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WASJA GÖTZE 32 DIE LEIBÄRZTIN 62 20 ELSPETH DIEDERIX 68 SUSANNE VIELMETTER SERIE: ZWANZIGER JAHRE – KUNST ALS WAFFE 84 DYSTOPIEN 46 4 TIEFENRAUSCH Wie Elspeth Diederixdas holländische Stillleben neu erfindet DYSTOPIEN IN DER KUNST: Die große Lust am Untergang SUSANNE VIELMETTER: In L.A. setzt sich eine deutsche Galeristin durch DAS KUNSTMAGAZIN // JUNI 2020 TITEL ELSPETH DIEDERIX Ihre Fotografien sehen aus wie klassische Gemälde. Die zauberhaften Motive findet die niederländische Künstlerin mit Taucheranzug und Unterwasserkamera auf dem Meeresgrund der Nordsee 20 RADAR BILDER DES MONATS Street Art mit Alpen- blick, Getty MuseuM Challenge, Kolbe-Nach- lass. KUNST FÜR EINE BESSERE WELT Die Biodiversity Heritage Library. KUNST AUS DEM OFF Al Freemans nachgestellte Kunst- klassiker. DA WILL ICH HIN Villa La Saracena bei Rom. AKTUELL ÜBERSCHÄTZT Tracey Emins Lockdown-Tagebuch 8—19 THEMEN WASJA GÖTZE In der DDR besaß er Kult- status – jetzt werden die poppigen Bilder des unangepassten Hallenser Malers, Dichters und Sängers wiederentdeckt 32 DYSTOPIEN Nicht erst seit Corona ist Welt- untergang ein beliebtes Künstlerthema: Von Bruegel bis Neo Rauch – wie apokalyptische Stimmungen das Kunstschaffen befeuern 46 DIE LEIBÄRZTIN Ruth Boss hatte in den zwanziger Jahren eine prominente Patientin: die letzte Kaiserin von China! Jetzt wird die Asiatika-Sammlung der deutschen Medi- zinerin in Stuttgart versteigert 62 SUSANNE VIELMETTER Ihre Galerie ge- hört in den USA zu den Top-Adressen für aktu- elle Kunst. Wie es die Kölnerin schae, sich auf dem amerikanischen Markt durchzusetzen – Hausbesuch in Downtown Los Angeles 68 BILDSEMINAR Wolfgang Ullrich über Künstler, die ihren Kritikern mit den Mitteln der Malerei zu Leibe rücken 82 SERIE: ZWANZIGER JAHRE (TEIL 7): KUNST ALS WAFFE Viele Künstler der Wei- marer Republik dokumentierten die Unruhen und Umwälzungsprozesse der Zeit nicht nur, sie spitzten sie zu und prangerten sie an 84 STARTER Die Kunststars von morgen, dies- mal Andrey Klassen und Sophia Süßmilch 98 AUSSTELLUNGEN Wegen temporärer Museumsschließungen und Verschiebung von Ausstellungen entfällt die Rubrik in dieser Ausgabe KALENDER Die Kunsttermine in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Überblick – welche Institutionen und Ausstellungen wieder geöffnet sind 110 JOURNAL CORONA UND DIE FOLGEN (I) – KRISENSTIMMUNG IM KUNSTBETRIEB: Welche Auswirkungen hat die Pandemie auf Künstler, Galerien und Museen? Welche Lehren zieht die Branche aus dem Lockdown? Ein kritischer Essay 116 CORONA UND DIE FOLGEN (II) – MUSEEN IM AUSNAHMEZUSTAND: Wie sich die Berliner Museen auf die neue Situation einstellen – ein Interview mit Hermann Parzinger, Präsident der stiftunG Preussischer Kulturbesitz 120 CORONA UND DIE FOLGEN (III) – SYSTEMSPRENGER: Großer Galeristen- Talk mit Elizabeth Dee und Marc Glimcher aus New York und Johann König aus Berlin über halsbrecherische Kosten, über- kommene Messekonzepte und aufge- blasene Künstler 122 KINDER ERKLÄREN KUNST Diesmal der Wassermann von Ilna Ewers-Wunderwald 130 RUBRIKEN Editorial 5 Betreff: art 6 Leserservice, Impressum, Fotovermerke 128 Im nächsten Heft 129 TITELBILD: Stillleben im Meer: Detail einer Unter- wasseraufnahme von Elspeth Diederix SPLASH, 2018, 90 X 60 CM 110 KALENDER 116 JOURNAL 8 RADAR Traumhafter Ausblick In märchenhaftem Licht sitzt ein Mädchen auf einer Wiese. Mit Kreiden hat es einen Reigen aus Strichmännchen gemalt und schaut in die Ferne, wo sich die Schweizer Alpen an der Grenze zu Frankreich türmen und der Genfer See aussieht wie ein magischer Spiegel. Beyond Crisis heißt das 3000 Quadrat- meter große Bild, das der französische Künstler Saype mit Sprühfarbe aus Kreide, Kohle und Milcheiweiß gemalt hat. In ein paar Wochen wird es sich aufgelöst haben. Die Bergwiese befindet sich in Leysin, wo Saype, der vor ein paar Jahren von Street Art zu Land Art gewechselt hat, zu Hause ist. Vor Kurzem noch engagierte er sich in erster Linie für die Flüchtlingshilfe, jetzt lautet seine Botschaft: »In Zeiten der Pandemie ist ein Großteil der Weltbe- völkerung eingesperrt. Obwohl wir alle betroffen sind, erleben wir unterschied- liche Herausforderungen oder Kämpfe, und ich male dieses Fresko, um eine optimistische Botschaft und einen Hauch frischer Luft mit Euch zu teilen.« RADAR BILDER+THEMEN DES MONATS artCard Guy Bourdin In seiner mehr als 50-jährigen Schaffenszeit hat der französische Fotograf (1928–1991) Bourdin für fast alle führenden Modehäuser und -magazine gearbeitet. Mit dem Blick eines Malers schuf er komplexe Bilder, die in unglaublichen Kompositionen faszinierende Geschichten erzählen (French Vogue,1977) Linda McCartney Die Fotografien Linda McCartneys (1941–1998)eröffnen Einblicke in den Alltag einer alles andere als alltäglichen Familie, und sie verblüffen und faszinieren mit ihrer Natür- lichkeit. Die Schau präsentiert über 250 Polaroids und eine Auswahl an Vintage-Ausbelichtungen aus dem Archiv der US-amerikanischen Künstlerin (England, 1980s) Bitte informieren Sie sich aus gegebenem Anlass im Internet über geänderteLaufzeiten der AusstellungenAUSSTELLUNGEN DER KALENDER hier für lange Zeit vorbei sein. Was jetzt zählt, ist Demut, Zusammenhalt und Verantwor- tungsbewusstsein.