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Schlafprobleme – Ein Ratgeber Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik Direktor: Prof. Dr. med. Johannes Kornhuber Universitatsklinikum Erlangen

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Page 1: Schlafprobleme – Ein Ratgeber · krankungen, Magen-Darm-Erkrankungen, Rheuma, Krebs, Atemwegserkrankungen, Erkrankungen und Schädigungen des Gehirns Unregelmäßiger Schlaf-Wachrhythmus

Schlafprobleme – Ein RatgeberPsychiatrische und Psychotherapeutische Klinik Direktor: Prof. Dr. med. Johannes Kornhuber

Universitatsklinikum Erlangen

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Der Schlaf ist für alle von uns sehr wichtig. Insgesamt verschläft der Mensch ca. 1/3 seines Lebens (im Durchschnitt 24 Jahre). Schlaf ist lebensnotwendig für die Regeneration von Körper und Geist. Ein guter und erholsamer Schlaf ist wichtig für unsere Tagesbefindlichkeit und Leistungsfähigkeit, sowohl im psychischen als auch im körperlichen Bereich. Der Schlaf spielt auch bei Lernvorgängen eine wichtige Rolle. Schlafstörungen können zu Leistungsminderung und Müdigkeit am Tage, gereizter Stimmung, Störungen der Aufmerksamkeit und Konzentration führen.

Weshalb schlafen wir?

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Während der Schlafenszeit treten verschiedene Schlafphasen auf. Diese unterscheiden sich in ihrer Schlaftiefe. Normalerweise durchläuft ein Erwachsener in einer Nacht drei bis fünf Zyklen der verschiedenen Schlafstadien. Anfangs treten vermehrt die Tiefschlafphasen (Stadium 3 und Stadium 4) auf. Diese werden im weite-ren Verlauf der Nacht immer kürzer oder gar nicht mehr auftreten. Umgekehrt werden die Traum-Schlaf-phasen (REM-Schlaf) von Zyklus zu Zyklus immer länger. Ein junger Erwachsener verbringt in etwa die Hälfte des Nachtschlafs im Leichtschlaf (Stadium 1 und 2), und jeweils ein Viertel des Nachtschlafs besteht aus Traumschlaf (REM-Schlaf) und Tiefschlaf (Stadium 3 und 4). Normalerweise kommt es im Verlauf der Nacht mehr fach zu kurzem Auf-wachen, was vom Betroffenen jedoch am Morgen nicht erinnert wird.Im Verlauf der Nacht und in Abhängigkeit vom jeweiligen Schlafstadium bestehen typische Veränderungen der Muskel- aktivität und der Regulationssysteme des Organismus, wie zum Beispiel des Autonomen Nervensystems, welches die Funktionen von Atmung, Kreislauf und Verdauung kontrolliert, der hormo-nellen Regulation und der Temperatur-regulation. Es bestehen außerdem enge Verbindungen zwischen vielen biologi-schen Prozessen und der »Inneren Uhr«.

Was ist ein normaler Nachtschlaf?

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Jeder von uns hat eine ganz eigene optimale Schlafdauer, die er für einen erholsamen Nachtschlaf braucht. In Deutschland liegt diese laut einer Umfrage im Mittel bei 7 Stunden und 14 Minuten. Ein objektiv verbindliches Maß gibt es nicht.

Wie ist die normale Schlafdauer?

0 1 2 3 4 5 6 7

Wach

REM

1

2

3

4

Schlaf-stadien

Schlafzeit inStunden

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Das persönliche Schlafbedür fnis kann sehr unterschiedlich sein und verändert sich in Abhängigkeit vom Lebensalter. Im Durchschnitt brauchen Erwachsene sechs bis acht Stunden Schlaf. Wobei es Menschen gibt, die sich erst nach 10 Stunden Schlaf erholt fühlen und andere wiederum fühlen sich nach 5-6 Stunden Schlaf sehr gut erholt.

Die Schlafdauer verändert sich beim Menschen im Laufe des Heranwach-sens. Säuglinge schlafen bis zu 16 Stunden über den Tag verteilt. Nachfolgend entwickeln die Kinder zunehmend längere Schlafphasen in der Nacht und der Tagschlaf nimmt ab. Im Kindergartenalter brauchen die Kinder häufig noch eine Schlafphase nachmittags, was bei den Schulkindern nicht mehr der Fall ist. Ungefähr ab dem 16. Lebensjahr haben die meisten Menschen ihre eigene Schlafdauer, die zur optimalen Erholung führt, gefunden. Im weiteren Verlauf verändert sich diese nur noch geringfügig. Je älter wir werden desto geringer ist der Anteil des Tiefschlafes am Gesamtschlaf.

Wie verändert sich der Schlaf mit dem Lebensalter?

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Alte Menschen schlafen im All-gemeinen nicht weniger, sondern ihr Schlaf ist durch weniger Tiefschlaf charakterisiert. Es kommt häufig zu mehr Tagesschlaf.

