scheiss drauf-mit mir nicht mehr! · scheiss drauf-mit mir nicht mehr! 2 vorwort ..... 10 zwei...
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VORWORT ...................................................................................................................................................... 10
ZWEI KISTEN ALS GRUNDLAGE FÜR DIESES BUCH .......................................................................................................... 14
DIESES BUCH IST .................................................................................................................................................... 18
DIESES BUCH IST FÜR .............................................................................................................................................. 18
DIESES BUCH IST NICHT FÜR ..................................................................................................................................... 18
EINLEITUNG .................................................................................................................................................... 20
DER DALAI LAMA UND SEIN PARADOXON ................................................................................................................... 20
EINIGE WENIGE HABEN DAS SYSTEM DURCHSCHAUT ...................................................................................................... 25
EINE UTOPISCHE GESCHICHTE ................................................................................................................................... 27
TEIL I............................................................................................................................................................... 30
IST ARBEITEN ETWAS FÜR DUMME? .............................................................................................................. 30
DIE GESCHICHTE VON KEVIN UND ALEXIUS .................................................................................................................. 31
Kevin ............................................................................................................................................................. 31
Alexius .......................................................................................................................................................... 32
HARTZ IV ODER DAS MÄRCHEN VOM SOZIALSCHMAROTZER ......................................................................................... 34
Sozialhilfeempfänger mit schlechtem Gewissen? ......................................................................................... 37
HARTZ IV als Abschreibposten ...................................................................................................................... 39
Die wahren Schmarotzer .............................................................................................................................. 41
LEBEN IM HAMSTERRAD, ODER: FÜR WEN ARBEITEN WIR EIGENTLICH? ........................................................ 43
TAX FREEDOM DAY ................................................................................................................................................ 43
ARBEITEN FÜR DIE STEUER? ........................................................................................................................... 45
DIE STEUERLAST ODER: MODERNE SKLAVEN ............................................................................................................... 46
Ist Steuerzahlen etwas für Dumme? ............................................................................................................. 51
STEUERGELDER FÜR ZINSESZINSZAHLUNGEN WEGEN STAATSSCHULDEN? .......................................................................... 54
Bei wem hat die Welt Schulden? .................................................................................................................. 55
„Staats“-Schulden: der wahre Hintergrund .................................................................................................. 61
WIE GELD ENTSTEHT ODER: DER IRRGLAUBE ÜBER DIE GELDERZEUGUNG .......................................................................... 63
Ein trüber Tag in einer kleinen Stadt ............................................................................................................ 63
Wie Geld entsteht ......................................................................................................................................... 64
Banken erzeugen Geld, das vorher nicht da war .......................................................................................... 67
Die Ursprünge der Gelderzeugung ............................................................................................................... 77
Staaten in den Fängen von Privatbanken ..................................................................................................... 81
Parade-Beispiel USA ..................................................................................................................................... 82
Die Verschuldung der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich ........................................ 93
Griechenland und andere Opfer ................................................................................................................... 99
ARBEITEN FÜR DIE BANK? ............................................................................................................................ 101
VERARSCHUNG DURCH BANKEN .............................................................................................................................. 102
Die Gewinne der Banken ............................................................................................................................ 106
Sind Banken von Gesetzen und kaufmännischen Grundsätzen ausgenommen?........................................ 107
ARBEITEN FÜR JENE, DIE UNS VERARSCHEN? ............................................................................................... 109
DIE ÖFFENTLICHE MEINUNG .................................................................................................................................. 110
Millionen Menschen … ................................................................................................................................ 110
Erzeugte Meinung ...................................................................................................................................... 113
DIE „KUNST“ DER MEINUNGSERZEUGUNG ................................................................................................................ 114
3
Totschweigen von unliebsamen Meinungen .............................................................................................. 121
WIE UNS POLITIKER VERARSCHEN............................................................................................................................ 124
Wem dienen Politiker? ............................................................................................................................... 126
Wie „demokratische“ Wahlen funktionieren .............................................................................................. 132
Der Unterschied zwischen Diktatur und Demokratie .................................................................................. 135
Lügen, gebrochene Wahlversprechen und Skandale .................................................................................. 136
Sind Politiker notwendig? ........................................................................................................................... 138
Ausverkauf des Staates ............................................................................................................................. 139
Die Lüge von der Inflation ........................................................................................................................... 143
VERARSCHUNG DURCH DIE BILDUNGSPOLITIK ............................................................................................................ 145
WIE UNS KONZERNE VERARSCHEN........................................................................................................................... 147
Energiesparlampen statt Glühbirnen oder die Verarschung des Jahrhunderts .......................................... 149
Zigarettenindustrie ..................................................................................................................................... 153
VERARSCHUNG DURCH DIE „LEBENS“-MITTEL-INDUSTRIE............................................................................................. 154
Margarine ................................................................................................................................................... 155
Salz ............................................................................................................................................................. 156
Raffinierter Zucker ...................................................................................................................................... 159
VERARSCHUNG DURCH DIE GESUNDHEITS-, BZW. „KRANKHEITS“-LOBBY ........................................................................ 162
Rinderwahn, Vogelgrippe, EHEC und Co. .................................................................................................... 165
VERARSCHUNG DURCH DIE ENERGIE-LOBBY .............................................................................................................. 168
Wasserautos, Elektroautos und Co. ............................................................................................................ 174
Elektroautos ............................................................................................................................................... 176
ARBEITEN FÜR DIE „GESELLSCHAFT“? ........................................................................................................... 180
Kampagne gegen Sozialhilfeempfänger ..................................................................................................... 181
Divide et Impera ......................................................................................................................................... 183
Gibt es überhaupt genug Arbeit für alle Menschen? Das Märchen von der Vollbeschäftigung ................. 185
Geschichte der Arbeit ................................................................................................................................. 188
ARBEITEN ALS DER WEISHEIT LETZTER SCHLUSS? ......................................................................................... 194
Der Manager und der Fischer ..................................................................................................................... 194
ARBEIT KRITISCH BETRACHTET ................................................................................................................................. 195
Die andere Seite der Arbeit ......................................................................................................................... 202
Arbeit muss man sich auch leisten können! ............................................................................................... 206
EPILOG ZUM ERSTEN TEIL ............................................................................................................................. 210
TEIL II ........................................................................................................................................................... 212
PROLOG ZUM ZWEITEN TEIL ......................................................................................................................... 212
LEBEN AUßERHALB DES HAMSTERRADES ..................................................................................................... 212
SORGENFREI UND GLÜCKLICH ................................................................................................................................. 213
Die Bedeutung von Glück............................................................................................................................ 215
Lebensqualität und Lebensstile .................................................................................................................. 221
Mut zur Eigenverantwortlichkeit ................................................................................................................ 226
Lebenskünstler ............................................................................................................................................ 227
Warum Sie sich keiner Organisation anschließen sollten ........................................................................... 231
SCHEIß DRAUF! JETZT! .................................................................................................................................. 232
DIE WAHRE BEDEUTUNG VON ZEIT UND GELD ........................................................................................................... 232
Die Bedeutung von Geld ............................................................................................................................. 234
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Die Bedeutung von Zeit .............................................................................................................................. 240
Alleinsein .................................................................................................................................................... 242
Zeit sinnvoll nutzen ..................................................................................................................................... 245
Zeitsünden .................................................................................................................................................. 246
ANALYSE DER IST-SITUATION.................................................................................................................................. 247
Stärken ....................................................................................................................................................... 248
Schwächen .................................................................................................................................................. 248
ARBEITSLOS? ...................................................................................................................................................... 250
Darf man als "Arbeitsloser" glücklich sein? ................................................................................................ 251
Das Märchen von der Karriere .................................................................................................................... 252
PRODUKTION-FRUSTRATION-KOMPENSATION-KONSUM ............................................................................................. 255
Teuflischer Konsum ..................................................................................................................................... 257
Konsumbeschränkung ................................................................................................................................ 260
ALLTAG ......................................................................................................................................................... 268
TÄTIGKEIT STATT ARBEIT ....................................................................................................................................... 270
Freiheit statt „Freizeit“ ............................................................................................................................... 271
ERFREUE DICH AN DEM, WAS DU HAST ..................................................................................................................... 272
Spazierengehen .......................................................................................................................................... 274
Entdecken ................................................................................................................................................... 274
Eigener Garten ............................................................................................................................................ 277
Küche .......................................................................................................................................................... 278
Sex .............................................................................................................................................................. 281
Sport ........................................................................................................................................................... 284
Geistiges Training ....................................................................................................................................... 286
Lesen ........................................................................................................................................................... 287
Musik .......................................................................................................................................................... 289
Filme ........................................................................................................................................................... 289
Tagebuch schreiben .................................................................................................................................... 290
Kultur .......................................................................................................................................................... 292
Society ........................................................................................................................................................ 292
Sprachen ..................................................................................................................................................... 293
Wohnen ...................................................................................................................................................... 294
Bildnerisch gestalten .................................................................................................................................. 297
Heimwerken/ Basteln ................................................................................................................................. 298
Weitere Ideen, die kein (oder wenig) Geld kosten und Spaß machen ........................................................ 298
BILDUNG AUßERHALB DES HAMSTERRADES ............................................................................................................... 301
Die Baustoffe für den Erfolg ....................................................................................................................... 302
FINANZHAUSHALT ........................................................................................................................................ 304
UMGANG MIT GELD, ODER: GELD UNTERLIEGT EIGENEN GESETZMÄßIGKEITEN ................................................................. 305
RECHNEN AUßERHALB DES HAMSTERRADES .............................................................................................................. 309
AUSGABEN ......................................................................................................................................................... 311
Kostenanalyse ............................................................................................................................................. 311
Sinnlose Ausgaben ...................................................................................................................................... 319
Überflüssige Impulskäufe ........................................................................................................................... 320
Fixkosten und Betriebskosten ..................................................................................................................... 325
Alternativer Waren- und Dienstleistungserwerb ........................................................................................ 331
Vermögensaufbau ...................................................................................................................................... 333
SCHULDEN? ........................................................................................................................................................ 337
5
EINNAHMEN ....................................................................................................................................................... 338
HARTZ-IV..................................................................................................................................................... 338
Rente wegen Erwerbsunfähigkeit (Invaliditätspension) ............................................................................. 340
Geld verdienen ............................................................................................................................................ 342
ALTERNATIVE EINNAHMEQUELLEN .......................................................................................................................... 344
Blut- oder Plasmaspenden .......................................................................................................................... 344
Schneeschaufler .......................................................................................................................................... 347
Schreiben .................................................................................................................................................... 347
Lebensmittellieferant.................................................................................................................................. 349
Geld verdienen im Internet ......................................................................................................................... 349
Internet-Händler ......................................................................................................................................... 350
Testperson .................................................................................................................................................. 351
Straßenkünstler .......................................................................................................................................... 351
Markt- und Meinungsforscher .................................................................................................................... 352
Verlassenschaften/Entrümpelungen .......................................................................................................... 353
Pfandflaschen sammeln ............................................................................................................................. 353
Begleiter (Escort) oder bezahlter Freund .................................................................................................... 355
Betteln ........................................................................................................................................................ 356
Gewinnspiele .............................................................................................................................................. 358
Glücksspiel .................................................................................................................................................. 360
KFZ-Überstellung ........................................................................................................................................ 362
Geld verdienen mit Tieren .......................................................................................................................... 363
Erzeugung und Verkauf von Gegenständen ............................................................................................... 364
Immobilien .................................................................................................................................................. 366
Geld verdienen durch Vermietungen .......................................................................................................... 366
Einige weitere Einkommens-Ideen.............................................................................................................. 368
SELBSTSTÄNDIG WERDEN ....................................................................................................................................... 369
GESUNDHEIT ................................................................................................................................................ 371
ESSEN UND TRINKEN .................................................................................................................................... 373
Selbst kochen oder Essen gehen ................................................................................................................. 374
Volksküchen und soziale Verpflegungsstätten ........................................................................................... 375
Veranstaltungen und Gratis-Buffets ........................................................................................................... 375
Gourmet-Küche trotz HARTZ-IV-Bezug ....................................................................................................... 376
GRUNDLEBENSMITTEL UND GRUNDVORRAT .............................................................................................................. 377
Kleine Kartoffelkunde ................................................................................................................................. 378
Weitere ausgesuchte Lebensmittel: Gesund und preiswert ....................................................................... 379
EINKAUF VON LEBENSMITTELN ............................................................................................................................... 382
Der tägliche Betrug im Supermarkt ............................................................................................................ 382
Mindesthaltbarkeit/Ablaufdatum .............................................................................................................. 385
Tipps ........................................................................................................................................................... 387
Getränke ..................................................................................................................................................... 390
KOCHREZEPTE ..................................................................................................................................................... 391
Niederösterreichische Stosuppe ................................................................................................................. 391
Haferschnitzel ............................................................................................................................................. 392
Brotsuppe ................................................................................................................................................... 392
Pasta mit Zitrone und Basilikum ................................................................................................................. 392
Zucchini-Reis ............................................................................................................................................... 393
Spaghetti Aglio e Olio (Spaghetti mit Knoblauch und Öl) ........................................................................... 394
Paprikakartoffeln ........................................................................................................................................ 394
6
ALTERNATIVE VERPFLEGUNG .................................................................................................................................. 396
Balkonien, Terrassien und St. Fensterbrett ................................................................................................. 396
Urban Gardenin/ Urban farming ................................................................................................................ 398
Sammeln ..................................................................................................................................................... 399
Freeganismus ............................................................................................................................................. 401
Jagen und Fischen ....................................................................................................................................... 402
WOHNEN ..................................................................................................................................................... 403
Wo und wie wohnen? ................................................................................................................................. 403
Günstig wohnen zur Miete ......................................................................................................................... 404
Günstig wohnen im Eigentum .................................................................................................................... 404
Sonderformen und Notfälle ........................................................................................................................ 407
WOHNUNGSEINRICHTUNG ..................................................................................................................................... 408
Minimalistischer Einrichtungsstil ................................................................................................................ 408
Einkauf von Möbeln .................................................................................................................................... 409
ALTERNATIVES WOHNEN ....................................................................................................................................... 412
Wohnen in Hotels ....................................................................................................................................... 412
AUSSTEIGER – LEBENDE BEISPIELE ........................................................................................................................... 413
WOHNEN IM AUSLAND ......................................................................................................................................... 416
Ganz im Ausland wohnen ........................................................................................................................... 416
KLEIDUNG .................................................................................................................................................... 418
Kleidung strategisch kaufen ....................................................................................................................... 420
Second-Hand-Kleider .................................................................................................................................. 422
Kleidung tauschen ...................................................................................................................................... 423
Die Altkleider-Verarschung ......................................................................................................................... 424
FORTBEWEGUNG ......................................................................................................................................... 425
DAS EIGENE AUTO ............................................................................................................................................... 426
SPAREN ALS AUTOBESITZER.................................................................................................................................... 430
Sparen beim tanken und fahren ................................................................................................................. 430
Alternatives Spritsparen ............................................................................................................................. 431
Sparen bei Reparaturen .............................................................................................................................. 432
ALTERNATIVEN .................................................................................................................................................... 434
Carsharing .................................................................................................................................................. 434
Mitfahrgelegenheiten ................................................................................................................................. 435
Mietwagen ................................................................................................................................................. 435
REISEN .......................................................................................................................................................... 436
Wohnungsaustauschprogramm ................................................................................................................. 439
Alternatives Fliegen .................................................................................................................................... 441
Alternative Schiffsreisen ............................................................................................................................. 441
REISEPLANUNG .................................................................................................................................................... 442
SCHLUSSWORT ............................................................................................................................................. 444
LITERATURVERZEICHNIS ............................................................................................................................... 444
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Vorwort
Der Autor distanziert sich ausdrücklich von Passagen, die im Sinne des
§111 deutsches StGB bzw. des § 281 f österreichisches StGB
interpretiert werden könnten. Eine Aufforderung zu strafbaren oder
sittenwidrigen Handlungen ist keinesfalls gewollt oder beabsichtigt.
Die entsprechenden Texte dienen lediglich der Information im Sinne
des demokratischen Selbstbestimmungsrechts und im Rahmen der
Freiheit des Individuums unter Ausschöpfung der gesetzlichen
Möglichkeiten.
Alle Ratschläge und Tipps in diesem Buch wurden vom Autor
sorgfältig geprüft und von Ihm oder anderen auch ausprobiert. Eine
Erfolgsgarantie wie auch eine allfällige Haftung des Autors oder des
Verlags für Schäden irgendwelcher Art ist ausgeschlossen.
Es ist Anfang Dezember 2013. In Warschau hat der Welt-Klimagipfel
stattgefunden. Zeitgleich taut in Sibirien erstmals der
Dauerfrostboden, über die Philippinen fegte ein mörderischer Taifun.
Die Erde pfeift möglicherweise schon aus ihren letzten Löchern.
Teilnehmer aus fast allen Staaten der Welt konferierten zum Thema
„Rettung unserer Erde“. Sponsoren waren Fluggesellschaften und
Atomkraftwerksbetreiber. Passieren wird genauso viel wie zuvor im
Jahre 2011. Damals wurde eine „politische Schlusserklärung zur
Zukunft des weltweiten Klimaschutzes“ abgegeben. Maßnahmen
seither: Keine.
Gleichzeitig werden Zeitungsredaktionen mit Agenturmeldungen
zugemailt, denen zufolge Thunfische und Makrele in den Weltmeeren
„verschwinden“ würden. Deren Population sei in den vergangenen 50
Jahren um 60 Prozent (!) geschrumpft, so ein internationales
Forscherteam.
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Gegenwärtige weltweite Hauptsorge aller Politiker ist die
Beschaffung von Geld. Geld, das durch Steuereinnahmen aus dem
ohnedies bereits leidgeprüften Volk beschafft und mit dem Zinsen für
Schulden der Staaten – allesamt bei privaten Banken – bezahlt
werden sollen. Anstatt das italienische Volk endlich aus dem
Würgegriff der Kreditmoloche zu befreien, wird diesem ein Sparpaket
durch die Sozialministerin Elsa Fornero präsentiert – und das Ganze
tatsächlich unter Tränen (!).
Das Buch ist keine Aufforderung an Sie als Leser, Ihre Arbeit auf der
Stelle niederzulegen. Allerdings ist es auch nicht gerade eine
Hetzschrift gegen HARTZ-IV-Bezieher. Es ist zunächst einmal eine
nüchterne Betrachtung der Situation, in der sich die meisten
Menschen derzeit befinden.
Ich will mit diesem Werk keinesfalls politische Stimmung erzeugen.
Das Primat der Politik hatte die letzten Jahrzehnte genug Zeit und
Gelegenheit, für seine Wähler etwas zu tun. Was aber seitens der
Politiker tatsächlich getan (und unterlassen) wurde und wessen
Interessen bestimmt vertreten worden sind, kann jedermann
tagtäglich mit freiem Auge sehen.
Auch denke ich nicht im Entferntesten an eine Revolution. Eine
Revolution ist immer ein Kampf zwischen zwei Systemen. Eines
davon, nämlich das stärkere, wird siegen. Aber nur so lang aufrecht
erhalten werden können, bis es von der nächste Revolution abgelöst
wird. Aktuellstes Beispiel in der Welt: Libyen.
Gewalt ist niemals eine Lösung, sondern endet irgendwann immer als
Eigentor. Jede Handlung Unzufriedener, die über demokratische
Methoden hinausgeht, kann von den Behörden als „Extremismus“
oder gar „Terror“ eingestuft werden und wird unweigerlich zu einer
stärkeren Kontrolle des Einzelnen führen.
Ich unterstütze auch keinen „harmlosen Kampf“ wie etwa gewaltfreie
politische Forderungen z. B. nach mehr Arbeitsplätzen, höheren
Löhnen oder nach mehr erschwinglichen (meist hässlichen)
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Wohnungen. Hingegen zolle ich jedem Respekt, der die leeren
Versprechungen der Politiker ignoriert und stattdessen eigene
Maßnahmen für sich selbst, seine Familie oder seine Freunde setzt.
Gegenstand dieses Buches ist ausschließlich die Revolution am
eigenen ich. Veränderungen, vorzunehmen nur bei uns selbst. Ohne
organisierte Mitstreiter und ohne Regeln. Das bestehende politische
System braucht weder bekämpft, noch unterstützt zu werden. Denn
unsere eigene Energie dürfen wir legitimerweise für uns selbst in
Anspruch nehmen, um unser persönliches System zu schaffen. Frei
nach Orwells „Farm der Tiere“: Warum sollen wir schuften, damit sie
im Luxus leben?
Ich nehme – bitte sehr – keine Rücksicht auf wirtschaftliche
Lehrmeinungen oder auf ideologische oder politische
Machtverhältnisse. Denn ich bin Buchautor und genieße die Freiheit,
die Dinge so zu beschreiben, wie ich sie sehe. Und dabei berufe ich
mich in Österreich auf Art. 13 StGG, in Deutschland auf Art. 5 GG und
europaweit auf Art. 10 der Europäischen Menschenrechtskonvention.
Außerdem habe ich ein berühmtes Vorbild:
„Wenige sind imstande, von den Vorurteilen der Umgebung
abweichende Meinungen gelassen auszusprechen; die meisten sind
sogar unfähig, überhaupt zu solchen Meinungen zu gelangen.“
(Albert Einstein, 1879-1955, internationaler Physiker und
Nobelpreisträger)
Und ich gehöre zu diesen Wenigen.
Ich rede in diesem Buch ausschließlich von Fakten und von
Zuständen. Ohne Wenn und Aber. Ich stelle keine direkten
Schuldzuweisungen auf, sondern versuche lediglich gemäß dem Yin-
Yang-Prinzip aufzuzeigen, dass jede negative Seite auch eine Positive
kennt. Die positive Seite soll allerdings ausschließlich einen Nutzen
für Sie als Leser haben.
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Ich richte mich mit diesem Buch exklusiv an das Individuum, an den
Einzelnen, der sich sein Leben verbessern möchte oder sich seine
eigene Welt bauen will. Und das ist ja wohl jedermanns Recht!
Allen Politikern, die sich bemüßigt fühlen, einzelne Aussagen aus
diesem Buch herauszunehmen und für parteipropagandistische
Zwecke zu verwenden, sei gesagt: “Lasst euch selbst etwas einfallen!“
Denn ich brauche keine „Mitstreiter“ und keine Sympathisanten. Ich
will auch niemanden (von den Politikern) befreien, ich will keine
„Befreiungsbewegung“ im klassischen Sinne ins Leben rufen. Von
politischen Parteien lasse ich mich nicht vereinnahmen.
Und wenn ich gefragt werde, ob ich die Welt verbessern will, dann ist
ein „Ja“ die Antwort. Allerdings nur die unmittelbare Welt meiner
Leser.
„Jeder Mensch hat die Chance, mindestens einen Teil der Welt zu
verbessern, nämlich sich selbst.“
(Paul de Lagarde, 1827-1891, Kulturphilosoph und Orientalist)
Die Wege, die ich weise und schon gegangen bin, gelten nur für
Einzelwelten. Nicht für Regierungen, politische Parteien oder deren
Vorfeldorganisationen. Und ich zeige bloß Möglichkeiten auf, wie sich
der einzelne Leser seine eigene Lebensqualität erheblich verbessern
kann. Aufrufe und Manipulationen überlasse ich politischen Parteien,
im Rahmen derer sich „Idealisten“ nach Herzenslust engagieren und
in den Wahlkampf ziehen, sich über ein paar Stimmen freuen können
um spätestens bei der übernächsten Wahlperiode enttäuscht
festzustellen, dass sich nichts geändert hat.
In diesem Buch beschreibe ich Alternativen, wie Sie sich psychisch
wie physisch aus dem Würgegriff der Politik, des Konsums und der
damit verbundenen Verpflichtung, eine Tätigkeit zu verrichten, die
Sie nicht länger verrichten wollen, lösen können. Und wie Sie sich von
allen anderen Sachen befreien können, die nach näherer Betrachtung
eigentlich nicht nur total sinnlos sind, sondern auch die Ursache für
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ein unglückliches Leben, das viele von uns führen, darstellen.
Robert Urban
www.scheissdrauf.org
Zwei Kisten als Grundlage für dieses Buch
Über vier Jahre lang habe ich Informationen aus zwei
Hauptkategorien gesammelt und in zwei Kisten abgelegt. Die
unzähligen Bücher, die ich in dieser Zeit gelesen habe, finden Sie
unter den Literaturhinweisen am Ende des Buches.
Die erste Kiste umfasst alle Informationen, Daten und Unterlagen, die
sich – wenn auch nur im Entferntesten – damit beschäftigen, wie sehr
wir im Hinblick auf unser Konsumverhalten, unsere Lebensweise und
unsere Meinung manipuliert werden. Und zwar ausschließlich zu
unserem Nachteil und zum Vorteil einer Lobby, die damit gewaltiges
Geld verdient.
Zu dieser Sammlung gehören auch bestimmte Aussagen von
Politikern und wirtschaftlichen Entscheidungsträgern. Aussagen,
deren Tragweite und Hintergründe erst nach einiger Zeit erfassbar
sind. Aussagen, welche dann aber erschreckende Aufschlüsse über
die wahren Interessen dieser Herrschaften liefern.
Auf die erste Kiste schrieb ich mit einem dicken Filzstift die Worte
„Augen öffnen!“ Und mit einem dünneren Kugelschreiber darunter:
„Wenn ihr eure Augen nicht gebraucht, um zu sehen, werdet ihr sie
brauchen, um zu weinen.”
(Jean Paul Sartre, 1905-1980, französischer Schriftsteller und
Philosoph)
Die zweite Kiste nannte ich wieder mit dickem Filzstift einfach nur
„Handeln!“, während ich mit dem Kugelschreiber das folgende Zitat
darunter schrieb:
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„Es ist nicht genug zu wollen, man muss es auch tun!“
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Gelehrter und
Vielschaffender)
Dort legte ich alle jene Hinweise und Botschaften ab, die mich durch
das Durchblättern von Zeitungen, durch Recherchen im Internet und
nach Gesprächen mit Insidern erreichten und eine Erleichterung und
Verbesserung des Lebens erzielen sollen. Gemäß dem Grundtenor:
„Energie, die wir nicht verbrauchen (verschwenden), müssen wir
auch nicht erzeugen“. Oder analog: „Geld, das wir nicht vergeuden,
müssen wir auch nicht verdienen“.
