schmitt_einfuehrung in die griechischen dialekte_1977

Upload: alexey-belousov

Post on 13-Jul-2015

261 views

Category:

Documents


1 download

TRANSCRIPT

  • 5/12/2018 Schmitt_Einfuehrung in Die Griechischen Dialekte_1977

    1/79

    RtJDIGER SCHMITT

    EINFUHRUNG IN DIEGRIECHISCHEN DIALEKTE

  • 5/12/2018 Schmitt_Einfuehrung in Die Griechischen Dialekte_1977

    2/79

    CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen BibliothekSchmitt, RudigerEinfiihrung in die griechischen D ia le kr e, -Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1977.(Die Altertumswissenschaft)ISBN 3-534-05672-8

    ~ Bestellnummer 5672-8

    1977 by Wissenschafdiche Buchgesellschaft, DarmstadtSatz: Rheingold-Druckerei. Mainz

    Druck und Einband: Wissenschafdiche Buchgesellschaft, DarmstadtPrinted in Germany

    Schrift: Monotype Caramond, Seri en 7 und 90

    ISSN 0174-0849ISBN 3-534-05672-8

    INHALTAbbildungsverzeichnis V I IVorwort IXVerzeichnis der Abkiirzungen XIIII.Die griechischen Dialekte und lire Quellen 1I.Einleitung I2. Inschriften................................... 33. Literarische Quellen 74. Grammatikernachrichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

    II. Griechische Schriftsysteme 12Alphabetschrift . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12Kyprische Silbenschrift . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15Linearschrift B . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

    III. Forschungsgeschichte, Hillsmittel 19I.Forschungsgeschichte .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192. Hilfsmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

    IV. Die einzelnen Dialekte 26I.Nordwestgriechisch '" .. 262. Saronisch .3. Westargolisch .4. Inseldorisch .5. Kretisch .6. Lakono-Messenisch .7. Achaiisch .8. Elisch .9. Boiotisch .10. Thessalisch .11. Lesbisch .

    34394248535962667278

  • 5/12/2018 Schmitt_Einfuehrung in Die Griechischen Dialekte_1977

    3/79

    VI Inhalt12. Arkadisch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8213. Kyprisch 8714. Pamphylisch 9415. Ionisch .16. Attisch .17. Mykenisch .

    V. Gruppierung der Dialekte .1.Die Hauptgruppen .2. Gesamtbild: Herausbildung der Dialekte .

    Indices 135

    96103I I I

    ABBILDUNGSVERZEICHNIS1. Kyprische Silbenschrift (Normalsyllabar;

    nach: Masson 58) ... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142. Linearschrift B ("Salamanca Convention";

    nach: Minos 11,1970, XVII) 173. Verbreitung der griechischen Dialekte in klassischer Zeit 143

    118118124

  • 5/12/2018 Schmitt_Einfuehrung in Die Griechischen Dialekte_1977

    4/79

    VORWORTDas Studium der griechischen Dialekte ist von Interesse fiir einen

    weiten Kreis von Altertumswissenschaftlern :fur den Sprachhistori-ker des Griechischen und den Sprachvergleicher auf indogermani-schem Gebiet, da sie ihnen die ersten Fqgerzeige zur genauenBestimmung der Herkunft einer Form und ihrer moglichen Ver-wandten geben konnen ; fiir den Klassischen Philologen, soweit ersich mit auBerattischen Dichtern und Schriftstellern, also mit denverschiedenen dorischen, ionischen und aiolischen Literaturdialek-ten befaBt oder seine Aufmerksamkeit der Geschichte der griechi-schen Sprache zuwendet, die so eng mit der der Literatur verknupftist; fur den Althistoriker, da er fur die weiten geographischen bzw.sachlichen Gebiete und die langen Zeitraume, fur die literarischeNachrichten fehlen, oftmals auf authentisch-zeitgenossiaohe epigra-phische oder numismatische Quellen illlokalen Mundarten ange-wiesen ist, aber auch well sich inden Dialekten die Geschichte unddie gegenseitigen Beziehungen der griechischen Stamme widerspie-geln; fiir den Epigraphiker, Numismatiker und PapyrologenschlieBlich bei der Interpretation ihres Fundmaterials. An knappen,einfuhrenden Darstellungen tiber das Gebiet der griechischen Dia-lekte besteht seit langem ein empfindlicher Mangel, insbesondere ansolchen, die dem Anfanger und dem Nicht-Sprachwissenschaftlerdie allererste, rasche Information tiber Quellen und Hilfsmittel,Tatsachen und Probleme der griechischen Dialektuberlieferungvermitteln. Die vorliegende 'Einfuhrung' - und als solche ist siekonzipiert - wendet sich demnach gerade an diesen Benutzerkreis,vorwiegend also an Klassische Philologen und Althistoriker.Diese Zielsetzung wirkte sich selbstverstandlioh auch unmittel-

    bar auf die Anlage des Bandes im ganzen und auf die Anordnungdes Materials im besonderen aus: Es geht hier nicht um neueErkenntnisse, sondern um eine erste knapp und tibersichtlich ge-faBte klar-zuverlassige Hinfuhrung, die das Wesentliche vom weni-ger Wichtigen absondert, d.h. also viel Information anstelle etwavon Polemik bietet, und insbesondere das Sichere aus der groBenMasse von Literatur zu den griechischen Dialekten und ihrenQuellen herausfiltert. Fur die Stoffanordnung standen nun, wie ja

  • 5/12/2018 Schmitt_Einfuehrung in Die Griechischen Dialekte_1977

    5/79

    x Vorwort Vorwort XIdie Praxis in Gestalt der vorliegenden alteren Darstellungen dergriechischen Dialekte auch deutlich zeigt, zwei Moglichkeiten zurAuswahl: Entweder, die einzelnen Dialekte streng getrennt, jedenals Einheit fiir sich zu behandeln und somit ein Stiickchen derDialektwirklichkeit neben das andere zu setzen, so wie es insbeson-dere etwa in dem >Handbuch der griechischen Dialekte AlbertThumbs geschehen ist, oder aber, die einzelnen sprachlichen Phano-mene jeweils quer durch alle Dialekte, also gewissermaBen nachihrer geographischen Verbreitung, zu verfolgen - die moderneDialektforschung hat in ihrer extremsten Auspragung ja diese alsdas einzig in der Wirklichkeit Vorhandene betrachtet und dasBestehen von Dialekten vollig geleugnet - und fiir sie jeweils einGesamtbild, einen Querschnitt durch die Dialekte zu entwerfen, einVerfahren, fiir das als bedeutendster Representant die sGreekDialects Carl D. Bucks genannt werden miissen. Die AlternativehieB also, entweder ein Mosaikbild der griechischen Dialekte durchNebeneinandersetzen eines Steinchens neben das andere zu gewin-nen, oderaberein vielschichtigesGesamtbilddurch Ubereinanderset-zen von Einzelbildern ahnlich dem Verfahren beim Mehrfarbdruck.Diese letzte Darstellungsweise hatte im Ergebnis nicht zu einerGesamtdarstellung der griechischen Dialekte gefiihrt, sondern zueiner Vergleichenden Grammatik der griechischen Mundarten,die sich wenig von einer allgemeinen historisch-vergleichendenGrammatik des Griechischen unterschieden und praktisch aus-schlieBlich Sprachwissenschaftler angesprochen hatte ; da dies imWiderspruch zu der eigentlichen Bestimmung des vorliegendenBandes gestanden hatte, ergab sich fast von selbst, daB nur dieWahl der ersten Darstellungsart, der mehr historisch-philologischund weniger sprachwissenschaftlich orientierten, in Frage kam. Eswird also (in Kapitel IV) jeder Dialekt als Individuum beschriebenund so eine Reihe einzelner grammatischer Skizzen aneinanderge-reiht, die jeweils ein in sich geschlossenes Bild von den einzelnenDialekten und ihren Charakteristika bieten. Das gewahlte Verfah-ren, das natiirlich zu mancher Wiederholung zwingt, hat - soscheint es jedenfalls mir - jedem Benutzer etwas zu geben, v. a. aberdem Anfanger und dem Nichtspezialisten, wahrend das andereschon aufgrund des bevorzugten Einteilungskriteriums in ersterLinie fiir den Sprachwissenschaftler interessant ist und [e-nem Benutzer entschieden zuwenig zu bieten vermag, der rascheBelehrung iiber die wesentliche Charakteristik einer Mundartsucht.

    Diese Dberlegungen fiihrten notwendigerweise zu der Entschei-dung, als Vorbild dieser 'Einfiihrung' das Thumbsche Handbuch czu wahlen, dessen auf das Wesentliche beschrankte, doch vollstan-dige Dokumentation, gepaart mit ersohopfenden bibliographischenNachweisen, dessen gut orientierende Dbersichtlichkeit und sorg-faltig abgewogenes Urteil einhellig geriihmt wurden und das auchBelegangaben enthalt. Gerade in diesem Punkt habe ich aberversucht, Thumb bzw. seine Epigonen Ernst Kieckers und AntonScherer noch zu iibertreffen, indem ich Belegstellen konsequentmoglichst reichlich angegeben habe, um dem Benutzer Gelegenheitzu deren Dberpriifung zu bieten, und zwar aus praktischen Griin-den nach Moglichkeit Belege aus der wohl am weitesten verbreite-ten Sammlung griechischer Dialekttexte, dem Cauerschen Delec-tusc in der Bearbeitung von Eduard Schwyzer (Sigel: D); in diesenBand selbst, etwa nach dem VorbildBucks, als Dokumentation undzur leichteren Benutzbarkeit eine Inschriftenauswahl mit aufzu-nehmen, war aus Raumgriinden nicht moglich. Der AnschluB anThumb wurde jedoch in mancher Hinsicht auch durchbrochen: Sohabe ich das Schwergewicht starker als Thumb auf die Zeugnisseder epichorischen Dialekte gelegt und die literarischen Verwendun-gen der Dialekte, sei es die Sprache Homers, sei es die Pindars oderder Sappho, da sie ja Sonderprobleme verschiedener Art in sichschlieBen, nicht in extenso behandelt. Einen Vorschlagvon W.Porzig(Rezension von Thumb-Scherer, Gnomon 32,1960,596) aufgreifend,habe ich den Abschnitt tiber die Gruppierung der Dialekte (KapitelV) der Beschreibung der Einzelmundarten nachgesteIlt: Im Gegen-satz zu den alteren Handbiichern versucht diese 'Einfiihrung' also,von der Dialektvielfalt zu der zugrunde liegenden Einheit, vomKleineren zum GroBeren fortzuschreiten. Um die Darstellung nichtaIlzusehr 'zerflieBen' zu lassen, waren hier fiir die praktische Durch-fiihrung aber Grenzen gesteckt, die dazu zwangen, relativ einheit-liche GroBen wie etwa das Ionische als Einheit zu behandeln undnicht weiter in West-, Zentral- und Ostionisch zu unterteilen; fiirden Bereich der westgriechischen Mundarten bin ich dabei weitge-hend der Neugliederung in Antonin Bartoneks Classification of theWest Greek Dialectsc gefolgt.Wie bei Thumb stehen im Mittelpunkt der Darstellung also in

    Kapitel IV die kurzen Abrisse der einzelnen Dialekte, allerdings instarkerem MaBe systematisiert als dort: Jede dieser Skizzen istnamlich in vier Abschnitte gegliedert, die durch (Merk-)Buchsta-ben gekennzeichnet sind: L =Literatur (iiber den betreffenden

  • 5/12/2018 Schmitt_Einfuehrung in Die Griechischen Dialekte_1977

    6/79

    XII VorwortDialekt}, Q = Quellen, G= Geschichte,M = MerkmaledesDialek-tes; diese Siglen dienen zugleich der einfacheren Verweisung inner-halb der Einzelabschnitte und innerhalb des Buches als ganzen.Rein auBerlich betrachtet, hat sich gegeniiber den meist ahnlichgegliederten Kapiteln bei Thumb eine inhaltliche Verschiebungderart ergeben, daB im Vergleich zu den Abschnitten L, Q, Gjeweils die Abschnitte unter M, also die rein sprachwissenschaft-lichen Darlegungen, etwas in den Hintergrund getreten sind. Diesebesehranken sich auf das unumganglich Notwendige und enthaltenvornehmlich das, was fiir die sich anschlieBende Diskussion iiber dieDialektgeschichte oder die Dialektgruppierung als Grundinforma-tion vorauszusetzen ist. DaB diese unterschiedliche Gewichtungvornehmlich im Hinblick auf die Zielgruppe der 'fachfremden'Nicht-Sprachwissenschaftler vorgenommen worden ist, bedarf kei-ner Erlauterung. Der Verfasser kann nur hoffen, daB dieses Verfah-ren Zustimmung findet. Besonderen Wert hat er imiibrigen auf einemogliohst reiche bibliographische Dokumentation gelegt: Vollstan-digkeit in der Bibliographie unter L verbot zwar der beschrankteRaum ;angesichts dessen wurde aber darnach gestrebt, in den L-Abschnitten auBer der an anderer Stelle innerhalb der betreffendenDialektskizze zunennenden Literatur vornehmlich diejenigen neue-ren und neuesten Arbeiten anzufiihren, die den Weg zu alteren Stu-dien eroffnen; hinsichtlich deren etwas starker zu roden, war wohldeshalb gestattet, weil zusammenfassende altere Arbeiten sowie di.ejeweiligen Abschnitte in den maBgebenden Handbiichern selbstver-standlich Beriicksichtigung fanden.

