re die macht der -...

25
19. Februar 2015 398 DIE MACHT DER FASSADE ORNAMENT VORHANG ARCHAIK Bjarke Ingels: „Hot to Cold“ ERHÖHTE TEMPERATUR Das Querformat für Architekten

Upload: others

Post on 15-Sep-2019

7 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Page 1: RE DIE MACHT DER - media.baunetz.demedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1825807/baunetzwoche... · Pakistan | Roswag Architekten | Foto: Roswag Architekten Der isländische

19. Februar 2015

398

DIE MACHT DER FASSADEORNAMENT VORHANG ARCHAIK

Bjarke Ingels:

„Hot to Cold“

ERHÖHTE

TEMPERATUR

Das Querformat für Architekten

Page 2: RE DIE MACHT DER - media.baunetz.demedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1825807/baunetzwoche... · Pakistan | Roswag Architekten | Foto: Roswag Architekten Der isländische

2

398

Oben: Installation „Tricollonade“ von SO-IL

Foto: Iwan Baan

Titel: Fassade für Horten Headquarter von 3XN

Foto: Adam Mørk

Artdirektion Baunetzwoche: Markus Hieke

Gestaltung: Toni Kny

Redaktion: Jeanette Kunsmann

Texte: Dina Dorothea Dönch, Jeanette Kunsmann, Stephan Becker

Lektorat: Roland Kroemer

7 Die Macht der Fassade Mehr als eine Hülle 8 Ornament, Vorhang, Archaik Aktuelle Positionen zur Fassade

17 Der archaische Ausdruck ist eine zeitgemäße Architektursprache Ein Gespräch mit Martin Rauch

DIESE WOCHE

Keine Ausgabe verpassen mit

dem Baunetzwoche-Newsletter.

Jetzt abonnieren!Inha

lt

Arc

hite

ktur

woc

he

N

ews

D

ossi

er

Tip

p

Buc

h

Bil

d de

r W

oche

Ist sie eine vorgehängte austauschbare Hülle? Dient sie der Abschottung oder doch der Kom-munikation? In welcher Beziehung stehen Erscheinung und Konstruktion? Die französische Architektin Manuelle Gautrand, der österreichische Lehmexperte Martin Rauch und das New Yorker Studio SO-IL haben verschiedene Auffassungen zum Bauteil Fassade.

3 Architekturwoche

4 News

20 Tipp

23 Buch

25 Bild der Woche

Page 3: RE DIE MACHT DER - media.baunetz.demedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1825807/baunetzwoche... · Pakistan | Roswag Architekten | Foto: Roswag Architekten Der isländische

3

398

Auf dem Roten Platz in Moskau soll ein temporärer Pavillon zum Thema Toleranz entstehen, so die Idee eines internationalen Wettbewerbs. Das siegreiche Projekt „Space-ing Walls“ positioniert sich an der Kreml-Mauer, nur wenige Meter von einem Bauwerk entfernt, das einst ebenfalls als temporäre Struktur entstand. Das Lenin-Mausoleum, in dem der Revolutionär seit 1924 zu besichtigen ist, war zunächst aus Holz, passend zur vermuteten Haltbarkeit seines Inhalts. Erst 1930 errichtete Alexei Schtschussew das heutige Gebäude, mit dem Lenin allerdings nicht mehr mithalten kann. Der rote Stein trotzt unbeirrt der Witterung, während der einstige Vorsitzende der Kommunistischen Partei alle paar Jahre in Chemie baden muss, um dem Verfall zu entgehen. (sb)

DIENSTAG

Inha

lt

Arc

hite

ktur

woc

he

N

ews

D

ossi

er

Tip

p

Buc

h

Bil

d de

r W

oche

Page 4: RE DIE MACHT DER - media.baunetz.demedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1825807/baunetzwoche... · Pakistan | Roswag Architekten | Foto: Roswag Architekten Der isländische

4

398

Inha

lt

Arc

hite

ktur

woc

he

N

ews

D

ossi

er

Tip

p

Buc

h

Bil

d de

r W

oche

NEWS

Bisher ist es nur ein Prototyp: Das Profilbauglas c--c erlaubt einen neuen Anschluss für die Verglasung von kur-vigen Grundrissen. „Die verwendeten Teile bleiben gleich, lediglich die Anord-nung wird variiert“, erklärt Produktent-wickler Holger Jahns. „Die Verbände sind regelrecht ‚interlocking‘, dennoch kann jedes einzelne Element auch nach dem Einbau leicht ausgetauscht werden.“ Die Profilform soll außerdem hervor-ragende Steifigkeitswerte aufweisen; auf der BAU 2015 in München wurde der Fassadenwerkstoff zum ersten Mal vorgestellt. Noch ein wenig Geduld also. www.c--c.net

GLAS IN KURVENNEUER FASSADENWERKSTOFF

Foto: Dionisio González: Nova Heliopolis III, 2007, Courtesy by taubert contemporary, Berlin

Foto: Lehmschule Tipu Sultan Merkez, Jar Maulwi, Pakistan | Roswag Architekten | Foto: Roswag Architekten