Ratgeber dieser Art finden ihren Ursprung in der Frühneuzeit. Unter
dem Begriff „Hausväterliteratur“ wurden Lehrbücher für die geistige
Oberschicht der Landwirtschaft herausgegeben. Diese Werke
behandelten die menschlichen Beziehungen untereinander sowie
Tätigkeiten im Haus. Praktische Anleitungen (Führen von
Haushaltsrechnungen, Gartenbau, Seidenraupen-, Bienen- und
Fischzucht, Weinbau, Kochen, Backen und Brauen, etc.) waren auch
dabei. Erstes berühmtes Buch war das „Oeconomia ruralis et
domestica oder Haußbuch“ von Johann Coler, das bereits 1604
erstmals verlegt wurde und in 14 Auflagen erschien.
Die Hausväterliteratur wurde zu diesem Zeitpunkt nicht neu
erfunden, sondern aus Quellen der griechischen Philosophie (z.B.
„Werke und Tage“ von Hesion aus dem 8. Jahrhundert. v. Chr.), der
römischen Agrarlehre (z.B. „Oikonomikos“ von Xenephon um 400 v.
Chr.) sowie aus Schriften über den christlichen Hausstand
zusammengetragen (Kompilationsliteratur).
In der Monarchie schrieb Katharina Prato (1818-1897) das wohl
berühmteste Kochbuch ihrer Zeit, „Der große Prato“, dass insgesamt
millionenfach verlegt wurde. Darin waren bereits umfangreiche
Ratschläge darüber zu finden, wie man für wenig Geld schmackhaftes
Essen zubereiten konnte. In weiteren Büchern gab sie umfassendes
Wissen für die Einrichtung, Erhaltung und Mäßigkeit (Sparsamkeit)
des Haushalts einer bürgerlichen Familie weiter.
13
Im Jahre 1866 verfasste die Russin Helene Molochowetz das bis
heute geniale Werk „Geschenk für die junge Hausfrau oder Mittel zur
Verringerung der Haushaltsausgaben“, das sie selbst ins Deutsche
übersetzte. „Die Zeit der Unerfahrenheit kommt oft und besonders
jungen Hausfrauen teuer zu stehen“, ist im Vorwort zu lesen. Die
Autorin rechnete damals schon auf den Rubel genau die Kosten der
jeweiligen Speise aus. Molochowetz war übrigens auch die erste
Kochbuch-Autorin, die mit exakten Maßeinheiten und
Mengenangaben arbeitet.
Eine digitale Version ihres berühmten Werkes kann man – neben
vielen anderen interessanten Büchern – auf der Homepage der
Landes- und Universitätsbibliothek (digital.slub-dresden.de) Dresden
downloaden.
Kurz: In der ersten Kiste sammelte ich alles Negative, in der zweiten
alles Positive.
Nach diesen beiden Hauptkategorien ist auch dieses Buch aufgebaut.
Es zeigt, wie wir verarscht werden. Es bietet praktische und
umsetzbare Vorschläge, wie man nicht die Welt, aber sein eigenes
Leben – und somit seine eigene Welt – verändern kann, indem man
sich mit geöffneten Augen von den Zwängen gleich oder sukzessive
befreit.
Ziel dieses Werkes ist es, Ihnen Klarheit über Ihre Lebensweise zu
verschaffen und Ihnen zu größerer Freiheit zu verhelfen. Wie groß
diese sein wird, liegt in Ihrem Ermessen. Ich zeige nur einige
Möglichkeiten auf. „Scheiß drauf!“ ist keine Anleitung zum Nichtstun,
sondern ein Sprungbrett zu einem unabhängigen und glücklichen
Leben.
In diesem Buch wird weder die Armut als Lebensstil glorifiziert noch
das Geld als etwas Schlechtes dargestellt. Geld ist neutral. Es ist
weder gut noch böse. Eine bescheidene Lebensweise und das
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Verdienen von Geld, sogar von viel Geld stehen in keinerlei
Widerspruch zueinander.
Geld sollte nicht als Lebensinhalt betrachtet werden, sondern als
Mittel zum Zweck, quasi als „Werkzeug“. Unser Fokus sollte auf den
wichtigen und schönen Dingen des Lebens liegen. Träume,
Leidenschaften und Nahrung für die Seele anstatt Stress, Gier und
Karrierestreben. Ein akzeptables Einkommen lässt sich – unabhängig
von einem festen und „sicheren“ Arbeitsplatz – jederzeit und überall
erzielen. Zahlreiche Beispiele finden Sie in diesem Buch. Die Freiheit
liegt nicht darin, am meisten zu besitzen, sondern am wenigsten zu
brauchen. Unabhängig und dennoch glücklich zu sein. Ohne Sorgen
und Schulden. Innerer und äußerer Wohlstand haben weniger mit
Vermögen und Bargeld zu tun, als gemeinhin angenommen.
Bestell-Link: http://www.epubli.de/shop/buch/SCHEISS-DRAUF-Robert-Urban-9783844232196/32528
16
Dieses Buch ist
- eine Analyse der bestehenden gesellschaftlichen Situation,
- eine Sammlung von Optionen, um die konkrete Situation des
Lesers zu verbessern,
jedoch:
- kein politisches Manifest,
- kein Aufruf zum Ungehorsam oder zu Gesetzesbruch,
- keine Verherrlichung von Armut, Arbeitslosigkeit oder
Gleichgültigkeit,
- keine Forderung an Regierungen oder Politiker, sondern für die
Leser ein Hinweis, legal und stillschweigend das bestehende
System auszunutzen, indem sie nichts tun, was sie nicht tun
müssen, aber das tun, was sie tun können, solange es gesetzlich
erlaubt ist.
Dieses Buch ist für
- Menschen, die die Schnauze voll haben,
- Menschen, die aus dem Hamsterrad ausbrechen wollen,
- Menschen, die sich dem Würgegriff der Konzerne und der
Politik entziehen wollen,
- Menschen, die auf der Suche nach einer individuellen
Lebensform sind,
- Menschen, die eigen- statt fremdbestimmt leben wollen,
- Menschen, die sich nicht mehr länger von Besserverdienern
demütigen lassen wollen,
- Menschen, deren Leben ohne Arbeit plötzlich leer geworden ist,
die das aber als Chance sehen wollen.
17
Dieses Buch ist nicht für
- Menschen, die aus dem Inhalt dieses Buches politisches Kapital
schlagen wollen,
- Menschen, die mit ihrer beruflichen und sozialen Situation
vollkommen und restlos zufrieden sind und keinerlei
Änderungsbedarf haben,
- Menschen, die so unverrückbar in ihren Ansichten und
Meinungen festgefahren sind, dass jeglicher Hinweis von außen
von vorneherein zum Scheitern verurteilt ist.
Keine zwei Menschen auf dieser Welt sind gleich. Deswegen wird es
auch keine zwei Leser geben, die aus dieser Lektüre exakt dieselben
Schlüsse ziehen oder zu einer völlig konformen Ansicht gelangen.
Meine Bitte: Sollten Sie mit der einen oder anderen vorgetragenen
Anschauung nicht übereinstimmen, dann legen Sie dieses Buch nicht
sofort weg. Gehen Sie in sich und prüfen Sie, ob Ihr Standpunkt
überhaupt Ihrer Meinung entspricht oder ob Sie eine Fremdmeinung
ungeprüft übernommen und dadurch ein Vorurteil gebildet haben.
Auch festgefahrene Meinungen lassen sich ändern, wenn man
versucht, den Sachen auf den Grund zu gehen. Wir wurden und wir
werden laufend manipuliert – aber nur, solange wir es zulassen.
Einleitung
„Die Welt ist mit so vielen Dingen gefüllt, dass wir alle glücklich wie
Könige sein sollten.“
(Robert Louis Balfour Stevenson, 1850-1894, schottischer
Schriftsteller) Wir alle könnten ein Paradies auf Erden haben. Die Erde ist ein im
wahrsten Sinne des Wortes wunderbarer Planet. Reich an Wasser,
reich an fruchtbarem Land und eingehüllt in eine für uns gute und
gesunde Atmosphäre. Vom Mond aus blau glänzend, schwebt die
Erde scheinbar mühelos durch das Universum und wird von einer
18
schier unerschöpflichen Energiequelle gespeist – unserer Sonne. Alle
pflanzlichen und tierischen Nahrungsmittel in der für den Menschen
gesündesten Form, die beste Luft zum Atmen, alles ist nicht nur
ausreichend, sondern im Überfluss vorhanden. Platz für alle
Bewohner dieser Erde, genug Land. Jede Familie könnte sich einen
Palast bauen, es ist genug Baumaterial vorhanden.
Doch was haben die Menschen getan? Exakt auf den Punkt gebracht
hat dies der Dalai Lama:
Der Dalai Lama und sein Paradoxon
„Das Paradox unserer Zeit:
Wir haben größere Häuser aber kleinere Familien;
mehr Annehmlichkeiten, aber weniger Zeit.
Wir haben mehr Diplome aber weniger Verstand;
mehr Wissen aber weniger Urteilsvermögen;
eine bessere Medizin aber eine schlechtere Gesundheit.
Wir sind den ganzen Weg bis zum Mond und wieder zurück gereist,
aber wir haben Schwierigkeiten, die Strasse zu überqueren,
um unsere neuen Nachbarn zu begrüßen.
Wir haben bessere Computer entwickelt,
die immer mehr Informationen speichern können,
um mehr Kopien zu erzeugen, denn je zuvor,
aber wir kommunizieren weniger.
Wir sind weit gekommen in Sachen Quantität aber nicht in Qualität.
Es ist eine Zeit von hastigem Essen, aber langsamer Verdauung;
großer Menschen aber von kleinem Charakter;
riesiger Gewinnen aber oberflächlichen Beziehungen.
19
Es ist eine Zeit in der viel im Schaufenster ist, aber nichts im Zimmer.“
(Dalai Lama der 14., geb. 1935, höchster Trülku Tibets)
Hat der buddhistische Meister nicht recht? Da sitzen krawattierte
Menschen bei herrlichem Badewetter in klimatisierten Büros und
verwalten sich gegenseitig zu Tode. Sie tragen Kleider, die in der
dritten bzw. vierten Welt in Kinderarbeit hergestellt werden, aber sie
setzen sich vehement für Gleichberechtigung ein. Sie freuen sich auf
eine Pension, die sie möglicherweise gar nicht mehr, nur mehr
verarmt oder schwer krank erleben werden. Diese Pension müssen
ihre Nachkommen aber erst erarbeiten, weil die Regierungen ihre
Beiträge bereits veruntreut haben und dies dann noch als „Umlagen-
System“ oder „Generationenvertrag“ bezeichnen. Politiker (fast) aller
Länder sind von internationalen Konzernen abhängig und laufen den
Finanzmärkten hinterher anstatt Kontrolle auszuüben und zu
regieren.
Wertvolle Natur ist bereits zerstört und die Vernichtung von
Lebensräumen schreitet weiterhin zügig voran. Konzerne und die von
ihnen abhängigen Politiker (das sind nahezu alle, die etwas zu sagen
haben) lernen weder aus der Vergangenheit noch aus der
Gegenwart. Man möchte annehmen, sie hätten eine zweite Erde als
Reserve zur Verfügung. Wäre die Erde eine Bank, wüssten sie
hingegen sofort eine Lösung, die fortschreitende Zerstörung zu
stoppen.
Aus Profitgier – und nicht aus der Notwendigkeit der
Energieversorgung – wird z.B. im türkischen Ilisu ein Staudamm
gebaut. Ohne mit der Wimper zu zucken, nimmt die türkische
Regierung hin, dass 400 Kilometer des Tigris, und das damit
verbundene Ökosystem – Lebensraum für zum Teil weltweit
bedrohte Arten – sowie über 200 bekannte archäologische
Fundstätten aus 10.000 Jahren Menschheitsgeschichte – darunter die
berühmte antike Stadt Hasankeyf – zerstört werden und Zigtausende
von Menschen ihre Heimat verlassen müssen.
20
Im Herzen Amazoniens wird der Belo-Monte-Damm gebaut, wodurch
1.500 km² Regenwald zerstört und 40.000 indigene Ureinwohner, die
bis heute noch nie mit der westlichen Welt in Berührung gekommen
sind, vertrieben werden. Auf den gerodeten Feldern werden
Gentechnik-Plantagen errichtet. Voith-Hydro, Siemens und andere
sind an diesem Bauprojekt beteiligt, im Zuge dessen bereits eine
Regenwald-Aktivistin ermordet wurde. Und die neueste Meldung zu
Redaktionsschluss: In Rumänien hat man am Fuß der Karpaten schon
vor Jahren ein umfangreiches Gold- und Silber-Vorkommen
gefunden. Bisher wurde ein Abbau, bei dem riesige Mengen
hochgiftiger Schlacken und Schlämme anfallen und die Gegend über
Jahrzehnte unbewohnbar machen, erfolgreich verhindert. Doch
nachdem das Fördervolumen einen Wert von 18 Milliarden Euro
darstellt, ist der rumänische Präsident Traian Basescu plötzlich
einverstanden. Er ließ bereits den Denkmal- und Naturschutz für
diverse Objekte aufheben und „freut sich über viele neue
Arbeitsplätze“.
Genießbare Lebensmittel werden tonnenweise im Müll entsorgt. Und
es stört uns nicht im Geringsten, dass neben uns Menschen leben, die
im Mist nach Nahrungsmitteln suchen müssen. Als Konsumenten und
Wähler sind wir Teil eines Systems, dass die Überproduktion von
Lebensmitteln billigt. Genauso wie die Industrie, der Handel und die
Politik. Im Hausmüll finden sich rund 15Prozent originalverpackter
Lebensmittel. Durchschnittlich landen in Europa neunzig Millionen
Tonnen genießbarer Lebensmittel pro Jahr im Müll.
Von den Essens-Abfällen Europas könnten die Hungernden dieser
Erde viermal satt werden. Auf LKWs verladen würde die Kolonne fast
einmal um den Globus reichen.
Am Horn von Afrika sind Hunderttausende auf der Flucht. Bis Mitte
2011 sind dort gleich zwei Regenzeiten ausgefallen, das gesamte
Weideland ist durch die Dürre vernichtet. Der wochenlange Marsch
endet für viele mit dem Tod durch Erschöpfen, Verhungern oder
Verdursten, Kinder werden von Löwen oder Hyänen gefressen. Im
weltgrößten Flüchtlingslager sitzen 400.000 (!) Menschen. Und
21
gleichzeitig werden -zig Milliarden Euro nach Griechenland
überwiesen, damit dieser Staat nicht nur seine laufenden Zinsen bei
privaten Banken bezahlen, sondern auch noch 400 amerikanische
Kampfpanzer bestellen kann.
Ein kleiner Landwirt, der die Menschheit mit Lebensmitteln versorgt,
verdient – wenn überhaupt – gerade einmal so viel, dass er sich über
Wasser halten kann. In der Finanzwirtschaft werden Millionen
verdient. Statt realer Produkte werden dort Papiere hin und
hergeschoben, bzw. heutzutage nur mehr Mails gesendet.
Großkonzerne bezahlen keine oder zum Teil nur sehr geringe
Steuern, Klein- und Mittelbetriebe stöhnen unter der Steuerlast.
Einzelunternehmen sind davon besonders arg betroffen. „Selbst
schuld!“, sagt sogar der Staat. In der Dokumentation „Die Fahnder“
des österreichischen Senders ATV wurde ein Finanzbeamter
präsentiert, der mit seinen Leuten ein kleines Lokal, einen Ein-Mann-
Betrieb unter die Lupe nahm und den letzten Rest an Bargeld
pfändete, wodurch für die Wirtin nicht einmal mehr ein
Wareneinkauf möglich war. Auf die Frage des Reporters, ob er mit
der Betreiberin, die täglich 16 Stunden in ihrem Lokal arbeiten muss,
Mitleid hätte, meinte dieser sinngemäß nur, dass man wissen müsse
was auf einen, wenn man so ein Geschäft betreibt, zukommen kann.
Der Mensch in der heutigen Gesellschaft ist vom wahren Glück sehr
weit entfernt. Traurigkeit, Melancholie und furchtbare Leere in den
Tiefen der Seele. Der Preis für das Freizeitvergnügen, welches zum
Ausgleich für die eintönige Arbeit notwendig ist, ist hoch.
Die meisten von uns Menschen leben in einer Hölle aus Angst,
Konsum, Sucht, Schuld und Fremdbestimmung usw. Besonders der
Grad der Abhängigkeit und der Resignation gegenüber Banken,
Konzernen und Politikern hat ein Höchstmaß erreicht. Jeden Tag
begegnen uns aufs neue Ohnmacht, Aggression, Trägheit, Brutalität,
Hass, Abgestumpftheit, Unwissenheit, Schüchternheit, Dummheit,
Verwirrung und dergleichen. Wir gucken uns stundenlange TV-
22
Übertragungen von Hochzeiten oder -herzzerreißende Liebesfilme an
und sitzen einsam und verlassen zu Hause.
Angenommen es würde tatsächlich menschenähnliches Leben auf
einem anderen Planeten geben, jeder Außerirdische, der auf die Erde
zu Besuch kommt, diese herrlichen Schätze und Ressourcen sowie
das Tausende Jahre alte Wissen des Menschen sieht, würde über
unsere Untätigkeit und unsere Teilnahmslosigkeit nur den Kopf
schütteln, in sein UFO steigen und sofort wieder heimfliegen.
Jede auch nur ansatzweise intelligente und wache Gesellschaft würde
sofort alles in ihrer Macht liegende unverzüglich unternehmen um
gemeinsam die immer stärker voranschreitende Zerstörung unseres
Planeten, den Zustand von Gewalt und Krieg zu ändern, anstatt vor
dem Fernseher zu sitzen und sich alle paar Jahre mit einem Kreuz auf
einem Stimmzettel zu begnügen.
Einige wenige haben das System durchschaut
Die Einteilung der Menschheit in Arbeitnehmer und Arbeitgeber
scheint hinlänglich überholt zu sein. Da würde heute schon die eher
zutreffende Definition von „Kapital“ und „Arbeit“ nach Karl Marx
oder Friedrich Engels wieder eine Renaissance erleben.
Aber auch die Einteilung der Bevölkerung in Arm und Reich ist
genauso absurd wie etwa eine Beurteilung nach „klug“ und „dumm“.
Tatsächlich lässt sich die Bevölkerung heute am sinnvollsten in zwei
Gruppen unterscheiden: In jene, die die Regeln, nach denen heute
gespielt wird, durchschaut haben, und in solche, die an jene, von
„oben“ vorgegebenen Regeln (noch) glauben und in ihnen zu ihrem
eigenen Nachteil leben.
Nur einige wenige haben das System bereits durchschaut. Sie
glauben nicht an den demokratischen Weihnachtsmann und an das
Gute in der Politik. Sie haben erkannt, dass unsere Gesellschaft aus
drei Schichten besteht. Die oberste Klasse zahlt keine Steuern und
23
bereichert sich ohne Unterlass. Dafür wurden und werden Gesetze
geschaffen, die genau diesen Herrschaften von Nutzen sind. Die
Mittelklasse ächzt unter der erdrückenden Steuerlast, die sie alleine
zu tragen hat. Und die Unterschicht ist der Oberschicht absolut
willkommen, denn sie soll für die Mittelklasse ein lebendes Mahnmal
sein, nicht in die Unterschicht abzugleiten. Deswegen wird die
Unterschicht auch geschickt gegen die Mittelschicht ausgespielt
(„Die Arbeitslosen leben auf unsere Kosten …“) und der auf private
Schulden aufgebaute Konsum der Mittelschicht als „Reichtum“ und
„Wohlstand“ dargestellt. Warum dieser „Wohlstand“ nicht glücklich
macht und wer in Wirklichkeit auf wessen Kosten lebt, erfahren Sie in
einem späteren Kapitel.
Auf Andersdenkende, also solche, die aus der öffentlichen Meinung
„ausgetreten“ sind, saust die Moralkeule nieder. Jedem, dem auffällt,
dass hier etwas nicht ganz stimmt, wird als
„Verschwörungstheoretiker“ abgestempelt.
Doch was hat es mit einer Verschwörung zu tun, wenn man
feststellen muss, dass:
• die heimische Landwirtschaft zu Gunsten der
Nahrungsmittelkonzerne und internationalen Gentechnik nach
und nach in den Ruin getrieben wird,
• es insgesamt rund 5.000 verschiedene Sorten von Kartoffeln
und 20.000 (!) Sorten von Tomaten gibt, in den uns
zugänglichen Supermärkten, aber nur drei oder vier davon zu
finden sind,
• Millionen Tiere über tausende Kilometer auf Europas Straßen
transportiert werden, Schafe verdursten, Schweine sich
gegenseitig totbeißen,
• Bienen und Hummeln, die lebensnotwendig für die Bestäubung
von Pflanzen und damit für ein Drittel der Weltnahrung sind, zu
Milliarden verschwinden; als Ursache konnte bereits ein
Pestizid nachgewiesen werden konnte; anstatt eines Verbotes
wurde jedoch lediglich von der EU ein „Forschungsinstitut für
Bienenkunde“ eingerichtet,
24
• trotz aller klimatischer Veränderungen und aller in letzter Zeit
abgelaufener katastrophaler Ereignisse beim Weltklimagipfel
2011 in Durban es die Nationen gerade einmal fertig gebracht
haben, bis 2015 ein Abkommen auszuarbeiten, welches 2020 (!)
in Kraft treten wird, um unseren Planeten zu retten,
• die Armutsschere immer weiter aufgeht – die Armen immer
ärmer und die Reichen immer reicher werden,
• sich Politiker zwar vom Volk „wählen“ lassen, doch in
Wirklichkeit ausschließlich die Interessen der Konzerne
vertreten,
• Militärverbündete im „Kampf gegen den Terrorismus“
wohlhabende und funktionierende Länder unter Hinweis auf die
Existenz von Atombomben überfallen und sich das später als
bloßer Vorwand heraus stellt,
• durch die immer stärker werdende Verarmung ohnedies
benachteiligter Bevölkerungsschichten Bürgerkriege in Kauf
genommen werden,
• Panikmeldungen über Vogel-, Schweine-, und sonstige Grippen
mit Hilfe der Massenmedien und politischer
Entscheidungsträger im Gesundheitsbereich lanciert werden,
alle Epidemien aber ausbleiben und einige Wenige an
Medikamenten und Schutzmasken ein Vermögen verdienen,
• etwa 80 Prozent der im herkömmlichen Handel erhältlichen
„Lebensmittel“ denaturiert (raffiniert, pasteurisiert, etc.) und
mit Geschmacksverstärkern, Süßstoffen und „Zusätzen“
angereichert sind, natürliche Nahrung hingegen schwer
erhältlich ist und das Fünffache kostet.
• Väter und Mütter auf die Frage, was das Wichtigste in ihrem
Leben wäre, gerne „meine Kinder!“ antworten; anstatt jedoch
mit ihnen Zeit zu verbringen, lieber im Büro arbeiten.
• Im Jahre 2011 am Horn von Afrika 12 Millionen Menschen
Hungerqualen leiden und dringend Hilfe benötigen, während
die EU mehr als hundert Milliarden Euro nach Griechenland
schickt, damit die dortige Regierung Zinsen für Bankschulden
bezahlt und Panzer kauft,
25
• 240 Millionen Tonnen Kunststoff pro Jahr produziert wird, der
bis zu 500 Jahre in Böden und Gewässern überdauert und unser
Hormonsystem schädigt,
• es trotz des Vorhandenseins von 27 Gesundheitsministern in
der EU es bis ins Jahr 2011 dauerte, bis auf private Initiative hin
das hochgiftige Hormon „Bisphenol Aceton (BPA)“ aus
Kinderschnullern und –Fläschchen endlich verbannt wurde.
Eine utopische Geschichte
Stellen wir uns einmal folgende Utopie vor: Die reichsten und
mächtigsten Menschen auf dieser Welt halten eine Konferenz ab. Es
geht hauptsächlich um die Frage, wie man die breite Masse durch
eine Erhöhung der Arbeitsleistung besser ausbeuten und
kontrollieren bzw. manipulieren kann.
Einer der Konferenzteilnehmer: „Der Hamster, der angetrieben
werden soll, darf auf keinen Fall merken, dass er im Hamsterrad läuft.
Die Masse muss daher unbedingt am Nachdenken gehindert, sie
muss abgelenkt werden. Dafür haben wir die Unterhaltung, den
Konsum, die von uns gesteuerte öffentliche Meinung, und wenn alles
nicht mehr hilft, unsere Politiker, die die Gesetze in unserem Sinne
verfassen.“
Ein anderer Konferenzteilnehmer: „Ich habe eine bessere Idee. Wir
werden das primitive Volk in mehrere Gruppen teilen. Divide et
impera! – also: Teile und herrsche! Dies war schon die Taktik der
alten Römer. Die größte Gruppe wird jene der Arbeiter sein. Die
Entlohnung darf aber – in diesem Punkt müssen wir alle
zusammenhalten, aber Gott sei Dank haben wir unsere
Gewerkschaften – nur gerade mal ausreichend für die Existenz sein.“
Einer lacht: „Mit den Gewinnen, die unsere Konzerne machen,
könnten wir theoretisch einem einfachen Arbeiter ein Gehalt von
20.000 Euro pro Monat bezahlen. Doch die Löhne müssen genau so
liegen, dass sie nach viel aussehen, es jedoch niemals einen Weg in
die Freiheit geben kann. Ernst zu nehmende Ersparnisse, die das
ermöglichen könnten, dürfen nicht angesammelt werden.“
26
Ein anderer: „Die dürfen ihr Hamsterrad nie verlassen, sonst ist unser
System gefährdet. Gott sei Dank haben wir ja unsere Werbeindustrie.
