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Schweine
News Vierteljährlich erscheinende Zeitschrift
für Kunden
Inaktivierung von PRRSV:
PRRSV ist empfindlich gegen hohe
Temperaturen, UV-Licht, pH-Wert (<6
und >7,65) und chemische Deaktivie-
rung.
Tiefgefroren (-20°C) überlebt es Mona-
te bis Jahre, bei 21°C ca. 6 Tage, bei
37°C 24 Stunden und bei 56°C nur noch
ca. 20 Minuten.
Bei Feuchtigkeit bleibt es bis zu 11 Ta-
gen überlebensfähig.
Verbrennen von toten Tierkörpern
wäre eine effektive Maßnahme zur In-
aktivierung von PRRSV.
Verschleppungsmöglichkeiten
von PRRSV:
A. Direkte Übertragung
Persistent infizierte Schweine können
das Virus über Blut, Speichel, Milch
(Kolostrum), Harn, Kot und kontami-
nierten Samen weitergeben.
B. Indirekte Übertragung
1. REIN-RAUS
Alle Tiere rein – alle Tiere raus ist
„die“ Voraussetzung, sodass ältere
infizierte Schweine jüngere, naive Tie-
re nicht infizieren können.
Reinigung (Entfernung aller organi-
schen Materialien wie z.B. Kot, Harn,
Futter, Einstreu usw.) und Desinfektion
der Stallungen (z.B. VIRCON S oder
quaternäre Ammoniumverbindungen
in Kombination mit Glutaraldehyd z.B.
NEOCHEMOSEPT oder ROTIE CID FF
sind hochwirksam in 1%iger Konzent-
ration bei mind. 2 Stunden Einwirkzeit)
oder DESINTEC® FL-des GA forte (1-
2%ig). Schaumige Ausbringung erhöht
die Effektivität (Schaumdüse nur bei
bestimmten Desinfektionsmitteln ge-
eignet).
Eine adäquate Trocknungszeit ist ein-
zuberechnen.
2. NADELHYGIENE
Nadelwechsel von SCHWEIN ZU
SCHWEIN
3. FAHRZEUGE
Transporter (LKWs usw.) müssen re-
gelmäßig gereinigt und desinfiziert
werden (eigene Protokolle).
Abflammen im Winter – auch z.B. Ver-
laderampe !
Autos/LKW/Traktor: Fußmatten, Pedale
usw. sollten regelmäßig mit einem
Desinfektionsspray behandelt werden.
Das Trocknen der Fahrzeuge nach er-
folgter Desinfektion ist einer der wich-
tigsten Punkte.
4. PERSONAL/Hoftierarzt
Ein „schweinefreier Zeitraum“ von
einer Nacht vor Eintritt in einen Betrieb
ist eine ausreichend lange Periode, um
den Bestand nicht zu infizieren, ABER
Betreuungstierarzt MUSS am Morgen
als erstes zu diesen Mästern kommen!
Ausgabe 28
1. April 2013
Seite 1 Ausgabe 28
In dieser Ausgabe
PRRS-Biosecurity 1
Trinkwasser 2
Arzneimitteleinsatz /
Antibiotika 3
Doris Verhovsek 4
Fortsetzung auf Seite 2
Von Dr. Ursula Friedmann
Abb.: Typisch vergrößerte Viruslun-
ge durch PRRSV-Infektion als Sekti-
onsbefund
PRRS-BIOSECURITY
Tipps für MÄSTER, die PRRSV-negative Ferkel einstallen
Vor Stalleintritt zumindest immer Hän-
de und Gesicht waschen, wenn keine
Dusche vorhanden ist bzw. Handschu-
he tragen!
Hände vor Stalleintritt desinfizieren z.B.
Sterillium oder jodhaltige Desinfekti-
onsmittel.
Kleiderwechsel in Schleuse, regelmä-
ßiges Waschen oder Wegwerfoveralls
verwenden.
Einmalüberziehschuhe verwenden.
Stiefelwechsel zumindest zwischen
HOF/AUSSENBEREICH und STALL, z.B.
2 VERSCHIEDENE FARBEN der Stiefel
verwenden – eine wirksame Maßnah-
me, um eine Weiterverschleppung zu
unterbinden.
STIEFEL dürfen den Stall NIE verlassen
und sind regelmäßig mit dem Hoch-
d r u c k r e i n i g e r z u s ä u b e r n
(Stiefelwaschanlage am Gang ratsam –
nicht im Stallabteil!).
Desinfektionswannen VOR ALLEN AB-
TEILEN (z.B. 1%ig Vircon S; 10cm Be-
füllungsstand) – regelmäßig wechseln,
wöchentlich – je nach Verschmutzungs-
grad.
SCHLACHTPERSONAL darf den Stall
NICHT betreten !!!!
