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Scott Cunningham

Enzyklopädie der magischen Kräuter

Übersetzt aus dem Amerikanischenvon Melanie Lagan

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Originaltitel: Cunningham’s Encyclopedia of Magical Herbs

© 1985 and 2000 Scott Cunningham

Published by Llewellyn Publications, St. Paul, MN 55164, USA

www.llewellyn.com

Herbal Consultant: Elizabeth Ann Johnson

Interior design and editing by Matthew Segaard

© 2006 Schirner Verlag, Darmstadt Alle Rechte für die deutsche Taschenbuchausgabe vorbehalten

ISBN 978-3-8434-4503-0 (vormals 978-3-89767-503-2)

5. Auflage 2011, versehen mit neuem Umschlag und neuer ISBN

Umschlaggestaltung: Murat Karaçay, Schirner,unter Verwendung von Fotolia 13985194 (frenta) www.fotolia.deRedaktion und Satz: Elke Truckses, SchirnerPrinted by: FINIDR, Czech Republic

www.schirner.com

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Für meine Eltern

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Von der Zauberkraft der Pflanzen

Mit den Pflanzen, die auf unserem Planeten wachsen, stellt uns Mutter Natur eine wahre Schatzkammer an magischen Zuta-ten zur Verfügung. Diese Pflanzen kamen schon seit frühester Zeit im Rahmen von Magie – der Kunst, durch die Verwen-dung natürlicher (wenn auch oft eher unverstandener) Kräfte Veränderung zu bewirken – zum Einsatz.

Obwohl wir über die medizinischen Eigenschaften von Pflanzen recht gut Bescheid wissen (viele der heute meist-verschriebenen Medikamente sind synthetisierte Versionen natürlicher Substanzen, welche ursprünglich aus Pflanzen ge-wonnen wurden), erschließen sich uns ihre okkulten Kräfte nicht so ohne Weiteres. Die Zauberkraft der Pflanzen liegt für uns größtenteils noch immer unter einem Schleier des Ge heim-nisses verborgen. Bereits unsere Vorfahren wussten, dass Pflanzen mysteriöse, magische Kräfte besitzen. Obwohl das Wissen um die Zau -berkraft der Kräuter weitgehend in Vergessenheit geraten ist, ist es doch nicht völlig verloren gegangen. Lassen Sie sich in eine Zeit zurückversetzen, in der heilige Grotten noch von Na-turgeistern und Blumengärten von tanzenden Feen bewohnt waren. Dieses Buch stellt Ihnen magische Anwendungsmög-lichkeiten für Hunderte von Pflanzen vor:

• Hängen Sie eine Girlande aus Ringelblumen über Ihre Haustür, um Ihr Heim vor dem Zutritt böser Mächte zu schützen.• Vergraben Sie Eisenkraut im Erdboden rund um Ihr Haus sowie in den Töpfen Ihrer Zimmerpflanzen – dies lässt Reichtum wachsen und Pflanzen gedeihen.

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• Ziehen Sie Liebe an, indem Sie eine Tasche mit Veilchen- wurzel mit sich führen.• Trinken Sie, bevor Sie zu Bett gehen, Rosenknospentee, um Wahrträume auszulösen.

Mit der Enzyklopädie der magischen Kräuter halten Sie einen wahren Schatz an Kräuterwissen und Überlieferungen aus der Alten und der Neuen Welt in der Hand. In diesem umfassen-den Führer werden Sie alles finden, was Sie zum Zaubern mit Kräutermagie benötigen. Nutzen Sie die geheimen Kräfte der Pflanzen, und sehen Sie selbst, wie Ihre Zauberkunst Früchte trägt!

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Inhaltsverzeichnis

Danksagung ...........................................................................11Vorwort ....................................................................................12

Teil I Grundlagen ...........................................................17

1 Die geheime Kraft der Kräuter ..........................................192 Magische Bräuche und Methoden ..................................273 Rituale und Verfahrensweisen ...........................................364 Magische Ziele ....................................................................49

Teil II Die Kräuter .............................................................59

Anleitung zum Umgang mit dem Pflanzenverzeichnis .....61

Teil III Tabellen und Anhang ...................................445

Geschlecht ...........................................................................445Planetenherrscher ................................................................451Zuordnung nach den vier Elementen................................457Magische Ziele .....................................................................463Die magischen Eigenschaften von Ölen ..........................484Farben und ihre magische Bedeutung .............................487Glossar ...................................................................................488Übersicht Vulgärbezeichnungen – Allgemeine Pflanzennamen ...............................................491Literaturverzeichnis mit Erläuterungen ...............................537Index ......................................................................................553

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Hinweis:

Bitte vergewissern Sie sich vor dem Ernten und Sammeln der Pflanzen, dass diese nicht unter Naturschutz stehen!

Weder Autor noch Verlag übernehmen für Schäden, die aus den im Buch erteilten Hinweisen eventuell entstehen könnten, eine Haftung.

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Danksagung

Mein Dank gilt allen jenen, die mir Informationen zur Verfü-gung gestellt und mich durch kritische Anmerkungen unter-stützt haben, doch ganz besonders den folgenden Personen: Don Kraig, für seine Vorschläge und Anregungen in Bezug auf einen frühen Entwurf des vorliegenden Buches; Ron Garst dafür, dass er mehrere Abende geopfert hat, um mit mir über Öl es senzen und Räucherwerk zu diskutieren; Ed und Marilee Snowden für ihre erneute freundliche Genehmigung zur Nut-zung ihrer Bibliothek und Ed Snowden für sein Korrekturlesen des fertigen Manuskriptes; Daniel Weime dafür, dass er mir seine Kräutergeheimnisse anvertraut und mir er laubt hat, eini-ge davon hier zu veröffentlichen, sowie all meinen Freunden, die mich während der Entstehung dieses Werkes unterstützt und ermutigt haben.

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Vorwort

Schon als junger Mann hatte ich mit der Arbeit an dem Werk begonnen, das viel später unter dem Titel Magical Herbalism erscheinen würde. Meine Frustration angesichts des Mangels an Informationen zum Thema Kräutermagie sowie überwälti-gendes Interesse seitens meiner Lehrer und Mitstudenten der Okkulten Künste führten schließlich dazu, dass ich mich selbst an die Untersuchung dieser fast verlorenen Kunst machte.

Im Rahmen meiner Suche lernte ich Welten kennen und machte Erfahrungen, von denen ich mir nie hätte träumen lassen. Nächtelanges Schmökern in uralten Büchern und Ma-nuskripten bei unzähligen Tassen Kräutertee führte zu ersten praktischen Versuchen. Ich sammelte Kräuter bei Mondschein und übte meine Zauberkunst an menschenleeren Stränden. Langsam fügte sich eines zum anderen, bis ich schließlich in der Lage war, die einzelnen Fäden uralter Methoden sinnvoll zu einem System der Kräutermagie zu verweben.

Je mehr eigene Erfahrungen ich mit Kräutermagie sam-meln konnte, desto bewusster wurde mir ihr wahres Potenzial. Kräutermagie ist möglicherweise die älteste und zugleich die praktischste Form von Zauberei, da die dafür notwendigen Hilfs mittel überall um uns herum wachsen – sogar in den zu-be tonierten Städten, in denen so viele von uns leben.

Nachdem ich selbst Zeuge der Zauberkräfte von Kräutern geworden war, beschloss ich, ein Buch über diese vergessene Kunst zu schreiben. So entstand das Buch Magical Herbalism. Fünf Jahre und mehrere Entwürfe später wurde es dann ver-öffentlicht.