Schon jetzt landet fast ein Drittel der gekauften Lebensmittel auf dem
Müll. Unsere Hamster kaufen, kaufen und kaufen. Aber sie müssen
sich immer mehr verschulden, damit es keinen Weg mehr zurück
gibt.“
Ein anderer: „Ein Teil der Hamster sollte arbeitslos bleiben. Als
abschreckendes Beispiel, damit die Angestellten in der Angst leben,
ihre Arbeit zu verlieren. Und die Arbeitslosen und die Arbeitenden
müssen wir dann gegeneinander ausspielen. Das geht am
Einfachsten, indem wir die Parole ausgeben, dass die Arbeitslosen
Schmarotzer sind und auf Kosten der arbeitenden Steuerzahler leben.
Die Leute ohne Arbeit werden den Arbeitenden mit Argwohn und
Neid begegnen. Außerdem werden wir die Anzahl der Leiharbeiter
erhöhen, damit der Unsicherheitsfaktor gut raus kommt.“
Ein anderer: „Und bestimmten Vertrauensleuten werden wir die
Aufgabe übertragen, die Hamster zu überwachen, zu motivieren und
zu manipulieren.“
Ein anderer: „Wir dürfen aber zur Abrundung unseres Planes nicht
vergessen, einen Keil zwischen Mann und Frau zu treiben. Wir führen
den Frauen vor Augen, wie sie seit eh und je unterdrückt werden und
machen ihnen Männerarbeit und Karriere schmackhaft. Neue
weibliche Hamster. Freiwillige.“
„Meine Herren, wir brauchen eine neue Grippe. Wir haben bei der
Vogelgrippe so köstlich abgesahnt, es war eine geniale Idee“, wirft
einer ein. „Zur kurzfristigen Geldbeschaffung ja, doch wir sollten für
dauerhafte Gewinne die Anzahl der Diabetiker durch intensivere
Werbung für Fertigprodukte und zuckerhaltige Lebensmittel
erhöhen, damit wir dann mit unserem neuen Diabetes-Medikament
schön abcashen können“.
Die Sitzung wird unterbrochen. Es wird Kaviar, Champagner und
„Societin“ (eine ca. 100 x so teure Droge wie Kokain) angeboten. 20
Edelprostituierte betreten den Saal, damit sich die Herren eine
wohlverdiente entspannende Konferenzpause gönnen können.
Gott sei Dank ist das nur eine Fantasiegeschichte. Oder?
27
Teil I
Ist Arbeiten etwas für Dumme?
„Bin ich dumm, wenn ich noch arbeiten gehe?“, war die Schlagzeile
der „Bild“- Zeitung am 17.2.2010. Die Antwort auf die Frage gab sich
die Zeitung gleich selbst. Durch einen einfachen Vergleich. Ein
verheirateter Beschäftigter im Gastgewerbe, Vater von drei Kindern
(5, 10, 15 Jahre), verfüge im Durchschnitt über rund 1.490 Euro
brutto, so „Bild“. Davon blieben nach Abzug von Steuern und
Sozialabgaben 1.187 Euro netto. Zuzüglich 558 Euro Kindergeld
bekäme der Werktätige einen Monatslohn von rund 1745 Euro. Für
eine gleich aufgestellte HARTZ-IV-Familie käme samt
Wohnkostenzuschuss ein Betrag von 1.980 Euro heraus, so die
Zeitung.
Die Frage „Bin ich dumm, wenn ich noch arbeiten gehe?“ stellen sich
in der heutigen Zeit viele Menschen. Die Zeitungen – nach eigenen
Angaben am Puls der Volksmeinung – thematisieren diese und
ähnliche Fragen regelmäßig. Mit „Ja“ und „Nein“ sollte man hier nicht
vorschnell antworten. Es kommt auf die Beschaffenheit des einzelnen
Arbeitsplatzes, auf die Entfernung vom Zuhause, das Arbeitsklima,
die Attraktivität der Arbeit und letztlich auf die Bezahlung an. Eine
Arbeit, die Spaß macht und gleichzeitig fürstlich bezahlt wird, ist
heute selten geworden. Besonders ausschlaggebend ist die – meist
selbst geschaffene – Situation des arbeitenden Menschen (Schulden,
offene Kredite, etc.), aus der sich ableiten lässt, ob er arbeiten
„muss“, also der Arbeit nur der Existenz halber nachgeht, obwohl er
an jener der Arbeit zu Grunde liegenden Tätigkeit keinen Spaß hat.
28
Die Geschichte von Kevin und Alexius
Kevin
Kevin P., 36, Manager, steht morgens um 6 Uhr auf. Sein Wagen ist,
obwohl es sich um ein fast neuwertiges Leasingauto handelt – es
muss wohl ein Systemfehler sein – in der Werkstatt. Mies gelaunt
geht er zur U-Bahn. Aber was ist da passiert? Er kann sich gar nicht
mehr erinnern, wann er zuletzt mit der U-Bahn gefahren ist, es muss
gut 8 Jahre her sein. Er blickt in ausdruckslose, aggressive und
angewiderte Gesichter. Sollen das Menschen sein, die sich auf ihren
Tag freuen? Auf ihre viel gepriesene Arbeit? Wohl kaum!
Am liebsten würde er wieder aussteigen und einfach nach Hause
gehen ins traute Heim. Doch das ist unmöglich, denn er fürchtet um
seinen Arbeitsplatz, er kann nicht einfach zu Hause bleiben und sich
krank melden, denn er war eben erst im Krankenstand (Volksleiden
Nr. 1: Rückenschmerzen, der Arzt sagt es hätte psychische Ursachen).
Ohne Arbeitsplatz – kein Gehalt und ohne Gehalt kann er den Kredit
für sein Haus nicht abbezahlen. Dafür reicht HARTZ-IV nicht.
Augenblicklich ist ihm zum Kotzen zumute. Wie Schuppen fällt es ihm
von den Augen. Sein „trautes Heim“ ist eine reine Illusion, es existiert
nur, solange er aus dem Hamsterrad nicht ausbricht. Am Abend
kommt er vollkommen erschöpft von seiner eintönigen Arbeit nach
Hause.
Seine Frau ist verstört, denn sie hatte in ihrer Firma ihre eigenen
Probleme. Gespräch will sie keins mit ihm beginnen, da ist ihr eine
Sitcom im TV lieber. Die eheliche Kommunikation wurde in letzter
Zeit immer weniger, Sex gibt es sowieso nur mehr alle heiligen
Zeiten.
Also geht er zigarettenrauchend zu einer Sitzung der Ortsgruppe
seiner Partei, denn seine Kinder sollen es ja einmal besser haben.
Dort wird propagiert, dass es uns noch nie so gut ging wie heute, dass
29
wir noch nie freier gewesen sind, dass wir noch nie so viele Rechte
und noch nie einen größeren Wohlstand genossen haben. Zeit für
seine Kinder hat Kevin nur sehr wenig. Dafür haben sie das
modernste Handy, die teuerste Play Station und einen riesigen 3D-
Fernseher in Kinoqualität.
„Wie viele Fälle sehen wir im Leben, wo die Menschen wie verrückt
arbeiten und in Wirklichkeit erkennt man, dass die Angst sie treibt.
Wir sind eine Gesellschaft notorisch unglücklicher Menschen: einsam,
von Ängsten gequält, deprimiert, destruktiv, abhängig – Menschen,
die froh sind, wenn es ihnen gelingt, die Zeit totzuschlagen, die sie
ständig zu sparen versuchen.“
(Erich Fromm, 1900-1980, deutsch-amerikanischer Psychoanalytiker.
In:„Haben oder Sein“)
Alexius
Alexius K., 44, Sozialhilfeempfänger. Er steht gut gelaunt morgens
auf. Und zwar erst, nachdem er von selbst aufgewacht ist. Kein
Wecker, der ihn an herkömmlichen Tagen aus dem Schlaf reißt, keine
Albträume und Sorgen, die ihn vom Einschlafen bis zum Aufwachen
verfolgen. Alexius freut sich schon auf sein tägliches Morgenritual
oben auf der Dachterrasse. Sozialfall mit Dachgarten? Richtig gehört?
Ja. Alexius hat eine 60 m2-Wohnung im obersten Stock. Seine Miete
zahlt das Sozialamt. Schlechtes Gewissen hat er keins, denn er hat
aufgrund eigener Recherchen – fernab der „öffentlichen Meinung“ –
festgestellt, dass die Bundesrepublik gerade mehr Geld in den Sand
setzt, als sie für seine Wohnung ausgibt. Angeblich würde die
Bundesregierung Milliarden Euro nach Griechenland überweisen, die
griechische Regierung dann einen Großteil dieses Geldes an
europäische Banken schicken und mit dem Rest würden sie
amerikanische Panzer bestellen. So oder so ähnlich stand es in der
Zeitung. Genau durchgelesen hat sich Alexius das freilich nicht, denn
er schenkt den Massenmedien nur bedingt Glauben.
Wie jeden Morgen hegt und pflegt er seine Topfpflanzen auf dem
Dach, von denen der Großteil nicht nur essbar, sondern gesund und
30
wohlschmeckend ist und nicht einmal Geld kostet. Und je weniger
überflüssige Ausgaben Alexius hat, desto weniger muss er verdienen.
Nach dem Essen holt er seine 23jährige Freundin Nadine von der Uni
ab. Sie ist froh, dass er Zeit hat, mit ihr den Nachmittag verbringen zu
können. Vorher war sie mit einem Karrieremenschen zusammen, der
keinen Tag vor 21.00 Uhr aus dem Büro heimkam und dann noch bis
Mitternacht über seinen Akten brütete. Er sagte, er wolle sich etwas
schaffen, damit er eine Familie gründen, eine Haus bauen und später
einmal die Pension genießen könne. Bei Alexius ist das anders. Mit
ihm kann Nadine ganz lange Spaziergänge unternehmen, sie können
sich ein Eis leisten, während ihr Ex jeden Cent umdrehte. Und das
Wichtigste: Der Sex mit Alexius ist unbeschwert, aufregend und wild.
So wie man es als junge Frau gerne hat. Obwohl ihr Ex wesentlich
jünger als Alexius war.
Abends geht Alexius seinem Hobby nach, mit dem er gleichzeitig
gutes Geld verdient. Er kauft und verkauft Briefmarken über die
Internetplattform eBay. Das Geld bleibt ihm. Und darüber freut er
sich, denn schließlich hat er ja auch dafür gearbeitet.
„Alle Lebewesen außer den Menschen wissen, dass der Hauptzweck
des Lebens darin besteht, es zu genießen.“
(Samuel Butler 1835-1902, englischer Schriftsteller, Komponist, Maler
und Gelehrter)
Diese zwei Protagonisten werden uns durch das gesamte Buch
begleiten. Kevin, der nützliche Idiot, der Traum aller Politiker,
Konzernchefs und Bankdirektoren, eine Idealfigur unseres Systems.
Und Alexius, der sich seines Lebens erfreut und schillerndes Beispiel
und Vorbild für Millionen Leser ist, der plastisch zeigt, wie es sich
„mit Köpfchen“ leben lässt. Sozusagen die fleischgewordene
Lebenskunst. Aber wie es scheint, lebt Alexius auf Kosten anderer,
auf Kosten der brav arbeitenden Steuerzahler. Lebt es sich gut als
Sozialschmarotzer?
31
HARTZ IV oder das Märchen vom Sozialschmarotzer
Vor vielen Jahren schon (17.10.2005) titelte die „Bild“-Zeitung „Die
üblen Tricks der HARTZ-IV-Schmarotzer! ... und wir müssen zahlen“
Sind Menschen, die sich bewusst aus dem Arbeitsprozess
ausgliedern, Schmarotzer? Leben diese auf Kosten der arbeitenden
Menschen, wie uns die BILD-Zeitung weismachen will? Und müssen
wir tatsächlich zahlen? Und wenn ja, wer genau ist „Wir“?
Ja, theoretisch müssen wir zahlen. Aber eben nur theoretisch. Die
Praxis sieht ganz anders aus. In einem korrekt nach
betriebswirtschaftlichen Regeln funktionierenden, ehrlichen
Wirtschaftssystem würden Personen, die staatliche
Transferleistungen bewusst (und unberechtigt) ausnutzen, dem
Staatshaushalt vielleicht wirklich einen – minimalen – Schaden
zufügen.
Doch von einem fairen und vor allen Dingen logisch
nachvollziehbaren politischen bzw. wirtschaftlichen Modell sind wir
weit entfernt.
Wirtschaft kann eine einfache Rechnung sein. Aktiva auf der einen,
Passiva auf der anderen Seite. Der Haushalt eines Staates ist im
Großen und Ganzen nicht viel schwieriger zu verstehen als jener
eines kleinen kaufmännischen Betriebes. Auf der einen Seite
Einnahmen und auf der anderen Seite Ausgaben. Begriffe wie
„Abweichungsanalyse“, „Benchmark“, „Risikotransformation“,
„Makroökonomie“, „Prozentnotierung“ etc. sind bisweilen in
politischen bzw. wirtschaftlichen Diskussionen zu hören. Das ist
schön und gut, doch Termini lenken nur vom eigentlichen Thema ab.
Für den Staat gilt, genauso wie für seine Bürger: Jede Ware oder
Dienstleistung, die ich konsumiere, muss ich auch irgendwann einmal
durch eine andere Ware oder Dienstleistung vergüten.
Stellvertretend für diese (nicht immer sofort verfügbare oder
benötigte) Ware oder Leistung gebe oder nehme ich Geld als
Tauschmittel.
32
In solch einem System – das gebe ich zu – hat derjenige, der nichts
leistet und nur (zwangsläufig auf Kosten anderer) wohnt, isst und
trinkt, also konsumiert, keine Daseinsberechtigung. In einem
korrekten System müssten die Teilnehmer dieses Systems, also „wir“,
auch „korrekt“ sein.
Doch haben wir so ein System? Würden dann solche
Zeitungsmeldungen existieren?
- „Regierung verzockt eine halbe Milliarde in der Karibik“
- „Finanzminister in Glücksspiel-Skandal verwickelt“
- „Telekom-Affäre kostet den Steuerzahler Millionen“
- „Wulff bekommt neben Ehrensold auch Büro und Mitarbeiter“
- „Ex-Minister kassiert zwei Millionen jährlich“
- „Staatsschulden so hoch wie nie zuvor“
Diese Liste ließe sich endlos fortsetzen und auch täglich wieder aufs
Neue ergänzen.
Den Stoff dafür liefern uns unsere Politiker am laufenden Band.
Daneben läuft das System der Staats-Einnahmen und Ausgaben aus
dem Ruder. Die „Rechnung“ stimmt nicht mehr, ein massives
Ungleichgewicht im Geben und Nehmen ist entstanden.
Der einzelne HARTZ-IV-Empfänger, der achthundert Euro oder mehr
fürs Nichtstun kassiert, tritt massiv in den Hintergrund. Wir dürfen
hier nicht den Fehler begehen und von uns, also vom „kleinen
Mann“, auf Regierungen oder Konzerne schließen. Jenes Geld, das
wir auf die Theke knallen, um in der Kneipe dafür ein Bier zu
bekommen, unterliegt anderen Gesetzmäßigkeiten, als jenes Geld,
dass auf der Börse eine Rolle spielt. Für Ihr Geld bekommen Sie in der
Kneipe einen Gegenwert.
Jenes Geld, das mit Börsen, Notenbanken und Finanzmärkten zu tun
hat, ist damit nicht vergleichbar. Es existiert nicht. Ein Aktienpaket für
300 Millionen Euro ist nicht dasselbe wie theoretische 100 Millionen
33
Glas Bier in der Trinkhalle. Ein – wenn auch etwas hinkender –
Vergleich wäre jener: Mann und Frau lernen sich kennen und
verlieben sich ineinander. Liebe bedeutet ein mehr oder weniger
ausgeglichenes Geben und Nehmen. Anders hingegen verhält es sich
bei einem im Rampenlicht stehenden Pop-Star. Da gibt es
kreischende Teenager-Mädchen, die in den Sänger verliebt sind und
die er nicht einmal persönlich kennt oder wahrgenommen hat. Je
nach Popularität lieben den Star weltweit Millionen von Teenies –
und dennoch ist es nur eine Illusion, denn keines der Mädchen wird
jemals seine Freundin werden.
Ebenfalls eine Illusion: „Börsencrash vernichtet weltweit drei
Billionen Euro“ schrieb das Hamburger Abendblatt in seiner Ausgabe
vom 15.09.2011. Der Versicherungskonzern „Allianz“ hatte die
weltweiten Verluste aus dem Sommercrash auf bis zu drei Billionen
Euro geschätzt, so die Zeitung.
Drei Billionen ist die folgende Zahl: 3 000 000 000 000, eine 3 mit 12
Nullen. Dreitausend Milliarden Euro oder drei Millionen Millionen
Euro. Würde man drei Billionen Euro in 5-Euro-Scheinen
übereinander stapeln, dann hätte man so ziemlich genau die
Wegstrecke von der Erde zum Mond (!).
Zum Vergleich dazu: ALLE HARTZ-IV-Bezieher „kosten“ den deutschen
Staat rund 40 Milliarden Euro pro Jahr.
Für drei Billionen Euro war aber nie ein Gegenwert da. Niemals
waren Lebensmittel, Baumaterial oder sonstige Güter oder
Dienstleistungen vorhanden. Vorhanden sind lediglich Aktien, Fonds,
Kontrakte und Derivate, die nur einen „Wert“ auf Papier darstellen
(heutzutage werden Aktien nicht einmal mehr auf Papier, sondern
nur mehr virtuell ausgegeben). Dieses Geld ist eine reine Illusion,
denn z.B. im Jahre 2008 gab es laut „LBBW Commodity Research“
eine weltweite Produktion von ca. 800 Millionen Tonnen Mais. An
den Börsen wurden aber 2.700 Millionen (!) Tonnen Mais gehandelt.
34
Keine Illusion ist hingegen, dass im August 2011 mehr als 12
Millionen Menschen am Horn von Afrika nach Dürrekatastrophen
und Bürgerkriegen quälenden Hunger leiden. Weltweit hungert rund
eine Milliarde Menschen, obwohl laut dem World-Food-Report der
FAO (Uno-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft) die
Weltlandwirtschaft das Doppelte der Weltbevölkerung versorgen
könnte.
Sozialhilfeempfänger mit schlechtem Gewissen?
Am 30.10.2011 rauschte es durch den gesamten Blätterwald:
„Deutscher Finanzminister verrechnet sich um Milliarden“. Das
Wolfgang Schäuble-Ministerium bestritt es gar nicht. Eine
„fehlerhafte“ Doppelbuchung führte zu einer mathematischen
Unschärfe von 55 Milliarden …
Milliarden sind nicht mehr „so wichtig“, gerechnet wird in Billionen.
Wenn es also derzeit kein korrektes Finanzsystem gibt, weil tagtäglich
gezockt, gestohlen, veruntreut oder „übersehen“ wird und wenn
Geld in beliebiger Höhe einfach gedruckt und in den Finanzmarkt
„eingebracht“, der Dollar „geflutet“ wird, warum also sollte der
HARTZ-IV-Empfänger dann ein schlechtes Gewissen haben oder sich
gar als Schmarotzer vorkommen?
Im Übrigen wird HARTZ-IV nicht etwa aus Nächstenliebe oder
sozialpolitischer Verantwortung bezahlt, sondern rein aus
Berechnung. Der nicht arbeitende Teil des Volkes kann einfach mit
einigen Hundert Euro im Monat ruhig gestellt werden, eine
Hungerrevolte würde die Regierung vermutlich nicht überleben.
Geld wird aus Geld gemacht und nicht aus Arbeit. Wenn drei
Billionen Euro über Nacht vernichtet werden können, dann könnten
ja auch drei Billionen Euro über Nacht gewonnen werden. Mit dieser
Summe hätten alle HARTZ-IV-Empfänger für die nächsten 75 (!) Jahre
ihr Auskommen. Warum jammern die Regierungen ohne
35
Unterbrechung von „Sparpaketen“, anstatt das für den Staatsbetrieb
notwendige Geld einfach an der Börse zu „verdienen“?
Geld hat ein Eigenleben entwickelt und stellt in letzter Instanz keinen
Gegenwert mehr dar. Daher ist es wertlos. Nicht umsonst hören oder
lesen wir immer wieder Aussagen wie „die Währung mit frischem
Geld geflutet“ oder „die Notenbanken haben Geld in den Markt
gepumpt, um die Wirtschaft anzukurbeln“ oder ähnlichen
Schwachsinn.
Aber die eigenartigste Erfindung, seit es Geld gibt, ist der „Hebel“.
Damit kann man – laut Angaben unserer Politiker – den Euro-
Rettungsschirm EFSF stärken und die Finanzkrise lösen. Eine
Wunderwaffe gegen Armut also. Geld kann mit einem Hebel auf
wundersame Art und Weise vervielfacht werden.
Das Hebel-Prinzip ist aus der Physik bekannt. Ein starrer Körper, der
an einem Angelpunkt drehbar befestigt wird, fungiert als
mechanischer Kraftwandler. Ein Hebel verstärkt eine Kraft. Ein
Kredithebel soll eigenes Geld mit Hilfe fremden Kapitals
vervielfachen. Aus einem Euro werden bis zu fünf. Eine gute Idee.
Dann bräuchte eigentlich kein Mensch mehr arbeiten. Der Staat
könnte jedem HARTZ-IV-Empfänger einen Hebel zuteilen und alle
wären zufrieden.
Spätestens an dieser Stelle muss die häufig gehörte Aussage „Der
Staat sind wir!“ einmal richtiggestellt werden. Der Staat sind
vielleicht „wir“, die Bevölkerung. Doch keinesfalls in einem
finanziellen oder wirtschaftlichen Zusammenhang. Der Staat ist
verkauft. An internationale Konzerne und Aktiengesellschaften mit
anonymen Shareholdern. Der Staat sind insofern noch „wir“, als dass
wir wie Sklaven arbeiten dürfen, um mit dem Steuergeld die „Miete“
für den Staat an die wahren Eigentümer zu überweisen.
Doch nicht nur Skandale und Kriminalität bringen das System aus
dem Gleichgewicht. Unser Wirtschaftsmodell ist phänomenal und hat
36
mit einem nachvollziehbaren System von der Ausgeglichenheit der
Einnahmen und Ausgaben nicht das Geringste zu tun.
HARTZ IV als Abschreibposten
Im Übrigen ist auch die Sinnhaftigkeit des HARTZ-IV-Systems zu
hinterfragen. HARTZ-IV verursacht weitaus mehr Kosten als etwa die
vorherige Regelung mit Bezug von Arbeitslosengeld und dann nach
maximal drei Jahren die Auszahlung von Arbeitslosenhilfe. Unter der
Schröder-Fischer-Regierung wurde HARTZ-IV als eine
„Sparmaßnahme“ angepriesen.
Das HARTZ-IV-Gesetz ist unvollständig und diffus. Niemand weiß, was
genau vorgeschrieben ist. Die Vollzugspraxis ist von Amt zu Amt
unterschiedlich. Eine völlig unzureichende Schulung der ARGE- und
„Job-Center“- Mitarbeiter führt zu unrichtigen Bescheiden, die
herausgeben werden und damit zu Hunderttausenden Klagen von
Arbeitslosen. Die Mehrausgaben durch HARTZ-IV einschließlich der
Gerichtskosten werden von Fachleuten heute auf über 40 Mrd. Euro
geschätzt. Offenbar war es also niemals geplant, HARTZ-IV zum
Zwecke der Kostenminimierung einzuführen.
Wurden diese Klagen vielleicht bewusst einkalkuliert, um dann später
mit Hinweis auf die „Klageflut“ die Rechte der HARTZ-IV-
Geschädigten noch weiter einschränken zu können?
In einem Blog wurde dies schon kurz nach der Einführung von HARTZ-
IV nachgewiesen. Der erste Artikel dazu war dieser:
„5 Millionen Arbeitslose einstellen“
(http://karlweiss.twoday.net/stories/2354474/).
Der zweite wesentliche Artikel dazu war:
37
„Grundversorgung von 1600 Euro für 6 Millionen käme billiger als
heute“
( http://karlweiss.twoday.net/stories/2856281/)
In diesen beiden Artikeln wurde nachgewiesen: Die Bundesrepublik
hat mit HARTZ-IV nicht etwa Einsparungen eingeführt, sondern im
Gegenteil Mehrausgaben im Zig-Milliarden-Bereich!
Hierzu ein kurzer Auszug aus den Artikeln:
„Zusammen ergibt sich also ein Kostenpaket von – niedrig geschätzt –
120 bis 140 Milliarden Euro.
Und nun rechnen Sie einmal mit uns nach, was das jährlich ergäbe,
wenn der Staat die [damals] 5 Millionen Arbeitslosen mit
durchschnittlich 1 800 Euro im Monat (einschließlich des
Arbeitgeberanteils an der Sozialversicherung) einstellen würde: 5.000
000 x 1.800 Euro x 12 = 108 Milliarden Euro.
Das wären also Einsparungen in der Größenordnung von zwischen 12
und 32 Milliarden Euro für die öffentlichen Haushalte, wahrscheinlich
mehr.“
Selbst wenn wir einen Teil der Kosten der Agenturen nicht
einberechnen, weil ja die Arbeitsvermittlung weitergeführt werden
müsste, bleiben immer noch 130 Milliarden Euro als jährliche Kosten
der Arbeitslosigkeit, den unsere Politikerkaste zu zahlen bereit ist,
ohne mit der Wimper zu zucken - man hat´s ja!
