schlussbericht der unfalluntersuchungsstelle für bahnen

17
Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation U V E K Département fédéral de l’Environnement, des Transports, de l’Energie et de la Communication E T E C Dipartimento federale dell’Ambiente, dei Trasporti, dell’Energia e delle Comunicazioni A T E C Federal Department of the Environment, Transport, Energy and Communications E T E C Unfalluntersuchungsstelle Bahnen und Schiffe U U S Reg. Nr. 05012701 Schlussbericht der Unfalluntersuchungsstelle für Bahnen und Schiffe über den Achsbruch bei Zug 73337 in Thun Donnerstag, 27. Januar 2005 Telephon Telefax E-mail Adresse +41 (0)31 325 70 90 +41 (0)31 323 00 76 [email protected] Schwarztorstr. 59 +41 (0)79 277 39 30 1 / 17 CH-3003 Bern

Upload: others

Post on 25-Jan-2022

14 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Page 1: Schlussbericht der Unfalluntersuchungsstelle für Bahnen

Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation U V E K

Département fédéral de l’Environnement, des Transports, de l’Energie et de la Communication E T E C Dipartimento federale dell’Ambiente, dei Trasporti, dell’Energia e delle Comunicazioni A T E C Federal Department of the Environment, Transport, Energy and Communications E T E C Unfalluntersuchungsstelle Bahnen und Schiffe U U S

Reg. Nr. 05012701

Schlussbericht

der Unfalluntersuchungsstelle für Bahnen und Schiffe

über den Achsbruch bei Zug 73337

in Thun

Donnerstag, 27. Januar 2005

Telephon Telefax E-mail Adresse

+41 (0)31 325 70 90 +41 (0)31 323 00 76 [email protected] Schwarztorstr. 59 +41 (0)79 277 39 30 1 / 17 CH-3003 Bern

Page 2: Schlussbericht der Unfalluntersuchungsstelle für Bahnen

Dieser Bericht wurde ausschliesslich zum Zweck der Verhütung von Unfällen beim Betrieb von Eisenbahnen, Seilbahnen und Schiffen erstellt. Die rechtliche Würdigung der Umstände und Ursachen von Unfällen ist nicht Gegenstand der vorliegenden Untersuchung gemäss Art. 25 der Verordnung über die ‘Meldung und Untersuchung von Unfällen und schweren Vorfällen beim Betrieb öffentlicher Verkehrsmittel’ (VUU, SR 742.161). 0 ALLGEMEINES 0.1 Kurzdarstellung

Am Donnerstag, 27. Januar 2005 verunfallte um ca. 22:28 Uhr der letzte Wagen des Güterzuges 73337 (Birsfelden Hafen – Brig) infolge eines Achsbruchs am Wagen 33 85 9328 905-5 bei der Einfahrt in den Bahnhof Thun (Seite Bern). Dabei wurden drei Weichen beschädigt und es entstand erheblicher Sachschaden.

0.2 Untersuchung

Die Unfalluntersuchungsstelle UUS wurde um 23:30 Uhr durch die Meldestelle REGA über das Ereignis informiert. Der nebenamtliche Untersuchungsleiter Joseph Zeder rückte unverzüglich an den Unfallort aus. Der Untersuchungsbericht der UUS fasst die Ergebnisse der durchgeführten Unter-suchungen zusammen (Art. 25 VUU)

1 FESTGESTELLTE TATSACHEN 1.1 Vorgeschichte

Der Güterzug 73337 (Ganzzug) wurde in Basel Birsfelden Hafen formiert. Die Zugs-fahrt bis zum Unfallort verlief ohne Unregelmässigkeiten.

1.2 Verlauf der Fahrt

Um ca. 22.28 Uhr fuhr der Güterzug 73337 mit einer Einfahrgeschwindigkeit von 65 km/h in den Bahnhof Thun ein. In einer leichten Rechtskurve ca. 65m vor dem Ein-fahrsignal "A 328" brach die Achse bei der Radscheibe beim vorderen linken Rad des letzten Güterwagens. Die Radscheibe blieb zwischen der gebrochenen Achse und dem Drehgestell eingeklemmt. Beim Befahren der Weichen 119, 126 und 131 wurde sie dann aber endgültig weg geschlagen und blieb in Gleis 141 zwischen den Schie-nen liegen. Dadurch wurden das Bremsgestänge sowie die Hauptleitung beschädigt und der Zug kam zum Stillstand.