« Rudolfs Traum von der Krankheit als Kur des Kunstmarkts? Durch die Krise werde man die Kunst »ver- mehrt wieder als authentisches, tiefsinniges und inspirierendes Kulturgut und weniger als ge- hyptes Spekulationsobjekt oder trendiges Luxusprodukt« sehen. Ein wenig erinnern solche apokalyptischen Interpretatio- nen der Corona-Krise an Ernst Jüngers Beschreibung des Welt- kriegs als »Stahlbad«, durch das ein Charakter hindurch muss, um sittlich zu reifen. Denn die- se plötzlichen Anfälle von Idea- lismus, mit denen die Kunst im Kapitalismus als hehres Ob- jekt kritischer Weltanschauung wiederentdeckt wird, veren- gen ein vielgesichtiges Krisen- problem, indem sie es als all- gemeine Katharsis beschreiben – andere nennen das zynisch »Marktbereinigung«. Tatsächlich bedeuteten die drastischen Maßnahmen zur K risen sind Zeiten, in denen die einen vorsich- tig werden, die anderen grundsätzlich. Die Vorsichti- gen sprechen viel im Konjunktiv darüber, was sein und werden könnte. Doch mehr Aufsehen erregen die Ansager. So ein Ansager, wenn auch normaler- weise eher lustig, ist Jerry Saltz. Amerikas populärster Kunst- kritiker, hauptbeschäſtigt beim »New York Magazine«, schrieb während des Corona-Shutdowns Eindämmung der Pandemie für die meisten Menschen in der Kunstwelt nämlich primär existenzielle Nöte. In den USA, wo selbst die berühmtesten Museen durch privates Geld unterhalten werden – statt mit staatlicher Subvention wie in Europa –, wurden im März und April Tausende Mitarbeiter gefeuert oder beurlaubt. Große Galerien wie GaGosian oder Auktionshäuser wie Christie’s und sotheby’s entließen viele Beschäſtigte, um Kosten zu re- duzieren. Das New Yorker Mu- seuM of Modern art kündigte an, seinen Jahresetat um 45 Mil- lionen US-Dollar zu kürzen. Und nach einer Umfrage Ende April betrachteten sich 62 Pro- zent der Künstler als plötzlich arbeitslos, 95 Prozent kämpſten mit Einkommensverlusten. marktfirmen wie Galerien und Auktionshäuser dagegen be- kamen die Finanzspritzen von bis zu 15 000 Euro sofort, ob- wohl sie nach fünf Wochen Lock- down Ende April ihr Geschäſt fortführen konnten. Und da die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie teils in die som- merliche »Saure-Gurken-Zeit« der Verkaufsumsätze fallen, betrachten die meisten Kunst- händler die Corona-Krise – laut Aussage des Vorsitzenden des Galerienverbands Kristian Jar- muschek – keineswegs als exis- tenzbedrohend. Lediglich die Ballung aller Kunstmessen, die verschoben werden mussten, im Herbst könnte zu einer klei- nen Krise im Handel führen, der vor allem speziellere Markt- treffen zum Opfer fallen mögen. Ansonsten zeigt der Kunst- handel nach dem Corona-Schock aber – anders als von Jerry Saltz und Lorenzo Rudolf erho – kaum Anzeichen der Reue dafür, Kunstwerke immer hemmungs- Der Kunsthandel zeigt nach dem Corona-Schock kaum Anzeichen der Reue einen alttestamentarisch klin- genden Abgesang mit dem Titel »Die letzten Tage der Kunst- welt und vielleicht die ersten Tage einer neuen«. Darin be- schreibt er als den Fluch heuti- ger Kunstaktivitäten die markt- getriebene Gier. »Expansion und mehr war die Antwort auf alles«, attestiert Saltz seiner Kunstwelt als Todsünde, die nun mit der Heimsuchung Covid-19 bestraſt werde. Seine drastische Empfehlung zur Läuterung der Gegenwartskunst: etwas gegen »die Regeln des fortgeschritte- nen Kapitalismus« tun. Doch auch ein Pionier des fortgeschrittenen Kapitalismus im Kunstsektor schlägt plötz- lich solch radikale Töne an. Lo- renzo Rudolf, der in den Neun- zigern die art basel zum welt- weit wichtigsten Marktplatz eines entfesselten und speku- lativen Kunsthandels entwi- ckelte, erkennt in der Corona- Krise nun die geistig-mora- lische Wende: »Im internatio- nalen Kunstmarkt wird eine neue Zeitrechnung beginnen«, prophezeit dessen einstiger Superimpresario: »Die Zeiten der hemmungslosen Gier nach Profit, nach Macht und nach neuen Rekorden dürſten auch Vielleicht sind in Nordamerika die geschlossenen Häuser und klammen Sponsoren also tat- sächlich eine Bedrohung von apokalyptischem Ausmaß. Aber diesem kapitalistischen Kunst- system wäre vielleicht viel eher geholfen, wenn es in den USA ein funktionierendes Arbeits- recht und einen halbwegs taug- lichen Sozialstaat gäbe, der die unverschuldet Entlassenen vor Armut durch Krise schützt. Doch auch in Europa, wo in den meisten Ländern die Wei- terexistenz der kulturellen Institutionen durch öffentliche Unterstützung grundsätzlich gesichert scheint, leiden vor allem jene Mitarbeiter, die für die Präsentation der Kunst als »authentisches, tiefsinniges und inspirierendes Kulturgut« zuständig sind. Künstler, die Ausstellungen abgesagt beka- men, und freie Kuratoren, die sie betreuten, standen von einem auf den anderen Tag ohne Einnahmen da. Weil die staatlichen Soforthilfen in Deutschland nicht für Hono- rarverluste auamen, wurden freien Kulturschaffenden die- se Zuschüsse verweigert. Kul- turstaatsministerin Monika Grütters verwies sie stattdessen an die »Grundsicherung«. Sie sollten also Hartz IV beantra- gen. Das bekamen sie häufig ebenfalls nicht, da viele Künst- ler entweder an den Aberdut- zenden auszufüllenden Formu- laren verzweifelten oder von überforderten Sachbearbei- tern als »erheblich vermögend« angesehen wurden. Kunst- ZEICHEN DER HOFFNUNG Lehren aus dem Lockdown DER ESSAYÜberlegungen zum Kunstbetrieb zwischen Existenznot, Wut, Läuterung und Rückkehr zu den Alltagsgeschäften CORONA UND DIE FOLGEN: DIE KUNST IN DER KRISE BLUMEN DES WIDERSTANDS JOURNAL NACHRICHTEN UND DEBATTEN 5 INHALT // JUNI 2020