Und nun rechnen Sie einmal mit uns nach, was das jährlich ergäbe,
wenn der Staat den [zu jenem Zeitpunkt] etwa 6 Millionen
Arbeitslosen (bzw. Marginalverdienern), die Anspruch auf ALG II
haben, mit durchschnittlich 1 600 Euro im Monat (einschließlich des
Arbeitgeberanteils der Sozialversicherungen) eine Grundversorgung
zahlen würde: 6.000.000 x 1.600 Euro x 12 (Umrechnung auf jährlich)
= 115,2 Milliarden Euro.
Das wären also Einsparungen in der Größenordnung von etwa 14,8
Milliarden Euro für die öffentlichen Haushalte. Auch wenn vielleicht
38
nicht ganz die oben genannten Sozialversicherungsbeiträge und
Steuern eingehen würden, sagen wir 2 Milliarden weniger, sind es
immer noch Einsparungen von jährlich 12,8 Milliarden Euro.“
Die wahren Schmarotzer
Es gibt Millionen Leute, die vermeintlich „auf Kosten anderer“ leben.
Doch eines darf dabei nicht vergessen werden: Der Großteil der
HARTZ-IV- bzw. ALG-Bezieher hat ja vorher seinen Teil beigetragen.
Geht man nun davon aus, dass Arbeitslose „für Nichts“ bezahlt
werden, dann liegt eine Entlohnung ohne Gegenwert vor. Aber wie
viele Personen gibt es, die unangemessen entlohnt werden – und das
ebenfalls vom Staat. Die nämlich für die wenige Arbeit, die sie
verrichten, zu viel Geld erhalten. Und somit – analog berechnet – für
einen Bruchteil ihrer Arbeit normal bezahlt werden, aber für einen
Großteil nicht verrichteter Arbeit ebenfalls „für Nichts“ kassieren.
Fällt da nicht ein Großteil der Politiker darunter? Speziell jene, deren
„Arbeit“ keinen Nutzen, manchmal sogar erhebliche Nachteile bringt,
und die viel zu viel Geld vom Staat kassieren?
Aber noch viel schlimmer: Es gibt Milliarden Euro an Geld, das
„arbeitet“. Aber tatsächlich kann Geld nicht arbeiten. Es sind immer
die Menschen ohne Geld, die dafür arbeiten. Auf Kosten von vielen
Arbeitenden verdienen einige Wenige viel. (Spekulationen, Zinsen,
Börsenbetrug, künstlich erzeugte Teuerung und Inflation, etc.)
Faktisch bewegen sich auch viele Großbetriebe auf jenem Niveau, das
sie HARTZ-IV-Empfängern unterstellen. Denn Subventionen,
Beihilfen, etc. sind nichts anderes als Transferleistungen für
Unternehmen.
Die Geschichte von der „Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen“
ist reine Ironie. In Wirklichkeit ist es in den meisten Fällen
wirtschaftlicher, kaputte Unternehmen in den Konkurs gehen zu
lassen und den dann arbeitslosen Angestellten das alte Gehalt weiter
39
zu zahlen, als Zahlungen an ein krankes Unternehmen zu leisten, was
häufig einem Fass ohne Boden gleichkommt. Was aber aus
„politischen“ Gründen nicht gemacht wird.
Bestell-Link: http://www.epubli.de/shop/buch/SCHEISS-DRAUF-Robert-Urban-9783844232196/32528
40
Leben im Hamsterrad, oder: Für wen arbeiten wir eigentlich?
Arbeit verrichtet man grundsätzlich nicht um ihrer selbst willen. Je
mehr Geld man ausgibt, je mehr Geld man braucht, umso mehr muss
man arbeiten. Das Arbeitsleid wird durch mehr Arbeit immer größer
und die Ausgaben, mit denen das Arbeitsleid kompensiert werden
soll, steigen. Ein Teufelskreis.
Die Leute kriegen Kinder, die Mütter bleiben zu Hause. Oft reicht das
Gehalt des Mannes nicht aus und die Frauen müssen wieder arbeiten
gehen, obwohl sie lieber daheim bleiben würden. Anstatt bei den
Kindern zu bleiben, geben sie die Kinder schweren Herzens in die
Kindertagesstätte. Kurz: Die Eltern arbeiten und zahlen Steuern an
den Staat. Damit finanziert dann der Staat die Kita, damit die Eltern
ihre Kinder dort abgeben, um arbeiten zu können. Arbeiten wir für
uns selbst? Wohl am allerwenigsten.
„Arbeitet, arbeitet, Proletarier, vermehrt den Nationalreichtum und
damit euer persönliches Elend. Arbeitet, arbeitet, um, immer ärmer
geworden, noch mehr Ursache zu haben, zu arbeiten und Elend zu
sein. Das ist das unerbittliche Gesetz der kapitalistischen Produktion.”
(Paul Lafargue, 1842-1911, französischer Sozialist und Arzt)
Tax Freedom Day
Wenn schon die Frage „Wie viele Geldschulden haben wir?“
belastend auf unser Gemüt wirkt, dann sind die Fragen „Wie viele
Zeitschulden haben wir? Wie viele Tage pro Monat müssen wir für
anderes als uns selbst arbeiten? Wie viele Tage schulden wir dem
System?“ wesentlich bedrückender.
„Tax Freedom Day: Halbes Jahr arbeiten für Steuern“ titelte die
österreichische „Presse“ am 6.6.2011. Nach einer Berechnung des
41
„Austrian Economic Center“ würden die Österreicher bis 31. Juli
arbeiten, alleine nur um ihre Abgaben zu tilgen.
Erst ab dem darauffolgenden Tag, der als „Tax Freedom Day“
bezeichnet wird, gehört das verdiente Geld auch den arbeitenden
Menschen.
In Deutschland gehört das Geld, das die Menschen erarbeiten, jeweils
erst ab dem 6.7. eines jeden Jahres ihnen, die Österreicher arbeiten
sogar bis 31.7. eines jeden Jahres für den Staat.
Kurz: Der „Staat“ plündert die Hälfte unserer Einkommen.
Und da soll noch einer behaupten, dass es heute keine Sklaverei
mehr gäbe, wenn die halbe Arbeitszeit rein für die Steuerlast zu
leisten ist. Sogar der Artikel 17 Ziffer 2 der UNO Resolution 217A (III)
vom 10.12.1948 (Allgemeine Erklärung der Menschenrechte) legt
fest: „Niemand darf willkürlich seines Eigentums beraubt werden.“
Gibt es höherwertigeres Eigentum des Menschen als Zeit? Wohl
kaum.
Selbstständige treffen es noch schlechter. Sie müssen obendrein ihre
Zeit für Buchhaltung opfern. Das beginnt beim Sammeln und
Sortieren von Belegen bis über Einnahmen-Ausgaben-Berechnungen.
Während unselbstständig Erwerbstätige wenigstens die halbe Zeit für
sich haben, müssen Unternehmer noch Bücher führen …
Doch was macht der Staat mit dem vielen Geld, das er in Form der
halben Lebenszeit den Arbeitern, Angestellten und Selbständigen
wegnimmt? Und nicht nur denen. Selbst die Rentner müssen noch
einen „Rentenbeitrag“ bezahlen.
Und was ist mit der anderen Hälfte unserer Arbeitszeit, die wir nicht
an den Staat zu opfern haben, sondern die uns „gehört“? Geht da
alles mit rechten Dingen zu? Wohl kaum, sonst würde ja –
vereinfacht ausgedrückt – alles billiger anstatt teurer werden. Die
Technik und einzelne Technologien haben sich erheblich verbessert,
fast alles wird in maschineller Massenproduktion anstatt in
aufwendige Handarbeit hergestellt. Aber trotzdem wird das Meiste
42
teurer. Wenn vereinzelte Dinge wie z.B. technische Geräte billiger
werden, dann wohl nur aus Wettbewerbsgründen, wenn sich
Unternehmen gegenüber der Konkurrenz einen Absatzvorteil zu
sichern.
Viele von uns arbeiten neben der Hälfte ihrer Lebenszeit, die sie für
den Staat opfern, noch für die Banken. Denn wenn sie ein Haus
bauen und einen Kredit für 25 Jahre aufnehmen, dann haben sie am
Ende der Laufzeit ziemlich exakt zwei Häuser bezahlt. Wir alle
arbeiten für Konzerne, etwa wenn wir für ein Kleidungsstück, das in
der Dritten Welt durch Kinderarbeit hergestellt wird, den
zwanzigfachen Preis bezahlen. Oder für die Energie- und Öl-Lobby,
wenn wir z.B. umweltschädliches und sündhaft teures Benzin tanken,
obwohl seit Jahrzehnten andere Energieformen zur Verfügung
stehen, diese aber der Öffentlichkeit – aus naheliegenden Gründen –
nicht zugänglich gemacht werden. Und natürlich für Politiker, die in
erster Linie ihre eigenen finanziellen Interessen gekoppelt mit jenen
der „Wirtschaft“ vertreten.
Ganz am Ende arbeiten wir – zu einem vernachlässigbaren Teil – für
uns selbst. Aber sollte das eigentlich nicht genau umgekehrt sein?
Lohnt sich Arbeit in dieser Form überhaupt noch? Wäre es nicht das
Normalste auf der Welt, dass zumindest der Großteil des Geldes, das
wir verdienen, auch uns selbst bleibt?
Doch betrachten wir zunächst im Detail, warum das so ist, und wer
von unserer Arbeitsleistung und unserem Steuergeld unrechtmäßig
profitiert.
Arbeiten für die Steuer?
Die Hälfte unserer Lebenszeit arbeiten wir also nur dafür, dass wir
Steuern zahlen.
43
Warum eigentlich? Seit wann? Und ist das für uns und unsere
Politiker so in Ordnung?
Die Steuerlast oder: Moderne Sklaven
„Eine Regierung muss sparsam sein, weil das Geld, das sie erhält, aus
dem Blut und Schweiß ihres Volkes stammt. Es ist gerecht, dass jeder
Einzelne dazu beiträgt, die Ausgaben des Staates tragen zu helfen.
Aber es ist nicht gerecht, dass er die Hälfte seines jährlichen
Einkommens mit dem Staate teilen muss.“
(Friedrich II. der Große, 1712-1786, König von Preußen)
Wie viel Zeit hätten wir für unsere Familie, für unsere Freunde und
für all die schönen Dinge des Lebens, wenn wir nicht ständig für
Steuern, Sozialversicherungen und Zinsen arbeiten müssten? Diese
Frage ist ganz einfach beantwortet: die doppelte Zeit!
Wir alle zahlen Zinsen und das vollkommen unabhängig davon, ob wir
selbst Schulden haben, also ob wir uns Geld ausgeliehen haben oder
nicht. Wir zahlen die Zinsen der staatlichen Schulden, die in allen
Preisen enthalten sind. Und für diese Zinsen müssen wir arbeiten.
Manche von uns schwer.
In den täglichen Lebenshaltungskosten ist ein versteckter Zinsanteil
von mehr als 40 Prozent. In der Miete, in den Lebensmitteln, in den
Steuern und Abgaben sowieso, eigentlich in allen Preisen, die wir
tagtäglich bezahlen. Die gesamten Zinslasten fließen durch die
gesamte Wertschöpfungskette in die Endpreise ein.
Ein kleiner Haushalt, der pro Jahr z.B. 16.000 Euro für
Lebenshaltungskosten ausgibt, bezahlt dabei schon rund 6.000 Euro
an Zinsen. Weitere Zinsen stecken in den Steuern und Abgaben. Eine
bescheiden lebende, berufstätige Familie ohne eigene Schulden
44
bezahlt also – ohne davon Kenntnis zu haben – jedes Jahr rund 8.000
Euro Zinsen. Also wo sind dann die eigentlichen Schmarotzer?
„Die Wenigen, die das System verstehen, werden dermaßen an seinen
Profiten interessiert oder so abhängig von seinen Vorzügen sein, dass
aus ihren Reihen niemals eine Opposition hervorgehen wird. Die
große Masse der Leute aber, geistig unfähig zu begreifen, wird seine
Last ohne Murren tragen, vielleicht sogar ohne je Verdacht zu
schöpfen, dass das System gegen sie arbeitet.“
(Gebrüder Rothschild, London, am 28. Juni 1863 in einem Schreiben
an US-Geschäftspartner)
Man kann es ausdrücken, wie man will. Tatsache ist: Der Großteil der
Menschen lebt heute in einer verdeckten Form der Sklaverei. Wer zu
wenig Geld hat – und das haben die meisten von uns – muss
ununterbrochen für Miete, tägliches Leben und Steuern schuften,
auch ohne persönlich in der Kreide zu stehen. Eine direkte Beziehung
zwischen Sklaven und Herren gibt es nicht mehr. Diese Aufgabe
erfüllt heute das Zins- und Steuer-System. Die Sklaverei ist heute so
subtil, dass wir unseres Sklavendaseins überhaupt nicht
wahrnehmen, dieses System als Normalzustand betrachten und es
noch dazu aufrechterhalten und verteidigen. Anstatt dass wir z.B.
mehr Geld fordern, stellen wir Forderungen nach mehr
Arbeitsplätzen und nach einer „besseren“ Arbeitsplatzpolitik. Und
bezeichnen alle jene, die sich erfolgreich aus diesem Modell
ausgeklinkt haben, als „Schmarotzer“ und „auf unsere Kosten
lebend“.
„Niemand ist hoffnungsloser versklavt als jene, die fälschlicherweise
glauben, frei zu sein.“
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Gelehrter und
Vielschaffender)
Die Politiker sind raffiniert, wenn es darum geht, die tatsächliche
Last, die die Steuerzahler zu tragen haben, zu verschleiern. Aber das
macht nichts. Denn im zweiten Teil dieses Buches erfahren Sie, wie
45
Sie sich gegen solche Tricks wehren und wie Sie zur Freiheit gelangen
können. Wer ist schon – rein rechnerisch – in der Lage, seinen
persönlichen Saldo inklusive aller offenbaren und latenten Zinsen,
Steuern, Abgaben, Kranken- und Sozialversicherungsbeiträge und
Gebühren zu berechnen?
Ein Tischler verdient angenommen 100 Euro netto am Tag. Plötzlich
geht seine Heizung zu Hause kaputt. Er übt zwar einen
handwerklichen Beruf aus, seine Therme kann er als Tischler jedoch
nicht selbst reparieren. So ist er gezwungen, eine Installateur-Firma
mit der Reparatur zu beauftragen. Diese entsendet einen
Mitarbeiter, der denselben arbeitsrechtlichen und
einkommensmäßigen Status hat wie er – nur in einer anderen
Branche. Er erhält die Rechnung und – siehe da – die Arbeitsstunde
wird mit 100 Euro netto in Rechnung gestellt. Das, was er am Tag
erhält, bezahlt er für eine Stunde eines Mitarbeiters eines anderen
Gewerbes, was einem Verhältnis von 1: 8 entspricht.
Der Masse wird vorgegaukelt, „frei“ zu sein. Und das mit Erfolg. Das
Rezept: Freiheit wird einfach neu definiert. Freiheit ist der tolle
Wagen (auch wenn ihm ein Leasing-Vertrag anhaftet), der Urlaub in
der Südsee und 300 Fernsehprogramme.
Aber Sklaven arbeiten nicht freiwillig und aus Liebe zur Arbeit (wie
mancher Gärtner aus Liebe zur Botanik oder mancher Architekt aus
Liebe zur Schaffung von Gebäuden oder mancher Arzt aus Liebe zum
Menschen) sondern weil sie müssen. Sie haben keine andere Wahl –
glauben sie zumindest. Sklaven können nicht selbst die Höhe ihres
Einkommens bestimmen, sondern sind auf den Gutwillen ihrer
Herren angewiesen. Das gesamte Gehalt eines Sklaven wird
konfisziert. Das ist auch heute noch so, nur wird es durch Steuern,
Bank-Zinsen und sinnlosen Konsum eingezogen. Was bleibt am
Monatsende noch übrig?
Brave Sklaven sind mit ihrer Existenz zufrieden – auch wenn viele von
uns doch insgeheim spüren, dass irgendetwas nicht ganz okay ist.
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„Man kann ja schließlich nicht alles haben“ lautet die
Selbstberuhigungsformel. Der „relative Wohlstand“ ist kein Indiz für
Freiheit, sondern ein ausgeklügelter Apparat, mit dem
unangenehmer Protest, Widerstand und Rebellentum bereits im
Keime erstickt werden. Aber auch früher war nicht jeder Sklave mit
seinem Schicksal unzufrieden. Nur sind die Ketten und Fesseln von
früher überflüssig, weil die modernen Sklaven sich freiwillig fügen.
Die Fesseln halten nur mehr die Gehirne gefangen. Niemand muss
heute noch gezwungen werden, Baumwolle zu pflücken oder Äcker
umzugraben. Dafür gibt es Maschinen, die preiswerter und effektiver
sind.
Der Vorteil der heutigen Sklaven ist, dass sie auch noch gegen Nicht-
Sklaven, die dann als „Sozialschmarotzer“ hingestellt werden, mobil
machen. Die heutigen Sklaven arbeiten ganz von alleine „fleißig“,
konsumieren viel und gerne („das haben wir uns verdient“), leben zu
einem „schönen“ Teil auf Kredit, und zahlen Zinsen und Steuern. Sie
definieren sich anstatt über ihre Rolle als Mensch über ihren Beruf
und „Status“ und sind total davon überzeugt, „ohne festen
Arbeitsplatz“ minderwertig zu sein. Wovon frühere Aristokraten und
Regenten nur träumen konnten, ist heute Realität geworden. Trotz
„Freiheit“ und „Demokratie“ ist der moderne Mensch ein Sklave
seiner Bedürfnisse, des Staates, der Banken und der Konzerne.
„Das Recht einer Person auf Leben impliziert ihr Recht auf ein freies
und unbeschränktes Leben in einer Form, der eine vollständige
physische, psychische und spirituelle Entfaltung nichts entgegen
steht.“
(Robert Urban, geb. 1968, Autor des Werkes „Scheiß drauf!“)
Im Gegensatz zu den früheren Leibeigenen haben wir allerdings
heute die Möglichkeit und Freiheit, jederzeit aus diesem
Sklavenverhältnis auszusteigen. Als „Strafe auf den Fuß“ folgt heute
nicht mehr der Tod, sondern allenfalls die „soziale Ausgrenzung“.
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In England und Amerika beispielsweise gab es früher ursprünglich gar
keine Steuern. Zeitweise wurden Abgaben erhoben, um Kriege zu
finanzieren. Der König trat an das Volk heran und forderte alle auf,
etwas beizusteuern. In Großbritannien wurden z.B. zwischen 1799
und 1816 Steuern für den Kampf gegen Napoleon eingehoben,
Amerika finanzierte zwischen 1861 und 1865 den Bürgerkrieg mit
Steuergeldern.
Erst 1874 verlangte England eine gesetzlich verpflichtende
Einkommenssteuer von seinen Bürgern. Und erst 1913 wurde in den
Vereinigten Staaten von Amerika mit dem 16. Zusatz zur Verfassung
die Einkommenssteuer gesetzlich eingeführt.
Dieser 16. Verfassungszusatz besagt:
„Der Kongress hat das Recht, Steuern auf Einkommen beliebiger
Herkunft zu legen und einzuziehen, ohne sie proportional auf die
einzelnen Staaten aufteilen zu müssen oder an eine Schätzung
oder Volkszählung gebunden zu sein.“
Traditionell wurden in früheren Jahrhunderten maximal 10 Prozent
an den Grundherrn bzw. an den König, dem damals alles gehörte,
abgeliefert. Selten in Geld, meistens in Arbeitsleistung oder
bäuerlichen Produkten. Der sogenannte „Zehnte“ hielt sich in
Deutschland noch bis ins 19. Jahrhundert.
Wenn wir über das damalig herrschende feudale Gutsherrensystem
schmunzeln und uns heute glücklich schätzen, in einer freien und
demokratischen Wirtschaftswelt leben zu dürfen, dann sollten wir
uns die Vergangenheit einmal etwas genauer ansehen. Tatsächlich
genossen die analphabetischen und leibeigenen Bauern mehr
Freiheit und Unabhängigkeit und Vermögen, als der heutige
Lohnsklave. Die Bauern schuldeten pro zehn Tagen einen einzigen
Arbeitstag. Wir schulden die Hälfte unserer Arbeitszeit an
Leibeigenschaft.
48
Heute ziehen Staaten in Form von Steuern und einer fantasievollen
Reihe von „Abgaben“ wie etwa Alkohol- und Branntweinsteuer,
Biersteuer, Einkommenssteuer, Erbschaftssteuer, Erdgassteuer,
Feuerschutzsteuer, Gewerbesteuer, Grund- und
Grunderwerbssteuer, Hundesteuer, Kaffeesteuer
Kapitalertragssteuer, Körperschaftsteuer, KFZ-Steuer, Kinosteuer,
Lohnsteuer, Luftsteuer, Mehrwertsteuer, Mineralölsteuer,
Rennwettsteuer, Schankerlaubnissteuer, Schaumweinsteuer,
Schenkungssteuer, Solidaritätszuschlag, Stromsteuer, Tabaksteuer,
Tanzsteuer, Umsatzsteuer, Versicherungssteuer, Weinsteuer,
Zinsabschlagsteuer, Zweitwohnungssteuer dem Volk mehr als die
Hälfte seines hart erarbeitenden Geldes aus der Tasche.
Im Jahre 2010 betrugen die gesamten Steuereinnahmen alleine aus
Produkten, die an der Bevölkerung mehr Schaden als Nutzen
anrichteten, wie z.B. Nikotin, Alkohol, Softdrinks, Kaffee und
Schokolade, rund zwanzig Milliarden Euro.
Ist Steuerzahlen etwas für Dumme?
Am 22.11.2008 titelte die „Welt“ in ihrer Online-Ausgabe folgendes:
„Der Dumme ist, wer arbeitet und Steuern zahlt. Auf dem Höhepunkt
der Bankenkrise hat der Staat schnell gehandelt und das Richtige
getan. Nun aber vor dem Absturz der Wirtschaft in eine tiefe
Rezession versagt die Regierung. Ihr Konjunkturprogramm ist
kleinmütig und bedient vor allem Interessengruppen, anstatt die
Arbeitnehmer nachhaltig zu entlasten.“
Die größte Dreistigkeit ist jene, dass de facto nur Arbeiter,
Angestellte und kleine bis mittlere Unternehmen, also das „einfache
Volk“, zur Kasse gebeten werden. Am tiefsten in den Sack muss der
Mittelstand greifen. Große Firmen und Konzerne sind „befreit“.
49
Hier einige Beispiele aus Österreich für das Jahr 2003, wie die
oberösterreichische Arbeiterkammer feststellte: Wienstrom GmbH,
ein Unternehmen, das die gesamte Bundeshauptstadt mit Strom
versorgt, machte einen Gewinn von 46 Millionen Euro und zahlte an
Gewinnsteuer exakt 0 Prozent. Semperit Reifen GmbH zahlte für 178
Millionen Euro Gewinn eine Gewinnsteuer von 0,72 Prozent. Der
Mineralölkonzern OMV hingegen zahlte 2,4 Prozent Gewinnsteuer
von einem Gewinn über eine halbe Milliarde Euro. Diese Liste ließe
sich noch länger fortsetzen.
Durch die Gruppenbesteuerung in Österreich machen Unternehmen
Verluste von Auslands-Tochterfirmen (auch wenn diese nur aus
einem Postkasten in Antigua oder den Chaiman-Islands bestehen)
geltend. Insbesondere Banken nutzen diese Möglichkeit exzessiv aus.
So lukrierte die Bank Austria z.B. im Krisenjahr 2009 einen
Nettogewinn von 1,15 Milliarden Euro. Jeder mittelständische
Betrieb hätte an die 500 Millionen Euro (!) an Steuern bezahlt. Nicht
so die Bank Austria. Sie machte Verluste von Tochter-Banken in
illustren Ländern wie etwa in Kasachstan geltend – Steuerlast: 0, –
Euro.
Und hier ein unglaubliches Beispiel aus Deutschland: „Mercedes
muss 2005 keine Steuern zahlen“ verkündete einst eine große
deutsche Tageszeitung. Und tatsächlich zahlte Mercedes „im Inland“
keinen Cent Steuern. Der operative Gewinn des Automobilkonzerns
betrug „nur mehr 5,2 Milliarden Euro“, deswegen mussten auch an
die 5.000 Stellen abgebaut werden.
Das Erschreckende daran: Der Großteil der Steuern, die den
Arbeitern und Kleinunternehmern weggenommen werden, bleibt
nicht einmal im eigenen Land. Der Hauptposten ist die Europäische
Union. Neben den vielen Töpfen, in denen Milliarden an
Subventionen versickern, waren es alleine im Jahr 2010 rund 408
Millionen Euro, über die seitens der EU keine Rechenschaft abgelegt
wurde. 342 „Projekte“ wurden als „Vertraulich“ deklariert und
entziehen sich daher einer Gebarungskontrolle. 127 Millionen Euro
50
wurden in ein „Projekt Palästina“ investiert, 60 Millionen wurden
nach Honduras überwiesen. Wo waren da unsere Politiker?
Dazu eine Zeitungsmeldung:
Steuerhinterziehung ist de jure strafbar. Moralisch wird das gerne als
„Kavaliersdelikt“ abgetan. Doch drehen wir den Spieß einmal um.
Kann auch das korrekte Zahlen von Steuern etwas Unmoralisches
sein? Durchaus. Denn so wurde z.B. mithilfe dieser Gelder in
Afghanistan ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg geführt, bei dem
Tausende Menschen ums Leben kamen. Munition, Waffen und die
dazugehörende Mannschaft und Logistik werden mit deutschen
Steuergeldern bezahlt. Sollte der Steuerzahler seine Zahlung – also
seine finanzielle Beihilfe zum Völkermord – nicht aus
Gewissensgründen verweigern? Anstatt an die „gute Jungs/böse
Jungs“-Politik zu glauben? Im vergangenen Jahrtausend waren es die
51
Kreuzzüge, dann die Missionierungen und Kolonialisierungen, dann
der Kalte Krieg und jetzt der Kampf gegen den „internationalen
Terrorismus“ oder die „Achse des Bösen“.
