schülerreflexion mit weblogs

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Nina Brendel | Institut für Didaktik der Geographie Schülerreflexion mit Weblogs Weblogs als digitales Lerntagebuch zur Bestimmung von Reflexionsprozessen Institut für Didaktik der Geographie Universität Münster NINA BRENDEL

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Page 1: Schülerreflexion mit Weblogs

Nina Brendel | Institut für Didaktik der Geographie

Schülerreflexion mit WeblogsWeblogs als digitales Lerntagebuch zur Bestimmung von Reflexionsprozessen

Institut für Didaktik der GeographieUniversität Münster

NINA BRENDEL

Page 2: Schülerreflexion mit Weblogs

GEOGRAPHIEUNTERRICHT

Grafiken: CCONina Brendel

Page 3: Schülerreflexion mit Weblogs

GEOGRAPHIEUNTERRICHT

Grafiken: CCONina Brendel

Page 4: Schülerreflexion mit Weblogs

GEOGRAPHIEUNTERRICHT

Inwieweit reflektiert ein Schüler/eine Schülerin über Unterrichtsinhalte des Globalen Lernens?

Grafiken: CCONina Brendel

Page 5: Schülerreflexion mit Weblogs

THEORETISCHE GRUNDLAGEN

FORSCHUNGSDESIGN

FALLBEISPIELE

AUSGEWÄHLTE ERGEBNISSE

AUSBLICK

GLIEDERUNG

Grafiken: CCONina Brendel

Page 6: Schülerreflexion mit Weblogs

THEORIE | GLOBALES LERNEN

DEFINITION „Globales Lernen bedeutet die Vermittlung einer globalen Perspektive und hierbei die Hinführung zum persönlichen Urteilen und Handeln.Sie wird als pädagogische Reaktion auf die zunehmenden Herausforderungen einer globalisierten Welt verstanden. Ziel ist es, unter den Bedingungen einer komplexer werdenden Weltgesellschaft ein verantwortungsvolles Leben unter dem Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung führen zu können.“

SCHRÜFER (2013)

SCHRÜFER in BÖHN/OBERMAIER (2013)Nina Brendel

Page 7: Schülerreflexion mit Weblogs

THEORIE | GLOBALES LERNEN

Systemkompetenz Bewertungskompetenz HandlungskompetenzErkennen Bewerten Handeln

BÖGEHOLZ (2007)Nina Brendel

Page 8: Schülerreflexion mit Weblogs

THEORIE | GLOBALES LERNEN

ZWISCHENFAZIT Reflexion ist ein Kernelement zur Förderung von Bewertungskompetenz im Globalen Lernen.

Wie lässt sich Reflexion bei Schülerinnen und Schülern bestimmen?

Nina Brendel

Page 9: Schülerreflexion mit Weblogs

THEORIE | GRUNDLAGEN INTERDISZIPLINÄR

Mehrere Modelle auf Grundlagevon John Dewey postulieren eineStufung des reflexiven Denkens

(u.a. BAIN et al 1999, HATTON&SMITH 1995,KEMBER et al 2008).

PSYCHOLOGIE

Schreiben von Weblogs und Wikis regt Reflexion bei Schülern an, wobei sich besonders kollaborativeArbeitsweisen positiv auf Reflexion auswirken

(DUFFY 2006, HARRISON 2012, HENDERSON et al 2004, RICHARDSON 2011)

MEDIENDIDAKTIK/MEDIENPÄDAGOGIK

Nina Brendel

Page 10: Schülerreflexion mit Weblogs

DESIGN I

Fragestellung: Welche Ausprägungsgrade von Reflexivem Denken (Reflexion) lassen sich bei Schüler/-innen im Kontext Globalen Lernens erkennen und welche Faktoren bedingen diese?

