schaber, p. ethischer subjektivismus

9
 Peter Schaber Rafael Hüntelmann (Hrsg.) Grundlagen der Ethik  Normativität und Objektivität 2. unveränderte Auflage ontos verlag Frankfurt  London

Upload: stdoering

Post on 11-Jul-2015

72 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Page 1: Schaber, P. Ethischer Subjektivismus

5/11/2018 Schaber, P. Ethischer Subjektivismus - slidepdf.com

http://slidepdf.com/reader/full/schaber-p-ethischer-subjektivismus 1/9

Peter Schaber Rafael Hüntelmann (Hrsg.)

Grundlagen der Ethik 

 Normativität und Objektivität

2. unveränderte Auflage

ontosverlagFrankfurt London

Page 2: Schaber, P. Ethischer Subjektivismus

5/11/2018 Schaber, P. Ethischer Subjektivismus - slidepdf.com

http://slidepdf.com/reader/full/schaber-p-ethischer-subjektivismus 2/9

Bibliographic information published by Die Deutsche Bibliothek 

Die Deutsche Bibliothek lists this publication in the Deutsche Nationalbibliographie;detailed bibliographic data is available in the Internet at http://dnb.ddb.de

2. unveränderte Auflageder 1. Auflage, Hänsel-Hohenhausen, Frankfurt 2003

Paperback Edition2003

¤2003 ontos verlagPostfach 61 05 16, D-60347 Frankfurt a.M.

Tel. ++(49) 69 40 894 151 Fax ++(49) 69 40 894 169

ISBN 3-937202-26-9 (Germany)ISBN 1-904632-16-5 (U.K.)

2003

Alle Texte, etwaige Grafiken, Layouts und alle sonstigen schöpferischenTeile dieses Buches sind u.a. urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Speicherung,

Sendung und Vervielfältigung in j eder Form, insbesondere Kopieren, Digitalisieren, Smoothing,

Komprimierung, Konvertierung in andere Formate, Farbverfremdung sowie Bearbeitungund Übertragung des Werkes oder von Teilen desselben in andere Medien und Speicher sind ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig

und werden verfolgt.

Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier,hergestellt aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff (TcF-Norm).

Printed in Germany.

Page 3: Schaber, P. Ethischer Subjektivismus

5/11/2018 Schaber, P. Ethischer Subjektivismus - slidepdf.com

http://slidepdf.com/reader/full/schaber-p-ethischer-subjektivismus 3/9

PRACTICAL PHILOSOPHY

Edited byHeinrich Ganthaler x Neil RoughleyHerlinde Pauer-Studer x Peter Schaber

The aim of   the series  is  to publish high-quality work 

that deals with questions in practical philosophy f rom

a broadly analytic perspective. These include questionsin meta-ethics, normative  ethics  and  "applied"  ethics,

as well  as  in political philosophy, philosophy  of   law

and the philosophy of  action. Through the publicationof  work   in both German and English  the  series aims

to  f acilitate discussion between English- and German-

speak ing practical philosophers.

Page 4: Schaber, P. Ethischer Subjektivismus

5/11/2018 Schaber, P. Ethischer Subjektivismus - slidepdf.com

http://slidepdf.com/reader/full/schaber-p-ethischer-subjektivismus 4/9

Inhalt

Contents

Vorwort ......................................................................................... 7

PETER SCHABER

Die andere Moral des ethischen Sub jek tivisten .................................. 9

FRIEDRICHDUDDA

Mich wählend wähle ich den Menschen ............................................ 25

HALLVARD LILLEHAMMER

The Idea of  a Normative Reason ...................................................... 41

KIRSTENB. ENDRES

Practical Reasons ............................................................................ 67

TATJANA TARKIAN

Wahrheit in der Ethik ..................................................................... 89

ERWIN

TEGTMEIER

Emotional Acts and Moral Facts ...................................................... 109

PAUL BLOOMFIELD

Truth or Power? .............................................................................. 123

THOMASZOGLAUER

Die Vernunf t: Ein Sklave der Affek te?