    VERZEICHNIS DER ABKtrRZUNGEN

    1. BuchtitelBartonek =A. Bartonek, Classification of the West Greek Dialects atthe Time about 350 B.C., Amsterdam/Prague 1972

    Bechtel I-III =F. Bechtel, Die griechischen Dialekte. I-III, Berlin1921-24, 21963

    D =Dialectorum Graecarum exempla epigraphica potiora (,Delectusinscriptionum Graecarum propter dialectum memorabilium' quemprimum atque iterum ediderat Paulus Cauer editio tertia renovata).Edidit Eduardus Schwyzer, Leipzig 1923, Nachdruck Hildesheim1960

    Debrunner-Scherer =A. Debrunner, Geschichte der griechischenSprache. II, 2. Aufl..von A. Scherer, Berlin 1969GDI =Sammlung der griechischen Dialekt-Inschriften. I-IV, Gottin-gen 1884-1915

    Harlow =R. B. Harlow, Eine Dialektanalyse der koischen Asylieur-kunden, phil. Diss. ZUrich 1972

    Head'' =B. V. Head, Historia numorum. A Manual of Greek Numis-matics, Oxford 21911

    Hoffmann I-III =O. Hoffmann, Die Griechischen Dialekte in ihremhistorischen Zusammenhange. I-III, Gottingen 1891-98

    Hoffmann-Scherer =O. Hoffmann/A, Debrunner, Geschichte der grie-ehischen Sprache. I, 4. Aufl..von A. Scherer, Berlin 1969

    IG =nscriptiones GraecaeJeffery =L. H. Jeffery, The Local Scripts of Archaic Greece, Oxford1961

    Meister I-II =R. Meister, Die griechischen Dialekte auf Grundlagevon Ahrens' Werk: "De Graecae linguae dialectis". I-II, Gotbingen1882-89

    PMG =Poetae Melici Graeci. Edidit D. L. Page, Oxford 1962Schwyzer I-IV =E. Schwyzer, Griechische Grammatik auf derGrundlage von Karl Brugmanns Griechischer Grammatik. I-IV,Miinchen 1939-71, I: 41968, II-III: 31966-68

    Syll.3 =Sylloge inscriptionum Graecarum a Guilelmo Dittenbergerocondita et aucta. I-IV, Leipzig 31915-24, Nachdruck Hildesheim1960

    Thumb- Kieckers =A. Thumb, Handbuch der griechischen Dialekte. I,2. Aufl. von E. Kieckers, Heidelberg 1932

  • 5/12/2018 Schmitt_Einfuehrung in Die Griechischen Dialekte_1977

    7/79

    XIV Verzeichnis der AbkiirzungenThumb-Scherer =A. Thumb, Handbuch der griechisehen Dialekte, II,2. Aufl. von A. Scherer, Heidelberg 1959

    AAAAHGABSAAEAeRAHVLAJPhAOAPAWArchClassASAAASNPBBBCHBICSBJ

    BPECBSLBVSG

    ByzZCPhCQEChisGGAGlGRHSPh

    IF

    2. ZeitschriftentitelJdSJHSJKFJOAI

    Archaologischer Anzeiger. BerlinAnzeiger fUr die Altertumswissenschaft. InnsbruckAnnual of the British School at Athens. London'APXo(LOAOYLX~Ecp' l l fLEpt. ; . AthenAtene e Roma. Messina/FirenzeHumanistiska Vetenskapssamfundet i Lund. Arsberat-telae. LundAmerican Journal of Philology. BaltimoreArchiv Orientalm. PrahaAbhandlungen der Preulsischen Akademie der Wissen-schaften. Philosophisch-historische Klasse. BerlinArcheologia Classica. RomaAnnuario della Scuola Areheologioa di Atene e delleMissioni Italiano in Oriente. RomaAnnali della Scuola Normale Superiore di Pisa, Lettere,storia e filosofia. FirenzeBeitrage zur Kunde der indogermanisehen Spraehen.GottingenBulletin de Correspondance Hellenique, ParisBulletin of the Institute of Classical Studies of theUniversity of London. LondonBonner J ahrbucher des Rheinischen Landesmuseums inBonn und des Vereins von Altertumsfreunden im Rhein-lande, KevelaerBollettino del Comitato per la preparazione della Edi-zione Nazionale dei Classici Greci e Latini. RomaBulletin de la Societe de Linguistique de Paris. ParisBeriehte iiber die Verhandlungen der Koniglich Sachsi-schen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig. Phil.-hist. Klasse. LeipzigByzantinische Zeitschrift. MiinchenClassical Philology. ChicagoThe Classical Quarterly. LondonEstudios Clasicos, MadridGottingische Gelehrte Anzeigen. GottingenGlotta. Zeitschrift fUr griechische und lateiniseheSprache. GottingenGreece & Rome. OxfordHarvard Studies in Classical.Philology. Cambridge, Mass.

    KZLgMDAI-AMHMnMSLNGGW

    NJPPRARAANREAREGRFICRhMRILRPhSEGSFFBUSGLGSIFCSMEASMGSPAWSSL

    Verzeichnis der Abkiirzungen XVIndogermanische Forschungen. Zeitschrift fUr Indoger-manistik und allgemeine Sprachwissenschaft. BerlinJournal des Savants. ParisThe Journal of Hellenic Studies. LondonJahrbuch fUr kIeinasiatische Forschung. HeidelbergJahreshefte des Osterreichisehen Arehaologischen Insti-tuts. WienZeitschrift fUr vergleichende Sprachforschung. Gottin-genLanguage. Journal of the Linguistic Society of America.BaltimoreMitteilungen des Deutschen Archaologisehen Instituts.Athenische Abteilung. BerlinMuseum Helveticum. Schweizerische Zeitschrift fUrklassische Altertumswissenschaft. BaselMnemosyne. Bibliotheca Philologica Batava. LeidenMemoires de la Societe de Linguistique de Paris. ParisNachrichten von der Gesellschaft der Wissenschaften zuOott.ingen. Philologisch -historische Klasse. GottingenNeue J ahrbucher fUr das klassische Altertum, Ge-schichte und deutsche Literatur. LeipzigLa Parola del Passato. Rivista di studi antichi. NapoliRevue Archeologiquo. ParisRendiconti della Accademia di Archeologia, Lettere eBelle Arti di Napoli. NapoliRevue des Etudes Anciennes. Bordeaux/ParisRevue des Etudes Grecques. ParisRivista di Filologia e di Istruzione Classica. TorinoRheinisches Museum fur Philologie. Frankfurt a. M.Rendiconti dell'Istituto Lombardo di Scienze e Lettere,Classe di lettere e scienze morali e storiche. MilanoRevue de Philologie, de Litterature et d'Histoire an-ciennes. ParisSupplementum epigraphieum Graecum. Lugduni Bata-vorumSbornik Praci Filosoflcke Fakulty Brnenske University.BrnoStudien zur griechischen und lateinisehen Grammatik.LeipzigStudi Italiani di Filologia Classica. FirenzeStudi Micenei ed Egeo-anatolici. RomaAtti e Memorie della Soeieta Magna Grecia. RomaSitzungsberichte der Preufiischen Akademie der Wis-senschaften. Phil.-hist. Klasse. BerlinStudi e Saggi Linguistici. Pisa

  • 5/12/2018 Schmitt_Einfuehrung in Die Griechischen Dialekte_1977

    8/79

    XVITAPATPSuuAZAZFFUK

    Verzeichnis der AbkiirzungenTransactions and Proceedings of the American Philolog-ical Association. Ithaca, N. Y.Transactions of the Philological Society. OxfordUppsala Universitets Arsskrift. UppsalaZiva antika. SkopjeZbornik Filozofickej Fakulty University Komenskeho,Bratislava

    1. DIE GRIECHISCHEN DIALEKTE UND IHRE QUELLEN1. Einleitung

    Die griechische Sprache, bekanntlich ein eigenstandiger Zweigder groBen indogermanischen Sprachfamilie, ist vom Einsetzender Uberlieferung an in starkem MaBemundartlich differenziert,wie ja auch das Land in unendlich vielfaltiger Weise durch Gebirgeund Meere gegliedert ist. Fiir die Kenntnis dieser lokalen Mund-arten sind die zahllosen Inschriften (vgl. Abschnitt 2) die wert-vollste Quelle, die deutlich erkennen laBt, daB das griechischeSprachgebiet sich in alterer Zeit in verschiedene, mehr oder weni-ger scharf voneinander getrennte Dialektgebiete gliederte. JenesGriechisch, das auf unseren Schulen gelehrt wird und uns deshalbvon Anbeginn an als die 'Norm' erscheint, von der - soweit dieBeschaftigung sich iiberhaupt auf solehe erstreckt - die anderenDialekte 'abweichen', ist das Attische, die Sprache Athens undseiner naheren Umgebung, die de facto aber nur einen kleinenFleck der griechischen Dialektkarte ausmacht und urspriinglichund so lange nur ein Dialekt neben vielen anderen war, bis diepolitische und kulturelle Vorherrschaft Athens auch dessen Spra-che eine fiihrende Stellung errungen hatte. Das weitverbreiteteVorurteil tiber die 'Norm Attisch' fuhrte (iibrigens schon bei denRomern) zu einem vollig verzerrten Bild in der Erforschung dergriechischen Dialekte, die man vom Attischen aus betrachtet hat,anstatt dieses gleichberechtigt neben die anderen Mundarten zustellen.Zu dem bunten Aussehen der griechischen Dialektkarte tragt

    insbesondere auch der Umstand bei, daB die jeweilige besondereMundart einer Stadt oder einer Landschaft bei den Kolonisations-ziigen der griechischen Friihzeit in die Neugriindungen 'verpflanzt'worden ist. So ist beispielsweise der Dialekt Korkyras praktischmit dem von Korkyras Mutterstadt Korinth oder der Kyrenes mitdem von Thera identisch oder hat der Dialekt Tarents, der seiner-seits wiederum nur durch die Mundart von Tarents GriindungHerakleia besser bekannt ist, sehr enge Beziehungen zu dem La-koniens, von wo nach der antiken Uberlieferung die Kolonisten

  • 5/12/2018 Schmitt_Einfuehrung in Die Griechischen Dialekte_1977

    9/79

    2 Die griechischen Dialekte und ihre Quellen Inschriften 3kamen: Es liegt deshalb von der Sache her nahe, die Mundartenvon Metropolis und Kolonie jeweils zusammen zu behandeln (z.B.das Korkyraische zusammen mit dem Korinthischen in IV.2"Saronisch"), wenngleich man daraus kein Prinzip machen darf,da die Geschichte mitunter weniger geradlinig verlaufen ist undden verschiedenartigsten Sondereinflussen unterworfen war. Um-fassend und systematisch wurde diesel' Aspekt der Beziehungenzwischen Kolonie und Mutterstadt noch niemals untersucht; uberdie Verhaltnisse in den Kolonien der Magna Graecia orientiertA. Pagliaro, II problema linguistico, Metropoli e colonie di MagnaGrecia. Atti del terzo eonvegno di studi sulla Magna Grecia, Napoli1964,87-111. - Was solche Beispiele als 'Prinzip' fi.i.rdie historischeZeit erweisen, muB schon in vorhistorischer Zeit in gleichem MaBewirksam gewesen sein: So finden z.B. die Berichte del' antikenTradition tiber die Besiedlung del' Insel Kypros, die von einer Her-kunft aus der Peloponnes wissen (im einzelnen vgl. unten IV.13.G), ihre Bestatigung in den nahen Ubereinstimmungen zwischendem kyprischen und dem arkadischen Dialekt.Die Kluft zwischen diesen vielen einzelnen Lokaldialekten ist

    erst in hellenistischer und endgultig dann schlieBlich in romiseherZeit durch eine einheitlich-gemeinsame Sprachform uberbrucktworden, die Koine (XOLV~ aLaAE :X-roc ;) , deren Grundlage das Attischebildet, zu der daneben aber auch die ubrigen Mundarten beige-tragen haben, die ihrerseits durch diese neue Gemeinsprache all-mahlich in einem langwierigen, unterschiedlich rasch verlaufendenProzeB mit der einzigen Ausnahme des Lakonischen (vgl. untenIV.6.G) verdrangt wurden. Man karin darnach in der Geschichtedes Griechischen, insgesamt betrachtet, zwei Epochen unter-scheiden, die altere der lokalen Dialekte und die jungere der Ge-meinsprache, die jene ablest. Da dieser Ablosungsprozef im 4.Jh. v. Chr. einsetzt - eine entscheidende Rolle kommt in diesemProzeB der Einfuhrung des ionischen Alphabetes als 'Einheits-alphabet' zu (vgl. II) -, andererseits aber die Quellenlage vieleMundarten auch erst fur diese jimgere Zeit (etwa ab 400) genauerzu erkennen gestattet, laBt sich fur manchen Dialekt praktischnur eine Geschichte seines Unterganges schreiben, Diese Vorgangesind anhand der verfugbaren Quellen oft nur schwer zu verfolgen,da ja aus den Inschriften erst auf die vom Yolk tatsachlich ge-sprochene Sprache ruckgeschlossen werden muB und hier aus-wartige Einflfisse, stark ausgepragter Lokal-Konservativismusoder ahnliche Tendenzen bei jedem einzelnen Text gesonderter

    Priifung bediirfen. Der Kampf der einzelnen Dialekte mit derKoine, z.T. (v. a. im dorischen Bereich) mit der Zwischenstufe ver-schiedener iiberregionaler Gemeinsprachen, die ihrerseits dann inder Koine aufgehen, und das Fortleben einzelner Mundarten inhellenistischer Zeit - im Einzelfall finden sich jeweils entsprechen-de Nachweise verzeichnet, z.E. beim Boiotischen (vgl. IV.9.LButtenwieser), Thessalischen (vgl. IV.I0.L Fohlen) oder Kre-tischen (vgl. IV.5.L Kieckers (2)) - kann hier in groBerem Rahmennicht besprochen werden (neueste zusammenfassende Darstellungbei Debrunner-Scherer 32-50), zumal diese Problematik starkerdie Koine als die Dialekte selber betrifft. Zur Illustration der tat-sachlichen Verhaltnisse zu einem bestimmten Zeitpunkt (um 200v. Chr.) eignen sich vorzuglich einige Inschriften aus Magnesia(Kern [vgl. IV.7.L] Nr. 18-84), die die Antworten verschiedenerStadte auf eine magnetische Anfrage darstellen: Wahrend ur-spriinglich ionische Stadte (wie z.B. Chalkis) ebenso wie (selbst-verstandlioh) neuere Grundungen Koine schreiben, bedienen sichetwa Knossos, Korinth, Korkyra oder Syrakus im wesentlichennoch ihres alten dorischen Dialektes, der sich von der Koine jastarker abhob (v. a. wegen des -ii-Vokalismus) und deshalb weniger'anfallig' war.

