reformiert 3.2012
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"Lasset die Kinder zu mir kommen, ..." berichten Matthäus, Markus und Lukas übereinstimmend in ihren Evangelien über die Segnung von Kindern durch Jesus. Mehr als 15.000 Kinder leben in den Kirchengemeinden der Evangelisch-reformierten Kirche. Wie leben sie, wie beten sie, darum soll es in der 3. Ausgabe von "reformiert" gehen.TRANSCRIPT
v
r e f o r m i e r tBerichte und Bilder aus der Evangelisch-reformierten Kirche
3 reformiert 2012
Juni
Juli
August
Kinderleben
Gemeindewahlen am 18.11.2012
www.gemeindewahlen.reformiert.de
MeineKirche!
mehr auf Seite 10
23 reformiert 2012
„Die Arbeit ist kind-
zentrierter geworden“
„Wer betet, schaut sich
sein Leben genau an“
Seite 4
„Jedes Kind ist kompetent“
Kindergärten sind evangelische
Bildungseinrichtungen
Seite 6
Kinder beten
Fragen an Bernhard Schmeing
Seite 8
Zwei Gesichter einer Reise
Seite 10
Gemeindewahlen am 18.11.2012
Seite 12
Langer Atem
Seite 13
Ein Dorf ist stolz auf seine Orgel
Seite 14
„Diese sinnlose Tat hat uns
alle überfordert“
Seite 16
Reformierter Reisetipp:
Friedensstadt Osnabrück
Seite 17
Personen
Seite 18
Aktuelles, Impressum
Seite 20
Position: „Günter Grass geht
es um den Weltfrieden“
Kinderleben
S. 12
S. 6
S. 4
S. 13
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Haushalte der Evangelisch-reformierten Kirche kos-
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Foto: Andre Berends
Foto: Sebastian Bete
33 reformiert 2012
Liebe Leserin, lieber Leser,
„Lasset die Kinder zu mir kommen, ...“ berichten Matthäus, Markus und Lukas übereinstimmend in
ihren Evangelien über die Segnung von Kindern durch Jesus. Mehr als 15.000 Kinder leben in den
Kirchengemeinden der Evangelisch-reformierten Kirche. Wie leben sie, wie beten sie, darum soll es in
dieser Ausgabe von „reformiert“ gehen - zwei Blickrichtungen auf das Kinderleben.
Freuen Sie sich mit mir auch über die schönen Bilder von Kindern in der Gemeinde. Und in der nächsten
Ausgabe berichten wir über Pastoren, die für ihre Kinder „Elternzeit“ hatten.
Mit dieser Ausgabe von „reformiert“ startet eine kleine Kampagne zu den Gemeindewahlen im Novem-
ber. Am 18.11. haben Sie die Gelegenheit, mit Ihrer Stimme Kirche zu gestalten. Sie sind aufgerufen,
Ihren Kirchenrat oder Ihr Presbyterium zu wählen und sich damit demokratisch am Gemeindeleben zu
beteiligen. Auch hier ein Blick auf die nächste Ausgabe: Sie steht ganz im Zeichen der Wahlen – mit
dem Ziel, dass Sie sich dann möglichst an den Wahlen in Ihrer Kirchengemeinde beteiligen. Der Einstieg
dazu auf den Seiten 10 bis 11.
Ich wünsche Ihnen eine gute Sommerzeit und hoffe auf eine inspirierende Lektüre.
Ihr Ulf Preuß - Pressesprecher der
Evangelisch-reformierten Kirche
Foto: Richard Irmer
Kinderleben im Michaelskindergarten in Neuenkirchen bei Bremen
Berichte und Bilder über Kinder und Kirche
85 Kinder in Neuenkirchen haben in diesem
Jahr richtig Glück gehabt. Sie durften aus ihrem
alten Michaelskindergarten, auf dem Kirchenge-
lände direkt neben dem Gemeindehaus, in einen
Neubau direkt nebenan umziehen. Anfang Mai
war die offizielle Eröffnung. Auf jetzt 700 qm sind
helle, freundliche Räume entstanden, viele von
ihnen in einer L-Form, so wie es sich die Erzie-
herinnen im Planungsprozess gewünscht hatten.
„Diese Form bietet gute Möglichkeiten, für die
Kinder in einem Raum auch Rückzugsmöglichkei-
ten zu schaffen“, erzählt die Kindergartenleiterin
Heike Ahlers. Auch die Kinder durften bei der
Planung mithelfen. Sie malten ihren Wunschkin-
dergarten und wünschten sich dabei, so Heike
Ahlers, helle Räume und viele Treppen. Und das
ist auch in Erfüllung gegangen. Besonders das
Treppenhaus haben die Kinder als Spielplatz ent-
deckt. „Das ist so beliebt, dass wir inzwischen
dort manchmal eingreifen müssen.“
Mit den neuen Räumen ließ sich auch das Kon-
zept der Kindergartenarbeit in Neuenkirchen auf
die Wünsche des Erzieherinnenteams umstellen.
So gibt es jetzt sechs Themenräume, die die Kin-
der nach ihren Wünschen und Begabungen selb-
ständig aufsuchen können: Bauen und Logisches
Denken, Sprache und Kreativität, Musik und Rol-
lenspiel, Bewegungsraum und Kuschelraum. Be-
sonders beliebt ist der Forscher- und Experimen-
tierraum. „Wir sehen jedes Kind als kompetentes
Kind“, meint Heike Ahlers und man spürt, dass in
Neuenkirchen diese Haltung gegenüber dem Kind
in die Kindergartenarbeit einfließt.
Der Kindergarten im fränkischen Bayreuth ist
kleiner, 19 Kinder kommen hier jeden Tag und
davon sind fünf behindert. Damit ist schon be-
schrieben, was den Kindergarten auszeichnet.
„Jedes Kind ist kompetent“ Kindergärten sind evangelische Bildungseinrichtungen
Etwa 3000 Kinder besuchen die 44 Kindergärten in den Kirchengemeinden der Evangelisch-
reformierten Kirche. Der neueste steht in Neuen kirchen bei Bremen, obwohl es ihn auch
schon seit 41 Jahren gibt. Ende November sind 85 Kinder mit ihren zwölf Erzieherinnen um-
gezogen. In Bayreuth setzt man schon seit 40 Jahren auf integrative Arbeit
„ ... jeder kommt einen Schritt
auf seinem Lebensweg voran.“
Sylvia Jahn
„ ... manchmal beißt man sich
vor Lachen auf die Zunge.“
Heike Ahlers
Fotos: Richard Irmer
53 reformiert 2012
„Jedes Kind ist kompetent“ Kindergärten sind evangelische Bildungseinrichtungen
Etwa 3000 Kinder besuchen die 44 Kindergärten in den Kirchengemeinden der Evangelisch-
reformierten Kirche. Der neueste steht in Neuen kirchen bei Bremen, obwohl es ihn auch
schon seit 41 Jahren gibt. Ende November sind 85 Kinder mit ihren zwölf Erzieherinnen um-
gezogen. In Bayreuth setzt man schon seit 40 Jahren auf integrative Arbeit
Die meisten der 44 Kindergärten liegen in der Grafschaft Bentheim
und in Ostfriesland. Etwa 260 pädagogische Fachkräfte arbeiten in
den 117 Kindergarten- und 11 Krippengruppen. Die wichtigste Finan-
zierungsquelle sind Zuschüsse der Bundesländer und der Kommunen
sowie die Elternbeiträge. Das Diakonische Werk der Evangelisch-
reformierten Kirche zahlt jedes Jahr 430.000 Euro für die Kindergar-
tenarbeit.
