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JAHRES BERICHT 2 0 1 3 Psychologische Beratungsstellen im Emsland E h e F a m i l i e L e b e n Erziehung

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J A H R E SB E R I C H T2 0 1 3

Psychologische Beratungsstellenim Emsland

E h e F a m i l i e L e b e n E r z i e h u n g

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Psychologisches BeratungszentrumLingen Ehe-, Familien-, Lebens- und ErziehungsberatungBernd-Rosemeyer-Str. 5, 49808 Lingen (Ems)Telefon: 0591 4021E-Mail: [email protected]: www.pbz-lingen.deLeitung: Dipl.-Päd., Dipl.-Theol. Dr. Christoph Hutter

Psychologische BeratungsstelleMeppen Ehe-, Familien-, Lebens- und ErziehungsberatungVersener Straße 30, 49716 MeppenTelefon: 05931 12050E-Mail: [email protected]: www.pbs-meppen.deLeitung: Dipl.-Psych. Hans Dieter Korinth

Psychologisches BeratungszentrumPapenburg Ehe-, Familien-, Lebens- und ErziehungsberatungHauptkanal rechts 30, 26871 PapenburgTelefon: 04961 3456E-Mail: [email protected]: www.pbz-papenburg.deLeitung: Dipl.-Psych. Dr. Christopher Trouw

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InhaltsverzeichnisBeratungsstellen im Emsland

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Fotos: xxee | REHvolution.de / photocase.de, Mr. Nico / photocase.de, antifalten / photocase.de

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Beratungszentrum Lingen

2013 – Es ist wie es ist, sagt die Liebe (Erich Fried)

Einer der großen Trends unserer Zeit ist es, aus allem das Beste herauszuholen. Prozesse werden optimiert, Fehler werden bestenfalls vermieden, zumindest aber ausgemerzt, wenn sie passiert sind, Ergebnisse werden gesteigert.Soweit so gut – könnte man sagen. Jetzt beschäftigen wir als FamilienberaterInnen uns aber mit Themen, bei denen diese Optimierungslogik an ihre Grenzen kommt. Kinder lassen sich ebenso wenig optimieren wie Beziehungen. Pädagogik und Psychologie wissen nur allzu gut, dass das Fundament von Veränderungs-prozessen Annahme und Wertschätzung sind. Wenn jemand nicht weiß, dass ich ihn schätze wie er ist, dann bauen sich riesige Widerstände auf. Jeder noch so gut gemeinte Tipp, jede noch so berechtigte Veränderungs-idee wird dann ins Leere laufen. Erich Frieds Satz „Es ist wie es ist, sagt die Liebe“ ist, so gelesen, auch eine unverzichtbare Basis für Erziehung.Soweit so gut – könnte man noch einmal sagen. Und doch bringt uns das Familienleben immer wieder an Punkte, an denen es uns einfach schwer fällt ruhig zu bleiben. Dann wird die Angst übergroß, dass die Schulprobleme eines Kindes zu Schulversagen wer-den könnten. Oder die Diagnose, beispielsweise einer Lernschwäche, macht so große Angst, dass man sie am liebsten ignorieren würde. Oder man hält es für extrem wichtig, dass ein Kind noch in einem weitern Bereich seine Fähigkeiten entwickelt, dass es ein Musikinst-rument erlernt, oder ein bestimmtes Hobby intensi-viert. Wenn man ehrlich ist, dann findet man tausend größere oder kleinere Gründe, an Kindern irgendetwas verändern zu wollen. Es spricht ja auch nichts dagegen, sich gemeinsam auf einen Weg der Veränderung zu machen. Wir Eltern erziehen Kinder und bringen ihnen etwas bei. Wir üben Kritik und handeln miteinander aus, wie wir uns das Zusammenleben vorstellen. Es gibt viele Ziele in Beruf, Schule, Familie und Freizeit die es allemal wert sind, sich dafür anzustrengen. Das zu tun ist gut, es setzt Kreativität und Lebendigkeit frei und macht unser Leben erfolgreicher und befriedigender.Was wir als BeraterInnen wahrnehmen ist aber etwas

anders: Millimeternah neben dem Engagement für unsere Kinder liegt der elterliche Ehrgeiz. Die Presse spricht von „Helikoptereltern“, die ihre Kinder ständig umkreisen, kontrollieren und beobachten. Der Unter-stützung unserer Kinder zum Verwechseln ähnlich ist übertriebene Hektik, die den Kindern keine Zeit und Ruhe für den eigenen Weg lässt. Dieses falsch verstan-dene elterliche Engagement zerstört wichtige individu-elle Frei- und Spielräume, die für eine langfristige Ent-wicklung notwendig sind. Wer seine Kinder optimieren möchte, dem fehlen oft der Blick und die Wertschät-zung für Vielfalt, unkonventionelle Wege und für den Charme des Unangepassten. Die haarscharfe Trennlinie zwischen Unterstützung und Optimierung gilt es zu berücksichtigen. Menschen und Beziehungen lassen sich nicht optimieren. Im Gegenteil, wenn man zu sehr an ihnen herummanipuliert, dann gehen sie kaputt. Ein Beispiel: Vielen SchülerInnen täte es sicherlich gut, ein bisschen mehr für die Schule zu lernen. Wo aber Lernen und Leistung zum Lebensinhalt werden, dort kostet das den Kindern ihre Kindheit. Das ist ein viel zu hoher Preis.