    2. InschriftenAls die wichtigste Quelle fiir die Kenntnis der griechischen Dia-

    lekte wurden schon eingangs die Inschriften genannt, wobeidieser Begriff hier im weitesten Sinne verwendet sein soll fur alles,was auf irgendwelche Gegenstande geschrieben, also 'epigraphisch'ist, d.h. die Miinzlegenden (vgl. v.a. Heads), Ostraka- und Vasen-inschriften (vgl. v. a. IV.16.L Kretschmer, IV.2.L Arena (2)) miteinschlieBend, die zwar ihres geringen Umfanges wegen (und weilsie meist nur Namen enthalten) eine weniger wichtige Rollespielen, denen aber doch in graphischen oder lautlichen Fragenmitunter entscheidende Bedeutung zukommt. Inschriften stehenauf dem Boden des gesamten im Altertum von Griechen besiedeltenGebietes, im Mutterland ebenso wie auf den Inseln und in denentferntesten Kolonien, in unabschatzbarer Zahl fiir den gesamtenZeitraum zur Verfiigung. Die Zahl der bekannten griechischen In-schriften wird heute auf uber 100000 gesehatzt ; die altesten, so-weit sie in Buchstabenschrift geschrieben sind (vgl. Kapitel II),gehoren wohl noch ins 8. Jh. v. Chr.; zieht man die Linear-B.

  • 5/12/2018 Schmitt_Einfuehrung in Die Griechischen Dialekte_1977

    10/79

    4 Die griechischen Dialekte und ihre Quellen Insehriften 5Inschriften (vgl. ebenda) mit ihren Texten in mykenischem Dia-lekt mit in Betracht, so verschiebt sieh die Zeitgrenze weit ins2. Jt. zuriick. Ein vollstandiges Corpus all dieser griechischen In-schriften gibt es nicht; der Plan, in den "Inscriptiones Graecae"(IG), von denen bis heute iiber 40 Faszikel bzw. 'I'eilbande vor-liegen, ein solches Corpus zu schaffen, ist mittlerweile aufgegebenworden. Neben IG traten eine Reihe weiterer Corpora mit be-sehrankteren Zielen, die die Inschriften einzelner Stadte (wieOlympia, Priene, Magnesia usw.) oder Landschaften (z.B. Kreta:vgl. IV.5.L Guarducci) umfassen. Mehr oder weniger umfanglioheSammlungen ausgewahlter Inschriften, die wegen ihres Dialektesbemerkenswert sind, liegen in grolserer Zahl vor; sie werden inKapitel III genannt werden.Uber die Bedeutung der Inschriften im allgemeinen, deren Er-

    forschung sich die Spezialdisziplin der Epigraphik angelegen seinlaBt, ist hier nicht zu handeln; es soll im folgenden nur die Wichtig-keit inschriftlicher Texte fur das Studium der griechischen Dia-lekte hervorgehoben werden, diesich v. a. daraus ergibt, daB dieInschriften Originalurkunden und jedenfalls nicht durch hand-schriftliche Uberlieferung (vgl. unten Abschnitt 3) entstellt sindund man in ihnen folglich authentische Zeugnisse fiir den Sprach-zustand ihrer Entstehungszeit sehen darf. Die Inschriften sind es,die uns die Vielfalt der Dialekte auf griechischem Gebiet zu er-kennen erlauben - sind doch viele Dialekte iiberhaupt nicht lite-rarisch, sondern bloB auf den lokalen Inschriften verwendet wor-den wie etwa das Arkadische oder Kyprische, um vom Mykeni-schen erst gar nicht zu reden - und die uns (soweit sie datiert oderdatierbar sind) auch die anderen Mundarten z. T. sicherer in ihremEntwicklungsverlauf begreifen lassen als die bekanntermaBen oft-mals konservative und historisierende Literatursprache. Die In-schrif ten sind, soweit in Alphabetschrift abgefaBt, in jeweils loka-len Schriften geschrieben worden (vgl. Kapitel II); ebenso wie dieDialektvielfalt .namlieh fUr das altere Griechenland charakte-ristisch ist, ist es auch die Vielfalt der Lokalalphabete: Jeder Ort(oder jede Landschaft) hat in alterer Zeit, d.h. vor dem 4. Jh. v.Chr., seine eigene Schrift, und von Ort zu Ort wechseln teils dieZeichenformen (die natiirlich am selben Ort auch zeitlich auf-einanderfolgende Entwicklungsstufen kennen), teils die Zeichen-werte (vgl. unten Kapitel II).Um den Quellenwert der 'Steine' und deren im Verhaltnis zur

    handschrif tlichen Uberlieferung sehr hohe Originaltreue ins rechte

    Licht zu riicken, bieten solche Epigramme die beste Moglichkeit,die als Zitate in Buchern handschriftl ich iiberliefert sind und derenOriginale auf Stein sich wiedergefunden haben. Derartige Dber-lieferungs-'Dubletten' bieten den Nachweis dafiir, daB auf die'Dialektechtheit' handschriftlich iiberlieferter Texte wenig VerlaBist und hier Dialektformen auf die unterschiedlichste Weise ersetztworden sind (vgl. u. a. Thumb-Kieckers 18, Hoffmann-Scherer79f.). Dafiir einige Beispiele:(1) Thukydides 6,54,7 berichtet tiber einen Altar, den Peisistratos,der Enkel des gleichnamigen Tyrannen, als Erinnerung an seinArchontat dem Apollon geweiht hat und auf dem "noch heute" in"schwer erkennbaren" (oder: "verblaBten"~) Buchstaben (oc!J.u-~po'i:e;YP

  • 5/12/2018 Schmitt_Einfuehrung in Die Griechischen Dialekte_1977

    11/79

    6 Die griechischen Dialekte und ihre Quellen Literarische Quellen 7(3) Als Inschrift auf dem Grab der in der Schlacht von Salamis ge-fallenen und dort bestatteten Korinthier wird verschiedentlichuberliefert (und z.T. dem Simonides zugeschrieben):(;)~eve,e()u3p6v1to't"'Ev~[ofLev&cr't"uop[veou,vuv3' &'fL'Ar~V't"o.;(icro,;gxe~~~A~fL[';

    X't"A.,,0Fremder, einst bewohnten wir die wasserreiche Stadt von Ko-rinth, jetzt hat uns Aias' Insel, Salamis."Eine 1895auf Salamis gefundene Marmorplatte, die leider starkereZerstorungen erlitten hat, bewahrt das Original des Textes (IG12 927 = D 126) in archaischer korinthischer Schrift (vgl. Jeffery,Taf. 21 Nr. 29):[5 ~eve,euhu3pJov1tOX'Ev~wfLe.;&cr't"Uop~veo,[vuv3' a fLe Al~JYT9';VMO';Exe~~~A~fL~';]'

    Die Dorismen 1tOX~= r co- rs und -fLe

  • 5/12/2018 Schmitt_Einfuehrung in Die Griechischen Dialekte_1977

    12/79

    8 Die griechischen Dialekte und ihre Quellen Grammatikernachrichten 9ner- Hinsicht eingesohrankt.; daruber ist hier kurz zu berichten:Zum einen geben Literaturwerke als Kunstwerke den gesproche-nen Dialekt (die 'Mund-Art') schon deshalb nicht getreu wieder,weil die literarische Verwendung zu einer Schriftsprache fuhrt, dieauf einer bestimmten Stufe ihrer Entwicklung gewissermaBen'eingefroren' wird, wenn nicht gar zu einer 'supradialektalen'Kunstsprache, die Erscheinungen verschiedener Mundarten insich vereinigt, wie dies bei der Sprache des Epos, der der attischenKunstprosa oder der Koine der Fall ist. Zum anderen sind dieLiteraturwerke, von den Papyri einmal abgesehen, vorwiegendhandschriftlich iiberliefert worden und also allen mogliehen Fehler-quellen handschriftlicher Uberlieferung ausgesetzt gewesen: Durchdas vielfache Abschreiben kam es zu mehr oder weniger mechani-schen Schreibfehlern; vor allem aber sind Dialekttexte oder ein-zelne dialektische Formen, wenn sie dem Dialekt-Unkundigen'verstandlich' waren, oftmals der 'Norm' des Schreibers (demAttischen, der Koine usw.) - bewuBt oder unbewuBt - angeglichenund damit jedenfalls verfalseht worden bzw., wenn der unbe-wanderte (Ab-)Schreiber sie nicht verstanden hat, verdreht oderverstummelt worden. Daneben hat jedoch auch bewuBte philolo-gische Arbeit bereits im Altertum, hauptsaehlich in alexandrini-scher Zeit, aber auch schon fruher, die Dialektliteratur in ihrerTextgestaltung beeinfluBt.Zu der insgesamt in einem Dialekt geschriebenen Literatur tre-

    ten dann noch mundartliche Passagen oder Zitate in nicht-dialek-talen Quellen, v. a. in attischer Literatur: Insbesondere gilt dasfur Personen der Komodie, die Dialekt sprechen - das Musterbei-spiel istder Megareus in Aristophanes' Aeharnes (vgl. IV.2.Q) -,und fur Urkunden, die bei Historikern nach dem Original imauthentischen Wortlaut des Lokaldialektes zitiert werden. Als zu-satzlicher Unsicherheitsfaktor neben den allgemeinen, oben be-reits angefuhrten stellt sich hierbei demDialektforscher die Frage,wie zuverlassig der betreffende Autor den fremden Dialekttextuberhaupt wiedergab (vgl. hierzu die Beispiele in Abschnitt 2!);bei den Komodientexten heiBt das praktisch zu eruieren, inwie-weit dabei Imitation und iibertreibende Karikatur das Bild ab-sichtlich verfalschen,Kritisch zu beurteilen ist ohne Ausnahme jene Dialektliteratur,die ihre Entstehung der kaiserzeitlichen kiinstlichen Archaisie-

    rungstendenz verdankt und die die langst untergegangenen Dia-lekte zu neuem Leben zu erwecken sucht, wie etwa die pseudo-

    lesbischen Epigramme der Balbilla (vgl. IV.Il.Q). Der Quellenwertsolcher Erzeugnisse ist gering, da sie sich durch ihre Hyperdia-lektizismen (wenn z.B. auch att. 1) < * e in rt . falsch 'dorisiert'wird) als kunstlioh verraten; interessanter sind sie aber als indi-rekte Zeugnisse fur das Grammatikerwissen um den betreffendenDialekt in ihrer Entstehungszeit (vgl. unten Abschnitt 4).

    4. GrammatikernachrichtenMeister I 26-31; Thumb-Kieckers 20-27; R. Calabrese, I

    grammatici antichi e idialetti greci, AeR N. S. 12, 1967, 159-165; R.Pfeiffer, History ofClassicalScholarship. From the Beginnings to theEnd of the Hellenistic Age, Oxford 1968; dt. Ubersetzung : Geschichteder klassischen Philologie, Reinbek bei Hamburg 1970G.H. Schaefer, Gregorii Corinthii et aliorum grammaticorum libri

    de dialectis linguae Graecae, Lipsiae 1811; M. Schmidt, HesychiiAlexandrini lexicon. I-V, Jena 1858-68, Nachdruck Amsterdam 1965;G. Bolognesi (1), SuI m:pt aLO:AEXTWV di Gregorio di Corinto, Aevum27,1953,97-120; G. Bolognesi (2),Compendi inediti di dialettologiagreca, BPEC N. S. 2, 1953,41-75; K. Latte, Hesychii AlexandriniLexicon. I-II (A-O), Hauniae 1953-66; G. Bolognesi (3), Antichidocumenti di diaiettologia greca e di Iessicografiaerodotea, BPEC N. S.8, 1960, 53-80; O. MazaI, Ein Traktat uber den dorischen Dialekt,ByzZ 58,1965,292-305; J. B. Hainsworth, Greek Views of GreekDialectology, TPS 1967, 62-76; S.A. Cengarle (1),Anonymi Vaticanicompendium de dialectis Graecis, RIL 104, 1970, 19-60; S. A. Cen-garIe (2),Attribuzionc di un compendio suI dialetto ionico a ManueleMoscopulo, Acme 23, 1970, 71-80Wie aIle griechische Sprachwissenschaft, so nahm auch die Dia-

    lektforschung (vgl. insbesondere Calabrese, Hainsworth) ihrenAusgang von der Homerphilologie: Spezialworterbucher zu denseltenen, nicht mehr gebrauchlichen Wortern, den YAwcrcr rxL, Ho-mers werden zuerst fur das 5. Jh. genannt. Vereinzelte Beobach-tungen zu und Argumentationen mit dialektalen Gegebenheitenfindet man, z.T. verkniipft mit ethnographischen Uberlieferungen,bei Schriftstellern wie Herodot (vgl. unten IV.I5.G) oder Platon(im Kratylos: vgl. IV.15.M 9); das Wichtigste enthalten die "lociselecti" in D 389-402. Das alteste Werk mit dem Titel m:pl ~LrxAtx-TOU, von dem wir wenigstens den Titel kennen, stammt von demSophisten Antisthenes. Systematischer wurden philologisch-gram-matische Studien (vgl. neuestens Pfeiffer) dann in hellenistischer