Adressen der Kindertagesstätten:
www.diakonie.reformiert.de/index.php/Unsere_Mitglieder.html
Kindergarten Neuenkirchen:
www.neuenkirchen.reformiert.de/michaelskindergarten.html
Kindergarten Bayreuth:
www.kita-bayern.de/bt/erlangerstrasse/index.htm
Von einer Elterninitiative gegründet, gab es 1971
den Aufnahmeantrag von Eltern eines behinder-
ten Kindes. Das, was heute überall gesetzlich
geregelt ist, dass nämlich behinderte Kinder in
den Kindergartenalltag integriert werden müssen,
wurde in Bayreuth schon vor 40 Jahren mit Willen
aller Eltern umgesetzt. „Auch heute tragen alle El-
tern den Gedanken der Inklusion mit“, sagt Sylvia
Jahn, seit neun Jahren Leiterin in Bayreuth. Und
auch noch immer spielt die Elternarbeit eine we-
sentliche Rolle. Einmal im Monat ist Elternabend
und alle Eltern verpflichten sich, zwei Wochen pro
Jahr Elterndienst im Kindergarten zu leisten. Das
ist so erfolgreich, dass es sogar Väter gibt, die
dafür Urlaub nehmen, sagt Sylvia Jahn. Und wenn
Besuchern des Kindergartens gar nicht auffällt,
dass von den Kindern fast ein Viertel behindert
ist, spricht auch das für den Erfolg des Konzepts
der Inklusion.
Heike Ahlers aus Neuenkirchen und Sylvia
Jahn aus Bayreuth stehen beide stellvertretend
für eine Entwicklung in der Kindergartenarbeit.
Die Kinder sind immer noch zwischen drei und
sechs Jahren alt, aber der Blick der Erzieherinnen
auf die Kinder hat sich gewandelt. „Die Arbeit ist
kindzentrierter geworden“, sagt Ahlers. Und die
Kinder seien in der Lage, sich intensiv einzubrin-
gen. Früher hätten die Erzieherinnen Bilderbücher
vorgelesen, Singspiele und Bastelangebote ge-
macht, heute entscheiden die Kinder mit, womit
und wie sie sich beschäftigen. Sylvia Jahn formu-
liert es so: „Die Frage ist immer, wie kann ich alle
erreichen, so dass vom Angebot alle profitieren
und jeder auf seinem Lebensweg ein Stück vor-
ankommt.“
von Ulf Preuß
I N F O
Kindergartenkinder
aus Bayreuth auf
dem Außengelände
Neuenkirchener
Kinder führen ein
Singspiel beim Fest-
akt zur Kindergar-
teneröffnung auf.
Zuvor gestalte-
ten sie auch den
Gottesdienst in der
Michaelskirche mit.
Einmal im Monat
leiten Pastorin
und Pastor im
Kindergarten einen
Aktionstag zu einer
biblischen Geschich-
te an.
Foto: privat
63 reformiert 2012
Welche Rolle spielt das Beten mit Kindern in Ih-
ren Augen heute?
Wer betet, weiß wie es ihm geht! Das heißt: Wer
betet, wird sich seiner Wünsche, seiner Ängste,
seiner Hoffnungen bewusst. Und das gilt in glei-
chem Maße für Erwachsene und Kinder. Wer be-
tet, schaut sich sein Leben genau an!
Erwachsene und Kinder machen sich in unseren
Kirchengemeinden gemeinsam auf die Spurensu-
che nach dem, was uns trägt und was uns tröstet.
Dabei hören sie biblische Geschichten von Men-
schen, die Erfahrungen mit Gott gemacht haben.
Und sie hören dabei von Menschen, die sich im
Gebet an Gott gewendet haben. Wir dürfen und
können also von den Vorfahren des Glaubens ler-
nen, wie man beten kann. Wir müssen, Gott sei
Dank, das Beten nicht „neu erfinden“.
Wie haben Sie mit Ihren Kindern gebetet?
Meine Frau und ich haben unseren Kindern, als
sie klein waren, abends am Bett ein Gebetslied,
eine leicht veränderte Fassung des Wiegenlieds
von Brahms vorgesungen:
„Guten Abend, gute Nacht, mit Rosen bedacht, mit
Blümlein bedeckt, schlüpf unter die Deck! Morgen
früh, weil Gott will, wirst du wieder geweckt.“
Wir beten zusammen mit unseren Kindern am
Tisch; dabei haben sich unsere Kinder eine Zeit
lang selbst ein Gebet aus einem Büchlein mit Ge-
beten von Erwin Grosche ausgesucht und gespro-
chen.
Was ist bei der Auswahl und Formulierung von
Gebeten wichtig?
Ein Gebet kann kurz oder lang sein, im Stillen ge-
sprochen oder in der Öffentlichkeit. Das richtige
Gebet gibt es nicht.
Für mich sollte ein Gebet vor allem ehrlich sein
– ich kann im Gebet auch das sagen, was mir an
mir selbst nicht gefällt. Vor Gott im Gebet darf ich
so sein, wie ich bin; darf ich so reden, wie mir
gerade zumute ist. Gebete müssen nicht hoch-
kompliziert formuliert werden. Gerade wenn ich
mit Kindern bete, kann ich das gut einüben.
Wo können Eltern für ihre Kinder Gebete finden?
Ich persönlich finde die Gebetbücher von Erwin
Grosche sehr ansprechend. Grosche geht in sei-
nen Gebeten immer wieder auf alltägliche Gefühle
ein. Seine Gebete sind einfach und schön formu-
liert. Die Gebetsbücher sind liebevoll illustriert.
Kinder betenFragen an Bernhard Schmeing, Landesjugendpastor der Evangelisch-reformier-
ten Kirche und Beauftragter für die Kindergottesdienstarbeit
Einige Bücher von Erwin Grosche:
Du bist für uns da - 250 Kindergebete
Hier ist noch Platz für dich - 50 Tischgebete
Ich sag dir Danke - 50 Dankgebete
Internet:
www.kinderkirche.de/themen/gebet/div-gebete.htm
I N F O
Der Magen knurrt,
der Magen knurrt,
er will zu essen haben.
