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Schachtanlage Asse II Gesamtdarstellung zur Rückholungsplanung Stand: Januar 2014

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  • Schachtanlage Asse II Gesamtdarstellung zur Rckholungsplanung

    Stand: Januar 2014

  • BfS-25/14

    Bitte beziehen Sie sich beim Zitieren dieses Dokuments immer auf folgende URN:

    urn:nbn:de:0221-2014021211169

    Zur Beachtung:

    BfS-Berichte und BfS-Schriften knnen von den Internetseiten des Bundesamtes fr Strahlenschutz

    unter http://www.bfs.de kostenlos als Volltexte heruntergeladen werden.

    Salzgitter, Februar 2014

    http:http://www.bfs.de

  • Schachtanlage Asse II

    Gesamtdarstellung zur Rckholungsplanung

    Stand: Januar 2014

  • 3

    KURZFASSUNG

    Verfasser: Bundesamt fr Strahlenschutz

    Titel: Schachtanlage Asse II, Gesamtdarstellung zur Rckholungsplanung, Stand Januar 2014

    Stand: 01.01.2014 (BfS-25/14)

    Stichworte: Schachtanlage Asse II, Betrieb, Rckholung, Stilllegungsplanung

    Der Bericht liefert mit Stand Januar 2014 einen berblick ber die Arbeiten des Bundesamtes fr Strahlen-schutz (BfS) zum Betrieb, zur Rckholungsplanung und zur sicheren Schlieung der Schachtanlage Asse II.

    ABSTRACT

    Authors: FederalOfficeforRadiationProtection

    Title: Asse II mine, Report on the planning of retrieval, January 2014

    Status: 01.01.2014 (BfS-25/14)

    Key words: Asse II mine, operation, retrieval, decommissioning planning

    ThereportgivesasurveyofthestatusofworkscarriedoutbytheFederalOfficeforRadiationProtection(BfS) for the operation, retrieval planning and safe decommissioning of the Asse II mine.

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    INHALTSVERZEICHNIS

    KURZFASSUNG 3ABSTRACT 3INHALTSVERZEICHNIS 4ABBILDUNGSVERZEICHNIS 5ABKRZUNGSVERZEICHNIS 6

    1 EINLEITUNG 72 DIE SCHACHTANLAGE ASSE II EIN BERBLICK 82.1 SALZBERGBAU, EINLAGERUNG UND ENDLAGERFORSCHUNG 82.2 STABILITT UND ZUTRITTSWSSER VON POTENZIELLEN RISIKEN ZU ZENTRALEN PROBLEMEN 9

    3 DIE ENTSCHEIDUNG FR DIE RCKHOLUNG 123.1 BETREIBERWECHSEL, OPTIONENVERGLEICH UND PROBEPHASE 123.1.1 Das Ergebnis des Optionenvergleichs 133.1.2 Die ursprngliche Zeit- und Projektplanung 133.2 MACHBARKEIT, BESCHLEUNIGUNG, LEX ASSE 143.2.1 Asse-Fachworkshops und Lex Asse 143.2.2 Der Rahmenterminplan zur Rckholung 153.3 STABILISIERUNG UND NOTFALLVORSORGE VORAUSSETZUNGEN FR DIE RCKHOLUNG 163.3.1 Wahrscheinlichkeit eines Notfalls verringern 173.3.2 Konsequenzen eines Notfalls minimieren 18

    4 DIE PROBEPHASE UNSICHERHEITEN BESEITIGEN UND MACHBARKEIT PRFEN 20

    5 DIE TEILPROJEKTE DER RCKHOLUNG 225.1 BERGETECHNIK ZUGANG, BERGUNG, TRANSPORT 225.1.1 Zugang zu den Einlagerungskammern 22

    5.1.2 Bergung der Abflle 235.1.3 Transport an die Oberflche 245.2 INFRASTRUKTUR BER UND UNTER TAGE 245.3 BERGUNGSSCHACHT 245.4 PUFFERLAGER, KONDITIONIERUNG UND ZWISCHENLAGERUNG 255.5 RCKHOLUNGSPLANUNG 27

    6 DIE STILLLEGUNG UND ERNEUTE ENDLAGERUNG DER ABFLLE 27

    7 SCHACHTANLAGE ASSE II EIN ZWISCHENSTAND 28

    LITERATURVERZEICHNIS 30GLOSSAR 31

    Gesamtseitenzahl: 32

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    ABBILDUNGSVERZEICHNIS

    Abb. 1: Dreidimensionale Grafik der Schachtanlage Asse II bei Wolfenbttel. 8Abb. 2: Verstrzte Abfallbehlter in Einlagerungskammer 8 auf der 750-Meter-Sohle (1975). 9Abb. 3: Re.: Salzabbaukammer 5 (Zentralteil) auf der 750-Meter-Sohle (1967); Mi.: Lsungszutritt in Salzabbaukammer 5 auf der 532-Meter-Sohle (1988); Li.: Hauptauffangstelle fr Zutrittswsser auf 658-Meter-Sohle (2011). 10Abb. 4: Aufgefangene Menge an Zutrittswssern im Abbau 3 auf der 637- und 658-Meter-Sohle seit 1988 (Mittelwert der jeweils vorangegangenen sieben Tage, Stand 10.12.2013). 11Abb. 5: Li.: Grafische Darstellung der Fliewege der Zutrittswsser; Re.: Mgliche Transportwege der kontaminierten Salzlsungen, wenn das Bergwerk komplett mit Zutrittswssern vollgelaufen ist. 11Abb. 6: Grafische Darstellung der drei Optionen zur Stilllegung der Schachtanlage Asse II. 12Abb. 7: Podiumsdiskussion anlsslich der Prsentation des Ergebnisses des Optionenvergleichs am 18.01.2010 in Wolfenbttel. 13Abb. 8: Die 750-Meter-Sohle mit dem Arbeitsbereich vor Einlagerungskammer 7 und die Einlagerungskammer 12. 14Abb. 9: Podiumsdiskussion zum Abschluss des Fachworkshops Asse: Beschleunigung Rckholung am 24./25.09.2012 in Wolfenbttel. 15Abb. 10: Vergleich der Rahmenterminplne Mai 2012 und Mrz 2013. 16Abb. 11: Struktur der Notfallplanung fr die Schachtanlage Asse II. 17Abb. 12: Prinzipdarstellung der Firstspaltverfllung zur Stabilisierung der Sdflanke der Schachtanlage Asse II. 17Abb. 13: Stand der Verfllung der Firstspalte und der Blindschchte (Januar 2014). 18Abb. 14: Grafik der geplanten Abdichtbauwerke auf der 725- und 750-Meter-Sohle. 18Abb. 15: Notfallmanahmen in der Schachtanlage Asse II (Li.: Blick von Sden; Re.: Blick von Norden). 19Abb. 16: Arbeitsbereich vor Einlagerungskammer 7 auf der 750-Meter-Sohle. 20Abb. 17: Ob. li.: Abgeschlossene Bohrungen A1 und A3 durch das Verschlussbauwerk; Ob. re.: 10.06.2013: Bohrung A 3 trifft auf eine Verlorene Betonabschirmung in der Kammer; Un.: Schematische Darstellung der geplanten Bohrungen im Umfeld der Einlagerungskammer 7 auf der 750-Meter-Sohle. 21Abb. 18: Darstellung der Variante Rckholung von Norden und Sden der DMT.

    Insgesamt untersucht die DMT sieben Varianten. 23Abb. 19: Li.: Grafische Darstellung des geplanten Bergungsschachtes; Mi.: Mglicher Standort fr den neuen Schacht; Re.: Bohrgert der Erkundungsbohrung, Juni 2013. 25Abb. 20: Standortauswahl fr das geplante Zwischenlager. 26

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    ABKRZUNGSVERZEICHNIS

    Abb. AbbildungA2B Asse 2 BegleitgruppeAGO Arbeitsgruppe Optionenvergleich, seit Januar 2012: Arbeitsgruppe Optionen RckholungArcadis Arcadis Deutschland GmbH, DarmstadtAtG Gesetz ber die friedliche Verwendung der Kernenergie und den Schutz gegen ihre Gefahren (Atomgesetz)BfS Bundesamt fr StrahlenschutzBMU(B) Bundesministerium fr Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, seit Dezember 2013: Bundesministerium fr Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheitbzw. beziehungsweiseca. circad. h. das heitDMT DMT GmbH & Co. KG, Essenetc. et ceteraggf. gegebenenfallsGSF Forschungszentrum fr Umwelt und Gesundheit GmbH (gegrndet als Gesellschaft fr Strahlenforschung mbH), seit 01.01.2008 in Helmholtz Zentrum Mnchen Deutsches Forschungszentrum fr Gesundheit und Umwelt umbenanntHMGU Helmholtz Zentrum Mnchen Deutsches Forschungszentrum fr Gesundheit und UmweltLAW schwachradioaktive Abflle (low active waste)Li. LinksMAW mittelradioaktive Abflle (medium active waste)Mi. MitteNMU Niederschsisches Ministerium fr Umwelt und Klimaschutz, seit Februar 2013: Niederschsisches Ministerium fr Umwelt, Energie und KlimaschutzOb. ObenRe. Rechtssog. sogenanntStrlSchV Verordnung ber den Schutz vor Schden durch ionisierende Strahlen (Strahlenschutzverordnung)TV Technischer berwachungsvereinu. a. unter anderemUn. Untenz. B. zum Beispiel

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    1 EINLEITUNG

    Am 1. Januar 2009 wurde dem Bundesamt fr Strahlenschutz (BfS) die Betreiberverantwortung fr die Schachtanlage Asse II von der Bundesregierung bertragen. Der gesetzliche Auftrag lautet, das Bergwerk, in dem von 1967 bis 1978 ca. 47.000 Kubikmeter an schwach- und mittelradioaktiven Abfllen eingelagert wurden, nach Atomrecht unverzglich stillzulegen Mit der Verabschiedung des Gesetzes zur Beschleuni-gung der Rckholung radioaktiver Abflle und der Stilllegung der Schachtanlage Asse II (Lex Asse), das im April 2013 in Kraft trat, ist der hierfr einzuschlagende Weg durch den Bundestag vorgegeben. Der vorlie-gende Bericht dient der Gesamtdarstellung des Stilllegungsprojekts Asse in verstndlicher Form. Sie knpft insofern an die Sachstandsberichte des BfS zur Schachtanlage Asse II aus den Jahren 2009 und 2010 an (BfS 2009a, BfS 2010c).

    Der Bericht spannt einen Bogen vom Salzbergbau auf dem Asse-Heeseberg-Hhenzug bis zu den aktuel-len Arbeiten zur Vorbereitung der Rckholung der radioaktiven Abflle aus der Schachtanlage Asse II. Er beschreibt die geologischen und bergbaulichen Rahmenbedingungen und die daraus resultierenden Heraus-forderungenbeimBetriebdesmehralseinhundertJahrealtenBergwerks.DerProzess,derzurEntscheidungfr die Rckholung der radioaktiven Abflle aus der Schachtanlage Asse II gefhrt hat, wird nachgezeich-net und das komplexe Zusammenspiel von Stabilisierungsmanahmen und Vorbereitung der Rckholung beschrieben. Erfolge werden dabei ebenso deutlich wie Risiken und Unwgbarkeiten, die bei diesem welt-weitbeispiellosenProjektnichtausgeblendetwerdendrfen.

