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Zu Ehren Rory Gallaghers, der während sei- ner Laufbahn sogar Angebote von den Rol- ling Stones als Nachfolger für Mick Taylor, von Deep Purple (für Ritchie Blackmore) und Canned Heat (für Alan Wilson) aus- schlug, präsentierte Fenders Custom Shop auf der Frankfurter Musikmesse 2000 erst- mals die Rory Gallagher Tribute Strat, von der damals für den deutschen Markt ganze zehn Exemplare zu je DM 9900 vorgesehen waren. Inzwischen wurde die Auflage erweitert, und die „super heavy reliced“ Strat ist deutlich günstiger in Euro zu haben. Nicht nur für die, die im Besitz eines dieser Exemplare sind, sondern auch für andere Gallagher-Aficionados möchten wir quasi ein Rundum-glücklich-Set vorstellen, welches wir aus Produkten verschiedener Anbieter zusammengestellt haben. leosounds Vintage Player Irish Tour Pickup Set Rory Gallagher begann mit 9 Jahren Gitarre zu spielen und war bereits als 15-Jähriger professionell mit der Fontana Showband unterwegs, als er 1963 in einem Musikladen der irischen Hafenstadt Cork auf „seine“ Gitarre traf, eine 61er Fender Stratocaster in 3-tone Sunburst. Diese verlor im Laufe der Zeit durch Rorys aggressiven Schweiß und wenig pflegliche Behandlung fast vollstän- dig ihre Lackierung, und es entstanden sogar tiefe Riefen im Holz. Die Strat war Grundlage für die Karriere des „Gig-Aho- lics“ und blieb bis zu seinem Tod dessen Markenzeichen. Zu einem der erfolgreich- sten und beliebtesten Alben avancierte „Irish Tour 74“. Diesem widmet LeoSounds Mastermind Michael Pantleon im Rahmen seiner Vintage-Player-Reihe das Irish-Tour- Pickup-Set. Um die Lautstärkeunterschiede der einzel- nen Saiten zu kompensieren, kennzeichnen die Strat-Tonabnehmer der frühren 60er unterschiedlich hoch aus dem Spulenkörper ragende (staggered) Alnico-5-Magnetstifte. Der mittels Heavy-Formvar isolierte AWG42 Spulendraht wurde während des Wickelns mit der Hand geführt. Diese Merkmale berücksichtigt LeoSounds beim Irish-Tour- Satz ebenso wie die per Hand angeschliffe- nen oberen Umlaufkanten der Magnet- stifte. Schon damals konnten die recht unterschiedlich ausfallen, und zwar von kaum erkennbar bis zu übermäßig gebro- chenen. Die unterschiedliche Facettierung bewirkt eine geänderte Verteilung der Mag- netfeldlinien und führt im Fall eines starken 173 01.11 gitarre & bass 172 TEXT MICHAEL DOMMERS | FOTOS DIETER STORK •LEOSOUNDS VINTAGE PLAYER IRISH TOUR PICKUP SET •BSM RG RORY GALLAGHER TRIBUTE TREBLE BOOSTER •THE FACELIFT RORY GALLAGHER STRAT OVERLAY Rory Gallagher Toys Über Rory Gallagher, der uns vor 15 Jahren nach einer Lebertransplantation viel zu früh verlassen hat, wurde bereits eine Menge geschrieben. Geblieben sind Erinnerungen an einen energiegeladen, ehrlich, spontan und virtuos präsentierten, schweißtreibenden Blues-Rock, der stets die irischen Wurzeln des bodenständigen Ausnahmegitarristen durchschimmern ließ.