5. INSEKTEN
Mechanische Vektoren sind imstande
das PRRSV mindestens 2,4 km zu trans-
portieren, daher:
Fliegengitter anbringen, eventueller
Einsatz von Insektiziden (Pyrethroide
in Form von Sprays, Waschlösungen),
Insektenköder (Streifen) usw..
Wichtig: Rund um den Stall immer Gras
m ä h e n , s t e h e n d e G e w ä s s e r
(Regentonnen) usw. entfernen!
6. AEROSOLE
PRRSV kann über Aerosole mindestens
120 Meter übertragen werden (Isolat-
spezifischer Vorgang), Dee et al. be-
richten von 3,3 km im Feldversuch.
Andere Schweinebetriebe in der Nä-
he ??? – vergrößert die Gefahr einer
PRRS-V-Infektion.
7. VERSCHIEDENES
Verbot des Verbringens von frischem
oder gefrorenem Schweinefleisch in
den Betrieb – auf keinen Fall „Jause“
mit in den Stallbereich nehmen
(PRRSV überlebt mind. 7 Tage bei 4°C
bzw. mehrere Monate in gefrorenem
Fleisch von infizierten Tieren).
Gülle:
PRRSV-Übertragung über Schweine-
gülle ist gesichert, das Virus überlebt
in der Flüssigkeit bis zu 3 Tage bei 20°
C und zumindest 7 Tage bei 4°C.
z.B. Desinfektion der Restgülle mit
CHLORKALK 32 – 35%: Konzentration
0,5 kg/m2 Bodenfläche bzw. 10 kg/m3
Gülle, SCHUTZMASKE TRAGEN (beim
Aufschlämmen mit Wasser DÄMPFE !!).
TKV-Wagen:
TKV-Wagen sollten NIEMALS auf den
Hof fahren!!! TKV-Tonnen usw. außer-
halb des Hofes oder an der Einfahrt
(Einfriedung) aufstellen!
Wichtig: SCHADNAGERBEKÄMPFUNG
optimieren (Außenköderboxen rund
um Stall und im Futterlager aufstellen)
8.THERAPIE
bei viralen Atemwegsinfektionen
(Viruspneumonie):
TILMICOSIN (Pulmotil bzw. Tilmovet)
und NSAIDs (Solacyl 100% bzw. Duocy-
lat 1000mg/g bzw. Ketopropig 100mg/
ml Lösung ).
Seite 2 Vierteljährlich erscheinende Zeitschrift
Fortsetzung von Seite 1
Trinkwasser
Was hindert Sie Ihr Tränkwasser
mind. 1x jährlich auf seine Quali-
tät zu kontrollieren?
Die Erklärung ist simpel:
1. Wasser hat keinen Geruch und
selten Geschmack – daher geht man
davon aus, es wäre alles in Ordnung.
Während Futtermittel im Durchschnitt
bis zu 2,5 x pro Jahr kontrolliert wer-
den, ist dies bei Wasser nur 0,25 x der
Fall. Also im Durchschnitt nur alle 4
Jahre.
Dabei handelt es sich gerade bei Was-
ser um das wichtigste Futtermittel –
und jeder weiß, dass sich in den Lei-
tungssystemen durch verschiedenste
Einflüsse sehr schnell eine Keimbelas-
tung - gerade an den Abnahmestellen
wie Nippel, Tränken, Becken oder
Wasserhähnen im Stall – entwickeln
kann.
2. Wasseranalysen kosten Zeit,
Geld und sind aufwendig:
Man benötigt ein steriles Gefäß (mind.
1,5 Liter Volumen), muss dieses v.a. in
der warmen Jahreszeit verpacken
(Thermobox) und gekühlt binnen 24h
an das Labor schicken oder verbrin-
gen. Das Resultat bekommt man frühes-
tens in einer Woche. In der Oststeier-
mark haben Sie ein Labor für Trinkwas-
seruntersuchungen quasi vor der Haus-
tür (siehe unten).
Eine bakteriologische Analyse kostet –
je nach gewünschter Untersuchung
(GKZ, E. coli, Coliforme, Enterokok-
ken, Pseudomonas, Clostridien, Salmo-
nellen) zwischen 35 und 70 Euro.
Man sollte mindestens 2 oder 3 Proben
(Brunnen und Tränke) nehmen, um
sicher zu gehen, dass - sollte eine
mikrobielle Verunreinigung vorhanden
sein - die Eintragsquelle rasch gefun-
den wird.
AGROLAB Austria GmbH, Gewerbe-
park 186, 8212 Pischelsdorf, Tel: +43
3113 3323 0, [email protected]
Probenannahme bis 17 Uhr bzw. am
Gang steht ein Kühlschrank zur Pro-
benabgabe bereit.