Abgesehen davon tauchen immer wieder dieselben Fragen auf:
- Warum zahlen wir so viel Steuern?
- Was macht der Staat mit dem vielen Geld?
Steuergelder für Zinseszinszahlungen wegen
Staatsschulden?
Wem schulden „wir“ (als Staat) etwas? Wie viel und seit wann?
Und wie zahlen „wir“ es zurück?
Am 4.6.2011 titelte die Wiener Zeitung: „Staatsschuld EU und USA:
20.000.000.000.000 Euro“
Wenn die EU und die USA 20 Billionen Euro Schulden haben, wer sind
die Gläubiger? Etwa China, das „Wirtschaftswunder“?
Ende Juni 2011 erstellte der chinesische nationale Rechnungshof
(NAO) die erste Schulden-Statistik seit Bestehen der Volksrepublik
China. Erschütterndes Ergebnis: 10,7 Billionen Yuan (umgerechnet
1,65 Billionen US-Dollar).
52
Bei wem hat die Welt Schulden?
Wem schuldet die EU, die USA oder China etwas? Und wie viel? Wer
sind die Gläubiger? Oder anders ausgedrückt: Wem schuldet die Welt
etwas? Einem anderen Planeten? Haben „wir“ bei anderen Staaten
Schulden? Die stecken ja selbst alle – wie tagtäglich Medienberichten
zu entnehmen ist – bis zum Hals in Schulden. Und wenn das so wäre,
dann könnten sie sich diese doch gegenseitig erlassen.
Und – vor allen Dingen – wie viel Schulden haben „wir“?
Gucken wir uns einmal das traurige Ergebnis eines Interviews mit
deutschen Politikern an, das die ARD in ihrer Sendung „Panorama“
vom 23.10.2003 unter dem Titel „Stolpern auf dem Schuldenberg –
Abgeordnete kennen die Zahlen nicht. Interview mit Deutschen
Politikern“ führte.
„Wir haben einen neuen Schuldenhöchststand in Deutschland. So viel
Geld, dass man schon mal den Überblick über die eine oder andere
Null verlieren kann. Jede Sekunde steigt sie weiter, die
Staatsverschuldung. Aktueller Stand heute Abend: mehr als 1,3
Billionen Euro Schulden. 1,3 Billionen – das ist eine Zahl mit 13 Stellen.
Das zumindest sollten die Bundestagsabgeordneten wissen. Edith
Heitkämper hat sich mal im Bundestag umgehört, ob die
Abgeordneten überhaupt noch wissen, wie tief wir in der Kreide
stehen.“
Interviewerin: „Wie hoch ist denn die Gesamtverschuldung in
Deutschland?“
Dr. Margit Spielmann, (SPD-Abgeordnete): „Haben wir gerade im
Ausschuss besprochen. 41 Milliarden?“
Interviewerin: „Die Gesamtverschuldung?“
53
Dr. Margit Spielmann: „Weiß ich nicht. Wir haben’s gerade diskutiert
unter dem gesundheitlichen Rentenaspekt.“
Franz Obermeier, (CSU-Abgeordneter): „Die Gesamtschulden der
öffentlichen Hände und der Sozialversicherungen liegen irgendwo bei
zwei Billionen.“
Dr. Wolfgang Götzer, (CSU-Abgeordneter): „Das wird ein dreistelliger
Milliardenbetrag sein, wenn Sie alle zusammenzählen.“
Interviewerin: „Sagen Sie mal!“
Dr. Wolfgang Götzer: „Ich würde sagen: an die 300 Milliarden?“
Fritz Rudolf Körper, (SPD-Abgeordneter): „Die Gesamtverschuldung,
die ist gelegen bei 1,3 Billionen DM.“
Klaus Haupt, (FDP-Abgeordneter): „Da erwischen Sie mich kalt. Eine
Zahl kann ich Ihnen jetzt aus der Hüfte nicht sagen.“
Horst Schmidbauer, (SPD-Abgeordneter): „Überfragen Sie mich jetzt
augenblicklich. Nein, ich kann’s Ihnen nicht sagen, wie die
Gesamtschulden sind.“
Interviewerin: „Sagen Sie mal ‘ne Zahl.“
Dr. Werner Hoyer, (FDP-Abgeordneter): „Nein, kann ich nicht.“
Interviewerin: „Warum nicht?“
Dr. Werner Hoyer: „Weil ich’s nicht weiß. Dafür hab‘ ich ein
statistisches Jahrbuch. Da kann ich nachgucken, und dann krieg‘ ich
den richtigen Schrecken.“
54
Dr. Günter Rexrodt, (FDP-Abgeordneter, Ex-Wirtschaftsminister): „1,3
Billionen.“
Interviewerin: „Wie viele Nullen hat da so eine Billion?“
Dr. Günter Rexrodt: „Machen Sie eine Witzsendung? Na dann. Ne
Billion hat immer neun Nullen.“
Interviewerin: „12?“
Dr. Günter Rexrodt: „Ne Milliarde – und das – sechs, neun, zwölf –
stimmt.“
Dr. Rolf Bietmann, (CDU-Abgeordneter): „Ich denke, es dürften neun
sein, kann das sein?“
Cajus Julius Caesar, (CDU-Abgeordneter): „Also, ich würd‘ schätzen
16.“
Norbert Schindler, (CDU-Abgeordneter): „18, glaub‘ ich.“
Uta Zapf:, (SPD-Abgeordnete): „Oh, oh, oh. Ich glaub‘, es sind so viele,
dass ich das gar nicht mehr zählen kann.“
Tanja Gönner, (CDU-Abgeordnete): „Acht, glaube ich.“
Interviewerin: „Wie viele Nullen hat eine Billion?“
Hans-Ulrich Klose, (SPD-Abgeordneter): „Das weiß ich nicht - das ist
mir zu viel. Das ist mir zu intelligent!“
(Ende des Interviews.)
Obwohl jeder von uns tagtäglich mit Geld zu tun hat, wissen nur die
Wenigsten, was Geld tatsächlich ist, wie es in Umlauf kommt und
welchen Gesetzmäßigkeiten es gehorcht. Leider nicht einmal unsere
55
Politiker. Kann Geld daher so wichtig sein? Und muss sich jemand,
der HARTZ-IV in Anspruch nimmt, wirklich schämen?
Doch wie hoch sind die Schulden (im Jahre 2011) tatsächlich? Dazu
eine Pressemitteilung der Deutschen Bundesbank:
Deutscher Maastricht-Schuldenstand 2011: 2,09 Billionen € bzw.
81,2Prozent des BIP. Die deutschen Staatsschulden
(Gebietskörperschaften und Sozialversicherungen einschließlich der
zuzurechnenden Extrahaushalte) in der Abgrenzung gemäß dem
Maastricht-Vertrag haben zum Jahresende 2011 nach vorläufigen
Berechnungen rund 2,088 Billionen € bzw. 81,2 Prozent des
Bruttoinlandsprodukts betragen. Damit erhöhte sich der
Schuldenstand gegenüber dem Vorjahr um 32 Mrd. €. Die
Schuldenquote sank aufgrund des relativ stärkeren nominalen BIP-
Wachstums um 1,8 Prozentpunkte.
Die direkten Einflüsse der Finanz- und der Staatsschuldenkrise auf den
Schuldenstand waren im vergangenen Jahr gegenläufig: Während der
Schuldenstand durch die Rückführung von
Finanzmarktstützungsmaßnahmen – insbesondere die Rückzahlung
von Eigenkapitalhilfen – per saldo um 17 Mrd. € zurückging, erhöhte
sich die Verschuldung aufgrund von Hilfskrediten an Eurostaaten um
14 Mrd. €. Die seit 2008 kumulierten Effekte von
Finanzmarktstützungsmaßnahmen auf den Schuldenstand beliefen
sich gemäß den vorläufigen Ergebnissen auf 291 Mrd. € bzw. 11 ½
Prozent des BIP. Stützungsmaßnahmen im Zusammenhang mit der
Staatsschuldenkrise im Euroraum schlugen mit insgesamt rund 20
Mrd. € bzw. 0,8 Prozent des BIP zu Buche. Dem Anstieg der
Verschuldung steht zum überwiegenden Teil eine Zunahme der
staatlichen Finanzaktiva in den volkswirtschaftlichen
Gesamtrechnungen gegenüber, wie z.B. Kreditforderungen. Eine
künftige Verwertung der Risikoaktiva bzw. eine Rückzahlung der
Hilfskredite wird einen Rückgang des Schuldenstandes zur Folge
haben. Im Rahmen des europäischen
Haushaltsüberwachungsverfahrens sind die Mitgliedstaaten der
Europäischen Union zweimal im Jahr (Ende März und Ende
56
September) verpflichtet, Daten zum Defizit und zur Verschuldung des
Staates an die Europäische Kommission zu übermitteln. Hierzu
werden vom Statistischen Bundesamt das Maastricht-Defizit (26 Mrd.
€ bzw. 1,0 Prozent des BIP im Jahr 2011) und von der Bundesbank der
Maastricht-Schuldenstand berechnet. In Österreich sieht es im Verhältnis nicht viel anders aus: Der
Gesamtschuldenstand der Republik Österreich – sofern dieser
überhaupt korrekt und genau beziffert werden kann – beträgt Mitte
Oktober 2011 laut der Partei „BZÖ“ 250 Milliarden Euro (!).
Für Zinsen und Zinseszinsen werden pro Jahr rund zehn Milliarden
Euro bezahlt. Für die gesamte Arbeitslosenpolitik hingegen nur rund
sechs Milliarden Euro. Darin enthalten sind allerdings
Arbeitslosengelder, Förderungs- und Ausbildungsmaßnahmen, der
Betrieb und sogar das Personal der Arbeitsämter
(„Arbeitsmarktservice – AMS“). Soviel zum Thema „Die Arbeitslosen
leben auf Kosten der Steuerzahler!“
In Deutschland steigen die Staatsschulden mit unglaublichen 2.100
Euro pro Sekunde. Würden ab jetzt keine neuen Schulden mehr
eingegangen werden und pro Monat eine Milliarde Euro
zurückbezahlt, dann wäre Deutschland erst in 110 Jahren (!)
schuldenfrei.
Wozu aber leiht sich ein Staat überhaupt Geld aus und von wem?
Und warum druckt er nicht selbst Geld und bringt es unters Volk, was
doch eigentlich das Naheliegendste wäre? Wer hat das Geld, das dem
Staat geliehen wird, hergestellt und bekommt dafür Zinsen? Warum hinterfragen Politiker niemals das Geldsystem? Die Antwort
ist so schockierend wie einfach: weil sie sonst möglicherweise tot
wären. Beispiele dazu erfahren Sie einige Seiten später.
Warum reden Politiker immer nur vom „Sparen“ und vom
„Budgetdefizit“, anstatt von tatsächlichen Schulden? Warum werden
57
die Schulden trotz Sparpaket, „Schuldenbremse“ und sonstiger
„Maßnahmen“ immer mehr?
„Staats“-Schulden: der wahre Hintergrund
Wir wissen bereits: Hätten „wir“ keine Staatsschulden, dann würden
die Lebenshaltungskosten um fast die Hälfte zurückgehen und wir
bräuchten nur die Hälfte unserer Zeit arbeiten.
Der Begriff „Staatsschulden“ ist irreführend, denn es entsteht der
Eindruck, als hätte unser Staat bei einem anderen Staat Schulden.
Wenn ein Unternehmer „Finanzschulden“ hat, dann ist sein Gläubiger
das Finanzamt, und bei „Lieferantenschulden“ hat er seine Einkäufe
noch nicht bezahlt. Staatsschulden sind aber landläufig solche, die ein
Staat bei irgendeinem Gläubiger hat.
In Frankfurt am Main ist der Sitz der „Bundesrepublik Deutschland
Finanzagentur GmbH“. Auf der Homepage
www.deutsche-finanzagentur.de sind deren Aufgaben mit
„Dienstleistungen bei der Emission von Bundeswertpapieren, die
Kreditaufnahme mittels Schuldscheindarlehen, den Einsatz
derivativer Finanzinstrumente sowie die Geldmarktgeschäfte
(Aufnahme und Anlagen) zum Ausgleich des Kontos der
Bundesrepublik Deutschland bei der Deutschen Bundesbank“
definiert.
Das Kreditbüro der Bundesrepublik sozusagen. Keine Behörde,
sondern eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (!). Wenn
irgendwo etwa gerade 10 Milliarden Euro im Staatssäckel fehlen,
dann gibt es einige Telefonate, einige Mails und ein weiterer Kredit
wird aufgenommen. Noch in derselben Stunde ist die finanzielle
Unschärfe der Bundesrepublik Deutschland auch schon wieder
ausgeglichen. Schwindelerregende Summen werden ohne viel
Aufsehens beschafft.
58
Nur: Zurückbezahlt wird nie. Es wird lediglich umgeschuldet. Wie es
scheint, liegt eine Rückzahlung nicht im Sinne des Erfinders, denn
sonst würden die Schulden ja weniger werden oder zumindest gleich
bleiben, keinesfalls aber explosionsartig steigen. Nicht nur scheinbar,
sondern tatsächlich ist eine Rückzahlung weder beabsichtigt, noch
möglich. Wird ein Kredit irgendwann einmal fällig, wird ein neuer
aufgenommen und mit diesem werden die Löcher gestopft. Eine
Methode, die fernab jeglicher kaufmännischer Grundsätze
funktioniert. Unglaublich, oder? Aber wahr. Das Ganze ist nichts
anderes als ein Pyramidenspiel!
Jeder Geschäftsführer eines Klein- oder Mittelbetriebes würde
zwangsläufig irgendwann einmal hinter Gittern landen. Und genau
das ist der Irrglaube, dem fast alle Staatsbürger und der Großteil der
Journalisten unterliegen. Ein Staat ist keine Firma und seine
Haushaltspolitik hat nicht das Geringste mit kaufmännischen
Grundsätzen zu tun. Mit einem herkömmlichen Kreditgeschäft, das
wir als Häuslebauer oder Autokäufer kennen, hat diese
Vorgehensweise nichts zu tun. Staaten schreiben keine Bilanzen.
„Staatsschulden“ wurden nicht gemacht, um jemals zurückbezahlt zu
werden. Sonst würden sie weniger anstatt mehr. Ganz einfach. Das
ist die Realität.
Für die Gläubiger, das sind in- und ausländische Banken, kann der
Staat gar nicht genug Schulden machen. Sie kassieren Zinsen,
Provisionen und Zinseszinsen. Der deutsche Staat (nicht nur dieser)
wird von innen ausgesaugt.
Über die Namen der Gläubigerbanken hält man sich bedeckt und
verweist auf das Bankgeheimnis. Gehört Deutschland den Banken?
Und wenn ja, welchen? Deutsche Bank? Commerzbank? Morgan
Stanley? Wer verbirgt sich, und sei es auch nur zu einigen wenigen
Prozentanteilen, hinter diesen Aktiengesellschaften? Wem gehören
die Banken? Und wem gehört damit Deutschland?
59
Die Sache mit den Bankenrettungspaketen hätten uns eigentlich die
Augen öffnen sollen. Die Banken benötigten Kapital, sie bekamen es
vom Staat. Doch woher nahm der Staat das Geld her? Er lieh es sich
von anderen Banken. Und woher hatten diese das Geld, um es dem
Staat zu leihen? Wann, wenn man die Schuldenkette zurückwandert,
erscheint endlich jener Wert, für den das Geld stellvertretend
existiert?
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Und das vermeintliche Allheilmittel? Immer wieder die alte Leier:
Sparen, sparen und sparen! Interessant nur, dass gerade die größten
Verschwender der Erde und die größten Verschwender aller Zeiten,
jene, die eigene und fremde natürliche Ressourcen wie Wasser, Luft,
Erdöl und Natur in einem unvorstellbaren Ausmaß zerstören und im
wahrsten Sinne des Wortes rücksichtslos ausbeuten, einen
„Sparkurs“ verordnen. Die Erfinder der Wegwerfgesellschaft, die
Anbeter des Kapitals und des Konsums lassen die Vermögen der
Reichen natürlich unangetastet und kommunizieren ihre Geschichte
vom „Sparpaket“ so professionell, dass sogar Rentner und Arbeitslose
bisweilen glauben, sie hätten über ihre Verhältnisse gelebt. Oder, wie
60
Guido Westerwelle, der deutsche Außenminister ungefragt
verkündete: in spätrömischer Dekadenz.
Wie Geld entsteht oder: Der Irrglaube über die
Gelderzeugung
Auch wenn folgender Satz vielleicht Ihr Weltbild ins Wanken bringt,
denken Sie einmal in Ruhe darüber nach. Die Behauptung wird auf
den nächsten Seiten ausführlich und verständlich erklärt werden:
Geld entsteht nicht durch Arbeit. Es entsteht durch Schulden.
Und „verdient“ wird das meiste Geld nicht durch eigene Arbeit,
sondern durch Zinsen. Irgendjemand muss allerdings dafür schuften.
Aber wer?
Ein trüber Tag in einer kleinen Stadt
Es ist ein trüber Tag in einer kleinen Stadt. Es regnet und alle Straßen
sind wie leer gefegt. Die Zeiten sind schlecht, jeder hat Schulden und
alle leben auf Pump. An diesem Tag fährt ein reicher Tourist durch
die Stadt und hält bei einem kleinen Hotel.
Er sagt dem Eigentümer, dass er sich gerne die Zimmer anschauen
möchte, um vielleicht eines für eine Übernachtung zu mieten und
legt als Kaution einen 100-Euro-Schein auf den Tisch. Der Eigentümer
gibt ihm einige Schlüssel. Als der Besucher die Treppe hinauf
gegangen ist, nimmt der Hotelier den Geldschein, rennt zu seinem
Nachbarn, dem Metzger, und bezahlt seine Schulden.
Der Metzger nimmt die 100 Euro, läuft die Straße hinunter und
bezahlt den Bauern. Der Bauer nimmt die 100 Euro und bezahlt seine
Rechnung beim Genossenschaftslager. Der Mann nimmt den 100-
Euro-Schein, rennt zur Kneipe und bezahlt seine Getränkerechnung.
Der Wirt schiebt den Schein zu einer an der Theke sitzenden
Prostituierten, die auch harte Zeiten hinter sich hat und dem Wirt
einige Gefälligkeiten auf Kredit gegeben hatte. Die Prostituierte rennt
zum Hotel und bezahlt ihre ausstehende Zimmerrechnung mit den
100 Euro. Der Hotelier legt den Schein wieder zurück auf den Tisch. In
61
diesem Moment kommt der Tourist die Treppe herunter, nimmt
seinen Geldschein, meint, dass ihm keines der Zimmer gefällt, und
verlässt die Stadt. Niemand produzierte etwas, niemand verdiente
etwas. Alle Beteiligten sind ihre Schulden los.
Diese Geschichte wurde anlässlich der Griechenlandhilfe
millionenfach als E-Mail durch das Netz gejagt. Ein Kolumnist einer
österreichischen Tageszeitung schnappte die Anekdote Anfang
August 2011 auf, belächelte sie, druckte sie ab und sein Kommentar
war sinngemäß, dass darin „ein wahrer Kern“ enthalten sei. Doch es
ist mehr als nur ein wahrer Kern. Diese Geschichte enthält die
einfache Wahrheit, das Geld immer nur ein Tauschmittel, ein
papierener Stellvertreter für Waren und Dienstleistungen war. Und
daraus lässt sich – im Hinblick auf die heutige globale Situation –
schlussfolgern, dass jeder wirtschaftliche Vorgang aus den Fugen
gerät, wenn Geld ein Eigenleben entwickelt und zur Ware wird. Denn
Geld kann nicht „arbeiten“. Es sind immer nur Menschen, die
arbeiten. Und zwar für die Zinsen.
Wie Geld entsteht
"Der Vorgang, mit dem Banken Geld erzeugen, ist so simpel, dass der
Geist ihn kaum fassen kann."
(John Kenneth Galbraith,1908-2006, US-Ökonom und Sozialkritiker)
Wie uns die Anekdote am Beginn des Kapitels gezeigt hat, ist und war
Geld als Tauschmittel eine sehr gute Erfindung. Das und nichts
anderes war es auch im Sinne der Erfinder. Durch wen wird es
„erzeugt“ und wie kommt es in Umlauf? Und warum wird die im
Umlauf befindliche Geldmenge immer größer?
Das Wort Geld bedeutet so viel wie „Vergeltung“, „Vergütung“ etc.
Die eigentliche und ursprüngliche Rolle des Geldes war ein Hilfsmittel
zum Zwecke des Leistungsaustausches. Mit dem grundlegendsten
62
Missverständnis wollen wir gleich zu Beginn aufräumen: Geld wird
nicht vom Staat hergestellt. Sonst wäre dieser nicht verschuldet.
Wenn der Staat nicht in Frage kommt, sind wir bei den Banken und
damit des Rätsels Lösung unmittelbar auf der Spur.
Zur Klarstellung: Banken sind allesamt in privater Hand, auch wenn
der Staat vereinzelt Anteile hält.
Und jetzt kommen wir zu einem weiteren Irrglauben, der nicht nur
seit Jahrzehnten in unseren Köpfen steckt, sondern auch noch in
Schulen gelehrt wird: Banken fungierten lediglich als „Vermittler“
zwischen Sparern und Anlegern. Und Kreditinstitute lebten von der
Differenz der Zinsen (z.B. 4 Prozent, wenn der Sparer 2 Prozent erhält
und der Kreditnehmer 6 Prozent bezahlt).
Im Standardschulbuch „Betriebswirtschaft“ der Autoren Dr. Wilfried
Schneider und Dr. Bettina Greimel-Fuhrmann u.a., erschienen im
österreichischen MANZ-Verlag, dass in den vierten Klassen der
Handelsakademien verwendet wird, ist unter dem Kapitel „Die
Geschäfte der Kreditinstitute“ folgendes zu lesen:
„Hauptaufgabe der Kreditinstitute ist es, Einlagen der Kunden zu
übernehmen und daraus Kredite an andere Kunden zu vergeben.
Selbstverständlich bringen Kreditinstitute auch Eigenkapital auf und
legen Mittel selbst am Kapitalmarkt und am Immobilienmarkt an.
Ferner erbringen die Kreditinstitute zahlreiche Dienstleistungen für
ihre Kunden. Die wichtigste Dienstleistung ist die Abwicklung des
Zahlungsverkehrs im In- und Ausland. Außerdem vermitteln sie den
An- und Verkauf von Wertpapieren, verwahren Wertpapiere und
handeln mit Fremdwährungen, Münzen und Medaillien.
„Die Aufgaben der Kreditinstitute: Kreditinstitute vermitteln zwischen
Kreditnehmern und Anlegern. Um zwischen Einlegern und
Kreditnehmern zu vermitteln, wandeln die Kreditinstitute viele kleine
Einlagen in große Kredite bzw. große Einlagen in viele kleine Kredite
um bzw. vermitteln zwischen kurzfristigen und langfristigen Einlagen
63
und Krediten. Außerdem übernehmen sie einen Teil des Risikos von
Krediten oder Veranlagungen und sie beraten ihre Kunden.“
Banken erzeugen Geld, das vorher nicht da war
„Jedes Mal, wenn eine Bank einen Kredit gibt, wird ein neues
Guthaben erzeugt, neue Einlagen, brandneues Geld“
(Graham F. Tower, 1897-1975, ehem. Direktor der Bank of Canada)
Banken verleihen nicht das Geld, das die Sparer bei ihnen deponiert
haben. Banken erzeugen bei jeder Kreditvergabe neues Geld und
verlangen dafür Zinsen. Die Aufgabe der Banken wird bewusst nur als
eine „Vermittlerrolle“ zwischen Leuten die Geld anlegen und solchen,
die welches leihen, dargestellt. Doch das stimmt in keinster Weise.
Betrachten wir dieses System anhand eines leicht verständlichen
Beispiels:
Eine Bank gewährt einem Ehepaar einen Kredit in der Höhe von
100.000 Euro zu 6 Prozent Zinsen pro Jahr für eine Eigenheim-
Errichtung mit einer Laufzeit von 30 Jahren. In der Bilanz der Bank
werden nun die neuen 100.000 Euro, die die Bank den Hausbauern
aus dem Nichts als Guthaben auf das Konto gebucht hat, auf die
Passivseite gebucht. Vereinfacht dargestellt (dass die Banken eine
einfache Zinsrechnung kompliziert und nicht unbedingt für
jedermann nachvollziehbar darstellen, hat seinen guten Grund) wird
auf der Aktivseite die Forderung der Bank an den Hausbesitzer in der
Höhe von 280.000 Euro (!) eingetragen.
Das ergibt sich aus dem Darlehen von 100.000 Euro zuzüglich 6
Prozent Zinsen in der Höhe von 6.000 Euro pro Jahr, in 30 Jahren
daher 180.000 Euro.
Durch das Haus der Schuldner ist allerdings nur das Darlehen in der
Höhe von 100.000 Euro gedeckt, die 180.000 Euro an Zinsen werden
64
durch den Kredit erst erzeugt. Und zwar genuin erzeugt. Im
Gegensatz zu Handelsgeschäften, wo Geld als Tauschmittel für Waren
dienlich ist, war dieses Geld vorher nicht existent.
Noch dazu: Über 90 Prozent des Geldes, das Geschäftsbanken als
Kredite vergeben, ist kein Geld, sondern es sind erfundene Zahlen in
ihren Computern. Wenn nur 8 Prozent aller Anleger ihr Geld abziehen
und es sich bar auszahlen lassen würden, hätten die Banken kein
gedrucktes Geld mehr in den Tresoren. Die Banken machen Geld –
zumindest den Zinsenteil – im wahrsten Sinne des Wortes aus Luft.
Aus 100.000 Euro werden 280.000 Euro gemacht und die Bank hat
das Recht, bei Zahlungsverzug jederzeit den gesamten Kredit fällig zu
stellen. Die 180.000 Euro wurden von der Bank nie ausgegeben –
aber kassiert. Ohne jeglichen Gegenwert.