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  • Zu Ehren Rory Gallaghers, der während sei-ner Laufbahn sogar Angebote von den Rol-ling Stones als Nachfolger für Mick Taylor,von Deep Purple (für Ritchie Blackmore)und Canned Heat (für Alan Wilson) aus-schlug, präsentierte Fenders Custom Shopauf der Frankfurter Musikmesse 2000 erst-mals die Rory Gallagher Tribute Strat, vonder damals für den deutschen Markt ganzezehn Exemplare zu je DM 9900 vorgesehenwaren. Inzwischen wurde die Auflageerweitert, und die „super heavy reliced“Strat ist deutlich günstiger in Euro zuhaben. Nicht nur für die, die im Besitz einesdieser Exemplare sind, sondern auch fürandere Gallagher-Aficionados möchten wirquasi ein Rundum-glücklich-Set vorstellen,welches wir aus Produkten verschiedenerAnbieter zusammengestellt haben.

    l e o s o u n d s

    Vintage Player Irish Tour Pickup SetRory Gallagher begann mit 9 Jahren Gitarrezu spielen und war bereits als 15-Jährigerprofessionell mit der Fontana Showbandunterwegs, als er 1963 in einem Musikladender irischen Hafenstadt Cork auf „seine“Gitarre traf, eine 61er Fender Stratocaster in3-tone Sunburst. Diese verlor im Laufe derZeit durch Rorys aggressiven Schweiß undwenig pflegliche Behandlung fast vollstän-dig ihre Lackierung, und es entstandensogar tiefe Riefen im Holz. Die Strat warGrundlage für die Karriere des „Gig-Aho-lics“ und blieb bis zu seinem Tod dessenMarkenzeichen. Zu einem der erfolgreich-sten und beliebtesten Alben avancierte„Irish Tour 74“. Diesem widmet LeoSoundsMastermind Michael Pantleon im Rahmen

    seiner Vintage-Player-Reihe das Irish-Tour-Pickup-Set.Um die Lautstärkeunterschiede der einzel-nen Saiten zu kompensieren, kennzeichnendie Strat-Tonabnehmer der frühren 60erunterschiedlich hoch aus dem Spulenkörperragende (staggered) Alnico-5-Magnetstifte.Der mittels Heavy-Formvar isolierte AWG42Spulendraht wurde während des Wickelnsmit der Hand geführt. Diese Merkmaleberücksichtigt LeoSounds beim Irish-Tour-Satz ebenso wie die per Hand angeschliffe-nen oberen Umlaufkanten der Magnet-stifte. Schon damals konnten die rechtunterschiedlich ausfallen, und zwar vonkaum erkennbar bis zu übermäßig gebro-chenen. Die unterschiedliche Facettierungbewirkt eine geänderte Verteilung der Mag-netfeldlinien und führt im Fall eines starken

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    TEXT MICHAEL DOMMERS | FOTOS DIETER STORK

    • L E O S O U N D S V I N TA G E

    P L AY E R I R I S H T O U R

    P I C K U P S E T

    • B S M R G R O R Y

    G A L L A G H E R

    T R I B U T E T R E B L E

    B O O S T E R

    • T H E F A C E L I F T

    R O R Y G A L L A G H E R

    S T R AT O V E R L AY

    Rory Gallagher ToysÜber Rory Gallagher, der uns vor 15 Jahren nach einer

    Lebertransplantation viel zu früh ver lassen hat, wurde bereits e ine

    Menge geschrieben. Gebl ieben sind Erinnerungen an einen

    energiegeladen, ehrl ich, spontan und virtuos präsentierten,

    schweißtreibenden Blues-Rock, der stets die i r ischen Wurzeln des

    bodenständigen Ausnahmegitarr isten durchschimmern l ieß.

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    Anschliffs nicht nur zu leichterhöhtem Output, sondernauch zu einem etwas wärme-ren Ton. Die Pickups aus Gal-laghers Strat weisen einebesonders starke Facettierungder Magnetstifte auf, was natürlich beimIrish Tour Signature Set reproduziert wurde.LeoSounds verwendet für die Spulenkörperfarblich korrektes Vulkanfiber. Zudem verlei-hen gewachste Stoffmantelkabel (cloth