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In der Zwischenzeit war ich mit meiner Erforschung der Kräu termagie und ihrer praktischen Umsetzung nicht stehen geblieben. Den größten Teil meiner dabei gewonnenen Er-kenntnisse konnte ich nicht in das Buch mit einbeziehen, und da her beschloß ich, dass die Veröffentlichung dieses Wissens Thema eines weiteren Buches sein würde. Zu Beginn meiner Arbeit beschäftigte ich mich fast ausschließlich mit Pflanzen der »Alten Welt«, was sich auch im Inhalt von Magical Herba­lism widerspiegelt. In den letzten Jahren bin ich dazu überge-gangen, Pflanzen aus Nord- und Südamerika, dem Nahen und Fernen Osten sowie Polynesien zu untersuchen (zwar werden im vorliegenden Buch eine wenige Pflanzen aus Polynesien vorgestellt, doch ist die Erklärung der meisten Pflanzen dieser Region einem zukünftigen Buch über hawaiische Ma gie vorbe-halten (Titel »Mana – Magie und Spiritualität auf Hawaii« – Scott Cunningham, O.W. Barth, erschienen bei Scherz 1996).

Aufgrund der Fülle an neuen Informationen, die ich be-kommen hatte, wurde mir schnell klar, dass mein zweites Werk über Kräuter ein richtiges Kompendium der Kräuter-magie werden würde. So entstand dieses Buch.

Der vorliegende Titel ist kein Lehrbuch der Kräutermagie, da her beschränke ich mich mit diesbezüglichen Informationen auf ein Minimum. Diese Thematik wird in meinem Buch Ma­gi cal Herbalism behandelt.

Möchten Sie einen Partner finden? Dann tragen Sie ein mit Rosenblättern oder Veilchenwurzel gefülltes Täschchen bei sich. Möchten Sie etwas gegen Ihre Zahnschmerzen tun? Kauen Sie einen Holunderzweig, und stecken Sie diesen dann in eine Mauer. Ein paar Ratschläge dieser Art finden Sie auf den fol genden Seiten – schnell und einfach umzusetzen und nicht an komplizierte Rituale gebunden. Für den Bedarfsfall

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stelle ich Ihnen außerdem im ersten Teil einige universell ein-setzbare, für jeden Zweck geeignete Zauberrituale vor.

Auch wenn die Art von Zauberei, um die es hier geht, den Umgang mit alltäglichen Problemen zum Ziel hat, werden komplexere Themen – beispielsweise wie man etwas oder jemanden unsichtbar werden lässt, Geister manifestiert, Unsterblichkeit erlangen kann und dergleichen – ebenfalls angeschnitten. Ich habe entsprechende Informationen mit einbezogen, weil sie eine traditionelle Bedeutung haben, in-ter es sant und romantisch sind, nicht unbedingt zum Zwecke der praktischen Umsetzung. Entsprechend zielen Hinweise zum Schutz vor dem Biss von Seeschlangen beziehungsweise zum Erscheinenlassen von Feen darauf ab, Ihre Vorstellungs-kraft zu beflügeln, da diese notwendig dafür ist, dass Magie wirksam werden kann.

Die folgenden Seiten sind also keine Abhandlung skurriler und unmöglicher Rituale, sondern eine ungeheuer praktische Sammlung von Tipps zur Anwendung von Kräutermagie, die für jeden nachvollziehbar sind.

Ich habe mich auf den folgenden Seiten strikt auf die An-wendung von Kräutern im Kontext von Magie beschränkt – sie vermitteln keinerlei medizinische Informationen, da es zu diesem Thema bereits eine Vielfalt an verlässlicher Literatur gibt. Darüber hinaus habe ich auch um die mythologische und ge schichtliche Bedeutung der meisten Pflanzen einen Bogen gemacht, außer sie war in bestimmten Fällen relevant.

Leser, die Hinweise auf schwarze, destruktive Magie zu finden hoffen, werden enttäuscht werden. Dieses Buch enthält diesbezüglich keinerlei Informationen, da diese Sorte Magie den, der sie bewirkt, zerstört.

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Ein Werk wie das vorliegende kann nie als abgeschlossen be-trachtet werden; es wird immer Geheimnisse geben, die dar auf warten, entdeckt zu werden. Es liegt in der Verantwortung des Autors, zu entscheiden, wann es an der Zeit ist, einen Schluss-strich unter sein Werk zu ziehen und es der Welt zugänglich zu machen, damit es seinen Wert beweisen kann. Ich tue dies hier-mit in der Hoffnung, dass es andere Menschen da zu anregen möge, weitere Geheimnisse der Kräutermagie zu entdecken und praktisch umzusetzen.

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Teil I

Grundlagen

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Die geheime Kraft der Kräuter

Wie funktioniert denn das? Wenn jemand herausfindet, dass ich Kräutermagier bin, ist das eine von zwei Fragen, die mir meistens gestellt werden. Die andere Frage betrifft normaler-weise meinen Geisteszustand. Nichtsdestoweniger ist die ers-te Frage berechtigt, und bislang steht eine zufriedenstellende Erklärung noch aus.

Die Grundlage für Kräutermagie – und jede andere Art von Zauberei – ist eine göttliche All-Macht. Diese Macht hat im Laufe der Jahrhunderte verschiedenste Namen und Formen an genommen. Es gab Zeiten, da wurde die Tatsache ihrer Exis-tenz geheimgehalten; zu anderen Zeiten war das Wissen um sie praktisch Allgemeingut.

Die All-Macht ist für die Erschaffung und Erhaltung des Uni versums verantwortlich. Sie sorgt dafür, dass Samen kei-men, Winde entstehen und die Erde sich um ihre Achse dreht. Es ist dieselbe Macht, die Prozessen wie Geburt, Leben und Sterben zugrunde liegt. Das gesamte Universum wurde von ihr er schaff en, wird bis ins Kleinste von ihr durchdrungen und muss sich ihr gegenüber verantworten.

Mit anderen Worten: Es handelt sich um Lebenskraft, Schöp fungsenergie – die Substanz des Seins in reinster Form.

Meinem Empfinden nach ist diese All-Macht namenlos. Von der Menschheit als etwas Göttliches verehrt, ist sie in Aber tausende Götter und Göttinnen, Geister, Dämonen und andere unheimliche Wesenheiten anthropomorphisiert wor-

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den. Unsere Wissenschaftler können sie nur zum Teil erklären und »entdecken« selbst heute immer neue Aspekte. Die All-Macht hat eine wichtige Rolle in der Entwicklung der Mensch-heit gespielt, im guten, wie im schlechten Sinn. Jede Religion ist durch den Gebrauch verschiedener Symbole und Riten mit ihr verbunden, und auch jeder Magier bedient sich ihrer bei der Ausübung seiner Kunst.

Die All-Macht existiert, unberührt von Ritualen, Religion und Magie, unveränderlich in ewigem Wandel begriffen. Sie durchdringt alles, und alles ist in ihr enthalten. (Eines der Pro-bleme mancher moderner Religionen besteht darin, dass sie behaupten, die göttliche Macht sei außerhalb des Menschen zu fin den, anstatt in ihm.) Egal wie Sie sie nennen und sich vorstellen, die All-Macht ist, was sie ist.

Definition: Magie ist die Anwendung bislang nicht definierbarer oder von der Wissenschaft erklärbarer Kräfte, um eine Veränderung zu bewirken.

Man kann Veränderung durch den Einsatz herkömmlicher Mit-tel erreichen (ich kann zum Beispiel herausfinden, wie es mei-ner Freundin geht, indem ich sie anrufe) – das ist keine Zau-berei. Aber wenn ich einmal kein Telefon zur Verfügung habe, kann ich ein Säckchen mit Thymian, Schafgarbe und Lorbeer füllen, es mir um den Hals hängen, mich innerlich leer machen und, unter Einsatz meiner durch die Kräuter verstärkten, au-ßersinnlichen Kräfte, herausfinden, ob mit ihr alles in Ordnung ist. Das ist das Praktische an der Magie: Sie kann auch dann eingesetzt werden, wenn keine anderen Mittel verfügbar sind.

Welche Mittel stehen denn den meisten Menschen dafür zur Verfügung, ihr Zuhause gegen Diebstahl zu sichern? Wie

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kann eine einsame Frau einen neuen Partner in ihr Leben bringen? Welche Maßnahmen, die über Arztbesuche und den Kauf von Medikamenten hinausgehen, können die meisten Menschen ergreifen, um ihren Körper bei der Abwehr von Krank heiten zu unterstützen?

