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seconds GESUND BLEIBEN „An apple a day keeps the doctor away” ist ein kluges Sprichwort, bleibt für Viele aber ein frommer Wunsch. Krankheiten bestimmen und verändern unser Leben. Trotzdem gibt es viele Möglichkeiten, sie zu beeinflussen, ihnen vorzubeugen und mit ihnen zu leben. MEDIALES KrANKSEIN Ab 35 Jahren baut der Körper erwiese- nermaßen ab. Und ab da beginnt auch die mediale Dauerberieselung mit Bot- schaften wie „Ich bin 40 und fühle mich jung, denn ich habe die Kraft der zwei Herzen!“ Ein gutes Ge- schäft für Einige, für die Meis- ten. aber ein schlechter Rat. KörpErwAhrNEhMUNG Ein gesundes Gleichgewicht im Zusam- menspiel zwischen Körper, Seele und Geist zu finden, fängt schon bei der Körperwahrnehmung an. Wir haben uns auf die Suche gemacht…. ABO-GEwINNSpIEL Kein Einkaufsstress und immer auf der Höhe der Zeit? Seconds bietet einen Aboservice für 25 EUR, Diesmal mit Verlosung. szene, kulturen, temperamente Ihr Stadtjournal für die Kölner Region Foto@Tobias baur Nov. IHR KÖLNER STADTJOURNAL IM ZEITSCHRIFTEN- HANDEL 2. Jahrgang Ausgabe 11 - November 12 Ausgabepreis 2,00 € Mit Bonn-Special und Leverkusen-Special Was dazu gehört und was wir dafür tun können 2,00 EUR Stadtausgabe Köln FLAMMABLE TEMPERAMENTE 4 4 4 4 SPONTANEOUS CULTURE SCENE DANGEROUS Fettes ABO-Gewinn- spiel Gesundheit! seconds.de

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Stadtjournal, Stadtmagazin, koeln, bonn

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GESUND BLEIBEN„An apple a day keeps the doctoraway” ist ein kluges Sprichwort, bleibtfür Viele aber ein frommer Wunsch.Krankheiten bestimmen und verändernunser Leben. Trotzdem gibt es vieleMöglichkeiten, sie zu beeinflussen,ihnen vorzubeugen und mit ihnen zuleben.

MEDIALES KrANKSEINAb 35 Jahren baut der Körper erwiese-nermaßen ab. Und ab da beginnt auchdie mediale Dauerberieselung mit Bot-schaften wie „Ich bin 40 und fühlemich jung, denn ich habe die Kraft derzwei Herzen!“ Ein gutes Ge-schäft für Einige, für die Meis-ten. aber ein schlechter Rat.

KörpErwAhrNEhMUNGEin gesundes Gleichgewicht im Zusam-menspiel zwischen Körper, Seele undGeist zu finden, fängt schon bei derKörperwahrnehmung an. Wir habenuns auf die Suche gemacht….

ABO-GEwINNSpIELKein Einkaufsstress und immer aufder Höhe der Zeit? Seconds bieteteinen Aboservice für 25 EUR, Diesmal mit Verlosung.

szene, kulturen, temperamente

Ihr Stadtjournal für die Kölner Region

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IHR KÖLNER STADTJOURNAL

IM ZEITSCHRIFTEN-HANDEL

2. JahrgangAusgabe 11 - November 12Ausgabepreis 2,00 €

Mit Bonn-Special und Leverkusen-Special

Was dazu gehört und was wir dafür tun können

2,00

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Aus den Inhalten

wege zur GelassenheitEin Portrait des Buches von PeterLauster aus Köln:“Wege zur Gelas-senheit“

Schwachen Muskeln denKampf ansagenEMS Methode ersetzt Krafttraining

Depress to goVon der Wärme trauriger Geschichten

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edit Seconds goes to Media – Wir bedanken uns für die vielen Anfragen zu un-seren Interviews. Ein Monatsjournal hat eine nicht wegzudenkende Schwäche:die Terminlage. Um den Leseranfragen nachzukommen, werden wir ab Novem-ber unsere aktuellen Interviews zeitgleich online stellen.

Überregionale Themen, die wir ja größtenteils nur lokal präsentieren können,werden ebenfalls als Bericht auf unserer Website veröffentlicht. Somit könnenauch Leser von außerhalb mitbekommen, wie viel in Köln und Umgebung eigentlich los ist.

wIr VErABSChIEDEN

unsere Autorin, Merle Ullrich ins Volontariat

Sie hat aufgrund des Praktikums bei unsein dreijähriges Volontariat bei der Osnabrücker Zeitung bekommen.Wir wünschen alles Gute!Die Redaktion

seco

nds Momentaufnahmen

Stadteine

r

Temperamente Lebensraum Kulturzirkus Urban Art

02 | Inhalt secondsszene, kulturen, temperamente

Lebendiger Treff aller GenerationBürgerzentrum Deutz: durchdachtesKonzept bis ins Detail

Dauerprüfung Studium

Ladeneröffnung bei derpädagogischen werkstatt

haben SchmetterlingeADhS?

CouchpotatoesEin Plädoyer für den Sport

Catering mit regionalemBezugDie Zukunft der Schulverpflegung

Narren. Künstler. heilige.Mutige Grenzgänger zwischen denWelten

Gesundes EssenMittagstisch für Jedermann

ACTION!KIDZKinder helfen Kindern

Street GalleryDürener Straße wird zur Kunstmeile

In 10 Minuten zum neuen Job 

Gründer in Köln

Köln Hauptbahnhof, Flughafen Köln-Bonn, Presse Ludwig, Buchhandlung König, Bonn,

Leverkusen, Hürth, Frechen, Brühl, Bergheim, Siegburg, Zeitschriftenfachhandel, Buch-

handlungen, LOTTO-TOTTO, Tankstellenund in der Redaktion!

Hier gibt es uns:

WIR SUCHENVertriebler und Verlagspraktikaten

[email protected]

www.seconds.de

Gehörlose und nichthö-rende Kinder drehen ge-meinsam einen FilmKönnen Geörlose besser sehen?

Cinepänz

The FixxBack to EuropeCy Curnin im Interview

pArKAGanz normale Jungs - Interview

Joan ArmatradingVerlosung des neuen Albums

Musikschnipsel

VIZAIm Interview

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Gesundheit! Wünschen wir uns gegenseitig immerwieder und meinen damit ganz selbstverständlichdas körperlich Genesen. Fassen wir den Begriff malweiter und sehen, wie wir leben und was wir an-stellen, um gesund zu bleiben, ergeben sich er-staunliche Perspektiven. Im November folgen wirPeter Lausters „Wegen zur Gelassenheit“, küm-mern uns um das Gleichgewicht von Körper, Geistund Seele, von Bewegung und Entspannung – aberauch zwischen den Generationen im Deutzer„Haus der sozialen Gesundheit“. Wir fragen, wasOrdnung und Unordnung mit Gesundheit verbin-det, was quirlige Kinder und behäbige Behördendafür tun. Wir spannen den Bogen vom neu ent-deckten Mittagstisch über Couchpotatoes und Job-Speed-Dating bis zum Apfellehrgang.

Die Musikredaktion hat The Fixx auf ihrer Zurück-in-Europa-Tour getroffen, mit Cy Curnin geplau-dert, die deutsche Indy-Rockband PARKAinterviewt und mit VIZA, der etwas anderen ame-rikanischen Rockband, gesprochen. Wie immer gibtes CDs zu gewinnen und geben Veranstaltungs-tipps.

Viel Spaß beim Lesen!

Biolance Originell Film Musik

Etwas Gesundheit ab und zu ist das beste Heilmittel desKranken (Friedrich Nietzsche)

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CULTURESCENEDANGEROUS November | 03

Entdecke nicht zumhundertsten Mal Dein Veedel - sondern entdecke das Leben

ApfellehrgangDas süß-saure paradiesische Obst

Vorbeugen ist besser alsheilen

Nationales Zentrum fürfrühe hilfenAktionsprogramm der BZgA

Extreme Sportler

Bonn

Leverkusen

LadenhüterOriginale im Veedel

Duo OhNE rOLF

Impressum/Abo-wichteln

04 | Temperamente secondsszene, kulturen, temperamente

Ein Portrait des Buches „Wege zur Gelassenheit“ vom Kölner Autor Peter Lauster.

VON ANDrEAS BASTIAN

Die Alarmglocken haben schon lange ge-läutet, wenn Stress körperliche und see-lische Symptome hervorbringt. GuteRatschläge, Weisheiten ebnen einenWeg, der mit allerlei Baustellen versehenist.

Es ist eine ständige Suche nach derMitte, die uns Kraft und Ruhe gibt. Dau-ernd werden wir aus der Bahn geworfen,immer wieder geschehen unvorherseh-bare Dinge, mit denen wir nicht rechnen.Mal sind die Kollegen krank, manchmalhalsen wir uns einfach zu viel auf. DasLeben wird von jeder Menge, auch unbe-rechenbaren und chaotischen, Faktorenbestimmt.

Wenn wir dann irgendwann völlig über-spannt sind, kommt es zu dauerhaftenErscheinungen, die uns seelisch wie psy-chisch in die Ecke drängen. Der Körpersendet zahlreiche Signale, die wir alsKopfmenschen natürlich völlig verdrän-gen können. Es fängt mit leichten Kopf-schmerzen an, geht über Muskel-verspannungen bis hin zu Magenproble-men. Und für alles haben wir ein Mittel-chen in der Hausapotheke. Verdrängen wird zum Sport, und esmacht unsere Welt viel extremer, als sieeigentlich ist. Es folgen Wahrnehmungs-verzerrungen, wir sind leichter gereizt,fühlen uns bedrängt durch Gespräche, ei-gentlich einfache Entscheidungen fallenimmer schwerer. Wir können uns immerschlechter konzentrieren, verlieren dieLust, uns zu bewegen. Der Körper rea-giert, gibt immer deutlichere Zeichen desRaubbaus.

Das Gehirn ist in der Lage, bei völligerÜberlastung Muskeln abzuschalten,ohne dass wir es mitbekommen. Zuerstsind oft die Oberschenkelmuskulatur unddie Schulterpartien betroffen. Der Körpererschlafft, so sehr wir uns als Kopfmen-schen auch dagegen wehren.

Peter Lausters Buch „Wege zur Gelas-senheit“ beschert einem viele unbe-schwerte Lesestunden. Die Gelassenheitdes Autors überträgt sich auf den Leser.Gelassenheit ist ein Zustand, an dessenExistenz der Mensch erst wieder erinnertwerden muss, eine Stimmung des Ge-müts, die wir als Kinder so oft erfahrenhaben, wenn wir selbstvergessen mit unsund der Welt um uns herum beschäftigtwaren. Glücksgefühle, Erwachen, Ent-spannen, Liebe, Gelassenheit – Begriffeaus der Wunschkiste unseres Erwachse-nen-Alltags. „Mensch, ich wollte michdoch in meinen Sessel setzen und maldas Buch zu Ende lesen oder endlich denGarten in Ordnung bringen, Freunde tref-fen.“ Es sind die einfachen und leichtenDinge die wir brauchen, um unsererStimmung einen Ruck zu geben. Statt-dessen immer derselbe Trott.

Wir belegen Tai-Chi-Kurse, meditieren

oder joggen, gehen in uns, ändern die Er-nährung und die Alltagsbedingungen. Esfällt sofort auf, wenn ein Ungleichge-wicht besteht. Unser Körper braucht Ven-tile, damit ein Druckausgleich stattfindet,er durchlebt ständige Umstellungspha-sen: Schlaf, Wachsein, Müdigkeit, Hunger,Durst, Stoffwechselveränderungen mitÜber- und Unterzuckerung – unser Kör-per ist ein richtiges Abenteuer. Und diekörperliche Balance ist wichtig, um Ge-lassenheit erfahren zu können.In seinem Buch zeigt sich Peter Lausterals kundiger und behutsamer Reisefüh-rer. Die Lektüre ist inspirativ, Selbstver-ständlichkeiten finden hier wieder Platz.Ein typischer Rat: Wer abschalten kann,sollte dies regelmäßig tun: sich Bäumevorstellen, einen stillen See, summendeGrillen oder eine leichte warme Brise, diedurch das Haar weht. Diese spielerische Verträumtheit, dieTagträumerei der Kindheit, verliert sichoft im Laufe des Lebens. Die Sinnesreizeeiner Millionenstadt, Lärm, Enge undZeitdruck lassen wenig Platz für Entspan-nungsübungen. Wir müssen wieder ler-nen, zu träumen.

Komplexe Gefühlswelt 

Wohlfühlgedanken sind nicht so einfachaus dem Hut zu zaubern und ein intaktesPrivatleben ist ebenso wichtig wie einklarer Standpunkt zu den Dingen. Mei-nungen ändern sich ständig, genausowie der gesellschaftliche Wandel in demeinen Jahrzehnt Tabus hervorbringt, dieim nächsten wieder vergessen sind. PeterLauster versteht es, Selbsterkenntnis zuvermitteln. Dabei geht er systematischvor: In den Eingangskapiteln "Gelassen-heit entsteht durch Loslassen" und "Ge-lassenes Denken" werden vor allemtheoretische Grundlagen gelegt. DerKernsatz lautet: "Gelassenheit ist derAusdruck seelischer Gesundheit." DerAutor geht dabei von einem ganzheitli-chen Konzept aus, welches das Zusam-menspiel von Körper, Geist und Seelebeinhaltet. Er macht deutlich, wie schweres ist, Rationalität und Emotionalität,Verstand und Gefühle ins Gleichgewichtzu bringen.

Besonders die Verlustangst diktiert unseralltägliches Denken und Handeln. Ob Ar-beit oder Lebenspartner, Freundeskreisoder der ständigen Kampf um Anerken-nung. In unserem Gespräch mit Peter Lausterantwortet er auf unsere Frage, ob wirnicht alle zu viele Bindungsschwierigkei-ten haben, um Gelassenheit zu erfahren:“Die Frage ist, an wen oder was undwarum soll ich mich binden. Im Loslas-sen von Bindungen entsteht die Balancefür Gelassenheit.“

Selbstbestimmung

Die moderne Zeit scheint eine immergrößer werdende Medienabhängigkeithervorzubringen, es vergeht kaum eine

Stunde, in der nicht irgendein Mediumeine Rolle gespielt hat. E-Mails und SMSbeeinflussen unser Tagesgeschehen be-sonders. Nachrichten, die früher Stundenzur Verbreitung benötigten, verbreitensich heute in Sekunden. Ergänzt durchBlogs und Communities, in denen Nach-richten ausdiskutiert werden können. Wirneigen heute immer mehr dazu, inimmer kürzeren Zeitabständen Entschei-dungen zu treffen. Immer mehr Nach-richten fordern immer mehrEntscheidungen, die wir oft treffen, ohnezu wissen, ob die Nachrichten richtigoder falsch sind. Das Netz kann dieNachrichten nicht überprüfen. Und egal,wie schnell das Netzwerk ist, „die grund-legenden Probleme des Menschen blei-ben immer die Gleichen,“ so Lauster.

Der Mensch verändert sich langsamer.Die Illusion der Freiheit durch das Inter-net, das Analoge digital erleben zu kön-nen, zaubert keine Gerüche oderGeräusche, Blicke und Erlebnisse. Com-munities setzen uns gesellschaftlicheGrenzen. Wir können eben nicht so, wiewir eigentlich wollen würden, denn wirfühlen uns beobachtet. Die Familienfotossind für die ganze Welt sichtbar, alsowird gedreht, gefeilt und gesponnen, dieWahrheit verbogen. Auf unsere Frage ob,uns diese Zwänge nicht ganz gewaltigdavon abhalten, die Welt wirklich zu ent-decken, sagt Lauster: „Es ist leider so,dass Lebens- und Gesellschaftslügen unsdaran hindern, selbst zu entdecken. AusFremdbestimmung sollte also Selbstbe-stimmung werden.“

Von der Selbstbestimmung als aufrechter

Mensch fühlen wir uns oft Lichtjahre ent-fernt, trotzdem besitzt dieses eigeneReich eigentlich jeder von uns: wenn wirsagen „jetzt nicht“ oder „nicht so“. DieEntscheidung, „nein“ zu sagen, ist ge-nauso schwer oder einfach wie „ja“ zusagen.

Einfach klare Kommunikation 

Zur Frage, ob geradeaus nicht der besteWeg sei, mal Dampf abzulassen meintLauster: „Besser wäre, ein ausgegliche-nes und konfliktfreies Leben zu leben, sodass man keinen "Dampf ablassen"muss. Wenn es aber notwendig ist, dannbesser "geradeaus" anstatt Emotionenzu verdrängen.

Viele äußere Faktoren behindern die Fä-higkeit, Gelassenheit wahrzunehmenund wir hängen irgendwo da mitten drin.Peter Lausters Buch kann zwar kein Pa-tentrezept zur Gelassenheit liefern, son-dern nur die einzelnen Zutaten. Aber beirichtiger Anwendung wird sich dann - dieganz eigene - Gelassenheit einstellen.

Temperamen

teoder wie finde ich meine Mitte?

Wege zur Gelassenheit

Foto@Peter Lauster

rororoTaschenbuch, 208 S.01.08.20077,99 €978-3-499-62039-3

VON CLAUDIA SAAR

„Wir haben gelernt, Schmerzen anzunehmen. Aberwann lernen wir, sie wieder loszulassen?“ „Dietraurigste Geschichte der Welt“ ist der Untertitel derGraphic Novel ‚Immy and the city – Depresso to go’von Mimi Welldirty. Die Kölner Autorin, außerdemauch Sprecherin und Texterin, beschreibt darin Ein-samkeit, Ziel- und Sinnlosigkeit eines Lebens, daseinen lebt und nicht erlebt wird. Nachdem viele Ver-lage mit der Begründung ablehnten, es sei ‚nicht le-bensfroh genug’, fand sich 2010 einer und das Buchviele Leser.

Die wenigen Sätze unter den sparsam coloriertenund doch sehr filmischen Bildern sind Prosaminia-turen, die an vertraute Songs erinnern. Immy ist eineHeldin in einer Welt, die zum Verzweifeln ist oderabsurde Abgründe bietet - flächig gezeichnet. Die

Protagonistin liebte den 2003 verstorbenenSongwriter Elliot Smith, und ein phantasiertes Tele-fonat mit dem vermeintlich einzigen verbliebenenFreund endet mit einer Antwort, die nie ankommt.Sie spricht mit sich selbst als Kind, der Trost und dieRührung wird in graphischen Bildern weitaus direk-ter spürbar als es eine Beschreibung in einemSelbsthilferatgeber vermag. Es ist ein warmes, char-mantes und liebesvolles Buch. Man möchte sie unddamit sich selbst trösten.

Depressionen sind doch kein Grund traurig zu sein

Auch Kathrin Weßling wollte ausdrücklich dasThema Depression anders verarbeiten als die beste-henden Ratgeber oder selbstanalytischen intellek

tuellen Innenschauen. Mit ‚Drüber leben’ – Depres-sionen sind doch kein Grund traurig zu sein“, ver-dichtet sie die Geschichte ihrer eigenen Erfahrungin der Person von Ida Schaumann - und ihrem Auf-enthalt in einer psychiatrischen Klinik. Sie schreibtin treibendem, rastlosem Rhythmus, der sich umWörter dreht und von Wiederholungen lebt - wieman ihn in Poetry Slams hört und dort ist die Auto-rin und Texterin auch zu Hause. Die Sätze schraubensich in den Kopf, man kommt ihr nahe, sehr nahe –es gibt auch Augenzwinkern, Ironie und Sarkasmus,sehr viel Sarkasmus, den Ida Mitpatienten und derTherapeutin um die Ohren wirft. Das Gedankenka-russell fährt im Kreis, wenn sie schreibt, „manmüsse endlich lernen aufzuhören anzufangen undanzufangen aufzuhören“. Auch hier ist die gewählteForm in besonderem Maße ihr eigener Inhalt, wenn

Anfang und Schluss als solcher nur zu erkennensind, weil ein Buch nunmal nummerierte Seiten hat.

Beide Autorinnen bloggen. Wo Mimy Welldirty inihrem Blog die Suche nach einem Verlag dokumen-tierte, nachdem sie die Short Graphic Novel nachlangen Nächten beendet hatte, begann KathrinWeßling online, bevor die Idee geboren war, darauseinen gedruckten Roman zu machen.

Beiden ist es auf einzige Art gelungen, die vermit-telte Hoffnung weiterzugehen, auch wenn manmanchmal nicht weiß, ob man ins Dunkle oder Helletappt. Das Leben eben leben. Das haben beide Au-torinnen auf ihre Weise zu Papier gebracht.

Mimi Welldirty: Immy and the City. Depresso to go, 128 Seiten, Atrium, 14,90 €http://immyandthecity.tumblr.com

Kathrin Weßling: Drüberleben320 Seiten, Goldmann Verlag 16,99 €http://drueberleben.wordpress.com/

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EMS-Methode ersetzt Krafttraining

Schwachen Muskeln mit Strom den Kampfansagen

VON ANNE SIEBERTZ

Dass starke Muskeln und kontinuierliches Training wichtigsind, hat sich in den letzten Jahren herumgesprochen. Den-noch ist Krafttraining im Fitnessstudio nicht JedermannsSache. Eine effektivere Methode verspricht das ‚Zentrumfür Körperformen’ in pulheim mit dem Slogan: „Fit in 20 Mi-nuten pro woche“. Seconds hat den praxistest gemacht, umherauszufinden, wie das funktionieren soll. 

Von außen lädt das schmucklose Gebäude mit den schmalen Fenster-schlitzen nicht gerade ein. Nur wer mutig seine Nase an die Scheibepresst, erhält Einblick in ein geräumiges, jedoch fast kahles Ladenlokal.Im hinteren Bereich sind zwei technisch anmutende Säulen mit einerInstrumententafel und einer Art Lenkstange auszumachen. Die grün-braune Aufschrift „Körperformen – bewegen gegen den Strom“ aufder Wand wirft mehr Fragen auf als sie beantwortet. Kaum vorstellbar,dass man hier mit 20 Minuten Training pro Woche ein mehrstündigesKrafttraining ersetzen kann.

Erklärungsbedürftiges Muskeltraining

Stephan Türk, Inhaber von ‚Körperformen’, nimmt sich viel Zeit für Er-klärungen. Der Diplom-Sportlehrer weiß, dass sein Trainingsangebotin der futuristischen Atmosphäre nicht leicht zu verstehen ist. Auchdie Erwähnung von Strom im Zusammenhang mit Muskelaufbau wirkefür viele eher abschreckend, sagt er.

Doch was passiert dort genau? ‚Körperformen’ arbeite nach der EMS-Methode, erklärt er, eine elektromuskuläre Stimulation. Dabei werdenüber 90 Prozent der Muskelfasern gleichzeitig kontrahiert. Anders alsbeim normalen Krafttraining, das er zwölf Jahre lang betreut hat, wer-den mit EMS tiefer liegende Muskeln angesprochen, die ansonstennur schwer erreicht werden. Zum Beispiel der Beckenboden, ein leidi-ges Thema für viele Frauen. Das Zauberwort heißt Strom, aus anderenAnwendungsgebieten wie der Physiotherapie, der Medizin und demLeistungssport auch bekannt als Reizstrom. Dessen Wirkung wird be-sonders in den Körperbereichen unterstützt, die zum großen Teil ausWasser, einer gut leitenden Materie, bestehen. Also bei 70 bis 80 Pro-zent des Körpers.

Die Muskelaktivierung mit Strom gibt es schon seit den 1950er Jahren.In der Sowjetunion wurde sie bei Olympioniken eingesetzt: Nach har-tem Training wurde ihnen ein mit Elektroden versehener Schwammauf die beanspruchte Muskulatur gelegt. Das Ziel der stoffwechselan-regenden Methode war, für eine schnellere Regeneration der Athletenmit Hilfe einer niedrigen Spannung zu sorgen. „Auch heute ist dieReizstrommethode im Leistungssport gang und gäbe“, erklärt derSportlehrer – „die Klitschkos, die Fußballnationalmannschaft und dieSkispringer setzen sie schon lange ein.“

Im Breitensport ist es der Faktor Zeit, der das Training interessantmacht. Statt der wöchentlich zwei bis drei Trainingseinheiten, die für

wirksamen Muskelaufbau erforderlich wären, reicht eine Trainingsein-heit von 20 Minuten pro Woche mit der EMS-Methode aus, um denStoffwechsel anzuschieben, die Durchblutung anzuregen und ausschwachen starke Muskeln zu machen. Schön und gut, doch wie solldas mit den beiden Hightec-Säulen funktionieren?

Erst der praxistest gibt Aufschluss

Stephan Türk hat als studierter Sportlehrer und Biologe ein umfang-reiches Fachwissen. Zur Vermittlung bedient er sich gerne anschauli-cher Vergleiche wie etwa der Aussage, dass wir eigentlich wie beimAuto einen Körper-TÜV zur Prävention von Diabetes, Adipositas undBluthochdruck bräuchten. Oder dass muskelaufbauendes Training ei-gentlich eine lebenslange Körperhygiene sei, vergleichbar mit demZähneputzen. Zum Training sagt er jedoch: „Dazu kann ich höchstensdie Abläufe erklären, man muss es einfach selbst ausprobieren.“ Ge-sagt, getan.

Ich ziehe also die zur Verfügung gestellte schwarze Trainingswäschean, und Stephan Türk legt mir mit lauwarmem Wasser benetzte Arm-und Beinmanschetten an. Schließlich noch eine Ganzkörperweste undeinen Beckengurt. Dann werden die Elektroden angeschlossen, undich fühle mich wie in einem Korsett. Dann geht es los. „Wir werdenzuerst die so genannten „Gutfühlwerte“ einstellen“, erklärt Türk. Dazuschließt er mich mit einem Kabel an die Hightec-Säule an. Nun legtmein „Personal Trainer“ nacheinander leichte Stromreize an: zuerstauf die Oberschenkel, dann das Gesäß, die Seiten, Brust und schließlich

die Arme. Es kribbelt, zuerst leicht, später im ganzen Körper. Aber mangewöhnt sich schnell daran. Türk reguliert so lange, bis ich Stopp sage.Dann geht es los: 20 Minuten lang „bewegen gegen den Strom“.Nun kommt auch die Hightec-Säule ins Spiel. Eine blaue Lichtlaufleistezeigt an, wann ich die Muskeln anspannen muss. Dann fließt ein leich-ter, doch spürbarer Stromimpuls durch den Körper und ich mache zeit-gleich zusammen mit Stephan Türk Übungen. Arme beugen, in denAusfallschritt gehen, die Ellenbogen zusammenführen. Auf das Lichtachten, anspannen, ausatmen, entspannen. Genau 20 Minuten langtrainieren wir, dann heißt es: „Noch vier-, drei-, zwei-, einmal – undfertig!“ Als ich das Ganzkörpertrainingsgerät abnehme, fühle ich michleicht wie eine Feder. Meine Muskeln zittern ein wenig, denn es warrichtig anstrengend. Aber meine Durchblutung ist kräftig in Schwunggekommen.

„In zwei Tagen werden Sie richtigen Muskelkater haben“, verrät Türk,„aber daran merken Sie, wie untrainiert bestimmte Muskelgruppensind.“ Und der Preis? Nicht gerade billig, dafür aber personalintensiv,denn der Profi-Sportlehrer steht einem die ganze Zeit zur Seite. DenPreis für starke Muskeln muss man dann anderswo einsparen. Viel-leicht beim Fastfood? Ein kostenloses Probetraining lohnt sich aufjeden Fall.

Körperformen – Bewegen gegen den StromJohannisstraße 9050259 PulheimTel. 02238/ 84 53 730 - www.körperformen.com

Einen ‚Depresso to go’ drüberleben

Von der Wärme trauriger Geschichten

06 | Lebensraum secondsszene, kulturen, temperamente

VON ANNE SIEBERTZ

Enge Gassen, Einbahnstraßen, unerwünschte richtungspfeile: wer sichmotorisiert ins rechtsrheinische Deutz begibt, mag schnell vor der Un-übersichtlichkeit des Straßengewirrs zurückschrecken. Anders ist es,wenn man mitten in Deutz das Bürgerzentrum an der Tempelstraße be-tritt. Dort empfängt den Besucher nach einem umfangreichen Umbaueine klare Navigationsstruktur durch das dreistöckige Gebäude. Eindeu-tig  beschriftete  wandtafeln  unterstützt  durch  ebenso  klare  pikto-gramme weisen den weg. Orientierung wird im Bürgerzentrum Deutz,einem lebendigen haus für alle Generationen und Stadtteilbewohnergroßgeschrieben. Jung und Alt, Menschen mit und ohne Behinderung,Familien, Künstler und Beratungssuchende treffen dort zusammen. DieFülle der passgenauen Angebote für jede Zielgruppe macht es zu einem„haus der sozialen Gesundheit“. 

Früher war das Bürgerzentrum Deutz ein ganz normales Jugendzentrum und Bürger-haus. Ein durchdachter Umbau hat es in ein innovatives Mehrgenerationenhaus ver-wandelt. Einer, der von dem neuen Konzept vollkommen überzeugt ist, ist derSozialpädagoge Tobias Kempf. Mit Begeisterung zeigt er Besuchern das ‚neue’ Haus’,ist stolz auf jedes noch so kleine Detail des Umbaus zu einem Integrationszentrum.Die Leitung des Hauses übernahm er vor gut einem Jahr, nachdem er dort zuvor alsStellvertreter des langjährigen Leiters Klaus Wyschka gearbeitet hat. Die vielen kleinen Besonderheiten, die die Stadt Köln bewogen haben, in dieses in-novative Konzept zu investieren, haben es tatsächlich in sich. Das beginnt schonbeim Eingang: Gut sichtbar und in rollstuhlgerechter Höhe findet sich neben den Türein großer Tastschalter mit der Aufschrift „Türöffner“. Menschen mit Einschränkun-gen jeglicher Art können damit die Eingangstür leicht und barrierefrei öffnen. Dochdamit nicht genug: kaum wahrnehmen wird der Besucher den nur wenig ansteigen-den Bürgersteigbereich vor dem Zentrum. Durch eine geschickte Aufpflasterung desgesamten Plateaus konnte die Anlage einer zwar barrierefreien, aber allzu plakativenRampe zur Überbrückung des geringen Niveauunterschieds vermieden werden.