    wire) den Einspulern den historisch stimmi-gen Look. Wie damals auch von Fenderpraktiziert, werden die Pickups in einer spe-ziellen Wachsmischung gegen mikrofoni-sches Pfeifen versiegelt. Maße, Bohrungenund String Spacings entsprechen zu 100Prozent den historischen Vorbildern. DieIrish-Tour-Singlecoils besitzen DC-Wider-standswerte von 5,8 bis 5,9 kOhm und eineInduktivität von 2,3 Henries. Im Standard-Set ist der Mittel-Pickup nicht entgegenge-setzt gewickelt und gepolt. Wer dennochauf eine Reversed-Version Wert legt, ist miteinem Aufpreis von € 10 dabei. Zum Liefer-umfang zählen Schrauben, Federn, Kappen(Farbe nach Wahl) und keramische Schei-benkondensatoren (50 nF oder 100 nF).Das verglichen mit handgefertigten Bouti-que-Pickups anderer Hersteller erstaunlichpreisgünstige Einspulertrio klingt fetter alskonventionelle Strat-Tonabnehmer und legtdamit die Basis für nahezu authentischeGallagher-Sounds inklusive leicht zu ent-lockender Pinch Harmonics. Insbesonderebeim Steg-Singlecoil machen sich die weni-ger schrillen Höhen positiv bemerkbar. DasGanze tönt in allen fünf Schalterpositionenwunderbar rund, punktet mit klarer, leben-diger Transparenz und exzellenter Dynamik

    und zeigt nicht nur perfekte Balance derprägnanten Bässe, akzentuierten Mittenund reichen Obertöne, sondern auch opti-male Abstimmung der Pickups untereinan-der. Mit ihren nicht ganz so präsentenHöhen empfehlen sich die Irish-Tour-Pickups neben cleanen vor allem fürCrunch- und Distortion-Sounds, erst recht,wenn ein guter Treble Booster zumEinsatz kommt, der selbst High-Gain-Sounds noch Transpa-renz, Dynamik und Durch-setzungsvermögen ver-leiht. Das LeoSoundsIrish Tour Set entpupptsich als wirklich klasseSinglecoil-Trio zum sen-sationellen Preis und istnicht nur Gallagher-Fanssondern auch anderen Blues-Rockern zu empfehlen.

    b s m

    RG Rory Gallagher Tribute TrebleBoosterAuch Bernd C. Meiser, Deutschlands Instanzin Sachen Treble Booster, hat sich unseresThemas mit dem RG Rory Gallagher TributeModel angenommen. Dieses basiert aufdem englischen Hornby-Skewes, dessenerste Version Anfang 1967 erschien und bei-spielsweise von Ritchie Blackmore auf denAlben ‚Deep Purple in Rock‘ und ‚Fireball‘eingesetzt wurde, wo er für den kraftvollen,bissigen Sound sorgt. Rory Gallagher verstärkte seine 61er FenderStrat schon zu Taste-Zeiten primär miteinem Vox AC30 Top Boost: Als einzigesEffektpedal kam stets sein Treble Boosterzum Einsatz. Nachdem er einige Zeit einenDallas Arbiter Rangemaster benutzt hatte,wechselte er zu dem seltenen Hawk Boos-ter, der dem Hornby-Skewes sehr ähnelt.

    Der BSM HS Booster, der schon seit Jahrenzum Programm des deutschen Herstellerszählt, ist mit den gleichen Germanium-Transistoren ausgestattet wie seinerzeit dasHornby-Skewes-Original. Später wurde derHS durch den HS-C Custom ergänzt, vondem ausgehend Bernd C. Meiser den RGweiterentwickelt hat, um damit Rorys signi-fikanten Sound populärer Aufnahmen wie‚Big Guns‘ oder ‚Lonesome Highway‘ nach-zubilden. Verglichen mit dem HS-C Customliefert der RG mehr Gain und damit einendruckvolleren, crunchy Ton. Des Weiterenbietet er die gleiche Volume-Kontrolle, dieauch Blackmores modifizierter Treble