Die meisten Menschen würden auf diese Fragen nur mit materiellen Lösungsvorschlägen antworten: Ein Schloss, ein neues Parfum und Bettruhe würden vielleicht als Antworten genannt. Solche Maßnahmen sind zwar zunächst ein guter Anfang, doch können sie durch verlässlichere Methoden er-gänzt werden – sie können durch Magie untermauert werden.

Magie ist zur Lösung der oben genannten Schwierigkei-ten und anderer Probleme des Alltags recht nützlich, doch in okkulten Angelegenheiten ist sie unersetzlich. Möchten Sie etwa einen Blick in die Zukunft werfen? Machen Sie sich einen Ro sen knospentee, trinken Sie diesen direkt vor dem Schla-fengehen, und erinnern Sie sich an Ihre Träume. Oder tragen Sie eine kleine Menge in gelben Stoff gewickelte Hirschzun-genblätter bei sich. Glauben Sie, einem Hexenzauber oder ei-nem Fluch zum Opfer gefallen zu sein? Ihr Arzt wird Sie zum nächs ten Psychiater schicken – Hexen und Magier werden Ih-nen dagegen raten, im Haus und auf Ihrem Grundstück roten Pfeffer zu streuen und in Mimosenblüten zu baden. Die Magie weiß auf viele (wenn auch nicht auf alle) Fragen eine Antwort.

Eine wichtige Erkenntnis zieht sich wie ein roter Faden durch diese Ausführungen: Die Magie, auch wenn sie noch so simpel scheinen mag, hält praktische Lösungen für viele Probleme bereit.

Die Macht, auf der die Wirkung von Kräutermagie beruht, ist gegenstandslos, formlos und ewig. Ihr ist es gleich, ob sie im Namen einer Hexengöttin oder der Jungfrau Maria ange-

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rufen oder ohne jeglichen religiösen Bezug angezapft wird. Sie ist allgegenwärtig, im Überfluss vorhanden, egal wo wir uns be finden oder wohin im Universum wir reisen.

Wenngleich die All-Macht formlos ist, kann sie doch viele verschiedene Formen annehmen: Sie wohnt einem Gnu ebenso inne wie einem Computer oder einem Löwenzahn. In man-chen Materialien – wie beispielsweise Pflanzen, Edelsteinen und Metallen – ist sie in höherer Konzentration enthalten als in anderen. Jede Substanz enthält außerdem verschiedene Ener-gien oder Schwingungsfrequenzen. So sind zum Beispiel die Schwingungen eines Stücks Kiefernholz und die eines perfekt geschliffenen Diamanten grundverschieden.

Die Schwingungsfrequenz ist von mehreren Faktoren wie chemischem Aufbau, Form, Dichte und dergleichen abhängig. So werden zum Beispiel die in einer Pflanze schlummernden Kräfte durch deren Lebensraum, ihren Duft, ihre Farbe, Form und andere Aspekte bestimmt. Ähnliche Substanzen besitzen für gewöhnlich ähnliche Schwingungen.

Kräutermagie ist also die Verwendung von Kräutern zum Hervorrufen notwendiger bzw. gewünschter Veränderungen. Diese Pflanzen enthalten eine eigene, einzigartige Energie – genauso einzigartig wie ein menschliches Ge sicht. Damit die größtmögliche Wirkung erzielt wird, sollten die für einen Zauber ausgewählten Kräuter Schwingungen besitzen, die der Schwingungsenergie Ihres Bedürfnisses entsprechen. Zeder eignet sich gut für das Anwachsen von Reichtum, wäre aber im Rahmen eines Fruchtbarkeitszaubers ungeeignet.

Man muss sich mit den geheimen Kräften der Pflanzen auskennen, damit Magie wirken kann. Dieses Buch möchte Ihnen dabei helfen, sich entsprechendes Wissen anzueignen. Zur Erfüllung eines Bedürfnisses sorgen Sie dann einfach nur

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dafür, dass die den Kräutern innewohnenden Energien in eine bestimmte Richtung fließen. Mehr steckt nicht dahinter.

Kräutermagie ist deshalb einfach, weil die geheimen Kräfte (also die Schwingungen) bereits in den Kräutern vorhanden sind. Es müssen keinerlei externe Kräfte ins Spiel gebracht werden, da die Energie dem organischen Stoff bereits innewohnt. Die Einhaltung einiger einfacher Schritte ist alles, was nötig ist. Diese »Verrichtungen« bestehen zum Beispiel darin, etwas zu verknoten, Wasser aufzukochen, Kerzen anzuzünden, zu nähen oder Dinge im Erdboden zu vergraben. Und noch wichtiger als die Einsicht, dass das Zaubern mit Kräutern einfach ist, ist vielleicht die Tatsache, dass es tatsächlich wirkt.

Wie funktioniert die Kräutermagie? Zuerst einmal muss ein Grund für den Appell an die Kräfte der Magie vorhan-den sein. Dieser Grund liegt in einem Bedürfnis. Dabei ist ein vermeintliches Bedürfnis oft eher ein verstecktes Verlangen, doch reicht ein solches »Verlangen« in der Kunst der Magie nicht aus – es muss ein echtes Anliegen sein, etwas, was Ihnen wirk lich am Herzen liegt.

Welcher Art Ihr Bedürfnis ist, ist ausschlaggebend dafür, welche Pflanzen eingesetzt werden. Die Anziehung von Lie-be ist ein häufig genanntes magisches Bedürfnis, und es gibt mehrere Dutzend Pflanzen, deren Anwendung hierfür infrage kommt (eine umfassende Liste von Pflanzen und der jeweils zugeordneten magischen Bedürfnisse finden Sie in Teil III die-ses Buches).

Als Nächstes muss man sich eventuell über einen Zauber oder ein Ritual Gedanken machen. Oft ist ein komplettes Zau-berritual in der Kräutermagie nicht notwendig, doch gibt es auch Ausnahmen. Ein Ritual kann einfach daraus bestehen, dass man die Enden eines mit Kräutern gefüllten Stücks Stoff

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verknotet oder die Kräuter kreisförmig um den Fuß einer Ker-ze arrangiert, den Docht anzündet und sein Bedürfnis visua-lisiert. Wenn Sie möchten, kann Ihr Ritual auch komplexer Natur sein und zum Beispiel vorsehen, dass Sie am Rande der Wüste in einem großen Kessel über einem Feuer aus Mes qui-teholz Wasser aufkochen, während Sie darauf warten, dass der Mond aufgeht, bevor Sie Wurzeln und Blätter in den Kessel werfen. Einige universell einsetzbare und für jeden Zweck ge-eignete Rituale stelle ich Ihnen in Kapitel drei vor.

Drittens kann man die Kräuter beschwören, um sicherzu-gehen, dass ihre Schwingungen auf die Schwingungsenergie des jeweiligen Bedürfnisses eingestellt sind.

Im vierten Schritt führt man dann das Ritual, im unbe-schränkten Vertrauen auf dessen Wirkung, im Geheimen aus. Zwar ist Magie nichts, dessen man sich schämen müsste, doch führen spöttische Blicke und die Ungläubigkeit Außenstehen-der nur dazu, dass in Ihnen Selbstzweifel aufsteigen, wodurch die Wirksamkeit Ihrer Magie eingeschränkt wird.

Fünftens sollte man den Zauber, sobald man ihn bewirkt hat, wieder vergessen. Dadurch kann er »seine Wirksamkeit entfalten«, und Ihr Bedürfnis kann sich manifestieren. (Wenn Sie einen Kuchen backen und alle paar Minuten die Ofentür öffnen und nachschauen, gelingt er schließlich auch nicht. Lassen Sie also bei der Magie, wie beim Backen, die Tür ge-schlossen!) Bemühen Sie sich, Ihren Zauber komplett aus Ih-rem Gedächtnis zu streichen.

