009 markiert einen Wendepunkt in der Geschichte Sri Lankas. Nach mehr als 25 Jahren bewaffneter Auseinandersetzungen, von denen vor allem der Norden und Osten des Landes betroffen waren, profitiert das Land inzwischen von einem hohen wirtschaftlichen Wachstum. Auch beim Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur und der zivilen Verwaltung konnten bereits gute Fortschritte erzielt werden. Untersuchungen zeigen aber auch, dass die Einkommensmöglich- keiten sowie der Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung geographisch sehr ungleich verteilt sind. Im Norden und Osten des Landes profitieren die Menschen kaum vom Wirtschaftsboom. Denn in den ehemaligen Konfliktregionen sind die Folgen des Krieges noch sehr präsent und die Herausforderungen ungleich größer als im übrigen Land. Hier haben sich eine große Anzahl Menschen wieder angesiedelt, die während des Krieges vertrieben wurden. Sie haben nur begrenzten Zugang zu Land und Einkommen und sind daher häufig von Armut betroffen. Sowohl die Vertreibungen als auch die Wiederansiedlungen haben die traditionellen Gemeinschafts- und Familienstrukturen erheblich beschädigt. Gewachsene Schutzmechanismen für Kinder und ihre Familien wurden dadurch zerstört. Studien wie auch Plans Erfah- rungen in den ehemaligen Konfliktgebieten zeigen, dass gewalttä- tige Übergriffe gegen Kinder und sexueller Missbrauch zugenommen haben. Zu den Ursachen für den Anstieg der Gewalt zählen neben Armut, Perspektivlosigkeit und Alkoholmissbrauch vor allem auch die traumatischen Gewalterfahrungen während des Krieges. Besonders gefährdet und schutzbedürftig sind oft Kinder, die in Fami- lien mit nur einem Elternteil aufwachsen. Im Norden und Osten Sri Lankas werden etwa 10 bis15 Prozent der Haushalte von alleinerzie- henden Müttern geführt. Weil viele Frauen aufgrund der traditionellen Rollenverteilung und frühen Heirat nur wenig Zugang zu Einkommens- möglichkeiten haben, sind sie häufig von Armut betroffen. Dies hat negative Auswirkungen auf die Lebenssituation und Entwicklungs- möglichkeiten der Kinder. Ihre Bildungs- und Zukunftsperspektiven werden erheblich beeinträchtigt. Teenager-Schwangerschaften und Frühverheiratung kommen wesentlich häufiger vor als im nationalen Durchschnitt. Was wir erreichen wollen Mit diesem Projekt möchte Plan benachteiligten Kindern und ihren Familien Zugang zu sozialer Fürsorge, Bildung, Wasser und Sanitär- versorgung ermöglichen. In 25 Schulen und sechs Gesundheitsein- richtungen werden die Wasserversorgung sowie die Sanitär- und Hygienesituation verbessert. Darüber hinaus unterstützt Plan soziale Betreuungs- und Fürsorgedienste, um Kinder vor Vernachlässigung und den Folgen von Krieg und Armut zu schützen. Insgesamt erreichen die Projektmaßnahmen mehr als 400.000 Personen. Dazu zählen 22.000 Kinder, deren Lernumfeld verbessert wird, 5.500 Mütter, die ihr Wissen über Ernährung und Gesundheit steigern, sowie 1.400 gefährdete Kinder, die Zugang zu Fürsorge und Schutzangeboten erhalten. Die Projektmaßnahmen setzt Plan gemeinsam mit dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, UNICEF, um. Die Maßnahmen sind Teil eines Gesamtprogramms zur Entwick - lung der Region, welches von der Europäischen Union finanziert wird. Was wir dafür tun Kinderfreundliche Schulen In den Distrikten Moneragala, Ampara und Batticaloa wird Plan insge- samt 68 Schulen dabei unterstützen, das Lernumfeld zu verbessern und die Quote der Schulabbrecher zu verringern. Hierfür nehmen Lehrkräfte an Fortbildungen zu alternativen und kindgerechten Unterrichtsme- thoden teil. Dort lernen sie unter anderem, wie sie Kinder motivieren und wie sie auf die Bedürf- nisse von Kindern mit einem geringeren Lern- tempo eingehen. Kinder, die nicht zur Schule gehen, werden durch gezielte Förderprogramme unterstützt, damit sie den Schulbesuch wieder- aufnehmen. Zudem wird Plan Klassenzimmer renovieren und Lernmaterialien bereitstellen, um dadurch ein kindgerechtes Lernumfeld zu schaffen. Schutz und Fürsorge für gefährdete Kinder Gemeinsam mit lokalen Kinderschutzkomitees und Gemeindemitgliedern werden Kriterien und Mecha- nismen ausgearbeitet, um besonders gefährdete Kinder zu identifizieren. Hierzu zählen Kinder, die Projekt Schutz und Bildung für gefährdete Kinder Sri Lanka In den ehemaligen Kriegsregionen Sri Lankas sollen alle Kinder Zugang zu Bildung erhalten. Foto: Alice Clements/Bild stammt aus einem ähnlichen Plan-Projekt in Sri Lanka.