  • 5/12/2018 Schmitt_Einfuehrung in Die Griechischen Dialekte_1977

    13/79

    10 Die griechischen Dialekte und ihre Quellen Grammatikcmachrichten 11Zeit betrieben, von den 'Alexandrinern'. DaB diese Gelehrten sichauch mit den Mundarten beschaftigten, war schon durch ihre Ar-beit an den z.T. ja in Dialekten geschriebenen literarischen 'I'ex-ten bedingt, die sie sammelten, edierten und kommentierten. Vonden Schriften dieser alexandrinischen Grammatiker ist kaumetwas erhalten geblieben, so daB wir allein durch Riickschliisseoder Rekonstruktionen aufgrund spaterer, kaiserzeitlicher oderbyzantinischer, grammatischer Werke, in denen jeweils alles Frii-here eifrig benut~t und ausgeschrieben wurde, ein nur allzuliickenhaftes Bild davon gewinnen: Von einigen speziell dialekto-logischen Arbeiten kennen wir wiederum jedenfalls den Titel, wieetwa von Dionysios Iambos' m:pL a~aAfx:r6)voder von Philitas'&"L"ax"L"o~Awcrcra~.Auch mit den Dialektforschern Philoxenos undTryphon (beide aus Alexandreia stammend und urn die Zeiten-wende wirkend) und mit den dialektologischen Werken des Apollo-nios Dyskolos steht es nicht anders: Praktisch alles ist unterge-gangen. Indirekt laBt sich iiber die Grammatikerkenntnisse voneinem bestimmten Dialekt gelegentlich auch AufschluB gewinnendurch spate, gelehrt-kiinstliche imitierende Dialektdichtung (vgl.oben Abschnitt 3).Die Uberlieferungslage bessert sich erst fiir die folgende, byzan-

    tinische Epoche, in der durch fleiBig aIle erreichbaren Quellenkompilierende Epigonen groBe Kompendien mit dem Titel 7tepLa~aAfx"L"6)vntstanden, unter denen als das umfangreichste das v.a.aus Iohannes Philoponos (gen. Grammatikos) sohopfende WerkGregors von Korinth, eines Erzbischofs im 12./13. Jh. (vgl.Schaefer), eine Reihe anderer, zumeist anonymer (vgl. v.a. dieZusammenstellungen und Neufunde bei Bolognesi (1) (2) (3), Cen-garle (1) (2) und Mazal) iiberragt, ein, wie das vernichtende Ur-teil von Thumb-Kieckers 24 allerdings lautet, "ungeordneterHaufen von mundartlichen Notizen".Seit Anfang war Dialektforschung vornehmlich Glossographie

    (vgl. oben), mit der Folge, daB also der Dialektforscher solcheGlossensammlungen und die daraus schopfenden Lexika mit Ge-winn heranziehen - konnte, wenn es urn deren Uberlieferung nuretwas besser stiinde: Eine Summa der antiken Glosso- und Lexiko-graphie, von unsohatzbarem Wert - angesichts der groBen Ver-luste an solchen Werken - auch fiir die griechische Dialektfor-schung nicht nur auf dem Gebiet desWortschatzes, steIIt das wohlim 5. Jh. n. Chr. entstandene Lexikon des Hesychios aus Alexan-dreia dar, das allerdings auf Schritt und Tritt Uberlieferungspro-

    bleme besonderer Art (eine einzige, sehr junge Handschrift) bietet(vgl. Schmidt, Latte).Die Literaturdialekte, und an deren Spitze die Sprache Homers,

    bildeten den Ausgangs- und Ansatzpunkt der antiken griechischenDialektologie: Aus solchen Quellen also beziehen die Grammatikerder alexandrinischen und nachalexandrinischen Zeit vornehmlichihr Wissen und ihre Zitate; diesen gegeniiber treten die Beobach-tungen an 'gesprochenen' (nicht-literarischen) Mundarten zahlen-maBig weit zuriick wie beispielshalber die Grammatikerlehreniiber den aiolischen Akzent, die Barytonese (vgl. IV.ll.M 1). ImEinzelfall Iallt sich aber oft nicht entscheiden, ob eine Nachrichtauf literarische Quellen oder auf Beobachtungen am lebenden Dia-lekt zuriickgeht.DenWert oder Unwert der Grammatikernachrichten kann man

    am sichersten ermessen bei einer Konfrontation mit den authen-tischen Zeugnissen der Inschriften: So hat z.B. schon Ahrens(vgl. III) erkannt, daB bei einigen im Hesych-Lexikon iiberliefer-tenWortern anlautendes f- in F- zu korrigieren ist; was die Nach-richt eines Dionysios-Thrax-Scholions- (vgl. Grammatici GraeciI :III 187,5) wert ist, daB F sich nur bei Boiotern, Lakoniern undAiolern finde, lehrt ein Blick in die Zusammenstellung insehrift-licher F-Belege bei Arena (IV.6.L) 33-110! Wenngleich immer zuberiicksichtigen ist, daB die Grammatiker - jedenfalls die alteren- aus betrachtlioh reicheren hand- und inschriftlichen Quellenschopfen konnten als wir, so ist andererseits doch auch zu betonen,daB in Grammatikerschrifttum mancherlei evident Falsches steht,etwa daB es imDorischen dxo'n heiBe (nach att. etxom statt richtigF~xa"L"~:gl. IV.3.M 8, IV.5.M 5, IV.6.M 5).

  • 5/12/2018 Schmitt_Einfuehrung in Die Griechischen Dialekte_1977

    14/79

    Alphabetsehrift 13

    Alphabetschrift

    heiten (besonders auffallend auch hinsichtlich der Monatsnamen!)einer groBen Vielzahl teilweise betrachtlich voneinander abwei-chender Lokalalphabete gegenubersteht, Dieser Zustand wird erstim Laufe des 4. Jh.s v. Chr. uberwunden, nachdem im Jahre 403/2unter dem Archontat des Eukleides die Athener das ionischeAlphabet Milets fur den offiziellen Gebrauch eingefuhrt und dieanderen griechischen Staaten sich diesem Vorbild, das nun zumgriechischen 'Einheitsalphabet' wird, angeschlossen haben - wieder-um in etwa der sprachlichen Entwicklung parallel, die um die glei-che Zeit und ebenfalls von Athen aus zu einer Einheit (der Koine)strebt. Die Einfuhrung dieses 'Einheitsalphabetes' rief manohen-orts in vielerlei Hinsicht Orthographie-Anderungen hervor, die z.T.wichtige Hinweise auf die Lautgeschichte der betreffenden Dia-lekte geben (vgl. oben 1.2 und IV ofters, z.B. IV.9.M 3 und 4).Die alteren 'Lokalalphabete' (vgl. v.a. Jeffery, Guarducci), die

    weitgehend verknupff sind mit dem Vorkommen der lokalen (epi-chorischen) Dialekte und die deshalb, v.a. wegen ihres hoherenAlters und der weniger starken Einwirkung 'von auBen' her, vomDialektologen gebuhrend zu berucksichtigen sind, unterscheidensich vornehmlich hinsichtlich des Gebrauchs der Zusatzzeiehen(vgl. oben) und der Wiedergabe der Lautgruppen ks, ps, aber auchinfolge der lautlichen Auseinanderentwicklung der Einzeldialekte(z.B, der Umwertung von H = h [Heta] zu H = e [Eta] imKlein-asiat.-Ionischen wegen des fruhen Verlustes vonh: vgl. IV.15.M 11).Im einzelnen unterscheidet man allgemein im AnschluB an (dieFarben auf der Ubersichtskarte bei) Kirchhoff 1. die siidgriechi-schen "grunen" Alphabete von Kreta, Melos und Thera (ohne < 1 > ,X, 3, 0/), 2. die "dunkelblauen" Alphabete Kleinasiens, der vor-gelagerten Inseln (aber ohne Rhodos: vgl. Wiedemann), der nord-lichen Peloponnes und der zugehorigen Kolonien (mit < 1 > = ph,X = kh, 3 = ks, 0/ = ps), 3. die "hellblauen" Alphabete der Nord-Kykladen und Attikas (mit < 1 > = ph, X = kh, aber ohne 3,0/) undschlieBlich 4. die westgriechischen "roten" Alphabete des tibrigengriechischen Festlandes und Euboias samt den unteritalischenKolonien sowie von Rhodos (mit < 1 > = ph, X = ke, 0/ = kh).

    II. GRIECHISCHE SCHRIFTSYSTEME

    A. Kirchhoff, Studien zur Geschichte des griechischenAlphabets,Giitersloh 41887, Nachdruck HildesheimJNew York 1973; F. Wiede-mann, Zu Kirchhoffs Karte der griechischenAlphabete, Klio 8, 1908,523-526 (dazu Nachtrag: Klio 9, 1909, 364f.); .Jeffery passim; M.Guarducci, Epigrafia greca. I-II, Roma 1967-69; G. Pfohl (Hg.),Das Alphabet. Entstehung und Entwicklung der griechischen Schrift,Darmstadt 1968Zu einem bis heute kontroversen Zeitpunkt, vielleicht am Ende

    des 2. Jt.s, spatestens aber im 8. Jh. v. Chr., tibernahmen die Grie-chen die phoinikische Schrift (in entsprechender Form und Reihen-folge) zusammen mit den Schreibgewohnheiten (Schriftrichtung)und den Buchstabennamen: Zu der gesamten schriftgeschicht-lichen Problematik, die hier ausgeklammert werden darf, vgl. v.a.Jeffery, Pfohl. Gegeniiber dem semitischen Vorbild mit seinen22 Konsonantenzeichen ist das griechische 'Uralphabet' darinwesentlich verbessert, daB es nicht nur Konsonanten und somitinsgesamtbloB ein 'Lautgerust' darstellt, sondern durch Um-wertung der phoinikischen Zeichen fur jene Laute, die dem Grie-chischen fehlen, auch die Vokale bezeichnet und dadurch die Iaut-getreue Wiedergabe des gesprochenen Wortes ermoglieht. Dieerste griechische Alphabetreihe laBt sich (in diesem Zusammen-hang einmal abgesehen von den ursprunglichen Zeichenformen)rekonstruieren alsA, B, r,!1, E, F, Z, H = h, 0, I, K, A, M, N, 3 =8 (?), 0, II, 9 , P,~,T, Y.Sekundar sind im Verlauf der griechischen Fortentwicklung zu-satzliche Zeichen zu dieser Reihe hinzugekommen: < 1 > , X, 0/ undteilweise Q, vereinzelt auch rp ("Sampi") und im ArkadischenM = 8 (vgl, IV.12.M 7).Dieses 'urgriechische Alphabet' hat sich in den einzelnen Land-schaften von Anbeginn der Schriftverwendung an verschieden ent-

    wickelt, so daB man in historischer Zeit infolge des stark ausge-pragten Partikularismus ganz entsprechend den Dialektgegeben-

  • 5/12/2018 Schmitt_Einfuehrung in Die Griechischen Dialekte_1977

    15/79

    .-.a e l 0 U~ ~ * ~ Iy \) V')L.

    w ) A ( I )I( Jr Q i i i ' J ~ )~l ':: 8 L + (u )-m

    ) V (~

    y- C D ~- I~I :i. 7 / ' > :Tp : f S ~ 5 ' ~t ~ ~ t F mk 1 .~ i' n ~s V ~ ~ ~ > *-z )~ Q ?X ) ( (~

    Kyprische Silbenschrift 15Kyprische Silbenschrift

    Thumb-Scherer 150-155; O. Masson, Les inscriptions chyprio,tes syllabiques, Recueil critique et commente, Paris 1961

    Abb. 1:Kyprische Silbenschrift (Normalsyllabar; nach: O. Masson,Les inscriptions chypriotes syllabiques. Recueil critique et commente,

    Paris 1961, 58).

    Dieser 'normalen' griechischen (Alphabet- )Schrift bedientensich jedoch nicht alle Stamme : Die Griechen von Kypros hattenein eigenes Schriftsystem, eine Silbenschrift, die bis gegen Endedes 3. Jh.s v. Chr. fur fast alle Inschriften in ihrem Idiom ebensowie fur die Texte in dem vorgriechischen sogenannten "Eteokypri-schen" verwendet wird. Ihrer Entstehung nach ist diese kyprischeSilbenschrift eine jiingere Seitenentwicklung der kretischen Linear-schriften (vgl. unten), die ursprunglich wohl fur das Eteokyprischegeschaffen und auf das Griechische erst sekundar ubertragen wor-den ist: So wiirden sich jedenfalls die 'Schwachen', die sie fur dieWiedergabe eines griechischen Dialektes, des Kyprischen (vgl.IV.13), nur teilweise geeignet erscheinen lassen, am ungezwun-gensten erklaren. Die Entzifferung dieses Syllabars gelang zwischen1871 und 1875 dem Zusammenwirken verschiedener Gelehrter(vgl. Masson 48-51).Es handelt sich bei dieser Schrift um eine rein lautliche Silben.

    schrift (vgl. S. 14 Abb. 1) mit Worttrennung (die bei eng zu-sammengehorigen Wortern, 'Wortbildern', unterbleibt) und 56Zeichen fur die funf Vokale (a , e , i, a , u) und offene Silben (ta , fe ,ti, to, tu usw.), die u.a. die Stimmhaftigkeits- und Aspirations-korrelation der VerschluBlaute (stimmhafte b, d, g gegen stimmlosep, t, k und aspirierte ph, th, kh) sowie die Vokalquantitaten niohtunterseheidet, ferner Doppelkonsonanz und vorkonsonantischenNasal nicht bezeichnet und dadurch die Lesung der Texte dochgelegentlich in empfindlichem MaBe erschwert (vgl. z.B. IV.13.M22). Dagegen werden Diphthonge genau bezeichnet und auslauten-de Konsonanten mit dem e-Zeichen der betreffenden Reihe ge-schrieben (pa-si- le-u-se/~lXcrLAeuc, ICS 217,4), bei Konsonanten.gruppen werden alle Konsonanten bezeichnet, und zwar mit demZeichen, das den Vokal der Silbe enthalt, zu der der betreffendeKonsonant gehort (was wesentlich ist fur die Feststellung derSilbengrenzen), z.E. pa- ta- l i -se/7tTOALC, ebd. 2 (mit tautosyllabischem7tT-) , ka-si .ke-ne- ta-se/xlXcrL-YVETOC, ebd. 3 (mit tautosyllabischem-yv-), a-ra-ku-ra/&'p-yup6 ebd. 6, mi-si- ta-ne/f l -Lcr -6ov ebd. 4 (mitheterosyllabischem -py- bzw. -cr6-). Lokale Unterschiede bei ein-zelnen Zeichen sind erst neuerdings, v.a. durch die Untersuchun-

  • 5/12/2018 Schmitt_Einfuehrung in Die Griechischen Dialekte_1977

    16/79

    16 Griechische Schriftsystemegen von Mitford (vgl. IV.13.L), in starkerem MaBe hervorge-treten, insbesondere fur das sudwestkyprische Paphos, wo dieTexte auch entgegen der sonstigen Norm rechtslaufig geschriebensind und wo sich verschiedene Entwicklungsstufen des lokalenSyllabars deutlich voneinander abheben.