Das ist alles. So bewirkt man Kräutermagie. Klingt es Ihnen zu einfach? Wir sprechen hier von den ersten Schritten. Wie beim Erlernen jeder anderen Kunst auch, kann ein Anfänger sich natürlich weiterführenden Studien der Magie verschrei-ben und in verborgene Winkel vordringen. Vernünftigerweise

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haben nur wenige Menschen ein Verlangen danach, vom Pfad der vertrauten »Magie für den Hausgebrauch« abzuweichen. Da alles im Leben von Gegensätzen geprägt ist, gibt es natür-lich auch eine dunkle oder »Schattenseite« der Kräutermagie. Diejenigen, die diesen Weg gehen wollen, um Schaden anzu-richten und andere Menschen zu kontrollieren oder gar umzu-bringen, werden für ihr negatives Tun schwer bestraft werden.

Die All-Macht ist neutral. Sie kann nicht in positive und negative Energien aufgeteilt werden. All-Macht ist.

Als Magier (die durch den Einsatz der Kräfte Macht aus-üben) sind wir dafür verantwortlich, dass wir unsere Macht zur Verwirklichung positiver Ziele einsetzen. Wir müssen da bei keinesfalls ein Asket oder Heiliger sein, um anderen zu helfen oder um unser eigenes Leben in positivere Bahnen zu lenken, wir sollten die Kräuter einfach in einer liebevollen Absicht anwenden.

In der Vergangenheit wurde Magie als ein göttlicher Akt ver standen. Dies ist im wahrsten Sinne des Wortes korrekt, denn wenn wir Magie bewirken, werden wir eins mit dersel-ben All-Macht, aus welcher die diversen Gottheiten der Men-schen entstanden sind, und bedienen uns ihrer.

Der Umgang mit dieser Macht ist überwältigend, und man übernimmt damit eine große Verantwortung. In dem Moment, in dem die Macht für negative Zwecke eingesetzt wird, verliert sie ihre göttliche Qualität. Wenn Magie jedoch zur Verwirkli-chung positiver Ziele angewandt wird, kann unser Leben da-durch reicher und glücklicher werden. Wenn ein Magier dem dunklen Pfad der Negativität folgt, fließt das Leid, das andere dadurch erleiden, in sein eigenes Leben, was letztlich zu seiner Zerstörung führt. Dramatische Worte? Möglicherweise – doch der Kern ihrer Aussage ist wahr. Aus diesem Grund wird im

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vorliegenden Buch negative beziehungsweise Schwarze Ma-gie nicht behandelt. Dagegen heiße ich all diejenigen, die den Wunsch haben, sich und anderen mit den alten Bräuchen der Kräutermagie zu helfen, herzlich willkommen!

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Magische Bräuche und Methoden

Da eine umfassende Erklärung magischer Methoden und Theo-rien den Rahmen dieses Buches sprengen würde, möchte ich in diesem Kapitel nur kurz auf einige der wichtigsten Punkte eingehen. Weitergehende Ausführungen zu diesem Thema finden Sie in meinem Buch Magical Herbalism.

Vom richtigen Zeitpunkt

Von den Alten wurden diverse, mehr oder weniger komplexe, Ma giesysteme kreiert. Ein Gebiet, auf dem sie hervorragende Fä higkeiten besaßen, war zum Beispiel die zeitliche Abstim-mung ritueller Handlungen mit astronomischen Phänome-nen. Manche Systeme waren streng nach den Mondphasen ausgerichtet, andere zogen die Jahreszeiten in Betracht, und wieder andere wiesen den Sternen und Sternpositionen eine maßgebliche Bedeutung zu.

Einige dieser Systeme werden heute noch mit Erfolg ange-wandt. Doch jedes System birgt in sich die Gefahr, den Raum für Spontaneität zu nehmen, wodurch die Wirkungskraft von Magie beeinträchtigt oder gar aufgehoben werden kann. Es stimmt, dass die Wahl des richtigen Zeitpunkts wichtig ist, doch sollte man sich nur an eine unantastbare Regel halten: Magie muss dann bewirkt werden, wenn sie benötigt wird.

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Wenn ich Kopfschmerzen habe, die mich am Schlafen oder Ar beiten hindern, kann ich nicht warten, bis der Mond in das richtige Sternzeichen eintritt oder bis das Sternbild des Großen Bären am Himmel zu sehen ist – ich möchte mir schließlich umgehend Linderung verschaffen.

Auch wenn dies ein triviales Beispiel ist, so lässt es sich doch grundsätzlich auf alle magischen Bedürfnisse und Ziele übertragen. Es hat keinen Sinn, mit dem Wirken eines Geld-zaubers drei Wochen zu warten, wenn Ihre Rechnungen bis zum Ende des Monats fällig sind. Ich bestreite nicht, dass die Wahl des Zeitpunktes unter Berücksichtigung der Planeten, Sterne, Jahreszeiten, Mondphasen und dergleichen einem Zauber zusätzliche Wirkungskraft verleiht, doch ich vertrete einfach die Meinung, dass keine zwingende Notwendigkeit dafür besteht. Wenn Magie funktioniert, funktioniert sie zu jeder Tages- oder Nachtzeit.

Ich kann förmlich hören, wie sich so mancher Magier an dieser Stelle entrüstet: »Aber man kann doch keine Liebes-magie bei abnehmendem Mond wirken«, oder: »Geldrituale funk tionieren nur, wenn sie an einem Donnerstag im Frühjahr, wenn der Mond im Sternzeichen Stier steht, zur dritten oder zehnten Nachtstunde ausgeführt werden.«

Solche Äußerungen hört man oft in der Magie, und sie kommen für gewöhnlich von Personen, die wenig oder gar nicht praktisch mit Magie arbeiten. Aber Zauberei ist nicht auf ideale astronomische Konstellationen, Wetterbedingungen und Jahreszeiten angewiesen, um wirksam zu sein. Diejenigen von Ihnen, die sich an den alten Brauch halten möchten, sich zur Bestimmung des richtigen Zeitpunktes am Stand der Son-ne, des Mondes und der Sterne zu orientieren, können diesbe-zügliche Einzelheiten in jedem guten Magiehandbuch finden.

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Doch ist dies keinesfalls zwingend notwendig. Wenn Sie vor einem Vorstellungsgespräch etwas Ermutigung brauchen, ignorieren Sie bitte den aktuellen Stand des Mondes – neh-men Sie etwas Thymian zur Hand, und legen Sie einfach los!

Obwohl dieses Buch in Zusammenhang mit bestimmten ma gischen Verrichtungen – insbesondere dem Sammeln be-stimmter Pflanzen – Anweisungen zur Wahl des richtigen Zeit-punktes enthält, können Sie diese Vorgaben entweder befol-gen oder außer Acht lassen – und Sie werden fast identische Ergebnisse erzielen.

Zubehör

Im Vergleich zu anderen Formen der Magie sind für die Kräu-termagie Gott sei Dank nur wenige Utensilien notwendig. Sie brauchen zur Beschwörung von Kräutern Mörser und Stößel, mit denen die Kräuter und Samen zerstoßen werden, und eine große Schale aus Holz oder Keramik. Schaffen Sie sich ein gro-ßes Glas oder einen Topf aus Emaille an (der Gebrauch von Metalltöpfen ist zu vermeiden), und reservieren Sie diesen ausschließlich für die Zubereitung von Aufgüssen oder »Zau-ber tränken«. Ein einfaches Nähset, das Nähnadeln, Steckna-deln, Schere, Baumwollfaden, Fingerhut enthält, erleichtert die Anfertigung von Säckchen und Puppen. Außerdem werden Sie einen Vorrat an Baumwoll- oder Wollstoffen und Garnen in verschiedenen Farben benötigen.

Kerzen und Kräuter sind natürlich ein Muss, ebenso wie ein Räucherfass oder -gefäß, Kerzenhalter, Räucherkohleblö-cke und Gefäße zur Lagerung Ihrer Kräuter.