Anheimelnde Atmosphäre im ‚Buerger’z’

Der Gastronomiebereich im Erdgeschoss mit dem passenden Namen ‚Buerger’z’nimmt den Gast sogleich mit seiner Gemütlichkeit ein: die weinrote Bestuhlung passtperfekt zu den gedeckten Farben der Nussbaumtische. Doch nicht nur der äußerlicheRahmen besticht, sondern auch das gastronomische Konzept. „Wir wollten einen so-zialen Mittagstisch anbieten. Deswegen bieten wir hier ein komplettes dreigängigesMittagsmenü schon für unter fünf Euro“, schwärmt Kempf. Und das bedeutet: einetäglich wechselnde Auswahl aus drei Menüs mit Vorsuppe, frischem Salat und Haupt-gericht mit Fleisch, Fisch oder vegetarischen Zutaten. Dienstags und donnerstagsmittags „brummt“ es in dem gemütlichen Speisebereich, denn dann ist Schnitzel-oder Bratentag. „Anfangs waren wir stolz, 15 Schnitzel zu verkaufen“, sagt Kempf– „und nachdem wir eine Wand herausgenommen haben und den Bereich erweiterthaben, sind es wöchentlich knapp 180. Und am Donnerstag ist unser rheinischerSauerbraten der absolute Renner.“

Kein Wunder, denn die Gäste am Mittagstisch sind vorwiegend Senioren aus demVeedel. Ältere Mitbürger, die nicht mehr für sich allein kochen möchten, aber nochallein in ihrer eigenen Wohnung leben. „Die Idee war, den Menschen die Atmosphäre

eines gemeinsamen Mittages-sens zum kleinen Preis zu bietenund für sie so eine familienähn-liche Situation zu schaffen. DasEssen ist ein wunderbarer An-knüpfungspunkt“, freut sichKempf über den Erfolg des Kon-zepts. „Diejenigen, die nichtmehr können, holen wir sogarmit unserem Transporter von zuHause ab. Und nach dem Essenkönnen sie sogar noch an einemEntspannungskurs teilnehmen.“Kempf erzählt von einer Win-Win-Situation, die durch dasMittagsangebot entstanden ist:ein Rentner, der Unterstützungbenötigt, wird regelmäßig voneiner weitaus rüstigeren älterenDame abgeholt und spendiert imGegenzug das Essen für sie.

Aber nicht nur Senioren kom-

men ins ‚Buerger’z’. Auch die Belegschaften der umliegenden Firmen und des LVRsind häufige Gäste. Sogar die Schüler der Gymnasien in der Nachbarschaft tauschendienstags gerne die Schulverpflegung gegen ein zünftiges Schnitzel ein.

pädagogische Angebote orientieren sich an den wünschen der Bürger 

Dass das Bürgerzentrum Deutz mehr ist als eine behagliche Kantine, merken die Be-sucher schnell, wenn sie über Aushänge, Flyer und Mund-zu-Mund-Kommunikationauf die Vielfalt der pädagogischen Angebote im Haus aufmerksam werden. Und da-runter findet buchstäblich Jedermann das Passende. Auch dabei hilft die ansprechendgestaltete und barrierefreie Beschilderung. Die Wandtafeln zeigen in stilisierter Formeinen Schnitt durch das Haus mit drei Etagen. Eindeutige Namen wie „großer Saal“oder „Lebensraum“ werden ergänzt durch passende Piktogramme. Entworfen wur-den sie übrigens durch Praktikanten, die damals die Chance bekamen, sich für denersten Arbeitsmarkt zu qualifizieren. Ihnen wurde die Aufgabe gestellt, sich über einebarrierefreie Beschilderung Gedanken zu machen. Gestaltet wurden die Tafeln an-schließend von Studenten der Designfachschule. Gleich neben den Orientierungsta-feln findet sich ein Hinweis, dass das Bürgerzentrum 2010 als Integrationsbetriebausgezeichnet wurde. Darauf sind die Mitarbeiter natürlich besonders stolz, denn siehaben sich in der Projektphase unendlich viele Gedanken gemacht und zahlreicheExperten zur geplanten Umgestaltung befragt.

rundgang  durch  das  inte-grative  und  barrierefreieMehrgenerationenhaus 

Was wirklich alles in dem Bür-gerzentrum an Kreativität undInnovation steckt, offenbart sicherst bei einem Rundgang durchdas Haus. Alle Räume auf dendrei Etagen sind unterschiedlichgestaltet, sowohl was die Ein-richtung, das Farbkonzept alsauch die Nutzungsmöglichkeitenanbelangt. Wichtigste Verände-rung ist wohl die Verwandlungeines alten „Radio- und Bastel-studios“ in eine funktionaleHightec-Großküche. Dass derenEinbau in der dritten Etage über-haupt möglich wurde, ist der In-stallation eines Aufzugs zuverdanken. Durch das Konzept des Integra-tionsbetriebs konnte das Bürger-zentrum insgesamt 14 Leute fürdie Küche einstellen: siebendavon sind Menschen mit Behin-

Leben

sraum

EIN HAUS DER SOZIALEN GESUNDHEIT

Lebendiger Treff allerGenerationenBÜRGERZENTRUM DEUTZ: DURCHDACHTES KONZEPT BIS INS KLEINSTE DETAIL

„DÜXER ¼ Kultur“ - einmal im 1/4 Jahr imkölschen 1/4 Deutz

Literatur-Premieren-Lesungs-Abend zur neuen Kulturreihe

„LADIES CRIME NIGHT“

mit Myriane Angelowski & Bärbel Böcker„Tod im Finkenmoor“ & „Zirkus Mortale“Moderation: Petra Pluwatsch

Mittwoch, 07. November 2012, Beginn: 19.30 Uhr

Karten: Abendkasse 12 €. VVK 10 € (+ VVK-Gebühren)

Vorverkauf: über das Bürgerzentrum DeutzTempelstr. 41-43, 50679 Köln Tel: 0221–221-91459

DÜXER 1/4Termine

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Wir verlosen 3 x ein Bücherpaket mit den aktuellen Titeln der beiden Autorinnen:

„Tod im Finkenmoor“, Myriane Angelowski „Zirkus Mortale“, Bärbel Böcker

2 x 2 Tickets zur zweiten „Düxer 1/4 Kultur“:Mittwoch, 7. November 2012 ab 19.30 Uhrim Bürgerzentrum Deutz

derung, die später aufgrund der Ausbildung und derPraxiserfahrung eine Integration in den ersten Ar-beitsmarkt anstreben können, die übrigen sind Lang-zeitarbeitslose, die ebenfalls durch die Mitarbeit imKüchenbetrieb bessere Chancen zur Wiedereingliede-rung bekommen sollen. Trotz integrativer Ausrichtungist der Gastronomiebetrieb ein Wirtschaftsbetrieb, indem pro Tag rund 1800 Essen zubereitet werden. Sobeliefert die Küche nicht nur das Buerger’z im Erdge-schoss, sondern ist zugleich auch Caterer für das Mit-tagessen in vielen Kindergärten und Schulen. Petervan de Mortel, seit Anfang des Jahres Geschäftsführerin der Großküche, hat also alle Hände voll zu tun:Neben der Personalausbildung und –führung in derintegrativen Küche steht für ihn täglich die an denWünschen der Gäste orientierte Menüplanung aufdem Programm. Als gebürtiger Belgier hat er im ‚Bu-erger’z’ eine kleine Besonderheit aus seiner Heimateingeführt, die für Atmosphäre sorgt: jeden Mittagwird dort eine original belgische Waffel gebacken,damit es bis weit in den Nachmittag hinein nach demherrlichen Gebäck duftet.

Dienstags, „wenn’s brummt“, reicht der Gastrono-miebereich nicht mehr aus. Dann wird für die mittäg-liche Beköstigung noch der Clubraum im Erdgeschosshinzu genommen. Normalerweise ist der Raum eingut besuchter Treffpunkt für die Senioren, wo sie spie-len, klönen und planen. Letzteres ist besonders wich-tig, denn das Bürgerzentrum Deutz hat das Konzept„Zurück zur Kultur“ entwickelt. Um dem großen Kul-turangebot der Stadt nicht noch ein weiteres entge-gen zu setzen, machen die Senioren in Begleitungeiner ehrenamtlichen Mitarbeiterin Ausflüge zu kul-turellen Veranstaltungen innerhalb Kölns wie demHänneschen-Theater, Museen oder der Philharmonie.

Unterhaltung, wellness und Bildung 

Besonderes Augenmerk auf die Senioren wurde beimUmbau des großen Saals in der ersten Etage gelegt.In die Decke sind Induktionsschleifen eingelassen, dieHörgeräte beim Betreten des Raums automatisch aufdie richtige Laufstärke einstellen. Ein Arbeitskreis Seh-behinderung fand heraus, dass die großen Boxen eineStolperfalle waren. Sie wurden durch 18 unterschied-lich regulierbare Deckenlautsprecher ersetzt: Nunkann im Bühnenbereich zu lauter Musik getanzt wer-den, während hinten eine Unterhaltung in normalerLautstärke möglich ist. Mit Menschen aller Generationen füllt sich der Saalimmer dann, wenn die Kinder aus dem hauseigenenZirkusprojekt „Manegenzwerge“ oder die „Ballett-mäuse“ ihre Aufführungen Eltern, Großeltern und In-teressierten präsentieren. „Die Zirkusarbeit mitKindern ist ein wichtiger Bestandteil unseres päda-gogischen Konzepts“, betont Kempf. „Seit acht Jah-ren findet hier der „integrative Zirkussommer“ für120 Kinder mit und ohne Behinderung statt. Es ist tollzu sehen, welche persönliche Entwicklung die Kinderin nur einer Woche durchmachen. Sie wachsen andem Vertrauen, das man in sie setzt.“ Aus der lang-jährigen Arbeit ergibt sich ein weiterer positiver Ne-beneffekt: Kinder, die früher mitgemacht haben, sindnun herangewachsen, und viele von ihnen stellen sichfür das Projekt ehrenamtlich als Teamer zur Verfü-gung.

Senioren lernen Umgang mit digitalen Me-dien

In der zweiten Etage wird vor allem körperlichesWohlbefinden großgeschrieben: Im Lebensraum gibt

es Yoga-Kurse, Sportangebote und eine Mutter-Kind-Krabbelgruppe. Gleich gegenüber geht es zur Abteilung Bildung. Wofrüher ein Musicalprojekt des Hauses seine Räumlich-keiten hatte, befindet sich nun ein Computerraum.Den hat der Förderverein des Bürgerzentrums, das imHaus ansässige ‚Zentrum für Bildung und Kultur’, mitzehn Arbeitsplätzen und einem Dozentenarbeitsplatzmit Funkmikrophon ausgestattet. Dort können Ju-gendliche mit dem Verein „Spieleratgeber NRW“ pro-fessionell Computerspiele testen und bewerten. Aberauch an die Senioren wurde gedacht. Sie werden dortunter anderem von jungen Leuten in die Geheimnissevon E-Mail, Chat und Internet eingeführt. Manch einälterer Mensch hat so den Umgang mit Skype gelernt.Nun kann er mit Verwandten und Freunden sprechen,ohne lange Reise unternehmen zu müssen, denensich viele im hohen Alter nicht mehr gewachsensehen. Zusätzlich hat das Bürgerzentrum noch drei I-Pads angeschafft, deren intuitive Handhabung denSenioren die Suche in den VeranstaltungsangebotenKölns erleichtern soll.

Das Beste zum Schluss: der Mehrgeneratio-nenraum

Eine Etage höher treffen wir auf das absolute High-light des Hauses: den Mehrgenerationenbereich. Umden Raum im Spitzboden zu gestalten, wurden dieDeutzer Bürger im Vorfeld nach ihren Wünschen be-fragt. Herausgekommen sind: kochen, spielen, essenund kommunizieren. Für all das bietet der Raum nunPlatz und Möglichkeiten. Da die Jugendlichen auf kei-nen Fall auf ihre Billardspiele verzichten wollten, stehtdort nun ein monströser Tisch. Mit ein paar Handgrif-fen lässt sich sein Innenleben in einen Billardtisch ver-wandeln. Barrierefreies Kochen wird am Küchenblockgroßgeschrieben: Nicht allein der Herd ist höhenver-stellbar, sondern auch die Spüle und der Hochschrankfahren auf Knopfdruck auf eine rollstuhlgerechteHöhe. Die gemütliche Ecke fürs Klönen ist noch imBau, aber einige Ohrensessel mit quietschorangemBezug und eine gemütliche Couch laden schon jetztMenschen aller Generationen zum Miteinander ein.Im Sommer entsteht dort noch eine barrierefreie Au-ßenterrasse. Und für die kältere Jahreszeit gibt es eintechnisches Novum: eine ausgeklügelte „Mehrgene-rationengarderobe“ hält für jede Körpergröße denrichtigen Haken bereit. „Bei einem integrativen Pro-jekt denkt man einfach gründlicher über viele Dingenach“, meint Tobias Kempf. „Und das Ende der Fah-nenstange ist immer noch nicht erreicht.“

Damit meint er wohl die vielen anderen Aktivitäten,die in dem lebendigen Haus stattfinden, und alle Pro-jekte, die noch in der Planung sind. Wie zum Beispielden Bücherschrank (seconds berichtete im Oktoberüber das Konzept), der im Erdgeschoss aufgestelltwerden soll, und die Aktivitäten des Fördervereins.Oder das neu entwickelte vierteljährliche Angebot„Düxer ¼ Kultur“ (Ankündigung mit Verlosung imKasten). Alle Angebote im Bürgerzentrum Deutz las-sen sich hier gar nicht aufzählen. Deswegen: Men-schen aller Generationen, geht einfach hin undinformiert euch selbst.

Kontakt: Bürgerzentrum DeutzTempelstraße 41-4350679 KölnTel. 0221/221 91459E-Mail: [email protected]: www.buergerzentrum-deutz.de

Wenn Leistungsträger Schwäche zeigen

Dauerprüfung StudiumVON SARINA BRECHMANN

Die Studienzeit gilt als eineunbeschwerte Lebensphase.Die Studenten können sichihre Zeit frei einteilen undhaben alle halbe Jahre einpaar Prüfungen, so die ver-breitete Meinung. Weit ge-fehlt. Seit demBologna-Prozess, der dieSchaffung eines einheitlichenEuropäischen Hochschulraumsvorsieht, hat sich einiges verändert. Psychische Belastungen und Erkrankungen sind bei Studentenkeine Ausnahme mehr.

Im internationalen Vergleich gut dastehen, wettbewerbsfähig sein, den europäischen Nachbarn zeigen,dass die deutschen Studenten mithalten können, all das sind im Wesentlichen gut gemeinte Ziele. Dochdiese Ziele haben einen hohen Preis. In Deutschland gibt es an Universitäten und Fachhochschulenrund zwei Millionen Studenten. Allein in Köln beläuft sich die Zahl auf insgesamt 57.000 Studierende(Universität 38.000), (Fachhochschule 19.000) (Stand 2011/12). Für den Professor ist der Student eineNummer auf der Klausuranmeldung und die Eltern haben meist nur eine Frage: „Wann wirst du endlichfertig?“Die Studiendauer wird durch die Umstellung auf Bachelor und Master verkürzt, die Anzahl der Prüfun-gen steigt. Ein verbummeltes Semester oder gar eines aussetzen: Im erwünschten lückenlosen Lebens-lauf ist das nicht vorgesehen.Viele fühlen sich deshalb ausgebrannt, leiden unter Depressionen, Angstattacken oder Schlafstörungen.Dazu kommt (mindestens) ein Nebenjob, um das Studium zu finanzieren, nicht zu vergessen die privatenAngelegenheiten. „Die Versagensängste sind groß“, erzählt ein Student aus Köln. Für den 26-Jährigenist die Uni immer präsent. Er verheimlicht seine Depression, denn „psychische Erkrankungen bei Stu-denten passen nicht zusammen mit dem Bild eines jungen, dynamischen und intelligenten Menschen“,wie er sagt. Krankheiten wie eine Depression werden mit persönlichem Versagen in Verbindung ge-bracht. Doch eigentlich wird von den Studenten erwartet, dass sie belastbar sind und keine Schwächenzeigen.

Beratungsstellen können helfen

Die Studentenwerke in Deutschland bestätigen, dass die Beratungsstellen seit Einführung der Bache-lor- und Master-Studiengänge mehr zu tun haben. Offizielle Zahlen, die das belegen, gibt es allerdingsnicht,. Wenn man auf dem Campus die Studenten fragt: Habt ihr Stress und fühlt euch überfordert? istdie Antwort meist „Ja“. Auf die Frage, ob sie Beratungen in Anspruch nehmen, ist die Antwort jedoch„Nein“. Diese gelten immer noch als Tabuthema. 42 Studentenwerke bieten in Deutschland psychologische Beratung für Studierende an. Die Beratungs-angebote sind speziell auf die für die Lebenssituation von Studierenden typischen Problemschwer-punkte wie Schlafstörung, Prüfungsangst, Ess- und Angststörungen zugeschnitten. Durch schnelle und zielgerichtete Intervention kann in vielen Fällen verhindert werden, dass sich stu-dentische Lebenskrisen zuspitzen und zu dauerhaften Störungen mit Krankheitsfolgen entwickeln. In-sofern stellen die qualifizierten Beratungsangebote eine wichtige Voraussetzung für einen erfolgreichenStudienverlauf dar.

Ehrenamtler hören auch nachts zu

Auch außerhalb des Uni-Lebens gibt es Hilfe. Die Stadt Köln bietet kostenfreie Beratung für junge Er-wachsene an, das Kölner Bildungsportal bietet Unterstützung bei der Berufsorientierung oder bei Ent-scheidungsunsicherheit, und die Nightline Köln, das Zuhör- und Infotelefon für die Studierenden allerKölner Universitäten und Hochschulen, ist zwischen 21 und 1 Uhr erreichbar.Studenten arbeiten dort ehrenamtlich für ihre Mitstudenten, völlig anonym. Sie sind keine Psychologenoder Fachkräfte, sondern es geht um das Zuhören, um das Nicht-alleine-Sein. Besonders abends undnachts fühlen sich viele einsam. In dem Fall kann man sich an die Nightline wenden. Viele rufen an,um Frust oder Verzweiflung loszuwerden, andere haben Probleme mit der Hausarbeit oder Angst vorder nächsten Prüfung.In der Vergangenheit war das Studium eine Art Schutzraum, in dem man sich entwickeln konnte.Diese Freiheit existiert nicht mehr, das Klischee des faulen Studenten hingegen ist immer noch prä-sent. „Hemmungen, Unsicherheit, gerade am Anfang fiel es mir schwer, Fuß zu fassen“, erzählt derjunge Student. „Die Uni sollte uns doch Struktur und Halt bieten“, meint er. Die Angebote der Be-ratungsstellen sind eine Möglichkeit, der Wut und Angst Luft zu machen. Vielleicht läuft dann allesein klein wenig einfacher.Die Nightline Köln ist während der Vorlesungszeit sonntags, montags, dienstags, donnerstags undfreitags zwischen 21 und 1 Uhr unter 0800/4703500 oder unter 0221/4703500 zu erreichen.Mit Seconds gewinnen

Einfach eine E-Mail: Betreff Verlosung und mit Angabe vonNamen und Adresse schreiben an: [email protected]

08 | Lebensraum secondsszene, kulturen, temperamente

Andreas Schwann - Filmproduzent | Bergtvfür seconds in Köln /bergtv.de

Der Videobericht läuft auf Bergtv.de

1927 entstanden die “Riehler Heimstätten” die heute in den Sozial-Betrieben Kölnintegriert sind. Am 13. Oktober eröffnete Tonibunt.

Angebote von „Tonibunt“: Tonarbeiten, Kunstmit Kleinmöbeln, freie Malerei auf Holzund Leinwand, Klebetechniken,kleine Deko-Artikel,Kleinmöbel, Vogel-häuser, Bilderrah-men, Pinnwände,Auftrags- und Repa-raturarbeiten, Laminieren, PC-Bildbearbeitung,Reinigungsarbeiten,Gartenpflege

Einem Krankheitsbild mit Fantasie begegnen

Haben Schmetterlinge AD(H)S?VON CLAUDIA SAAR

Sie flattern von Blume zu Blume, sind ständig in Be-wegung, aufmerksamkeitsstark und schillernd –und machen Freude, sind sensibel und fragil.

Viele Eltern erleben ihre Kinder oft genau so. ‘MagicButterfly’ heißt deshalb Alexandra Groschs Praxis,in der sie schwerpunktmäßig mit Eltern und Kindernarbeitet, die sich mit einem Ritalin-Rezept und demStempel AD(H)S im Regen stehen gelassen fühlen.Mit Eltern, die ergänzende Wege suchen für ihreverhaltensauffälligen Kinder, die vermehrt Aufmerk-samkeit und Zuwendung einfordern. Sei es durchauffallend impulsives oder zurückgezogenes Verhal-ten.

Wie erklärt sich die Sozialpädagogin die Zunahmedieser Schwierigkeiten? “Zum einen ist es der zu-nehmende Leistungsdruck in unserer Gesellschaft,dem Kinder und Eltern sehr stark ausgesetzt sind.Wachsende Anforderungen in der Schule – zu wenigZeit für gemeinsame Aktivitäten. Hinzu kommt, dassinsbesondere Kinder mit ADS/ADHS Problemehaben, sich zugehörig und mit anderen verbunden

zu fühlen. Dies fordert vermehrt individuelle Unter-stützung und Zuwendung. Faktoren wie Ernährung,Medienkonsum und dergleichen spielen eineebenso wichtige Rolle. Das ist individuell verschie-den.“

Was kann man tun? “Das Kind ist Barometer undSpiegel, weder alleiniger Symptomträger noch glo-rifiziertes ‘Indigo’-Kind“, so die naturverbundene30-Jährige. Eine ganzheitliche Sichtweise sei es, diehelfe. Sie plädiert für die methodenübergreifendeZusammenarbeit von Pädagogen, Therapeuten, Me-dizinern und einen Blick auf das ganze System, auchauf Familie und Kitas/Schule. Ihre Basis ist eine fun-dierte pädagogische Erfahrung. Grundgerüst ist einsystemischer Ansatz. Wenn sich bei einer Personetwas tut, dann hat das Auswirkungen auf dasGanze. ‘Magisch’ und besonders an ihrer Arbeit: dieErgänzung ihrer pädagogischen Arbeit mit Kindernund Eltern um Aufstellungsarbeit sowie um scha-manische Energiearbeit.

Störungen liegen im Energiefeld

Denn Alexandra Grosch ist außerdem Heilpraktike-

rin (Psychotherapie) und – gelernteEnergieseherin (Vesseling Institut Köln). Bei Kindern, aber auch bei Erwachse-nen liegen Störungen oft in vorsprach-lichen Ereignissen. Sie kann diese“Störungen im Energiefeld” wahrneh-men – was jeder lernen könne – auchdie lösenden Techniken, die in altenHeilweisen begründet sind.

Kinder seien sehr offen für diese Art der Arbeit der‘Inner Balance’, bei der oft sogar die besonders un-ruhigen zu einer ungewohnten Ruhe finden. Ge-nauso können Erwachsene profitieren von derBehandlung, die ohne Sprache, jedoch nach einemVorgespräch, Blockaden dort löst, wo sie entstan-den seien: im Energiefeld. Wie sie das macht? “Nun,das kann man lernen, sie zu fühlen oder sehen –und sich dann mit einer übergreifenden Kraft zu ver-binden. Beispielsweise sehe ich bei einem von ADHSbetroffenen Kind sich ungeliebt und abgelehnt füh-len als Ursache der Energieblockade – die kann ichdann mit schamanischer Heiltechnik auflösen”, soGrosch, die dabei erfrischend undogmatisch wirkt.“Es setzt Heilungsprozesse in Gang, die tiefer

gehen und nachhaltig wirken”, ist sie sich sicher.“Vielleicht manchmal anders als man erwartet”, ergänzt sie nach einer Pause. Wohl ähnlich wie beider grauen Raupe, von der man kaum erwartet, dasssie sich zu einem farbigen Lebewesen entwickelt,das fliegen kann.

Cartoon: Hans-Reinhard Schmidt

Café Holunder - ADS-Kritik http://ads-kritik.de

www.magic-butterfly.dehttp://adhsspektrum.wordpress.com

Eine bunte Vielfalt von Produkten zeigte „Tonibunt“ bei seiner Eröffnung am 13. Ok-tober. Im neuen Laden der Pädagogischen Werkstatt des Städtischen Behinderten-zentrums Köln-Riehl kann man ab jetzt Kunsthandwerk und andere interessanteDinge erwerben. Sie wurden hier von Menschen mit und ohne Beeinträchtigungenaller Altersklassen gefertigt. Daneben entsteht eine Kunstwerkstatt für Menschenmit Behinderung. Geschäftsführer Otto B. Ludorff und seine Mannschaft freuten sich,das Ladenlokal in der Hittorfstraße 23 offiziell und feierlich zu eröffnen.

Die zahlreichen Gäste der Eröffnungsfeier staunten über wundervoll arrangierte, far-benfrohe Dekorationen und mediterrane Wandgemälde. Und die Mitarbeiter wareneinhellig begeistert, dass sie ab jetzt auch Auftragsarbeiten annehmen können.„Wir nehmen gerne auch ungewöhnliche Wünsche entgegen, die für uns alle eineneue kleine Herausforderung darstellen“, sagt Edeltraud Afken, eine der Betreuerin-nen. Ihre Kollegin Sigrid Orth-Esch zeigt uns stolz die neu gestaltete Garage. Die Be-sucher spüren mit wieviel Engagement und Vertrauen hier Kreativität gefördert wird,wenn sie Ulrike Kingma bei der Arbeit sehen. Es ist offensichtlich, wie wohl sich dieMenschen hier fühlen. Sie haben eine Beschäftigung für sich entdeckt, die sichtlichSpaß macht. Viele Senioren, die vorher ohne wirkliche Aufgabe und Kontakte hierherkamen, sind geblieben, weil die Gemeinschaft ihnen einfach gut tut. Johanna Kaulbestätigt das in ihrer unverwechselbaren kölschen Art: „Die sind doch alle nett hier“,sagt sie, während sie einfach weitermalt, und fügt noch hinzu: „Mach ich alles ausdem Kopf.“ Die Pädagogische Werkstatt geht mit ihrem neuen Laden „Tonibunt“einen erfolgversprechenden Weg,Die Idee ist, “Tonibunt” zu einer Begegnungsstätte und zu einem lebendigen Mittel-punkt in Riehl zu entwickeln. Der Name „Tonibunt“ steht für die Verbindung der bei-den Werkstoffe, die in der Pädagogischen Werkstatt am häufigsten verarbeitetwerden: Ton und Farbe. Aus dem Wort „Farbe“ wurde schließlich „bunt“. Das „i“ imSchriftzug ist als Pinsel dargestellt und verbindet die beiden Wörter zu „Tonibunt“.So fällt die Nr. 23 in der Hittorfstrasse zwischen den grauen Fassaden der meistenanderen Häuser schon von weitem auf.

Die Pädagogische Werkstatt des Städtischen Behindertenzentrums Köln-Riehl bietethandwerkliche und kreative Betätigungsangebote. Alle, die eine Tagesstruktur suchenund sich handwerklich oder kreativ beschäftigen wollen, sind hier richtig.Öffnungszeiten des „Tonibunt“-Ladens: Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitagjeweils von 10:00 Uhr bis 17:30 Uhr, mittwochs von 10:00 Uhr bis 13:00 Uhr sowiean Samstagen von 10:00 Uhr bis 14:00 Uhr geöffnet.

Unter www.sbk-koeln.de kommen noch andere aktive Teilnehmer der PädagogischenWerkstätten zu Wort: „Viele von uns sind Rentner, denen es Zuhause langweilig warund die noch nicht zum „alten Eisen“ gehören wollten. Andere sind zu krank, umrichtig arbeiten zu gehen, oder sie möchten den Einstieg in die Arbeitswelt finden.Wieder andere suchen einen Raum um ihrem Hobby nachzugehen oder eines zu fin-den. Allen tut es gut, Gleichgesinnte zu treffen. Am Vormittag sind viele Kollegen da unddas ganze Team arbeitet zusammen. Am Nachmittag ist es ruhiger, sodass mehr Zeitfür Einzelbetreuung vorhanden ist. Im Laufe des Jahres machen wir auch Besichti-gungen und Ausflüge. Feiern tun wir auch gerne. Jede/r, die/der sich angesprochenfühlt, kann gerne zu uns kommen und sich unverbindlich alles ansehen oder auchmal ein paar Tage zur Probe teilnehmen.

Wir legen ganz individuell fest, wie oft und wie lange wir teilnehmen möchten. Spä-ter anfangen oder früher gehen; nur ein oder zwei Tage kommen – alles ist möglich.Ganz ohne Leistungsdruck und mit viel Zeit für Gespräche und Kulturelles.

Günter Bauerfeind wollte noch nicht tatenlos zu Hause hocken und brachte seineFähigkeiten – trotz Handicap ¬– in die pädagogische Werkstatt ein, die er heute alsinoffizieller „Tonibunt“-Geschäftsführer mit seinen Betreuern leitet. „Als ich davonerfuhr, hatte ich die Tränen in den Augen“, vor lauter Freude natürlich.

Die pädagogische werkstatt im Behindertenzentrumist Teil der Sozial-Betriebe Köln

1927 wurden auf Initiative von Hertha Kraus, der damaligen Leiterin des Wohlfahrts-amtes der Stadt Köln, die “Riehler Heimstätten” gegründet. Die innovative dreiglied-rige Einrichtung mit Wohnstift, Pflegeheim und Versorgungsheim lehnte sich anamerikanische Vorbilder an und trat an die Stelle von den seinerzeit in Deutschlandüblichen sogenannten “Siechenheime”. Heute arbeiten hier circa 1.400 kompetenteund engagierte Mitarbeiter aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen.Im betriebseigenen Fachseminar der heutigen SBK werden nicht nur Altenpflegerund Altenpflegehelfer ausgebildet, es gibt auch eine umfassendes Fort- und Weiter-bildungsangebot.Die SBK bieten an, ein Freiwilliges Soziales Jahr zu absolvieren (FSJ), sich nach demneuen Bundesfreiwilligendienstes (BFD) zu verpflichten und sich ehrenamtlich zu en-gagieren. Auch die Heranführung an den ersten Arbeitsmarkt über sogenannte Inte-grationsjobs ist möglich.Wer einen zusätzlichen Eindruck vom Geschehen und den wunderbaren Dingen, dieman hier erwerben kann, bekommen möchte, kann sich dies gerne unterwww.berg.tv ansehen.

Letzten Monat bei Tonibunt

FLAMMABLE TEMPERAMENTE

444 4

SPONTANEOUS

CULTURESCENEDANGEROUS November | 09

HEALTHY CAMPUS ZIELT AUF EINE LEBENSLANGE GESUNDHEITSKOMPETENZ AB

Couch-potatoes

VON HELENA MONTAGNESE

Viele Studenten fühlen sich durch den ständig wech-selnden Lebenswandel ausgelaugt und gestresst. par-tys, Alkohol, Uni und der Nebenjob lassen den Körpernie zur ruhe kommen. haben Studierende ein wenigFreizeit, so bevorzugen sie es, abends auf der Couch zuchillen. Dabei könnte es doch auch ganz anders ausse-hen. wissenschaftler haben herausgefunden, dass nureine Stunde Sport pro woche die Gesundheit der Stu-denten fördern würde.