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Page 1: RADAR Beyond Crisis KALENDER 110 · 2 days ago · Von Warhol bis Lichtenstein Rund 100 Werke der Druckgrafik seit den Sechzigern mit Schwer - punkt auf die Künstler der Pop Art;

WA SJA G ÖTZE

32 DIE L EIBÄR Z TIN

62

20EL SP E TH DIEDERI X

68SUSANNE VIEL ME T TER

SERIE: Z WANZIG ER JAHRE – K U N ST AL S WAFFE

84

DYSTOP IEN

46

4

4 190108 414000

06

TI E FE N RAUSCHWie Elspeth Diederix das holländische Stillleben neu erfindet

D Y S T O P I E N I N D E R K U N S T : Die große Lust am Untergang

S U S A N N E V I E L M E T T E R : In L.A. setzt sich eine deutsche Galeristin durch

DA S K U N S T M AG A Z I N // J U N I 2 0 2 0

D € 14,00 // A € 15,50 // CH sfr 22,00 // P (cont.), I, E € 18,00 // B, NL, LUX € 16,00

TITEL

ELSPETH DIEDERIX Ihre Fotografien sehen aus wie klassische Gemälde. Die zauberhaften Motive findet die niederländische Künstlerin mit Taucheranzug und Unterwasserkamera auf dem Meeresgrund der Nordsee 20

RADAR

BILDER DES MONATS Street Art mit Alpen-blick, Getty MuseuM Challenge, Kolbe-Nach-lass. KUNST FÜR EINE BESSERE WELT Die Biodiversity Heritage Library. KUNST AUS DEM OFF Al Freemans nachgestellte Kunst-klassiker. DA WILL ICH HIN Villa La Saracena bei Rom. AKTUELL ÜBERSCHÄTZT Tracey Emins Lockdown-Tagebuch 8—19

THEMEN

WASJA GÖTZE In der DDR besaß er Kult- status – jetzt werden die poppigen Bilder des unangepassten Hallenser Malers, Dichters und Sängers wiederentdeckt 32

DYSTOPIEN Nicht erst seit Corona ist Welt-untergang ein beliebtes Künstlerthema: Von Bruegel bis Neo Rauch – wie apokalyptische Stimmungen das Kunstschaffen befeuern 46

DIE LEIBÄRZTIN Ruth Boss hatte in den zwanziger Jahren eine prominente Patientin: die letzte Kaiserin von China! Jetzt wird die Asiatika-Sammlung der deutschen Medi- zinerin in Stuttgart versteigert 62

SUSANNE VIELMETTER Ihre Galerie ge-hört in den USA zu den Top-Adressen für aktu-elle Kunst. Wie es die Kölnerin schaffte, sich auf dem amerikanischen Markt durchzusetzen – Hausbesuch in Downtown Los Angeles 68

BILDSEMINAR Wolfgang Ullrich über Künstler, die ihren Kritikern mit den Mitteln der Malerei zu Leibe rücken 82

SERIE: ZWANZIGER JAHRE (TEIL 7): KUNST ALS WAFFE Viele Künstler der Wei-marer Republik dokumentierten die Unruhen und Umwälzungsprozesse der Zeit nicht nur, sie spitzten sie zu und prangerten sie an 84

STARTER Die Kunststars von morgen, dies-mal Andrey Klassen und Sophia Süßmilch 98

AUSSTELLUNGEN

Wegen temporärer Museumsschließungen und Verschiebung von Ausstellungen entfällt die Rubrik in dieser Ausgabe

KALENDER

Die Kunsttermine in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Überblick – welche Institutionen und Ausstellungen wieder geöffnet sind 110

JOURNAL

CORONA UND DIE FOLGEN (I) – KRISENSTIMMUNG IM KUNSTBETRIEB: Welche Auswirkungen hat die Pandemie auf Künstler, Galerien und Museen? Welche Lehren zieht die Branche aus dem Lockdown? Ein kritischer Essay 116

CORONA UND DIE FOLGEN (II) – MUSEEN IM AUSNAHMEZUSTAND: Wie sich die Berliner Museen auf die neue Situation einstellen – ein Interview mit Hermann Parzinger, Präsident der stiftunG Preussischer Kulturbesitz 120

CORONA UND DIE FOLGEN (III) –SYSTEMSPRENGER: Großer Galeristen- Talk mit Elizabeth Dee und Marc Glimcher aus New York und Johann König aus Berlin über halsbrecherische Kosten, über-kommene Messekonzepte und aufge- blasene Künstler 122

KINDER ERKLÄREN KUNST Diesmal der Wassermann von Ilna Ewers-Wunderwald 130

RUBRIKEN

Editorial 5

Betreff: art 6

Leserservice, Impressum, Fotovermerke 128

Im nächsten Heft 129

TITELBILD: Stillleben im Meer: Detail einer Unter- wasseraufnahme von Elspeth Diederix