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Der Altar

Der Altar wird auch Zauber- oder Arbeitstisch genannt. Mir persönlich gefällt »Altar« besser – »Altar« klingt eloquenter, wenngleich der Magie durch diese Bezeichnung eventuell eine religiöse Note verliehen wird, die nicht immer angebracht sein mag. Trotzdem möchte ich im Rahmen dieses Buches bei der Verwendung des Wortes »Altar« bleiben.

Meist braucht man für das Wirken von Magie keinen Altar, doch für bestimmte Rituale ist er notwendig. Wenn man zu Hau-se praktiziert, ist der Altar der Ort, an dem Rituale vollzogen werden. Er kann außerdem als Arbeitstisch fungieren, an dem Kräuter beschworen, Mischungen für Säckchen zusammenge-stellt und alle anderen magischen Arbeiten verrichtet werden.

Als Altar eignet sich jede ebenmäßige Oberfläche, auf der sich Ker zen, Räucherwerk, Kräuter und anderes Zubehör, das für einen Zauber benötigt wird, aufstellen lassen. Es kann zum Beispiel ein Kaffeetisch, eine Kommode oder ein Stück Fußbo-den sein – wo immer Sie genügend Platz zur Verfügung haben.

Manche Menschen stellen auf dem Altar religiöse Symbole auf, um eigene Glaubensanschauungen mit einzubeziehen. Oft handelt es sich dabei um Statuen oder heilige Bücher, aber Sie können grundsätzlich jedes Objekt aufstellen, zu dem Sie eine besondere Beziehung haben, wie beispielsweise einen Talis-man oder Fossilien, Steine, Muscheln und dergleichen. Der-artige Gegenstände aus der Natur können Ihrer Magie sogar zusätzliche Wirkungskraft verleihen.

Ich kann nur nachdrücklich empfehlen, Magie, sofern ir-gend möglich, in freier Natur anzuwenden. In den eigenen vier Wänden funktioniert es natürlich auch, schließlich müssen

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die meisten Menschen mit einem Wohn- oder Schlafraum statt einer Waldlichtung oder einem verlassenen Strand vorliebneh-men. Magie muss in erster Linie praktisch sein.

Im Freien ist ein Altar nicht immer notwendig. Wenn dem doch einmal so ist, arbeitet man normalerweise auf einem freigelegten Stück Erde, einem Felsen mit glatter Oberfläche oder auf einem Baumstumpf, doch mit etwas Fantasie kann man fast überall eine passende Fläche schaffen. Ein Altar ist le diglich eine Fläche zur Wirkung von Magie, also lassen Sie Ihrer Fantasie ruhig freien Lauf.

Visualisieren Ihres Bedürfnisses

Das Visualisieren, das heißt die bildliche Vorstellung Ihres Be-dürfnisses, ist die einzige Technik in der Magie, die ein biss-chen Übung erfordert.*

Zum Thema Visualisierung gibt es eine breite Palette an Büchern, weil es Menschen, die diese Technik erlernen möch-ten, oft schwerfällt, vor ihrem geistigen Auge klare Bilder ent-stehen zu lassen. Dabei ist es meist so, dass die Fähigkeit zur Vi su alisation sehr wohl gegeben ist, jedoch aufgrund persön-licher Hemmungen nicht entwickelt werden kann.

Können Sie sich, während Sie dieses Buch lesen, das Ge-sicht Ihrer Mutter vorstellen? Wie steht es mit den Gesichtszü-gen Ihres besten Freundes, Ihrer besten Freundin oder denen Ihres ärgsten Feindes?

* Nähere Informationen hierzu können zum Beispiel in dem von Lle-wellyn Publications veröffentlichten Buch »Practical Guide to Creative Visua li za tion« nachgelesen werden.

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In der Magie benutzt man die Technik der Visualisierung zur Lenkung von Energie, indem man sich im Geist das je-weilige Bedürfnis, wie beispielsweise ein Auto, einen Partner, einen Arbeitsplatz und dergleichen, vorstellt. Wenn Sie einen Gegenstand benötigen, stellen Sie sich vor, dass Sie diesen be-reits besitzen; brauchen Sie eine Arbeitsstelle, stellen Sie sich vor, wie Sie der entsprechenden Tätigkeit bereits nachgehen; wenn es um Liebe geht, können Sie sich zum Beispiel einen Ring vorstellen, den Sie am Ringfinger tragen, oder ein ande-res Symbol, das Sie mit Liebe in Verbindung bringen.

Sie müssen sich Ihr Bedürfnis so vorstellen, als wäre Ihr Anliegen bereits erfüllt worden oder als wäre eine Situation bereits eingetreten. Seien Sie kreativ, und nutzen Sie die Ihnen von Natur aus gegebene Vorstellungskraft, um sich Ihr bereits er fülltes Bedürfnis klar vor Augen zu rufen. Denken Sie nicht darüber nach, warum Sie nach der Erfüllung eines Bedürfnisses streben, sondern sehen Sie dessen Umsetzung ganz konkret vor sich.

Wie überall, vom Golfspielen bis hin zur Kunst des Ko-chens, gilt auch beim Visualisieren der Leitsatz »Übung macht den Meister«. Selbst wenn es Ihnen nie gelingen sollte, Ihr Bedürfnis mit völliger Klarheit zu visualisieren, wird Magie funktionieren, solange Sie die entsprechende Absicht hegen.

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Was Sie noch beachten sollten

Wie Sie gleich sehen werden, lässt sich unter dieser Rubrik eine Vielfalt an Informationen zu Themen verschiedenster Art bequem zusammenfassen.

Wenn möglich, sollten Sie, bevor Sie Magie anwenden, ein Bad nehmen. Sie können zur Verstärkung zusätzlich ein Rei-nigungssäckchen in das Badewasser geben.

Tragen Sie saubere und bequeme Kleidung oder nichts, das bleibt Ihnen überlassen. Manche Leute tragen beim Prakti-zieren einen Umhang und Schmuck, doch ist dies nicht not-wendig.

Ebenso wenig müssen Sie vor dem Praktizieren von Magie Ent haltsamkeit üben. Wenn Sie möchten, können Sie natürlich, aber erforderlich ist es nicht.

Die in diesem Buch vorgestellte Art der Magie ist zum gro-ßen Teil praktischer Natur und auf den Umgang mit alltäg-lichen Problemen ausgerichtet. Dennoch sollten Sie sich vor dem Wirken eines wichtigen Zaubers, besonders wenn die-ser Ihre Mitmenschen betrifft, durch vorheriges Orakeln oder durch andere Methoden der Weissagung vergewissern, dass die Anwendung von Magie gerechtfertigt ist. Weitere Infor-mationen zu diesem Thema sowie entsprechende Techniken können Sie zum Beispiel in meinen Büchern Earth Power und Magical Herbalism nachlesen.

Sie sollten es sich zur Faustregel machen, nur dann für an dere zu zaubern, wenn Sie hierfür die ausdrückliche Er-laubnis der entsprechenden Person besitzen. Eine Möglichkeit zur Vermeidung diesbezüglicher Schwierigkeiten wäre zum Beispiel die Herstellung eines Geschenkes für jemand anderen

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in Form eines Kräutersäckchens oder anderen Objektes. Klä-ren Sie die Person dabei über Verwendungszweck und Natur Ihres Geschenkes auf, dann kann sie selbst entscheiden, ob die entsprechenden Schwingungen in ihrem Leben wirken sollen oder nicht.

Kräutermagie soll vor allem Spaß machen. Obwohl Sie so -wohl beim Beschwören von Kräutern als auch beim Visuali-sieren ernsthaft bei der Sache sein sollten, betrachten Sie nicht alle Aspekte der Kräutermagie mit übertriebener Ehrfurcht. Sie sollten sich dabei wohlfühlen.