Doch danken wir
erst Gott dafür
und preisen seine Gaben.
aus: Erwin Grosche, Hier ist noch Platz für dich
73 reformiert 2012
Foto: epd-Bild/Jörg Stipke
83 reformiert 2012
Kleinbauern. Das Wissen darum ist Jahrhunder-
te alt, doch fast wäre es in Vergessenheit gera-
ten. Firmen versprachen den Kleinbauern große
Ertragssteigerungen beim Grundnahrungsmittel
Mais, wenn sie nur ihr Saatgut kauften, heute
zumeist gentechnisch verändert. Eine Ertragsstei-
gerung war allerdings nur mit Hilfe des teuren
Kunstdüngers möglich, den die Firmen gleich mit
verkauften. Hatten sie Saatgut früher selbst ge-
wonnen, mussten die Bauern nun in jedem Jahr
Saatgut und Dünger kaufen. Da die Felder mehr
und mehr auslaugten, musste es immer mehr
Kunstdünger sein. Die Familien der Kleinbauern
gerieten in einen Kreislauf, an dessen Ende sie
nicht mehr genug hatten, um sich zu ernähren –
Mangel und Hunger waren die Folge.
Kleinbauernorganisationen suchten einen Weg,
der aus diesem Teufelskreis herausführte. „Brot
für die Welt“ unterstützte sie dabei. Am Anfang
dieses Weges stand die Wiederentdeckung vieler
traditioneller Methoden der Kleinbauern, im Zen-
trum dabei „Milpa“. In dieser Mischkultur wird
Mais gemeinsam mit Bohnen und Kürbis auf ei-
nem Feld ausgesät. Die Bohnen ranken am Mais,
Zwei Gesichter einer ReiseMit „Brot für die Welt“ in Mexiko
Kleinbäuerinnen erklären
mit einem Bild, wie ein
Familienbetrieb ausse-
hen sollte
„Siembre nuestra Milpa“ – „Sät unsere
Milpa aus“ – so prangt es auf einem gro-
ßen Wandgemälde, das eine Kleinbäuerin
auf ihrem Feld zeigt. „Milpa“, ein Begriff,
der uns auf unserer Reise begleitet. Wir
sind unterwegs mit „Brot für die Welt“
durch Mexiko. Als Mitglieder der zustän-
digen Gremien wollen wir uns über ge-
förderte Projekte in der kleinbäuerlichen
Landwirtschaft informieren.
Es wird eine Reise mit zwei völlig unterschiedli-
chen Gesichtern: Das Staunen und Entsetzen lie-
gen auf dieser Reise ganz dicht beieinander: Wie
Menschen mit Hilfe von „Brot für die Welt“ ihre
Lebensbedingungen grundlegend verändern und
Unrecht und Gewalt, die Menschen in diesem Land
widerfahren.
Für die erste Erfahrung ist „Milpa“ so etwas
wie ein Schlüsselbegriff. Er bezeichnet die alte
traditionelle Mischkultur auf den Feldern der
93 reformiert 2012
die großen Blätter der Kürbispflanzen schützen
den wertvollen Ackerboden. Ausgesät wird nun
wieder die ganze Vielfalt traditioneller Maissor-
ten. Anstatt Kunstdünger zu verwenden, lernen
die Kleinbauern Gründüngung und Herstellung
von organischem Dünger. Zahlreiche andere Maß-
nahmen zur Tierhaltung und zum Anlegen von
Gemüse- und Kräutergärten ergänzen das Pro-
gramm. Immer ist es verbunden mit Maßnahmen
zu Wiederaufforstung, um der dramatischen Bo-
denerosion entgegenzutreten. Hunderttausende
von Bäumen wurden so schon gepflanzt. Aber
auch das Nachdenken über die Rolle von Frau-
en und Männern, Maßnahmen gegen häusliche
Gewalt und der Kampf gegen HIV/Aids gehören
dazu. Zum Gelingen trägt ganz wesentlich die Me-
thode bei, dass die Kleinbauern und Kleinbäue-
rinnen ihre gewonnenen Erkenntnisse und Erfah-
rungen miteinander teilen. Von „Bauer zu Bauer“
heißt die Methode ganz offiziell.
Im Ergebnis hat sich die Ernährungssituation
der Kleinbauernfamilien enorm verbessert. Meist
verbleibt ein Überschuss, den sie auf den Märk-
ten verkaufen können. Zudem trägt das Programm
ganz wesentlich zu einem schonenden Umgang
mit den natürlichen Ressourcen bei. Nicht um-
sonst wurde der Gründer einer der Kleinbauernor-
ganisationen, Jesús León Santos, mit dem Gold-
man Umweltpreis ausgezeichnet. Das Programm
wird ständig weiterentwickelt und ist längst zu
einem Vorbild geworden, wie die Situation von
Kleinbauern verbessert werden kann - nicht nur
in Mexiko, sondern weit darüber hinaus.
Leider ist in manchen Bundesstaaten Mexikos
diese positive Entwicklung immens gefährdet.
Und das ist das andere Gesicht dieser Reise: Das
organisierte Verbrechen bedroht die Menschen
und ihre Lebensgrundlage. Ihr Land wird ihnen
genommen. Sie werden eingeschüchtert, vertrie-
ben, verschwinden einfach oder werden ermordet.
Tief erschüttert lauschen wir den Schilderungen
von Mitgliedern einer anderen Kleinbauernorga-
nisation, die all das aus eigenem Erleben berich-
ten. Und wir bewundern ihren Mut, dass sie trotz
allem nicht aufgeben wollen. Sie, die anderen
Kleinbauernorganisationen und die Menschen-
rechtsorganisationen in Mexiko brauchen unser
Gebet und unsere Unterstützung.
von Dietmar Arends
Fotos: Dietmar Arends
Dietmar Arends ist Pastor für Diakonie und Ökumene in der Evangelisch-reformierten
Kirche. Er vertritt seine Kirche im Ausschuss für ökumenische Diakonie beim Diako-
nischen Werk und war im März dieses Jahres im Rahmen einer Informationsreise in
Mexiko und hat dort von „Brot für die Welt“ geförderte Projekte besucht.
Kleinbauern tauschen
sich über den Anbau
von Chili aus
Vielfalt
traditioneller
Maissorten
Am 18. November* sind etwa 150.000 Menschen aus den Kirchengemeinden der Evangelisch-refor-
mierten Kirche aufgerufen, ihre Leitungsgremien neu zu wählen. Dabei sind rund 520 Personen für die
Kirchenräte/Presbyterien zu bestimmen, rund 640 für die Gemeindevertretungen.
Wahlberechtigt sind alle konfirmierten oder als Erwachsene getauften Gemeindeglieder. Neu zu beset-
zen ist jeweils die Hälfte der Plätze in den Kirchenräten oder Presbyterien sowie in den Gemeindever-
tretungen der 146 Kirchengemeinden. Die Neugewählten sind dann für sechs Jahre im Amt.
Im Anschluss an diese Gemeindewahlen werden auch die Synodalverbandssynoden und die Gesamt-
synode neu gewählt. Diese treten dann erstmals zu Beginn des Jahres 2013 neu zusammen.
* in einigen Kirchengemeinden weicht der Wahltag aus regionalen Gründen ab.