SPLASH, 2018, 90 X 60 CM

110 KALENDER

116 JOURNAL

8 RADAR

Traumhafter AusblickIn märchenhaftem Licht sitzt ein Mädchen auf einer Wiese. Mit Kreiden hat es einen Reigen aus Strichmännchen gemalt und schaut in die Ferne, wo sich die Schweizer Alpen an der Grenze zu Frankreich türmen und der Genfer See aussieht wie ein magischer Spiegel. Beyond Crisis heißt das 3000 Quadrat-meter große Bild, das der französische Künstler Saype mit Sprühfarbe aus Kreide, Kohle und Milcheiweiß gemalt hat. In ein paar Wochen wird es sich aufgelöst haben. Die Bergwiese befindet sich in Leysin, wo Saype, der vor ein paar Jahren von Street Art zu Land Art gewechselt hat, zu Hause ist. Vor Kurzem noch engagierte er sich in erster Linie für die Flüchtlingshilfe, jetzt lautet seine Botschaft: »In Zeiten der Pandemie ist ein Großteil der Weltbe- völkerung eingesperrt. Obwohl wir alle betroffen sind, erleben wir unterschied-liche Herausforderungen oder Kämpfe, und ich male dieses Fresko, um eine optimistische Botschaft und einen Hauch frischer Luft mit Euch zu teilen.«

98

R ADARBILDER+THEMENDES MONATS

artCard ist ein exklusiver Service für unsere Abonnenten. Gegen Vorlage Ihrer artCard erhalten Sie ermäßigten Eintritt in über 200 führenden Kunstmuseen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Mehr unter: artcard.art-magazin.de

Baden-BadenDie Bilder der Brüder. Eine SammlungsgeschichteDie Ausstellung im Museum Frieder Burda spürt den Wurzeln der Sammlungstätigkeit der drei Brüder Franz, Frieder und Hubert Burda nachartCard Museum Frieder Burda, Lichtentaler Allee 8b, Di–So 10–18 (12.5.–4.10.2020)

BaselBizarre Silks, Private Imaginings and Narrative Facts, etc.Genreübergreifende Gruppenaus-stellung, konzipiert von dem in New York lebenden Künstler Nick Mauss (*1980), mit Malerei, Film, Textil- und TextarbeitenartCard Kunsthalle, Steinenberg 7, Di–Fr 11–18, Do bis 20.30, Sa, So bis 17 (7.2.–20.9.2020)

Deana Lawson. CentropyDie US-amerikanische Foto- grafin Deana Lawson (*1979) dokumentiert in ihren inszenierten fotografischen Porträts das gegenwärtige Leben der afrikani-schen DiasporaartCard Kunsthalle, Steinenberg 7, Di–Fr 11–18, Do bis 20.30, Sa, So bis 17 (9.6.–11.10.2020)

Picasso, Chagall, Jawlensky. Meisterwerke der Sammlung Im OberstegSpitzenwerke der Klassischen Moderne aus der Basler Privat-sammlung im Dialog mit Arbeiten des KunstmuseumsartCard Kunstmuseum mit Neubau, St. Alban-Graben 16 und 20, Di–So 10–18, Do bis 20 (22.2.–21.6.2020)

Amuse-bouche. Der Geschmack der Kunst Wie schmeckt Kunst? Die Schau zeigt Werke von internationalen Künstlern und Künstlerinnen, die unseren Geschmacksinn als Möglichkeit zur ästhetischen Wahrnehmung aufgreifen, dar-unter Janine Antoni, Otobong Nkanga oder Andy WarholartCard Museum Tinguely, Paul-Sacher-Anlage 2, Di–So 11–18 (19.2.–26.7.2020)

Basel/RiehenEdward HopperUmfassende Ausstellung zum Werk des einflussreichen US- amerikanischen Malers (1882–1967), einem virtuosen Chronisten des modernen Lebens. Zu sehen sind Aquarelle und Ölgemälde der 1910er bis sechziger JahreartCard Fondation Beyeler, Baselstrasse 101, Mo–So 10–18, Mi bis 20 (26.1.–26.7.2020)

Bedburg-HauFriederike Hinz – Sehfelder + Werner Haypeter, Herbert Egl, Thomas Müller und Burkhart BeyerleSeit 1982 befasst sich die deut-sche Künstlerin (*1960) mit dem Phänomen »Hase« als viel-schichtigem Motiv. Werner Haype-ter (*1955) wird für sein Lebens-werk mit der August-Macke- Medaille 2020 ausgezeichnet. Aus diesem Anlass zeigt das Museum einige seiner frühen Landschafts-zeichnungen in einer Gegenüber-stellung mit aktuellen ArbeitenartCard Museum Schloss Moy-land, Am Schloss 4, Di–So 11–17 (15.3.–2.8.2020)

Berlin»Zu wenig Parfüm, zu viel Pfütze.« Hans Baluschek zum 150. GeburtstagHans Baluschek (1870–1935) hielt in seinen Bildern meist die Berliner

Arbeiterschaft fest; aus Anlass des 150. Geburtstags des deutschen Malers und Schriftstellers zeigt die Schau sein Leben und Werk im Kontext seiner Zeit artCard Bröhan-Museum, Schlossstraße 1a, Di–So 10–18 (12.5.–27.9.2020)

Max Kaus. Unter FreundenDie Schau ehrt den deutschen Maler und Grafiker Max Kaus (1881–1977), der zeitlebens eng mit dem Initiator des Brücke- Museums Karl Schmidt-Rottluff in künstlerischem Austausch standBrücke-Museum, Bussard- steig 9, Mo, Mi–So 11–17 (15.5.–26.7.2020)

Linda McCartney. The Polaroid Diaries + Francesca Woodman. On Being An Angel + Sophie Thun. ExtensionAufnahmen der US-amerikani-schen Fotografin und Musikerin McCartney (1941–1998) sowie der US-amerikanischen Foto- künstlerin Woodman (1958–1981) sowie Sophie Thun (*1985)artCard C/O Berlin (Amerika- Haus), Hardenbergstraße 22–24, Do–So 11–20 (7.3.–5.9.2020)