    Booster besaß. Dreht man Volume etwabis zur Mitte auf, erzielt der RG den

    Klang früher Gallagher-Aufnahmen wie

    ‚Deuce‘, ‚Againstthe Grain‘ und‚Live inEurope‘. Dassder Treble

    Booster nichtnur Strat- son-

    dern auch Humbu-cker-freundlich ist,

    versteht sich für BSMvon selbst, soll jedoch

    hier nicht unser Thema sein. Zwischen Gitarre und Verstärkereingangangeschlossen basiert der Klang des RG aufseiner Interaktion mit Gitarren-Pickup undVerstärker. Wie bei BSM üblich, lässt sich dasPedal ausschließlich per 9-Volt-Batteriebetreiben und besitzt keine Betriebsan-zeige. Sein Output Level beträgt etwa10 dBm, seine maximale Ausgangsspan-nung bei hart angeschlagenen Saiten7 Volt.Der Rory Gallagher Tribute Treble Boosterwurde speziell für Singlecoils mit relativgeringer Spuleninduktivität entwickelt, hältjedoch auch in Kooperation mit Humbu-ckern eine Reihe klassischer Gitarren-Sounds bereit. Die authentischsten Klanger-gebnisse liefert er erwartungsgemäß in Ver-bindung mit einem Vox AC30. DenRG-Volume-Regler etwa bis zur Hälfte auf-gedreht, schießt sofort der vom ‚Live inEurope‘-Album bekannte Strat-Sound ausden beiden 12-Zöllern. Gefühlvoll und prä-zise lässt sich mit dem Gitarren-Volume stu-fenlos zwischen beinahe-clean, crunch undlead überblenden. Dabei bleibt der Soundstets transparent und durchsetzungsstark,der Saitenanschlag formt Ton und Attack,und Rorys Pinch Harmonics gehen spielendleicht von der Hand. Bringt man den RG-Regler in Höchststellung, steht am Ende desGitarren-Volumes ein voluminöser, druck-voller und Sustain-reicher Lead-Sound zurVerfügung. Der BSM RG Treble Booster

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    Ü b e r s i c h t

    Fabrikat: LeoSoundsModell: Vintage Player Irish TourGerätetyp: Singlecoil Pickup Set fürStratocaster-ModelleHerkunftsland: DeutschlandKonstruktion: Alnico 5 Stabmagnete,staggered, Magnete Süd oben,Clockwise-wound, Mittel-PU nichtreversed, gewachst, cloth wiredVertrieb: LeoSounds74343 Sachsenheimwww.leosounds.dePreis: Set ca. € 149

    Ü b e r s i c h t

    Fabrikat: BSM Modell: RG Rory Gallagher TrebleBoosterAnschlüsse: In, Out, Batterie-Clip(intern)Regler: VolumeSchalter: 1¥ On/OffMaße: 74 ¥ 50 ¥ 111 BHT/mm Gehäuse: Eddystone Alu-SpritzgussVertrieb: BSM, 66914 Waldmohrwww.treblebooster.netPreis: ca. € 219

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  • dickt den Strat-Sound auf eine sehrnatürliche Weise an, macht ihnwuchtiger und schmatzender, inten-siviert das Sustain ohne die Dynamikzu beeinträchtigen, lässt viel Luft für

    Tonbildung und erhöht die Transparenzebenso wie die Durchschlagskraft. Bei all-dem arbeitet das robust konstruierte undvorbildlich verarbeitete Pedal erfreulichnebengeräuscharm.

    t h e f a c e l i f t

    Rory Gallagher Fender Strat OverlayGetrieben von modischen Einflüssen oderder eigenen Kreativität juckt es früher oderspäter jeden Gitarristen oder jede Gitarristinin den Fingern, sein/ihr Instrument optischaufzupeppen. Was aber, wenn das Ergebnisbereits nach kurzer Zeit nicht mehr gefälltoder nach Abwechslung schreit? Dannerweisen sich Applikationen oder Accessoi-res von Vorteil, die keine bleibenden Schä-den hinterlassen. Darüber haben sich Mike