„Wenn Sie sich an den Wahlen in Ihrer Kirchen-
gemeinde beteiligen, ist das auch eine Aus-
zeichnung für die vielen Ehrenamtlichen. Ohne
ihr Engagement wäre das kirchliche Leben nicht
denkbar.“
Kirchenpräsident Jann Schmidt
„Mir gibt der in der Gemeinde gelebte Glaube Kraft
für den Alltag. Dafür möchte ich der Gemeinde gern
etwas zurückgeben. Ich übernehme gerne Verant-
wortung, um unseren Pfarrer in der Organisation
und Leitung der Gemeinde zu unterstützen.“
Annette Brand, Lüneburg
Gemeindewahlen am 18.11.2012
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103 reformiert 2012
18.11Kirche gestalten
- ich mache mit !
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Kirche!
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Lydia Lödden - bad bentheim
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Gemeindewahlen
am 18.11.2012
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Lydia Lödden - bad bentheim
123 reformiert 2012
Es waren junge Männer, die vor 125 Jahren
frischen Wind in den Gottesdienst der Kirchen-
gemeinde Gildehaus brachten. Sie hatten im be-
nachbarten Westfalen von einer anderen, neuen
Form der Kirchenmusik gehört: Dort wurde der
Gottesdienst nicht mehr nur mit der Orgel, son-
dern auch mit Posaunen, Hörnern und Trompe-
ten begleitet. „Das war damals schon ziemlich
revolutionär“, sagt
Landesposaunen-
wartin Helga Hoog-
land aus Veldhau-
sen.
Blasmusik im
Gottesdienst – das
machte die Män-
ner des evangeli-
schen Jünglings-
vereins Gildehaus
neugierig. Sie hat-
ten sich 1875 zu-
sammengeschlossen und gründeten zwölf Jahre
später den ersten Posaunenchor in der heutigen
evangelisch-reformierten Landeskirche. Damit
war die christliche Posaunenmusik, die 1843 in
Bielefeld ihren Anfang genommen hatte, auch in
die Grafschaft Bentheim geschwappt. In die Sta-
tuten des Vereins schrieben die Musiker damals:
„Der Posaunenchor Gildehaus ist gegründet im
Jahre 1887 zur Ehre Gottes, zur Erbauung und
christlichen Freude seiner Mitglieder und der Ge-
meinde.“ Das gelte auch heute noch, sagt Frank
Holke, seit 2004 Chorleiter.
Dem Posaunenchor Gildehaus gehören im Ju-
biläumsjahr 18 Musiker an. Das jüngste Mitglied
ist Maren Lankhorst. Die Elfjährige spielt im Tenor
das Euphonium. Der 80-jährige Ludwig ter Horst
ist am längsten dabei. Er spielt seit 64 Jahren im
Bass die Tuba und wird dabei von seinen Enkeln
Markus (Tuba) und Sandra (Euphonium) tatkräftig
unterstützt. Es sei in Gildehaus eigentlich immer
schon so gewesen, dass ganze Familien im Po-
saunenchor aktiv waren, berichtet Frank Holke
und fügt hinzu: „Das ist wie in einem Fußballver-
ein.“ Die Gruppe besteht etwa zu gleichen Teilen
aus Schülern und Erwachsenen.
Musikalisch habe sich der Posaunenchor Gilde-
haus in den vergangenen 20 Jahren wieder stark
an seine Wurzeln erinnert, sagt Helga Hoogland:
„Das Kirchliche steht heute eindeutig im Vorder-
grund, auf eine sehr zeitgemäße Art.“ Der älteste
Posaunenchor in der Landeskirche sei damit einer
der modernsten, meint sie. „Wir spielen zu 80, 90
Prozent kirchliche Lieder, gehen dabei aber auch
in Rock, Pop und Swing“, erklärt Frank Holke,
der Rest sei weltliche Musik. In Gildehaus komme
die ehrenamtliche Arbeit der Musiker sehr gut an,
sagt er. Der Posaunenchor habe mit seiner Form
der Verkündigung in der Kirchengemeinde seit
langem einen festen Platz.
von Andre Berends
Langer AtemDer erste evangelisch-reformierte Posaunenchor entstand 1887 in Gildehaus
I N F O
Sonderbriefmarke zum
Jubiläum, erhältlich im
Landeskirchenamt
Foto: Andre Berends
Das Jubiläum des Posaunenchores wird mit einem Landesposaunenfest mit mehr als 500 Musikern vom 6.
bis 8. Juli in Gildehaus gefeiert. Es beginnt am Freitag mit den Jungbläsertagen. Am Samstagabend gibt
das hochkarätige Ensemble „German Brass“ ab 20 Uhr ein Konzert. Am Sonntag beginnt um 11 Uhr ein
Festgottesdienst mit Kirchenpräsident Jann Schmidt. Nachmittags ist ein Gemeindefest geplant. Bei einer
Diskussion soll es um den „Gemeindegesang im 21. Jahrhundert“ gehen. Gegen 17.30 Uhr endet das Fest
mit einer Abschlussandacht mit mehreren Posaunenchören. Zum Jubiläum erscheint die Festschrift „125
Jahre Posaunenchöre in der Evangelisch-reformierten Kirche“.
133 reformiert 2012
Der Schatz steht direkt im Zentrum, auf dem
höchsten Punkt der Rundwarf. Ein kulturelles
Erbe, ein wahres Vermächtnis von Weltrang. Denn
die Orgel in der Rysumer Kirche gehört zu den
vier ältesten auf der ganzen Welt, in Nordeuropa
gibt es keine, die früher gebaut wurde und heu-
te noch so gut erhalten und bespielbar ist. 1457
wurde das Instrument in Groningen gefertigt und
nach Rysum gebracht – vor genau 555 Jahren. Ein
Grund für die Evangelisch-reformierte Kirchenge-
meinde, nun ausgiebig zu feiern: Das internatio-
nale Jubiläum „555 Jahre – die gotische Orgel in
der Rysumer Kirche“.
Die Vorbereitungen für das Festjahr haben
bereits 2009 begonnen. „Wir haben uns vorge-
nommen, ein Jubiläum zu feiern, von dem auch
alle Rysumer etwas haben“, erzählt Pastor Hol-
ger Balder. Gesagt, getan. Heißt: Es soll nicht nur
ein kleiner Kreis von Orgelexperten dabei sein,
nicht nur wenige Kenner von Kirchenmusik bei
Konzerten nach Rysum kommen. Ganz im Gegen-
teil. „Wir möchten bei uns für viele etwas bieten,
nicht nur für einen speziellen Kreis“, sagt Balder.
Doch um groß zu feiern, war den Rysumer
schnell klar, dass man Unterstützung benötigt.
Man machte sich auf die Suche nach Kooperati-
onspartnern – und die waren schnell gefunden.
Die Ländliche Akademie Krummhörn und das
Organeum in Weener, die Ostfriesische Land-
schaft und die Stichting Groningen Orgelland, der
Krummhörner Orgelfrühling und das Musikfest
Bremen – alle sind mit im Boot, gestalten das
Jubiläum gemeinsam. „Aber“, sagt Balder, „wir
waren uns auch sicher, dass wir im Ort sehr viel
Unterstützung bekommen.“ Denn man habe in
dem rund 700 Einwohner zählendem Dorf einen
„starken Zusammenhalt“.