Verspannungen, Nervosität, Konzentrationsstörungen und Stim-mungsschwankungen sind bei den meisten Studenten an der Tages-ordnung. Die neuen Studiensysteme Bachelor und Mastererschweren das Studium und führen dazu, dass sich die meistenStudenten überfordert fühlen. Die Anzahl Prüfungen steigt und diePausen werden immer kürzer. Stress ist also vorprogrammiert undmeistens sind Frauen davon betroffen.

Beinahe jeder fünfte trinkt, raucht und treibt zu wenigSport! 

Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass viele Jugendliche undjunge Erwachsene zu wenig auf ihre Gesundheit achten. Nur wenigeStudenten an deutschen Unis machen ausreichend Sport, essen re-gelmäßig frisches Obst und Gemüse. Im Wintersemester 2011/2012hat eine wissenschaftliche Online-Befragung der Deutschen Sport-hochschule Köln und der Universität Bonn unter Erstsemestlern er-geben, dass fast jeder Vierte ein „Couchpotato“ ist. So bezeichnendie Wissenschaftler die 25 Prozent der Studenten, die gar keinenSport treiben. Hinzu kommt, dass besonders Studentinnen immer

mehr zur Zigarette greifen. Viele Studierende sind nicht dazu bereit,eine Veränderung in ihrem Lebenstrott vorzunehmen. Aber wohinsoll dieser Bewegungsmangel noch führen? Er ist das Laster unsererGesellschaft, in der durch die Veränderung im Berufs- und Arbeits-leben immer häufiger Tätigkeiten im Sitzen ausgeübt werden. Kaumverwunderlich also, dass dieser Trend sich besonders bei den Stu-dierenden widerspiegelt, die sich ohne Weiteres diesem neuen Le-bensrhythmus anpassen, während sie sich auf ihre beruflicheZukunft vorbereiten.

Um auf das Problem und die Folgen mangelnder Bewegung auf-merksam zu machen, haben die Universität Bonn und die Sport-hochschule Köln unlängst das gemeinsame Projekt „HealthyCampus“ entwickelt. Damit wollen sie Studierende dazu befähigen,Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen. Abermehr noch: Die Studierenden sollen sich aus eigener Motivation füreinen gesundheitsorientierten Lebensstil begeistern. Langfristigwollen sich die beiden Universitäten als „Healthy Campus“ profi-lieren und damit ihre Attraktivität für Studierende erhöhen.

Erste Maßnahmen 

Basis für die Entwicklung des „Healthy Campus-Programms“ istdie Online-Befragung und eine langjährige wissenschaftliche For-schungsarbeit. Mit im Entwicklungsteam sind Mediziner, Psycho-logen, Sport- und Ernährungswissenschaftler. Einer der Eckpfeilerist die Erweiterung und Optimierung des bereits bestehenden An-gebots des Hochschulsports und des Essensangebots. Darüber hi-naus sind Kampagnen geplant, mit denen die Wissenschaftler dieStudierenden vor allem sensibilisieren und zu Eigeninitiative be-wegen wollen.

In Bonn wird die Healthy Campus-Initiative seit dem vergangenenStudienjahr durch Ringvorlesungen zu Sportmedizin, Lebensstilkon-zept, Gesundheitskompetenz, Ernährung und effektiver Trainings-steuerung im Rahmen des Studium Universale unterstützt. Denn:Studien haben bewiesen, dass Sport nicht nur gesund ist, sonderneinen Ausgleich schafft und die Konzentrationsfähigkeit fördert.

Für jeden die richtige Sportart 

Die meisten Studenten bevorzugen es, laufen zu gehen oder ziehendas Training im Fitnessstudio vor. Es geht bei der Wahl der Sportarteher darum, eine möglichst unabhängige Sportart zu finden, dieman zu jeder Zeit ausführen kann. Teamsportarten mit fest geregel-ten Zeiten sind aufgrund des Zeitdrucks immer schwieriger auszu-üben.

Sport macht glücklich!

Wer Sport treibt, bleibt fit und gesund. Aber man sollte auch nichtden „Fun-Faktor“ vergessen. Schluss mit den Stimmungsschwan-kungen! Beim Sport werden Endorphine ausgeschüttet, die besserals jede Party auf den Körper wirken. Sie motivieren, treiben an undmachen munter. Mit nur ein bisschen Bewegung in der Woche kön-nen Couchpotatoes also zu richtigen Durchstartern werden, denngesund und glücklich macht auch das Studium wieder Spaß – alsoauf die Plätze fertig los!

Weitere Informationen unter: www.healthy-campus.de

Ein Plädoyer fürden Sport

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Currywurst wieß ruud? - Zukunft der Schulverpflegung

VON SARINA BRECHMANN

Unsere Kinder verbringen einen Groß-teil  ihrer Zeit  in der Schule. Das ver-kürzte Zentralabitur endet bereits nachzwölf Jahren und bedeutet für die Kin-der  mehr  Stress,  Druck  und  längereSchultage.  Im Zuge des Ausbaus  vonGanztagsschulen ist es notwendig, dieKinder und Jugendlichen mit einer Mit-tagsmahlzeit zu verpflegen. Dies stelltdie meisten Schulen vor große heraus-forderungen.  

Vor allem im Kindesalter ist eine gesunde undausgewogene Ernährung wichtig für körperli-che und geistige Entwicklung. Die Verbrau-cherzentrale in NRW sagt „Gesundheit undWohlbefinden der Schülerinnen und Schülerspielen eine wichtige Rolle für ihre Entwick-lung und ihren schulischen Lernerfolg.“ Dennsie sollen sich körperlich und geistig angemes-sen regenerieren können und sich in der Schulewohl fühlen.

Petra Schnier (58) aus Leverkusen ist Ge-schäftsführerin der BilinGo Grundschule inKöln Braunsfeld. Die bilinguale Schule ist eineder vielen Ganztagsschulen in Köln und beher-bergt rund hundert Schüler. „Essenszeit ist von13 bis 13.30 Uhr, danach putzen die Kinderihre Zähne, dann gibt es noch eine halbeStunde Pause“, erzählt Schnier. Die seit 2010

existierende Schule bietet eine ganztägige Be-treuung vom 07.30 bis 18.00 Uhr an. Da reichtdas selbst mitgebrachte Frühstück natürlichnicht aus. Nicht nur die Stärkung, sondern dasMittagessen an sich ist Teil des Tagesgesche-hens. „Die Schüler können zusammensitzenund sich austauschen“, so GeschäftsführerinSchnier. Viel frisches Obst und Gemüse spielen bei derErnährung der Kinder die wichtigste Rolle.Auch die BilinGo Grundschule bietet den Schü-lern jede Woche einen neuen Speiseplan miteinem vegetarischen und einem nicht-vegeta-rischen Essen an. Ausnahme: Da einige islami-sche Kinder unter den Schülern sind, wird keinSchweinefleisch angeboten.

hoher Anspruch an den Caterer

Das Essen wird jeden Tag frisch vom Catering-Service geliefert. Petra M. Gobelius (43), Grün-derin und Inhaberin von Kinder-Cater ausPulheim, stellt für die Schüler der BilinGoSchule und für viele weitere Einrichtungen Es-senspläne zusammen. Mit ihren knapp 40 Mit-arbeitern beliefert sie über 40 Einrichtungen.Das heißt: 3.500 Essen werden täglich geliefertoder in den Schulmensen zubereitet.

„Das Essen muss preisgünstig, lecker, ausge-wogen, kind- und jugendgerecht, nährstoff-und vitaminreich sein, am besten noch Bio undfür den Kunden mit minimalem Aufwand zuverteilen“, sagt sie. Es werden hohe Ansprüchean die Caterer gestellt, natürlich auch was dieQualitätskontrollen betrifft. Nach den jüngstenMeldungen über Erkrankungen in zahlreichenostdeutschen Schulen und Kitas wird die Fragenach Qualitätskontrollen lauter. Auslöser derBeschwerden war möglicherweise verdorbe-nes Essen in Schul- und Kindertagesstätten, dievon einem Caterer beliefert wurden. Gobeliuserklärt: „Wer als Schulcaterer beispielsweisedas Bio-Zertifikat haben möchte, muss unter

anderem einen bestimmten Anteil an Biole-bensmitteln einsetzen.“ Das gelinge in denmeisten Fällen mit den Beilagen wie Reis, Nu-deln und Kartoffeln. „Sie wissen dennoch alsVerbraucher nicht, ob das verwendete Fleischaus Massentierhaltung ist oder ob das Gemüsemit Pestiziden behandelt worden ist.“ Kinder-Cater arbeitet deshalb am liebsten mit regio-nalen Lieferanten zusammen, ganz nach demMotto „Aus der Region für die Region“.

„Jedem Kind individuell Essen anzubieten istlogistisch einfach nicht möglich“, sagt PetraSchnier. Kartoffeln und Nudeln werden von derSoße getrennt aufgetischt, damit die Kinder jenach Geschmack selbst ihr Mittagessen zu-sammenstellen können. Auch die Kinder-Cater-Chefin meint, dass es eine Auswahl anHausmannskost, Mediterranem, Vollwert undmanchmal auch Exotischem geben sollte.„Wichtig bei allen Gerichten ist, dass gesundnur das sein kann, was auch tatsächlich vonden Kindern gegessen wird.“

Im Allgemeinen wird das Essen von den Kin-dern gut angenommen. „Sie essen zwar nichtimmer bereitwillig alles, was auf den Tischkommt“, erzählt Petra Schnier aus dem Schul-alltag „aber dieses Essverhalten ist in demAlter typisch.“Wenn sich die Kinder Pizza wünschen, gibt esVollkornpizza, bei dem Wunsch nach Lasagnegibt es Gemüselasagne. So kann man den Kin-dern eine kindgerechte Mahlzeit, die auchnoch gesund ist, mit ein paar Tricks schmack-haft machen. Denn Kinder sind auch beimEssen keine kleinen Erwachsenen.

Catering mit regionalem Bezug

Mit knurrendemMagen lernt essich schlechtVernünftige Schul-verpflegung wirdimmer wichtiger

Gesund kann nurdas sein, was dieKinder auch tat-sächlich essen

10 | Kulturzirkus secondsszene, kulturen, temperamente

Kulturzirku

s

VON CORINNA GÜSKEN

Eine leise Erinnerung an ein längst verschüttetes Ge-fühl klingt an und berührt merkwürdig, wenn man dieAusstellung betritt. Ein Gruseln oder ein Hauch vonMagie in unserer entzauberten Welt. Gleich zu Beginntaucht man ein in den Farbenrausch des indischenHoli-Festes und gelangt dann in den Raum der Nacht.Unheimlich, wie man sie vielleicht zuletzt als Kindempfunden hat. Hier beginnt die spannende Reisedurch Zeiten und Welten.

„Narren. Künstler. Heilige. Lob der Torheit“ ist eineAusstellung über die Begegnung mit dem Übersinn-lichen, der Welt der Geister, der Mystik und der In-spiration. Und sie ist eine Hommage anungewöhnliche Menschen, die sich trauen, gegenden Strom zu schwimmen, um augenscheinlich dieOrdnung der Gesellschaft zu stören, sie aber letzt-lich durch ihr Handeln aufrechterhalten. Auch wennsie dafür verspottet, verachtet und gemieden wer-den.

Streben nach Gleichgewicht 

Menschliches Zusammenleben konzipiert sich immernach dem gleichen Prinzip: Es bildet Regeln, die fest-schreiben, was erlaubt ist und was nicht, Konventionen,die besagen, wo die Grenzen des guten Tons und Ver-haltens sind, welche Verhaltensweisen von der Mehr-heit nicht mehr toleriert werden. Es richtet sich ein ineiner Normalität. Hier herrscht Ordnung, wie es scheint.

Aber ebenso wenig wie es kein Leben ohne Tod, Lichtohne Schatten, Gesundheit ohne Krankheit, Werdenohne Vergehen geben kann, gibt es keine Ordnungohne die Unordnung. Das Geheimnis einer funktionie-renden Welt ist das Gleichgewicht zwischen beidenKräften. Eine zu starke Ordnung wird sich krankhaft undtotalitär auswirken, eine übermäßige Unordnung wü-tend und destruktiv. Unordnung kann sich für ganze Ge-sellschaften in Naturkatastrophen oder zivilisatorischenBrüchen manifestieren, für den einzelnen Menschen in

Krankheiten oder plötzlichen Todesfällen. Es wirken ur-sprüngliche Kräfte, die wir nicht verstehen, sie abertrotzdem akzeptieren müssen. Wir können sie interpre-tieren und versuchen, sie zu beeinflussen. In unserenVorstellungen von diesen Kräften spiegelt sich die Auf-stellung unserer Welt, denn eine andere kennen wirnicht. Deshalb wundert es auch nicht, dass es nebenvielen Gottheiten und Geistern der Ordnung auch sol-che der Unordnung gibt. Unberechenbar, wild und ge-fürchtet.

Die Meister der Unordnung

Die „Meister der Unordnung“ sind die Vermittlerzwischen der bekannten und der unbekanntenWelt. Es sind mutige, starke Menschen, die oftalles geben, um den Lauf der Dinge wieder in dierichtigen Bahnen zu lenken, Krankheiten zu hei-len und Katastrophen von den Menschen abzu-wenden. In allen Kulturen wagen Schamanen,Priester, Medizinmänner, Heiler oder Künstler, mitder übersinnlichen Welt in Verbindung zu treten.Zum Teil riskieren sie ihr Leben, um zwischenSichtbarem, Rationalem und den unsichtbarenMächten zu vermitteln, zu verhandeln, zu feil-schen. Immer wieder mit dem Ziel, ein Gleichge-wicht herzustellen, das für ein gutes undgesundes Leben fundamental wichtig ist. Dabeierweisen sie sich auch als Meister der Improvisa-tion.

Ihre Lebensweise, ihr Handeln und Verhaltenmacht sie zu Außenseitern in der Gesellschaft.Sie halten sich nicht an die Konventionen derMasse, setzen dem „normalen“ Rhythmus desLebens einen anderen entgegen. Sie nehmen sichdie Freiheit, zu provozieren, unbequeme Wahrhei-ten auszusprechen und anzuecken. Oft ist das dieeinzige Möglichkeit, die Menschen auf Gefahrenoder Missstände hinzuweisen, denn sonst wür-

Narren. Künstler. Heilige:Mutige Grenzgänger zwischen den Welten

In einer ungewöhnlichen Ausstellung beleuchtet dieBundeskunsthalle die Rolle von Menschen, die amRande unserer Gesellschaften stehen, Exzentriker, Hei-lige, Schamanen, Künstler, Propheten oder Narren. Die„Meister der Unordnung“ sorgen dafür, dass in unseremZusammenleben immer ein gesundes Gleichgewichtvon Ordnung und Unordnung besteht. Sie sind mutigeGrenzgänger zwischen der sichtbaren und der unsicht-baren Welt. Zu allen Zeiten, in allen Kulturen – in unter-schiedlichen Ausprägungen, aber immer nach demgleichen Prinzip.

Bilder mit freundlicher Genehmigung der Bundeskunsthalle Bonn

Bis zum

02.122012

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den sie nicht gehört. Und auch dieses Verhal-ten erfordert Mut, den die meisten anderennicht aufbringen.

Quer durch Zeiten und Kulturen

Die Ausstellung ist nach Themenschwerpunkten auf-gebaut. Sie versammelt exzentrische Figuren allerWeltkulturen und Epochen: Ihre Götter, ihre Vorstel-lungen, ihre rituelle Arbeitsweise, ihre Werkzeuge,ihre Kunst. Exponate aus Sibirien finden sich nebensolchen aus Afrika, Nord- und Südamerika und un-seren Breiten. Trotz aller Unterschiede bildet sich

immer wieder dasselbe Prinzip heraus: Die archety-pische Figur des Außenseiters und ihre Funktion istseit über 3000 Jahren Menschheitsgeschichte un-verändert aktuell.

Dramaturgisch folgt die Ausstellung dem Licht. DenAuftakt macht der dunkle Raum der Nacht: sie bie-tet optimale Bedingungen für alles Wilde, Heiligeund Bedrohliche. Ihre Bewohner sind Wesen ausdem Schattenreich. Furcht erregende Masken deralemannischen Fastnacht, die zum Winter, der Nachtdes Jahres, gehören. Krampus, der nach Knecht-Ru-precht-Manier durch die östlichen Alpenländerzieht, groß und zottelig, schwarz, archaisch undwild. Hexentänze, flüchtige Geisterwesen und Voo-doo-Riten. Es geht um Rausch und Ekstase, geheimeRituale, die nur Eingeweihte deuten können. Ab jetztwerden die Räume allmählich heller.

Die Mächte der Unordnung

Die Prozession der Götter der Unordnung eröffnet dieägyptische Göttin Sachmet, gefürchtet, aber auch be-wundert, weil sie, stark und unberechenbar, für dasUnheil in der Welt verantwortlich gemacht wurde.Aus ihrer eigenen Vorstellung von Gemeinwesen he-raus haben die Menschen am Rande des Pantheonsder großen Götter zwiespältige Wesen angesiedelt.Im Streben nach Ordnung liegt das Wissen, dass auchandere Kräfte Raum brauchen. Am Rande werdenalso wenige Kräfte mit dem Chaos beauftragt, mit

dem die Mehrheit nichts zu tun haben möchte. DieseRandwesen können zerstörerisch oder konstruktivwirken. Der ekstatische Dionysos gehört zu diesenGottheiten, Rangda, die Hexenkönigin, oder Shiva,der Zerstörer und Erneuerer der Welt. Er steht auchfür den Zyklus der Natur, das ewige Werden und Ver-gehen. „Das ist es, worum es in dieser Ausstellungeigentlich geht, eine Art Grundgeheimnis des Lebens,dass man Krankheit und Tod akzeptieren muss, undes nichts Neues geben kann, wenn das Alte nicht ver-geht. Man braucht eine Art Gleichgewicht, wenn mangut und gesund leben möchte“, erklärt Ausstellungs-leiter Wolfger Stumpfe.

Die Zeremonien der Eingeweihten

Durch eine Fülle ungewöhnlicher und seltener Ob-jekte erfährt man, wie die „Meister der Unordnung“mit den göttlichen Mächten in heiligen Zeremonienin Verbindung treten. Durch welche Hilfsmittel siesich in Ekstase bringen, um in andere Sphären zugelangen und dort über ihre Anliegen zu verhan-deln. Man bekommt eine Idee davon, wie sie imTrance-Zustand kosmische Reisen antreten und ihrirdisches Dasein hinter sich lassen, wie sie sich aufdie besondere Beziehung mit ihren Hilfsgeistern ver-lassen oder sich in der Ekstase in Tiere oder andereWesen verwandeln, um deren Kräfte zu nutzen.

Beeindruckendes Herzstück der Ausstellung sind 14Interviews mit heute praktizierenden Schamanen,Priestern, Heilern oder Vermittlern aus den verschie-densten Kulturkreisen. Wir werden Zeugen, wie dieEingeweihten Kontakt zu den Geistern aufnehmenund mit ihnen kommunizieren.

heilige, Clowns und Voodoo-Gottheiten

Ohne den Besucher mit der Zahl der Exponate zuüberfordern, schlägt die Ausstellung einen Bogenvon altägyptischen Zeugnissen bis zu aktuellen Wer-ken des 21.Jahrhunderts. Alle Religionen haben hierihren Platz und erzählen, trotz ihrer Unterschiedlich-keit, die gleiche Geschichte. Man lernt die heiligenClowns, die russischen „Narren in Christo“ kennen,die in provozierender Weise das Wort Gottes ver-kündigen, die Clownereien der tibetischen Erleuch-teten oder die der malischen Koreduga-Bruderschaft. Man staunt über die Korrespondenzzwischen der irokesischen Freudenmaske und demPortrait des belgischen Komikers Jaques Lizène.

Wer empfänglich ist, wird die Freundlichkeit derGottheit Kelessi spüren, die von dem eigens für die

Ausstellung aktivierten Voodoo-Altar ausgeht. Derweiblichen Kraft hat der Priester einen männlichenBegleiter zur Seite gestellt, der sie im Zaum haltensoll. Dieser Altar scheint die Besucher besonders zuberühren – die Ausstellungsleitung bekam viele E-Mails von Kontaktgesuchen an den Priester bis zuAbsagen von bereits gebuchten Führungen im Haus.

Die heilende wirkung des Zaubers

Die „Meister der Unordnung“ sind auch Meister derKräuterkunde und der heilenden Zauber. Die „Kraft-apotheke“, eine Regalwand mit den unterschied-

lichsten Fetischen, Schädeln, Orakeln, Wetter-zaubern oder kultischen Aufbewahrungsgefäßen,beeindruckt in ihrer Vielfalt. „Egal, was man hat,darin muss es irgendwas geben, das wirken kann“,zitiert Wolfger Stumpfe den Kurator der Ausstellung,Jean de Loisy, mit einem Augenzwinkern.

Von der heilsamen Wirkung des Zaubers zeugt auchdie Geschichte Anna Halprins, einer der wichtigstenAvantgardetänzerinnen der USA und gefeierter Starder 60-er Jahre. In den 70-ern erkrankte sie anDarmkrebs. Über ihre Kunst führte sie eine Selbst-therapie durch, eine Art Exorzismus, in dem sie tan-zend den Dämon der Krankheit auszutreibenversuchte und in dem sie ihren eigenen Lebenswil-len beschwor. „Dancing my cancer“ nahm sie 1975auf Video auf. Anna Halprin ist heute 92 Jahre alt.

Künstler als Vermittler 

Der hellste und letzte Raum ist den ausschweifen-den Festen gewidmet, die innerhalb der Gesellschaf-ten, als zeitweise Umkehrung der Ordnung einewichtige Rolle spielen. Auch hier geht es wieder umEkstasen, Exesse, um entfesselte Energien, die danneine gute Fortführung des „normalen“ Lebens er-möglichen. Der Karneval ist so eine Unterbrechung.

Hier ist auch modernen Künstlern viel Raum gewid-met, die sich als Provokateure und Kritiker unsererheutigen Gesellschaft verstehen. Der Aktionskünst-ler Hermann Nitsch, der für seine Happenings Tiereopfert, Picasso, der den Narren als sein alter Egoversteht oder Labelle-Rojoux, der seinen „Festwa-gen“ als vielschichtiges Symbol für die Zeit sieht, inder alle Grenzen und Konventionen überschrittenwerden dürfen. Mit seinem Fokus auf die ThemenLeben und Tod, Freiheit und Mission von Künstlern,greift er das Konzept der Aufstellung auf.„Heutige Künstler sind auch noch Propheten, Wilde,

Ekstatiker. In unserer westlichen Welt können sie zueinem Teil die Rolle übernehmen, die in anderenKulturen Schamanen und Geistheiler haben. Siekönnen versuchen, aufmerksam zu machen undzum Nachdenken anzuregen. Auch weil es in denKirchen an mystischem Erleben fehlt und sie dieMenschen emotional nicht mehr erreichen“, sagtWolfger Stumpfe.

In der assoziativen Zusammenstellung der Exponateinnerhalb der Themenkreise spiegelt sich das Grund-motiv der Ausstellung – auch hier findet sich dasQuäntchen Unordnung. Gerade in den Details gibt

es jede Menge überraschende Dinge zu entdecken.Manchmal muss man genauer hinsehen, um sienicht zu verpassen. Und das lohnt sich in jedem Fall.

Die Ausstellung „Narren. Künstler. Heilige. Lob derTorheit“ läuft bis zum 2.12.: Unbedingt hingehen!

Täglich zwei Stunden vor Schluss gibt es dasHappy-Hour-Ticket, auf sechs Euro ermäßigt!

Kunst- und Ausstellungshalle der BundesrepublikDeutschland, Museumsmeile Bonn, Friedrich-Ebert-Allee 4, 53113 Bonn

0228-9171-200 - www.bundeskunsthalle.de

Di – Mi 10 - 21 Uhr + Do – So 10 - 19 UhrMontags geschlossen

Bahnhaltestelle:Heussallee/Museumsmeile -Linie 16

Veranstaltungen zur Ausstellung:

Cocktailbar und Kino:

Donnerstag, 1. 11., 19 Uhr: Vision – aus demLeben der Hildegard von Bingen (BRD 2009)

Freitag, 2. 11., 19 Uhr: Requiem (BRD 2005)

Mittwoch, 7. 11., 19 Uhr: Prestige, die Meister derMagie (USA 2006)

Mittwoch, 28. 11., 19 Uhr: Loong Boonmee RaleukChat – Uncle Boonmee erinnert sich an seine frü-heren Leben (THAI, GB, D, E, F 2010)

Weitere Vorträge, Performances und Workshopsfür Kinder und Erwachsene auf Anfrage

Egal, was man hat,darin muss es irgend-was geben, das wirken kann

DIE BUNDESKUNSTHALLE EHRT DIE MEISTER DER UNORDNUNG

Eine Art Grund-geheimnis des Lebens: Manbraucht einGleichgewicht,wenn man gutund gesund lebenmöchte

12 | Kulturzirkus secondsszene, kulturen, temperamente

GESUNDES ESSEN BEREICHERT DAS LEBEN

Back to the Roots - Ein Mittagstisch ist immer eine gute Idee VON ANNE SIEBERTZ

Mittagessen! War es früher gang und gäbe, dass um Punkt 12 oder13 Uhr die ganze Familie um den Tisch versammelt war, so verliertdiese Gewohnheit in Deutschland immer mehr an Bedeutung. Eindurch Berufstätigkeit und Ganztagsschule veränderter Lebensrhyth-mus macht es vielen Menschen schwer, mittags eine ausgewogeneMahlzeit zu sich zu nehmen. Bei der Schulverpflegung hat in den letz-ten Jahren ein Umdenken stattgefunden: Viele Schulen konnten dankdes Konjunkturpakets eine Mensa bauen, und auch die Kindergärtenmit Übermittagsbetreuung werden mittlerweile von Cateringunter-nehmen beliefert. Anders sieht es bei Berufstätigen aus. Sofern, wie in größeren Unter-nehmen, nicht gerade eine Kantine zur Verfügung steht, ernähren sichviele von mitgebrachtem Brot, Yoghurt und Obst. Eine warme Mahlzeitist dagegen Fehlanzeige.

„Einmal am Tag sollte man gemeinsam am Tisch sitzen und genüsslichessen“, setzt die Biospitzenköchin Mayoori Buchhalter, Inhaberin desBioGourmetClub dagegen. Und sie wartet auch gleich mit einem trag-fähigen Konzept auf: Von Montag bis Freitag gibt es in den hellen Räu-men am Westbahnhof jeden Tag um 13.15 Uhr einen gesunden undleckeren Mittagstisch. Wer mitspeisen möchte, kann sich täglich bis10 Uhr anmelden. Sobald die Namen und die Anzahl der teilnehmen-den Gäste feststehen, werden frische Zutaten in den beiden Biolädenum die Ecke eingekauft. 15 Euro kostet das dreigängige Mittagsmenü.Nicht zu viel, sagt Mayoori Buchhalter, denn alle Zutaten sind immerfrisch und vegetarisch und die Getränke sind inklusive. Die 53-Jährigekennt die meisten ihrer Gäste mittlerweile persönlich und weiß, welcheNahrung aktuell genau die richtige für sie ist. Früher hat sie im belgi-schen Viertel das Restaurant „Five Seasons“ nach der Fünf-Elemente-Küche geführt, daher kennt sie sich bestens mit der Zusammenstellungund Wirkung von Zutaten aus. Den Mittagstisch „komponiert“ siejeden Tag neu ausgehend von der Überzeugung, dass Gesundheit undgute Ernährung einfach zusammengehören. „Jetzt im beginnendenHerbst dominiert das Erdelement, wir verwenden die leuchtenden Far-ben von Kürbis und Möhren, und auch ein Eintopf passt gut, denn ergibt Wärme“, sagt sie.

Das wetter bestimmt den Speisezettel

Als ich den Mittagstisch teste, ist es draußen ziemlich trüb und einwenig stürmisch. „Gestern hat die Sonne geschienen, da hätte es die-ses Essen nicht gegeben“, erklärt die Köchin. Heute gibt es als Vor-speise für die rund zwanzig Gäste an der Tafel Möhrencremesuppemit Kokos-Ingwer-Zitronenplätzchen. Zum gebratenen Tofu mit Thy-mian und Oliven und einem Spitzkohlgemüse mit Auberginen, Broccoliund Lauch essen wir gebackenen Muskatkürbis und dazu ein Pilzri-sotto mit Vollkornreis. „Den Vollkornreis habe ich neu ausprobiert –es dauerte insgesamt anderthalb Stunden, bis er fertig war“, so dieFachfrau für vegane Küche. Und auch der Nachtisch war neu: Trauben-kuchen mit Cashew-Kernen für Gluten-Allergiker.

Ich probiere natürlich von allem und fühle mich rundum satt, obwohlich nur kleine Portionen genommen habe. Und doch: „Die Energie ausdieser ausgewogenen Mahlzeit reicht für drei bis fünf Stunden undsteht ab der ersten Minute zur Verfügung“, verrät die Expertin. EinenMittagsschlaf brauche man danach nicht. In der Tat, denn die heutigenGäste verlassen den Mittagstisch gegen 14 Uhr allesamt gut gelaunt.

„Das Essen tut gut“

„Das Essen tut immer gut“, sagt Christiane L., die regelmäßig am ge-meinsamen Mittagstisch teilnimmt und gar nicht mehr gerne in ein Res-taurant geht. „Hier habe ich durch das frische Essen mitbekommen, wiees sich anfühlt satt zu sein und gleichzeitig aufzutanken.“

„Es tut gut“, höre ich immer wieder auch von den anderen Gästen. Und:„Das ausgewogene und leichte Essen ist eine große Bereicherung, einGeschenk“, sagt eine Heilpraktikerin, die erklärt, dass sie ihre Essensein-stellung vollkommen geändert habe, seitdem sie beim Mittagstisch imBioGourmetClub mitisst.Einmal in der Woche kocht Mayoori Buchhalter selbst für ihre Gäste. Umneue Ideen und Rezepte auszuprobieren, sagt sie und auch weil sie ein-fach gerne kocht. An den übrigen Tagen sind ihre Mitarbeiter dafür zu-ständig. Die Chefin von 16 Honorarköchen, einer Bürokraft, einigenMinijobbern und ein bis zwei Praktikanten kümmert sich derweil um or-ganisatorische Dinge wie etwa die Planung der Angebote der Kochschule,Anfragen für Vorträge oder die Ausbildung ihrer Mitarbeiter. Regelmäßigarbeitet sie bis zu zwölf Stunden am Tag. Dennoch sprüht sie geradezuvor Energie und wird es nie müde, ständig neue Ideen und Konzepte zuentwickeln. „Das ergibt sich so – es ist wie ein steter Fluss“, sagt sie underzählt von den vielen Berufen, die sie schon erfolgreich ausgeübt gehabthat. Zum Beispiel von ihrer Massagepraxis, ihrer Arbeit als Bauleiterin,als Ernährungsberaterin, von der Gründung des Restaurants Five Seasonsund der ersten Biokochschule. Und, und, und. Die Themen gehen unsnicht aus und man darf gespannt sein, welche Idee als nächste aus demKochclub hervorgeht.