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Grundsätze der Magiepraxis

1. Magie ist etwas Natürliches. 2. Niemand darf durch Magie zu Schaden kommen – auch nicht Sie selbst. 3. Magie funktioniert nicht ohne Arbeitsaufwand. Man erntet, was man sät. 4. Magie wirkt in aller Regel nicht sofort. Zauber brauchen Zeit, um wirksam zu werden. 5. Man sollte Magie nicht gegen Bezahlung praktizieren. 6. Magie sollte niemals im Scherz oder zur Profilierung der eigenen Person verwendet werden. 7. Magie darf zum persönlichen Nutzen eingesetzt werden, sofern dadurch niemand zu Schaden kommt. 8. Das Wirken von Magie ist eine göttliche Handlung. 9. Magie kann zur Selbstverteidigung dienen, darf jedoch nie als Angriffswaffe benutzt werden.10. Magie bedeutet Wissen – nicht nur Wissen um Metho- den und Gesetze, sondern auch um ihre Wirkung. Glau- ben Sie nicht nur, dass Magie wirkt, wissen Sie es!11. Magie ist Liebe. Magie sollte immer in liebevoller Ab- sicht gewirkt werden. In dem Moment, in dem sich Wut oder Hass in Ihre magische Arbeit einschleichen, haben Sie bereits die Grenze zu einer gefährlichen Welt überschrit- ten, die Sie letzten Endes vernichten wird.

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Rituale und Verfahrensweisen

Beschwörung der Kräuter

Kräuter können vor ihrer Verwendung durch einen Zauber beschworen werden. Die Beschwörung von Pflanzen har-monisiert die Schwingungen der Pflanzen, die zur Er füllung Ihres magischen Bedürfnisses eingesetzt werden sollen, mit der Schwin gungsenergie dieses Bedürfnisses. Dieser Prozess steigert die entsprechende Wirksamkeit der Kräuter.

Man kann sowohl einzelne Kräuter als auch Kräutermi-schungen beschwören, doch sollte man dies immer erst un-mittelbar vor deren Gebrauch tun. Wenn für einen Zauber meh re re Kräuter benötigt werden, können diese entweder alle gleichzeitig als Mischung beschworen werden oder jedes Kraut einzeln, während man es zur Mischung dazulegt.

Beim Sammeln einer Pflanze kann eine vorläufige Be-schwörung gleich an Ort und Stelle stattfinden. Dabei sollte beim Abschneiden einer Pflanze das Bedürfnis und die Rolle, die sie bei dessen Erfüllung spielen soll, hervorgehoben wer-den. Zum Beispiel:Ich pflücke dich, Rosmarin, Kraut der Sonne, zur Steigerung meiner geistigen Fähigkeiten und meiner Konzentration.

Auf diese Weise wird der Beschwörungsprozess schon ein-geleitet, wenn auch nur vorübergehend. An Zubehör für die Beschwörung oder Besprechung von Kräutern brauchen Sie

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lediglich eine einfache Holz- oder Keramikschale, zwei Ker-zenhalter und einen Vorrat an farbigen Kerzen.

Stellen Sie die Schale in die Mitte des Altars, und platzieren Sie die mit Kerzen der korrekten Farbe bestückten Kerzenhalter jeweils links und rechts davon (eine Liste von Farben und die ih-nen zugeordneten magischen Anwendungen finden Sie in Teil III dieses Buches). Lassen Sie die zu beschwörenden Kräuter noch in ihren Gefäßen, und arrangieren Sie diese im Kreis um die Schale.

Zünden Sie die Kerzen an, und machen Sie sich innerlich leer. Stellen Sie das Telefon ab, und verschließen Sie die Tür. Wenn Sie möchten, können Sie künstliches Licht ausschalten. Führen Sie Beschwörungen nur aus (und zaubern Sie generell überhaupt nur dann), wenn Sie allein sind und nicht gestört werden können.

Energetische Abstimmung

Füllen Sie die nötige Menge getrockneter Kräuter in die Schale. Sitzen oder stehen Sie ruhig da, und richten Sie Ihren Blick auf das gefüllte Gefäß. Erspüren Sie die in den Blättern, Blüten und Stengeln der Pflanzen verborgenen Schwingungen, und neh-men Sie wahr, wie diese aus der Pflanze herausströmen. Hell-sichtige Menschen sind in der Lage, zu sehen, wie die Schwin-gungen in verschiedener Form aus der Pflanze entweichen, zum Beispiel als scharfe Zackenlinien, träge fließende Spiralen oder als flammende Kometen. Beugen Sie sich über die Schale, und berühren Sie die Kräuter mit Ihrer Krafthand (siehe Glossar). Lassen Sie Ihre Hand einige Sekunden lang in dieser Stellung verharren. Verwenden Sie Ihre ganze Konzentration darauf, sich Ihr Bedürfnis bildhaft vor Augen zu führen.

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Anleitung zur Beschwörung

Fahren Sie mit den Fingern durch das Kraut. Visualisieren Sie weiterhin mit aller Kraft Ihr Bedürfnis, und schicken Sie dieses geistige Bild kraft Ihrer Gedanken in die Pflanze hinein. Füh-len Sie, wie die Pflanze über Ihre Fingerspitzen mit Energie aufgeladen wird. Wenn es Ihnen schwerfällt, das Bild Ihres Bedürfnisses vor Ihrem geistigen Auge zu halten, fassen Sie es in wenigen, einfachen Worten zusammen, und sprechen oder singen Sie diese vor sich hin, zum Beispiel:Schafgarbe, Schafgarbe, lass Liebe wachsen.

Sprechen Sie die Formel während des Ein- und Ausatmens unaufhörlich vor sich hin. Fühlen Sie, wie die Pflanze, wäh-rend Sie sie durch Ihre Finger gleiten lassen, die aus Ihren Fingerspitzen strömende Energie absorbiert.

Wenn Sie fühlen, dass die Pflanze so aufgeladen ist, dass Sie beim Berühren ein Prickeln oder Kribbeln bemerken (oder wenn der Vorgang der Energieübertragung Ihrem Empfinden nach abgeschlossen ist), ziehen Sie Ihre Hand zurück. Damit ist der Beschwörungsvorgang abgeschlossen.

Wenn einer Mischung noch weitere Pflanzen zugegeben werden sollen, legen Sie diese jeweils einzeln dazu, und be-schwören Sie die Mischung jedesmal aufs Neue.

Wenn Sie Kräuter beschwören möchten, die einzeln ver-wendet werden sollen, nehmen Sie das bereits beschworene Kraut aus der Schale, und reiben Sie es mit einem trockenen Tuch ab. Tauschen Sie die Kerzen gegen neue aus, deren Farbe dem neuen Kraut entspricht, und wiederholen Sie den Vor-gang.

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Zur Herstellung von Räucherwerk, Aufgüssen, Kräuter-säckchen, Ritualpuppen und dergleichen sollten bestimmte Kräuter, falls nötig, vor dem Beschwörungsvorgang gemahlen oder zerstoßen werden.

Zur Beschwörung von Wurzeln oder Zweigen halten Sie diese einfach, während Sie visualisieren und/oder Ihre Be-schwörungsformel sprechen, in Ihrer Krafthand, oder legen Sie sie zwischen die beiden Kerzen quer über die Schale.

Früher verstand man unter dem Begriff »Beschwörung« einen feierlichen Sprechgesang. Wenn Sie Ihren Bittgesang an die Kräuter beendet haben, sind diese einsatzbereit.

Natürlich ist die Beschwörung von Kräutern kein absolutes Muss, doch kann man dadurch bessere Ergebnisse erzielen. Ein kluger Kräuterkenner tut gut daran, Beschwörungen im-mer mit einzubeziehen.

Herstellung und Gebrauch von Ritualgegenständen und -zubehör

Die folgenden Absätze stellen die »Gebrauchsanleitung« für die Arbeit mit den in Teil II gelisteten Kräutern dar. Wenn im Text zum Beispiel steht, dass Sie »Rosmarin bei sich tragen oder mitführen« sollen, können Sie das Kraut dazu in einen Kräu terbeutel füllen. Diese Verfahrensweisen sind jedoch nicht in allen Fällen notwendig.