Dass Deutschland ein ängstliches Land ist, wurde im-mer wieder beschrieben. Die Angst abzurutschen, die Angst, die Zukunft zu verspielen, die Angst, irgendet-was sei der Anfang vom Ende, sie alle sind allzu präsent in unseren Familien. Aber Angst ist in Beziehungssa-chen ein schlechter Wegweiser. Donald Woods Win-nicott, einer der großen Wegbereiter kindertherapeu-tischer Arbeit, hat ein wunderbares Bonmot geprägt: Er spricht von der „ausreichend guten Mutter“ („good enough mother“). Wenn eine Mutter ausreichend gut ist, dann kann sie ihre eigenen Bedürfnisse und die Be-dürfnisse des Kindes wahrnehmen und miteinander in einen guten, vielleicht auch manchmal spannungsvollen Zusammenklang bringen. Diese Idee Winnicotts dürfen wir getrost verallgemeinern. Eigene und fremde Bedürf-nisse, eigene und fremde Ansprüche, Wunsch und Wirklichkeit stehen in einem Spannungsverhältnis. Es ist wichtig beide zu spüren. Perfektionismus verabsolutiert eine Seite und ignoriert die andere. Das bringt uns aus der Balance. Spannung und Entspannung, Leistung und Erholung, Ziele und Zufriedenheit, Engagement und

Psychologisches BeratungszentrumLingen

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Beratungszentrum Lingen

Egoismus – wir brauchen sie alle. In diesem Sinne tut es allen in der Familie gut, wenn sie „good enough“ sein dürfen. Egal ob als Liebhaber, Schüler, Sportler, Mama, Papa oder Kind – wir alle sind wie wir sind…

Im Rausch der Farben

Es ist inzwischen schon gute Tradition, dass die Be-ratungsstelle von Kunstausstellungen durch das Jahr begleitet wird. Neben den Werken von Antje L. Bau-meister, die in der zweiten Jahreshälfte 2013 zu sehen waren, stellten im ersten Halbjahr 30- bis 70-jährige KünstlerInnen aus dem Christophoruswerk Lingen aus, die unter dem Dach des „Atelier farbenfroh“ der Kunstschule Lingen seit Jahren zusammen kreativ auf dem Weg sind. Beide Ausstellungen prägten unser Haus auf je eigene, beeindruckende Weise. Gerade die Zeit des Übergangs, als die Wände des Hauses für kur-ze Zeit weiß waren, regten an, darüber nachzudenken, welche Bedeutung die Kunst, die in der Beratungsstelle gezeigt wird, für unsere Beratungsarbeit hat. » Die Beratungsstelle versteht sich als gastfreund-

licher Raum. Seit jeher beschreiben Menschen Gastfreundschaft als gute Möglichkeit die Welt neu kennen zu lernen. Wer als Gast in ein Haus kommt, dem bieten sich dort Schutz und Nahrung. Aber auch die Gastgeber sind auf den Gast angewiesen, denn sie bekommen durch ihn eine neue Perspek-tive auf die Welt, Informationen von draußen und einen veränderten Blick auf die eigenen Selbstver-ständlichkeiten. So stoßen uns KünstlerInnen die Türe zur Welt auf oft überraschende Art und Weise

auf. Sie helfen uns immer wieder, das Haus neu zu erfinden, es neu zu sehen und es neu zu füllen.

» In jedem Kunstwerk steckt die Botschaft „Sieh mich genau an!“. Darin gleichen sich Bilder und Menschen. Sie sind es wert, ausgiebig betrach-tet zu werden. Eine der Grunderfahrungen von Beratung ist, dass man einem Menschen erst dann gerecht werden kann, wenn man ihm Zeit gibt sich zu zeigen, sich zu erforschen und sich selbst zu erklären. Wenn sich Beratung Zeit lässt (und wenn wir in unserer Gesellschaft Orte schaffen, an denen man sich Zeit schenkt) dann können Menschen zu Kunstwerken werden. Dann wird man lohnende Details und aufregende, kreative Lösungen in ihren Lebensentwürfen entdecken. Ein Bild, an dem man nur vorbeigeht, das hat man nicht betrachtet. Wo Menschen und ihr Leben immer schneller, immer beiläufiger werden (müssen), dort geht Vieles verlo-ren, weil wir uns nicht wirklich begegnen.