Kontakt:Den Mittagstisch gibt es montags bis freitags um 13.15 Uhr im BioGourmetClub.Das 3-Gang-Menü nach der Fünf-Elemente-Küche kostet 15 € inklusive Getränken.Anmeldung bis 10 Uhr unter [email protected] oder 0221/95 29 96 22

BioGourmetClubVenloer Str. 59(am Hans-Böckler-Platz)50672 KölnTel. 0221/95 29 96 22

www.biogourmetclub.de

Foto@Johannes Cawelius

Die Gruppe „Freies Atelier“ zeigt nach 2008 und 2009 zum drittenMal im städtischen Gesundheitsamt ihre Werke. Die Ausstellungist vom 23. Oktober bis zum 22. November 2012 im Treppenhausdes ersten Obergeschosses zu sehen.

„Freies Atelier“ ist eine Kreativgruppe innerhalb des Therapiezen-trums für psychosoziale Rehabilitation (TPR) Köln unter der Lei-tung von Diplom-Kunsttherapeutin und Diplom-Malerin VerenaDiewerge. Die Teilnehmer bearbeiten aus eigenem Antrieb herausihre Themen in den Bildern und stellen in Firmen, Praxen, Bürosund Privaträumen aus. Das Malen bedeutet für sie eine sinnvolleBeschäftigung und eine Alternative zum gewohnten Suchtverhal-ten. Dadurch kann ein Heilungsprozess in Gang gesetzt werden,der durch die kunsttherapeutische Begleitung unterstützt wird.Die eigenen Bilder erfüllen die Hobbykünstler mit Stolz und ver-mitteln ihnen das Gefühl von Kompetenz.

Das AHG Therapiezentrum für psychosoziale Rehabilitation isteine offene, stationäre Nachsorge- und Adaptionseinrichtung fürerwachsene alkohol- und medikamentenabhängige Frauen undMänner. Aufgrund erheblicher körperlicher und sozialer Folgeneines langjährigen Suchtmittelmissbrauchs sind die Klienten vo-rübergehend oder dauerhaft nicht allein und selbständig in derLage, den alltäglichen Lebensanforderungen gerecht zu werden.In dem Heimbereich leben Bewohnerinnen und Bewohner, die län-gerfristig Unterstützung und Förderung benötigen, denen abermittelfristig die Rückkehr in das gesellschaftliche Leben oderunter Umständen in den Beruf ermöglicht werden soll.

Die Ausstellung ist vom 23. Oktober bis 22. November 2012 zuden gewöhnlichen Öffnungszeiten des Gesundheitsamtes zusehen: montags bis donnerstags von 8 bis 16 Uhr und freitags von8 bis 12 Uhr. Quelle: Stadt Köln

„Freies Atelier“ stellt erneut im Gesundheitsamt ausWerke der Malergruppe sind Ergebnisse einer Kunsttherapie

rezept für Möhrencremsuppe von Mayoori Buchhalter

( 4-6 Portionen)

Zutaten:1 kg Möhrenca. 500 ml WasserSalz

Zubereitung:Die Möhren schälen und in große Stücke schneiden. Mit ca.100 ml Wasser und 1 Prise Salz aufkochen und mit geschlos-senem Deckel ca. 45 Minuten köcheln.

Den Rest des Wassers aufkochen.

Die Möhren pürieren und nach und nach das kochende Was-ser dazugeben. Immer zwischendurch pürieren. Mit Salz ab-schmecken.

Zusätzlich kann man auch etwas Zitronensaft dazu geben,oder Meerrettich, Ingwer, Chili oder eine beliebige Zutatnach Wahl.

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Wie kleine Hilfsleistungen in Köln Kindern inIndonesien zu Schulbildung verhelfen

Kinder helfen Kindern in Not

VON MERLE ULLRICH

wahrscheinlich kennen Sie die Schulkinder aus IhrerNachbarschaft nur vom Sehen. wundern Sie sich je-doch nicht, wenn diese Sie plötzlich ansprechen undIhr Auto waschen oder im Garten helfen wollen:vielleicht sind es ja „ActionKidz“. 

Action!Kidz, das ist ein Programm der KinderNotHilfe, in demsich Kinder für ihre Altersgenossen in anderen Ländern ein-setzen. Dem Programm liegt ein einfaches Prinzip zugrunde:Überall in Deutschland gehen Schulklassen, Konfirmanden-gruppen oder Jugendgruppen einen Tag lang arbeiten statt indie Schule. Den Lohn für ihre Arbeit spenden die Kinder undJugendlichen dem Programm ActionKidz. Aus dem Verdienstwerden Projekte überall auf der Welt finanziert. Tag und Artder Arbeit können die Teams selbst bestimmen. In Köln neh-men bis jetzt zwei Schulen an dem Projekt teil. Die Schülerder Janusz-Korcak-Schule verteilen zum Beispiel gegen Spen-den selbst zubereiteten Reissalat an die Lehrerschaft oder ar-beiten bei Verwandten. 2012 geht der Erlös unter andereman das Projekt „Action!Kidz - Kinder gegen ausbeuterischeKinderarbeit“, es richtet sich speziell gegen Kinderarbeit aufder indonesischen Insel Nias.

Indonesien ist einer der 193 Staaten, die die Einhaltung derKinderrechtskonvention der Vereinten Nationen unterzeich-net haben. Dennoch gehen dort laut der KinderNotHilfe rundvier Millionen Kinder zwischen fünf und siebzehn Jahren re-gelmäßig einer Arbeit nach. Etwa die Hälfte von ihnen arbei-tet unter ausbeuterischen Bedingungen. Die Kinder undJugendlichen arbeiten bis zu 17 Stunden am Tag in den ver-schiedensten Branchen, zum Beispiel als Haushaltshilfe fürfremde Familien. Kinder, die in der Fischerei arbeiten, müssenoft tagelang auf kleinen Booten leben, Netze auswerfen unddie gefangenen Fische an Bord holen. Als Hafenarbeiter ent-laden sie die voll bepackten Schiffe, die in den Häfen einlau-fen. Auch in Steinbrüchen und auf Gummibaumplantagengehört Kinderarbeit in Indonesien zum Alltag. Dort müssendie Kinder häufig bis zu 60 Kilogramm schwere Lasten ausden Steinbrüchen oder Plantagen zu LKWs schleppen, die dieRohstoffe weitertransportieren.

Kinderrecht Nummer 3: das recht auf Gesundheit

Schwere, gesundheitsschädliche Arbeit ist auch in Indonesienfür Kinder unter 18 Jahren verboten, doch im Alltag wird die-ses Verbot oft ignoriert. Gegen die Kinderarbeit im Land vor-zugehen ist aus verschiedenen Gründen sehr schwierig. Zwarbesteht eine gesetzliche Schulpflicht von neun Jahren, dochder Besuch einer Schule kostet Geld. Eltern, die ihre Kinder indie Schule schicken, müssen eine Schulgebühr bezahlen,hinzu kommen noch die Kosten für Bücher, anderes Schulma-terial und die Schuluniformen, die an fast allen Schulen Indo-nesiens Pflicht sind und von den Eltern gekauft werdenmüssen.

Viel problematischer ist aber die Tatsache, dass viele Familienschlicht und ergreifend auf das Einkommen der Kinder ange-wiesen sind, um überhaupt ihren Lebensunterhalt bestreiten

zu können. Die Eltern dieser Kinder haben oft selbst nie eineSchule besucht, für sie ist es wichtiger, dass ihre Kinder einebezahlte Arbeit haben, als dass sie lesen und schreiben ler-nen. Schließlich haben ihre Eltern diese Fähigkeiten auch niegebraucht. So beenden viele Schüler häufig nicht einmal dieGrundschule.

Kinderrecht Nummer 4: das recht auf Bildung undAusbildung

Hier soll das Projekt von ActionKidz ansetzen. Ein großer Teildes Programms ist reine Aufklärungsarbeit. Die Projektleiterversuchen den Familien klarzumachen, wie wichtig es fürihre Kinder ist, eine Schule zu besuchen, da dies ihnen späterermöglichen würde, einen besser bezahlten, und vor allemweniger gesundheitsschädlichen Beruf als im Steinbruch zuergreifen. Die Kinder selbst sollen lernen, dass sie ein Rechtdarauf haben eine Schule zu besuchen und sie sollen das nö-tige Selbstvertrauen bekommen, für ihre Rechte einzutreten.

Vor Ort arbeitet die KinderNotHilfe mit einem indonesischenPartner zusammen, der nichtstaatlichen Kinderrechtsorgani-sation Pusat Kajian Dan Perlindungan Anak (PKPA). Als orts-ansässige Organisation kennen die Mitarbeiter der PKPA die

Probleme der Familien und können beurteilen, wie man denKindern am besten helfen kann. Eines der Hauptziele desProjektes ist es, vor allem den Kindern, die noch nie eineSchule besucht haben, oder gezwungen waren die Schulevorzeitig zu verlassen, einen Wiedereinstieg in den Schulun-terricht zu ermöglichen. Ein Jahr lang besuchen sie die soge-nannten „Paket-Schools“. Dort werden die Kinder nicht nachAlter, sondern nach ihrem Wissensstand unterrichtet, damitsie eine individuelle Förderung bekommen können, und zwarin genau den Bereichen, die sie benötigen. Am Ende des Pro-gramms erhalten die Schüler ein Zertifikat, welches dem An-sehen nach mit der Ausbildung an einer staatlichen Schulevergleichbar ist. Je nachdem, wie alt die Mädchen und Jun-gen beim Abschluss der „Paket-Schools“ sind, können sie imAnschluss auch in eine weiterführende, staatliche Schule in-tegriert werden.

So kann schon die Zubereitung einer Schüssel Reissalat odereinmal Auto waschen Kindern am anderen Ende der Welt hel-fen, das Recht auf eine ganz normale Kindheit am eigenenLeib zu erfahren.

Mehr zu diesem und anderen Projekten unterwww.actionkidz.de

Und bei der KinderNotHilfe - Düsseldorfer Landstraße 18047249 Duisburg - [email protected]

Wer sich für die Aktivitäten der Kindernothilfe in Köln inte-ressiert, wendet sich an die Ortsgruppe:

Monika Merkel-Neumann Marbergweg 64 - 51107 Köln Telefon: 0221/8693402 E-Mail: [email protected]

NOVEMBEr

01.11.2012 15:30 Dornröschen nach den Gebrüdern Grimm

03.11.2012 11:00 Däumelinchenund die Ratte Rabauke15:30 Der gestiefelte Kater frei nach den Gebrüdern Grimm

04.11.2012 11:00 Däumelinchenund die Ratte Rabauke15:30 Dornröschen nach den Gebrüdern Grimm20:00 Lupin, der Meisterdieb nach M. Leblanc

06.11.2012 20:00 Lupin, der Meisterdieb nach M. Leblanc

07./08.11.2012 20:00 Ein Heirats-antrag von A. Tschechow

09.11.2012 20:00 Das kunstseideneMädchen von I. Keun

10.11.2012 11:00 Peterchens Mond-fahrt nach G. v. Bassewitz15:30 Däumelinchen und die RatteRabauke

20:00 LINK spielts Dir- Impro-TheaterGastspiel von LINK!

15.11.2012 20:00 Die Kamelien-dame nach A. Dumas PREMIERE!

16.11.2012 20:00 Die Kamelien-dame nach A. Dumas

17.11.2012 11:00 Dornröschen nach den Gebrüdern Grimm15:30 Rapunzel nach den Gebrüdern Grimm17./18.11.2012 20:00 Die Kameliendame nach A. Dumas

21.11.2012 20:00 Das kunstseideneMädchen von I. Keun

22./23.11.2012 20:00 Das kunstsei-dene Mädchen von I. Keun

24.11.2012 15:30 Der gestiefelteKater nach den Gebrüdern Grimm

25.11.2012 20:00 Lupin, der Meisterdieb nach M. Leblanc

29./30.11.2012 20:00 Die Kamelien-dame nach A. Dumas

Das Theater gegenüber der Redaktion. Ineinem Gespräch erzählte uns Mareike Marx,dass sie im März 2011 mit 27 Jahren alsjüngste Intendantin das Metropoltheaterübernommen hat. Wir mögen Mut, Kölnbraucht Impulse.

metropol Theater, Eifelstraße 33, 50677 KölnKartenreservierungen unter 0221/ 32 17 92

oder unter [email protected]

Viel Theater01.11/03.11.12 | 20:00 Uhr | A Special Relationship | Theater am Sachsenring01.11/04.11.12 | 20:00 Uhr| Frau Müller muss weg | Theater im Bauturm

01.11.2012 | 20:30 Uhr | Premiere: Mein schöner Sohn | Bühne der Kulturen

01.11.12 | 20:00 Uhr | Malediva: Pyjama Party | Haus der Springmaus (Bonn) 20:00 Uhr | Köln Comedy Festival 2012 | Wohnzimmertheater (Köln)20:15 Uhr | Martina Brandl - Jedes 10. Getränk gratis | Senftöpfchen (Köln)

01.11.12 | 20:30 Uhr | Zwei gegen einen ist unfair | Comedia Theater (Köln)

02.11./03.11/04.11/ 06.11/ 09.11/ 10.11.12 | 19:30 Uhr | Der Abend aller Tage | Schauspiel Köln

02.11.12 | 20:00Uhr | Othello Ein Schauspiel nach Shakespeare | Theater der Keller

03.11.12 | 20:30 Uhr | Christina Prayon: Die Diplom-Animateuse | Comedia Theater (Köln)

03.11.12 | 19:00 Uhr | Dt.-türk. Stand Up | Kulturbunker Mülheim

05.11/06.11 | 20:00 Uhr | Ladies Night | Theater im Bauturm

07.11./08.11.12 | 20:00 Uhr | Floh im Ohr | Theater der Keller11.11.12 | 19:30 - ca. 21:00 Uhr | MÄNNER Ein Fußball-Liederabend | Schauspiel Köln

15./17.11./22./24.11.12.| 20:00 Uhr | Hamlet | Theater am Sachsenring

16./18.11./20./21.11./25.11.12 | 19:30 Uhr | Wastwater | Schauspiel Köln

16./ 20.11.12 | 20:00 Uhr | Amerika Der Verschollene | Theater der Keller

14.11.12 | 20:30 Uhr | Claus von Wagner: Theorie der feinen Menschen | Comedia Theater

31.08 – 18.11.12 | 20:00 Uhr | Achtung Deutsch | Theater am Dom

VON SABINE TEICHMANN und ANDREAS BASTIAN

Street Gallery – Schaufensterkunst hat eine lange Tradition in Köln. Schonin den 30-er Jahren verzauberten die Kaufläden die Passanten mit ihren Schau-fenstern. Zu den Feiertagen wurden immer ganz besondere Motive dekoriert.Trends aus aller Welt fanden die Bürger in den Fenstern der Einkaufsstraßen.Unvergessen ist das Schaufenster des Spielzeuggeschäftes Feldhaus auf derSchildergasse. Zu Weihnachten wurden die Fenster in einen Kindertraum ver-wandelt: An Stofftieren, Puppen, Spielen, Modellbaufahrzeugen oder der Mär-klin-Eisenbahn konnten sich kleine und große Leute nicht satt sehen. Schräggegenüber in den Fenstern des Kaufhofs Hohe Straße, eröffnet sich alljährlichin der Adventszeit ein Universum von Steiff-Tieren in unzähligen liebevollenDetails. Jedes Jahr wird bis heute noch der höchste Indoor-WeihnachtsbaumDeutschlands im Rolltreppenbereich des Hauses aufgebaut. Passt das noch inshier und jetzt?

Online Shopping, Indi Jones - der Schnäppchenjäger, und Preise vergleichenim Internet – so sieht der Einkaufsalltag vieler Berufstätiger aus. Aber es fehltdie Atmosphäre. Es fehlt das Erleben, Anprobieren, sich beraten oder auch sichüberreden lassen, Freunde treffen, essen gehen. All die Dinge, die Bits undBytes nicht transportieren können.

Seit rund 30 Jahren überlassen die Händler die Arrangements ihrer Schaufens-ter einmal im Jahr verschiedenen Künstlern für eine besondere Aktion. Endeder 80-er Jahre machte die damalige BBS 15 für Grafik-Design auf der Sever-instraße einen Anfang: Sie konnte einen ganzen Straßenzug für ihre Idee ge-winnen. Junge Grafik-Designer bekamen hier ihr erstes Feed-back von derÖffentlichkeit. Begleitet wurden sie vom sehr engagierten Lehrer Peter Hehner,der noch heute am Richard-Riemerschmid-Berufskolleg lehrt.

Im Zeitalter von Flatscreen und Flatrates muss man schon länger suchen, umein gelungenes Schaufenster zu entdecken. Umso schöner, dass die Dürener

Straße mit der Street Gallery 2012 die Traditionen aufrecht erhält. Mit jungerund erwachsener Kunst. Mit zeitgenössischen Bildern und Plastiken.

Wir begleiten die Aktion, mit der die Kunst bereits zum 14. Mal in die DürenerStraße einzieht. In 51 Geschäften können Künstler für eine Woche ihre Werkeausstellen - Und vielleicht auch länger!

Juliane Reyes Nova organisiert das Event seit zwei Jahren. Die Grafik -Desig-nerin freut sich, dass so viele gute Künstler teilnehmen und sie hat mit unsüber sie und über ihre eigene Motivation gesprochen.

Seconds: Frau Reyes, wie sind Siezur Organisatorin der Street Gallerygeworden? Juliane Nova reyes:  Ich bin seitcirca zwei Jahren Fördermitglied imRing Lindenthaler Geschäftsleute.Irgendwann hat man mich gefragt,ob ich Lust hätte die Street Galleryzu organisieren. Das hat mich ge-reizt und ich habe zugesagt. Seit 12Jahren wohne ich auf der DürenerStraße und Lindenthal ist fast zumeinem Wohnzimmer geworden.Also habe ich die Möglichkeit ge-nutzt, das Viertel mit dem Ring Lin-denthaler Geschäftsleute zusam-men zu gestalten.

Seconds: Wie kommen Sie an die Künstler?Juliane Nova reyes: Die Künstler sind zum Teil ‚alteingesessene’ Gallery-Teilnehmer und viele sind jetzt durch Mundpropaganda von Freunden dazuge-kommen. Andere haben von dem Projekt etwas gehört oder gesehen habenund finden es einfach gut. Lindenthal ist ein tolles Forum und die Geschäftesind hochkarätig. Durch diese Aktion soll ein Win-Win-Situation für beide Sei-ten geschaffen werden: Neue Kunden, andere Kunden, viel Kommunikation,Kennenlernen, neue Horizonte schaffen.

14 | Urban Art secondsszene, kulturen, temperamente

Urban Art Schaufenster

wiederentdecken

Merkur-Apo„Die Street Ga und das ist sch Ressiga-WißmLindenthalgürt 50935 Köln (Li0221 43 29 33

LINDENTAILOr herrenschneiderWarum im Lindentailor Herrenschneider Kunst ausgestellt wird?„Ich möchte unterschiedliche kulturelle Aspekte wie Modedesignund Kunst gemeinsam visualisieren und Künstlern die Chancegeben, sich zu präsentieren“ so Unternehmerin Qiuyue Teng. Dürener Straße 90 - 50931 Köln - 0221 44 90 80 86

Sanitätshaus Salgert„Ich fand die Idee der Street Galery richtig gut. Die Künstler zuunterstützen und damit mal etwas Ausgefallenes zu tun hat michgereizt. Ebenso den Kunstschaffenden die Gelegenheit zu gebensich zu präsentieren“, so Filialleiterin Daniela Sailer. Dürener Straße 186 - 50931 Köln0221 40 49 46 - www.sanitaetshaus-salgert.de

Cologne Couture“Kunst entsteht im Auge des Betrachters”, ist das Motto von Bettina Spillmann. Dürener Straße 142 - 50931 Köln,0221 40 58 85 - www.colognecouture.de

Bestattungen Silke Seiler Busch„Wir mögen Kunst, deshalb bieten wir den Künstlern

ein Forum, die Bilder auszustellen. Auch wenn es einetwas ungewöhnliches Ambiente ist.“Lindenthal Gürtel 41 - 50935 Köln0221 40 29 94www.koeln-bestatter.de

Fotos:Katja WendlandtAndreas Bastian

Artworkfoto: LindentailorKatja Wendlandt

Montage:Andreas Bastian

Street Gallery 2012 - Aussteller und Veranstalter im Gespräch.

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CULTURESCENEDANGEROUS November | 15

Teilnehmende Künstler/Läden

HUBERT SCHMITT | SkulpturenMalerbetrieb N. Wagner & CTR Bedachungstechnik

BachemerstraßeSigrun brock | [email protected] Peters Bachemer Str. 173

DürenerstraßeManfred Nonnen | [email protected] LINDENTHALDürener Str. / Geibelstr. 33

Ulrike Deetz | [email protected] - Schuhe - Dürener Str. 89

Maximilian Perez | [email protected] - Herrenschneider -Dürener Str. 90

Wolfgang Stein & Ellen Buckermann Malerei - [email protected] Cologne - Mode - Dürener Str. 117

Karin Nassauer | [email protected] Seconda - Mode - Dürener Str. 118

Alexandra Hülbach | [email protected] S - Dürener Str. 119

Cornelia Sökeland | MakrofotografieC [email protected] SPITZE - Friseur - Dürener Str. 120

XANDRA HERDIECKERHOFF Fotografie & Bodypainting lichtpix.comFroschkönigs kindermoden Dürener Str. 121

Wilhelm Schlote | [email protected] Dürener Str. 123

Schüler der Malschule Chulkova | [email protected] Weigand GalerieDürener Str. 137 | Tel. 26 03 54 00

Ingrid Pieper | MalereiTel. 040. 45 74 31Cologne Couture - Mode -

Dürener Str. 142 / Geibelstr. Ciro Pascale | [email protected] Azzurro Dürener Str. 146

Petra Kremer-Horster | [email protected] Wenz Dürener Str. 164

Werner Preuss | [email protected] Apotheke Dürener Str. 166

TOM & STARRY | [email protected] Donna - Mode - Dürener Str. 168

Irena Paskali | [email protected] Keller Dürener Str. 175

Ulrike Feistel | [email protected] Schuhmode Dürener Str. 178

Kristina Kanders | [email protected] - Sanitätshaus - Dürener Str. 186

Margret Köhler | [email protected] KölnBonn Dürener Str. 187

MARTINA PUHL | [email protected] - Mode - Dürener Str.193

Andrea Wycisk | [email protected] - Kindermode - Dürener Str. 200

DAN Hepperle | [email protected] Kaiser - Dürener Str. 202

Barbara Kümpel | Malerei [email protected] Apotheke Dürener Str. 207

Utta Schäfer | [email protected] Baker&son - Schuhe - Dürener Str. 209

Gisela Gross | Malereiwww.atelier-gisela-gross.deBestattung DahlmeyerDürener Str. 211-213 | Tel. 940 81 00

Wilfriede Doppelfeld | [email protected] Brille - Dürener Str. 211

Iris Wittkowski Self-Performance | (nur am Sonntag)[email protected] FASS - Feinkost - Dürener Str. 212

Evelyn Heider | [email protected] - Mode - Dürener Str. 212

JUTTA Reinisch | Malerei & ASTRID KRUISMalerei, [email protected], [email protected] - Wohnaccessoires, Geschenke Dürener Str. 212 | Tel. 943 870 07

Martina Runte | [email protected] - Mode - Dürener Str. 217-219

CLAUDIA PICHT | [email protected]ölner Bank EG Dürener Str. 223

Sabine Dimartino | [email protected] - Mode - Dürener Str. 224

Eva Volmer-Kopka | [email protected] Koch Dürener Str. 228

Gudrun Biessmann | Malerei [email protected] BLUMENDESIGN Dürener Str. 237

Elfie Sautot | [email protected] Zabel Dürener Str. 238

Allmuth Lenz | [email protected] Baart Dürener Str. 244

Birgit Hein | [email protected]é Bonnen Dürener Str. 252

Gudrun Schwichtenberg/Wallbaum Malerei | [email protected] Apotheke Dürener Str. 252

ALO SCHMITZ | [email protected] KUNST Dürener Str. 254

Bernd Müller | Skulpturen & CLAUDIAGERON | [email protected], [email protected] Dürener Str. 258

Karl-Schwering-platzRalph Wittkamp | [email protected], Tanzschule van Hasselt, Karl-Schwering-Platz 4-6

LandgrafenstraßeBELE WOLF-CALLES | Papiermontagen &Malerei, [email protected] S - Schmuckanfertigung - Landgrafenstr. 36 | Tel. 355 26 14

Lindenthalgürtelsusanne katharina Opheys | [email protected] Bestattungen Lindenthalgürtel 41

Muna Götze | [email protected] Apotheke Lindenthalgürtel 49

Sophie Schneider-Lohmar | [email protected] Frisuren Lindenthalgürtel 52

Annelie & Uwe Hoffmanns | [email protected] Müller Lindenthalgürtel 56

URSULA SCHAPER-WIELAND | [email protected] Apotheke Lindenthalgürtel 63

Götz Grothus | [email protected] und Lichtplanung - Raumausstatter -Lindenthalgürtel 75

wittgensteinstraßeMaga Fraikin | [email protected] Zan | [email protected] Sanitär Wittgensteinstr. 35

Virchow Apotheke

Dr. Christoph Dach: „Wir unterstüt-zen die Street Gallery seit fünf Jah-ren, weil es einfach gute Impulsebringt.“ Virchow Apotheke - Dürener Str. 252

theke llery bringt Leben in das Stadtbild

hön“, erzählt Apotherkerin Karenanntel 49-51

indenthal) 3 / 43 94 31

Martina weigand Galerie

„Kunst in der Kunst“ nennt Frau Weigand ihr Engage-ment in ihrer Galerie, Dürener Str. 137, 50931 Köln. Zusammen mit der Kunstschule Atelier CHULKOVA gibtes eine Sonderausstellung zum Thema Tischkante, dienoch bis Ende November geht.

Seconds: Nach welchen Kriterien wählen Sie die Künstler aus und wer kannüberhaupt mitmachen?Juliane Nova reyes:  Ich habe keine bestimmten Kriterien – wenn jemandLust hat, sich zu bewerben, soll er es gerne tun. Es gibt Künstler, die mit soviel Leidenschaft dabei sind, dass ich das allein schon toll finde. Es gehört jaauch Mut dazu. Man weiß ja vorher nicht, in welcher Warenumgebung manausstellt. Studienabschlüsse oder Ausbildungen interessieren mich sowiesogrundsätzlich nicht besonders. Jeder Mensch hat diverse Talente, man muss sieselbst entdecken und etwas daraus machen. Für mich zählt die Auseinander-setzung mit der Kunst, die Kommunikation darüber – gut, schlecht, polarisie-rend, kommerziell, langweilig, ach es gibt so viele Auslegungen, Kunst ist füralle da!

Seconds: Was wünschen Sie sich für die Street Gallery in diesem Jahr und fürdie Zukunft?Juliane Nova reyes: Die Resonanz ist sehr gut, ich würde mir wünschen,dass noch mehr Geschäfte mitmachen, da es reichlich Bewerbungen gibt, dieich so leider absagen musste. Und eine längere Vorlaufzeit wäre prima. Diesmalkonnte ich mit der Planung erst Ende August anfangen, nach dem Straßenfest,das war schon sehr knapp. Was jedoch sehr gut war: Die meisten haben sichdaran gewöhnt, per E-Mail zu kommunizieren oder mal schnell anzurufen, dashat Einiges erleichtert.

Die Dürener Straße wird zum 14. Mal in eine Kunststraße umgewandelt

In 10 Minuten zum neuen Job

16 | Urban Art secondsszene, kulturen, temperamente

VON SABINE TEICHMANN UND EVELYN ZIMNY

Das Szenario ist beeindruckend. Dort, wo sonst der FC die Bälle überden Rasen jagt und die Zuschauer auf den Rängen mitfiebern, sitzteine beschauliche Gemeinschaft von etwa 800 Menschen im Sta-dion. In rote und grüne Decken gehüllt, schauen die Zuschauer mitSpannung und Hochachtung in Richtung Rasen. Dort wirbeln die vierKochprofis Mike Süsser, Andi Schweiger, Frank Oehler und Ole Plog-stedt in einer Showküche. Auch sind Helfer und Beiköche aus denReihen der Zuschauer dabei. Das ist keine neue PR-Kampagne, son-dern eine Veranstaltung mit ernstem Hintergrund. Das JobcenterKöln hat das bundesweit erste Kölner Food-Job-Dating ins Rhein-Energie-Stadion geholt. Ein Event der besonderen Art, ausgerichtetfür Jobsuchende aus der Lebensmittelbranche und für Arbeitgeber,die helfende Hände suchen. Einen Tag lang nutzten rund 800 Bewer-ber die Chance, bei rund 50 Arbeitgebern einen Job zu ergattern.Sich einfach mal kurz vorstellen und dem Chef zeigen, was mankann, und dann den Traumjob bekommen – davon träumt so man-cher Bewerber. Möglich ist das hier beim Food-Job-Dating. Das be-deutet viele kurze Gespräche hintereinander. Arbeitnehmer undArbeitgeber haben zehn Minuten Zeit, sich von Angesicht zu Ange-sicht direkt kennen zu lernen. Hier hat der Bewerber die Wahl, zuwelchem der vielen Arbeitgeber er gehen möchte. Hier wird Bewer-bungsstress abgebaut.

Teilnehmer sind zuversichtlich

Jennifer Lange ist erst 24 Jahre alt und hat schon viel Berufserfah-rung in der Gastronomie gesammelt. Sie ist in der Branche groß ge-worden, die Eltern waren lange selbstständig. Ihren Job alsTeamleiterin eines Cafés hat sie gerne gemacht, „doch das Cafe ver-legte die Öffnungszeiten ausschließlich auf den Abend. Nun habeich einen kleinen Sohn und kann nur tagsüber arbeiten. Deshalbmusste ich die Stelle aufgeben“. Nun hofft sie, mit ihrer offenen undunkonventionellen Art schnell einen neuen, passenden Job zu finden.Ebenso zuversichtlich geht Hauswirtschafterin Patricia Grumann insJob-Rennen und weiß: “Diese Chance muss man einfach nutzen.“

rund 50 Firmen bieten 700 Jobs 

Die Chancen auf einen Arbeitsplatz sind groß. 50 Personalchefs ausGastronomie, Restaurants, Hotels, Bäckereien, Fleischereien, Verkaufsowie Logistik haben an diesem Tag auf der Job-Messe 700 freieStellen im Angebot. Die Erfolgsquoten auf eine Vermittlung sindrecht hoch. Das haben die vergangenen zwei Job-Speed-Datings imRhein Energie Stadion bewiesen. „Innerhalb eines halben Jahreshaben wir rund 20 bis 25 Prozent der Teilnehmer vermittelt“, freutsich Olaf Wagner, Mitglied der Geschäftsführung des JobcentersKöln. „Dort kamen allerdings Bewerber und Arbeitgeber aus ver-schiedenen Branchen zusammen. In diesem Jahr haben wir uns aufnur eine Branche konzentriert."