    Ziel dieses Berichtes ist es, der ffentlichkeit einen berblick ber den aktuellen Stand der Arbeiten beim BetriebdesBergwerkssowiebeiderPlanungundVorbereitungderRckholungderradioaktivenAbflleausder Schachtanlage Asse II zu verschaffen. Damit wird den Brgerinnen und Brgern auch weiterhin ermg-licht, sich mit ihren Fragen aktiv in den weiteren Stilllegungsprozess einzubringen.

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    2 DIE SCHACHTANLAGE ASSE II EIN BERBLICK

    2.1 SALZBERGBAU, EINLAGERUNG UND ENDLAGERFORSCHUNG

    Die Schachtanlage Asse II bei Remlingen im Landkreis Wolfenbttel ist eines von ehemals drei Bergwerken, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur Kali- und Steinsalzgewinnung auf dem Asse-Heeseberg-Hhenzug errichtet wurden. Nach dem Ende des Gewinnungsbergbaus erwarb die Bundesrepublik Deutschland das Bergwerk im Jahr 1965. Von 1967 bis 1978 lagerte die Gesellschaft fr Strahlen- und Umweltforschung (GSF) heute Helmholtz-Zentrum Mnchen (HMGU) im Auftrag des Bundes insgesamt 125.787 Abfallbehlter mit schwach- und mittelradioaktiven Abfllen in 13 ehemaligen Salzabbaukammern des Bergwerks ein. Die Ein-lagerung und der Betrieb der Anlage erfolgten nach Bergrecht und 1. Strahlenschutzverordnung (StrlSchV).

    Abb. 1: Dreidimensionale Grafik der Schachtanlage Asse II bei Wolfenbttel.

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    OffiziellalsForschungsbergwerkbetrieben,erfolgtedieEinlagerungnach1971nichtmehrzuVersuchs-zwecken, sondern diente der Entsorgung des grten Teils der bis 1978 in der Bundesrepublik angefalle-nen schwach- und mittelradioaktiven Abflle (Nds. Landtag 2012). Eine Rckholung war nicht vorgesehen.Mit der bernahme der Betreiberverantwortung am 01.01.2009 musste das BfS den Betrieb der Schachtan-lage Asse II den Anforderungen des Atomrechts anpassen, die Anlage unter den schwierigen geologischen Randbedingungen weiter betreiben und die Stilllegung nunmehr nach Atom- und Bergrecht vorbereiten und umsetzen.

    Abb. 2: Verstrzte Abfallbehlter in Einlagerungskammer 8 auf der 750-Meter-Sohle (1975).

    Nachdem 1995 auch die endlagerbezogene Forschung in der Schachtanlage Asse II eingestellt wurde, begann der ehemalige Betreiber die Anlage fr die Stilllegung vorzubereiten. Diese sollte nicht unter Atom-recht, sondern nach Bergrecht unter Verbleib der radioaktiven Abflle in der Anlage erfolgen.

    2.2 STABILITT UND ZUTRITTSWSSER VON POTENZIELLEN RISIKEN ZU ZENTRALEN PROBLEMEN

    Bereits vor Beginn der Einlagerung waren die potenziellen Risiken bekannt, die mit der Nutzung der Schacht-anlageAsseIIverbundenwaren.WhrenddesSalzabbaushattendieBergleuteinderSdwestflankedesBergwerks in 490 bis 775 Meter Tiefe insgesamt 131 Abbaukammern angelegt, die dicht neben- und berein-ander liegen. Um mglichst wenig Rohstoff zu verschenken, wurde das Salzvorkommen mit geringen Abstn-den zwischen den Abbaukammern und teilweise bis unmittelbar an das Nebengebirge abgebaut. An einigen Stellen reichten die ehemaligen Salzabbaukammern bis auf wenige Meter an das Nebengebirge heran. Die Abstnde zwischen den Abbaukammern betragen teilweise horizontal nur zwlf Meter und zwischen den einzelnen Sohlen nur sechs Meter. Dieser hohe Durchbauungsgrad, die Nhe der Salzabbaukammern zum Nebengebirge und die lange Zeit, in denen die Salzabbaukammern offen standen, sind die Ursachen fr die zentralenProblemebeimBetriebundbeidergeordnetenStilllegungderSchachtanlageAsseII:diestarkegebirgsmechanische Schdigung des Bergwerks und die Zutrittswsser.

  • 10

    Abb. 3: Li.: Salzabbaukammer 5 (Zentralteil) auf der 750-Meter-Sohle (1967); Mi.: Lsungszutritt in Salzabbaukammer 5 auf der 532-Meter-Sohle (1988); Re.: Hauptauffangstelle fr Zutrittswsser auf 658-Meter-Sohle (2011).

    Das Gewicht des Berges drckt die Hohlrume in der Schachtanlage allmhlich zusammen, dabei lockern sich das Salzgestein und die Gesteinsschichten des Nebengebirges auf. Der Zustand des Bergwerks hat sich dadurch immer weiter verschlechtert. Der Aufwand, der betrieben werden muss, um die bergbauliche Sicherheit zu gewhrleisten und die Anlage weiter betreiben zu knnen, nimmt zu.

    DurchdieVerformungsindberdieJahrzehnteKlfteentstanden,durchdieGrundwasserflieenkann.DasGrundwasser ist im Bereich der Salzstruktur mit Steinsalz gesttigt, kann also kein weiteres Steinsalz mehr auflsen.Seitmindestens1988dringendiesog.ZutrittswsserimoberenTeilderSdflanke,inetwa500bis575MeterTiefe,indasBergwerkeinundflieendurchdasaufgelockerteSalzgesteinnachuntenab.Der grte Teil der Zutrittswsser (rund 11 Kubikmeter pro Tag) wird heute auf der 658-Meter-Sohle aufge-fangen (s. Abb. 4). Geringe Mengen an Zutrittswssern fallen zudem auf der 725-Meter-Sohle und auf der 750-Meter-Sohlean.SeitmehrerenJahrenliegtderMittelwertderinderSdflankeaufgefangenenZutritts-wsser bei rund 12 Kubikmetern pro Tag. Dieser Wert unterliegt Schwankungen. Die weitere Entwicklung ist nach derzeitigem Kenntnisstand nicht prognostizierbar.

    Auch nachdem die ehemaligen Salzabbaukammern von 1995 bis 2004 mit lockerem Salz (Salzgrus) verfllt wurden, hlt die Verformung des Grubengebudes weiterhin an. Es besteht das Risiko, dass dadurch neue Fliewege fr die Zutrittswsser entstehen. Eine massive Erhhung der Zutrittsmenge oder eine Verlage-rung der Zutrittsstelle bis hin zum unkontrollierten Volllaufen des Bergwerks (Absaufen) knnen nicht ausge-schlossen werden. Radioaktiv belastete Salzlsung knnte dann ber die Wege wieder aus dem Bergwerk austreten, ber die die Zutrittswsser vorher eingedrungen sind. Das bewirkt u. a. der Gebirgsdruck, der das Grubengebude zusammendrckt und die Salzlsung aus dem vollgelaufenen Bergwerk in das Neben-gebirge bertreten liee.

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    Abb. 4: Aufgefangene Menge an Zutrittswssern im Abbau 3 auf der 637- und 658-Meter-Sohle seit 1988 (Mittelwert der jeweils vorangegangenen sieben Tage, Stand 10.02.2014).

    Abb. 5: Li.: Grafische Darstellung der Fliewege der Zutrittswsser; Re.: Mgliche Transportwege der kontaminierten Salzlsungen, wenn das Bergwerk komplett mit Zutrittswssern vollgelaufen ist.

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    3 DIE ENTSCHEIDUNG FR DIE RCKHOLUNG

    3.1 BETREIBERWECHSEL, OPTIONENVERGLEICH UND PROBEPHASE

    Im Juni 2008 wurde ffentlich bekannt, dass sich in einer knstlich angelegten Vertiefung (Sumpf) vor der Ein-lagerungskammer 12 auf der 750-Meter-Sohle Salzlsung gesammelt hatte, die bereits mit den radioaktiven Abfllen in Kontakt gekommen war. Sie war oberhalb der Freigrenzen der Strahlenschutzverordnung mit radi-oaktivem Csium (Cs-137) und Tritium (H-3) kontaminiert. Von 2005 bis 2008 waren insgesamt 74 Kubikme-ter dieser Salzlsung ohne strahlenschutzrechtliche Umgangsgenehmigung auf die 975-Meter-Sohle gepumpt worden. Eine Information der ffentlichkeit hatte nicht stattgefunden (NMU 2008). Nach intensiver und brei-ter Berichterstattung beschloss die Bundesregierung am 5. November 2008 die Schachtanlage Asse II in das Atomrecht zu berfhren. Die Betreiberverantwortung ging vom HMGU auf das nach Atomrecht fr die Endla-gerung radioaktiver Abflle zustndige BfS ber. Das BfS gndete die bundeseigene Asse-GmbH als Betriebs-gesellschaft. Das Niederschsische Ministerium fr Umwelt und Klimaschutz (NMU) wurde atomrechtliche Genehmigungsbehrde.

    Mit der bertragung der Betreiberverantwortung am 01.01.2009 musste das BfS die Schachtanlage Asse II den Anforderungen des Atomrechts anpassen, die Anlage unter den schwierigen geologischen Randbedingungen weiter betreiben und die Stilllegung nunmehr nach Atomrecht vorbereiten und umsetzen.

    Im Jahr 2009 wurde unter Beteiligung der Asse 2 Begleitgruppe (A2B) als Interessenvertreterin der Region und der Arbeitsgruppe Optionenvergleich (AGO), einem Beratungsgremium der A2B, ein Vergleich verschiedener Stilllegungsoptionen (Vollverfllung, Umlagerung und Rckholung) durchgefhrt (BfS 2009b).

    Abb. 6: Grafische Darstellung der drei Optionen zur Stilllegung der Schachtanlage Asse II.

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    3.1.1 Das Ergebnis des OptionenvergleichsDer Optionenvergleich ergab, dass die atomrechtlich geforderte langfristige Sicherheit von Mensch und Umwelt nach derzeitigem Kenntnisstand nur durch die Rckholung aller radioaktiven Abflle erreicht wer-den kann (BfS 2010a). Da im Hinblick auf die sicherheitliche und technische Machbarkeit der Rckholung noch Unsicherheiten bestanden, bat das aufsichtsfhrende Bundesministerium fr Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) um folgende Schritte:

    Die Rckholung ist bis zur Ausfhrungsreife zu planen. EswirdeineProbephase(Faktenerhebung)anausgewhltenEinlagerungskammerndurchgefhrt,

    um die kritischen Unsicherheiten hinsichtlich des Zustands der Einlagerungskammern und der Abfall-behlterbewertenundeinebelastbarePlanungfrdieRckholungderAbflleerstellenzuknnen.