Zeit-Zeug*innen – Ikonen des Bildjournalismus 1932–1986Visuelle Reise durch fünf Jahr-zehnte fotojournalistischen Schaffens im 20. Jahrhundert, mit Arbeiten von Eve Arnold, René Burri, Robert Capa oder Henri Cartier-Bressonf3– freiraum für fotografie, Waldemarstraße 17, Mi–So 13–19 (23.5.–2.8.2020)

herman de vries. how green is the grass?Der als Biologe ausgebildete niederländische Künstler (*1931) entwickelt mit wissenschaftlicher Genauigkeit poetische Kunstwerke über die Vielfalt der Natur. Die Schau vereint Werke aus seinen letzten 50 SchaffensjahrenartCard Georg-Kolbe-Museum, Sensburger Allee 25, Mo–So 10–18 (27.1.–23.8.2020)

Akinbode Akinbiyi: Six Songs, Swirling Gracefully in the Taut AirDie Fotografieausstellung ver- sammelt Arbeiten aus Langzeit- serien des in Berlin lebenden nigerianischen Fotografen (*1946) aus vier JahrzehntenartCard Gropius-Bau, Nieder- kirchnerstraße 7, Sa–Mi 10–19, Do, Fr 10–21 (7.2.–19.7.2020)

Lee MingweiIm Mittelpunkt der künstlerischen Praxis des taiwanesischen Künst-lers (*1964) stehen Rituale des Schenkens und Beschenktwer-dens. Einzelausstellung mit Perfor-mances und Installationen der letzten 30 JahreartCard Gropius-Bau, Nieder- kirchnerstraße 7, Sa–Mi 10–19, Do, Fr 10–21 (27.3.–12.7.2020)

Pop on Paper. Von Warhol bis LichtensteinRund 100 Werke der Druckgrafik seit den Sechzigern mit Schwer-punkt auf die Künstler der Pop Art; gezeigt werden etwa Siebdrucke oder Plakate von Andy Warhol, Roy

Lichtenstein, Elaine Sturtevant, James Rosenquist oder Ulrike OttingerartCard Kupferstichkabinett, Matthäikirchplatz, Di–Fr 10–18, Sa, So 11–18 (12.5.–16.8.2020)

John Miller. An Elixir of ImmortalityDer US-Künstler John Miller (*1954) beeinflusste mit scharfer Institutionskritik, einem scho-nungslosen Blick auf die kapitalis-tische Gesellschaft und seinem transdisziplinären Ansatz Künstler ganzer Generationen bis heute. Erstmals wird eine Retrospektive des Künstlers in Deutschland gezeigtSchinkel Pavillon e.V., Ober- wallstraße 1, Do–So 11–19 (3.4.–13.12.2020)

BernEl Anatsui. Triumphant ScaleDie umfangreiche Ausstellung des berühmten ghanaischen Bild-hauers (*1944) zeigt Werke aus 50 Jahren seiner Karriere, dar-unter zahlreiche monumen- tale Skulpturen aus Holz, Ton und AluminiumartCard Kunstmuseum, Hodler-strasse 8–12, Di 10–21, Mi–So 10–17 (13.3.–21.6.2020)

Lee Krasner. Living ColourDie einflussreiche US-amerikani-sche Künstlerin Lee Krasner (1908–1984) gehört wie ihr Ehe-mann Jackson Pollock zur ersten Generation Abstrakter Expressio-nisten in den USAartCard Zentrum Paul Klee, Monument im Fruchtland 3, Di–So 10–17 (7.2.–16.8.2020)

BonnWir Kapitalisten. Von Anfang bis TurboMit Objekten aus Kunst, Geschichte und Alltagskultur ermöglicht die Ausstellung eine Annäherung an ein komplexes Thema von hoher gesellschaftli-cher RelevanzartCard Bundeskunsthalle, Fried-rich-Ebert-Allee 4, Di, Mi 10–21, Do–So bis 19 (13.3.–30.8.2020)

Candice Breitz: LabourUmfassende Einzelausstellung der in Südafrika geborenen Video- und Fotokünstlerin Breitz (*1972), die in ihrem oft politischen Werk etwa Identitätsfragen verhandelt artCard Kunstmuseum, Hel-mut-Kohl-Allee 2, Di–So 11–18, Mi bis 21 (20.2.–2.8.2020)

Martin Noël. paintprintpaintDer deutsche Künstler (1956–2010) zählt zu den prägenden Erneuerern der Kunst des Linol- und Holzschnitts. Umfassende Ausstellung zum 10. TodestagartCard Kunstmuseum, Hel-mut-Kohl-Allee 2, Di–So 11–18, Mi bis 21 (12.3.–13.9.2020)

BremenBirgit Jürgenssen. Ich binErste Retrospektive der österrei-chischen Avantgardekünstlerin (1949–2003) in Norddeutschland, 200 Werken geben Überblick über ihr SchaffenartCard Weserburg Museum für moderne Kunst, Teerhof 20, Di–So 11–18, Do bis 20 (8.5.–4.10.2020)

BurgdorfFranz Gertsch. Die Siebziger + Luciano Castelli. ReckenbühlZum 90. Geburtstag des Schweizer Malers (*1930) wirft die Schau den Blick zurück in die Zeit, in der Gertsch seinen Durchbruch feierte; parallel sind Werke des Schweizer Malers, Grafikers, Fotografen, Bild-hauers und Musikers Castelli (*1951) zu sehen, der in den Sieb-zigern eng mit Gertsch in künstleri-schem Austausch stand artCard Museum Franz Gertsch, Platanenstraße 3, Di–Fr 10–18, Sa, So 10–17 (12.5.–16.8.2020)

DresdenFarbrausch und Linie. Schmidt-Rottluff bei HegenbarthEtwa 30 Werke der deutschen Künstler Karl Schmidt-Rottluff (1884–1976) und Josef Hegen-barth (1884–1962)Josef-Hegenbarth-Archiv, Calber-lastraße 2, So 15–18, Do nach Voranmeldung (3.5.2020–4.4.2021)

