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Arbeitsbedingte
psychische Belastungen
in Deutschland Ein Einblick in aktuelle
Erkenntnisse und Aktivitäten
Dr. Kai SeilerLIA.nrw
Konstanz, 23. März 2018© electriceye /Fotolia.com
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Das LIA.nrw berät und unterstützt die
Landesregierung NRW und die Dienststellen des
staatlichen Arbeitsschutzes in Fragen der
Sicherheit, des Gesundheitsschutzes und der
Gesundheitsförderung in der Arbeitswelt.
Landesinstitut für
Arbeitsgestaltung
des Landes
Nordrhein-Westfalen.
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Das LIA.nrw berät und unterstützt die
Landesregierung NRW und die Dienststellen des
staatlichen Arbeitsschutzes in Fragen der
Sicherheit, des Gesundheitsschutzes und der
Gesundheitsförderung in der Arbeitswelt.
Landesinstitut für
Arbeitsgestaltung
des Landes
Nordrhein-Westfalen.
Anstöße für
gesundes Arbeiten.
Anerkannte
Expertise.
Zahlen, Daten,
Fakten.
Wissenstransfer
in die Praxis.
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Top 10 der arbeitsbedingten Belastungen in NRW:
Psychische Belastung wird stärker wahrgenommen
2/3 der Befragten
sind psychisch
belastet, ca. 10 %
sogar ziemlich und
stark!
(Mittelwert über alle „psychischen
Belastungen“ plus Lärm)
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Entwicklung der arbeitsbedingten Belastungen in NRW:
Häufigste Belastung durch Arbeitsdichte und –druck
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Psychisch besonders belastete Beschäftigte
• Etwa 7.5 % der Stichprobe sind durch arbeitsbedingte psychische Faktoren (Arbeitsdichte und -druck, Führung und Kommunikation) ziemlich und stark belastet. Das entspricht ca. 500.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in NRW 2016.
• Den aktuellen Gesundheitszustand und die aktuelle Arbeitsfähigkeit beurteilen sie ähnlich wie geringer oder gar nicht belastete Beschäftigte. Die zukünftige Arbeitsfähigkeit wird stärker in Frage gestellt.
• Die meisten Beschäftigten arbeiten im Dienstleistungsbereich (ca. 80 %), insbesondere im Gesundheits- und Sozialwesen (ca. 25 %), aber auch im Verarbeitenden Gewerbe (12 %).
• Ca. 40 % haben direkten Kontakt mit anderen Menschen:
– pflegen, heilen betreuen (ca. 20 %),
– andere beraten und informieren (ca. 10 %),
– planen, koordinieren und leiten (ca. 10 %).
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Multikausales Belastungsgefüge
modifiziert nach DGUV, 2003; vgl. Seiler, K. & Jansing, P.-J. (2014). Erkrankungsrisiken durch
arbeitsbedingte psychische Belastung. transfer 4. Düsseldorf: Landesinstitut für Arbeitsgestaltung NRW.
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Krankheitsrisiko durch
arbeitsbedingte psychische Belastung
bis zu 20% erhöht
bei Muskel-Skelett-, Herz-Kreislauf- und
psychischen Erkrankungen
vgl. Seiler, K. & Jansing, P.-J. (2014). Erkrankungsrisiken durch arbeitsbedingte psychische
Belastung. transfer 4. Düsseldorf: Landesinstitut für Arbeitsgestaltung NRW.
weitere Infos:
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LIA-Band „Erkrankungsrisiken durch arbeitsbedingte
psychische Belastung“ (2014)
vgl. Angerer, P., Siegrist, K. & Gündel, H. (2014). Psychosoziale Arbeitsbelastungen und Erkrankungsrisiken: Wissenschaftliches Gutachten
(Expertise) im Auftrag des Landesinstituts für Arbeitsgestaltung des Landes Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf. In: K. Seiler & P.-J. Jansing (Hrsg.),
Erkrankungsrisiken durch arbeitsbedingte psychische Belastung. transfer 4. Düsseldorf: Landesinstitut für Arbeitsgestaltung NRW, S. 30-169.