Ohne Bewerbungsmappen ist es leichter

Nicht jedem Teilnehmer liegt es, eine Bewerbungsmappe zu erstel-len. Ein Anschreiben zu formulieren, Lebensläufe zusammenzustel-len. Schon gar nicht, wenn es um Arbeitsplätze geht, bei denenTatkraft gefragt ist. Für viele Bewerber ist es leichter, den Arbeitgeberin der Praxis von ihren Fähigkeiten zu überzeugen. So hat man dasBewerbungsverfahren beim Food-Job-Dating umgedreht – zuerst daskurze und persönliche Gespräch, dann die Unterlagen. Allerdingsbraucht diese Art der Veranstaltung eine präzise Vorbereitung „Wirhatten rund 4 Monate Vorlaufzeit“, erklärt Olaf Wagner. Das ist keingroßes Zeitfenster. „In Zusammenarbeit mit den Arbeitgebern, denBerufsverbänden und der Wirtschaftsakademie Am Ring hat das Pro-jektteam vom Jobcenter eine bis jetzt einzigartige Idee umgesetzt.“Ebenso begeistert ist Artur Tybussek, Geschäftsführer der Kölner Flei-scher-Innung: „Die Bewerber sind hoch motiviert, das Jobcenter hateine tolle Veranstaltung organisiert.“Und Jennifer Lange strahlt: „Das hat richtig was gebracht, ich habeeinen Probearbeitstermin und ganz viel positives Feedback.“ Mitihrer freundlichen Art und den knallig roten Haaren kommt sie gutan. „Ich versuche so viele Gespräche wie möglich mitzumachen. Beiallen Jobangeboten, die mich interessieren“, sagt sie und geht en-thusiastisch zum nächsten Arbeitgeber.

Zehn  Minuten  Überzeugungs-kraft. 

In zehn Minuten den Arbeitgeber vonseinem Können und seiner Motiva-tion zu überzeugen ist nicht leichtund schon gar nicht jedermannsSache. Deshalb werden die Teilneh-mer vorher fit gemacht. Sie bekom-men ein intensives Einzel-Coachingin der Wirtschaftsakademie Am Ring.Unter dem Motto: „Wie präsentiereich mich, wie stelle ich mich bestensvor, werden die Bewerber vorberei-tet. „Wir machen das bereits zumdritten Mal“, erklärt Thomas Frey,Leiter der Akademie. „30 Coacheskümmern sich um die Jobsuchen-den“, so der Leiter.„Zwei Terminesind pro Teilnehmer angesetzt. Zuerst beginnen wir mit dem soge-nannten Check up. Dort werden die Bewerbungsunterlagen auf Voll-ständigkeit geprüft, der Teilnehmer wird auf das Gesprächs-Coachingvorbereitet.“

Flyer statt Lebenslauf

Viele Jobsuchende haben Schwierigkeiten, gute Bewerbungsunter-lagen zusammenzustellen oder keine Ausbildung vorzuweisen, wasin der Branche auch nicht zwingend nötig ist. Oft werden die Ar-beitszusagen per Handschlag geregelt. Häufig hapert es aber auchbeim Foto. „Gute Bewerbungsfotos sollten von einem professionel-len Fotografen gemacht werden,“ rät Thomas Frey. Deshalb wird ander Wirtschaftakademie von einer Fotografin ein aktuelles Foto ge-macht. „Damit beim Food-Job-Dating Chancengleichheit besteht,erstellen wir mit unseren Bewerbern beim zweiten Termin einenFlyer, mit dem sie sich dann im Rahmen der Veranstaltung bewerbenkönnen“, sagt Thomas Frey. So bekommt jeder Teilnehmer seine in-dividuell zugeschnittenen Bewerbungsunterlagen. Der Flyer ist prä-

zise und übersichtlich gestaltet und fürden Jobgeber bestimmt. Dort steht,was der Bewerber sucht und kann.Zehn Flyer für jeden, das sind immer-hin zehn Gespräche während derMesse. Und was passiert wenn dieFlyer ausgehen? „Das ist kein Problem,wir drucken vor Ort einfach nach“, soThomas Frey.Für Jennifer ist die erste Bewerbungs-phase schon um. In zweieinhalb Stun-den hat sie sich mehr als 15 Malbeworben und einige Zusagen mitnach Hause genommen. „Was letzt-endlich tatsächlich daraus wird, zeigtsich in den kommenden Wochen. Ichbin aber absolut zuversichtlich“. AuchPatricia Grumann ist begeistert. „Daswar absolut interessant und vor allen

Dingen motivierend. Ich be-werbe mich jetzt auch außerhalb des Food-Speed-Datingsweiter“, so Grumann. Die Bewerbungsunterlagen hat sie jabereits – samt Foto von der Wirtschaftsakademie auf einemUSB Stick.

Showevent mit den Kochprofis 

Indessen wird am Fußballfeld geackert. Am Rand des heili-gen Rasens im Müngersdorfer Stadion thront ein richtigesKochstudio. Das Jobcenter hatdie Profiköche von RTL II einge-laden. Sie kochen zusammen mitausgesuchten Teilnehmern vomFood-Job-Dating. Zuschauer aufder Tribüne sind alle Jobsuchen-den.160 Portionen mariniertes Ge-müse, Gnocchi, Rindfleisch undandere Leckereien kocht dieMannschaft in nur einerStunde. Dass den Profis auchmal etwas misslingt merkennicht nur die Spieler des FC, son-dern Kochprofi Mike Süssersteckt das humorvoll weg. SeineNuss-Toastis sind leicht ange-brannt.„Egal, dann sind es ebenToastis nach Brandenburger Art“scherzt er. Im FC-Stadion wirdder Ball gegen Küchenmessergetauscht.

Im FC-Stadion wird der Ball gegen Küchenmesser getauscht

Bunte Aussicht im Müngersdorfer Stadion – Jobsuchende jubeln den Kochprofis zu.

Olaf Wagner (Mitte), Mitglied der G men Kochevent der Kochprofis und

Sternekoch Frank Oehler in Aktion – hier füllt er Kressesalat in umweltfreundliche Essteller aus Bambusfaser.

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Besondere Gründerideen

Das erste Job-Speed-Dating startete 2009 mit einer Test-phase in München. Von 350 Bewerbern wurden 40 vermit-telt.  hier  sollten  Langzeitarbeitslose  die  Chancebekommen, wieder einen Job zu bekommen. Schnell dehnte sich die Jobbörse in ganz Deutschland aus. Mittlerweile gibt  es  das  Job-Speed-Dating  für Auszubil-dende, hochschulabsolventen oder das Management. 

Der andere Weg zur neuen Liebe:Date-Mahl arrangiert Kennenlernen beim Essen für Zwei

Eine kulinarische Alternative zum Kennenlernen auf Online-Partnerbörsen, beim Speed-Dating und Single-Partys bietetdie Agentur Date-Mahl. Für Singles arrangiert Date-Mahl einen kulinarischen Abend in einem ansprechenden Restaurantoder auch ein Brunch am Wochenende. Hier lernen sich zwei Singles in ungezwungener Atmosphäre kennen. Wer wentrifft entscheidet hier nicht der Computer oder ein flüchtiger Augenblick, sondern das Team um Agenturgründerin LuisaTrögel, die als erfahrene Personalerin auf Menschenkenntnis setzt. „Wir sprechen mit unseren Kunden persönlich überihre Vorstellungen und Wünsche, um sie so zunächst als Menschen kennen zu lernen. Nur wenn wir überzeugt sind, dasszwei Mensch zueinander passen, schlagen wir ein Treffen vor“, erklärt Pallus.

Stimmen beiden Singles zu, kümmert sich Date-Mahl um das passende Ambiente für das Essen und arrangiert ein Datefür zwei. „Wir setzen auf eine ungezwungene Atmosphäre in einem nicht zu exklusiven aber auch nicht alltäglichen Res-taurant“, verrät die Agenturleiterin. Das gemeinsame Essen mit einem Menschen, der vielleicht der richtige Partner für’sLeben ist, soll schließlich in guter Erinnerung bleiben. Ob sich die beiden Singles anschließend wiedersehen und wie esweitergeht, entscheiden sie selbst. Die Chancen aber, sich mit Date-Mahl neu zu verlieben stehen gut, „denn bekanntlichgeht Liebe durch den Magen“, verspricht Trögel. Mit ihrem Angebot richtet sie sich an Singles zwischen 25 und 60 Jah-ren, die zwar zufrieden mit ihrem Berufsleben sind, bisher aber noch kein Glück in der Liebe hatten. Sie erhalten weitere

Informationen unter Tel. 0221-58089868 oder online unter www.date-mahl.de

Alle sagten: das geht nicht! Dann kam eine, die wusste das nicht und hat´s gemacht.

Nina erlebte das gleiche wie Seconds, alle sagten „BistDu verrückt?“ – Sie sagte wohl: „ Ja, ich bin´s“. Als wirreinkamen um einen neuen Verkaufspunkt für das Seconds zu organisieren, gab es noch einige Gemeinsamkeiten. Kein Bock auf Bürodress, Pinguinklamotten und platonisches Fachchinesisch für den Kick. Stattdessen Gemütlichkeit mit extravaganter Einfachheit. Die Möbel versetzen uns indie 60-er Jahre, das Bier aus der Flasche, das Essen aller erste Sahne – Hausgemacht.

Café Walter startete im Oktober 2011 – Wir gratulieren zum einjährigen Bestehen mit dem Abdruckder richtigen Telefonnummer, Handynummer will sie irgendwie nicht rausrücken : )

Cafe Walter – An der Bottmühle 13 – Eingang Severins Wall – Öffnungszeiten:Di-Fr 12-23 Uhr, Sa./So. an 10.30 Uhr – Telefon: 02 21/39 75 77 75

Thomas Mießen und Thomas Frey von der Wirtschaftsakademie Am Ring.

eschäftsführung am Jobcenter, freut sich über die super Zusammenarbeit beim gemeinsa- den Jobsuchenden Köchen.

18 | Biolance secondsszene, kulturen, temperamente

Biolanc

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VON ANNE SIEBERTZ

Grasgrüne  oder  leuchtend  rote  Äpfel:  Dieschmackhafte  Frucht  liegt  bei  den  meistenDeutschen ganz selbstverständlich in der Obst-schale.  Kinder  wie  Erwachsene  lieben  sie  alspausensnack. Und als fruchtige Zutat im Kuchenist der Apfel nicht wegzudenken. was wäre einheißer Strudel mit Vanillesoße ohne ihn?

Wer kennt ihn nicht, den Golden Delicious, den süßsäu-erlichen Elstar oder den knackig-festen Gala? Die Sortensind in fast jeder Obstauslage im Supermarkt zu finden.Weniger bekannt ist, wo sie herkommen. Zwar wachsendie meisten bekannten Sorten in heimischen Gärten oderin deutschen Anbaugebieten, der Gesamtanteil der deut-schen Apfelproduktion ist allerdings gering. WährendChina, die USA und die Türkei die ersten drei Plätze inpuncto Anbau und Export belegen, findet sich Deutsch-land gerade mal auf Platz 14 wieder. Platz vier dagegenbesetzt ein Gebiet, das uns am nächsten ist und in demzehn bis zwölf Prozent der gesamten EU-Äpfel produziertwerden: Südtirol.

herkunft des Ur-Apfels

Es mag überraschen, dass der Apfel ursprünglich aus Ka-sachstan in Mittelasien stammt. Der Name der kasa-

chischen HauptstadtAlmaty, einst AlmaAta, geht zurück aufdessen Vorkommenund bedeutet „Vaterder Äpfel“. Schonvor 4.000 bis 5000Jahren wuchs dortder Wildapfel. Auchheute finden sich indem Gebiet noch üp-pige Wälder mit „Ur-apfelbäumen“. Diestark holzige Fruchtist allerdings nichtmehr mit dem unsbekannten knacki-gen Apfel zu verglei-chen und wäre fürden heutigen Gau-men ungenießbar.

weg nach Europa 

Über die Seidenstraße, einen der historisch wichtigstenTransportwege für kostbare Güter wie Salz, Früchte undGetreide, gelangte der Apfel schließlich aus der altenWelt nach Griechenland, wo er veredelt und kultiviertwurde. Nach Nordeuropa kam er durch die Römer, dieihn in den eroberten Gebieten verbreiteten.

Später waren es die mittelalterlichen Klöster, in denender Anbau von Obstbäumen kultiviert wurde. Die Mön-che und Nonnen wussten nicht nur Kräuter und Getreidezu nutzen, sondern erzeugten aus den reichlich vorhan-denen Äpfeln Brände, Schnäpse und Cidre. Viele Rezepte,die wir heute lieben, entstanden in der klösterlichen Ex-perimentierküche.

Ausflug ins Südtiroler Anbaugebiet 

Um den Menschen die Geschichte und alles Wissenswerterund um den Apfel näher zu bringen, bieten die Touristen-büros in den Südtiroler Anbaugebieten so genannte Ap-fellehrgänge an. Dabei erfährt man alles über den Anbau,die Ernte und Lagerung sowie die Vermarktung. Zum Bei-spiel, dass in Europa drei Apfelsorten, nämlich der GoldenDelicious, der Jonagold und der Red Delicious knapp 70Prozent des Gesamtangebotes ausmachen. Erst danachfolgen die Sorten Gala, Elstar, oder Cox Orange.

Apfelbauer Georg erklärt, dass der Anbau in der Regionerst möglich wurde, nachdem die ehemaligen Sumpfge-biete des Südtiroler Etschtals im ausklingenden 19. Jahr-hundert entwässert und in fruchtbares Land verwandeltwurden. Über die 1867 vollendete Brennereisenbahnkonnte das damalige Luxusgut an die Königshöfe bis nachSt. Petersburg im nördlichen Europa exportiert werden.Die heutige Verbreitung als Lebensmittel des täglichen Be-darfs fand der Apfel erst nach 1960.

Anbau

Mit 18.400 Hektar ist Südtirol das größte geschlosseneAnbaugebiet in der EU. Es dehnt sich über eine Tallängevon über 100 Kilometer aus. Rund 8000 Familien bestrei-ten mit dem Apfelanbau ihren Lebensunterhalt. In derRegel bewirtschaften sie zweieinhalb bis drei Hektar, ver-teilt auf drei bis fünf verschiedene und weit voneinanderentfernte Parzellen. So wundert es nicht, dass Wanderer,egal in welcher Richtung sie mit Bussen oder per Pedesunterwegs sind, stets mitten durch Apfelplantagen laufen.

Allerdings reichen die Erträge aus derErnte meist nur knapp zum Unterhaltder Familie, weswegen viele der Klein-bauern im Nebenerwerb noch Ferien-wohnungen anbieten oder Weinbaubetreiben.

Der Jahreslauf: pflege und Ernte

Dabei gäbe es allein für den Apfelanbau übers Jahrschon genug zu tun: Gleich nach der Ernte im Novem-ber beginnt die neue Saison. Dann nimmt der BauerBodenproben, analysiert sie und düngt die Anlagen mitden Nährstoffen Magnesium, Kalium, Kalzium undMangan. Für den Austrieb und die Blüte braucht derBaum Kraft. Plant der Bauer eine Neuanlage, ist jetztdie Zeit für die Rodung der Altbäume und die Locke-rung des Bodens. Im Winter kümmert er sich um denSchnitt. Eine Kunst für sich, denn Jungbäume werdenbeispielsweise nach dem „christbaumförmigen“ Auf-bau geschnitten. So ergibt sich ein günstiger Lichtein-fall, der wichtig für eine gute Qualität und die spätereErnte ist.

Im Frühjahr ist dann Pflanz- und Düngzeit für die jun-gen Bäume. Zeigen die Blätter braune Flecken, mussder Bauer für Abhilfe mit den entsprechenden Minera-lien sorgen. In Frostnächten muss er die Temperaturengenau beobachten und eventuell die Frostberegnungeinschalten, um eine Eisbildung zu fördern. So schütztman die Blüten vor niedrigen Temperaturen. Damit dieBlüten bestäubt werden können, sorgt der Apfelbauerdafür, dass genügend Bienenvölker auf den Obstplan-tagen anwesend sind.

Im Sommer stehen regelmäßige Kontrollen von Schäd-lingen und Nützlingen an. Im kontrollierten Anbauwerden nur umweltschonende Pflanzenschutzmitteleingesetzt. Der Bauer sorgt dafür, das Unkraut klein zuhalten und achtet auf eine ausreichende Bewässerung.Ab August werden Reifetests gemacht, wobei dieSäure und die Größe gemessen werden. Den Terminfür die Ernte, die übrigens von Hand gemacht wird,legt die Genossenschaft zentral fest. Für die Bauernheißt das: Ernte der Sorte Gala ab Mitte August und jenach Sorte Erntezeit bis Anfang November, wenn diespätreife Sorte Pink Lady eingebracht wird.

Fast die gesamte Ernte geht an die Genossenschaft.Diese gibt die Standards in puncto Größe, Gewicht undQualität vor und führt regelmäßig Kontrollen auf denPlantagen zu Düngung, Bodenbeschaffenheit undSchädlingsbefall durch. Im Gegenzug kümmert sie sichum die EU- und weltweite Vermarktung. Die Herkunftder angelieferten Äpfel wird bei der Genossenschaftgenau vermerkt: alle Kisten bekommen einen Aufkle-ber mit Namen und Betriebsnummer des Obstbauern.Anschließend durchlaufen sie eine Waschstraße, wer-den zur Dokumentation der Qualität fotografiert undin einem Hochregallager eingelagert, bevor sie in denVerkauf gehen. 2010 erhielten die Bauern für ein KiloÄpfel 38 Cent. Nicht viel, wenn man bedenkt, dass dieProduktionskosten 30 bis 35 Cent pro Kilo betragen.

Wissenswertes über die süß-saure Frucht

PARADIESISCHESOBST: DER APFEL

ApfellehrgangApfel und Beauty:

Früher waren alte Hausmittel mit dem Apfel als Ingre-dienz weit verbreitet. Nach einer längeren Pause ge-winnen Apfelcreme, Apfelbalsam und Apfelmilch in dermodernen Kosmetik zunehmende Bedeutung. Grund:der Apfel hat den gleichen PH-Wert wie unsere Haut.Seine Wirkstoffe, allen voran das Pektin, machen un-sere Haut samtig und weich.

rezept: würziges Apfelchutney

6 Äpfel (Golden Delicious oder andere), 2 kl. Majoran-zweige, 2 kl. Thymianzweige, 100 g weiße Zwiebeln, 1EL Rapsöl, 400 g Gelierzucker, 1-2 Knoblauchzehen,300 ml Weißweinessig, 100 ml Apfelessig, 80 g Rosi-nen, Salz, 1 Prise Muskatnuss

Majoran und Thymian schälen und kleinwürfeligschneiden. In Öl etwas andünsten, gewürfelte, ge-schälte Apfelstücke, Kräutersträußchen, Gelierzuckerund gepressten Knoblauch dazugeben und alles gutdurchmischen. Beide Essigsorten und 150 ml Wasserdazugeben und langsam einkochen, dabei gelegentlichumrühren. Nach etwa 5 Minuten die Rosinen dazuge-ben und das Chutney weitere 15 Minuten garen. Kräu-tersträußchen entfernen, Chutney mit Salz undMuskatnuss abschmecken, in vorbereitete, heiße Glä-ser füllen, sofort mit einem sauberen Deckel verschlie-ßen und kurz das Glas auf den Kopf stellen. DiesesChutney passt hervorragend zu Ziegen-, Schafskäseoder zu einer Käseplatte.

Rezept von Karin Longariva, Quelle: Broschüre desSüdtiroler Apfelkonsortiums/Handelskammer Bozen

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VORBEUGEN IST BESSER ALS HEILEN:

„Den eigenenKörper nichtwie einen Sklaven aus-beuten...“

Ein paar Zahlen

„Rund 3000 der zwei bis drei Meter hohen Apfelbäumepassen auf einen Hektar“, erzählt Apfelbauer Georg.Geht man von durchschnittlich 100 Äpfeln pro Baumaus, so ergibt sich ein Ertrag von 60 bis 70 Tonnen proHektar. Da Äpfel jedoch nach Gewicht und nicht nachStück verkauft werden, führt schon ein um einen Milli-meter größerer Apfel zu einem zusätzlichen Gewicht vonfünf Prozent. „Dazu kommt es beispielsweise, wenn derHerbst schön ist, also wenn wir sonnige Tage undfeuchte Nächte haben“, erklärt der Experte.

warum kaufen die Deutschen Äpfel aus Südti-rol? 

Die Frage, warum etwa eine Million Tonnen Äpfel undsomit zehn bis zwölf Prozent der gesamten EU-Produk-tion aus Südtirol stammen und warum wir das SüdtirolerErzeugnis wie selbstverständlich in unseren Supermärk-ten vorfinden, steht in engem Zusammenhang mit dendortigen klimatischen Bedingungen. Denn: Ein giganti-scher Sonnenbalkon an der südlichen Seite der Alpensorgt für ein mediterranes Klima mit warmen Sommer-und Herbstmonaten und einem regenreichen Frühjahr.Wichtig für die innere und äußere Qualität der Fruchtsind besonders die rund 300 Sonnentage und über 2000Sonnenstunden, gepaart mit durchschnittlichen 800 Mil-limetern Niederschlag pro Jahr. Diese reichen für dieGrundversorgung des Obstes. Zusätzliche Bewässerungist nur in sehr warmen und trockenen Sommermonatenerforderlich.

Auch die auffallend rote und gelbe Fruchtfarbe, nicht zu-letzt auch die Süße und der Vitamingehalt der Fruchtsind auf das alpin-kontinentale Klima in der Region zu-rückzuführen, wo im Spätsommer und im Herbst denwarmen Tagestemperaturen kühle Nächte folgen.

Doch auch wenn es nicht immer der perfekte Apfel ausSüdtirol sein muss: Lecker ist er ja schon, oder?

Wie gesund ist der Apfel?

Interview mit Gartenbauexperte Dennis Burgwinkel,Baumschule Heinz Becker aus Pulheim-Stommeln

Seconds: Herr Burgwinkel, warum gelten Äpfel als ge-sund?Dennis  Burgwinkel: Sie enthalten viele Vitamine,nämlich C, E, A, B1, B2, B6 und Beta-Karotin, zusätzlich30 verschiedene Spurenelemente. Die im Apfel enthal-tenen Pektine sind gut für die Verdauung, bei Magen-schmerzen, und sie sind ein klassisches Hausmittel.

Seconds: Wieviel Äpfel braucht der Mensch für seineGesundheit?Burgwinkel: Na ja, hier gilt der schöne Spruch: ‚Anapple a day keeps the doctor away’ oder auf gutDeutsch: ‚Ein Apfel im Magen kann den Doktor verja-gen’.

Seconds: Soll man den Apfel mit oder ohne Schaleessen?Burgwinkel: Auf jeden Fall mit Schale, denn die meis-ten Vitamine liegen kurz hinter der Schale. Da ist dieKonzentration an Vitaminen und gesunden Inhaltsstof-fen am höchsten.

Seconds: Wie sieht es mit der Schädlingsbekämpfungaus?Burgwinkel: Das wird unterschiedlich gehandhabt. Wirbetreiben den so genannten integriert-kontrolliertenAnbau. Das bedeutet, dass wir generell, was Pflanzen-schutzmittel anbelangt, so wenig wie möglich und soviel wie nötig verwenden. Bestimmte Schadschwellenwerden toleriert und erst ab bestimmten Grenzwertenwird behandelt.

Seconds: Welche Schädlinge befallen den Apfel?Burgwinkel: Hauptschädling ist der Apfelwickler, viel-fach als Made bezeichnet. Eigentlich ist es eine Raupe,die im Apfel sitzt. Dann gibt es noch Apfelschorf, einePilzkrankheit. Damit hat der Apfelbauer zu kämpfen.Gegen den Apfelwickler gibt es biologische Maßnah-men: Es werden Nützlinge, also natürliche Gegenspielereingesetzt. Man bringt im Prinzip ein Virus aus, das denApfelwickler dann bekämpft.

Seconds: Vielen Dank für das Interview

VON CORINNA GÜSKEN

Sein Leben umkrempeln, anders essen, arbeiten, sich anders bewegen – Ge-sundheitsförderung und Prävention sind Dauerthemen in der letzten Zeit. DieLeistungen der Kassen werden zurückgefahren und es liegt nahe, an alterna-tiven Strategien zu basteln. Empfehlungen und Tipps, Gesundheitsrisiken zuvermeiden, gibt es mehr als genug. Vielleicht ist der individuell richtige Weggerade deshalb so schwer zu finden.

Schon seit vielen Jahren forschen Wissenschaftler der verschiedenen Diszip-linen über die heilsame Wirkung von Bewegung und Sport. Zahlreiche Studienbelegen die Therapieerfolge bei Krebs, Depressionen, Arthrose, Rückenschmer-zen, Stress, Osteoporose oder Verkalkung der Herz-Kranz-Gefäße. Der Deut-sche Verband für Physiotherapie (ZvK) e.V. zum Beispiel entwickeltPräventions-Konzepte in den verschiedenen Schwerpunkten und bietet einegroße Palette an Weiterbildungsmaßnahmen für seine Mitglieder: von Bera-tung für einen ergonomischen Arbeitsplatz über Kardiotraining, Rückenschu-len bis hin zu Entspannungstechniken in Anlehnung an fernöstlicheMethoden.

Eigenverantwortung wahrnehmen

„Wir können nicht davon ausgehen, dass wir einfach nur fit und gesund insErwachsenendasein starten, unserem Beruf und unseren Ideen nachgehenund uns unser Körper als funktionierender ’Sklave’‚ bei ungesundem Futter,wenig Pflege und Raum ein Leben lang die Stange hält. Es klappt manchmal,aber halt nicht immer“, sagt Kirsten Seiler, Physio- und Manualtherapeutinund Mitglied im ZVK. Einer ihrer Schwerpunkte in der Präventionsarbeit liegtdarauf, ein Gleichgewicht zwischen mentaler und physischer Gesundheit her-zustellen. In ihrer Praxis in Köln-Sülz bietet sie viele unterschiedliche Kurseund Workshops an und berät ihre Klienten umfassend zu sinnvollen und in-dividuell passenden Maßnahmen. „Unsere Kurs-Teilnehmer sind vor allemdiejenigen, die verstanden haben, dass sie selbst etwas dazu beitragen müs-sen, damit ihr Körper (wieder) funktioniert“, ergänzt sie, „Viele arbeiten insitzenden Positionen und sehen unsere Gruppen als ein Sprungbrett, um sichdann in Fitness- oder Sportzentren, in Vereinen, oder einfach nur in Interes-sensgemeinschaften wiederzufinden. Dabei muss es nicht immer Sport sein.Oft reicht eine aktive Freizeitgestaltung, damit Kopf und Körper ihren Aus-gleich haben.“

In den meisten Fällen kennt sie die Stärken und Schwachpunkte ihrer Klientenund stellt ihre Gruppen entsprechend zusammen: „In kleinen Gruppen be-sprechen wir zu Beginn ein Ziel oder Anliegen, sei es alters-, berufs- oderkrankheitsbedingt, das ist unterschiedlich von Gruppe zu Gruppe.“ Dabei istes egal, ob es um Rückenschule, Wirbelsäulentraining, Zirkeltraining, NordicWalking, Progressive Muskelrelaxation, Meditation oder Lauftreffs bzw. freiesTraining geht. „Über Feedbacks werden die gesteckten Ziele hinterfragt,manchmal vertieft, manchmal verändert. Ganz wie es sich aus der entstehen-den Gruppendynamik ergibt“, erklärt die Physiotherapeutin.

Sie bietet Gruppen für jeden Trainingsgrad: für Anfänger, aber auch für Fort-geschrittene, die erneut eine Kontrolle wollen. Und für diejenigen, die immerwieder weiter teilnehmen, um dem inneren Schweinehund einen regelmäßi-gen Termin vor die Nase zu setzen.

Den Spaß neu entdecken

In einigen Gruppen geht es nicht nur um die reine Vorbeugung oder die Ver-ringerung von Gesundheitsrisiken. Auch Patienten mit chronischen Schmerzennehmen ihre Angebote wahr. Durch ihr medizinisches Wissen um die physi-schen und psychischen Mechanismen kann sie gerade bei diesen Patiententiefer auf deren Bedürfnisse eingehen als beispielsweise Trainer oder Sport-lehrer. Sie kann die Übungseinheiten vielschichtiger und effizienter gestalten.„Wichtig ist es immer wieder, den Betroffenen die Angst vor Bewegung und‚Überlastung’ zu nehmen, und den Spaß an Aktivität zurückzugeben“, sagtKirsten Seiler, „denn oft entscheidet der Kopf über das Ausmaß von Schmerzund dies ist abhängig von Erfahrungen und Prägungen im Leben, natürlichauch vom sozialen Umfeld, der Lebenssituation und von der eigenen Exis-tenzsicherheit. Deshalb kann es sehr sinnvoll sein, dass Fragen und Vorurteile‚auf’klärbar sind. Wir vermitteln unsere Ideen sowohl im Einzeltraining alsauch in der Gruppe in der gleichen Weise. Also gibt es hier sich deckende undergänzende Konzepte.“

Wer seinen Weg findet, seine Bequemlichkeit besiegt und aktiv Präventionbetreibt, erfährt, dass es Spaß machen kann, den Körper nach bewältigtemBerufsalltag zu bewegen. Denn dazu ist er eigentlich gedacht: „Unser Körperist ein Organismus für Bewegung, der vielen Belastungen Stand halten kannund uns in seinen außergewöhnlichen Heil- und Regulationsmechanismenimmer wieder auf’s Neue überrascht.“ Trotz langer Berufserfahrung begeistertsie sich immer noch für ihr Fachgebiet und bildet sich kontinuierlich weiter.Informieren lohnt sich, Patentrezepte gibt es leider nicht.