Schönheit der Form – Die Designerin Christa Petroff-BohneDie deutsche Gestalterin (*1932) prägte das Design der DDR und war 40 Jahre lang verantwortlich für die Keramik- und Grundlagenausbil-dung an der Kunsthochschule in WeißenseeartCard Kunstgewerbemuseum – Schloss Pillnitz, August-Böck- stiegel-Straße 2, Di–So 10–18 (25.4.–1.11.2020)

Raffael – Macht der Bilder. Die Tapisserien und ihre WirkungAnlässlich des 500. Todestags von Raffael (1483–1520) präsen-tiert eine umfangreiche Sonderaus-stellung mit etwa 70 Werken die Dresdner Bildteppiche des bedeu-tenden Malers und Architekten der italienischen HochrenaissanceartCard Semperbau am Zwinger – Gemäldegalerie Alte Meister, Theaterplatz 1, Di–So 10–18 (3.4.–19.7.2020)

Begegnungen: Raffaels Madonna mit Kind und Buch aus PasadenaAnlässlich seines 500. Todestags zeigt das Museum Raffaels Früh-werk »Madonna mit Kind und Buch« im Kontext mit Madonnen-bildern anderer Renaissance- künstler aus den Beständen der GemäldegalerieartCard Semperbau am Zwinger – Gemäldegalerie Alte Meister, Theaterplatz 1, Di–So 10–18 (19.6.–27.9.2020)

DüsseldorfSomething Between UsDie Ausstellung zeigt gattungs-übergreifend – Malerei, Zeichnung, Film, skulpturale Installation und Performance – Werke internatio-naler Künstler, die sich auf ein-drückliche Weise den existenziel-len Fragen des (zwischen)mensch-lichen Daseins widmenartCard KAI 10 – Arthena Foundation, Kaistraße 10, Di–So 11–17 (6.3.–2.8.2020)

Subjekt und Objekt. Foto Rhein RuhrEine Ausstellung, welche erstmalig die Bezüge der unterschiedlichen fotografischen Positionen be- trachtet, die sich im Gebiet der rheinländischen Metropolen sowie dem Ruhrgebiet und den dort ansässigen fotografischen Ausbil-dungsstätten seit den sechziger Jahren herausgebildet habenartCard Kunsthalle, Grabbeplatz 4, Di–So 11–18 (21.3.–16.8.2020)

Picasso 1939–1945Skulpturen, Zeichnungen und Zeitdokumente aus den Kriegsjah-ren 1939 bis 1945 erzählen von dem Menschen Pablo Picasso (1881–1973) und den Widersprü-chen des Alltags in diesen ZeitenartCard Kunstsammlung Nord-rhein-Westfalen – K20 Grabbe-platz, Grabbeplatz 5, Di–Fr 10–18, Sa, So 11–18 (15.2.–14.6.2020)

DuisburgLynn Chadwick. Biester der Zeit + Jirí TichyDie Retrospektive mit rund 70 plastischen Werken sowie zahlrei-chen Zeichnungen und Grafiken würdigt die Bedeutung Chadwicks (1914–2003) als einen der wich-tigsten britischen Bildhauer der Nachkriegszeit. Jirí Tichys

gewebte Fantasien sind bildgewal-tig und überwältigend in ihrer MonumentalitätartCard Lehmbruck-Museum, Friedrich-Wilhelm-Straße 40, Di–Fr 12–17, Sa, So 11–17 (29.2.–26.7.2020)

EssenSurvivors. Faces of Life after the HolocaustDie Schau zeigt in eindrücklichen Porträts 75 Holocaust-Überle-bende, die der US-amerikani- sche Fotograf Martin Schoeller (*1968) in Israel besucht und porträtiert hatUNESCO-Welterbe Zollverein, Areal A [Schacht XII], Halle 5 [A5], Di–So 11–18 (22.1.–26.7.2020)

Frankfurt am MainBunte Götter – Golden Edition. Die Farben der AntikeAntike Skulpturen, Wand- und Deckenfriese waren nicht marmor-weiß, sondern bunt. Seit 2003 tourt die sich stets verändernde Ausstellung mit farbenfrohen Göttern, Helden und Reliefs durch Europa und die USA. Für die aktu-elle Ausstellung wird die Farbge-bung einer Kuros-Statue von zirka 580 v. Chr. rekonstruiert artCard Liebieghaus – Skulptu-rensammlung, Schaumainkai 71, Di–So 10–18, Do bis 21 (30.1.2020–17.1.2021)

Frank WalterDie Schau gibt Einblick in das Schaffen des auf Antigua gebore-nen karibischen Malers und Bildhauers Walter (1926–2009) und seine ungewöhnliche Lebens-geschichte artCard MMK – Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Di–So 10–18, Mi bis 20 (16.5.–15.11.2020)

Life doesn’t frighten me. Michelle Elie wears Comme des GarçonsDie japanische Designerin Rei Kawakubo (*1942) gründete 1969 ihr Modelabel Commes des Garçons, um Konventionen zu durchbrechen. Designerin und Mode-Ikone Michelle Elie zeigt in der Schau nun ausgewählte Exemplare aus ihrer »Comme des Garçons«-Sammlung und erzählt deren GeschichtenartCard Museum Angewandte Kunst, Schaumainkai 17, Di, Do–So 10–18, Mi 10–20 (3.4.–30.8.2020)

Fantastische Frauen – Surreale Welten von Meret Oppenheim bis Frida KahloAnhand von 260 beeindruckenden Gemälden, Papierarbeiten, Skulp-turen, Fotografien und Filmen von 34 internationalen Künstlerinnen, etwa Frida Kahlo, Meret Oppen-heim oder Louise Bourgeois, unter-sucht die Schau die Rolle von Künstlerinnen im SurrealismusartCard Schirn-Kunsthalle, Römerberg 19, Di–So 10–19, Mi, Do bis 22 (6.5.–5.7.2020)