    Hrano und Status-Quo-Gitarrist Rick ParfittGedanken gemacht und The Facelift entwi-ckelt. Die langlebige, wiederverwendbare,strapazierfähige Kunststofffolie wird einfachauf den Gitarren-Body geklebt und kannjederzeit wieder leicht und rückstandslosentfernt werden. Möglich macht dies eine speziell entwi-ckelte, klebstoffähnliche Schicht auf derUnterseite. Da der künstlerischen Gestal-tung keine Grenzen gesetzt sind, gibt es bis-lang fünf farbenfrohe Folien für YamahaPacifica-, fünf für Telecaster- und sechs fürStratocaster-Modelle. Sogar eine Signature-Serie mit Telecaster-Overlays von Rick Par-fitts und Francis Rossis Originalgitarren isterhältlich, zu der natürlich auch unser Gal-lagher-Facelift zählt.Nach dem Reinigen der Gitarrendecke ziehtman einfach die Folie von der Unterlage ab,richtet sie auf dem Korpus aus und drücktsie leicht an, wobei eventuelle Luftblasenzur Seite herausgedrückt werden sollten.Zwar hält die Folie perfekt, wird jedoch vomHersteller nicht als permanente Deckenap-plikation empfohlen. Ohnehin lässt nachhäufigem Anbringen und Abziehen die Kle-bekraft der Folie nach. The Facelift gibt es ausschließlich für Solid-body-Gitarren, da es deren Klangeigen-schaften nicht nennenswert beeinträchtigt.Wer über ausreichende Geduld und Finger-fertigkeit verfügt, kann die malträtiertenund vergilbten Kunststoffteile, die ebenfallsauf der Folie abgedruckt wurden, aus-

    schneiden und aufs vorhandene Pickguardkleben. Fazit: Nettes Gimmick ...

    r e s ü m e e

    Mit dem LeoSounds Irish Tour Set kann derechte Gallagher-Fan z. B. seine 62er ReissueStrat erheblich aufwerten und deren Soundmit Hilfe des flexiblen BSM RG Tribute Tre-ble Boosters gleichermaßen optimieren wiekomplettieren. Steht dann noch ein guterVintage-Amp à la Vox AC30, Fender Bass-man o. ä. zur Verfügung, kommt das Ergeb-nis dem Original klanglich beeindruckendnahe. Quasi als Krönung rückt The Faceliftdie Gitarre mit seiner vom Original abfoto-grafierten Klebefolie auch noch optisch insrechte Licht. Wer sich jetzt noch die charak-teristische Spielweise und Dynamik des Irenaneignen kann, ist ganz weit vorne ... n

    P l u s

    • Balance, Klang undDynamik (LeoSounds-Pickups)

    • Sounds, Transparenz undDynamik (RG TrebleBooster)

    • Verarbeitung (LeoSoundsund RG Booster)

    • Handhabung (RG Boosterund The Facelift)

    • Optik (The Facelift)• Preis (LeoSounds-Pickups)