    Linearschrift BM. Ventris-J. Chadwick, Documents inMycenaean Greek, Cam-

    bridge 1956, 21973 (von J. Ch.; darin 28-66: The Mycenaean writingsystem, mit Nachtragen 387-395); J. Chadwick (1), Linear B. DieEntzifferung del' mykenischen Schrift, G6ttingen 1959; Thumb-Scherer 316-323; E. Vilborg, A Tentative Grammar ofMycenaeanGreek, G6teborg 1960 (darin 24-39: The writing system); A. Heu-be ck , Aus derWelt der friihgriechischen Lineartafeln, G6ttingen 1966(darin 13-24: Schrift); M. Lejeune, Les syllabogrammes B et leurtransliteration, Minos 11, 1970, 73-98; J. Chadwick (2), Linear B,Current Trends in Linguistics. Volume 11, The Hague/Paris 1973, 537-568Der einzige der griechischen Dialekte, der uns bereits aus dem

    2. Jt. v. Chr. bekannt ist, ist das sogenannte 'Mykenische' (vgl.IV.17) jener Tausende von Texten aus spatminoisch-mykenischerZeit seit dem 15. Jh., die in der kretischen Linearschrift B ge-schrieben sind. Diese Schrift, die tiber eine altere, aber ebenfallsschon lineare Schriftart (das sogenannte 'Linear A') aus der kre-tischen "hieroglyphischen" Bilderschrift (von der man verschiede-ne Typen sowie einige vereinzelte, lokale Formen kennt) weiter-entwickelt ist, wurde vorwiegend fur Archiv- und Verwaltungs-urkunden (Inventare, Buchungen und dergleichen) verwendet.Ihre Entzifferung (vgl. Chadwick (1) (2)), die 1952 in ihren wesent-lichen Punkten dem Englander Michael Ventris gelang und dieheute weithin (v.a. von sprachwissenschaftlicher und dialektologi-scher Seite), wenn auch noch nicht allgemein akzeptiert ist, wareine der groBen Pionierleistungen der Altertumswissenschaft.Es handelt sich um eine reehtslaufige, mit Worttrennung ge-

    schriebene Silbenschrift, die auBer 89 bekannten Lautzeichen(Silbenzeichen, Syllabogrammen) fur die funf Vokale (a, e, i, 0, Usowie 'Dubletten' wie a2) und offene Silben (ta, te, ti, to, tu usw.,aber auch einige 'komplexe Zeichen' wie nwa, dwe, pte und eineReihe von 'Dubletten' wie pu2, raa ) - sechzehn, in der Regel seltener

    01 Lda _L_02 .i,ro03 : i -pa _ . : t _ _04 J:te ...:L_~:f06 _Lna07 T i Tdi _j_

    15 ~?mo __

    16qa17

    31sa32qo33

    34

    35

    36

    37ti38e39pi40wi41si

    45de

    i V '_L jet' " C d Ji_ i_l__ 1 __ A __ t__ i_t 4 {j_

    ~{ 60_ _ { J _ ra

    '16

    47

    48 I!!J!I 63nwa~49 64

    ~ : ) \ ! (67 C l f . - tki _Jf_6 8 1r~ ~69 ( " 6tu ~70 C Jko l~~e ~~

    ;: _l73 I~\mi _J2_74 I ) :ze ~75 0we .Ls:* Numeridelcti

    77kaa

    50pu51du52no53 ~J ] _

    _ &) ~ \_ aJ1J ,

    78qe

    ~:aA79

    *84

    85 ~,~f-

    18

    19

    20zo21qi22

    on'V jo

    ri54wa55nu56

    a u

    23

    86

    87twe*88

    Abb. 2: Linearschrift B ("Salamanca Convention"; nach: Minos II,1970, XVII).

    mu24ne25~26ru27re

    'ifp~ -'-30

    29

    ni j_

  • 5/12/2018 Schmitt_Einfuehrung in Die Griechischen Dialekte_1977

    17/79

    18 Griechische Schriftsystemevorkommende Zeichen sind in ihrem Silbenwert ungeklart (vgl.zum Ganzen S. 17 Abb. 2, im AnschluB an die "Salamanca Con-vention", die Dbereinkunft der beim 5. Internationalen Mykeno-logischen Kolloquium in Salamanca 1970 anwesenden Mykenolo-gen; vgl. Lejeune sowie die zu der Resolution gehorige Abbildung:Minos 11, 1970, XVII - hier Abb. 2) - auch Wortzeichen, soge-nannte 'Ideogramme', sowie Zahl-, MaB- und Gewichtszeichenkennt. Nichtsdestoweniger vermag Linear B das mykenischeGriechisch nur sehr ungenau wiederzugeben; es ist dazu, vergli-chen mit der kyprischen Silbenschrift, weniger geeignet als jene.Seine hauptsachlichen 'Schwachen' sind die Nichtunterscheidungder Aspirationskorrelation (ko-to-no-o-koJx-rmvooxoc,) sowie, auBerbei den Dentalen (d-Reihe neben t-Reihe), der Stimmhaftigkeits-korrelation (a-na-ke-eJ&vrxyeev) , die Nichtunterscheidung von lundr ( ka -r u -k e Jx a pu x e~ neben do-e-raj '~OeAa) sowie der Vokalquanti-taten (po-se-da-oJrrocre~aaov gegen po-se-da-o-noJrrocre~aaovoc,) , dieNichtbezeichnung von Doppelkonsonanz (a-pe-a-saJ&rr:erxcrcrrx) undauslautenden Konsonanten (vgl. vorstehende Beispiele) sowie vor-konsoriantischen silbenschlieBenden Konsonanten (ko-r i-toJKoPLV-6 oc ,) - wenn es sich um einen VerschluBlaut handelt, liegt die Sil-bengrenze wohl vor der gesamten Gruppe, z.B. bei de-ki-s i-woJLle~~Foc,: vgl. Heubeck 15f. -, von anlautenden vorkonsonantischenDauerlauten (pe -moJmtep fLo) und (allerdings nicht ausnahmslos)den zweiten Bestandteilen von i-Diphthongen (di-weJLl~Fe~) imGegensatz zu den u-Diphthongen (i-je-re-uJtjepeuc,) . Unverkennbarsind lokale und insbesondere auch individuelle Unterschiede, diees sogar erlauben, einzelne 'Schreiberhande' auseinanderzuhalten.

    III. FORSCHUNGSGESCHICHTE, HILFSMITTEL1.Forschungsgeschichte

    A. Thumb, Die griechische Sprache, Geschichte der indogermani-schen Sprachwissenschaft seit ihrer Begriindung durch Franz Bopp. II:Die Erforschung der indogermanischen Sprachen. I, StraJ3burg 1916,3-126; R. Calabrese, Gli studi di dialettologia greca, AeR N. S. II,1966, 49-59; W. Cowgill, Ancient Greek Dialectology in the Lightof Mycenaean, Ancient Indo-European Dialects, Berkeley/Los Angeles1966, 77-95; A. L6pez Eire, Panorama actual de la dialectologiagriega, EChis 54,1968,287-305; I.M. Tronskij, Voprosy jazykovogorazvitija v anticnom obseestve [Fragen der sprachlichen Entwicklungin der antiken Gesellschaft], Leningrad 1973 (darin 3-63: I.Greeeskiedialekty i ich izueenie [Die griechischen Dialekte und ihr Studium])Was sich von den Nachrichten der antiken Grammatiker iiber

    die griechischen Dialekte (vgl. oben 1.4) bis in die spatbyzantini-sche Zeit erhalten hatte, bildete die Grundlage der philologischenKenntnisse dariiber auch unter den 'Modernen' bis zum Anfang desvergangenen Jahrhunderts. Die Inschriften spielten bis dahin bloBeine sehr untergeordnete Rolle - verstandlich insofern, als derAufschwung der griechischen Epigraphik erst im zweiten unddritten Jahrzehnt des 19. Jh.s dank der Anregung von AugustBoeckh einsetzte. Ein Schuler dieses Wegbereiters der modernenEpigraphik und des Archegeten der Vergleichenden Indogerma-nischen Sprachwissenschaft, Franz Bopps, war es denn auch, derdie griechische Dialektforschung in kritischer Auseinandersetzungmit den Ansichten der antiken Grammatiker gewissermaBen neubegriindete, Albert Giese. Sein postum erschienenes Werk Ueberden Aeolischen Dialekt, Berlin 1837 - Giese starb mit 31 Jahren -handelt im ersten Buch (3-201) tiber "Die Griechischen Dialektenach ihrer Entwickelung im Allgemeinen" und bespricht dabei infiinf Kapiteln die Themen "Sprache und Mundart", "Theorie derGrammatiker", "Hellenismus, die Veranderung des alten Sprach-zustandes", "Vom Ursprunge der Dialekte im Allgemeinen" und"Sonderung und Mischung der Dialekte" (speziell der Literatur-dialekte und vornehmlich mit Bezug auf den der homerischen

  • 5/12/2018 Schmitt_Einfuehrung in Die Griechischen Dialekte_1977

    18/79

    20 Forschungsgeschichte, Hilfsmittel Forschungsgeschichte 21Epen). Erst das zweite Buch (202-424) wendet sich dann naherdem im Titel genannten Aiolischen zu, und zwar einer Detailbe-sprechung der aiolischen Psilose.Die erste umfassende Darstellung der Dialekte in ihrer Gesamt-

    heit, die auf Jahrzehnte hinaus die Forschung maBgebend beein-fluBt hat, lieferte kurz darnach Heinrich Ludolf Ahrens, De Grae-cae linguae dialectis. I-II, Gottingae 1839-43: Der erste, Boeckhgewidmete Band handelte De dialectis Aeolicis et Pseudaeolicis(gemeint sind die nach v.a. Strabons Lehre als aiolisch geltendenDialekte Elisch und Arkadisch), der zweite De dialecto Dorica -aber das Ionische und Attische, das [a die Grammatiker des Grie-chischen ihrerseits traktieren, bleiben auBerhalb der Betrachtung.Die Fiille der Inschriften, die in der zweiten J ahrhunderthalftebekanntwurden und nun die meisten Mundarten iiberhaupt erstauthentisch bezeugten, erweiterte die Materialgrundlage natur-gemaB in solchem AusmaB, daB eine Neubearbeitung des Gegen-standes erforderlich wurde. In die gleiche Zeit fallt auch - in denSiebzigerjahren - die Entzifferung der kyprischen Silbenschrift,die die dahinter verborgene Sprache als einen griechischen Dialektzu erkennen erlaubte. Diese neuen Fundmaterialien bedurften zumeinen der Sammlung - 1873 begannen die Inscript.iones Graecae c(IG) zu erscheinen, 1884eine Sammlung der griechischen Dialekt-Inschriften< (GDI; vgl. unten Abschnitt 2) -, zum anderen derEinzelbearbeitung in dialektologischer Hinsicht: So ist jene Blute-zeit der Epigraphik auch durch eine Vielzahl von eindringendendialektologischen Untersuchungen einzelner Texte charakteri-siert. SchlieBlich waren - sieht man einmal von iibergreifendenFragestellungen ab, wie sie etwa in den Arbeiten von H. Collitz,Die Verwantsohaftsverhaltnisse der Griechischen Dialekte, Got-tingen 1885oder O. Hoffmann, De mixtis Graecae linguae dialectis,phil. Diss. Gottingae 1888 behandelt wurden - die Friichte alldieser verstreuten Arbeiten in monographische Darstellungen dereinzelnen Dialekte einzubringen, wie es dann auch vornehmlich ineiner Reihe von Dissertationen aus der Schule Georg Curtius' ge-schah. An eine Gesamtbehandlung aller Dialekte wagte sich "aufGrundlage von Ahrens' Werk" Richard Meister, doch blieb dasWerk (Meister I-II), das noch zu sehr 'nach rtickwarts' (aufAhrens hin) orientiert war, ein Torso: Die beiden, 1882 und 1889erschienenen Bande haben zum Gegenstand nur die aiolischenDialekte, Elisch, Arkadisch und Kyprisch. Das gleiche Schicksalwiderfuhr auch dem Unternehmen Otto Hoffmanns (Hoffmann

    I-III), der seinerseits (1891-98) tiber die Besprechung von Arka-disch, Kyprisch, Thessalisch, Lesbisch und Ionisch (nur dessen>Quellen und Lautlehre-c) nicht hinauskam, aber schon grollereaGewicht auf die Inschriften legte und starker (als etwa Meister)von den alten Grammatikerlehren abriickte. Beide Werke undviele speziellere Untersuchungen dieser Zeit sind durch den unab-lassig stromenden FluB neuer Quellen rasch iiberholt worden, wasmit dazu beigetragen hat, daB die Autoren ihre Plane aufgegebenhaben.Eine tatsaehlich allumfassende Darstellung samtlicher griechi-

    scher Dialekte hat als erster dann im Jahr 1909 Albert Thumb inseinem Handbuch der griechischen Dialektec vorgelegt, das sichauf eine knapp skizzierende Besprechung der dialektologischenFragen und eine Auswahlbehandlung des Dialektmaterials selbstbesehrankte, aber den seinerzeitigen Forschungsstand trefflich um-riB. Im Gegensatz zu Thumb, der die Einzeldialekte getrennt fUrsich beschrieben hat, hat nahezu gleichzeitig Carl Darling Buckin seinem Introduction to the Study of the Greek Dialects, Boston1911 gerade umgekehrt die einzelnen sprachlichen Erscheinungenquer durch alle Dialekte hindurch verfolgt (vgl. oben Vorwort).Diese beiden sich gegenseitig in gewissem Sinne erganzenden Dar-stellungen der griechischen Dialekte sind auf Jahrzehnte hinausund bis zum heutigen Tage - trotz der seitdem (1921-24) er-sehienenen, gigantischen drei Bande von Friedrich Bechtels Werktiber Die griechischen Dialekte (Bechtel I-III), die, das Attischeallerdings wiederum auskIammernd, das Wissen jener Zeit bis inskleinste Detail zusammenfaBten und dariiber zuverlassig und voll-standig informierten - maBgebende Handbiicher geblieben unddeshalb auch in der Zwischenzeit neu bearbeitet wordeu.WahrendBucks Introduction in Chicago 1928 neu aufgelegt wurde und1955 in einer vollig revidierten Neuausgabe unter dem Titel TheGreek Dialects ersohien, sollte Thumbs Handbuch wesentlich er-weitert und 'modernisiert' werden von dem Thumb-Schiiler ErnstKieckers, doch waltete tiber diesem Unternehmen insofern einUnstern, als Kieckers nur die erste Halfte tiber die dorischen Dia-lekte und das Nordwestgriechische 1932 in Neubearbeitung vor-legen konnte (Thumb-Kieckers); die iibrigen Teile erschienendann erst 1959in einer neuen Ausgabe, die Anton Scherer besorgthatte (Thumb-Scherer), der aber unstreitig das Verdienst zu-kommt, zum ersten Male in eine Darstellung der griechischen Dia-lekte auch das Mykenische miteinbezogen und ihm dort seinen