Die Rysumer sind stolz auf ihre Orgel, darauf,
dass Menschen aus der ganzen Welt anreisen,
um sie zu sehen, um ihren einzigartigen Klang zu
hören. Und deshalb beteiligen sich viele an der
Feier, bewahren ihr historisches Erbe und packen
mit an. „Es gibt einen großen Pool an Menschen,
die das Dorfleben aktiv mitgestalten“, freut sich
Holger Balder. Diese starke Gemeinschaft ist ei-
nes der vielen Pfunde, mit denen die Rysumer
wuchern können. Und genau diese Verbundenheit
sorgt auch dafür, dass man das wuchtige Fest-
programm überhaupt auf die Beine stellen kann.
Rund 40 Veran-
staltungen haben
die Krummhörner
für das Jubiläum
organisiert – unter
anderem Konzerte
und Führungen,
Musiktheater und
ein internationales
Symposium. Im
April wurde begon-
nen, am 1. Advent
endet das Festjahr
mit einem NDR-Radiogottesdienst. Auch viele
junge Leute sind bei den Aktionen dabei, gestal-
ten unter anderem ein Mittelalterwochenende im
Juli. „Sie nähen zum Teil die historische Kleidung
selbst“, sagt Balder und ergänzt: „Viele Rysumer
bringen sich hier mit ein.“
Aber warum wurde nicht schon früher gefeiert?
„Zum 500. Jubiläum war hier noch niemandem
bekannt, was für einen Schatz wir besitzen“, er-
zählt der Pastor, „und zum 550. Geburtstag wur-
de die Kirche gerade restauriert. Also haben wir
uns für die 555-Jahr-Feier entschieden.“ Ein gro-
ßes Fest für ein Kulturerbe von Weltrang.
von Sebastian Bete
Das Dorf ist stolz auf seine Orgel555 Jahre gotische Orgel in Rysum
www.rysum.reformiert.de
Pastor Holger Balder
(links) mit dem Orga-
nisten Prof. Wolfgang
Zerer, der an der Rysu-
mer Orgel im Rahmen
der Festveranstaltungen
ein Konzert gab.
Fotos: Sebastian Bete
143 reformiert 2012
„Diese sinnlose Tat hat uns alle überfordert“
Er hat gar nicht erst versucht, irgendeinen Sinn
in dem Mord an der elfjährigen Lena zu sehen.
„Dieser Tod war nicht Gottes Wille. Er machte
keinen Sinn“, sagt Manfred Meyer, Pastor der
Kirchengemeinde Emden. Er begleitet seit dem
24. März, dem Tag, an dem die elfjährige Lena
im Emder Parkhaus starb, die Familie des Opfers.
Mit vielen anderen versucht er, der Familie „jeden
Tag ein ganz kleines Stückchen mehr“ den Weg
zurück in den Alltag zu ebnen. Es sei ausdrücklich
Wunsch der Familie, allmählich den Weg zurück
ins Leben zu finden. Wie, wann und wo immer
das auch gelingen mag.
Die Suche nach dem Sinn, nach einer Erklärung
für das, was geschehen ist, fällt auch dem Pastor,
dem ausgebildeten Notfallseelsorger, schwer. Er
hat keine Antwort. Aber er kann im Alltag helfen,
„das Leid aushalten, an der Seite sein“. Das sei
und bleibe ureigenste Aufgabe der Kirche. „Wenn
wir angesichts des Todes nichts mehr zu sagen
haben, ja wann denn dann?“, fragt Meyer.
„Diese sinnlose Tat hat uns alle überfordert“,
sagt Meyer. Die Familie, die Polizei, die Stadt Em-
den, den Pastor. Auch diejenigen, „die mit ihren
Forderungen nach Selbstjustiz zu wenig nachge-
dacht haben“. Emden sei „völlig zu Unrecht“ als
„Stadt des Hasses“ bezeichnet worden. Aber Em-
den sei auch nicht die heile Welt. Das war schon
vor dem Mord an Lena der Fall, das wird auch
hinterher so bleiben. Es waren ungeheuer schwe-
re Schicksalsschläge, die die Familie ereilten. Erst
der Tod des Kindes, dann die Gewissheit, dass
die Tat sexuell motiviert war. Letztlich das Wis-
sen darum, dass Fehler geschehen sind. Ob der
Fehler nun bei der Polizei, den Psychologen oder
den Jugendbehörden lag: „Die Familie hat ein
Recht auf eine schnelle, lückenlose Aufklärung“,
sagt der Pastor. Der Prozess werde die Wahrheit
ans Licht bringen, wobei es ein weiterer Schlag
für die Familie wäre, wenn alle Einzelheiten des
Verbrechens in der Öffentlichkeit ausgebreitet
würden. Aber das sei Sache der Juristen, darauf
zu achten, sagt Meyer. Die offensichtlichen Pan-
nen behinderten auf jeden Fall die Trauerarbeit
„in großem Umfang“, machten es Meyer schwer,
der Familie den Trost zu spenden, „dass sie in
keinem Moment von Gott verlassen ist“.
So ein Moment, in dem die Familie sich nicht
Pastor Manfred Meyer begleitet die Familie der am 24. März in Emden ermordeten Lena. In ganz Deutschland ist über den Mord berichtet worden.
Die letzten sechs Wochen stand Meyer an der Seite der Familie, hat ihr Leid ausgehalten und ihr im Alltag geholfen.
Dabei ging es auch darum, die Familie bei ihrem Wunsch, ganz allmählich wieder in den Alltag zurück zukommen, zu unterstützen.
„Gibt es im Himmel Erdbeereis?“
„Natürlich gibt es im Himmel Erdbeereis.
Sogar Himbeereis, wenn das heißt, dass es
denen, die dort sind, gut geht!“
Pastor Manfred Meyer
153 reformiert 2012
„Diese sinnlose Tat hat uns alle überfordert“
verlassen fühlte, war der 13. April. An diesem
Abend trauerte Emden, entschuldigte sich, ge-
dachte würdevoll der Geschehnisse der 14 Tage
zuvor. Dieser Moment hätte früher kommen kön-
nen. Aber er kam noch früh genug, um in das Be-
wusstsein der Familie einzudringen. „Für diesen
13. April bin ich dankbar“, sagt Meyer. Seitdem
kehre etwas Ruhe ein. Jetzt sind wieder Kleinig-
keiten möglich, die das Weiterleben etwas erträg-
licher gestalten. Und sei es die Gewissheit, dass
die Familie in Ruhe auf den Friedhof zu Lena ge-
hen kann, ohne Angst, beobachtet, verfolgt, be-
fragt zu werden. Vorher war das kaum möglich.
Sogar die von Meyer ausdrücklich gelobten Kon-
taktbeamten der Polizei, die die Familie betreu-
ten, hatten ihre liebe Mühe und Not, den überre-
gionalen Fernsehteams zu entkommen.
Auch Manfred Meyer möchte wieder den ganz
normalen Alltag erleben. Während des Gesprächs
über den Mord und die Opfer ruft jemand aus
der Kirchengemeinde an, der ein Detail zu einer
Gemeindefahrt wissen möchte. Meyer nimmt sich
Zeit, antwortet ruhig, fast heiter. Auch in der Ge-
meinde wird er gebraucht und genießt es jetzt,
mit Fragen konfrontiert zu werden, die einfach zu
beantworten sind. Darauf hofft auch Lenas Fami-
lie, „sich zu erlauben, irgendwann mal wieder zu
lachen“. Kinder finden diesen Weg zur Normalität
manchmal etwas einfacher zurück, sind direkter.