Unterrichtseinheit zum Globalen Lernen(5 Oberstufenkurse in NRW, ca. 100 Schüler)

Lehrerblog

Unterrichtsgestaltung & Lernsituation

Reflexivität

Projektevaluation aus Lehrersicht

Schülerblogs

Unterrichtsinhalte & Kommentare

Reflexives Denken

Leitfadeninterviews mit Lehrkräften

Projektevaluation aus Schülersicht

Vorb

erei

tung

Proj

ektd

urch

führ

ung

WikiKollaborative Sicherung der Fachinhalte im Wiki

Kollaboratives Lernen

Nina Brendel Eigener Entwurf

Page 11: Schülerreflexion mit Weblogs

DESIGN II

Feedback Lehrer,Feedback Schüler:

QIA-Z & TM (bzgl. Faktoren)

4 Lehrer-interviews:

QIA-Z (bzgl. Lehrkonzepte)

QIA-SS (bzgl.Reflexivität)

5 Lehrerblogs:

QIA-Z & QIA – SS(bzgl. Reflexivität)

97 Schüler Blogs:

QIA-SS (bzgl. Reflexionsgrad)TM (bzgl. Faktoren)

Wiki

Einfache statistische Auswertung

Reflexionsstufen aus Theorie

Stufenmodell zirkulär

erschließen

Ausw

ertu

ng

QIA-Z = Qualitative Inhaltsanalyse (Mayring) - ZusammenfassungQIA-SS= Qualitative Inhaltsanalyse (Mayring) - Skalierende StrukturierungTM = Thematische Codierung

Nina Brendel Eigener Entwurf

Page 12: Schülerreflexion mit Weblogs

FALLBEISPIEL | KLASSE I

Nina Brendel

Page 13: Schülerreflexion mit Weblogs

FALLBEISPIEL | KLASSE II + III

Nina Brendel

Page 14: Schülerreflexion mit Weblogs

ERSTE ERGEBNISSE | KLASSE I

Ursprüngliches Modell von BAIN ET AL (1999)induktiv erweitert anhand der Schülerblogs (stark vereinfachte Version)

Level 1 (reporting) Reine Reproduktion der Unterrichtsinhalte

Level 2 (responding) Beobachtung oder Bewertung ohne Begründung

Level 3 (relating) Oberflächliche Begründungen oder Wechselbeziehungen

Level 4 (reasoning) Konzeptualisierung, Analyse, Hypothesenbildung

Level 5 (reconstructing) Hohes Abstraktionsniveau, persönliche Theorie, Generalisierung

Eigener Modellentwurf auf der Grundlage von BAIN ET AL (1999)Nina Brendel

Page 15: Schülerreflexion mit Weblogs

ERSTE ERGEBNISSE | KLASSE I

AUSPRÄGUNGSGRADE VON REFLEXION

0

0,5

1

1,5

2

2,5

3

3,5

4

4,5

0 5 10 15 20 25

Mitt

elw

ert d

er R

efle

xion

Schüler/-innen

Durchschnittliche Reflexionsstufe je SchülerLevel 1 (reporting)Level 2 (responding)

Level 3 (relating)

Level 4 (reasoning)

Level 5 (reconstructing)

Eigene DarstellungNina Brendel

Page 16: Schülerreflexion mit Weblogs

ERSTE ERGEBNISSE | KLASSE I

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

Stunde 1 Stunde 2 Stunde 3 Stunde 4 Stunde 5 Stunde 6 Stunde 7 Stunde 8 Stunde 9 Stunde 10 Stunde 11

Anteil der Reflexionsstufen nach Stunde

Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 Stufe 4 Stufe 5

Eigene Darstellung

AUSPRÄGUNGSGRADE VON REFLEXION

Nina Brendel

Page 17: Schülerreflexion mit Weblogs

ERSTE ERGEBNISSE | KLASSE I

FAKTOREN

Nina Brendel

Page 18: Schülerreflexion mit Weblogs

ERSTE ERGEBNISSE | KLASSE I

FAKTOREN | FACHINHALT

Geographiespezifisch

• Themen der Physischen Geographie führen dann zu hohen Reflexionswerten, wenn sie mehrere Maßstabsebenen vernetzen und verknüpft werden mit anthropogeographischen Aspekten:

Stunde 5: Lokale Auswirkungen der Globalen Wasserkrise, M= 3,4 Stunde 7: Konzept des Wasserkreislauf, M= 2,5

• „Näher dran interessiert mehr“ (z.B. Wasserkonflikte in Deutschland vs. Israel), Ausnahme: Lerner mit höchster Reflexionsleistung

Nina Brendel

Page 19: Schülerreflexion mit Weblogs

ERSTE ERGEBNISSE | KLASSE I

FAKTOREN | UNTERRICHTSMETHODEN

• Selbstständige Hypothesenprüfung ist in dieser Klasse sehr reflexionsfördernd

fördert vor allem leistungsstarke Schüler Hypothesengenerierung verunsichert jedoch leistungsschwache

Schüler

• Dokumentation des eigenen Verhaltens in alltäglichen Situationen:

Diskussion individueller und globaler Konsequenzen fördert schwächere Lerner (Wassertagebuch 1: Trigger Stufe 3)

Eigenständige Überprüfung selbstgesteckter Handlungsziele fördert alle Lerner (Wassertagebuch 2: Trigger Stufe 4)

Nina Brendel

Page 20: Schülerreflexion mit Weblogs

ERSTE ERGEBNISSE | KLASSE I

FAKTOREN | GENDER

0

0,5

1

1,5

2

2,5

3

3,5

4

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

Reflexionsgrad nach Gender

Jungen Mädchen

Eigene Darstellung

Jungen profitieren von analytisch-hypothesenprüfendem Unterricht (Stunde 5)

Mädchen reflektieren in stark kommunikativ angelegten Stunden (Stunden 7/8: Präsentation, Gruppenarbeit und LdL) deutlich mehr als Jungs

Nina Brendel

Page 21: Schülerreflexion mit Weblogs

ERSTE ERGEBNISSE | KLASSE I

FAKTOREN | LERNUMGEBUNG

„Vor allem bei Mina21mia war ich überrascht, welche Schülerin sich dahinter verbarg. Ein Mädchen, das meist sehr ruhig, aber stets gewissenhaft ist. Sie zeigt im Unterricht eher ein geringes Reflexionsvermögen - doch was ich in ihrem Blog lesen durfte, lehrte mich eines besseren.“

Auszug aus einem Lehrerblog

„Das war für mich letzten Endes Anlass, doch auch dieses Projekt in die Mitarbeitsbenotung mit einfließen zu lassen. Solche Blogs und auch die Wikis geben die Möglichkeit, Lernende aus einer anderen Sicht kennen zu lernen und um auch zu sehen, dass stille Schüler großes Potential besitzen bzw. wo andere Lernende noch zu arbeiten haben.“

FEEDBACKS | LEHRER(IN)

Nina Brendel

Page 22: Schülerreflexion mit Weblogs

ERSTE ERGEBNISSE | KLASSE I

FEEDBACKS | SCHÜLER(INNEN)

• „man verfolgt den Unterricht besser, um bei seinem Blog einfacher etwas schreiben zu können.“

• „Lehrkraft konnte sich informieren, was die Schüler vom Unterricht halten und wie sie ihn dementsprechend anders gestalten kann.“

• „Ich habe das Wiki nicht einmal gesehen und die Blogs meiner Mitschüler habe ich auch nicht gelesen, da mich Erdkunde bzw. Nachhaltigkeit nicht wirklich interessiert.“

• „Unterricht mit neuen Medien ist viel zeitgenössischer und erleichtert den Schülern das Arbeiten. Zwar hat man im Moment mehr Arbeit, aber später wird sich das Wiederholen auszahlen und durch das Wiki wird man in Zukunft besser auf Klausuren vorbereitet sein und davon stark profitieren.“