Der isländische Autor Andri Magnason, die Intendantin Shermin Langhoff oder der Bildhauer Pawel Althamer wurden bisher mit diesem Kulturpreis ausge-zeichnet – 2015 erhält ein Architekt den mit 75.000 Euro dotierten Kairos-Preis. „Eike Roswag steht für eine Architektur, die als gemeinschaftliche Arbeit von Ge-sellschaft und Fachleuten entsteht“, lobt das Preiskuratorium. „Seine Bauten sind keine künstlerischen Solitäre, sondern Ergebnis eines kulturellen Prozesses, der auf Respekt vor zukünftigen Nutzern und örtlich ansässigen Handwerkern beruht.“ Der Kairos-Preis der Hambur-ger Alfred Toepfer Stiftung gehört zu Europas höchstdotierten Kulturpreisen. Die Auszeichnung wird am 22. Februar 2015 im Hamburger Schauspielhaus übergeben, die Laudatio hält Matthias Sauerbruch. www.toepfer-stiftung.de

Gelungener Rollentausch: Architekten machen Kunst, Künstler arbeiten als Ar-chitekten. Im MARTa Herford werden nun zum ersten Mal in der Ausstellung „(un)möglich!“ Gebäude und Räume, Modelle und Entwürfe sowie utopische Ideen und Experimente vorgestellt, die ausschließlich von bildenden Künstlern stammen. Beispiele gibt es zur Genüge. Die Ausstellung zeigt die Vielfalt der künstlerischen Grenzüberschreitun-gen. Ausgestellt werden unter anderem Architekturen von Absalon, Atelier van Lieshout, Thomas Bayrle, Isa Genzken, Dan Graham, Wenzel Hablik, Erwin Heerich, Anish Kapoor, Gordon Matta Clark, Gregor Schneider und Thomas Schütte. Eröffnung: 20. Februar 2015, Ausstellung: 21. Februar bis 31. Mai 2015 www.marta-herford.de

KEINE SOLITÄRE EIKE ROSWAG ERHÄLT KAIROS-PREIS

KÜNSTLER ALS ARCHITEKTEN AUSSTELLUNG IM MARTA HERFORD

Hermès ist unterwegs gewesen und tief eingetaucht in die wunderbare Welt des Ikat – einer aufwändigen Web- und Färbetechnik, die einst über die Sei-denstraße nach Europa kam. Doch der französische Luxushersteller webt nicht, sondern bringt die farblich changierende Oberfläche des Textils auf hartes Porzel-lan. Diese kulturelle und haptische Bre-chung entfaltet ihren ganz eigenen Reiz, scheinen die Dekore doch regelrecht zu wabern über dem weißen Grund. 30 Teile umfasst das Service Voyage en Ikat, das auch durch den 24-karätigen Goldrand sehr elegant aussieht. Auch sonst ist es eine Trouvaille: Das Service wird in Limoges von Hand gefertigt. mehr…

Foto: HermèsFoto: Holger Jahns

VOYAGE EN IKATPRODUKT BEI DESIGNLINES

Page 5: RE DIE MACHT DER - media.baunetz.demedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1825807/baunetzwoche... · Pakistan | Roswag Architekten | Foto: Roswag Architekten Der isländische

5

398

Inha

lt

Arc

hite

ktur

woc

he

N

ews

D

ossi

er

Tip

p

Buc

h

Bil

d de

r W

oche

Das 1988 gegründete Niederländische Architekturinstitut NAi gibt es in seiner ursprünglichen Funktion zwar nicht mehr – es wurde im Januar 2013 mit den Instituten für Design, Mode und neue Medien zu der Zentralinstitution Het Nieuwe Instituut fusioniert – aber das gleichnamige, 1993 eröffnete Ge-bäude von Jo Coenen steht noch.

Von diesem lässt sich der diesjährige „Egon Eiermann Preis“ inspirieren und lobt einen Ideenwettbewerb für ein deutsches Pendant des Rotterdamer Vorbilds aus. Aufgabe ist der Entwurf eines Deutschen Architekturinstituts; Standort, Grundstückszuschnitt und Größe sind frei wählbar, ebenso die In-halte des Gebäudes. Teilnehmen können Architekturstudenten und Absolventen, deren

EIN ARCHITEKTURINSTITUT FÜR DEUTSCHLANDEGON EIERMANN PREIS AUSGELOBT TURN ON PARTNER

Donnerstag, 5. März 2015 | Freitag, 6. März 2015ORF RadioKulturhaus in WienArgentinierstraße 30a, 1040 Wien

TURN ONSamstag, 7. März 2015ORF RadioKulturhaus in WienArgentinierstraße 30a, 1040 Wien

VorträgenonstopEintritt frei

Gra

fik: P

ernd

l+Co

www.turn-on.at

FestivalleiterinMargit Ulama

VeranstalterArchitekturstiftung Österreich

Diplom, Bachelor oder Master nicht älter als zwei Jahre ist. Die Gesamtpreis-summe beträgt 5.000 Euro. In der Jury sitzen Arno Brandlhuber, Elke Delugan-Meissl, HG Merz und Volker Staab. Abgabe ist der 24. August 2015.www.egon-eiermann-preis.de

Page 6: RE DIE MACHT DER - media.baunetz.demedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1825807/baunetzwoche... · Pakistan | Roswag Architekten | Foto: Roswag Architekten Der isländische

6

398

Inha

lt

Arc

hite

ktur

woc

he

N

ews

D

ossi

er

Tip

p

Buc

h

Bil

d de

r W

oche

FASSADENKONGRESS

26/02/2015MESSE STUTTGART www.art-of-planning.de

Sponsoren:

Nach einer erfolgreichen Premiere im Jahr 2012 mit mehr als 1.500 Teilnehmern präsentiert die

Veranstaltungsreihe „The Art of Planning“ 2015 den internationalen Fassadenkongress FAÇADES

2015. Renommierte Architekten, Ingenieure und Forscher stellen aktuelle Entwicklungen, weg-

weisende Projekte und Experimente für die Fassade der Gegenwart und Zukunft vor. FAÇADES 2015

bietet Best Practice und Know-how von erfahrenen und preisgekrönten Praktikern, von Fassaden-

pionieren und -profi s aus dem In- und Ausland.