» Bilder sind oft auch widersprüchlich und span-nungsreich. Unterschiedliche Farben und Motive, Licht und Schatten stehen einfach nebeneinander: ungezügelt, unzensiert, ungeschminkt, vielleicht auch unversöhnt. Die tiefere Wahrheit eines Bildes erkennt man erst, wenn man den Zusammenklang, die Komposition zu verstehen versucht. Auch hier ist die Betrachtung von Bildern eine gute Schule der Beratung. So widersprüchlich wie manches Kunst-werk sind auch die Lebenskunst und die Versuche der Menschen glücklich zu werden. Deshalb eignen sich kreative Medien auch so gut für die Beratungs-arbeit. Ein Stück Ton, der geformt wird, oder ein

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Beratungszentrum Lingen

Themen und Trends

» Schule verändert sich rapide! Die Diskussionen um „G8“ und „Ganztagsschule“ sind hier ebenso wich-tige Stichworte wie „Inklusion“ oder der in Nieder-sachsen bewusst in Kauf genommene Mangel an schulpsychologischer Versorgung. Für die Bera-tungsarbeit ist Schule eine wesentliche Bezugsgrö-ße, weil sie eine wichtige Lebenswelt für die Kinder und Familien ist. Auch wenn wir über regelmäßigen Austausch (z.B. in Supervisionskontexten), neue Formate (z.B. Beratungsangebote zu Elternsprechta-gen) und Zusammenarbeit im Einzelfall die Schnitt-stellen zur Schule heute schon pflegen, müssen Möglichkeiten einer weiter gehenden Kooperation in den nächsten Jahren ernsthaft diskutiert werden.

» Aber nicht nur die Schule ist ein wichtiger Rahmen für das Aufwachsen von Kindern, sondern Kindheit und Jugend bekommen insgesamt immer mehr ins-titutionelle Rahmung. Dies beginnt mit der profes-sionellen Betreuung von Kleinkindern und setzt sich bis in die Ganztagsschule hinein fort. Das bedeutet auch, dass ErzieherInnen, SozialarbeiterInnen, LehrerInnen und anderen psychosozial geschulten Fachkräften wachsende Bedeutung zukommt. Dass sie zu wesentlichen KooperationspartnerInnen für Erziehungs- und Familienberatung werden, verän-dert unsere Arbeit. Klassische Erziehungsberatungs-fragen werden heute seltener gestellt als früher, weil Eltern in diesen Fachkräften dafür kompetente AnsprechpartnerInnen finden. Stattdessen wird die psychologische Beratungsstelle immer öfter als psychologischer Fachdienst angefragt. Immer komplexere Fallkonstellationen, die Beratung an-derer Dienste und die Zusammenarbeit in teilweise großen Netzwerken sind längst Alltag geworden.

» Wir haben 2013 erstmals systematisch erhoben, in wieweit die psychische Erkrankung von Eltern für unsere Beratungsarbeit bedeutsam ist. An den Zahlen lässt sich ablesen, wie wichtig der in den letzten Jahren bereits „gefühlte Trend“ wirklich ist. Fast in 11 Prozent unserer Fälle spielt eine manifeste psychische Erkrankung in der Familie eine Rolle. Wenn ein Elternteil depressiv wird oder aus anderen

Bild das entsteht, können die Lebenssituationen und prozesse unserer Ratsuchenden oft sehr präzise abbilden.

» Ein letzter Gedanke sei dem Wert von Kunst und Leben gewidmet. Natürlich hat Kunst oft einen Preis. Dies ist gut und wichtig, als Wertschätzung und als Weg zur Sicherung der Lebensgrundlage der KünstlerInnen. Und doch zeigen die vielen Bilder, die in den letzten Jahren in unserem Haus zu sehen waren, dass sich Kunst der Bewertung zutiefst entzieht. Oft haben KollegInnen ein Lieblingskunst-werk in einer Ausstellung. Manchmal teilen wir die Liebe zu einem Bild. Manchmal ist diese Nähe zu einem Bild aber auch ganz individuellen Gründen geschuldet. Auch hier können uns die KünstlerIn-nen eine wichtige Lektion erteilen. So plausibel das Abschätzen von Wert und Preis in unserer Welt auch geworden ist. Bildern und Menschen kann es letztlich nie gerecht werden.

Mit diesen Gedanken zum „Rausch der Farben“ möch-ten wir uns für den Reichtum bedanken, den wir in den letzten Jahren in unseren Räumen beherbergen durf-ten. Und wir freuen uns heute schon auf die Eindrücke, die uns in den nächsten Jahren begegnen werden.

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Beratungszentrum Lingen

Gründen in die Psychiatrie eingewiesen werden muss, dann bringt das Kinder und Eltern oft an die Grenzen der Belastbarkeit. Die Konzepte, die hier – auch in unserem Haus – seit Jahren entwickelt werden, bedürfen weiterhin großer Aufmerksamkeit und möglicherweise auch noch weiterer Ressour-cen.

» Seit vielen Jahren ist die Arbeit in Gruppen ein zentrales Instrument unserer Beratungsarbeit. Doch die Akzeptanz von Gruppenangeboten geht spürbar zurück. Möglicherweise geht es dabei „nur“ um das Zeitbudget und verbindliche Gruppenangebote finden in immer verplanteren Tages- und Wochen-abläufen von Kinder und Erwachsenen einfach kei-nen Platz mehr. Vielleicht sind Gruppen in unseren hoch individualisierten Zeiten aber auch nicht mehr so attraktiv wie sie früher waren. Heilsam wären Gruppenerfahrungen allemal!

Beratung und Zahlen

» Mit 895 neuen Anfragen haben sich im letzten Jahr pro Monat im Schnitt 75 Familien an die Beratungs-stelle gewandt. Zusammen mit den Übernahmen aus dem Vorjahr hatten im letzten Jahr 1291 Famili-en zur Psychologischen Beratungsstelle in Lingen Kontakt.