    Plus

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    Meet & Greet: Ein Fan trifft sein Idol Meine persönliche Gallagher-Initialzündung widerfuhr mir 1973 aufeinem Blues Festival in der Düsseldorfer Phillipshalle, an dem Rory mitseiner Band teilnahm. Völlig überwältigt von der Performancebesorgte ich mir wenige Tage später die Platte ‚Live in Europe‘ (1972),die fortan auf unzähligen Feten rauf und runter lief. Dank ‚Going ToMy Hometown‘ lag sogar Ende des Jahres meine erste Mandolineunterm Christbaum. Selbstverständlich verpasste ich keinen der Gal-lagher-Rockpalast-Gigs, auch nicht den legendären der ersten Rock-nacht in der Essener Gruga-Halle 1977.Es dauerte allerdings noch zwei Jahre, bis ich meinem Held begegnensollte. 1979 weilte ich nämlich mit meiner Band Wallenstein für einpaar Wochen in den Dierks Tonstudios Stommeln in der Nähe vonKöln, wo wir unser Album ‚Blue Eyed Boys‘ aufs Magnetband brach-ten. Wir im damals neuen Studio 2, irgendeine irische Band in Studio1. Wallenstein startete unmittelbar nach dem Frühstück und legtemeist nach dem Abendessen (Mutter Dierks’ erlesene Hausmannskost)noch eine Schicht ein. Die Iren indes begannen am späten Nachmit-tag, machten die Nacht zum Tag und beendeten ihre Sessions meisterst in den frühen Morgenstunden. Kurz, man lief sich erst mal nichtüber den Weg. Zudem hielt sich die Studio-Crew hinsichtlich der iri-schen Band mehr als bedeckt. Bis, ja, bis sich eines Morgens ein gewis-ser Donal mächtig darüber echauffierte, dass seine (?) Band in ihrendem Studio 2 angrenzenden Hotelzimmern kaum geschlafen habe,weil wir zu laut gewesen wären. Nach nicht ganz fruchtlosen Diskus-sionen über die unterschiedlichen Arbeitszeiten gelobten wir Besse-rung, und die Iren versprachen, ihre Sessions zeitlich nach vorne zurücken. Und so begab es sich, dass sich beide Bands fortan in der

    Kantine über den Weg liefen, die einen zum Abendessen, die anderenzum zweiten Frühstück. Während wir bereits mit Bassist Gerry McAvoy und Drummer TedMcKenna Freundschaft geschlossen hatten, machte sich der eherschüchterne Herr Gallagher zunächst noch etwas rar. Eines Abendsbrachen jedoch alle Dämme. Völlig aufgeregt saß ich meinem Idol amselben Tisch gegenüber. Ein paar Nettigkeiten, Smalltalk über Rock ’n’Roll, die Musik im Allgemeinen, Flugangst usw. Natürlich machte auchdie eine oder andere Whiskey-Flasche die Runde. Plötzlich schießtRory auf die Toilette, deren Türe man von der Kantine im Blick hatte.Einige Minuten später fliegt die Klotüre auf, im Rahmen steht er mitnassen, nach hinten gekämmten Haaren, was seine markanten Kot-letten richtig zur Geltung brachte. Er jagt ins Studio, kommt mit seinerMartin zurück und gibt uns inklusive perfekter Gestik, Tanzeinlagenund Gesang den Elvis. Seit diesem Abend ging es untereinander nurnoch locker zu. In Schaffenspausen (sofern die Jungs etwas früher ausden Federn kamen) unternahmen wir mitunter auch den einen oderanderen Spaziergang durch Stommeln, hatten eine geile Zeit undfeierten sogar am Ende ein zünftiges Abschiedsgelage irischer Art ... Obgleich ich mich einige Male ins streng behütete Studio 1 schleichenund Rorys alten Fender Tweed Bassman und Tweed Twin sowie derenMikrofonierung usw. begutachten konnte, hab ich dessen Strat niegesehen. Zwar seine Les Paul Junior, seine Tele, die Dobro und dieMartin, aber nicht die Strat. Vor lauter Ehrfurcht hatte ich mich aberauch nicht zu fragen getraut, ob er sie mir mal zeigen würde. Tja,Chance vertan! Wahrscheinlich war ich wohl einer der Ersten, der später das frisch erschienene Gallagher-Album ‚Top Priority‘ gekaufthat – die Songs konnte ich ja quasi schon mitsingen.

    Ü b e r s i c h t

    Fabrikat: The FaceliftModell: Rory Gallagher FenderStratocasterTyp: wiederverwendbare Grafik-Klebefolie für Strat-BodiesVertrieb: Shadow Elelectronics 91334 Hemhofenwww.shadow-electronics.comwww.guitarfacelift.dePreis: ca. € 36

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    D A N A R M S T R O N GG U I TA R A M G 1 0 0 C H