Geburt

Kleinkinder

ab 4 Jahre

Erwachsener

im Alter

18.00 24.00 6.00 12.00 18.00 Uhr

Verteilung der Schlafphasen über 24 Stunden

Grundsätzlich ist es wichtig mit dem Hausarzt/Allgemeinarzt darüber zu sprechen, dass eine Störung des Schlafes besteht. Bei Bestehen von Grunderkrankungen (organisch oder psychisch) steht die Behandlung dieser Erkrankungen im Vordergrund und wird von den jeweiligen Fachärzten durchgeführt. Bei Verdacht einer speziellen Schlaf-störung oder Weiterbestehen der Schlafstörung trotz ausreichender Behandlung der Grunderkrankung sollte eine Abklärung in einem schlafmedizini-schen Zentrum er folgen.

Wohin kann man sich wenden, wenn Schlafstörungen bestehen?

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Welche Untersuchungen werden im Schlaflabor durchgeführt?

Zunächst führt der Arzt ein ausführ-liches Gespräch, sowie eine körperliche Untersuchung durch. Häufig werden schon im Vorfeld spezielle Fragebögen, sowie Schlafprotokolle an die Betroffe-nen verschickt, um das Wesen und die Ausprägung der vorliegenden Beschwerden besser eingrenzen zu können.

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Bei vermehrter Tagesmüdigkeit, sowie bei berichteten Einschränkungen der Leistungsfähigkeit am Tage können Untersuchungen durchgeführt werden, die die Aufmerksamkeit, Konzentration, sowie den Grad der Wachheit überprüfen.

Pupillographie: Überprüfung der zentralen Aktivierung (Vigilanz)

Aufmerksamkeitstest

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Bei Verdacht auf eine bestehende schlafbedingte Atemstörung kann eine ambulante Überprüfung der Atmung mit Messung des Pulses und der Sauerstoffsättigung mit einem Gerät er folgen, welches der Betroffene über Nacht mit nach Hause bekommt. Bei bestimmten Patienten er folgt auch die nächtliche Untersuchung des Schlafes im Schlaflabor. Im schlafmedizinischen Zentrum er folgen nicht nur diagnostische Maß-nahmen, sondern auch die Behandlung der Schlafstörungen. Dabei können sowohl verhaltenstherapeutische Maßnahmen als Einzeltherapie oder als Gruppentherapie (z. B. bei chronischen Ein- und Durchschlafstörungen) er folgen. Zusätzlich kann bei einigen Betroffenen auch eine Behandlung mit Medikamenten notwendig sein.

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Zehn Prozent bis ein Drittel der Bevölkerung leiden an irgendeiner Art von Schlafstörung. Die Häufigkeit nimmt mit zunehmendem Alter zu. Es gibt über 80 verschiedene Schlaf-störungen, die in der Schlafmedizin gegeneinander abgegrenzt werden können. Frauen leiden insgesamt doppelt so häufig an Schlafstörungen wie Männer. Die größte Gruppe stellen Patientin-nen mit Ein- und Durchschlafstörungen im Sinne der „Insomine“ dar. Im Gegensatz zu den Frauen leiden Männer am häufigsten an schlafbezoge-nen Atemstörungen, wobei das obstruk-tive Schlafapnoe-Syndrom die häufigste Diagnose darstellt. 2-4% der Männer lei-den daran, Frauen seltener. Betroffen sind vor allem Männer mittleren und höheren Alters; in der Regel sind sie übergewichtig und haben überhöhten Blutdruck

Welche Schlafprobleme gibt es?

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Schlaflosigkeit mit Ein- und Durch-schlafstörungen, sowie morgendlichem Früherwachen werden als Insomnie bezeichnet. Ein- und Durchschlafstörungen sind die am häufigsten auftretenden Schlaf-probleme. Ungefähr die Hälfte der Deutschen berichtet über schon erlebte Durchschlafprobleme. In einer großen bundesweiten Untersuchung des Robert Koch-Instituts aus dem Jahr 1998 wurden über 7000 Menschen unter Anderem auch zu Schlafstörungen befragt. Im Alter von 18 bis 79 Jahren gaben 8% der Frauen und 3% der Männer an, dass sie an einer starken Schlaflosigkeit litten. Je älter die Menschen waren, desto höher war der Anteil derer, die an starker Schlaflosigkeit litten. In der Altersgrup-pe der 70-79jährigen klagten 13,2% der Frauen und 5,2% der Männer über starke Schlaflosigkeit.

Was ist eine Insomnie?

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Es können Erschöpfung, Müdigkeit, vermehrte Schläfrigkeit am Tage auftreten. Einige Betroffene mit lange anhal-tenden Ein- und Durchschlafstörungen berichten auch über innere Unruhe, Anspannung, sowie erhöhte Wachheit mit der Unfähigkeit im Verlauf des Tages oder nachts einzuschlafen. Es besteht häufig eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit, Stimmungs- schwankungen mit Reizbarkeit und Konzentrationsschwierigkeiten.

Welche Beschwerden treten tagsüber bei Ein- und Durchschlafstörungen auf?

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Wodurch kommt es zu Ein- und Durchschlafstörungen?

✔ Psychische Erkrankungen: Depression, Psychose, Angsterkrankungen, Zwangserkrankungen, usw.