Zur Kritik  am moralischen Sub jek tivismus .....................................145

NORBERT P. ANWANDER

Zur normativen Kraf t prak tischer Gründe ......................................163

RAFAELHÜNTELMANN

G.E. Moores Unterscheidung zwischen natürlichen und

nicht-natürlichen Eigenschaf ten und der ontologische Status

moralischer Urteile ......................................................................... 181

Page 5: Schaber, P. Ethischer Subjektivismus

5/11/2018 Schaber, P. Ethischer Subjektivismus - slidepdf.com

http://slidepdf.com/reader/full/schaber-p-ethischer-subjektivismus 5/9

9

PETER SCHABER

Die ander e Mor al des ethischen Sub jek tivisten1

ohn Leslie Mack ie beginnt sein berühmtes und breit disk utiertes Buch“Ethik . Die Erf indung des Richtigen und Falschen” mit dem Satz: “Es

gibt  k eine  ob jek tiven Werte”  (Mack ie, 1981). Diesen  Satz halten  viele

Philosophen f ür wahr. Gewisse wie z.B. der Konstanzer Philosoph PeterStemmer  sind dabei gar der Meinung, es  sei zudem auch ohne weiteres

möglich, unter Philosophen einen Konsens darüber zu erreichen, dass esob jek tive Werte nicht gebe. (Stemmer, 2000) Für Mack ie sprechen zwei

Argumente gegen die Annahme ob jek tiver Werte. Da ist zum einen dassogenannte Argument aus der Relativität, wonach man mit der  Idee ob-

 jek tiver Werte der Verschiedenheit moralischer Systeme nicht Rechnungtragen k önne; und da ist zum anderen das ohne Zweif el gewichtigere so-

genannte Argument aus der Absonderlichk eit, demzuf olge ob jek tive Werte

absonderliche Entitäten seien - eine Einschätzung, die wiederum von vie-len  Philosophen  geteilt wird. Wie  absonderlich  ob jek tive Werte  sind,wer

de deutlich

,so Mac

ie,wenn

 wir

 uns

 ver

gegenw

ärtigten

, dass

 dieseso beschaff en sein müsste, dass sie uns nicht nur den Weg zeigen, den wir

beschreiten sollten, sondern uns zugleich motivieren, ihn auch wirk lich

zu beschreiten. “Ein ob jek tiver Wert würde von  jedem, der ihn erk ennt,angestrebt, und zwar nicht auf grund irgendeiner k ontingenten Tatsache,dass dieser Mensch (oder alle Menschen) gerade so beschaff en ist, dass ereben dies wünscht, sondern aufgrund einer diesem Wert innewohnendenWürdigk eit, realisiert zu werden”  (Mack ie, 1981). Das Streben nach derRealisation  ob jek tiver Werte beruht  demnach nicht  auf   den  Interessenund Wünschen von Handelnden, sondern  ist auf  die Beschaff enheit derob jek tiven Werte  selbst zurück zuf ühren. Mit  anderen Worten:  Sobaldein ob jek tiver Wert als solcher erk annt wird, wird er angestrebt. Dieser

Gedank e  scheint Mack ie  - und nicht nur  ihm  -  absonderlich, da  seinerAnsicht nach etwas, das der Fall  ist, nicht  schon als solches motivierenk ann. Fak ten  inhärieren  k eine  Forderungen  und  Überzeugungen, die

1 Für k ritische Hinweise möchte ich Susanne Boshammer herzlich dank en.

J

Page 6: Schaber, P. Ethischer Subjektivismus

5/11/2018 Schaber, P. Ethischer Subjektivismus - slidepdf.com

http://slidepdf.com/reader/full/schaber-p-ethischer-subjektivismus 6/9

10

sich  auf   Tatsachen beziehen, k önnen  “niemals den Willen motivieren”(Mack ie 1981, S. 47).