Mit 3XN Manuelle Gautrand Architecture Staab Architekten

Transsolar Bollinger+Grohmann Atelier Kempe Thill

Lehm Ton Erde TU Delft BLOCK Research Group.

FAÇADES 2015

Foto

: Mar

c W

icke

l, Ge

bäud

e: S

taab

Arc

hite

kten

00_AofP_Az_265x172_Baunetzwoche.indd 1 19.01.15 11:07

Page 7: RE DIE MACHT DER - media.baunetz.demedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1825807/baunetzwoche... · Pakistan | Roswag Architekten | Foto: Roswag Architekten Der isländische

7

398

Inha

lt

Arc

hite

ktur

woc

he

N

ews

D

ossi

er

Tip

p

Buc

h

Bil

d de

r W

oche DIE MACHT DER

FASSADE

Fass

ade

für d

as H

orte

n H

eadq

uart

er in

Kop

enha

gen

von

3XN

, Fot

o: A

dam

Mør

k

Page 8: RE DIE MACHT DER - media.baunetz.demedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1825807/baunetzwoche... · Pakistan | Roswag Architekten | Foto: Roswag Architekten Der isländische

8

398

Inha

lt

Arc

hite

ktur

woc

he

N

ews

D

ossi

er

Tip

p

Buc

h

Bil

d de

r W

oche ORNAMENT

VORHANGARCHAIK

VON DINA DOROTHEA DÖNCH

Die Fassade: Über kein anderes Bauteil wird so viel diskutiert. Zu Recht, denn an ihr lassen sich ganze Architekturauffassungen ablesen. Was bedeu-tet die Fassade für das Gebäude? Als eigene und vielleicht sogar einzige wirklich dem Architekten vorbehaltene Aufgabe durchzieht die Fassadenge-staltung die Geschichte der Profession. Noch Gottfried Semper sieht in der textilen Haut den Ursprung von Architektur überhaupt. Erst im frühen 20. Jahrhundert werden das Ornament und damit die relative Unabhängigkeit der Fassade von der inneren Organisation grundsätzlich in Frage gestellt. Andererseits erfindet man die Vorhangfassade und den flexiblen Grundriss.

Das Münchner Büro Hild und K versucht dem massenhaft verwendeten WDVS ge-stalterische Qualitäten abzugewinnen. Einerseits regen sie die Diskussion darüber mit ihrem Forschungsprojekt an, andererseits zeigen sie in Projekten, was auch in der energetischen Sanierung möglich ist: Mit der Neueröffnung des Bikini Berlin gewinnt die Stadt eine Ikone deutscher Nachkriegsarchitektur zurück.

AKTUELLE POSITIONEN

ZUR FASSADE

Forstpavillon Landesgartenschau Schwäbisch Gmünd, 2014. Achim Menges und sein Team haben das Schalentragwerk aus Buchenplatten robotisch vorfertigen lassen. © ICD/ITKE/IIGS Universität Stuttgart

Page 9: RE DIE MACHT DER - media.baunetz.demedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1825807/baunetzwoche... · Pakistan | Roswag Architekten | Foto: Roswag Architekten Der isländische

9

398

Inha

lt

Arc

hite

ktur

woc

he

N

ews

D

ossi

er

Tip

p

Buc

h

Bil

d de

r W

oche

Der Stuttgarter Architekt Achim Menges experimentiert derweil erfolgreich mit Kon-struktionsstrukturen, die mit dem Klima korrespondieren. Inspiriert von biologischen Prozessen wie der Hygroskopie, entwirft er mithilfe des Computers ästhetisch anspre-chende Hüllen für seine Pavillons. Damit gewinnt er Anerkennung für die gelungene Fusion anspruchsvoller Ästhetik und technischer Innovation.

Kreative finden immer wieder neue Wege zum Einsatz alter Materialien. Bei Manuelle Gautrands „Origami Office Building“ wird eine dünne Marmorschicht mit Glas zum gefalteten Sonnenschutzpaneel. Die Pariser Architektin wird für ihre sinnliche Plasti-zität gefeiert. Auch 3XN zeigt plastische Ornamentik in Naturstein und Glas bei den Horten Headquarters in Kopenhagen.

oben: Bella Sky Hotel in Kopenhagen von 3XN, Foto: Adam Mørk links: Fassade des „Origami Office Building” in Paris von Manuelle Gautrand Architectes, Foto: Vincent Fillon

Page 10: RE DIE MACHT DER - media.baunetz.demedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1825807/baunetzwoche... · Pakistan | Roswag Architekten | Foto: Roswag Architekten Der isländische

10

398

Inha

lt

Arc

hite

ktur

woc

he

N

ews

D

ossi

er

Tip

p

Buc

h

Bil

d de

r W

oche

ARCHAISCH, MASSIV, AUTHENTISCH

Ein sehr ursprüngliches Material erlebt gerade eine weltweite Renaissance: Lehmbau wurde lange Zeit als Arme-Leute-Baustoff missachtet. Spätestens die 1999 gebaute „Kapelle der Versöhnung“ in Berlin dürfte keinen Zweifel daran lassen, dass das Mate-rial durchaus ästhetisch und sogar spirituell sein kann. Martin Rauch hat den Baustoff für sich entdeckt und im gleichen Jahr sein Studio Ton Lehm Erde gegründet. Seitdem hat der Österreicher einiges erreicht: Inzwischen realisiert er in Zusammenarbeit mit namhaften Architekten Projekte auf der ganzen Welt.