En Passant. Impressionismus in SkulpturNicht nur die Malerei war ein Schauplatz des Impressionismus, sondern auch die Skulptur: 160 Kunstwerke zeigen, wie die Merk-male der impressionistischen Malerei wie Licht und Stimmung in einem Material wie Stein oder Bronze umgesetzt werden könnenartCard Städel-Museum, Schau-mainkai 63, Di–So 10–18, Do, Fr bis 21 (19.3.–25.10.2020)

GrömitzZum Fressen gern. Fotozyklus von Sebastian Köpcke und Volker WeinholdGroßformatige Fotografien von Stillleben, die die Berliner Fotografen und Ausstellungs-macher Sebastian Köpcke (*1967) und Volker Weinhold (*1962) aus Sammlungsbeständen kombiniertenartCard Kloster Cismar – Schleswig-Holsteinische Landes-museen, Bäderstraße 42, Di–So 10–17 (2.6.–18.10.2020)

Halle an der SaaleGuy Bourdin. Pariser Avantgarde der Nachkriegszeit + Hüseyin Özer. Junge Mode zwischen Orient und OkzidentMit mehr als 150 Fotografien gibt die Schau einen faszinieren-den Einblick in das einzigartige Werk des französischen Mode- fotografen (1928–1991). Parallel dazu sind ausgewählte Arbeiten des in der Türkei geborenen Mode-designers zu sehenartCard Kunsthalle »Talstrasse«, Talstraße 23, Di–Fr 14–19, Sa, So 14–18 (15.3.–1.11.2020)

Karl Lagerfeld. Fotografie. Die RetrospektiveDie Schau zeigt etwa 250 Foto- grafien des deutschen Mode- designers (1933–2019)artCard Kunstmuseum Moritz-burg, Friedemann-Bach- Platz 5, Do–Di 10–18 (8.3.2020–6.1.2021)

Dancing in a Curtain. Hannah Schneider + Ornament und Skulptur. Dorothea PrühlAusstellung der Preisträgerin des Gustav-Weidanz-Preises für Plastik Hannah Schneider (*1984), deren Skulpturen um Themen wie Körper und Raum, Masse und Proportion oder Bewegung und Statik kreisen. Parallel werden neue Arbeiten der deutschen Schmuckdesignerin Dorothea Prühl (*1937) gezeigtartCard Kunstmuseum Moritz-burg, Friedemann-Bach-Platz 5, Do–Di 10–18 (21.5.–30.8.2020)

HamburgDavid Hockney. Die Tate zu Gast Mit David Hockney (*1937) prä-sentiert die Schau einen der bedeutendsten Gegenwartskünst-ler Großbritanniens; anhand zahl-reicher Werke wird seine Entwick-lung – von Pop Art bis zu seinen digital erstellten Bildern – nach-vollziehbar gemacht artCard Bucerius-Kunst-Forum, Alter Wall 12, Mo–So 11–19, Do bis 21 (1.2.–13.9.2020)

Jetzt! Junge Malerei in Deutschland + QUADRO. Kerstin Brätsch, Kati Heck, Stefanie Heinze, Laura LinkLetzte Station des großen Ausstel-lungsprojekts: 500 Werke – 53 Künstler – 4 Orte. Mit dem Ausstel-lungsprojekt unternehmen das Kunstmuseum Bonn, das Museum Wiesbaden, die Kunstsammlungen Chemnitz – Museum Gunzenhau-ser und die Deichtorhallen Ham-burg den Versuch, den aktuellen Stand des Mediums Malerei zu

Guy BourdinIn seiner mehr als 50-jährigen Schaffenszeit hat der französische Fotograf (1928–1991) Bourdin für fast alle führenden Modehäuser und -magazine gearbeitet. Mit dem Blick eines Malers schuf er komplexe Bilder, die in unglaublichen Kompositionen faszinierende Geschichten erzählen (French Vogue, 1977) → H A L L E , K U N S T H A L L E » TA L S T R A S S E «

Linda McCartneyDie Fotografien Linda McCartneys (1941–1998) eröffnen Einblicke in den Alltag einer alles andere als alltäglichen Familie, und sie verblüffen und faszinieren mit ihrer Natür- lichkeit. Die Schau präsentiert über 250 Polaroids und eine Auswahl an Vintage-Ausbelichtungen aus dem Archiv der US-amerikanischen Künstlerin (England, 1980s) → B E R L I N, C /O B E R L I N I M A M E R I K A - H AU S

Bitte informieren Sie sich aus gegebenem Anlass im Internet über geänderte Laufzeiten der Ausstellungen und temporär geänderte Öffnungszeiten der Ausstellungshäuser. Wegen der unklaren Datenlage enthält dieser Kalender nur Termine für Deutschland, Österreich und die Schweiz

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AUSSTELLUNGEND E R K A L E N D E R

hier für lange Zeit vorbei sein. Was jetzt zählt, ist Demut, Zusammenhalt und Verantwor-tungsbewusstsein.« Rudolfs Traum von der Krankheit als Kur des Kunstmarkts? Durch die Krise werde man die Kunst »ver- mehrt wieder als authentisches, tiefsinniges und inspirierendes Kulturgut und weniger als ge-hyptes Spekulationsobjekt oder trendiges Luxusprodukt« sehen.

Ein wenig erinnern solche apokalyptischen Interpretatio-nen der Corona-Krise an Ernst Jüngers Beschreibung des Welt-kriegs als »Stahlbad«, durch das ein Charakter hindurch muss, um sittlich zu reifen. Denn die-se plötzlichen Anfälle von Idea-lismus, mit denen die Kunst im Kapitalismus als hehres Ob-jekt kritischer Weltanschauung wiederentdeckt wird, veren- gen ein vielgesichtiges Krisen-problem, indem sie es als all- gemeine Katharsis beschreiben – andere nennen das zynisch »Marktbereinigung«.