Ich werde mich im f olgenden weder mit den von Mack ie angef ühr-ten noch mit anderen Argumenten gegen die These von der Existenz ob-

 jek tiver Werte auseinandersetzen. Mir geht es nachf olgend vielmehr umdie Konsequenzen, die die Leugnung ob jek tiver Werte f ür unsere morali-schen Ansichten erster Ordnung ergeben würden. Die Frage, die ich imf olgenden untersuchen werde, lautet also: Was  f olgt  f ür den  Inhalt derMoral, f ür das, was  als moralisch  richtig und  f alsch  angesehen werden

muss, wenn Mack ie mit seiner These Recht hat, dass es k eine ob jek tivenWerte  gibt?  Ich werde zu zeigen  versuchen, dass  diese Behauptung  imwörtlichen Sinne  radik ale Konsequenzen hat: Wer ob jek tive Werte zu-

rück weist, verpf lichtet sich zumindest implizit - so meine These - auf  ei-ne Moral, die die Wurzeln unserer common sense-vorstellung von Moraltangiert  und  die  in  einem  so  stark en Mass  von  dieser  Vorstellung  ab-

weicht, dass  die  sich  ergebenden  Normen  vom  common  sense  nichtmehr als moralischen Normen anerk annt würden.

Mack ie schreibt ganz zu Beginn seines Buches, dass man mit “dreisehr  verschiedenen Reak tionen”  (Mack ie  1981, S. 11)  auf  die  These, es

gebe k eine  ob jek tiven Werte zu  rechnen habe, denen zuf olge diese Be-h

auptun

g erst

ens

 n

icht

 n

ur

 f alsch

,son

dern

 auch

 ver

der

blich

 oder

zwei

-

tens trivial oder drittens sinnlos sei. Ich werde hier  im Sinne der erstenReak tion argumentieren und zeigen, dass es gute Gründe gibt, die Thesevon der Nicht-Existenz ob jek tiver Werte f ür verderblich zu halten. Wie

Peter Stemmer meine auch  ich, dass die Konsequenzen der Verneinung

ob jek tiver Werte  f ür den  Inhalt der Moral nicht zu unterschätzen sind.Stemmer  schreibt:  “In  moralphilosophischen  Grundlagendisk ussionenunter Philosophen ist es in der Regel nicht schwer, f ür die These, dass esk eine ob jek tiven Werte ... gibt, Zustimmung zu f inden. Aber nur seltenwird erf asst, was die Bestreitung eines ob jek tiven Ank ers f ür unsere mo-

ralischen Vorstellungen bedeutet ... “  (Stemmer  2000, S. 253)  Die Ver-

neinung  ob jek tiver Werte zieht meines Erachtens  eine  radik ale und  in

ihren Folgen  verderbliche Revision  der Moral  nach  sich  -  eine Konse-quenz, die  in der metaethischen Disk ussion  leider nicht deutlich genuggesehen wird.

Page 7: Schaber, P. Ethischer Subjektivismus

5/11/2018 Schaber, P. Ethischer Subjektivismus - slidepdf.com

http://slidepdf.com/reader/full/schaber-p-ethischer-subjektivismus 7/9

11

Mack ie hingegen meint, dass unsere metaethischen Ansichten, un-

sere, wie  er  sagt, moralischen  Ansichten zweiter Ordnung2  f ür  unseremoralischen Ansichten erster Ordnung3 k einerlei Konsequenzen hätten.“Diese Auff assungen erster und zweiter Ordnung sind nicht nur vonein-

ander verschieden, sondern auch voneinander vollk ommen unabhängig:Jemand k ann  ethischer Sk eptik er  zweiter Ordnung  sein, ohne  zugleichauch  ethischer  Sk eptik er  erster Ordnung  sein zu  müssen, und  umge-

k ehrt. Jemand k ann  sehr  f este Überzeugungen, sogar völlig k onventio-

nelle, vertreten und zugleich behaupten, dabei handle es sich nur um von

ihm  selbst  und  anderen  eingenommene  Einstellungen  und  prak tischeVerhaltensmuster. Umgek ehrt  k ann  jemand  alle  k onventionelle Moralablehnen und behaupten, ihre Falschheit und Verwerf lichk eit sei als ob-