    ParallelzurProbephaseundzurPlanungderRckholungsindalletechnischmglichenManah-men prioritr fortzufhren, um die Schachtanlage Asse II zu stabilisieren.

    Es sind Notfallmanahmen, die die Auswirkungen bei einem unkontrollierten Absaufen des Bergwerks begrenzen, zu planen und hinsichtlich ihrer Konsequenzen fr die Langzeitsicherheit zu bewerten.

    Abb. 7: Podiumsdiskussion anlsslich der Prsentation des Ergebnisses des Optionenvergleichs am 18.01.2010 in Wolfenbttel.

    3.1.2 Die ursprngliche Zeit- und ProjektplanungDie dem Optionenvergleich zugrunde gelegte Studie der DMT GmbH & Co. KG aus Essen zur Machbarkeit der Rckholung vom Oktober 2009 hatte auf der Grundlage der damaligen Annahmen einen Zeitbedarf von rund 14 Jahren (inkl. Genehmigungen) fr das Gesamtprojekt angegeben (DMT & TV NORD 2009). Die ProbephasesolltedienochbestehendenUnsicherheitenbeiderRckholungklrenundderenMachbarkeitprfen.FrdieProbephasewurdendieEinlagerungskammern7und12aufder750-Meter-Sohleausgewhlt.Sie sollte ursprnglich nach drei Jahren abgeschlossen sein (DMT & TV NORD 2010).DieProbephasebestehtausdreiSchritten.ImerstenSchrittwerdenzunchstErkundungsbohrungenindieEinlagerungskammern und in deren Umfeld erstellt. In Schritt 2 werden die Kammern geffnet und in Schritt 3probeweiseersteAbfallbehltergeborgen.Eswargeplant,erstnachAbschlussderProbephaseberdasweitere Vorgehen bei der Stilllegung der Schachtanlage Asse II zu entscheiden und wenn mglich die Rckholung auf der Grundlage der erzielten Ergebnisse zu planen und umzusetzen.

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    Abb. 8: Die 750-Meter-Sohle mit dem Arbeitsbereich vor Einlagerungskammer 7 und die Einlagerungskammer 12.

    3.2 MACHBARKEIT, BESCHLEUNIGUNG, LEX ASSE

    NachdemOptionenvergleichstelltesichheraus,dassdieursprnglichenZeitannahmenfrdieProbephaseund die Realisierung der Rckholung nicht haltbar waren. Auch einige Annahmen der DMT zur technischen Umsetzung der Rckholung, z. B. die Rckholung der Abflle ber den bestehenden Hauptschacht 2, muss-ten revidiert werden. Um die erste Erkundungsbohrung in Einlagerungskammer 7 auf der 750-Meter-Sohle vorzubereiten, war nicht, wie ursprnglich gedacht, ein Zeitraum von einem dreiviertel Jahr, sondern von mehr als zwei Jahren erforderlich. Grund hierfr war, dass der Aufwand der Genehmigungsverfahren und AbarbeitungallerAuflagenderniederschsischenGenehmigungsbehrdeunterschtztwordenwar.Auf-grund der gemachten Erfahrungen wurde deutlich, dass der Zeitbedarf, um die Rckholung zu realisieren, bei mehreren Jahrzehnten liegen wird. Gleichzeitig wuden durch Untersuchungen immer weitere Tatsachen ber den schlechten Zustand von Bergwerksteilen bekannt. Insbesondere ist hier die Tatsache zu nennen, dass die Gefahr eines unbeherrschbaren Absaufens der Schachtanlage Asse II steigt, je lnger das Berg-werk betrieben werden muss. Zum Jahreswechsel 2011/12 musste die Frage beantwortet werden, ob und wie die Rckholung vor diesem Hintergrund machbar ist.

    3.2.1 Asse-Fachworkshops und Lex AsseDer vom BfS organisierte Fachworkshop am 18./19.01.2012 zum Sachstand der Rckholung mit Experten und Vertretern der Asse-2-Begleitgruppe kam zu dem Ergebnis, dass die Rckholung trotz der schwierigen Randbedingungen grundstzlich weiter mglich ist und weiterverfolgt werde. Die genaue Feststellung der MachbarkeitknnejedocherstnachderProbephasebewertetwerden.DiefrdieRckholungderAbfllebentigte Zeit knne gewonnen werden, indem das vorhandene Bergwerk stabilisiert und sodann die Abflle ber neue Zugangswege, neue Infrastrukturrume und einen neuen Schacht aus dem Bergwerk herausbe-frdert werden.

    Zu diesem Zweck msse neben den zu verfllenden alten Grubenteilen ein neuer Bergungsschacht und neue Infrastrukturrumen auerhalb des bestehenden Bergwerkes errichtet werden. Voraussetzung fr einen langfristigen Betrieb und damit fr die Rckholung sei die Umsetzung der Stabilisierungs- und Notfallvorsor-gemanahmen, die prioritr umzusetzen seien. Ein an die Besonderheiten der Schachtanlage angepasster rechtlicher Regelungsrahmen (Lex Asse) wurde als sinnvoll erachtet, um notwendige Handlungsspielrume fr den Bergbaubetrieb, die Notfallvorsorge und die Rckholung, sowie die erforderliche Rechtssicherheit fr die Entscheidungstrger zu schaffen (BfS 2012a). Weitere Einzelmanahmen wurden im Herbst 2012 auf zwei weiteren Workshops des BfS zur Beschleunigung der Rckholung und zu Strahlenschutz und

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    Abb. 9: Podiumsdiskussion zum Abschluss des Fachworkshops Asse: Beschleunigung Rckholung am 24./25.09.2012 in Wolfenbttel.

    Notfallvorsorge diskutiert (BfS 2012b). Seit Sommer 2012 erarbeiteten alle im Bundestag vertretenen Frak-tionen, die Asse-2-Begleitgruppe, das Bundesministerium fr Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) und das BfS einen Gesetzentwurf zur Beschleunigung der Rckholung radioaktiver Abflle und der StilllegungderSchachtanlageAsseII.Diesesog.LexAssewurdevomBundestagmitsehrbreiterParla-mentsmehrheit beschlossen und trat im April 2013 in Kraft.

    Mit der Lex Asse besteht der gesetzliche Auftrag, dass die radioaktiven Abflle vor der unverzglich durchzu-fhrenden Stilllegung aus der Schachtanlage zurckgeholt werden sollen, sofern dies sicherheitlich vertret-bar ist. Die Lex Asse enthlt zahlreiche Regelungen, die die Genehmigung und Ausfhrung der Rckholung beschleunigen sollen. Ob der Rckholung unberwindbare radiologische oder bergbausicherheitliche Grnde entgegenstehen,wirdzeitgleichzurVorbereitungderRckholungimRahmenderProbephaseuntersucht.ParallelhierzuundnichtnachrangigzurNotfallvorsorgewerdendieVoraussetzungenfrdieRckholung(z. B. der Bau eines Bergungsschachtes oder die Errichtung eines Zwischenlagers) bereits geschaffen. Auf-grund der besonderen Situation der Schachtanlage Asse II wird dabei in Kauf genommen, dass die Anlagen niemals in Betrieb gehen wrden, wenn die Rckholung nicht realisiert werden kann.

    3.2.2 Der Rahmenterminplan zur RckholungImAuftragdesBfShatdasBeratungs-undPlanungsunternehmenArcadisGmbH(Arcardis)imMai2012einen ersten Rahmenterminplan zum Stilllegungsprojekt Asse aufgestellt und schreibt diesen kontinuier-lich fort (Arcadis 2012). Dieser Rahmenterminplan ist kein verbindlicher Zeitplan, sondern eine Momentauf-nahmedesPlanungsstandes.ErbildetdieGrundlage,umBeschleunigungspotenzialezuidentifizieren.Dieihm zugrundeliegenden Annahmen beinhalten aber auch Risiken, wie Fehlplanungen oder Verzgerungen, die sich aus dem schlechten Zustand des Bergwerks ergeben.

    Nach derzeitigem Erkenntnisstand kann nicht vor 2033 mit der Rckholung der radioaktiven Abflle begonnen werden (Arcadis 2013). Die Rckholung selbst wird demnach mehrere Jahrzehnte dauern. Danach folgt die eigentliche Stilllegung des Bergwerks. Der erste Rahmenterminplan vom Mai 2012 ging von einem Beginn der Rckholung im Jahr 2036 aus.

    Der aktuelle Zwischenbericht zum Rahmenterminplan bercksichtigt die Beschleunigungsvorschlge aus den Fachworkshops des Jahres 2012 und die neuen Randbedingungen durch die Lex Asse. Noch nicht berck-sichtigt sind Beschleunigungswirkungen, die sich in den einzelnen Teilprojekten der Rckholung noch erge-ben knnen.

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    Abb. 10: Vergleich der Rahmenterminplne Mai 2012 und Mrz 2013.

    3.3 STABILISIERUNG UND NOTFALLVORSORGE VORAUSSETZUNGEN FR DIE RCKHOLUNG

    DasBfSalsBetreiberderSchachtanlageAsseIIistnachBerg-undAtomrechtverpflichtet,Vorsorgegegenmgliche Betriebsstrungen oder Strflle zu treffen. Die vom BfS 2009 veranlasste radiologische und berg-bauliche Sicherheitsberprfung der Anlage zeigte auf, dass ein unbeherrschbarer Wasserzutritt in das Berg-werk nicht auszuschlieen ist. In diesem Fall wre eine geordnete Stilllegung nicht mehr mglich. Radioaktive StoffeknntenindasoberflchennaheGrundwassergelangen.EineVerletzungdervonderStrahlenschutz-verordnung vorgegebenen Schutzziele wre die Folge.

    Die auf der Grundlage der Sicherheitsberprfung erarbeiteten Manahmen zur Stabilisierung und Notfall-vorsorge dienen dazu, einerseits die Wahrscheinlichkeit eines unkontrollierten Wassereinbruchs in das Berg-werk zu verringern und andererseits die Auswirkungen eines solchen Notfalls zu reduzieren, wenn dieser Fall dennoch eintritt (BfS 2010b).

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    Abb. 11: Struktur der Notfallplanung fr die Schachtanlage Asse II.

    Die Stabilisierungs- und Vorsorgemanahmen gefhrden dabei nicht die beabsichtigte Rckholung der Abflle. Im Gegenteil: Sie sind die Voraussetzung dafr, dass die Abflle aus dem Bergwerk geborgen wer-den knnen. Die Manahmen der Notfallvorsorge werden parallel zur Vorbereitung der Rckholung durch-gefhrt. Wenn sie abgeschlossen sind und damit die Notfallbereitschaft hergestellt ist, sind die Hohlrume der heutigen Schachtanlage Asse II fast vollstndig verfllt. Fr die Rckholung sollen neue Grubengebude aufgefahren und mit dem noch zu bauenden Schacht 5 verbunden werden.