Weitere Infos : www.zvk.org / www.ag-praevention.de / www.physiothera-pie-seiler.de

Unser Angebot im Überblick:Leistungen, die von den gesetzlichen Kassen übernommen werden:

Physiotherapie für alle Symptomkomplexe mit dem Schwerpunkt Orthopädie, Chirurgie, pädiatrische Orthopädie, Neurologie.Manuelle Therapie bei Gelenkfunktionsstörungen in allen großenKonzepten. Manuelle Therapie bei Funktionsstörungen der Kiefergelenke und des Schädels.Manuelle Lymphdrainage bei RückflussstörungenExtensionsbehandlungKlassische Massagetherapie, BindegewebsmassageWärme- und Eisanwendungen (z.B. Fango und Heißluft)Schlingentischtherapie. Med. indizierte Hausbesuche

Leistungen, die von den privaten Kassen übernommen werden:Alle Leistungen der gesetzlichen Kassen plus:

Individuelle physiotherapeutische Funktionsanalyse und Bestimmungdes Status Quo. CranioFaciale Therapie bei Kopfschmerz, Kiefer- undSchädeldysfunktionen. OcclusionsstörungenSportphysiotherapie nach Verletzungen oder ÜberbelastungSturzprophylaxe und KoordinationstrainingZusätzlich bieten wir Ihnen eine breite Palette von Angeboten zurPrävention, inkl. Seminare und Workshops

Kirsten Seiler praxis für physiotherapie & Manualtherapie Neuenhöfer Allee 125 - 50935 Köln-Sülz 

Telefon 0221-4249 8929 E-Mail: [email protected] P

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20 | Biolance secondsszene, kulturen, temperamente

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Köln startet ein ambitioniertes Aktionsprogramm.

Nationales Zentrum für frühe HilfenVON CORINNA GÜSKEN

Jeder kennt ihre großen Kampagnen, die uns seit vielen Jahrenbegleiten: „Gib Aids keine Chance“ oder „Kenn Dein Limit“. Weit-aus weniger bekannt ist das große Spektrum an Themen, das dieBundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bearbeitet,erforscht und kommuniziert. Es reicht von Kindergesundheit überStressbewältigung bis zu Organ- und Gewebespende. Die Arbeitder dem Bundesministerium für Gesundheit unterstellten Behördeist vielschichtig, anspruchsvoll und extrem wichtig für unsere Ge-sellschaft.

Ab November übernimmt die BZgA die Koordination einer Bun-desinitiative, die ,Frühe Hilfen‘ deutschlandweit ausbauen soll.Um der Vernachlässigung und Misshandlung von Kindern vorbeu-gen, setzen sie an, bevor es zu Situationen kommt, die Elternüberfordern können. Ziel ist es, Kinder durch eine möglichst wirk-same Vernetzung von Hilfen des Gesundheitswesens und der Kin-der- und Jugendhilfe früher und besser vor Gefährdungen zuschützen.

Die BZgA wurde mit dem Aufbau der ‚Frühen Hilfen’ von der Bun-desregierung beauftragt und entwickelt sie als „Nationales Zen-trum Frühe Hilfen“ in gemeinsamer Trägerschaft mit demDeutschen Jugendinstitut, München. Hintergrund ist die Proble-matik der Gewalt gegen Kinder in den letzten Jahren. Schicksalewie die von Kevin oder Jessica erreichen uns über die Medien.Auch zahllose andere Kinder werden täglich vernachlässigt odermisshandelt – ohne Öffentlichkeit und ohne Hilfe.

passgenaue hilfen vor Ort 

Seit 2007 arbeitet das Zentrum in der BZgA an einem Programm,das überforderten Eltern ein Netzwerk von passgenauen Hilfenvor Ort anbieten und ihre Belastung damit deutlich reduzierenkann. Es geht um Hilfen vom medizinischen Bereich über Schul-und psychosoziale Probleme bis hin zur Schuldenberatung.In zahlreichen Studien haben die Mitarbeiter zunächst die beste-hende Situation in all ihren Facetten erforscht und die Ergebnissein große Modellversuche einfließen lassen, die in zehn Bundes-ländern durchgeführt wurden. Die Ergebnisse aus diesen Projek-ten wurden wieder analysiert und zu Empfehlungen formuliert.„Diese Empfehlungen sind dann wieder eingeflossen in die heu-tige so genannte Bundesinitiative, die im Kinderschutzgesetz ver-ankert ist. Sie bedeutet, dass jetzt alle Kommunen durch dieUnterstützung des Bundes die Möglichkeit haben, wirksame Pro-gramme zu ‚Frühen Hilfen‘ aufzulegen“, erklärt Frau Prof. Dr. Eli-sabeth Pott, Direktorin der BZgA.

Dabei haben die Kommunen Spielräume, ihre Netzwerke für früheHilfen auszubauen: „Jede Stadt ist anders, die Rahmenbedingun-gen, die Mentalität der Menschen, die bereits vorhandene Infra-struktur, alles ist überall verschieden. Deshalb geht es immerdarum, zu schauen, wo man steht, und was ergänzt und verbes-sert werden muss“, so Frau Prof. Pott. „Wenn man die Menschenvor Ort nicht mit einbezieht, kann man keine passgenauen Pro-gramme machen.“

Vertrauenswürdige Ansprechpartner

Auch zur Frage, wie man die hilfebedürftigen Menschen am bes-ten erreicht, wurden umfangreiche Untersuchungen durchgeführt.Wichtig ist, dass man einen Zugang zu ihnen findet, der sie nichtdiskriminiert. Sonst werden die Angebote abgelehnt. Zuzugeben,dass man selbst Hilfe braucht, ist schwer und auch eine Frage desVertrauens. „Einen solchen neutralen Zugang finden wir überSchwangere, vor allem über die Geburtskliniken“, sagt die Direk-torin der BZgA, „fast alle Schwangeren in Deutschland entbindenin einer Geburtsklinik, und in der Betreuung werden frühzeitigHebammen eingesetzt. Dabei geht es darum, in dieser Zeit bereitsdie Belastungen, denen eine Familie und eine Gebärende ausge-setzt sind, früh genug zu erkennen.“ Hebammen sind dabei ineiner Schlüsselposition. Bei Frauen, die nicht auf familiäre Unter-stützung zählen können, im Zusammenhang mit der Geburt anDepressionen leiden, Existenzsorgen haben oder mit ihrer neuenRolle nicht klar kommen, können Hebammen Vertrauen aufbauen,jemand sein, mit dem man über alles reden kann und der ganz

praktisch Hilfen organisieren kann. Gerade Familienhebammen,die über ein ganzes Jahr junge Mütter betreuen und unterstützenkönnen, sind dazu geeignet, den ersten Zugang zu schaffen.

Aber nicht jeder ist empfänglich für Hilfsangebote: „Wir habenaus allen Untersuchungen die Erfahrung gemacht, dass etwa einViertel derjenigen, denen Hilfe angeboten wurde, die Hilfe abge-lehnt haben. Also nicht jeder, der eigentlich Hilfe bräuchte, istauch bereit, sie anzunehmen. Und es ist ein ganz wichtigesThema, wie man Menschen anspricht, dass sie die Unterstützungauch annehmen können,“ berichtet Frau Prof. Pott. Es geht umScham, Peinlichkeit und andere, sehr nachvollziehbare Gefühle,die oft einfache Hilfen verhindern. „Für Schreibabys beispiels-weise gibt es in fast jeder Stadt eine Schreiambulanz, wo manch-mal schon in fünf Sitzungen geholfen werden kann.“

Ohne Vernetzung geht nichts

Bei ihren Untersuchungen fand die BZgA heraus, dass es in Kom-munen zwar oft eine Fülle von Hilfsangeboten gibt, sie aber sehrisoliert nebeneinander stehen. Bedürftige Menschen finden diepassende Hilfe nicht, weil sie keine Orientierung innerhalb derAngebote haben. Eine wichtige Säule in der Bundesinitiative siehtdie BZgA deshalb auch in lokalen Koordinierungsstellen. In jederKommune soll es einen Koordinator geben, der einschätzen kann,welche Hilfe in welchem Fall geeignet ist, und der verhindert, dasssich hilfebedürftige Menschen durch einen Dschungel kämpfenmüssen. „Wenn eine Mutter zum Beispiel beim Arzt oder einerBeratungsstelle Hilfe sucht, weil die Beziehung zu ihrem Kindnicht gut funktioniert, ihr Ansprechpartner aber nicht weiß, dasssie durch finanzielle Probleme stark belastet ist, bringt das nichtviel. In einem solchen Fall kommt man bei diesem Thema nichtweiter, wenn man nicht erst das andere Problem löst,“ sagt FrauProf. Pott. Es kommt auf die umfassende Vernetzung der Hilfenin allen Lebensbereichen an. Dafür sollen Kinderärzte, Geburts-kliniken, Hebammen, Jugend- und Gesundheitsämter und anderesoziale Einrichtungen eng und fallbezogen zusammen arbeiten.

Internationale Studien zeigen sehr gute Erfolge durch eine konti-nuierliche Fortführung der frühen Hilfen bereits in der Schwan-gerschaft und in der ersten Lebensphase nach der Geburt. DieMutter-Kind-Beziehung wird deutlich gestärkt, die Entwicklungdes Kindes in eine positive Richtung begünstigt. Wenn das funk-tioniert, kann auch eine Mutter, die sonst nicht berufstätig seinkann, wieder berufstätig werden. Wichtig vor allem für Frauenaus sozial schwierigen Familien ist, eigenes Geld zu verdienen,und dadurch wieder mehr Selbstvertrauen zu gewinnen. Hier gibtes große Chancen und Potenziale.

Schulung und weiterbildung

Um den komplexen Hintergründen und Strategien dieses und an-derer Programme gerecht werden zu können, arbeiten in derBZgA Wissenschaftler der unterschiedlichsten Disziplinen zusam-men: „Wir sind Mediziner, Psychologen, Pädagogen, Theologen,Sozialwissenschaftler und Kommunikationswissenschaftler, weildiese Themen einen interdisziplinären Blick brauchen,“ erklärtdie Direktorin, „wir arbeiten gleichberechtigt, sehr offen, manmuss die jeweils anderen Denkweisen kennen und verstehen ler-nen. Diese Arbeitsweise ist sehr ungewöhnlich.“

Zum Konzept des Programms gehört auch die genaue Schulungund Weiterbildung der wichtigen Berufe, der Familienhebammenbeispielsweise. Gerade im Hinblick auf deren sensible Vertrauens-position ist es wichtig, in entsprechender Gesprächsführung aus-zubilden. Die Familienhebammen sind in den einzelnen Ländernunterschiedlich geschult. Die BZgA entwickelt ein Kompetenzpro-fil und Module für die Weiterbildung, um genau zu vermitteln,was sie brauchen und worin sie besonders qualifiziert sein müs-sen.

Das „Nationale Zentrum Frühe Hilfen“ ist ein noch sehr jungesAktionsprogramm der BZgA. Der Auftrag dafür kam aus dem Bun-desministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Da Kin-dergesundheit ein wichtiges Thema der Kölner Behörde ist, lageine Zusammenarbeit nahe.

Die BZgA widmet sich vielen unterschiedlichen Themen. Jedeseinzelne davon erfordert eine andere Vorgehensweise. Währendes bei einigen Themen wie der Aids-Prävention oder der Aufklä-rung über die Gefahren von Alkohol und Tabak vor allem um vielÖffentlichkeit und ein „lautes“ Auftreten geht, arbeiten die ‚Frü-hen Hilfen’ leise, behutsam, auf persönlichster Ebene.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung inKöln

In den Jahren nach dem Krieg als „Deutsches Gesundheitsmu-seum“ eingerichtet, in der Trägerschaft der Stadt Köln, des LandesNRW und des Bundes, wurde die Bundeszentrale für gesundheit-liche Aufklärung (BZgA) 1967 in ihrer heutigen Form gründet. Diedamalige Bundesgesundheitsministerin Käthe Strobel richtete sieals obere Bundesbehörde ein, die ihrem Ministerium untersteht.Strobel gab ihr den heute noch aktuellen Auftrag, gesundheitlicheAufklärung zu betreiben und dazu neue, moderne Methoden undStrategien zu entwickeln. Diese Strategien sollen zusammen mitden Bundesländern umgesetzt werden. Ein weiterer Auftrag war,Fortbildungsangebote für in der Prävention tätige Menschen auf-zulegen, weil es dafür in der Regel keine spezifische Ausbildunggibt. Auch die internationale Zusammenarbeit gehört zu den Aufgabender BZgA. Es geht um Erfahrungsaustausch, und darum, zu sehen,wo man voneinander lernen oder eigene Erkenntnisse zur Verfü-gung stellen kann.

1985 kam der größte Schwerpunkt, die Aids-Aufklärung, hinzu.1987 wurde die seit 25 Jahren erfolgreiche Kampagne „Gib Aidskeine Chance“ gestartet. Gleichzeitig arbeitet die BZgA in vielenThemenbereichen von Kindergesundheit über Suchtprävention biszu Organ- und Gewebespende. Das „Nationale Zentrum Frühe Hilfen“ trägt seit 2007 zum bun-desweiten Auf- und Ausbau der ‚Frühen Hilfen‘ bei und koordi-niert die entsprechende Bundesinitiative. Nach derAuftaktveranstaltung am 5. November 2012 soll sie ab Januar2013 flächendeckend arbeiten.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat ihren Sitzin Köln-Merheim.

www.bzga.de

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Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Köln startet ein ambitioniertes Aktionsprogramm.

EXTREME SPORTLER

Eishockeyspieler setzenihre Gesundheit aufsSpielVON SARINA BRECHMANN

Kickboxen, Mountainbike oder Speed-Boat fahren, Fallschirmspringen oder Foot-ball – es gibt viele gefährliche Sportarten. Doch gerade das macht für viele Sport-ler den Reiz aus.

Beim Sport kommt es allerdings auch häufig zu Verletzungen, mitunter auch zukuriosen. Das Paradebeispiel ist hier Fußballtorwart Alex Stepney, der in den1960ern und 1970ern für Manchester United spielte. Stepney faltete seine Vorder-männer dermaßen lautstark zusammen, dass er sich dabei den Kiefer ausrenkte.

Bei Unfällen und Verletzungen ist der Gedanke an Eishockey nicht fern. Die Spielerfahren mit Karacho ineinander, knallen gegen die Bande, bekämpfen sich in rüdenCross-Checks. Hier bekommen sie einen Schläger auf den Kopf, dort einen Puckans Bein. Eishockey ist der Kontaktsport Nummer 1 und gilt als schnelle, harte undaggressive Sportart. Mit Verletzungen ist immer zu rechnen. Etwa 80 Prozent derVerletzungen beim Eishockey sind akut, die restlichen 20 Prozent sind Überlas-tungsschäden. Dabei rangiert der Mannschaftssport gar nicht auf den vorderenPlätzen der Statistiken, die sich mit Sportverletzungen beschäftigen. Das hat ver-schiedene Gründe.

Verletzungen gekonnt vorbeugen

Zur Vorbeugung von Verletzungen beim Eishockey ist zunächst die richtige Kleidungwichtig: Plastikhelm mit Gittervisier, Schoner, Zahnschutz, zuletzt noch Handschuhe.Weiterhin die optimale Vorbereitung des Spielers: gute Kondition, sehr guter Trai-ningszustand im Kraftausdauerbereich und in der Schnelligkeit, körperliche Ge-schicklichkeit inklusive Reaktionsfähigkeit. Unverzichtbar: das Einhalten der Regeln,die mentale Einstellung und große Disziplin. Langzeitschäden und Muskelverletzun-

gen kann mit ausgiebigen Aufwärmphasen vor dem Trai-ning oder Wettkampf vorgebeugt werden.

Doch all das hilft nicht gegen eine der häufigsten Verlet-zungen: Oft kommt es zu Schnitt- oder Platzwunden imGesicht- und Schädelbereich, die gleich vor Ort versorgt,etwa genäht werden, so dass die Sportler sofort weiter-spielen können. Wegen der modernen Helme mit Halb-und Vollvisieren sind schwere Schädelhirnverletzungenäußerst selten. Am zweithäufigsten sind Verletzungen derKniegelenke mit Bänderrissen. Vorwiegend kommt es zuRissen des Innen- und selten des Außenbandes sowie zuKreuzbandrissen. Knochenbrüche sind dank der Schienenund der Polsterung im Beinbereich seltener geworden.

Das problem ist der Gegner

Ein spezifisches Problem des Eishockey-Sports sind Muskelverletzungen durch di-rekte Pucktreffer oder Stockschläge von Gegnern. Auch durch Ausfallschritte vorallem der Torhüter kann es zu Zerrungen der Adduktoren kommen. Feldspieler da-gegen haben häufiger Zerrungen der Oberschenkelmuskulatur. Das passiert be-sonders zu Beginn eines Spiels, wenn die Aufwärmphase zu kurz war.Auch wenn Puck, Stock und Bande das Ihre beitragen, die meisten Verletzungenbeim Eishockey ereigneten sich durch Einwirkung eines Gegners. Ein harter Sportalso, dieses Eishockey. Aber aufgrund der modernen Ausrüstung nicht so gefähr-lich, wie es den Anschein macht.

Gesundheitstipps für „Nicht-Eishockeyspieler“

Wie heißt es so schön: Die meisten Unfälle passieren zu Hause. Die eigenen vierWände – ein bekannter Ort zum Wohlfühlen. Grund für die häufigen Unfälle im ei-genen Haushalt könnte genau das sein: Denn in der vertrauten Umgebung sindviele Menschen unaufmerksam und unvorsichtig. Pro Jahr passieren in Deutsch-land mehr als 2,7 Millionen Unfälle im Haushalt. Es ist also wichtig, achtsam zusein. Tragen Sie bei Arbeit zu Hause feste Schuhe und keine Hausschlappen. Nut-zen Sie eine Leiter und keinen Stuhl, der zufällig in der Nähe steht, um die Gardi-nen aufzuhängen. Die Ausrüstung für Eishockeyspieler hat nun mal nicht jeder zuHause. Und immer eine Hand frei haben zum festhalten!

Das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW), offiziellerPartner der Berlinale, startet die Ausschreibung für dieJury des DFJW-Preises „Dialogue en perspective“ in derSektion Perspektive Deutsches Kino. Junge Filmfans kön-nen sich ab sofort als Jury für den unabhängigen und mit5.000 Euro dotierten Preis bewerben. Der Preis wird beiden 63. Internationalen Filmfestspielen Berlin (7. - 17.Februar 2013) verliehen. Für die Jurytätigkeit werden drei deutsche und drei fran-zösische Cineasten sowie ein Jurymitglied aus einemDrittland zwischen 18 und 29 Jahren gesucht. Zum zehn-jährigen Jubiläum des Preises übernimmt die in Berlingeborene französisch-iranische Regisseurin Emily Atefden Juryvorsitz. Bewerben kann sich, wer leidenschaftli-

che Diskussionen rund um den Film liebt und in der Lageist, diese in deutscher und französischer Sprache zu füh-ren. Jungen Erwachsenen mit Lust auf spannende Ausei-nandersetzungen unter Filmbegeisterten bietet das DFJWmit der Ausschreibung die einmalige Chance, die 63. Ber-linale hautnah zu erleben und aktiv mitzugestalten. Bewerbungsschluss ist Montag, der 26. November 2012(um Mitternacht).

Teilnahmebedingungen unter www.berlinale.de und www.dialogue-en-perspective.org.

Perspektive DeutschesKino: Junge Jury fürden „DFJW-Preis „Dia-logue en perspective“

„gesund & mobil – fit für 100“Das Gesundheitsamt der Stadt Köln und die Deutsche Sporthochschule Köln erweiterndas Trainingsangebot „gesund & mobil – fit für 100“ für Seniorinnen und Senioren inKöln. „gesund & mobil – „fit für 100“ ist ein wohnortnahes Trainingsprogramm für Kölner Se-niorinnen und Senioren. Das Bewegungstraining soll gezielt die Kraft- und Gleichge-wichtsfähigkeiten steigern und auf diese Weise Stürze verhindern.

wie wird trainiert?Zwei Mal pro Woche wird das Programm in der Gruppe durchgeführt. Dadurch bleibtdie Muskulatur nicht nur erhalten, sondern sie wird auch wieder aufgebaut. Eine Trai-ningseinheit dauert ca. 60 Minuten. Zu Beginn jedes Trainings werden anspruchsvolleund abwechslungsreiche Koordinations- und Gleichgewichtsübungen zur Geh- undStehfähigkeit durchgeführt.

wer kann mitmachen?Das Bewegungsprogramm richtet sich an alle KölnerSeniorinnen und Senioren, die gesund und mobil,selbständig, aktiv und flexibel bleiben möchten. Dadie Trainingsintensität auf die Fähigkeiten jedes Ein-zelnen abgestimmt wird, die Teilnehmenden alsotrotz Gruppentraining individuell betreut werden,können auch Personen mit Einschränkungen daranteilnehmen.

Die Broschüre mit den notwendigen Informationen erhält man kostenlos im Gesund-heitsamt am Neumarkt 15-21, Köln-Innenstadt, sie kann telefonisch unter der Ruf-nummer 0221/221-24754 oder per E-Mail an [email protected] werden. Außerdem gibt es die Broschüre im städtischen Internetauftritt Fo

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22 | Originell secondsszene, kulturen, temperamente

Originell Bonner Spitzen

THEATERPORTRÄT: HAUS DER SPRINGMAUS

DAS PANTHEON-THEATER - stellt sich vorDas PANTHEON-Theater am Bonner Bundeskanzlerplatz versteht sich seit seiner Gründung im Oktober 1987 als"sinnstiftende Wiedergutmachung am Abend" und als "geistig-moralische Wiederaufbereitung gerade hier, wo einSitz der Zeitgeschichte im Bermudadreieck von Provinz, Wasserwerk und ehemaligem Kanzleramt täglich zu versin-ken droht".

Das neue pantheon-Casino 2012

Nach 25 Jahren hat man wahlweise sein Studium beendet, die Kinder aus dem Haus, das Eigenheim abbezahlt -oder, wie unserem Falle, Lust etwas Neues zu beginnen und den ganzen Wahnsinn einer Theatergründung noch ein-mal zu durchleben.Und deshalb nehmen wir unser Vierteljahrhundert-Jubiläum als Anlass und eröffnen unsere neue zweite Spielstätte,30 Meter vom altbekannten Haus entfernt. Im ehemaligen Promitreff des Bonn-Centers ergänzen wir nun unser An-gebot, bieten Freiräume auf zwei Etagen, stilechte 70er-Jahre-Waschräume und Ruinen-Schick des neuen Jahrtau-sends. Lassen Sie sich überraschen, aber vor allem überzeugen vom spannenden Programm und faszinierendenAmbiente des PANTHEON-CASINO!

Das  haus  der  Springmaus,  ge-gründet 1985,  ist eines der be-kanntesten  und  schönstenKabarett- und Kleinkunsthäuserin Deutschland mit über 65.000Besuchern jährlich. Das Theaterist  ein  Stück  freies  Kultur  inBonn, Träger des Theaters ist einVerein,  der  haus  der  Spring-maus e.V. 

In dem stilvoll renoviertem, Mo-derne und Historie verbindendenTanzsaal der Jahrhundertwendebietet sich dem Publikum allabend-lich ein hochkarätiges Programmder Sparten Kabarett, Improvisati-onstheater, Comedy, Musikkaba-rett, Chanson und A-cappella –kurz: ein breites Angebot erstklas-

siger Unterhaltungskultur in allihren Facetten. Desweiteren bietetdas Haus der Springmaus auchTheater für die Kleinsten ab 3 Jah-ren, um kleine Besucher an dasTheater heranzuführen.

Im Theaterfoyer werden zudem re-gelmäßig Werke von Künstlern aus-gestellt.

Im Theatersaal sitzt man in lockererAtmosphäre gemütlich an ge-schmackvollen Eichen-Tischen - aufder Empore hat man die gesamteBühne im Blick, sitzt in Reihenbe-stuhlung und hat eine kleine Ab-stellfläche für Getränke undkleinere Snacks. Apropos: Vor derVorstellung und in der Pause bewir-

tet Sie das Servicepersonal derTheatergastronomie gerne mit le-ckeren Speisen und kühlen Geträn-ken.

Das hochkarätige und abwechs-lungsreiche Programm des Hauses,das schöne Ambiente und die Thea-tergastronomie kommen beim Pu-blikum an.

Damals wie heute ist die Förderungjunger, unbekannter Künstler einwichtiger Bestandteil des Pro-grammkonzepts. Unter den damals„Unbekannten“ finden sich z.B.Namen wie Dieter Nuhr, UrbanPriol, Bodo Wartke oder Bülent Cey-lan. Nach ihrer Zeit als Mitgliederdes Springmaus-Ensembles habenKünstler wie Ralf Schmitz und AnkaZink mit ihren SoloprogrammenMaßstäbe in der Comedy-Szene ge-setzt.

Das Haus der Springmaus veran-staltet nicht nur im eigenen Haus,sondern bespielt mit Künstlern wiez.B. Götz Alsmann, Ralf Schmitz,Bülent Ceylan, Eckart von Hirsch-hausen, Dieter Nuhr, Urban Priolund anderen auch größere Locati-ons wie die Bonner Beethoven-halle, das Brückenforum oder dieBonner Oper, und gibt jungenKünstlern in der Reihe LoL – DasComedy StartUp - eine neue Platt-form in einer anderen Location, derPost Tower Lounge.

Prix Pantheon 2012 - Die Gala in der Bonner Oper- Ehrungen an Roger Willemsen, Konstantin Wecker, Maybebop, Christine Prayon und Michael Hatzius

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LeverkusenDas Jazzangebot im New Orleans von NRW

1.11. 3rd Degree LeBurn (USA)2.11. Anne Czichowsky Quintett3.11. Sam Jones4.11. Timo Gross Band5.11. Ca-roH6.11. Frank Cosentino7.11. Jay Tamkin Band8.11. Magic Moments Band9.11. Jasstango10.11. The Beatles Forever Band11.11. The GUST14.11.Künstlertreffen des Kultur-Kreis

15.11. The Tenor Badness Quintet16.11. JAMIROLIKE17.11. Bad Penny feat. Reiner

Lützenkirchen21.11. Bastian Korn -

Piano Solo und Gesang22.11. Paul Camilleri & Band23.11. Talking Loud24.11. Big K

and the Solid Senders27.11. Sonderkonzert Michael

Katon Band fällt leider aus30.11. King King

feat Alan Nimmo

Leverkusen-Wiesdorf - Hauptstraße 1340214 / 41555

VON MARGIT WEICHOLD

Unsere Innenstädte sind austauschbar ge-worden. Ob in Berlin, Hamburg oder Köln:In den Fußgängerpassagen findet manstets dieselben Labels. Doch abseits derausgetretenen Pfade sieht das zum Glückanders aus. Mittlerweile sind in Köln-Eh-renfeld, einem der lebendigsten Viertelder Stadt, eine ganze Reihe kleiner Ge-schäfte entstanden. Sie spiegeln vor allemeines wider: das besondere Engagementihrer Besitzer oder Hüter für den eigenen,unverwechselbaren kleinen Laden. Wirstellen einige dieser Ladenhüter vor undladen Sie ein zu einer besonderen Erleb-nisreise.

Das Mädchen aus hollandIm „Strandhaus“ treffen wir Jessika-JokeAlthoff. Wer hier eintritt, vielleicht ein„Kopje Koffie“ trinkt, dazu ein „koekje“isst, der fühlt sich sofort an den Urlaub

in Holland erinnert. Denkt man sich beider Inhaberin noch Holzpantinen hinzuund die typische weiße Flügelhaube, istman vollends in unserem Nachbarlandangekommen. Auf 80 Quadratmeterngeht die 34-jährige ihrem Faible fürDinge nach, die alle ein bisschen so aus-sehen, als hätte man sie am Meer gefun-den: Schränke im „schabby chic“ stehenneben Bücherkisten, Küchenzubehörliegt wohlsortiert in Truhen aus Groß-mutters Zeiten, Wohnaccessoires sindauf Waschtischen dekoriert, in derenAusguss man Strandsand zu sehenglaubt. Die diplomierte Betriebswirtinverkauft „alles, was das Zuhause gemüt-lich macht“. Eine Oase für gestressteGroßstadtbewohner soll ihr Laden sein.„Mir geht es nicht darum, Geld zu schef-feln, sondern etwas Schönes zu ma-chen“, sagt sie und streichelt ihren Hund

Juri. Der verdankt seinen Namen demKosmonauten Juri Gagarin, der „bei sei-nem Weltraumflug ja nicht wusste, wasauf ihn zu kam“. Und so sei ihr das mitdem Laden auch gegangen.

Die KräutermagierIch verlasse die beiden und gehe einStück über die Straße zum „Smaragd“,dem „Basar für Gewürze in Ehrenfeld“.Schon von außen sieht er aus wie AliBabas Höhle. Drinnen ist es voll und dun-kel, eine Atmosphäre, die einen unwill-kürlich an Harry Potter erinnert. Imtrüben Licht erkenne ich die Inhaber,Claudia Willmes und Bruno White. Bio-gewürze von Anis bis Zimt gibt es hier,Salze und Kräuter, und ich habe so meineZweifel, ob hier nicht doch auch Zauber-sprüche gehandelt werden. Mit Augen,die tief in den Höhlen liegen, blickt Whitemich an und sagt streng: „Ich verkaufeden Kunden nichts, was sie nicht vorher

probiert haben“. Denn immerhin han-deln die Eigentümer nicht nur mit Ge-würzen, sondern haben sich auch derHeilsphilosophie der Hildegard von Bin-gen verpflichtet. Beratung und Tipps fürKüche, Gesundheit und Wohlbefindensind mit im Angebot. Und man sollte sichauf einen Einkauf einstellen, der nichtunter einer halben Stunde dauert. Diehalbe Nachbarschaft trifft sich hier aufein Schwätzchen oder probiert die edlenKräuter. Willmes und White veranstaltenim Laden auch Lesungen, Konzerte undAusstellungen. Manche Bilder werdendabei „mit Gewürzen“ gemalt, das Ho-norar der Künstler besteht aus der Uralt-Währung Salz und man kann nebenbeifür Tibet spenden. Durch und durchweiße Magie also, und ein skurriles Ge-schäft, in dem der Phantasie Flügelwachsen.

Die SammlerinIn der Körnerstraße finde ich „Kitsch de-luxe“, den Laden von Isabell Internicola,der fast „Kitsch as Kitsch can“ heißenkönnte: Aus allen Ecken und Enden desEin-Raum-Geschäfts glänzt, funkelt undblinkt eine überwältigende Fülle an Din-gen. Antiquitäten, Raritäten, Kuriositätenund Liebhaberstücke – so beschreibt In-ternicola ihr Angebot. Ob es Hüte sind,Perlenketten, Karten oder Kleidungsstü-cke, das alles passt zum eigenwilligen Stilder Inhaberin. Sie selbst trägt eine Tasche,die sie aus einer Bundeswehr-Decke ge-schneidert hat. „Ich mag Altes“, sagt sie,und dass sie sich von manchen Stückennur ungern trennt – einen Tisch habe siesogar schon zurückgekauft. Von ihrerMutter schon früh auf Trödelmärkte ge-schleppt, hat sie diese Leidenschaft offen-sichtlich geerbt. Neue Produkte bekommtman bei Kitsch deluxe auch – vieles aller-dings aus recycelten Materialien.