 jek tiv wahr erwiesen” (Mack ie, 1981, S. 13). Demnach wäre es etwa mög-

lich, das Quälen  von Kleink indern  f ür  abscheulich zu halten und  allesdaf ür zu tun, um solche Abscheulichk eiten zu verhindern, ohne gleich-

zeitig  die  ob jek tive  Richtigk eit  dieser Ansicht  behaupten zu  müssen.Man k önnte etwa sagen:’Unabhängig von der Frage, ob dieses Urteil nunob jek tiv  richtig  ist  oder nicht, f inde  ich das Quälen  von Kleink indern

abscheulich  und werde mich  dementsprechend  auch  verhalten’. So  je-denf alls lautet Mack ies Ansicht.

Ich

 bin

 der

 Mein

un

g, dass

 Mack 

ie diesbezüglic

h

 ein

em

 Irrt

um

 un-

terliegt:  Moralische  Auff assungen  zweiter  Ordnung  lassen  moralischeAuff assungen erster Ordnung in k einer Weise unberührt. Zugunsten die-ser Behauptung möchte ich argumentieren, indem  ich im f olgenden zei-ge, dass Mack ies These von der Nicht-Existenz ob jek tiver Werte unseremoralischen Ansichten erster Ordnung  radik al verändern würde, wenn

sie sich durchsetzen würde - und zwar in einer Weise, die als verderblichbezeichnet werden müsste.

2  Dazu  gehören  unter  anderem  auch  unsere Ansichten  über  den  ontologischenStatus von Werten.3 Wie z.B.: ‘Es ist richtig, Menschen, die in Not sind, zu helfen’ oder ‘Es ist falsch,im 7. Monat abzutreiben’.

Page 8: Schaber, P. Ethischer Subjektivismus

5/11/2018 Schaber, P. Ethischer Subjektivismus - slidepdf.com

http://slidepdf.com/reader/full/schaber-p-ethischer-subjektivismus 8/9

12

1.Wie Mack ies These zu verstehen ist

Dabei sollte man zunächst k lären, was es heisst, die Existenz ob jek tiverWerte zu bestreiten. Mack ie zuf olge bestreitet, wer ob jek tive Werte ver-neint, zugleich  die  Existenz k ategorischer  Forderungen. “Die  von mir

vertretene  These, es  gebe k eine  ob jek tiven Werte, stellt ... f ür den Be-reich der Ethik  die genaue Bestreitung der Behauptung dar, irgendeinemk ategorischen  imperativischen  Element  k omme  Geltung zu”  (Mack ie

1981, S. 13). Mack ie  knüpf t  hier  an  Kants  bek annter  Unterscheidung

zwischen k ategorischen und hypothetischen Imperativen an, wonach k a-tegorische  Imperative Gebote darstellen, die unabhängig von den Wün-

schen  und Neigungen  des Handelnden  und  hypothetische  ImperativeGebote, die bloss  in Abhängigk eit von Wünschen und Neigungen Gel-

tung haben. “Ein k ategorischer Imperativ”, so Mack ie, “würde sich ... auf einen Handlungsgrund stützen, der in dem Sinne nicht bedingt wäre, alser nicht  abhinge von  einem gegenwärtigen, vom Handelnden gehegtenWunsch, zu dessen Bef riedigung die gef orderte Verhaltensweise beitragenwürde”  (Mack ie 1981, S. 13). Nach Mack ie gibt es  solche wunsch- undneigungsunabhängigen  Handlungsgründe  nicht;  und  dementsprechend

müsse man auch die Idee einer k ategorischen Geltung von Forderungen

auf gebe

n

. “Ich

 bestr

eite al

so die E

xisten

z ob jek tiver

 W

erte in

 dem

 S

inn

,dass sie unbedingt, d.h. unabhängig von den Wünschen und Neigungen

des Handelnden, handlungsanleitend sein k önnten” (Mack ie 1981, S. 13).Die Existenz ob jek tiver Werte zu negieren, bedeutet demnach nichts an-

deres als die Existenz wunschunabhängiger Handlungsgründe zu bestrei-ten. Man k ann Mack ies Ausgangsthese, es gebe k eine ob jek tiven Werte

deshalb f olgendermassen ref ormulieren: ‘Es gibt k eine Handlungsgründe,die unabhängig von den Wünschen und Neigungen von Handelnden be-stehen’.