    3.3.1 Wahrscheinlichkeit eines Notfalls verringernUm die Eintrittswahrscheinlichkeit eines unbeherrschbaren Wassereinbruchs in das Bergwerk zu verrin-gern, werden alle nicht mehr bentigten Hohlrume mit Spezialbeton (Sorelbeton) verfllt. Dazu gehren dieResthohlrumeinrund80ehemaligenSalzabbaukammernderSdflanke(sog.Firstspalte),diedurchdas Zusammensacken des zwischen 1995 und 2004 eingebrachten lockeren Salzes (Salzgrus) entstanden sind. Die Firstspalterverfllung hat im Dezember 2009 begonnen. Die Resthohlrume in den Einlagerungs-kammern wrden nur im Notfall verfllt.

    Abb. 12: Darstellung des Prinzips der Firstspaltverfllung zur Stabilisierung der Sdflanke der Schachtanlage Asse II.

    Bis heute sind die Firstspalte in 40 ehemaligen Salzabbaukammern mit einem Hohlraumvolumen von mehr als 40.000 Kubikmetern verfllt worden. Dadurch werden die Verformungen der Schutzschichten des Berg-werksreduziert.ZudemwurdenzuflussgefhrdeteBereiche(z.B.dieErkundungsstreckesdlichderSalz-abbaukammer 3 auf der 750-Meter-Sohle), die eine offene Verbindung vom Grubengebude zum Neben-gebirge darstellten, verschlossen.

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    490 m

    511 m

    532 m

    553 m

    574 m

    595 m

    616 m

    637 m

    658 m

    679 m

    700 m

    725 m

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    Sohle:

    Abbaureihe:

    Legende: Firstspalt/Blindschacht - nicht verfllt Firstspalt - teilverfllt

    Firstspalt/Blindschacht - verfllt

    Verfll-abschnitt:

    1 2

    B C A D

    3 4 5 6 7 8 9

    Blin

    dsch

    acht

    1

    Blin

    dsch

    acht

    2

    Blin

    dsch

    acht

    3

    Blin

    dsch

    acht

    2a

    Abb. 13: Stand der Verfllung der Firstspalte und der Blindschchte (Januar 2014).

    Das Management der Zutrittswsser wird kontinuierlich weiterentwickelt. Durch Drainagebohrungen wird ver-sucht, eindringende Zutrittswsser besser als bisher auffangen zu knnen, bevor sie die Haupteinlagerungs-sohle in 750 Meter Tiefe erreichen. Auerdem werden die Mglichkeiten verbessert, auch grere Mengen von Zutrittswssern zwischenzuspeichern, nach ber Tage zu pumpen und zu entsorgen. 3.3.2 Konsequenzen eines Notfalls minimierenDa trotz der Stabilisierungs- und Notfallvorsorgemanahmen nicht ausgeschlossen werden kann, dass es zu einem unbeherrschbaren Wassereinbruch in das Bergwerk kommt, werden zustzlich Manahmen vor-bereitet und umgesetzt, die beim Eintritt eines Notfalls dessen Konsequenzen minimieren sollen. Eine zen-trale Manahme ist das sog. Topfkonzept. Dieses wird bereits vorsorglich umgesetzt, da im Notfall nicht mehr genug Zeit bliebe. Es sieht vor, nicht mehr bentigte Hohlrume zwischen 725 und 775 Meter Tiefe mit Spezialbeton und Abdichtbauwerken zu verschlieen. So werden diese Bereiche, die zu den ltesten des Bergwerks zhlen und gebirgsmechanisch bereits sehr stark geschdigt sind, stabilisiert.

    Abb. 14: Grafik der geplanten Abdichtbauwerke auf der 725- und 750-Meter-Sohle.

  • 19

    Im Notfall verzgern diese Manahmen den Kontakt der Zutrittswsser mit den radioaktiven Stoffen in den Einlagerungskammern.DieEinlagerungskammernknnennichtmehrdurchstrmtwerden.DieAuflsungder eingelagerten Schadstoffe wird reduziert. Die Ausbreitung der Stoffe im Bergwerk wird vermindert, weil mgliche Ausbreitungswege verfllt wurden. Dazu gehren auch die alten Blindschchte aus der Zeit der Salzgewinnung.SieverbindendieEbenendesBergwerksunterTageundreichennichtbiszurErdoberflche.Die Blindschchte werden ebenfalls verfllt, um vertikale Ausbreitungswege fr Schadstoffe zu verschlieen.

    Trotzdem kann auch nach der Stabilisierung der Bereiche unterhalb der 700-Meter-Sohle nicht ausgeschlos-sen werden, dass Zutrittswsser in die Einlagerungskammern eindringen und mit Abfallstoffen in Kontakt kommen. Deshalb werden im Vorfeld der Stabilisierung geeignete Drainagen auf der 750-Meter-Sohle ange-legt, die es ermglichen, die Auffangstellen vor den Einlagerungskammern weiterhin zu beobachten, die dort anfallenden Salzlsungen auf die 700-Meter-Sohle zu pumpen und zu entsorgen.

    Zu den Manahmen, die erst beim Eintritt des Notfalls umgesetzt wrden, gehren die Verfllung der Rest-hohlrumeindenEinlagerungskammern,dieGegenflutungdesGrubengebudesmiteinergesttigtenMag-nesiumchlorid-Lsung, um den Transport radioaktiver Stoffe sowie die Entstehung zustzlicher Hohlrume unter Tage zu minimieren, und wenn notwendig auch das Abdichten der Tagesschchte 2 und 4.

    Abb. 15: Notfallmanahmen in der Schachtanlage Asse II (Li.: Blick von Sden; Re.: Blick von Norden).

    NachderzeitigemPlanungsstandwerdendieManahmenzurStabilisierungdesBergwerksundzurNot-fallvorsorge im Jahr 2024 abgeschlossen sein. Dann ist die Notfallbereitschaft vollstndig hergestellt. Vom ehemaligen Grubengebude der Schachtanlage Asse II sind dann nur noch die Schchte 2 und 4 sowie die Bereiche vorhanden, die fr das Lsungsmanagement und die Rckholung unbedingt erforderlich sind.

  • 20

    4 DIE PROBEPHASE UNSICHERHEITEN BESEITIGEN UND MACHBARKEIT PRFEN

    IneinerProbephase(Faktenerhebung)sollenanzweiausgewhltenEinlagerungskammerndiekritischenUnsicherheiten hinsichtlich des Zustands der Kammern, der Abfallbehlter sowie der bei der Rckholung auf-tretendenStrahlenbelastungenbewertetundbelastbarePlanungenfrdieRckholungderAbflleermglichtwerden. Ausgewhlt wurden die Einlagerungskammern 7 und 12 auf der 750-Meter-Sohle, die hinsichtlich der eingelagerten Abflle und Behlter, der Einlagerungstechnik und des Zustands der Einlagerungskam-mern sehr unterschiedliche Rahmenbedingungen aufweisen.

    DieProbephasebestehtausdreiSchritten.ZunchstwerdenErkundungsbohrungenindieEinlagerungskam-mern 7 und 12 und deren Umfeld ausgefhrt. Danach werden sie im zweiten Schritt geffnet und im dritten Schritt erste Abfallbehlter probeweise geborgen. Die Genehmigung nach 9 Atomgesetz (AtG) fr Schritt 1derProbephasewurdeimApril2011unterumfangreichenAuflagenerteilt.NachdemdieAuflagenabgear-beitet waren, konnte am 1. Juni 2012 mit den Bohrarbeiten vor Einlagerungskammer 7 begonnen werden.

    Abb. 16: Arbeitsbereich vor Einlagerungskammer 7 auf der 750-Meter-Sohle.

    Die Bohrungen durch das Verschlussbauwerk der Einlagerungskammer (Typ A-Bohrungen) sind inzwischen abgeschlossen und werden ausgewertet. Die Bohrungen in den Bereich oberhalb der Einlagerungskammer erfolgenderzeit.WhrenddieProbephasefrEinlagerungskammer7aufder750-Meter-Sohledurchgefhrtwird, sollen die Bohrungen in Einlagerungskammer 12 von der 700-Meter-Sohle aus vorgenommen werden. HierdurchknntedieProbephasebeschleunigtwerden.

    DieProbephasezurErkundungderEinlagerungskammern7und12dientdazu,dieRandbedingungenundPlanungsgrundlagenfrdieRckholungverlsslichfestzustellenundletztlichzuentscheiden,obesradio-logisch verantwortbar und sicherheitstechnisch machbar ist, die Abflle zu bergen. Hierzu gehrt auch, die

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    Berge- und Strahlenschutztechnik unter den vorgefundenen Randbedingungen zu erproben und deren Funk-tion nachzuweisen.

    DieErgebnissederProbephasewerdenanhandvonvorherfestgelegtenKriterienindreiBeurteilungsfel-dern berprft: Strahlenschutz, technische Machbarkeit und bergbauliche Sicherheit (BfS 2011). Auf dieser Basis knnen dann die Risiken fr die Beschftigten und die Bevlkerung abgeschtzt und Entscheidungen ber das weitere Vorgehen bei der Rckholung getroffen werden. Angesichts der wesentlich lnger dau-erndenArbeitenfrdieProbephaseisteinegrundstzlicheberprfungdesVorgehensimInteresseeinerBeschleunigung notwendig.

    Abb. 17: Ob. li.: Abgeschlossene Bohrungen A1 und A3 durch das Verschlussbauwerk; Ob. re.: 10.06.2013: Bohrung A3 trifft auf eine Verlorene Betonabschirmung in der Kammer; Un.: Schematische Darstellung der geplanten Bohrungen im Umfeld der Einlagerungskammer 7 auf der 750-Meter-Sohle.

  • 22

    5 DIE TEILPROJEKTE DER RCKHOLUNG

    Damit die Rckholung durchgefhrt werden kann, muss das Bergwerk stabilisiert und die Notfallbereitschaft hergestelltsein.NebenderProbephase,durchdiedieRahmenbedingungenunddieMachbarkeitderRck-holung geklrt werden, sind folgende wesentliche Vorbereitungen zu schaffen:

    Bergetechnik: Spezialmaschinen mssen entwickelt werden, um die radioaktiven Abflle aus den Einlagerungskammern bergen zu knnen.

    Infrastruktur: Die Infrastruktur umfasst smtliche Einrichtungen (z. B. Zugangsstrecken, Transport-mittel, Lagerrume, Schleusensysteme, Werksttten), die fr den Umgang mit den Abfllen von der Bergung bis zur Zwischenlagerung bentigt werden.

    Bergungsschacht: Ein neuer Schacht muss gebaut und an das bestehende Bergwerk angeschlossen werden. ber diesen neuen Schacht werden die geborgenen Abflle nach ber Tage transportiert.