✔ Körperliche Erkrankungen: Schmerzsyndrome, Erkrankun-gen der Schilddrüse, Herz-Kreislauf-Störungen, Nierener-krankungen, Magen-Darm-Erkrankungen, Rheuma, Krebs, Atemwegserkrankungen, Erkrankungen und Schädigungen des Gehirns

✔ Unregelmäßiger Schlaf-Wachrhythmus durch Nacht- und Schichtarbeitarbeit oder häufige Zeitzonenwechsel bei Flugreisen

✔ Bestimmte Medikamente

✔ Einnahme bestimmter Suchtstoffe: Alkohol, Koffein, Nikotin, illegale Drogen

✔ Andere spezifische Schlafstörungen

✔ Plötzliche Belastungen: belastende Lebensereignisse, eingreifende plötzliche Veränderungen oder Stress im privaten, beruflichen Bereich, wie z.B: Prüfungs- situationen, Trennung, Scheidung, Entlassung, aber auch Beförderung, Geburt eines Kindes

✔ Lang anhaltende Belastungssituationen

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Welche Verhaltensweisen am Tag können den Schlaf verschlechtern?

✔ Ausgedehnter Tagschlaf

✔ Unregelmäßige Aufsteh- und Zubettgehzeiten

✔ Ausgedehnte Zeiten im Bett

✔ Regelmäßige Einnahme bzw. Aufnahme von Alkohol, Nikotin oder Kaffee vor dem Zubettgehen

✔ Anstrengende körperliche Aktivitäten vor dem Zubettgehen

✔ Aufregende oder emotional belastende Aktivitäten vor dem Zubettgehen

✔ Häufiger Aufenthalt im Bett bei schlaffremden Aktivitäten wie Fernsehen und Essen (ausgenommen sexuelle Betätigung)

✔ Anstrengende geistige Aktivitäten kurz vor dem Zubettgehen

✔ Schlaf im unbequemen Bett

✔ Inadäquater Schlafraum (Hitze, Kälte, Feuchtigkeit, Lärm, u.a.)

✔ Verstärktes Grübeln im Bett

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Aufgrund des monatlichen Zyklus kann es während der prämenstruellen Phase vermehrt zu unruhigem Schlaf mit häufigem Aufwachen, sowie häu-figeren und intensiveren Träumen kommen. Andererseits klagen man-che Frauen über Tagesmüdigkeit und Erschöpfungszustände mit einem erhöh-ten Schlafbedürfnis. Meist klingen diese Beschwerden nach der Menstruation ab. Es können sich jedoch in seltenen Fällen auch länger anhaltende chroni-sche Schlafstörungen entwickeln. Auch während der Schwangerschaft kommt es zu Veränderungen des Schlafs. Zu Beginn besteht meist ein vermehr-tes Schlafbedürfnis mit Tagesmüdigkeit und längerem Nachschlaf im Vorder-grund. Verantwortlich hier für ist das Hormon Progesteron, welches in der Anfangsphase der Schwangerschaft vermehrt ausgeschüttet wird. Im weiteren Verlauf, insbesondere in den letzten drei Monaten der Schwangerschaft, klagen viele Frauen über einen besonders schlechten Schlaf.

Weshalb sind Frauen häufiger von Ein- und Durchschlafstörungen betroffen als Männer?

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Nach der Geburt kommt es meist zu einer massiven Umstellung und zu einem erneuten Stress. Der Schlaf-Wach-Rhythmus der Mutter wird durch den Schlaf-Wach-Rhythmus des Babys ständig gestört. Nachfolgend können sich bei der Mutter ebenfalls chroni-sche Ein- und Durchschlafstörungen entwickeln. Eine weitere kritische Phase stel-len die Wechseljahre da, wobei man sowohl altersbedingte Veränderungen des Schlafes mit einem verminderten Anteil an Tiefschlaf und einem erhöh-ten Anteil an Leichtschlaf mit ver-mehrter Aufwachtendenz, als auch hormonell bedingte Schlafstörungen berücksichtigen muss. Aufgrund der Östrogenabnahme treten nachts vermehrt Hitzewallungen zum Teil mit innerer Unruhe und eventuell Ängsten auf, die zu vermehrtem Aufwachen führen. Dadurch wird die Schlafkonti-nuität zusätzlich gestört. Nach der Menopause treten bei Frauen zu einem höheren Prozentsatz als vor der Menopause schlafbezogene Atemstörungen auf.

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Bei psychiatrischen oder organischen Erkrankungen, die die Ursache der bestehenden Ein- und Durchschlaf- störung darstellen, muss die Grund-erkrankung behandelt werden. Auch bei Ein- und Durchschlaf- störungen, die bei Einnahme bestimmter Medikamente oder Suchtstoffe auf- treten, müssen die verursachenden Stoffe abgesetzt werden. Ein- und Durchschlafstörungen auf-grund anderer Schlafstörungen, wie zum Beispiel Restless-Legs-Syndrom oder Narkolepsie werden mit Medika-menten behandelt, die bei den jeweili-gen Erkrankungen aufgelistet werden.

1. Bei jeder Ein- und Durchschlaf- störung muss geklärt werden, ob möglicherweise falsche Ver- haltensweisen dazu beitragen, dass Ein- und Durchschlafstörungen auftreten.

Wie werden Ein- und Durchschlafstörungen behandelt?