exzessiver Zeit- und Termindruck erhöht das Erkrankungsrisiko für
Depressionen um das Doppelte (S. 46)
hohe Anforderungsdichte z.B. durch Zeitdruck („Job Strain“) erhöht
das Risiko für eine kardiovaskuläre Erkrankung um 50 % (S. 112)
Angst- und depressive Störungen kardiovaskuläre Erkrankungen
Muskel-Skelett-Erkrankungen reproduktive Störungen
in der Erwerbsbevölkerung weit verbreitet, gesicherte Evidenz
ebenfalls in der Erwerbsbevölkerung weit verbreitet
kumulierte psychosoziale
Arbeitsbedingungen
resultieren in gesundheitliche
Beeinträchtigungen mit hoher
Komorbidität
geringe Arbeitszufriedenheit, geringe Unterstützung und
starker erlebter Stress werden mit Nackenproblemen
assoziiert (S. 75)
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Aktivitäten der staatlichen Aufsicht in den letzten Jahren
- Komplexes Thema: Bei schwindenden Ressourcen in einer
technikdominierten Arbeitsschutzverwaltung werden häufig andere
Prioritäten gesetzt
- Es gab kein nachhaltiges Kompetenzkonzept für die Aufsicht in denmeisten Ländern
- Das Thema war häufig kein Gegenstand bei der Bewertung vonGefährdungsbeurteilungen
- Es gab wenig Abstimmung mit den UVT‘n sowie anderen Partnern
- Das Thema wurde zu einem richtigen und geeigneten Zeitpunkt wieder vom LASI aufgegriffen (GDA, steigende Relevanz der Beanspruchungsfolgen etc.)
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- Gemeinsame fachkonzeptionelleGrundlage der Länder
- Rollenklärung
- Mindestanforderungen zurOrganisation undFachkompetenz
- Standards zum Vorgehen bei Beratung undÜberwachung
- Bewertung der Gefährdungsbeurteilung
Aktivitäten der staatlichen Aufsicht in den letzten Jahren:
LV 52
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Aktivitäten der staatlichen Aufsicht in den letzten Jahren:
Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie
- Gemeinsam erarbeitete Positionder Länder sowie der UVT
- Auf Grundlage der LV 52 sowieHandlungsempfehlungen derBerufsgenossenschaften
- Wichtige Vorbereitung fürAbstimmung gemeinsamerAktivitäten
- seit Mitte 2015 bis Ende 2017 Betriebsbesichtigungen von Gewerbeaufsicht und Unfallversicherungsträgern – Fokus: Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung
- Umfangreiche Entwicklung von Informations- und Beratungsangeboten(www.gda-psyche.de)
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Ergebnisse GDA: Anzahl Betriebsbesuche (dokumentierte
Erhebungen)
181
1197
2323
3385
4598
65637297
8600
9987
11953
12853
SEP 15 DEZ 15 MÄR 16 JUN 16 SEP 16 DEZ 16 MÄR 17 JUN 17 SEP 17 DEZ 17 MÄR 18
Quelle: Splittgerber, 2018
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Ergebnisse GDA: Umsetzung vollständige
Gefährdungsbeurteilung (inkl. psychischer Belastung)
Vergleich zwischen kleinen und großen Betrieben, (Extremgruppenvergleich) auf der Basis des Datensatzes vom JUNI 2017
Quelle: Splittgerber, 2018
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Ergebnisse GDA: Angemessenheit der
Gefährdungsbeurteilungen
Vergleich zwischen kleinen und großen Betrieben, (Extremgruppenvergleich) auf der Basis des Datensatzes vom JUNI 2017
Quelle: Splittgerber, 2018
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Weitere Ergebnisse des GDA-Programms „Psyche“
• Großes Potenzial liegt noch in der Mobilisierung der Betriebe
• Viele der Betriebe, die eine umfassende Gefährdungsbeurteilung
durchführen, stehen noch am Anfang
• Die Unterstützung und Beratung vor Ort und zu geplanten
Maßnahmen ist noch lückenhaft
• Die Standards und Beurteilungskriterien der Aufsicht sollten angesichts
der neueren wissenschaftlichen Erkenntnisse aktualisiert und weiter
konkretisiert werden
• Weitere Qualifizierung der Akteure notwendig
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Weitere Forschungsarbeiten zu Erkrankungsrisiken im
Zusammenhang arbeitsbedingter psychischer Belastung
Beermann, B. (2016). Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt – Aufbereitung, Vertiefung
und Verwendung von Wissen für die betriebliche Prävention“. 122.
