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Roma, Roma, Roma
Egal welche Zweifel dich plagen, schieb’ sie zur Se ite und stürze dich in dein
Erasmus Auslandssemester!
Ich habe mich für ein Auslandssemester im SS16 in Rom entschieden. Für die
Planung gibt einem die Hochschule mehr als genug Zeit. Das Bewerbungsverfahren
läuft schon ein Jahr im Voraus ab.
Auf der Informationsveranstaltung zu Beginn jedes Semesters werden alle wichtigen
Fragen geklärt.
Der Anfang – Wohnsituation
Ich bin am 8. Februar 2016 nach Italien geflogen. Ich hatte mich zwar im Voraus mal
nach Wohnungen erkundigt, mich dann aber dazu entschieden vor Ort direkt zu
suchen. Mag nicht Jedermanns Sache sein, für mich hat das prima funktioniert.
Ich habe mir ein Airbnb für 10 Tage genommen und von dort aus verschiedenste
Wochnungsbesichtigungen wahrgenommen.
Es gibt mehrere Wege an Zimmer in Rom ranzukommen. Am effektivsten war für
mich zunächst die Organisation Sturent@Sapienza ([email protected]), die
mit der Sapienza kooperiert und uns Erasmusstudenten ihre Dienste umsonst zur
Verfügung stellt. Sehr hilfsbereite und tatkräftige Mitarbeiter.
Darüber hinaus gibt es jede Menge Facebook Seiten, wie z.B. „ RENT ROOMS IN
ROME“ oder „AFFITTO-CERCO CASA A ROMA E DINTORNI“, die ebenfalls sehr
hilfreich waren.
Zu den Wohngegenden in Rom hat bestimmt jeder seine eigene Meinung.
Meine Favoriten sind definitiv San Lorenzo, Pigneto, Piazza Bologna und Monti.
San Lorenzo liegt direkt beim
Hauptcampus der Sapienza. Man
erreicht alles zu Fuß, was gerade
in Rom ein riesiger Vorteil ist.
(Dazu später mehr) Wir haben sehr
viel Zeit in SanLo verbracht.
Es ist bestimmt nicht das schönste
Viertel im klassischen Sinne, aber
es hat seinen Charme und ist sehr
lebendig. San Lorenzo ist voll mit
Studenten, es gibt viele Bars, tolle Restaurants und das zu wirklich fairen Preisen!
Hier und da trifft man auf etwas seltsame Gestalten, vor allem bei Nacht. Auf der
Piazza dell’immacolata trifft sich täglich bei Nacht so ungefähr alles an Typ Mensch.
Ich habe mich in diesem Viertel immer wohlgefühlt, man muss wissen wie man sich
bewegt, das gilt meiner Meinung nach im Grunde aber für jede Großstadt. Dann
passiert auch nichts.
Pigneto ist San Lorenzo ähnlich. Auch ein eher alternatives Viertel, mit vielen netten
Lokalen und einem besonderem Flair. Es ist etwas weiter vom Campus entfernt, mit
der Tram oder dem Fahrrad aber schnell zu erreichen.
Die Piazza Bologna liegt, wie San Lorenzo, nahe dem Hauptgebäude der Universität
und ist damit optimal gelegen. Auf der Piazza selbst ist abends immer etwas los,
viele junge Leute treffen sich hier um den Abend gemeinsam ausklingen zu lassen
oder am Wochenende zusammen zu feiern.
Auch hier gibt es viele gute Möglichkeiten Essen zugehen, einzukaufen, etwas
Trinken zu gehen, etc.
Ein Tipp an dieser Stelle: Die typisch italienische Tradition des Aperitivo, bei dem
man sich gegen 19/20 Uhr trifft und zusammen in ein Lokal geht um von einem Buffet
mit Salaten aller Art, Antipasti, Pizza, Pasta Desserts und und und inklusive eines
Getränkes zu sich zu nehmen, ist besonders gut im Momart - ganz nah bei Piazza
Bologna.
In dieser Gegend hat mir besonders die Villa Torlonia gefallen. Ein relativ großer
Park in dem man sich wunderbar nach der Uni mit Freunden zum Picknick oder
anderen Aktivitäten treffen kann. Generell ist Rom für eine Großstadt ihrer Art
auffällig grün! Die Villa Borghese, der wohl bekannteste Park in Rom ist natürlich ein
muss wenn man in Rom gewesen ist, der Parco della Caffarella und Parco degli
Acquedotti im Süden Roms sind für mich allerdings auf jeden Fall einen Besuch wert!