Zitate sind leicht gekürztNina Brendel

Page 23: Schülerreflexion mit Weblogs

ERSTE ERGEBNISSE | KLASSE I

ZUSAMMENFASSUNG BISHERIGER ERGEBNISSE ZU KLASSE I

• Eigenes Verhalten und Konsequenzen in alltäglichen Situationen verdeutlichen (fördert v.a. schwächere Lerner, Trigger Stufe 3)

• Lerner selbst aufgestellte Hypothesen prüfen lassen (fördert v.a. stärkere Lerner, Trigger Stufe 5)

• Mischung aus systematisch-analytischer (Jungen) und kommunikativer (Mädchen) Methodik

• Physisch-geographische Themen mit humangeographischen verschneiden

• Kommunikationsmedium im Unterricht variieren (mündliche Unterrichtsbeiträge vs. digitales Lerntagebuch)

Grafiken: CCONina Brendel

Page 24: Schülerreflexion mit Weblogs

AUSBLICK

- Anhand der Weblogs der verbleibenden Klassen weitere Faktoren bestimmen und ggf. erste Ergebnisse validieren oder revidieren

- Analyse der Lehrerinterviews und Wikis mit Auswertung der Schülerblogs zusammenführen

- Instrument schaffen, das es Lehrkräften ermöglicht, auf einfache Weise die Reflexionsleistung ihrer Schüler zu bestimmen

- Strategien & Methoden zur gezielten individuellen Förderung von Reflexion bieten

NÄCHSTE SCHRITTE

ZIELSETZUNG

Nina Brendel

Page 25: Schülerreflexion mit Weblogs

GEOGRAPHIEUNTERRICHT

HERZLICHEN DANKFÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT!

Grafiken: CCONina Brendel

Page 26: Schülerreflexion mit Weblogs

LITERATUR

BAIN, J.D., BALLANTYNE, R. & PACKER, J. (1999): Teachers and Teaching: Theory and Practice Using Journal Writing to Enhance Student Teachers ’ Reflectivity During Field Experience Placements. In: Teachers andTeaching: Theory and Practice. 5(1), S. 51–73.

BMZ & KMK (HRSG.)(2007): Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung im Rahmen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung. Bonn.

BÖGEHOLZ, S. (2007): Bewertungskompetenz für systematisches Entscheiden in komplexen Gestaltungssituationen Nachhaltiger Entwicklung. In: KRÜGER, D.; VOGT, H. (Hrsg.): Theorien in der biologiedidaktischen Forschung. Ein Handbuch für Lehramtsstudenten und Doktoranden. Berlin. S. 209–220.

DUFFY, P. (2006): The Use of Blogs, Wikis and RSS in Education: A conversation of possibilities. In: Proceedings Online Learning and Teaching Conference 2006. S. 31–38.

HARRISON, D. (2012): Can Blogging Make a Difference? Campus Technology, S. 1–5. HATTON, N. & SMITH, D. (1995): Reflection in Teacher Education: Towards Definition and Implementation. In:

Teaching and Teacher Education. 11 (1), S. 33-49.HENDERSON, K., NAPAN, K. & MONTEIRO, S. (2004): Encouraging reflective learning: An online challenge. In: R.

ATKINSON et al. (Hrsg.): Beyond the comfort zone: Proceedings of the 21st ASCILITE Conference. Perth, S. 357–364.

KEMBER, D.; MCKAY, J.; SINCLAIR, K. & WONG, F. K. Y. (2008): A four category scheme for coding and assessing the level of reflection in written work. In: Assessment & Evaluation in Higher Education. 33(4), S. 369–379.

RICHARDSON, W. (2011): Wikis, Blogs und Podcasts. Neue und nützliche Werkzeuge für den Unterricht. Überlingen.

SCHRÜFER, G. (2013): Globales Lernen. In: BÖHN, D.; OBERMAIER, G. (Hrsg.): Wörterbuch der Geographiedidaktik. Begriffe von A-Z. Braunschweig.

Nina Brendel