Meyer war auch an der Emsschule, in die Lenas
Bruder seit einigen Wochen wieder geht. Es gibt
die unangenehmen, kindlich direkten Fragen, wie
denn Lena nun gestorben ist. Fragen, mit de-
nen Lenas Bruder umzugehen gelernt hat. Aber
es gibt auch die Fragen, ob denn Lena im Him-
mel Eis essen kann – Meyer hatte daraufhin den
Schülern von einem Buch mit dem Titel „Gibt es
im Himmel Erdbeereis?“ erzählt. Natürlich gibt es
im Himmel Erdbeereis. Sogar Himbeereis, wenn
das heißt, dass es denen, die dort sind, gut geht,
erzählt der Pastor. Und dann seien die Kinder
in der Emsschule zufrieden, sagt der 51-Jährige,
denn sie wissen, dass es Lena jetzt gut geht, wo
sie ist. Vielleicht ist es das, was Meyer mit Hoff-
nung meint.
von Heiner Schröder
Pastor Manfred Meyer begleitet die Familie der am 24. März in Emden ermordeten Lena. In ganz Deutschland ist über den Mord berichtet worden.
Die letzten sechs Wochen stand Meyer an der Seite der Familie, hat ihr Leid ausgehalten und ihr im Alltag geholfen.
Dabei ging es auch darum, die Familie bei ihrem Wunsch, ganz allmählich wieder in den Alltag zurück zukommen, zu unterstützen.
Foto: Heiner Schröder
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Der 1648 in Osnabrück und im benachbarten
Münster geschlossene Westfälische Frieden prägt
die Stadt bis heute. Er war auch ein Friedens-
schluss der Konfessionen. Heute ist die Ökume-
ne in Osnabrück längst selbstverständlich. Sie
spiegelt sich im Stadtbild wieder. Der katholische
Dom, die lutherische Marienkirche und die refor-
mierte Bergkirche liegen in Reichweite. Die Berg-
kirche wartet seit kurzem mit einer Besonderheit auf.
Nach zweijähriger Renovierungsphase erstrahlt
ihr Inneres wieder in altem Glanz: Den Bogen
über der Orgel schmücken bunte Malereien. En-
gel, Löwe, Stier und Adler - die Symbole der vier
Evangelisten ziehen den Blick des Besuchers un-
weigerlich an. Die Kapitelle der Säulen leuchten
golden. Diese ursprünglichen, in den 50er Jahren
jedoch übertünchten Malereien wurden wieder
freigelegt. Die Bergkirche war vor rund 120 Jah-
ren der erste reformierte Kirchenneubau in Osna-
brück. Architekt war 1892/93 der damals berühm-
te Berliner Regierungsbaumeister Otto March. Er
brach mit dem in der reformierten Kirche streng
beachteten Bilderverbot und malte das Innere mit
Blumenmustern, Schriftzügen und Bildern aus.
Von der Bergkirche gelangt der Besucher durch
das Heger Tor und die Altstadt zum Marktplatz. Er
wird umsäumt von alten Giebelhäusern, der Ma-
rienkirche, der Stadtwaage und dem Rathaus des
Westfälischen Friedens. Letzteres steht in diesem
Jahr besonders im Mittelpunkt. Der spätgotische
Bau wird 500 Jahre alt. Osnabrück feiert den Ge-
burtstag mit einem umfangreichen Programm ab
dem 23. Juni.
Im Friedenssaal wurden die Verhandlungen um
den Westfälischen Frieden geführt. Im Stil dieser
Zeit präsentiert er sich auch heute. Am auffälligs-
ten ist der mehrfach gegliederte Leuchter aus der
ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Die Wände
zieren 42 Porträts der „Friedensmacher“, die zwi-
schen 1643 und 1648 den Westfälischen Frieden
ausgehandelt haben. An der Wand gegenüber der
Eingangstür sieht man die drei bedeutendsten
Persönlichkeiten: den französischen Sonnenkönig
Ludwig XIV., den Kaiser Ferdinand III. und Königin
Christina von Schweden.
von Martina Schwager
Osnabrück ist Friedensstadt
Tourist Information Osnabrück
Bierstraße 22-23
49074 Osnabrück
Tel.: 0541 / 323-22 02
Fax: 0541 / 323-27 09
E-Mail: [email protected]
www.osnabrueck.de
Bergkirche
Die Bergkirche ist täglich mindestens von 10 bis 17
Uhr geöffnet. Dienstag, Mittwoch, Donnerstag ist um
19 Uhr eine kurze Abendandacht. Adresse: Bergstr. 16,
49076 Osnabrück
I N F O
(1) Türgriff Rathaus(2) Deckenmalerei Bergkirche
(3) Rathaus Osnabrück(4) Schlüsselübergabe
nach Renovierung der Bergkirche
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ENNeu im Amt
Verena Hoff ist neue Pastorin der Kirchengemein-
de Lingen, die 30-Jährige wird am 3. Juni in ihr
Amt eingeführt. Zuvor war sie persönliche Refe-
rentin von Kirchenpräsident Jann Schmidt und als
Pastorin in den Gemeinden südlich von Leer tätig.
Christoph Rehbein ist neuer Pastor der Kirchen-
gemeinde Hannover. Der 53-Jährige wechselt von
Göttingen in die Landeshauptstadt und wird dort
die dritte Pfarrstelle neben Elisabeth Griemsmann
und Martin Goebel besetzen.
Jörg Schmid ist neuer Pastor der Kirchengemein-
de Aurich, er wechselt von Wybelsum und Logu-
mer Vorwerk nach Aurich. Der 46-Jährige stammt
aus Murrhardt in Württemberg. Er kam 1995 als
Vikar nach Ostfriesland.
Antje Bracht und Felix WillertEhrenamtliche der Jugendkirche Osnabrück
Die 23-jährige Theologiestudentin Antje Bracht
und der 20-jährige Politikstudent Felix Willert
sind zum Finale des Eurovision Song Contest mit
dem Auto nach Aserbaidschan gereist. Ihr „Road-
trip to Baku“ führte sie über 5.000 Kilometer
durch sieben Länder und 16 Städte. „Mich hat
begeistert, dass sich in Baku ganz Europa für ei-
nen kurzen Moment an einem Ort trifft - nicht für
irgendwelche Krisengipfel, sondern um Musik zu
machen und zu feiern“, sagte Antje Bracht vor
der Reise.
www.facebook.com/Roadtrip.to.Baku
www.eurovision.de
Karl Friedrich Ulrichs ist jetzt am Evangelischen
Predigerseminar, einer Ausbildungsstätte für Vi-
karinnen und Vikare, in Wittenberg tätig. Ulrichs
(45) war von 2000 bis 2010 Pastor in den Kir-
chengemeinden Eddigehausen und Reyershausen
bei Göttingen.