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✔ Entfernung störender äußerer Faktoren

✔ Regelmäßiger Tagesrhythmus: regelmäßige Mahlzeiten-einnahme, regelmäßige Zu-Bett-Gehzeiten (möglichst erst bei Müdigkeit) und regelmäßige Aufstehzeiten (unter der Woche und am Wochenende)

✔ Ausreichende körperliche Aktivität am Tage

✔ Keine anstrengende körperliche Aktivität kurz vor dem Zu-Bett-Gehen

✔ Ruhiger Tagesausklang ohne Beschäftigung mit den Problemen des Tages

✔ „Schlafritual“: bei Kindern kann das z. B. eine „Gute-Nacht-Geschichte“ sein, beim Erwachsenen entspannen-des Lesen, Musikhören, Glas Milch mit Honig, Entspan-nungsverfahren (z. B.: autogenes Training) usw.

✔ Vor dem Zu-Bett-Gehen keine schweren Mahlzeiten mehr einnehmen

✔ Kein Nikotinkonsum (ca. 2-4 Stunden vor dem Zu-Bett-Gehen)

✔ Keine koffeinhaltigen Getränke (mindestens 4 Stunden vor dem Zu-Bett-Gehen)

✔ Kein Alkohol vor dem Zu-Bett-Gehen

✔ Mittagsschlaf: nicht bei Ein- und Durchschlafstörungen, ansonsten kann ein kurzer Mittagsschlaf (ca. 15 Minuten), der tgl. um die gleiche Zeit stattfindet (meist am frühen Nachmittag) gesund und erholsam sein

Nachfolgende Maßnahmen:

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2. Verhaltenstherapeutische Behandlung bei Ein- und Durch- schlafstörungen

Wissensvermittlung1. Gesunder und gestörter Schlaf2. Aufklärung über die Entstehung

und Aufrechterhaltung der Ein- und Durchschlafstörung

3. Untersuchungsergebnisse zu Schlafentzug

4. Aufklärung über Schlafmittel

✔ Entspannungsverfahren

✔ Schaffung eines Schlafrituals

✔ Regelmäßige späte Zu-Bett-Geh-Zeit

✔ Regelmäßige frühe Aufstehzeit

✔ Aufzeichnungen über die täglichen Bett- und Schlafens-zeiten, die subjektiv von den Betroffenen eingeschätzt werden

✔ Verkürzung der Verweildauer im Bett, die eng an die tat-sächlichen Schlafzeiten nachts gekoppelt wird (ungefähr bei 6-7 Stunden)

✔ Bei nächtlichem Aufwachen nicht auf die Uhr schauen, sondern subjektiv die Wachzeiten beurteilen

Maßnahmen:

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3. Medikamentöse Behandlung von Ein- und Durchschlafstörungen

✔ Kurzfristig und vorübergehend können klassische Schlaf-mittel eingesetzt werden (Benzodiazepine und verwandte Substanzen)

✔ Bei längerfristiger Behandlung sollten niedrig dosiert andere schlaffördernde Medikamente eingesetzt werden (z. B.: Baldrian, Antidepressiva, Antikonvulsiva, niedrig potente Neuroleptika, Antihistaminika, usw.)

✔ Grundsätzlich sollte eine medikamentöse Behandlung immer mit anderen nichtmedikamentösen Behandlungs-formen kombiniert werden

✔ Die Medikation sollte in der möglichst niedrigen Dosie-rung gegeben werden und nur so lange, wie nötig

Maßnahmen:

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Es besteht eine erhöhte Wahrschein-lichkeit in monotonen Situationen (z. B.: beim Fernsehen, Theater, Kino, vor dem Computer, beim Lesen, als Beifahrer oder als Fahrer, bei Vorträgen, usw.) tagsüber einzuschlafen. Eine erhöhte Tageschläfrigkeit ist sehr häufig und besteht bei ca. 5 -10% der Bevölkerung.

Was ist eine erhöhte Tagesschläfrigkeit?

Häufigste Gründe, in unserer Gesellschaft:

Wodurch kann eine übermäßige Tagesschläfrigkeit auftreten?

✔ Schichtarbeit

✔ Abrupter Zeitzonen-Wechsel

✔ Verkürzte Schlafzeit

✔ Genussmittelkonsum (Alkohol, Nikotin, Drogen)

✔ Psychische Erkrankungen

✔ Körperliche Erkrankungen

✔ Spezifische Schlafstörungen, z. B.: Obstruktive Schlaf- apnoe, Restless-Legs-Syndrom, Narkolepsie u. a.

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Die Aufmerksamkeit und Konzentration können deutlich eingeschränkt sein, wodurch es zu einem eingeschränkten Reaktionsvermögen kommt. Es kann auch ein „Sekundenschlaf“ auftreten. Plötzliches Einschlafen am Steuer oder während der Arbeit kann zu Ver-kehrsunfällen oder Arbeitsunfällen führen. Konzentrationsmangel und Übermüdung zählen zu den häufigsten Unfallursachen im Straßenverkehr, denn Schlafstörungen erhöhen das Risiko für einen Verkehrsunfall um das zwei- bis achtfache. Studien aus Deutschland und den USA zeigen, dass bis zu 30% der Unfälle im Fernverkehr durch Übermüdung aufgetreten sind.Von Seiten des Gesetzgebers bestehen klare Vorgaben für die Eignung zur Füh-rung eines Kraftfahrzeugs. Diese ist eingeschränkt, falls eine messbare Tagesschläfrigkeit vorliegt.