Banken verlangen also für 100 Prozent Geld z.B. 300 Prozent
Geld zurück und lassen sich dafür auch noch Sicherheiten geben.
Zinsen mögen vielleicht als Preis für das Kredit-Risiko gerechtfertigt
sein. Doch in unserem Bankensystem werden Zinsen für das
Überlassen von „Nichts“ kassiert.
Und genau nach diesem Prinzip ist die gesamte, heute im Umlauf
befindliche Geldmenge entstanden und täglich wird sie mehr.
Banken gewähren Kredite und verlangen das Kapital und die Zinsen.
Doch das Geld für die Zinsen gab es vorher noch nicht. Es entstand
bzw. entsteht erst mit der Bezahlung der Zinsen. Es ist in der im
Umlauf befindlichen Geldmenge noch dazu gar nicht enthalten,
wodurch sich die Frage aufwirft, womit denn dann die Zinsen bezahlt
werden. Die gleichermaßen einfache wie schockierende Antwort:
durch das Eingehen weiterer Schulden. Es gibt rein systematisch gar
keine andere Möglichkeit.
Das herrschende Geld-, bzw. Zinsensystem ist einfach erklärt, aber
der dahinter stehende Hütchenspieler-Trick schwer zu verstehen,
weil wir eine solche Dreistigkeit einerseits gar nicht für möglich
halten, andererseits wir uns unbewusst gegen die Erkenntnis wehren,
65
weil er unser Weltbild von einer „stabilen“ Wirtschaft gehörig ins
Wanken bringen könnte. Wer ein wirtschaftswissenschaftliches
Studium absolviert hat, wird das System noch schwerer
durchschauen, weil die Lehre und Forschung von den eigentlichen
Umständen, nämlich von der Geldschöpfung und dem
Zinseszinseffekt ablenkt, bzw. diese als „normal“, gegeben und
alternativlos darstellt.
Ich darf noch ein illustres wie primitives Beispiel anbieten:
Auf einer Insel mit 10 Bewohnern wird die „Leder-Bank“ mit einem
Grundkapital von 100 Lederstücken eröffnet. Sie gewährt jedem
einen Kredit von 10 Lederstücken gegen 10 Prozent Zinsen pro Jahr.
Die Inselbewohner verpfänden jeweils ihre Häuser an die Bank.
Bereits nach einem Jahr ist es nicht möglich, dass alle ihr Schulden
samt Zinsen zurückzahlen, denn dazu wären 110 Lederstücke
notwendig, während aber nur 100 existieren. Also wird einer der
Insulaner „Konkurs“ anmelden und sein Haus der Bank zufallen, die
zuvor außer Lederstücke nichts hatte.
Im Internet ist ein geniales Video zu finden:
„Fabian, gib mir die Welt plus 5 Prozent“
Ich garantiere Ihnen, dass Sie spätestens nach diesem Video das
System vollständig durchschaut haben. Es gab unzählige Versuche der
unterschiedlichsten Protagonisten, dieses Video aus dem World Wide
Web zu verbannen. Warum wohl? Die Antwort können Sie sich
bereits selbst geben.
Das ist der Vorteil und gleichzeitig für verschiedene „Mächtige“ der
Nachteil des Internets. Wenn sich einmal etwas verbreitet hat, dann
ist es (fast) unmöglich, es wieder vollständig zu entfernen. Es taucht
an anderen Stellen immer wieder auf.
Der Inhalt sei hier stichwortartig zusammengefasst:
66
Zunächst existiert der Tauschhandel. Das Geld wird erfunden, es
werden an alle Bürger Taler verliehen, mit welchen sie von nun an
handeln können. Nach Ablauf eines Jahres werden pro 100
verliehenen Talern 105 Taler inklusive Zinsen zurückverlangt. Nach
einem Jahr hatten einige Bürger mehr als 105 Taler und konnten
problemlos zurückzahlen. Andere Bürger hatten (viel) weniger als 105
Taler oder gar nichts. Solche Bürger mussten erneut Geld leihen und
ihr Hab und Gut verpfänden. Die Zinsen konnten jedoch nie
zurückgezahlt werden, denn diese zusätzliche Anzahl von Talern war
nie hergestellt und nie verliehen worden. Der Verleiher begann nun
damit, Quittungen für größere Summen an Talern herauszugeben,
um die Handhabung zu „vereinfachen“. Auch fremde Taler, die bei
ihm im Depot (der Bank) liegen, die ihm also gar nicht gehörten,
verlieh er inzwischen ebenfalls, dafür stellte er Darlehensquittungen
aus. Letztlich stellte der Geldverleiher schlicht und einfach
Quittungen aus und verlieh ein Mehrfaches an Geld als eigentlich im
Umlauf und somit überhaupt existent war. Einer von zehn Kunden
verlangte in der Regel sein Geld zurück. Der Verleiher hatte also nur
das Verhältnis 1:9 bezüglich der tatsächlich vorhandenen Einlagen zu
beachten. Der Schwindel ging (und geht heute noch) solange gut, als
nicht mehrere Einleger ihr Geld zurück verlangten. Zum Schluss
erschien ein nachdenklicher Geschäftsmann, der alles durchschaute,
aber vom Verleiher so lange mit Erklärungen überhäuft wurde, bis
dieser den Betrug selbst glaubte.
Doch die Realität sieht nicht anders aus: Geld entsteht dadurch, dass
jemand Schulden macht und dass Zentral- und Geschäftsbanken es
aus dem „Nichts“ schöpfen und verleihen.
Das ganze System ist ein Teufelskreis, der den Schuldenberg und die
Zinslast immer weiter wachsen und wachsen lässt, was aber die
politisch gewollte Basis dieses Modells ist. Es erinnert an das alte
Kinder-Spiel, bei dem alle um in der Mitte aufgestellte Stühle im Kreis
laufen und auf Kommando einen Stuhl ergattern müssen, wobei es
im Verhältnis zur Anzahl der Mitspieler immer einen zu wenig gibt.
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„Erlaubt mir, das Geld eines Staates auszustellen und zu kontrollieren,
und es ist mir egal, wer seine Gesetze macht.“
(Mayer Anselm Rothschild, 1773-1875, internationaler Bankier)
Legt man dieses Beispiel auf die gesamte Wirtschaft oder auf Staaten
um, dann geschieht Folgendes: In diesem Kreislauf muss die
Wirtschaft immer etwas schneller wachsen als die Zinslast. Nur dann
sind die zusätzlichen Kredite gedeckt, die für die Zinszahlungen
benötigt werden. Wenn die Wirtschaft aufhört zu wachsen, wird es
eng.
Das ist der eigentliche Grund, warum Politiker dauernd vom
Wirtschaftswachstum als Allheilmittel sprechen. Angenommen, die
Wirtschaftsleistung würde mal ein Jahr lang gleich bleiben, dann
müsste auch in diesem Jahr alles gleich gut funktionieren wie im
Vorjahr. Tatsächlich tut es dies allerdings nicht, da die Zinsschere
zugeht und weitere Kredite gegen Zinsen aufgenommen werden
müssen. Und weil wir die weiteren Zinsen bezahlt werden müssen,
brauchen wir Wachstum.
Wirtschaftswachstum erzeugt eigentlich Wohlstand. Aber nur in der
Theorie. Und nur für ganz bestimmte Personen. „Geht´s der
Wirtschaft gut, geht´s uns allen gut“. Diese Formel postulierte im
Jahre 2006 der Präsident der Wirtschaftskammer Österreich. Der
Slogan klingt auf den ersten Blick sehr optimistisch und motivierend.
Einem Blick hinter die Kulissen hält er jedoch nicht stand.
Beispielsweise sprang der Gewinn der damaligen „Bank Austria-
Creditanstalt“ im Jahre 2006 von 1,3 auf sagenhafte 3,3 Milliarden
Euro. Das entspricht einem Zuwachs von 21 Prozent, die
Sondereffekte nicht einberechnet. Trotzdem wurden im Jahr darauf
Hunderte Beschäftigte „abgebaut“. Also irgendetwas stimmt nicht
mit dieser Theorie …
Der Zinseszinseffekt bewirkt kein lineares, sondern ein exponentielles
Wachstum der Schulden. Die Zinslast strebt mit steigender
Geschwindigkeit rasant nach oben. Die Wirtschaft müsste ebenfalls
68
exponentiell wachsen, was aber auf Dauer gesehen absolut
unmöglich ist. Kurzfristiges Wachstum kann den Zusammenbruch des
Finanzsystems zwar etwas hinausschieben, aber es gibt kein
unendliches Wachstum und kann es auch nicht geben. Bei einem
Wachstum von beispielsweise 5 Prozent pro Jahr hat sich in genau 16
Jahren die Wirtschaftsleistung theoretisch verdoppelt. Es werden
doppelt so viele Einbauküchen produziert, es wird doppelt so viel Bier
getrunken und die Menschen fahren doppelt so viele Kilometer mit
ihren Autos, um doppelt so viel Kraftstoff zu verbrauchen. Aber nur
theoretisch.
Denn die Zinsen können mathematisch betrachtet – zumindest
theoretisch – ins Unendliche wachsen, dem Wirtschaftswachstum
sind hingegen die natürlichen Grenzen des Marktes gesetzt. Nach
spätestens 70 Jahren kann die Wirtschaft nicht mehr schneller
wachsen als die exponentiell wachsende Zinslast. Der Crash ist
vorprogrammiert. Der Zinseszinseffekt ist vergleichbar mit schwarzen
Löchern, mit einem gigantischen, ständig stärker werdenden Sog, der
immer mehr Materie herauszieht.
Um zu verstehen, wie das Finanzsystem funktioniert, sollten wir uns
einmal den Mechanismus „Zins“ näher anschauen. Angenommen im
Jahre Christus Geburt, also im Jahre Null, hätte jemand 1 Cent bei
einer Bank zu 5 Prozent Zinsen per anno angelegt, im Jahre 1 hätte
sein Guthaben 1,05 Prozent betragen. Wie hoch wäre das
Sparguthaben im Jahre 2012? Wenn man diese Frage als Spiel im
Freundeskreis betrachtet und sie einfach in die Runde wirft, kommen
die unterschiedlichsten Schätzungen, die zwischen einigen tausend
und einigen Millionen Euro liegen. Das tatsächliche
Rechnungsergebnis liegt jedoch jenseits aller Vorstellungen. Das
heutige Sparguthaben würde sage und schreibe 26 Septrilliarden
Euro betragen, eine 41-stellige Summe, mit der man 400 Milliarden
Kugeln in der Größe unserer Erde aus purem Gold kaufen könnte.
Der „Zauber“ des Zinseszinseffekts ist nicht neu. Seit Jahrtausenden
ist dieses rechnerische Phänomen bekannt. Dass in den meisten
69
Religionen das Verlangen wie auch das Zahlen von Zinsen verpönt
war und ist, stellt keinen Zufall dar. Und in Systemen, in denen es
Zinsen gab, wurde alle 50 Jahre ein Jubeljahr ausgerufen, in dem alle
Schulden erlassen wurden. Fragte man etwa einen
Franziskanermönch im 14. Jahrhundert: „Ist ein Kaufmann berechtigt,
bei einem Geschäft Zinsen zu verlangen, weil der Kunde die
Rechnung nicht gleich bezahlen kann?“, hätte dieser geantwortet:
„Nein, weil er in diesem Falle Zeit verkaufen würde, also etwas, was
ihm nicht gehört.“
Dr. Franz Hörmann, Professor am Institut für Revisions-, Treuhand-
und Rechnungswesen der Wirtschaftsuniversität Wien, sagte in
einem Interview mit der österreichischen Tageszeitung „Der
Standard“ am 13. Oktober 2010 zum Thema „Banken erfinden Geld
aus Luft" wortwörtlich, dass es ein systemisches Betrugsmodell einer
Institution geben würde, der in unserem Wirtschaftssystem das
Monopol zur Geldschöpfung über Kredite eingeräumt wird.
Wirtschaftswissenschafter Dr. Hörmann geht davon aus, dass unser
derzeitiges Finanz- und Wirtschaftssystem ausgedient hätte, weil aus
Sicht der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften Modelle verwendet
werden, die auf die alten Römer zurückgehen würden. Das
Zinseszinssystem würde aus dem zweiten vorchristlichen
Jahrtausend, die doppelte Buchhaltung aus dem 15. Jahrhundert
stammen. Die heutige Krise würde von den Banken ausgehen, denn
sie würden im Kreditprozess Geld einfach nur erfinden. Wenn man
aber Geld aus Luft erfindet und das, was vorher noch nicht existiert
hat, verzinst weiter gibt und dinglich (z.B. durch Gold oder
Immobilien) absichern lässt, dann wäre das, wenn das
Geschäftsmodell schief geht, in Wahrheit ein Enteignungsmodell. Das
sei auch der Hintergrund des Bankgeheimnisses. „Banken können
überhaupt nicht offenlegen, wo beispielsweise die Zinsen für
Sparbücher, Bausparverträge oder Sonstiges herkommen“, so
Hörmann weiter. Denn wenn sie das täten, müssten sie zugeben,
dass das alles in Wirklichkeit verkettete Pyramidenspiele sind. Diese
verdeckte Geldmengenausweitung hätte mit der doppelten
70
Buchführung begonnen. Denn wenn man mit Geld eine Sache kaufen
würde, dann wechselt das Geld in Wahrheit den Besitzer. Der
Verkäufer hätte das Geld, der Käufer die Sache. Von diesem Moment
an wäre die Sache aus wissenschaftlicher Sicht nicht mehr in Geld
bewertbar. Trotzdem würden die Geldbeträge in Bilanzen
reingeschrieben werden. „Solange man mit Eigenkapital als Sicherheit zur Bank gehen und die
Bank aus Luft echtes Geld mit Zahlungsmittelfunktion erzeugt, haben
wir ein Problem“, führt Hörmann weiter aus. Eigenkapital sei eben
kein Geld, bloß eine Rechengröße. Nach bestimmten Regeln würde
die Aktivseite bewertet und dann die Schulden abgezogen werden.
„Wenn ich ein drei Meter langes Brett habe und ziehe ein zwei Meter
langes Brett ab, dann hab ich immer noch kein ein Meter langes
Brett, ich habe eine Differenz“, so Hörmann anhand eines
praktischen Beispiels. „Wenn ich ein Meter langes Brett haben will,
dann muss ich die zwei Meter abschneiden. Ökonomisch heißt das,
ich muss die Aktiva liquidieren, damit ich das Geld kriege“, so der
Universitätsprofessor. Zu Liquidationserlösen wären aber alle
Unternehmen weltweit pleite. „Auch Staaten können sich daher in
Wirklichkeit gar nicht verschulden. Ein Staat, wenn man ihn als
Summe des gesamten Geldflusses versteht, wo soll sich der
verschulden?“, fragt sich Hörmann. „Und warum gerade bei einer
Privatbank? Fazit: Ein Staat muss sein Geld eigentlich selbst erzeugen,
und zwar basisdemokratisch.“
Laut Hörmann würde es schon an der Abzählbarkeit der Größen, die
in Bilanzen verwendet werden, mangeln. Hätte jemand, der ein Haus
für zwei Millionen statt für eine Million kauft, weil er z.B. schlecht
verhandelt hat, dann ein für eine Million höheres Eigenkapital? Und
wenn er jemanden finden würde, der es für zehn Millionen kauft,
wäre das dann ein Marktpreis? 1969 hätte – laut Hörmann – ein
amerikanischer Architekt einen Prozess gewonnen, weil er seinen
Hypothekenkredit nicht zurückzahlen wollte. Er hätte sich auf den
Rechtsgrundsatz berufen, dass in einer Leihe, wo ein Gegenstand erst
entsteht, der vorher noch nicht vorhanden war, dieser Gegenstand
71
auch nicht zurückgegeben werden muss. Da also in der
Kreditschöpfung das Geld erst erzeugt wird, gäbe es keinen Grund,
diesen Kredit zurückzuzahlen, meinte der Architekt.
Das herrschende Banken- und Zinssystem führt mit mathematischer
zwangsläufiger Berechnung zu einer schleichenden Enteignung der
verschuldeten Staaten durch die Banken bzw. jener finsteren Mächte,
die hinter den Banken stehen. Verliehen wurde von den Banken
selbst erzeugtes Geld, zurückgezahlt wird mit Grundstücken,
Wasserwerken, Elektrizitätswerken, Telefonleitungen, U-Bahnen,
Post, Bahn, Straßen, Gebäuden, Kanalnetzen etc. Infrastruktur und
die Arbeitskraft von Generationen soll systematisch und ohne
Gegenleistung in den Besitz der Geldverleiher übergehen. Diese
Enteignung wird gerne auch als „Privatisierung“ (lateinisch: „privare“
= berauben) bezeichnet.
Im Internet kursiert ein Gedicht, das angeblich von Kurt Tucholsky
aus dem Jahre 1930 stammt. Auch wenn manche Kritiker behaupten,
es wäre nicht aus seiner Feder, es ist bezeichnend:
„Wenn die Börsenkurse fallen, regt sich Kummer fast bei allen, aber
manche blühen auf: Ihr Rezept heißt Leerverkauf. Keck verhökern
diese Knaben Dinge, die sie gar nicht haben, treten selbst den Absturz
los, den sie brauchen – echt famos!
Leichter noch bei solchen Taten, tun sie sich mit Derivaten: Wenn
Papier den Wert frisiert, wird die Wirkung potenziert. Wenn in Folge
Banken krachen, haben Sparer nichts zu lachen, und die Hypothek
aufs Haus heißt, Bewohner müssen raus.
Trifft' s hingegen große Banken, kommt die ganze Welt ins Wanken –
auch die Spekulantenbrut zittert jetzt um Hab und Gut! Soll man das
System gefährden? Da muss eingeschritten werden:
Der Gewinn, der bleibt privat, die Verluste kauft der Staat.
72
Dazu braucht der Staat Kredite, und das bringt erneut Profite, hat
man doch in jenem Land die Regierung in der Hand. Für die Zechen
dieser Frechen hat der kleine Mann zu blechen und – das ist das Feine
ja – nicht nur in Amerika!
Und wenn Kurse wieder steigen, fängt von vorne an der Reigen – ist
halt Umverteilung pur, stets in eine Richtung nur. Aber sollten sich die
Massen das mal nimmer bieten lassen, ist der Ausweg längst bedacht:
Dann wird bisschen Krieg gemacht.“
Bestell-Link: http://www.epubli.de/shop/buch/SCHEISS-DRAUF-Robert-Urban-9783844232196/32528
73
Die Ursprünge der Gelderzeugung
Bevor der Mensch über Geld verfügte, war der Tauschhandel gang
und gäbe. Naturgeld, Ware gegen Ware, lautete das Prinzip. Im Laufe
der Jahrhunderte wurde dieses System zu kompliziert, da die Leute
sich in ihrem Erwerb spezialisierten. Auch für einen Eierhändler war
es unangenehm, einen Sack Eier als „Geldbörse“ mit sich
herumzuschleppen. Auch war es nicht selbstverständlich, dass sein
Geschäftspartner gerade einen Bedarf an Eiern hatte.
Vor rund 5000 Jahren erfanden die Sumerer das Geldsystem,
zunächst aus Gold und Silber bestehend. Die ursprüngliche
Bestimmung war die Versorgung der Menschen mit Waren und
Dienstleistungen in ausreichender Qualität und Verfügbarkeit. Geld
sollte als Tauschmittel ein „Stellvertreter“ für gerade nicht
vorhandene oder benötigte Waren oder Dienstleistungen sein.
Insbesondere für den Warenerwerb in anderen Regionen bewährte
sich das neue Zahlungsmittel. Händler zogen mit Gold und Silber los,
um Waren in weiter entfernten Gegenden zu erwerben. Die Währung
bewahrte ihren Wert und war somit stabil. Der Handel wuchs
ständig, neue Transportwege wurden erschaffen.
Nach und nach entstanden reiche und mächtige Handelsdynastien
mit unzähligen Angestellten, eigenen Fuhrwerken und Schiffen. Sie
machten große Umsätze und Gewinne, weil die in der Ferne
erworbenen Waren am Heimatort mit großer Gewinnspanne
weiterverkauft wurden. Diese Familien häuften Gold und Silber an
und erwarben in der Wirtschaft und in der Politik einen ernst zu
nehmenden Einfluss.
Nach einigen Raubüberfällen während Geschäftsreisen und
Transporten ging man dazu über, in fernen Ländern
Handelsstützpunkte mit angeschlossenen Gold- und Silberdepots
anzulegen. Geld wurde nur noch selten zum Auffüllen der Depots
unter Bewaffnung transportiert, ansonsten waren die
74
Handelstreibenden kein Angriffsziel mehr für Wegelagerer oder
Räuber.
Bald darauf wurde ein weiterer Geschäftszweig entdeckt. Jene
Handelstreibenden, die über kein eigenes Gold- und Silberdepot
verfügten, konnten das Depot gegen Gebühren, nämlich gegen „den
Zins“, mitbenutzen. Die Depots waren gesicherte Bauten mit Regalen
bzw. Bänken aus Holz, auf denen die Gold- und Silbersäcke abgestellt
wurden. Diese Depots wurden „Banken“ genannt. Das war für nicht
so umsatzstarke Händler immer noch günstiger als die Errichtung
eines eigenen Lagerraumes. Der Gold- und Silberberg bestimmter
Familien wuchs beständig an, Geld wurde nicht mehr nur durch
Handel oder Arbeit, sondern durch die Zurverfügungstellung des
Depots verdient.
Nun gab es eine Gruppe von Kaufleuten, die ebenfalls gerne
Geschäfte machen wollten, aber weder ein eigenes Depot noch
eigenes Gold oder Silber hatten. Der erste Kredit war geboren: Gegen
entsprechende Gebühr, gegen „Zinsen“ wurden Gold und Silber
verliehen. Dem Depotbesitzer, der die Zinsen kassierte, bescherten
dies einen enormen Vermögenszuwachs.
Wer Gold ins Depot zur Verwahrung brachte, erhielt als Bestätigung
ein unterschriebenes und versiegeltes Dokument, das den Wert der
Einlage verbriefte. Der Geldschein war damit geboren. Wer hingegen
Gold lieh, hatte ein Schulddokument zu unterschreiben, dass mit der
Zurückzahlung des geliehenen Goldes plus der vereinbarten Zinsen
quittiert bzw. vernichtet wurde. Basis dieser Vermögensvergrößerung
war nun nicht mehr die manuelle Arbeit, sondern alleine die
Manipulation von Gold und Silber und es wurde bereits zwei Mal
abkassiert. Einerseits für die Verwahrung fremder Gelder und
andererseits für den Verleih eigener Gelder.
Das war der Beginn des Bankwesens, die sogenannten Handelskassen
entstanden. Auf der einen Seite wuchsen durch die Ausbreitung des
überregionalen Handels die Depots stark an. Auf der anderen Seite
75
gab es immer mehr Leihanfragen von finanziell schwachen Händlern,
die gerade neu in den damals vielversprechenden Händlerberuf
eingestiegen waren.
Spätestens zu jenem Zeitpunkt, als es mehr Leihanfragen als zu
verleihendes Gold gab, griff man zu einer List. Man verlieh gegen
Zinsen jenes Gold und Silber, für dessen Aufbewahrung die
Eigentümer ohnehin schon Zins bezahlten. Man kassierte also
doppelt. Die Ur-Banker verliehen nicht nur jenes Gold und Silber, das
ihnen nicht gehörte und zu deren Verleih sie nicht ermächtigt waren,
sondern sie erdreisteten sich sogar noch, Gebühren für die „sichere
Verwahrung“ zu verlangen.
Eingelagertes fremdes Gold oder Silber ohne Wissen geschweige
denn Einverständnis der Eigentümer, unter Bereicherungsvorsatz
(gegen Zinsen) zu verleihen, würde man nach heutigen
strafrechtlichen Bestimmungen als „Untreue“ (§ 153 österreichisches
Strafgesetzbuch oder § 266 deutsches Strafgesetzbuch) beurteilen.
Dies war aber erst der Anfang von noch viel größeren Betrügereien.
Und dies ist gleichzeitig der Anfang dafür, dass fast alle Staaten dieser
Erde kein eigenes Geld haben, sondern sich dieses von dunklen
Mächten gegen astronomische Zinsen ausborgen. Und dies ist die
Initialzündung für Nöte, Kriege, etc.
Später ging man dazu über, gar kein Gold mehr auszuhändigen,
sondern stattdessen nur mehr „Wert“-Papiere auszustellen.
Mittlerweile wurde für die Verwahrung von Gold und Silber keine
Depotgebühr mehr eingehoben. Das war für die Vorläufer der
Bankiers jedoch kein Problem, verdienten sie doch durch ihre
betrügerische Ausstellung von Wertpapieren auf Gold, dass ihnen
nicht einmal gehörte, astronomische Summen.
In allen wichtigen Handelsorten waren nun die Vorläufer unserer
heute als „Banken“ bezeichneten Institutionen entstanden.
76
Eigentümer waren damals wie heute große, mächtige und reiche
Familien.
Der Verleih von fremdem Edelmetall, ohne Wissen der jeweiligen
Eigentümer, war mittlerweile so lukrativ, dass zwischen den Ur-
Banken bereits eine Konkurrenz- und hinsichtlich der Höhe der Zinsen
eine Wettbewerbssituation entstand. Wertpapiere wurden allerdings
zwischenzeitlich nicht nur von den „Banken“ untereinander
akzeptiert, sondern man ging langsam sogar dazu über, die
unterschiedlichen Wertpapiere zu vereinheitlichen. Das hatte zur
Folge, dass fast überhaupt kein eingelagertes Gold oder Silber mehr
zurückgetauscht werden musste. Der Handel erfolgte mehr und mehr
gold-, und silberlos. Bezahlt wurde mit Wertpapieren, die nach und
nach zu „Geld“ wurden.