    Hilfsmittel 23

  • 5/12/2018 Schmitt_Einfuehrung in Die Griechischen Dialekte_1977

    19/79

    22 Forschungsgeschichte, HilfsmittelPlatz angewiesen zu haben. Gerade dies ist [a eine, wenn nicht dieHauptaufgabe der griechischen Dialektkunde in den letzten zwan-zig Jahren geworden (vgl. Cowgill und im einzelnen unten V.2),die an einen Wendepunkt fiihrte (Lopez Eire spricht von einer"crisis").Ein zentrales Thema der griechischen Dialektforschung war seit

    eh und je die mehr historische bzw. prahistorische Frage nach derGruppierung und den gegenseitigen Beziehungen bzw. der Diffe-renzierung der Einzeldialekte: Schon Giese und Ahrens hatten jaan den Ansichten der Alten (in erster Linie Strabons) dariiber Kri-tik geiibt und vornehmlich deren Aiolisch-Konzept umgestoBen.Das Hinundherwogen der Anschauungen zu diesem Fragenkomplexhier im einzelnen nachzuzeichnen, wiirde zu weit fiihren: DasWesentliche wird jedoch in dem speziell diesen Problemen gewid-meten Kapitel V zur Sprache kommen. Von der Dialektforschungauf dem Gebiet der modernen Sprachen hat man schon zu Beginndieses Jahrhunderts die sprachgeographische Betrachtungsweiseauf die alten Mundarten Griechenlands iibertragen. Ansatze zueiner griechischen Dialektgeographie wurden in einzelnen Arbeitenfur verschiedene, reicher bezeugte Dialekte entwickelt, so z.B. vonKieckers (1) fiir das Kretische (vgl. IV.5.L), von van der Velde fiirdas Thessalische und Boiotische (vgl. IV.I0.L, IV.9.L). DaB manhier, bei aller Bedeutung und Unverzichtbarkeit der Dialektgeo-graphie fiir die historische Sprachbetrachtung im allgemeinen, [e-doch fiir die Mundarten der antiken Sprachen - auch wenn Kie-ckers und Spatere Karten gezeichnet haben! - bescheiden seinmuB, haben die Hauptvertreter dieser Arbeitsweise in neuesterZeit: Ernst Risch, Altgriechische Dialektgeographie 1, MH 6,1949,19-28 bzw. Historisch-vergleichende Sprachbetrachtung undDialektgeographie, Kratylos 11, 1966, 142-155; Walter Porzig,Sprachgeographische Untersuchungen zu den altgriechischen Dia-lekten, IF 61, 1954, 147-169 und Robert Coleman, The DialectGeography of Ancient Greece, TPS 1963, 58-126, deutlich hervor-gehoben.Der Zustrom neuen Fundmaterials (vornehmlich von Dialekt-

    inschriften, aber auch z.B. von literarischen Papyri) ist bis heutenicht abgerissen; jedes Jahr bringt durch die systematischen Aus-grabungen zahlreicher Archaologen-Teams an verschiedenen Ortenoder durch Zufallsfunde wichtiges neues Material. All dies - manhat geschatzt, daB sich die Zahl der Inschriften seit dem ErstenWeltkrieg mehr als verdoppelt hat - bei der Darstellung der Ein-

    zeldialekte einigermaBen vollstandig zu erfassen, war eine der be-sonderen Absichten des Verfassers dieser 'Einfiihrung'. Da dieInschriften-Corpora und die Auswahlsammlungen zumeist volligveraltet sind (und auf iiberholten Editionen basieren) und es mitzentralen epigraphischen Publikations- und Berichtsorganen -SEG hat kiirzlich mit dem 25. Band sein Erscheinen eingestellt -sehr im argen liegt, ist hier aber dem dialektinteressierten Nieht-Epigraphiker - welcher Gruppe sich der Verfasser zurechnen muB-die Ubersicht iiber das Gesamtmaterial sehr erschwert, das eraber nichtsdestoweniger als Grundvoraussetzung fiir seine Arbeitunbedingt benotigt.

    2. Hilfsmittela) Bibliographisches

    W. Prellwitz, Jahresbericht tiber die grieohische Dialektforschungvon 1882-1899, Jahresbericht tiber die Fortschritte der classischenAltertumswissenschaft 106, 1900, 70-112

    W. Prellwitz, Jahresbericht ... von 1899-1906, ebd. 135, 1907, 1-14Bibliographie 1891-1907: IF Anzeiger 1 (1892)-27 (1910)Literaturberichte 1907ff.: Glotta 1 (1909)-33 (1954)Bibliographie 1912-48 : Indogermanisches Jahrbuch 1 (1914)-30(1955), Abteilung "VIII. Griechisch"

    Bibliographie 1924ff.: L'Annee Philologique 1 (1924-26)ff., Abteilung"Grec et dialeetes helleniques"

    Bibliographie 1939ff.: Bibliographie Linguistique 1939-1947ff., Abtei-lung "Grec"

    Bibliographie 1967ff.: Indogermanische Chronik. VII. Altgriechisch:Sprache 13 (1967)ff.

    F. W. Householder-G. Nagy, Greek. A Survey of Recent Work,The Hague/Paris 1972 (zuerst in: Current Trends in Linguistics.Volume 9:2, The Hague/Paris 1972, 735-816)

    b) HandbueherH. L. Ahrens, De Graecae linguaedialectis. I-II, Gottingae 1839-43(vgl. oben IILl)

    Meister I-II (vgl. oben IILl)Hoffmann I-III (vgl. oben IILl; jeweils "mit den wichtigsten ihrerQuellen"; zu II: W. Schulze, GGA 159, 1897, 870-912)A. Thumb, Handbuch der grieohisohen Dialekte, Heidelberg 1909(vgl oben IILl)

    2 4 Forschungsgeschichte, Hilfsmittel Hilfsmittel 25

  • 5/12/2018 Schmitt_Einfuehrung in Die Griechischen Dialekte_1977

    20/79

    C. D. Buck, Introduction to the Study of the Greek Dialects, Boston1911, Chicago 21928 (vgl. oben IILI und gleich unten)

    Bechtel I-III (vgl. oben IILl)Thumb-Kieckers (Dorisch, Nordwestgriechisch)C. D. Buck, The Greek Dialects, Chicago 1955 (Neubearbeitung des"Introduction", vgl. oben; Grammatik, Inschriftenauswahl, Glossar)

    Thumb-Scherer (Aiolisoh, Arkadisch, Kyprisch, Pamphylisch, 10-nisch, Attisch, Mykenisch)

    Hoffmann-Scherer (knappe Skizze auf dem neuesten Forsohungs-stand)

    R. Hiersche, Grundzuge der griechischen Sprachgeschichte bis zurklassischen Zeit, Wiesbaden 1970 (kurze Charakteristik der Binzeldia-lekte und Dialektgruppen)

    C. D. Buck, The Greek Dialects, Chicago 1955 (vgl. oben b; darin 181-334: "Selected Inscriptions", 120 Nr.n mit knappem Kommentar)

    J. J. E. Hondius, Tituli ad dialectos Graecas illustrandas selecti. I:Tituli Aehaioi et Aeolici, Leiden 1950 (41 Nr.n; fortgefiihrt vonHainsworth, vgl. unten)

    J. B. Hainsworth, Tituli ad dialectos Graecas illustrandas selecti. II:Tituli Doriei et Ionici, Leiden 1972 (86 Nr.n; Fortfiihrung vonHondius' Auswahl, vgl. oben)

    Wegen ihrer Bedeutung fiir die griechisehe Sprachgeschichte und diehistorische Grammatik des Griechischen finden die Dialekte selbstver-standlich Beriicksichtigung in den maf3gebenden griechischen Gram-matiken, v.a. in:Schwyzer I-IVL. Heilmann, Grammatica storica della lingua greca, Torino 1963M. Lej eu ne , Phonetique historique du mycenien et du grec ancien,Paris 1972Spesialworterbucher fiir die Dialekte bzw. Dialektquellen existieren

    fast nicht; sehr mitzlieh sind die Wortindices zu Textcorpora (soweitvorhanden) und Inschriftensammlungen (v. a. zu GDI in Band IV),z.T. aueh Dialekthandbuchem (z.B. zu den Einzelabschnitten inBechtel I-III). Neues epigraphisches Material ist weitgehend aucheingegangen in:E. A. Barber (Hg.), Greek-English Lexicon. A Supplement, Oxford1968, so daf3 auch der Wert des Hauptwerkes selbst:H. G. Liddell-R. Scott, A Greek-English Lexicon. Oxford 91940daduch wesentlich gestiegen ist. Gute Spezialindices sind vorhan-den fur das Mykenische (vgl. IV.17.L), fehlen dagegen bisher leiderfur das Kyprische (vgl. IV.13).

    c) InschriftensammlungenGDI (insgesamt 5793Nr.n, sehr ungleichmalsig, durch Materialzuwachsgrof3tenteils veraltet, in Band IV sehr nuteliohe Indices)

    Hoffmann I-III (Inschriftenauswahl)D (insgesamt 814 Nr.n, die jedoch haufig mehrere Texte umfassen;repraaentative Auswahl alles Wichtigen: obwohl veraltet, unersetz-tes Standardwerk)

    F. Solmsen-E. Fraenkel, Inscriptiones Graecae ad inlustrandasdialectos selectae, Stutgardiae 41930, Nachdruck 1966 (67 Nr.n)

    N ordwestgrieehisch 27

  • 5/12/2018 Schmitt_Einfuehrung in Die Griechischen Dialekte_1977

    21/79

    1.Nordwestgriechisch

    235-244; O. Masson, Trois Questions de Dialectologie Grecque. 1.Surde pretendus emplois de 1'adjectif patronymique en -iyo- hors de I'eo-lien, Gl43, 1965,217-221; A. Landi (2), Nuovi documenti del dialettodi Locri Epizefiri, RAAN 41,1966,271-278; A. Landi (3), Contributial dialetto dorico di Locri Epizefiri, RAAN 43, 1968, 63-67; G.Restelli, Epirotico yvwO"xwe il problema della posizione linguisticadell'antico epirotico, Studi linguistici in onore di Vittore Pisani. II,Brescia (1969),813-830; G. Rougemont, L'inscription archaique deDelphes relative a la phratrie des Labyades, BCH 98, 1974, 147-158

    IV. DIE EINZELNEN DIALEKTE

    LF. Allen, De dialecto Locrensium, SGLG 3, 1870, 205-279; Th.

    Hartmann, De dialecto Delphica, phil. Diss. Breslau 1874; H. W.Smyth, The Dialects of North Greece, AJPh 7, 1886, 421-445; J.Valaori, Der Delphische Dialekt, Gottdngen 1901; A. H. Salonius(1), De dialectis Epirotarum Acarnanum Aetolorum Aenianum Phthio-tarum, phil. Diss, Helsingfors 1911; E. Rusch, Grammatik der delphi-schen Inschriften. I: Lautlehre, Berlin 1914; Bechtel II 1-161 (dazuK. Meister, Gnomon 2, 1926, 433-444); Thumb-Kieckers 250-315; M. Lejeune (1), Observations sur la langue des actes d'affran-chissement delphiques, Paris 1940; Ba rt .on ek 49-54, 66-79; J. J. Mo-ral e j0 1\.1v ar ez , Gramatica de las inscripciones delfieas (fonetica ymorfologia) (siglos VI-III a. C.), Santiago de Compostela 1973R. Merzdorf, Die sogenannten aeolischen Bestandtheile des nord-

    lichen Dorismus, Sprachwissenschaftliche Abhandlungen hervorgegan-gen aus Georg Curtius' Grammatischer Gesellschaft, Leipzig 1874, 21-42; I.N. I;~opwvoc;, NOfLLO"fLtX't"LX'ljt"wv8EACPWV,CH 20,1886,5-54; F.Solmsen, Prapositionsgebrauch in griechischen Mundarten, RhM 61,1906,491-510; F. Sommer, Der Dativus pluralis der 3. Deklinationim Nordwestgriechischen, IF 25, 1909, 289-311; Fouilles de Delphes.Tome III: Epigraphie. 6 Faszikel in 16 Heften, von E. Bourguet, G.Colin u.a., Paris 1909-70; dazu "hors serie" G. Daux, Chronologiedelphique, Paris 1943 (im folgenden "FdD" abgekiirzt); A. Wilhelm,Die lokrische Madcheninschrifu, J6AI 14, 1911, 163-256; A. Thumb,fiber die Behandlung der Lautgruppe -0"6-in den nordwestgriechischenDialekten, IF 31, 1912/13, 222-229; A. H. Salonius (2), Varia deorigine et sermone tabularum Dodonae effossarum, Helsingfors 1915; N.r. IItX7t7ttX3&'xLc;,OXPLXOC;EO"fL6C;,E 1924, 119-141; U. von Wila-mowitz-Moellendorff, Ein Siedelungsgesetz aus West-Lokris,SPAW 1927, 7-17; E. Fraenkel, Zu griechischen Inschriften. 1. Zudem lokrischen Siedlungsgesetze, Gl 20, 1932,84-87; M. Lej eune (2),Une forme etolienne a Delphes, REG 45,1932,366-379; M. Lejeune(3),Sur une diffioulte de ladialectologie grecque, RPh 59, 1933,282-292;M. Lejeune (4),En marge d'inscriptions grecques dialectales IV. Notesur l'alphabet etolien archaique, REA 47, 1945, 110-115; 8. E. EutXy-YEA(31)c;,Y1)CPLO"fLtXt"ou~tXcrLAewc;E07t't"oAefLouX8w3wv1)C;,AE 1956, 1-13; A. Landi (1), II dialetto greco di Locri Epizefirii, RAAN 39,1964,