Bereits zum sechsten Mal
hatte die Wirtschaftsgruppe
Vieh und Fleisch (PVV) aus
den Niederlanden zur soge-
nannten Bonner Runde ein-
geladen, um gemeinsame
Strategien für Probleme der
Branche zu entwickeln. Ganz
oben auf der Agenda stand
und steht in beiden Ländern
die Minimierung des Antibi-
otikaeinsatzes.
Wie die PVV vergangene
Woche berichtete, hat die
niederländische Regierung
diesbezüglich Maßstäbe
gesetzt: Im Jahr 2013 soll der
Einsatz in der Tierhaltung
nur noch 50 % der Menge des Jahres
2009 betragen. Nach Angaben der nie-
derländischen Fachleute wurde diese
Zielmarke bereits 2012 übertroffen.
Fundament dieses Erfolgs sei ein weit-
reichendes Maßnahmenpaket gewe-
sen.
So werde der Antibiotika-Einsatz in
den Niederlanden lückenlos erfasst
und die Informationen in eine Daten-
bank eingespeist. Auf Basis der vorlie-
genden Daten habe die niederländi-
sche Tierarzneimittel-Behörde ein spe-
zielles Benchmarking ent-
wickelt, das Unterschiede
bei der Verwendung die-
ser Mittel zwischen den
Betrieben aufzeige.
22 Tier-Tagesdosen sind zu
viel
„Außerdem haben wir ein
System etabliert, mit dem
definiert werden kann,
wann ein Landwirt über-
mäßig Antibiotika ein-
setzt“, erläuterte die Ge-
schäftsführerin der Tier-
arzneimittel-Behörde, Dr.
Hetty van Beers-Schreurs.
Danach sei ein Wert von
22 Tier-Tagesdosen eindeutig zu viel.
Bei zehn bis 22 Dosen bestehe Verbes-
serungsbedarf in den Betrieben. Ziel-
wert solle eine Tier-Tagesdosis von
zehn oder weniger sein.
(AgE)
Ausgabe 28 Seite 3
Der Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung steht in der Kritik. Die Möglichkeiten zur Reduzierung des
Antibiotikaeinsatzes in der Schweinehaltung waren Ende 2012 zentrales Thema bei einem deutsch-
niederländischen Treffen von Experten des Schweinesektors.
Antibiotikaeinsatz: Was machen die Holländer?
Arzneimittelanwendung - ein paar wichtige Punkte
Wenn Tierarzneimittel (TAM)
am Betrieb sind: Betriebsbesuch
vom Betreuungstierarzt alle 28
Tage (gilt auch für Mäster!).
Erstentnahmedatum auf Fla-
schen vermerken, abgelaufene
T A M e x t r a d e p o n i e r e n
(Schachtel „zur Entsorgung“).
TAM-Kühlschränke regelmäßig
putzen und desinfizieren. Kon-
trolle vom Tierarzt!
Impfspritzen nach jeder Anwen-
dung waschen und desinfizieren
(Keimbelastung).
Herstellung von Fütterungsarz-
neimitteln (FAM) nur mit regist-
riertem Mischer (BH) und Misch-
kurs (Modul 3 der Grundausbil-
dung), sonst keine Abgabe von
Fütterungsarzneimittelvormi-
schungen (FAVM) wie Ivomec
Prämix, Tylan Prämix, Bioplex
Colistin, etc. möglich. Dokumen-
tationspflicht (Aufzeichnungen
im Mischbuch)!
Gewisse Antibiotika dürfen nur
bei Vorhandensein eines ent-
sprechenden Antbiogrammes
(mind. 1 x pro Jahr) abgegeben
werden, wie: Baytril, Marbocyl,
Naxcel, Cobactan, Draxxin,
Zuprevo, Tylan, Nuflor, Pulmotil,
…
Räudebehandlung und Entwur-
mung regelmäßig durchführen -
es treten vermehrt Fälle von
R ä u d e / V e r w u r m u n g a u f
(Schlachtbefunde)!
Impfzeitpunkt für Circovirus-
Vakzination beachten. Es treten
w ie de r v e rm eh rt Ci rc o -
Infektionen bei Mastschweinen
auf. Impfung frühestens mit 21
Tagen, bzw. in der Aufzucht.
Jede TAM-Anwendung ist aufzu-
zeichnen! Führung eines Be-
standsregisters einschließlich
des Behandlungsregisters –
nach Tierarten getrennt (im TGD
vorgeschrieben): * Zeitpunkt
und Art der Behandlung (am Tag
der Behandlung) * Wartezeit
*Identität der/des Tieres.
TAM-Abgabe zur Prophylaxe:
M a n a g e m e n t p r ä p a r a t e
(Vitamine, Mengen- und Spu-
renelemente, Eisenpräparate) -
für zwei Monate, Impfstoffe –
maximal der Monatsbedarf.