» Trotz einer Steigerung der Anmeldungen um 13 Prozent konnte die Wartezeit fast konstant gehal-ten werden. Im Schnitt lag die Wartezeit auf den Beginn einer Beratung bei 31 Tagen. 22 Prozent der Ratsuchenden konnte bereits innerhalb von zwei Wochen ein erstes Gespräch bekommen.

» Prozessdauer: Ehe-, Familien-, Lebens- und Erzie-hungsberatung ist, anders als beispielsweise eine Psychotherapie, primär eine gering dosierte Unter-stützung, um eigene Ressourcen und Lösungsideen anzustoßen. Die durchschnittliche Sitzungszahl lag wie im Vorjahr pro Fall bei 7 Sitzungen. Allerdings arbeiten wir in knapp 15 Prozent der Fälle zum Teil deutlich mehr als 15 Sitzungen mit einer Familie.

» 63 Prozent der Ratsuchenden stammen aus dem Stadtgebiet Lingen. 37 Prozent kommen aus dem südlichen Landkreis Emsland oder angrenzenden Gebieten. Es bleibt eine Herausforderung für die

Beratungsarbeit, auch im ländlichen Bereich präsent und erreichbar zu sein.

» Die enge Kooperation innerhalb der Strukturen der Kinder- und Jugendhilfe ist für unser Beratungszen-trum selbstverständlich. Ausdruck dieser Einbindung ist, dass wir in 15 Prozent unserer Fälle direkt mit den Jugendämtern der Stadt Lingen bzw. des Land-kreises Emsland kooperieren.

» Über 12 Prozent der Ratsuchenden haben Migra-tionshintergrund. Diese Zahl liegt in etwa auf dem Niveau der Gesamtbevölkerung im Emsland.

» Familienstrukturen: 53 Prozent der Ratsuchenden kamen 2013 nicht aus klassischen Kernfamilien, sondern sie lebten getrennt, geschieden, verwitwet, als Alleinerziehende oder in Patchworkfamilien. In den Familien, die in unserer Stelle Hilfen nach dem SGB VIII (Kinder- und Jugendhilfegesetz) in An-spruch nehmen, lebten im Schnitt 2 Kinder.

» Das Thema Armut ist für die Beratungsarbeit, wie für unsere Gesellschaft von steigender Bedeutung! 22 Prozent unserer Ratsuchenden erhalten Wohn-geld, Hartz IV oder andere Hilfen zum Lebensun-terhalt.

Unser Team

Hauptamtliche BeraterInnen:Birgit Gerharz, Ellen Geyer-Köhler, Andrea Holthuis, Barbara Hueske, Dr. Christoph Hutter, Petra Koop, Herbert Krone, Uta Lackmann-Winter, Anne Münninghoff, Paul Tschackert, Eva-Marie Zimmermann-PeuschVerwaltung: Bärbel Fischer, Rita Gels, Gisela Hönemann, Stefanie KöhlerFreie MitarbeiterInnen: Birgit Ahlfänger, Judith Bojer, Christel Decressin, Ursula Graeser, Johanna Harland, Klaus Helle, Georg Köhler, Christa Kötting, Maria Krieger, Hedwig Lammers, Gerd Lampe, Edeltraud Loch, Ulrike Nitschmann, Ludger Plogmann, Bernadette Rogge, Silke Schmitz, Claudia Ströer, Heike Többen, Helena Witschen-Schulze-BerndtHaus und Garten:Jürgen Bojer, Danuta Staszewski

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Beratungsstelle Meppen

641665

633678 699

773

847

Neuanmeldungen 2003-2013

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

1000

800

600

400

200

02011

918

1. Bedarf

Der sich in den vergangenen Jahren abzeichnende Trend zur Nachfrage an Beratungen und Hilfen konnte erneut auch im abgelaufenen Berichtsjahr beobachtet werden. Es ergab sich ein ähnlich hoher Beratungsbe-darf wie in den vorangegangen Jahren 2011 und 2012 mit 893 neuen oder wieder angemeldeten Fällen. Dies bedeutet eine minimale Zunahme im Vergleich zum Vorjahr mit 887 Fällen.

2. Angebote

2.1 Fortlaufende Angebote Die Psychologische Beratungsstelle hat im Jahr 2013 folgende Angebote vorgehalten: » Familienberatung für alle Beteiligten bzw. Betroffe-

nen » Erziehungsberatung für die Eltern bzw. die Erzie-

hungsberechtigten » Beratung für Jugendliche und Kinder

» Spieltherapie für Kinder, einzeln oder in Gruppen » Gruppen für Jungen oder Mädchen mit sozialen

Schwierigkeiten » Gruppen für Kinder, die von Trennung und Schei-

dung betroffen sind » Gruppen für Kinder, die einen nahen Angehörigen

verloren haben » Gruppe für Jungen: „Endlich selbstbewusst und

stark“ » Gruppe für Kinder, deren Eltern von einer psychi-

schen Krankheit betroffen sind » Gruppe für Kinder, deren Eltern an Krebs erkrankt

sind (In Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus Ludmillenstift in Meppen)