Sicherheitswissenschaftliches Kolloquium. Präsentation zuletzt abgerufen am 20.02.2017
unter http://www.suqr.uni-
wuppertal.de/fileadmin/site/suqr/Kolloquium_Download/Beermann_15-11-2016.pdf
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Beermann, B. (2016). Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt – Aufbereitung, Vertiefung und Verwendung von Wissen für die
betriebliche Prävention“. 122. Sicherheitswissenschaftliches Kolloquium. Präsentation zuletzt abgerufen am 20.02.2017 unter
http://www.suqr.uni-wuppertal.de/fileadmin/site/suqr/Kolloquium_Download/Beermann_15-11-2016.pdf
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Beermann, B. (2016). Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt – Aufbereitung, Vertiefung und Verwendung von Wissen für die
betriebliche Prävention“. 122. Sicherheitswissenschaftliches Kolloquium. Präsentation zuletzt abgerufen am 20.02.2017 unter
http://www.suqr.uni-wuppertal.de/fileadmin/site/suqr/Kolloquium_Download/Beermann_15-11-2016.pdf
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Beermann, B. (2016). Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt – Aufbereitung, Vertiefung und Verwendung von Wissen für die
betriebliche Prävention“. 122. Sicherheitswissenschaftliches Kolloquium. Präsentation zuletzt abgerufen am 20.02.2017 unter
http://www.suqr.uni-wuppertal.de/fileadmin/site/suqr/Kolloquium_Download/Beermann_15-11-2016.pdf
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Chancen durch das Präventionsgesetz?
- Stärkere Kooperation der Träger der Sozialversicherung untereinander
gefordert
- Die Nationale Präventionskonferenz stimmt Ziele ab;
Psychische Gesundheit ist dabei vorrangig
- Koordinierungsstellen sollen Zugangsmöglichkeiten für KMU
kanalisieren
- Bessere Steuerung und Ausnutzung der Angebote
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Wo stehen wir heute?
- Evidenzen über kausale Zusammenhänge zwischen arbeitsbedingter
psychischer Belastung und Erkrankungen sind belegt
- Für einige Belastungsfaktoren sind „Grenzwerte“ aufzeigbar, bei
anderen wird es schwieriger
- Viel bewährtes Gestaltungswissen kann auch auf aktuelle Themen wie
„Digitalisierung der Arbeitswelt“ übertragen werden. Andere Zusammenhänge
wie z. B. mobiles Arbeiten verlangen nach weiteren Erkenntnissen
- Die Gestaltungsfelder Arbeitsschutz (rechtlicher Rahmen), Tarifpolitik
(Sozialpartner) und Prävention und Versorgung (insbesondere besseres
Zusammenwirken der Sozialversicherung) müssen jetzt weiterentwickelt
werden!
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• Breite politische Debatte in der Politik, hohe
Aufmerksamkeit in den Medien
• Gemeinsame Erklärung zur psychischen Gesundheit in der
Arbeitswelt von BMAS, BDA, DGB
• GDA-Leitlinie Beratung und Überwachung bei psychischer Belastung
am Arbeitsplatz
• Abgestimmte Empfehlung zur Umsetzung der
Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung
• Curricula für die Qualifizierung des Aufsichtspersonals
• Kooperationsvereinbarungen u. a. mit VDSI, INQA und VDBW
• Viele Handlungshilfen für Beschäftigte und Betriebe
Wo stehen wir heute?
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Ausblick: Koalitionsvertrag Bund
- Fokus Vermeidung psychischer Erkrankungen in der Arbeitswelt,
Auswertung der Studien der BAuA
- Neuaufstellung der Arbeitsweltberichterstattung
- Fortsetzung von INQA (hier ist besonders PsyGA von Interesse)
- Stärkere Verzahnung der unterschiedlichen Präventions- und
Rehabilitationsangebote
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LIA.nrwgesünder arbeiten und leben.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
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