    Zwischenlager:EinPufferlager,eineKonditionierungsanlageundeinZwischenlagersindnotwendig,um die geborgenen Abflle sicher zu verpacken und bis zur erneuten Endlagerung sicher aufzube-wahren.

    Rckholungsplanung:DieRckholungsplanungumfasstdasGesamtkonzeptsowiediePlanungenund Bauausfhrungen, die notwendig sind, um die radioaktiven Abflle aus der Schachtanlage Asse II zu bergen.

    Durch die Lex Asse werden die Teilprojekte der Rckholung parallel zur Notfallvorsorge realisiert. Sie sind vonderProbephaseentkoppelt.DieErgebnissederProbephasewerdenkontinuierlichindiePlanungundVorbereitung der Rckholung eingearbeitet.

    5.1 BERGETECHNIK ZUGANG, BERGUNG, TRANSPORT

    Um die Abflle aus den seit den 1980er Jahren verschlossenen Einlagerungskammern bergen zu knnen, mssen neue Zugnge geschaffen werden. Maschinen mssen entwickelt werden, um die Fsser zu bergen undzutransportieren.DanachmssendiegeborgenenAbflleunterTagefrdenTransportandieOberfl-che vorbereitet werden. 5.1.1 Zugang zu den EinlagerungskammernDie im Bereich der Einlagerungskammern noch vorhandenen Strecken knnen anders als 2009 in der Machbarkeitsstudie der DMT angenommen fr die Rckholung nicht genutzt werden. Sie sind zu stark geschdigt und fr eine dauerhafte Nutzung ber mehrere Jahrzehnte nicht mehr geeignet. Durch die vor-gesehenen Stabilisierungsmanahmen wird das Bergwerk daher unterhalb der 700-Meter-Sohle zunchst verfllt, damit im Zuge der Rckholung neue sichere Zugnge zu den Einlagerungskammern geschaffen werdenknnen.DieneuenZugngestellenfrdenBergwerksbetriebkeinProblemdar.

    Das BfS bevorzugt ein ffnen der Einlagerungskammern von einem hher liegenden Niveau (z. B. der 700-Meter-Sohle) aus. Dies hat den Vorteil, dass man die eingelagerten Abflle direkt im oberen Bereich erreichen und die Rckholung sich konsequent von oben nach unten vollziehen wrde. Im Hinblick auf das realisierte Topfkonzept aus der Notfallvorsorge ergibt sich der Vorteil, dass jeweils nur ein Zugang in die Einlagerungskammer besteht, der die Barrieren (Wnde des Topfes) nicht verletzt und im Notfall leichter verschlossen werden kann.

  • 23

    Das BfS hat im April 2013 die DMT beauftragt, einen Variantenvergleich fr den bestmglichen Zugang zu den Einlagerungskammern bei der Rckholung der schwachradioaktiven Abflle zu erstellen. Ein erster Zwi-schenbericht wurde bereits verffentlicht und wird derzeit mit der A2B und der AGO diskutiert (DMT 2013). Die Ausschreibung der Konzeptplanung fr die Rckholung wird parallel zu der Variantenbetrachtung vom BfS vorbereitet.

    Abb. 18: Darstellung der Variante Rckholung von Norden und Sden der DMT. Insgesamt untersucht die DMT sieben Varianten.

    5.1.2 Bergung der AbflleDie Bergung der Abflle erfolgt durch ferngesteuerte Spezialmaschinen in einem Strahlenschutzbereich, der nur unter bestimmten Voraussetzungen, z. B. fr Wartungs- oder Reparaturarbeiten, betreten werden darf. Voraussetzung dafr ist, dass auch die bergbauliche Sicherheit gewhrleistet werden kann. Das BfS hat eine umfassende Untersuchung in Auftrag gegeben, um einen berblick ber die am Markt vorhandene Bergetechnik zu erhalten und den notwendigen Forschungs- und Entwicklungsbedarf abschtzen zu knnen. Je nach Zustand der Einlagerungskammern sind unterschiedliche Szenarien fr die Bergung der Abflle denkbar. Sollten sich Einlagerungskammern als gebirgsmechanisch ausreichend stabil erweisen, wre es mglich, die Abflle von oben nach unten zu bergen und die Einlagerungskammern durch konventionelle bergbauliche Manahmen (z. B. Nachschneiden der Konturen und Ankerausbau) zu sichern.

    Zeigen die gebirgsmechanischen Untersuchungen und Berechnungen eine so starke Schdigung der Ein-lagerungskammern, dass eine konventionelle Sicherung nicht mehr mglich ist, muss eine andere Her-angehensweise gewhlt werden. In diesem Fall wre z. B. der Einsatz eines sogenannten Bhnenschilds denkbar, welches das Gebirge in alle Richtungen sttzt (Schildausbau). Das Bhnenschild wrde sich dann hnlich einer Tunnelbohrmaschine durch die Einlagerungskammer bewegen und die Abfallbehlter wrden im Arbeitsraum mit ferngesteuerten Spezialmaschinen geborgen. Derartige Spezialtechniken wurden unter diesen Randbedingungen und Zielstellungen bisher noch nirgendwo eingesetzt. Die technische Machbarkeit und Strfallsicherheit muss fr die notwendigen Genehmigungsverfahren nachgewiesen werden.

  • 24

    5.1.3 Transport an die OberflcheUnabhngig davon, wie die Abflle geborgen werden, mssen sie unter Tage in einer Anlage fr den Trans-portandieOberflcheinUmverpackungen(Overpacks)verpacktwerden.NachdemVerpackenwirddieOberflchederOverpacksaufradioaktiveKontaminationkontrolliertundzumVerlassendesKontrollbereichsund weiteren Transport nach ber Tage freigegeben. Werden bei der Kontrolle Kontaminationen festgestellt, werden die Overpacks im Strahlenschutzbereich unter Tage dekontaminiert. Das beim Bergen anfallende Schttgut soll ber eine untertgige Freimessanlage gefhrt und hierbei in die Stoffstrme nicht freigabef-hig (radioaktiver Abfall) bzw. freigabefhig getrennt werden. Freigabefhige Stoffe mit vernachlssigbarem chemotoxischemPotenzialverbleibenunterTageundknnenz.B.zumVerfllenderleergerumtenEinla-gerungskammern verwendet werden. Ein Teil der freigabefhigen Stoffe muss auch ber Tage in entspre-chenden Einrichtungen entsorgt oder verwertet werden (z. B. Metallschrott, Kunststoffe etc.).

    5.2 INFRASTRUKTUR BER UND UNTER TAGE

    Um die Schachtanlage Asse II fr die Dauer der Rckholung sicher betreiben zu knnen, werden neue ber- unduntertgigeAnlagenbentigt.AnderOberflchesindzustzlicheAnlagenfrdenRckholungsbetriebnotwendig (z. B. Sicherungsanlagen, Labore, Umkleiden mit getrennter Kanalisation und Schleusenanlagen).

    Unter Tage mssen zum einen die fr den konventionellen Bergwerksbetrieb erforderlichen Infrastruktur-rume(z.B.ZwischenspeicherbeckenfrZutrittswsser,Werksttten)neugeschaffenwerden.Siebefindensich derzeit auf der 490-Meter-Sohle in einem gebirgsmechanisch besonders beanspruchten Teil des Gru-bengebudes. Es ist davon auszugehen, dass diese Rume durch die anhaltenden Gebirgsschdigungen mittelfristig aufgegeben werden mssen. Daher ist geplant, diese Rumlichkeiten in andere Bereiche des Bergwerks oder in neu zu erstellende Grubenrume (z. B. im Umfeld des geplanten Bergungsschachtes) zu verlagern. Neben konventionellen Werksttten fr die Unterhaltung des Bergwerks (E-Werkstatt, Fahrzeuge, Bohrwerkstattetc.)werdenunterTageauchEinrichtungenfrWartungundwiederkehrendePrfungenvonGerten der Rckholung unter Strahlenschutzbedingungen bentigt.

    Darber hinaus werden fr den Rckholungsbetrieb unter Tage eine leistungsfhige Freimessanlage, eine Verpackungsanlage und Schleusensysteme bentigt. Die Freimessanlage dient dazu, kontaminierte und konventionelle Stoffe zu trennen. In der Verpackungsanlage werden die geborgenen Abflle fr den inner-betrieblichen Transport nach ber Tage vorbereitet. Das Schleusensystem trennt die Strahlenschutzbereiche vom konventionellen Teil des Bergwerks und begrenzt im Falle eines mglichen Strfalls die Auswirkungen.

    5.3 BERGUNGSSCHACHT

    Der bestehende Schacht 2 ist fr den Transport der geborgenen Abflle nicht geeignet, da er nicht den heu-tigen kerntechnischen Sicherheitsstandards entspricht. Da es sich bei der Schachtanlage Asse II faktisch um eine Ein-Schachtanlage handelt (Schacht 4 ist nur ein Rettungsschacht), ist darber hinaus die Anzahl der unter Tage Beschftigten begrenzt. Auerdem wird derzeit ber Schacht 2 sowohl die frische als auch die verbrauchte Luft transportiert. Wrde die verbrauchte Luft ber den neuen Schacht abgefhrt, knnte mehr Frischluft ber den Schacht 2 nach unter Tage gelangen. Auerdem wrde durch zwei vollwertige Tages-schchte die Zeit fr eine Evakuierung der Beschftigten im Notfall reduziert. Mehr Menschen und mehr Maschinen knnten zeitgleich unter Tage eingesetzt werden.

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    Das BfS hat etwa 500 Meter stlich des bestehenden Hauptschachtes 2 einen potenziell geeigneten Stand-ortfrdenneuenBergungsschachtidentifiziert.Am05.06.2013startetehiereineErkundungsbohrung,diebis in eine Tiefe von ca. 790 Metern reichen soll. So wird untersucht, ob der Standort fr den neuen Schacht geeignet ist.

    Ergnzt wird die von ber Tage ausgefhrte Erkundung durch Bohrungen, die in einer Tiefe von 574 und 700 Meter horizontal vom bestehenden Bergwerk in Richtung des neuen Schachtes erstellt werden. So wird untersucht, wie der neue Schacht an die Schachtanlage angeschlossen werden kann. Sollte die Rckholung der Abflle wie vom BfS bevorzugt von der 700-Meter-Sohle aus erfolgen, wrde die Anbindung an das Bergwerk auf dieser Ebene erfolgen. Im Umfeld des neuen Bergungsschachtes sollen zudem neue Infrastruk-turrume entstehen, die fr die Rckholung und den konventionellen Betrieb des Bergwerks bentigt werden.

    Abb. 19: Li.: Grafische Darstellung des geplanten Bergungsschachtes; Mi.: Mglicher Standort fr den neuen Schacht; Re.: Bohrgert fr die Erkundungsbohrung, Juni 2013.