Lehm steht eigentlich für Verwurzelung mit dem Ort. Die klassische Konstruktionsform der Stampflehmwand ist die Verwendung des Aushubs direkt auf der Baustelle – eine energetisch sehr sinnvolle Methode. Gemeinsam mit Snøhetta soll das King Abdulaziz Center in Saudi-Arabien noch in diesem Jahr fertiggestellt werden. Wie passt dieser Export in ferne Länder zum Lehmbau? Durch das schlechte Image verschwand gerade in den Gebieten, wo Lehm der traditionell bedeutendste Baustoff war, das entspre-chende Know-how – so auch in Saudi-Arabien. Deshalb springt Martin Rauch nun ein und bringt den Bauarbeitern vor Ort wieder bei, mit Stampflehm zu arbeiten.

Im ehemaligen Mauerstreifen wurde im Jahr 2000 nach Plänen der Architekten Peter Sassenroth und Rudolf Reitermann die „Kapelle der Versöhnung“ fertiggestellt. Den ersten konstruktiven Stampf-

lehmbau Berlins setzte Martin Rauch mit Lehm Ton Erde um. Foto: Tim Gage

Page 11: RE DIE MACHT DER - media.baunetz.demedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1825807/baunetzwoche... · Pakistan | Roswag Architekten | Foto: Roswag Architekten Der isländische

11In

halt

A

rchi

tekt

urw

oche

New

s

Dos

sier

T

ipp

B

uch

B

ild

der

Woc

he

396

Die von „Lehm Ton Erde“ gebaute Außenwand aus Stampflehm garantiert im Inneren des Ricola Kräuterzentrums allzeit die richtige Luftfeuchtigkeit. Die Architektur wurde 2012 nach den Plänen von Herzog & de Meuron in Laufen bei Basel fertiggestellt. Foto: Ricola

Page 12: RE DIE MACHT DER - media.baunetz.demedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1825807/baunetzwoche... · Pakistan | Roswag Architekten | Foto: Roswag Architekten Der isländische

12In

halt

A

rchi

tekt

urw

oche

New

s

Dos

sier

T

ipp

B

uch

B

ild

der

Woc

he

396

An der ETH Zürich hat er kürzlich mit Studenten eine Lehmkuppel errichtet. Das Wis-sen um die Möglichkeiten des Materials wächst und junge Protagonisten tragen dazu bei, die Zukunft des Lehmbaus kreativ auszuloten. Noch könnten die Bauvorschriften dabei im Wege stehen.

Der Lehmbau bleibt eine ursprüngliche Aufgabe und eine handwerkliche Herausfor-derung vor Ort, denn er lässt sich nicht aus der Ferne planen. Martin Rauch bietet auch vorgefertigte Fassadenelemente aus Stampflehm an. Mit ihnen kann die benö-tigte Bauzeit deutlich verkürzt werden. Dies ist ein weiterer Schritt auf dem Weg, den Lehmbau attraktiver zu machen und seine Verbreitung zu fördern, denn der Baustoff hat viele Vorteile. Das erfahren die Ricola-Experten jeden Tag in ihrem Kräuterzentrum, das Herzog & de Meuron gemeinsam mit Lehm Ton Erde entworfen haben. Die Halle in Laufen bei Basel misst 110 mal 30 Meter und besteht aus einem Stahlbetongerüst, das komplett mit Stampflehmelementen verkleidet wurde. Ohne technische Hilfsmittel bleibt die Luftfeuchtigkeit bei 50–60 Prozent, so ermöglicht der Lehm ideale Lagerbe-dingungen für die Kräuterbonbons.

Im King Abdulaziz Center werden 10.000 Quadratmeter Wandfläche in Stampflehm ausgeführt. Der Komplex aus Kultur- und Veranstaltungszentrum mit Büroturm hat eine andere Größenordnung. Auch hier wird das Material helfen, die Wetterschwankungen zwischen Nässe und trockenen 45–50 °C auszugleichen. Die hervorragenden klimati-schen Eigenschaften sind angesichts der Nachhaltigkeitsprämisse inzwischen wieder repräsentativ. Deshalb entschied sich auch die Stiftung für Nachhaltigkeit in Liech-tenstein, im Wettbewerb den Sockel des „Hauses der Nachhaltigkeit“ aus massivem Stampflehm errichten zu lassen. Die oberen Geschosse werden in Holzbauweise ausgeführt und mit Lehm ausgefüllt. Eine weitere positive Eigenschaft des Lehms ist seine Dauerhaftigkeit, auch das macht ihn zu einem nachhaltigen Baustoff. Obwohl Lehm Ton Erde fast ausschließlich aus Architekten besteht, ist es kein klassisches Architekturbüro. Der Entwurf für den fünfgeschossigen Stiftungssitz in Liechtenstein stammt von Ivan Cavegn.