» Lebensberatung » Paar- und Partnerschaftsberatung » Kommunikationstrainings für Paare in der Gruppe » Reittherapie für besonders ängstliche, unruhige und

hyperaktive Kinder und Erwachsene » Diagnostik von Kindern und Jugendlichen mit Teil-

leistungsschwächen im Lesen, Rechtschreiben oder Rechnen

» Diagnostik von Kindern mit Schulschwierigkeiten, Konzentrationsproblemen oder Leistungsproblemen

» Telefonsprechstunden am Dienstag, Mittwoch und Freitag für alle Ratsuchenden

» Gruppe für Jugendliche, die Mobbing-Erfahrungen gemacht haben

» Gesprächsgruppe für Erwachsene

2.2 Spezielle Angebote Neu seit 2012: Projekt „Fair Play“ in Kooperation mit der Bödiker Oberschule Haselünne (Sprechzeit vor Ort, Gruppenangebote, Supervision für Lehrer). Darüber hinaus wird an verschiedenen Schulen in unserem Einzugsgebiet das Programm „Fair Play“ in Zusammen-hang mit dem Jugendamt des Landkreises erfolgreich durchgeführt. Zwei Krisentermine bieten wir am Montag und am Donnerstag an. Diese können kurzfristig an Ratsuchen-de vergeben werden, die sich in großer Not befinden.

Psychologische BeratungsstelleMeppen

2012

887

2013

893

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Beratungsstelle Meppen

In unserer Beratungsstelle werden seit vielen Jahren im-mer wieder verschiedenste Gruppenangebote gemacht. Für Mädchen oder Jungen werden vor allem Gruppen zu diversen Themen angeboten, wie zum Beispiel Trennung, Selbstwertprobleme, soziale Auffälligkeiten, emotionale Probleme, psychischen Auffälligkeiten der Eltern, onkologischen Erkrankungen der Eltern, Trauer-erfahrungen in den Familien und Mobbing.Im Berichtsjahr wurde nun zum ersten Mal eine Mäd-chengruppe „Selbstbewußtsein“ in kompakter Form angeboten: An vier Tagen zu jeweils vier Stunden in einer Woche in den Sommerferien trafen sich sechs Mädchen im Alter von 12 bis 14 Jahren, um zum Thema „Selbstbewusstsein“ miteinander zu arbeiten. Alle Teilnehmerinnen waren nach anfänglicher Skepsis durchweg hoch motiviert und konnten voneinander profitieren. Inhalte der Gruppenarbeit waren nach einer kurzen Kennlernphase die Auseinandersetzung mit den eigenen Stärken und Schwächen, die Wahrnehmung des eigenen Auftretens, die Wirkung auf Andere und die Entwicklung neuer Glaubenssätze an sich selbst. Methodisch wurden folgende Schwerpunkte gesetzt: Spiegelübungen, Rollenspiele, Rituale, Reittherapie durch unsere Reittherapeutin, Reflexion und Feedback zum Abschluss.

3. Versorgung

Seit vielen Jahren werden zunehmend Klienten von Ärzten an die Beratungsstelle überwiesen, die unter schwer wiegenden Erkrankungen wie zum Beispiel Depressionen, schweren Persönlichkeitsstörungen, Ängsten, Panikattacken, Zwängen, Posttraumatischen Belastungsstörungen oder auch Borderline-Störungen leiden. Viele dieser Ratsuchenden benötigen eigentlich psychotherapeutisch-medizinische Versorgung. Da es jedoch im mittleren Emsland zu wenige entsprechende Therapieplätze gibt, wenden sich diese Menschen an uns. Zum Teil bieten wir an, dass sie unterstützende Gespräche bis zum Beginn einer psychotherapeutischen Behandlung erhalten. Darüber hinaus gibt es auch relativ viele Ratsuchende, bei denen die Psychotherapie abgeschlossen wurde, sie aber weiterhin Behandlungs-bedarf haben.Aber auch die psychotherapeutischen Behandlungsplät-ze für Kinder und Jugendliche sind rar gesät, so dass viele Kinder bzw. Jugendliche von uns versorgt werden. Wir übernehmen diese Aufgabe selbstverständlich im Sinne der Kinder und Familien, doch müssen wir öfter feststellen, dass unser Beratungsangebot nicht ausreicht und eine entsprechende Psychotherapie angezeigt wäre.

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Beratungsstelle Meppen

4. Patchworkfamilien

Immer häufiger haben wir es in unserer Beratungsarbeit mit so genannten „Patchwork-Familien“ zu tun, d.h. Familien, in denen es Kinder aus vorherigen Beziehun-gen gibt und somit oftmals ein leiblicher Elternteil au-ßerhalb der Familie lebt. Für die Familie insgesamt, vor allem aber für die Kinder, ergibt sich hier eine besonde-re Dynamik. Vor allem Loyalitätskonflikte sind für die Kinder eine große Belastung. Dies gilt in besonderem Maße dann, wenn die leiblichen Eltern einander ab-lehnend gegenüberstehen und ihre Konflikte über das gemeinsame Kind austragen. Kinder fühlen sich hier oft schuldig und verantwortlich. Im Blick auf die neuen Lebenspartner entwickeln sie häufig Konkurrenzgefüh-le und haben Angst, den verbliebenen Elternteil auch noch zu verlieren. Bringt der neue Partner auch noch Kinder mit in die Beziehung oder gibt es ein gemeinsa-mes Kind, so sind dies emotionale Herausforderungen, die für Kinder nicht leicht zu meistern sind. Als wichtigste Aufgabe in der Beratung ergibt sich oft, die Zusammenarbeit und gemeinsame Verantwortung der leiblichen Eltern, hierbei vor allem den gegenseiti-gen Respekt, zu fördern und zu stärken. Für die Kinder ist wichtig zu spüren, dass die Eltern bleiben und sie beide in gleicher Weise lieben dürfen.