Welche Folgen kann eine übermäßige Tagesmüdigkeit haben?

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Bei welchen Berufsgruppen stellt eine erhöhte Tagesschläfrigkeit ein besonderes Unfallrisiko dar?

✔ LKW- und Busfahrer

✔ PKW-Fahrer mit höherer Kilometerzahl

✔ Zugführer

✔ Kran- und Baggerführer

✔ Piloten

✔ Bedienstete in Überwachungstätigkeiten

✔ Bedienstete an gefährlichen Maschinen

✔ Arbeiter mit Absturzgefahr

✔ Und andere Berufsgruppen, die unter monotonen Bedingungen mit einem hohen Anspruch an Konzentration und Aufmerksamkeit arbeiten

Krankheiten, Eignung oder Beschränkungen/ Mängel bedingte Eignung Auflagen bei bedingter Eignung

unbehandelte nein Schlafstörungen bei messbarer mit Tages- auffälligerschläfrigkeit Tagesschläfrigkeit

behandelte ja Regelmäßige Schlafstörungen keine messbare Kontrollen von mit Tages- auffällige Tages- Tagesschläfrigkeitschläfrigkeit schläfrigkeit

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1. Störungen des Schlaf-Wach- Rhythmus

Die persönliche Schlaf-Wach-Zeit stimmt nicht mit dem überein, was „man“ zu dieser oder jener Tages bzw. Nachtzeit tut. Dadurch treten Befindlich-keitseinbußen oder Übermüdung tags-über sowie Schlafstörungen zur Nacht auf. Die Ursachen sind meist Schicht bzw. Nachtarbeit, aber auch Interkon-tinentalflüge durch verschiedene Zeit-zonen („Jetlag“), unregelmäßige soziale Verpflichtungen bzw. ungesunde Lebensweise.

Behandlung Die beste Behandlung besteht darin, den Arbeitenden wieder in einen stabi-len Tagesdienst einzugliedern, wodurch sich der Schlaf-Wach-Rhythmus wieder normalisieren kann. Wenn dieses nicht möglich ist, kann eine Linderung der Beschwerden, durch allmählich im Uhrzeigersinn wechselnde Schichten, seltene einzelne Nachtschichten bezie-hungsweise nur kurze Nachtschichtpe-rioden von höchstens drei Tagen Dauer herbeigeführt werden. Alternativ dazu können sehr lange Schichtperioden die Symptome lindern. Bei manchen Betrof-fenen können kurzwirksame Schlafmit-tel in den ersten ein bis drei Tagen nach einem Schichtwechsel lindernd wirken. Bei ausgeprägter Tagesmüdigkeit kann auch eine medikamentöse Behandlung mit wachfördernden Substanzen z. B. mit Modafinil erwogen werden.

Welche spezifischen Schlafstörungen können zu einer erhöhten Tagesmüdigkeit führen?

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2. Obstruktives Schlafapnoe-Syndrom

Charakteristische Merkmale dieser Erkrankung sind lautes Schnarchen, Atempausen im Schlaf, das Gefühl auch bei ausreichender Schlafdauer tagsüber zerschlagen/kaputt zu sein. Betroffene leiden an erhöhter Tages-müdigkeit, verminderter Aufmerksam-keit und Konzentration. Es können auch Beeinträchtigungen des Kurzzeit-gedächtnisses und des planerisch vor-ausschauenden Denkens vorliegen. Bei manchen Betroffenen kommt es auch zur depressiver Verstimmung.

Behandlung: Je nach Ursache und Schweregrad der Störung werden ver-schiedene Behandlungsmethoden, die zum Teil in Kombination empfohlen werden, eingesetzt. Als Allgemeinmaß-nahmen werden Gewichtsreduktion und Verzicht auf Alkohol empfohlen. Eine operative Behandlung kann bei Atem-wegsbehinderungen im Bereich der obe-ren Luftwege die Symptome reduzieren. Zur Behandlung anatomischer Beson-derheiten der Kiefer wurden spezielle Kieferschienen entwickelt.

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Die wichtigste und am häufigsten eingesetzte Behandlung stellt jedoch die Therapie mit CPAP Geräten (Con-tinuous Positive Airway Pressure) dar. Dabei wird über eine Atemmaske von dem Gerät ein geringer Überdruck erzeugt, wodurch die Atemwege im Schlaf „offen“ gehalten werden und die Atmung im Schlaf sich normalisie-ren kann. Bei Betroffenen, die trotz der Maskenbeatmung weiterhin eine vermehrte Tagesmüdigkeit aufweisen, kann eine zusätzliche Behandlung mit Medikamenten er folgen.

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3. Restless-Legs-Syndrom (Das Syndrom der ruhelosen Beine)

Es bestehen unangenehme Missemp-findungen in den Beinen (besonders den Unterschenkeln), die mit einem starken Bewegungsdrang einhergehen. Teilweise kommt es zu unwillkür- lichen Zuckungen in den Beinen. Diese Beschwerden treten meist in Ruhe (z.B. im Sitzen) auf, wobei die Symptome be-sonders intensiv vor dem Einschlafen empfunden werden. Die Folge können schwere Einschlafstörungen sein, mit vermehrter Tagesmüdigkeit, vermin-derter Leistungsfähigkeit bis hin zu depressiven Verstimmungen. Teilweise sind den Betroffenenlängere Autofahrten, Kino-, Theater-besuche und Ähnliches nicht mehr möglich. Der Verlauf der Krankheit schwankt: Teilweise kommt es zu mehr-wöchigen beschwerdefreien Zeiten.