Studenten und Lehrende der ETH Zürich waren 2013 in der Werkhalle von Lehm Ton Erde zu Gast, um das „Lehr- und Forschungsprojekt Stampflehm-Gewölbe“ gemeinsam zu errichten. Foto: Lehm Ton Erde

Page 13: RE DIE MACHT DER - media.baunetz.demedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1825807/baunetzwoche... · Pakistan | Roswag Architekten | Foto: Roswag Architekten Der isländische

13

398

Inha

lt

Arc

hite

ktur

woc

he

N

ews

D

ossi

er

Tip

p

Buc

h

Bil

d de

r W

oche

DIE KUNST DES ZWISCHENRAUMS

Für Florian Idenburg ist die Fassade in erster Linie der Übergang zwischen öffentli-chem und privatem Raum. Mit seinen Partnern von SO-IL entwickelt er in seinen Pro-jekten experimentelle dreidimensionale Installationen. Die Zwischenzone wird räumlich erfahrbar. Diese Auffassung lässt sich am besten im künstlerischen Kontext umsetzen, so arbeitet SO-IL häufig mit Museen und Galerien zusammen. Auch eine Marke wie Benetton lässt sich mit dem Design für einen Flagship-Store durch SO-IL repräsen-tieren – ein Krankenhaus in Bristol erhielt eine Fassade unter dem Motto „Light and Air“. Für die Shenzhen Hong Kong Biennale 2011 waren Architekten aufgefordert, die Ambivalenz der Fassade zu räumlichem Ausdruck zu bringen. Anstatt einer Architektur der platten Hülle bringen SO-IL mit ihrer „Tricollonade“ eine begehbare Installation mit Säulen aus Spiegeln und Marmor. Auch wenn hier die Bedeutung von Materialität in Frage gestellt wird, kann Architektur für SO-IL nur als Hybrid aus virtueller und taktiler Erfahrung einen eigenen Wert schaffen.

Die Fassade als begehbarer Raum zwischen innen und außen – Flagship-Store für Benetton von SO-IL

Page 14: RE DIE MACHT DER - media.baunetz.demedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1825807/baunetzwoche... · Pakistan | Roswag Architekten | Foto: Roswag Architekten Der isländische

14

398

Inha

lt

Arc

hite

ktur

woc

he

N

ews

D

ossi

er

Tip

p

Buc

h

Bil

d de

r W

oche

Ein Markenzeichen des Büros wurde die Kukje Gallery, die das Büro 2012 in Südko-rea umsetzte. In einem Wohngebiet entstand das maßstäblich eingepasste Gebäude als Teil eines „art campus“. Aus unruhigen Geometrien komponiert, wird das Gebäude durch ein Metallnetz, genannt „nebula“, überspannt und optisch zusammengehalten. Von diesem Werk begeistert, bewarb sich Maximiliaan Hart Nibbrig bei SO-IL. Der junge niederländische Architekt wurde direkt mit einer verantwortungsvollen Aufgabe betraut: Er leitete die Umsetzung der „blueprint“-Ausstellung in der „Storefront for Art and Architecture“ in New York. Seit die Betonfassade der Galerie 1993 von Steven Holl und Vito Acconci entwickelt wurde, hat es viele temporäre Interventionen von Ar-chitekten dort gegeben. Florian Idenburg hatte die Idee, die Fassade in Plastik einzu-schweißen. Eine Technik, mit der Boote in New York winterfest gemacht werden. Max Hart Nibbrig erzählt, wie wichtig auch für dieses Projekt die gute Zusammenarbeit mit dem Handwerker war. Bei Atlantic Shrink Wrapping Inc. war das Projekt Chefsache. „Ein Gebäude einpacken – klar können wir das machen!“, soll Dustin Hoover gesagt haben. Am Tag vor der Eröffnung sah das Architektenteam gespannt zu, wie der Meister mit der Hitzepistole die zwölf Millimeter dicke Polyethylen-Folie bearbeitete: „Wir hatten nur einen Versuch, und der ist zum Glück gelungen! Viel vom Erfolg des Projekts haben wir somit Dustin zu verdanken“, sagt Hart Nibbrig.

Bei so viel Glanz darf die Sonnenbrille nicht fehlen: Amethyst Hotel von NL Architects, China 2015 Auf der Shenzhen Hong Kong Biennale 2011 präsentieren SO-IL die begehbare Installation „Tricollonade“. Die Säulen mit

dreieckigem Querschnitt sind von zwei Seiten mit Spiegeln und von einer Seite mit Marmor verkleidet. Foto: Iwan Baan

Page 15: RE DIE MACHT DER - media.baunetz.demedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1825807/baunetzwoche... · Pakistan | Roswag Architekten | Foto: Roswag Architekten Der isländische

15

398

Inha

lt

Arc

hite

ktur

woc

he

N

ews

D

ossi

er

Tip

p

Buc

h

Bil

d de

r W

oche

Florian Idenburg stammt aus den Niederlanden, seine Partnerin Jing Liu aus China und der dritte Partner Ilias Papageorgiou ist ursprünglich Grieche. Was hat sie dazu be-wogen, ein Büro in New York zu eröffnen? „New York erlaubt uns, ein sehr vielseitiges Publikum zu erreichen. Hier treffen sich Kulturinteressierte aus aller Welt“, sagt Florian Idenburg. Außerdem arbeiten sie gern mit anderen Menschen auf der ganzen Welt zusammen, um vom Unbekannten zu lernen: „Jeder Ort bietet seine eigenen Möglich-keiten und Einschränkungen.“