    AmpegAls preisgünstige, erheblich leichtere Alter-native zum schweren Plexiglas-Modell prä-sentierte Ampeg im vergangenen Jahr dieDan Armstrong AMG100, deren blondeSumpfesche-Schwester wir bereits ausführ-lich in G&B 11/2009 vorgestellt haben. Unsernoch leichteres Pendant mit Mahagoni-Bodyund Palisandergriffbrett bringt gerade mal2,7 kg auf die Waage. Abgesehen von Kor-pus, Griffbrett und Finish – hier transparen-tes poliertes Vintage Cherry – sind alle drei

    Modelle identisch: 30 mm dicker Dou-ble-Cutaway-Body, verschraubter

    Ahornhals mit Palisandergriffbrettund 24 Medium-Jumbo-Bünden,

    628 mm Mensur, vernickelte Gro-ver-Mechaniken, AMG-Rollen-

    steg, Master-Volume- und -Tone-Regler, Dreiweg-

    Tone-Schalter undnatürlich der blitz-

    schnell austausch-bare Pickup. AbWerk kommtdie Chinesinmit einemAmpeg SustainTreble Dual

    Blade Humbucker(8,62 kOhm), der Single Blade Rock TrebleAustausch-Pickup ist bislang allein dem Ple-ximodell ADA6 vorbehalten. Während dieAMG100 auf dem Oberschenkel akzeptableBalance zeigt, lässt der Gurt die Kopfplatteunweigerlich abwärts driften. Der schlankeHals liegt komfortabel in der Hand, dieBundkanten sind sorgfältig verrundet, alleindie Politur der Bundkronen lässt zu wün-schen übrig. Der kleine Tone-Schalterbestimmt, welcher der beiden 22 nF und47 nF Kondensatoren dem Tone-Poti zuge-wiesen wird, in Mittelstellung wird der Reg-ler indes komplett umgangen. Auf dieseWeise stehen eine ganze Reihe mal mehr malweniger praxistauglicher Klangfarben zurVerfügung. Die Mahagoni-AMG100 gibtsich sehr schwingungsfreudig und dyna-misch, was der Humbucker mit kraftvollem,ausgewogenem, lebendigem Ton und reich-lich Sustain unterstützt. Sie deckt ein breitesSpektrum von Clean-, Crunch-, Classic-Rock-und High-Gain-Sounds ab, klingt dabei stetsluftig und spritzig und reagiert sensibel aufvariables, ausdrucksstarkes Spiel. Eine einfa-che aber feine Gitarre mit interessantenSounds und hohem Kultfaktor. Vertrieb: Loud Technologies, Wickford,Essex/England, www.ampeg.comPreis: ca. € 712 nM

    ICH

    AEL

    DO

    MM

    ERS

    G E R M A N I U M B I GM U F F p

    Electro-HarmonixAls jüngster Spross der mittlerweile rechtstattlichen Big-Muff-Familie arbeitet dasModell p mit insgesamt vier Germanium-Transistoren. Der stabile Treter stellt unüber-sehbar ein Doppelpedal dar, wobei die linkeHälfte als Overdrive- und die rechte als Dis-tortion-Effekt arbeitet. Beide Seiten sindunabhängig voneinander regelbar, und kön-nen auch gleichzeitig genutzt werden. Völligneu ist die Idee selbst für Electro Harmonixnicht, das kleinere Germanium OD istbereits seit einigen Jahren auf dem Markt.Wer bei diesem Overdrive-Pedal einen Laut-stärkeregler vermisst, darf sich beim Germa-nium Big Muff p gleich über zwei Volume-Potis freuen, für jede Zerrstufe eines. BeideFußschalter arbeiten in True-Bypass-Manier,in Punkto Verarbeitung gibt es nichts zumeckern. Die Arbeitspunkteder Germanium-Tran-sistoren beider Zerr-abteilungen lassensich mit Bias-Reglern abstimmen,wodurch sich nichtnur die Zerrintensitätändert, sondern auchDynamik und Klangfülle.Die Overdrive-Stufe klingteigenwillig, recht dreckigund doch angenehm. Je nach Gain- undBias-Einstellung reicht das Klangspektrumvon cleanem Boost bis hin zu leichtem Over-drive. Der Ton ist voll, die Bässe werden erstbei weit aufgedrehtem Tone-Regler etwasgekappt. Dann steigt auch der Höhengehaltan. Deutlich nach Big Muff hingegen klingtdie Distortion-Stufe, auch wenn sie dort nurein paar Anleihen nimmt. Statt des Wattig-dichten und Sustain-geschwängerten Fuzz-Tons des Ursprungs-Big-Muffs erwartet unshier ein aggressiver Distortion-Sound miteigenem Charme, denn dieser Ton erinnertschon irgendwie an das Muff-Fuzz. DasVolts-Poti reguliert die Stromzufuhr für dieTransistoren, und simuliert damit teilweiseeine „sterbende“ Batterie. Am Linksanschlagklingt’s dann auch total kaputt und bröcke-lig. Bei weit aufgedrehten Gain-, Bias- undVolts-Reglern stellt sich auch jede MengeSustain ein, jedoch weniger als beim klassi-schen Fuzz-Bruder. Beide Zerrstufen hinter-einander geschaltet erhöhen Zerrgrad undAggressivität, die Nebengeräusche haltensich auch dann in Grenzen.Vertrieb über selektierte Fachhändler,www.ehx.comPreis: ca. € 119 n