Ehrlich gesagt bevorzuge ich die beiden Parks der Villa Borghese sogar.
Monti ist super zentral gelegen, direkt beim Kolosseum. Monti ist ein wunderschönes
Viertel. Es ist teurer als die anderen drei Viertel, dafür ist das Ambiente
entzückend…allein dass das Kolosseum praktisch direkt vor der Haustür liegt.
Auch hier gibt es tolle Restaurants, Cafés und Pubs.
Daran mangelt es in Rom definitiv nicht!
Etwas das mich am Anfang doch stark verunsichert hat, war der Fakt, dass es in
Italien nicht üblich ist einen Untermietervertrag zu machen.
Fast alle meine Freunde haben keinen Vertrag bekommen und Miete sowie Kaution
werden oft bar verlangt.
In Italien muss ein „offizieller“ Mietvertrag bei der Stadt kostenpflichtig angemeldet
werden. Diese Prozedur wird erst ab mehr als 6 Monaten in Angriff genommen.
Nichtsdestotrotz habe ich damals auf einen normalen Untermietervertrag bestanden.
Keiner der offiziell gemeldet wird, sondern einfach ein Dokument für mich als Beweis,
das ich Kaution und Miete gezahlt habe. Im Nachhinein wäre das auch nicht nötig
gewesen, aber wer sich auf der sicheren Seite fühle möchte, kann danach ruhig
verlangen!
La Sapienza
Meine Fakultät – Economia – befand sich nicht weit entfernt vom Main Campus. Die
Universität veranstaltete zwei „Welcome Days“. Zunächst einen
fakultätsübergreifenden, bei dem alle Erasmus Austauschstudenten teilnahmen,
sowie einen zweiten, der in der Wirtschaftsfakultät nur für die BWL Studenten
stattfand.
Italien ist nicht Deutschland. Das wird auch im Universitätsalltag noch mal deutlich.
Vorlesungen beginnen selten pünktlich und insgesamt ist alles ein riesiges „casino“
(italienisch für Chaos ☺) !
Natürlich musste ich wie alle anderen im Voraus meine Kurswahl treffen. Da ich aber
im Sommersemester nach Rom kam und die meisten Kurse, die mich interessierten
nur im Wintersemester gelesen werden, habe ich vor Ort am Anfang verschiedenste
Kurse gehört und mich so final in Italien für meine Kurse entschieden.
Lässt man sich erstmal auf die ungewohnten Lehrmethoden der italienischen
Professoren ein, findet man sich problemlos in Alles ein.
Im Endeffekt habe ich mich aus Mangel an passenden Kursen für zwei Kurse auf
Englisch aus den Masterstudiengängen, Makroökonomie auf Italienisch und einen
Spanisch Sprachkurs entschieden.
Auf Englisch hatte ich International Marketing Management und Leadership and
Organizational Change. Leider wahr: Das Englischniveau der Italiener entspricht
nicht dem Niveau, welches wir in unseren Vorlesungen gewohnt sind.
Nichtsdestotrotz waren die Vorlesungen interessant gestaltet. Besonders Leadership
hat mir sehr gefallen. Wir haben verschiedene Projekte zur Auswahl bekommen, an
denen wir über das gesamte Semester hinweg in Gruppen von rund 10-15 Personen
gearbeitet haben. Alle Projekte waren „reale Projekte“, d.h. wir haben direkt einerm
italienischen Unternehmen zugearbeitet. Darunter z.B. die Poste Italiana und TIM
(wie O2 oder Vodafone in Italien).
Bei allen Unklarheiten rund ums Studium ist das Erasmus Office der
Wirtschaftsfakultät immer der perfekte Ansprechpartner. Die Mitarbeiter sind alle sehr
geduldig, zuverlässig und hilfsbereit! Ob persönlich oder per Mail, meine Anliegen
wurden immer so schnell wie möglich bearbeitet!
Das Prüfungssystem an der Sapienza war ebenfalls anders als das an der
Hochschule. Es gibt drei sogenannte Apelli, d.h. Prüfungstermine. Der erste im
Sommersemester ist bereits ca. im Mai, der zweite im Juni, der dritte im Juli. Das
kann allerdings von Fachbereich zu Fachbereich und von Kurs zu Kurs variieren. Es
ist erlaubt alle drei Termine wahrzunehmen. Fällt man also beim ersten Mal durch
muss man kein halbes Jahr warten um die Prüfung zu wiederholen.