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Häufig tritt die Krankheit in Kombi-nation mit dem Syndrom der Periodischen Bewegungen im Schlaf auf. Bei ca. 40% der Betroffenen ist die Erkrankung erblich oder idiopa-thisch bedingt, bei ca. 60% der Betrof-fenen treten die Beschwerden als Folge anderer Erkrankungen, wie Eisenman-gel, Nierenerkrankungen, rheumatoide Arthritis auf. Ungefähr 10% der Schwangeren nach der 20. Woche berichten über un-ruhige Beine. Die Beschwerden können auch als Folge von bestimmten Medika-menten verstärkt auftreten.

Behandlung

Die Behandlung er folgt je nach Ursache und Schweregrad. Beim Restless-Legs-Syndroms,welches infolge anderer Erkrankun-gen auftritt, muss in erster Linie die Grunderkrankung behandelt werden. Die Therapie des Restless-Legs-Syn-droms selbst er folgt symptomatisch mit Medikamenten (Magnesium, Dopa-minagonisten, L-Dopa, Antikonvulsiva, u. a.).

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4. Narkolepsie

Die Betroffenen klagen über Tages- müdigkeit und unüberwindliche Einschlafneigung. Dazu kommen z. T. erschreckende Symptome wie ein plötzlicher Spannungsverlust der Muskulatur, ggf. mit Zusammensacken oder totaler Bewegungsunfähigkeit (Kataplexie). Nachts bestehen oftmals Durchschlafstörungen und kurz vor dem Einschlafen oder während der Einschlafphase können visuelle Halluzi-nationen auftreten, die traumähnlichen Zuständen entsprechen. Die aktive Teilnahme am Straßen-verkehr kann eingeschränkt sein. Das Ersterkrankungsalter liegt meist in der ersten Lebenshälfte.

Behandlung

Je nach Ausprägung der Symptomatik muss symptomatisch die richtige medikamentöse Therapie er folgen. Bei vermehrter Tagesschläfrigkeit wer-den weckende Medikamente morgens und mittags eingesetzt.

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✔ Geregelter Schlaf-Wach-Rhythmus

✔ Im Verlauf des Tages sollten regelmäßige Schlafpausen eingelegt werden.

✔ Die Betroffenen sollten selbst auf Müdigkeitssymptome achten und entsprechend reagieren.

✔ Vermeidung von kohlenhydratreichen Mahlzeiten, die Müdigkeit fördern

Bei vermehrtem Auftreten von plötz-lichem Muskeltonusverlust können Medikamente, die den Traumschlaf und damit auch den Verlust des Muskel- tonus unterdrücken, eingesetzt werden. Bei vermehrten Durchschlaf- störungen er folgt die Behandlung mit Substanzen, die die Schlafkontinuität fördern.

Wichtig sind folgende Verhaltensweisen am Tage:

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Ungefähr 70 -80% der psychiatrisch erkrankten Patienten berichten über Schlafstörungen. Es können Ein- und Durchschlafstörungen, Alpträume, ver-mindertes Schlafbedür fnis aber auch ein erhöhtes Schlafbedür fnis mit ver-mehrter Tagesschläfrigkeit bestehen. Im Verlauf von Schlafstörungen kön-nen andererseits psychische Beschwer-den, wie depressive Verstimmungen, Stimmungsschwankungen, vermehrte Ängste, Konzentrationsstörungen, Tagesmüdigkeit und andere Symptome auftreten, die für psychiatrische Erkran-kungen, wie z. B. Depressionen oder Angsterkrankungen charakteristisch sind.

Schlafstörungen bei psychischen Erkrankungen

✔ Depressionen

✔ Manische Zustandsbilder

✔ Schizophrene Psychosen und schizoaffektive Psychosen

✔ Suchtkrankheiten: Alkoholismus, Medikamentenabhängi keit Rauschdrogen, Nikotin usw.

✔ Angststörungen, Zwangsbefürchtungen, Zwangshandlungen und Zwangsimpulse

✔ Persönlichkeitsstörungen

✔ Konflikt- und Überforderungsreaktionen, d. h. längerfristige Erschöpfungs- und Versagenszustände, funktionelle Störungen u. a.

✔ Hirnorganische Störungen

Folgende psychische Erkrankungen sind mitSchlafstörungen vergesellschaftet:

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Behandlung

Im Vordergrund steht die Behandlung der psychischen Grunderkrankung. Mit Besserung der psychischen Erkrankung bessert sich meist die Schlafstörung. Bleibt die Schlafstörung jedoch bestehen, dann sollte diese behandelt werden. Da Schlafstörungen immer einen Stressfaktor darstellen, durch den sich z.B. eine bestehende Depression weiter verschlechtern kann, ist es vorteilhaft, wenn neben derspezifischen Behandlung der psychischen Grunderkrankung zusätz-lich schlafspezifischen Therapiekompo-nenten mit berücksichtigt werden.