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Page 1: Projekt Schutz und Bildung für gefährdete Kinder Sri Lanka · von Vernachlässigung, Nahrungsmangel oder Gewalt betroffen sind; Mädchen und Jungen, die keinen Zugang zu Bildung

Projektregionen: sieben Distrikte im Norden und Osten des LandesProjektlaufzeit: Dezember 2014 – April 2017Budget: 1.799.231 € (Europäische Union: 1.370.843 €, Plan International Deutschland: 428.388 €)

Was uns erwartetDas Ende des Bürgerkriegs im Jahr 2009 markiert einen Wendepunkt in der Geschichte Sri Lankas. Nach mehr als 25 Jahren bewaffneter Auseinandersetzungen, von denen vor allem der Norden und Osten des Landes betroffen waren, profitiert das Land inzwischen von einem hohen wirtschaftlichen Wachstum. Auch beim Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur und der zivilen Verwaltung konnten bereits gute Fortschritte erzielt werden.

Untersuchungen zeigen aber auch, dass die Einkommensmöglich-keiten sowie der Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung geographisch sehr ungleich verteilt sind. Im Norden und Osten des Landes profitieren die Menschen kaum vom Wirtschaftsboom. Denn in den ehemaligen Konfliktregionen sind die Folgen des Krieges noch sehr präsent und die Herausforderungen ungleich größer als im übrigen Land. Hier haben sich eine große Anzahl Menschen wieder angesiedelt, die während des Krieges vertrieben wurden. Sie haben nur begrenzten Zugang zu Land und Einkommen und sind daher häufig von Armut betroffen.

Sowohl die Vertreibungen als auch die Wiederansiedlungen haben die traditionellen Gemeinschafts- und Familienstrukturen erheblich beschädigt. Gewachsene Schutzmechanismen für Kinder und ihre Familien wurden dadurch zerstört. Studien wie auch Plans Erfah-rungen in den ehemaligen Konfliktgebieten zeigen, dass gewalttä-tige Übergriffe gegen Kinder und sexueller Missbrauch zugenommen haben. Zu den Ursachen für den Anstieg der Gewalt zählen neben Armut, Perspektivlosigkeit und Alkoholmissbrauch vor allem auch die traumatischen Gewalterfahrungen während des Krieges.

Besonders gefährdet und schutzbedürftig sind oft Kinder, die in Fami-lien mit nur einem Elternteil aufwachsen. Im Norden und Osten Sri Lankas werden etwa 10 bis15 Prozent der Haushalte von alleinerzie-henden Müttern geführt. Weil viele Frauen aufgrund der traditionellen Rollenverteilung und frühen Heirat nur wenig Zugang zu Einkommens-möglichkeiten haben, sind sie häufig von Armut betroffen. Dies hat negative Auswirkungen auf die Lebenssituation und Entwicklungs-möglichkeiten der Kinder. Ihre Bildungs- und Zukunftsperspektiven werden erheblich beeinträchtigt. Teenager-Schwangerschaften und Frühverheiratung kommen wesentlich häufiger vor als im nationalen Durchschnitt.

Was wir erreichen wollenMit diesem Projekt möchte Plan benachteiligten Kindern und ihren Familien Zugang zu sozialer Fürsorge, Bildung, Wasser und Sanitär-versorgung ermöglichen. In 25 Schulen und sechs Gesundheitsein-richtungen werden die Wasserversorgung sowie die Sanitär- und Hygienesituation verbessert. Darüber hinaus unterstützt Plan soziale Betreuungs- und Fürsorgedienste, um Kinder vor Vernachlässigung und den Folgen von Krieg und Armut zu schützen.