    5.4 PUFFERLAGER, KONDITIONIERUNG UND ZWISCHENLAGERUNG

    Die nach ber Tage zurckgeholten Abflle mssen zunchst in ein am Standort der Schachtanlage Asse II vorhandenesPufferlagergebrachtundanschlieendneuverpackt(konditioniert)werden.ErstnachderKon-ditionierung knnen die Abflle auf ffentlichen Wegen transportiert bzw. an geeigneter Stelle zwischengela-gertwerden.DasPufferlagergleichtSchwankungenaus,diez.B.durchBetriebsstrungenentstehen,undsoll einen ungestrten Rckholungsbetrieb gewhrleisten.

    Bevor die Umverpackungen konditioniert werden, mssen sie radiologisch untersucht werden. Diese sog. Charakterisierung ist eine Voraussetzung fr die sptere Endlagerung. Dabei muss die radiologische und chemische Zusammensetzung in den Gebinden sehr genau bestimmt werden. Sofern mglich, sollen sie nicht wieder geffnet und die Strahlenbelastung dadurch minimiert werden. Nach der Deklaration werden die Umverpackungen fr die sptere Endlagerung zusammengestellt. Hierbei sind die Annahmebedingun-gen des Zielendlagers zu bercksichtigen.

    DaheutenochkeinZielendlagerfeststeht,werdenbeidenPlanungendiederzeiteinzigenverfgbarenAnnah-mebedingungen fr ein Endlager (Schacht Konrad bei Salzgitter) zugrunde gelegt. Als Endlagerbehlter kom-men Container zum Einsatz. In diese Container werden die Umverpackungen gestellt und anschlieend mit

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    einem geeigneten Beton vergossen. Diese strfallfesten Verpackungen sind fr die Zwischenlagerung und den Transport in ein Endlager zugelassen. Die Dauer der Zwischenlagerung richtet sich nach der Dauer fr die Bereitstellung eines annahmebereiten Endlagers.

    DasPufferlagerunddieKonditionierungslagemssenzwingendamStandortderSchachtanlageAsse IIerrichtet werden, da die Abflle dort erst in einen lagerungs- und transportfhigen Zustand gebracht wer-den mssen.

    Das BfS vertritt aus fachlichen und betrieblichen Grnden die Auffassung, dass nach Zwischenlagerstand-orten zunchst vorrangig im Umfeld der Schachtanlage gesucht werden sollte, um eine direkte Anbindung an das Betriebsgelnde zu ermglichen. Ein Standort am Betriebgelnde bedeutet krzere Transportwege und weniger Umgang mit den Abfllen. Dieses fhrt insbesondere zu geringeren Strahlenbelastungen fr dasPersonal.DasRisikovonUnfllenoderVerzgerungenwhrendderRckholungistgeringer.Einebun-desweite Standortsuche nach einem Zwischenlager wrde zudem viel Zeit in Anspruch nehmen und knnte den Ablauf der Rckholung gefhrden.

    Die Standortauswahl erfolgt auf Grundlage fachlicher Kriterien, die unter Beteiligung der A2B und AGO for-muliert wurden (BfS 2013). Wie die Standortauswahl konkret erfolgt, ist auch von der weiteren Diskussion mit der Begleitgruppe abhngig, die eine unmittelbare Ausweitung der Suche auf andere Rume den Vorzug gibt.

    ?Endlager

    Standortnah

    berregional

    Ein Transportweg von einem standortnahen Zwischenlager zu einem spteren Endlager.

    Bei einem standortnahen Zwischenlager wrden die Abflle auf dem Betriebsgelnde bleiben. Strahlenbe-lastung und Strfallrisiken wren geringer. Aufwndige Genehmigungsverfahren fr Transporte zu einem berregionalen Zwischenlager wrden entfallen.

    Zustzlicher Platz-bedarf fr Zwischen-lagerung (1)

    Zwischenlage

    r

    Pufferlager

    Konditionier

    ungsanlage

    Anlagen, die zwingend an der Schachtanlage errichtet werden mssen.

    (1) Im Verlauf der Rckholung werden Teile des Pufferlagers zum Zwischenlager.

    Bei einem berregionalen Zwischen lager wren aufwndige Genehmigungs-verfahren fr Transporte und fr den Umgang mit radioaktivem Material auf ffentlichen Verkehrswegen erforderlich.

    Verzgerungen bei der Rckholung durch mgliche Strungen beim Transport.

    Zwei Transportwege von der Schachtanlage Asse zu einem berregionalen Zwischenlager und spter zu einem Endlager.

    Eine bundesweite Suche nach einem Zwischenlager wrde einen hohen Zeitbedarf bedeuten und knnte den Ablauf der Rckholung gefhrden.

    Bei einem berregionalen Zwischen lager kme es zu zustzlichen Handhabungen mit den radioaktiven Abfllen und damit zu einer vermeidbaren Strahlenbelastung.

    Abb. 20: Standortauswahl fr das geplante Zwischenlager.

  • 27

    5.5 RCKHOLUNGSPLANUNG

    Die Rckholungsplanung umfasst das Gesamtkonzept sowie smtliche planerischen Ttigkeiten zur Ber-gungderAbflle.DurchdieLexAssewirdesermglicht,dassdiePlanungen,dieGenehmigungenunddieBauausfhrungfrdieRckholungbereitsstarten,bevorSchritt3derProbephaseabgeschlossenist.Dabeiwirdangenommen,dasssichdiePlanungsannahmenfrdieRckholungauchinSchritt3derProbephasedem Bergen erster Abfallbehlter besttigen. Sollte dies nicht der Fall sein, mssen abweichende Erkennt-nisse nachtrglich bercksichtigt werden.

    Derzeit arbeitet die DMT im Auftrag des BfS an einem Variantenvergleich fr den optimalen Zugang zu den Einlagerungskammern in 725 und 750 Meter Tiefe (DMT 2013). Ein erster Zwischenbericht wurde verffent-licht und wird derzeit mit der A2B und der AGO diskutiert. Die Konzeptplanung fr die Rckholung wird pa ral-lel zu der Variantenbetrachtung vom BfS vorbereitet

    6 DIE STILLLEGUNG UND ERNEUTE ENDLAGERUNG DER ABFLLE

    Wenn die Rckholung abgeschlossen ist, erfolgt die eigentliche Stilllegung der Schachtanlage Asse II nach Atomrecht. Die konkrete Stilllegungsplanung wird entscheidend davon abhngen, ob und welche radioaktive und chemotoxische Belastung nach der Rckholung im Bergwerk verbleibt.

    Das Ziel der Rckholung ist es, die Schachtanlage Asse II nach Atomrecht sicher stillzulegen und mgliche Konsequenzen fr Mensch und Umwelt in der Zukunft zu minimieren. Dieser Sicherheitsgewinn kann erst erreicht werden, wenn die aus dem Bergwerk geborgenen und neu konditionierten Abflle in einer den Anfor-derungen des Atomrechts entsprechenden Anlage endgelagert werden. Daher ist das bergeordnete Ziel der Rckholung nicht die langfristige oberirdische Zwischenlagerung, sondern die schnellstmgliche Endla-gerung der Abflle. Festlegungen fr ein mgliches Zielendlager gibt es derzeit noch nicht.

  • 28

    7 SCHACHTANLAGE ASSE II EIN ZWISCHENSTAND

    Am 1. Januar 2009 wurde dem Bundesamt fr Strahlenschutz die Betreiberverantwortung der Schachtan-lage Asse II bertragen. Der gesetzliche Auftrag lautete, die Anlage nach Atomrecht unverzglich sicher still-zulegen. Sowohl die geologischen und betrieblichen als auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, geprgt von einem erheblichen Misstrauen gegenber dem Handeln der beteiligten Akteure, waren schwierig.

    Fnf Jahre nach dem Betreiberwechsel konnte vieles erreicht werden: Notwendige Genehmigungen wurden eingeholt, der Strahlenschutz den Anforderungen des Atomrechts angepasst, der Umgang mit den Zutritts-wssern und den betrieblichen Abfllen neu organisiert, Investitionen in neue Maschinen und Fahrzeuge get-tigt. Daneben werden Manahmen geplant und umgesetzt, um der grten Gefahr beim Betrieb der Anlage entgegenzuwirken: dem Absaufen des Bergwerks. Im Rahmen der Stabilisierungs- und Vorsorgemanah-men werden Hohlrume unter Tage mit Spezialbeton verfllt und potenzielle Schwachstellen und Gefahren beseitigt.DadurchsolldieWahrscheinlichkeitverringertwerden,dassdasBergwerkabsuft.Parallelwerdenauch Manahmen vorbereitet, die im schlimmsten Fall die Konsequenzen eines Notfalls minimieren sollen.

    Der gesetzliche Auftrag einer sicheren Schlieung der Anlage nach den Mastben des Atomrechts kann nach derzeitigem Kenntnisstand nur dadurch erfllt werden, dass die radioaktiven Abflle aus dem Bergwerk zurckgeholt werden. Dies hat die Lex Asse nochmals ausdrcklich klargestellt: Die Stilllegung des Berg-werks soll nach der Rckholung der radioaktiven Abflle erfolgen, sofern dies radiologisch verantwortbar und sicherheitstechnisch machbar ist.

    Nach dem Betreiberwechsel ist aber auch deutlich geworden, welche technischen, administrativen und gesellschaftlichen Herausforderungen noch vor den Beteiligten am Stilllegungsprozess liegen. Inzwischen ist klar: Die sichere Stilllegung der Schachtanlage Asse II ist ein Generationenprojekt. Die technischen und geologischen Unwgbarkeiten und Risiken sind enorm. Viele ursprngliche Annahmen hinsichtlich des Zeit-bedarfs und der technischen Umsetzung der Rckholung haben sich als nicht belastbar erwiesen. Unerwar-tete Ereignisse in dem mehr als einhundert Jahre alten Bergwerk stellen die Verantwortlichen immer wieder vor neue Herausforderungen beim Betrieb der Anlage.

    Auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich in den letzten fnf Jahren verndert. Seit der bernahme der Betreiberverantwortung hat das BfS ein breites Spektrum an Informationsangeboten zur StilllegungderSchachtanlageAsseIIetabliert(Infostelle,Publikationen,AsseEinblicke,Internetseite,Ver-anstaltungen). Die A2B als Interessenvertreterin der Region war und ist ein sehr wichtiger Akteur im Still-legungsprozess. Sie hat dazu beigetragen, die schwierige Situation vor und nach dem Betreiberwechsel 2009zumeisternundineinengeordnetenProzesszuberfhren.DievoneinembreitenpolitischenKon-sens getragene Entscheidung zur Rckholung der Abflle hat auch zu einer Versachlichung der Diskussion um die Stilllegung der Schachtanlage Asse II beigetragen. Die Auseinandersetzung ber Grundsatzfragen, die in den vergangenen Jahren die ffentliche Debatte zum Stilllegungsprojekt Asse II bestimmt hat, verliert zunehmend an Bedeutung. Sie tritt zurck hinter die Diskussion von Sachproblemen bei der Umsetzung von Manahmen zur Vorbereitung der Rckholung oder zur Notfallvorsorge. Dabei wird deutlich, dass die Zusammenarbeit und das Rollenverstndnis der am Stilllegungsprozess beteiligten Akteure im Rahmen des Asse-II-Begleitprozesses kontinuierlich weiterentwickelt werden mssen.