5. Mitarbeiterinnen

Diplom-Psychologen, Diplom-Sozialpädagogen und Sozialarbeiter, Diplom-Pädagogen, Sonderpädagogen, Lehrer und Erzieher bilden das Team der Beratungsstelle. Alle haben Weiterbildungen entweder zum:Ehe-, Familien- und Lebensberater, und/oderKinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten, und/oderPsychologischen Psychotherapeuten, und/oderFamilientherapeuten.Eine Kollegin ist Reittherapeutin, eine Motopädin und eine Lerntherapeutin. Das Team der BeraterInnen besteht aus den Herren Barlage, Korinth (Leitung), Schütte, Hagen und den Frauen Bohse, Tschakert (vormals Heithaus), Hennekes, Hülshoff, Knüpper (Stellvertretende Leitung), Masselink, Poerschke, Pomberg, Schleper, Wübben.Temporäre Mitarbeit: Frau Behrends, Frau Lackmann-Winter, Schwester Ulrike und Herr Tschakert.Darüber hinaus ergänzen die Frauen Splett, Müller und Hechler das Team in der Verwaltung.Außerdem arbeiteten folgende HonorarmitarbeiterInnen in der LRS- und/oder Dyskalkulieförderung mit unter-schiedlicher Stundenzahl über unterschiedlich lange Zeiträume: Die Herren Ahlers, Staade und Wohlge-zogen, die Frauen Averbeck, Bramkamp, Herr Bühler, Frau Haible, Frau Jasken, Frau Meyering, Frau Mon-den, Nitschmann, Pradel-Uhlemann, Reisiger, Schütte, Schulte und Wohlgezogen.

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Beratungszentrum Papenburg

Migration

Migration und Zuwanderung sind in unserer Region wieder ein Thema geworden. Dabei spielen nicht nur die reinen Zahlen eine Rolle: Dass Deutschland seit 20 Jahren nicht mehr soviel Zuwanderung erlebt hat, löst unterschiedliche Gefühle und Reaktionen aus. Die einen freuen sich über die Zuwanderung von Fachkräf-ten, die die negativen Folgen des demographischen Wandels mildern, die anderen haben Angst vor einer Verfremdung ihrer gewohnten Lebenswelt. Besonders die Lebensbedingungen und Wohnverhältnisse von Arbeitsmigranten und Asylbewerbern sind verstärkt in unser Bewusstsein gerückt. Solch eine gesellschaftliche Entwicklung spiegelt sich selbstverständlich in unserer Beratungsarbeit wider. Wir freuen uns, dass wir mit un-seren Mitarbeiterinnen Frau Florina Stepanov und Frau Irena Büntemeyer regulär Beratungen in russischer und polnischer Sprache anbieten können. Es kann nicht die Aufgabe einer Beratungsstelle sein, jedem Klienten eine Beratung in seiner Muttersprache zu ermöglichen.

Unser Ziel ist es, in unserem Regelangebot „migrations-sensibel“ zu beraten und die besonderen Probleme und Bedürfnisse dieses Klientels zu kennen:

Frau Stepanov, vor 15 Jahren gab es unter deutschen Pädagogen auch im Emsland eine große Sorge, dass die Kinder der russischen Einwanderer sich nicht integrieren. Sie schlossen sich in Cliquen zusammen und sprachen auf dem Schulhof russisch untereinander. Hat sich das geändert?

F. Stepanov: Das hat sich sehr geändert. Wenn die rus-sische Sprache in der Familie nicht extra gepflegt wird, verstehen die Kinder oft gar kein russisch mehr. Bei Familienfesten führt das zu Verständnisproblemen mit den eigenen Großeltern. Da der deutsche Wortschatz der Eltern oft begrenzt ist, dolmetschen in der Beratung die Kinder dann manchmal für ihre Eltern, wobei ich dann gut hören kann, wie sie die Hälfte verschweigen.

Frau Büntemeyer, Sie sind als 15Jährige nach Deutschland gekommen und arbeiten seit Jahrzehnten in Papenburg. Unter den in Papenburg gemeldeten Ausländern sind die Polen eine große Gruppe. Worin unterscheiden sich deut-sche und polnische Familien?

I. Büntemeyer: Die Familien sind durch die Auswan-derung sehr stark miteinander verbunden. Die Eltern haben oft gute Schulabschlüsse und sind interessiert, deutsch zu lernen. Die Kinder sind sehr loyal zu den Eltern, vor Entscheidungen werden Vater und Mutter gefragt und Familien versuchen, Probleme intern zu lösen und nicht nach außen zu tragen.

Ist in Deutschland alles besser?