Insgesamt erreichen die Projektmaßnahmen mehr als 400.000 Personen. Dazu zählen 22.000 Kinder, deren Lernumfeld verbessert wird, 5.500 Mütter, die ihr Wissen über Ernährung und Gesundheit steigern, sowie 1.400 gefährdete Kinder, die Zugang zu Fürsorge und Schutzangeboten erhalten. Die Projektmaßnahmen setzt Plan gemeinsam mit dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, UNICEF, um. Die Maßnahmen sind Teil eines Gesamtprogramms zur Entwick-lung der Region, welches von der Europäischen Union finanziert wird.

Was wir dafür tunKinderfreundliche SchulenIn den Distrikten Moneragala, Ampara und Batticaloa wird Plan insge-samt 68 Schulen dabei unterstützen, das Lernumfeld zu verbessern

und die Quote der Schulabbrecher zu verringern. Hierfür nehmen Lehrkräfte an Fortbildungen zu alternativen und kindgerechten Unterrichtsme-thoden teil. Dort lernen sie unter anderem, wie sie Kinder motivieren und wie sie auf die Bedürf-nisse von Kindern mit einem geringeren Lern-tempo eingehen. Kinder, die nicht zur Schule gehen, werden durch gezielte Förderprogramme unterstützt, damit sie den Schulbesuch wieder-aufnehmen. Zudem wird Plan Klassenzimmer renovieren und Lernmaterialien bereitstellen, um dadurch ein kindgerechtes Lernumfeld zu schaffen.

Schutz und Fürsorge für gefährdete KinderGemeinsam mit lokalen Kinderschutzkomitees und Gemeindemitgliedern werden Kriterien und Mecha-nismen ausgearbeitet, um besonders gefährdete Kinder zu identifizieren. Hierzu zählen Kinder, die

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Schutz und Bildung für gefährdete Kinder Sri Lanka

In den ehemaligen Kriegsregionen Sri Lankas sollen alle Kinder Zugang zu Bildung erhalten.

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von Vernachlässigung, Nahrungsmangel oder Gewalt betroffen sind; Mädchen und Jungen, die keinen Zugang zu Bildung haben, deren Eltern auf der Suche nach Arbeit weggezogen sind, oder Kinder, die in großer Armut aufwachsen.

Zusammen mit ihren Familien erhalten diese Kinder Zugang zu sozi-alen Betreuungs- und Fürsorgeangeboten. Ziel ist es, die Familien durch gesundheitliche, rechtliche oder finanzielle Unterstützung in die Lage zu versetzen, ihren Kindern Schutz, Gesundheit und Bildung zu ermöglichen. Manche Kinder, deren Eltern dies nicht bewältigen, erhalten direkte Unterstützung, wie zum Beispiel Kleidung, Nahrung, Medizin und Schulmaterial.

Plan stärkt die lokalen Kinderrechtskomitees und führt Schulungen für deren Mitglieder durch. Dort lernen sie beispielsweise, wie sie die Zusammenarbeit mit den Behörden verbessern können. Außerdem werden sie darin geschult, sensibel auf gefährdete oder von Gewalt betroffene Kinder und Familien zuzugehen und situationsgerechte Unterstützung zu leisten.

Sozialen Zusammenhalt fördernIm Rahmen des Programms „Sport für Entwicklung“ werden Jugend-liche aus allen sieben Projektregionen mobilisiert, um gemeinschaftliche Strategien zur Überwindung von sozialen Problemen zu entwickeln. Zusammen mit der Behörde für Jugendbetreuung und lokalen Sportver-bänden hat Plan hierzu ein Programm erarbeitet, das soziale Themen mit sportlichen Aktivitäten verbindet. Dabei fördern Sportveranstal-tungen und Trainings die Inklusion von Kindern aus unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen. Jugendclubs stärken ihren Zusammenhalt und

bieten ihnen Möglichkeiten zur Partizipation. Dort diskutieren Mädchen und Jungen über Themen, die ihr Leben betreffen, und lernen, wie sie sich an Entscheidungsprozessen beteiligen können. Inklusion und Nicht-Diskriminierung sind dabei grundlegende Prinzipien bei der Arbeit in den Jugendclubs.