EINSTALLEN: DIE ANWENDUNG
VON ANTIBIOTIKA IST KEINE
PROPHYLAXE IM SINNE DER
VERORDNUNG !
M.U.
Seite 4 Vierteljährlich erscheinende Zeitschrift
DR.VET - Die Tierärzte
Jöss 6a, 8403 Lebring
Für den Inhalt verantwortlich:
Dipl.Tzt. Markus Urschler
Dr. Ursula Friedmann
Dr. Doris Verhovsek
M.Sc.Tzt. Birte Drews
Dr. Peter Irgang
Schweine -
News
www.dr -vet.a t
Telefon Apotheke: 03182/4166
E-Mail: [email protected]
Notruf Schwein: 0664/8341769 > Mo-Fr ab 17 Uhr, Sa, So und
Feiertag
Von Dr. Doris Verhovsek
***
Nach all den Fleischskandalen der
letzten Zeit fragt man sich mit Recht,
was wohl als nächstes kommen wird?
Bleibt nur zu hoffen, dass es nicht das
Schweinefleisch erwischt!
Oder sind es diesmal gar die Fische?
***
Zum Lachen
Acht Jahre sind eine lange Zeit. Und
doch kommt es mir so vor, als wäre es
erst gestern gewesen, dass ich im Feb-
ruar 2005 in der Praxis Dr. Vet - Die
Tierärzte begonnen hatte.
Die endgültige Entscheidung, eine neue
Arbeit an der tierärztlichen Universität
im April 2013 anzu-
nehmen, fiel mir
sehr schwer. Aber
die Verlockung
und Herausforde-
rung selbst einen
Schweinestall zu
leiten war einfach
zu groß. So habe
ich beschlossen,
ab April, den noch
im Bau stehenden
Schweinestall des
Lehr -und For-
schungsgutes der
V e t e r i n ä r m e d .
Universität in
Berndorf, südlich
von Wien, mit auf-
zubauen und auch
zu betreuen. Meine
Aufgabe wird es
auch sein, dort im
Stall, also sehr pra-
xisnahe, die Stu-
dentInnen zu leh-
ren und auch die
Forschung zu koor-
dinieren.
Aber in erster Linie werde ich also „auf
meine alten Tage“ noch „Saubäuerin“,
was schon immer ein Wunsch von mir
war. Da die wichtigsten Aufgaben und
Ziele von mir, die Ergebnisse der For-
schung und auch meine eigenen Erfah-
rungen im Stall direkt an die Landwirt-
schaft weiterzugeben, sein werden, hof-
fe ich doch, den guten Kontakt zu Euch
nicht ganz zu verlieren.
Ich möchte mich bei Euch allen wirklich
bedanken für die gute Zusammenarbeit
und für Euer Vertrauen. Es war für mich
eine wunderbare und auch sehr lehrrei-
che Zeit, die ich gemeinsam mit Euch
auf Euren Betrieben erleben durfte. Im
Rückblick betrachtet waren gerade die
Momente, wo es große Probleme an
den Betrieben gab, diese aber durch
eine intensive und gute Zusammenar-
beit wieder gelöst wurden, doch die
schönsten und bleibendsten Erinnerun-
gen. Diese Erfahrungen kann ich nun
den StudentInnen weitergeben und ich
hoffe, dass einige von ihnen nach Ab-
schluss auch Gefal-
len an der Schwei-
nepraxis finden
werden.
Ich möchte mich
aber auch bei Dr.
Peter Irgang be-
danken, dass er
mir durch sein gro-
ßes Wissen beige-
bracht hat, wie
man Schweinebe-
stände betreut,
aber auch bei mei-
nen KollegInnen
Uschi, Birte und
Markus. Es war
einfach sehr schön
und auch durch
den gegenseitigen
Austausch sehr
„befruchtend“ mit
ihnen zusammen-
zuarbeiten, was ich
mit Sicherheit sehr
vermissen werde.
Und vor allem aber
danke ich unserer
Elfi, dass sie immer
„hinter mir her war“, damit ich nur ja
nichts vergesse, was aber, wie ihr ja alle
wisst, leider trotz ihrer Mühen manch-
mal passiert ist.
Abschießend möchte ich Euch nur sa-
gen, es war eine sehr schöne Zeit für
mich und ich wünsche Euch allen wei-
terhin viel Freude und Erfolg mit den
Schweinen.
Liebe Grüße
Eure Doris Abb.: Schweinsfischerl der ande-
ren Art
Ein persönlicher Rückblick
auf die Jahre bei Dr. Vet – Die Tierärzte
Ein Abschied, der schwer fällt..
Abb.: Unsere Doris wie sie leibt und
lebt