F. Stepanov: Die integrationswilligen Familien neh-men ja nicht nur die deutschen Sitten, sondern auch die deutschen Unsitten an. Sehr ärgerlich ist z.B. die Bedeutung des Konsums: Beide Eltern arbeiten viel, um zu kaufen, „damit es den Kindern besser geht“, und haben dann keine Zeit mehr für ihre Kinder. Diese werden dann emotional vernachlässigt, wie in manchen deutschen Familien auch.

Psychologisches BeratungszentrumPapenburgWo kämen wir hin, wenn jeder sagte, wo kämen wir hin, und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen. (Kurt Marti)

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Beratungszentrum Papenburg

I. Büntemeyer: Ich erlebe die Scheidungseltern in pol-nischen Familien nicht so hoch zerstritten wie deut-sche Eltern, die sich vor Gericht und vor ihren Kindern manchmal einen sehr gnadenlosen „Krieg“ liefern.

Frau Stepanov, unterscheiden sich deutsche und russische Familien in ihren Beratungsanliegen?

F. Stepanov: Die russische Familie gibt es nicht. Die ehemalige Sowjetunion bestand aus 15 Republiken, deren Amtssprache Russisch war. Zwischen einer rus-sischsprachigen Familie aus Sibirien, aus der Ukraine, aus Kasachstan oder Tschetschenien liegen Welten. Historisch sind nicht alle Republiken Freunde Russlands gewesen, tschetschenische Kinder z.B. sprechen oft gar kein russisch, ihre Religion ist der Islam und die Mütter tragen Kopftücher.

Seit 5 Jahren leite ich alle 14 Tage eine russische Frau-engruppe in der Beratungsstelle. Im kollektivistischen Leben Russlands waren Mann und Frau gleichwertiger. Die Frauen vermissen dieses alte Leben. In Russland hatten sie eine gute Ausbildung, die in Deutschland oft nicht anerkannt wird. Die Kinder genossen in Kin-dergarten und Schule eine hochwertige Bildung. Die russischen Frauen hadern sehr oft mit dem deutschen Schulsystem. Und egal wie gebildet sie sind, hier sind sie zumeist nur „Ausländer“.

Frau Stepanov, wie sind Sie auf unsere Beratungsstelle aufmerksam geworden?

F. Stepanov: Im September 2007 hatte die Psychologi-sche Beratungsstelle zusammen mit der Stadt Papen-burg Herrn Ramazan Salman vom Ethno-Medizinischen Zentrum in Hannover eingeladen. Er hielt damals im Niels-Stensen-Haus einen Vortrag zum Thema „Er-ziehung im Miteinander der Kulturen“. Ich habe mich dann in der Beratungsstelle für ein Praktikum im Rah-men meiner Fortbildungen beworben.

Was würden Sie deutschen Erzieherinnen, Lehrerinnen und Beratern gerne sagen?

F. Stepanov: Würdigen Sie, dass die Eltern die eigene Muttersprache pflegen! Der Satz „Dann müssen Sie halt mehr Deutsch zuhause reden!“ ist eine Kränkung. Zudem haben Sprachwissenschaftler schon lange her-ausgefunden, dass Kinder, die gut in ihrer Mutterspra-che sind, auch viel besser Deutsch lernen, als Kinder, die von ihren Eltern nur schlechtes Deutsch gelernt haben.

I. Büntemeyer: Zeigen Sie Interesse und fragen Sie nach! Interesse für die fremde Kultur beinhaltet Wert-schätzung und Würdigung.

Eine letzte Frage zum Schluss: In welcher Sprache träu-men Sie?

F. Stepanov: Ich träume teils in Deutsch, teils in Rus-sisch.

I. Büntemeyer: Ich träume fast immer in Deutsch, es sei denn, ich bin zu Besuch in Polen oder habe gerade ein polnisches Buch gelesen oder einen polnischen Film gesehen: Dann träume ich in Polnisch.

Herzlichen Dank, Frau Stepanov und Frau Büntemeyer, und weiterhin gutes Gelingen für Ihre Arbeit!

Ein sehr lesenswerter Bericht über die Papenburger Frauengruppe „Die russsiche Welle“ von Florina Stepa-nov ist im überregionalen Jahresbericht nachzulesen.

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Beratungszentrum Papenburg

Weitere Nachrichten aus der BeratungsstelleErneut hohe Anmeldezahlen

Insgesamt meldeten sich im letzten Jahr 858 Famili-en neu an. Einem Drittel haben wir innerhalb von 14 Tagen ein erstes Beratungsgespräch angeboten. Die durchschnittliche Wartezeit lag unter 4 Wochen.

Kinderschutz

Siebenmal wurden wir im vergangenen Jahr von Kin-dertagesstätten, Schulen und anderen Jugendhilfeein-richtungen zu Hilfe gerufen, um die Frage einer akuten Kindeswohlgefährdung nach § 8a oder 8b SGB VIII zu klären.