Wasser, Sanitär und Hygiene verbessernIn 25 Schulen und sechs Gesundheitszentren sowie in ausgewählten Haushalten verbessert Plan den Zugang zu sauberem Wasser und Sanitäranlagen. Die Haushalte werden zusammen mit Gemeindeleitern und lokalen Behörden nach festgelegten Kriterien ausgewählt. Hierzu zählen die Menge und die Qualität des vorhandenen Wassers sowie die Notlage der Familie. Frauengeführte Haushalte, Familien mit Klein-kindern und solche, die von Krankheit betroffen sind, werden bevor-zugt. In Hygieneschulungen lernen die Familien, wie wichtig sauberes Wasser ist, um Krankheiten vorzubeugen, und wie sie entsprechende Filteranlagen verwenden. Geplant sind Wasseranschlüsse für rund 1.900 Haushalte, der Bau von 850 Toiletten, 160 Brunnen sowie Wasser- und Sanitäranlagen für 25 Schulen und sechs Gesundheitszen-tren. Die genaue Zahl der Anlagen und der Begünstigten wird im Laufe des Projektes bestimmt.

Prüfung und Bewertung des ProgrammverlaufsWährend der gesamten Laufzeit des Projektes finden regelmäßige Treffen aller beteiligten Partner statt. Dort werden die Projektfort-schritte besprochen, gewonnene Erfahrungen ausgetauscht und nötige Korrekturen bei der Umsetzung der Maßnahmen vorgenommen. Nach der Hälfte sowie nach Beendigung des Projektes wird eine ausführliche externe Evaluierung durchgeführt.

In Zukunft soll in den Vorschulen noch stärker auf die Umsetzung des Lehrplans geachtet werden.

Plan International Deutschland ist mehrfach als transparente Spendenorganisation ausgezeichnet worden. Das Kinder-hilfswerk erreichte 2012 in diesem Bereich zweimal den ersten Platz: beim Transparenzpreis von PwC und in einer Analyse des Wirtschaftsmagazins Capital. Plan arbeitet als eines der ältesten unabhängigen Kinderhilfswerke in 51 Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas und finanziert über Patenschaften, Einzelspenden, öffentliche Mittel sowie Firmenkooperationen nachhaltige Selbsthilfeprojekte. Mit der Kampagne „Because I am a Girl“ macht sich Plan für die Rechte von Mädchen stark und erreichte bei der UNO die Anerkennung des Welt-Mädchentages am 11. Oktober. Plan International Deutschland trägt das DZI-Spenden-Siegel und erhielt 2011 für sein Engagement den Walter-Scheel-Preis des Bundesentwicklungsministeriums. Stand: Oktober 2015

Haben Sie Fragen?Plan International Deutschland e. V.Bramfelder Straße 7022305 HamburgTel. +49 (0)40 61140-0Fax +49 (0)40 [email protected] · www.plan.dewww.facebook.com/PlanDeutschlandwww.twitter.com/PlanGermany

Helfen auch Sie mit Ihrer Spende

Plan International Deutschland e. V.Bank für Sozialwirtschaft

IBAN: DE92 2512 0510 0009 4449 33BIC: BFSWDE33HAN

Unter Angabe der Projektnummer „LKA0207“ und falls vorhanden Ihrer

Paten- bzw. Referenznummer.*

Plan in Sri LankaDie Insel Sri Lanka liegt vor der Südspitze des indischen Subkontinents und hieß bis 1972 Ceylon. Im Norden und Osten verlaufen ausgedehnte Tiefländer, während sich in der Inselmitte das Bergland bis auf 2.518 Meter erhebt. Das Klima ist tropisch und vom Monsun beeinflusst.

Die Wirtschaftslage gilt als weitestgehend stabil, weist jedoch große regio-nale Unterschiede auf: Die Hälfte der gesamten Wirtschaftsleistung wird in der Region rund um die Hauptstadt Colombo erbracht. Präsident des Landes ist seit Januar 2015 Maithripala Sirisena.

Nach mehr als 25 Jahren wurde im Mai 2009 der Bürgerkrieg zwischen den tami-lischen Separatisten und dem sri-lanki-schen Militär sowie diversen Paramilitärs für beendet erklärt. Aber auch nach Ende des Krieges bleibt die humanitäre Situa-tion für viele Menschen kritisch. Vor allem in den früheren Konfliktregionen fehlt es an Nahrungsmitteln, sauberem Trink-wasser und medizinischer Versorgung.

*Bei Mehreinnahmen werden Spenden für andere dringende Plan-Projekte verwendet.