  • 29

    Und nicht zuletzt sind zum Gelingen dieser einmaligen Aufgabe die Expertinnen und Experten erforderlich, die unmittelbar die Arbeiten auf und in dem Bergwerk umzusetzen haben. Mit der Grndung der Asse-GmbH als Betreibergesellschaft steht dem BfS hierfr ein Unternehmen zur Seite, das mit seiner Belegschaft auch in sehr schwierigen Situationen, wie Zeit des bergangs HMGU zum BfS, professionell die Aufgaben angeht. Am Ende bleibt das gemeinsame Ziel und die gemeinsame Verantwortung: die sichere Schlieung der Schachtanlage Asse II. Sie kann gelingen, wenn alle Beteiligten die ihnen zufallende Verantwortung ber-nehmen und sich konstruktiv in den Stilllegungsprozess einbringen.

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    LITERATURVERZEICHNIS

    Arcadis (2012): Zwischenbericht zur Fortschreibung der Projektablaufplanung Rckholung fr das Projekt Schacht-anlage Asse II. Frankfurt a. M., 21.05.2012.

    Arcadis (2013): 2. Zwischenbericht zur Fortschreibung der Projektablaufplanung Rckholung fr das Projekt Schachtanlage Asse II zum Stand 31.03.2013. Frankfurt a. M., 02.05.2013.

    BfS (2009a): Endlager Asse II. Ausgangsbedingungen und Weichenstellungen seit bernahme durch das Bun-desamt fr Strahlenschutz am 01.01.2009. Salzgitter, August 2009.

    BfS (2009b): Kriterien zur Bewertung von Stilllegungsoptionen fr das Endlager fr radioaktive Abflle Asse. Fach-bereiche Sicherheit nuklearer Entsorgung und Strahlenschutz und Umwelt. Salzgitter, 30.09.2010.

    BfS (2010a): Optionenvergleich Asse. Fachliche Bewertung der Stilllegungsoptionen fr die Schachtanlage Asse II. Salzgitter, Januar 2010.

    BfS (2010b): Notfallplanung fr das Endlager Asse. Salzgitter, 28.02.2010.BfS (2010c): Endlager Asse II. Aktueller Stand der Arbeiten zur Stabilisierung und sicheren Schlieung. Salzgit-

    ter, September 2010.BfS (2011): Kriterienbericht Faktenerhebung. Kriterien zur Bewertung der Ergebnisse der Faktenerhebung.

    Salzgitter, 01.12.2011.BfS (2012a): Schachtanlage Asse II. Fachworkshop zum Sachstand der Rckholung: Ergebnisse des Fachwork-

    shops vom 18.-19.01.2012 in der Stadthalle Braunschweig. Salzgitter, 27.01.2012.BfS (2012b): Schachtanlage Asse II. Ergebnisse aus dem Fachworkshop Asse: Beschleunigung Rckholung vom

    24.-25.09.2012 in der Lindenhalle Wolfenbttel. Salzgitter, 09.11.2012.BfS (2013): Kriterienbericht Zwischenlager: Kriterien zur Bewertung potenzieller Standorte fr ein bert-

    giges Zwischenlager fr die rckgeholten radioaktiven Abflle aus der Schachtanlage Asse II. Stand: 23.10.2012 (mit redaktionellen nderungen unter Bercksichtigung der Stellungnahme der AGO-Rckholung vom 16.07.2013). Salzgitter, 25.10.2013.

    DMT & TV NORD (2009): Beurteilung der Mglichkeit einer Rckholung der LAW-Abflle aus der Schachtanlage Asse, DMT GmbH & Co KG, TV NORD SysTec GmbH & Co KG. Essen/Hamburg, 25.09.2009.

    DMT & TV NORD (2010): Faktenerhebung zur Rckholung der radioaktiven Abflle aus dem Endlager Asse Schritt 1: Unter-suchungskonzept zum Anbohren der Einlagerungskammern 7/750 und 12/750, DMT GmbH & Co KG, TV NORD SysTec GmbH & Co KG. Essen/Hamburg, 14.04.2010.

    DMT (2013): Konkretisierung der Machbarkeitsstudie zum optimalen Vorgehen bei der Rckholung der LAW-Ge-binde. Hier: Zwischenbericht zu den Arbeitspaketen AP 3 und AP 4 Variantenvergleich. Essen, 02.12.2013.

    Nds. Landtag (2012): Niederschsischer Landtag 16. Wahlperiode, Drucksache 16/5300, Bericht. 21. Parlamentarischer Untersuchungsausschuss. Hannover, 18.10.2012.

    NMU (2008): Statusbericht des Niederschsischen Ministeriums fr Umwelt und Klimaschutz ber die Schacht-anlage Asse II. Niederschsisches Ministerium fr Umwelt und Klimaschutz. Hannover, 01.09.2008.

  • 31

    GLOSSAR

    Abbau: Planmig bergmnnisch hergestellter Hohlraum in dem keine radioaktiven Abflle eingelagert sind.

    Abfall, radioaktiver: Radioaktive Stoffe im Sinne des 2 Abs. 1 AtG, die nach 9a AtG geordnet beseitigt werden ms-sen.

    Aktivitt: Aktivitt ist die Anzahl der pro Zeiteinheit in einem radioaktiven Stoff auftretenden Kernumwand-lungen. Die Maeinheit der Aktivitt ist das Becquerel (Kurzzeichen: Bq), mit der die Anzahl der radioaktiven Kernumwandlungen pro Sekunde angegeben wird. Da die Radionuklide in Stoffmengen unterschiedlicher Konfiguration enthalten sein knnen, wird die Aktivittsangabe auch hufig auf diese bezogen, z. B. Becquerel pro Gramm (Bq/g) in Feststoffen, Becquerel pro Liter (Bq/l) in Fls-sigkeiten oder Becquerel pro Kubikmeter (Bq/m3) in Luft. Die alleinige Angabe der Aktivitt ohne Kenntnis des Radionuklids lsst keine Aussage ber die Strahlenexposition zu.

    Auffahren: Herstellung einer horizontalen oder geneigten Strecke oder eines anderen Grubenbaus.Auslegung: Umsetzung von sicherheitstechnischen Anforderungen, bei deren Einhaltung die nach dem Stand

    von Wissenschaft und Technik erforderliche Vorsorge gegen Schden durch die Errichtung und den Betrieb einer kerntechnischen Anlage getroffen ist ( 7 Abs. 2 Nr. 3 AtG), um die im AtG und in der StrlSchV festgelegten und in Sicherheitskriterien und Leitlinien konkretisierten Schutzziele zu erreichen.

    Auslegungsberschreitendes Auslegungsberschreitende Ereignisablufe sind solche Ablufe, die sich aus in der AusEreignis: legung der kerntechnischen Anlage nicht mehr zu bercksichtigenden System- oder

    Komponentenausfllen entwickeln knnen. Im Rahmen der Erfllung des 3 der Verordnung ber das Verfahren bei der Genehmigung von Anlagen nach 7 AtG (Atomrechtliche Verfahrensverordnung AtVfV) wird eine Darlegung der zur Erfllung der nach 7 Abs. 2 Nr. 3 AtG vorgesehenen Vorsorgemanahmen, einschlielich einer Erluterung der zum Ausschluss oder zur Begrenzung von Auswirkungen auslegungsberschrei-tender Ereignisablufe vorgesehenen Manahmen und deren Aufgaben verlangt. Diese Manahmen werden im Notfallhandbuch dargestellt.

    Barrieren: Geologische Gegebenheiten oder technische bzw. geotechnische Manahmen zur Behinderung oder Verhinderung der Freisetzung von Schadstoffen aus den Abfllen in die Biosphre.

    Blindschacht: Vertikaler Grubenbau (Schacht), der nicht in Verbindung mit der Oberflche steht.Einlagerungskammer: Planmig bergmnnisch hergestellter Hohlraum in den radioaktive Abflle eingelagert sind.Endlagerung: Wartungsfreie, zeitlich unbefristete und sichere Beseitigung von radioaktivem Abfall ohne beab-

    sichtigte Rckholbarkeit.Firste: Obere Grenzflche (Decke) eines Grubenbaus.Firstspaltverfllung: Auffllen von Resthohlrumen zwischen den Decken (Firsten) der Abbaue (Hohlraum, in dem keine

    radioaktiven Abflle eingelagert sind) und dem eingebrachten Salzversatz.Freimessen: Radioaktive Abflle werden freigemessen, wenn ihre Radioaktivitt so gering ist, dass sie anderen

    Abfallbereichen zugerechnet und dann entsprechend behandelt bzw. deponiert werden knnen.Gebirgsmechanik: Lehre vom mechanischen Verhalten des Gebirges bei tektonischen/technischen Krafteinwirkungen

    oder Verformungen.Grenzwert: Hchstwert, der nicht berschritten werden darf.Konditionierung: Unter Konditionierung versteht man die zwischen- und/oder endlagergerechte Behandlung und

    Verpackung von radioaktiven Abfllen. Die wichtigsten Teilbereiche der Konditionierung sind die Verfestigung flssiger Abflle und die handhabungsgerechte Verpackung unter Bercksichtigung des erforderlichen Strahlenschutzes fr die spter mit der Handhabung noch beschftigten Mitar-beiter in den Zwischen- und Endlagern.

  • 32

    Kontamination, radioaktive: Verunreinigung von Arbeitsflchen, Gerten, Rumen, Wasser, Luft usw. durch radioaktive Stoffe.Kontrollbereich: Bereiche, in denen Personen im Kalenderjahr eine effektive Dosis von mehr als 6 mSv oder hhere

    Organdosen als 45 mSv fr die Augenlinse oder 150 mSv fr die Haut, die Hnde, die Unterarme, die Fe und Knchel erhalten knnen.