2/17

Page 3: Schlussbericht der Unfalluntersuchungsstelle für Bahnen

Bahnhof Thun; Einfahrseite West

Bruchstelle Seite Achse Achslager (mit Sekundärschädigungen)

Spontanrestbruch Schwingbruch

Zugsendlage Endlage Radscheibe

Achsbruch

Drehgestell mit fehlendem Rad Abgebrochenes Rad im Gleis 141 Fotos: UUS, zej

1.3 Personenschäden

Es kamen keine Personen zu Schaden.

3/17

Page 4: Schlussbericht der Unfalluntersuchungsstelle für Bahnen

1.4 Sachschäden am Rollmaterial und an der Infrastruktur des Bahnunter-nehmens

- Am Wagen Uacos 3385 932 8905-5 entstanden an der Unterseite (Achsen,

Bremsgestänge) grössere Schäden. Schadenssumme: ca. Fr 62'000 (inkl. Lade-gutverlust). Das Schüttgut (Aluminium-Oxyd, Warencode 281820) lief zum Teil aus.

- Die drei Weichen 119/126 und 131 sowie der Bahnkörper wurden beschädigt. Schadenssumme: ca. Fr > 50'000.-

1.5 Beteiligte Personen 1.5.1 Lokführer

Lokführer SBB Cargo, Depot Brig 1.5.2 Dritte

ALCAN Aluminium Valais SA Werk Steg, 3940 Steg Besitzerin des Unfallwagens

1.6 Triebfahrzeuge

Eigentümer: SBB, Division Cargo Triebfahrzeug: Re 620 087-7 Re 420 11184 (bedient)

Zugsgewicht: 1268 t Zugreihe / Bremsverhältnis: A 50%; V max.: 100 km/h Ausgeschaltete Bremsapparate: keine

1.7 Schienenfahrzeuge

Eigentümer: ALCAN Aluminium Valais SA, immatrikuliert bei SBB Cargo AG

Zugskomposition: 16 Wagen, 64 Achsen (beladen), 235m, 1268t, V max. 100 km/h

Ausgeschaltete Bremsapparate: keine

1.8 Wetter, Schienenzustand

Nacht. Schienen schneebedeckt.

4/17

Page 5: Schlussbericht der Unfalluntersuchungsstelle für Bahnen

1.9 Bahnsicherungssysteme

Die Strecke Uttigen – Thun ist mit einem Integra-Streckenblock mit Achszähler aus-gerüstet. Der Bahnhof Thun ist mit einer Sicherungsanlage des Typs Elektra Alcatel Vers. 2.0 (mit gesicherten Rangierfahrstrassen und Zwergsignalen) ausgerüstet und wird vom Fernsteuerzentrum Spiez aus ferngesteuert (Iltis). Die Bahnsicherungssysteme haben normal funktioniert. Sie sind für den Verlauf des Ereignisses nicht relevant.

1.10 Zug- und Rangierfunk

Das Triebfahrzeug ist mit dem Zugfunk 88 (ZFK 88) ausgerüstet. Die Funkgespräche werden nicht aufgezeichnet. Die Funkgespräche sind für den Unfallablauf nicht rele-vant.

1.11 Bahnanlagen

Die Bahnanlagen waren schneebedeckt, ihr Zustand gab zu keinen Bemerkungen Anlass.

1.12 Fahrdatenschreiber

Die Lok Nr. 11184 ist mit einem Geschwindigkeitsmesser ‚Hasler ‚ Modell RT 12 mit Registrier-Farbscheibe und einem Registrierstreifen ausgerüstet.

Registrier-Farbscheib

LLuuffttddrruucckkaabbffaallll

e Zug 73337

5/17

Page 6: Schlussbericht der Unfalluntersuchungsstelle für Bahnen

Die Auswertung der Fahrdaten ergab, dass der Lokführer mit einer Geschwindigkeit von 60 km/h gefahren war und somit die vorgeschriebene Geschwindigkeit von 70 km/h für diesen Streckenabschnitt nicht überschritten hatte.