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Kräuterbeutel

Kräuter, die man bei sich trägt beziehungsweise die an bestimm-ten Stellen im Haus plaziert werden sollen (zum Beispiel über Türrahmen oder Fenstern), sollten in Kräuterbeutel ge füllt wer-den. Man versteht darunter einen kleinen, mit Kräu tern gefüll-ten Beutel oder ein Stück Stoff. In der Voodoo-Magie wird ein solches Objekt auch häufig als »Glücksbeutel« oder »Wurzelbeu-tel« bezeichnet. Kräuterbeutel sind ganz einfach herzustellen.

Verwenden Sie ein kleines (rechteckig, rund oder dreieckig zugeschnittenes) Stück Stoff in der richtigen Farbe. Filz zum Bei spiel ist einfach zu verarbeiten und relativ preisgünstig.

Geben Sie die beschworenen Kräuter (normalerweise nicht mehr als einen gehäuften Esslöffel) in die Mitte des ausgebrei-teten Materials. Nehmen Sie dann die Stoffenden, und binden Sie diese mittels einer Schnur oder eines Stücks Garn derselben Farbe mit einem Knoten zusammen. Während Sie das Garn verknoten, visualisieren Sie Ihr Bedürfnis so klar Sie können (oder, noch besser, Sie tun dies während des gesamten Vor-gangs). Machen Sie noch zwei weitere Knoten, und fertig ist Ihr Kräuterbeutel. Je kleiner der Beutel, desto leichter lässt er sich in Hosen- oder Jackentaschen verstauen. Beutel, die für den Gebrauch zu Hause bestimmt sind, dürfen ruhig größer sein, da man sie ja nicht mit sich herumträgt.

Magie-Puppen

Diese sind auch als »Voodoo-Puppen« bekannt, obwohl sie schon seit mindestens 4000 Jahren zu Magiezwecken einge-setzt werden und erst in jüngerer Zeit mit Voodoo in Verbin-

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dung gebracht worden sind. Obwohl man Magie-Puppen aus Wurzeln, Kartoffeln, Blei, Baumrinde, Papier und anderen Ma-terialien herstellen kann, werden sie zum Zwecke der Kräu ter-magie normalerweise aus Stoff und Kräutern gefertigt. Dabei repräsentiert die Puppe die Person, der ge holfen werden soll.

In den meisten Fällen werden Kräuter-Puppen zur Be-schleunigung von Heilungsprozessen, jedoch auch zur An-ziehung von Reichtum, Liebe und der Erfüllung anderer ma-gischer Bedürfnisse hergestellt. Dabei erzielen Sie die besten Ergebnisse, wenn die Puppe keine andere Person, sondern Sie selbst darstellt.

Die Herstellung ist ganz einfach: Zeichnen Sie grob den Um riß einer etwa 20 cm großen menschlichen Figur. Übertra-gen Sie den Umriss auf ein doppelt gefaltetes Stück Stoff der korrekten Farbe. Schneiden Sie dann die Figur aus, sodass Sie zwei identische Stoffstücke erhalten. Stecken Sie diese fest, und nähen Sie die beiden Stücke am Rand entlang zusammen. Wenn die Stoff-Puppe zu zwei Dritteln zusammengenäht ist, stopfen Sie sie mit den entsprechenden beschworenen Kräu-tern aus. Wenn ich zum Beispiel Unterstützung beim Ausku-rieren einer Erkältung brauchte, würde ich meine Puppe mit zerriebenen Eukalyptusblättern ausstopfen.

Halten Sie die fertige Puppe in Ihrer Krafthand, und visua-lisieren Sie Ihr Bedürfnis. Sprechen Sie in klaren Worten aus, dass Sie die Puppe angefertigt haben, damit sie Ihnen dabei hilft, gesund oder reich usw. zu werden. So wird die magische Kraft der Kräuter in der Puppe zur Manifestation Ihres Bedürf-nisses in Gang gesetzt. Eine mit Heilkräutern gefüllte Puppe stellt Sie selbst als einen Menschen »voller Gesundheit« dar.

Legen Sie die Puppe auf den Altar. Zünden Sie Kerzen der passenden Farbe an, und richten Sie Ihren Blick unverwandt

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auf die Puppe, während Sie sich im Geist Ihr Bedürfnis ver-gegenwärtigen. Wenn Ihre Puppe gerade nicht in Gebrauch ist, bewahren Sie sie an einem sicheren Platz auf. Wenn sie ihren Zweck erfüllt hat, trennen Sie den Stoff auf, nehmen die Kräuter heraus und vergraben Kräuter und Stoff in der Erde.

Kräuteraufgüsse/-tees

Der Kräuteraufguss war ursprünglich der Vorläufer des mit Hexen assoziierten Zaubertrankes. Man lässt die Kräuter dafür einfach in heißem Wasser ziehen.

Dabei sind jedoch ein paar Feinheiten zu berücksichtigen. Benutzen Sie zum Abkochen von Wasser oder zum Ziehen-lassen der Kräuter keinen Metallkochtopf, da dies die Zau-berkraft der Kräuter beeinträchtigt. Halten Sie während des Vorgangs den Deckel geschlossen, damit so wenig Dampf wie möglich entweicht. Und beschwören Sie alle verwende-ten Kräuter, bevor Sie sie mit dem heißen Wasser übergießen. Verwenden Sie pro Tasse Wasser einen Teelöffel getrockneten Krautes. Erhitzen Sie das Wasser, bis es anfängt zu kochen. Übergießen Sie die Kräuter, und decken Sie das Gefäß ab. Las-sen Sie das Ganze neun bis dreizehn Minuten lang ziehen. Dann die Flüssigkeit abseihen und abkühlen lassen. Ein sol-cher Kräuteraufguss kann als Tee getrunken, jedoch auch als Badezusatz verwendet, auf Möbel und Böden gerieben oder in die Haut einmassiert werden. Dass man aus giftigen Pflanzen niemals Aufgüsse herstellen sollte, versteht sich von selbst!

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Kräuterbäder

Kräuterbäder sind eine gängige Anwendung in der Kräuter-magie, da sie eine einfache Möglichkeit darstellen, die dem Kraut innewohnenden Kräfte auf den gesamten Körper wir-ken zu lassen.

Es gibt zwei Methoden: Erstens können Sie (unter Ver-wendung einer halben bis ganzen Tasse getrockneten und beschworenen Krautes) einen Kräuterbeutel aus Seihtuch fer-tigen und den gefüllten Beutel ins warme Badewasser geben.

Eine noch bessere Anwendungsmethode ist die Herstel-lung eines Kräuteraufgusses (siehe oben). Die abgeseihte Flüssig keit wird dann dem Badewasser zugesetzt.

Ätherische Öle können manchmal ebenfalls als Badezusatz dienen. In den meisten Fällen genügen bereits wenige Tropfen, eine Überdosierung kann zu Hautreizungen führen (eine Liste ätherischer Öle und ihrer magischen Wirkung finden Sie im Anhang in Teil III).

Kräuterbalsam

Balsam ist als altes Hilfsmittel in der Kräuterma gie und der Medizin bekannt; es ist ein Basisfett, dem gemahlene Kräuter und/oder Öle beigesetzt wurden. Ein gutes Beispiel hierfür finden Sie weiter hinten im Buch unter dem Pflanzeneintrag Malve. Früher wurde Balsam auf der Basis von Speck herge-stellt. Heutzutage wird dieser meist durch pflanzliche Fette ersetzt, was auf jeden Fall an genehmer riecht.

Vermengen Sie drei Esslöffel beschworenes, gemahlenes Kraut mit einer Tasse Speck oder Pflanzenfett. Kneten oder

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verrühren Sie, während Sie visualisieren, die Zutaten so lan-ge, bis alles gut vermengt ist. Füllen Sie das Ganze dann zur Aufbewahrung in einen luftdichten Behälter um.