Eingelagertes fremdes Gold oder Silber ohne Wissen geschweige
denn Einverständnis der Eigentümer gegen Zinsen zu verleihen, war
den damaligen Protagonisten aber noch nicht genug. Denn mit der
Zeit wurden viel mehr Wertpapiere, also „Geld“ ausgegeben, als an
Goldreserven da war. Wenn plötzlich alle Kunden, die den
Handelskassen ihr Gold anvertraut hatten, dieses gegen Vorlage ihrer
Wertpapiere zurück wollten, wäre alles geplatzt. Das war jedoch nie
der Fall. Eigenartigerweise hat sich bis heute nichts an diesem System
geändert …
77
Staaten in den Fängen von Privatbanken
Unser Geld wird nicht vom Staat, sondern von Banken „erzeugt“. Und
keine Währung der Welt hat heute noch eine reale Sicherheit. Geld
ist vom Sachwert gelöst. Geld wird hemmungslos durch Verzinsung
neu erschaffen, teilweise ungedeckt auf Papier gedruckt und durch
hemmungslose Vermehrung immer mehr entwertet.
Der US-Dollar ist von der Geldmenge her in der Welt dominierend.
Mehr als 70 Prozent des gesamten auf der Erde im Umlauf
befindlichen Geldes besteht aus (wertlosen) Dollars.
Die Zentralbanken vieler Länder waren und werden immer noch
gezwungen, Dollars in immer stärkerem Maße als Währungs-
„Reserven“ anzunehmen. Was nun bedeutet, dass heutige
Währungen, auch der Euro, zu über 80 Prozent auf wertlosen, Dollar-
Papieren beruhen.
Zum Vergleich: Bis 1971 bekam man für 35 Dollar genau eine Unze
Gold. Heute muss man dafür 1.800 Dollar zahlen.
Das amerikanische Finanzsystem kontrolliert – vereinfacht dargestellt
– das Geld und die Währungen der ganzen Erde.
„Eine private Zentralbank, die Zahlungsmittel ausgibt, ist für die
Freiheiten der Menschen eine größere Gefahr als eine stehende
Armee.“
(Thomas Jefferson, 1801-1809, dritter Präsident der Vereinigten
Staaten von Amerika)
Im Jahre 1694 wurde die „Bank of England“ gegründet. Private
Geldgeber brachten ein Kapital von 72.000 £ in Gold und Silber ein.
Die britische Regierung gestattete der Bank of England die
Herstellung von 1.200.000 £ Papiergeld. Wodurch damals bereits
schon 1.128.000 £ nicht mehr durch Gold oder Silber gedeckt waren.
Dann nahm die englische Krone die gesamten 1.2 Mio. Papiergeld
78
von jener Bank, die trotz des verwirrenden Namens eine Privatbank
war, als Darlehen auf und brachte es als „legales“ Zahlungsmittel in
Umlauf. Zinsen von 8,33 Prozent per anno wurden vereinbart.
100.000 £ pro Jahr betrug die Zinslast. Und jetzt wird die Rechnung
interessant: Nach bereits einem einzigen Jahr überstieg der
Zinsertrag bereits beträchtlich den Wert der Gold und Silber-Einlage.
„Das moderne Bankensystem stellt Geld aus nichts her. Dieser Prozess
ist vielleicht der erstaunlichste Handtrick, der je erfunden wurde.“
(Josia Stamp, 1880 – 1941, ehem. Direktor der Bank of England)
Parallel dazu wurde die Bank von Amsterdam gegründet. Und 1716
war das Geburtsjahr der Bank von Frankreich. Trotz staatlich
klingender Bezeichnung handelte es sich bei allen Banken um private
Institutionen.
Parade-Beispiel USA
Viele Menschen sind heute immer noch der Meinung, dass der US-
Dollar eine Währung der Vereinigten Staaten von Amerika sei. Wenn
dem so wäre, warum hätten die USA dann im Oktober 2011 mehr als
14 Billionen (vierzehntausend Milliarden) Dollar Schulden. Und vor
allen Dingen: bei wem?
Das Beispiel USA ist deshalb so bezeichnend, weil es nicht nur
paradigmatisch ist für die globale Schuldenpolitik, sondern weil
unzählige Staaten vom US-Dollar abhängig sind und dieser eine
zentrale Rolle spielt. Das globale Finanzsystem basiert auf dem US-
Dollar als Welt(reserve)währung.
Mit dem „Federal Reserve Act“ hat eine Gruppe von Privatpersonen –
die Eigentümer der großen amerikanischen Banken – schon im Jahre
1913 den Dollar und damit indirekt auch andere Währungen unter
ihre Kontrolle gebracht.
79
Dazu Wikipedia:
„Der Federal Reserve Act ermöglicht es der Federal Reserve bis heute,
Geld ohne intrinsischen Wert („Gegenwert“; Anm. d. Verf.) als
Kreditgeld zu schaffen und es beispielsweise der amerikanischen
Regierung gegen Zinsen zu leihen (→ frac`onal-reserve banking).“
Am 23. Dezember 1913 wurde der sogenannte „Federal Reserve Act“
vom amerikanischen Kongress bestätigt und die Zentralbank, die
„Federal Reserve Bank“ (FED) gegründet. Hauptaktionäre waren
Bankiers, die sich mittlerweile in Europa erfolgreich etabliert hatten.
Bis heute handelt es sich um ein privates Geldinstitut, dass den USA
Papierscheine mit der Aufschrift „Dollar“ gegen Zinsen und
Zinseszinsen leiht. Ganz am Anfang stellten die Dollarnoten noch
Goldzertifikate dar, was auf älteren Geldscheinen auch deutlich
vermerkt war. Bis 1964 waren in den USA auch noch vom
Finanzministerium ausgegebene Silberzertifikate im Umlauf, die
durch die Menge der Silberreserven limitiert war.
Die „FED“, wie sie genannt wird, stellt dem amerikanischen Staat
Darlehen zur Verfügung und dieser kassiert von den Bürgern Steuern
um die Zinsen bedienen zu können. Von Rückzahlung ist und war
noch nie die Rede. Die FED verfügte von Anfang an über keinerlei
nennenswerte Goldreserven. Und jenes Gold, das sie besitzt, dient
nicht als Abdeckung. Wozu auch?
Um ein weiteres Gerücht aufzuklären: In Fort Knox lagern heute
(Stand August 2011) angeblich 147 Millionen Feinunzen, also ca.
4.600 t Gold, was einem aktuellen Wert von ca. 273 Milliarden US-
Dollar (vgl. Schuldenstand der USA: 14.000 Milliarden, also gerade
einmal 1,95 Prozent) entsprechen würde. Allerdings handelt es sich
dabei keineswegs etwa um die Golddeckung des von der FED
herausgegebenen US-Dollars, sondern um die Goldreserven des US-
Schatzamtes. Darüber hinaus gibt es massive Zweifel an den
Goldmengen-Angaben zu Fort Knox. Der texanische Abgeordnete Ron
Paul kämpft seit Jahren um ein entsprechendes Gesetz, dass eine
80
Überprüfung des Goldlagers ermöglichen soll. Er geht von einer
jahrzehntelangen Täuschung seitens der US-Regierung aus. Aber
selbst die Menge der Goldvorräte in Fort Knox würden tatsächlich
den eigenen Angaben der US-Behörden entsprechen und selbst diese
würden tatsächlich als Goldreserve herangezogen werden, selbst
dann wäre der im Umlauf befindliche (gedruckt, virtuell und
verschuldet) Dollar vielleicht durch den Bruchteil eines Prozentes
gedeckt.
Es klingt unglaublich, ist aber wahr und jederzeit im Internet und in
der Literatur nachzuprüfen, auch wenn es von den Massenmedien
(aus nachvollziehbaren Gründen) nicht an die große Glocke gehängt
wird: Die USA ermächtigen seit 1913 bis heute eine von
Privatbankiers geführte Bank, Papier, das eben nur Papier wert ist,
durch einen $-Aufdruck in Geld zu verwandeln. Dem nicht genug,
kauft die amerikanische Nation dieser Privatbank der Notenbank
dieses Dollars nicht um den Papierpreis, sondern um jenen Preis, der
aufgedruckt ist, ab. Genau genommen leiht es sich der Staat nur –
gegen hohe Zinsen.
Würden die Vereinigten Staaten von Amerika das Recht zur
Geldschöpfung selbst ausüben, anstatt es einer privaten Bank zu
überlassen, dann wären keine Zinsen zu bezahlen und die
Bevölkerung würde unter der massiven Steuerlast nicht irgendwann
zugrunde gehen.
„Ich bin ein höchst unglücklicher Mann. Ich habe unbeabsichtigter
Weise mein Land ruiniert. Eine große Industrienation wird nun von
ihrem Kreditsystem beherrscht. Unsere Regierung basiert nicht länger
auf der freien Meinung, noch auf der Überzeugung und des
Mehrheitsbeschlusses, es ist nun eine Regierung, welche der
Überzeugung und dem Zwang einer kleinen Gruppe
marktbeherrschender Männer unterworfen ist.“
(Woodrow Wilson, 1856-1924, 28. Präsident der Vereinigten Staaten
von Amerika)
81
„Ich glaube, daß Bankinstitute gefährlicher sind als stehende Armeen
... sollte das amerikanische Volk je den privaten Bankern erlauben, die
Kontrolle über die Währung zu gewinnen ... werden die Banken und
die Gesellschaften, welche aus ihnen erwachsenen, das Volk ihres Hab
und Guts berauben, bis ihre Kinder als Obdachlose auf den Straßen
des Kontinents erwachen werden, den ihre Väter einst erobert hatten
...“
(Thomas Jefferson 1743-1826, 3. Präsident der Vereinigten Staaten
von Amerika)
Am 4. 6. 1963 signierte John F. Kennedy den Präsidentschaftserlass
„Executive Order Nr. 11110“, der die bis dahin gültige „Executive
Order Nr. 10289“ außer Kraft setzte. Dieser Beschluss erweiterte
nicht nur die Kompetenzen des Finanzministeriums in Bezug auf die
Ausgabe von Silberzertifikaten, sondern brachte das
Geldschöpfungsrecht wieder dorthin, wo man es logischerweise auch
vermutet – in die Hände des Staates. Was John F. Kennedy
möglicherweise gleichzeitig mit diesem Regierungsdokument
unterschrieb, war sein eigenes Todesurteil.
Unzählige Theorien existieren über den Mord von Dallas vom
22.11.1963 an John F. Kennedy hinsichtlich des Tatherganges, der
wahren Täter (der „offizielle“ Täter Lee Harvey Oswald wurde zwei
Tage später von Jack Ruby, einem Barbesitzer, angeblich mit den
Worten: „Du hast meinen Präsidenten getötet, du Ratte“ im Beisein
von Polizei und Presse erschossen) und der Tatmotive.
Sämtliche Versionen, die nicht den „kommunistischen“ und
„psychopathischen“ Einzeltäter Oswald ins Treffen führen, werden im
Internet als „Verschwörungstheorien“ abgetan. Eigenartig nur, dass
als mögliche Urheber des Anschlags vorrangig die „Mafia“
(was immer man darunter auch verstehen möchte), die CIA (die bis
heute bei keiner Verschwörungstheorie fehlen darf), die Exil-
Kubaner usw., verdächtigt werden. Nur wenige Monate, bevor in
Dallas die Schüsse fielen, besuchte Joseph Kennedy seinen Sohn im
Weißen Haus. Bei einer späteren Anhörung im Kongress sagte eine
Hausangestellte unter Eid aus, dass sie die Unterhaltung des
82
Präsidenten mit seinem Vater im Oval Office von einem Nebenraum
aus teilweise mit angehört habe und John F. Kennedy von seinem
Vater laut angeschrien worden sei: „Wenn du das tust, dann bringen
sie dich um!“
Was meinte Kennedy sen. damit? Wenn er „was“ tun sollte? Etwa
dem US-Kongress die an und für sich nur logische Autorität
zurückgeben, das Staatsgeld in eigener Verantwortung zu drucken
und zinslos zum Wohle des Landes und seiner Bewohner in Umlauf zu
bringen? Und wer hätte John F. Kennedy umbringen sollen? Jene, die
dann leer ausgegangen wären und vorher von den Zinsen eines
geknechteten Landes lebten (und es heute noch tun)?
John F. Kennedy hatte kurz vor seiner Ermordung bereits begonnen,
4 Milliarden Dollar des neuen Staatsgeldes („United States Notes“)
herstellen und in Umlauf bringen zu lassen. Jene Banknoten, die sich
nach John F. Kennedys unfreiwilligem Tod noch in der
Staatsdruckerei befanden, wurden unmittelbar nach dem Attentat
restlos vernichtet. Die bereits kursierenden neuen US-Notes wurden
unauffällig aus dem Verkehr gezogen und gegen Dollars
ausgetauscht.
Ein nicht viel angenehmeres Schicksal ereilte Jahrzehnte zuvor schon
Abraham Lincoln. Dieser hatte 1861 dem Kongress nahegelegt, ein
Gesetz zu verabschieden, mit dem staatliches Geld ohne Kredit
gedruckt werden konnte, um den bevorstehenden Bürgerkrieg zu
finanzieren. Nachdem 400 Millionen Dollar hergestellt wurden,
wurde Lincoln am 15.4.1865 ermordet, das Gesetz revidiert und
schließlich der National Banking Act verordnet.
Seit dem Kennedy-Mord hat es kein Präsident der USA mehr gewagt,
sich mit der Bank-Lobby anzulegen.
Mit dem sogenannten „Gold Reserve Act“ vom 30.1.1934 wurde alles
seitens der Regierung eingezogen, was einen Wert darstellte,
insgesamt Gold im Wert von 310 Millionen Dollar. Nach dieser
83
Maßnahme gab es keine direkte Deckung mehr für das Umlaufgeld.
Das Gold wurde in Fort Knox eingelagert, allerdings mit einem
anderen Ziel. Der Dollar (aus Papier) sollte die Handelswährung der
Welt werden.
Am 1. Juli 1944 – der zweite Weltkrieg war noch nicht zu Ende –
hielten die Vereinten Nationen eine 22-tägige Währungs- und
Finanzkonferenz, die Konferenz von Bretton Woods (benannt nach
dem gleichnamigen Ort) ab, an der 44 Länder teilnahmen. Im Zuge
derer wurde der Internationale Währungsfonds (IWF) und die
internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung,
bezeichnenderweise auch „Weltbank“ genannt, gegründet.
Der US-Dollar war nun zur „Leitwährung“ der Weltwirtschaft
geworden. Die teilnehmenden Staaten verpflichteten sich, ihre
nationale Währung durch Goldreserven oder durch US-Dollars aus
Papier abzusichern.
Durch die enormen Kosten des Vietnamkrieges war der US-
Staatshaushalt stark überfordert. Um diesen Krieg zu finanzieren,
begann man damit, heimlich mehr Dollars zu drucken und in Verkehr
zu bringen, als durch die Goldreserven in Fort Knox abgedeckt
waren. 1969 wurde in Fort Knox eine Zählung durchgeführt. Gerade
einmal 11 Millionen (!) Dollar waren durch die Goldreserven gedeckt.
Am 15.08.1971 erklärte der damals amtierende Präsident Richard
Nixon, das 1944 in Bretton Woods der Welt abgegebenen
Versprechen zur Goldeinlösung aller Dollars für ungültig. Seither ist
der Dollar keine gedeckte Währung mehr, sondern wird beliebig von
der FED herausgegeben.
Dazu Wikipedia: „Heutzutage ist der US-Dollar wie sämtliche
Währungen ungedeckt.“
(http://de.wikipedia.org/wiki/US-Dollar)
84
Bis zum Jahre 1971 hielten sich die USA an ihr Versprechen, 35 US-
Dollar gegen eine Unze Gold einzutauschen. Als Nixon das
Umtauschversprechen im August 1971 aufhob, hatte der US-
Papierdollar gegenüber seiner ursprünglichen Golddeckung fast
98Prozent an Wert verloren. Oder anders ausgedrückt: Der Dollar ist
heute gerade einmal mit 2 Prozent Goldreserve gedeckt. Wenn
überhaupt noch …
Einerseits hatte sich mittlerweile der Goldpreis je Unze auf rund 500
US-Dollar vervierzehnfacht, andererseits ist die Golddeckung, die
1934 noch 100 Prozent betrug, auf die Hälfte gefallen.
Der US-Dollar ist heute nur noch ein Achtundzwanzigstel dessen
wert, was er 1971 wert war. 2011 sind 28mal so viel Dollars im
Umlauf wie im Jahre 1971. „800 Milliarden US-$ in Umlauf“ schrieb
das „Hamburger Abendblatt“ bereits in seiner Ausgabe vom
10.3.2006 und merkte an, dass sich zwei Drittel davon im Ausland
befinden würden.
Tipp:
Fragen Sie bei einer Bank, bei der Bundesbank, bei der
Österreichischen Nationalbank, bei der Europäischen Zentralbank,
oder direkt bei der Federal Reserve Bank in New York nach, wie groß
die Menge der im Umlauf befindlichen Dollars ist. Sie werden keine
befriedigende Antwort erhalten. Fragen Sie Ihren Finanzminister oder
Ihre(n) Bundeskanzler(in). Auch dort werden Sie zu keiner Erkenntnis
gelangen.
Dieser Vertragsbruch der USA gegenüber Ägypten, Äthiopien,
Australien, Belgien, Bolivien, Brasilien, Chile, China, Costa Rica, der
Dominikanischen Republik, Ecuador, El Salvador, Frankreich,
Griechenland, Guatemala, Haiti, Honduras, Indien, dem Irak, dem
85
Iran, Island, Jugoslawien, Kanada, Kolumbien, Kuba, Liberia,
Luxemburg, Mexiko, Neuseeland, Nicaragua, den Niederlanden,
Norwegen, Panama, Paraguay, Peru, den Philippinen, Polen,
Südafrika, der Tschechoslowakei, der UdSSR, Uruguay, Venezuela,
dem Vereinigten Königreich u.a. führte aber eigenartigerweise nicht
zu einem Weltkrieg. Die jeweiligen Regierungen spielten einfach mit
und akzeptierten, dass ihr Gold „weg“ war.
Lediglich der französische Präsident Charles de Gaulle beharrte schon
Jahre vorher auf Einlösung aller in Frankreich befindlichen
Dollarnoten in Gold. Zwischen 1960 und 1967 ließ er Gold mit
französischen Militärschiffen und -flugzeugen nach Frankreich
zurücktransportieren. „Nichts ist unveränderlicher als das Gold, der
ewige, universale Gradmesser par excellence“ waren seine Worte.
Doch dafür sollte er büßen. Sowohl linksliberale als auch rechte
Kräfte bezeichneten ihn als konservativ, fortschrittshemmend,
überheblich und regierungsunfähig. Er überlebte zwei geplante und
ein ausgeführtes Attentat. 1968 flüchtete er zunächst mit einem
Hubschrauber nach Deutschland und trat dann 1969 „freiwillig“
zurück.
In der Ausgabe 22 des Nachrichtenmagazins „Spiegel“ aus dem Jahre
1968 war über de Gaulle folgendes zu lesen: „Der Franzose mit dem
Namen des alten Gallien, der sich selbst für den Größten aller
Franzosen hält, zerstörte die Nato, verriet Israel, bedrohte Kanadas
nationale Existenz, säte Misstrauen zwischen den USA und ihren
europäischen Verbündeten, stürzte Pfund und Dollar in ihre bisher
schwersten Krisen. Als selbsternanntes Gewissen der Welt richtete er
über die Vietnam-Moral der Amerikaner, über Speise-Sitten der
Briten, über Macht und Ohnmacht des deutschen Nachbarn.“
Jedes Land akzeptiert seit 1971 den Vertragsbruch der USA und hält
weiterhin inflationäre Dollars als „Reservewährung“. Das Wort
„Währung“ ist von „Gewährleistung“ abgeleitet und es sollte für die
Eigenschaft von Geld, einen Tauschwert zu garantieren, stehen.
86
Statt Goldparität gibt es seither freie Devisen, der US-Dollar wurde
von der Golddeckung abgekoppelt. Die Aufkündigung der
Goldeinlösepflicht durch die USA war nichts anderes als eine
Enteignung, ein Diebstahl bzw. eine Veruntreuung. Heute wird dieses
System nicht an die große Glocke gehängt, aber auch nicht
verschwiegen. Die Regierungen spielen mit, die USA ist eine
Atommacht. Und bisher die Einzige, die von ihrem atomaren Arsenal
schon mal Gebrauch machte.
Am 21.1.1980 erreichte Gold den Höchstkurs von 840 Dollar, was den
wahren Wert des Dollars verriet. Gold wurde durch seinen
steigenden Preis nicht mehr wert, sondern der Dollar wurde weniger
wert. Für eine nach wie vor unveränderte Menge Gold war plötzlich
ein Vielfaches an papierenen Dollars vorhanden.
Durch die Aktion der USA 1971 wurden Gold und Silber
demonetarisiert. Der Papierdollar wurde zum neuen „Gold“ obwohl –
mangels Deckung – außer Papier kein Wert mehr dahintersteckt.
Ein Tausch der immer wertloseren Dollars gegen Gold und Silber
setzte ein. Sehr zum Missfallen der FED, die den Dollar bis heute
druckt. Die der FED angeschlossenen Banken begannen den
Goldpreis zu drücken. In der Sprache der Banker wird dieser
manipulative Eingriff harmlos als „Intervention“ bezeichnet und wird
mit jeder Währung auf der ganzen Welt regelmäßig praktiziert.
Banken kaufen oder verkaufen am Devisenmarkt eigene oder fremde
Währungen in großen Mengen, um deren Kurs in die gewünschte
Richtung zu bewegen.
In diesem Fall wurde „interveniert“, Gold und Silber durch
Leerverkäufe auf dem Markt anzubieten. Mit Erfolg. Denn zwischen
1980 und 2000 verringerte sich der Preis des Goldes sogar bis unter
dessen Produktionskosten, was zur Folge hatte, dass reihenweise
Goldminen in Konkurs gingen oder sich selbst bei Banken verschulden
mussten.
87
Parallel dazu wurden von der FED Dollar gedruckt und gedruckt.
Deckung war fast gar keine mehr vorhanden. 1982 betrug die Höhe
der Schulden der Vereinigten Staaten von Amerika bei der FED 1
Billion US-Dollar. Die diesbezügliche Zinsenbelastung war mit 100
Mrd. Dollar pro Jahr beziffert. Nur 10 Jahre später betrug die Höhe
der US-Schuldverschreibungen bereits 5 Billionen Dollar. An Zinsen
bezahlte die amerikanische Regierung über eine halbe Billion Dollar
pro Jahr.
„Es ist gut, dass die Menschen des Landes unser Banken- und
Geldsystem nicht verstehen, denn sonst, so glaube ich, hätten wir
noch vor morgen früh eine Revolution.“
(Henry Ford, 1863-1947, Gründer der Ford Motor Company)
Zwischen den USA und Saudi Arabien wurde 1973 eine Vereinbarung
über den Bezug von Rohöl und die Bezahlung in US-Dollar getroffen.
Alle Mitglieder der OPEC waren für diese Abmachung. Die
amerikanische Überlegung: Wenn der Dollar im internationalen Öl-
Geschäft die akzeptierte Währung ist, dann ist dessen Potenz
gesichert.
Saddam Hussein besaß die Chuzpe, im Jahre 2000 nur mehr Euro für
sein Öl als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Den Angriff der US-Armee
auf den Irak erklärten sich zahlreiche Beobachter mit dem
imperialistischen Eroberungsdrang der USA. Naive Zeitzeugen
glaubten tatsächlich an die damals ausgegebene Legende von der
angeblichen nuklearen Bedrohung durch den Irak (bis heute hatte
sich kein einziger Verdacht auf das Vorhandensein atomarer Waffen
oder Anlagen zur Herstellung derselbigen verifiziert).
In seiner Kongressrede vom 15.02.2006 erläuterte der amerikanische
Abgeordnete Ron Paul die Beziehung zwischen dem Irak-Krieg und
Saddam Husseins Forderung nach Bezahlung von Öl in Euro:
- „Im November 2000 verlangte Saddam Hussein für das irakische Öl
Euros. Seine Arroganz bedrohte den Dollar; seine nicht vorhandene
88
militärische Macht stellte hingegen nie eine Bedrohung dar. Auf der
ersten Kabinetts-Sitzung der neuen Administration 2001 – so wird
von Finanzstaatssekretär Paul O’Neill berichtet – war der wichtigste
Tagesordnungspunkt, wie wir Saddam Hussein aus dem Amt jagen
könnten – obwohl es keinerlei Anzeichen gab, in welcher Weise er
uns bedrohte.“
- „Es fand keine öffentliche Diskussion darüber statt, dass wir Saddam
Hussein beseitigen wollten, weil er mit der Auspreisung des Öls in
Euro die Integrität des Dollars als Weltreservewährung angriff.“
- „Im Jahre 2001 verkündete der Botschafter Venezuelas in Russland,
sein Land steige bei der Auspreisung aller Ölverkäufe auf Euro um.
Innerhalb eines Jahres gab es einen Staatsstreich gegen Chavez, den,
so wird berichtet, unsere CIA unterstützte.“
- „Falls die Ölmärkte den Dollar durch den Euro ersetzen, würde das
unmittelbar unsere Möglichkeiten einengen, ohne weitere
Einschränkungen die Weltreserve-Währung zu drucken.“
Der perfide Plan der US-Regierung hat sich zwei Monate nach dem
militärischen Einmarsch in den Irak augenscheinlich bestätigt. Das
„Oil for food“-Programm wurde beendet und die auf Euro lautenden
irakischen Konten in Dollar-Konten zurück gewandelt und ab diesem
Zeitpunkt wurde irakisches Öl nur mehr in Dollar verkauft. Die
Vormachtstellung des Dollars war weltweit wiederhergestellt.