Das Büro hat einen eigenen Fokus gewählt. Um nachhaltiges Bauen geht es ihnen weniger, für sie stehen die Menschen und ihre Interaktionen im Vordergrund. Der Kunstkontext bietet Freiheiten für die Architekten, philosophische Architekturaspekte zu erforschen. „Manchmal reicht eine kleine, temporäre Intervention mit geringem Ma-terialaufwand, um große Wirkung zu erzielen“, so fasst Max Hart Nibbrig seine Erfah-rungen mit dem Projekt an der „Storefront for Art and Architecture“ zusammen. Bilder der weißen, transluzenten Oberfläche gingen um die Welt – schon nach wenigen Tagen waren sie mit Graffitis beschmiert: „Dass es so schnell passieren würde, hatten wir nicht erwartet.“

Diverse Positionen zum Thema Fassade gibt es also in der aktuellen Architekturland-schaft zu erkunden. Angesichts der Nachhaltigkeitsdebatte positionieren sich Archi-tekten zwischen Hightech und Lowtech, zwischen Abschottung und Performance. Einmal mehr ist Kreativität im Umgang mit der Fassade gefragt. Aktuelle Standpunkte der Architekten sind dabei so vielfältig wie das Angebot an Materialien und Technolo-gien. Architekten tragen dazu bei, es ständig zu erweitern.

„Kukje Gallery – K3“ von SO-IL Seoul 2012, Foto: Iwan Baan

Page 16: RE DIE MACHT DER - media.baunetz.demedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1825807/baunetzwoche... · Pakistan | Roswag Architekten | Foto: Roswag Architekten Der isländische

16

398

Inha

lt

Arc

hite

ktur

woc

he

N

ews

D

ossi

er

Tip

p

Buc

h

Bil

d de

r W

oche

Das Metallnetz hält die auskragenden Volumen des Baukörpers zusammen. Als Teil des „art campus“ passen

SO-IL die „Kukje Gallery“ in die klein gegliederte Umgebung aus unterschiedlichen Baukörpern ein. Fotos: Iwan Baan

Page 17: RE DIE MACHT DER - media.baunetz.demedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1825807/baunetzwoche... · Pakistan | Roswag Architekten | Foto: Roswag Architekten Der isländische

17

398

Inha

lt

Arc

hite

ktur

woc

he

N

ews

D

ossi

er

Tip

p

Buc

h

Bil

d de

r W

oche

VON DINA DOROTHEA DÖNCH

Sicher die beste, die ohne Strom und Steuerungstechnik auskommt. Natürlich kann eine massive Lehmwand das Raumklima, den Feuchtigkeitsausgleich, viel besser regulieren als ein dünner Putzauftrag. Zudem ist massiver Lehm ein guter Wärmespei-cher. Der Lehm gleicht aus, und nicht ohne Grund wird er im Sommer als kühlend und im Winter als wärmend empfunden. Aber auch allein durch die natürliche Farbigkeit und Haptik wirken Stampflehmwände positiv als dritte Haut des Menschen.

DER ARCHAISCHE AUSDRUCK IST EINE ZEITGEMÄSSE ARCHITEKTURSPRACHE

EIN GESPRÄCH MIT MARTIN RAUCH

Als Experte für Lehmbau arbeiten Sie seit Jahrzehnten erfolgreich mit ver-schiedenen Architekturbüros zusammen. Das Material Lehm wird wegen seiner förderlichen Eigenschaften für das Raumklima geschätzt. Durch Feuchtigkeits-aufnahme und -abgabe korrespondiert die Oberfläche mit den Nutzungspro-zessen. Ist die massive Lehmwand eine klimatechnische Ideallösung?

Page 18: RE DIE MACHT DER - media.baunetz.demedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1825807/baunetzwoche... · Pakistan | Roswag Architekten | Foto: Roswag Architekten Der isländische

18

398

Inha

lt

Arc

hite

ktur

woc

he

N

ews

D

ossi

er

Tip

p

Buc

h

Bil

d de

r W

oche

Warum ist das Material Stampflehm auch für global agierende Büros interes-sant? Was ist der repräsentative Wert für die Marke Ricola oder für einen öffent-lichen Bau in Saudi-Arabien?

1999 gründete Martin Rauch das Studio Lehm Ton Erde. Seit 2010 ist er Honorarprofessor des

UNESCO-Lehrstuhls „Earthen Architecture“ Foto: © Alexandra Grill

Das ist mir sehr wichtig. Im Außenbereich gibt es Erosion, die aber technisch wie gestalterisch mit einkalkuliert wird. Alle Materialien sind einer Erosion unterworfen, nur möchten wir das heute nicht mehr akzeptieren. Durch die Wasserlöslichkeit und feuchteaktive Eigenschaft können sich auf der Fassade keine Mikroorganismen halten. Dadurch erhält die Fassade über Jahrzehnte ihre leuchtende Farbigkeit. Die Fassade korrespondiert also mit den äußeren Einflüssen auf eine ganz selbstverständliche und ehrliche Art und Weise.

Stampflehm hat ein (wortwörtlich) bodenständiges Image. Sie selbst sagen, die Verwendung des Aushubs der Baugrube für die Wände vor Ort sei die ökolo-gisch beste Variante. Wie kamen Sie zu dem Konzept, vorgefertigte Fassaden-elemente aus Stampflehm zu entwickeln?