Alternativ dazu kann man die Fettbasis auch auf schwacher Hitze zum Schmelzen bringen. Geben Sie die Kräuter in das geschmolzene Fett, und lassen Sie die Mischung etwa neun Minuten lang garen, so lange, bis das Kraut »gebraten« ist. Dann das Ganze umgießen und auskühlen lassen.

Es gibt eine dritte, noch einfachere Methode: Speck oder pflanzliches Fett schmelzen, einige Tropfen passenden ätheri-schen Öls dazugeben und abkühlen lassen.

Die Anwendung von Kräuterbalsam ist einfach: nur über die Pulspunkte des Körpers (wie zum Beispiel an der Innen-seite des Handgelenks, des Nackens und so weiter) einreiben. Auf diese Art hergestellter Balsam sollte luftdicht verschlossen und kühl gelagert werden.

Öle

Obwohl die Gewinnung von Ölen durch Dampfdestillation und andere Methoden extrem teuer ist, werden wir, dank des heutzutage breitgefächerten Angebots an im Handel erhältli-chen Aromatherapie- und synthetischen Ölen, weitgehend von diesen Kosten verschont. Viele sogenannten »Ätherischen Öle« werden in Wirklichkeit synthetisch hergestellt. Das spricht je-doch nicht gegen ihre Verwendung zu magischen Zwecken. Wenn sie angenehm duften, machen Sie ruhig Gebrauch da-von.

Zwar werden Ölessenzen in diesem Buch nicht besprochen, Sie finden jedoch im Anhang eine nach Verwendungszwecken geordnete Liste von Ölen sowie Bezugsadressen.

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Ätherische Öle sind vielseitig einsetzbar. Man kann sie auf die Haut auftragen, auf Kräuterbeutel und Ritual-Puppen träufeln, als Badezusatz benutzen, auf Räucherkohleblöcke träufeln und zur Einreibung von Wurzeln verwenden.

Räucherwerk

Die Mischung und Verwendung von Räucherwerk ist eine Kunst für sich. Im Grunde versteht man unter Räucherwerk jede beliebige Zusammenstellung aus Pflanzenmaterialien, die man, eventuell in Kombination mit ätherischen Ölen und ei-nem Basisstoff, vermischt und mittels Räucherkohle verbrennt oder verglühen lässt. (Diese Art von Räucherwerk wird als »roh« oder »granular« bezeichnet und in der Magie eher ein-gesetzt als beispielsweise Räucherstäbchen.)

Bei magischen Ritualen wird Räucherwerk während der Visualisation ausschließlich seiner Schwingungen wegen ver-brannt, doch kann man Räuchermischungen auch zum Be-räuchern der Umgebung einsetzen.

Denken Sie bei der Herstellung eigener Räucher mi schun-gen daran, dass »mehr« nicht unbedingt »besser« ist. Wenn in einem Rezept mehr als neun verschiedene Substanzen ange-geben sind, ist es wahrscheinlich zu kompliziert. Suchen Sie ein fach ein paar Pflanzen aus, die zu Ihrem Bedürfnis passen. Für eine Liebesmischung würde ich zum Beispiel Zitronenme-lisse, Kardamom, Zimt, Ingwer und Vanille wählen. Die Kräu-ter werden mit Mörser und Stößel puderfein zerstoßen und dann beschworen. Die so entstandene Mischung ist sofort verwendbar.

Zum Räuchern zünden Sie einen Räucherkohleblock (siehe Anhang & Tabellenteil) an und legen diesen in ein feuerfes-

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tes Gefäß. Dafür eignet sich ein Räucherfass genauso gut wie eine zur Hälfte mit Salz oder Sand gefüllte Schale. Streuen Sie wäh rend Ihres Zauberrituals alle paar Minuten etwas Räu-cher mischung auf die glühende Kohle. Bedenken Sie jedoch, dass es viele Pflanzen gibt, die normalerweise lieblich duften, jedoch ganz anders riechen, wenn sie verbrannt werden. Seien Sie also nicht überrascht, wenn Ihre Räucher mi schung nicht besonders angenehm duftet. Worauf es ankommt, sind die Schwingungen, nicht der Geruch.

Vier Universalzauber für jede Gelegenheit

Die hier erklärten Rituale sind so konzipiert, dass sie im-mer dann eingesetzt werden können, wenn andere Zauber entweder nicht möglich oder nicht gewünscht sind. Wie bei allen an deren Aspekten der Magie kann man die folgenden Anleitungen dem persönlichem Geschmack und den eigenen Vorstellungen ent sprechend variieren. In den meisten Fällen sollten die Rituale im Freien ausgeführt werden, doch mit et-was Planung lassen sie sich auch drinnen umsetzen.

Obwohl sie an die vier Elemente angelehnt sind, kann jedes der nachstehenden Rituale zur Verwirklichung jedes magischen Zieles eingesetzt werden – sowohl einzeln als auch in Verbin-dung mit anderen Zaubern*. Wenn es zum Beispiel mei ne Absicht wäre, einen neuen Liebespartner anzuziehen, könnte ich einen Kräuterbeutel bei mir tragen und die Kräuter dann in den schäu-menden Ozean werfen, wie es beim Was serzauber der Fall ist.

Denken Sie sich ruhig eigene Rituale aus, wenn Sie mit Kräutern arbeiten; das ist völlig in Ordnung, und ein Zauber kann durchaus maßgeschneidert sein.

* Siehe Earth Power, Scott Cunningham, Llewellyn Publications, 1983.

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Der Erdzauber

Geben Sie die passenden Kräuter in eine Tasche, und bringen Sie sie zu einer unberührten Stelle in freier Natur. Graben Sie mit den Händen ein kleines Loch in die Erde, und leeren Sie die Kräuter hinein. Konzentrieren Sie sich auf die Visualisie-rung Ihres Bedürfnises. Füllen Sie das Loch wieder zu, und verlassen Sie die Stelle. Fertig.

Der Luftzauber

Stehen Sie an einer freien Stelle auf der Spitze eines Hügels oder Berges, weit weg von hohen Bäumen, Gebäuden und an-deren Hügeln. Halten Sie die entsprechenden, beschworenen Kräuter in Ihrer Krafthand. Wenden Sie sich nach Norden, und pusten Sie einen Teil der Kräuter von der Hand in diese Rich-tung. Wenden Sie sich gen Osten, und wiederholen Sie den Vorgang, dann dasselbe gen Süden. Wenn Sie sich nach Wes-ten wenden, pusten Sie kräftig alle noch übrigen Kräuter von Ihrer Hand. Visualisieren Sie währenddessen ununterbrochen Ihr Bedürfnis, und fassen Sie es, wenn Sie möchten, in Worte.

Der Feuerzauber

Notieren Sie Ihr Bedürfnis auf einen Zettel, oder malen Sie es als Symbol auf. Schneiden Sie das Papier auf die Form eines Dreieckes zu. Während Sie Ihr Bedürfnis visualisieren, legen Sie die passenden, beschworenen Kräuter auf die Mitte des Papiers, und zerknüllen Sie es so, dass die Kräuter fest »ein-gepackt« sind. Wenn Sie möchten, können Sie das Paket mit ätherischem Öl einreiben.

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Entfachen Sie, entweder in einem Erdloch in freier Natur oder in einem Kamin, ein offenes Feuer. Werfen Sie das Kräuter-päckchen hinein. Sobald es mit den Flammen in Berührung kommt, konzentrieren Sie sich mit aller Kraft auf die Visua-lisierung Ihres Bedürfnisses, so lange, bis das Päckchen von den Flammen verzehrt worden ist.

Der Wasserzauber

Bringen Sie die passenden, beschworenen Kräuter an einen Fluss, eine Quelle, einen See oder einen Strand. Halten Sie sie fest in Ihrer Krafthand, und vergegenwärtigen Sie sich im Geist das Bild Ihres Bedürfnisses. Dann streuen Sie die Kräuter mit einer ausladenden, halbkreisförmigen Bewegung auf die Wasseroberfläche. Damit ist die magische Kraft der Kräuter freigesetzt.