Jugendgruppe

In der ersten Herbstferienwoche fand in unserer Bera-tungsstelle wieder ein Gruppenangebot für Kinder und Jugendliche statt. Inhaltlich hatten wir eine Mischung aus Erlebnispädagogik, Biographiearbeit und kreativen Angeboten im Programm. Fünf Jungen und fünf

Mädchen zwischen 11 und 13 Jahren haben sich in dieser Woche mit ihren Gefühlen, Wünschen, Stärken und Schwächen beschäftigt und dabei viel erlebt. Es ging darum, ein positives Selbstbild zu entwickeln und mit Gefühlen angemessen umzugehen: So haben wir zum Beispiel eine Gefühlsscharade gemacht und ein Filmplakat für das eigene Leben entworfen.

Besonders gut kam das Ressourcenarmband bei den Kindern und Jugendlichen an: Aus 20 verschiedenen Fähigkeiten haben die Jugendlichen sich diejenigen herausgesucht, die sie am besten repräsentieren (siehe Bilder).

Legasthenie und Dyskalkulie

Seit 15 Jahren hilft unser Papenburger Arbeitskreis Lernförderung Kindern mit einer Lernschwäche, ihren Weg durch die Schule zu finden. Ein wichtiger Baustein dabei sind unsere Lernwerkstätten: Die Rechenwerk-statt in den Sommerferien und die Lesewerkstatt in den Herbstferien waren gut besucht und werden auch 2014 wieder angeboten.

Familie 2.0

Die Relevanz von Medien im Lebensalltag von Kin-dern, Jugendlichen und Familien ist in den letzten Jahren regelmäßig gestiegen. Mit der Verbreitung von Smartphones hat der permanente Zugang zum Internet den Familienalltag erobert. „Wer kennt sie nicht, die Jugendlichen, die im Minutentakt auf ihr Smartphone blicken und zuhause den Laptop nicht mehr zuklap-pen?“ fragten die Erziehungsberatungsstellen auf ihrer Jahrestagung in Hannover. Die digitale Welt eröffnet

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Beratungszentrum Papenburg

eine Vielzahl von Chancen: Information, Kontaktauf-bau, Beziehungspflege. Aber wir wurden auch erneut auf die Risiken aufmerksam gemacht: Missbrauch pri-vater Daten, problematische Online-Bekanntschaften, Cybermobbing oder Suchtverhalten.

Die Welt des Internet und der sozialen Netzwerke ist eine Welt für sich. So sehr, dass manche auch hier von „Migration“, von „digitalen Eingeborenen“ (die jüngere Generation, die in dieser Welt groß wird) und „digitalen Zuwanderern“ sprechen (diejenigen, die die-se Welt erst von außen beobachtet haben und sich nun damit beschäftigen). Und obwohl gerade die jungen Eltern heute bereits selber „digital natives - digitale Ur-einwohner“ sind, fragen sie sich, wie sich das Medien-verhalten ihrer Kinder auf Beziehungen und Identität, auf Denken und Lernen auswirkt.

Jede exzessive Beschäftigung, die man viele Stunden am Tag durchführt, trainiert auf der einen Seite bestimmte Fähigkeiten und vernachlässigt andere. In tensives Computerspielen kann bestimmte Fähig-keiten fördern (Feinmotorik, Reaktionsvermögen, Multitasking). Es wirkt sich negativ auf die Sprach-entwicklung (besonders bei Vorschulkindern) und die Kreativität aus. Ängste und Schlafprobleme können steigen. Ca. 2% der Jugendlichen entwickeln eine Ab-hängigkeit, ca. 20% sind zumindest gefährdet. Einen Zusammenhang mit Gewalt und Aggressivität lässt sich nicht in jedem Fall nachweisen: Jugendliche reagieren nach dem Spielen von „Ballerspielen“ kurze Zeit aggressiver, entwickeln aber auf Dauer keine Probleme, wenn sie sozial integriert sind und genügend Zeit mit Freunden, Sport und Hobbies verbringen. Ein täglicher Bildschirmkonsum (PC, TV u.ä.) von 90 Minu-ten und mehr führt jedoch ab der 3. Klasse mit hoher Wahrscheinlichkeit zu schlechteren Schulleistungen.

Wir freuen uns über die gute Kooperation mit allen, die mit uns zusammen Familien begleiten, und bedanken uns für die gute Zusammenarbeit!

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Psychologi-schen Beratungszentrum Papenburg:Dr. Christopher Trouw (Leiter), Irena Büntemeyer (Stellv. Leiterin), Dr. Christiane Böckmann, Gertrud Brinkmann, Karin Bunte, Sabine Erdmann, Michael Ottens, Florina Stepanov, Daniele Witte

Verwaltung: Ute Bahnes, Bärbel Groenewold, Bianca Lampen, Hildegard Rüters

Sozialpädagogin im Anerkennungsjahr: Lisa Obaia

Freie MitarbeiterInnen: Christina Adams, Sonja Cremering, Annette Dall, Claudia Devermann, Ilka Droege, Claudia Krull, Helga Krupp, Gundhild Magh, Johannes Schmitz, Mareike Schüddekopf, Gabriele Wingerter-Wolters, Tanja Winsenborg

Arbeitskreis Lernförderung: Wilhelm Bollmann, Ingeborg Faupel, Marita Johannsen, Angelika Kulkmann, Heide Schwennen, Marlies Uchtmann, Wolfgang Wagner, Monika Wormland

Raumpflege: Elfriede Kuhl

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