Die scharfe Boy Group„Wir haben eben einfach angefangen“,sagen Martin Gompelmann, SebastianBrimmers und Bastian Stollwerk. ImHerbst 2011, nach Abschluss ihres Sport-studiums, stürzten sie sich kopfüber in dasAbenteuer, „Hennes‘ Finest“ zu gründen.Seitdem handeln sie mit Pfeffer. Nicht mitirgendeinem, sondern mit „Kampot Pfef-fer“, dem „vielleicht exklusivsten Pfefferder Welt“, wie die jungen Unternehmerbehaupten. Handgepflückt und handver-arbeitet ist das Gewürz, das man unerwarteterweise in der EhrenfelderSchmuddelecke nahe des Bahnhofs fin-det. Die Inhaber sind lässige Typen, denenTropenhut und Zigarre gut zu Gesichtstünden. Sie schwärmen, wenn sie vonihrem Pfeffer erzählen und legen Wert aufihre Unternehmensphilosophie: Jeder, deram Handel beteiligt ist, soll gut wegkom-

men – natürlich auch der Kunde. Biologi-scher Anbau, Transparenz und Fair Tradesind daher essentiell für das Unternehmender drei Freunde. Die Idee zum Pfefferhan-del kam Brimmers bei einem Aufenthaltin Kambodscha. Hier wird der exklusivePfeffer angebaut. Von den Aromen be-geistert, verschenkte er auf der Rückfahrtseine Kleidung – und packte stattdessenseine Taschen voll mit Pfefferkörnern. Daswar der Startschuss zum Laden in derStammstraße und dem Internetshop. DieNachbarn freut’s – sie probieren seitherviele Gerichte aus, bei denen Pfeffer eineHauptrolle spielt.

Die Botschafterin des rocksRöcke, Röcke, Röcke – einen ganzenLaden voll davon hat Sabine Berndt.„Jede Frau kann einen Rock tragen“ istihr Credo. Mit Liebe zum Detail steckt dieehemalige Kunstlehrerin Frauen in Outfits,für die sie selbst die beste Kundin ist. Ihre

selbst entworfene Damenbekleidung inbunten Farben und kräftigen Mustern hateinen Nerv getroffen und findet so großenAnklang, dass die passionierte Rockträge-rin ihr Geschäft schon mehrmals um-bauen musste. Auch eine Online-Filialehat sie eingerichtet. Angefangen hat allesim eigenen Haus mit Rockpartys unterFreundinnen. Doch nachdem die Gardero-benständer überquollen, eröffnete sie2006 den Laden in der Rothehausstraße.„Es ist so schön“ sagt sie, „wenn mancheFrauen in farbloser Kleidung hier hereinhuschen und als Schmetterlinge davon-flattern. Die Frauen sehen dann so glück-lich aus.“ Mittlerweile gibt es imknallbunten Shop auch Oberteile, Mäntel,Schmuck und Accessoires. Männer sindals Begleiter gern gesehen. Sie werdendann nebenan in der „Herrenbude“, demLaden von Sabine Berndts Mann, abgege-

ben.Viel Spaß beim Stöbern!

strandhausStammstraße 43, 50823 Köln-EhrenfeldTelefon 0221 7882958www.strandhaus-koeln.deDi. - Fr. 11.00 - 19.00 UhrSa. 11.00 - 16.00 Uhr

Smaragd – Basar der Gewürze Philippstraße 59, 50823 Köln-EhrenfeldTelefon 0176 64009132www.smaragd-koeln.deDi. - Fr. 14.00 -19.00 UhrDo. 14.00 - 20.00 UhrSa. 12.00 - 16.00 Uhr

Kitsch deluxeKörnerstraße 26, 50823 Köln-EhrenfeldTelefon 0179 5113397www.kitsch-deluxe.deMo.+Mi.: 15.00 - 19.00Di.+Do+Fr.: 11.00 - 14.00

15.00 - 19.00 Uhr Sa. 11.00 - 16.00 UhrHennes’ Finest Trading Company Stammstraße 13, 50823 Köln –EhrenfeldTelefon 0221 16816364www.hennesfinest.comDo. - Fr. 14.00 Uhr - 20.00 UhrSa. 10.00 Uhr - 18.00 Uhr

rock it babyRothehausstrasse 4, 50823 Köln- Ehren-feldTelefon 0221 510 37 45www.rock-it-baby.deMi. - Fr. 17.00 -20.00 UhrFr. 11.00 - 14.00 Uhr, Sa. 11.00 - 16.00 Uhr

Ehrenfelder Originale setzen Trends mit Kitsch, Kräuter und Klamotten!

24 | Originell secondsszene, kulturen, temperamente

Ladenhüter im Veedel:

Englischzwerge evangelische PauluskircheJohanneskirche Westhoven01.11. - 29.11.2012Zu verschiedenen Uhrzeiten

Drei-T-Theater: "Die heinzelmännchen von Köln" im Tante Astrid02.11.12 | 03.11.12 11:00 Uhr

"Kasperles neueste Abenteuer"jetzt auch für Kita-Pänz! Tante Astrid07.11.12 | 09.11.12 10:00 Uhr

Die Schneekönigin - KinderoperKammeroper Köln29./30.11.12 09:00 Uhr | 11:00 Uhr

An der Arche um 8Comedia TheaterPremiere: 17.11.12 18:00 Uhr

Ein hauch von winterwetterComedia Theater07.11.12 10:30 und 15:00 Uhr |08.11.12 | 09.11.12 10:30 Uhr |10.11.12 15:00 Uhr

Tuk – der SandzwergKünstler TheaterPremiere: 10.11.12 16:00 Uhr

FliwatüKünstler TheaterPremiere: 17.11.12 16.00 Uhr

"My little hilton" Kinder-KochkursHilton Hotel Cologne03.11.12 15:00 Uhr

KindertanzgruppenMAGNET e.V.05.11. - 26.11.2012Jeweils Montags um 17.00 Uhr

ZeitTunnel. 2000 Jahre Köln im Spiegel der U-Bahn-Archäologie, für Kinder ab 8JahrenRömisch-Germanisches MuseumFührung: 11. 11.12 11:00 Uhr

Laterne + Sterne – Sankt Martin imMAKK, für Kinder ab 8 JahrenMuseum für Angewandte Kunst Köln Führung: 04. 11.12 11:00 Uhr

Interkulturelle Eltern-Kind-Koch-gruppe im Bürgerhaus Kalk24.10.2012 - 19.12.2012 16:00 -18:00 Uhr

Kinderführung: Melaten für KinderInside Cologne - 02.11.2012 14:00 Uhr

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wechseln Worte mit OHNE ROLF

Eifelstraße 2450667 KölnTelefon: 0221 / 82 82 00 57Telefax: 0221 / 82 82 00 56

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Druck: Societätsdruck/ FrankfurtISSN: 2192-8495

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Idee, Frage und Montage: Claudia Saar. Photobasis: Beat Allgaier. Danke an Marion Wächte

Mindestens 255 Worte wechselnJonas Anderhub & Christof Wolfis-berg am 2. November. Im Pro-gramms „unferti“ um 20 Uhrin der Comedia, Vondelstr. 4-850677 Köln

Das Duo OHNE ROLF

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VON ANNE SIEBERTZ

Die Realisierung eines Filmes mit Laien ist einespannende Herausforderung. Trotz sorgfältiger Vor-bereitung bleibt die Qualität des Endproduktsimmer abzuwarten. Noch spannender wird es, wennsämtliche Beteiligten, angefangen vom Regisseurund Kameramann über die Kostümbildner bis hin zuSchauspielern und Cuttern Kinder sind. Anja Ehr-hardt und Sonja Ilius-Hussong, Organisatorinnendes medienpädagogischen Vereins „Wir machenFilm“ setzen noch eins drauf: Für einen elftägigenHerbstferienworkshop in Zusammenarbeit mit demJFC Medienzentrum brachten sie hörende und ge-hörlose Kinder und Jugendliche in einem integrati-ven Projekt zusammen. Das Ziel war, mit den jungenMenschen zwischen zehn und 13 Jahren einen vier-minütigen Film von A-Z zu entwickeln, zu drehenund ihn als Premiere bei der Abschlussveranstaltungdes diesjährigen Kölner Kinderfilmfestes CINEPÄNZzu zeigen.

Ein hehres Ziel, selbst wenn man weiß, dass die bei-den jungen Frauen Profis in Sachen TV- und Kino-produktion sind. Anja Ehrhardt ist Regisseurin undhat vorher 15 Jahre lang als Assistentin bei namhaf-ten Produktionen mitgewirkt; Sonja Ilius-Hussongist Szenenbildnerin für internationale Kinoproduk-tionen. Als beide Frauen etwa gleichzeitig Mutterwurden, beschlossen sie, die geringere beruflicheFlexibilität der ersten Jahre für Projekte zu nutzen,die im Profibereich so gar nicht machbar wären. Sokamen sie auf die Idee, ein integratives Projekt mitgehörlosen Kindern durchzuführen. „Gehörlosehaben einfach eine andere Wahrnehmung vom Me-dium Film“, erklärt Anja Ehrhardt. Doch bei der Vor-arbeit taten sich größere Hürden auf. „Man glaubtja nicht, dass so ein Projekt trotz des großen Inte-resses der Kinder unendliche Überzeugungsarbeiterfordert“, sagt Sonja Ilius-Hussong über unzähligeTelefonate mit offiziellen Stellen sowie Förder- undintegrativen Schulen. Dabei sollten an dem Projektgerade mal vier Kinder mit Hörschädigung teilneh-men. Am Ende waren es drei, die mitmachten.

Mit dabei ist der gehörlose Besim. Beim Dreh imKölner Filmhaus, einem der Kooperationspartner desProjekts, hält er einen weißen Lichtschirm für eineSzene im Kinderzimmer der Hauptdarstellerin hoch.In der Geschichte geht es darum, dass die 10-jäh-rige Emeli auf der Suche nach ihrer Mutter einemmysteriösen Jungen begegnet, der sie und ihrenHund in seinen Bann zieht. Ihr „Kinderzimmer“

haben die für die Ausstattung zuständigen Kinderzuvor täuschend echt in einer Dachschräge „einge-richtet“: ein Bücherregal an der Wand, der aufge-schlagene „Harry Potter“ auf dem Tisch, davor eineMusikanlage auf dem Boden. Besim kommt beimDreh immer dann zum Einsatz, wenn es ruhig wirdund beispielsweise heißt: Bild 4, Klappe die erste.„Wir haben eine halbe Stunde für das Bild, dasdürfte reichen“, meint Anja Ehrhardt. Eine langeZeit, in der Besim bei jeder Klappe erneut denSchirm auf Zuruf hochhalten muss. Doch woherweiß der gehörlose Junge, wann „es ruhig“ wird?

Extra für ihn und die beiden anderen schwerhörigenKinder haben die beiden Organisatorinnen eine Ge-bärdendolmetscherin engagiert. Isabel Faul fällt imhektischen Gewusel des Drehs unter den elf Kindernund sechs erwachsenen Betreuern nicht weiter auf.Ihre Aufgabe ist es, Anweisungen wie „Achtung,

Ruhe! Fertig? Und bitte!“, die der heutige RegisseurClemens gibt, für Besim in Gebärdensprache zuübersetzen. Für Isabel Faul ist es das erste Mal, dass sie mit Kin-dern in einem integrativen Projekt arbeitet. Eigent-lich ist sie als Gebärdendolmetscherin meist beiBehördengängen oder bei Preisverleihungen alsMittlerin für gehörlose Menschen tätig. Beim Film-projekt war ihre Rolle vor allem bei der Einführungwichtig, als Anja Ehrhardt und Sonja Ilius-Hussongden Kinder die Theorie erklärten: wie finden wir eineGeschichte, welche Kameraeinstellungen gibt es,wie entwickele ich ein Storyboard und was passiertgenau beim Dreh. „Mir ist aufgefallen, dass [der hö-rende] Benjamin und Besim besonders gut mitei-nander kommunizieren“, freut sich Isabel Faul, dennwenn sie mal nicht abkömmlich ist, überträgt sieBenjamin die Aufgabe der Kommunikation mit Hän-den und Gesten.

Das klappt ganz gut. Überhaupt haben sich auchdie hörenden Kinder schnell an die Gebärden ge-wöhnt. „Das Schöne am Set ist ja, dass man ohne-hin viel Zeichensprache machen muss“, freut sichSonja Ilius-Hussong über das Zusammenspiel derhörenden und nicht hörenden Teilnehmer. An denersten Tagen haben die Kinder die DolmetscherinIsabel Faul gelöchert, um das Gebärdenalphabet zulernen.

Wichtig bei dem Filmprojekt war zudem, dass jedereine passende Aufgabe im Team findet. Als Schau-spieler kamen zwar weder Besim noch Eric undAmelie, die beiden anderen hörgeschädigten Kinderinfrage, aber es gab genug andere Aufgaben wieKameraführung, Tontechnik, Beleuchter, Kostüm-und Szenenbildner, die sie übernehmen konnten.Doch ob hörend oder nicht: alle mussten Teamarbeitlernen, denn stets geht es um die Geschichte unddas Projekt, nicht um sie selbst.

Enden wird das spannende Projekt mit der Premieredes Films „Yelram“ bei der Abschlussveranstaltungvon CINEPÄNZ am 25. November im Kölner Odeon-Kino.

www.wirmachenfilm.com

Tipp:

Cinepänz: 23. Kinderfilmfest in Köln: 17. – 25. November 2012

Das beliebte Kinderfilmfest gibt es nun schon zum23. Mal in Köln. Traditionell findet es Ende Novem-ber statt. Das junge Publikum kann sich auf 40Filme freuen, die teilweise in Anwesenheit vonhochkarätigen Gästen wie Regisseuren, Schauspie-lern oder Produzenten in insgesamt 130 Vorführun-gen gezeigt werden. Das diesjährige Festival läuftin Kölner Kinos sowie Bürger- und Jugendzentrenunter dem Thema „Freundschaft“. Das komplette Programm findet man unter

www.cinepaenz.de

Die richtige Aufgabefür jeden Teilnehmer

Hörende Kinder lernen Zeichen-sprache

KÖNNEN GEHÖRLOSE BESSER SEHEN?

Hörende und nichthörende Kinderdrehen gemeinsam einen Film

28 | Musik secondsszene, kulturen, temperamente

Musik

Dirk ConradsLeitungMusikredaktion

Tom LiebschMusikredaktion

Dieter SpeelmannsFotos

Musikredaktion-Kontakt:[email protected]

VON ANDREAS BASTIAN UND DIRK CONRADS

Zahlreiche Bands aus den Achtzigern sind in Verges-senheit geraten. Einige haben aufgehört, andere sindausgewandert. Bei The Fixx spiegelt sich eine ganzeigene Geschichte wider. Sie waren überall wahnsin-nig beliebt, in Deutschland, Benelux und besondersin den USA, wo sie einen Top 10 Hit nach dem ande-ren hatten. Es lässt sich nur darüber spekulieren,warum ihnen der Erfolg zuhause im Vereinigten Kö-nigreich versagt blieb.

Anti-Kriegssong zum Falklandeinsatz 

Ihre erste Scheibe als „The Fixx“, ein fulminantesAlbum mit dem Titel „Shuttered Room“, beinhalteteauch einen Anti-Kriegs-Song zum Falklandeinsatz derbritischen Armee 1982, der alles andere als "very Bri-tish" rüber kam. Sie fragten zum Beispiel: “Was ma-chen die Europäer da in Südamerika für ein Theater?Mit welcher Beharrlichkeit behaupten sie, es sei IhrLand?“ Mit Anti-Kriegsliedern aus Great Britain überGreat Britain bricht man Tabus. Um das Ganze abzu-federn, wurden sie seinerzeit als New Wave Band ein-getütet, die sie nie gewesen sind.

The Fixx verließen England und schlugen ihre Zeltein den USA auf. Unterstützt von dem melodiebeses-senen Producer Rupert Hine, brachte die Band mitText, Stimme und Gitarre eine Hymne nach der an-deren hervor. Wave-ähnlich mit einem eigenwilligenBlick in die Zukunft, aber immer auch klug genug,sich nicht aufs Glatteis zu begeben. Gut vierzig bisfünfzig Songideen standen bereits auf Papier, als sieplötzlich als Supportact von "The Police" dem Publi-kum besser gefielen als Sting und Co. selbst, und siein Amerika 1983 Ihren Durchbruch schafften. Eine Ra-diostation aus Tacoma, Washington: "The ThompsonTwins are the opening act and then The Fixx and thenThe Police. The middle act was the best!“ Es folgteeine Tournee mit fünfzig Gigs über drei Monate querdurch die USA. Hier entstanden Hits wie "Saved ByZero" und "One Thing Leads To Another", die aufdem Doppelplatin-Album "Reach The Beach" ver-ewigt wurden.

The Fixx lösen sich vom wave-Gespenst

Wer Cy Curnins Textanspielungen kennt, kann„Reach the Beach“ durchaus als Atlantiküberque-rung deuten, die Scheibe erreichte in den britischenCharts gerade mal Platz 91. In den USA landete„One Thing Leads To Another“ direkt auf Platz vierder Billboard-Charts. Das ganze Album bekam Dop-pelplatin. Mit dem Album "Phantoms" lösten sie sichendgültig vom Wave-Gespenst. Denn mit einer dererfolgreichsten B-Sides der Rockgeschichte „DeeperAnd Deeper“ wurde die Fixx-Single “Are We Oursel-ves“ die meistgespielte B-Seite der amerikanischenRockmusik-Stationen.

Die meisten Songs bauen sich balladenhaft auf. DerGesang beginnt meist still und steigert sich in Ton-lage und Lautstärke, unterlegt von höchst aufwendi-gen Bassläufen und Gitarrenriffs. Mit jeder neuenScheibe steigerte sich die Band in immer weitereFeinheiten und Raffinessen. Bis The Fixx Anfang der90-er Jahre ein für die Majorlabels nicht mehr kom-munizierbares Alter erreichten. Aber sie machten

eigenständig weiter. Es folgte eine über acht Jahredauernde Club-Tournee quer durch die USA.In eines ihrer besten Alben, "1011 Woodland",brachten sie die Live-Erfahrungen der Tour von 1998ein. „Unplugged“: Eine akustische und moderne Zu-sammenfassung der Historie und Entwicklung vonThe Fixx, die zuerst nicht mal in Europa erschienenist. Die letzten drei Tracks sind so genannte "Live-Re-cordings". Wer die alten Songmelodien kannte,bekam durch die gekonnte Reduzierung der Sound-effekte förmlich Gänsehaut. Es folgten einige Veröf-fentlichungen ausschließlich in den USA. Bis The Fixx2012 mit neuen Rockstücken und dem Album „Beau-tyful Friction“ nun die Strecke USA - Europa nach 30Jahren zurückschwammen.

Das Konzert in Köln am 07. Oktober war schlecht an-gekündigt – und dazu eines der teureren Konzerteauf der Deutschlandtour. Die unterschiedlichen Platt-formen im Netz beließen es dabei, eine farblose Stan-dard-Pressemeldung zu bringen. Wer "Fixx Deutsch-landtour" eingab, wurde erst mal von sechzig Ticke-tanbietern erschlagen, ehe Google Gnade vor Rechtergehen ließ.

Plakate fand man reichlich wenig in Köln. Also weres nicht wusste, der hatte auch keine Schwierigkeitendas Konzert zu verpassen. Statt in der Kantine fandman sich dann im kuscheligen Yard-Club wieder. 19 Uhr Einlass, 20.30 Beginn mit einem gut abge-stimmten Sound. Es folgten 20 Stücke, rauf und run-ter in der Bandgeschichte. "Woman On A Train","Less Cities More Moving People", "Stand Or Fall",neue Songs, sauber arrangiert, gut gelaunt und wit-zig, bevor sich die Band für 20 Minuten eine Auszeitnahm.

Die beste Band, die hier gespielt hat

Wer nun dachte, da geht jetzt aber die Stimmung flö-ten, der lag falsch. Es folgten weitere Songs und kurznach 23 Uhr gab es noch mal zwei Zugaben. Die Her-ren im Alter von 55-Plus überzeugten sich stets, obdas Publikum noch folgen konnte. Abgeklärt durcheine zehnjährige Kluberfahrung, wurde jeder Ton ge-troffen. Jedes Arrangement saß. Die junge Bedienungan der Theke tanzte nach dem Takt und meinte: „Icharbeite schon sehr lange hier und ich habe schonviele Bands gesehen, aber das ist die beste Band, diehier je gespielt hat.“

Das Interview mit Cy Curnin, Songwriter und Sängerder Band und der Gruß an unsere Leser: „Secondsmake minutes that become hours“ hier nun in vollerLänge.

She`s no girl on pillsin limbo - she`s awoman on a train

„ONE OF THE MOST UNDERRATED BANDS, BUT BETTER UNDERRATED THAN OVERRATED.“

Der Talk:

The Fixxreturned to Europe

Seconds: The Fixx - das sind dreißig Jahre Musik voneiner Band, die immer noch in Originalbesetzung spielt.Habt ihr eure Soundidee von dieser Zeit erfasst und bisheute weiterentwickelt?Cy Curnin: Ich denke, unser Sound ist sehr ursprünglichund beschreibt die einzelnen Charaktere der Band. Jedervon uns hat einen sehr eigenen Stil und dieser Stil ist bisheute geblieben. Wenn wir zusammenspielen, haben wirdiesen ganz bestimmten Sound. Er ist sehr kräftig unddoch einfach. Aber nicht unruhig. Das ist ein Geheimnisvieler unserer Songs. Das Einzige, was sich in der ganzenZeit geändert hat, ist natürlich die Technik. Klar nutzen wirdie neue Technik und neue Instrumente, aber das ist okay.

Seconds: Ihr hattet früher Rupert Hine als Produzenten.Heute produziert ihr euch selbst und habt immer wiederKooperationen. Wie ist die Beziehung zu Rupert Hineheute? Seid ihr befreundet?Cy Curnin: Ja, wir sind sehr gut befreundet. Ich habe ges-tern noch mit ihm telefoniert und wir schicken uns regel-mäßig E-Mails. Wir sind ihm dankbar für alles, was er füruns getan hat. Er hat uns bekannt gemacht und er hat sichunser neues Album angehört und gesagt, wir hätten einenguten Job gemacht.

Seconds: Das habt ihr wirklich. Wir haben uns mal um-gehört, und viele Fans sind der Meinung, das sei mit dasbeste Album von euch.Cy Curnin: Das ist großartig. Wir wollen ja vorangehenund nicht zurück.

Seconds: In den achtziger Jahren nannte man euch diemeist unterschätzte Band überhaupt. Ist das immer nochärgerlich?Cy Curnin: (lacht) Es ist immer besser unterschätzt als

„30 Jahre Originalbesetzung“

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überschätzt zu werden. Ich denke, wir sind immer nochunterschätzt. Das ist nicht ärgerlich, zeigt es doch, wiewir als Menschen sind. Klar sind wir Geschäftsleute,aber nicht so hart angetrieben wie die meisten heut-zutage. Wir sind sehr entspannt und wir machen dieMusik auch für uns selbst, und dann erst spielen wirdie Konzerte, weil es uns Spaß macht. In den USA wardas etwas einfacher. Wir hatten den Erfolg auch wegenunseres Namens. In Europa müssen wir dafür mehr ar-beiten.

Seconds: Cy, du hast immer noch eine fantastischeStimme. Cy Curnin: Ich singe gerne und bin der Meinung, dassdie Stimme mit zunehmenden Alter besser werdenkann und nicht schlechter. Das ist natürlich auch einephysische Sache und ich bin froh, immer noch gut inForm zu sein.

Seconds: Was ist dein Geheimnis?Cy Curnin: (lacht)Ich glaube, ich habe die Gene vonmeinen Eltern geerbt. Die schauen auch noch sehr jungaus.

Seconds: The Fixx - und neun Jahre lang kein neuesAlbum. Ihr ward sehr umtriebig in den USA und inEuropa fast abgetaucht? Jetzt das neue Album und die"Beautiful Friction Tour 2012". Ist das der Versucheines Comeback? Zumindest für Europa?Cy Curnin: Ja, das ist ein Comeback. Und wir müssenuns beeilen, bevor die GEMA alle Klubs durch die be-scheuerte Gebührenerhöhung sterben lässt. Aber so ist das Leben. Wir waren wirklich viel in denUSA unterwegs und haben in der Zeit einige Albenrausgebracht und in Europa gar nicht. Das stimmt. Da-nach die Familienplanung und der Nachwuchs. Ichhabe auch in anderen Bereichen gearbeitet und bindann nach Frankreich gegangen und hatte eine Land-wirtschaft. Dann verließ auch noch Danny die Bandund die Live-Gigs machten keinen Spaß mehr ohneihn. Jetzt ist er zurück und wir haben wieder jedeMenge Spaß auf der Bühne. Das war die Entscheidungfür das neue Album und die Tour, und wir leben allewieder in Europa. Das macht die Sache einfach.

Seconds: "Less Cities More Moving People" ist mitSicherheit eine eurer Hymnen. Genau wie in diesemSong habt ihr in den Achtzigern viele Szenen in eurenSongs beschrieben, die fast alle wahr wurden. Ist"Beautiful Friction" auch ein Blick in die Zukunft oderbeschreibt das Album die Gegenwart?Cy Curnin: Als ich jung war, dachte ich immer, dassdie Dinge, die ich beschrieb, die Zukunft seien. Aber ichlernte und realisierte, dass die Zukunft nur eine Vor-stellung von dem ist, was du gerade denkst. Diese Zu-

kunft existierte damals nicht, sie existiert jetzt. Der Zu-stand des Geistes beschreibt die Art der Zukunft immer,wie du sie jetzt siehst. Wenn man sich instinktiv für ge-sellschaftliche Veranstaltungen interessiert und sieht,wie die Geschichte sich wiederholt, dann liefert dasgenug Stoff für Songs. Ich bin nicht wirklich gut darin, Liebeslieder zu schrei-ben. Ich ziehe "Liebe Machen" vor, statt darüber zuschreiben. (alle lachen)Wenn ich zu persönlich schreibe, dann sehe ich, wir dieJungs aus der Band reagieren. Sie gucken dann ziem-lich komisch. (wieder lachen alle)Wir besprechen die Songideen in der Band gemein-sam. Wir reden viel über Themen, die uns in der Welt,in der wir leben, bewegen, so wie alle Freunde das tun.Träume, Ängste, Hoffnungen und all diese Sachen. Ichschreibe dann die Texte über das, was wir gemeinsamdenken. Auf den Konzerten bringen wir unsere Gedan-ken unter die Leute. Die Gedanken von nur fünf Leutenaus der Band vor Tausenden von Leuten im Publikum.So beginnen die Gedanken zu wachsen, denn die Leutesprechen darüber.

Seconds: Denkst du, dass die 80-ger Jahre ein krea-tives Jahrzehnt in der Pop-Musik waren?Cy Curnin: Ja, es war eine großartige Periode für dieMusik. Denk mal, wie wichtig die 80-ger für die Musikim Fernsehen war. MTV wurde geboren und auch mo-dische Elemente waren damit auf einmal sehr wichtig.Großartige Alben wurden in den 80-gern produziert.Erinnere dich an Peter Gabriel und The Police. Die Tech-nik schritt enorm voran und erlaubte eine ganz neueArt der Aufnahme im Studio. Synthesizer wurden sehrnützliche Instrumente und ermöglichten viele neueSounds. Von der kreativen Perspektive gesehen, wares eine sehr interessante Zeit, um Musik zu machen.Und die 80-ger basierten nicht auf einer Zeit davor. Siekopierten nichts, was vorher vergleichbar war. Siewaren wirklich eigenständig. In den Neunzigern ver-suchten die Leute so zu sein wie in den Achtzigern. Für uns ist es keine Frage der Zeit, was wir damals in-stinktiv gemacht und wie wir produziert haben. DieZeit hat so viel verändert, vor allen Dingen im techni-schen Bereich. Studios sind heute weniger ausgebuchtals früher. Heute kannst du mit einem Computerpro-gramm und einem minimalen Budget alles selber ma-chen und du hast heute alle Möglichkeiten, um Musikzu veröffentlichen, wie zum Beispiel im Internet.Die GEMA hat in diesem Land ein riesiges Monopolauf die Musikrechte. Die jungen Leute wollen ihreMusik natürlich im Internet direkt verkaufen und inte-ressieren sich nicht für die Musikrechte. Es ist genugPower da bei den Kids da, aber alles kostet Geld, undGeld wird knapp. So wird dieser Dinosaurier sterbenund ein anderer Weg wird sich zeigen.

Seconds: Die Achtziger waren ja bekannt für die NewWave Ära und deren Bands. Seid ihr eine typische NewWave Band gewesen oder doch eher eine Rock Band?Cy Curnin: Rock Band hört sich definitiv besser an.Wenn wir schon eine der meist unterschätzten Bandssind, haben wir auch einen wirklich unterschätzten Gitarristen, Jamie West - Oram. (alle lachen)Jamie ist wirklich ein brillanter Gitarrist. Das ist übri-gens unser Geheimnis. Wir haben Jamie und Rupert,einen unvorstellbaren Keyboarder. Und natürlich DanBrown, unseren super Bassisten. Er umtanzt mit seinerSpielweise regelrecht die Lyriks.

Seconds: Die Punk Bewegung wurde in den Siebzi-gern mit "neue Welle" umschrieben. Gegen Ende derSiebziger bekam New Wave eine neue Bedeutung. DieAbsicht war, die Rock Musik zurück auf die Straße zubringen. Und sie ist bekanntlich daran gescheitert, dassgewisse Punk Bands, die so genannte "New WaveElite" sich von den Major Labels einkaufen ließen. Wiehabt ihr das alles mitbekommen und wart ihr irgend-wie daran beteiligt?Cy Curnin: Ich denke, Punk Musik hatte den Zweck,den Exzess in den frühen Siebzigern aufblitzen zu las-sen. Punk ist rau, ohne Melodie und sehr energisch.Beim New Wave kam dann die Melodie zurück, undElvis Costello war für mich einer der besten in dieserZeit. Bands wie "The Police" oder "Squeeze" produ-zierten Songs mit tollen Melodien. Die Leute habendiese Melodien gemocht und da-rauf baut New Wave auf. Und na-türlich die Instrumente, wie dieSynthesizer und Keyboards. BeimNew Wave geraten Hammond-Orgel und Co. in Vergessenheit.

Seconds:  Ihr seid jetzt schon solange auf der Bühne. Könnt ihr euchvorstellen, noch länger zu spielenund die "Stones" zu überholen?Cy  Curnin:  (lacht) Oh ja, daswürde ich schon gerne. Im Momentsehe ich mich nicht etwas anderesals Musik machen. Wir hatten wirk-lich tolle Erfolge in unserer Karriere.Die glücklichsten Momente sind

immer die, wo du am erfolgreichsten bist. Aber irgend-wann kommst du an den Punkt, wo andere Dingewichtig sind. Wenn du wirklich frei bist und wenn dudie Balance zwischen Verantwortung und Freiheit ge-funden hast. Diesen Punkt haben wir jetzt erreicht.Jetzt können wir Musik für uns selbst machen und gutspielen. Die Leute mögen uns, kommen gerne zu un-seren Shows und finden, dass wir eine gute Band sind.Für uns ist das genug.