1.13 Befunde an den Fahrzeugen

Der Zustand der Achse kann aus dem Bericht der EMPA entnommen werden; siehe dazu "Besondere Untersuchung" (Zif. 1.16). Ansonsten gab der Zustand des Unfall-fahrzeugs zu keiner Beanstandung Anlass. Aufgrund des Unfallablaufs (Luftabfall nach Beschädigung der Hauptleitung) darf angenommen werden, dass die Bremsen eingeschaltet waren und normal funktionierten.

1.14 Medizinische Feststellungen

In Bezug auf medizinische Beschwerden der am Unfall beteiligten Personen ist nichts bekannt.

1.15 Feuer

Es trat kein Feuer auf. 1.16 Besondere Untersuchungen

Zwecks einer wissenschaftlichen Abklärung über die Ursache des Achsbruchs wurde die EMPA Thun (Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt) beauf-tragt, eine metallographische Untersuchung vorzunehmen. Das Resultat dieser Un-tersuchung kann der Beilage 1 entnommen werden. Da eine gewisse Parallelität zum Achsbruch in Siggenthal-Würenlingen vom 6.12.04 zu erkennen war, sind die beiden Vorfälle einander gegenüber gestellt worden. Die-ser Achsbruch wurde von der EMPA Dübendorf untersucht.

1.17 Informationen über Organisation und Verfahren Infrastrukturseitig ist auf der Strecke Uttigen – Thun die SBB (erste Spuren des Achsbruchs) und im Bahnhof Thun (Stillstand des Unfallzuges) die BLS zuständig.

1.18 Verschiedenes Der Achsbruch beim Wagen 3385 932 8905-5 ist ähnlich gelagert wie derjenige in Siggenthal-Würenlingen vom 6.12.04. Siehe dazu den entsprechenden Bericht (Reg. Nr.: 04120601).

6/17

Page 7: Schlussbericht der Unfalluntersuchungsstelle für Bahnen

2 BEURTEILUNG 2.1 Technisches

Betreff des technischen Zustands sei auf die Beilage 1 verwiesen.

2.2 Betriebliches

Der Zug wurde durch Cargo-SBB geführt. Die Abläufe entsprachen den gesetzlichen Bestimmungen gem. FDV, R 300.

3 SCHLUSSFOLGERUNGEN 3.1 Befunde

- Der Zug wurde gem. den entsprechenden Vorschriften (FDV, R 300) geführt. - Der Zug bestand aus einem Ganzzug, dh: alle Wagen hatten das gleiche Ladegut

und waren für den gleichen Empfänger bestimmt. 3.2 Ursache

Ca. 50% der Bruchfläche weisen Merkmale eines Schwingbruches (Dauerbruch) auf. Dieser entstand über einen längeren Zeitraum. Der Rest entspricht dem Spontanrest-bruch (Gewaltbruch).

4 SICHERHEITSEMPFEHLUNGEN

Wir verweisen auf die Punkte 8 (Befunde) sowie 9 (Schlussfolgerungen) des Berichts der EMPA (Beilage 1). Aufgrund dieser Aussagen sind die Achsen gleicher Ausfüh-rung und gleicher Stahlqualität einer strengeren Kontrolle zu unterziehen und gege-benenfalls zu ersetzen.

Die Untersuchung wurde von Joseph Zeder geführt. Bern, 16. Januar 2006 Unfalluntersuchungsstelle Bahnen und Schiffe Joseph Zeder nbl. Untersuchungsleiter

7/17

Page 8: Schlussbericht der Unfalluntersuchungsstelle für Bahnen

Beilage 1

8/17

Page 9: Schlussbericht der Unfalluntersuchungsstelle für Bahnen

9/17

Page 10: Schlussbericht der Unfalluntersuchungsstelle für Bahnen

10/17

Page 11: Schlussbericht der Unfalluntersuchungsstelle für Bahnen

11/17

Page 12: Schlussbericht der Unfalluntersuchungsstelle für Bahnen

12/17

Page 13: Schlussbericht der Unfalluntersuchungsstelle für Bahnen

13/17

Page 14: Schlussbericht der Unfalluntersuchungsstelle für Bahnen

14/17

Page 15: Schlussbericht der Unfalluntersuchungsstelle für Bahnen

15/17

Page 16: Schlussbericht der Unfalluntersuchungsstelle für Bahnen

16/17

Page 17: Schlussbericht der Unfalluntersuchungsstelle für Bahnen

17/17