Die Vorfertigung von ganzen Wohnzimmerwänden aus Stampflehm hatte ich erstmals vor mehr als 15 Jahren für Holzbauten entwickelt. Nur durch die termingenaue schnelle Montage gemeinsam mit dem Holzbau waren solche Realisierungen möglich. Der Transport von Lehmwänden ist außerdem kein Widerspruch zur Lokalität. Auch beim Ricola-Projekt kam das Material aus der allernächsten Umgebung. Mit anderen Worten, auch in der Vorfertigung kann man das Material aus der Baugrube verwenden. Der große Vorteil der Vorfertigung ist vielmehr, und das war auch wie eingangs erwähnt der Hintergrund der Entwicklung, dass man sich viel besser in den Bauzeitenplan einpassen kann. Eine „Vor Ort“-Lehmbaustelle hätte bei Ricola um Monate länger ge-dauert. Das Projekt wäre vermutlich gar nicht zu Stande gekommen. Durch die Vorferti-gung konnten wir im Winter produzieren und im Sommer versetzen.

Bietet die Anwendung von Lehm im Außenbereich ähnliche Vorteile wie im Innenraum? Korrespondiert die Fassade auf vergleichbare Weise mit Einflüssen von außen?

Page 19: RE DIE MACHT DER - media.baunetz.demedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1825807/baunetzwoche... · Pakistan | Roswag Architekten | Foto: Roswag Architekten Der isländische

19

398

Inha

lt

Arc

hite

ktur

woc

he

N

ews

D

ossi

er

Tip

p

Buc

h

Bil

d de

r W

oche

Ist das Material Lehm auch als temporäre Fassadenverkleidung geeignet, die ausgetauscht werden kann? Was bedeutet der Einsatz von Lehm für die Fassa-de eines Gebäudes? Für Architektur im Allgemeinen?

Stampflehm ist zu 100 Prozent recycelbar. Er kann demontiert und ohne Qualitäts-verlust für eine neue Wand verwendet oder auch einfach in die Natur zurückgegeben werden. Einen direkten Fassaden-Austausch halte ich nicht für sinnvoll. Man sollte die Lehmfassade so ausführen, dass sie nicht ausgetauscht werden muss. Durch das Zulassen und Tolerieren einer kalkulierten Erosion ist die Lehmfassade äußerst langlebig. Lehm ist ein sehr haptischer, veränderbarer Baustoff – vor allem wenn er nicht verkleidet wird. Der archaische Ausdruck ist gleichzeitig Ausdruck einer zeit-gemäßen und nachhaltigen Architektursprache.

Sicherlich spielt der repräsentative Wert, insbesondere der ökologische Gedanke, eine Rolle. Bei den beiden genannten Projekten war es aber zunächst eine architek-tonische Idee, die sich aus dem Kontext des Projektes und dem Einsatzort des Lehms ergab. Ich glaube, die Architekten schätzen auch die Archaik, die Materialechtheit, das Massive, die Haptik.

Noch mehr Fassade: Manuelle Gautrand, Martin Rauch und Kim Herforth Nielsen von 3XN sprechen in zwei Wochen auf dem Architektenkongress Front Shell Frame – FAÇADES 2015 in Stuttgart. Weitere Referenten sind Volker Staab, Matthias Schuler (transsolar), Oliver Thill, Daniel Pfanner (Bollinger + Grohmann), Henk Jonkers (TU Delft) und Matthias Rippmann (ETH Zürich). Jetzt noch anmelden!

Termin: Donnerstag, 26. Februar 2015, 9.30 bis 14.30 UhrOrt: ICS Internationales Congresscenter Stuttgart, Messe Stuttgart (direkt am Flughafen)

www.baunetz.de/fassadenkongress

Page 20: RE DIE MACHT DER - media.baunetz.demedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1825807/baunetzwoche... · Pakistan | Roswag Architekten | Foto: Roswag Architekten Der isländische

20

398

Inha

lt

Arc

hite

ktur

woc

he

N

ews

D

ossi

er

Tip

p

Buc

h

Bil

d de

r W

oche

BAUNETZ WISSEN: FASSADENFEIN DETAILLIERTE GIGANTEN

DIE KULTURBRÜCKE VON ARNHEIM

U-förmige Betonelemente gliedern die Fassade des Kulturzentrums Rozet vertikal und sind mit Reliefs und Rosetten gestaltet.

Neubau von Neutelings Riedijk Architects

www.baunetzwissen.de/Fassade

Page 21: RE DIE MACHT DER - media.baunetz.demedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1825807/baunetzwoche... · Pakistan | Roswag Architekten | Foto: Roswag Architekten Der isländische

21

398

Inha

lt

Arc

hite

ktur

woc

he

N

ews

D

ossi

er

Tip

p

Buc

h

Bil

d de

r W

oche

WAS MACHT EIGENTLICH DER TONI?

Früher wurde hier Joghurt hergestellt, heute dient das riesige Areal der Großmolkerei Toni als Wohn- und Bildungsareal.