Tatsächlich bedeuteten die drastischen Maßnahmen zur

Krisen sind Zeiten, in denen die einen vorsich- tig werden, die anderen

grundsätzlich. Die Vorsichti- gen sprechen viel im Konjunktiv darüber, was sein und werden könnte. Doch mehr Aufsehen erregen die Ansager. So ein Ansager, wenn auch normaler- weise eher lustig, ist Jerry Saltz. Amerikas populärster Kunst- kritiker, hauptbeschäftigt beim »New York Magazine«, schrieb während des Corona-Shutdowns

Eindämmung der Pandemie für die meisten Menschen in der Kunstwelt nämlich primär existenzielle Nöte. In den USA, wo selbst die berühmtesten Museen durch privates Geld unterhalten werden – statt mit staatlicher Subvention wie in Euro pa –, wurden im März und April Tausende Mitarbeiter gefeuert oder beurlaubt. Große Galerien wie GaGosian oder Auktionshäuser wie Christie’s und so theby’s entließen viele Beschäftigte, um Kosten zu re-duzieren. Das New Yorker Mu-seuM of Modern art kündigte an, seinen Jahresetat um 45 Mil-lionen US-Dollar zu kürzen. Und nach einer Umfrage Ende April betrachteten sich 62 Pro-zent der Künstler als plötzlich arbeitslos, 95 Prozent kämpften mit Einkommensverlusten.

marktfirmen wie Galerien und Auktionshäuser dagegen be- kamen die Finanzspritzen von bis zu 15 000 Euro sofort, ob-wohl sie nach fünf Wochen Lock- down Ende April ihr Geschäft fortführen konnten. Und da die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie teils in die som-merliche »Saure-Gurken-Zeit« der Verkaufsumsätze fallen, betrachten die meisten Kunst-händler die Corona-Krise – laut Aussage des Vorsitzenden des Galerienverbands Kristian Jar-muschek – keineswegs als exis-tenzbedrohend. Lediglich die Ballung aller Kunstmessen, die verschoben werden mussten, im Herbst könnte zu einer klei-nen Krise im Handel führen, der vor allem speziellere Markt-treffen zum Opfer fallen mögen.

Ansonsten zeigt der Kunst-handel nach dem Corona-Schock aber – anders als von Jerry Saltz und Lorenzo Rudolf erhofft – kaum Anzeichen der Reue dafür, Kunstwerke immer hemmungs-

Der Kunsthandel zeigt nach dem Corona-Schock kaum Anzeichen der Reue

einen alttestamentarisch klin-genden Abgesang mit dem Titel »Die letzten Tage der Kunst-welt ... und vielleicht die ersten Tage einer neuen«. Darin be-schreibt er als den Fluch heuti-ger Kunstaktivitäten die markt- getriebene Gier. »Expansion und mehr war die Antwort auf alles«, attestiert Saltz seiner Kunstwelt als Todsünde, die nun mit der Heimsuchung Covid-19 bestraft werde. Seine drastische Empfehlung zur Läuterung der Gegenwartskunst: etwas gegen »die Regeln des fortgeschritte-nen Kapitalismus« tun.

Doch auch ein Pionier des fortgeschrittenen Kapitalismus im Kunstsektor schlägt plötz-

lich solch radikale Töne an. Lo-renzo Rudolf, der in den Neun- zigern die art basel zum welt-weit wichtigsten Marktplatz eines entfesselten und speku-lativen Kunsthandels entwi-ckelte, erkennt in der Corona- Krise nun die geistig-mora- lische Wende: »Im internatio-nalen Kunstmarkt wird eine neue Zeitrechnung beginnen«, prophezeit dessen einstiger Superimpresario: »Die Zeiten der hemmungslosen Gier nach Profit, nach Macht und nach neuen Rekorden dürften auch

Vielleicht sind in Nordamerika die geschlossenen Häuser und klammen Sponsoren also tat-sächlich eine Bedrohung von apokalyptischem Ausmaß. Aber diesem kapitalistischen Kunst-system wäre vielleicht viel eher geholfen, wenn es in den USA ein funktionierendes Arbeits-recht und einen halbwegs taug-lichen Sozialstaat gäbe, der die unverschuldet Entlassenen vor Armut durch Krise schützt.

Doch auch in Europa, wo in den meisten Ländern die Wei-terexistenz der kulturellen In stitutionen durch öffentliche Unterstützung grundsätzlich gesichert scheint, leiden vor allem jene Mitarbeiter, die für die Präsentation der Kunst als

»authentisches, tiefsinniges und inspirierendes Kulturgut« zuständig sind. Künstler, die Ausstellungen abgesagt beka-men, und freie Kuratoren, die sie betreuten, standen von einem auf den anderen Tag ohne Einnahmen da. Weil die staatlichen Soforthilfen in Deutschland nicht für Hono-rarverluste aufkamen, wurden freien Kulturschaffenden die- se Zuschüsse verweigert. Kul-turstaatsministerin Monika Grütters verwies sie stattdessen an die »Grundsicherung«. Sie sollten also Hartz IV beantra-gen. Das bekamen sie häufig ebenfalls nicht, da viele Künst-ler entweder an den Aberdut-zenden auszufüllenden Formu-laren verzweifelten oder von überforderten Sachbearbei-tern als »erheblich vermögend« angesehen wurden. Kunst-

ART-Autor Till Briegleb bespricht die Krise lieber im Konjunktiv

ZEICHEN DERHOFFNUNG

Überall auf der Welt reagieren Künstler, Fotografen, Galeristen und andere Kunst- und Kulturschaffende auf den Ausnahmezustand. Der britische Künstler Mark Titchner meldete sich mit einer frohen Plakatbotschaft zu Wort

PLEASE BELIEVE THESE DAYS WILL PASS, 2020

Lehren aus dem Lockdown DER ESSAY Überlegungen zum Kunstbetrieb zwischen Existenznot, Wut, Läuterung und Rückkehr zu den Alltagsgeschäften

CORONA UND DIE FOLGEN: DIE KUNST IN DER KRISE

BLUMEN DES WIDERSTANDS

»Denkt daran, dass sie den Frühling nicht

absagen können« nannte David Hockney das

Blumenbild, das er auf dem iPad zeichnete,

während er unter Aus-gangssperre in der Normandie festsaß

DO REMEMBER THEY CAN’T CANCEL THE SPRING, 2020

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J O U R NA LNAC HRIC HTEN

UND DEBATTEN

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