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Die Schlafstörung wird durch eine akute oder chronische Erkrankung des Körpers verursacht. Nicht immer sind diese Krankheiten für den Betroffenen klar erkennbar (wenn z.B. keine ande-ren Symptome außer der Schlafstörung auftauchen). Eine gründliche allge-meinärztliche Untersuchung ist daher bei allen Patienten mit Schlafstörung notwendig.

Schlafstörungen bei organischen Erkrankungen

✔ Schädigungen des Gehirns

✔ Herz- und Kreislauferkrankungen

✔ Krankheiten der Atemorgane

✔ Leber- und Nierenerkrankungen

✔ Magen-Darm-Leiden

✔ Nierenleiden

✔ Endokrine und metabolische Störungen (Schilddrüsen- funktionsstörungen, Diabetes mellitus, usw.)

✔ Schmerzzustände jeglicher Ursache

Behandlung

Im Vordergrund muss die Behandlung der körperlichen Erkrankung stehen. Zusätzlich können eine schlaffördernde Medikation, sowie schlafspezifische Maßnahmen eingesetzt werden.

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Parasomnien

Es handelt sich um ungewöhnliche Ereignisse, die entweder während des Schlafes oder an der Schwelle zwischen Wachsein und Schlaf auf-treten. Es werden die folgenden Gruppen unterschieden:

Welche weiteren Schlafstörungen gibt es?

1. Aufwachstörungen (Arousalstörungen)

Die Aufwachstörungen treten meist im ersten Nachtdrittel aus Tiefschlaf-stadien heraus auf. Bei Kindern sind solche Aufwachstörungen häufig gutartig und vorübergehender Natur (wahrscheinlich als Folge einer von selbst vorübergehenden Reifungs-störung des Gehirns). Sie können aber auch bis ins Erwachsenenalter fort-bestehen.

Schlafwandeln und „Pavor nocturnus“ (einfaches Aufrichten aus dem Tief-schlaf heraus, häufig begleitet von einem Schrei mit erhöhter Pulsrate, schnellem Atem und eventuell Gesichts-rötung). Bestehen bei etwa 12,5% der Kinder und etwa 2-4% der Erwachsenen.

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Charakteristisch für diese Störun-gen sind Desorientiertheit und Ver-wirrtheit, automatisches Verhalten, herabgesetztes Reaktionsvermögen gegenüber äußeren Reizen und nur geringes Ansprechen auf Bemühungen von Außen den Betroffenen zu wecken. Beim Schlafwandeln kann es zu Selbstverletzungen kommen, was in der Literatur mit ca. 20% angegeben wird. Hierbei sind Vorsichtsmaßnahmen wie Absperren von Fenstern und Türen, sowie Entfernung möglicher Gefahren-quellen für eine Selbstverletzung beim Schlafwandeln wichtig.

Behandlung

Ein sehr wichtiger Faktor ist ein regel-mäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus, sowie die Vermeidung von Schlafmangel, Alkohol, Fieber, Stress und bestimmten Medikamenten, die die Wahrscheinlich-keit des Auftretens erhöhen können. Verhaltenstherapeutische Maßnah-men wie Erwecken 30-60 Minuten vor dem üblichen Zeitpunkt, Entspannungs-techniken, Schlaf tagsüber zum Abbau von Tiefschlaf usw. können helfen. In bestimmten Fällen können Medikamen-te kurzfristig eingesetzt. Da ähnliche Phänomene auch durch eine Epilepsie hervorgerufen werden können, sollte bei wiederholten Auf-wachstörungen ein Neurologe aufge-sucht werden.

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2. REM-Schlafstörungen (Traumschlaf-Störungen)

Es handelt sich um Störungen, die aus dem Traumschlaf heraus auftreten oder einen Teil des Traum-schlafes darstellen, aber schon beim wachen Bewusstsein erlebt werden (z.B.: Schlaflähmung).

Verhaltensstörung im REM-Schlaf: Normalerweise ist im REM-Schlaf („Traumschlaf“) die Muskulatur völlig entspannt, so dass der Trauminhalt nicht ausgelebt werden kann. Bei Verhaltensstörungen im REM-Schlaf kommt es aber zu Bewegungen wäh-rend Träumen, meist 80 -90 Minuten nach dem Einschlafen oder in der zweiten Nachthälfte. Diese Episoden dauern meist weniger als eine Minute an. Der Schläfer ist durch Verletzungen gefährdet. Der Schlaf wird durch diese Ereignisse unterbrochen und der Erholungseffekt des Schlafes lässt nach. Während dieser Phasen kann der Betroffene leicht geweckt werden, er ist danach nicht verwirr t und kann sich an den Traum erinnern. Am häufigsten sind Männer ab dem 60. Lebensjahr betroffen.

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Alpträume: Alpträume sind Angst- träume während der REM-Schlafphasen. Sie kommen bei Kindern relativ häufig vor (10 -50%) und nehmen mit zuneh-menden Alter von selber ab. Im Erwachsenenalter sind sie meist Folge einer psychischen Belastung (Traumata, Konflikte), Begleitsymptom psychischer Erkrankungen oder Folge von Medikamenten. Alkohol bewirkt u.a. dass die ersten Traumphasen in der Nacht unterdrückt werden, so dass es in der zweiten Nachthälfte zu vermehrten, häufig auch „wilderen“ Träumen kommen kann.