    Q Die Mundarten der 'nordwestgriechischen' Dialektgruppe sindim ganzen nur sehr unzureichend bezeugt: Aus dem griechischenNordwesten und dem zentralgriechischen Bergland zwischenAmbrakischem, Kalydonischem, Korinthischem und MalischemGolf, d.h. aus den Landschaften Epeiros, Akarnanien, Aitolien,Lokris, Phokis, Doris, Ainis und Malis sind groBenteils nur jungeund dialektologisch wenig ergiebige und wenig charakteristischeInschriften bekannt. Begrundet liegt dies darin, daB diese Gebieteerst verhaltnismalsig spat, in hellenistischer Zeit, eine historischbedeutsamere Rolle zu spielen begannen. Wenngleich auch hierdie jtingeren Inschriften zahlenmiiJ3ig iiberwiegen, so sind in Lo-kris und Phokis doch altere und langere Inschriften zutagege-treten, die die Dialekte dieser beiden Landschaften erkennen las-sen. Die phokischen Inschriften sind ediert in IG IX: 1 (1897; Nr.1-233), die wegen ihrer Sprache interessanten auch in GDI 1512-1556; eine Gruppe fur sieh, die allein durch ihre Zahl von ein paarTausenden aile anderen in den Schatten stellt, bildet die Masseder delphischen Inschriften (darunter mehrere aus dem 6.-5. Jh.),deren Ausgabe in GDI 1683-2993 durch die fortschreitende Publi-kation tiberholt ist: vgl. FdD. Eine kleine Auswahl bietet D 316-358, darunter die allerwichtigsten Texte: die kurze Weihinschriftvon Krisa GDI 1537 = D 316 (6. Jh.), den Sympolitievertragzwischen Stiris und Medeon IG IX:l,32 = D 353 (2. Jh.), denVertrag zwischen Drymaia und den Oitaiern IG IX:l, 226-230 =D 355 (von 161 v, Chr.) sowie aus Delphi selbst die 'groBe Labya-deninschrift' GDI 2561 = D 323 (dazu vgl. zuletzt Rougemont)mit den Satzungen der Phratrie der Labyaden (400/390 v. Chr.),das Heilige Gesetz von der Stadionmauer D 321 (470/450 v. Chr.)und das unter dem Archonten Kadys im 4. Jh. erlassene Finanz-gesetz D 324. Dazu kommen Proxenie- und sonstige Ehrendekrete,mehrere Tausende (recht stereotyper) Freilassungsurkunden vom

    28 Die einzelnen Dialekte N ordwestgriechiseh

  • 5/12/2018 Schmitt_Einfuehrung in Die Griechischen Dialekte_1977

    22/79

    2. Jh. v. Chr. bis 2. Jh. n. Chr. (dazu vgl. Lejeune (1 sowie Miinz-legenden (vgl. ~ ~ o p w v o e ; ) .Eine Sammlung der lokrischen Inschriften findet sich in IG

    IX:l (1897; Nr. 234-395), sie ist fiirWestlokris iiberholt durch IGIX:P:3 (1968; Nr. 605-785); Auswahlen sind inGDI 1474-1511und D 359-372 zusammengestellt. Unter den arohaisohen Textensind fiir die Kenntnis des Dialekts drei Bronzetafeln aus West-Iokris aus dem friihen 5. Jh. bedeutsam, das Epokengesetz derhypoknamidischen Lokrer fiir Naupaktos IG IX:P, 718 - D 362,der Vertrag zwischen Chaleion und Oianthea IG IX:P, 717 = D363 und das Siedlungsgesetz IG IX :12, 609 (vgl. II ( ) ( 1 t 1 t ( ) ( O O C X L e ; , vonWilamowitz-Moellendorff). Die Mehrzahl der Denkmaler ist jedochviel jiinger und nicht im echten Lokaldialekt abgefaBt (etwa diesog. 'Madcheninschrift' IG IX:P, 706=D 366: vgl.Wilhelm; um280 V. Chr.), sondern - infolge der ZugehOrigkeit zum AitolischenBund (vgl. G) - "in verwassertem Bundesatoliseh" (Schwyzer I92). Fiir Ostlokris geben nur wenige Inschriften die notigsten Aus-kiinfte;und der Dialekt der epizephyrischen Lokrer in Unterita-lien (einer von Lokris ausgegangenen Kolonie) ist iiberhaupt erstseit dem Fund des Zeustempel-Archivs (38 Bronzetafeln aus dem6.-3. Jh.; z.T. noch unediert) von 1959 besser faBbar: vgl. Landi(1) (2) (3); friiher IG XIV 630-632.Von den Ainianen im Spercheios-Tal gibt es nur junge Inschrif-

    ten (fast aIle aus Hypata), die im ganzen bloB zwei dialektologischaufschluBreiche Formen bieten und gesammelt sind in IG IX:2(1908; Nr. 3-59, 1319, 1357), GDI 1429-1438 bzw. D 373-374.Ebenso sparlich und spat bezeugt ist der Dialekt von Malis; dieInschriften, die zum grofsten Teil aus Lamia stammen, sind ver-einigt in IG IX:2 (1908; Nr. 60-93,1320,1358-1360); vgl. fernerGDI 1439-1452 und D 375-379. Die aitolischen Inschriften, vor-wiegend aus Thermos, gehoren fast ausnahmslos in die Zeit desAitolischen Bundes; sie sind erfaBt in IG IX :12:1 (1932; Nr. 1-206)sowie GDI 1409-1428 bzw. D 380-393: Am wichtigsten sind dieSymmachie zwischen Aitolern und Akarnanen IG IX:P, 3a = D381 (Mitte des 3. Jh.s) und das Proxeniedekret IG IX:12, 4 = D385 (3. Jh.). Fiir den urspriinglichen aitolischen Lokaldialekt be-deutsam sind auch viele auBerhalb Aitoliens gefundene Texte,die Dokumente des Aitolischen Bundes darstellen. Die InschriftenAkarnaniens, deren wichtigste die Bronzetafel aus Stratos IGIX:12, 390 =D 394 mit einem Proxeniedekret (Ende des 5. Jh.s)ist, liegen vor in IG IX:12:2 (1957; Nr. 207-604) sowie GDI 1374-

    1408 und D 394-402. Jung und fiir den Dialekt unergiebig sind dieepeirotischen Inschriften (auoh hier die iiblichen Genera: Ehren-,Freilassungs-, Schenkungs- und Weihinschriften), die Z. T. in GDI1334-1377 und D 403-408 ediert sind (vgl. E u ( ) ( y y e : " t a 1 J e ; ) . DieOrakelinschriften aus Dodona setzen zwar im 5. Jh. ein (Bleitafelnmit Anfragen an das Orakel), sind aber jeweils in der heimisehenMundart des Fragestellers abgefaBt, also nicht epeirotisoh (sieheV. a. GDI 1557-1598; dazu vgl. Salonius (2); weiters SEG 15,385-409). Wenige Glossen, v. a. des Aitolischen, Akarnanischenund Epeirotischen, zeugen nur von dem geringen Interesse, dasdie antiken Grammatiker den Dialekten dieser Gruppe entgegen-brachten.GDie Dialekte Nordwestgriechenlands bilden, soweit sie in alterer

    Zeit greifbar sind, eine relativ fest umrissene Einheit. Die schmaleDberlieferungsbasis verhindert es aber bisweilen, eine bestimmtesprachliche Erscheinung einer Gegend auch als charakteristisehfiir die gesamte Dialektgruppe zu erweisen. Eigentiimlichkeiten,die das Nordwestgriechische von den anderen Dialekten, z.T. auchvom Dorischen (vgl. V.l), abheben, sind dieWandel von e: p zu ( ) ( p(M1)und cr6zu cr't'(M6), der Dat. Plur. - O L e ; der Konsonantstamme(M8) und die Partizipialbildung * - e : - e : - f L e : V o e ; (M 15). In manchem,etwa mit tv + Akk. (M 17), steht das Nordwestgriechische demThessalischen und Boiotischen naher als dem Dorischen (vgl.Merzdorf); Einfliisse von seiten des Aiolischen, so der Dat. Plur.- e : O ' O ' L (M8), die Stoffadjektive auf - L O e ; (M9) und das patronymischeAdjektiv (M 18), sind bisher aber nur fiir die ostlicheren Land-schaften Phokis und Lokris, nicht fiir den Westen gesichert, alsonur dort, wo die spater nach Siiden VorgestoBenen (zur Proble-matik vgl. V.2) die Aioler iiberlagerten oder wo sie mit diesen inKontakt lebten. Hierbei laBt das Fehlen alterer Inschriften vordem 4. Jh. vieles im Dunkeln: So gilt Z.B. die Malis als aioliseh,wovon jedoch schon die altesten Denkmaler nichts mehr erkennenlassen. In wieder anderer Weise schwierig ist, die Beurteilung etwader Ainianen-Mundart, die erst spat bezeugt ist und nur zwei auf-schluBreiche Formen bietet (M8, 17), die aber aitolisch sein kon-nen; ob dieser Stamm nun iiberhaupt zu den Nordwestgriechengehort, kann vorlaufig bloB die Bildung seines Namens mit demfiir jene Gegend typischen - i i v e : e ; verbiirgen.Allein fiir Phokis, genauer: fiir Delphi mit seinen Material-

    30 Die einzelnen Dialekte Nordwestgrieehisch 31

  • 5/12/2018 Schmitt_Einfuehrung in Die Griechischen Dialekte_1977

    23/79

    massen uber J ahrhunderte hinweg ist es moglieh, die Geschichtedes Lokaldialektes und dessen Abwehrkampf genauer zu verfolgen(vgL Rusch); doch muB sich der Dialektkundler dabei stets vorAugen halten, daB dieser Ort mit seinem panhellenischen Heilig-tum fremden, 'supradialektalen' Beeinflussungen in besonderemMaBe ausgesetzt war. Schon fruh, seit der Mitte des 4. Jh.s, dringenallmahlich Koine-, daneben aber auch speziell attische Formenv. a. auf den Tempelurkunden ein. Die ZugehOrigkeit Delphis zumAitolischen Bund (vgL unten) seit 279 brachte wieder andere Ele-mente in den Dialekt (vgL v. a. M 6, 8, 14) und fiihrte zu einerstarken, in den Formeln der Proxenie- und Freilassungsurkundendeutlich siehtbaren Mischung heterogener Elemente: Nach- undnebeneinander finden sich 7tOCO"Lt"OL

  • 5/12/2018 Schmitt_Einfuehrung in Die Griechischen Dialekte_1977

    24/79

    332 . e rsatzg ed eh ntes u nd k on tra hierte s ? im Einheitsalphabet EI

    (dfLe:Vpassim allerorts), gelegentlich in D elphi (~nepoc D 32 5,3 =gne:LpOC,~v OLxevebd. 23) und im Lokr. E , H (hocyev D 363, 1 .3 =&y e: LV ,p iz ep hy r. - 1jfL e: v oe ;:g l. N r. 1 5) g es ch rie be n; (j im Phok. or,aber v . a. in D 323 noch geschrieben, w ahrend das Lokr. in altererZeit (D 362) noch einen Unterschied m acht (Kontraktions-(j = gegeniiber Dehnungs-d = or: i3ocfLOZl. 4 = i3~fLou,' rore; u.a,passim ) , der in dem kaum jiingeren D 363 nicht mehr existiert(~ e:v O Z l. 1 2 = ~ev ou w ie 'rOe; Zl. 16, 17 );

    3 . ,x o, ,x w > ,x w ie im Dor., A chaiischen u nd EI., v . a. in Gen. Sing.-,xo > - ,x ( de lp h. E u oc pXLi 3; tD 327 ,1 2 , lokr. NLXLOCG IX :1 2, 721 0 6,aitol. K OCA A LOC381 ,1 9, akarnan. N LX LO C 398,2 ), G en. Plu r. -,xW V>-ii ( de lp h. A o c~ u oc i3 oc va ss im , lo kr . & fL oc po cV 3 63 ,5 =~fLe:pwV[vgI.N r. 1 ], a ito l. & :fL e:p ocv 3 81 ,3 6) ;

    4. F - passim erhalten bis ins 4., z. T . ins 2 . Jh. v . Chr., im Inlau t-F - erha lte n nu r in p hok . ( Krisa) xA e:F oe ;& 7t6 L'rO VO CtF e:L 3 16 ,3 =x Ae Oe;& cp 6L 'rO Vctd ( ep isch-he xam etriseh e F orm el), lo kr. X OC T'OCtFe:LD 362 ,4, ( form elhaft 1 ), aitol, Xe:A Li3F ovD 380,1 (7 . Jh.) sow ie & Foe;u .a . IG IX:12 ,152 a-g;

    5. 'n erhalten w ie im D or., EI., Boiot. u nd T hessaI.: 7 tOTLpassim ,V erbalendu ngen 3. Sing. -T L, 3. Plu r. -VT Lpassim ;

    6. 0'6 > o-r, v orw iegend in Verbalendungen -O 'T O(V)= -0 '6w(v) ,-O 'TOCL= -0 '6OCLzu r Erk laru ng v gl. T hu mb) : delph. hLA OC~OCO 'TO321 , 2 = tAoc~eX0'6w,X7tpOC~OCO' ' t 'OCL32 4,5 als Zeu gen fiir 'altphok.'o-r, wofiir sich friih die gemeingriechische Schreibung 0 '6 du reh-setzte (D 323, wo gegen -0 '6w (v ), -0'6OCLinzig 7 tPOO'T OC 40f. =7tpo0'6e:), d ie dann u nter E infiu B der aitolischen xoweX wieder au f-gegeben wurde: -O 'TOCL,O 'T Opassim (deu tlich m it anderen A itolis-men [vgl, Nr. 8] gekoppelt: v gl. Bechtel II 5 6) ; lo kr. h e:A e :O ''t'O3 63 ,1 0f ., h e: A e: O'TOCLbd. 1 6; epizephyr.-lokr. fLLO 'T WfLO Cv gl. Landi(3), 66); a itol. aber 'am tlich ' nu r -0 '6w (v ), -0'6O CL;