Umbau der Großmolkerei von EM2N Architekten

www.baunetzwissen.de/Fassade

Page 22: RE DIE MACHT DER - media.baunetz.demedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1825807/baunetzwoche... · Pakistan | Roswag Architekten | Foto: Roswag Architekten Der isländische

22

398

Inha

lt

Arc

hite

ktur

woc

he

N

ews

D

ossi

er

Tip

p

Buc

h

Bil

d de

r W

oche DIE PAILLETTEN-

PARKE

Eine wogende Fassadeninstallation aus blauen und gelben Alumini-umplättchen umhüllt ein Parkhaus in Indianapolis.

Eskenazi Health Hospital in India-

napolis von Urbana Studio

www.baunetzwissen.de/Fassade

Page 23: RE DIE MACHT DER - media.baunetz.demedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1825807/baunetzwoche... · Pakistan | Roswag Architekten | Foto: Roswag Architekten Der isländische

23

398

Inha

lt

Arc

hite

ktur

woc

he

N

ews

D

ossi

er

Tip

p

Buc

h

Bil

d de

r W

oche

VON JEANETTE KUNSMANN

Die einen sortieren ihr Werk alphabe-tisch, andere – wie zum Beispiel Rem Koolhaas mit dem Buch S, M, L, XL – ordnen es nach Größe. Bjarke Ingels orientiert sich an den Klimazonen und stellt alle seine bisherigen Gebäu-de und Entwürfe nach den jeweiligen Außentemperaturen zusammen. „Hot to Cold“ versteht sich dabei nicht als beliebige bunte Werksammlung, sondern als eine „Odyssee adaptiver Architektur“. Darauf soll bereits das Cover einstimmen: Ganz an die Ästhetik des Wärmebildes angelehnt verläuft es von Rot über Gelb und Grün nach Blau. Die Schrift kaum lesbar.

Bjarke Ingels ist Pop – so kennt man ihn, so bleibt er auch. Vor zehn Jahren als dänisches Wunderkind gefeiert, baut der heute 40-jährige Wahl-New-Yorker jetzt große Gebäude, macht Filme und natürlich, nach seinem erfolgreichen Manifest „Yes Is More“, auch weiterhin fleißig umfangreiche Bücher. Es gibt ja viel zu erzählen. Die Bjarke Ingels

ERHÖHTE TEMPERATUR ÜBER BJARKE INGELS‘ „HOT TO COLD“

Page 24: RE DIE MACHT DER - media.baunetz.demedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1825807/baunetzwoche... · Pakistan | Roswag Architekten | Foto: Roswag Architekten Der isländische

24

398

Inha

lt

Arc

hite

ktur

woc

he

N

ews

D

ossi

er

Tip

p

Buc

h

Bil

d de

r W

oche

Feuerwerk seiner Architektur. Jede mögliche These hat eine eigene Referenz – das ist praktisch. Die farbigen Rah-men sortieren den Inhalt von der Wüste Arabiens (signalrot) bis zur finnischen Tundra (eisblau).

Die einzelnen Kapitel – man blättert sich von Projekt zu Projekt – enthalten gefühlt alle in den vergangenen Jahren von BIG produzierten Pläne, Visua-lisierungen und Modelle und werden in-haltlich durch comicartige, aber dezente Textboxen zusammengehalten. Für die Gestalter Sagmeister & Walsh ist dieses Buch, das als begleitender Katalog zur gleichnamigen Ausstellung konzipiert wurde, sicher keine einfache Aufgabe gewesen. Es ist viel – zu viel. Auch wenn in dieser Mega-Sammlung 20 neue Projekte mit Fotos von Iwan Baan enthalten sind, hätte man sich doch fast eher eine schlankere Publikation gewünscht. Ein Buch, das sich vielleicht nur auf alle nennenswerten Realisierun-gen von BIG konzentriert. Weniger ist mehr. Manchmal sogar viel mehr.

Die Ausstellung „Hot to Cold“ ist noch bis zum 31. August im National Museum in Washington zu sehen.

BIG. HOT TO COLD An Odyssey of Architectural AdaptationTaschen Verlag, Januar 2015Softcover mit Umschlag, 712 Seiten, Englisch39,99 Euro

www.taschen.com

Group ist eine Maschine – dahinter steckt eine gelungene Mischung aus Verstand, Netzwerk und Größenwahn.

„Hot to Cold“ suggeriert eine enzyklo-pädische Analyse adaptiver Architektur oder klimagerechter Bauweisen. Aber BIG ist kein normales Büro, BIG ist eine Marke – dazu passt keine wissen-schaftliche, selbstlose Auseinanderset-zung. Bjarke Ingels, der mit der Müll-verbrennungsanlage bei Kopenhagen das Schlagwort von der „hedonistischen Nachhaltigkeit“ geprägt hat, zeigt im Inneren selbstverständlich das gesamte

Page 25: RE DIE MACHT DER - media.baunetz.demedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1825807/baunetzwoche... · Pakistan | Roswag Architekten | Foto: Roswag Architekten Der isländische

25

398

Inha

lt

Arc

hite

ktur

woc

he

N

ews

D

ossi

er

Tip

p

Buc

h

Bil

d de

r W

oche

ZEHN KALORIEN

Treppenlabyrinth am Strand von Bangsaen. Supermachine Studio haben zusammen mit zwei anderen Architekturbüros aus Thailand hier der Siam Cement Group zum 100-jährigen Jubiläum ein Denk-mal aus Beton gebaut. Der Titel „10 Cal Tower“ verweist auf die Kalorien, die man beim Aufstieg verbrennt. Foto: Wison Tunthunya // supermachine.wordpress.com