Schlaflähmung: Bei dieser Störung be-steht die Unfähigkeit, sich zu bewegen, und tritt beim Einschlafen oder nach dem Erwachen auf. Für den Betroffenen ist dieser Zustand, der mehrere Minuten dauern kann, häufig sehr quälend und beängstigend, weil er das Gefühl hat, gelähmt zu sein. Der Zustand endet in aller Regel spontan oder wenn der Betroffene angesprochen wird. Ursache ist wahrscheinlich, dass die motorische Lähmung, die normaler-weise nur im REM-Schlaf auftritt zu einem Zeitpunkt einsetzt oder fort- dauert wo das Gehirn schon oder noch wach ist. Schlaflähmung ist ein Symptom der Narkolepsie, tritt aber sporadisch auch bei ansonsten gesunden Menschen auf.

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Organische REM-Schlaf assozierte Störungen:

✔ Beeinträchtigung der Erektionen im Schlaf: Wenn die im REM-Schlaf normalerweise auftretenden Erektionen fehlen, stellt dies einen Nachweis für eine organisch bedingte Impotenz dar.

✔ Schmerzhafte Erektionen im Schlaf: Penisschmerzen während der im REM-Schlaf auftreten-den Erektionen.

✔ REM-Schlaf abhängige Asystolie (Sinus-Arrest): Eine Herzrhythmusstörung mit kurzen Herzstillständen im REM-Schlaf bei ansonsten gesunden Menschen. Keine Schlafbeschwerden.

Schlafbedingte Bewegungsstörungen

Diese Störungen treten meist in den Leichtschlafphasen im Übergang vom Wachen zum Schlafen auf. Stress, Alkohol und bestimmte Medikamente können das Auftreten dieser Ereignisse provozieren.

Schlafstörungen durch rhythmische Bewegung: Gleichartige wiederholte Bewegungen vor allem des Kopfes, die vor dem Einschlafen beginnen und im Schlaf teilweise andauern. Die Störung beginnt meistens in den ersten zwei Lebensjahren und endet spontan im 2. oder 3. Lebensjahr. Bei Kindern im Vorschulalter ist i.d.R. keine Therapie notwendig. Selten kommt es jedoch zu Selbstverletzung bei den rhythmischen Bewegungen, weshalb Vorsichtsmaß-nahmen getroffen werden müssen.

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Weitere behandlungsbedürftige Schlafstörungen:

✔ Bruxismus: Zähneknirschen im Schlaf (Einsatz von Aufbissschienen, Entspannungsver fahren)

✔ Enuresis Nocturna: Nächtliches Bettnässen (insbesondere im Kindesalter auftretend, organische Ursachen müssen ausgeschlossen werden, kann ver-haltenstherapeutisch unter Einbeziehung der Bezugs-personen gut behandelt werden)

✔ Und viele andere.

Einschlafzuckungen: Plötzliche kurze Zuckungen von Armen, Beinen oder Kopf beim Einschlafen kommen bei fast allen Menschen als natürliches Phänomen des Einschlafprozesses vor, häufig in Kombination mit Fallgefühlen. Eine Therapie ist nicht notwendig. Als Para-somnie im Sinne einer Krankheit spricht man erst dann, wenn die Zuckungen so häufig und schwer sind, dass sie zu Einschlafbeschwerden führen.

Sprechen im Schlaf: Verständliches oder unverständliches Stammeln/ Sprechen im Schlaf ohne dass der Betroffene sich der Tatsache, dass er spricht, bewusst ist, kann in allen Schlafstadien vorkommen. Dieses Phänomen tritt häufiger bei Erkrankungen (z.B. mit Fieber) auf. Meist ist keine Behandlung notwendig, da kein Krankheitswert vorliegt.

Nächtliche Wadenkrämpfe: Sind meis-tens Ausdruck eines Magnesium-, Eisen- oder Kalziummangels und sprechen gut auf die Gabe von z.B. Magnesium an.

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Es gibt Ereignisse im Schlaf (z. B: Reden im Schlaf, kurze vorüber-gehende Ein- und Durchschlafstörungen, Einschlafzuckungen, usw.), die keiner Behandlung bedür fen. Bei anderen Schlafstörungen kann es zu Einschränkungen am Tage (z. B.: bei chronischen Ein- und Durch-schlafstörungen), zu organischen Folge-erkrankungen (z. B. beim obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom) oder zu Verletzungen (z. B. beim Schlafwan-deln) kommen. Sinnvoll ist es zunächst mit dem Hausarzt oder dem behandelnden Arzt die Schlafproblematik zu besprechen. Nachfolgend kann eine ambulante Vor-stellung in einem schlafmedizinischen Zentrum er folgen.

Menschen mit Schlafstörungen können sich in unserer Klinik in der schlafmedizinischen Sprechstunde unter Telefon: 09131/8 53 45 97 anmelden.

Wann sollte man sich in einem Schlaflabor vorstellen?

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Notizen

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Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik Direktor: Prof. Dr. med. Johannes Kornhuber

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