    Langzeitsicherheitsnachweis: Nachweis zum langfristig sicheren Abschluss von Abfllen von der Biosphre.Magnesiumchlorid: Magnesiumsalz, chemische Formel MgCl2.Mittelradioaktive Abflle: Radioaktive Abflle, die bei ihrer Handhabung einer zustzlichen Abschirmung der Behlter bedr-

    fen.Nebengebirge: Gesteinsschichten, die sich seitlich auerhalb der Salzstruktur befinden.Pfeiler: Sttzelement (stehen bleibender Lagerstttenteil) zwischen Hohlrumen in einem Bergwerk.Radionuklid: Ein Radionuklid ist ein instabiles Nuklid, das spontan ohne uere Einwirkung unter Aussendung

    energiereicher (ionisierender) Strahlung in ein anderes Nuklid zerfllt.Salzgrus: Feinkrniges Salzgesteinsmaterial.Schutzziele: Schtzenswerte Ziele in Rechtsvorschriften.Schwachradioaktive Abflle: Radioaktive Abflle, die bei ihrer Handhabung keiner zustzlichen Abschirmung der Behlter

    bedrfen.Schwebe: Horizontale Gebirgsschicht, die zwei bereinander angeordnete Grubenbaue eines Bergwerks von-

    einander trennt.Sicherheitsberprfung/ Im Rahmen einer Sicherheitsberprfung/-analyse werden mit Hilfe von Berechnungen und Unter--analyse: suchungen mgliche radiologische Auswirkungen eines Endlagers im bestimmungsgemen

    Betrieb, in der Nachbetriebsphase und bei Strfllen abgeschtzt und berprft.Sohle: Gesamtheit der annhernd in einem Niveau aufgefahrenen Grubenbaue; auch untere Grenzflche

    eines Grubenbaus.Sorelbeton: Baustoff, erzeugt durch Mischen von Magnesiumoxid, feinkrnigem Steinsalzgrus und Magnesi-

    umchloridlsung.Steinsalz: Salzmineral, auch Halit genannt, chemische Formel NaCl.Strfall: Ereignisablauf, bei dessen Eintreten der Betrieb der Anlage oder die Ttigkeit as sicherheitstech-

    nischen Grnden nicht fortgefhrt werden kann und fr den die Anlage auszulegen ist oder fr den

    bei der Ttigkeit vorsorglich Schutzvorkehrungen vorzusehen sind.Strahlenschutz: Schutz von Mensch und Umwelt vor den schdigenden Wirkungen ionisierender und nicht ionisie-

    render Strahlung.Strahlenschutzbereiche: Rumlich abgetrennte Bereiche, in denen Personen ionisierender Strahlung ausgesetzt sein kn-

    nen, die oberhalb des Grenzwerts fr das allgemeine Staatsgebiet liegt.Strahlung, radioaktive: Strahlung ist eine Energieform, die sich als elektromagnetische Welle oder als Teilchenstrahlung

    durch Raum und Materie bewegt.Strecke: Tunnelartiger Grubenbau, der nahezu horizontal aufgefahren ist.Sumpf: Vertiefung unterhalb des Streckenniveaus in der sich Flssigkeit sammelt.Verfllen: Einbringen von Material in Grubenbaue zur Minimierung des Hohlraumvolumens.Versatz: Material, mit dem die Hohlrume eines Bergwerks zur Stabilisierung verfllt werden.Verschlieen: Abtrennung von Grubenbauen gegen das brige Grubengebude mit speziellen Bauwerken.Vorsorgemanahmen: Die Genehmigungsvoraussetzungen fr die Lagerung von radioaktiven Abfllen in einem Endlager

    beinhalten, dass nach Stand von Wissenschaft und Technik erforderliche Vorsorge gegen Schden durch die Errichtung und den Betrieb der Anlage getroffen ist. Alle zur Gewhrleistung dieser For-derungen vorsorglich getroffenen Manahmen werden als Vorsorgemanahmen bezeichnet.

    Zutrittswsser: Salzlsungen, die im Grubengebude zutreten.

  • 1989

    Liste der bisher erschienenen BfS-Berichte

    BfS-1/90 Ansprachen und Gruworte zur Erffnung des Bundesamtes fr Strahlenschutz am 1. November

    Salzgitter, Februar 1990

    BfS-2/91 Ansprachen zur Amtseinfhrung des Vizeprsidenten, des Leiters des Fachbereichs Strahlenhygiene und des Leiters des Fachbereichs Kerntechnische Sicherheit Salzgitter, August 1991

    BfS-3/91 Das Bundesamt fr Strahlenschutz Salzgitter, September 1991

    BfS-3/91-REV-1 Das Bundesamt fr Strahlenschutz Salzgitter, Januar 1994

    BfS-4/91 Wissenschaftliche Publikationen, Vortrge und Vorlesungen 1990 Salzgitter, Oktober 1991

    BfS-5/92 Wissenschaftliche Publikationen, Vortrge und Vorlesungen 1991 Salzgitter, September 1992

    BfS-6/92 Wissenschaftliche Publikationen, Vortrge und Vorlesungen 1992 Salzgitter, September 1993

    BfS-7/94 Wissenschaftliche Publikationen, Vortrge und Vorlesungen 1993 Salzgitter, August 1994

    BfS-8/95 Wissenschaftliche Publikationen, Vortrge und Vorlesungen 1994 Salzgitter, Mai 1995

    BfS-9/95 Grundsteinlegung fr das neue Dienstgebude des Bundesamtes fr Strahlenschutz am 22. Mai 1995 in Salzgitter-Lebenstedt Salzgitter, Juni 1995

    BfS-10/96 Radiologische Folgen des Tschernobyl-Unfalls 1986 - Vorlagen-Sammlung fr Transparentfolien - Salzgitter, August 1996

    BfS-11/96 Kaul, A. Radiation Protection Nuclear Safety Radioactive Waste Disposal Salzgitter, Oktober 1996

    BfS-12/96 Kaul, A. Stand und Perspektive des Strahlenschutzes in Deutschland Salzgitter, Oktober 1996

  • Liste der bisher erschienenen BfS-Berichte

    BfS-13/97 25 Jahre Einlagerung radioaktiver Abflle im Endlager Morsleben Vortragsveranstaltung vom 11. Dezember 1996 in Morsleben Salzgitter, Januar 1997

    BfS-14/97 Einweihung des neuen Dienstgebudes des Bundesamtes fr Strahlenschutz am 27. Oktober 1997 in Salzgitter-Lebenstedt Salzgitter, Dezember 1997

    BfS-15/01 Grundlagen neuer Regelungen in der Strahlenschutzverordnung Informationsveranstaltung vom 10. Juli 2001 in Neuherberg und 17. Juli 2001 in Berlin. Salzgitter, September 2001

    BfS-16/02 Bittner, S.; Braun, H.; Dusemund, H.-W.; Gregor, J.; Raguse, R.; Vo, W. Einsatz des Entscheidungshilfesystems RODOS in Deutschland Salzgitter, Mai 2002

    BfS-17/05 Konzeptionelle und Sicherheitstechnische Fragen der Endlagerung radioaktiver Abflle Wirtsgesteine im Vergleich Synthesebericht des Bundesamtes fr Strahlenschutz Salzgitter, November 2005

    BfS-18/09 urn:nbn:de:0221-2009082116 Endlager Asse II Ausgangsbedingungen und Weichenstellungen seit bernahme durch das Bundesamt fr Strahlenschutz am 01.01.2009 Salzgitter, August 2009

    BfS-19/10 urn:nbn:de:0221-201004141430 Optionenvergleich Asse Fachliche Bewertung der Stilllegungsoptionen fr die Schachtanlage Asse II Salzgitter, Januar 2010

    BfS-20/10 urn:nbn:de:0221-201007142816 Endlager Asse II Aktueller Stand der Arbeiten zur Stabilisierung und sicheren Schlieung, September 2010 Salzgitter, September 2010

    BfS-21/10 urn:nbn:de:0221-201012024019 Endlager fr radioaktive Abflle Morsleben (ERAM) Betriebliche Sicherheit, Strahlenschutz und Umgebungsberwachung Stand: Dezember 2009 Salzgitter, Dezember 2010

    BfS-22/12 urn:nbn:de:0221-201203287842 Endlager fr radioaktive Abflle Morsleben (ERAM) Betriebliche Sicherheit, Strahlenschutz und Umgebungsberwachung Stand: Dezember 2010 Salzgitter, Mrz 2012

  • Liste der bisher erschienenen BfS-Berichte

    BfS-23/12 urn:nbn:de:0221-2012102610026 Endlager fr radioaktive Abflle Morsleben (ERAM) Betriebliche Sicherheit, Strahlenschutz und Umgebungsberwachung Stand: Dezember 2011 Salzgitter, November 2012

    BfS-24/13 urn:nbn:de:0221-2013100711059 Schulung und Fortbildung von Fachpersonal fr den Umgang mit UV-Bestrahlungsgerten gem 4 und 5 UV-Schutz-Verordnung Ausbildungsleitfaden Salzgitter, Oktober 2013

    BfS-25/14 urn:nbn:de:0221-2014021211169 Schachtanlage Asse II Gesamtdarstellung zur Rckholungsplanung Stand: Januar 2014 Salzgitter, Februar 2014

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    Verantwortung fr Mensch und Umwelt

    Kontakt: Bundesamt fr Strahlenschutz Postfach 10 01 49 38201 Salzgitter Telefon: + 49 (0)3018 333 0 Telefax: + 49 (0)3018 333 1885 Internet: www.bfs.de E-Mail: [email protected] Gedruckt auf Recyclingpapier aus 100 % Altpapier.

    mailto:[email protected]:www.bfs.de

    Schachtanlage Asse II - Gesamtdarstellung zur RckholungsplanungKURZFASSUNGABSTRACTINHALTSVERZEICHNISABBILDUNGSVERZEICHNISABKRZUNGSVERZEICHNIS1 EINLEITUNG2 DIE SCHACHTANLAGE ASSE II EIN BERBLICK2.1 SALZBERGBAU, EINLAGERUNG UND ENDLAGERFORSCHUNG2.2 STABILITT UND ZUTRITTSWSSER VON POTENZIELLEN RISIKEN ZU ZENTRALEN PROBLEMEN

    3 DIE ENTSCHEIDUNG FR DIE RCKHOLUNG3.1 BETREIBERWECHSEL, OPTIONENVERGLEICH UND PROBEPHASE3.1.1 Das Ergebnis des Optionenvergleichs3.1.2 Die ursprngliche Zeit- und Projektplanung3.2.2 Der Rahmenterminplan zur Rckholung

    3.2 MACHBARKEIT, BESCHLEUNIGUNG, LEX ASSE3.2.1 Asse-Fachworkshops und Lex Asse

    3.3 STABILISIERUNG UND NOTFALLVORSORGE VORAUSSETZUNGEN FR DIE RCKHOLUNG3.3.1 Wahrscheinlichkeit eines Notfalls verringern3.3.2 Konsequenzen eines Notfalls minimieren

    4 DIE PROBEPHASE UNSICHERHEITEN BESEITIGEN UND MACHBARKEIT PRFEN 5 DIE TEILPROJEKTE DER RCKHOLUNG 5.1 BERGETECHNIK ZUGANG, BERGUNG, TRANSPORT5.1.1 Zugang zu den Einlagerungskammern5.1.2 Bergung der Abflle5.1.3 Transport an die Oberflche

    5.2 INFRASTRUKTUR BER UND UNTER TAGE5.3 BERGUNGSSCHACHT5.4 PUFFERLAGER, KONDITIONIERUNG UND ZWISCHENLAGERUNG 5.5 RCKHOLUNGSPLANUNG

    6 DIE STILLLEGUNG UND ERNEUTE ENDLAGERUNG DER ABFLLE7 SCHACHTANLAGE ASSE II EIN ZWISCHENSTAND LITERATURVERZEICHNIS GLOSSAR