Die meisten Prüfungen sind mündlich. Oftmals werden alle Prüflinge die sich für den
jeweiligen Apello angemeldet haben, an einem bestimmten Datum um die gleiche
Uhrzeit zu einem Vorlesungssaal oder dem Büro des Professors „bestellt“ und
einzeln aufgerufen. So kann es sehr wohl auch einmal vorkommen, dass man am
eigentlichen Prüfungstag gar nicht aufgerufen wird und ein einem anderen Tag
wiederkommen muss. Auch werden nicht alle vom Professor selber geprüft, ein oder
mehrere Assistenten unterstützen ihn dabei. Noch ein eher ungewohntes Detail: Die
mündlichen Prüfungen sind in der Regel öffentlich, d.h. der Rest der Prüflinge sitzt
mit im Raum und kann die gesamte Prüfung verfolgen.
Ich bin (meiner Meinung nach) zum Glück davon verschont geblieben und hatte
ausschließlich schriftliche Prüfungen. Allerdings muss ich an dieser Stelle sagen,
dass die Meinungen unter den Italienischen Studenten und auch den Erasmus
Studenten eher in die andere Richtung gehen: Viele bevorzugen mündliche
Prüfungen!
Freizeit
Das Freizeitangebot in Rom ist praktisch unendlich. Allein die gesamte Stadt zu
erkunden ist beinahe unmöglich, zumindest in 5 Monaten.
Natürlich gibt es die berühmten Sehenswürdigkeiten und Museen. Darüber hinaus
bietet Rom kontinuierlich Veranstaltungen aller Art (Ausstellungen, Festivals,
Konzerte), hat (wie schon gesagt) zahlreiche Parks, das Meer ist nicht weit und auch
Seen hat es in naher Umgebung.
Die studentische Organisation ESN organisiert während des gesamten Semesters
unterschiedliche Events, Ausflüge und auch kleine Reisen. Ich selber bin nicht auf
vielen ihrer Veranstaltungen gewesen, weil mir die Aufmachung nicht sehr gefallen
hat. Die Musik ist kommerziell und irgendwie war es immer das Gleiche. Im Endeffekt
ist das Geschmackssache. ☺
Wir haben später in kleineren Grüppchen kleine Reisen in ganz Italien eigenständig
organisiert. Rom ist wunderbar zentral gelegen, sodass man tausende Städte und
Orte zur Auswahl hat. So waren wir z.B. in Mailand, Florenz, Neapel, Capri, Salerno
und, und, und... Der Transport innerhalb Italiens ist wirklich erschwinglich. Sogar
spontan gibt es die Möglichkeit mit Flixbus von Rom nach Mailand für nur 9€ zu
reisen.
Transportmittel
Wenn ich eines in Rom gelernt habe, dann ist es Geduld zu haben!
Alles dauert länger! Insbesondere mit den öffentlichen Verkehrsmitteln muss man
Geduld haben! Es gibt eine App namens „Moovit“, die relativ zuverlässig anzeigt
wann Busse, Bahnen und Co abfahren. Ein monatliches Abo der ATAC kostet für
Studenten 35 € im Monat.
Ich war leider zu spät dran, aber meiner Meinung nach ist es am Besten sich mit
einem Fahrrad auszustatten. Man ist viel schneller und flexibler! Außerdem lernt man
die Stadt so viel besser! Ein Fahrrad bekommt man z.B. gebraucht und nicht allzu
teuer bei Porta Portese. Dort ist jeden Sonntagmorgen (ich glaube zwischen 10 und
13 Uhr) ein großer Markt, auf dem man unter anderem Fahrräder kaufen kann.
Fazit
Ich bin begeistert von meinem Auslandssemester!
Ich würde jedem dazu raten diese Erfahrung zu machen. Nicht nur, dass man ein
neues Land mit seinen Sitten und Gebräuchen kennenlernt und eine neue Sprache
lernt. Man trifft so viele interessante Menschen aus aller Welt und hat die Chance
sich persönlich weiterzuentwickeln.
Auch wenn nicht alle Kurse angerechnet werden können und man so eventuell ein
weiteres Semester dranhängen muss, ist es diese Erfahrung wert!
Ich habe so viele internationale Kontakte geknüpft, die mir hoffentlich erhalten
bleiben. Ich empfand mich auch schon vorher als eine weltoffene Person und
trotzdem habe ich das Gefühl die Zeit in Rom zusammen mit so vielen
verschiedenen Nationalitäten hat mir noch mal einen anderen Blickwinkel eröffnet.
Es ist schwer zu erklären wie einen ein solcher Austausch verändert. Man muss es
erlebt haben!!! ☺