Am 20.10.2011 wurde ذا�� ���ر .(Muammar al-Gaddafi) ermordet ا
Während ganz naive Leute glauben, dass es bei den militärischen
Angriffen auf Libyen tatsächlich um den „Schutz von Zivilisten“ ging,
sagen weniger Naive, es wären das libysche Öl und die libyschen
Wasserreserven gewesen, die einige räuberische Großmächte auf
den Plan gerufen hätten. Bekannt ist allerdings, dass Gaddafi jeweils
im Jahre 1986 und 2000 zwei Konferenzen ins Leben rief und dort
seine Idee eines afrikanischen Gold-Dinars, einer Einheitswährung für
den ganzen Kontinent, vorstellte …
89
Genau genommen könnte es uns eigentlich egal sein, wie viel und bei
wem die Vereinigten Staaten von Amerika Schulden haben. Doch es
sind nicht nur US-Steuerzahler betroffen. Schaden entsteht für alle
Steuerzahler weltweit, weil der Dollar de facto
„Welthandelswährung“ ist. Wenn amerikanische Firmen in
Exportländern Produkte kaufen, wachsen die dortigen
Dollarbestände rapide an. Seriösen Schätzungen zufolge sollen in
europäischen Banken fast 1 Billion Dollar liegen. Ein Umtausch ist nur
in eingeschränktem Rahmen möglich und nicht im Interesse der FED.
Denn deren Interesse liegt im Gegenteil darin, weltweit so viele
Dollars wie nur möglich zu verleihen. Alleine zwischen 2008 und 2010
wurden über 10 Billionen Dollar in Umlauf gebracht. 350 Milliarden
US-Dollar gingen an die Deutsche Bank.
Die Staaten – auch Deutschland und Österreich – zahlen dafür Zinsen.
Womit? Mit Steuergeldern. Für die wir die Hälfte unserer Zeit
arbeiten müssen.
Die Verschuldung der Bundesrepublik Deutschland und der
Republik Österreich
Der Schuldenstand der Bundesrepublik Deutschland steigt pro Jahr
um rund 80 Milliarden Euro. Manche Politiker jubeln, wenn einmal 10
Milliarden eingespart wurden, und verkünden dieses Ergebnis auch
noch voller Stolz.
Die Geschichte der systematischen Schuldenerzeugung in
Deutschland aber funktionierte so:
1969: Möller wird Bundesfinanzminister. In nur zwei Amtsjahren
häuft er umgerechnet drei Milliarden Euro neue Schulden an. Zwei
Jahre später tritt er zurück.
90
1971: Karl Schiller wird Möllers Nachfolger. Leistung: zwei Milliarden
Neuverschuldung.
1972: Finanzminister Helmut Schmidt verschuldet die Bundesrepublik
mit fünf Milliarden Euro. Und wird Kanzler.
1973: Gesamtschulden von Bund, Ländern und Gemeinden: rund 93
Milliarden Euro.
1978: Finanzminister Hans Apel zieht nach vier Jahren Bilanz: 33,5
Milliarden Euro Neuverschuldung.
1979: Hans Matthöfer sorgt für weitere Schulden von insgesamt 56
Milliarden Euro. Damaliger Wahlspot unter Kanzler Helmut Schmidt:
„Lassen Sie uns den SPD-Staat stoppen“.
1989: Unter Theo Waigel steigen die Schulden auf 428 Milliarden
Euro.
1998: Bund, Länder und Gemeinden haben zusammen einen
Schuldenstand von über 1,1 Billionen Euro (1.100 Milliarden Euro).
2004: Schuldenstand der Bundesrepublik Deutschland unter Eichel:
rund 1.200 Milliarden Euro. 900 Milliarden Euro wurden bisher an
Zinsen bezahlt.
2007 Peer Steinbrück ist seit zwei Jahren Bundesfinanzminister.
Staatsverschuldung: 1,6 Billionen Euro.
Und heute? „Aufgedeckt: Deutschland hat jetzt schon sieben
Billionen Euro Schulden“ war am 25.9.2011 auf www.shortnews.de
zu lesen.
Seit ihrer Gründung hat die Bundesrepublik Deutschland für das Geld,
das sie leihen musste, um eine Währung in Umlauf zu bringen,
insgesamt rund 1,7 Billionen Euro an Zinsen bezahlt. Wir sprechen
hier nur von einer Gebüh
staatlichen Geldsystems.
Warum beansprucht der
selbst? In der gesamten G
Volksvertreter diesen Zus
keiner von ihnen hat jem
genau das ihre oberste Pf
„Sparpaket“, begrenzen a
sind tabu. Aus gutem Gru
Das Erschreckende – abe
„Staatsschulden“ können
Nicht umsonst steigt jede
sie sinkt. Und zwar kontin
Die Schulden der Staaten
auch als „Haushaltssaldo
lediglich eine Gegenüber
0
500
1000
1500
2000
1960 1965 1970 1975
Die Schuldenen
91
r Gebühr für die Benutzung eines privaten
systems.
ucht der Staat das Emissionsrecht für das
samten Geschichte der BRD will noch kein
iesen Zusammenhang erkannt haben. Und
hat jemals etwas dagegen unternommen
berste Pflicht wäre. Die Politiker reden vo
renzen alle Staatsausgaben, nur nicht die
tem Grunde.
aber zugleich auch Beruhigende dara
“ können gar nicht zurückgezahlt werden!
eigt jedes Jahr die Höhe der Schulden ans
ar kontinuierlich.
r Staaten dürfen keinesfalls mit dem Budg
ltssaldo“ bezeichnet, verwechselt werden
genüberstellung von Einnahmen und Ausg
1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005
uldenentwicklung der BundesrepubliDeutschland
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und Ausgaben. Die
2010 2011
srepublik
92
meisten Regierungen weisen Haushaltsdefizite aus, die zur Aufnahme
weiterer Verbindlichkeiten führen. Die durchschnittliche jährliche
Neuverschuldung in der EU liegt bei 6,4 Prozent.
Dass es ausnahmsweise vorkommen kann, dass ein Staat einmal nicht
in den roten Zahlen steckt, so wie etwa Deutschland im Jahre 2007
(zum ersten Mal seit 1969!) ist kein Grund zum Jubeln. In solch einem
Jahr wird lediglich ausnahmsweise einmal keine Neuverschuldung
eingegangen, sonst nichts. Und wenn z.B. Estland im Jahre 2010 als
einziges Land einen Budgetüberschuss von 0,1 Prozent hatte, dann
spricht das für sich, wenn man gegenüberstellt, dass Irland 2010
sogar ein Budgetdefizit von 32,4 (!) Prozent, Griechenland von 10,5
Prozent (dicht gefolgt von Großbritannien: Minus 10,4 Prozent)
erreichte.
Abgesehen davon ist die Rechnung der Staaten oft nicht
nachvollziehbar. Die Republik Österreich wirft in ihrem Budget z.B.
beim Posten „soziale Sicherung“ Pensionen, Familienbeihilfe und
Notstandszahlungen in einen Topf. Aber denken wir doch einmal an
unsere Väter und Großväter. Haben die nicht ihr ganzes Leben durch
hart gearbeitet, sind ihre Pensionen nicht schon längst einbezahlt?
Die Republik Österreich hat mit Stand von Ende 2011 einen
Schuldenstand von ca. 220 Milliarden Euro. Allerdings ist das nur die
halbe Wahrheit. Denn die ausgelagerten Verbindlichkeiten
(Österreichische Bundesbahnen, ASFINAG,
Bundesimmobiliengesellschaft, usw.) scheinen in dieser Rechnung
genauso wenig wie die Verbindlichkeiten der Länder und Gemeinden
oder etwa die Haftungserklärungen auf. Tatsache ist: Es gibt keine
exakte Auflistung!
Auch die alpenländischen Verbindlichkeiten haben sich stetig, aber
heftig entwickelt. Österreich hatte z.B. im Jahre 1970 vor dem
Amtsantritt Dr. Bruno Kreiskys Schulden in Höhe von umgerechnet
drei Milliarden Euro. Vielen älteren Österreichern ist noch die
Aussage Kreiskys in Erinnerung: „Und wenn mich einer fragt, wie
93
denn das mit den Schulden ist, dann sage ich ihm das, was ich immer
wieder sage: dass mir ein paar Milliarden (damals noch Schilling; der
Verf.) Schulden weniger schlaflose Nächte bereiten, als mir ein paar
hunderttausend Arbeitslose mehr bereiten würden.“
Im Jahre 1980 lag der Schuldenstand der Republik Österreich bereits
bei umgerechnet 27 Milliarden Euro, bis zum Jahre 2000 kletterte er
auf 140 Milliarden, um z.B. im Jahre 2006 rund 162 Mrd. Euro zu
erreichen. Ende 2011 belief sich der Schuldenstand samt
ausgelagerten Positionen wie z.B. ASFINAG und ÖBB auf geschätzte
260 Milliarden Euro.
Erheiternd wirkt in diesem Zusammenhang folgendes Zitat:
„Wir haben alle in Europa einen viel zu hohen Schuldenberg, der muss
weg.“
(Dr. Michael Spindelegger, 1959 geb., österreichischer Vizekanzler
und Bundesminister für europäische und internationale
Angelegenheiten in einem Interview gegenüber der Zeitung
„Österreich“, abgedruckt am 4.12.2011.)
Jedoch bezahlt auch Österreich alleine für die deklarierten Schulden
pro Jahr Zinsen in der Höhe von 10 Milliarden Euro. Die Zinsen
werden an Banken bezahlt, die dieses Geld „erzeugt“ haben, in der
Realität existierte es zu keinem Zeitpunkt in der geforderten Höhe.
Zum Vergleich: Die Republik Österreich hat hingegen für Bildung,
Kunst und Kultur lediglich ein Budget von acht Milliarden Euro.
Noch ein Vergleich: Für 10 Milliarden Euro könnte man 150.000 Ärzte
oder 200.000 LehrerInnen anstellen.
Aber nicht nur die Republik hat die Zukunft ihrer Staatsbürger
leichtfertig auf Spiel gesetzt. Einzelne (fast alle) Städte stehen dem
um nichts nach. Obwohl die Republik mit dem schmutzigen
Schuldengeld die Länder und Gemeinden sponsert.
Die österreichische Bundeshauptstadt hat z.B. vier Milliarden Euro (!)
Schulden. Alleine zwischen 2011 und 2012 stieg der Schuldenberg um
eine Milliarde. Aber neben den vier Milliarden Schulden kann Wien
94
noch eine besondere Spezialität aufweisen. Die Stadt haftet für die
italienische Bank „UniCredit“, die in Österreich unter dem
wohlklingenden Namen „Bank Austria“ auftritt (was bisweilen auch
dazu führt, dass einfach gestrickte Zeitungsjournalisten dann von
„unseren Banken“ sprechen). Und zwar in einer Höhe von 9,6
Milliarden Euro. Was den Gegenwert von ungefähr 40.000
Einfamilienhäusern darstellt.
Die Tilgung der „Staatsverschuldung“ liegt nicht im Interesse der
Gläubiger und ist im herrschenden Modell weder vorgesehen noch
möglich. Der Zweck von Staatsschulden liegt ausschließlich im
Kassieren von Zinsen durch die Gläubiger. Und weil Zinsen gemäß
dem Zinses-Zinsen-Prinzip immer mehr werden, wird auch die
Steuerlast immer mehr. Eine logische Rechnung. Die arbeitenden
Bürger werden für die Zahlung von „Staatszinsen“ schlichtweg
ausgebeutet. Sie zahlen mit ihrem Geld ihre Steuern und damit
bezahlt der Staat seine Zinsen.
Und was sagen unsere Politiker dazu?
"Es gibt kein Recht auf Faulheit in unserer Gesellschaft."
(Gerhard Schröder, geb. 1944, ehem. Deutscher Bundeskanzler in
einem Interview der BILD-Zeitung am 5. April 2001)
Klar, sonst würde niemand die Zinsen bezahlen …
Über das Thema Staatsschulden finden sich weiterführende –
schonungslose – Informationen im Internet:
http://www.staatsverschuldung.de
http://www.staatsschulden.at
95
Griechenland und andere Opfer
Das, was in Griechenland im Jahre 2011 passiert, ist ein Krieg ohne
militärische Maßnahmen, ein reiner Wirtschaftskrieg, den die
Griechen bereits verloren haben. Ein Economic War, wie er in dem
Buch „Bekenntnisse eines Economic Hit Man“ von John Perkins
genauestens beschrieben ist. Die Methode haben jene Konzerne, die
die USA beherrschen, jahrzehntelang erfolgreich gegen
südamerikanische Staaten angewendet. Die wenigen Menschen in Griechenland, die dieses satanische Spiel
durchschauen und sich fragen, warum sie Staatseigentum an finstere
Mächte de facto ohne Gegenwert verkaufen sollen (nur damit es auf
einem Papier einige Nullen weniger werden) werden von der
griechischen Polizei brutal niedergeknüppelt. Staatsunternehmen,
mehr als 800 (!) Häfen, Flughäfen, darunter der ehemalige
internationale Verkehrsflughafen „Ellinikon“ in Athen, Inseln und
Ländereien für insgesamt 300 Millionen Euro werden „verkauft“.
Ganz elegant. Ohne Krieg und ohne Tote. Bis auf den einen oder
anderen Demonstranten. Interessante Frage: Wer sind die Käufer?
Banken? Wer steckt hinter den Banken? Wie kann ein Staat wie
Griechenland einer Bank Geld schulden? Und wo hat die Bank jene
Summe her, die sie Griechenland geborgt hat? Ist Geld nicht ein
Tauschmittel für Waren oder Dienstleistungen? Wo ist der
Gegenwert? Wem wird Griechenland gehören? Jenen Mächten,
denen die Banken gehören? Manche Medien haben eine
Argumentation entwickelt, die so tut, als ob der griechische
Staatsbürger ein verschwenderisches, wirtschaftlich
unverantwortliches Wesen wäre, das es nun zu bestrafen gelte.
Griechenland ist keine Überraschung, es ist eine bewusst gesteuerte
Entwicklung. Es gibt keinen Staat in der EU, dessen Schulden sich
nicht innerhalb der letzten Jahre drastisch erhöht hätten, ohne dass
dafür ein Gegenwert existierte.
96
Südamerikanische Länder wie Ecuador, Panama oder Chile, um nur
einige zu nennen, haben bereits vor Jahrzehnten das durchgemacht,
was gegen Griechenland derzeit inszeniert wird. Das, was als
„Entwicklungshilfe“ bezeichnet wird, ist nichts anderes als eine
feindliche Übernahme eines Landes. In manchen Ländern, wie etwa
1989 in Panama, erfolgte dies mit militärischer Unterstützung. Die
Strategie dahinter ist in groben Zügen immer dieselbe. Den an der
Macht befindlichen Personen bzw. Familien werden astronomische
Gewinne durch Investitionen in Aussicht gestellt. Gewinne für den
Staat, Gewinne für die Machthaber selbst. Pläne und
Finanzierungsmöglichkeiten würden bereits existieren, Kraftwerke,
Staudämme, Häfen, Ölförderungsanlagen und Fabriken könnten
errichtet werden. Kreditbedingung ist jedoch die Auftragserteilung an
bestimmte Konzerne. Es sind dann immer dieselben Namen, die
fallen, egal ob in Ecuador oder etwa im Irak gleich zu Beginn der
Wiederaufbauphase: Bechtel, Halliburton, Chevron, Lockheed Martin
etc. Allesamt Konzerne, die ein sehr intimes Verhältnis zur US-
Regierung, zum Militär und zur Weltbank haben. Die Akteure waren
jeweils abwechselnd in den Konzernen und in der Regierung tätig,
wie etwa George Bush, Robert McNamara oder Dick Cheney.
Das Geld, das die Weltbank nun diesen Ländern an Krediten vergibt,
verlässt in der Regel nie die USA, sondern wird direkt auf die Konten
der Konzerne, die damit die Projekte realisieren, überwiesen. Nur die
errechneten und kalkulierten Gewinne werden nie Wirklichkeit.
Übertriebene Prognosen und überteuerte Anlagen, Malversationen
und Korruption machen jeglichen Gewinn unmöglich. Was
zurückbleibt, sind Milliarden an Schulden, die Länder können in der
Regel bereits nach einigen Jahren ihren Zahlungsverpflichtungen
nicht mehr nachkommen und befinden sich in der Abhängigkeit. Es
muss bluten. Gefordert werden Zustimmung zur Errichtung von
Militärstützpunkten, Schürfrechte, die Kontrolle von Stimmen in der
UNO oder etwa die Kontrolle über den Panama-Kanal. Regenwälder
müssen an Ölgesellschaft abgetreten und Bohrgenehmigungen erteilt
werden.
97
Das ist keine Verschwörungstheorie, sondern jederzeit nachprüfbare
Realität. In Ecuador z.B. stieg trotz „boomender Wirtschaft“ die
Armutsgrenze seit 1970 von 50 auf 80 Prozent, die
Staatsverschuldung erreichte über zwanzig Milliarden Dollar, obwohl
sie vor dem Wirtschaftsboom bei nur 250 Millionen Dollar lag.
Daneben wurden – laut einer Klage ecuadorianischer Indios –
zwischen 1971 und 1992 pro Tag 18 Millionen Liter hochgiftige öl-,
und schwermetallhaltige Abwässer in Seen und Flüsse gepumpt.
Chevron Texaco hinterließ fas 300 offene Deponien, durch die bis
heute Menschen und Tiere ums Leben kommen.
Bemerkenswert ist auch die Lage in Argentinien. Obwohl alleine die
Landwirtschaft 350 (!) Millionen Menschen ernähren könnte, müssen
viele der 40 Millionen Argentinier Hunger leiden. Das Land produziert
pflanzliche und tierische Nahrungsmittel, mit der es das Zehnfache
der eigenen Bevölkerung ernähren könnte. Doch dem Großteil fehlt
das Geld, um die heimischen Produkte zu kaufen.
Arbeiten für die Bank?
„Bankraub: eine Initiative von Dilettanten. Wahre Profis gründen eine
Bank.“
(Berthold Brecht, 1898-1956, deutscher Dramatiker und Lyriker.
In:„Drei Groschen Oper“)
Verarschung durch Banken
Fast jeder von uns hat Schulden bei einer Bank und sei es nur ein
permanent überzogenes Konto. Zumindest aber gibt es niemanden,
der nicht in seinem Bekanntenkreis zumindest eine Person kennt, die
Banken gegenüber Verbindlichkeiten hat. Während Bankkunden, die
ihren Kredit nicht zurückbezahlen können, regelmäßig das Haus
weggepfändet wird, dürfen Banken als solche von den Gesetzen der
Marktwirtschaft ausgenommen sein. Denn dass eine Bank Pleite
98
geht, ist etwas eher Ungewöhnliches. An der Tagesordnung ist die
„Rettung“ von Banken durch Regierungen.
“Aurum pecunia regum, argentum pecunia dominorum, permutatio
pecunia rusticorum, sed aes alienum est pecunia servorum - Gold ist
das Geld der Könige, Silber das Geld der Herren, der Tausch ist das
Geld der Bauern, aber Schulden sind das Geld der Sklaven.“
(Römisches Sprichwort)
Neben der bereits beschriebenen Steuerfalle ist die
Bankschuldenfalle die Hauptursache, warum Menschen die Mühen
mancher unfreiwilliger Arbeit auf sich nehmen müssen.
Der Bezug zur Realität zeigt sich alleine schon darin, dass bei einem
überzogenen Konto bis zu 15 Prozent Zinsen verrechnet werden,
hingegen bei Krediten um die 5 Prozent. Handelt es sich dabei etwa
um ein anderes Geld?
Betrachten wir einmal folgendes Beispiel: Wenn Sie heute einen
Darlehensbetrag von 300.000 Euro mit einem Zinssatz von sagen wir
einmal 7,5 Prozent (was bei mäßiger Bonität des Kreditnehmers
durchaus üblich ist) aufnehmen, dann zahlen Sie 20 Jahre lang Monat
für Monat 2.375 Euro zurück. Für ein gut verdienendes Ehepaar,
welches sich ein Haus baut, gerade noch machbar. Solange keiner
ernsthaft krank wird oder eine Scheidung ins Haus steht. Laut einem
von einer Bank offen und ehrlich dargestellten Internet-Rechner sieht
der rechnerische Hintergrund dann tatsächlich so aus:
Aufgenommener Betrag: 300.000 Euro
Zurückzuzahlender Betrag: 593.134 Euro
Zinsen und Gebühren: 293.136 Euro
Bei einem Kredit von 300.000 Euro zahlt der Häuslebauer nach 20
Jahren ziemlich genau das Doppelte zurück! Er bezahlt also in
Wirklichkeit zwei Häuser: eines für sich und seine Familie und ein
99
anderes virtuelles für die Bank. Nur: Das aufgenommene Geld
stammt gar nicht von der Bank, auch nicht von deren Kunden.
„Leben Sie jetzt – zahlen Sie später“ ist auf der Plakatwerbung einer
Bank zu sehen – samt einem fröhlichen Paar, das offenbar auf dem
Weg in den Urlaub ist. Auf diesem Plakat wird eine Kreditkarte
beworben und mit Partnerglück und Fröhlichkeit emotional besetzt.
„Emotionale Konditionierung“ ist der Fachausdruck, der hinter dieser
irreführenden und manipulativen Werbung steckt. Die Last der
Rückzahlung samt Zinsen und Zinseszinsen tritt in den Hintergrund
oder verschwindet bei manchen potenziellen Kreditkönigen zur
Gänze. „Image transfer“ nennen Werbepsychologen diesen
teuflischen Vorgang, bei dem das –ansonsten gut funktionierende –
menschliche Gehirn ein an sich neutrales (in Wirklichkeit oft sogar
negatives) Produkt mit einem positiven Gefühl in Zusammenhang
setzt.
Bei der abgebildeten Bankwerbung wird Schuldenmachen mit
Lebensfreude in Verbindung setzt. Von dem Opfer der
Werbebotschaft soll übersehen werden, dass genau das Gegenteil
wahr ist. Finanzielle Abhängigkeit und die Bezahlung von Zinsen (Geld
ohne wertschöpferische Leistung) kann sich nur negativ auf die
Lebensfreude auswirken. Unzählige Partnerschaften zerbrechen
regelmäßig an ihren finanziellen Problemen, die durch Kredite
entstehen.
„Wind in den Haaren und Geld in der Tasche. Das nenne ich Freiheit!“
lautet ein anderer Banken-Slogan auf einem Plakat, auf dem eine
attraktive Frau – offenbar frisch vom Friseur – abgebildet ist. Der
„Sofort Kredit“ steht für Lebensblüte und Vitalität. Nur: Kredit ist
gleich Schulden und Schulden sind keine Freiheit, sondern
Abhängigkeit und Verpflichtung. Die Realität wird auf den Kopf
gestellt. Wäre Heroin legal, dann würde eine Werbung dafür auch
nicht viel anders aussehen …
100
Während Jugendschutz nur für alkoholische Getränke, Zigaretten und
bestimmte Filme existiert, dürfen Banken wie eine fleischfressende
Pflanze auf Menschen losgehen, die noch nicht einmal erwachsen
sind. Ein Jugendgirokonto ist der erste Schritt in eine zukünftige
Verschuldung. Laut immer wiederkehrenden Untersuchungen hat
jeder vierte Jugendliche Schulden. Mit einem überzogenen
Bankkonto beginnt die Abhängigkeit.
Ein bereits vor Jahren groß angelegtes Experiment einer
österreichischen Arbeiterkammer, im Rahmen dessen ein 17-jähriger
Lehrling und ein gleichaltriger Schüler als Testpersonen auftraten,
brachte ein schockierendes Ergebnis: Schuldenmachen ist für
Jugendliche leichter als für Erwachsene. Dreizehn Konten wurden bei
acht verschiedenen Banken eröffnet. Bei der PSK, der Hypo, der
Sparkasse Feldkirch sowie bei der Volksbank war es für zumindest
einen der Probanden möglich, das Konto ohne Weiteres zu
überziehen. Die Überziehung war bei Bankomatkassen in Geschäften
möglich, bei der PSK direkt, aber auch am Bankomaten selbst.
Ausfälle gibt es für Banken üblicherweise so gut wie keine. Je jünger
die Schuldner, desto mehr Zeit haben sie im Leben, ihre Zinsen zu
bezahlen. Was gibt es für eine Bank Schöneres, als einen noch nicht
einmal Erwachsenen, der so bald möglich, sein Konto überzieht und
dann jahrzehntelang dafür Zinsen bezahlt.
Wer früh genug sein Konto für Kleidung, Zigaretten, Alkohol, Fast-
Food oder Kinobesuche überzieht, ist der fast schon ideale Kunde.
Noch besser kommt es für die „Sparkasse“, wenn Jugend-Girokonten
zu stark überzogen sind und die Jugendlichen dem freundlichen
Angebot, einen Ratenkredit aufzunehmen, nachkommen. Der
bestehende Überziehungsrahmen bleibt natürlich weiterhin
bestehen und die Verschuldung wird immer größer.
In einem Fall, der in Berlin bekannt wurde, verleitete man ein
16jähriges Mädchen dazu (Konto bereits um 2.000 Euro überzogen)
einen Ratenkredits von über 2.500 Euro aufzunehmen. Damit wurde
101
das Minus auf dem Girokonto ausgeglichen und der
Überziehungsrahmen gleichzeitig ausgeweitet. Zinsen: 16,5 Prozent
(!) zuzüglich 2 Prozent Bearbeitungsgebühr.
Jugendkonten bringen in den ersten Jahren für die Banken keine
lukrativen Gewinne. Doch die Strategie ist eine längerfristige.
Kreditinstitute wollen nicht das schnelle Geld (manchmal sehr wohl),
sondern lang anhaltende Kunden-Abzocke. Keinesfalls die Kuh
schlachten, wenn sie täglich Milch gibt.
Genauso wie beim Drogen-Business werden Jugendliche und junge
Kunden an das System „Kaufe jetzt und zahle später“ gewöhnt. Das
Verlangen nach ständig höheren Dosen, also nach mehr Geld, ergibt
sich automatisch ohne weiteres Zutun der Bank..........
....Ende der Vorschau
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