Daniel Metelerkamp (33) ist der erste Kranken-
hausseelsorger am Krankenhaus Rheiderland in
Weener. Die Errichtung der Pfarrstelle am Kran-
kenhaus in Weener wurde möglich, weil sich der
Krankenhausverein Rheiderland, das Klinikum
Leer und das Wohnheim Haus Fresena etwa zur
Hälfte an den Personalkosten beteiligen.
Reinhard HegewaldLandtagsabgeordneter ist als Organist tätig
Der CDU-Landtagsabgeordnete aus Emden Rein-
hard Hegewald ist wahrscheinlich der einzige
niedersächsische Politiker, der als Organist für
die evangelisch-reformierte Kirche tätig ist. Der
47-Jährige spielt derzeit in wechselnden Kirchen
in Emden und Umgebung.
Annette KurschusPräses der Evangelischen Kirche von Westfalen
Mit Annette Kurschus steht seit dem Frühjahr
erstmals eine Frau an der Spitze der viertgröß-
ten Landeskirche in Deutschland. Die 49-jährige
Theologin war zuvor Superintendentin im refor-
miert geprägten Siegerland und ist auch Mitglied
im Reformierten Bund, dem Dachverband der Re-
formierten in Deutschland.
Judith Riefel-LindelOrgellehrerin in Ostfriesland
Die gebürtige Amerikanerin Judith Riefel-Lindel
ist von der Kulturorganisation Ostfriesische Land-
schaft für ihre langjährige Ausbildung von Orgel-
schülern ausgezeichnet worden. Sie erhielt das
Totius-Frisiae-Siegel in Bronze.
Osnabrück ist Friedensstadt
183 reformiert 2012
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ELLE
S Kloster Frenswegen wiedereröffnetDas Kloster Frenswegen bei Nordhorn hat nach
über einjähriger Bauphase wieder geöffnet. Zum
einem Festakt kam Anfang April der niedersächsi-
sche Ministerpräsident David McAllister . Er nann-
te die ökumenische Besinnungs-, Bildungs- und
Begegnungsstätte „ein modernes Kloster in der
heutigen Zeit, das allen offen steht ohne Frage
nach Herkunft oder Religion“. Das 600 Jahre alte
Anbau des Klosters Frenswegen
Gebäude erhielt einen komplett neuen Anbau mit
neuer Küche, neuen Speise- und Tagungsräumen
sowie modernen Gästezimmern. Außerdem wur-
den die bestehenden Räume saniert. Das Kloster
Frenswegen wird von den sechs in der Grafschaft
Bentheim ansässigen christlichen Kirchen getragen.
Förderung für Emden
Die Johannes a Lasco Bibliothek und die Neue
Kirche in Emden werden aus Bundesmitteln zum
„Reformationsjubiläum 2017“ gefördert. Die Jo-
hannes a Lasco Bibliothek erhält 128.000 Euro
und die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde
Emden 60.000 Euro für die Neue Kirche. Der Bund
fördert in dem Programm Substanzsicherungs-
und Restaurierungsarbeiten an Orten und Stätten
der Reformation mit nationaler Bedeutung.
EKD gegen Rechtsextremismus
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat
rechtsextreme Gewalt scharf verurteilt. Das christ-
liche Gebot der Nächstenliebe verlange es, sich
in aller Klarheit gegen solche menschenverach-
tenden Einstellungen und Taten auszusprechen,
heißt es in einer Erklärung anlässlich des Endes
des Zweiten Weltkrieges. Der Rat der EKD ruft
auf neonazistischen, rassistischen, antijüdischen
und islamophoben Äußerungen auf allen Ebenen
energisch entgegenzutreten. (epd)
Neuer Name für Berliner BibelwochenDie Berliner Bibelwochen treten jetzt unter dem
neuen Titel „Europäische Bibeldialoge“ auf. Die
nächste Tagung vom 11. bis 15. Juli steht unter
der Überschrift „Heimat – Home: Wohin ich ge-
höre – Where I belong“. Die Bibeldialoge verste-
hen sich als eine Art europäische Denkwerkstatt
für Gemeinden, in denen Bibeltexte und Fragen
unserer Zeit diskutiert werden. Sie richten sich
an engagierte Gemeindeglieder. Veranstalterin ist
die Union Evangelischer Kirchen (UEK). Die Ber-
liner Bibelwochen wurden 1953 als Reaktion auf
die deutsche Teilung eingerichtet. Seitdem haben
mehr als 40.000 Menschen an 1.300 Begegnungs-
tagungen teilgenommen.
www.eaberlin.de/europaeische-bibeldialoge.php
Neuer Posten für Weusmann
Der Vizepräsident der Evangelisch-reformierten
Kirche, Johann Weusmann, ist neuer Schatzmeis-
ter der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen
(WGRK). Das Exekutivkomitee des Dachverbands
aller Reformierten wählte den 46-jährigen Juristen
am 11. Mai auf Nordsumatra, Indonesien.
Neuer Schatzmeister des WGRK Johann Weusmann
Das Leitungsgremium beriet dabei auch über eine
Verlegung des Sitzes der Organisation von Genf
in die Eurozone. Wegen des ungünstigen Wech-
selkurses des Schweizer Franken zum Euro verlie-
ren die Spendeneinnahmen seit Jahren beträcht-
lich an Wert. Der größte Teil der Einnahmen der
WGRK stammt aus Kirchen in Ländern Europas.
Die WGRK vereint rund 80 Millionen Christinnen
und Christen in der ganzen Welt in 230 Mitglieds-
kirchen.
Foto: Gerold Meppelink
Foto: Ulf Preuß
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30 Jahre Partnerschaft nach SüdafrikaMit einem Partnerschaftsfest in Schüttorf feiern
neun Kirchengemeinden das 30-jährige Beste-
hen der New World Foundation in Lavender Hill.
Mit Unterstützung aus Deutschland gründete die
Schwarze Reformierte Kirche Südafrikas in dem
Township bei Kapstadt 1981 das Sozial- und Trai-
ningszentrum, um den Bewohnern in der Zeit der
Apartheid Hilfe und Unterstützung zukommen zu
lassen. „Ohne die anhaltende Unterstützung des
Evangelischen Entwicklungsdienstes und der Kir-
chengemeinden hätte es die NWF nie gegeben“,
sagt der südafrikanische Direktor der NWF, Jan de
Waal. Er wird auch beim Partnerschaftsfest erwar-
tet. Das Fest beginnt am 10. Juni um 11 Uhr mit
einem Gottesdienst.
„Kirche muss Social-Media-fähig werden“Der Greifswalder Theologe Roland Rosenstock hat
an die Kirchen appelliert, „Social-Media-fähig“ zu
werden. Die Kirche müsse sich fragen, wie sie
sich in soziale Netzwerke einbringen könne, sag-
te er im westfälischen Villigst. Rund 90 kirchliche
Presse- und Öffentlichkeitsarbeiter diskutierten
darüber, wie Kirche sich im Internet und sozialen
Netzwerken präsentieren kann. Der Hamburger
Kommunikationsexperte Wolfgang Lünenburger-
Reidenbach betonte bei einer Fachtagung: „Einen
Computer einzuschalten und online zu sein, ist
heute völlig normal.“ Die Kirche müsse lernen,
die „kulturellen Codes“ in den sozialen Netzwer-
ken zu entschlüsseln.