Wir sollten uns hier an Mack ies Verständnis dessen, was es heisst,ob jek tive Werte zu bestreiten, orientieren, denn Werte haben in der Tat

etwas mit Gründen zu tun: Wenn x wertvoll  ist, dann haben wir allein

dadurch schon einen Grund, x hervorbringen oder bewahren zu wollenoder x gegenüber eine positive Einstellung einzunehmen. Und wenn et-was  ob jek tiv wertvoll wäre, dann hätten wir  Gründe, in den beschrie-benen Weisen tätig zu werden, unabhängig davon, ob dies eigenen Wün-

schen oder Neigungen f örderlich ist oder nicht (vgl. dazu Schaber, 1999).

Page 9: Schaber, P. Ethischer Subjektivismus

5/11/2018 Schaber, P. Ethischer Subjektivismus - slidepdf.com

http://slidepdf.com/reader/full/schaber-p-ethischer-subjektivismus 9/9

13

2.Wunschabhängige Forderungen

Nach  Ansicht  von Mack ie  und  vieler  anderer Moralphilosophen  sindGründe zum Handeln notwendig an Wünsche und Neigungen der Han-

delnden geknüpf t. Ich habe dann und nur dann einen Grund, eine Hand-

lung auszuf ühren, wenn dies der Realisation eines meiner Wünsche f ör-derlich  ist4, und dies gilt nun  nicht bloß  f ür bestimmte, sondern viel-

mehr f ür alle Handlungen, also  auch f ür die jenigen Handlungen, die wir

als moralische Handlungen bezeichnen. Demnach habe ich dann und nurdann einen Grund, einer moralischen Forderung nachzuk ommen, wenn

dies meinen Wünschen entspricht. Mit anderen Worten: Eine moralischeForderung ist f ür mich nur dann verbindlich, wenn ich wunschabhängi-ge  Gründe habe, ihr  auch nachzuk ommen. Nur  wenn das  Tun von  Xder Realisation meiner Wünsche entspricht, ist es gerechtf ertigt, von mir

zu f ordern, X zu tun. Andernf alls ist die an mich gerichtete Forderung,X zu  tun, nicht gerechtf ertigt und hat dementsprechend  f ür mich auchk eine Verbindlichk eit. Das wiederum  bedeutet  nichts  anderes, als  dasssich der Katalog der moralischen Forderungen, genauer der gerechtf ertig-

ten

 m

or

alisch

en

 F

or

der

un

gen

 n

ach

 den

  jeweil

s ak tuelle

n

 Wüns

ch

en

 der

Handlenden gestaltet.Welchen  Inhalt wird nun eine  solche wunschabhängige Moral ha-

ben?  Da Menschen  erf ahrungsgemäß  unterschiedliche Wünsche haben,hat  es  den  Anschein, dass  sich  unterschiedliche  Inhalte, verschiedene

Moralen ergeben werden, eben  je nachdem, welche Wünsche, die durchsie  verpf lichteten  Personen  haben. Eine wunschabhängige Moral wird

sich  also  aus  verschiedenen, individuellen  Forderungsk atalogen zusam-

mensetzen.Dies  jedoch würde sich k aum mit der sehr verbreiteten Vorstellung

vertragen, dass moralische Forderungen  universale  Geltung haben  undf ür alle Handelnden verbindlich  sind. Es  stellt  sich daher die Frage, ob

4 Üblicherweise wird hier von Wünschen, die wir unter  idealisierten Bedingungenhaben, geredet: sei es von ausreichend inf ormierten Wünschen, oder von rationalenWünschen, d.i. von Wünschen, die wir nach rationaler Überlegung haben; das ist inunserem Zusammenhang aber nicht von Belang.