    7 . Lok. Sing. -OL fiir Dat. -cp bei o-Stammen (w ie im Boiot.,T hessal., EI.) seit dem 2 . Jh.: p ho k. TOL 'A 7 tOAAWVLOL I Iu 6 LOLD338,3 u nd passim in F reilassu ngsu rku nden (v gl. Lejeune (1 ) , 132-1 48 ), lo kr . T O LD .L OVUO 'O LG IX :12 ,624 D 3, aitol. ~v NOCU7 tOCXTOL390,2 , akarnan. TOL 'A 7tOA AW VLT OL 'A XTLOLD 397 ,1 , epeirot. ~v,A 7 t e: LPOL 404, 13 = ~v 'H7tdpcp ; ,

    8. D at. Plu r. -OLe;der 3. Dekl, wie im El.: alt im Lokr. (fLe:LOVOLe;D 363,14) u nd wohl im A itol. (obwohl nu r spat belegt: 'A xOCpv OCVOLe;D 381 u sw .), du rch den A itolischen Bund weitv erbreitet ins Phok.(v gI. Lejeu ne (1 ), 1 26-131 ) , wo wie im Lokr. v orher aiol, -e:0'O'L

    herrschte (phok. bis 3. Jh., 'westlokr.' 7 tOCVT e:O 'wG IX: 1 2, 609 ,1 5 f.,'ostlokr.' spat bezeu gt), ins A karnan. (~XOV 't'OLe;G IX :1 2 ,4 1 7, 8) ,A in ia n. ( 'r OL e;A tv Lo cV OLe ;3 73,6.8 ), ab er a uch in s B oio t. (v gl. IV .9 .M13), A rkad., M essen. u nd Lakon.;

    9. Stoffadjek tiv e au f -LOe;wie im Aiol, (vgl, V.l) als A iolismen inp ho k. O 'L i3OCPLOCylP 247 116, O 'L i3OCPLwvyll."24 6 II 67f. neben sonsta llg em ein em -e :o e;;

    1 0. Nom . Plu r. des A rtikels TOL= ol (wie im Dor., E l., Boiot.)passim im Phok. (in Delphi erst gegen 125 v . Ohr. endgiiltig v er.drangt : v gl. Lejeu ne (1 ) , 91 -103), Lokr. (D 362 ,9; 363,10; 364,1 ) ,A itol. (D 381 ,1 5.2 8.31 , aber neben ol}; delph. au ch T OC L,ocLi3e:,O Li3e:(so auch epeirot.: D 405,1 ) ;11. sog. 'dor. F utu r' au f reo- im Phok. (T OCye:[U ]O 'e :w323 A 1 =

    TOCye:UO'W,' Uf L7 t po c ~e :w&7 tOi 3e :L ~ e:Wbd . A 6 , 6 uO 'e :o v 't 'o cD 353, 20 =6UO'OVTOC)12 . -~- im F u tu r u nd A orist der Verb en au f -~w wie im Dor. (u nd

    sonst v ereinzelt) : phok. O PX L~e:W 32 5,1 3 = 0px[O'w (vgl, Nr. 1 1 ) ,&7te :AOYL~OCfLe:6oc32 6,1 7; a ito l. T e:PfLo c~o cv 'rw 3 81 ,1 0 =O'eXV't 'w,Te:PfLoc~WV't 'Lbd. 1 1 = -O'W V't'Lsw.;

    1 3. Personalendung 1 . Plu r. -fLe:e;w ie im Dor. : phok. &7 te: i3wxocfLe:e;D 326,2 ; epizephyr.-lokr. ~X p1 jO 'O CfLe:e;v gl. Landi (1 ) , 240; (2 ) ,2 75 ); a it ol. [~ xP L]v o fL e:e ;G IX :1 2,187,20;

    14. Personalendu ng 3. Plu r. Imp. -V 't '

  • 5/12/2018 Schmitt_Einfuehrung in Die Griechischen Dialekte_1977

    25/79

    Aohaiischen, Arkad.) im Phok. (ocyev D 323 A 31.33.44 =&ym,cpepev ebd. 46 usw.) und 'Ostlokr.' (ocv~yp~cpev GDI 1508,6 [un-sicher]);17. Praposition ~v (mit Akk.) zur Richtungsbezeichnung wie

    im Boiot. und Thessal. (vgl. Solmsen): phok. ~v -ro lepov D 353B 9, ~ v a [u ]v ~mv D 325,5 usw. passim bis ins 2. Jh. n. Chr.; lokr.~v N~u7t~x 't "ov D 362,1 usw.; epizephyr.-lokr. ~ v -rov v ~ov usw. (vgl.Landi (2), 275; (3), 66); aitol. ~ v 0 ep( J.ov X ~~ e v L le Ac pou c;D 385,22;ainian. ~(J .7t~V -ro7t~p~x~[Aeo(J .ev [ov D 373,6f.;18. Patronymisches -w-Adjektiv statt Genetiv des Vaters-

    namens vereinzelt angenommen inphok. II~v't"~~ve 't"~ 3evoxp~'t"e~~D 356,1. = -Tf) - 't "d 1 ), [A ]~xp~' t" e ~~ A~xp~ 't "e ~~ IG IX:P,73 =AO i:xp& .'t"e~~AO i:xp~'t" d1), 'ostlokr.' Ll~v~~c; N~xo't"eAe~~ IG IX:P,258 =L l~ v~ tc ; -A d1 ) , 'westlokr.' A~a~x~C; Euxp~' t" e~~c; IG IX:12,727 =AOi:aLX1)C;'t"d1)C;; doch werden all diese Belege von Masson tiber-zeugend als jeweils Namen zweier Frauen aufgefaBt;19. Prapositionen ocv&.,7t~P&. vorkonsonantisch und x~'t"&., 7tO't"L

    vor Dental apokopiert : phok. passim, lokr. fast nur inden iiltestenTexten -D 362, 363, auch epizephyr.-lokr. (vgl. Landi (1), 240);aitol. und akarnan. wegen der spaten Bezeugung nur in Restennachweisbar.

    PP 21, 1966,475-480; A. Burford, Notes onthe Epidaurian BuildingInscriptions, ABSA 61, 1966, 254-334; R. Arena (2), Le iscrizionicorinzie su vasi, Roma 1967; R. Arena (3), In margine ad aleuneiscrizioni corinzie, Studi sull'Oriente e la Bibbia offerti al P. GiovanniRinaldi, Genova 1967, 99-102; L. Threatte, An Interpretation of aSixth-Century Corinthian Dipinto, Gl 45, 1967, 186-194; W. Peek,Inschriften aus dem Asklepieion von Epidauros, Berlin 1969; A.Bar t.onek (1), Das Ostargolische in der raumlichen Gliederung Grie-chenlands, Donum indogermanicum. Festgabe fUr Anton Scherer,Heidelberg 1971, 118-122; A. Landi, I dialetti dorici in Sicilia. IIcorinzio, RAAN 46, 1971, 3-42; A. Be.rton.ek (2), GreekDialects ofArchaic Sicily: Their Integration Tendencies, ZFFUK 5, 1973, 71-89

    Q

    2. Saronisch

    Die Dialekte der Kustengebiete um den Saronischen Golf, d.h.die von Megara und Korinth (jeweils mitsamt ihren Kolonien) so"wie das Ostargolische (das sich vom 'Westargolischen' deutlichabhebt: vgl. IV.3), gehoren nach den neuesten Untersuchungenvon Bartonek (1) (vgl. Bartonek 178-181) enger zusammen undbilden eine eigenstiindige 'saronische' Dialektgruppe. Gut bezeugtist das Ostargolische, zu dessen Gebiet aueh Aigina ziihlt, v.a.durch die reichen Funde aus Epidauros; die alteren Sammlungenin GDI 3324-3427 (vgl. D 100-120) und IG IV (1902; Nr. 1-194,679-1549 sowie Addenda) sind uberholt : vgl. v.a. SEG 11,1-48.377-453; 17, 159-186; 22, 271-295; 25, 275-420 und flir EpidaurosIG IV:12 (1929) sowie Peek. Archaische Texte, meist Grab- undWeihinschriften, finden sich nicht so zahlreich wie anderenorts,setzen aber auf Aigina schon Ende des 8.Jh.s ein. Am wichtigstensind mehrere Bauinschriften vomepidaurischen Asklepieion (v.a. IGIV:I2, 102-103; 4. Jh.) sowie von ebendort die lex sacra IG IV:12,40/41 = D 108 (um 400 v. Chr.) und die groBen Heilungsinsohrif-ten (loc(J.~'t"~)IG IV:12, 121-124 (Nr. 122 = D 109) aus der 2.Halfte des 4. Jh.s (zu deren Sprache vgl. Nehrbass). Die bedeu-tendste aiginetisohe Inschrift (des 6. Jh.s) ist die vom Aphaia-tempel IG IV 1580 = DIll.Die Inschriften des korinthischen Gebiets (zu dem die Nachbar-

    stiidte Kleonai, Sikyon und Phleius gehoren) und seiner Koloniensind in IG IV (1902; Nr. 195-491 sowie Addenda [ohne Kolonien])sowie zum Teil in GDI 3114-3259 und D 121-147 gesammelt: vgl.seitdem v.a. SEG 11, 53-297; 14,300-314; 22, 207-259; 25, 324-358. Aus Korinth kennt man fast ausschlieBlich ganz kurze, aberhocharchaische (Ende des 8. bis 6. Jh.s) Tontiifelchen und Vasen-

    LE. Schneider, De dialecto Megarica, phil. Diss. Gie13en1882; F.Ko ppn er , Der Dialekt Megaras und der megarischen Colonien,NJSupplementband 18, 1891, 529-563; M. Mlodnicki, De Argolidisdialecto,Progr. Brody 1906; Bechtel II 163-290, 435-515; Thumb-Kieckers 108-142; Ba rtone k 178-181J. Baunack, Inschriften aus dem Asklepieionzu Epidauros, in: J.B.-Th. Baunack, Studien auf demGebiete des Griechischenund derarischen Sprachen. I, Leipzig 1886, 77-218; B. Keil, Die Rechnungentiber den epidaurischen Tholosbau. II, MDAI-A 20, 1895,405-450; O.Kern, Die Inschriften von Magnesia am Maeander, Berlin 1900; F.Solmsen, Beitrage zur griechischen Wortforschung. I, Stra13burg1909, 93-155; U. Sicca, Grammatica delle iscrizioni doriche dellaSicilia, Arpino 1924 (dazu E. Fraenkel, IF 44, 1927, 362-364); R.Nehr bass, Sprache und Stil der Iamata von Epidauros. Eine sprach-wissenschaftlicheUntersuchung,=Philologus. Supplementband 27: 4,Leipzig 1935;M.Lejeune, Enmarge d'inscriptions grecquesdialecta-les. III. Vases "protocorinthiens" inscrits, REA 47,1945,101-110; M.Guarducci, Nuove note di epigrafia siceliota areaica, ASAA37-38,1959-1960, 249-278; R. Arena (1), Note ad alcune iscrizionicorinzie,

    36 Die einzelnen Dialekte Saroniseh 37

  • 5/12/2018 Schmitt_Einfuehrung in Die Griechischen Dialekte_1977

    26/79

    inschriften (vgl. dazu jetzt Arena (I) (2) (3), Threatte); wichtigsind das kleoneische Opfergesetz IG IV 1607 = D 129 und diePsephismata Korinths und Sikyons aus Magnesia (vgl. bei KernNr. 42, 41 = D 128, 131). Bedeutung beanspruchen jedoch vor-nehmlich die Zeugnisse der Kolonien: Umfangreiches Materialseit Ende des 7. Jh.s stammt aus Korkyra (ediert in IG IX:l[1897], Nr. 682-984), darunter etliche archaische Grabinschriften(vgl. D 133-134), weniger ergiebig sind allerdings die Funde ausSyrakus (vgl. Guarducci) sowie den anderen Tochter- und Enkel-stadten.Aus Megara (MheyGCp-:gl. Arena (3), 100f.) und all seinen Ko-

    lonien (Megara Hyblaia, Selinus auf Sizilien, Byzanz und zahl-reichen anderen im Pontosgebiet) sind jeweils nur verhaltnis-maBig wenige Inschriften bekannt: Sammlungen finden sich inGDI 3001-3113, IG VII (1892; Nr. 1-234 sowie Addenda) und D148-174; vgl. auch SEG 13, 280-340. Neben (alteren) Weih- undGrabinschriften sowie (jiingeren) Ehren- und Proxeniedekretenist v.a. der megarische Schiedsspruch in einem epidaurisoh-ko-rinthischen Grenzstreit (fiir sich schon ein sprechendes Zeugnisdes 'saronischen' Zusammengehorigkeitsgefuhle) IG IV:12, 71 =D 157 (3. Jh. v. Chr.) eine wichtige Quelle. Von den Kolonienbietet nur Selinus einige archaische Texte, v.a. Weih- und Grab-inschriften, aber auch .Fluchtafelchen.Literarische Quellen fiir diese Dialekte sind diirftig: Die Spra-

    che der Hymnen des Epidauriers Isyllos (IG IV:12, 128) ist einGemisch aus einheimischem Dialekt und Epossprache; von Eu-melos aus Korinth und Praxilla aus Sikyon (vgl. PMG 754) sindnur Fragmente erhalten; allein aus den Komodien Epicharms undSophrons ist mittelbar die Umgangssprache von Syrakus zu er-schlieBen. Megarisch schreibt zwar nicht Theognis (dessen Spracheist die des Epos), spricht aber immerhin der Megareus in Aristo-phanes' Acharnes (Verse 729-835), und dieses Zeugnis behalttrotz der zweifelhaften Uberlieferung (vgl. M 8) seinenWert.

    stellt, die sich sprachlich sonst deutlich vom Osten abhebt (vgl.IV.3), so sind diese gegenlaufigen Tendenzen durchaus nicht un-vereinbar. Zu der Mundart von Epidauros gehort die der InselAigina im Saronischen Golf, da diese Insel von "Doriern aus Epi-dauros" (Herodot 8,46,1) besiedelt wurde. An beiden Orten sindattische und Koine-Formen bereits sehr friih (Anfang des 4. Jh.s v.Chr.) in den Dialekt eingedrungen: Die Entwicklung dieser Fremd-einfliisse verfolgt Keil v.a. an Hand von IG IV:12, 103; ihre sehrrasche Zunahme hat zur Folge, daB schon Mitte des3. Jh.s die In-schriften des Asklepieions nichts Dorisches mehr an sich haben.Auch in Korinth und Megara macht sich der Einfl