Seconds: Dann ist das für euch jetzt die beste Zeit,voller Kreativität und Inspiration?Cy Curnin: Ja, es ist wirklich eine interessante Zeit,Songs zu schreiben. Die Welt ist wirklich verrückt zur-zeit, aber die Leute sind sehr engagiert und wollenalles wissen. Die ganzen Wirtschaftskrisen, Arbeitslo-sigkeit, die Eurokrise. Ich dachte schon bei unseremersten Konzert in Deutschland, wir würden hoffentlichin D-Mark bezahlt. Aber das ist wohl noch ein bisschenfrüh. Vielleicht nächstes Jahr. (alle lachen)

Seconds: Cy, vielen dank für dieses wirklich tolle In-terview. Cy Curnin: Sehr gerne. Ich weiß, wir waren langeweg. Wir kommen bestimmt wieder nach Köln. Ambesten kommen wir alle sechs Monate und machenhier ein bisschen Krach. (alle lachen)

Seconds: Sehr gerne. Wir würden uns freuen.

disco

Cy CurninJamie West-OramRupert GreenallAdam WoodsDan K. Brown

Discography:Shuttered Room (1982) Reach the Beach (1983) Phantoms (1984) Walkabout (1986) Calm Animals (1988) Ink (1991) Elemental (1998)1011 Woodland (1999)Want That Life (2003)Beautiful Friction (2012)

„ONE OF THE MOST UNDERRATED BANDS, BUT BETTER UNDERRATED THAN OVERRATED.“

Junge Menschen basteln Bilder, Musik und Texte zusammen und stellen sie ins Netz, in Deutschland ist das komischerweise verboten.

„Seconds make minutes that become hours“

30 | Musik secondsszene, kulturen, temperamente

2 CD´s zu verlosenJoan ArmatradingSTARLIGHT

Mail [email protected] läuft bis 28.11.12 - Rechtsweg ausgeschlossen

“Ehrgeiziger Deutschrock, besser als die Bands, die mit so was Erfolg haben” (Visions)

WEIT WEG VON KLISCHEES - Mit Texten zwischenSilbermond großen Gefühlen und SozialkritkVON MICHAELA PAPE UND DIRK CONRADS (INTERVIEW)

Die deutsche Indy-Rockband PARKA gehtnach einem langen Festival-Sommer aufClubtour durch ganz Deutschland. Am12.10. waren sie auch im Underground inKöln zu sehen.Für Kölner ist es ganz klar: Die Männer aufdem Foto stehen mitten auf der ZülpicherStraße – mitten im Szeneviertel rund umdie Uni. Die Läden sind verschwommenaber die drei Musiker sind deutlich auszu-machen. Sie sehen mit den Händen in derTasche fast etwas verloren aus. Es handeltsich um die deutsche Indy-RockbandPARKA. Eigentlich hätten die Musiker zur Beschei-denheit gar keinen Grund. Schon kurznach ihrer Gründung 2006 gelang es derBand, die sich während des Musikstudi-ums an der Hamburger Hochschule ken-nen gelernt hat, den Deutschen Rock- undPop-Preis im Jahr 2007 zu gewinnen. 2011

waren sie dann Support für Die Happy.Trotzdem wirken sie in Interviews und beiFernsehauftritten bodenständig und sym-pathisch.Die Musik pendelt zwischen Muse und Sil-bermond, die Texte zwischen großen Ge-fühlen und Sozialkritik. Die Band gehörtnach eigener Aussage „einer Generationan, die sich politisch und gesellschaftlichpositionieren will, aber ohne die klassi-schen Feindbilder.“ Besonders wichtig sindihnen dabei auch die deutschen Texte, dasie überzeugt sind, in ihrer Mutterspracheviel mehr auch zwischen den Zeilen sagenzu können. Die Texte zu verstehen habeeine höhere Priorität, als nur möglichstviele Menschen zu erreichen.Seit dem 28.09.12 ist nun die Live-DVD„Belagerung der Stadt Rottweil“ auf demMarkt. Zu sehen gibt es einen zweistündi-gen Mitschnitt des Konzertes im ausver-kauften Historischen Pflugsaal zu Rottweil– mit über 50 musikalischen Gästen, diedie bekannten Lieder mit neuen Facetten

präsentieren. Ausschnitte daraus erinnernautomatisch an die Klassiker der „mtv un-plugged“-Reihe. In intimen Rahmen ist dieBand hier ganz nah bei ihren Fans und esentsteht eine Interaktion mit dem Publi-kum, die weit über das normale Konzert-erlebnis hinausgeht. Eine Besonderheit dieser DVD macht dieBand auch gleich noch ein Stückchen sym-pathischer – verkauft wird nach dem Zahl-was-du-willst-Prinzip. Egal wie viel dieDVD den Fans wert ist, sie bekommen sievon der Band zugeschickt. Unwillkürlichkommt wieder das Foto ins Gedächtnis.Eine Band, die ihren Traum lebt und ihnmit ihren Fans teilen will, ohne die übli-chen kommerziellen Interessen im Vorder-grund. Drei ganz normale Jungs eben.Seconds traf den Sänger der Band"PARKA", Martin "Fly" Fliegenschmidtvor dem Konzert ihrer "Raus - Tour" imKölner Underground und sprach mit ihmüber Generationen, Positionen und man-nigfaltige Sehnsüchte.

Seconds: Ihr wollt mit eurem ersten Album "Raus" zeigen, dassihr einer Generation angehört, die sich politisch und gesellschaft-lich positionieren will, aber ohne die klassischen Feindbilder.Läuft man da nicht Gefahr, falsch verstanden zu werden?Fly:Wenn man seine Meinung äußert, besteht immer das Risiko,dass es jemanden gibt, dem das nicht passt. Aber wir denkenauch, dass es für unsere Generation schwieriger geworden ist,sich heutzutage zu positionieren, vor allem politisch und gesell-schaftlich. Politisch allerdings in Bezug auf die Identität und wogehöre ich denn nun hin, als aktiv zu sein. Die ganzen Links -und Rechtsideologien, bis auf die extremen Seiten, die eh be-kloppt sind, machen es nicht leicht, sich zu positionieren. DieWelt, in der wir leben, ist so komplex geworden, und man ist lei-der ganz oft Teil dessen, was man eigentlich ablehnen würde,nur weil man in diese Konsumschleifen gepresst wird.

Seconds: Und welche Feindbilder meint ihr?Fly: Das ist es ja. Die gibt es ja nicht mehr. Ein Beispiel: mankann es sich heute einfach machen und sagen, die vielen schlim-men Konzerne produzieren zu unmenschlichen Arbeitsbedingun-gen und Löhnen in Asien oder sonst wo, aber ich kaufe trotzdemdas Produkt, denn es ist angesagt und ich muss es unbedingthaben, so wie das neue iPhone. Das Ding enthält so viele Roh-stoffe und Materialien, die unter unmöglichen Bedingungen vonMenschen abgebaut werden.

Seconds: Ihr wendet euch textlich Euren eigenen Zweifeln undSehnsüchten zu. An was zweifelst du manchmal und welcheSehnsüchte hast du?Fly: An mir selber.

Seconds: Warum?Fly: Puh, aus vielen Gründen. Aber ich bin schon jemand, dergenauso sehr wie er hofft und an etwas glaubt und für etwassteht, auch daran zweifelt. Im besten Fall überwiegt dann unterdem Strich das Positive, trotzdem bin ich im Zweifeln groß. Dasist bei uns allen in der Band so und es gehört dazu. Bei mir istes sehr ausgeprägt, aber man wächst ja schließlich mit jederKrise.

Seconds: Und die Sehnsüchte?Fly: Die sind sehr mannigfaltig. (lacht) Jetzt gerade ist es meineSehnsucht nach etwas Kühlem zu trinken und vor der Show nochetwas zur Ruhe zu kommen, und nachher einen geilen Gig zuspielen, und dass die Leute hier Spaß haben, und wir mit ihnenfeiern können. Das ist eine sehr naheliegende Sehnsucht.

Seconds: Euch gibt es jetzt seit vier Jahren. Ihr habt in der Zeitzwei EPs, das Debüt-Album "Raus" und jetzt die Single "Immerein für Immer" herausgebracht. Aber ihr habt mehr als einhun-dertfünfzig Konzerte gespielt. Habt ihr euren Fokus mehr auf dieLivegigs als auf die Produktion gelegt?Fly: Wir haben immer versucht, so viel wie möglich live zu spie-len, und haben noch nie so viel wie in diesem Jahr gespielt. Wirhaben uns am Anfang erst musikalisch finden müssen und woll-ten nicht direkt ein Album aufnehmen. Wir wollten halt Live-Er-fahrungen sammeln.

Seconds: Pop-Rock Musik mit deutschen Texten ist seit einigerZeit wieder richtig angesagt. Woran lag das eurer Meinung nachoder wer oder was waren die Auslöser? Vielleicht Bands wie "Sil-bermond" oder "Wir sind Helden"?

Fly: Klar. Auf jeden Fall haben diese Bands am Anfang der "Nul-lerjahre" mit deutschen Gitarren - Rock aufgetrumpft und Türengeöffnet. Nach den Neunzigern mit dem ganzen "Technoge-fratze" war die Zeit ganz einfach wieder reif dafür. Nach meinermusikalischen Sozialisation in den Neunzigern erinnere ich michan eine deutschsprachige Rock-Band, die ich geil fand. Das war"Selig". Sonst gab es da nichts, das fing erst später wieder an.Klar, es gab die "Toten Hosen" und "Die Ärzte", die immer somitgelaufen sind, aber die sind wie "Grönemeyer" oder "Lin-denberg". Die waren schon immer da und man kann sich nichtvorstellen, dass die irgendwann mal nicht mehr da sind.

Seconds: Drei Jungs und ehrgeiziger Deutschrock. Ihr seid an-ders als die meisten Bands dieses Genres. Wie seid ihr die Sacheangegangen, so musikalisch anders zu sein, ohne in gängige Kli-schees zu fallen oder irgendwelchen Trends nachzugehen?Fly: Jede Band möchte natürlich anders und eigenständig klin-gen. Wir haben zwei EPs gebraucht, um diesen Weg zu findenund haben uns dann entschieden, das Debüt-Album komplettalleine aufzunehmen und zu produzieren. Wir haben einen Weggefunden, um deutsche Texte mit einer Ernsthaftigkeit und einergewissen Tiefe zu verbinden, aber mit einer Musik, die eher imenglischsprachigen Bereich zu finden ist. Wie etwas Großes, zu-weilen Düsteres, und wie Stadion-Rock sollte es klingen. Wir nen-nen es spaßeshalber "Angeber-Rock", weil es manchmal so aufdicke Hose gemacht ist. Aber genau so sollte das Album auchsein. Laut, dreckig und dass es sprichwörtlich was "auf die Fressegibt".

Seconds: Eure Lyrics treffen mitten ins Gefühlszentrum undzeichnen ein Bild der jetzigen Generation von Jugendlichen. Wiekommen die Texte zustande?Fly: Wir schreiben die Musik zusammen. Die Texte schreibe ich,und Jonny und Raphael sind meine ersten Korrekturinstanzen.Die Texte kommen von überall her. Es ist selten so, dass ich etwaserlebe und denke, da könntest du einen Text drüber schreiben.Es ist eher so, dass man Dinge und Erlebnisse erzählt bekommt,die jemanden bewegt haben und man selber erkennt etwasdavon in sich wieder. Das brodelt dann in mir wie eine Suppeund irgendwann kocht der Topf über, und dann schreibe ich einenText. Es können erst zwei Textzeilen mit Musik sein. Es entstehteine Art musikalisches Gewand und dann weiß ich, dass ich denText zu Ende schreiben kann, weil es das Gefühl trifft, was ichmit Worten erst gar nicht umschreiben konnte. Aber die Textesind immer aus dem echten Leben. Es ist wirklich ganz selten,dass ich mich hinsetzen muss und denke, boah heute muss icheinen Song schreiben. Das funktioniert dann meistens nicht, weilich es als Sänger mit meiner Band so nicht singen kann.

Seconds: Letzte Frage. Wie seid ihr auf den Namen PARKA ge-kommen? Wenn man euch googelt, findet man immer zuerst dasgute, grüne Kleidungsstück.Fly: Ja, das ist Fluch und Namensgeber zugleich. (lacht) Das warin einer kalten Winternacht, zwei von uns dreien hatten einenParka an und schwupp war der Name geboren. Wir fanden, esklingt gut, es sieht geschrieben gut aus, und die Assoziation Mi-litärbekleidungsstück, und dann als Gegensymbol der 70-ger Ju-gendbewegung umgemünzt, später dann nur noch Mode-Accessoire, diese Bedeutungsverschiebung fanden wir gut.

Seconds: Und wir finden PARKA gut. Vielen Dank für das Interview.

PARKADrei ganz normaleJungs in Köln

Foto@Felix Hild-www.felixhild.de

FLAMMABLE TEMPERAMENTE

444 4

SPONTANEOUS

CULTURESCENEDANGEROUS November| 31

HingehenJoan ArmatradingSTARLIGHT Tour

Ein neues Kapitel ihrer Karriere schlägt Joan Armatrading mit „Star-light“, dem 18. Studio-Album seit 1972, auf. War ihre Grammy-nomi-nierte CD „Into The Blues“ (2007), mit dem sie als erste britischeKünstlerin auf Platz eins der Billboard-Blues-Charts eingestiegen istund sich in den Deutschen Charts behauptete, ausschließlich dem ti-telgebenden Genre gewidmet, so war ihr Folgealbum „This CharmingLife“ (2010) dem Rock verschrieben und konnte sich ebenfalls in denDeutschen Charts platzieren.

Joan Armatrading, deren Name bislang für einen Mix der verschie-densten Musikrichtungen stand, widmet sich mit dem dritten AlbumIhrer Genre-Trilogie dem Jazz. Dies allerdings getreu dem ureigensten Verständnis der Sängerin,die mit Songs wie „Love And Affection“, „Show Some Emotion“, „Drop The Pilot“ und „Willow“bekannt geworden ist.Joan Armatrading ist am 26.11.2012 in Köln im Gloria zu sehen und zuhören. Seconds berichtet natürlich vom Konzert. Infos:VVK: 30,- Euro (zzgl. Geb.) / AK: 35,- EuroEinlass: 19:00 Uhr / Beginn: 20:00 Uhr - www.joanarmatrading.com - www.gloria-theater.com

Gloria Theater

Montag

26.1120:00 Uhr

Musikschnipsel

Bruno Mars meldet sich zurück

Vor wenigen Tagen kehrte Bruno Mars mit

seiner neuen Single "Locked Out Of Hea-

ven" sensationell zurück, nun folgt der

nächste Streich: Montag Abend hat das offi-

zielle Musikvideo zu "Locked Out Of Hea-

ven" seine Premiere bei Myvideo.de

gefeiert!

"Locked Out Of Heaven" ist die erste Single

vom kommenden Album "Unorthodox Juke-

box" von Bruno Mars, das am 7. Dezember

erscheint. Der Nachfolger zum Welt-Erfolg

"Doo-Wops & Hooligans" wurde von dem

27-Jährigen im vergangenen halben Jahr in

seinem Levcon-Studio in L.A. aufgenommen,

das er zusammen mit seinen Produktions-

partnern Philip Lawrence und Ari Levine

alias The Smeezingtons betreibt.

Infos im Netz: www.brunomars.de

Sarah MacDougall ”

Folk”

Mittwoch, 14.11.2012

Kulturcafe / 20:00 Uhr

LIChTUNG - Eintritt frei

Sara MacDougall gilt mit ihren dynamischen

Songs, virtuosem Gitarrenspiel und atembe-

raubender Stimme als der Newcomer der

Kanadischen Folkmusik Szene

Mit ihrem selbstproduzierten Debutalbum

„Across the Atlantic“ aus 2009 gelangte sie

in die Top Ten der Singer-/Songwriter Alben

des Jahres. Ein kanadisches Musikmagazin

nannte die geborene Schwedin „einen der

vielversprechendsten schwedischen Exporte

seit Abba“. Auch ihr aktuelles Album „The

Greatest Ones Alive“, erschienen im August

2011, war ein durchschlagender Erfolg.

Daisy Chapman

Donnerstag, 22.11.2012 - Cafe / 20:00 UhrKulturcafe Lichtung - Eintritt freiMit Piano, Loopstation und Ihrem Gesang

hat sich Daisy Chapman als „Female Voca-list“ in den letzten Jahren durch intensivesTouren in Europa eine Eigenständigkeit erar-beitet. „Shameless Winter“ – ihr neuesAlbum, ist ein ehrlicher und schöner Berichtüber das nicht zu Hause sein und der Verfol-gung eines Traums. Ob es ein Lied ist, wel-ches die bitterkalten Winter in Europabeschreibt, während man alleine reist oderschwarzhumorige Geschichten über vomPech verfolgte Reisen - die Lieder von DaisyChapman`s neuem Album sind sowohl klug,als auch wunderschön geschrieben und soll-ten unbedingt live erlebt werden.

Udo Lindenberg macht MutIm Frühjahr, als der Panikrocker mit fliegendem

Zeppelin, Tänzern, Gastsängern und dem Panik-

orchester durch Deutschland tourte, war ein

Mann immer dabei: Hannes Rossacher, renom-

mierter Video- und Musik-Doku-Regisseur, hatte

seine Kamera konstant im Anschlag. Das Ergeb-

nis ist der abendfüllende Film "Mit Udo Linden-

berg auf Tour: Deutschland im März 2012 - Ein

Roadmovie". Randvoll mit Interviews, Back-

stage-Aufnahmen, Statements aus Udos engs-

tem Umfeld und natürlich Bildern von derBühne, ist dieser Film dichter dran als alles, was

bislang über den Vater der deutschen Rockmusik

zu sehen war. DVD und Blu-ray erscheinen am 26. Oktober,

aber schon jetzt gibt's die Single "Das Leben"

als kleinen Vorgeschmack. Einen rührenden, Mut

machenden Song über eines von Udo Linden-

bergs zentralen Themen: das Aufstehen und Wei-

termachen, auch wenn man ganz und gar down

ist. Die Single "Das Leben" erschien bereits im

Oktober.Udo im Netz: www.udolindenberg.de

Dienstag, 06. November 2012 | 20:00BILL EVANS - »Soulgrass«

Donnerstag, 08. November 2012 | 20:00peter protschka - »Konzert« "Peter Protschka- Kindred Spirits"

CD Release

Freitag, 09. November 2012 | 20:00Enesco re-Imagined - »Konzert«Samstag, 10. November 2012 | 18:00

Ausstellung: KUNST ZÜNDETMittwoch, 28. November 2012 | 20:00heinrich von Kalnein 

& KAhIBA»Konzert«

KANTINE pArTYS:

Jeden Mittwoch ab 20Uhr: 

MY GENERATION–Die Party ab 30

& House Club (7.,14.,21.28.11.12)

Jeden Freitag ab 21 Uhr:

X-NIGHT SPECIAL (2.,9.,16.,23.30.11.2012)

Jeden Samstag ab 22 Uhr: GENERATI-

ONS NIGHT – DISCO

(3.,10.,17.,24.11.2012)

So.: 18.11.12 MUSIK & TröDELMArKT

von 11-18 Uhr – Eintritt frei!!!

YArD CLUB pArTIES:

Samstag ab 21 Uhr: ALL ABOUT 50

3.11.& 17.11.12

Jeder 4.Samstag: 22 Uhr: ELECTRONIC

BODY MUSIC 24.11.2012

32 | Musik secondsszene, kulturen, temperamente

VIZAMultiKultiRockaus den USA

wenn  Musiker  unterschiedlicher  herkunftund  Kultur  aufeinander  treffen,  kann  dassehr spannend werden. So auch im Fall derUS-amerikanischen Band VIZA. Die Bandmit-glieder spielen zum Teil auf Originalinstru-menten  ihrer heimatländer.  Ihre Musik  istenergiegeladen und verschmilzt mit rhyth-mus  und  Traditionen  aus  dem  MittlerenOsten  und  den  modernen  Elementen  derrock-Musik und des heavy Metals. VIZA (frü-her VISA) wurde 2004 von K`noup Tomopou-los, dem Sänger und Gitarristen der Bandgegründet.  K`noup hatte  die  ersten  Ideenzum Bandprojekt "VIZA" schon im Jahr 2000.VIZA leitet sich von Visum ab und betont denmultikulturellen Aspekt und die musikalischereichweite der Band. 

Seconds traf Andrew Kzirian und Chris Daniel vonVIZA im Kölner Underground, kurz vor dem Start derEuropa-Tournee von Serj Tankian (System Of ADown), mit dem sie zusammen unterwegs sind.

promo-Zwischenstopp in Köln

Seconds: Ihr seid in Köln auf Zwischenstopp für eurePromotion und fahrt morgen zum Tourauftakt nachLondon. Bevor wir euch die Ausreisegenehmigung er-teilen, haben wir noch ein paar Fragen an euch.Wie habt ihr euch in den USA kennen gelernt undseid ihr dort geboren?Andrew: Viele von uns sind in den USA geboren,aber einige sind auch aus ihren Heimatländern in dieUSA gegangen, als sie sehr jung waren. Wir habenuns alle in Los Angeles getroffen. Das passiert, wennman mit anderen Musikern arbeitet oder in anderenBands spielt.

Armenische Kultur wird erhalten

Seconds: Ist es sehr schwierig, mit Migrationshin-tergrund in den USA zu leben?Chris: Viele Armenier leben hier und es ist anderesals zu Hause. Wir versuchen, die armenische Kulturhier in den USA zu erhalten.

Seconds: Meinst du, es ist einfacher in Europa?Chris: Aus unserer Erfahrung, ja. Besonders was un-sere Musik betrifft. Die Europäer sind viel offener invielen Dingen. Andrew: Die USA ist ja offensichtlich durch Emig-ranten aufgebaut worden. Das ist die Basis oder dieGrundlage der USA. In den USA gibt es viele multi-kulturelle Aspekte in der Gesellschaft, aber sie brin-gen es anders zum Ausdruck.

Seconds: Was ist die Idee hinter eurem Bandna-men?Andrew: Die Idee ist das, was wir schon gesagthaben. Das Multikulturelle in der Band. Jedes Band-mitglied hat ja eine andere Herkunft, andere kultu-relle Einflüsse und Traditionen. Das wollen wirvereinen. Die Band ist wie ein großes Mosaik mit alldiesen unterschiedlichen Aspekten. Das hörst du inden Songs, die wir spielen. Und natürlich die tradi-

tionellen Instrumente, die wir spielen. Wir haben auchviele musikalische Einflüsse von den Bands, die wirselber hören. Und der Name VIZA ist Programm. Wirbenutzen ihn als eine Art Audiopassport. Das betontdie Reichweite der Musik.

Traditionelle wurzeln und Instrumente

Seconds: Eure traditionellen Instrumente macheneuch ja bekanntlich aus. Wie schwierig ist das, alldiese musikalischen Wurzeln unter einen Hut zu bringen?Andrew: Das ist lustig. Du stellst die Frage und hastgenau die beiden da, die diese Instrumente spielen.Ich spiele die Oud und Chris die Duduk. Wir spielendiese traditionellen Instrumente in einer sehr inno-vativen Art und Weise. Wir machen Sachen mit denInstrumenten, die noch keiner vor uns gemacht hat.(lacht) Wir spielen halt Rock-Musik mit diesen Instru-menten.

Seconds: Eure Musik ist ja in vielen Belangen über-haupt nicht kommerziell. Wie sehr ihr das?Andrew: Darüber haben wir uns keine Gedankengemacht. Die letzten beiden Alben haben ja den Weggezeigt, den wir betreten haben. Wir vermischenHard-Rock mit Elementen der Zigeunermusik undElementen der Musik aus dem Mittleren Osten undHeavy Metal. Ob das kommerziell ist oder nicht, über-lassen wir unseren Fans. Die scheinen das auf jedenFall zu mögen. (lacht)

Seconds: Kommen wir mal zu den Live-Shows. Alldiese verschiedenen Instrumente abzumischen, stelleich mir total schwierig vor. Wie schafft euer Tontech-niker diesen Job? Ist er kurz vor dem Burn-Out?Chris: Nein, wir sind sehr glücklich mit ihm. Er mussuns persönlich und musikalisch verstehen. Wenn wirihn mal nicht dabei haben und uns auf die Technikerder jeweiligen Location verlassen müssen, kann esschon mal kritisch bei uns werden. (lacht)

Seconds: Wie viele Musiker seid ihr aktuell in derBand?Chris: Wir sind sieben. Wir waren mal neun, aberzwei Bandmitglieder haben uns vor einem halbenJahr leider verlassen.

Show me the way to the next whisky bar -oh don`t ask why!

Seconds: Ihr habt einen "Doors"-Song gecovert undals Single herausgebracht. Was war der Auslöser für"Alabama Song (Whisky Bar)"?Andrew: Oh ja, die Doors. Viele von uns haben dieDoors gehört und sind mit ihnen aufgewachsen. DieDoors haben ja schon andere Bands und Musiker be-einflusst. Die haben ihre Zeichen in der Musik auf derganzen Welt gesetzt. Und der Alabama Song ist einKlassiker. Das ist ein Song zum Chillen. Wir haben ihnin den VIZA - Stil umgesetzt. Wir haben den Grooveund das Arrangement geändert.

Seconds: Der Song ist schneller geworden.Andrew: Oh ja. Du musst dir anschauen, was Chrisbei dem Song live macht. (lacht)

Außerdem haben wir ein bisschen Elektronik in denSong gepackt. Das war ein cooles Experiment für uns.Mit einem bisschen Dubstep in einigen Sektionen.

Seconds: Welche musikalischen Einflüsse, speziellin der Rock-Musik habt ihr?Chris:  ich bin mit den Klassikern aufgewachsen.Doors, Deep Purple, Led Zeppelin, Rush, Pink Floyd.Irgendwann habe mich dann mit den modernerenBands beschäftigt. Wie Tool, Rage Against The Ma-chine oder System Of A Down. Natürlich auch arme-nische Musik.Andrew: Rage hat uns sehr beeinflusst. Die habenwirklich eine sehr "powervolle" Botschaft in ihrerMusik, wie "Freiheit ist wichtig" oder "steh` auf fürdeine Rechte". Diese Kombination mit ihrer wirklichharten Musik bleibt haften.

harakiri-Tour 2012

Seconds: Jetzt seid ihr mit Serj Tankian auf Tour. Wiekam das zustande? Habt ihr ihn angerufen und ge-fragt?Andrew: (lacht) Nein, wir sind schon seit Jahren mitSerj befreundet. Er kam irgendwann mal zu einemKonzert unserer Band und fand das sehr interessant.Wir tourten schon vor zwei Jahren mit ihm und er ist

der Produzent unseres letzten Albums. Er hat schonSongs mit uns gesungen und wir arbeiten gerne mitihm. Als er seine aktuelle Tour plante, hat er uns ge-fragt, ob wir mit ihm auf Tour gehen. Das hat uns sehrgefreut und wir waren echt stolz.

Seconds: Wo ist es einfacher zu spielen? In den USAoder hier?Chris: Einfacher kann man schlecht sagen. Die Fansin Europa können besser mit unserer Musik umge-hen. Sie sind viel offener, wie ich vorhin schon sagte.Sie sind viel freier als in den USA und ich fühle michin Europa halt zu Hause. Unsere Live-Shows sind soenergiegeladen. Du musst das sehen. Und die Fanshier in Europa gehen da voll mit.

Seconds: kommt ihr noch mal nach Köln?Andrew: Wir waren schon hier. Im E-Werk und auchhier im Underground. Die nächste Show ist in Ober-hausen. Aber wir spielen bestimmt wieder in Köln.

Seconds: Und eure Zukunftspläne?Andrew: Noch mehr touren und noch viel mehr Songsschreiben. (lacht)

Seconds: Ja hoffentlich. Vielen dank euch beiden fürdas Interview.

Show me the way to thenext whisky bar - ohdon`t ask why!

KöniglicherKlang Jay Alexander und das Royal Philharmonic Orchestra mit klassischen Weihnachtsliedern auf einerSolo CD - (VÖ 01.11.2012)

Adventszeit, Ankunftszeit. Mit einer Eigenproduktionvon vierzehn klassischen Weihnachtsliedern kommt derTenor Jay Alexander in Begleitung des Royal Philharmo-nic Orchestra, London, auf den Markt. Jay Alexander, derim Dezember auf großer Marshall & Alexander Weih-nachtstournee in Deutschlands Kirchen zu hören ist, hat sich für die Produktion, die in London undim badischen Karlsdorf eingespielt wurde, eine kreative Auszeit von den Tourneevorbereitungen ge-nommen.

Jay Alexander zu dem Impuls für sein neues Soloalbum: „Die klassischen Weihnachtslieder sind inihrer Ursprünglichkeit und damit auch in ihrer fröhlichen Feierlichkeit eigentlich kaum von einer mo-dernen Komposition zu übertreffen.“ Immer wieder erscheinen neu komponierte Weihnachtslieder,die versuchen, alltägliche und beliebige Befindlichkeiten „weihnachtlich“ zu thematisieren, wie un-zählige andere Popsongs auch. Einige wenige davon haben sich auch schon seit JahrzehntenStammplätze als moderne Weihnachtslieder in den Repertoires und Playlisten gesichert. Nebendem weltberühmten Londoner Orchester begleiten der Chor des Staatstheaters Karlsruhe, der Kna-benchor Cantus Juvenum Karlsruhe, Gaby Kiessling (Zither), Marc S. Baute (Gitarre) und Uwe Kes-selbach (Mundharmonika) den Tenor Jay Alexander. Der Sänger verkörperte bereits zahlreichePartien an verschiedenen Opernhäusern und sorgt mit Marshall & Alexander seit mehr als zehn Jah-ren deutschlandweit für ausverkaufte Häuser.

Das Album mit den vierzehn klassischen Weihnachtsliedern „Weihnachten mit Jay Alexander unddem Royal Philharmonic Orchestra“ kommt am 1. November 2012 in den Handel. Mit in den Vertrieb soll die gehobene Gastronomie eingebunden werden. Dazu Jay Alexander:„Bald beginnt die Adventszeit. Eine Zeit der Beschaulichkeit, der inneren Einkehr, des stillen Genie-ßens. Eine Zeit der Düfte und Aromen, die ganz selbstverständlich diese fröhliche Stimmung verkün-den. Aber auch eine Zeit der warmen, ebenso heiteren wie besinnlichen Klänge. Eine Zeit, für dieman sich Zeit nimmt.“

INTERVIEW: DIRK CONRADS