    C X I P P - V I N TA G E

    CordialBei Instrumenten-Kabeln gibt es größereUnterschiede als man gemeinhin denkt. Bei einer zu hohen Kabelkapazität ergebensich Höhenverluste, wegen mangelnderAbschirmung können Brummeinstreuungenauftauchen und aufgrund elektromagneti-scher Aufladung, störendes Knistern. Wennman alte Gitarren und entsprechend alteVerstärkeranlagen bevorzugt, sokönnte man in letzter Konse-quenz auch mit altenKabeln, oder „New OldStock“ Klangleiternspielen und sich mitden zuvor obenbeschriebenen Proble-men abplagen. ZumGlück kann man sichdas alles sparen, dennbei modernen hochwerti-gen Kabeln wird selbst

    der subtilste Sound ver-lustfrei übertragen. Die deutsche Firma

    Cordial gehört zu den namhaften Fir-men, die das wachsende Qualitäts-

    bewusstsein der Musiker ernstnehmen, und bietet nun für Vin-tage-Enthusiasten ein speziellesKabel an. Sehr oft ergibt sichdurch einen zusätzlichen äußeren

    Stoffmantel eine Widerborstigkeit unddas Kabel neigt zur Schlaufenbildung oderzu Verknotungen, nicht jedoch im vorliegen-den Fall. Das neue CXI PP-Vintage Kabel von Cordial stellt eine besonders in derBeschaffenheit der Oberfläche optimierteWeiterentwicklung des Experience Kabelsdar, das mit einer Kapazität von 120 pF/m inder Oberklasse angesiedelt ist. Das sehrbewegliche Gewebekabel ist ca. 6,3 mmdick, besticht durch eine enorme Flexibilitätund fällt immer richtig. Bestückt ist das dop-pelt geschirmte Kabel mit je 2 hochwertigenNP2X-Klinkensteckern von Neutrik, die mitder bewährten Spannzangen-Zugentlastungausgestattet sind. Die griffigen und elegan-ten Kabel sind zudem leicht, das 3 m Kabel wiegt ca. 180 g, und werden mit praktischen Klettbindern geliefert, damitimmer alles seine Ordnung hat. Cordial zeigt mit seinem CXI PP-Vintage auf, dassRetro-Kabel nicht sperrig und nachteilhaftim Klangbild sein müssen, sie können auchcool aussehen undmit gutem Übertragungs-verhalten und erstaunlicher Flexibilität aufwarten.Vertrieb: Cordial GmbH, 85221 Dachau,www.cordial.euPreise: CXI PP-Vintage3 m ca. € 24; 6 m ca. € 29,90; 9 m ca.€ 35,90 nTH

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