Erfahrungsaustausch mit Angola
Zu einem Erfahrungsaustausch waren zwei refor-
mierte Kirchenvertreter aus Angola im Mai Gäste
der Evangelisch-reformierten Kirche. Pastor Jero-
nimo Panda aus der Kirchenleitung und Diakonie-
direktor Antonio Maiandi besuchten diakonische
Einrichtungen und Gemeinden. Nach zehn Jahren
Frieden im Land seien die Folgen des 30-jähri-
gen Bürgerkriegs noch immer nicht überwunden,
sagte Maiandi in einem Gespräch mit Kirchenprä-
sident Jann Schmidt. Ganze Landstriche Angolas
seien von großer Armut geprägt. Die hohen wirt-
schaftlichen Wachstumsraten des rohstoffreichen
v.l.: Ursula von Lessen (Diakonisches Werk), Wolfgang Wa-genfeld (Geschäftsführer des Diakonischen Werkes), Dia-koniedirektor Antonio Maiandi, Rev. Jeronimo Panda und Diakoniepastor Dietmar Arends nach dem gemeinsamen Er-fahrungsaustausch.
Landes kämen beim Großteil der Bevölkerung
nicht an. Panda bezeichnete es als eine Aufgabe
der Kirchen in Angola, sich bei der Regierung des
Landes immer wieder für eine verantwortungsbe-
wusste Führung des Landes einzusetzen.
Läufer für Ostfriesischer Kirchentag
Etwa 50 Läuferinnen und Läufer aus der evan-
gelisch-lutherischen und evangelisch-reformierten
Kirche werben beim Auricher Citylauf für den 6.
Ostfriesischen Kirchentag. Sie treten am 16. Juni
in der Auricher Innenstadt im Kirchentagslaufshirt
an. Der 6. Ostfriesische Kirchentag wird am 13. Juli
mit einem Gottesdienst eröffnet. Am Sonnabend
finden zahlreiche Veranstaltungen in und um die
Innenstadtkirchen statt. Der Kirchentag endet mit
einem Gottesdienst am Sonntag, 15. Juli, in dem
Kirchenpräsident Jann Schmidt in plattdeutscher
Sprache predigt.
Foto: Ulf Preuß
Reformiert: ,reformiert’ ist die Mitgliedszeitung der Evangelisch reformierten Kirche.
Herausgeberin: Evangelisch- reformierte Kirche, Saarstraße 6, 26789 Leer, www.reformiert.de
Verantwortlich: Jann Schmidt
Redaktion: Ulf Preuß, Pressesprecher, Tel. 0491 / 91 98-212, E-Mail: [email protected]
Redaktionsbeirat: Klaus Bröhenhorst, Antje Donker, Andreas Flick, Matthias Lefers, Günter Plawer, Steffi Sander, Jann Schmidt, Burkhart Vietzke
Konzeption, Gestaltung und Layout: Designagentur projektpartner, Leer, www.projektpartner.info
Druck und Vertrieb: SKN Druck und Verlag, Norden www.skn-druck.de
Auflage: 130.000 Exemplare
„Günter Grass geht es um den Weltfrieden“
Fragen an Werner Keil
Sie haben sich in der Debatte um Günter Grass‘ Gedicht „Was gesagt werden muss“ in Ihrem Gemein-
debrief zu Wort gemeldet, warum?
Meiner Ansicht nach ist die Debatte um Grass nur eine Ablenkung von den eigentlichen Fragen, die
der Dichter aufwirft und die uns beschäftigen sollte. Sie erinnert mich an die Diskussion um Margot
Käßmanns Äußerung „Nichts ist gut in Afghanistan“ und die anschließende Debatte, ob sie so etwas
in der Öffentlichkeit sagen darf. Auch seinerzeit haben wir nicht über die Lage in dem Land am Hindu-
kusch geredet und uns den Fragen nach unserer Rolle und Verantwortung gestellt. Es war leichter über
die Bischöfin zu reden und heute ist es leichter über Günter Grass zu reden
Was ist in Ihren Augen die wichtigste Aussage von Grass?
Grass geht es um die Debatte über die Gefährdung des Weltfriedens. Das klingt groß, aber um nicht
weniger geht es. In einer Region, die vieles ist, aber nicht friedlich, wird von allen Seiten mit ver-
dächtigten, geplanten und vor allem echten Waffen gerasselt. In einer Region, in der die Waffen nie
wirklich schweigen, reden sowohl demokratische Politiker als auch unberechenbare Diktatoren über
Gewalt und Krieg, als ginge es nicht um Menschen, die dabei getötet werden. Und diese Gewalt kann
sich schneller als wir ahnen können zu einem beängstigend großen Krieg ausweiten. Und wenn wir
wirklich glauben, dass Krieg nach Gottes Willen nicht sein darf, dann werden wir die Angst, die sich
in Grass‘ Gedicht ausdrückt, teilen.
Fühlen Sie sich von Günter Grass in seinem Gedicht auch persönlich angesprochen?
Ganz deutlich: Ja. Warum habe ich nicht früher gesprochen? Das ist Grass‘ Frage an sich selbst in dem
Gedicht. Diese Frage kann sich jede und jeder selbst stellen, der zu den bedrohlichen Entwicklungen in
der Welt schweigt, auch wenn man jünger als 85 Jahre ist. Nutzen wir die Chance, auch uns diese Frage
zu stellen, und fangen wir an, über das zu reden, worum es wirklich geht. Und dann werden wir zu
allererst über die Rolle reden müssen, die unser Staat und unsere Gesellschaft in diesem Konflikt spie-
len. Welche Rolle spielt unsere Regierung, welche Mittel setzt sie ein, um nach echten Friedensschritten
zu suchen, und nicht nach Beweisen für einen Krieg. Zu jung sind die Erfahrungen mit vermeintlichen
„Beweisen“ und deren tödlichen Folgen. Welche Rolle spielt unsere Wirtschaft in einer Rüstungsspirale,
die jeden kleinen Funken zu einem Inferno werden lassen kann? Und welche Rolle spielt eine Gesell-
schaft, die lieber über einen Dichter debattiert, als sich den eigentlichen Fragen zu stellen? Und nicht
zuletzt, welche Rolle spielt eine Kirche, die zu alldem schweigt? Ich denke, darum geht es.
Evangelisch-reformierte Kirche
Landeskirchenamt - Saarstraße 6 - 26789 LeerPostvertrieb DPAG Entgelt bezahlt
Werner Keil ist Pastor der Evange-
lisch-reformierten Kirchengemeinde
Bremerhaven. Im aktuellen Bremerha-
vener Gemeindebrief schreibt er unter
der Überschrift „Worum es geht“
über das aktuelle Gedicht von Günter
Grass „Was gesagt werden muss“.
Der Dichter meldete sich damit
Anfang April zum Konflikt zwischen
Israel und Iran zu Wort und stieß eine
breite Debatte um seine Person an.
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